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Kultur Rattle-Nachfolge

Philharmoniker brauchen mehr Kompetenzkompetenz

Redakteur Feuilleton
Ihm ist schwer nachzufolgen. Eigentlich kann Simon Rattle nur durch ein Team ersetzt werden Ihm ist schwer nachzufolgen. Eigentlich kann Simon Rattle nur durch ein Team ersetzt werden
Ihm ist schwer nachzufolgen. Eigentlich kann Simon Rattle nur durch ein Team ersetzt werden
Quelle: dpa
Die Berliner Philharmoniker haben getagt. Und keinen Nachfolger für Simon Rattle gewählt. Kritikerlegende Norman Lebrecht schlägt jetzt eine Doppelspitze vor. Das geht uns eindeutig nicht weit genug.

Vom Fußball lernen, sagen jedenfalls jene, die sich damit auskennen und uns Intellektuelle vom Feuilleton für bescheuert halten, heißt, siegen lernen. Da gibt es zum Beispiel den FC Barcelona. Der hat zwei Torwarte. Einen deutschen, der heißt Marc-André ter Stegen, und einen chilenischen, also des Spanischen muttersprachlich mächtigen, der heißt Claudio Bravo. In der Champions-League spielt der Deutsche, in der spanischen Meisterschaft der Chilene. Klappt ganz gut. Barcelona steht im Finale der Champions-League in Berlin.

Womit wir bei den Berliner Philharmonikern wären. Norman Lebrecht hat jetzt einen Vorschlag gemacht. Norman Lebrecht ist eine Musikkritikerlegende, einer, der sich fühlt, als wäre er alle Reich-Ranickis dieser Welt zusammen. Ich weiß zwar nicht, wie fußballverrückt er ist, aber was er gerade vorschlägt als Lösung für das Simon-Rattle-Nachfolge-Dilemma, in dem das wahrscheinlich weltbeste Orchester steckt nach dem Desaster der abgebrochenen Chefdirigentenfindung in dieser Woche, klingt ziemlich stark nach Barcelona.

Thielemann und Nelsons sollen es machen

Wenn sich die ineinander verkeilten Orchesterblöcke schon nicht einigen können, sollten sie, so Lebrecht, doch gleich zwei Chefs wählen, die beiden, nebenbei, wahrscheinlich besten, die es gibt: Christian Thielemann und Andris Nelsons. Thielemann fürs deutsche Repertoire und das deutsche Publikum. Nelsons fürs internationale Geschäft.

Darauf muss man erst mal kommen. Und man möchte sich gar nicht vorstellen, was da bei Programmkonferenzen abgehen wird am Herbert-von-Karajan-Platz. Der Vorschlag geht aber natürlich nicht weit genug. Was die Berliner Philharmoniker brauchen, ist ein richtiges Kompetenzteam, mit dem gleich beinahe alle bisher durch die Medien gejagten potentiellen Kandidaten mit ein bisschen Philharmonie versorgt würden.

Yannik Nezet-Seguin könnte sich des französischen Repertoires annehmen, weil er so einen feinen Namen hat (obwohl er gar kein Franzose ist). Donald Runnicles kümmert sich um die Briten, weil er es von der Deutschen Oper in der Bismarckstraße nicht weit hat in die Philharmonie. Ricardo Chailly macht Verdi und Puccini. Kirill Petrenko, das hat sich natürlich Thielemann einfallen lassen, darf die Slawen dirigieren und nur die Slawen, keinen Wagner, weil Thielemann das Deutsche alles selber einstudiert. Andris Nelsons macht den ganzen Rest. Sibelius zum Beispiel.

Das wär’s. Vielleicht stellen wir auch einfach ein paar Kerzen auf, dass die Berliner vor Dezember weißen Rauch aufsteigen lassen aus der Philharmonie. Damit wir nicht weiter mit schwachsinnigen Vorschlägen heimgesucht werden, wie dem von Norman Lebrecht.

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