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Europa im Kälteschock – viele Menschen erfroren

Temperaturen von bis zu minus 25 Grad fordern zahlreiche Todesopfer auf den Straßen: Schnee und Eis gefährden Verkehrsteilnehmer und Obdachlose Temperaturen von bis zu minus 25 Grad fordern zahlreiche Todesopfer auf den Straßen: Schnee und Eis gefährden Verkehrsteilnehmer und Obdachlose
Temperaturen von bis zu minus 25 Grad fordern zahlreiche Todesopfer auf den Straßen: Schnee und Eis gefährden Verkehrsteilnehmer und Obdachlose
Quelle: dpa/DPA
Der Dauerfrost in Europa fordert zahlreiche Opfer. Vor allem Obdachlose in Osteuropa sind betroffen. Auch in Deutschland gibt es Kältetote. Schwierig ist die Lage nicht nur im Straßenverkehr. Auch Flughafen-, Schiffspersonal und Friedhofsmitarbeiter haben mit dem harten Winter zu kämpfen.

Neuschnee auf den Straßen in NRW hat zum Wochenbeginn für Dauerstaus und tödliche Verkehrsunfälle gesorgt. Landesweit stauten sich die Autos auf bis zu 280 Kilometer und damit etwa auf die doppelte Länge eines „normalen“ Montags, teilte Carsten Dübbers von der Landesleitstelle der Polizei in Neuss mit.

Für die nächsten Tage erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) arktische Luft und bis zu 20 Grad Minus am Mittwochmorgen. „Es wird bitterkalt“, sagte ein DWD-Sprecher. Das gelte für die ganze Woche: Vor allem am Mittwochabend und in der Nacht zum Donnerstag seien außerdem Neuschnee und starker Wind zu erwarten. Die Autofahrer müssen wieder mit starken Behinderungen rechnen.

In Ochtrup im Kreis Steinfurt starb am Montagmorgen ein 22 Jahre alter Autofahrer nach dem Zusammenstoß mit einem entgegenkommenden Transporter. Die Autobahn 2 war nach einem Unfall zwischen Oelde und Beckum in Fahrtrichtung Dortmund für mehrere Stunden gesperrt. Bereits in der Nacht waren auf den Autobahnen Streufahrzeuge im Einsatz. „Wir sind noch einmal glimpflich davon gekommen“, sagte Dübbers. Meist hätten sich nur kleinere Unfälle ereignet.

Auf dem Mittellandkanal waren nach tagelangem Dauerfrost sechs Eisbrecher im Einsatz, um die Wasserstraße von der westfälischen Grenze bis Wolfsburg befahrbar zu halten. Möglicherweise müsse der Kanal wegen zu vieler Eisschollen demnächst ab Braunschweig gesperrt werden, sagte am Montag ein Sprecher der Wasser-und Schifffahrtsdirektion Mitte in Hannover. Im übrigen NRW gab es keine Probleme mit Kanälen, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei in Duisburg.

Autofahrer in Gelsenkirchen mussten am Montag wegen der Kältewelle ihren Zorn über unberechtigte „Knollen“ mit sich selbst ausmachen: Da in einem Dienstgebäude am Wochenende die Heizungsanlage ausgefallen war, konnte die Bußgeldstelle für den Publikumsverkehr nicht öffnen.

Der harte Frost hat am Wochenende in Deutschland mindestens ein Todesopfer gefordert: Ein 76 Jahre alte Mann erfror im schleswig-holsteinischen Lindau nach einem Sturz. Er war am Samstag aufgefunden worden. Es gebe keine Hinweise auf Fremdverschulden, teilte die Polizei mit.

Auch in anderen Teilen Deutschlands war es am Wochenende zu Glätte bedingten Staus und Unfällen gekommen. Außerdem bereiteten Schnee und Eis wieder dem Frankfurter Flughafen Probleme. Zum Wochenbeginn seien 65 Flüge annulliert worden, sagte ein Flughafensprecher. Zudem gebe es wegen der eingeschränkten Landekapazitäten Verspätungen von mehr als einer Stunde. Da es im Laufe des Tages weiter schneien sollte, sei mit weiteren Flugausfällen zu rechnen.

Vielen Deutschen machen die Minusgrade aber nichts aus – im Gegenteil: Nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts polis/USUMA für das Nachrichtenmagazin „Focus“ freuen sich 70 Prozent der 1018 Befragten über einen kalten, schneereichen Winter.

Als äußerst unangenehm bis lebensgefährlich hingegen erleben Menschen in Polen die eisige Kälte. Nach heftigen Schneefällen waren vor zwei Wochen unter den Schneemassen Strommasten zusammengebrochen, beschädigt worden und Leitungen zerrissen. Trotzdem, dass Reparaturteams und Armee-Einheiten seither rund um die Uhr im Einsatz sind, müssen immer noch 14.000 Menschen ohne Strom auskommen. Am schlimmsten sei die Lage im Süden des Landes, teilte das Innenministerium in Warschau mit. Ohne Elektrizität liege auch die Fernwärme- und Wasserversorgung still.

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Auch Einwohner von Niederschlesien und Schlesien müssen seit längerer Zeit unter dem harten Winter leiden. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden am Sonntagmorgen drei Kältetote gefunden. Darunter befand sich ein 13-Jähriger, der auf dem Heimweg erfror. Seit Anfang Januar sind in Polen 70 Menschen in der Kälte ums Leben gekommen. In Rumänien sind innerhalb von 24 Stunden elf Menschen erfroren. Insgesamt starben in fünf Tagen 22 Menschen an den Folgen der Kälte, teilte eine Regierungssprecherin in Bukarest mit. „Die meisten Toten sind ältere Menschen ohne festen Wohnsitz“, sagte Gesundheitsstaatssekretär Raed Arafat im Fernsehen. Dutzende zumeist obdachlose Menschen seien mit Erfrierungen in Krankenhäuser gebracht worden. Dem staatlichen Wetterdienst zufolge dürften die Temperaturen in Rumänien bis Mittwoch im Bereich von bis zu minus 25 Grad bleiben.

Der lang anhaltende Frost fordert aber nicht nur Tote, er erschwert auch Bestattungen: Auf Friedhöfen müss das obere Erdreich zum Teil mit schweren Pressluftbohrern gelockert werden, sagte der Leiter des Hauptfriedhofes in Braunschweig, Guido Haas. Beim Ausheben der Gräber komme der Bagger nicht mehr in den gefrorenen Erdboden. Bei Minusgraden dauert auch der Gang hinter dem Sarg aus der Kapelle zur Grabstätte aus Sicherheitsgründen länger als sonst. Außerdem warnt Haas Angehörige davor, bei gefrorenem Boden einen Grabstein zu setzen. Dabei könne es dazu kommen, dass später der Erdboden einsacke. Es sei daher ratsam, ein halbes Jahr zu warten.

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