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Ostersonntag im Paderborner Dom: Erzbischof Becker deutet Vertrauen auf Gott als Basis zum Leben

„Ostern ist göttliche Initiative zum Leben“

Paderborn (WV/KNA)

Die an Ostern gefeierte Auferstehung Jesu ist nach Worten des Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker eine "göttliche Initiative zum Leben". Seit Jesu Auferweckung könne nicht mehr gesagt werden, für das Leben einzustehen sei sinnlos, weil ohnehin alles todgeweiht sei, sagte Becker in seiner Predigt am Ostersonntag im Paderborner Dom.

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An Ostern gehe es um ein Leben „wo niemand mehr gegeißelt und durchbohrt wird, weder von bösen Blicken noch von irgendwelcher Gewalt“, erklärte Erzbischof Hans-Josef Becker in seiner Predigt am Ostersonntag.
An Ostern gehe es um ein Leben „wo niemand mehr gegeißelt und durchbohrt wird, weder von bösen Blicken noch von irgendwelcher Gewalt“, erklärte Erzbischof Hans-Josef Becker in seiner Predigt am Ostersonntag. Foto: Thomas Throenle/Erzbistum Paderborn

"Es geht um ein Leben, das angstfrei sein soll, in dem kein Mensch mehr sich vor anderen Menschen zu verstecken braucht und wo niemand mehr gegeißelt und durchbohrt wird, weder von bösen Blicken noch von irgendwelcher Gewalt."

Das Leben nicht alleine schaffen zu müssen, sei die erste und grundlegende Botschaft von Ostern, führte Becker aus. Die österliche Botschaft von der Auferweckung Jesu durch Gott bedeute, "zum Leben getragen zu werden". Die Grundmelodie des Lebens Jesu sei: "Gott, der Vater, ist um dein Leben besorgt, Du kannst ihm vertrauen, auch wenn der äußere Eindruck dagegen zu sprechen scheint."

Zu Beginn des festlichen Osterhochamtes im Hohen Dom begrüßte Erzbischof Becker die anwesenden Gläubigen sowie die aufgrund der „außergewöhnlichen Bedingungen“ über die digitalen Medien Mitfeiernden. „Es ist auch für den Erzbischof wiederum schmerzlich, dass er dieses höchste Fest der Christenheit nicht unter einer großen unmittelbaren Beteiligung der Gemeinde feiern kann“, erklärte der Paderborner Erzbischof.

„Ausgangspunkt jedes österlichen Weges ist der Tod Jesu“, entfaltete Erzbischof Becker in seiner Predigt. Auch Jesus habe dasselbe Schicksal ereilt wie alle Menschen vor und nach ihm, denn der Tod laste als Tatsache wie ein Stein auf jedem menschlichen Leben. Bei Jesus von Nazareth setze aber auch die österliche Botschaft vom Leben an, erklärte der Paderborner Erzbischof weiter: „Jesus hat sein Leben mit leeren Händen geführt, ist mit leeren Händen ins Grab gelegt worden.“ Jesu Leben und Sterben sei allerdings zutiefst Ausdruck seines Vertrauens in Gott. Auf unvorstellbare Weise habe Gott Jesus dann das Leben in die Hände gelegt: „Wir ehren an Ostern nicht den Starken, nicht den Helden, sondern den, der ganz schwach gestorben ist und sich das Leben schenken ließ“, veranschaulichte Erzbischof Becker.

Im feierlichen Gottesdienst konzelebrierte Weihbischof Hubert Berenbrinker. Die musikalische Gestaltung übernahmen unter der Leitung von Domkapellmeister Thomas Berning Solisten, Sängerinnen und Sänger des Kammerchors der Domkantorei sowie Mitglieder des Orchesters der Philharmonischen Gesellschaft Paderborn, Domkantor Patrick Cellnik und Domorganist Tobias Aehlig an der Orgel.

Zuvor hatte der Erzbischof in der Osternacht über menschliche Erwartungshaltungen an das Osterfest gesprochen. "Wir möchten heute erleben, dass Gott den Schrecken des Karfreitags wegnimmt und das Leben des Gekreuzigten wiederherstellt." Trotz dieser Hoffnung würden viele Menschen in ihrem Leben nur wenig mit dem Eingreifen Gottes rechnen. Beispielsweise hofften die Menschen auf die Möglichkeiten der Medizin und Wissenschaft, die aber in letzter Konsequenz auch an ihre Grenzen kämen. Becker bezeichnete es als ein Problem, "dass die Hoffnung auf den lebenserneuernden Gott nur eine Not-Hoffnung für die ferne Zukunft ist".

Wegen der Corona-Einschränkungen feierte lediglich eine begrenzte Zahl an Teilnehmenden die Kar- und Ostergottesdienste im Paderborner Dom mit. Das Erzbistum bot zusätzlich mehrere Live-Streams auf seiner Internetseite an.

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