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Gürteltiere können Menschen mit Lepra infizieren

Lepra durch Gürteltiere – Forscher haben erstmals Infektionen in USA nachgewiesen. Das Wachsmodell (r.) zeigt Lepra Tuberosa. Lepra durch Gürteltiere – Forscher haben erstmals Infektionen in USA nachgewiesen. Das Wachsmodell (r.) zeigt Lepra Tuberosa.
Lepra durch Gürteltiere – Forscher haben erstmals Infektionen in USA nachgewiesen. Das Wachsmodell (r.) zeigt Lepra Tuberosa.
Quelle: pa
Wie können Menschen in den USA an Lepra erkranken, obwohl sie den Kontinent nie verlassen haben? Ein internationales Forscherteam hat nun die Antwort gefunden.

Menschen können sich bei Gürteltieren mit Lepra anstecken. Das hat ein internationales Forscherteam mit Hilfe von DNA-Analysen nachgewiesen. Ihr Ergebnis stellen die Wissenschaftler aus der Schweiz und den USA im „New England Journal of Medicine“ (NEJM) vor.

Dass Gürteltiere Träger des Lepra-Erregers Mycobacterium leprae sind, war bekannt. Bislang war aber nicht bewiesen, dass diese Tiere den Menschen mit Lepra infizieren können.

Die Forscher der polytechnischen Hochschule (EPFL) von Lausanne und der Staatlichen Universität von Louisiana (USA) untersuchten die Bakterien bei insgesamt 50 Patienten und 33 wild lebenden Gürteltieren im Süden der USA.

Die meisten Patienten (28) hatten sich bei Reisen nach Europa, Brasilien und Asien infiziert: Denn in diesen Fällen konnte der genetische Stempel von Stämmen des Lepra-Bakteriums nachgewiesen werden, die in den jeweiligen Ländern zu finden sind.

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Doch bei 22 Patienten, die die USA nie verlassen hatten, entdeckten die Wissenschaftler einen speziellen Stamm des Lepra-Erregers, der auch bei 28 Gürteltiere in ihrer Region vorkam. Da es sich um einen bisher noch unbekannten Stamm des Lepra-Bakteriums handelt, schließt das Forscherteam einen Irrtum aus.

Warum Gürteltiere für den Erreger empfänglich sind, steht nach Angaben des Teams nicht fest. Vermutet wird, dass sie wegen ihrer vergleichsweise niedrigen Körpertemperatur von 32 Grad Celsius ideale „Brutkästen“ für die wärmeempfindlichen Lepra-Bakterien sind. Die Autoren der Studie empfehlen deshalb, häufigen direkten Kontakt mit diesen Tieren zu meiden und vor allem ihr Fleisch nicht zu verzehren.

„Das Letzte, was wir möchten, ist Panik zu schüren und ein Abschlachten der Gürteltiere anzustacheln“, sagte Stewart Cole aus Lausanne. Der beste Schutz sei Vorsicht und Aufklärung.

Lepra-Bakterien zerstören die Haut und Schleimhäute und befallen Nervenzellen. Zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit können viele Jahre vergehen. Lepra ist heute heilbar.

Gürteltiere (Dasypodidae), in spanischsprechenden Ländern Armadillos genannt, kommen ausschließlich in Süd- und Mittelamerika sowie den Südstaaten der USA vor. Von den Lepra-Bakterien wird angenommen, dass sie vor etwa 500 Jahren von Einwanderern aus Europa eingeschleppt wurden, heißt es im „New England Journal of Medicine“.

Der in der Fachzeitschrift auch vorgestellte Fall eines ehemaligen Gastarbeiters aus Lateinamerika in Houston geht auf das Problem ein, dass Lepra nicht immer sofort diagnostiziert wird. Bei dem Mann, der Gürteltiere jagte und verzehrte, wurde die Krankheit erst nach fünf Jahren erkannt und dann mit Antibiotika behandelt.

dpa/oc

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