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PS WELT 10 Gänge

Warum die neuen Super-Getriebe so wichtig sind

Feinstufig: Das Neungang-Automatikgetriebe von Mercedes, das zum Beispiel im GLE angeboten wird Feinstufig: Das Neungang-Automatikgetriebe von Mercedes, das zum Beispiel im GLE angeboten wird
Feinstufig: Das Neungang-Automatikgetriebe von Mercedes, das zum Beispiel im GLE angeboten wird
Quelle: Daimler
Autos mit Automatikgetriebe galten früher als schlapp und durstig. Jetzt beweisen moderne Schaltungen mit Doppelkupplung das Gegenteil. Sie haben bis zu zehn Gänge – und eigentlich noch mehr.

Handschaltung, das ist für viele immer noch ganz wichtig für sportliches Fahren, auch wenn Sportwagen wie der Porsche 911 längst serienmäßig mit Doppelkupplungsgetriebe angeboten werden. Bei Autos mit quer liegendem Motor und Frontantrieb, und das trifft auf 75 Prozent aller Neuwagen zu, gehen die Konstrukteure jetzt noch einen Schritt weiter. Getriebe mit acht, neun und zehn Stufen sollen helfen, den Spritverbrauch zu senken – und trotzdem keinen schlappen Eindruck hinterlassen.

VW will nächstes Jahr seine Modelle ab Mittelklasse mit einem neuen Automatikgetriebe mit Doppelkupplung und zehn Gängen locken, das hohen Komfort und großes Spritsparpotenzial biete. Bis 20 Prozent beziffern Experten allgemein die Verbrauchsminderung durch Verbesserungen im Antriebsstrang. Peter Gutzmer, Entwicklungschef und Vizechef des Automobilzulieferers Schaeffler, sagt: „Die Getriebeabstufung wird dabei eine größere Bedeutung haben als bisher.“

Für die Wolfsburger ist das sogenannte Downspeeding ein Weg, den Verbrauch weiter zu drosseln. Mit dem neuen Zehn-Gang-Doppelkupplungsgetriebe gewährleisten die Konstrukteure das Fahren mit niedrigen Drehzahlen im Bereich des sparsamsten Motorbetriebs – kurz über der Leerlaufdrehzahl des Motors. Die neuen Motoren bis maximal 550 Newtonmeter Drehmoment will VW frühestens 2016 in einem Allrad-SUV einführen, sagt Wolfgang Voege, Teamleiter Konzeptentwicklung bei Volkswagen.

Die Hersteller müssen handeln. Denn abgerechnet wird im Flottenmodus, was eine drastische Strafzahlung nach sich ziehen kann. Bis 2021 gilt in der EU das CO2-Limit von 130 g/km – entsprechend rund 5,0 Liter Diesel oder 5,6 Liter Benzin je 100 Kilometer. Es folgt bis Ende 2024 eine Absenkung des CO2-Grenzwertes auf 95 g/km – das entspricht 3,6 Liter Diesel oder 4,1 Liter Benzin.

Crawler mit extrem großer Übersetzung

Vielstufige Automatikgetriebe sind daher wichtig, um die Spritsparziele zu erreichen. „Bereits sieben Vorwärtsgänge können ausreichen, um das Optimum hinsichtlich Kraftstoffverbrauch zu erreichen“, sagt Stefan Pischinger vom Lehrstuhl Verbrennungskraftmaschinen der RWTH Aachen. „Außerdem wird der Fahrkomfort gesteigert.“ Gänge mit extrem großer Übersetzung, sogenannte Crawler, gewährleisten eine sehr hohe Zugkraft und sind für Geländefahrzeuge geeignet, wenn sie sehr langsam fahren.

Für den quer eingebauten Frontantrieb fahnden die Ingenieure nach dem effizientesten Getriebe. Als Pionier gilt der unabhängige Getriebehersteller ZF Friedrichshafen mit seiner Neun-Gang-Wandler-Automatik 9HP. Seit dem Produktionsanlauf 2013 wird sie in Allradfahrzeugen eingesetzt. Den Anfang macht der Range Rover Evoque, es folgten Jeep Cherokee und Jeep Renegade sowie jetzt der Mini SUV Fiat 500X und zuletzt der Honda CR-V 1.6 i-DTEC.

Das ZF-Getriebe fügt sich gut in die weltweit dominierende Antriebsformation „Front-Quer“. Und darüber hinaus verbraucht es laut Hersteller 16 Prozent weniger Kraftstoff bei 120 km/h als heute übliche Sechs-Gang-Automaten.

Leistung wird umgelenkt

Die Schaltung von VW soll noch besser sein. Das Zehn-Gang-DSG verfügt eigentlich über zwölf Gangstufen. Davon werden zehn Gänge ohne Zugkraftunterbrechung automatisch geschaltet. Es gibt aber zwei zusätzliche Gänge, „einen Kriechgang mit extrem kurzer Übersetzung und einen Super-Overdrive, der die Drehzahlen bei hohen Geschwindigkeiten absenken soll“, sagt VW-Mann Voege.

Die Ingenieurskunst liegt in dem neu entwickelten VW-Getriebe mit der internen Bezeichnung DQ511. Durch elektronische Steuerung sowie zwei neue Schaltelemente und einen sogenannten Rücklauf wird der Leistungsfluss innerhalb des Getriebes umgelenkt. Mit rund 95 Kilogramm ist es nur fünf Kilogramm schwerer als der Vorgänger, das Sieben-Gang-DSG, hat aber exakt die gleichen Abmaße. Mit dem DQ511 sei „perfektes Downspeeding“ möglich, jubiliert Voege.

Auch das Neunganggetriebe von ZF dürfte bald in Pkw mit Frontantrieb angeboten werden.

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