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Mit der Linie 1 nach Schmellwitz

Beginnen wir die Reise mit der Linie 1 nach Schmellwitz, Anger an der Stadthalle.

Als am 3. Oktober 1903 das erste Teilstück der damaligen „Gelben“ Linie in Betrieb genommen wurde, begann die Streckenführung etwas weiter westlich der heutigen Haltestelle Stadthalle (damals Haltestelle „Weißes Roß“). Die heutige Haltestelle Stadthalle entstand erst im Jahre 1970 im Zuge der Neubebauung des nördlichen Teils der Berliner Straße mit dem Hotel „Lausitz“ und der Stadthalle. Bis zu diesem Zeitpunkt fuhren die Bahnen durch die Wallstraße (heute Friedrich-Ebert-Straße) und Karlstraße. In der Friedrich-Ebert-Straße passieren wir heute denkmalgeschützte Häuser auf der Ostseite mit den Hausnummern 39, 38 und 36 aus den Jahren 1904 bzw. 1905 und von 1870. Unmittelbar danach folgt mit der Nr. 33 die Gaststätte „Brandenburger Hof“ aus dem Jahr 1850. An der Haltestelle „Zimmerstraße“ befindet sich das markante Eckgebäude zur Dreifertstraße, dass 1903/04 im Auftrag der Auguste-Stiftung gebaut wurde. Hier verlassen wir die Friedrich-Ebert-Straße und folgen nun der Karlstraße. Kurz hinter dem Bonnaskenplatz folgt auf der Ostseite die Kreuzkirche der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde aus dem Jahre 1879. In Höhe der Haltestelle Beuchstraße erreichen wir auf der Karlstraße 68 Ostseite die Gaststätte „Friedensburg“, die seit dem Jahr 1869 in Betrieb ist. Im Norden befand sich die Endstelle der „Gelben“ Linie an der Gemeindegrenze Schmellwitz in Höhe des Nordfriedhofs (Goyatzer Straße). Der Nordfriedhof wurde am 20. November 1870 eingeweiht und im Jahr 1892 erweitert. Schmellwitz war damals noch eine eigenständige Gemeinde und gehörte nicht zur Stadt Cottbus. Die gesamte Strecke war eingleisig mit einer Ausweiche in Höhe des Bonnaskenplatzes. Eine weitere Ausweiche bestand an der Endstelle Nordfriedhof zum Umsetzen von Beiwagen. Der andere südliche Endpunkt der „Gelben“ Linie befand sich in der Kaiser-Friedrich-Straße (heute Karl-Liebknecht-Straße) am damaligen Offizierskasino, da die Gleise in der Moltkestraße (heute Lausitzer Straße) mit den Gleiskreuzungen zum Anschlussgleis der Eisenbahn zur Altstadt und der meterspurigen Spreewaldbahn noch im Bau waren. Ab dem 22. Dezember 1903 erreichte die „Gelbe“ Linie dann ihren geplanten Endpunkt am Spreewaldbahnhof. Im Zuge einer Netzänderung endete die „Gelbe“ Linie ab dem 5. Juni 1909 nun direkt am Staatsbahnhof und nicht mehr am Spreewaldbahnhof. Durch die Eingemeindung von Teilen des Schmellwitzer Gebiets musste im Gegenzug durch die Stadt Cottbus auch die Erweiterung der Straßenbahn nach Schmellwitz in Angriff genommen werden. Am 12. November 1927 war es soweit und die Verlängerung der „Gelben“ Linie konnte vom Nordfriedhof bis zur Dorfaue Schmellwitz (heute Anger) in Betrieb genommen werden. In Höhe der Schmellwitzer Schulstraße befand sich eine weitere Ausweiche. An der Dorfaue endete die Linie ohne Ausweiche in Höhe des heutigen Hauses Schmellwitzer Straße Nr. 53. Das Fahrgastaufkommen auf dem Endabschnitt zur Dorfaue war allerdings sehr gering, so dass ab 1931 die „Gelbe“ Linie nur noch bis Ausweiche Schmellwitzer Schulstraße betrieben wurde. Die Gemeinde Schmellwitz drängte jedoch die Stadtverwaltung Cottbus zur Wiederinbetriebnahme, so dass ab 15. April 1934 wieder die alte Endstelle an der Dorfaue bedient wurde. Auf Grund der schlechten wirtschaftlichen Gesamtlage musste der Betrieb zur Dorfaue bereits am 30. November 1934 wiedereingestellt werden. Diese Stilllegung war dann dauerhaft und im Jahr 1940 wurden die Gleise zurückgebaut. Teilweise fanden sie Verwendung für den Einbau einer neuen Ausweiche in der Karlstraße Höhe Beuchstraße. Ab November 1941 wurde aus der „Gelben“ Linie die Linie 3, die unverändert zwischen dem Bahnhof und Schmellwitz, Schulstraße verkehrte. Mit der Verlängerung der Strecke nach Schmellwitz konnte nun auch das seit 1917 betriebene beliebte Tanzlokal der Gaststätte Kaisers (gegründet 1900) per Straßenbahn erreicht werden. Seit 1977 fungierte das Lokal als Kulturhaus des Textilkombinats und schloss aber 1990/91 für immer seine Pforten. Daraufhin folgte im Februar 2004 der Abriss und heute stehen schmucke Einfamilienhäuser auf dem Grundstück. Auf der gegenüberliegenden Seite in der Schmellwitzer Straße 93 befand sich seit dem Jahr 1903 die Schmellwitzer Schule. Diese beherbergt heute einen Kindergarten und eine Jugendhilfeeinrichtung. Zum 1. Juli 1950 erfolgte die Eingemeindung des kompletten Stadtteils Schmellwitz in die Stadt Cottbus. Nachdem der Verkehrsbetrieb in den 1960-er Jahren neue Straßenbahnen als sogenannte Einrichtungswagen erhalten hatte, war es notwendig die Endstellen mit Gleisschleifen auszurüsten. Die neuen Fahrzeuge hatten nur noch auf einer Seite Türen. So musste auch in Schmellwitz eine Wendeschleife gebaut werden. Diese führt heute noch durch die Schmellwitzer Schulstraße – Feldstraße und auf eigener Trasse wieder zur Schmellwitzer Straße. Daneben wurde noch ein kurzes Abstellgleis eingebaut und die alte Ausweiche Schulstraße ausgebaut. Die gesamte Anlage konnte am 4. Oktober 1968 in Betrieb genommen werden und führte nun wieder ein Stück näher an die alte Dorfaue (heute Anger) heran. Nach Schmellwitz fuhr nun die Linie 4, die ihren südlichen Endpunkt am Sportzentrum hatte. 10 Jahre später, am 6. Oktober 1978, löste die Linie 1 die Linie 4 ab.   Im Jahr 1984 erfolgte der Bau einer neuen Straßenbahnstrecke in das Wohngebiet Neu Schmellwitz. Diese Strecke zweigt am Bonnaskenplatz von der Stammstrecke nach Schmellwitz in die Webschulallee ab. Gleichzeitig konnte ein Teilabschnitt in der Karlstraße von der Zimmerstraße bis nördlich des Bonnaskenplatzes zweigleisig ausgebaut werden. Die neuen Anlagen nahm man am 2. Oktober 1984 in Betrieb. Im Rahmen der Erneuerung der Gleisanlagen der Wendeschleife Schmellwitz im Jahr 1988 wurde das kurze Abstellgleis nicht mehr erneuert, sondern abgebaut. Im Rahmen des Straßenbauprojektes Nordring war es erforderlich die Gleisanlagen in der Karlstraße anzupassen. Dazu erfolgte der zweigleisige Ausbau von der bisherigen Ausweiche Beuchstraße bis zur Nordseite Überfahrt Nordring. An der Haltestelle Beuchstraße wurden erstmalig in Cottbus zwei Haltestellenkaps eingebaut, die den barrierefreien Zugang zu den Straßenbahnen ermöglichen. Die neuen Anlagen gingen am 27. Juni 1993 in Betrieb. Da in den kommenden Jahren in Schmellwitz ein neuer kombinierter Betriebshof für Straßenbahnen und Busse errichtet werden sollte und der Straßenbahnverkehr nach Neu Schmellwitz verdichtet wurde, bildete die noch eingleisige Strecke in der Friedrich-Ebert-Straße einen betrieblichen Zwangspunkt. Die Beseitigung dieser Engstelle dauerte bis zum Jahr 1996. Die zweigleisige in schalldämmender Bauweise errichtete Anlage konnte am 6. Oktober 1996 fertiggestellt werden. Anschließend erfolgte der zweigleisige Ausbau der Karlstraße vom nördlichen Ende Bonnaskenplatz bis zur Beuchstraße. Die neue Strecke konnte zum 20. Juni 1997 in Betrieb genommen werden. Seit dem 24. Oktober 1998 liegt das zweite Gleis auch zwischen Nordring und Nordfriedhof (Goyatzer Straße). Somit ist nur noch der Abschnitt Goyatzer Straße bis Schleife Schmellwitz, Anger eingleisig. Im Rahmen des Neubaus der Feldstraße erfolgte vom 30. August bis 20. Oktober 2000 in diesem Bereich der Wendeschleife die Anlage eines besonderen Bahnkörpers und die Herausnahme des Gleises aus dem bisherigen Straßenraum. Neben der Rekonstruktion der Gleisanlage der Wendeschleife konnte der Bereich der Endhaltestelle barrierefrei umgestaltet und für die Busmitbenutzung ausgebaut werden.


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