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Panorama Interview

Ulrich Pleitgen und die Liebe nach 25 Jahren Ehe

Der Ulrich Pleitgen ist schon 25 Jahre mit seiner Frau zusammen. Der Ulrich Pleitgen ist schon 25 Jahre mit seiner Frau zusammen.
Quelle: dpa/Ulrich Perrey
Der Schauspieler Ulrich Pleitgen ist einer der Stars der ARD-Serie "Familie Dr. Kleist". Wie wichtig ihm die Familie ist, hat Pleitgen während einer schweren Krankheit selbst erfahren. WELT ONLINE erzählt der 62-Jährige, was ihm eine glückliche Ehe bedeuten und wie er mit dem Älterwerden umgeht.

WELT ONLINE: Herr Pleitgen, warum ist "Familie Dr. Kleist" bei den Zuschauern so beliebt?

Ulrich Pleitgen: Die Serie ist, wenn man so will, eine Werbeveranstaltung für die Familie in Zeiten, in denen es vielen sozial immer schlechter geht. Künftig werden wir angewiesen sein auf Werte wie Zusammenhalt und Solidarität, die leider eine immer geringere Rolle spielen.

WELT ONLINE: Was bedeutet Ihnen die Familie?

Pleitgen: Ich habe erlebt, dass meine Familie in Notfällen an meiner Seite war, zum Beispiel bei schwerer Krankheit oder auch bei finanziellen Problemen. Ich finde es sehr wichtig, dass man sich gegenseitig auffängt. Und das funktioniert am besten dann, wenn man gemeinsam unter einem Dach lebt.

WELT ONLINE: Sie haben mit Ihrer Frau Ann-Monika eine gemeinsame Wohnung. Viele Menschen aber glauben, Beziehungen hielten länger, wenn Mann und Frau getrennt leben.

Pleitgen: Da bin ich sehr konservativ. Ich denke, dass man in einer Ehe Konflikte aushalten muss und dass man sie zu klären hat. Aber ich kann das natürlich niemandem vorschreiben. Wenn Menschen das Gefühl haben, dass sie nach ein paar Jahren nicht mehr zusammen sein wollen, dann müssen sie sich eben trennen. Ich denke nur, dass heute die Paare viel zu früh auseinander laufen.

WELT ONLINE: Haben Sie dafür eine Erklärung?

Pleitgen: Seit den 60er- und 70er-Jahren ist Selbstverwirklichung immer wichtiger geworden. So gerechtfertigt diese in manchen Fällen auch sein mag: Sie führte auch dazu, dass heute niemand mehr bereit ist, zu Gunsten des Partners zurückzustecken. So kommen diese Probleme zustande. Ich halte das für eine schädliche Entwicklung.

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WELT ONLINE: Sie haben gut reden, Sie konnten sich ja selbst verwirklichen ...

Pleitgen: Dafür bin ich auch sehr dankbar. Ich denke, ich bin der Beweis dafür, dass es auch in einer Partnerschaft funktioniert, wenn beide es wollen. Wenn aber nur jeder daran denkt, seinen eigenen Willen durchzusetzen, dann halte ich das nicht für richtig. Dann stehen die Freiheiten gegeneinander, und jeder setzt sie auf seine Weise egoistisch durch. Heute sind wir alle so sehr zu Konsumenten geworden, dass wir auch Beziehungen nur noch konsumieren. Natürlich fliegen auch bei uns manchmal ganz schön die Fetzen, aber meine Frau und ich halten Konflikte aus und klären sie. Das ist der Grund, warum wir auch nach 25 Jahren ein gut funktionierendes Paar sind, das sich immer noch liebt.

WELT ONLINE: Wie sind Sie vor ihrer Ehe mit Trennungen nach einer Liebesbeziehung umgegangen?

Pleitgen: Eine zerbrochene Liebe hat mich nie abgeschreckt, wieder mit voller Wucht in eine neue Beziehung zu schlittern. Es war mir wichtig, mich immer wieder neu auf Dinge einzulassen, auch wenn ich schlechte Erfahrungen gemacht habe. Die ganze Welt ist nicht voller Taschendiebe, nur weil man einmal beklaut worden ist.

WELT ONLINE: Sie litten aufgrund von Bronchialasthma und Schlafapnoe unter schweren Erschöpfungszuständen, haben die Krankheit jetzt aber überwunden. Ist es für Sie als Schauspieler eigentlich ein Problem, einen kranken Menschen zu spielen?

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Pleitgen: Ja, das ist schon kompliziert. Aber es gehört natürlich zu meinem Beruf. Krankheit gehört für mich zum Leben dazu. Dafür bin ich Schauspieler und noch dazu in einem Alter, wo einen Krankheiten eben betreffen.

WELT ONLINE: Haben Sie ein Problem mit dem Älterwerden?

Pleitgen: Jeder Mensch hat Probleme mit dem Alter, das ist doch klar. Für mich ist es eine Frage, wie man damit umgeht. Ich versuche, mein Älterwerden anzunehmen. Ob ich dabei gelassen bleiben kann, weiß ich nicht. Es gibt gewisse Dinge, die hake ich einfach ab. Da sage ich mir, das ist eben so. Das kann ich Gott sei Dank ganz gut. Die Gefühle, die ich habe, ob ich mal traurig oder fröhlich bin, kann ich gut annehmen.

WELT ONLINE: Setzen Sie Ihre Fähigkeiten als Schauspieler auch in Ihrem Privatleben ein?

Pleitgen: Nein. Als Schauspieler kenne ich mich mit Lügen gut aus, weil ich ja häufig so etwas spielen muss. Mein Beruf hilft mir auch zu durchschauen, wenn andere mich belügen. Wenn mir jemand privat Theater vorspielt, reagiere ich darauf allergisch. Das verletzt mich zutiefst.

WELT ONLINE: Und im Privatleben? Können Sie da gut lügen?

Pleitgen: Nein, da bin ich eher ungeschickt. Ehrlich gesagt, ich habe es schon ein paar Mal in meinem Leben versucht, bin aber immer erwischt worden. Und darum lasse ich es heute lieber. Und Menschen, die mir vertrauen, falsche Gefühle vorzuspielen oder sie anzulügen, das käme für mich nie infrage.

WELT ONLINE: Hat Sie die zurückliegende, krankheitsbedingte Zwangspause gelassener gemacht?

Pleitgen: Nein. Ich merke, dass ich den emotionalen Bereich meines Lebens nicht verändern kann. Ich kann mein Naturell nicht ändern - und ich will es auch nicht.

WELT ONLINE: Lernen Sie eigentlich Ihre Rollen immer noch im Gehen, mit dem Drehbuch vor der Nase?

Pleitgen: Klar, am liebsten auf meiner Hausstrecke rund um die Außenalster. Es wurde mal ausgerechnet, dass ich dabei pro Jahr 1350 Kilometer zurücklege. Wenn ich das hochrechne auf die Jahre, die ich schon als Schauspieler unterwegs bin - nicht nur in Hamburg, sondern auch an vielen anderen Drehorten in aller Welt - dann komme ich auf mehr als 43.000 Kilometer.

WELT ONLINE: Das ist ja schon mehr als einmal um die Erde ...

Pleitgen: ... ich werde das mal ganz genau ausrechnen lassen und dann, finde ich, wird es höchste Zeit für einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde.

Ab dem 4. November ist der Hamburger Schauspieler Ulrich Pleitgen in einer neuen Staffel der beliebten Serie "Familie Dr. Kleist" im Ersten zu sehen.

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