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Sport „Mr. Sportschau“

WDR-Sportjournalist Ernst Huberty ist tot

Ernst Huberty Ernst Huberty
ARD-Sportmoderator Ernst Huberty in einer Sportschau-Sendung im Januar 1983. Huberty ist im Alter von 96 Jahren gestorben
Quelle: dpa/Horst Ossinger
Ernst Huberty, erster Moderator der „Sportschau“ ist im Alter von 96 Jahren verstorben. Seit 1961 war er für 21 Jahre das Gesicht des Sportjournalismus in der ARD. Legendär war seine Kommentierung im WM Halbfinale 1970 zwischen Deutschland und Italien.

„Sportschau“-Pionier Ernst Huberty ist tot. Wie der Westdeutsche Rundfunk (WDR) mitteilte, ist der Fernseh-Journalist und Fußball-Kommentator am Montag im Alter von 96 Jahren gestorben.

„Wir nehmen traurig Abschied von Ernst Huberty. Als „Mr. Sportschau“, wie ihn das Publikum liebevoll nannte, hat er als erster Moderator diese Sendung entscheidend geprägt: wohltuend unaufgeregt und mit großer Seriosität. Ernst Huberty bleibt uns allen nicht nur als Moderator der „Sportschau“, sondern auch als Sportreporter-Legende ewig in Erinnerung“, erklärte WDR-Intendant Tom Buhrow.

Ernst Huberty moderierte am 4. Juni 1961 in der ARD die erste „Sportschau“ und war 21 Jahre lang bis 1982 deren Gesicht. Im Gedächtnis vieler Fernsehzuschauer blieb er zudem durch seine Kommentierungen.

Ernst Huberty gestorben
Ernst Huberty moderiert im September 1969 die vom WDR produzierte „Sportschau“
Quelle: dpa/Roland Scheidemann

Seine berühmtesten Reporterworte sind bezeichnenderweise „Ausgerechnet Schnellinger“. Das war 1970, als Karl-Heinz Schnellinger im WM-Halbfinale gegen Italien in der 90. Minute den Ausgleichstreffer erzielte – ausgerechnet er, der seit Jahren in Italien spielte. Huberty schrie das nicht heraus. Er sagte es einfach.

Der gebürtige Trierer, Sohn eines Luxemburgers, wurde Ende der 1950er-Jahre von Werner Höfer („Der Internationale Frühschoppen“) zum WDR geholt und war bei der 1961 gestarteten „Sportschau“ von Anfang an dabei. Er war der Mann, der am 4. Juni 1961 die allererste „Sportschau“ moderierte. Zwei Jahre später wurde die Bundesliga gegründet.

Das Filmmaterial musste anfangs von Motorradkurieren aus den Stadien zum Sender nach Köln gefahren werden. Die Vereine zahlten zum Dank Geld dafür – nicht etwa umgekehrt. In den 1970er Jahren war die „Sportschau“ Kult. Bis zu 15 Millionen Zuschauer schalteten jedes Mal ein. Das samstägliche Ritual für Millionen deutscher Nachwuchshoffnungen sah damals so aus: Erstens Fußballplatz. Zweitens „Sportschau“. Drittens Badewanne.

Dann kam 1982 der tiefe Fall: Wegen einer Spesenaffäre wurde Huberty als WDR-Sportchef abgesetzt und ins Dritte Programm verbannt. Andere hätte das verbittert, ihn nicht. Zehn Jahre später sagte er rückblickend: „Unterm Strich ist übrig geblieben, dass ich in meinem Leben viel gelernt habe und dass ich mich völlig umstellen musste, eine ganz andere Arbeit leisten (musste) in diesem Hause, und die hat mir sehr gutgetan, die war für mein ganzes Leben ungeheuer wichtig.“ Bis zum 87. Lebensjahr bildete er noch Moderatoren aus.

Ob er Angst vor dem Tod habe, wurde Huberty 2017 in dem WDR-Film vom heutigen „Sportschau“-Chef Steffen Simon gefragt. „Eigentlich nicht“, war die lakonische Antwort. Vielleicht werde er dank der modernen Medizin noch etwas länger leben. „Werden wir sehen.“ Um sich dann zu korrigieren: „Ich nicht. Du wirst es sehen.“

dpa/sebe

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