31.12.2014 10:58 Uhr

ConIFA: ''Der nächstbeste Verband nach der FIFA''

Generalsekretär der ConIFA: Sascha Düerkop
Generalsekretär der ConIFA: Sascha Düerkop

Nizza, Kurdistan und Darfur bei einer Fußball-Weltmeisterschaft: Was bei der FIFA undenkbar wäre, macht die ConIFA möglich. Die Confederation of Idenpendent Football Associations bietet Verbänden, die nicht zur großen FIFA gehören, eine Bühne, auf der sie sich sportlich messen können. Im weltfussball-Interview spricht der ehrenamtlich tätige ConIFA-Generalsekretär Sascha Düerkop über abenteuerliche Reisen in den Kaukasus und die Chancen von Köln-Sülz, eine eigene Nationalmannschaft zu stellen.

weltfussball: Herr Düerkop, woher kommt Ihr Interesse für Fußballspiele zwischen Nizza und Kurdistan oder anderen Mannschaften, die nicht in der FIFA organisiert sind?

Sascha Düerkop: Dieses Interesse ist durch eine große Leidenschaft von mir entstanden: das Trikot-Sammeln. Ich habe zunächst Nationaltrikots von FIFA-Ländern gesammelt. Irgendwann habe ich einfach kein neues Trikot mehr gefunden und meine Sammlung daraufhin auf Trikots aus Nicht-FIFA-Nationen ausgeweitet. Um an die Trikots zu kommen, habe ich Kontakt zu den einzelnen Verbänden aufgenommen, habe deren Vertreter kennengelernt und mich dann immer mehr für den Nicht-FIFA-Fußball begeistert.

weltfussball: Gab es die ConIFA zu diesem Zeitpunkt schon?

Sascha Düerkop: Nein. Es gab einen anderen Verband, der ähnliche Aufgaben übernommen hat. Der hat sich dann aber aufgelöst. Durch meine umfangreichen Kontakte zu vielen Nicht-FIFA-Nationen wusste ich, dass es ihnen enorm wichtig ist eine Nationalmannschaft zu haben. Die Existenz eines solchen Teams stärkt die Identität dieser kleinen Nationen und Minderheiten ungemein. Als der jetzige ConIFA-Präsident 2013 auf mich zugekommen ist und mich um meine Unterstützung bei der Gründung eines neuen Verbands gebeten hat, habe ich deshalb auch nicht lange gezögert. Zu zweit haben wir dann quasi aus dem Nichts die ganze ConIFA aufgebaut.

weltfussball: Und das offensichtlich ziemlich schnell: Bereits ein Jahr nach der Gründung hat die ConIFA ihr erstes großes Turnier ausgerichtet.

Sascha Düerkop: Genau. Im Mai 2014 gab es den ersten ConIFA World Football Cup in Schweden. Zwölf Mannschaften waren dabei.

weltfussball: Wahrscheinlich haben noch nicht viele Fußballfans spiele zwischen Teams aus Abchasien und Okzitanien oder Darfur und Padanien gesehen. Wie kann man sich das fußballerische Niveau solcher Duelle vorstellen?

Sascha Düerkop: Im Schnitt ist das Level wohl am ehesten mit der 3. Liga in Deutschland zu vergleichen. In vielen Mannschaften spielen sowohl Amateure als auch Profis. Bei Abchasien spielt mit Ruslan Adzhindzhal einer, der vor ein paar Wochen für FK Krasnodar in der Europa League gegen Wolfsburg aufgelaufen ist. Und beim Weltmeister aus Nizza sind ganz viele Spieler aktiv, die in der zweiten französischen Liga ihr Geld verdienen. Eins ist natürlich klar: Fußballerisch kann unsere WM nicht mit der FIFA-Weltmeisterschaft mithalten, dafür hat sie aber ganz andere Reize.

weltfussball: Das müssen Sie uns erklären.

Sascha Düerkop: Der Stolz auf ihr Land oder ihre Minderheit spielt bei vielen ConIFA-Mitgliedern eine sehr große Rolle. Auf emotionaler Ebene haben die Begegnungen für die Spieler häufig eine ganz besondere Bedeutung. Das sieht man schon daran, dass sie die zum Teil enormen Reisekosten komplett selber übernehmen, um bei der WM dabei zu sein. Für die Fußballer ist es unglaublich wichtig, sich der Welt einmal zeigen zu können.

weltfussball: Dabei sein ist also alles?

Sascha Düerkop: Natürlich wollen die Teams auch gewinnen. Das Ergebnis steht aber nicht immer an erster Stelle. Wenn ich zum Beispiel an die Partie Padanien – Darfur denke: Es war das erste Spiel von Darfur bei der WM und die Mannschaft hat gleich eine 0:20-Klatsche kassiert. Das hat den Spielern aber überhaupt nichts ausgemacht. Nach dem Abpfiff sind alle lachend vom Platz gegangen und haben sich gefreut, dass sie Teil der WM sind.

weltfussball: Welche Mannschaften können an der ConIFA-WM teilnehmen?

Sascha Düerkop: Prinzipiell alle ConIFA-Mitglieder. Zum Zeitpunkt der WM waren bei uns 18 Verbände registriert. Die haben wir eingeladen. Einige Mannschaften mussten jedoch absagen – zum Beispiel aus finanziellen Gründen – und so hat sich das Teilnehmerfeld quasi von selbst aufgestellt.

>> 2. Teil: Strukturen der ConIFA

Interview: Thomas Eßer

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