Seit 27 Jahren pumpte sich Bodybuilder Rich Piana mit Steroiden und allerhand anderen Substanzen auf. Im Gegensatz zu seinen Kollegen verheimlichte er das nicht, sondern war öffentlich stolz darauf. Auf Instagram folgen ihm 1,2 Millionen Fans, wo er seinen Körper und sein Protzleben zur Schau stellt. Die berühmteste aller Bodybuilder-Posen vermied er dabei aber, um seine größte Schwachstelle zu verbergen: seine gewaltigen Oberarme.
Vor einer Woche gab der Körper des 46-Jährigen nach. Während ihm seine Freundin Chanel Jansen im Badezimmer die Haare schnitt, brach Piana plötzlich zusammen, soll mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen sein. Seine Freundin konnte den 150-Kilo-Koloss unmöglich selbst bewegen und rief Rettungskräfte. Als die eintrafen, fanden sie nicht nur den bewusstlosen Piana, sondern auch 20 Flaschen voller Steroide im Wohnzimmer, auf dem Tisch weißes Pulver und eine Kreditkarte. Deshalb injizierten sie Piana eine Dosis Narcan, dass als Gegenmittel zu Opiaten benutzt wird, um die Rezeptoren im Gehirn vor der Drogenwirkung zu blocken. Im Krankenhaus wurde Piana ins Koma versetzt, in dem er sich bis heute befindet.
In der Szene und bei seinen Fans war Piana vor allem für seine Ehrlichkeit bezüglich seines Steroidenkonsums bekannt, das ihm zu einem fast comicartigen Aussehen verhalf. Sein Motto: „Whatever it takes“, zu Deutsch „mit allen Mitteln“. In einem YouTube-Video riet er Bodybuilding-Talenten: „Wenn ihr die Wahl habt, Steroide zu nehmen oder natürlich zu bleiben, bleibt natürlich. Es gibt keinen Grund, sie zu nehmen. Ihr schadet nur eurem Körper und euch selbst.“ Aber: „Wenn ihr professioneller Bodybuilder werden wollt, ratet mal. Dann müsst ihr sie einnehmen, dann habt ihr keine andere Wahl.“ Piana liebte es zu provozieren. Der „Daily Mail“ sagte er einmal, er trinke Proteinshakes, „die so groß sind, dass darin ein Kleinkind ertrinken könnte“.
Mit 18 das erste Mal Steroide
Piana trainierte seinen Körper, seit er 15 war. Seit er 18 war, nahm er Steroide. Seine Bodybuilder-Karriere verlief dennoch ziemlich unglücklich. Öffentlich vermied er es daher, zu detailliert darüber zu reden. Seinen ersten Wettkampf absolvierte Piana 1999 bei der NPC (National Physique Commitee) in der „Super-Heavyweight“-Klasse. Dort schaffte er es auf Platz sieben. Vier Jahre später belegte er beim gleichen Wettbewerb Platz 11. Nicht genug für Piana, der daraufhin seine Bodybuilder-Karriere für beendet erklärte.
Fünf Jahre arbeitet er in der Folge als Personal Trainer. Einer seiner Kunden soll ihm in dieser Zeit unbeschränkten Zugang zu Wachstumshormonen verschafft haben. Nach hartem Training trat er 2009 doch wieder zu Wettkämpfen an und gewann die NPC Border States Classic und die NPC Sacramento. Im Jahr darauf erlebte er bei den NPC Nationals jedoch ein Debakel und verkündete, dieses Mal endgültig mit dem Bodybuilding aufzuhören.
Vor allem Pianas Oberarme entwickelten sich über die Jahre zu seiner Schwachstelle – obwohl sie aussahen wie Kanonenkugeln. Was fehlte, war eine klare Linie zwischen dem Bizeps und dem Trizeps. Warum es Piana nicht mehr gelang, seine Arme zu definieren, war seitdem Tuschelthema in der Szene. Viele gehen davon aus, dass es sich um eine Nebenwirkung der Substanz Synthol handelt, die sich Piana zur Vergrößerung seiner Arme injizierte.
Es handelt sich um ein Gemisch von Ölen, das sich im Muskel einlagert und zu einer rein optischen Vergrößerung führt, mehr Kraft bekommt der Anwender nicht. Werden mit Synthol injizierte Muskeln angespannt, strecken sie sich nicht, und Adern treten auch nicht hervor - die Muskeln bleiben rund und aufgepumpt. Die Anwendung ist nicht nur umstritten und gesundheitsschädlich (Embolien, Herzinfarkten), sondern in weiten Teilen der Bodybuilding-Gemeinde verpönter als andere Präparate, da sie rein kosmetisch ist.
Piana ist „am Leben und kämpft“
Piana ist dieser Umstand sehr wohl bewusst. Deshalb vermeidet er wohl seit geraumer Zeit die wohl berühmteste aller Bodybuilder-Posen, die „Front-Doppel-Bizeps“, in der beide Oberarme auf Schulterhöhe angespannt und von vorne präsentiert werden. Selbst mit Fans vermeidet Piana diese Pose.
Nach Pianas Zusammenbruch geisterte bereits das Gerücht durchs Internet, er sei verstorben. Dem widersprach seine Freundin Chanel Jansen gegenüber dem Promi-Portal TMZ vehement. Montag meldete sie sich erneut und sagte, Piana sei „am Leben und kämpft“. Vor allem durch seinen Erfolg auf Social Media soll Piana in den vergangenen Jahren ein Vermögen von 2,5 Millionen Dollar angehäuft haben. Jedes seiner regelmäßigen YouTube-Videos wird über 200.000 mal angeschaut.