Essen. Die Corona-Pandemie endete 2023, der Krankenstand erreichte aber Rekordniveau. Das liegt vor allem an einer Krankheitsgruppe.

Es schniefte und nieste von allen Seiten: 2023 meldeten sich in NRW so viele Arbeitnehmer krank wie lange nicht. Das geht aus einer Analyse der Krankenkasse DAK-Gesundheit hervor, die dieser Redaktion exklusiv vorliegt.

Demnach hat jeder und jede Beschäftigte rein rechnerisch an 21 Tagen im Betrieb krank gefehlt. Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ist landesweit um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die DAK spricht von einem Rekordniveau. Der Krankenstand lag mit 5,7 Prozent etwas über dem Bundesdurchschnitt (5,5) - das heißt: An jedem Tag von Januar bis Dezember waren im Durchschnitt 57 von 1000 Arbeitnehmenden krankgeschrieben.

Husten, Schnupfen, Fieber verursachten jede fünfte Krankmeldung

Grund für die hohen Zahlen: Vor allem Atemwegserkrankungen wie Erkältungen, Bronchitis und Grippe haben die Menschen in NRW massiv geplagt. Jede fünfte Krankmeldung ging darauf zurück.

Kitas und Schulen waren ebenso wie viele Betriebe von der Infektionswelle geprägt. Viele Kitas hatten zeitweise in den Notbetrieb umgestellt, weil bis zu einem Fünftel der Beschäftigten krank fehlte. In den ohnehin vom Lehrermangel gebeutelten Schulen liefen die Lehrerzimmer mehr. Laut DAK-Analyse ist die Zahl der Krankmeldungen wegen Atemwegsinfekte um elf Prozent gestiegen. 2023 gab es 422 Fehltage pro 100 Versicherte und Jahr.

Krankenkassenchef: Infektionswelle befeuert Fachkräftemangel

Klaus Overdiek, NRW-Chef der DAK-Gesundheit, sprach von einer starken Belastung auch für die Wirtschaft. „Die hohen Fehlzeiten beeinträchtigen die Arbeitsabläufe vieler Betriebe und Behörden – besonders dann, wenn die Personaldecke durch den Fachkräftemangel bereits ausgedünnt ist.“ Insbesondere in Zeiten des zunehmenden Personal- und Fachkräftemangels müsse Gesundheit am Arbeitsplatz eine hohe Priorität bekommen. Overdiek verwies auf das „Betriebliche Gesundheitsmanagement“. „Wir unterstützen Unternehmen gerne mit unseren Angeboten.“

Auch Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems sorgten für viele Fehltage, gefolgt von psychischen Diagnosen. Dazu gehören Depressionen und Angststörungen. Je 100 Versicherte kommt die DAK auf 337 Fehltage im Jahr infolge einer psychischen Erkrankung – ein Plus von 7,2 Prozent.

Zwei Drittel der Beschäftigten waren 2023 mehrfach krankgeschrieben

Auch bundesweit hat der Krankenstand einen neuen Höchststand erreicht. Im Schnitt sei jeder Beschäftigte 20 Tage krank gewesen, teilte die DAK unlängst mit. Deutlich mehr als die Hälfte der Arbeitnehmenden war demnach im vergangenen Jahr mindestens einmal krankgeschrieben, 64 Prozent sogar mehrfach. Nur rund ein Drittel der Beschäftigten war gar nicht krank.

Für die NRW-Analyse wertete das Berliner IGES Institut die Daten von 419.000 erwerbstätigen DAK-Versicherten aus. Gezählt wurden Kalendertage einer Krankmeldung. Die Ergebnisse können auf die Gesamtbevölkerung übertragen werden. Analysen von Krankenkassen berufen sich auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen, die oft erst ab drei Tagen einer Erkrankung abgegeben werden.

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