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Pawel Popolski trinkt mit 600 Fans Wodka im Lokschuppen

Nachlöten mit Kesseltrommel

Bielefeld (WB). 128.000 Hits soll Opa Popolski in seiner Plattenbausiedlung komponiert haben. Doch ein windiger Geschäftsmann betrog ihn einst und verscherbelte die Kompositionen an Künstler wie Madonna, Michael Jackson oder auch Tony Marshall.

Kerstin Panhorst

Achim Hagemann alias Pawel Popolski klärt über die polnischen Ursprünge der »Rocks- und Popsmusik« im Lokschuppen auf.
Achim Hagemann alias Pawel Popolski klärt über die polnischen Ursprünge der »Rocks- und Popsmusik« im Lokschuppen auf.

Sein Nachkomme Pawel Popolski hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, diesen Skandal an die Öffentlichkeit zu bringen und endlich wieder die Originalversionen der Lieder auf die Bühne zu bringen. Mit seinem Programm »Außer der Rand und der Band« gastierte er deshalb nun auch im Lokschuppen und klärte 600 Besucher dort über seine Familiengeschichte auf.

Da das nüchtern nicht auszuhalten ist, gibt es gleich zu Beginn erst einmal eine Runde Wodka für alle inklusive einer ausführlichen Anleitung zum polnischen Trinkzeremoniell.

»Einen Nachlöten« sei in Polen sogar für Bühnenarbeiter gewerkschaftlich vorgeschrieben, erklärt Pawel Popolski, während er die nächsten Schnäpse trinkt. Mitgebracht hat er aber nicht nur Alkoholika, sondern auch jede Menge Instrumente. Vom Koffer-Schlagzeug, das er gerne auch »Schießbude« nennt über ein Keyboard bis zum wichtigsten Instrument der Popgeschichte – der Kesseltrommel – reicht die Auswahl. »Das ist das einzige Instrument mit eingebautem Gaspedal. Prinzip wie bei polnischem Sportwagen, Ferrarek, immer mit der Quante aufs Pedal«, erläutert Pawel Popolski und spielt schnell seine Version von »Papa was a Rolling Stone« auf dem Instrument.

Bekannt geworden an der Seite von Hape Kerkeling

Nebenbei gibt er noch einen Grundkurs in Polka-Variationen und erklärt die Unterschiede zwischen dem Feuerwehrkapellen-Polka-Beat, der Blues-Polka und der Polka für Intellektuelle, der Avantgarde- oder auch Zwölf-Ton-Polka. Letztere sei die undankbarste Variante für einen Schlagzeuger, denn »wenn die Sinfonie vorbei ist ruft immer irgendjemand ‚Hurz‘«. Pawel Popolski muss es wissen, schließlich steckt hinter der Kunstfigur kein Geringerer als Achim Hagemann. Der 54-jährige Musiker wurde einst an der Seite von Hape Kerkeling in »Total Normal« bekannt und komponierte für ihn neben »Das ganze Leben ist ein Quiz« auch das ikonische »Hurz«.

Nun geht er ganz auf in der Rolle des Pawel Popolski und bringt längst vergessenes Wissen unter die Menschen. Zum Beispiel die Kunde der Existenz des uralten polnischen Volks der Mayek, die nicht nur die Pyramiden erfanden, sondern auch die größten Katastrophen der Popmusik in ihrem Mayek-Kalender vorhersahen. »Ankunft des dunklen Geistes, der die Töne verbiegt« prophezeiten sie nämlich für den 12. März 1982 – den Tag, an dem Dieter Bohlen seine erste Single veröffentlichte. Zum Glück gibt es aber nun den Heilsbringer Pawel Popolski, der selbst den von Modern Talking entweihten und natürlich von Opa Popolski komponierten Hits wie »Du bist mein Herz, du bist meine Seele« oder »Bruder Luszek« ihre Würde zurück gibt. Und nebenbei auch noch mit seinen herrlich-schrägen Geschichten amüsiert.

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