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Ein Obdachlosenheim unter den 100 besten Hotels

Da ist TripAdvisor aber etwas durchgerutscht: Ein paar User haben eine Glasgower Unterkunft für Obdachlose mit scherzhaften Lobeshymnen dermaßen überschüttet, dass es „besonders empfehlenswert“ ist.
User über das „Bellgrove Hotel“ in Glasgow: „Die Marmorböden und Kristallleuchter waren atemberaubend!“ User über das „Bellgrove Hotel“ in Glasgow: „Die Marmorböden und Kristallleuchter waren atemberaubend!“
User über das „Bellgrove Hotel“ in Glasgow: „Die Marmorböden und Kristallleuchter waren atemberaubend!“
Quelle: Google Streetview/Screenshot Die Welt

Weil ein paar Scherzkekse eine Obdachlosenunterkunft auf einem Bewertungsportal in den Himmel gelobt haben, rangiert das Haus, in dem die Ärmsten der Armen ein Dach über dem Kopf finden, plötzlich als britische „Top 100 places to stay“-Empfehlung.

Das „Bellgrove Hotel“, und da fängt das Dilemma schon an, ist gar kein Hotel im herkömmlichen Sinne. Das Glasgower Wohnhaus (607 Gallowgate) ist die Heimat von bis zu 150 Männern, von denen einige Drogen- und Alkoholprobleme haben und ansonsten nirgendwo einen Platz finden, wie der Hotel Manager Joe McKee in der Online-Ausgabe der „Daily Mail“ zitiert wird.

Die Obdachlosenherberge wurde von der BBC mal als „dumping ground for the poor“, als Müllhalde für die Armen, beschrieben. Luxus kann man dem „Bellgrove“ attestieren.

Und doch haben Fake-Bewertungen wie „Die Marmorböden und Kristallleuchter waren atemberaubend! Man fühlt sich wie ein König!“ oder „Eine einzige Freude“ dem „hostel for the homeless“ zu einem ungeahnten Aufstieg verholfen.

„Herausragende Spa-Angebote“

Die vollmundigen scherzhaften Beschreibungen und Bewertungen des Hotels hinsichtlich angeblich herausragender Spa- und Pool-Angebote sowie gehobener Gastronomie auf dem Reiseportal TripAdvisor machen aus dem „Armenhaus“ eine der hundert besten Unterkünfte in Großbritannien.

Wie MailOnline berichtet, wusste Hotelmanager Joe McKee zunächst gar nichts von der Präsenz seines Hauses auf TripAdvisor. „Es sieht so aus, als wären es fünf oder sechs Witzbolde gewesen, die diese Bewertungen gepostet haben. Wir haben TripAdvisor kontaktiert und sie gebeten, die Einträge wieder runterzunehmen“, so McKee. „das ist ja irreführend“.

Beim Reiseportal hat man nun nicht nur die Bewertungen des „Bellgrove Hotel“ heruntergenommen, sondern das Hotel als solches von der Seite gelöscht. Eine Sprecherin wird zitiert mit den Worten: „Danke für das Bescheidgeben. Da dieses Gebäude ein Obdachlosen-Unterschlupf ist, erfüllt es nicht unsere Richtlinien ...“

Spott im Internet

Angeblich gehen bei TripAdvisor mehr als 60 contentrelevante Daten ein, sodass auch mal eine Bewertung eines Users oder eine Unterkunft, die nicht den Richtlinien der Webseite entspricht, durchrutschen kann, erklärte die Sprecherin.

Nun erntet das Unternehmen reichlich Spott jener Internetnutzer, die Hotelbewertungen anderer User eh schon immer für fragwürdig gehalten haben.

Das „Bellgrove Hotel“ wird im Mai 2013 renoviert – aber es wird weiterhin ein „men’s hostel“ bleiben, wie Manager Joe McKee versichert.

heg

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