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Deutsche Kammerphilharmonie Ein Klangfarben-Fest

Es ist ein Klangfarben-Fest, das die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter Leitung von Duncan Ward in der Glocke präsentiert - fröhliche Scherzo-Passagen, abgelöst von heftigen Streicherattacken.
17.04.2023, 05:00 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Von Gerd Klingeberg

Duftig leichte Klangwolken durchziehen den Raum. Sie verschmelzen changierend ineinander, wallen auf, erblühen in gleißenden Farben wie ein Sonnenaufgang. Dazwischen fröhliche Scherzo-Passagen oder romantische Sehnsuchtsharmonien. Mit einer Vielfalt diverser Tasten-, Streich-, Blas- und Schlaginstrumente entsteht ein Kaleidoskop verschiedenartigster Klänge. Waren im ständigen Fluss darin eben noch kurze, nachvollziehbare Strukturen erkennbar, haben sie sich Momente später schon wieder aufgelöst. Dennoch – oder gerade deswegen – ist die aus zahlreichen episodischen Motiven bestehende Kammersymphonie von Franz Schreker eine grandiose Einleitung für das „Klangfarben-Fest“, das die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter Leitung von Duncan Ward in der Glocke präsentiert. Ein exzellent dargebotener Ohrenschmaus, dem man sich ungeachtet mancher Irritation einfach nur hingeben darf.

Eine Herausforderung ganz anderer Art ist Witold Lutos?awskis autobiografisch gefärbte Gedicht-Vertonung „Paroles tissées“ (Verwobene Wörter). Tenor Mark Padmore deklamiert, rezitiert und artikuliert die surrealistisch-symbolischen Verse mit oft zurückgenommener, aber dadurch umso eindringlicherer Stimme; das reduziert besetzte Orchester unterstreicht die authentische Interpretation mit einem behutsam erstellten, sorgsam austarierten Klanghintergrund. Das anfangs stille Leiden einer gequälten Kreatur wird im dritten Gedicht zum verzweifelten, von ungebärdig heftigen Streicherattacken begleiteten Aufschrei, der verstört und tief unter die Haut geht. Ihm folgt Düsternis und Resignation. Die Intensität von Spannung und Expressivität, generiert aus dem perfekten Miteinander von Gesang und Orchester, erreicht ein Höchstmaß. Sie löst sich erst allmählich in befreiendem Beifall.

Entspannung ist angesagt bei der reizvollen neunteiligen Orchestersuite „Der Bürger als Edelmann“ von Richard Strauss. Die ambitionierte orchestrale Umsetzung des programmatischen Werkes lässt die geschilderten Ereignisse zu lebendigen Szenarien werden. Die Gestaltung gerät mitreißend schwungvoll und mit augenzwinkerndem Humor, bisweilen höfisch galant, tänzerisch weit ausschwingend oder unbeschwert folkloristisch. Nach begeistertem Applaus des Auditoriums verabschieden sich die Kammerphilharmoniker mit den beschaulichen Wohlklängen von Gabriel Faurés melodiöser Pavane op.50 als Zugabe.

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