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Unmotivierte Mitarbeiter kosten Firmen Milliarden

Innerliche Kündigung: Mehr als ein Fünftel der Arbeitnehmer kommt unmotiviert an den Arbeitsplatz Innerliche Kündigung: Mehr als ein Fünftel der Arbeitnehmer kommt unmotiviert an den Arbeitsplatz
Innerliche Kündigung: Mehr als ein Fünftel der Arbeitnehmer kommt unmotiviert an den Arbeitsplatz
Quelle: picture alliance / Arco Images
Jeder fünfte Arbeitnehmer in Deutschland spürt keine Bindung zum Unternehmen. Die niedrige Motivation löst laut Experten Schäden in Milliardenhöhe aus.

Deutlich aufgehellt hat sich die Stimmung in hiesigen Chefetagen angesichts des jüngsten Aufschwungs – ihre Belegschaften haben die Topmanager mit ihrer Euphorie jedoch ganz offensichtlich nicht anstecken können: Wie eine Studie der Unternehmensberatung Gallup ergab, lässt das Engagement der Arbeitnehmer für ihre Arbeitgeber zu Wünschen übrig: 66 Prozent der insgesamt knapp 2000 befragten Arbeitnehmer machen lediglich Dienst nach Vorschrift und weisen eine geringe emotionale Bindung zu ihren Unternehmen auf.

Jeder fünfte Arbeitnehmer (21 Prozent) hat innerlich so gut wie gekündigt und gibt an, keinerlei Bindung an den Arbeitgeber zu verspüren. Gerade einmal jeder zehnte Angestellte (13 Prozent) identifiziert sich sehr mit seiner Firma und ist freiwillig bereit, sich für dessen Ziele einzusetzen. Glaubt man den Studienautoren, kommt die fehlende Motivationsfähigkeit hiesiger Manager das Land teuer zu stehen: Die erschreckend niedrige Motivation vieler Mitarbeiter hierzulande fungiere innerhalb der Firmen oft wie ein „Energiestaubsauger“, der die Leistungsbereitschaft auch der eigentlich engagierten Kollegen bisweilen gefährlich schmälere, warnt Marco Nink, Berater bei Gallup.

Durch die daraus resultierenden Produktivitätseinbußen entstünde ein volkswirtschaftlicher Schaden von bis zu 127 Milliarden Euro pro Jahr. Zudem wiesen die unmotivierten Mitarbeiter 28 Prozent höhere Fehlzeiten auf. Allein die zusätzlichen Krankheitstage belasteten die Firmenbudgets jährlich mit 3,7 Milliarden Euro. Besonders nachdenklich stimmt dabei, dass sich bei der Motivation der Mitarbeiter über die vergangenen zehn Jahre hinweg so wenig getan hat – im Gegenteil: Lag die Zahl derer, die innerlich bereits gekündigt hatten, im Jahr 2001 noch bei 15 Prozent, sind es heute bereits 21 Prozent.

Diese Entwicklung ist vor allem deshalb erstaunlich, weil der Fachkräftemangel den Unternehmen immer stärker zu schaffen macht – und sich Firmen daher verstärkt darüber Gedanken machen, wie sie ihre bestehenden Mitarbeiter bestmöglich an Bord halten können. „Das Problem ist zwar erkannt“, sagt Berater Nink. Die Einsicht, dass Personalführung mehr ist als nur eine reine Verwaltung ihrer Belegschaften, sei jedoch oft noch nicht so weit gereift, dass die Firmen auch wirklich Taten ergriffen.

Führungskräfte sind entscheidend

Gerade die Führungskräfte sollten ihr Tun überdenken, denn der Studie zufolge ist ihr Auftreten der Schlüssel für die Mitarbeitermotivation: Fast die Hälfte der Angestellten (46 Prozent), die innerlich bereits gekündigt haben, haben im vergangenen Jahr aufgrund ihres Vorgesetzten daran gedacht, ihr Unternehmen zu verlassen. Nahezu ebenso viele (45 Prozent) würden ihren Chef mit sofortiger Wirkung entlassen, wenn sie denn könnten: „Mitarbeiter, die kündigen, verlassen ihre Vorgesetzten, nicht ihre Unternehmen“, schlussfolgert Berater Nink.

Dabei wäre schon viel erreicht, wenn die Führungskräfte einfach das kleine Einmaleins von Managementratgebern beachten würden. Im Zentrum dessen, was Mitarbeiter vermissen, stehen nämlich keine kostspieligen Extramaßnahmen, sondern allem voran eine bessere Kommunikation: So attestiert die Studie den Führungskräften schwere Schwachstellen, wenn es um Feedback oder Lob und Anerkennung von guter Arbeit geht. Nur ein Viertel aller Mitarbeiter fühlt sich zudem bei der Arbeit mit einbezogen und in seinen Ansichten gefragt; lediglich drei von zehn Beschäftigten haben das Gefühl, dass bei der Arbeit das Interesse an ihnen als Mensch vorhanden ist. Nur jeder fünfte fühlt sich in seiner Entwicklung gefördert.

Dabei räumt die Studie auch mit der Annahme auf, dass die für ihre kommunikativen und sozialen Fähigkeiten gepriesenen weibliche Führungskräfte das Problem besser in den Griff bekommen würden: Zwar punkten die Damen bei den Mitarbeitern durchaus mit ihrer Kommunikationsstärke – darüber hinaus konnten die Experten aber so gut wie keinen Unterschied in der Führungsqualität von männlichen und weiblichen Vorgesetzten feststellen. Manager und Managerinnen schnitten in der Bewertung ihrer Untergebenen in etwa gleich gut – oder schlecht – ab.

Klar ist indes: Firmen, die die Motivation ihrer Mitarbeiter vernachlässigen, dürften auf Dauer den Kampf um das zunehmend heißer umkämpfte Humankapital verlieren. Dass die zufriedenen Mitarbeiter die treuesten sind, die Wechselbereitschaft bei den unzufriedenen Kollegen dagegen am stärksten ausgeprägt ist, führt auch die Studie vor Augen: 59 Prozent schließen nicht aus, ihrem Arbeitgeber in den nächsten zwölf Monaten den Rücken zu kehren; bei den emotional hoch gebundenen Mitarbeitern sind es nur sieben Prozent. Am Ende sind es die Firmen, die dafür zahlen: Fluktuation verursacht enorme Kosten, sei es durch den Know-How-Verlust oder die fälligen Einarbeitungszeiten neuer Kräfte.

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