Die Rechtecks-Darstellung von Produkten - Mathematik
Die Rechtecks-Darstellung von Produkten - Mathematik
Die Rechtecks-Darstellung von Produkten - Mathematik
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Die</strong> <strong>Rechtecks</strong>-<strong>Darstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>Produkten</strong><br />
1. Systematisches Auszählen <strong>von</strong> Rechtecken<br />
<strong>Die</strong> Veranschaulichung mit Skalen macht die Wirkung der Multiplikation als<br />
"gleichmäßige (proportionale) Verzerrung" des Zahlenraumes deutlich und vermittelt<br />
eine gute Größenvorstellung <strong>von</strong> <strong>Produkten</strong>. Nur bei sehr einfachen Beispielen ist die<br />
<strong>Darstellung</strong> aber zur Ermittlung exakter Ergebnisse geeignet. Ein universelles Mittel<br />
zur Veranschaulichung und systematischen Zerlegung <strong>von</strong> <strong>Produkten</strong> und damit zur<br />
Bestimmung ihres Wertes ist die <strong>Rechtecks</strong>darstellung.<br />
Flächeninhalte kann man zwar durch Auslegen mit einer Einheitsfläche messen;<br />
dieser Messprozess ist aber nicht direkt auf eine Skala übertragbar, weshalb es auch<br />
kein Messinstrument für Flächeninhalte gibt. Durch geschickte Wahl der<br />
Einheitsfläche ist es allerdings (in vielen Fällen) möglich, den Inhalt aus zwei<br />
Längenmaßen – die auf einer Skala ablesbar sind – durch Rechnung zu bestimmen.<br />
A = 4 ⋅ (5 cm²) = (4 ⋅ 5) cm² A = [(4 ⋅ 5) cm²] : 2<br />
<strong>Die</strong> Maßeinheit für den Flächeninhalt wird sinnvollerweise in Abhängigkeit <strong>von</strong> der<br />
Maßeinheit für die Seitenlängen so gewählt, daß die Maßzahl für den Inhalt eines<br />
<strong>Rechtecks</strong> genau dem Produkt der Maßzahlen der Seitenlängen entspricht. Ein<br />
Flächeninhalt kann deshalb als formales Produkt zweier Längen aufgefaßt werden.<br />
4 cm 5 cm = (4 5) cm²<br />
Anmerkung: <strong>Die</strong> Multiplikation zweier Größen macht in vielen Fällen keinen<br />
konkreten Sinn, weil es keine zur Bestimmung <strong>von</strong> Flächeninhalten entsprechende<br />
Anwendung gibt (4 g ⋅ 5 g = 20 g² ???). Allerdings ist es durchaus möglich und<br />
gebräuchlich, Produkte <strong>von</strong> Größen als formale Größen aufzufassen (s. 5.3).<br />
Rechtecke sind sehr einfach in Teilrechtecke zu<br />
zerlegen. Der Inhalt eines <strong>Rechtecks</strong> mit<br />
"schwierigen" Seitenlängen kann deshalb immer<br />
aus dem Inhalt <strong>von</strong> einfacher zu bestimmenden<br />
Teilrechtecken zusammengesetzt werden.<br />
Entsprechend setzen sich Produkte immer aus<br />
einfacheren <strong>Produkten</strong> zusammen. Durch die<br />
dezimale Gliederung der Längenmaße werden<br />
auch die <strong>Rechtecks</strong>flächen entsprechend<br />
unterteilt.<br />
<strong>Die</strong> Bestimmung der Teilinhalte reduziert sich<br />
auf die Aufgaben des kleinen 1x1 sowie auf das<br />
Multiplizieren <strong>von</strong> Zehnerpotenzen.<br />
- 1 -<br />
27 ⋅ 34<br />
= (2⋅3)⋅(10⋅10) + (2⋅4)⋅10 + (7⋅3)⋅10<br />
+ 7⋅4
2. Multiplikation großer Zahlen<br />
Besonders wichtig ist hier der Zusammenhang zwischen der Zehnergliederung <strong>von</strong><br />
Längeneinheiten (Zehnerpotenzen) und der Hundertergliederung der<br />
entsprechenden Flächeneinheiten.<br />
<strong>Die</strong> flächenhafte Gliederung eines Produktes durch passende (dezimale) Gliederung<br />
der Faktoren ergibt ein zuverlässiges Verfahren zur Berechnung des Produktes, das<br />
in wenigen Schritten in den gewohnten schriftlichen Algorithmus übergeführt werden<br />
kann. <strong>Die</strong> Gliederung ist dabei allerdings nicht<br />
mehr maßstabsgetreu.<br />
Bsp.: 534 ⋅ 278<br />
= (5⋅100 + 3⋅10 + 4) ⋅ (2⋅100 + 7⋅10 + 8)<br />
Das Produkt setzt sich aus 9 Teilen zusammen,<br />
die nach ihrem Stellenwert geordnet und<br />
zusammengefasst werden können.<br />
Auch bei großen Faktoren aus dem Bereich der natürlichen Zahlen ist es auf diese<br />
Weise noch mindestens denkbar, die Vorstellung der mehrfachen Addition aufrecht<br />
zu erhalten und das systematische (reihenweise) Auszählen <strong>von</strong> Rechtecken als<br />
(äußerst hilfreiche) anschauliche Interpretation aufzufassen.<br />
3. Multiplikation <strong>von</strong> Dezimalbrüchen<br />
Bei Dezimalbrüchen muss allerdings ein Modellwechsel vollzogen werden, wenn die<br />
Multiplikation einen greifbaren Sinn bekommen soll: ein Produkt wie 0,62 ⋅ 1,43 kann<br />
nicht als Summe <strong>von</strong> gleich großen Summanden ermittelt werden. Dagegen ist ein<br />
Rechteck mit den Seitenlängen 0,62 m und 1,43 m leicht herzustellen und auch sein<br />
Flächeninhalt kann zumindest überschlägig gut mit der Flächen-Maßeinheit 1 m²<br />
verglichen werden.<br />
- 2 -
Ein Produkt zweier Dezimalbrüche wird definiert als Inhalt eines <strong>Rechtecks</strong>,<br />
dessen Seitenlängen den beiden Faktoren entsprechen.<br />
<strong>Die</strong>se Festsetzung verallgemeinert nicht nur eine vertraute Vorstellung <strong>von</strong> der<br />
Multiplikation natürlicher Zahlen, sie verhilft auch zu einem sehr effektiven Verfahren,<br />
mit dem der exakte Wert eines Produktes bestimmt werden kann. Mit der<br />
Übertragung der Skalen <strong>von</strong> den Seitenlängen auf die Flächen entstehen nämlich<br />
kleinere Vergleichsflächen, die einen genaueren Vergleich ermöglichen (Bild S. 47):<br />
Quadrat: A = 1 m² oder A = (10⋅10) dm² oder A = (100⋅100)cm² = 10000cm²<br />
Rechteck: A » 1 m² oder A » (6⋅14) dm² oder A = (62⋅143)cm² = 8866cm²<br />
8866<br />
Damit ist das Rechteck exakt ausgemessen: ARechteck = m² = 0,8866 m²<br />
10000<br />
<strong>Die</strong> formale Multiplikation <strong>von</strong> Längen für die Bestimmung <strong>von</strong> Flächeninhalten (bei<br />
Rechtecken) lässt sich also verallgemeinern:<br />
62 143<br />
0,62 m 1,43 m = m m :=<br />
100 100<br />
62 ⋅ 143<br />
m² (= (8866 : 10000) m² = 0,8866 m²)<br />
100 ⋅100<br />
<strong>Die</strong>se bei der Inhaltsbestimmung <strong>von</strong> Rechtecken sinnvolle Verallgemeinerung lässt<br />
sich sofort auch auf "reine" Dezimalbrüche übertragen.<br />
62 143<br />
0,62 1,43 = :=<br />
100 100<br />
62 ⋅ 143<br />
100 ⋅ 100<br />
62 ⋅ 143<br />
=<br />
10000<br />
- 3 -<br />
(= 8866 : 10000 = 0,8866)<br />
Für die vollständige Formulierung einer Regel muss noch allgemein geklärt werden,<br />
wie sich die Kommastellen der Faktoren auf die Kommastellen im Ergebnis<br />
auswirken. Das geht ganz analog wie bei der Berechnung <strong>von</strong> <strong>Produkten</strong> großer<br />
Zahlen.<br />
0,1 ⋅ 0,1 = 1 : 100<br />
= 0,01<br />
0,01 ⋅ 0,01 = 0,01 : 100<br />
= 0,0001<br />
0,001 ⋅ 0,001 = 0,0001 : 100<br />
= 0,000001<br />
Das <strong>Rechtecks</strong>modell liefert zunächst eine Vorstufe der endgültigen Kommaregel,<br />
weil nur gleichnamige Faktoren (mit gleich vielen Kommastellen) das Auszählen der<br />
Fläche mit Quadraten möglich machen.<br />
2,7 ⋅ 1,55 = 2,70 ⋅ 1,55 (= 270⋅0,01 ⋅ 155⋅0,01) = (270 ⋅ 155) ⋅ 0,01² = 41850 ⋅ 0,0001<br />
<strong>Die</strong> Regel für Faktoren mit gleich vielen Kommastellen (das Ergebnis hat doppelt so<br />
viele Kommastellen wie jeder Faktor) vereinfacht sich nach wenigen Übungen auf die<br />
bekannte Form.
3. Multiplikation <strong>von</strong> Brüchen<br />
<strong>Die</strong> gleiche Grundidee wie bei der Multiplikation <strong>von</strong> Dezimalbrüchen verhilft<br />
schließlich zu einer direkten Veranschaulichung der Regel für die Multiplikation <strong>von</strong><br />
Brüchen. Wieder bekommt ein formales Produkt, das nicht als mehrfache Addition<br />
gedeutet werden kann, als Maßzahl für den Inhalt einer <strong>Rechtecks</strong>fläche einen<br />
greifbaren Sinn.<br />
Wie bei Dezimalbrüchen ergibt die Übertragung<br />
der Skaleneinteilungen auf die<br />
Flächen ein feineres Flächenmaß (F), mit<br />
dem sowohl das Einheitsquadrat wie das<br />
Rechteck gemessen werden können.<br />
Ganz analog kann man nun auch die bei<br />
Flächen gewonnene Regel zur sinnvollen<br />
Definition eines Produktes <strong>von</strong><br />
Bruchzahlen benutzen:<br />
Das <strong>Rechtecks</strong>modell der Multiplikation <strong>von</strong><br />
Brüchen schlägt auch die Brücke zu der für<br />
Anwendungen wichtigen Vorstellung "Bruchteil vom<br />
Bruchteil". Offensichtlich kann der Flächeninhalt des<br />
3 2<br />
Rechteckes mit den Seitenlängen m und m auf<br />
4 5<br />
zwei Weisen beschreiben werden:<br />
3 7 3 2<br />
m ⋅ m ist dasselbe wie <strong>von</strong> m²<br />
4 5<br />
4 5<br />
- 4 -<br />
3 7<br />
m ⋅ m = ? m²<br />
4 5<br />
Quadrat: 4⋅5 F Rechteck: 3⋅7 F<br />
3 7 3 ⋅ 7<br />
Also: m ⋅ m = m²<br />
4 5 4 ⋅ 5<br />
3 7<br />
⋅ :=<br />
4 5<br />
Anmerkung 1: Das letzte Beispiel wurde für Brüche < 1 formuliert, weil die<br />
Bruchteilvorstellung in diesem Bereich leichter zugänglich ist. Umgekehrt ist es für<br />
das Messen eines <strong>Rechtecks</strong>inhaltes günstig, wenn die zu messende Fläche<br />
(deutlich) größer ist als die Maßeinheit.<br />
Anmerkung 2: Obwohl Dezimalbrüche nur eine andere Schreibweise für Brüche sind,<br />
legt der Alltagssprachgebrauch analoge Formulierungen wie bei Brüchen (0,8 <strong>von</strong><br />
4,3 ??) nicht nahe. In der Form "Das 0,8-fache <strong>von</strong> 4,3" ist das allerdings doch<br />
möglich und stellt zudem den Zusammenhang zum Vervielfachen her ("Das 3-fache<br />
<strong>von</strong>").<br />
3 ⋅ 7<br />
4 ⋅ 5
Anmerkung 3: Auch bei irrationalen Maßzahlen <strong>von</strong> Seitenlängen kann der Inhalt<br />
eines <strong>Rechtecks</strong> immer bestimmt werden. Dazu ergeben die Näherungsprozesse,<br />
die zur Bestimmung der Seitenlängen notwendig sind, einen angepassten<br />
Näherungsprozess für den <strong>Rechtecks</strong>inhalt:<br />
Maßzahl exakt Näherungen<br />
Länge 3 1 1,7 1,73 1,732 ...<br />
Breite p 3 3,1 3,14 3,141 ...<br />
Inhalt 3 ⋅ p 3 5,27 5,4322 5,4402.. ...<br />
<strong>Die</strong> <strong>Rechtecks</strong>vorstellung ist also geeignet, alle Produkte <strong>von</strong> positiven Zahlen<br />
mit einer greifbaren Vorstellung zu verbinden. Zwar hilft sie nur wenig bei einem<br />
Größenordnungsvergleich zwischen den Faktoren und dem Produkt (weil Längen<br />
und Flächeninhalte nicht miteinander verglichen werden können!). Aber sie ergibt<br />
sehr einfache und gleichzeitig effektive Verfahren zur systematischen Bestimmung<br />
<strong>von</strong> exakten <strong>Produkten</strong>. Darüber hinaus erklärt das <strong>Rechtecks</strong>modell alle Regeln der<br />
Rechenoperation Multiplikation auf einheitliche Weise. Wegen seiner Universalität<br />
und der direkten Verbindung <strong>von</strong> verschiedenen Repräsentationsebenen ist das<br />
Modell also ein ausgezeichneter Rahmen für intensive Lernerfahrungen zur<br />
Multiplikation.<br />
Bsp.: Quadratzahlen <strong>von</strong> "5-Zahlen"<br />
75² = 70 ⋅ 80 + 25<br />
= (7⋅8)⋅100 + 25<br />
Allgemein:<br />
(10a+5)² = a⋅(a+1)⋅100 + 25<br />
Bsp.: Abschätzen <strong>von</strong> <strong>Produkten</strong><br />
3088 » 3000 + 3% (<strong>von</strong> 3000)<br />
5254 » 5000 + 5% (<strong>von</strong> 5000)<br />
3088 ⋅ 5254 » 3000⋅5000 + 8% (<strong>von</strong> 15000000)<br />
= 16200000<br />
Bsp.: Ergebnisgleiche Produkte<br />
72 ⋅ 34 = 36 ⋅ 68<br />
Durch gegensinniges Verändern (Teilen<br />
und Vervielfachen) der beiden Faktoren<br />
entsteht immer ein Produkt mit gleichem<br />
Ergebnis.<br />
- 5 -