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Warum sich Menschen oft nicht entschuldigen

Sich nicht zu entschuldigen kann durchaus Vorteile haben – das schlechte Gewissen allerdings wird dadurch nicht beruhigt Sich nicht zu entschuldigen kann durchaus Vorteile haben – das schlechte Gewissen allerdings wird dadurch nicht beruhigt
Sich nicht zu entschuldigen kann durchaus Vorteile haben – das schlechte Gewissen allerdings wird dadurch nicht beruhigt
Quelle: picture alliance / Bildagentur-o
Sich für Fehler zu entschuldigen erleichtert das Gewissen und kittet das angekratzte Image. Eine Entschuldigung zu verweigern kann aber verlockender sein als offen gezeigte Reue, denn es hat Vorteile.

Es gibt so Sätze, die einem nur schwer über die Lippen gehen, ja, die man sich regelrecht herausquälen muss.

Beobachtet man andere bei einem mühsam herausgepressten „Es tut mir leid“ oder „Entschuldigung“, dann könnte man meinen, diese Worte würden gar körperliche Schmerzen hervorrufen.

Ganz so schlimm ist es wohl nicht. Aber eine jetzt im „European Journal of Social Psychology“ veröffentlichte Studie zeigt, warum sich viele gut überlegen, ob sie sich für einen Fehler nun entschuldigen oder nicht.

Die australischen Forscher um Tyler Okimoto von der University of Queensland interessierte nämlich, ob es positive Effekte haben könnte, sich einer Entschuldigung zu verweigern – auch wenn man weiß, dass sie eigentlich sehr wohl angebracht wäre.

Innerer Widerstand gegen Entschuldigungen

Bisher hatten Untersuchungen eher gezeigt, dass es durchaus Vorteile hat, seine Missetaten einzugestehen: Eine Entschuldigung reduziert nagende Schuldgefühle und repariert das angekratzte Image. Dennoch gibt es großen inneren Widerstand dagegen.

Die Wissenschaftler holten sich also 219 Probanden in ihr Labor und ließen sie dort E-Mails schreiben, in denen sie sich entweder für einen Fehler in der Vergangenheit bei der betroffenen Person entschuldigen sollten oder aber ihr schrieben, dass sich sich für das Vorgefallene nicht entschuldigen würden.

Das Ergebnis: Jene, die sich einer Entschuldigung bewusst verweigert hatten, gaben hinterher an, mehr gefühlte Kontrolle über ihr Leben zu haben. Zudem war ihr Selbstwertgefühl höher als das der reumütigen Gruppe.

Entschuldigung verweigern hilft bei Rechtfertigung

Und nicht zuletzt hatten die Verweigerer den Eindruck, mehr im Einklang mit ihrem Wertesystem zu leben. Das mag zunächst paradox klingen – aber vermutlich half die Verweigerung dabei, das Fehlverhalten im Nachhinein vor sich selbst zu rechtfertigen.

Eine verweigerte Entschuldigung hat also wohl wenig mit der Tat an sich zu tun. Der Gewinn für das Ego ist schlicht größer als die Erleichterung nach einer Entschuldigung. Dass dies auch nicht dauerhaft das Image ruinieren muss, zeigt Elton John, der 1976 „Sorry seems to be the hardest word“ sang.

Auch er war kein Fan von Entschuldigungen und wurde dennoch zum Ritter geschlagen, erhielt die Ehrendoktorwürde der Royal Academy of Music und ist Ehrenmitglied des englischen Fußballvereins Liverpool.

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