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Berthold Socha hat Geburtstag

Zu jeder Zeit aufnahmebereit

Münster

Augenblicke und Momente festhalten: Wer wünscht sich das nicht? Der münsterische Fotograf Berthold Socha, der heute sein 75. Lebensjahr vollendet, verfügt über diese Fähigkeit – im übertragenen Sinne. Mit seiner Leica zählt Socha zum lebenden Inventar der Stadt Münster. „Ich suche nicht, ich finde“, sagt Socha.

Johannes Loy

Immer mit der Kamera: Berthold Socha unterwegs in Münster.
Immer mit der Kamera: Berthold Socha unterwegs in Münster. Foto: Oliver Werner

Was er mit seinem Objektiv findet und zu brillanten Schwarz-Weiß-Bildern entwickelt und fixiert, das können Besucher des Restaurants „Klemens“ am Stadthaus 1 schon seit fünf Jahren auf rund 130 Bildern entdecken. Die Ausstellung mit dem griffigen Titel „Eine Wand Münster“ wird regelmäßig mit neuen Fundstücken und Bildern von Berthold Socha ergänzt. Socha sieht, wenn er durch seine Stadt Münster streift, nicht nur Architektur, Formen und Linien. „Ich sehe Installationen“, sagte er mit hintergründigem Lächeln, und wer die Bilder im „Klemens“ oder in den über Jahre veröffentlichten Ausstellungskatalogen eine Weile studiert, versteht, was Socha meint. Das Auge des Fotografen sieht Gegenstände und Ensembles, die ihn magisch anziehen. Das können Fahrräder auf Laub sein, die sich vor dem Erbdrostenhof gruppieren, oder Modepuppen im Schaufenster, die eine tiefstehende Sonne durch die Arkaden hindurch anstrahlt und in neues Licht setzt. Das können auch mit einer Leopardenhose bekleidete Frauenbeine an einem Marktstand am Dom sein.

Linien, Konturen, Licht und Schatten: Socha bannt sie auf Schwarz-Weiß-Filme, die eine faszinierende Variationsbreite an Graustufen ermöglichen. Socha gehört zu den wachsamen Zeitgenossen im Münsterland. Er ist immer aufnahmebereit, und eine fotografische Leidenschaft treibt ihn durch Straßen und Gassen und in sein Fotolabor.

Der gebürtige Schlesier Socha erblickte 1940 in Ratibor das Licht der Welt und wuchs bei Oldenburg auf. 1965 gehörte er zu den Mitbegründern der Fotogruppe „oculus“ in Münster, die sich zunächst aus Nachwuchskräften des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe zusammensetzte. Als Referent in der Kulturabteilung des LWL hatte Socha seine Kamera stets dabei und verstand sich als „fotografierender Bediensteter“. Auf Initiative Sochas wurde die Friedrich-Hundt-Gesellschaft 1991 zur Erinnerung an den münsterischen Foto-Pionier in Münster gegründet. 17 Jahre lang war Socha dann ihr Vorsitzender. Zahlreiche Ausstellungsprojekte der Gesellschaft im Stadtmuseum machten die künstlerische Fotografie für eine größere Öffentlichkeit erlebbar.

Heute konzentriert sich Socha auf sein Engagement bei der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) sowie Einzelausstellungen seiner eigenen Fotografien. Werke seines fotografischen Schaffens waren in großen Ausstellungen von Emden bis Münster und von Oldenburg bis Lüdinghausen zu sehen. So kann es weitergehen. Wer Socha und seine Leidenschaft kennt, der darf mit Recht vermuten, dass er auch an seinem Geburtstag die Kamera zur Hand nehmen wird.

Berthold Socha