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Feuerwehr rückt alle 112 Sekunden zum Einsatz aus

Trotz des schnellen Großeinsatzes der Hamburger Feuerwehr brannte ein Reetdachhaus aus dem 16. Jahrhundert am Neuengammer Hausdeich komplett nieder Trotz des schnellen Großeinsatzes der Hamburger Feuerwehr brannte ein Reetdachhaus aus dem 16. Jahrhundert am Neuengammer Hausdeich komplett nieder
Trotz des schnellen Großeinsatzes der Hamburger Feuerwehr brannte ein Reetdachhaus aus dem 16. Jahrhundert am Neuengammer Hausdeich komplett nieder
Quelle: dpa/ZGBZGH
2015 war für die Hamburger Feuerwehr das Jahr der spektakulären Großeinsätze und der Unglücksfälle. Dennoch konnte sie einen neuen Rekord aufstellen. Für Innensenator Andy Grote hagelt es Kritik.

Er sei sehr glücklich darüber, sagte Feuerwehr-Chef Klaus Maurer, dass die Feuerwehr im vergangenen Jahr keine toten Einsatzkräfte zu beklagen hatte. Das Potenzial hätten gleich mehrere Einsätze gehabt. Zu diesen speziellen Einsätzen zählte insbesondere der erste von zwei Bunkerbränden, die die Feuerwehr im August 2015 über mehrere Tage beschäftigten. Als Brandrauch im Inneren eines mit ätherischen Ölen befüllten Hochbunkers an der Marckmannstraße durchzündete, sei der sogenannte Angriffstrupp durch das Gebäude geschleudert worden, berichtete Mauer. Insgesamt wurden dabei 15 Feuerwehrleute verletzt.

Überhaupt war die Zahl der Großbrände 2015 erstmals wieder auffällig angestiegen. 27 waren es insgesamt, berichtete Maurer auf der Jahrespressekonferenz am Montag im Hauptquartier der Berufsfeuerwehr am Berliner Tor. Einsätze, die in Erinnerung bleiben werden: Mitte April brannte ein Reetdachhaus aus dem 16. Jahrhundert am Neuengammer Hausdeich trotz Großeinsatz nieder. Im Mai löschte die Feuerwehr auf hoher See, 30 Kilometer vor Helgoland, den Düngemittelfrachter „Purple Beach“. Hinzu kamen die Stürme „Elon“, „Felix“ und „Zoran“, die ein Menschenleben forderten, schwere Dachstuhlbrände und ein Chemieunfall in Billbrook, bei dem eine mit Wasserdampf vermischte Lauge ausströmte.

Freiwillige Feuerwehr bearbeitet ein Drittel aller Einsätze

„Die Menschen in Hamburg können sich auf ihre Feuerwehr verlassen und sich sicher fühlen“, lobte SPD-Innensenator Andy Grote. Eine Größe, die immer stärker gefordert wird: Mit genau 280.473 Einsätzen setzte die Feuerwehr in 2015 einen neuen Rekord, im Jahr zuvor waren es knapp 22.000 Einsätze weniger. Die Masse machen Rettungsdiensteinsätze aus, hinzu kamen 11.000 Brandalarme und 22.000 Technische Hilfeleistungen. Passenderweise habe es damit alle 112 Sekunden einen Einsatz gegeben, erklärte die Feuerwehr mit Blick auf ihren Notruf „112“. Die Freiwillige Feuerwehr, die entgegen dem Negativtrend der Vorjahre wieder mehr Mitglieder verzeichnete, bearbeitete ein Drittel aller Einsätze – sie wird in Hamburg also dringend gebraucht.

Die Zahl der Rettungsdiensteinsätze steigt kontinuierlich, auch weil die Bevölkerung Hamburgs wächst und der Anteil älterer Menschen steigt – hinzu kam im vergangenen Jahr das Flüchtlings-Engagement. Allein in den Erstaufnahmeeinrichtungen habe die Feuerwehr 8000 Einsätze absolviert, in vielen Fällen, weil die Menschen noch „ungeübt mit dem Gesundheitswesen unserer Struktur“ waren und die „klassische erste Hilfsadresse gewählt“ hätten, sagte Maurer, also die Feuerwehr. Auch dort, wo es eher einer hausärztlichen Versorgung bedurft hätte.

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Quelle: Freiwillige Feuerwehr Königsbrunn

2015 sei nicht nur ein von Großeinsätzen sondern auch von Unglücksfällen geprägtes Jahr gewesen, sagte Maurer: Die Zahl der Brandtoten stieg von neun auf 15 Tote. Die meisten seien an Rauchgasvergiftungen im eigenen Heim gestorben, was zeige, wie wichtig Rauchwarnmelder seien, die bereits zahlreiche Menschenleben gerettet hätten. In zwei Fällen habe die Feuerwehr Menschen noch aus ihren Wohnungen retten können, doch die Verletzungen seien bereits zu schwer gewesen.

Als Erfolg bezeichnete Maurer den Anstieg des Feuerwehr-Personalbestandes um vier Prozent. Besonders Schulabgänger konnten gewonnen werden. „Die Bewerberzahlen sprechen eine gute Sprache“, sagte Maurer. Gleichwohl forderte er von der Innenbehörde klarzustellen, wie die Feuerwehr künftig aufgestellt werden soll, um dem steigenden Einsatzaufkommen begegnen zu können. Die Finanzierung von drei neuen Löschbooten stehe nach wie vor aus und auch die Zusage, pro Doppelhaushalt eine neue Rettungswache zu realisieren, sei noch nicht umgesetzt.

Kritik am Innensenator

Der innenpolitische Sprecher der CDU Dennis Gladiator kritisierte, dass Grote kritische Themen und wichtige Zukunftsfragen bei der Vorstellung des Berichts bewusst ausgeklammert habe. Die Feuerwehr benötige eine ordentliche Personalausstattung und einen Innensenator, der sich für sie einsetze. Auch Daniel Dahlke vom Berufsverband Feuerwehr klagte: Grote habe von sich aus „keines der brennenden Themen“ angesprochen, sei unkonkret geblieben.

Der Gescholtene wies darauf hin, dass sich die Ausschreibung der Löschboote schwieriger als gedacht gestalte habe, weil die Stadt ein gemeinsames Flottenmanagement unter der Hand der Hafenbehörde plane. Gleichzeitig kündigte er an, dass eine neue Rettungsleitstelle geplant werden soll. Anfang April hatte es in der Leitstelle an der Wendenstraße gebrannt. Die Notrufe mussten im Polizeipräsidium aufgenommen werden. Grund war ein technischer Defekt in einem Schaltkasten.

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