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Spanisches Königshaus

Juan Carlos kann Spanien nicht lassen

Der Ex-Monarch lebt seit 2020 in Abu Dhabi. 2022 kam er zum ersten Mal wieder zu Besuch in die Heimat. Dieses Jahr schon fünfmal. Er würde gern dauerhaft zurückkehren.

Juan Carlos kehrte vergangene Woche anlässlich einer Regatta nach Spanien zurück.
Juan Carlos kehrte vergangene Woche anlässlich einer Regatta nach Spanien zurück. Foto: dpa

Königsfamilien, sagt der Königsbiograf José Antonio Zarzalejos, sind die unwirklichsten Familien. Auf Spanisch klingt das noch besser: „Las familias reales son las más irreales.“ Eine Königsfamilie sei keine „Zuneigungsgemeinschaft“, sondern eine „kollektive Institution“ mit dem Ziel, die Kontinuität der Dynastie zu sichern. Wer diesem Ziel im Wege ist, der wird verstoßen.

So wie der britische König Edward VIII. 1936 wegen seiner Romanze mit einer geschiedenen Frau. Und so wie Juan Carlos I., der 2014 wegen Frauen- und Geldgeschichten erst vom spanischen Thron gedrängt und 2020 schließlich von seinem Sohn und Nachfolger, Felipe VI., in die Wüste nach Abu Dhabi geschickt wurde. „Ich glaube, dass es ihm dort besser geht als hier“, sagte Zarzalejos Anfang dieses Jahres in einem Gespräch mit Korrespondenten. Der abgedankte Monarch ist offenbar anderer Meinung. Er will zurück nach Spanien. 

Sein Rückkehrwunsch ist kein offizieller, aber die Indizien dafür sind stark.

Gegen Felipes Wille

Sein Rückkehrwunsch ist kein offizieller, aber die Indizien dafür sind stark. Zwischen seiner Reise ins Exil und seinem ersten Heimatbesuch im Mai 2022 vergingen 21 Monate. Der Vorwand war eine Segelregatta in Galizien, im Nordwesten Spaniens. Auf dem Rückweg schaute er bei seinem Sohn in dessen königlicher Residenz in der Nähe von Madrid vorbei. Und dort redete ihm Felipe ins Gewissen, berichtet Zarzalejos, Autor eines Buches über die ersten Königsjahre Felipes.

„Der König erklärte seinem Vater, wie seine Person in Spanien wirklich wahrgenommen wurde, und betonte die absolute Notwendigkeit, eine Reise wie die nach Galizien nicht zu wiederholen.“ Der Vater aber wollte auf seinen Sohn nicht hören. Er kam wieder und wieder. 

Auf einem Segelboot fühlt er sich wohl: Juan Carlos (r.), der Altkönig von Spanien, an Bord der Bribon.
Auf einem Segelboot fühlt er sich wohl: Juan Carlos (r.), der Altkönig von Spanien, an Bord der Bribon. Foto: dpa

Für die folgende Reise, im April dieses Jahres, ließ Juan Carlos elf Monate verstreichen, für die nächste drei Monate, dann zwei, dann einen und dann nochmal einen Monat. Von dieser letzten Reise ist er gerade an diesem Sonntag nach Abu Dhabi zurückgekehrt. Zum Anlass für den Spanien-Trip hatte er wieder, wie fast jedes Mal, eine Segelregatta in Galicien genommen. „Die Regatten sind nur ein Vorwand“, zitiert die Zeitung „El Español“ einen Vertrauten des alten Monarchen, „um die Luft seiner Heimat atmen zu können, die Gastronomie seines Landes zu genießen und sich mit seinen engsten Freunden zu umgeben“. 

Als Juan Carlos im Mai vergangenen Jahres zum ersten Mal wieder nach Spanien kam, war das beinahe eine Staatsaffäre. Viele Leute hatten ihm seine Geld- und Liebeshändel nicht verziehen, die keine juristischen Folgen zeitigten, aber seinen Ruf beschädigten. Die linke Sánchez-Regierung fand, er müsse sich öffentlich zu seiner laxen Steuermoral bekennen. Eine Journalistin rief ihm die Frage zu, ob er eine Erklärung abgeben wolle. „Eine Erklärung? Worüber?“, fragte der Königsvater zurück. 

Sollte der heute 85-jährige Ex-König tatsächlich bald in seine Heimat zurückkehren, werden ihm nicht plötzlich die Herzen aller Spanier zufliegen.

Noch größere Sorgen

Dieses Jahr ist Juan Carlos nicht einmal, sondern fünfmal gekommen, und das macht kaum noch Lärm. Die Leute gewöhnen sich an alles, und sie haben auch andere Sorgen: zum Beispiel eine neugewählte Regierung, die nur deswegen zustande kam, weil sie katalanischen Separatisten eine Amnestie versprach. Alte Sünden sind lässliche Sünden. Das findet Juan Carlos auch. 

Sollte der heute 85-jährige Ex-König tatsächlich bald in seine Heimat zurückkehren, werden ihm nicht plötzlich die Herzen aller Spanier zufliegen. Die Presse wird tun, was sie jahrzehntelang nicht getan hat: genauer hinschauen, was der alte Monarch treibt. Überzeugte Republikaner werden schäumen.

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Von Juan Carlos enttäuschte Monarchisten wie José Antonio Zarzalejos werden gnädiger sein. „Er war ein großer Staatsmann und zugleich ein sehr gewöhnlicher Mensch“, findet er. Noch stehen für die meisten Spanier seine Schwächen im Vordergrund. „Aber ich glaube“, sagt Zarzalejos, „wir haben die Verpflichtung, aufs Ganze zu schauen.“ Und aufs Ganze gesehen, meint er, hat Juan Carlos in seinem Leben keine so schlechte Figur gemacht. 

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