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Inhalt 1. Einleitung 1 2. Das Fatum bei Vergil 2 2.1 ... - lingualatina.de

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<strong>Inhalt</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>Einleitung</strong> 1<br />

<strong>2.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Fatum</strong> <strong>bei</strong> <strong>Vergil</strong> 2<br />

<strong>2.</strong><strong>1.</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Wortes „<strong>Fatum</strong>“ 2<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong> Die Aufgabe, die das <strong>Fatum</strong> stellt 2<br />

<strong>2.</strong>3. Die langsame Erkenntnis <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s 4<br />

<strong>2.</strong>4. Aeneas‘ Zweifel 8<br />

<strong>2.</strong>5. Entgegenwirken<strong>de</strong> Mächte 9<br />

<strong>2.</strong>6. Die Erfüllung <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s 10<br />

<strong>2.</strong>7. <strong>Das</strong> Endziel <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s 11<br />

<strong>2.</strong>8. <strong>Vergil</strong>s Absichten 12<br />

3. Schlussfolgerung und Zusammenfassung 12<br />

4. Literaturverzeichnis 14


<strong>1.</strong> <strong>Einleitung</strong><br />

<strong>Vergil</strong>s größte Werke, die Bukolika, die Georgika und die Aeneis sind durchzogen vom<br />

Kerngedanken <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s. Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich wird dies in <strong>de</strong>r Aeneis, in <strong>de</strong>r das <strong>Fatum</strong><br />

<strong>de</strong>r rote Fa<strong>de</strong>n ist, <strong>de</strong>r sich durch die Geschichte zieht. Einzig die Erfüllung <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s<br />

scheint <strong>de</strong>r Sinn <strong>de</strong>r Erzählung zu sein.<br />

Bevor ich mich näher mit <strong>de</strong>m Thema beschäftigt habe, habe ich das Wort meist leichthin<br />

mit „Schicksal“ o<strong>de</strong>r „Bestimmung“ übersetzt und damit das Schicksal von Aeneas und<br />

seinen Kamera<strong>de</strong>n gemeint. Ich habe es einfach nur als höhere Macht betrachtet, ohne<br />

mich näher damit zu beschäftigen. Doch nun scheint dieses Thema weitaus vielschichtiger<br />

zu sein, als ich annahm. <strong>Das</strong> <strong>Fatum</strong> ist nicht nur so ein bisschen Schicksal, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r<br />

Leitfa<strong>de</strong>n durch die Aeneis, <strong>de</strong>r immer wie<strong>de</strong>r auftaucht. Es bezieht sich nicht nur auf<br />

Aeneas und seine Gefährten, son<strong>de</strong>rn zieht weitere Kreise. Auch scheint es nicht nur auf<br />

die Zeit <strong>de</strong>s Aeneas bezogen, son<strong>de</strong>rn währt bis zu <strong>Vergil</strong>s eigenen Lebzeiten.<br />

Doch was genau ist ein <strong>Fatum</strong> überhaupt? Dieser Frage möchte ich zuerst nachgehen und<br />

herausfin<strong>de</strong>n, wie das <strong>Fatum</strong> in <strong>de</strong>r römischen Religion Be<strong>de</strong>utung fin<strong>de</strong>t und wie <strong>Vergil</strong><br />

es verwen<strong>de</strong>t.<br />

<strong>Inhalt</strong>lich <strong>de</strong>r Handlung <strong>de</strong>r Aeneis folgend soll dann die eigentliche Aufgabe, die das<br />

<strong>Fatum</strong> stellt, ausgehend vom Spruch Juppiters und seinem Gespräch mit Venus untersucht<br />

wer<strong>de</strong>n. Hier wird zunächst nur <strong>de</strong>r Leser an <strong>de</strong>n Sinngehalt <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s näher<br />

herangeführt, <strong>de</strong>m Protagonisten Aeneas bleibt dies vorerst verborgen.<br />

Daher möchte ich danach <strong>de</strong>n Erkenntnisweg <strong>de</strong>s Aeneas nachzeichnen, die das <strong>Fatum</strong><br />

kün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Zeichen darstellen und ihre Wirkung auf Aeneas zeigen. In <strong>de</strong>r Bear<strong>bei</strong>tung<br />

<strong>de</strong>s Themas fiel mir immer wie<strong>de</strong>r auf, dass auch Aeneas nicht unfehlbar ist. Seine<br />

Schwächen in Bezug auf das <strong>Fatum</strong> und seine Zweifel daran möchte ich <strong>de</strong>shalb auch kurz<br />

<strong>de</strong>monstrieren.<br />

Da immer wie<strong>de</strong>r göttliche Mächte in das Geschehen einzugreifen versuchen, soll auch das<br />

ein wenig Beachtung fin<strong>de</strong>n. Insbeson<strong>de</strong>re Juno versucht <strong>de</strong>m <strong>Fatum</strong> entgegenzuwirken,<br />

doch aus welchem Grund? Welche Hoffnungen sieht sie darin? Und vor allem: welchen<br />

Erfolg hat sie mit diesen Versuchen? Außer<strong>de</strong>m ist interessant, ob auch die<br />

entgegenwirken<strong>de</strong>n Handlungen Junos schon durch das <strong>Fatum</strong> festgesetzt und fest geplant<br />

sind.<br />

Nach <strong>de</strong>n langen Irrfahrten, die mit <strong>de</strong>r langsamen Erkenntnis <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s verbun<strong>de</strong>n sind,<br />

soll schließlich die Erfüllung <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s noch kurz beachtet wer<strong>de</strong>n.


Dann möchte ich auf das Endziel <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s eingehen. Worin gipfelt die Erfüllung <strong>de</strong>s<br />

<strong>Fatum</strong>s? Allein in <strong>de</strong>r Errichtung einer Stadt durch Aeneas, in <strong>de</strong>r Herrschaft Roms o<strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>r pax Augusta, wie man es so oft in <strong>de</strong>r Literatur fin<strong>de</strong>t?<br />

Abschließend möchte ich einen kleinen Blick auf <strong>Vergil</strong>s Intentionen mit <strong>de</strong>r Verwendung<br />

<strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s als Leitfa<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Aeneis werfen.<br />

<strong>2.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Fatum</strong> <strong>bei</strong> <strong>Vergil</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>Fatum</strong> als roter Fa<strong>de</strong>n durch die Aeneis setzt zunächst eine Kenntnis <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>-<br />

Begriffes an sich voraus. Bevor ich also genauer auf das <strong>Fatum</strong> selbst, die Erkenntnis<br />

<strong>de</strong>ssen und die Erfüllung eingehe, möchte ich zuerst eine allgemeine Begriffserläuterung<br />

<strong>de</strong>s Wortes „<strong>Fatum</strong>“ unternehmen.<br />

<strong>2.</strong><strong>1.</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Wortes „<strong>Fatum</strong>“<br />

Der pure Sinngehalt <strong>de</strong>s Wortes kommt von <strong>de</strong>m Deponens for, fatus sum und be<strong>de</strong>utet<br />

etwa sprechen, sagen, weissagen, besingen. <strong>Das</strong> Partizip fatum fin<strong>de</strong>t sich im Wörterbuch 1<br />

in folgen<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utungen wie<strong>de</strong>r: Götterspruch, Weissagung, Götterwille, Schicksal,<br />

Weltordnung, Schicksal <strong>de</strong>s Einzelnen (Geschick, Verhängnis, Tod, Untergang,<br />

Ver<strong>de</strong>rben, Unheil). In <strong>de</strong>n ersten Be<strong>de</strong>utungen Götterspruch und Weissagung fin<strong>de</strong>t man<br />

eine enge Verwandtschaft, schließlich sind dies die Aussagen, die einmal gesprochen o<strong>de</strong>r<br />

geweissagt wur<strong>de</strong>n. Meist ist dieses Partizip aber negativ belegt.<br />

In Paulys Realencyclopaedie 2 wird aber darauf hingewiesen, dass man die Annahme, dass<br />

das <strong>Fatum</strong> <strong>de</strong>r in Worten festgesetzte Wille <strong>de</strong>r Götter ist, ausschließlich Dichtern wie<br />

Horaz o<strong>de</strong>r <strong>Vergil</strong> entnimmt. Einen Rückschluss auf die römische Religion lässt das<br />

keineswegs zu, da die Dichter bekanntlich zumeist unter griechischem Eindruck stehen.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Fatum</strong> ist <strong>de</strong>r Schicksalsspruch, <strong>de</strong>r sagt was sein wird, keine Willensäußerung <strong>de</strong>r<br />

Götter heißt es dort. <strong>Das</strong> Schicksal trägt <strong>de</strong>n Namen „<strong>Fatum</strong>“ , weil es als Spruch o<strong>de</strong>r<br />

Weissagung aus <strong>de</strong>m Mun<strong>de</strong> eines göttlichen Sehers verkün<strong>de</strong>t wird.<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong> Die Aufgabe, die das <strong>Fatum</strong> stellt<br />

Auch <strong>de</strong>m Leser wird die Aufgabe nicht sofort klar, beginnt doch die Aeneis mit <strong>de</strong>m<br />

Seesturm, <strong>de</strong>n Juno angezettelt hat. Auch steht nirgends explizit beschrieben, welche<br />

Aufgabe das <strong>Fatum</strong> stellt noch ob das <strong>Fatum</strong> überhaupt eine Aufgabe stellen kann. Doch<br />

man fin<strong>de</strong>t immer wie<strong>de</strong>r Hinweise darauf, dass das <strong>Fatum</strong> göttlicher Wille ist: 7, 50: fato<br />

1 Langenscheidt Wörterbuch Latein, Langenscheidt KG, Berlin, München. 1963<br />

2 Paulys Real-Encyclopädie <strong>de</strong>r classischen Altertumswissenschaft, Euxantios – Fornaces, Stuttgart, 1909


divom o<strong>de</strong>r 7, 239 und 3, 375: fata <strong>de</strong>um. Und nicht nur irgen<strong>de</strong>ines Gottes Willen ist dies<br />

<strong>Fatum</strong>, das sich durch die Aeneis zieht, es ist <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s höchsten, allmächtigen (2,689<br />

Juppiter omnipotens) Gottes Juppiter: 4, 614 fata Iovis. Man kann also davon ausgehen,<br />

dass hier das <strong>Fatum</strong> gleich ist <strong>de</strong>m Willen Juppiters. Dieser Wille wird <strong>de</strong>m Leser in 1, 254<br />

ff <strong>de</strong>utlicher gemacht. Dort antwortet <strong>de</strong>r Göttervater <strong>de</strong>r verzweifelten Venus und Mutter<br />

Aeneas‘: „manent immota tuorum fata tibi ... cernes urbem et promissa Lavini/ moenia –<br />

dir bleibt die Bestimmung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>inen fest ... du wirst die Stadt und die versprochenen<br />

Stadtmauern Laviniums sehen..“ (1, 257; 1, 258/9) Und zeigt ihr und <strong>de</strong>m Leser dann das<br />

Schicksal <strong>de</strong>s Aeneas auf: „hic tibi ... bellum ingens geret Italia populosque ferocis/<br />

contun<strong>de</strong>t moresque viris et moenia ponet,/ tertia dum Latio regnantem vi<strong>de</strong>rit aestas/<br />

ternaque transierint Rutulis hiberna subactis. – Er wird einen gewaltigen Krieg in Italien<br />

führen und <strong>de</strong>n Männern Sitten und Stadtmauern erstellen, bis <strong>de</strong>r dritte Sommer ihn als<br />

Herrschen<strong>de</strong>n sieht und die dreifachen Winter die unterworfenen Rutuler überschreiten.“<br />

(1,261 – 266) <strong>Das</strong> ist also die Aufgabe für Aeneas selbst: unter seiner Führung soll in<br />

Italien ein Krieg geführt wer<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>m Schluss, dass die Dardaner in Lavinium eine<br />

neue Heimat fin<strong>de</strong>n.<br />

Doch es geht noch über Aeneas hinaus: „at puer Ascanius, cui nunc cognomen Iulo/<br />

additur ... / triginta magnos volvendis mensibus orbis/ transferet, et Longam multa vi<br />

muniet Albam. – Und <strong>de</strong>r Junge Askanius, <strong>de</strong>m nun <strong>de</strong>r Beiname Julus zugefügt wur<strong>de</strong> ... ,<br />

wird, während die Mon<strong>de</strong> dreißigmal im Kreise rollen, dies mit Herrschaft erfüllen und die<br />

Herrschaft vom Sitz Laviniums hinübertragen und kraftvoll Alba Longa errichten.“ (1, 267<br />

– 271) Dann wird die nächste Generation nach Aeneas in das <strong>Fatum</strong> eingebun<strong>de</strong>n: Sein<br />

Sohn Askanius soll die errungene Herrschaft ausbauen, Alba Longa erbauen und somit <strong>de</strong>n<br />

Grundstein für die spätere Gründung Roms legen.<br />

Nun folgt die bekannte Legen<strong>de</strong> von Romulus und Remus, <strong>de</strong>n <strong>bei</strong><strong>de</strong>n von einer Wölfin<br />

aufgezogenen Jungen: „hic iam ter centum totos regnabitur annos/ gente sub Hectorea,<br />

donec regina sacerdos/ Marte gravis geminam partu dabit Ilia prolem./ in<strong>de</strong> lupae fulvo<br />

nutricis tegmine laetus/ Romulus excipiet gentem et Mavortia con<strong>de</strong>t moenia Romanosque<br />

suo <strong>de</strong> nomine dicet. – Hier wird nunmehr dreihun<strong>de</strong>rt ganze Jahre geherrscht unter <strong>de</strong>m<br />

Geschlechte Hektors, bis die königliche Priesterin Julia, schwanger von Mars, ihm durch<br />

Geburt Zwillingsnachkommen gibt. Hierauf wird <strong>de</strong>r durch die rotgelbe Decke <strong>de</strong>r<br />

wölfischen Amme heitere Romulus das Geschlecht fortführen und <strong>de</strong>m Mars gebühren<strong>de</strong><br />

Stadtmauern erbauen und die Römer nach seinem Namen nennen.“ (1, 272 - 277) Also<br />

fin<strong>de</strong>t das Geschlecht <strong>de</strong>s Aeneas seinen Weg nach Italien und begrün<strong>de</strong>t damit <strong>de</strong>n


Ursprung vieler wichtiger Männer <strong>de</strong>r späteren Politik, so fin<strong>de</strong>t man explizit Caesar<br />

genannt: „nascetur pulchra Troianus origine Caesar – aus schönem Ursprung wird <strong>de</strong>r<br />

trojanische Caesar geboren“ (1,286) und – wenn auch etwas umschrieben – Augustus:<br />

„aspera tum positis mitescent saecula bellis – dann wer<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>m die Kriege<br />

nie<strong>de</strong>rgelegt sind, die rauen Zeitalter gemil<strong>de</strong>rt“ (1, 291) eine <strong>de</strong>utliche Anspielung auf die<br />

Pax Augusta, auch wenn sie nicht wörtlich genannt wird.<br />

Kurz: das <strong>Fatum</strong> besagt für Aeneas die Ent<strong>de</strong>ckung und Eroberung <strong>de</strong>r neuen Heimat, für<br />

Ascanius <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r Herrschaft und die Grundsteinlegung für die Gründung Roms,<br />

für Romulus die eben schon genannte Gründung, für Caesar glorreiche Zeiten als<br />

Imperator und für Augustus (wenn auch nicht persönlich erwähnt) die Pax Augusta –<br />

Frie<strong>de</strong>nszeiten als höchstes Ziel.<br />

<strong>2.</strong>3. Die langsame Erkenntnis <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s<br />

Nach<strong>de</strong>m die Griechen mit <strong>de</strong>r List <strong>de</strong>s Trojanischen Pfer<strong>de</strong>s nach Troja eingedrungen sind<br />

und Aeneas sich dort erbitterte Kämpfe geliefert hat, erscheint ihm im Traum Hektor und<br />

weist ihn darauf hin, dass es ihm nicht bestimmt ist, in dieser Stadt zu bleiben und für diese<br />

Stadt zu kämpfen: „heu fuge, nate <strong>de</strong>a, teque his‘ ait ‚eripe flammis./ hostis habet muros,<br />

ruit alto a culmine Troia./ sat patriae Priamoque datum: ... ./ sacra suosque tibi<br />

commendat Troia penatis:/ hos cape fatorum comites, his moenia quaere,/ magna<br />

pererrato statues quae <strong>de</strong>nique ponto. – Fliehe, Sohn <strong>de</strong>r Göttin,‘ sagte er, ‚und entreiße<br />

dich diesen Flammen. Die Fein<strong>de</strong> stehen auf <strong>de</strong>n Mauern, Troja stürzt vom hohen Gipfel.<br />

Genug ist <strong>de</strong>r Heimat und Priamus gegeben: ... . Troja vertraut dir das Heiligste, seine<br />

Penaten, an. Diese nimm als Gefährten <strong>de</strong>s Schicksals, für sie suche Stadtmauern, die du<br />

nach <strong>de</strong>m Durchirren <strong>de</strong>s Meeres groß baust.“ (2, 289 – 295). Hier erhält Aeneas erstmals<br />

einen Hinweis auf seine Aufgabe, aus Troja mit <strong>de</strong>n Penaten zu fliehen und eine neue,<br />

große Stadt zu erbauen. Doch Aeneas achtet seine Warnung zunächst nicht, son<strong>de</strong>rn in<br />

flammas et in arma feror – in die Flammen und Waffen stürze ich. (2,337)<br />

Mitten in seiner Raserei erscheint ihm seine Mutter Venus (2, 589) und auch sie rät ihm:<br />

„eripe, nate, fugam finemque inpone labori./ nusquam abero et tutem patrio te limine<br />

sistam – rette sich, Sohn, in die Flucht und lege das Ziel <strong>de</strong>r Ar<strong>bei</strong>t nie<strong>de</strong>r, niemals wer<strong>de</strong><br />

ich weg sein und bringe dich sicher zur väterlichen Schwelle“ (2, 619-620) Sie sagt ihm<br />

zunächst das Wichtigste: zu fliehen, ohne Hinweis, dass es göttlicher Wille ist o<strong>de</strong>r welche<br />

Aufgabe danach auf ihn zukommt. Diese Aussage <strong>de</strong>r Venus wird wenig später im Hause<br />

seines Vaters Anchises noch bekräftigt:


Cum subitum dictuque oritur mirabile monstrum/ ... ecce levis summo <strong>de</strong> vertice visus Iuli/<br />

fun<strong>de</strong>re lumen apex, tactuque innoxia mollis/ lambere flamma comas et circum tempora<br />

pasci – da wur<strong>de</strong> plötzlich – wun<strong>de</strong>r zu sagen – ein Wun<strong>de</strong>rzeichen sichtbar ... siehe auf<br />

<strong>de</strong>m Scheitel <strong>de</strong>s Julus wird eine zarte Flamme sichtbar, die Licht verbreitet (2, 680-684).<br />

Anchises, dies als göttliches Zeichen <strong>de</strong>utend, bittet Zeus um eine Bekräftigung. Diese<br />

folgt sofort: vix ea fatus erat senior, subitoque fragore/ intonuit laevom et <strong>de</strong> caelo lapsa<br />

per umbras/ stella facem ducens multa cum luce cucurrit. – Kaum hatte <strong>de</strong>r Alte dies<br />

gesagt, als es links mit plötzlichem Krachen donnerte und ein vom Himmel durch Schatten<br />

gesunkener Stern mit hellem Licht lief, eine Fackel tragend, hin.(2, 692-694) Endlich<br />

erkennen Aeneas und auch Anchises die Be<strong>de</strong>utung dieser Zeichen als Hinweis auf eine<br />

göttliche Bestimmung zur Flucht und entfliehen.<br />

Auf <strong>de</strong>m Weg zum Schiff, verliert Aeneas seine Gattin Creusa, die ihm dann als<br />

Schattenbild die Zukunft weissagt: „non haec sine numine divom eveniunt - dieses tritt<br />

nicht ohne <strong>de</strong>n Willen <strong>de</strong>r Götter ein“ (2, 776) und gibt ihm damit erstmals mit Worten<br />

Hinweis darauf, dass sowohl seine Flucht aus Troja als auch ihr Tod göttlicher Wille ist.<br />

Sie sagt ihm, dass er zwar vastum maris aequor – die ö<strong>de</strong> Ebene <strong>de</strong>s Meeres (2,780)<br />

durchsegeln muss, doch danach wird er eine neue Heimat fin<strong>de</strong>n: illic res laetae<br />

regnumque et regia coniunx/ parta tibi – dort sind herrliche Macht und Herrschaft und eine<br />

Gattin aus königlicher Familie dir geboren. (2,783-784) Seine Zukunft ist es in einem<br />

fernen Land, nach langer Seereise, mit einer an<strong>de</strong>ren, königlichen Frau an seiner Seite eine<br />

neue Herrschaft aufzubauen.<br />

Im dritten Buch fin<strong>de</strong>t sich nach <strong>de</strong>m Tischprodigium, in <strong>de</strong>m ihnen Italien als neue<br />

Heimat verkün<strong>de</strong>t wird (3,253), die Offenbarung <strong>de</strong>s Priamussohnes und Sehers Helenus,<br />

<strong>de</strong>r ihm wie<strong>de</strong>r die höhere Weisung durch Juppiter bestätigt. Sein unwegsamer Weg führe<br />

durch ferne Län<strong>de</strong>r, bevor er im sicheren Italien am Ufer eines entlegenen Flusses eine<br />

Stadt grün<strong>de</strong>n soll, wo ingens ... sub ilicibus sus - eine gewaltige Sau unter Eichen liegt<br />

(3,390). Er weist ihn in 3, 437 darauf hin, auch zu Juno zu beten und sie so zu erweichen.<br />

Er schickt ihn zu cumaenischen Sibylle: a<strong>de</strong>as vatem precibusque oracula poscas/ ipsa<br />

canat vocemque volens atque ora resolvat – gehe hin zur Seherin und flehe sie mit Bitten<br />

an, dann singt sie selbst die Weissagungen und öffnet willentlich Stimme und Mund.<br />

(3,456-457)<br />

Nach<strong>de</strong>m Aeneas dann nach Karthago zu Dido gekommen ist, scheint er – inzwischen um<br />

die göttliche Bestimmung wissend – das <strong>Fatum</strong> zu vergessen und beginnt eine Beziehung<br />

mit <strong>de</strong>r Königin. Jarbas, <strong>de</strong>r frühere Verehrer Didos, betet zu Juppiter, welcher <strong>de</strong>n


Götterboten Merkur zu Aeneas entsen<strong>de</strong>t, um ihn nachdrücklich an seine Aufgabe zu<br />

erinnern. Merkur schilt ihn hart: „... regni rerumque oblite tuarum! – du hast <strong>de</strong>ine<br />

Herrschaft und die Angelegenheiten <strong>de</strong>r Deinen vergessen !“ (4, 267) Er sagt ihm jetzt<br />

ausdrücklich, dass es eine vom Olympo regnator - vom höchsten Gott erteilte Aufgabe ist.<br />

Selbst, wenn ihm <strong>de</strong>r eigene Ruhm egal ist, soll er an seinen Sohn <strong>de</strong>nken: Ascanium<br />

surgentem et spes heredis Iuli/ respice, cui regnum Italiae Romanaque tellus/ <strong>de</strong>betur –<br />

Den aufsteigen<strong>de</strong>n Askanius und die Hoffnungen iulischen Erben berücksichtige, <strong>de</strong>m die<br />

Herrschaft Italiens und <strong>de</strong>r römische Erdbo<strong>de</strong>n geschul<strong>de</strong>t ist. (4, 274 – 276) Aeneas, durch<br />

diese Worte bestürzt, ringt mit sich, und erklärt <strong>de</strong>r Königin Dido: „Italiam non sponte<br />

sequor – ich erstrebe Italien nicht freiwillig“ (4,361). Trotz<strong>de</strong>m veranlasst er, die Flotte<br />

schnellsten klarzumachen und entschwin<strong>de</strong>t später heimlich in Richtung Sizilien, was <strong>de</strong>n<br />

tragischen Tod Didos nach sich zieht.<br />

Nach <strong>de</strong>m Brand <strong>de</strong>r Schiffe auf Sizilien, wie<strong>de</strong>r gelöscht durch einen Regen Juppiters,<br />

erscheint Aeneas sein verstorbener Vater im Traum. Zuvor hatte ihm <strong>de</strong>r greise Nautes<br />

geraten: „his habeant terris sine moenia fessi – lass die Mü<strong>de</strong>n Mauern in diesem Land<br />

haben.“ (5,717) Anchises bestätigt ihm dieses nochmal: „consiliis pare, quae nunc<br />

pulcherrima Nautes/ dat senior – habe im Sinn die Ratschläge, welche vortrefflichen dir<br />

jetzt <strong>de</strong>r greise Nautes gab.“ (5, 728-729) Er sagt ihm nochmals, dass sein Ziel ist, in<br />

Italiam – nach Italien zu segeln und: „gens dura atque aspera cultu <strong>de</strong>bellanda tibi Latio<br />

est – du musst in Latium ein hartes Volk und rau an Kultur im Krieg besiegen.“ (5,730-<br />

731) Er soll sich aber zuerst von <strong>de</strong>r cumaenischen Sibylle in die Unterwelt führen lassen,<br />

wo er durch seinen Vater sein ganzes Geschlecht kennenlernen wird und auch die Stadt,<br />

die ihm gegeben wird (genus omne tuum et, quae <strong>de</strong>ntur moenia, disces; 5,737). Wie auch<br />

Helenus (3,246) rät ihm jetzt auch sein Vater, die Seherin aufzusuchen und gibt ihm einen<br />

Ausblick auf die vollständige Erkenntnis <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s in <strong>de</strong>r Unterwelt.<br />

Am Anfang <strong>de</strong>s VI. Buches sucht Aeneas die cumaenische Sibylle auf, die ihm weissagt,<br />

dass in regna Lavini/ Dardaniae venient – die Dardaner in das Reich Laviniums kommen<br />

wer<strong>de</strong>n (6,84-85). Doch bevor Aeneas die neue Stadt errichten kann, müssen er und seine<br />

Gefährten bella, horrida bella - Kriege, schreckliche Kriege durchstehen (6,86). Sibylle<br />

prophezeit ihm aber auch eine neue coniunx (6,93). Auf Aeneas‘ Bitten hin, zeigt sie ihm,<br />

wie er in die Unterwelt gelangen kann.<br />

Dort begegnet er seinem Steuermann Palinurus und Dido, zum Schluss aber trifft er seinen<br />

Vater (6,687), <strong>de</strong>r ihm in <strong>de</strong>r berühmten Hel<strong>de</strong>nschau inlustris animas nostrumque in<br />

nomen ituras – berühmte Seelen, die mit unserem Namen einhergehen wer<strong>de</strong>n, zeigt.


(6,758) Dieses Treffen mit Anchises stellt <strong>de</strong>n Höhepunkt <strong>de</strong>s sechsten Buches, wenn nicht<br />

gar <strong>de</strong>r ganzen Aeneis dar. Schließlich überwin<strong>de</strong>t Aeneas quasi <strong>de</strong>n Tod, sieht in <strong>de</strong>r<br />

Unterwelt die Zukunft und darf das Reich Plutos lebend wie<strong>de</strong>r verlassen. Nach Silvius,<br />

Procas, Capys und Numitor weist<strong>de</strong>r Vater bald auf Romulus hin: et avo comitem sese<br />

Mavotius ad<strong>de</strong>t/ Romulus - und <strong>de</strong>m Ahnen fügt sich <strong>de</strong>r Marssohn Romulus als Kamerad<br />

hinzu. (6,777-778) Schließlich kommt Anchises zu Caesar (hic Caesar et omnis Iuli/<br />

progenies – hier ist Caesar und die ganze Nachkommenschaft Julus‘ (6,789-790)) und<br />

Augustus, <strong>de</strong>n er beson<strong>de</strong>rs hervorhebt: hic vir hic est, tibi quem promitti saepius audis,/<br />

Augustus Caesar, Divi genus, aurea con<strong>de</strong>t/ saecula qui rursus Latio – hier ist <strong>de</strong>r Mann,<br />

von <strong>de</strong>m dir versprochenen du sehr oft gehört hast, Augustus Caesar, <strong>de</strong>r Sprößling <strong>de</strong>s<br />

Göttlichen, <strong>de</strong>r in Latium wie<strong>de</strong>r das Gol<strong>de</strong>ne Zeitalter begrün<strong>de</strong>t. (6,791-793) Augustus<br />

ist also <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r als Letzer das <strong>Fatum</strong> erfüllt. Er ist <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r nach langen Kriegen die<br />

rauen Zeitalter mil<strong>de</strong>rt. Nach <strong>de</strong>r Vorstellung Marcellus‘ entlässt Anchises seinen Sohn<br />

und Sibylle ohne weitere Worte durch die Elfen<strong>bei</strong>npforte.<br />

Nach<strong>de</strong>m er sich im siebten Buch im verheißenen Land Italien befin<strong>de</strong>t, erscheint ihm<br />

achten Buch <strong>de</strong>r Flussgott Tiberinus, <strong>de</strong>r ihm, wie auch schon Helenus zuvor, von litoreis<br />

ingens inventa sub ilicibus sus – einer gewaltigen Sau am Strand unter Eichen berichtet<br />

(8,43). Auch kün<strong>de</strong>t er von <strong>de</strong>r Stadt, die Ascanius später dort grün<strong>de</strong>n wird: ... urbem ...<br />

Ascanius clari con<strong>de</strong>t cognominis Albam – Ascanius grün<strong>de</strong>t die Stadt mit <strong>de</strong>m strahlen<strong>de</strong>n<br />

Beinamen Alba. (8, 47-48) Außer<strong>de</strong>m weist er ihn darauf hin, zur Göttin Juno zu beten und<br />

sie gnädig zu stimmen: Iunoni fer rite preces iramque minasque/ supplicibus supera votis –<br />

bring Gebet nach <strong>de</strong>m Ritus <strong>de</strong>r Juno und verhin<strong>de</strong>re vorher flehend Zorn und Drohungen.<br />

(8,60-61). Durch diese Worte ermutigt, segelt Aeneas weiter und trifft bald auf die Sau.<br />

Als letzer Hinweise und Verstärkung aller bisherigen Prophezeiungen fin<strong>de</strong>t sich am En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s achten Buches die Beschreibung <strong>de</strong>s Schil<strong>de</strong>s, das Venus von Vulcan für ihren Sohn<br />

hat schmie<strong>de</strong>n lassen. <strong>Das</strong> Schild zeigt die künftige Herrschaft <strong>de</strong>s Juliergeschlechtes ab<br />

Ascanio – von Askanius (8,629) an über geminos... pueros – die Zwillingsjungen (8,631-<br />

632). Es stellt Rom und raptas ... Sabinas – die geraubten Sabinerinnen dar (8,635), sowie<br />

Augustus agens Italos in proelia Caesar – Augustus Caesar, <strong>de</strong>r die Italer in die Schlachten<br />

führt. ( 8, 678). Dieses Schild nimmt Aeneas und zieht, sich seines <strong>Fatum</strong>s bewusst, in die<br />

Schlacht gegen Turnus.


<strong>2.</strong>4. Aeneas Zweifel<br />

Immer wie<strong>de</strong>r plagen Aeneas Zweifel am <strong>Fatum</strong>, was seine natürliche, menschliche<br />

Schwäche zeigt. So nimmt er das <strong>Fatum</strong> zunächst überhaupt nicht wahr, als Hektor ihm im<br />

zweiten Buch im Traum erscheint und zur Flucht rät, und kämpft weiter. Einige 3 sehen in<br />

<strong>de</strong>r Tatsache, dass Aeneas erst seinen Vater sucht, um ihn mit auf die Flucht zu nehmen,<br />

einen Wi<strong>de</strong>rspruch zwischen <strong>Fatum</strong> und Pietas, Aeneas fühle sich an dieser Stelle mehr<br />

<strong>de</strong>r kindlichen pietas gegenüber <strong>de</strong>m Vater als <strong>de</strong>m <strong>Fatum</strong> gegenüber <strong>de</strong>n Göttern<br />

verpflichtet. Diese Meinung kann ich nicht teilen, <strong>de</strong>nn obwohl sich Aeneas durch die<br />

römischen Tugen<strong>de</strong>n auszeichnet und sich somit für diese Aufgabe als geeignet zeigt, so ist<br />

er doch ein Mensch. Man be<strong>de</strong>nke, dass soeben seine Heimatstadt angegriffen wur<strong>de</strong> und<br />

in Flammen steht. Im Traum wird ihm zur Flucht geraten, doch dann fallen die Griechen<br />

wie<strong>de</strong>r in die Stadt ein. Für mich stellt es noch keinen Wi<strong>de</strong>rspruch dar, dass Aeneas dann<br />

<strong>de</strong>n Vater und die Familie retten will, ist ihm doch noch gar nicht bewusst, was <strong>de</strong>r Traum<br />

be<strong>de</strong>utet. Erst als die Flamme auf Ascanius Kopf leuchtet und Juppiter sein Zeichen durch<br />

Donner verstärkt, macht er sich auf <strong>de</strong>n Weg, nimmt aber <strong>de</strong>n Vater mit.<br />

Gewissermaßen ist die erste Hälfte <strong>de</strong>r Aeneis gänzlich durchzogen von Zweifeln seitens<br />

<strong>de</strong>r Aenea<strong>de</strong>n, stellt es doch <strong>de</strong>n Irrfahrten-Teil <strong>de</strong>s Gesamtwerkes dar.<br />

Im ersten Buch gelangt Aeneas mit wenigen Kamera<strong>de</strong>n an Karthagos Küste. Der Vater<br />

starb auf <strong>de</strong>r Reise, viele an<strong>de</strong>re glaubt er verloren und sein Zeil Italien in weite Ferne<br />

gerückt. Zwar spricht er <strong>de</strong>n Gefährten Mut zu, doch selbst ist er curis ingentibus aeger –<br />

durch gewaltige Sorgen krank (1,208). Bei Dido freundlich aufgenommen geht er die<br />

durch Juno und Venus gestiftete Ehe ein, sein <strong>Fatum</strong> vergessend.<br />

Auch in Sizilien wird er freundlich aufgenommen, als aber die Frauen die Schiffe in Brand<br />

stecken, weil sie nicht weiter nach <strong>de</strong>m verheißenen Land suchen wollen, quälen ihn große<br />

Zweifel. Nunc huc ingentis, nunc illuc pectore curas/ mutabat versans – bald hierhin, bald<br />

dorthin wälzt er gewaltige Sorgen (5, 701), doch dann sprechen ihm Nautes und <strong>de</strong>r im<br />

Traum erscheinen<strong>de</strong> Anchises Mut zu, das verheißene Land weiterhin zu erstreben.<br />

Nach <strong>de</strong>m Besuch in <strong>de</strong>r Unterwelt in Buch sechs, ist Aeneas seines <strong>Fatum</strong>s sicher, kennt<br />

es und ist willens es vollständig zu erfüllen.<br />

Im achten Buch tun sich zwar keine Zweifel mehr am <strong>Fatum</strong> auf, <strong>de</strong>nnoch ist Aeneas<br />

turbatus – bestürzt ob <strong>de</strong>s durch Juno entfachten Krieges (8, 29). Er ist unentschlossen:<br />

3 Büchner: Der Schicksalsgedanke <strong>bei</strong> <strong>Vergil</strong> (1946). In: Oppermann (Hrsg.): Wege zu <strong>Vergil</strong>, Darmstadt:<br />

Wiss. Buchges., 1963; S. 278<br />

Liebermann: Aeneas – Schicksal und Selbstfindung. In: Görgemanns, Schmidt: Studien zum Antiken Epos,<br />

Meisenheim a. Glan, 1976, S. 174


animum nunc huc celerem, nunc dividit illuc/ in partisque rapit varias perque omnia versat<br />

- er teilt das schnelle Herz bald hierhin bald dorthin und in mannigfaltige Teile entreißt er<br />

es und wälzt sie durch alles. (8,20 - 21) Darauf hin bestärkt Tiberius, <strong>de</strong>r Flussgott, die<br />

vorhergehen<strong>de</strong>n Prophezeiungen und Aeneas macht sich auf <strong>de</strong>n Weg.<br />

<strong>2.</strong>5. Entgegenwirken<strong>de</strong> Mächte<br />

Die einzige entgegenwirken<strong>de</strong> Macht ist Juppiters Gattin und Schwester Juno. Sie wird<br />

<strong>de</strong>m Leser gleich am Anfang <strong>de</strong>s ersten Buches vorgestellt als Beschützerin Karthagos:<br />

quam Juno fertur terris magis omnibus unam/ ... coliusse ... – es wird erzählt, dass Juno<br />

von allen Lan<strong>de</strong>n diese eine am meisten ehrte. (1, 15-16) Dem römischen Hörer war<br />

wahrscheinlich schon an dieser Stelle ihre Be<strong>de</strong>utung im Epos klar, warum sonst sollte <strong>de</strong>r<br />

Dichter die Göttin so vorstellen, wenn ihre Liebe zu Karthago nicht einen wichtiges<br />

Beiwerk zum Verlauf <strong>de</strong>r Handlung wäre? Ein weiterer Grund ist: manet alta mente<br />

repostum/ iudicium Paridis spretaeque iniuria formae – es bleibt tief im Herzen<br />

aufbewahrt das Urteil <strong>de</strong>s Paris und die Beleidigung <strong>de</strong>r verschmähten Schönheit. (1, 26-<br />

27)<br />

Ihre Gegenspielerin Venus erwähnt im fünften Buch in einem bitten<strong>de</strong>n Gespräch mit<br />

Neptun Iunonis grabis ira – Junos schweren Zorn (5,781) und erzählt: „nec Iovis imperio<br />

fatisque infracta quiescit – we<strong>de</strong>r durch Juppiters Macht noch durch das <strong>Fatum</strong> verstummt<br />

sie als Kleinmütige. (5,784) Durch dieses Kräftemessen <strong>de</strong>r Götter erscheint Aeneas mir<br />

manchmal wie eine Marionette, von mehreren Spielern geführt. Diese Aussage <strong>de</strong>r Venus<br />

zeigt, dass Juno das <strong>Fatum</strong> wie es ist, nicht akzeptiert, sie möchte es än<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />

abschwächen. Außer<strong>de</strong>m sagt sie selbst in 10, 632 zu Juppiter: „ ... in melius tua, qui potes,<br />

orsa reflectas - mögest du, <strong>de</strong>r du es kannst, <strong>de</strong>ine Worte in bessere wan<strong>de</strong>ln!“ Hier zeigt<br />

sie <strong>de</strong>utlich, was man auch vermutet: Juno ist sich durchaus bewusst, dass das <strong>Fatum</strong> auch<br />

<strong>de</strong>r Wille Juppiters ist und sie ist <strong>de</strong>r Meinung, dass er es dann auch än<strong>de</strong>rn kann. Doch<br />

dieser „fühlt sich durch das, was einmal <strong>Fatum</strong> ist, gebun<strong>de</strong>n...“ 4 Obwohl Juppiter einen<br />

Krieg zwischen Italern und Trojanern nicht wollte (10, 8: abnueram bello Italiam<br />

concurrere Teucris – ich verbot, dass Italien mit <strong>de</strong>n Teukrern im Krieg zusammenstößt)<br />

hat er ihn doch schon am Anfang <strong>de</strong>r Geschichte vorhergesehen (1,261). Auch die<br />

Handlungen Junos scheinen also im <strong>Fatum</strong> verankert.<br />

Als sie die Ehe zwischen Dido und Aeneas schmie<strong>de</strong>t, hofft sie, dass Aeneas dadurch für<br />

immer in Karthago bliebe. Dann hätte sie ihre Stadt vor <strong>de</strong>m drohen<strong>de</strong>n zukünftigen<br />

4 Heinze: Virgils epische Technik, Darmstadt: Wiss. Buchges., 1957, S. 295


Nie<strong>de</strong>rgang (wie es im ersten Buch durch die Parzen verkün<strong>de</strong>t wird) durch trojanische<br />

Nachkommen gerettet. Heinze schreibt dazu: „Die Handlungen <strong>de</strong>r Götter sind im Endziel<br />

darauf gerichtet, ihren Schützlingen zu helfen, nicht an<strong>de</strong>ren zu scha<strong>de</strong>n.“ 5 Junos Zorn ist<br />

also nicht gegen Aeneas und seine Gefährten persönlich gerichtet, son<strong>de</strong>rn gegen<br />

<strong>de</strong>njenigen, <strong>de</strong>r ihrer Stadt gefährlich wer<strong>de</strong>n könnte.<br />

Juno greift immer wie<strong>de</strong>r in das Geschehen ein, doch kann immer nur verzögern: in Buch I<br />

löst sie mit Aeolus‘ Hilfe einen Seesturm aus, <strong>de</strong>r die Aenea<strong>de</strong>n vom Kurs abbringt. In<br />

Buch IV stiftet sie gemeinsam mit Venus die Ehe zwischen Aeneas und Dido und im<br />

fünften Buch animiert sie die Troerinnen, die Schiffe anzuzün<strong>de</strong>n. In Buch VII heißt sie<br />

die Furie Allecto, die Gattin <strong>de</strong>s Latinus und Turnus gegen Aeneas aufzustacheln und<br />

entfacht, weil Latinus sich weigert, einen Rachekrieg zu beginnen, einen Krieg zwischen<br />

Turnus und Aeneas. Auch im neunten Buch lässt sie Turnus gegen die Trojaner kämpfen<br />

und auch im zehnten Buch greift sie ein, in<strong>de</strong>m sie Turnus aus <strong>de</strong>m Getümmel entzieht. Im<br />

letzten und entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Buch, lässt Juno <strong>de</strong>n Vertrag zwischen Aeneas und Turnus<br />

zunichte machen, doch all ihre Bemühungen helfen nicht: Aeneas wird sein <strong>Fatum</strong> und das<br />

seiner Nachfahren erfüllen und sie muss sich fügen.<br />

<strong>2.</strong>6. Die Erfüllung <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s<br />

Während die ersten sechs Bücher als Irrfahrtenbücher bezeichnet wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen Aeneas<br />

sein <strong>Fatum</strong> erkennt, muss er in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n sechs Bücher seine Bestimmung erfolgreich<br />

erfüllen. Doch meiner Ansicht nach ist auch die erste Hälfte <strong>de</strong>r Aeneis zum Teil<br />

zumin<strong>de</strong>st im <strong>Fatum</strong> inbegriffen, schließlich setzt eine Stadtgründung in Italien zunächst<br />

die Abreise aus Troja und die Fahrt nach Italien voraus.<br />

Nach<strong>de</strong>m er das verheißene Land gefun<strong>de</strong>n hat, scheint die Erfüllung <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s sicher.<br />

Dies kann man an <strong>de</strong>r Tatsache klarstellen, dass Juppiter, obwohl er keinen Krieg wollte,<br />

einen solchen schon im ersten Buch erwähnt und in seinem Willen festhält.<br />

Nach erbitterten Kämpfen besiegt Aeneas Turnus im Einzelkampf. Damit legt er die<br />

Grundvoraussetzung für die vollständige Erfüllung <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s. Lyne sagt dazu Aeneas<br />

Aufgabe sei es, „to establish the Trojans in a City, to introduce their gods, and thus to lay<br />

he foundation of Roman civilisation – <strong>de</strong>n Trojanern eine Stadt zu grün<strong>de</strong>n, die Götter<br />

einzuführen und damit die Grundlage für Römische Zivilisation zu legen“ 6 .<br />

Aus <strong>de</strong>r Legen<strong>de</strong> ist <strong>de</strong>m Leser die Gründung <strong>de</strong>r Stadt Alba Longa, sowie die Geschichte<br />

<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Wölfin gesäugten Zwillingsbrü<strong>de</strong>r Romulus und Remus bekannt. Auch Caesar<br />

5 Heinze: Virgils epische Technik, Darmstadt: Wiss. Buchges., 1957, S. 298


ist <strong>de</strong>m römischen Leser namhaft und mit <strong>de</strong>r Pax Augusta scheinen die rauen Zeiten durch<br />

gol<strong>de</strong>ne Zeitalter gemil<strong>de</strong>rt. In <strong>de</strong>r Aeneis selbst wird aber nur <strong>de</strong>r allererste Teil <strong>de</strong>s<br />

Juppiterwillens erfüllt, alles an<strong>de</strong>re setzt das historische Wissen <strong>de</strong>s Lesers voraus.<br />

<strong>2.</strong>7. <strong>Das</strong> Endziel <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s<br />

In <strong>de</strong>r <strong>Einleitung</strong> stellte ich noch die Frage nach <strong>de</strong>m endgültigen Ziel <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s,<br />

scheinbar ist sie jetzt beantwortet. Wie Aeneas muss auch <strong>de</strong>r Leser <strong>de</strong>n ganzen Willen <strong>de</strong>s<br />

<strong>Fatum</strong>s erkennen. Dieses <strong>Fatum</strong> ist nicht ein persönliches Schicksal eines einzelnen<br />

Menschen, wie viele zunächst <strong>de</strong>nken. <strong>Das</strong> <strong>Fatum</strong> ist viel weitgreifen<strong>de</strong>r, auch die Grenzen<br />

eines Volkes übertretend. So erfährt auch König Latinus vom <strong>Fatum</strong> und will ihm<br />

eigentlich nicht im Wege stehen, doch Juno lässt einen Krieg beginnen. Ähnlich <strong>bei</strong> Dido,<br />

die durch Merkur über das <strong>Fatum</strong> informiert wird, damit sie das, was bestimmt ist nicht fati<br />

nescia verhin<strong>de</strong>rt.<br />

Aeneas wird nicht Träger <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s, weil er von einer außenstehen<strong>de</strong>n Macht auserwählt<br />

wur<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn weil er sich durch die wichtigen Tugen<strong>de</strong>n virtus und pietas, iustitia und<br />

clementia auszeichnet. Er erfüllt seine Aufgabe und gibt sie weiter.<br />

Auch wenn er in <strong>de</strong>r Juppiterre<strong>de</strong> nicht explizit genannt wird, so scheint Augustus und <strong>de</strong>r<br />

Frie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r höchste Wille Juppiters. Spätestens in <strong>de</strong>r Hel<strong>de</strong>nschau wird dies <strong>de</strong>utlich,<br />

steht Augustus doch am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r langen Hel<strong>de</strong>nreihe, die Anchises seinem Sohn in <strong>de</strong>r<br />

Unterwelt zeigt. Doch auch Augustus als Person ist nicht von Juppiter auserwählt (sonst<br />

hätte er ihn wohl erwähnt), aber er zeichnet sich wie Aeneas durch seine Tugen<strong>de</strong>n aus und<br />

ist das Endziel <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>, weil er <strong>de</strong>n Willen Juppiters verwirklicht. Büchner formuliert es<br />

ähnlich: „<strong>de</strong>n Willen Juppiters in <strong>de</strong>r Welt zu verwirklichen, jene [himmlische] Ordnung<br />

auf Er<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r auch das Wesen das Menschen grün<strong>de</strong>t, das ist das Ziel <strong>de</strong>r<br />

Geschichte,...“ 7 Dieser Wille ist die Weltherrschaft Roms sowie ein Reich <strong>de</strong>r<br />

Gerechtigkeit.<br />

<strong>2.</strong>8. <strong>Vergil</strong>s Absichten<br />

Zunächst einmal kann man festhalten, dass <strong>Vergil</strong> die Griechen, insbeson<strong>de</strong>re Homer,<br />

verehrt und Augustus als Herrscher und Freund hoch schätzt. Diese <strong>bei</strong><strong>de</strong>n Neigungen<br />

fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r Aeneis wie<strong>de</strong>r:<br />

6 Lyne, R.O.A.M.: Further voices in <strong>Vergil</strong>'s Aeneid, Oxford: Clarendon Press, 1992, S.71<br />

7 Büchner: Der Schicksalsgedanke <strong>bei</strong> <strong>Vergil</strong> (1946). In: Oppermann (Hrsg.): Wege zu <strong>Vergil</strong>, Darmstadt:<br />

Wiss. Buchges., 1963, S.297


Wie Homer erzählt <strong>Vergil</strong> von einem Hel<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r in einem schweren Krieg kämpfen und<br />

Irrfahrten überstehen muss, er verän<strong>de</strong>rt nur die Reihenfolge. Auch Homer hat einen<br />

Schicksalsbegriff: ?????, im Unterschied zu <strong>Vergil</strong> ist diese aber viel düsterer und auch<br />

nicht von einem Gott erdacht, son<strong>de</strong>rn steht noch weit höher als Zeus, <strong>de</strong>r ihr ebenfalls<br />

unterworfen ist. <strong>Vergil</strong> zeigt, in<strong>de</strong>m er sich mit Homer vergleicht, seine eigene dichterische<br />

Größe, aber auch seine Eigenständigkeit und Beson<strong>de</strong>rheit.<br />

Weil er vor <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Frie<strong>de</strong>n Augustus‘ auch Kriegszeiten erlebt hat, sieht er in <strong>de</strong>r Pax<br />

Augusta <strong>de</strong>n Höhepunkt <strong>de</strong>s Römischen Reiches. Daher setzt er Augustus als Endziel <strong>de</strong>s<br />

<strong>Fatum</strong>s ein, als <strong>de</strong>njenigen, <strong>de</strong>r sich durch die wichtigen römischen Tugen<strong>de</strong>n auszeichnet<br />

und <strong>de</strong>n Willen Juppiters erfüllt. Nun gibt es sicher Stimmen, die auf die momentane<br />

Herrschaft Augustus‘ hinweisen und meinen, dass je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re Handlung <strong>Vergil</strong>s für ihn<br />

schwere Folgen gehabt hätte. Dem kann man aber erwi<strong>de</strong>rn, dass <strong>Vergil</strong> und Augustus eine<br />

enge Freundschaft verband und <strong>Vergil</strong> ihn hoch verehrte.<br />

3. Schlussfolgerung und Zusammenfassung<br />

<strong>Das</strong> <strong>Fatum</strong> in <strong>de</strong>r Aeneis ist die treiben<strong>de</strong> Kraft, <strong>de</strong>r Wille Juppiters, <strong>de</strong>ssen Erfüllung<br />

nach seiner Erkenntnis sicher ist. Es ist die vorgesagte Bestimmung eines Hel<strong>de</strong>n, seiner<br />

Nachfahren, <strong>de</strong>s Volkes und darüber hinaus auch an<strong>de</strong>rer Völker. In <strong>de</strong>r Religion ist eine<br />

solche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Wortes aber nicht belegt, son<strong>de</strong>rn nur Dichtern (mit griechischem<br />

Einfluss) zu entnehmen. Die Aufgabe <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s ist es, eine neue Heimat in Italien zu<br />

fin<strong>de</strong>n, die Herrschaft zu erweitern, Rom zu grün<strong>de</strong>n und nach Zeiten <strong>de</strong>r Kriege,<br />

Frie<strong>de</strong>nszeiten zu sehen. Doch all dies muss Aeneas, <strong>de</strong>r Held dieser Geschichte, erst<br />

erkennen und die Zeichen sind nicht immer <strong>de</strong>utlich, son<strong>de</strong>rn auch dunkel und<br />

unverständlich. Dadurch und durch die Göttin Juno, die ihm wo immer möglich Steine in<br />

<strong>de</strong>n Weg legt, irren die Aenea<strong>de</strong>n durch das Meer und erst nach <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>r gesamten<br />

Erzählung begreift Aeneas die vollständige Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s, als ihm sein Vater<br />

Anchises in <strong>de</strong>r Unterwelt die kommen<strong>de</strong>n Herrscher zeigt. Auf <strong>de</strong>r langen,<br />

beschwerlichen Reise befallen Aeneas als Führer seiner Gefährten und Träger <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s<br />

immer wie<strong>de</strong>r Zweifel, doch durch erneute Ermutigungen seiner Kamera<strong>de</strong>n (Nautes),<br />

Traumbil<strong>de</strong>r (Anchises), das Erscheinen eines Gottes (Tiberius) o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Zeichen<br />

(Juppiters Regen löscht die brennen<strong>de</strong>n Schiffe auf Sizilien) wird er wie<strong>de</strong>r ermutigt. Juno,<br />

die sein Vorhaben vereiteln will, kann <strong>de</strong>n Verlauf nur zeitlich hemmen, niemals das<br />

<strong>Fatum</strong> än<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r verhin<strong>de</strong>rn. Als Schutzgöttin Karthagos wird sie eingeführt und diese<br />

Tatsache ist auch <strong>de</strong>r Hauptgrund für ihr Verhalten.


Nach <strong>de</strong>r Erkenntnis <strong>de</strong>s <strong>Fatum</strong>s erfüllt Aeneas seinen Teil, in<strong>de</strong>m er Turnus im letzen<br />

Buch <strong>de</strong>r Aeneis tötet. Die Erzählung en<strong>de</strong>t zwar hier, doch <strong>de</strong>r römische Leser kennt <strong>de</strong>n<br />

Fortgang <strong>de</strong>r Geschichte aus historischen Quellen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Legen<strong>de</strong>. <strong>Das</strong> Endziel <strong>de</strong>s<br />

<strong>Fatum</strong>s sind die Frie<strong>de</strong>nszeiten nach vielen Kriegen und da unter Augustus dieses eintritt,<br />

erfüllt er als letzter das <strong>Fatum</strong>.<br />

<strong>Vergil</strong> verwen<strong>de</strong>t ähnliche Handlungsverläufe wie Homer und nutzt auch <strong>de</strong>n<br />

Schicksalsgedanken, doch er verän<strong>de</strong>rt die Geschichte, gibt seinem <strong>Fatum</strong> an<strong>de</strong>re<br />

Hintergrün<strong>de</strong>, in<strong>de</strong>m er es <strong>de</strong>n Willen Juppiters sein lässt. Damit stellt er sich als großen<br />

(in Anlehnung an Homer), aber auch eigenständigen Dichter dar. In<strong>de</strong>m er Augustus an<br />

das En<strong>de</strong> einer langen Reihe glorreicher Männer stellt, <strong>de</strong>r das <strong>Fatum</strong> in seiner vollen<br />

Be<strong>de</strong>utung erfüllt, ehrt er ihn sehr.<br />

Für mich war die Ar<strong>bei</strong>t an diesem Thema sehr interessant, da es mir selbst auch viele neue<br />

Erkenntnisse brachte. Ich war vorher <strong>de</strong>r Meinung, das <strong>Fatum</strong> beziehe sich nur auf Aeneas,<br />

nicht auf die späteren Nachkommen. Außer<strong>de</strong>m glaubte ich nicht so recht, dass es <strong>de</strong>r<br />

Wille Juppiters ist, ich dachte, auch er sei <strong>de</strong>m <strong>Fatum</strong> (so wie <strong>bei</strong> Homer) unterworfen. Die<br />

Literatur hat mir gezeigt, dass dieses Thema noch weit umfangreicher ist, als ich es hier<br />

darstellen kann.


4. Literaturverzeichnis<br />

Bin<strong>de</strong>r, Edith und Gerhard: P. <strong>Vergil</strong>ius Maro – Aeneis, 3. und 4. Buch,<br />

Lateinisch/Deutsch, Stuttgart: Philipp Reclam jun. GmbH & Co., 1997<br />

Büchner, Karl: Der Schicksalsgedanke <strong>bei</strong> <strong>Vergil</strong>. In: Oppermann, Hans (Hrsg.): Wege zu<br />

<strong>Vergil</strong>: drei Jahrzehnte Begegnungen in Dichtung und Wissenschaft, Darmstadt: Wiss.<br />

Buchges., 1963, S. 270-300<br />

Götte, Johannes und Maria: <strong>Vergil</strong> – Aeneis, lateinisch-<strong>de</strong>utsch, 9. Aufl., Düsseldorf/<br />

Zürich: Artemis & Winkler Verlag (Sammlung Tusculum), 1997<br />

Heinze, Richard: Virgils epische Technik, 4. Aufl., Darmstadt: Wiss. Buchges., 1957<br />

Holtorf, Herbert: P. <strong>Vergil</strong>ius Maro – Die grösseren Gedichte, Freiburg/ München: Verlag<br />

Karl Alber, 1959<br />

Liebermann, Wolf-Lü<strong>de</strong>r: Aeneas – Schicksal und Selbstfindung. In: Görgemanns, Herwig;<br />

Schmidt, Ernst A. (Hrsg.): Studien zum antiken Epos, Meisenheim a. Glan, 1976, S. 172-<br />

207<br />

Lyne, Richard Oliver Allen Marcus: Further voices in <strong>Vergil</strong>'s Aeneid, Oxford: Clarendon<br />

Press, 1992<br />

Menge, Hermann: Langenscheidt Wörterbuch Lateinisch, Berlin/ München: Langenscheidt<br />

KG, 1963<br />

Pötscher, Walter: <strong>Vergil</strong> und die göttlichen Mächte: Aspekte seiner Weltanschauung,<br />

Hil<strong>de</strong>sheim [u.a.]: Olms Verlag, 1977<br />

Wissowa, Georg (Hrsg.): Paulys Real-Encyclopädie <strong>de</strong>r classischen Altertumswissenschaft<br />

/ [Begr.: August F. Pauly], Stuttgart: Metzler; 6, <strong>2.</strong> Euxantios – Fornaces; 1909


Ashenfelter, John; Holmes, Daniel; Morford, Mark: Ancient Paths through Text and<br />

Image, <strong>Vergil</strong>’s Dido, A multimedia path; University of Virginia<br />

Rev. 2002-03-14<br />

Sowie eigene Materialien aus <strong>de</strong>m Proseminar und an<strong>de</strong>ren Veranstaltungen

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