Loser haben sie ihn gerufen. Und Fettsack. So oft hat er gehört, dass er nichts kann und nichts wert ist. Irgendwann hat es Tommy selbst geglaubt. „Weil ich so fett bin“, sagt der Zwölfjährige immer wieder. „Weil ich so fett bin“, ist es schwer, Freunde zu finden. „Weil ich so fett bin“, haben die Klassenkameraden gelacht. Dann ging Tommy einfach nicht mehr hin, zur Schule. Auf seinem Zeugnis für die sechste Klasse standen lauter Fünfen – und mehr als 60 unentschuldigte Fehltage. Versetzt wurde Tommy trotzdem. Er lebt in Berlin. Dort ist Sitzenbleiben an Grund- und Sekundarschulen nicht mehr vorgesehen.Der Fall Tommy zeigt, wie viel Mühe und Mittel es kostet, Bildungsverlierern die Hand zu reichen. Und er zeigt, dass das Thema Sitzenbleiben, an dem sich landauf, landab die Gemüter erhitzen, im wahren Leben eher ein Nebenkriegsschauplatz ist. Denn sitzen bleiben oder nicht – auf die individuelle Förderung einzelner Kinder kommt es an. An ihr führt speziell in sozialen Brennpunkten kein Weg vorbei.Tommy hatte Glück.
Gerade in schwierigen Milieus haben Schüler zunehmend Probleme, nicht abgehängt zu werden. Eine Berliner Modell-Schule zeigt, dass sich der Kampf um jeden Einzelnen lohnt. Doch der Preis dafür ist hoch.
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