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Mode Typisch Hamburg

Wie der Hamburger Elbsegler zum „It-Piece“ wurde

Seit Karl Lagerfeld eine Modenschau in der Elbphilharmonie zeigte, fliegt die Modewelt auf alles, was hanseatisch anmutet. Vor allem eine bestimmte Kopfbedeckung hat es Trendbewussten angetan: der Elbsegler.
Karl Lagerfelds Version des Elbseglers
Karl Lagerfelds Version des Elbseglers
Quelle: Chanel

Die Hamburger Steinstraße hat mit der Pariser Rue Cambon so viele Gemeinsamkeiten wie ein Franzbrötchen mit einem Macaron. Hier hanseatisch reell, dort délicieuse à la Parisienne. Doch es gibt ein Bekleidungsstück, das beide Welten miteinander verbindet: der Elbsegler. Kein Witz. Die Freunde Helmut Schmidt und Valéry Giscard d’Estaing hätten sicher ihre Freude daran gehabt.

Seit Karl Lagerfeld Anfang Dezember in der Elbphilharmonie die Kollektion „Hamburg – Paris“ im Rahmen seiner „Métiers d’Art“-Kollektion zeigte, ist die klassischste aller hanseatischen Mützen bei Mode-Verrückten weltweit im Gespräch. Doch bevor die Chanel-isierte Luxusvariante aus feinster Wolle und edlem Tweed im Mai unter anderem in Chanels Stammsitz an der Rue Cambon zu haben sein wird, gibt’s im Mützenmacher-Geschäft Walther Eisenberg, gegründet 1892, längst das Original zu kaufen. Dessen Besitzer Lars Küntzel ist der letzte Mützenmacher Hamburgs, vielleicht sogar Norddeutschlands. Über 20 verschiedene Mützen – vom Fleetenkieker bis zum Elblotsen werden hier auf einer über 100 Jahre alten Nähmaschine von Hand hergestellt. Auch die Liebe zum Handwerk und zu Details sind etwas, was diesen Laden mit den Ateliers von Chanel verbindet.

Kein Wunder also, dass die modische Hamburgerin ihren Standort-Vorteil ausnutzt. Manch geladener Gast war schon am Fest-Abend selbst gerüstet. Und schon einen Tag nach der Chanel-Show konnte man viele Frauen mit den Elbseglern dem Hamburger Sturm trotzen sehen. Ob kombiniert zur Jeans und Parka oder, très Karl, zusammen mit einem Kostüm und Mantel, kess verziert mit einer Strass-Brosche – überall waren plötzlich Frauen zu sehen, die locker bei der Hadag für die Route Baumwall–Finkenwerder hätten anheuern können. Über Nacht hatte sich die Mütze der Seemänner, denen Lagerfeld mit seiner Kollektion Tribut zollen wollte, zum modischen Accessoire der Stunde entwickelt. Zwischen den Jahren löste das gute Stück sogar die obligatorische Wollmütze mit buntem Fellpuschel auf Sylt ab.

Hype um eine Mütze

Einen regelrechten „Run“ (so weit es das im zurückhaltenden Hamburg überhaupt geben kann) erlebte deshalb auch Kay Badekow. In der Rindermarkthalle an der Feldstraße auf Sankt Pauli betreibt er den kleinen Laden „Fischerhemden Uwe“, den er von seinem Vater übernommen hat. Hier gibt’s alles, was das hanseatische Herz begehrt. Neben den typischen Hemden und Troyern, die teilweise noch in Hamburg produziert werden, sind besonders Elbsegler sehr gefragt. „Es werden definitiv mehr davon verkauft“, weiß er. „Allerdings sorgten schon vor der Chanel-Show einige Bloggerinnen für einen Hype.“ Auf eines legt Badekow besonders Wert: „Wir verkaufen Produkte ‚made in Germany‘ für die Hamburger – und nicht den üblichen Touri-Kram.“

Aus Liebe zur Hansestadt

Keine schlechte Verjüngungskur für ein Kleidungsstück, das bisher eher, so Badekow, von „Männern mittleren und älteren Alters sowie Fischern“ gekauft wurde. Nicht nur der Elbsegler (flacher Deckel, über dessen Schirm ein lederner Samtriemen verläuft) gehört zu den Klassikern, auch der Elblotse (Hoher Mützensteg und kleiner Mützendeckel), den Helmut Schmidt bevorzugte, oder die reicher verzierte Prinz-Heinrich-Mütze zählen dazu.

Die Elbsegler aus Badekows Fischerhemden Uwe werden in Bremerhaven hergestellt. Dass aber Karl Lagerfeld nun einen globalen Boom auslöst – das ist Badekow einen Tick zu viel. „Der Stil war schon vorher weltbekannt, möchte ich meinen“, sagt er. „Herr Lagerfeld bediente sich nur eines sehr guten alten Stilmittels, um einen hanseatischen Touch in die Kollektion zu bekommen, Hans Albers mit dem Elbsegler oder Helmut Schmidt waren doch viel eher die Repräsentanten der Hamburger Mode.“ In diese illustre Runde reiht sich der Hamburger Jung Karl Lagerfeld doch sicher gerne ein …

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Hier entsteht die Haute Couture von Chanel

Mit der alljährlichen Métiers-d’Art-Kollektion ehren Chanel und Karl Lagerfeld die Pariser Handwerksbetriebe, in denen die Modekollektionen entstehen. Zu Besuch bei Massaro, Michel und Lognons.

Quelle: N24

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