WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Wissenschaft
  3. Schweinegrippe
  4. Schweinegrippe-Impfung: Transparency International kritisiert Profitdenken

Schweinegrippe Schweinegrippe-Impfung

Transparency International kritisiert Profitdenken

Zwei Komponenten des Impfstoffes Pandemrix gegen die Schweinegrippe müssen vor der Impfung miteinander gemischt werden. Bundesweit gibt es inzwischen rund 25.000 nachgewiesene Schweinegrippe-Fälle, doch die Massenimpfung verläuft bislang schleppend. Zwei Komponenten des Impfstoffes Pandemrix gegen die Schweinegrippe müssen vor der Impfung miteinander gemischt werden. Bundesweit gibt es inzwischen rund 25.000 nachgewiesene Schweinegrippe-Fälle, doch die Massenimpfung verläuft bislang schleppend.
Zwei Komponenten des Impfstoffes Pandemrix gegen die Schweinegrippe müssen vor der Impfung miteinander gemischt werden. Bundesweit gibt es inzwischen rund 25.000 nachgewiesene Schw...einegrippe-Fälle, doch die Massenimpfung verläuft bislang schleppend.
Quelle: pa
Die größte Impfaktion in der Geschichte der Bundesrepublik ist gestartet – und laut Transparency International sind dabei auch Geschäftsinteressen im Spiel: Experten, die über die Impfung entscheiden, hätten weitreichende, auch finanzielle Kontakte zu den Herstellern der Schweinegrippe-Impfstoffe.

Laut Transparency International ist bei der Massenimpfung gegen das H1N1-Virus auch von Geschäftsinteressen geprägt. So pflegten Fachleute enge Kontakte zu den Impfstoff-Produzenten. „Wir beobachten, dass da massive Interessenkonflikte sind“, sagte Angela Spelsberg, Epidemiologin und Vorstandsmitglied der Anti-Korruptions-Organisation, dem Sender Deutschlandradio Kultur. Das Robert Koch-Institut (RKI) wies den Vorwurf zurück. Das Institut in Berlin berät die Bundesregierung bei der Impfaktion.


Spelsberg sagte, es gebe keine wissenschaftlichen Belege für eine große Gefahr durch die Schweinegrippe. „Die Impfaktion geht gegen eine Grippe vor, die im Vergleich zur saisonalen Grippe bisher ganz mild verlaufen ist.“ Die Ärztin kritisierte, dass es im Gesundheitswesen immer weniger unabhängige Experten gebe. Bei der Schweinegrippe gelte für maßgebliche Fachleute, „dass sie zum Teil in die Impfstudien selber involviert sind und dass sie von den Herstellern der Impfstoffe finanzielle Unterstützung erhalten beziehungsweise Honorare bekommen“.

RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher sagte dazu: „Die Arbeit auf dem Gebiet des Impfens bringt natürlich auch Kontakte zu den Herstellern mit sich.“ Die Mitglieder der Ständigen Impfkommission beim RKI müssten jedoch vor ihrer Berufung und vor jeder Sitzung Auskunft über mögliche Interessenkonflikte geben. „Das wird auch überprüft. Insofern denken wir, dass da transparent informiert wird.“ Wer befangen sei, dürfe bei entsprechenden Tagesordnungspunkten nicht mit abstimmen.

Auch das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte bereits über enge Kontakte des RKI-Fachgebietsleiters Walter Haas zu Herstellern der Schweinegrippe-Impfstoffe berichtet. Der Arzt koordiniert die RKI-Pandemiplanung und ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der European Scientific Working Group on Influenza (ESWI), die von zahlreichen Pharma-Unternehmen unterstützt wird, darunter der Hersteller des in Deutschland eingesetzten Impfstoffs Pandemrix, GlaxoSmithKline.

Glasmacher sagte, die Tätigkeit beinträchtige Haas' Unabhängigkeit als Mediziner nicht. „Er berät die ESWI unentgeltlich und im Auftrag des Robert Koch-Instituts.“ Der Mediziner bringe lediglich als Berater seine Exerpertise ein, diene aber nicht wirtschaftlichen Interessen.


Indessen läuft die größte Impfaktion in der Geschichte der Bundesrepublik vielerorts nur schleppend an. Vor allem in den bevölkerungsreichsten Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Bayern meldeten viele Praxen geringes Interesse für die Immunisierung gegen Schweinegrippe.

Zwar waren zumeist vor allem Berufsgruppen wie Ärzte, Schwestern, Rettungskräfte und Polizisten zu der freiwilligen Aktion aufgerufen. In einigen Ländern konnten sich aber bereits alle Patienten impfen lassen.


Bis Mitte der Woche soll die Impfung im ganzen Bundesgebiet angelaufen sein. Nach dem so genannten Schlüsselpersonal kommen auch chronisch Kranke und dann jeder andere Impfwillige an die Reihe. Experten riefen zur Teilnahme auf und warnten zugleich vor den Folgen von Impfmüdigkeit.

Anzeige


Die geplante bundesweite Immunisierung hatte schon vor Beginn für großen Wirbel gesorgt: Hintergrund sind Wirkstoffverstärker, die die Spritze weniger verträglich machen können als normale Influenza-Impfungen. Außerdem wurde bekannt, dass die Bundesregierung für Spitzenpolitiker, hohe Bundesbeamte und Soldaten einen Impfstoff bestellt hat, der anders als der für die Normalbevölkerung keine Verstärker enthält.

Der Berufsverband Deutscher Internisten warnte vor den Folgen einer generellen Impfmüdigkeit. Verbandspräsident Wolfgang Wesiack warf der Regierung ungeschicktes Vorgehen vor, mit dem sehr viel Vertrauen in der Bevölkerung verspielt worden sei: „Das kann ein Millionen-Flop werden“, warnte er.

dpa/ap/oc

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema