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Unterscheidung zwischen Einwand und Vorwand ... - DVVS

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- Das erfolgreiche Mandantengespräch -<br />

<strong>Unterscheidung</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Einwand</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorwand</strong><br />

Wenn Sie in Gesprächen auf Widerstand stoßen, ist es erst einmal wichtig zu erkennen:<br />

Handelt es sich um einen <strong>Einwand</strong> oder um einen <strong>Vorwand</strong>?<br />

· Woran Sie einen <strong>Einwand</strong> erkennen<br />

Ein <strong>Einwand</strong> spielt sich überwiegend auf der Sachebene ab. Ihr Gesprächspartner hat<br />

Bedenken <strong>und</strong> Befürchtungen der Sache gegenüber. Meist ist er jedoch durchaus<br />

bereit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, hat es vielleicht sogar schon<br />

gründlich getan <strong>und</strong> will häufig nur noch überzeugt werden.<br />

Ein <strong>Einwand</strong> ist subjektiv, das heißt aus Sicht des Vorbringenden immer berechtigt.<br />

Auch Sie sollten ihn – selbst wenn er sachlich falsch ist – gr<strong>und</strong>sätzlich ernst nehmen.<br />

· Woran Sie einen <strong>Vorwand</strong> erkennen<br />

Auch ein <strong>Vorwand</strong> ist nicht persönlich gemeint. Allerdings hat Ihr Gesprächspartner<br />

hier weder Lust noch Interesse, sich mit Ihnen bzw. dem Thema auseinanderzusetzen.<br />

Nur kann oder will er das so deutlich nicht sagen <strong>und</strong> bringt stattdessen einen<br />

scheinbaren <strong>Einwand</strong> vor.<br />

Auch Angst kann ein Motiv sein, nicht den wahren Gr<strong>und</strong> zeigen zu wollen. Dann<br />

werden Sachgründe vorgeschoben, um nicht auf das Gefühl einzugehen.<br />

Einen <strong>Vorwand</strong> ausräumen zu wollen ist vergebliche Liebesmüh. Ihr Gesprächspartner<br />

will sich gar nicht überzeugen lassen, sondern nur seine Ruhe haben. Deshalb reiht er<br />

in der Regel <strong>Einwand</strong> an <strong>Einwand</strong>, in der Hoffnung, dass Sie irgendwann schon<br />

aufgeben werden.<br />

Gesprächstechnik: So behandeln Sie Vorwände<br />

Der Begriff „<strong>Vorwand</strong>“ kommt nicht zufällig von „Vor-Wand“, von der Wand, die der<br />

Gesprächspartner vor-zieht, um sich selbst zu schützen.<br />

Besteht der Verdacht, dass dies der Fall ist, dann sollten Sie das benutzte Argument auf<br />

keinen Fall entkräften, da Sie sonst der Partner unweigerlich in die Enge treiben.<br />

Behutsame Fragen mit Hilfe der Hypothese „angenommen…“ helfen hier deutlich weiter.<br />

„Angenommen wir können durch die Planungsrechnung deutlich<br />

mehr einsparen als ihre jetzige Investition, wäre es dann für Sie<br />

interessant, uns einen Auftrag zu erteilen?“<br />

Hans-Heinrich Wohlers, Dipl.-Ing.agr., StB, SHBB Steuerberatungsges. mbH, Rendsburg


- Das erfolgreiche Mandantengespräch -<br />

Gesprächstechnik:<br />

So räumen Sie mögliche Einwände aus<br />

Bereiten Sie sich inhaltlich vor <strong>und</strong> setzen Sie sich schon vorab mit möglichen Einwänden<br />

auseinander:<br />

· Welche Einwände können kommen?<br />

· Wie können Sie darauf reagieren?<br />

· Können Sie den <strong>Einwand</strong> widerlegen? Mit welchen Argumenten?<br />

· Oder ist der <strong>Einwand</strong> sachlich gerechtfertigt? Welche Vorteile können Sie dann<br />

entgegenstellen, die ihn aufwiegen?<br />

Wenden Sie die Schleifentechnik an<br />

Am besten ausräumen lassen sich Einwände<br />

mit der Schleifentechnik. So funktioniert sie:<br />

1. Sie nehmen den <strong>Einwand</strong> auf,<br />

2. Sie federn ihn ab <strong>und</strong><br />

3. ziehen eine Schleife zurück zu Ihrer<br />

Argumentation.<br />

Die Schleifentechnik funktioniert wie ein Tennisschlag – <strong>und</strong> sie lässt sich genau so<br />

trainieren:<br />

Schritt 1: Nehmen Sie den <strong>Einwand</strong> auf<br />

Aus Sicht des Vortragenden ist ein <strong>Einwand</strong> immer berechtigt. Deshalb ist es wichtig, ihn<br />

ernst zu nehmen <strong>und</strong> nicht etwa einfach zu überhören. Indem Sie dies tun, zeigen Sie Ihrem<br />

Gegenüber Wertschätzung <strong>und</strong> erhalten sich seine Gesprächsbereitschaft.<br />

Lassen Sie Ihren Gesprächspartner unbedingt ausreden. Schauen Sie ihn dabei<br />

aufmerksam an, anstatt auf den Boden zu blicken oder ungeduldig von einem Fuß auf den<br />

anderen zu treten. Nicken Sie zum Zeichen, dass Sie ihm folgen.<br />

Oder am Telefon: Geben Sie durch ein „hörbares Kopfnicken“ („Hm, ja, aha …“) zu<br />

verstehen, dass Sie ganz bei der Sache sind. Fragen Sie nach, wenn Sie sich bei schwammigen<br />

Einwänden nicht sicher sind, wo genau die Widerstände liegen. Damit zeigen Sie nicht nur<br />

echtes Interesse, Sie können danach auch besser argumentieren:<br />

· „Was verstehen Sie unter …?“<br />

· „Was bedeutet für Sie …?“<br />

· „Was ist Ihnen besonders wichtig?“<br />

Hans-Heinrich Wohlers, Dipl.-Ing.agr., StB, SHBB Steuerberatungsges. mbH, Rendsburg


- Das erfolgreiche Mandantengespräch -<br />

· „Was meinen Sie damit?“<br />

· „Warum denken Sie, dass das nicht funktioniert?“<br />

· „Was ist denn ‚teuer‘ für Sie? Womit vergleichen Sie? Wo liegt Ihr Limit?“<br />

Versuchen Sie beim Zuhören immer auch <strong>zwischen</strong> den Zeilen zu lesen <strong>und</strong> geben Sie Ihrem<br />

Gesprächspartner durch eine Zusammenfassung seines <strong>Einwand</strong>s zu erkennen, dass Sie ihn<br />

auch wirklich verstanden haben.<br />

Beispiel:<br />

· <strong>Einwand</strong>: „Zu teuer!“<br />

· Erwiderung: „Wenn ich Sie richtig verstehe, dann möchten Sie für Ihren finanziellen<br />

Einsatz ein leistungsgerechtes Ergebnis?“<br />

Was tun bei scharfen Einwänden?<br />

Besonders scharfe Einwände sollten Sie beim Nachfragen oder Zusammenfassen in eine<br />

mildere, sachliche Form bringen, damit sich negative Emotionen gar nicht erst<br />

hochschaukeln können.<br />

Beispiel:<br />

· <strong>Einwand</strong>: „Das ist doch Augenwischerei!“<br />

· Zusammenfassung: „Sie halten das für unrealistisch?“<br />

Schritt 2: Sie federn den <strong>Einwand</strong> ab<br />

Den positiven Effekt, den Sie allein mit dem Eingehen auf seine Bedenken erzielt haben,<br />

verstärken Sie noch, indem Sie Verständnis für die Sichtweise Ihres Gesprächspartners zeigen<br />

<strong>und</strong> ihn für seinen <strong>Einwand</strong> „loben“.<br />

Dabei müssen Sie Ihr Lob nicht einmal heucheln. Denn tatsächlich hat ein <strong>Einwand</strong>, auch<br />

wenn er lästig ist, durchaus Vorteile, über die Sie sich freuen können. Ihr Gesprächspartner ist<br />

immerhin gr<strong>und</strong>sätzlich bereit, sich mit Ihnen auseinanderzusetzen. Er offenbart Ihnen seine<br />

Einstellungen <strong>und</strong> Absichten, seine Motive, seine Vorurteile, seine Ängste <strong>und</strong> Widerstände.<br />

Sie müssen nicht ins Blaue hinein argumentieren, sondern können ganz gezielt auf Ihren<br />

Gesprächspartner eingehen. Und ist ein <strong>Einwand</strong> nicht immer auch eine Herausforderung, bei<br />

der Sie Ihre Kompetenz in besonderer Weise beweisen können?<br />

Lob <strong>und</strong> Verständnis äußern Sie z. B. durch folgende Formulierungen:<br />

· „Gut, dass Sie das ansprechen!“<br />

· „Danke für Ihre Offenheit.“<br />

· „Das ist ein sehr wichtiger Gesichtspunkt, den Sie da ansprechen.“<br />

Hans-Heinrich Wohlers, Dipl.-Ing.agr., StB, SHBB Steuerberatungsges. mbH, Rendsburg


- Das erfolgreiche Mandantengespräch -<br />

· „Ein wichtiger Hinweis!“<br />

· „Ich verstehe Ihre Bedenken.“<br />

· „Ich kann Ihre Position verstehen.“<br />

Bei allem Verständnis beachten Sie aber: Tappen Sie nicht in die Identifikationsfalle!<br />

Belassen Sie es bei einer begrenzten Zustimmung, anstatt sich vollkommen mit Ihrem<br />

Gesprächspartner zu identifizieren. Sonst ist das Gespräch an dieser Stelle beendet, ohne dass<br />

Sie irgendetwas erreicht haben.<br />

Schritt 3: Sie ziehen eine Schleife<br />

Wie aber schlagen Sie nun elegant den Bogen zu Ihrer weiteren Argumentation? Je nach<br />

Situation können Sie den <strong>Einwand</strong> entweder<br />

· mit Fingerspitzengefühl richtigstellen,<br />

· zu einem Vorteil umdeuten,<br />

· durch anderes aufwiegen oder<br />

· vertagen.<br />

Möglichkeit 1: Sie stellen den <strong>Einwand</strong> mit Fingerspitzengefühl richtig<br />

Wenn der <strong>Einwand</strong> zwar subjektiv verständlich <strong>und</strong> damit auch berechtigt, aber objektiv<br />

falsch ist, stellen Sie ihn sachlich, aber mit Fingerspitzengefühl richtig.<br />

Nicht gesprächsfördernd sind dabei Äußerungen wie:<br />

· „Nein, das stimmt nicht.“<br />

· „Da liegen Sie falsch.“<br />

· „Da muss ich Ihnen widersprechen.“<br />

· „Das ist Quatsch!“<br />

Denn damit greifen Sie das Selbstwertgefühl Ihres Gegenübers an <strong>und</strong> provozieren erst recht<br />

seinen Widerstand. Sie gewinnen viel, wenn Sie diese oft leicht dahingesagten Sätze ganz<br />

einfach weglassen <strong>und</strong> sich stattdessen – nachdem Sie gr<strong>und</strong>sätzliches Verständnis geäußert<br />

haben! – auf eine wertfreie Darstellung von Daten, Fakten <strong>und</strong> Referenzen beschränken.<br />

Spüren Sie die unterschiedliche Wirkung<br />

Ein Mitarbeiter schlägt vor, die gesamte EDV umzustellen. Sie sind dagegen: „Das ist doch<br />

viel zu teuer!“<br />

· Mit welcher Reaktion Ihres Mitarbeiters geht es Ihnen besser?<br />

Hans-Heinrich Wohlers, Dipl.-Ing.agr., StB, SHBB Steuerberatungsges. mbH, Rendsburg


- Das erfolgreiche Mandantengespräch -<br />

Reaktion 1 Reaktion 2<br />

„Da haben Sie Unrecht!“<br />

„Das habe ich zuerst auch gedacht.“<br />

„Ich habe das Ganze einmal für uns durchgerechnet. Wenn ich Ihnen<br />

die Zahlen kurz präsentieren darf?“<br />

Wo sind Sie eher bereit, weiter zuzuhören <strong>und</strong> sich vielleicht doch noch überzeugen zu<br />

lassen?<br />

Möglichkeit 2: Sie deuten den <strong>Einwand</strong> zu einem Vorteil um<br />

Viele Einwände sprechen in Wirklichkeit für <strong>und</strong> nicht gegen Sie. Ihrem Gesprächspartner<br />

fehlt nur ein Perspektivenwechsel, um dies zu erkennen.<br />

In der Verkaufswelt wird diese Methode oft als „Bumerang–Methode“ bezeichnet, weil sie<br />

den <strong>Einwand</strong> wie einen Bumerang an den Adressaten zurückgehen lässt.<br />

Wortschleifen, mit denen Sie den <strong>Einwand</strong> an den Adressaten zurückschicken können,<br />

sind:<br />

· „Gerade weil …“<br />

· „Eben deshalb …“<br />

· „Eben darum …“<br />

· „Genau deswegen …“<br />

Möglichkeit 3: Sie wiegen den <strong>Einwand</strong> auf<br />

Auch das ist immer eine gute Möglichkeit, mit Einwänden umzugehen, <strong>und</strong> jeder von uns tut<br />

das in der Regel auch ganz automatisch. Leider machen dabei jedoch viele einen kleinen, aber<br />

nicht zu unterschätzenden Fehler: Sie benutzen das Wörtchen „aber“.<br />

„Du hast ja Recht, aaaaaber …“<br />

Bitte versuchen Sie, sich diesen Zweisilber in Zukunft zu verkneifen, denn er löst bei vielen<br />

Menschen allergische Reaktionen aus: Sie müssen einfach widersprechen. Verwenden Sie<br />

lieber Formulierungen, die in unserem Unterbewusstsein weniger bzw. gar nicht negativ<br />

vorbelegt sind, z. B.<br />

· „Auf der anderen Seite …“<br />

· „Dafür …“<br />

· „Dem steht entgegen …“<br />

Hans-Heinrich Wohlers, Dipl.-Ing.agr., StB, SHBB Steuerberatungsges. mbH, Rendsburg


- Das erfolgreiche Mandantengespräch -<br />

Beispiel: „Ich bin Ihrer Meinung, dass die Planungsrechnung ihren Preis hat. Dafür ist sie<br />

exakt auf Ihre persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten <strong>und</strong> bietet Ihnen einen deutlich<br />

messbaren finanziellen Mehrertrag .“<br />

Möglichkeit 4: Sie stellen den <strong>Einwand</strong> zurück<br />

Ihr Gegenüber möchte mit seinem <strong>Einwand</strong> ernst genommen werden. Deshalb ist eine<br />

Zurückstellung gr<strong>und</strong>sätzlich gefährlich. Vielleicht wollen Sie später ja gar nicht auf den<br />

<strong>Einwand</strong> zurückkommen, sondern sich seiner lediglich auf bequeme Weise entledigen? Das<br />

zumindest könnte Ihr Gesprächspartner annehmen <strong>und</strong> Ihnen schon im Voraus verübeln –<br />

keine gute Basis für die Durchsetzung Ihrer Ziele.<br />

Dennoch kann es sinnvoll sein, einen <strong>Einwand</strong> zunächst einmal zurückzustellen, z. B. dann,<br />

wenn<br />

· sich dieser im weiteren Verlauf wahrscheinlich von selbst erledigt <strong>und</strong> eine sofortige<br />

<strong>Einwand</strong>behandlung Sie <strong>und</strong> weitere Gesprächsteilnehmer aus dem Konzept bringen<br />

würde oder<br />

· Sie dem <strong>Einwand</strong> auf die Schnelle nichts entgegenzusetzen haben.<br />

Wichtig ist in diesem Fall, überzeugend zu vermitteln, dass Sie nicht vorhaben, den <strong>Einwand</strong><br />

unter den Tisch zu kehren, <strong>und</strong> später auch wirklich darauf zurückkommen.<br />

Diese Formulierungen wirken glaubhaft:<br />

· „Ich möchte diesen Punkt gern bis zum Ende zurückstellen.“<br />

· „Darauf komme ich gleich noch einmal zurück. Geben Sie mir noch ein paar<br />

Minuten? Sonst verliere ich den Faden.“<br />

· „Ich habe mir das notiert. Wir sprechen dann … darüber.“<br />

· „Ich mache mich da noch einmal schlau <strong>und</strong> gebe Ihnen bis/am … Bescheid.“<br />

Nicht jeder <strong>Einwand</strong> lässt sich ausräumen<br />

Zum Ernstnehmen eines <strong>Einwand</strong>s gehört es auch, ggf. zu akzeptieren, dass sich der andere<br />

nicht umstimmen lässt, oder sich gar selbst überzeugen zu lassen.<br />

Auch innerhalb eines Gesprächs einen <strong>Einwand</strong> nach dem anderen ausräumen zu wollen ist<br />

meist wenig sinnvoll.<br />

Wer mehr als 3 Einwände vorbringt, ist – davon können Sie ausgehen – zumindest im<br />

Augenblick nicht bereit, sich überzeugen zu lassen. Solche Einwände sind in Wirklichkeit<br />

Vorwände. Wenn Sie hier weiterargumentieren, laufen Sie Gefahr, Ihr Gegenüber zu nerven.<br />

Besser ist in einem solchen Fall, das Gespräch fürs Erste im Guten zu beenden <strong>und</strong> eventuell<br />

zu einem späteren Zeitpunkt neu aufzunehmen.<br />

Hans-Heinrich Wohlers, Dipl.-Ing.agr., StB, SHBB Steuerberatungsges. mbH, Rendsburg

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