WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Politik
  3. Affäre: "Laptop-General" Viereck muss abtreten

Politik Affäre

"Laptop-General" Viereck muss abtreten

General Karheinz Viereck ist "wegbefördert" worden. General Karheinz Viereck ist "wegbefördert" worden.
Karlheinz Viereck erwarb den Namen "Laptop-General" - jetzt wird er in die USA versetzt
Quelle: dpa
Die Bundeswehr ist einen ungeliebten General los: Karlheinz Viereck wird nach Amerika wegbefördert. Der Drei-Sterne-General steht schon lange auf der Abschussliste des Verteidigungsministers: Er hatte bei den Wahlen im Kongo von Schweden aus per Laptop kommandiert und soll seine Lebensgefährtin nach Afghanistan eingeflogen haben.

Jetzt hat es Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) also endlich geschafft. Drei-Sterne-General Karlheinz Viereck, Chef des Einsatzführungskommandos vor den Toren Potsdams und damit Herr über die Planung und Durchführung der Auslandseinsätze der Bundeswehr, wird wegbefördert. Zur Nato soll er gehen, auf einen gut dotierten Auslandsposten. Aber Hauptsache weit weg.

Viereck wird stellvertretender Chef des Stabes im Nato-Hauptquartier in Norfolk im US-Bundesstaat Virginia. Zum 1. Mai 2009 soll er seinen Posten in Potsdam räumen. In Norfolk geht es um die Transformation der Nato, der Verbesserung des Zusammenspiels der Nato-Armeen. Alles wichtige Themen, doch wer Karriere in Deutschland machen will, der kommt da nicht weiter. „Wegbefördert“ sei der Luftwaffenmann worden sagen Militärs, die mit der Personalie vertraut sind. Ein entsprechender Brief Jungs ist an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Informationen von WELT ONLINE unterwegs.


Der General, der nicht nur mit militärischem Geschick, sondern auch mit persönlichen Geschichten immer wieder für Schlagzeilen sorgte, stand bei Jung schon lange auf der Abschussliste.


Sicher, die Bundeswehr war seit der Pool-Affäre des damaligen Verteidigungsministers Rudolf Scharping im Jahr 2001 für so manche Affäre gut. Aber so weit wie Viereck hatte es kaum einer getrieben. Zum ersten Mal auf die Palme brachte er seinen Minister während der EU-Operation zur Sicherung der Wahlen im Kongo. Jung war damals von allen Seiten unter Beschuss, weil er als Amtsanfänger einen wenig kompetenten Eindruck bei der Vorbereitung der EU-Mission, die von Potsdam aus geleitet wurde, gemacht hatte. Umso mehr wollte der Minister den Militärs auf die Finger schauen.

Viereck kommandierte Kongo-Einsatz von Schweden aus

Das war im Sommer 2006, an sich Urlaubszeit, so dachte sich der General. Ausgerechnet als sich die Lage im Kongo zuspitze, fand Jung seinen Einsatzleiter nicht in der Potsdamer Schaltzentrale mit sicheren Telefonverbindungen und direkter Leitung nach Kinshasa. Sondern in Schweden, wo der General seine Lebensgefährtin, eine schwedische Diplomatin, besuchte. „Was macht Bemba?“, der kongolesische Oppositionsführer, fragte der Verteidigungsminister seinen General. Der erklärte, er kommandiere per Laptop, was ihm den Spitznamen „Laptop-General“ einbrachte. Für die Durchführung des Einsatzes insgesamt, auch das muss erwähnt werden, bekam Viereck am Ende aber viel Lob. Doch der „Laptop“ blieb hängen.

Damit nicht genug. Im Juli 2007 leitete die Bundeswehr ein disziplinarisches Vorermittlungsverfahren gegen Viereck ein. Während eines Truppenbesuchs im Frühjahr soll Viereck seine Freundin mit an Bord der Bundeswehrmaschine nach Afghanistan gebracht und dort in Einrichtungen der Bundeswehr im Feldlager untergebracht haben. Da die Soldaten dort in mit Sandsäcken bedeckten Containern übernachten, kam prompt der nächste Spitzname: „Container-General“. Hochrangige Militärs warfen Viereck damals „mangelndes politisches Gespür“ vor. Ein Dienstbesuch dürfe nie auch nur den Hauch eines „privaten Vergnügens“ bekommen.

Für Klagen der Soldaten wenig Verständnis

All das hätte man Viereck vielleicht gar nicht so übel genommen, wenn er nicht selbst gern nach dem Motto „Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil“ verfahren würde. Für Klagen der Soldaten über zum Teil untragbare hygienische Zustände beim Kongo-Einsatz hatte er wenig Geduld. Auf die Feststellung von WELT ONLINE, dass es im Kongo nicht so sauber zuginge wie in deutschen Kasernen, hatte er im Dezember 2006 geantwortet: „Na klar, nur ein Beispiel: Wir hatten an einer Nacht 110 Liter Regen pro Quadratmeter. Wenn sie diesen Niederschlag in einer europäischen Stadt haben, spülen auch überall die Kanaldeckel hoch. Klar war das nicht angenehm.“

Angeblich soll sich Luftwaffengeneral Viereck Hoffnungen gemacht haben, Luftwaffeninspekteur Klaus Peter Stieglitz zu folgen. Damit dürfte es jetzt vorbei sein.


Viereck wird ersetzt durch seinen bisherigen Stellvertreter Rainer Glatz. Im Einsatzführungskommando wollte man die Personalie nicht kommentieren. „Wir haben dazu keinen Wissenstand“, hieß es militärisch knapp.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema