Der ADAC kritisierte bereits am Mittwoch zum Start der Spritsteuersenkung, dass nur ein Teil der Entlastung bei den Bürgern ankomme. Am Donnerstag stiegen die Preise gar wieder. Sowohl der Verkehrsclub als auch das Bundeskartellamt sehen an den Tankstellen noch Luft für Nachlässe. „Eigentlich müsste es weiter nach unten gehen, stattdessen steigen die Preise aktuell aber“, monierte ADAC-Experte Christian Laberer.
Die Bundesregierung will mit dem Tankrabatt Bürgerinnen und Bürger bei den gestiegenen Spritkosten entlasten. Dem Verkehrsclub zufolge kostete Superbenzin der Sorte E10 am Donnerstag um 10.50 Uhr im bundesweiten Durchschnitt 1,896 Euro pro Liter. Das sind 3,7 Cent mehr als 24 Stunden zuvor. Diesel kostete 1,951 Euro und damit 3,3 Cent mehr.
Lesen Sie auch: Deshalb könnte Lindners Tankrabatt komplett verpuffen
Großteil der Tankstellen gibt Rabatt weiter – Diesel-Fahrer profitieren aktuell am meisten
Auch Experten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) haben die Preise am Mittwoch mit denen von den Vortagen verglichen. Beträgt die Differenz beim Diesel mindestens elf Cent und beim Benzin 30 Cent, gilt der Tankrabatt in der IW-Auswertung als „weitergegeben“, da Faktoren wie die Lagerbestände an voll versteuertem Kraftstoff, der Zeitpunkt, zu dem die Preise im Tagesablauf gesenkt werden, und gegebenenfalls eine deutlich erhöhte Nachfrage durchaus zu Abweichungen führen können. Insgesamt wurden so Preistafeln von über 14.400 Tankstellen ausgewertet. Am meisten profitieren demnach momentan die Diesel-Fahrer. Über 10.300 Tankstellen hätten den Rabatt nach der IW-Auswertung weitergegeben. Das seien fast drei von vier deutschen Tankstellen.
Fahrer von Benzinern kommen dabei nur bedingt gut weg: Beim E5-Kraftstoff haben nur knapp die Hälfte der Tankstellen den Rabatt weitergegeben. Und auch E10 wurde von den Betreibern nur größtenteils günstiger gemacht: Hier wurde der Rabatt von knapp 51 Prozent der Tankstellen weitergegeben.
In Deutschland sind die Preise für Diesel und Benzin eher unterproportional gestiegen
Das Instrument, das bis Ende August gelten soll, ist unter Experten umstritten. Der Tankrabatt könnte zu einem künstlichen Preisanstieg seitens der Betreiber führen, heißt es vom IW. Denn: Die Preise für Diesel und Benzin sind seit der Ankündigung des Tankrabatts im März im internationalen Vergleich eher unterproportional gestiegen, schreiben sie in einer Mitteilung.
Die Preise kletterten laut den IW-Experten weltweit zuletzt aus mehreren Gründen: Neben dem Ukraine-Krieg und dem angekündigten Ölembargo spielen auch die Lockerungen des Lockdowns in Schanghai oder die startende Ferienzeit in den USA eine Rolle. Das steigere die Benzin-Nachfrage und führe so zu höheren Preisen. Der Börsenpreis für Benzin ist laut der Ökonomen seit Ende April um mehr als 25 Prozent gestiegen. In der letzten Wochen waren es alleine acht Prozent. „Einen deutschen Sondereffekt seit Verkündung des Tankrabatts Ende April lässt sich hingegen nicht ausmachen“, heißt es in einer Mitteilung des Instituts.
Der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, will den Ölkonzernen dennoch sehr genau auf die Finger schauen, wie er am Donnerstag im Deutschlandfunk sagte. Es gebe große Transparenz bei den Preisen. Dies habe den Vorteil, „dass wir unter Umständen auch sehr unangenehme Fragen stellen können“. Zudem will das Kartellamt die Entwicklung auch auf Ebene der Raffinerien und des Großhandels genau beobachten.
Mit Material von dpa
Lesen Sie auch: Selbst wenn der Ölpreis fällt, bleibt Sprit teuer. Wer verdient daran?