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Schon die Indianer züchteten Muscheln im Meer

Die uralten Muschelbänke an der Westküste Kanadas sind nicht immer leicht zu erreichen Die uralten Muschelbänke an der Westküste Kanadas sind nicht immer leicht zu erreichen
Die uralten Muschelbänke an der Westküste Kanadas sind nicht immer leicht zu erreichen
Quelle: simon fraser university
Kanadische Forscher bezweifeln, dass die Ureinwohner Nordamerikas nur Jäger und Sammler waren. Steine an der Küste belegen angeblich, dass hier vor mehr als 1000 Jahren Muscheln gezüchtet wurden.

Dana Lepofsky ist Muschelfan. Sie interessiert sich vor allem dafür, wie der Mensch zu den Muscheln gekommen ist. Oder, anders gesagt: Sie möchte nachweisen, dass die indigenen Völker Amerikas bereits vor mehr als 1000 Jahren Muschelbänke an der Küste Nordamerikas angelegt haben und dass dies mit großem Verständnis für die Bedürfnisse der Schalentiere geschehen ist.

In einer nun in „American Antiquity“ veröffentlichten Studie stellt Lepofsky ihre Erkenntnisse vor. Die Archäologin hat gemeinsam mit ihrem Team die Muschelbänke an der nordamerikanischen Pazifikküste untersucht. Aus ihren Daten geht klar hervor, dass viele der uralten Muschelgärten zwischen Alaska und Washington schon vor deutlich mehr als 1000 Jahren angelegt worden sind.

Die indigenen Völker haben offensichtlich nicht nur von dem gelebt, was sie an Land jagen konnten. Sie haben vielmehr im flachen Wasser kleine Regionen angelegt, in denen sich verschiedene Muschelarten ansiedeln konnten. Dazu legten die Ureinwohner Kanadas Steine so in das seichte Gewässer, dass die heftigen Wellen an ihnen gebrochen wurden – und der Muschelnachwuchs geschützt war. Gleichzeitig achteten die frühen Muschelgärtner aber darauf, dass genügend Sedimente in ihre künstlichen Aquarien geschwemmt wurden, damit die Schalentiere genügend Nährstoffe bekamen.

Lernen von den Ureinwohnern?

„Wir glauben, dass viele indigene Völker weltweit ein ausgefeiltes Meeresmanagement betrieben haben“, so Lepofsky. „Aber die Pazifikküste im Nordwesten Amerikas ist wahrscheinlich eine der wenigen Gegenden, wo man dies heute noch erkennen kann.“ Hier seien die Küstenregionen noch intakter als an anderswo, und man könne zudem auf das Wissen der heute lebenden Indigenen zurückgreifen.“

In vielen Küstenregionen dienen Muschelschalen dazu, mehr über die Lebensgewohnheiten früherer Bewohner herauszufinden. In Australien und Südamerika beispielsweise zeugen zum Teil meterhohe Hügel aus Muschelschalen davon, dass die Schalentiere über Jahrhunderte hinweg ein wichtiger Bestandteil der Nahrung gewesen sind.

Dass frühere Völker aber systematisch Muschelgärten angelegt haben, ist bislang nur durch die Gärten an der Nordwestküste Amerikas belegt. Die Arbeit an diesen Strukturen ist allerdings auch teilweise sehr schwierig. Manche Muschelgärten sind nur an drei Tagen im Jahr erreichbar – ansonsten liegen sie heutzutage komplett unter Wasser.

Das Team um Lepofsky hofft, durch eine genaue Analyse der frühen Muschelbänke auch etwas für die modernen Aquakulturen lernen zu können. So interessiert es die Forscher beispielsweise, ob die alten Muschelbänke mithelfen können, die Versauerung der Ozeanregionen etwas abzupuffern. Zudem wollen sie nach den alten, überlieferten Methoden experimentelle Muschelgärten anlegen.

In einer dreijährigen Pilotstudie konnten die Wissenschaftler bereits zeigen, dass in den alten Muschelgärten etwa viermal so viele Venusmuscheln und doppelt so viele Teppichmuscheln wachsen wie auf natürlichen Muschelbänken. Vielleicht lässt sich also tatsächlich noch etwas für die moderne Muschelgärtnerei lernen.

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