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Gesundheit Aufwachen nach Koma

Was „Bewusstsein“ für Schumacher bedeuten kann

Das Bild zeigt Michael Schumacher im Oktober 2012. Jetzt gibt es erste positive Zeichen aus Grenoble Das Bild zeigt Michael Schumacher im Oktober 2012. Jetzt gibt es erste positive Zeichen aus Grenoble
Das Bild zeigt Michael Schumacher im Oktober 2012. Jetzt gibt es erste positive Zeichen aus Grenoble
Quelle: AFP
Nach einem tiefen künstlichen Koma müssen Patienten wie Schumacher viele Hürden überwinden. Kommen zu geöffneten Augen und selbstständiger Atmung Zeichen des Bewusstseins, ist das Gröbste überstanden.

Wenn Patienten, wie Michael Schumacher seiner Managerin Sabine Kehm zufolge, nach einem langen künstlichen Koma erste Momente des Bewusstseins zeigen, ist das ein sehr gutes Zeichen. Denn es bedeutet nicht nur, dass der Betroffene langsam aus der Langzeitnarkose erwacht. Es bedeutet auch, dass er nicht im sogenannten Wachkoma verbleibt.

Das Wachkoma ist für viele Patienten mit schweren Schädel-Hirn-Traumata die erste Stufe nach dem tiefen Koma: Etwa ein Drittel gleitet nach der Reduzierung der Narkosemittel in einen Zustand, der auch Apallisches Syndrom genannt wird. Die Patienten sind dabei wach, sie öffnen ihren Augen, atmen selbstständig und haben einen mehr oder weniger regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus.

Doch sie zeigen nur Reflexe – sie reagieren nicht auf ihre Umwelt und nehmen keinen erkennbaren Kontakt zu ihr auf. Für viele Betroffene ist dies ein Übergangszustand, der fast jede denkbare Länge annehmen kann. Manche verbleiben auch zeit ihres Lebens im Wachkoma. Das Problem ist: Es ist anfangs oft schwer zu erkennen, ob der Patient zumindest zeitweise bei Bewusstsein ist oder nicht.

Fixieren ist ein wichtiges Zeichen

Die ersten Anzeichen dazu, sagt Andreas Zieger vom Evangelischen Krankenhaus in Oldenburg, sind oft minimale Bewegungen der Augen, Lippen oder Gliedmaßen. Besonders das kurze Fixieren mit den Augen gilt als Anhaltspunkt, dass der Patient seine Aufmerksamkeit zumindest in einigen Momenten steuern kann. Häufig, so der Facharzt für Neurochirurgie, zeige sich aber auch Unmut oder Schmerz als Erstes, etwa über sehr leichte Mundbewegungen.

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Dieses minimale Antwortverhalten und der Versuch, Kontakt aufzunehmen, geschehe aber gerade anfangs nur inselartig und zeige sich auch bei jedem Patienten anders. Häufig setzen Mediziner daher zur Unterstützung und zur Provokation von Reaktionen vertraute Musik oder Gerüche ein, vereinzelt sogar Tiere. Bei vielen funktioniere Letzteres besonders gut, so Zieger.

Doch einige Patienten können nicht reagieren, auch wenn sie ihre Umgebung bereits wahrnehmen und antworten wollen. In der Vergangenheit wurden solche Betroffenen manchmal fälschlicherweise als wachkomatös eingestuft, obwohl sie bei Bewusstsein waren. Daher versuchen Mediziner inzwischen auch mit anderen Methoden, den Grad der Bewusstheit zu erfassen.

Antwortverhalten direkt im Gehirn messen

So lassen sich mittlerweile durch eine genaue Beobachtung der Veränderung der Herzrate und der Gehirnströme, die über ein EEG gemessen werden, Hinweise darauf sammeln, ob und wann ein Patient auf Außenreize reagiert. Erkennt das Gehirn etwa bekannte Stimmen oder Gesichter, so hat das direkte Auswirkungen auf die Messwerte.

Die Inseln des Bewusstseins werden mit der Zeit größer – und stellen neue Herausforderungen an den Patienten. Denn nach dem Erwachen findet er sich in einer subjektiv völlig veränderten Welt wieder. Oft hat er Wochen oder gar Monate weitgehender Erinnerungslosigkeit hinter sich, kann sich an den Unfall selbst nicht mehr erinnern und erkennt Angehörige nicht oder nicht immer.

Und wenn auch diese Phase gemeistert ist und die Betroffenen wieder in der Realität gelandet sind, beginnt die nächste große Schwierigkeit: Je nachdem, wie gravierend die bleibenden körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen infolge des Unfalls oder der zugrunde liegenden Krankheit sind, müssen sich die Betroffenen an ein neues, eingeschränkteres Leben gewöhnen.

Die wesentlichsten Verbesserungen aller Funktionen sind in den ersten zwei Jahren nach dem Unfall möglich – doch bei den meisten Betroffenen mit schweren Hirnschäden ist eine völlige Wiederherstellung aller Gehirnfunktionen und Fähigkeiten kaum zu erreichen.

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