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Lebensträume

Vladi achtet beim Inselverkauf auf die Frauen

Von Martina Goy
Veröffentlicht am 18.08.2008Lesedauer: 6 Minuten
Hamburgs Inselmakler Farhad Vladi
Kennt sich aus mit dem entspannten Leben auf einem Eiland: Hamburgs Inselmakler Farhad Vladi. Sein Zweitbüro hat er in Halifax in KanadaQuelle: Reto Klar

Eigentlich wollte Farhad Vladi nur eine Insel für sich finden. Daraus ist eine lebenslange Beschäftigung geworden: Seit 30 Jahren verkauft der Hamburger nun schon den Reichen und Schönen dieser Welt Inseln. Im Gespräch mit WELT ONLINE verrät er, wie man sich den typischen Käufer vorzustellen hat.

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WELT ONLINE: Herr Vladi, Sie waren kürzlich in der Talkshow „3 nach 9“ und haben über Ihren Beruf als Verkäufer von Inseln erzählt. Hat seither die Nachfrage nach diesen Wohnobjekten zugenommen?

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Farhad Vladi: Nicht wirklich. Im Internetzeitalter sind die Anfragen ohnehin sprunghaft angestiegen. Mittlerweile beschäftige ich bis zu drei Mitarbeiter, um die Kontakte aus aller Welt seriös abzuarbeiten. Aber mir ist bei diesem TV-Auftritt etwas anderes aufgefallen, das mir vorher gar nicht so klar war.

WELT ONLINE: Erzählen Sie.

Vladi: Die wirklich wichtigen Fragen werden während so einer Sendung nicht gestellt. Nehmen Sie als Beispiel diesen Bionade-Erfinder Peter Kowalsky, der auch eingeladen war. Ein sympathischer junger Mann, ein bemerkenswertes Familienunternehmen, das kürzlich sogar eine Kaufofferte von zwei Milliarden Euro ablehnte. Aber niemand hat gefragt, wie viele Stücke Würfelzucker in diesem angeblich so gesunden Getränk sind.


WELT ONLINE: Und, haben Sie gefragt?


Vladi: Ja. Aber erst nach der Sendung. Ich komme darauf, weil ich gehört habe, dass in einer Dose Redbull, ein absolutes Kultgetränk, die Kalorien von 36 Würfeln Zucker stecken. In Bionade sind es vier. Immerhin. Da die Firma mit Bio wirbt, finde ich es wichtig, solche Dinge zu hinterfragen.

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WELT ONLINE: Sind Sie auch ökologisch korrekt, wenn Sie Inseln an die Reichen und Schönen dieser Welt verkaufen?

Vladi: Dazu möchte ich zwei Dinge klar stellen: Jeder Käufer eines gehobenen Mittelklassewagens kann sich im Prinzip eine Insel leisten. Es ist ein Vorurteil, dass nur Prominente oder Stars Kunden von mir sind. Und was das ökologische Bewusstsein angeht, kann ich sagen, dass die meisten Inselkäufer Menschen sind, denen die Natur und Ihre Erhaltung am Herzen liegen. Das ist auch bei mir so. Wie Sie vielleicht wissen, besitze ich zwei Inseln und auf jeder ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema.

WELT ONLINE: Was kostet die billigste Insel?

Vladi: Die günstigste Insel, die ich jemals verkauft habe, ist 500 Quadratmeter groß und kostete 1500 Kanadische Dollar. Darauf stand allerdings nur ein Hühnerschuppen. Aber Sie können bei mir auch Inseln mieten. Ich habe 64 im Angebot. Zu Mieten rate ich sowieso jenen Kunden, die nicht genau wissen, ob so ein Inselleben tatsächlich das Richtige für sie ist.

WELT ONLINE: Wie ist der typische Inselkäufer?

Vladi: Wenn man das verallgemeinern will, dann sind es Individualisten, die genau wissen, was sie mit ihrer Zeit machen wollen. Menschen, die sich ungern sagen lassen, was sie tun sollen. Vor allem in der Freizeit. Ein organisierter Club-Urlaub wäre das Letzte, was sie machen würden.

WELT ONLINE: Wer kauft eine Insel? Männer oder Frauen?

Vladi: Männer kaufen die Insel, aber die Frauen fragen und sagen, was sie wie haben wollen. Gibt es ausreichend frisches Wasser? Wie weit ist das nächste Krankenhaus entfernt? Inzwischen achte ich sehr auf die Signale der begleitenden Damen.

WELT ONLINE: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Inseln zu verkaufen?

Vladi: Eigentlich wollte ich vor mehr als 30 Jahren nur eine Insel für mich finden. Die Idee, eine Zeit lang auszusteigen und auf einem Eiland zu leben, erschien mir ungeheuer reizvoll. Ich träumte von einem Modell-Leben: Kontrollieren, was man sieht. Dass daraus einmal eine lebenslange und sehr befriedigende Beschäftigung werden würde, hätte ich nie gedacht.

WELT ONLINE: Haben Ihre Kunden heute noch die gleichen Wünsche und Erwartungen an eine Insel wie früher?

Vladi: Im Prinzip schon. Eine Insel steht für Paradies, für Abgeschiedenheit, für heile Welt. Daran hat sich nichts geändert. Was ich aber beobachte, meine Kunden sehnen sich mehr als früher danach, mit der Natur im Gleichgewicht zu sein. Das geht auch mir so. Ich bin stark beeinflusst von einem guten, alten Freund. Intensive Gespräche mit Alternativ-Nobelpreisträger Jakob von Uexküll haben mein Bewusstsein für die Umwelt geschärft. Wissen Sie, dass es in Hamburg 35.000 Kinder gibt, die an Asthma erkrankt sind? Und dass pro Jahr 24.000 Menschen auf Grund von Luftverschmutzung sterben? Das sind dreimal mehr als es Verkehrstote gibt. Das macht betroffen und motiviert mich zum Handeln.

WELT ONLINE: In welcher Form?

Vladi: Ich plane einen Luftmessanzeiger in Form eines Ballons wie es ihn schon in Paris gibt. Der wechselt, je nach Schadstoffbelastung die Farbe. Zeigt er Rot, ist die höchste Stufe erreicht.

WELT ONLINE: Wie wollen Sie Ihre Idee umsetzen?

Vladi: Sie kennen unseren Fesselballon an den Deichtorhallen? Den möchte ich mit dieser Technik ausstatten und der Stadt als meinen Beitrag gegen die Umweltverschmutzung zur Verfügung stellen.

WELT ONLINE: Was sagt Ole von Beust dazu?

Vladi: Nachdem mir die Pariser Bürgermeisterin vorgeschwärmt hatte, wie positiv der Ballon von allen Seiten angenommen worden ist, habe ich unserem Bürgermeister einen Brief geschrieben. Das Problem ist, dass schlechte Messwerte auch auf den Senat und seine Umwelt-Politik zurückfallen würden. Herr von Beust war dennoch sehr angetan von der Idee und bat mich, das Projekt weiter zu verfolgen. Nun suche ich Sponsoren.

WELT ONLINE: Ihr Vater stammt aus dem Kaukasus. Sie bereisen ständig die Welt. Gab es keine Alternative zu Ihrer Geburtsstadt Hamburg?

Vladi: Für einen Inselverkäufer hat die Stadt in der Tat einen gravierenden Nachteil: Sie hat keine Inseln, die man verkaufen könnte. Dennoch bin ich ihr immer treu geblieben. Ein Grund sind die Menschen hier. Sie sind nicht so gestresst wie beispielsweise an den Finanzplätzen New York oder Zürich, und auch nicht so verblendet. Für mich ist Hamburg eine hinreißende Stadt, die immer schöner wird.

WELT ONLINE: Dennoch verbringen Sie viel Zeit auf Ihrer Insel in Neuseeland?

Vladi: Angefangen vom Wellenschlag am Ufer, der eine ganz eigene Energie erzeugt, bis hin zum Leben im Sonnen-Rhythmus ist das Inseldasein etwas Besonderes. Dazu möchte ich eine Geschichte erzählen. Ich habe meine Insel vor 15 Jahren von einer Familie gekauft. Anfang des Jahres hatte ich ganz stark das Gefühl, die alte Mutter dieser Familie im Altersheim besuchen zu müssen. Ich fuhr zu ihr hin, und es war eine sehr berührende Begegnung. Sie wollte wissen, ob die von ihr angepflanzten Rosen noch stehen. Später erhielt ich einen langen Brief von ihr, in dem sie noch einmal betonte, wie glücklich sie 46 Jahre lang mit ihrem Mann und ihren Kindern auf dieser Insel gelebt hatte. Danach starb sie. Sie hatte noch einmal Abschied von ihrer geliebten Insel genommen. Diese guten Gefühle glaube ich zu spüren, wenn ich mit meiner Familie auf unserer Insel bin.