1. www.westfalen-blatt.de
  2. >
  3. OWL
  4. >
  5. Harsewinkel
  6. >
  7. Künstler ramentern und wullacken

  8. >

»Abend der feinen Künste« zum Thema Ostwestfalen kommt gut an

Künstler ramentern und wullacken

Harsewinkel (WB). 170 Besucher haben im Saal des Hotelrestaurants Poppenborg in Harsewinkel einen überaus gelungenen »Abend der feinen Künste« erlebt. Unter dem Motto »Heimaturlaub – Zurück in Ostwestfalen« präsentierte der Kultur- und Bildungsverein (Kubi) mit Ingo und Daniela Börchers, Wiglaf Droste, Dagmar Schönleber und Sebastian Krämer bekannte regionale Kabarettisten, Satiriker und Querdenker.

Gabriele Grund

Ingo und Daniela Börchers überzeugen am »Abend der feinen Künste« in Harsewinkel als Moderatorenpaar.
Ingo und Daniela Börchers überzeugen am »Abend der feinen Künste« in Harsewinkel als Moderatorenpaar. Foto: Gabriele Grund

Moderator Ingo Börchers begrüßte die gut gelaunte Besucherschar im »Epizentrum des ausgelassenen Frohsinns«. Seiner Ansicht nach sei Berlin Hauptstadt, Wuppertal im Schwebezustand, Bielefeld ein Schicksal, Paderborn eine Geisteshaltung und Harsewinkel eine Lebenseinstellung.

Er als Bielefelder Humorarbeiter befasse sich während seiner Tourneereisen quer durch Deutschland oftmals mit der Frage nach Heimat. Dabei sei stets »Lokal denken, Bier bestellen« angesagt. Schön sei auch, dass es am Abend der feinen Künste nicht nur Salat, sondern auch zwei Pausen zum Preis von einer gäbe.

Viel Beifall gab es für die temporeiche Vorstellung »Typisch deutsch«. »Deutschland, das ist Kinderparadies und Drogerie, Wagen waschen am Samstag, Tatort gucken am Sonntag, Dichter und Denker, Richter und Henker, Oktoberfest im September, Länderfinanzausgleich, Schützenfest und Weihnachtsmarkt, Apfelschorle und Pfandautomat – sowie die Erkenntnis, dass niemand die Absicht hat, einen Flughafen zu errichten«. Bereichert wurde die Moderation durch Daniela Börchers in der Rolle als Tante Hilde Brunswick. »Harsewinkel ist das Mailand von Ostwestfalen – Haute Couture Dank der Modehäuser Kleine und Bessmann«.

Wiglaf Droste ist mit dabei

Um den Sprachgebrauch der Ostwestfalen ging es bei den Gedichten von Wiglaf Droste (56), ein gebürtiger Herforder. »Der Ostwestfale sieht manchmal aus wie eine Kartoffel, und immer spricht er so. Er sagt nicht ›wirklich‹ oder ›Wurst‹, sondern ›wiaklich‹ und ›Wuast‹, der Nachmittag ist ihm ein ›Namiitach‹ und das Abendbrot ein ›Aaahmtbrot‹. Ich weiß das, ich komme da wech«.

Typisch Ostwestfalen sei auch: »Wenn Kinder spielen, heißt das kalbern. Da ist das Herumalbern schon mit drin, genau wie das Kalb. Machen sie Quatsch, dölmern sie und sind analog Dölmer; toben und lärmen sie, dann heißt es bald: Hört auf zu ramentern«, erklärte der Satiriker.

Auch sei ein »Tünsel« ein ostwestfälisches Wort, dessen Bedeutung sich nicht auf Anhieb erschließt, denn ein Tünsel ist einer, dem ein Patzer unterlaufen ist. Für ihn sei das Wort Heimat keine Landschaft, sondern eine Sprache, in der Dölmer, Hachos und Tünsel durcheinanderramentern, wullacken und kalbern.

ANZEIGE