Nach einem Streit über Angaben zur Abholzung des brasilianischen Regenwaldes ist der Direktor des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE), Ricardo Galvão, gefeuert worden. „Meine Äußerungen über den Präsidenten haben Ärger verursacht, deshalb werde ich gefeuert“, sagte Galvão am Freitag. Er habe seiner Entlassung nach einem Gespräch mit Wissenschaftsminister Marcos Pontes zugestimmt.
Der INPE-Leiter hatte Präsident Jair Bolsonaro „Feigheit“ vorgeworfen, nachdem dieser öffentlich die Satellitendaten des Instituts infrage gestellt hatte. Die Daten zeigen einen dramatischen Anstieg der Regenwaldzerstörung um 88 Prozent binnen eines Jahres. Allein im Juni gingen 920 Quadratkilometer Regenwald im Amazonas verloren.
Bolsonaro hatte die Satellitendaten vor zwei Wochen mit den Worten quittiert: „Bei all der Zerstörung, die sie uns vorwerfen, wäre das Amazonasgebiet bereits völlig verschwunden.“ Der als Klimawandelskeptiker bekannte Staatschef hatte Galvão zudem aufgefordert, „nach Brasilien zu kommen, um die Daten zu erklären, die an die Presse gegeben wurden“.
Zudem unterstellte Bolsonaro dem INPE, in Diensten von „einigen NGOs“ zu handeln. Einen Tag später konterte Galvão, die Vorwürfe des Präsidenten glichen einem „Witz eines 14-Jährigen“. Die Äußerungen Bolsonaros gegenüber brasilianischen Spitzenforschern seien „unangemessen“.
Zunächst hatte Galvão einen Rücktritt ausgeschlossen. Das INPE werde durch seinen Rücktritt aber nicht geschwächt, sagte er. Die jüngsten INPE-Satellitendaten hatten gezeigt, dass die Abholzung des brasilianischen Regenwaldes, dessen Bedeutung immens ist für das Weltklima, allein in den vergangenen zwei Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 40 Prozent zugenommen hat.
Bolsonaro betrachtet den Regenwald als wirtschaftlich ungenutztes Potenzial und gilt als Freund der Agrarlobby. So hatte er die Idee in Umlauf gebracht, auch geschützte Urwaldregionen für die Landwirtschaft zu erschließen.
Ein großer Teil der abgeholzten Flächen wird zur Rinderzucht sowie zum Anbau von Sojabohnen genutzt. Bolsonaro kündigte bereits an, keine neuen Schutzgebiete im Amazonasgebiet auszuweisen und weitere Rodungen zuzulassen.