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Samba Karneval in Bremen Hoch das Bein

Heute ist es wieder soweit: Der 38. Bremer Straßenkarneval startet. Bei schönem Wetter werden Tausende die Straßen säumen, um dieses farbenfrohe Ereignis zu verfolgen.
22.04.2023, 06:00 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Hoch das Bein
Von Justus Randt

Man kann es sich nicht immer aussuchen. Aber wenn sie die Wahl hätte, wäre Myra Wieland am liebsten Blume oder Raupe. Zumindest im Bremer Straßenkarneval an diesem Sonnabend. Als Stelzenläuferin im Stelzenart-Team ist die 32-Jährige daran gewöhnt, in unterschiedliche Kostüme und Rollen zu schlüpfen. Rund 100 Outfits gehören zum Fundus – darunter zehn neue Blumen: Nummer sieben in Silber, Nummer acht in Weiß und Blume zehn in Gelb-Orange. Die Chancen, Blume zu sein, stehen also nicht schlecht bei insgesamt rund 20 Stelzenläuferinnen und -läufern.

Die Theaterpädagogin aus Walle ist auch schon im filigranen Gewand der Elfenkönigin samt Leuchthose unterwegs gewesen. Die langbeinigen Fantasiewesen sind grundsätzlich autark, sie illuminieren sich selbst, und auch das Volumen des Blumenblütenkorpus wird elektrisch aufgebauscht – mit einem Ventilator. „Jedes Kostüm hat seinen Charakter. Die Elfenkönigin verkörpert etwas Göttliches, Magisches, aber man kann nur den Oberkörper bewegen“, erklärt Myra Wieland, warum sie gern auch mal Blume und Raupe wäre: „Die Blume ist bunt, du kannst sie aufklappen, damit kann man ballettmäßig spielen.“ Zur Raupe würde Fünfziger-Jahre-Musik passen, Rock ’n’ Roll.

Dass die Artistinnen und Artisten von Stelzenart beim 38. Bremer Straßenkarneval vertreten sind, ist ihnen eine Herzensangelegenheit. Sie treten ohne Gage auf, wie die anderen Gruppen aus nah und fern. „Die meisten verbinden Stelzenlauf ja mit Bremen, aber sonst sind wir inzwischen viel außerhalb Deutschlands unterwegs“, sagt Myra Wieland. Zuletzt in Nizza, auf Korsika, schließlich in Bahrain, Buxtehude und wieder Bremen. Wenn die Stelzenkünstler engagiert werden, bestimmt der Auftraggeber, welche Kostüme zum Tragen kommen: Zu den Figurengruppen Timetravellers und Flying Travellers gesellen sich außer den Blumen und der Raupe auch zarte Schmetterlingselfen. „Die zählen zu meinen Lieblingsfiguren“, sagt Myra Wieland.

Sie ist seit 2019 bei Stelzenart. Mit Stelzen kennt sie sich aber schon viel länger aus: „Mein Papa ist aus Kolumbien, dort gehören die Stelzen zum politischen Straßentheater. In Bogotá holt man so Kinder und Jugendliche von der Straße. Stelzenlaufen stärkt das Selbstbewusstsein“, sagt Myra Wieland – mit ihren Alu-Exemplaren ist sie um einen Meter größer. Was die einen verzaubert, macht anderen Angst. Manchen Hunden zum Beispiel. „Um die mache ich einen großen Bogen.“

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