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Ehemalige Weinkönigin soll gegen "König Kurt" antreten

Sie ist jung, laut und bodenständig – und soll in gut einem Jahr den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurz Beck herausfordern. Die erst 36-jährige Julia Klöckner (CDU) weiß, worauf es im "Land der Rüben und Reben" ankommt. "Ich bin nah bei de Leut", sagt sie in ihrem Videoportrait.

Julia Klöckner soll die rheinland-pfälzische CDU aus einer langen Misere herausführen.
Julia Klöckner soll die rheinland-pfälzische CDU aus einer langen Misere herausführen. Foto: dpa

Sie ist jung, laut und bodenständig – und soll in gut einem Jahr den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurz Beck herausfordern. Die erst 36-jährige Julia Klöckner (CDU) weiß, worauf es im "Land der Rüben und Reben" ankommt. "Ich bin nah bei de Leut", sagt sie in ihrem Videoportrait.

Als der rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende Christian Baldauf, selbst erst 38 Jahre, die designierte Spitzenkandidatin vorstellte, ging ein Raunen durch die deutsche Öffentlichkeit. Journalisten und Politiker lächelten darüber, dass eine ehemalige Deutsche Weinkönigin den alteingesessenen Ministerpräsidenten Beck (SPD) aus dem Sattel werfen soll. Der bärtige 60-Jährige, der seit 15 Jahren die Geschicke des Landes leitet, gilt als populär und hat einen Draht zum Wahlvolk.

Doch bei allem Verständnis für Heiterkeit: In Rheinland-Pfalz ist der Wein eine ernste Angelegenheit und dementsprechend war Weinkönigin lange Zeit das höchste Amt, das eine Frau im öffentlichen Leben einnehmen konnte. Bei fast täglichen Repräsentationsterminen in aller Welt sind Ausdauer und Sachkenntnis gefragt. Letztere weist Julia Klöckner als Winzertochter sicherlich auf. Und auch die Heimatverbundenheit, eine der wichtigsten Eigenschaften für Politiker aus dem ländlich geprägten Bundesland, braucht sie nicht zu lernen.

"Barbara Schöneberger der Politik"

Zudem kann sie sich vor Kameras und bei Großveranstaltungen gut verkaufen. Die "Barbara Schöneberger der Politik" (Der Spiegel) ist nie um ein vorlautes Wort verlegen. Zurzeit ist die ausgebildete Journalistin und Bundestagsabgeordnete Staatssekretärin im Ministerium für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

Als CDU-Landeschef Baldauf vor dem Landesvorstand die Entscheidung bekannt gab, Julia Klöckner zur Spitzenkandidatin küren zu wollen, soll die Stimmung "bombig" gewesen sein. Kein Wunder: Die Christdemokraten an Rhein und Mosel stolpern von einer Krise in die nächste. Die Partei gilt als tief zerstritten. 1991 hatte sie das strukturell konservative Bundesland an die SPD verloren und konnte es nicht wieder zurückgewinnen. Zudem machen erschreckend leere Kassen und regelmäßige Skandale der Partei zu schaffen. So sorgte vor kurzem der Fraktionsgeschäftsführer für einen Aufschrei, als bekannt wurde, dass er Bordellbesuche mit der Kreditkarte der Fraktion bezahlt hatte.

Personell glücklos

Zudem agierte die Landespartei auch personell glücklos. Der promovierte Philosoph und Landesvorsitzende Christoph Böhr, der zuletzt gegen Kurt Beck antrat, tat sich zwar mit intellektuellen Bemerkungen und Buchveröffentlichungen hervor, mied aber den Kontakt zum Volk – was die Wähler nicht schätzten. Die CDU fuhr mit 32 Prozent der Stimmen das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte ein und landete abgeschlagen hinter der SPD mit 45 Prozent.

Julia Klöckner soll also nun die Partei aus dem Stimmungstief herausführen. Trotz ihres jungen Alters gilt sie als gut vernetzt – ihre werden beste Kontakte zu politischen Persönlichkeiten in Land und Bund nachgesagt. Diese stellte sie während der Wahl des Bundespräsidenten bei der so genannten "Twitter-Affäre" unter Beweis. Noch bevor das offizielle Wahlergebnis bekannt war, gab sie es an Parteifreunde über Twitter weiter – von dort aus machte die Nachricht in Sekundenschnelle die Runde und verbreitete sich bis zu den Medien.

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