„Dadurch entsteht die Gefahr, dass Kinder mit echten Sprachverarbeitungs-Schwierigkeiten, die eine Therapie benötigen, auf einmal schlechter gestellt werden“, kritisiert die Präsidentin des Deutschen Bundesverbands für Logopädie (dbl/Frechen), Monika Rausch, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
2008 sei bei Schuleingangsuntersuchungen bei 20 bis 25 Prozent der Kinder ein Sprachförderbedarf festgestellt worden.Bei vielen Verfahren werde nicht sorgfältig genug zwischen Sprachstörungen und Sprachauffälligkeiten unterschieden. „Kinder mit Sprachstörungen können mit sprachlichem Input nicht so gut umgehen, entwickeln nur schwer Sprachkompetenz. Diese Gruppe hat zahlenmäßig nicht zugenommen.“
Angestiegen sei jedoch die Anzahl der Kinder mit Sprachauffälligkeiten. „Bei diesen Kindern funktioniert das Sprachverarbeitungssystem, aber ihnen fehlt das Gespräch mit einem interessierten Gegenüber, das als Sprachvorbild agiert“, erklärt Rausch. „Dies ist notwendig, um Sprachfähigkeit zu entwickeln und Sprache mit ihren variantenreichen Ausdrucksmöglichkeiten zu erlernen.“
Eltern sollten darüber informiert werden, dass sich Sprachentwicklungsstörungen nicht auswachsen sondern bereits im Alter von drei Jahren verlässlich erkannt und frühzeitig vor Schulbeginn behandelt werden können. Spätestens seit der Debatte um das deutsche Abschneiden bei der Bildungsstudie Pisa sei ein gesellschaftliches Bewusstsein entstanden, dass Sprache eine Schlüsselrolle für den schulischen Erfolg darstelle.
Logopäden sind Experten für Sprach-, Sprech- und Stimmtherapie sowie Schluck- und Esstherapien. Sie behandeln Kinder und Jugendliche mit Lese- und Rechtschreibstörung oder auch Patienten mit Stimmstörungen etwa nach operativen Eingriffen.