HelgolandEine Insel, die Segler magisch anzieht

Ursula Meer

 · 21.10.2023

Berühmtes Wahrzeichen: die Lange Anna, eine hoch aufragende Fels­nadel am Nordwestzipfel Helgolands
Foto: YACHT/Marcus Kieppe
Für nicht wenige ist Helgoland auserkorenes Sehnsuchtsziel. Zwar bietet der Hafen kaum Komfort, und Touristenmassen bevölkern tagsüber den Felsen. Und doch zieht die Insel viele Segler geradezu magisch an. Was also ist ihr Geheimnis? Eine Spurensuche

Das Schleusentor von Brunsbüttel öffnet sich am frühen Sommerabend. Die Bedingungen könnten besser nicht sein: mitlaufende Tide in der Elbmündung, ein laues Lüftchen und eine sternenklare Nacht. Helgoland ruft! Gemächlich segelt das Boot im freien Seeraum in Richtung der dicken Pötte auf der Außen­reede, die dort im letzten Licht des Tages schemenhaft wie eine Stadt auf dem Wasser liegen. Dahinter schweift das Licht des Helgoländer Leuchtturms über die Kimm, es steigt im Laufe der Nacht höher und höher.

Stunden später, in der Hand dampft der Morgenkaffee, sind Ober- und Unterland auszumachen. Kurz vor dem Ziel werden Schiff und Crew noch ein wenig durchgeschüttelt, wo sich die Wellen über flacher werdendem Grund steiler emporheben. Und auch der Strom setzt plötzlich überraschend stark. Dann ist der Hafen erreicht.

Törn kann zur Herausforderung werden

Nicht immer ist die Überfahrt so unkompliziert. Bisweilen gerät der Törn zum roten Felsen zur Herausforderung. Starkwind, hohe Dünung, Seenebel oder waagerecht peitschender Regen können einer Crew auf der Nordsee ordentlich zusetzen. Wer es geschafft hat, wird erleichtert im geschützten Vorhafen die Segel bergen. Doch noch ist man nicht fest. Der Südhafen von Helgoland hat so seine Tücken. Meist heißt es, eine Runde oder zwei im Hafen zu drehen. Die Frage nach einem freien Platz am Steg oder gar einer Box stellt sich während der Saison meist nicht. Es geht um die Entscheidung, wo man ins Päckchen geht.

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Endlich längsseits an einer anderen Yacht, geht die Arbeit weiter: Landleine ausbringen und das Verlängerungskabel für den Strom aus den Tiefen der Salonbank klauben, sofern eine der raren Steckdosen frei ist. Über Seezäune hinweg und unter Schoten hindurch über viele Innenlieger zu klettern ist Standard auf Helgoland. Und ja nicht das Kleingeld vergessen: einen Euro für das Waschhaus und zwei für den Strom.

Nein, komfortabel, gar behaglich ist der Helgoländer Hafen nicht. Und doch beherbergt er regelmäßig unzählige Wiederkehrer. Viele bleiben für länger. Und das nicht nur, weil mal wieder so viel Wind aufgezogen ist, dass die Rückreise zwangsweise verschoben werden muss. Urlaub auf dem „Felsen“, wie ihn Kenner nennen, ist unter norddeutschen Seglern nicht unüblich.

Dessen Schönheit versteckt sich auf dem Weg vom Hafen zum Unterland zunächst noch hinter der Art Wohngegend, die man am Festland zumindest des Nachts meiden würde: Zerbrochene Fenster wurden durch alte Werbeschilder ersetzt, in einem Hinterhof gammeln Boote vor sich hin.

Wahrzeichen von Helgoland

Endlich aber das erste Postkartenmotiv: „Ei guck, des sann die berühmde Krebshüdde!“, ruft ein frisch von der Fähre gestiegener Besucher meeresferner Herkunft wenige Meter weiter beim Anblick der Hummerbuden. Deren knallige Farben leuchten um die Wette, sie säumen in einem sanften Bogen einen Teil der Bucht um den Binnenhafen. Wo früher Hummerfischer ihr Material lagerten, bieten ihre Besitzer heute Fischbrötchen und Knieper feil, Souvenirs oder Bücher des von der Insel stammenden Autors James Krüss.

Mittendrin ermöglicht ein Automaten­kiosk den Einkauf mit Kreditkarte rund um die Uhr. Neben Unvermeidlichem wie Bier, Schokolade und Zahnbürsten bietet der findige Eigentümer auch die fürs Waschhaus unverzichtbaren Ein-Euro-Münzen an, vier zum Preis von 4,50 Euro! Dieses Angebot nimmt nur an, wer nicht weiß, dass der Verwalter des Waschhauses Bernd Paul kiloweise Münzen bevorratet, um Seglern die Geldscheine zu wechseln.

Über die Insel schlendernd, hat man beinahe von jedem Punkt das offene Meer im Blick. Am schönsten ist die Aussicht aber nach angemessener Anstrengung über Treppen oder serpentinenartige Wege vom Oberland. Roter Fels und tiefblaue See werden einem Mosaik gleich von einem grauen Schleier überdeckt, wo sich Wolken vor die Sonne schieben. Tapfer ragt vor den Klippen die Lange Anna aus der Brandung hervor. Die 47 Meter hohe Felsnadel ist Helgolands Wahrzeichen. An ihr nagen die Wogen der Nordsee, schmaler wird sie im Strom der Gezeiten, bis sie eines hoffentlich noch sehr fernen Tages ins Meer sacken wird.

Seevögel schweben im Aufwind und sausen im Sturzflug hinab zu ihrer Beute. Nur noch kleine Punkte sind sie von hier oben. In ihren Nestern auf den Felsen kreischt der Nachwuchs nach Futter. Ein Fest für Ornithologen, die mit hochwertigem Kamera­equipment auf der Lauer nach dem einen großartigen Foto sind oder ihren Studien neue Exponate hinzufügen möchten. Bereitwillig geben sie ihr Wissen preis.

„Der Fels heißt zwar Lummenfelsen“, hebt einer von ihnen an, „aber das hier sind Bass­tölpel. Die Lummen sitzen weiter unten in den Felsschichten.“ Im Juni und Juli würden Tausende Küken zum Lummensprung ansetzen, fährt er fort. „Die müssen dann sofort fliegen. Dabei werden unzählige von den Raubmöwen gefressen.“

Ein perfekter Urlaubstag

Auf der anderen Seite des schmalen roten Wanderwegs grasen scheue Schafe. Klippenkohl – in Deutschland nur hier zu finden –, Meerfenchel, Or­chideen und Huflattich zieren die Ränder der Pfade und der Bombenkrater. Jährlich mehr zerbröselnde Reste alter Befestigungsanlagen erzählen von der wehrhaften Geschichte der Insel, Informationstafeln greifen von den örtlichen Berühmtheiten bis zum größten Naturschutzgebiet Schleswig-Holsteins zu Füßen des Felsens jede Facette Helgolands auf. Im Osten schmiegen sich üppig blühende Kleingärten mit bunten Hütten an die Klippe.

Wenn Scharen Tagestouristen über die Wege wandern oder nach ausgedehntem Whiskytasting gar rüpelhaft schwanken, ist der Besuch auf dem Oberland ein zweifelhaftes Vergnügen. Am Abend aber, nach dem Almabtrieb Richtung Fähre, lässt sich auf einer der bequemen Bänke gemächlich beobachten, wie die Sonne um die Lange Anna herumwandert und schließlich im Meer versinkt.

„Wir waren an Mittsommer hier oben“, berichtet Maria Pilar Lozando Fernandez begeistert. „Da haben Hunderte von Leu­ten in einer ganz bedächtigen Stimmung den Untergang der Sonne verfolgt und applaudiert, als sie hinterm Horizont verschwunden ist.“ Eigentlich, so erzählt sie, wollten sie und ihr Mann nur kurz bleiben. Doch einmal auf Helgoland angekommen, schalten sie in den Urlaubsmodus. Wandern, ausruhen, bei Sonnenschein und Wärme mit der Fähre rüber zur Düne zum Baden. „Schöne weiße Sandstrände und klares Wasser – ein perfekter Urlaubstag! Und wo sonst kann man mit Kegelrobben und Seehunden schwimmen?“, schwärmt die gebürtige Spanierin, die mit dem Boot aus Hooksiel herübergekommen ist.

Die Düne beherbergt allerdings nicht nur niedliche Robben, sondern mit dem „Friedhof der Namenlosen“ auch einen Ort, der Schaudern und Respekt vor der See erzeugt. Hinter blühenden Heckenrosen und orange leuchtendem Sanddorn fanden über Jahrhunderte hinweg all jene ihre letzte Ruhe, welche die Nordsee anspülte und auf der Düne ablegte.

Austausch für die Törnplanung

Zurück am Hafen, darf ein Schnack am Steg nicht fehlen. Die einen tauschen Tipps für die Törnplanung aus. Andere, die mit sonnengebräunter Gelassenheit von den Azoren, aus der Karibik oder weiter entfernten Revieren hergekommen sind, bringen Geschichten mit, die den Abend kurzweilig und eigene Pläne größer werden lassen.

Einzig die unvermeidliche Ankündigung aus der Päckchenmitte: „Wir wollen morgen um elf los!“, kann Träumereien abrupt unterbrechen. Ebenso scheint es Gesetz zu sein, dass am Morgen genau dann Regen und Wind einsetzen, wenn die Leinen los sind und sich die Boote neu sortieren müssen.

Mit etwas Glück ist derartiges Spektakel nach ein, zwei Tagen vorbei, und das eigene Schiff liegt in Poleposition am Steg. Bis es aber so weit ist, lässt sich der zweigeteilte Tag zum Bezahlen und Versorgen nutzen. Sieben Zeilen, für jeden Wochentag eine, verleihen den Öffnungszeiten des WSA auf dem Aushang im Schaukasten die nötige Amtlichkeit, sie sind aber an ausnahmslos jedem Tag im Jahr gleich. Nicht immer sind sie hingegen kompatibel mit den tidenbestimmten Plänen der Segler; manch einer ist versucht, bei einem kurzen Halt über Nacht das Zahlen zu unterlassen.

Aber: „Mir entgeht keiner! Wir wissen genau, wer wann hier war und nicht bezahlt hat, auch Jahre später noch“, betont die freundliche Frau im Hafenamt. Die Mitarbeiter des WSA Tönning, Außenstelle Hel­­­­goland, so die offizielle Bezeichnung, laufen über Stege und Kaimauern und no­tieren Namen und Heimathäfen aller Gastlieger. Sie koordinieren auch, wie sie fest­gemacht werden: in passenden Größen aneinander und mit dem nötigen Abstand.

„Das machen wir nicht zum Spaß. Spätestens, wenn der Wind auffrischt oder dreht und die Päckchenreihen ins Schwoien geraten, zeigt sich, wie nötig der Abstand ist“, nutzt die Frau vom Amt die Gelegenheit zum Appell an die mitunter uneinsichtige Seglergemeinde. Dass hier, in einem Schutzhafen des Bundes, überhaupt Sportboote zu Freizeitzwecken liegen dürfen, ist nicht selbstverständlich und erklärt auch die zweckmäßige Infrastruktur.

Versorgungslage im Hafen

Ganz anders ist es um die Versorgungs­lage im Nahraum bestellt. Beim Hafen gleich um die Ecke werden morgens an der Tür der Backstube frische Brötchen verkauft. Jörn Rickmers bietet neben Outdoor-Bekleidung und einem kleinen Sortiment an Yachtzubehör das Tanken steuerfreien Treibstoffs an Zapfsäule oder Schiffstankstelle an. Abends machen an der nördlichen Spuntwand die Greetsieler Fischer fest und verkaufen aus den Tiefen ihrer Kutter frischen Fisch oder kiloweise Knieper.

Die Scheren des Taschenkrebses, frisch gekocht, mit einem Hauch Zitronensaft oder Weißwein versehen, dazu ein warmes Baguette und etwas Aioli, sollte man unbedingt probiert haben. Auch wenn dazu an Bord mangels Hummerschere schon mal mit der Wasserpumpenzange, Gabel und Pinzette hantiert werden muss.

Im Duty Free Shop belehrt der Verkäufer: „Sie dürfen pro Person einen Liter Spirituosen zollfrei ausführen“, und ergänzt geschäftstüchtig: „Oder zweimal 0,75 Liter, das wird ebenfalls nicht beanstandet.“ Sein Rat bleibt mangels anschließender Kontrolle bei der Weiterreise ungeprüft. Diese ist allerdings mancherorts nicht selten, denn der Behördenfunk übermittelt, welches Schiff auf Helgoland weilt. Gern kommt auf dem Rücktörn dann der Zoll in der Schleuse oder in einem der Festlandhäfen an Bord.

Kontrolliert wird auch der Warenverkehr von Schiffsausrüster Manfred Engel, dessen Lieferfahrzeuge von morgens bis abends zwischen den Stegen und seinem lagerhallengroßen Geschäft hin und her flitzen. Bequemer kann ein Einkauf kaum sein: Durch das Sortiment streifen, aufschreiben, was an Essen und Getränken gewünscht ist, und an der Kasse unter Angabe von Schiffsnamen und Liegeplatz bestellen und bezahlen. Im selben Moment stellen die Mitarbeiter die Waren zusammen, fahren sie zum Hafen und mit Sackkarren vor das Boot.

Der Lieferung liegt nicht primär ein ausgeprägter Servicegedanke zugrunde: „Wir verkaufen pfandfreie Einweggetränke“, berichtet der Inhaber, „und müssen sicherstellen, dass die für den Schiffsbedarf bestimmt sind. Das geht nur, indem wir sie anliefern.“ Seine Autos gehören neben Krankenwagen, Polizei und einem vom Verbot bedrohten Taxiservice zu den wenigen, die auf Helgoland fahren dürfen. Selbst Fahrräder sind nur Kindern erlaubt.

So lässt sich entspannt schlendern auf Promenaden und in Gassen mit Läden und Cafés in Häusern, die sich in geschlossenen Reihen aneinanderschmiegen und eher Plattenbaupragmatismus atmen, als dass sie von der Geschichte eines mondänen Seebads erzählen. Individualismus drückt sich in den wechselnden kräftigen Farben und hier und da in bunten Blumen oder Seefahrtsdevotionalien vor den Türen aus.

Historie der Insel

Unter der Erde zeugen Bunker in Ober- und Unterland in bedrückender Weise von dem Leid der Inselbewohner während des Zweiten Weltkriegs. Tausende Bomben gingen auf die Insel herab und zerstörten nahezu alles, was die Helgoländer zum Leben brauchten. Sie wurden evakuiert. 1947 versuchten britische Streitkräfte sogar, die Insel mit einer gigantischen Sprengung aus den Seekarten zu radieren. Kein Stein der alten Villen, kein Brett der alten Holzhäuser und Hütten blieb dabei auf dem anderen. Nur der Felsen, der hielt stand.

Erst 1952 konnten seine Bewohner zurückkehren und ihre Insel wieder aufbauen. Die heutige Bebauung ist das Ergebnis eines Architekturwettbewerbs, angelehnt an das Bauhaus und skandinavischen Bau­stil soll sie sein. Dieses Hintergrundwissen macht es dem Besucher jedoch kaum leichter, sie ansprechend zu finden, wenngleich sie für die Bewohner einige Pluspunkte hat: Aus den meisten Hausfenstern und besonders von den zahllosen Balkonen ist das Meer zu sehen, während die engen Gassen und die vielen Vorsprünge dem beständigen Wind tagein, tagaus Paroli bieten.

Wenn dieser auch noch Regen im Gepäck hat und das Boot im Hafen tanzt, bietet sich die kleine Flucht ins Spa „Mare Frisicum“ an. Hier lässt sich warm eingemummelt in den Bademantel nach dem Saunagang oder auf dem Dach im blubbernden Whirlpool liegend bestens das Spiel von Wellen, Wolken und Licht über der See beobachten.

Über Freud und Leid

Bei all dem Trubel, dem die Bewohner im Sommer mit Tausenden von Touristen ausgesetzt sind, wundert man sich nicht, dass man nicht überall und sofort auf die Helgoländer Herzlichkeit stößt. Aber es gibt sie. Abends etwa, wenn Jasmin Tavarez Ventura, Wirtin des Restaurants „Bunte Kuh“ im Unterland, Neulingen Tipps gibt oder sich mit ihren Stammgästen – jenen Seglern, die immer wieder kommen – über Freud und Leid des Insellebens austauscht.

Regelmäßig erzählt sie auch von ihrem Lieblingsevent, der Rock-’n’-Roll-Butterfahrt. Das größte kleinste Punk-Festival Deutschlands, das jedes Jahr Ende April die Düne rockt und seine Ableger in das Unterland schickt, „muss man unbedingt mal erleben! Hunderte Punks, die total friedlich feiern und anschließend akkurat aufräumen“, schwärmt die Wirtin.

Tage später – auch wir sind länger geblieben als geplant – werfen wir die Leinen wieder los. Auf uns wartet ein langer Schlag über die offene See Richtung Sylt. Die Bedingungen sind einmal mehr perfekt. Hoffentlich sind sie es auch auf dem Rückweg. Denn dann werden wir erneut einen Zwischenstopp auf Helgoland einlegen müssen, nein: wollen.


Hier können Sie auf Helgoland anlegen

Der Südhafen: Hier gibt es eine nicht exakt zu beziffernde, aber ausreichend große Anzahl Liegeplätze für Schiffe aller Größen. Wer zuerst kommt, macht längsseits am Steg fest, alle anderen gehen ins Päckchen. Die jeweils vorgesehene Bootsgröße, die an der Spuntwand steht, unbedingt einhalten!

Im Winter bleibt an der Ostkaje Platz für zwei Päckchen. Die restlichen Stege werden ausgewassert, und Strom ist ober­halb der Kaje mit einer Karte vom WSA erhältlich. Das Waschhaus ist ganzjährig rund um die Uhr geöffnet, außer im Winter bei Sturm.

Das Liegegeld beträgt 6,50 Euro (bis 8 Meter Bootslänge) bis 18 Euro (bis 20 Meter Länge). Yachten von 10 bis 14 Meter Länge: 13 Euro. Kontakt: Helgoland-Port, UKW-Kanal 16 und 67, Tel. 04725/81 59 35 83, WSA-Öffnungszeiten tägl. 8–12 Uhr.

Der WSC Helgoland: Der Wassersportclub hat acht Gastliegeplätze mit Boxen im Südhafen für Boote bis elf Meter Länge. Anfragen vor Ort oder Reservierung unter 04725/80 06 14. Kosten: 2 Euro/Bootsmeter.

Der Nordosthafen: Im Nordosthafen dürfen nur Boote bis zehn Meter Länge festmachen. Achtung: An der Einfahrt kann Querstrom stehen. Öffnungszeiten Hafenbüro: Mo.–Do. 17.15 bis 18.15 Uhr, Fr. 13 bis 14 Uhr, Sa. + So. 10 bis 11 Uhr. Kosten: 2 Euro/Meter, 2 Euro/Person.

Wissenswertes: Der Kurbeitrag auf Helgoland beträgt 2,75 Euro pro Person und Tag. Bargeld ist unverzichtbar. In vielen Restaurants kann nicht mit der Bank- oder Kreditkarte gezahlt werden. Und für den Zugang zu WC und Strom benötigt man Ein-Euro- beziehungsweise Zwei-Euro-Münzen. Lange Leinen, Ballonfender und eventuell ein langes Stromkabel sind fürs Päckchenliegen unerlässlich. Strom sparen! An den Stegen sind nur wenige Stromanschlüsse vorhanden.

Ausreichend Trinkwasser bunkern. Auf Helgoland wird es aus einer Entsalzungs­anlage gewonnen und ist teuer. Wasser bunkern kann man nur an einer Station neben dem WSA-Gebäude.


Kurzinterview: Ehepaar findet neue Heimat auf Helgoland

Als 2020 eine geplante Atlantikrunde mit ihren beiden Kindern Corona-bedingt ausfallen musste, segelten Monika und Helge von Freeden nach Helgoland und beschlossen zu bleiben. Das Bauunternehmer-Paar kaufte ein Haus und machte sich selbstständig.

Monika und Helge von Freeden hat es erst vor ein paar Jahren auf die Insel gezogen. In ihrer Freizeit sind die beiden passionierte NordseeseglerMonika und Helge von Freeden hat es erst vor ein paar Jahren auf die Insel gezogen. In ihrer Freizeit sind die beiden passionierte Nordseesegler

YACHT: Was ist für euch das Besondere an Helgoland?

Monika von Freeden: Die Entschleunigung! Hier ist alles fußläufig zu erreichen, die Versorgungslage ist sehr gut, und die Menschen sind extrem gelassen. Man sagt, es leben Menschen aus 40 Nationen hier auf Helgoland, und alle kommen gut miteinander aus. Niemand ist arbeitslos, einziges Manko ist der knappe Wohnraum auf der Insel.

Helge von Freeden: Das Klima gefällt uns ebenfalls sehr. Im Winter friert es selten, im Sommer kühlt es abends selbst nach den heißesten Tagen ausreichend ab, um gut schlafen zu können. Der Heuschnupfen, der uns am Festland zugesetzt hat, plagt uns hier auch nicht. Seit wir auf Helgoland leben, haben wir weniger Stress. Wir können im Sommer täglich nach Feierabend an Bord sein! Es war also die beste Entscheidung, die wir jemals getroffen haben.

Was sind eure Lieblingsorte auf der Insel?

Monika: Einen richtigen Lieblingsort haben wir nicht. Die Insel hat viele Facetten, je nach Wetter. Bei eisigem Wind sind die Bohlenwege bei der Jugendherberge gut geschützt, ansonsten gehen wir gern an den Nordstrand. Im Winter genießen wir die Ruhe, im Sommer verbringen wir unsere Freizeit im Hafen oder bei einer der vielen Veranstaltungen. Hier ist ja immer was los.

Und wie ist das Seglerleben auf Helgoland?

Helge: Wir sind schon immer mit dem Boot nach Helgoland gefahren, im Sommer wie im Winter bei passender Witterung: freitagabends durch die Schleuse Hooksiel und dann in der Nacht hierher. Der Vorteil hier ist, dass das Boot vor der Haustür liegt und wir jederzeit tideunabhängig segeln können. Wer vom Festland aus auf See will, hat meistens dieses eine Ziel Helgoland. Wir haben jetzt je nach Wind in fast alle Richtungen tolle Ziele wie die Nord- oder Ostfriesischen Inseln, Elbe, Weser oder unser altes Heimatrevier. Der Nachteil ist, dass das Boot im Winter raus muss. Da sind jetzt die Segler von der Küste im Vorteil und können auch Silvester nach Helgoland segeln – ein Highlight, das sollte man einmal gemacht haben!

Ihr beobachtet beinahe täglich das Hafengeschehen. Habt ihr Tipps für Segler?

Monika: Oft erleben wir, dass die Leute nicht wissen, wie sie anlegen sollen. Sie haben nicht damit gerechnet, ins Päckchen gehen zu müssen, und wissen häufig auch gar nicht, wie das richtig geht. Man muss sich auf Helgoland darauf einstellen und nicht einfach an den Liegeplätzen festmachen, an denen groß „Nicht anlegen“ steht. Es gibt ja Gründe für das Verbot: Das sind Havarieplätze, oder sie sind für Menschen mit Geh­behinderungen vorgesehen.


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