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Politik

Mehrheit der Deutschen will Killerspiele verbieten

Quelle: dpa
Seit dem Amoklauf von Emsdetten wird wieder intensiver über ein Verbot von Computer-Gewaltspielen diskutiert. Während die Politik darüber gespalten ist, ist die Meinung der Deutschen eindeutig.

Eine neue Umfrage zum ZDF-Politbarometer zeigt, dass die Deutschen eine klare Meinung zum Thema Gewaltverherrlichung in Computerspielen haben. Dass solche Spiele verboten werden sollen, meinen 71 Prozent aller Befragten, während sich 27 Prozent gegen ein Verbot aussprechen. Allerdings glauben nur 16 Prozent, dass ein solches Verbot zu einem starken Rückgang des Anteils gewaltbereiter Jugendlicher führen würde, 49 Prozent würden einen weniger starken Rückgang erwarten und 32 Prozent glauben, dass ein solches Verbot keine Wirkung hätte.

Die Interviews wurden in der Zeit vom 21. bis 23. Nov. 2006 von der Forschungsgruppe Wahlen bei 1.310 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch durchgeführt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (BAJ) hat dagegen ein Verbot von Killerspielen abgelehnt. Die Forderung nach einem Herstellungsverbot solcher Computerspiele lenke von den wirklichen Problemen ab, heißt es in einem nach einer Mitgliederversammlung in Kassel veröffentlichten Beschluss. Die Verbreitung von Gewalt verherrlichenden Computerspielen sei bereits jetzt strafbar. „Dass Kinder und Jugendliche dennoch für ihre Altersstufe nicht freigegebene oder indizierte Spiele nutzen, weist nicht auf rechtliche Defizite, sondern auf unzureichende Kontrollen und mangelnde Aufmerksamkeit hin.“

Die Mitarbeiter der Jugendhilfen, aber auch Schulen und Nachbarschaften müssten sich daher fragen, wie Hilfesysteme auf derartige instabile und sozial isolierte Jugendliche reagieren müssten. Die BAJ forderte, auf die Umsetzung der bestehenden gesetzlichen Regelungen Wert zu legen, vor allem aber Medienpädagogik, Information und Aufklärung zu stärken. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz wurde 1951 als Zusammenschluss von Spitzenverbänden der Wohlfahrtspflege und von Jugend-, Familien- und Fachverbänden gegründet.

Unterdessen plant die Stadt Emsdetten, das vom Amoklauf betroffene Schulgebäude umzubauen. Ziel sei es, dass die Schüler bei ihrer Rückkehr in die Schule keine Spuren der Tat mehr erkennen könnten, sagte eine Sprecherin der Stadt. Teilweise seien Türen und Fenster zerschlagen, der Geruch der Rauchbomben hänge überall im Haus. Lediglich ein neuer Anstrich reiche daher nicht aus. Die Stadt habe einen „Runden Tisch“ mit Bürgermeister und Beigeordnetem sowie Eltern, Schülervertretern und Psychologen eingerichtet, um alle möglichen und notwendigen Maßnahmen auszuloten. Bis zur Erneuerung der Geschwister-Scholl-Realschule werden die Kinder in anderen Schulen unterrichtet.

Ein 18-Jähriger hatte am Montag in seiner früheren Schule im Münsterland um sich geschossen, Sprengfallen gelegt, Rauchbomben gezündet und sich anschließend selbst getötet. Insgesamt wurden 37 Personen verletzt. Der Mann soll regelmäßig brutale Computerspiele genutzt haben. Er hatte mehrere Videos ins Internet gestellt, auf denen er in Killerpose und bewaffnet zu sehen ist.

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