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Lebensdauer der Baustoffe und Bauteile zur Harmonisierung der ...

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<strong>Lebensdauer</strong> <strong>der</strong> <strong>Baustoffe</strong> <strong>und</strong> <strong>Bauteile</strong><br />

Aktenzeichen: Z 6 - 5.4-02.05 / II 13 - 80 01 02 - 05<br />

<strong>Lebensdauer</strong> <strong>der</strong> <strong>Baustoffe</strong> <strong>und</strong> <strong>Bauteile</strong><br />

<strong>zur</strong> <strong>Harmonisierung</strong> <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Nutzungsdauer im Wohnungsbau<br />

Kurzfassung<br />

Ziele<br />

Eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage <strong>zur</strong> Senkung <strong>der</strong> Mieten <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Eigentumsquote<br />

von Wohnimmobilien war in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

das „kostengünstige Bauen“. <strong>Baustoffe</strong> <strong>und</strong> <strong>Bauteile</strong> wurden weniger nach<br />

Qualitäts- son<strong>der</strong>n primär nach Kostengesichtspunkten ausgewählt <strong>und</strong> eingebaut.<br />

Dem Zusammenwirken <strong>und</strong> dem Zusammenhang hinsichtlich <strong>der</strong> <strong>Lebensdauer</strong> <strong>der</strong><br />

einzelnen Komponenten <strong>der</strong> <strong>Baustoffe</strong> <strong>und</strong> <strong>Bauteile</strong> wurde wenig Beachtung<br />

geschenkt. Die Risiken für Mängel <strong>und</strong> Bauschäden wurden im Wohnungswesen<br />

falsch eingeschätzt.<br />

Die <strong>Lebensdauer</strong> von Immobilien hat heute einen an<strong>der</strong>en Stellenwert eingenommen.<br />

Die Gesamtwirtschaftlichkeit bekommt eine größere Bedeutung im Rahmen <strong>der</strong> Nachhaltigkeitsbedeutung.<br />

Durch Kriterien <strong>und</strong> Indikatoren wird Nachhaltigkeit für den Wohnungsbau angestrebt.<br />

Nachhaltigkeit sieht für alle Phasen <strong>der</strong> Lebenszyklen von Wohngebäuden hohe<br />

Qualität, ökonomische, ökologische <strong>und</strong> soziale Wertschöpfung vor, mit dem Ziel <strong>der</strong><br />

Umweltverträglichkeit, Kostengünstigkeit <strong>und</strong> Sozialen Gerechtigkeit.<br />

Für die <strong>Baustoffe</strong>, <strong>Bauteile</strong> <strong>und</strong> Ausstattungsgegenstände von Wohngebäuden <strong>und</strong><br />

ihre technische Ausrüstung ist die Nutzungszeit von großer Bedeutung. Eine <strong>Harmonisierung</strong><br />

<strong>der</strong> eingesetzten <strong>Baustoffe</strong> <strong>und</strong> <strong>Bauteile</strong> im Sinne angepasster <strong>Lebensdauer</strong>n<br />

ist sowohl für die Instandhaltung <strong>und</strong> -setzung, wie auch für den Abbruch <strong>und</strong> das Recycling<br />

ein wichtiges Kriterium.<br />

Wirtschaftlichkeit muss insbeson<strong>der</strong>e durch die Reduzierung <strong>der</strong> Lebenszykluskosten<br />

im Wohnungsbau zum Ausdruck kommen. Die technischen Qualitäten <strong>und</strong> die Nutzungsqualitäten<br />

sind damit abzustimmen.<br />

Die ökologische Orientierung strebt insbeson<strong>der</strong>e eine Reduzierung des Flächenverbrauchs,<br />

<strong>der</strong> Bodenversiegelung <strong>und</strong> des Stoffeinsatzes an.<br />

Der soziale Nutzen wird im bedarfsgerechten <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsverträglichen Bauen <strong>und</strong><br />

Wohnen gesehen. Die demographische Situation in Deutschland verlangt für die<br />

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Zukunft die beson<strong>der</strong>e Berücksichtigung <strong>der</strong> älteren Menschen <strong>und</strong> damit den altersgerechten<br />

Wohnungsbau.<br />

Energieeinsparung im Wohnungsbau ist einerseits durch die EnEV geregelt, kann aber auch<br />

darüber hinausgehen, denn langfristig wird sicher mit einer erheblichen Steigerung <strong>der</strong> Energiekosten<br />

zu rechnen sein. Durch Energieeinsparung im Wohnungsbau wird auch das wesentliche<br />

Ziel <strong>der</strong> Reduzierung <strong>der</strong> CO2- Emissionen zu erreichen sein.<br />

Die Nachhaltigkeitsgr<strong>und</strong>sätze für den Wohnungsbau sollten schon bei <strong>der</strong> Bedarfsplanung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Projektentwicklung bedacht werden <strong>und</strong> über das Planen <strong>und</strong> Bauen hinaus auch<br />

den Betrieb in <strong>der</strong> Nutzungszeit bis zum Abriss <strong>und</strong> Recycling berücksichtigen. Das ganzheitliche<br />

Denken <strong>und</strong> Handeln steht also immer im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Bei Beachtung <strong>der</strong><br />

<strong>Lebensdauer</strong> kann unter Umständen von einer Verlängerung <strong>der</strong> Nutzung, aber<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich von einer Reduzierung <strong>der</strong> Lebenszykluskosten ausgegangen werden.<br />

Aufgabe<br />

Zur Feststellung <strong>der</strong> Kosten im Lebenszyklus eines Wohngebäudes <strong>und</strong> <strong>zur</strong> <strong>Harmonisierung</strong><br />

<strong>der</strong> wirtschaftlichen Nutzungsdauer <strong>der</strong> <strong>Bauteile</strong> <strong>und</strong> <strong>Baustoffe</strong> ist es notwendig, <strong>der</strong>en technische<br />

<strong>Lebensdauer</strong> zu kennen. Zur Zeit wird die Auswahl von <strong>Baustoffe</strong>n <strong>und</strong> <strong>Bauteile</strong>n in<br />

<strong>der</strong> Regel nach Kostengesichtspunkten zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Beschaffung vorgenommen. Um<br />

die Kosten <strong>der</strong> Instandhaltung <strong>und</strong> -setzung zu reduzieren, ist es notwendig, rechtzeitig<br />

Überlegungen <strong>zur</strong> Qualität <strong>der</strong> <strong>Baustoffe</strong> <strong>und</strong> <strong>Bauteile</strong> <strong>und</strong> <strong>zur</strong> <strong>Harmonisierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebensdauer</strong><br />

vorzunehmen. Die Verarbeitung <strong>und</strong> das Zusammenfügen von <strong>Baustoffe</strong>n mit unterschiedlichen<br />

Eigenschaften <strong>und</strong> unterschiedlicher <strong>Lebensdauer</strong> beeinflussen die Lebenszykluskosten<br />

erheblich.<br />

Ziel <strong>der</strong> Arbeit ist es, Erfahrungen über die <strong>Lebensdauer</strong> <strong>der</strong> <strong>Baustoffe</strong> <strong>und</strong> <strong>Bauteile</strong> zu<br />

sammeln, wobei <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Trennung von <strong>Baustoffe</strong>n bei unterschiedlicher <strong>Lebensdauer</strong><br />

Beachtung geschenkt wird. Verträgliches Zusammenfügen <strong>und</strong> Trennen reduziert die Kosten<br />

bei <strong>der</strong> Instandhaltung <strong>und</strong> -setzung <strong>und</strong> bietet die Möglichkeit, verbrauchte Stoffe sortenrein<br />

einem Recycling zuzuführen. Die bisher vorliegenden Kataloge <strong>zur</strong> <strong>Lebensdauer</strong> von<br />

<strong>Baustoffe</strong>n <strong>und</strong> <strong>Bauteile</strong>n sind veraltet <strong>und</strong> treffen zu dem genannten Problembereich keine<br />

Aussagen. Neuere <strong>Baustoffe</strong> sind in <strong>der</strong> Regel nicht berücksichtigt, <strong>Lebensdauer</strong> <strong>und</strong><br />

Langzeitverhalten also nicht bekannt, so dass eine Bewertung nur schwer vorgenommen<br />

werden kann. Insoweit muss auch getrennt werden nach Stoffen, die die Gesamtlebensdauer<br />

eines Wohngebäudes bestimmen <strong>und</strong> solche, die ausgewechselt werden.<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Für die Zusammenstellung <strong>der</strong> Daten wird eine Bauteilliste erarbeitet, die sich an <strong>der</strong> DIN<br />

276 <strong>und</strong> ihren Kostengruppen 300, 400 <strong>und</strong> 500 orientiert.<br />

Ausgangsbasis ist eine Befragung von Wohnungsunternehmen, die Erfahrungen in <strong>der</strong> Instandhaltung<br />

<strong>und</strong> Instandsetzung ausweisen können. Des weiteren werden auch Herstellerangaben<br />

einbezogen, die aus nachvollziehbaren Untersuchungen stammen. Soweit notwendig<br />

<strong>und</strong> sinnvoll werden auch Hersteller direkt angesprochen. Auch die Literatur zu Bauschäden<br />

im Wohnungsbau wird in die Untersuchung einbezogen.<br />

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Der oft eher zufällige Einsatz von <strong>Baustoffe</strong>n <strong>und</strong> <strong>Bauteile</strong>n nach vor<strong>der</strong>gründig wirtschaftlichen<br />

Kriterien soll im Sinne einer langfristigen Wirtschaftlichkeit, die mit geringeren Instandhaltungs-<br />

<strong>und</strong> Instandsetzungskosten einher geht, vermieden werden.<br />

Alterung <strong>und</strong> Abnutzung<br />

Instandhaltungen sind vorbeugende Maßnahmen <strong>zur</strong> Erhaltung eines dem Soll-Zustand entsprechenden<br />

Ist-Zustandes. Die Maßnahmen enthalten Wartung <strong>und</strong> Pflege, die auch mit<br />

dafür geplanten Inspektionen durchgeführt werden können.<br />

Nach dieser Definition gehören die Instandsetzungen nicht zu den Maßnahmen – sie<br />

grenzen sich dadurch ab, indem sie einen nicht mehr vorhandenen Soll-Zustand wie<strong>der</strong> zum<br />

bestimmungsgemäßen Zustand herstellen sollen.<br />

Instandhaltung muss geplant werden. Der Abnutzungshorizont <strong>der</strong> <strong>Baustoffe</strong> <strong>und</strong> <strong>Bauteile</strong> ist<br />

unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Einflüsse auf die <strong>Lebensdauer</strong> mit relativ geringen Schwankungen<br />

voraussehbar.<br />

Zielsetzung ist:<br />

– den Nutzen des Objekts zu erhalten,<br />

– die Nutzungszeit zu verlängern,<br />

– den Mieter/Nutzer zufrieden zu stellen,<br />

– die Bereitstellung <strong>der</strong> Finanzmittel vorzubereiten <strong>und</strong><br />

– die Wirtschaftlichkeit sicherzustellen.<br />

Der Ausfall von <strong>Bauteile</strong>n im Wohnungsbau sollte nicht abgewartet werden; son<strong>der</strong>n<br />

rechtzeitig sind Maßnahmen <strong>zur</strong> Erhaltung einzuleiten. Bei regelmäßigen Inspektionen<br />

werden das Maß <strong>der</strong> Abnutzung bzw. vorhandene Mängel <strong>und</strong> Schäden erkennbar, so dass<br />

zuverlässig geplant werden kann.<br />

Abb. 1: Abhängigkeit von Bauleistung zu <strong>Lebensdauer</strong> (Quelle IFB 2004)<br />

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Um den Wert eines Wohngebäudes auf dem Restwert des Rohbaus zu halten, sind laufend<br />

nach den spezifischen Erneuerungszyklen Instandhaltungs- <strong>und</strong> Instandsetzungsarbeiten<br />

vorzunehmen.<br />

Baumängel entstehen während <strong>der</strong> Bauzeit; z. B. durch mangelnden Wärmeschutz, mangelnde<br />

statische Festigkeit, falsche <strong>Baustoffe</strong>. Baumängel können somit sowohl durch<br />

unsachgemäße Bauausführung als auch durch Einsparungen auf Kosten von Qualitätserfor<strong>der</strong>nissen<br />

verursacht werden.<br />

Bauschäden entstehen nach <strong>der</strong> Fertigstellung von Wohngebäuden auch infolge äußerer<br />

Einwirkung; z. B. vernachlässigte Instandhaltung (Reparaturanstau), Wasserschäden,<br />

Brandschäden <strong>und</strong> Schädlingsbefall. Bauschäden können auch als Folge nicht untersuchter<br />

<strong>und</strong> nicht besetigter Baumängel auftreten.<br />

Auch ohne Mängel <strong>und</strong> Schäden ergibt sich ein altersbedingter Verschleiß insbeson<strong>der</strong>e<br />

durch Abnutzung, Verwitterung <strong>und</strong> Stoffabbau dem durch Instandhaltung <strong>und</strong> Instandsetzung<br />

entgegengewirkt werden muss.<br />

Die <strong>Lebensdauer</strong> eines Baustoffs o<strong>der</strong> eines Bauteils ist keine exakte Größe.<br />

Sie hängt ab von:<br />

• <strong>der</strong> Stoff- <strong>und</strong> Schichtqualität,<br />

• <strong>der</strong> Komplexität des Bauteils,<br />

• von <strong>der</strong> Verarbeitung, <strong>der</strong> Umwelt,<br />

• <strong>der</strong> Nutzung, <strong>der</strong> Schadensanfälligkeit,<br />

• <strong>der</strong> Wartung <strong>und</strong> Pflege usw.<br />

Auch bei sonst gleichen Bedingungen kann Pflege <strong>und</strong> Wartung viel bewirken.<br />

Während Pflege, z. B. die Behandlung, Säuberung, Wie<strong>der</strong>auffrischung <strong>und</strong> den Oberflächenschutz<br />

betrifft, ist Wartung eine Durchsicht <strong>der</strong> technischen Details eines Wohngebäudes,<br />

die eine Pflege wie z.B. ölen <strong>und</strong> schmieren beinhaltet.<br />

Pflege <strong>und</strong> Wartung sind nur sinnvoll durchzuführen, wenn <strong>der</strong> Zustand <strong>der</strong> <strong>Baustoffe</strong> <strong>und</strong><br />

Bau-teile sowie Anlagen durch regelmäßige Durchsichten/Inspektionen festgestellt wird.<br />

Sobald Abnutzungen o<strong>der</strong> Schäden erkennbar werden, ergibt sich ein Handlungsbedarf. Die<br />

Inspek-tionen können sich nach den Intervallen <strong>der</strong> Häufigkeit <strong>der</strong> Instandsetzungen <strong>der</strong><br />

einzelnen <strong>Bauteile</strong> richten, sollten aber eher regelmäßig z. B. alle 3 Jahre, als größere<br />

Durchsicht durch-geführt werden.<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung <strong>der</strong> Wohnungsunternehmen<br />

Durch Interviews wurden Experten aus 10 Wohnungsunternehmen in Nie<strong>der</strong>sachsen,<br />

Bremen <strong>und</strong> Berlin befragt. Weiterhin wurden 10 Wohnungsunternehmen angeschrieben<br />

<strong>und</strong> um schriftliche Beantwortung einer Liste zu den <strong>Lebensdauer</strong>n <strong>der</strong> <strong>Baustoffe</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Bauteile</strong> gebeten.<br />

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Recht einheitlich wurden die <strong>Bauteile</strong> in ihrer Lebenserwartung beurteilt, bei denen im allgemeinen<br />

kein o<strong>der</strong> wenig Instandhaltungsbedarf während <strong>der</strong> <strong>Lebensdauer</strong> erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

Das waren geschützte äußere Konstruktionsbauteile bzw. Konstruktions- <strong>und</strong> raumteilende<br />

<strong>Bauteile</strong> im Inneren <strong>der</strong> Gebäude. Die Lebenserwartungen gehen über den festgelegten Referenzzeitraum<br />

von 80 Jahren hinaus.<br />

Weiterhin wurde deutlich, dass viele mit <strong>der</strong> Konstruktion zusammenhängenden <strong>Baustoffe</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Bauteile</strong> mit einer Lebenserwartung von 40 Jahren belegt wurden, die den halben Referenzzeitraum<br />

darstellt. Damit ist auch ein Einfluss auf die Materialqualitäten gegeben, weil<br />

Wohnungsinhaber sehr daran interessiert sind, eine Instandsetzung nicht schon vorher vorzunehmen.<br />

Es muss auch angenommen werden, dass bei einem Referenzzeitraum von 100<br />

Jahren die oben genannten <strong>Bauteile</strong> mit einer Lebenserwartung von 50 Jahren belegt worden<br />

wären, natürlich wie<strong>der</strong>um mit Einfluss auf die Qualität.<br />

In diesem Zusammenhang war festzustellen, dass sich viele Erwartungen diesen Zahlen unterordnen,<br />

indem 10 o<strong>der</strong> 20 Jahre angegeben werden. Dabei spielte aber auch <strong>der</strong> Umgang<br />

mit den eher kurzlebigen <strong>Bauteile</strong>n eine Rolle, indem Wartung <strong>und</strong> Pflege intensiviert<br />

wurden um die <strong>Lebensdauer</strong>n zu harmonisieren. Da die Personalkapazität für regelmäßige<br />

Begehungen nicht <strong>zur</strong> Verfügung steht, wurden Wartungs- <strong>und</strong> Pflegeverträge abgeschlossen<br />

bzw. von eigenen nachgeordneten Betrieben übernommen. Zum Teil werden auch die<br />

Hausmeister mit einem eigenen Budget in die Pflege eingeschaltet.<br />

Aus den vorgenannten Daten <strong>und</strong> dem Bezug <strong>zur</strong> Bausubstanz wurde deutlich, dass <strong>der</strong><br />

Häufigkeit <strong>der</strong> Instandsetzung <strong>und</strong> Erneuerungsmaßnahmen durchaus Beachtung zu<br />

schenken ist, da sie eine Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> <strong>Harmonisierung</strong> darstellt. Nicht die unbestimmte<br />

<strong>Lebensdauer</strong>feststellung <strong>und</strong> -verlängerung sind also wichtig, son<strong>der</strong>n die Zusammenhänge.<br />

Unabhängig von <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> <strong>Baustoffe</strong> <strong>und</strong> <strong>Bauteile</strong> spielen aber auch sich verän<strong>der</strong>nde<br />

Ansprüche <strong>der</strong> Nutzer eine Rolle, Nutzungsperioden bezifferte man bisher grob mit ca. 30<br />

Jahren.<br />

Das führt zum Austausch von <strong>Baustoffe</strong>n o<strong>der</strong> <strong>Bauteile</strong>n vor Beendigung ihrer <strong>Lebensdauer</strong>.<br />

Längerfristig geplant, könnten solche Verän<strong>der</strong>ungen den Häufigkeitsintervallen <strong>der</strong><br />

Instandsetzungen angepasst werden. Es können also Zeiträume von 20 o<strong>der</strong> 40 Jahren<br />

eingeplant werden. Die Erfahrung zeigt, dass Objekte aus den 60 Jahren <strong>der</strong> vergangenen<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts heute schon umfassend mo<strong>der</strong>nisiert wurden. Diese Zeiträume werden kürzer,<br />

so dass auch eine Mo<strong>der</strong>nisierung nach 20 Jahren in absehbarer Zeit nicht unrealistisch<br />

erscheint.<br />

Fazit <strong>der</strong> oben genannten Feststellungen ist, dass beim Zusammentragen <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

nicht schematisch gerechnet werden kann. Durchschnittsberechnungen erscheinen unsinnig.<br />

Eher zu berücksichtigen wäre eine Mehrheitsmeinung unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Argumente<br />

für die Abweichungen. Hinzu kommt das Mängel- <strong>und</strong> Schadenrisiko, wobei aber<br />

auch Vorsicht angebracht ist, da sich <strong>Baustoffe</strong> <strong>und</strong> <strong>Bauteile</strong> durch neue Entwicklungen<br />

auch verän<strong>der</strong>n können.<br />

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Die Annahme, eine Lösung durch eine Mindest- <strong>und</strong> Höchstlebensdauer zu finden, erscheint<br />

ebenfalls nicht als zielorientiert, da konkrete Erwartungen nicht formuliert werden können.<br />

Insoweit erscheint es sinnvoller einen Zeitpunkt zu finden, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Höchstlebensdauer nahekommt,<br />

also über dem Durchschnitt liegt. D. h. von einer ordnungsgemäßen, bewussten Instandhaltung<br />

auszugehen, die versucht die <strong>Lebensdauer</strong> auch wirtschaftlich zu optimieren,<br />

an<strong>der</strong>erseits aber auch den Häufigkeitsintervallen entspricht.<br />

Diese Zielsetzung entspricht nach den Interviews auch <strong>der</strong> Intention <strong>der</strong> Wohnungswirtschaft<br />

im Sinne einer langfristigen Werterhaltung <strong>und</strong> hinsichtlich <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong> Häufigkeit<br />

verb<strong>und</strong>en mit <strong>der</strong> Befriedigung verän<strong>der</strong>ter Mieteransprüche.<br />

Insofern wurde kein Erwartungsbereich, son<strong>der</strong>n ein Erwartungshorizont formuliert, <strong>der</strong> das<br />

wirtschaftliche Denken im Wohnungsbau unterstützt.<br />

Bauteilliste<br />

Abb. 2: <strong>Bauteile</strong>, <strong>Lebensdauer</strong>, Häufigkeit <strong>der</strong> Instandhaltung (Quelle: IFB 2004)<br />

Bauteilglie<strong>der</strong>ung <strong>Lebensdauer</strong> in Jahren<br />

Bauwerk - Baukonstruktion Jahre Bemerkungen<br />

4 Decken, Treppen, Balkone<br />

4.1 Deckenkonstruktionen<br />

4.1.1 Beton 80<br />

4.1.2 Weichholz 80<br />

4.1.3 Hartholz 80<br />

4.1.4 Stahl 80<br />

4.1.5 Ziegel 80<br />

4.2 Deckenbeläge<br />

4.2.1 Estrich, schwimmend 40-80 Problem Dämmschicht<br />

4.2.2 Zementestrich 80<br />

4.2.3 Trockenestrich 40-80<br />

4.3 Bodenbeläge<br />

4.3.1 Naturstein, hart 80<br />

4.3.2 Naturstein, weich 80<br />

Betonwerkstein, Kunststein<br />

4.3.3 Hartholz, Keramik 60 Dicke <strong>der</strong> Nutzschicht<br />

4.3.4 Weichholz 40<br />

4.3.5 PVC 30<br />

4.3.6 Linoleum 20<br />

4.3.7 Textil 15<br />

4.3.8 Laminat 20<br />

4.3.9 Parkett 80 Dicke <strong>der</strong> Nutzschicht<br />

4.3.10 Fliesen 50<br />

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4.4 Bodenschutz<br />

4.4.1 Versiegelung, Lack 5-10<br />

4.4.2 Imgrägnierung, Öl, Wachs 5-10<br />

4.5 Deckenbekleidungen<br />

4.5.1 Abhängekonstruktionen<br />

4.5.1.1 Holz 80<br />

4.5.1.2 Metall 80<br />

4.5.2 Bekleidungen<br />

4.5.2.1 Holz 40<br />

4.5.2.2 Metall 40-60<br />

4.5.2.3 Gipskarton 80<br />

4.5.2.4 Kunststoff<br />

4.5.2.5 Putz 80<br />

Ergebnis<br />

Das Ergebnis dieser Arbeit sind wissenschaftliche Erkenntnisse zu den ganzheitlichen Wechselbeziehungen<br />

zwischen den im Wohnungsbau eingesetzten <strong>Bauteile</strong>n sowie <strong>Baustoffe</strong>n <strong>und</strong> den<br />

diesbezüglichen <strong>Lebensdauer</strong>n im Lebenszyklus von Wohnbauten, die bisher nicht methodisch<br />

erarbeitet vorlagen.<br />

Mit den Erkenntnissen zu den systhematisch untersuchten <strong>Lebensdauer</strong>n <strong>der</strong> <strong>Bauteile</strong> <strong>und</strong> <strong>Baustoffe</strong><br />

können nun belastbare Kosten, insbeson<strong>der</strong>e die Instandhaltungskosten <strong>der</strong> übergeordneten<br />

Nutzungskosten im Wohnungsbau, festgestellt <strong>und</strong> die technische <strong>und</strong> wirtschaftliche Nutzungsdauer<br />

<strong>der</strong> <strong>Bauteile</strong> <strong>und</strong> <strong>Baustoffe</strong> harmonisiert werden.<br />

Die Untersuchung zeigt zudem indirekt auf, das nach <strong>der</strong> vorgenommenen Qualitätsanalyse <strong>und</strong><br />

<strong>Harmonisierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebensdauer</strong>n <strong>der</strong> <strong>Bauteile</strong> <strong>und</strong> <strong>Baustoffe</strong> erhebliche Kostenreduktionen in<br />

<strong>der</strong> Instandhaltung bzw. -setzung im Wohnungsbau zu erzielen sind <strong>und</strong> damit bisher nicht vorhandene<br />

Erkenntnisse für die Lebenszykluskosten im Wohnungsbau geschaffen wurden.<br />

Mit <strong>der</strong> hiermit vorliegenden, aktuellen Wissensbasis zu <strong>der</strong> <strong>Lebensdauer</strong> von <strong>Bauteile</strong>n <strong>und</strong><br />

<strong>Baustoffe</strong>n, anwendungsbezogen geglie<strong>der</strong>t nach <strong>der</strong> DIN 276, ergeben sich für die wohnungswirtschaftliche<br />

Praxis auch neue Möglichkeiten <strong>der</strong> Rückführung <strong>der</strong> verbrauchten Stoffe in die<br />

Wertstoffkreisläufe, als wichtigen Baustein zum nachhaltigen Planen, Bauen, Bewirtschaften <strong>und</strong><br />

Rückführen in den Wohnungsbau-Lebenszyklen.<br />

Für die übergeordnete, nachhaltige Betrachtung zu den Nutzungskosten im Hochbau (DIN<br />

18960) <strong>und</strong> dem Gebäudemanagement (DIN 32736) im Wohnungsbau leistet diese Arbeit eine<br />

bisher nicht vorhandene Gr<strong>und</strong>lage, insbeson<strong>der</strong>e zum bisher in <strong>der</strong> Regel nicht begründbaren<br />

Einsatz von <strong>Bauteile</strong>n <strong>und</strong> <strong>Baustoffe</strong>n nach vor<strong>der</strong>gründigen Kriterien, durch die neuheitliche,<br />

f<strong>und</strong>ierte Betrachtung <strong>der</strong> technischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen <strong>Lebensdauer</strong> <strong>der</strong> <strong>Bauteile</strong> <strong>und</strong> <strong>Baustoffe</strong><br />

im Lebenszyklus <strong>der</strong> Wohngebäude.<br />

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