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Kultur Komödie "Männerherzen"

Ulmen treibt Schweiger in den Wahnsinn

Beamtentrottel gegen Macho. Oder auch: Christian Ulmen gegen Til Schweiger. Simon Verhoeven lässt in seinem zweiten Kinofilm "Männerherzen" Kerle aufeinander los, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Nur die Liebe zu Frauen eint sie. Und die ist bei jedem anders kompliziert.

Schauplatz Fitnessstudio: In seiner Komödie "Männerherzen" lässt Simon Verhoeven den Schweiß gleich literweise über tätowierte Muskelpakete strömen. Halsschlagadern schwellen vor Anstrengung wurstdick an, die Kamera schwenkt über imposante Langhantelgewichte.

Dass Fitnessstudios heutzutage gar nicht mehr Fitnessstudios, sondern "Health Club" oder "Wellness-Oase" heißen, scheint dem Regisseur unbekannt zu sein. Käme er sonst auf die Idee, solche Muckibuden-Klischees der 80er-Jahre wieder aufzuwärmen?

Aber gut: Nehmen wir zu Gunsten des Michael-Verhoeven-Sohns einmal an, "echte Kerle" würden heute tatsächlich noch wie der junge Schwarzenegger aussehen wollen; und sehen wir auch darüber hinweg, dass der arme Christian Ulmen den allbekannten Schwächling geben muss, dem auf der Hantelbank die Gewichte auf die Brust knallen. "Männerherzen" ist eine klassische Typenkomödie, lebt also von Figuren mit bewusst überzeichneten Wesenszügen.

Doch leider verlaufen die Grenzen zu Stereotypen in diesem Fall fließend - trotz der imposanten Besetzung. Es gibt einen Macho, den Musikproduzenten Jerome (natürlich: Til Schweiger), der reihenweise Mädchen flach legt. Der nerdige Beamtentrottel (genau: Christian Ulmen) würde das auch gern tun, kriegt aber keine ab ("Sie haben NULL Flirtmessages", heißt es bei der Online-Partnerbörse).

Der Werbe-Karrierist Niklas (Florian David Fitz) lässt sich aus vorehelicher Torschlusspanik zu einem Seitensprung verleiten. Und der unreife Dauerpraktikant Philip (Maxim Mehmet) kommt mit seiner Rolle als Familienvater in spe nicht zurecht.

Aus dieser Reihe männlicher Abziehbilder mit Scheinproblemen fällt allein Roland (Wotan Wilke Möhring) heraus, weil Verhoeven diesen gefrusteten Proll mal nicht nur aus der herablassenden Mittelstandsperspektive heraus zeigt. Zwar bedroht Roland seine Ex-Frau Susanne (wunderbar gespielt von einer zwischen Ernst und Verhuschtheit schwankenden Nadja Uhl), überfordert seinen Sohn mit Kampfparolen und schmeißt seinen Nebenbuhler im Zoo ins Krokodilbecken.

Doch Verhoeven erzählt auch vom Tod eines Kindes, den der U-Bahn-Fahrer ungewollt verschuldete, und lässt ihn seinem alten Vater ein liebevoller Sohn sein. Schade, dass diese fast tragische Figur im Blödelkontext des Films ganz fehl am Platz ist.

Was all diese Männer verbindet - neben ihren flüchtigen Begegnungen beim Sport -, ist vor allem die Tatsache, dass jede ihrer episodisch beleuchteten Liebesgeschichten recht vorhersehbar auf ihr Happy End zusteuert. Die heitersten Momente liefern dabei Christian Ulmen, der als verliebter Trottel unnachahmlich ist, sowie Justus von Dohnányi in der Rolle des Schlagerstars Bruce Berger.

Dieses distanzlose Moppelchen nämlich treibt den Musikproduzenten Jerome mit seinem gutmenschelnden Gedudel und Weltverbesserungsgequatsche ("Ich nehm die Klimaerwärmung ernst - ich fahr Fahrrad!") aufs herrlichste in den Wahnsinn. Insgesamt hat dieser Film zwar nicht viel Neues über "Männerherzen" zu bieten. Aber dieser Bruce ist doch ein echtes Herzchen.

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