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1948 - Geologische Bundesanstalt

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VERHANDLUNGEN<br />

DER<br />

GEOLOGISCHEN BUNDESANSTALT<br />

Heft 1-3 Wien, Jänner-Februar-März 1949<br />

Inhalt: Jahresbericht der <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong> über das Jahr <strong>1948</strong>.<br />

NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.<br />

Jahresbericht<br />

der <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong> über das Jahr <strong>1948</strong><br />

I. Bericht über die Tätigkeit der Anstalt<br />

erstattet von dem Direktor Hofrat Prof. Dr. G. Götzinger.<br />

Die vielfach verzweigte und umfassende Tätigkeit der <strong>Geologische</strong>n<br />

<strong>Bundesanstalt</strong> sowohl nach der wissenschaftlichen, wie praktischgeologischen<br />

Seite hin, hat sich im Berichtsjahr im allgemeinen in<br />

manchen Sparten bedeutend vergrößert, wohl auch ein Symbol der<br />

Aufwärtsentwicklung unseres Staates, die trotz bestehender<br />

Besatzung und trotz des noch fehlenden Staatsvertrages gute Fortschritte<br />

zu verzeichnen hat. Die Agenden haben sich dadurch neuerdings<br />

bedeutend vermehrt. Für die Bewältigung der laufenden und<br />

dringlichen Arbeiten haben sich die Beamten und Angestellten des<br />

Hauses anerkennenswerte Verdienste erworben.<br />

Von der mannigfaltigen, schon im Jahresbericht über 1947 erwähnten<br />

Konsiliartätigkeit der <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong><br />

für verschiedene Bundesministerien und staatliche Behörden<br />

kann erwähnt werden, daß sie nicht nur sachliche Erweiterung fand,<br />

sondern auch für verschiedene Fachabteilungen der Bundesministerien<br />

neu aktiviert wurde. Insbesondere an dem Rohstoffkataster,<br />

den die <strong>Geologische</strong> <strong>Bundesanstalt</strong> im Einvernehmen<br />

mit der Obersten Bergbehörde des Bundesministeriums für Handel<br />

und Wiederaufbau bearbeitet, wurde vielfach gearbeitet und die Arbeiten<br />

am Quellenkataster fortgesetzt. Ein*' wichtiges Gebiet<br />

wurde dieGrundwasserforschungin der „Studienkommission<br />

für die III. Wasserversorgung von Wien", welche mehrere Sitzungen<br />

im Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau unter Heranziehung<br />

der <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong> abhielt.<br />

Der Direktor als ständiges Mitglied der Bundeshöhlenkommission<br />

im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft bemühte sich<br />

weiter um die Fortführung der karstgeologischen Forschungen,<br />

wobei der mannigfachen Förderung durch Ministerialrat<br />

Dr. R. Saar dankend gedacht sei. An der Fortführung der zum<br />

Verhandlungen. 1949 1


2<br />

hundertjährigen Jubiläum der <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong> vorzulegenden<br />

Lagerstätten karte von Österreich, dem Entwurf einer<br />

Baustoffkarte und einer Grundwasserkarte von Österreich ist auch<br />

das Institut für Raumforschung der Akademie der Wissenschaften<br />

(Prof. H. Hassinger) sehr interessiert. Daß unsere Lagerstättenforschungen<br />

und der Lagerstättenkataster manche Beiträge auch<br />

hinsichtlich der mittelalterlichen und neuzeitlichen Münzenprägeorte<br />

für das Museum für österreichische Kultur liefern konnten, sei hier<br />

angemerkt. Landesregierungen wurden hinsichtlich Wasserkraftanlagen,<br />

Baustoffen, Industriemineralien, nutzbarer Lagerstätten und<br />

Wasserversorgungsfragen mehrfach laufend beraten.<br />

In Fortführung seiner Arbeiten 1947 lieferte Dr. W. Heißel für<br />

den Wasserkraftkataster des Bundesmmisteriums für Handel<br />

und Wiederaufbau geologische Beschreibungen der Flußgebiete:<br />

Silltal, Pitztal, Zillertal, Inntal (2 Teile), während Dr. H. Küpper<br />

die Flußgebiete Schwarza, Pitten und Leitha für den Wasserkraftkataster<br />

bearbeitete.<br />

In personeller Hinsicht ist folgendes zu bemerken: Mit Erlaß<br />

des Bundesministeriums für Unterricht wurde Prof. Dr. G. G ö t-<br />

zinger zum Hofrat ernannt, worin dieser eine Anerkennung seiner<br />

fortgesetzten Aufbautätigkeit in der <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong> erblickt.<br />

Bei der Gedenkfeier der <strong>Geologische</strong>n Gesellschaft im März<br />

<strong>1948</strong> für Hofrat Dr. O. Ampferer sprach der Direktor herzliche<br />

Gedächtnisworte für den bedeutendsten Geologen Österreichs, dessen<br />

Hauptwerke mit der <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong> verknüpft sind.<br />

Vom Bundesministerium für Soziale Verwaltung wurde Bergrat<br />

Dr.-Ing. O. Hacklzum Mitglied der balneologisohen Kommission<br />

ernannt.<br />

Ab 1. Jänner <strong>1948</strong> trat Dr. H. Küpper als Vertragbediensteter<br />

in die <strong>Geologische</strong> <strong>Bundesanstalt</strong> ein. Dr. Küpper, dessen frühere<br />

Arbeiten speziell in den niederösterreichischen Kalkalpen bekannt<br />

sind, war seit 1927 als praktischer Geologe im Ausland tätig, arbeitete<br />

erdölgeologisch meist in Südostasien, Sumatra, Java, Borneo und<br />

war im Oktober 1947 nach Österreich zurückgekehrt. Die Anstalt<br />

begrüßt in ihm einen vielseitigen Forscher und Mitarbeiter.<br />

Da im Dienstpostenplan keine weiteren Fachstellen zur Verfügung<br />

standen, mußten die früheren Geologen der Anstalt Dr. 0. Reithof<br />

er und Dr. O. Schmidegg in den Ruhestand versetzt werden;<br />

jedoch hat die Direktion ihre teilweisen Arbeitsleistungen für die<br />

<strong>Geologische</strong> <strong>Bundesanstalt</strong> für dieses Jahr durch Einreihung als auswärtige<br />

Mitarbeiter gesichert.<br />

Das Jahr <strong>1948</strong> brachte die Pensionierung von Frau Oberoffizial<br />

M. Girardi, der von der Direktion der Dank für ihre langjährige<br />

Tätigkeit in der Anstalt ausgesprochen wurde.<br />

Die Leitung der Kanzlei besorgte weiter Frau E. Z a c e k (geb.<br />

Kornher). Im Museum war weiter Frau Posch acher auf<br />

Grund eines Werksvertrages tätig. Sonst sind keine Veränderungen<br />

im Personalstand zu verzeichnen<br />

Von größeren Ereignissen ist das der Abhaltung des 18. Internationalen<br />

Geologenkongresses in London zu bemerken,


zu welchem der Direktor von seiten des Bundesministeriums für<br />

Unterricht als Vertreter der <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong> delegiert<br />

wurde. Er hatte auch die <strong>Geologische</strong> Gesellschaft zu vertreten. An<br />

der Tagung nahmen 1700 Fachmänner teil.<br />

Dr. Götzinger verlas dort in der Sektion der Paläontologischen<br />

Union das eingehende Beferat von Dr. R. Grill über das Tertiär<br />

im Wiener Becken, welche Arbeit für die Verhandlungen des Kongresses<br />

in Druck genommen wurde. Der Direktor hatte auch Ger<br />

legenheit, in seiner Eigenschaft als derzeitiger Präsident der Internationalen<br />

Quartärvereinigung, mit verschiedenen Quartärforschern,<br />

besonders von England und Amerika, der nordischen Staaten und<br />

von Deutschland in Verbindung zu treten.<br />

Die englische <strong>Geologische</strong> Anstalt (Geological Survey of Great<br />

Britain) hatte die wesentlichsten Grundlagen für alle Konferenzen<br />

des Kongresses geschaffen. Auf Grund des Studiums im großartigen<br />

geologischen Museum konnte der Direktor sehen, wie sehr in Großbritannien<br />

die geologische Einzelforschung im Dienste sowohl der<br />

wissenschaftlichen Erkenntnis wie der Erkundung und Ausnützung<br />

der Bodenschätze des Landes steht und wie beide Interessensphären<br />

harmonisch abgestimmt sind. Die eingehende Landeskartierung schafft<br />

jeweils die maßgebenden Grundlagen. Das dem Kongreß vorgelegte<br />

Monumentalwerk über die regionale Geologie von Großbritannien<br />

bietet ein Musterbeispiel, wie beiden Aufgabenkreisen Bechnung getragen<br />

wird.<br />

War das genannte Werk mit verschiedenen wissenschaftlichen<br />

Führerheften für die zahlreichen geologischen Exkursionen des Kongresses<br />

eine Gabe der Regierung an den Internationalen Geologenkongreß,<br />

so hat dieser durch seine 400 Vorträge eine ungeahnte<br />

Fülle von neuen Erkenntnissen zur Geologie und Lagerstättenkunde<br />

aller Weltteile dargeboten. Ein Buch über die Geologie und Weltvorrätc<br />

der Blei- und Zinklagerstätten wurde gleichfalls vorgelegt.<br />

Der Kongreß bot dem Vertreter der <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong>,<br />

welche das älteste Institut des Kontinentes ist, und durch ihr Statut<br />

und das neue Lagerstättengesetz beiden genannten Aufgabenkreisen<br />

zu dienen hat, zahlreiche Anregungen. Auch die österreichische<br />

<strong>Geologische</strong> <strong>Bundesanstalt</strong> kann nur durch Intensivierung der<br />

geologischen Landesdurchforschung in möglichst großen<br />

Räumen zur weiteren Nutzbarmachung der mineralischen Rohstoffe<br />

beitragen.<br />

Von anderen Repräsentationen des Jahres seien genannt: Die Teilnahme<br />

der Anstalt an der 2. Leichtmetalltagung in Leoben und an<br />

der Tagung der „Steine und Erden" in Leoben, wobei Ing.Lechner<br />

die Anstalt vertrat, und die Teilnahme bei der Krahuletz-Feier in<br />

Eggenburg (Dr. Grill).<br />

Wie im November 1947 am Vortage des 70. Geburtstages von Prof.<br />

Dr. Hugo Hassinger, des bedeutenden Geomorphologen des Wiener<br />

Beckens, der Direktor dem Jubilar anläßlich der ihm zu Ehren veranstalteten<br />

großen landeskundlichen Exkursion durch das Wiener<br />

Becken und das nördliche Burgenland mit den Glückwünschen das<br />

Ernennungsdiplom zum Korrespondenten der <strong>Geologische</strong>n Bundes-<br />

3<br />

1*


4<br />

anstatt überreichte, so überbrachte zur Feier des 65. Geburtstages von<br />

Prof. J. S ö 1 c h, des Vertreters der physikalischen Geographie in<br />

Wien, der zur <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong> stets beste Beziehungen<br />

unterhält, der Direktor Glückwünsche und seinen Beitrag zu einer<br />

Festschrift, betitelt „Zur Morphologie der Salzburger Flyschberge".<br />

Wie auch schon 1947, so waren <strong>1948</strong> die Arbeiten der <strong>Geologische</strong>n<br />

<strong>Bundesanstalt</strong> neben der Landeskartierung ganz überwiegend<br />

Fragen der angewandten Geologie gewidmet und dies in<br />

noch stärkerem Ausmaße gegenüber 1947, da das mit 1. Dezember<br />

1947 in Kraft getretene Lagerstättengesetz sich auswirkte und laufend<br />

Bearbeitungen und Beratungen durch die <strong>Geologische</strong> <strong>Bundesanstalt</strong><br />

notwendig machte. Dadurch konnte erst die systematische Forschertätigkeit<br />

der <strong>Bundesanstalt</strong>, vielfach in Zusammenarbeit mit der<br />

Obersten Bergbehörde, in Angriff genommen werden. Das Gesetz<br />

bedeutet für die Anstalt eine wesentliche Vergrößerung ihrer Aufgaben<br />

für den Staat, was wohl auch in der nächsten Zeit eine<br />

stärkere Interessennahme der Aufnahmsgeologen der Anstalt auch<br />

für die praktischen Zwecke notwendig machen wird, so daß Vermehrungen<br />

des fachlichen Personals durchaus berechtigt erscheinen.<br />

Im Zuge der weiteren Arbeiten an der L ager statt enk arte<br />

mußte auch das in der Anstalt aufgesammelte Material von Gutachten<br />

und Beobachtungen aller Art hinsichtlich der nutzbaren<br />

Lagerstätten planmäßig geordnet werden, wodurch auch die Lagerstättenkarte<br />

einer umfassenden Erweiterung entgegengeht. Auf Grund<br />

des Lagerstättengesetzes zur Erforschung von Bitumenlagerstätten<br />

wurde im Einvernehmen mit dem Bundesminister<br />

für Handel und Wiederaufbau, Dr. K o 1 b, in dem früheren Arbeitsgebiet<br />

des Direktors (Blätter Salzburg, Mattighofen und Tittmoning)<br />

ein Forschungsauftrag an die Rohöl-Gewinnungs A. G. (RAG)<br />

erteilt, und zwar für den Raum zwischen Salzburg und Braunau (mit<br />

Ostbegrenzung Kobernausserwald—Westgrenze). Die bald darauf eingeleiteten<br />

Schürfbohrungen (Counterflush) auf Blatt Salzburg einerseits<br />

von der Oichten, anderseits vom Obertrumersee in nördlicher<br />

Richtung wurden laufend von der <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong> untersucht;<br />

schon die bisherigen Ergebnisse brachten beachtliche Ergänzungen<br />

zu dem bisherigen geologischen Kartenbild.<br />

Die meisten Geologen (einschließlich des Direktors) und einige auswärtige<br />

Mitarbeiter waren damit beschäftigt, sonstige Neuaufschließungen<br />

im Bergbau und neue Bohrungen auch in den anderen<br />

Bundesländern zu untersuchen.<br />

Die Abteilung Erdöl fuhr in der geologischen Untersuchung<br />

der erdölhöffigen Zonen Österreichs fort, so besonders im Tertiärgebiet<br />

von Niederösterreich N der Donau. DerFlysch wurde wie bisher<br />

in die erdölgeologische Erforschung einbezogen; er ist nun zwischen<br />

Thaya und Salzburg durch verschiedene Geologen weiter in Bearbeitung.<br />

Diese Arbeitsgemeinschaft ermöglichte auf gemeinsamen<br />

Exkursionen den Austausch der Erfahrungen der einzelnen Bearbeiter<br />

(Götzinger, Grill, Noth, Prey, und von auswärtigen<br />

Mitarbeitern Beck e r). Auf die Ausstattung des mikro-paläontologischen<br />

Laboratoriums wurde weiter großer Wert gelegt. Dieses kann


ereits auf gute Erfolge sowohl im Jungtertiär als auch im Flysch<br />

zurückblicken. Studien zur Charakteristik verschiedener Zonen der<br />

Kreide sind im Gange. Wichtige Bohrungen für die erdölgeologische<br />

Erforschung wurden bearbeitet und auch zahlreiche Proben für die<br />

mikropaläontologische Untersuchimg genommen. Ein größeres Gutachten<br />

wurde in der Abteilung Erdöl für das Bundesministerium<br />

für Handel und Wiederaufbau erstattet.<br />

Im Zuge der geologischen Detailuntersuchungen wurden in Bad<br />

Hall durch Niederbringung einer neuen Jodwasserbohrung beachtliche<br />

Erfolge erzielt.<br />

Die der Erdölabteilung angegliederte Abteilung für Sedimentpetrographie<br />

wurde laboratoriumsmäßig vollends eingerichtet.<br />

Es konnten nun Serien von Sedimenten zwecks Schwermineralanalyse<br />

untersucht werden. Ein Vergleich des Schwer miner alspektrums<br />

der Flyschkreide mit der Gosaukreide wird eine verlockende<br />

Aufgabe sein. Auch bei dem Bohrmaterial der neuen Bohrungen im<br />

neu entdeckten Kohlenbecken von Trimelkam in Oberösterreich<br />

war die Untersuchung nach Schwermineralien lehrreich, um identische<br />

Schichten in der Süßwassermolasse über und unter den Kohlenflözen<br />

festzustellen. Es wird eine dankbare Aufgabe der Zukunft sein,<br />

andere klastische Gesteine der Alpen, z. B. Grestener, Lunzer Sandsteine,<br />

auf ihren Schwermineralgehalt zu untersuchen.<br />

In der Abteilung Bergbau und Lagerstätten erwies sich<br />

die schon im Vorjahr vertiefte Zusammenarbeit mit Fachministerien<br />

(Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau, für Vermögenssicherung<br />

und Wirtschaftsplanung) als zweckdienlich zur Disponierung<br />

der verzweigten Arbeiten und zur eingehenden Durchforschung<br />

im Interesse des Wiederaufbaues in mancherlei Wirtschaftszweigen.<br />

Mit der Zusammenfassung der in den letzten Jahren erzielten<br />

Forschungsergebnisse konnte der Leiter der Abteilung, Dipl.-Ing.<br />

Lechner, bei der „Steine und Erden"-Tagung in Leoben ein eingehendes<br />

Referat erstatten. Umfassende Forschungen wurden namentlich<br />

auch über Rohstoffe der keramischen Industrie angestellt. Die<br />

Abteilung war dauernd durch laufende Arbeit an der geplanten<br />

Lagerstättenkarte in Anspruch genommen, wobei der Rahmen des<br />

im Vorjahr vorgelegten Entwurfes wesentlich erweitert wurde.<br />

In der Abteilung für Baustoff- und Baugrundgeogie<br />

wurden die einschlägigen Gesteine endgültig geordnet, wodurch<br />

für manche Fachfragen wieder geeignetes Vergleichsmaterial zur<br />

Verfügung steht. Die Steinbruchkartei (Baustoffe) wurde weiters geordnet<br />

und systematisch nach Bundesländern ausgeweitet; nur noch<br />

vom Burgenland und von Oberösterreich sind Ergänzungen durchzuführen.<br />

Die Abteilung bearbeitete nicht nur Baustoffe, sondern<br />

auch — nach vollzogener Arbeitsteilung mit der Abteilung „Bergbau<br />

und Lagerstätten" — gewisse Industriemineralien und hatte zahlreiche<br />

Gutachten und Informationen auf diesen Gebieten zu erstatten. Mit<br />

Genugtuung kann festgestellt werden, daß auch die in Einsicht genommenen<br />

fachlichen Aufzeichnungen in den Revierbergämtern der<br />

Erweiterung der Lagerstätten- und Baustoff-Kartei förderlich waren.<br />

5


(j<br />

Abteilung für Hydrogeologie. Im Frühjahr <strong>1948</strong> wurde<br />

der Direktor eingeladen, an der Schaffung einer „Studienkommission<br />

für die III. Wasserversorgung von Wien" im Bundesministerium für<br />

Handel- und Wiederaufbau mitzuwirken. Durch die nun folgenden<br />

hydrogeologischen Referate erhielt diese Abteilung einen bedeutenden<br />

Aufgabenkreis. Der Direktor übertrug die fachliche Bearbeitung<br />

besonders über die Grundwasserverhältnisse im südlichen Wiener<br />

'Becken Dr. H. Küpper. Nachdem diesem seitens der Gemeinde<br />

Wien (Wasserversorgungsreferat) das ausgedehnte Material von fast<br />

600 Bohrungen zur Verfügung gestellt worden war, konnte Dr. K ü p-<br />

per eine wichtige Karte über den Verlauf des Grundwassers^ über<br />

verschiedene Grundwasserhorizonte, über Grundwasseraustritte und<br />

über das Relief unter den wasserführenden Schottern liefern, was<br />

für die folgenden Beratungen von Wichtigkeit wurde (vergl. Bericht<br />

Küpper, S. 65 f.<br />

Prof. Dr. Götzinger beendete durch restliche Begehungen im<br />

Gebiet östlich von Weiz sein Gutachten zur Frage der Heranziehung<br />

der dortigen Quellen für die Ergänzung der Wasserleitung der Stadtgemeinde<br />

Weiz.<br />

Unsere weiteren Arbeiten für den Wasserkraftkataster, einer Abteilung<br />

des Bundesministeriums für Handel und Wiederaufbau, sind<br />

bereits oben errwähnt.<br />

Zum Teil aus eigenen Mitteln bestritt der auswärtige Mitarbeiter<br />

Dr, Becker die weiteren Aufnahmen und Untersuchungen der<br />

Naßgallen-Quellhänge und Hangmoore im oberösterreichisch-salzburgischen<br />

Grenzgebiet (vgl. Jahresbericht über 1947).<br />

Nach Kartierung der meisten Lokalitäten durch Dr. Götzinger<br />

wurden durch Dr. Becker an den meisten Stellen pflanzensoziologische<br />

Aufnahmen durchgeführt. Eine größere hydrogeologische<br />

und pflanzengeographische Arbeit ist darüber in Vorbereitung, die<br />

auch in bodenkundlicher Hinsicht auswertbar sein wird.<br />

Die diesjährigen Untersuchungen des Chemischen Laboratoriums<br />

sind in dem Bericht desselben enthalten. Ebenso wird<br />

auf den Bericht der Abteilung: Kartensammlung, Karto-><br />

graphie- und Photoabteilung hingewiesen.<br />

Abteilung Museum. Wenn auch die räumlichen Voraussetzungen<br />

für eine Ausstellung und Benützung der Musealbestände im<br />

Berichtsjahre und wohl auch im folgenden Jahre noch nicht gegeben<br />

sind, so machte die Sicherung, Ordnung und Etikettierung des Materials<br />

auch — quantitativ genommen — ansehnliche Fortschritte,<br />

dank der Fürsorge und dem Arbeitseifer des Museumsleiters J. L a n-<br />

ger. Es ist sein Verdienst, die alten Originale von Fossilien, Mineralien,<br />

Gesteinen und Lagerstätten sichergestellt zu haben. Gerade<br />

hinsichtlich der Fossilbearbeitungen ist nun der Vergleich mit den<br />

Originalstücken möglich geworden.<br />

Die geologische Landesaufnahme hatte im Jahre <strong>1948</strong><br />

auch viele Aufgaben der Lagerstättenforschung auf Grund des neuen<br />

Lagerstättengesetzes zu bewältigen; der Aufnahmsplan sah vor, daß<br />

in den kartierten Blättern auch jeweils die zugehörigen Lagerstätten<br />

mituntersucht werden. Doch wurden grundsätzlich auch bestimmte


andere Lagerstätten, außerhalb dieser Kartenblätter, genauen Untersuchungen<br />

unterzogen. Neben den erdölhöffigen Gebieten wurden<br />

Neuaufschließungen von Kohlen- und Erzlagerstätten laufend studiert<br />

und die Umgebung geologisch kartiert.<br />

Bei der geologischen Landeskartierung waren tätig die Geologen<br />

des Hauses: Beck-Mannagetta, Götzinge r, Grill, Heiße 1,<br />

Küpper, Lechner, Mohr, Noth, Prey, Ruttner und Waldmann;<br />

zu den bereits 1946 und 1947 in Verwendung gestandenen<br />

auswärtigen Mitarbeitern: Becker, Hießleitner, Kahler und<br />

Purkert kamen neu hinzu: Exner, Reithofer, Schadler,<br />

Schmidegg und Thurner.<br />

Die Geologen berichten über die Ergebnisse im Teil II.<br />

Was die wissenschaftlichen Veröffentlichungen an^<br />

langt, so wurden im Berichtsjahr ausgegeben:<br />

1. Verhandlungen der <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong>,<br />

Band 1946, mit den wissenschaftlichen Beiträgen von Ampferer,<br />

Bürgl, Clar, Götzinger, Grill, Hackl, Hayr, Hießleitner,<br />

Kahler, Lechner, Mohr, Mottl, Nickel, Noth, W. E.<br />

Petrascheck, Prey, Ruttner, Schadler, Schouppe,<br />

Schwinner, Sieb er, Wald mann, Wiesböck, Woletz.<br />

2. Jahrbuch der <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong>, Band<br />

1946 (mit zwei Doppelheften), mit Beiträgen von Kühn, Schwarzach<br />

e r und Zapfe.<br />

3. Abhandlungen der <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong>,<br />

Band XXVI, Heft 1: F. Trauth, Geologie des Kalkalpenbereiches<br />

der 2. Wiener Hochquellenleitung (ein 98 Seiten starker Folioband<br />

mit 12 Tafeln). Das Erscheinen dieses Bandes war im Jahresbericht<br />

über 1947 schon angekündigt worden. Das Werk behandelt das Quellgebiet<br />

an und nächst der steirischen Salza und die Leitungsstrecke<br />

bis Scheibbs. Die Drucklegung des wertvollen Bandes ist dem Gemeinderat<br />

der Stadt Wien zu danken. Im besonderen spricht die<br />

Direktion dem Vorstand der Städtischen Wasserwerke, Senatsrat<br />

Dipl.-Ing. A. Steinwender, für das verständnisvolle Interesse für<br />

die .Herausgabe des Werkes den verbindlichsten Dank aus.<br />

Ein zweites Heft, welches die Geologie der Leitungstrasse Scheibbs<br />

bis Wien behandeln soll, welche vor allem die Flyschzone verquert,<br />

wird von den Bearbeitern G. Götzinger und F. Trauth vorbereitet.<br />

Die Redaktion sämtlicher Veröffentlichungen besorgte der Direktor.<br />

Durch den befriedigenden Fortschritt in unseren Veröffentlichungen<br />

haben wir eine erfreuliche Zunahme des Schriftentausches mit verschiedenen<br />

geologischen Instituten und Behörden erzielt.<br />

Von geologischen Karten stehen im Druck, bzw. sind für<br />

den Druck vorbereitet:<br />

Blatt Litschau—Gmünd 1:75.000.<br />

Blatt Salzburg—West 1:50.000.<br />

Die Obsorge für die verzweigten Bedürfnisse der Anstalt in allen<br />

personellen, fachlichen und sachlichen Belangen lag wiederum in den<br />

bewährten Händen der Referenten im Bundesministerium für Unterricht.<br />

Die Direktion der <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong> nimmt die Ge-<br />

T


8<br />

legenlieit wahr, den Herren Sektionschef Dr. 0. Skrbensky und<br />

Sektionsrat Dr. F. Swoboda den geziemenden Dank auszusprechen.<br />

Wissenschaftliche Arbeiten der Geologen (<strong>1948</strong>)<br />

außerhalb der Veröffentlichungen der Geologisch<br />

en <strong>Bundesanstalt</strong>.<br />

Beck-Mannagetta, P.: Zur Morphotektonik des Koralpen-Ostrandes.<br />

Mitt. d. Geogr. Ges. B. 90, <strong>1948</strong>, S. 13—19.<br />

Götzinger, G.: Die <strong>Geologische</strong> <strong>Bundesanstalt</strong>. In der Festschrift:<br />

Hundert Jahre Unterrichtsministerium. <strong>1948</strong>, S. 89—91.<br />

— Der Doppelgletschertopf bei Badgastein und seine Geschichte.<br />

Badgasteiner Badeblatt Nr. 18 und 19, <strong>1948</strong>.<br />

— (Nachtrag) Hofrat Dr. O. Ampfer er. Wiener Zeitung, 11. Juli<br />

1947.<br />

Hackl, O.: Zur Frage einer Analysen-Norm von Mineralwässern.<br />

Zeitschrift f. physikal. Therapie, Bäder- u. Klima-Heilkunde, I, 101,<br />

<strong>1948</strong>.<br />

— Stellungnahme zu den Analysen-Normen für Mineralwässer. Zeitschrift<br />

f. Lebensmittel-Untersuchung u. -Forschung. 88, <strong>1948</strong>,<br />

5. Heft, 59. ' i<br />

Heißel, W.: Zur Erinnerung an Frau Ogilvie Gordon. Berge und<br />

Heimat, 4, Heft 7, S. 222—223, <strong>1948</strong>.<br />

Küpper, H., Zur hydrogeologischen Situation S der Donau. Zeitschrift<br />

d. Ver. d. österr. Gas- u. Wasserfachmänner. <strong>1948</strong>, Heft 12.<br />

Mohr, H.: Über eine Million Devisen erspart! Montagausgabe der<br />

Wirtschaft. <strong>1948</strong>, Nr. 8, vom 19. April.<br />

Auch im Berichtsjahre haben wir den Tod verschiedener Fachmänner<br />

auf den Gebieten der Geologie und Grenzwissenschaften zu<br />

beklagen. Die folgende Totenliste wurde von J. Windbrechtinge r<br />

und vom Direktor zusammengestellt.<br />

Totenliste<br />

verstorbener Fachmänner des Jahres <strong>1948</strong>.<br />

Jioukiowsky, Etienne, Dr. Assistent am Musee d'Histoire naturelle<br />

Geneve. — Geb. 1869 in Lausanne; gest. am 21. Jänner <strong>1948</strong>.<br />

Kennart, Alfred Sanier. Geologe. — Geb. 1870; gest. am 11. Juni <strong>1948</strong>.<br />

Lacroix, Francois Antoine Alfred, Prof. Direet. Lab. Mineral.<br />

Musee national d'Hist. nat. — Geb. in Macon am 4. Februar<br />

1863; gest. in Paris am 16. März <strong>1948</strong>.<br />

Matt lies, Francois Emile, Glazialgeologe. — Geb. in Amsterdam<br />

am 16. März 1874; gest. am 21. Juni <strong>1948</strong>.<br />

Pringle, John, Dr. Paläontologe. — Geb. 1877; gest. am 2. August<br />

<strong>1948</strong>.<br />

Sacco, Frederico, Prof. am Politecnico, Torino. — Geb. am 5. Februar<br />

1864; gest.' am 2. Oktober <strong>1948</strong>.<br />

S äve-S öderbergh, Gunnar, Prof. Paläozoologe. — Gest. am<br />

8. Juni <strong>1948</strong>.


S her lock, R. L; Dr. Geologe des GeoL Surv. Great Britain. —<br />

Geb. .am. 26. August 1875; gest. am 18. Jänner <strong>1948</strong>.<br />

Srbik, Robert R. v. Dr. Glazialgeologe; Verfasser der Bibliographie<br />

der Ostalpen. Geol. Inst. Univ. Innsbruck. — Gest. am 26. Oktober<br />

<strong>1948</strong>. (Nachruf R. v, Klebelsberg, in: Berge und Heimat, 1949,<br />

Heft 2.)<br />

Stifft, Gottlieb, Angela, Leiterin des Krahuletz-Museum,» Eggenburg.<br />

— Gest. <strong>1948</strong>.<br />

Abteilung Erdöl (<strong>1948</strong>).<br />

Bericht von Dr. Rudolf Grill, Leiter der Abteilung.<br />

Die geologische Neuaufnahme wichtiger Abschnitte der erdölhöffigen<br />

Gebiete Österreichs wxirde fortgesetzt. Der Referent könnte<br />

die Kartierung des• Klippenräumes. der weiteren Umgebung von Ernstbrunn<br />

im Bereich der Blätter 1:75.000 Gänserndorf, Mistelbach,<br />

Tulln, Hollabrunn weitgehend abrunden. Der Flysch des Südendes<br />

des Rohrwaldzuges, insbesondere die Unterkreide, wurde einem detaillierten<br />

Studium unterzogen. Eine Anzahl von Tagen wurde Begehungen<br />

des Bisamberges und einzelner Teile des Marchfeldes ge-<br />

'widmet. Dr. Noth setzte die Kartierung der Flyschzone zwischen<br />

Krems und Steyr fort. Die wichtigsten Ergebnisse der genannten<br />

Arbeiten finden sich unter den Aufnahmsberichten mitgeteilt.<br />

Von seilen der Direktion war für die K


10<br />

neu auszustatten. Damit können Schwermineralanalysen serienmäßig<br />

durchgeführt werden. Untersucht wurden Profile von Flyschbohrungen<br />

und Aufsammlungen aus der Flyschzone, verschiedene Molasseprofile<br />

u. a. Näheres ist dem Tätigkeitsbericht von Dr. G.<br />

Wo letz zu entnehmen.<br />

In der Zeit vom 6. bis 10. Oktober <strong>1948</strong> nahm der Referent in<br />

Begleitung des Direktors zusammen mit Vertretern der Rohöl-Gewinnungs<br />

AktGes, an einer Befahrung des Raumes Salzburg—Braunau<br />

teil. Dieser wird von der genannten Firma auf Grund eines von der<br />

<strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong> im Zuge der Durchführung des Lagerstättengesetzes<br />

verliehenen Forschungsauftrages auf das Vorhandensein<br />

nutzbarer Bitumenlagerstätten geprüft. Die Untersuchungen<br />

werden in Zusammenarbeit mit der Anstalt durchgeführt.<br />

Ein weiterer Forsehungsauftrag wurdei von seiten der Anstalt mit<br />

Unterstützung der Rohöl-Gewinnungs Akt.Ges. Herrn Dr. E. K a m p t-<br />

ner erteilt, der mit der geologisch-stratigraphisclien Gliederung der<br />

tertiären Lithothamnienkalke von Österreich betraut wurde. Im Zuge<br />

der Durchführung des Auftrages bereiste der Referent zusammen mit<br />

Herrn Dr. E. Kamptner wiederholt die wichtigsten Fundstellen<br />

von Lithothamnienkalken im Außeralpinen Wiener Becken (Zogelsdorf,<br />

Mailberger Buchberg), im Klippenraum (Niederleis), im südlichen<br />

Wiener Becken (Kaisersteinbruch, Mannersdorf, Müllendorf,<br />

Wöllersdorf usw.), im Bereich der Wiener-Neustadt—ödenburger<br />

Pforte (St. Margaretheil). Der Besuch des Zistersdorfer Steinberges<br />

wurde Herrn Dr. E. Kamptner durch das Entgegenkommen der<br />

Rohöl-Gewinnungs Akt.Ges. erleichtert.<br />

Die Abteilung erstellte Fachexposees für das Bundesministerium<br />

für Handel und Wiederaufbati, Oberste Bergbehörde. Die Erdölindustrie<br />

wurde in allen geologischen Angelegenheiten dauernd beraten.<br />

Die Direktion der Landes-Kuranstalten Bad Hall wurde bezüglich<br />

der Niederbringung einer neuen Jodwasserbohrung Möderndorf 1<br />

beraten und es wurde diese Sonde vom Referenten geologisch betreut.<br />

Am. 21. November <strong>1948</strong> nahm der Referent als Vertreter der <strong>Geologische</strong>n<br />

<strong>Bundesanstalt</strong> an einer Feier anläßlich des 100. Geburtstages<br />

von Johann K r a h u 1 e t z in Eggenburg teil.<br />

Der Hilfsdienst der Abteilung wurde durch drei, zeitweise vier<br />

Angestellte besorgt.<br />

Die im Jahre <strong>1948</strong> durchgeführten<br />

Schwermineraluntersuchungen.<br />

Bericht von Dr. Gerda Woletz.<br />

Zu Ende 1947 und während des Jahres <strong>1948</strong> konnten wichtige<br />

Anschaffungen für das sedimentpetrographisehe Laboratorium gemacht<br />

werden, die Arbeitsbedingungen hatten sich gebessert, so<br />

daß nun die Analysen serienweise durchgeführt werden konnten.<br />

Es begann die Bearbeitung eines 500 m mächtigen Eozän-Flyschprofils<br />

der Bohrung RAG 3 6. Aus 29 untersuchten Kernproben,<br />

ist regelmäßig der hohe Zirkongehalt ersichtlich und bleibt durch


500 m Mächtigkeit konstant. Das Schwermineralspektrum zeigt dieselben<br />

Zahlenverhältnisse wie das der im Vorjahr bearbeiteten Eozänproben.<br />

Diese große Übereinstimmung und Gleichmäßigkeit im Mineralgehalt<br />

ließen auf gute Verwendbarkeit dieses Charakteristikums<br />

hoffen, und tatsächlich war es in der Folge möglich, die von<br />

Dr. Küpper während seiner Aufnahmstätigkeit im Bereiche des<br />

Karlenblattes Baden—Neulengbach gesammelten Gesteinsproben in<br />

die beiden Gruppen:<br />

a) Zirkonreich Eozän<br />

b) Granatreich Oberkreide<br />

einzuordnen. Die gleichzeitig bearbeiteten Gosau-Proben ergaben<br />

Schwermineralspektren, die denen der Gesteine aus der Oberkreide<br />

sehr ähnlich sind.<br />

Schöne Ergebnisse brachten auch die Analysen der Kernproben<br />

aus Bohrungen im „Neu-Wildshuter Kohlengebiet" (Hollersbach<br />

2, 3, 4, Trimelkam 1, Roidham 1, Diepoltsdorf 1, Mühlach).<br />

Regelmäßig erscheint in den Schichten oberhalb der Kohle Granat<br />

als Hauptkomponente, begleitet von Staurolith, daneben Zirkon. Im<br />

liegenden fehlt der Granat und Staurolith ist das herrschende<br />

Schwermineral. (Nach Wiesen e der, N. Jb. f. Min. usw., Abt. B,<br />

Bd. 88, 1943, entwickelt sich die Staurolithassoziation offenbar durch<br />

Verwitterungsauslese — Verwitterung unter Moorbedeckung — aus<br />

der Granatprovinz.)<br />

Eine Serie von Proben aus einem Profil durch den Wienerwald,<br />

die Herr,Hofrat Götzinger im Bereich des Kartenblattes Baden—<br />

Neulengbach gesammelt hat, waren zu Ende des Jahres in Bearbeitung.<br />

Die aus Oberkreideflyseh und Eozänflysch bekannten Schwerlnineralgesellschaften<br />

waren auch diesmal anzutreffen. Die auffallenden<br />

Abweichungen in der mineralogischen Zusammensetzung von<br />

Proben, die aus der Nähe der Klippenzone stammen, müßten noch<br />

durch eine eingehendere Untersuchung verfolgt werden.<br />

Die Untersuchung der Melker Sande ist noch unbefriedigend.<br />

Die für die Analyse verfügbar gewesenen Proben waren aus räumlich<br />

zu weit voneinander entfernt gelegenen Orten gesammelt. Der<br />

stark wechselnde Schwermineralgehalt konnte daher für eine Zusammenfassung<br />

oder Ausscheidung einzelner mineralogisch einheitlicher<br />

Bereiche noch nicht als Grundlage dienen.<br />

Für weitere Sehwermineralanalysen stehen Kartierungs- und Bohrproben<br />

aus dem Jungtertiär Bl. Mattighofen und Salzburg sowie<br />

solche von Lunzer und Grestener Schichten aus den Niederösterreichischen<br />

Kalkalpen bereit.<br />

Abteilung Bergbau und Lagerstätten (<strong>1948</strong>).<br />

Bericht von Dipl.-Ing. K. Lechner, Abteilungsleiter.<br />

Die in den letzten Jahren vorgenommenen Forschungsarbeiten auf<br />

Rohstoffvorkommen für die keramische Industrie hatten gezeigt, daß<br />

Tone höherer Feuerfestigkeit in erster Linie am Rande der Böhmischen<br />

Masse zwischen Krems und St. Polten zu finden sind. In<br />

11


12<br />

Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis „Steine-Erden" beim Bundesministerium<br />

für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung, Unterausschuß<br />

„Silika und Schamotte", war es möglich, diesen Bereich<br />

eingehender zu untersuchen.<br />

Die Arbeiten erstreckten sich zuerst auf die Umgebung bereits<br />

bekannter Tonlager, wie Baumgarten, Oberfucha, Tiefenfucha und<br />

Eggendorf bei Fürth und Anzenhof, Winzing und Großrust bei<br />

Statzendorf. Später gelang es auch, bei Geyersberg im Dunkelsteiner<br />

Walde und bei Kleinrust bisher noch nicht bekannte Vorkommen<br />

aufzufinden.<br />

Bei allen diesen Vorkommen handelt es sich um kaplinisehe Zersetzungsprodukte<br />

des Granulits, die teils an Ort und Stelle verblieben,<br />

vielfach aber auch mehr oder weniger umgelagert worden<br />

sind.<br />

In Kleinrust liegt der Ton an der Basis der Melker Sande und<br />

bildet das unmittelbare Hangeride eines schwachen Glanzkohlenflözes,<br />

das früher in beschränktem Umfange auch abgebaut worden<br />

ist. Nach seiner Beschaffenheit zählt dieser Ton zu den besten<br />

Sorten, die bisher in Österreich bekannt sind.<br />

Die ausgedehnten Tonvorkommen bei Stoob im Burgenland sowie<br />

das in diesem Jahre neuerlich in Ausbeutung genommene Kaolinvorkommen<br />

bei Mallersbach an der niederösterr.-mährischen Grenze<br />

wurden vom Berichterstatter gleichfalls kurz besichtigt.<br />

Über die Ergebnisse aller in den letzten Jahren durchgeführten<br />

Forschungsarbeiten auf keramische "Rohstoffvorkommen wurde anläßlich<br />

der in Leoben abgehaltenen „Steine-Erden"-Tagung vom Referenten<br />

ausführlicher berichtet.<br />

Durch das mit 1. Dezember 1947 in Kraft getretene „Lagerstättengesetz",<br />

mit welchem die <strong>Geologische</strong> Rundesanstalt in Zusammenarbeit<br />

mit der Bergbehörde mit der Durchforschung des Bundesgebietes<br />

nach nutzbaren Lagerstätten beauftragt worden ist, wurde<br />

der Aufgabenkreis der Abteilung noch wesentlich erweitert.<br />

Zunächst erschien es notwendig, die bei der Abteilung aufliegende<br />

umfangreiche Sammlung von nicht veröffentlichten Gutachten über<br />

zahlreiche Lagerstätten in Österreich entsprechend zu sichten. Gleichzeitig<br />

wurde auch begonnen, von jedem Vorkommen ein eigenes;<br />

Karteiblatt anzulegen, auf welchem die für die betreffende Lagerstätte<br />

charakteristischen Daten einschließlich Literaturangaben übersichtlich<br />

zusammengefaßt sind.<br />

Eine der Hauptaufgaben war wiederum die geologische Bearbeitung<br />

und Beratung von Neuaufschlüssen und Bohrungen auf Kohlenvorkommen.<br />

Im einzelnen bearbeiteten:<br />

Direktor Professor Dr. G. Götzinger: Revier Ostermiething,<br />

Oberösterreich.<br />

Prof. Dr. H. Mohr: Bohrung Hautzenbichl bei KnittelfeM, Bohrung<br />

bei Zangthal, Steiermark.<br />

Dr. A. Ruttner: Bohrungen Göriach bei Aflenz, Steiermark,<br />

Bergbaue Seekopf und Pöllenreith bei Lunz, Moosau, Gaming und<br />

Gresten in Niederösterreich, Unterlaussa in Oberösterreich.


Dipl.-Ing. K. Lechner: Bergbaue Langau, Starzing und Gloggnitz<br />

in Niederösterreich, Ritzing im Burgenland.<br />

Abteilung für Baustoff- und Baugrundgeologie (<strong>1948</strong>).<br />

Von Prof. Dr. H. Mohr, Leiter der Abteilung.<br />

Mit der Benützbarmachung der im Kellergeschoß untergebrachten<br />

Sammlungen, die durch die Kriegseinwirkungen sehr stark gelitten<br />

hatten, wurde die Arbeit der Abteilung wieder in geregelte Bahnen<br />

gelenkt. Sie erstreckte sich auf die Fortsetzung der Fragebogenaktion<br />

(Anfragen .bei den Gemeindeämtern über das Vorhandensein<br />

von Gewinnungsorten für Baumaterialien und Aussendung der Fragebögen<br />

an die Unternehmer). Die Durchführung dieser Aktion gehörte<br />

in den Aufgabenkreis der Mitarbeiterin Frau Dr. Traute W i e s b ö c k.<br />

Die auf dem obigen Wege festgestellten Gewinnungsstellen (Steinbrüche<br />

und Gräbereien) wurden von ihr einerseits nach Rohstoff<br />

und Gewinnungsort in die Kartei eingeordnet und anderseits in<br />

Arbeitsblätter (Maßstab 1:50.000) — durch besondere Signaturen<br />

kenntlich gemacht — eingetragen. Diese Arbeit ist — soweit Kartenunterlagen<br />

vorhanden sind — für die Länder Niederösterrech, Steiermark,<br />

Kärnten, Tirol und Vorarlberg erledigt. Insgesamt wurden<br />

über 3000 Anfragen ausgesendet und zum größeren Teil auch beiantwortet.<br />

Die Fortsetzung dieser Erhebungsarbeit wird sich zunächst auf<br />

das Land Ober Österreich zu erstrecken haben, wofür die notwendigen<br />

Vorarbeiten bereits getan sind.<br />

Die eingesendeten Muster von Gebirgsarten wurden bestimmt, etikettiert<br />

und den Sammlungen der Kellerräumlichkeiten einverleibt.<br />

Recht vielseitig war die beratende Tätigkeit der Abteilung, welche<br />

verschiedene Anfragen öffentlicher und privater Interessenten betraf,<br />

die über Baustoffe oder Industriemineralien Informationen einholten.<br />

Von wichtigeren Anfragen werden im Nachstehenden einige<br />

angeführt:<br />

Bezugsquellen von Bentonit als Zusatz zur Spülflüssigkeit bei<br />

Tiefbohrungen; Bewertung eines Grundstückes unter Berücksichtigung<br />

seines Inhaltes an verwertbarem Kalksandstein; Verwendungsmöglichkeiten<br />

des Leukophyllits von Weißkirchen, Obersteier; weißbrennende<br />

Geschirr tone; Angertalmarmor bei Gastein, Abbauvertrag;<br />

Verwendungsmöglichkeit des Steinbruchabfalls von einem Kalkbruch<br />

in Mannersdorf; Lage und Aussichten des österr. Glimmerbergbaues;<br />

Verwendungsmöglichkeiten des Travertins von Maria Buch bei Judenburg;<br />

Vorkommen von Kaolin, Feldspat und Quarz in Österreich;<br />

Ausbeutung eines Vorkommens von rotem Granit bei Weitra, Waldviertel;<br />

Zuschlagstoffe für Beton, Umgebung von Groß Siegharts;<br />

Vorkommen von Glassand in Österreich; Ornamentsteine für den<br />

Neubau eines Gesandtschaftsgebäudes; Verwendbarkeit verschiedener<br />

Natursteinmuster als Brückenverkleidung in St. Polten.<br />

Im August <strong>1948</strong> wurden die Bevierbergämter in Salzburg, Klagenfurt,<br />

Graz und Leoben aufgesucht, um Daten über Neuaufschlüsse,<br />

bzw. Gewinnungsstellen mineralischer Rohstoffe zu sammeln.<br />

13


14<br />

Anfangs November wurde das neue Hoffnungsgebiet für die österr.<br />

Schwerspatgewinnung im Semmeringgebiet mit Vertretern der Bleiberger<br />

Bergwerks-Union begangen. Hiebei wurden außer dem im<br />

Abbau genommenen Vorkommen zwischen Spnnwendstein und Arzkogel<br />

vom Berichterstatter noch zwei weitere Ausbisse (östl. von<br />

Steinhaus am Semmering und am Südabhang des Wiesenkogels,<br />

Gr.Otter) bekanntgegeben.<br />

Seit dem Herbst 1947 ist der Berichterstatter (H. Mohr) mit<br />

der Abhaltung der Vorlesungen und Übungen über Geologie an der<br />

Technischen Hochschule in Wien betraut.<br />

Bohrarchiv (<strong>1948</strong>).<br />

Bericht von Dr. Gerda Woletz.<br />

Während des Jahres <strong>1948</strong> erhielt das Bohrarchiv einen Zuwachs<br />

von 596 Bohrprofilen, die aus dem Gebiete von Wien und Umgebung,<br />

und dem Räume Wiener-Neustadt, Steinfeld stammen. Sie wurden<br />

vor allem für verschiedene Arbeiten in diesen Gebieten von<br />

Dr. Küpper gesammelt.<br />

Von 268 Profilen von Erdöl-Strukturbohrungen, die aus dem<br />

Archiv der Erdölabteilung verlorengegangen waren, wurden Duplikate<br />

verschafft und dem Erdölarchiv wieder einverleibt.<br />

Arbeiten im Chemischen Laboratorium (<strong>1948</strong>).<br />

Bericht des Laboratoriums-Vorstandes Bergrat Dr.-Ing. Oskar H a c k 1.<br />

Noch immer ist die Tätigkeit des Laboratoriums für Bergbau,<br />

Industrie, Behörden, private und Anstaltszwecke recht behindert durch<br />

die teilweise noch nicht behobenen Bombenschäden, wobei besonders<br />

der Wegfall mehrerer Arbeitsräume und die Staubplage störend<br />

wirken.<br />

Dipl.-Ing. K. Fabich war hauptsächlich mit Analysen für praktische<br />

und geologische Zwecke beschäftigt.<br />

Die Einführung des neuen Laboranten O. Böhm als Hilfskraft,<br />

auch bei analytischen Arbeiten, wurde fortgesetzt.<br />

Dr.-Ing. 0. H a c k 1 besorgte wie immer die Auswahl und Prüfung<br />

der Analysenmethoden, übernahm die schwierigen Fälle selbst und<br />

war außerdem literarisch tätig.<br />

Analysen für praktische Zwecke.<br />

1 Bergkreide, 1 Quarz, 1 Ton, 1 Untersuchung auf Pechblende,<br />

1 Prüfung auf Molybdänglanz, 1 Graphithaltiges kalkiges Sediment,<br />

1 Harz, 1 Untersuchung auf seltene Erden, 1 Wasserglas, 1 Prüfung<br />

eines Kalksediments auf Gasgehalt, 1 Bauxit.<br />

Analysen für geologische Zwecke.<br />

1 MikroUntersuchung eines gelben Belages auf Lignit (Auripigiment),<br />

1 Magnesit, 1 Schlier-Mergelstein, 27 Phosphorite, 1 fragliches<br />

Mineral (Schwerspat), 3 Glimmer, 1 Mineraluntersuchung auf<br />

Blei, Silber und Tellur, 1 Feldspat, 1 Prüfung auf Pyromorphit,<br />

1 Dolomit, 2 Tone, 1 Pyrit, 1 Braunkohle, 1 Glanzkohle^ 1 Lignit,


1 Gestein, 1 Mineral (Kalziumkarbonat), 1 MikroUntersuchung grüner<br />

Flecken auf einem Kristallinbrocken, 1 Mikroanalyse einer dunklen<br />

Kruste auf Granit.<br />

Untersuchungen für besondere Zwecke.<br />

Die im Vorjahr ausgeführte äußerst schwierige Tantalitanalyse<br />

wurde ergänzt. Eine zweite Analyse der Meidlinger Schwefelquelle<br />

(Pfann'sches Mineralbad), und zwar des aus der Tiefe heraufgepumpten<br />

Wassers, nebst Gutachten, war erforderlich. Für die bevorstehende<br />

Ausarbeitung einer technischen Veredlungsmöglichkeit<br />

von Rohphosphoriten mußten umfangreiche Vorarbeiten ausgeführt<br />

werden.<br />

Wissenschaftliche Untersuchungen.<br />

Wegen der vielen einander widersprechenden, unverläßlichen, mangelhaften<br />

oder ganz fehlenden Angaben der Literatur über Fragen,<br />

welche bei den praktischen Analysen auftauchen, führte Dr. 0.<br />

Hackl auch in diesem Jahr wieder zahlreiche bezügliche Untersuchungen<br />

über die Methoden aus.<br />

Für die qualitative Analyse war das Verhalten des Titans bei<br />

der Trennung des Eisens vom Mangan mittelst Ammoniak und<br />

Hydroxylamin zu überprüfen. Auch das Verhalten der Ammoniakfällung<br />

des Titans bei schwachem und starken Ansäuern mit Salzsäure<br />

in der Hitze wurde kontrolliert und festgestellt, daß die Angaben<br />

mancher berühmter Werke über den Nachweis von Titan<br />

und Uran falsch, teils sogar verkehrt sind (besonders betreffs des<br />

Verhaltens gegen Lauge und Wasserstoffsuperoxyd).<br />

Im Zusammenhang mit einer Tantalitanalyse wurden vergleichende<br />

Versuche über den Nachweis der seltenen Erdsäuren durch<br />

Hydrolyse mit Salzsäure aus weinsaurer Lösung, durch Tanninfällung<br />

aus Oxalatlösung, sowie mit Tannin und Schwefelsäure und<br />

mittelst Phenylarsinsäure vorgenommen. Es ergab sich, daß die von<br />

mancher Seite besonders gelobte Hydrolyse mit Salzsäure aus weinsaurer<br />

Lösung vor einer genauen "Untersuchung der Fällungsbedingungen<br />

nicht verläßlich ist, sondern öfter versagt. Ferner war die<br />

Natur eines bei der Tantalitanalyse in Azetatlösung durch Tannin<br />

entstehenden dunklen Niederschlags durch Analyse und bestätigende<br />

Synthese aufzuklären, da auch in der ausländischen Spezialliteratur<br />

Angaben darüber fehlten.<br />

Einige Versuche betrafen die Bleireaktion mit Jodid in salpetersäurehältiger<br />

Lösung.<br />

Andere Versuche bestätigten die schon früher von Dr. Hackl<br />

beobachtete Störung der Rhodizonatreaktion auf B a r y u m durch<br />

Kalzium. ,<br />

Bei Nachprüfung der in den Internationalen Reagenzientabellen<br />

angegebenen Störung der Diphenylcarbazidreaktion auf Chromat<br />

durch Ferri-Eisen und Kupfer ergab sich, daß kleinere Mengen der<br />

letzteren nicht stören.<br />

Viele analytische Voruntersuchungen und andere Vorarbeiten<br />

wurden für die Veredlung von Rohphosphoriten ausgeführt.<br />

15


16<br />

Es gelang Dr. H a c k 1, die langwierige vollständige Veraschung des<br />

Magnesiumammoniumphosphats samt dem Filter bedeutend zu beschleunigen.<br />

Der Einfluß der Zitronensäure auf die Phosphatfällung<br />

mit Molybdat, über welchen in der Literatur zahlreiche Widersprüche<br />

zu finden sind, wurde eingehend untersucht, ebenso der Einfluß des<br />

Ammoniumzitrats und der ammoniakalischen Petermann'schen Lösung.<br />

Die vielen zugehörigen Bestimmungen wurden hauptsächlich<br />

von Ing. F a b i c h durchgeführt, unter teilweiser Mitwirkung von<br />

O. Böhm. Die Resultate bestätigten die Befürchtungen Dr. Ha'ckls,<br />

welche Anlaß zu diesen Untersuchungen waren, und ergaben, daß die<br />

bekannte, weit verbreitete Fällungsmethode von W o y bei Zitronensäure-<br />

oder zitrathältigen Lösungen der vorliegenden Konzentrationen<br />

völlig unbrauchbar ist und viel zu niedrige Ergebnisse liefert.<br />

Andere Arbeiten Dr. H a c k 1 s betrafen die Mineralwasseranalyse:<br />

Die Störung der kolorimetrischen Manganbesti.mmu.ng<br />

durch färbende organische Substanzen wurde ausgeschaltet. Ferner<br />

wurde eine weitere Verbesserung der Lithium bestimmung gefunden,<br />

die auch auf Silikatgesteine anwendbar ist. Weiters konnte die<br />

Baryum- und besonders die Strontium bestimmung verbessert werden.<br />

Die Genauigkeit der sehr schwierigen — für Mineralwässer und<br />

Silikatgesteine gleich wichtigen — Trennung sehr kleiner Mengen<br />

Strontium von viel Kalzium mit Alkohol und Äther wurde durch<br />

einige Abänderungen beträchtlich erhöht. Eine neue Anreicherung<br />

der Spuren Fluor im Wasser wurde versucht und die Löslichkeit<br />

des Natriumfluorids in Alkohol bestimmt.<br />

Für die Analyse der Silikat gesteine gelang eine weitere Verfeinerung<br />

der Reinigung der Alkali chloride sowie eine Verbesserung<br />

des „Blindwertes" für das Kalziumkarbonat. Bei der Trennung<br />

der Alkalien mittelst Platinchlorid wurde eine Abänderung durchgeführt,<br />

um zu verhindern, daß das Natriumsalz beim Eindampfen<br />

wasserfrei wird. Über das bisher ungelöste Problem einer exakten<br />

Trennung von Spuren Chromat und Uran, das für die durch<br />

Chromat gestörte kolorimetrische Uranbestimmung von größter Bedeutung<br />

ist, wurden von Dr. Hackl neue Versuche unternommen;<br />

sie führten nun zu einem vollen Erfolg und das Chrom kann durch<br />

dieses Verfahren restlos entfernt werden, ohne Beeinträchtigung der<br />

Uranbestimmung. Eine in der neueren Literatur in Vergessenheit<br />

geratene alte Angabe, daß Spinell durch Soda nur teilweise aufschließbar<br />

ist, wurde von Dr. PI a c k 1 nachgeprüft und bestätigt.<br />

Dabei zeigte sich aber auch, daß durch Flußsäure und Schwefelsäure<br />

gleichfalls kein genügender Aufschluß erreicht wird. Die bisherigen<br />

Versuche mit Pyrosulfat sowie mit Ätznatron haben auch nicht restlos<br />

befriedigt und die Anwendung von Borax hätte in der Gesteinsanalyse<br />

schwere Nachteile. Nur eine Kombinierung mehrerer Aufschließungsmethoden<br />

führt einstweilen wenigstens annähernd zum<br />

Ziel. Die Ausführung mehrerer bezüglicher Versuche erfolgte unter<br />

Mitwirkung von Ing. K. Fabich und 0. Böhm. Es ergibt sich<br />

dadurch in der Gesteinsanalyse vorläufig die Notwendigkeit komplizierter<br />

Abänderungen und, zwecks möglichster Vereinfachung, wei-


terer Untersuchungen, auch mit Rücksicht auf den sich ähnlich verhaltenden<br />

Korund.<br />

Die Prüfung von Rohmaterial auf einen kleinen Gehalt an sel r<br />

tenen Erden wurde von Dr. H a c k 1 durch Ausschaltung einiger<br />

Verwechslungsmöglichkeiten verbessert.<br />

Bei Untersuchung des Einflusses von Kalzium auf die Fällung von<br />

wenig Sulfat durch Baryumchlorid stellte sich heraus, daß das<br />

Kalzium hiebei sehr stark hemmend wirkt. Die bisherigen Vorschriften<br />

zur Schwefelbestimmung in Karbonatgesteinen (einschließlich<br />

jener von Hillebrand) sind dadurch als falsch erwiesen. Es<br />

wurde deshalb das Verfahren entsprechend abgeändert.<br />

Über mögliche Verbesserungen der u. a. wegen des schwer erkennbaren<br />

Endpunktes nicht genauen M a n g a n titration mit Permanganat<br />

(nach Volhard, Wolff, Fischer, Reinitzer) unternahm<br />

Dr, H a c k 1 viele Versuche. Es ergab sich eine deutliche Überlegenheit<br />

der Ausführungsarteu nach Fischer und nach Reiliitzer.<br />

Da der genaue Endpunkt aber auch bei diesen Abänderungen<br />

noch nicht scharf erkennbar ist, so wurde der Redoxindikator<br />

o-Phenanthrolin-Ferrosulfat bei den verschiedenen Modifikationen<br />

Versucht. Eine interne Anwendimg erscheint derzeit aussichtslos.<br />

Aber auch extern zugesetzt, wirken bei den meisten Ausführungen<br />

vorhandene Nebensalze störend, so daß nur eine Anwendungsform<br />

übrig blieb, die noch nicht ideal ist. Doch ist zu hoffen, daß ein Ersatz<br />

des Zinksulfats durch ein bezüglich Mangan ähnlich wirkendes anderes<br />

Salz, das den Indikator nicht beeinflußt, zur befriedigenden<br />

Lösung des Problems führt. Vorläufig ist es noch am besten, entsprechend<br />

einem früheren Vorschlag Dr. H a c k 1 s, einen deutlichen<br />

Permanganatüberschuß anzuwenden und dann, nach Filtration eines<br />

kleinen Teiles durch einen Glasfiltertiegel den Überschuß kolorimetrisch<br />

mittelst vorbereiteter Vergleichslösungen zu schätzen; eine<br />

genaue kolorimetrische Bestimmung ist nämlich kaum möglich, weil<br />

sich der Überschuß sehr rasch zersetzt. Eine weitere Möglichkeit der<br />

scharfen titrimetrischen Bestimmung des Permanganatüberschusses<br />

hat sich wohl in einigen Versuchen prinzipiell bewährt, ist aber<br />

quantitativ noch nicht genügend erprobt.<br />

In der B a u x i t analyse wurde die Bestimmung des Aluminiumoxyds<br />

aus der Differenz verbessert.<br />

Vergleichende Untersuchungen über die Titerstellung von<br />

n/10-Säure mit Soda wurden mittelst verschiedener Indikatoren<br />

(Methylorange, Methylrot, Phenolrot, Dimethylgelb) ausgeführt.<br />

Wegen fehlender bezüglicher Literaturangaben mußte das quantitative<br />

Verhalten der Magnesia und des gebundenen Nickels<br />

beim Aufschluß mit Soda und Extrahieren mit Wasser ermittelt<br />

werden.<br />

Auch das Verhalten des Lithiums zu Arsenat wurde geprüft.<br />

Literarische Tätigkeit.<br />

Eingeladen von Prof. Dr. F. Seherninzky (Innsbruck) schrieb<br />

Dr. H a c k 1 eine Abhandlung „Zur Frage einer Analysennorm von<br />

Mineralwässern' 1 (Zeitschrift f. physikal. Therapie, Bäder- undKlima-<br />

Verhandlungen. 1949 2<br />

17


18<br />

heilkunde, I., 101); und auf Einladung von Prof. Dr. Souci<br />

(München) eine „Äußerung zu den Normativbestimmungen für Mineralwässer"<br />

(Zeitschrift f. Lebensmitteluntersuchung).<br />

Für sein ausführliches Handbuch der Silikatgesteinsanalyse wurden<br />

von Dr. H a c k 1 die Konzepte der Abschnitte Thorium, Germanium,<br />

Gase, Zerkleinerung, Auf Schließungsmethoden und Kieselsäure beendet.<br />

Abteilung Museum (<strong>1948</strong>).<br />

Bericht des Museumleiters Josef Langer.<br />

Wie im Jahre 1947 galt unsere ständige Sorge auch im abgelaufenen<br />

Jahre <strong>1948</strong> der Sicherstellung und erneuten Eingliederung wertvoller<br />

Sammlungsbestände. Mit diesen Beständen, die infolge der Bombenkatastrophe<br />

aus ihrem natürlichen Verbände herausgerissen und<br />

daher gefährdet wurden, hat es eine eigene Bewandtnis. Erstens<br />

sind sie das Lebenswerk hervorragender Forscher wie: Haidinger,<br />

Hauer, Stur, Stäche, Teller, Hoernes, Ettingshausen,<br />

U n g e r. M o j s i s o v i c s und vieler anderer, und zweitens lieferten<br />

sie die Grundlagen zur Herausgabe unschätzbarer wissenschaftlicher<br />

Werke. Dazu kommt, daß jene Wissenschaftler zum Teil die Gründer<br />

und Leiter dieser Anstalt waren und sie zur Blüfe und europäischen<br />

Berühmtheit emporgetragen haben. Verlieren wir die Grundlagen<br />

ihrer Werke, die mit unendlicher Mühe und Selbstlosigkeit<br />

gesammelten Originale, so hängen alle jene Werke gleichsam<br />

in der Luft v oder sinken zu bloßen Nachschlagbüchern ohne jeden<br />

wissenschaftlichen W 7 ert herab. Es bedeutet daher eine kaum zu<br />

rechtfertigende Unkenntnis der Sachlage, daß Leute, selbst gebildeter<br />

Kreise, sich ein Urteil anmaßen und von derartigem Material<br />

wie von „bloß Steinen" reden. Der besseren Aufklärung wegen sollen<br />

folgende Zeilen vorausgeschickt werden.<br />

Unsere Sammlungsbestände können in natürlicher Hinsicht folgendermaßen<br />

gegliedert werden:<br />

I. In faunistische (tierische)Fossilien — Hauer, Hoernes, Mo j-<br />

s i s o v i c s, Teller.<br />

II. In floristische (pflanzliche) Fossilien — Stur, Unger,<br />

Ettingshausen.<br />

III. In Mineralien — Haidinger (H ai ding er- Sammlung).<br />

IV. In Erze.<br />

V. In Gesteine.<br />

Zugleich sind einige der hervorragendsten alten Forscher für die<br />

gesonderten Gruppen angegeben, ohne sagen zu wollen, daß sich diese<br />

Forscher nur für diese Gruppe spezialisiert hätten.<br />

Eins muß vorweg gesagt werden: Was diese alten Forscher an<br />

Material in der <strong>Geologische</strong>n Anstalt hinterlegt haben, muß im allgemeinen<br />

als erstklassig bezeichnet werden. Leider haben auch die<br />

alten Aufsammlungen ihre Mängel aufzuweisen und oft sogar beträchtliche.<br />

Es wurde zu wenig Wert auf die genaue Ortsbestimmung<br />

gelegt — die Originale im großen und ganzen ausgenommen.<br />

Und dann ist die Beschriftung vielfach derartig, daß oft mehrere


Schriftkundige erforderlich sind, um sie überhaupt entziffern zu<br />

können. Ein weiterer Übelstand ergibt sich daraus, daß die Ortsnamen<br />

oft nur dem Hörensagen entnommen wurden und daher mit<br />

der wirklichen Schreibweise oft im Widerspruch stehen.<br />

Von den oben angeführten Gruppen kann nun jede ihre Originale<br />

haben.<br />

Bibliothek (<strong>1948</strong>)<br />

Bericht von Frau M. Girardi (bis 30. März) und<br />

J. Windbre eh tinger (bis Jahresschluß).<br />

In den ersten Monaten des Jahres <strong>1948</strong> wurde begonnen, die von<br />

der Verlagerung in Loosdorf zurückgebrachten Pakete zu sortieren.<br />

Diese waren vorläufig im Keller eingelagert und mußten jetzt —<br />

soweit die Pakete nicht zerrissen waren — nach Oktav- und Quartformat<br />

getrennt werden. Dann wurden die Pakete mit Hilfe eines<br />

Arbeitskommandos von 4 Mann zum Teil in den Quartsaal, zum Teil<br />

19<br />

104S<br />

Fachliche<br />

Einzelwerke<br />

Neue<br />

Sign.<br />

Forts.<br />

Bibliotheksausweis <strong>1948</strong><br />

Si g n a t u r e n<br />

8° 4° 2°<br />

165<br />

34<br />

1<br />

26<br />

97<br />

10<br />

31<br />

Bände<br />

u. Hefte<br />

192<br />

37<br />

1<br />

Sign.<br />

87<br />

35 36<br />

650<br />

93 128<br />

Summe<br />

Bde.u.H.<br />

200 230<br />

865<br />

Fachliche<br />

Zeitschriften<br />

Bibliographie<br />

und<br />

Nicht-<strong>Geologische</strong>s<br />

Einzelw.<br />

neu<br />

11 — — 18<br />

Einzelw.<br />

Forts. — — — —<br />

Zeitschr.<br />

neu 2 — — 10<br />

Zeitschr.<br />

Forts. 2 — •<br />

— 15<br />

43<br />

Gesamtbestand <strong>1948</strong><br />

Einzelwerke<br />

27202<br />

4888<br />

184<br />

30074<br />

5810<br />

254<br />

32274 36138<br />

Zeitschriften<br />

1201<br />

421<br />

12<br />

75606<br />

18754<br />

455<br />

1734 94815<br />

Bibliographie 486 5201 486 5201<br />

2*


20<br />

in die „Fürstliche Bibliothek" geschafft. Anschließend wurden alle<br />

losen Bücher in den Quartsaal getragen, dort sortiert, nach Signaturen<br />

geordnet und schließlich aufgestellt.<br />

Während dieser Arbeiten wurde Frau M. G i r a r d i, die provisorisch<br />

die Bibliothek leitete, mit 1. April pensionjiert, und Herr<br />

J. Windbrechtinger, der bereits seit November 1947 der Bibliothek<br />

zugeteilt war, mit der Leitung der Bibliothek betraut.<br />

Zugleich mit der Aufstellung der Quartzeitschriften wurde eine<br />

Revision dieser Bestände durchgeführt. Etwa 3o/o sind als Totalverlust<br />

zu buchen, während ungefähr 10% einer dringenden Reparatur<br />

durch den Buchbinder bedürfen, die — soweit es die Geldmittel<br />

erlauben — bereits durchgeführt wird. Mitte August war die<br />

Aufstellung der Quartzeitschriften beendet.<br />

Daraufhin wurden die Oktavzeitschriiten in Angriff genommen.<br />

Von diesen sind die Signaturen 1 bis 120, die ebenfalls in Loosdorf<br />

waren, sehr beschädigt, und zwar etwa 10 o/o Totalverlust und mindestens<br />

50o/o reparaturbedürftig. Die übrigen Signaturen, die in der<br />

Tschechoslowakei verlagert waren, sind unbeschädigt. Ende September<br />

waren die Bücherkästen der „Fürstlichen Bibliothek" angefüllt,<br />

und, um noch mehr aufstellen zu können, fertigte der Haustischler<br />

noch mehrere Stellagen an. Diese fanden im Vorraum der<br />

Einzelwerke Aufstellung. Allerdings liegen noch immer über 3000 Pakete<br />

mit Oktavzeitschriften im Kuppelsaal, die mangels an Büchergestellen<br />

und geeigneten Räumen vorläufig nicht aufgestellt werden<br />

können.<br />

Seit der Wiedererrichtung einer Internationalen Austauschstelle an<br />

der Österreichischen Nationalbibliothek im April, begann auch wieder<br />

der Tauschverkehr mit dem Ausland (mit Ausnahme von Deutschland<br />

und Japan). Mit Ende des Jahres stand die Bibliothek mit 12 inländischen<br />

und 86 ausländischen Instituten im Schriftenaustausch.<br />

Kartensammlung, Kartographische und Photo-<br />

Abteilung (<strong>1948</strong>).<br />

Bericht von Oberinspektor Franz Huber, Abteilungsvorstand.<br />

Nach dem vom Abteilungsvorstand techn. Oberinspektor Franz<br />

Huber vorgelegten Berichte wurden im Jahre <strong>1948</strong> von 41 geolog.<br />

Spezialkarten (1:75.000) und 2 geolog. Sektionsblättern (1:25.000)<br />

Kopien für Bestellungen ausgeführt. Außerdem wurden folgende<br />

geolog. Spezialkartenblätter (1:75.000) nach den letzten Berichten,<br />

bzw. Aufnahmen neu bearbeitet und gezeichnet: Blatt Klagenfurt—<br />

Villach (redigiert von Dr. B e c k - M a n n a g e 11 a), Wildon—Leibnitz,<br />

Gurktal, Mölltal, Köflach—Voitsberg.<br />

"Ferner eine Kopie der geolog. Karte von Salzburg (1: 50.000).<br />

Für Publikationen zu Reproduktion, Vorträgen usw. wurden an<br />

größeren Arbeiben, meist als Tuschzeichnungen, ausgeführt:<br />

Eintragung der Bohrpunkte von Ortholling II, Vordergröben II<br />

auf den Spezialkartenblättern Salzburg und Mattighofen (Prof.<br />

Hofrat Dr. Götzinger), Antimonerzbergbaue von Österreich (Ing.<br />

G. Hießleitner).


Übersichtskarten und; Profile: Hydrologische Verhältnisse des Wiener<br />

Beckens südlich der Donau (Dr. Küpper), geolog. Karte des Kalkalpenrandes<br />

bei Kaumberg (Dr. Küpper), Skizze der Gipsscholle<br />

von Grubach (Dr. W. E. Petra seh eck), Ansichtsskizze aus der<br />

Vogelperspektive der Ohlstorfer Moräne, farbige Zeichnung (Dr.<br />

Prey).<br />

Geolog. Karte der Zentralen Koralpe und, 3 geolog. Profile.<br />

Einige Photovergrößerungen von 1:25.000 auf 1: 10.000 und Kontaktkopien.<br />

Über 800 Photokopien und mehr wie 600 Lichtpausen, speziell<br />

eine größere Anzahl von Bohrprofilen für den Anstaltsgebrauch.<br />

Als Fortsetzung zur Katalogisierung des Kartenarchivs wurden von<br />

einzelnen Ländern von Europa die Fachgruppen a bis g einer Itevision<br />

unterzogen.<br />

Karteneinlauf <strong>1948</strong>.<br />

Österreich.<br />

1 Blatt topographische Karte der Umgebung von Wien i. M. 1: 50.000,<br />

1 Blatt topographische Karte, Umgebungskarte von Klagenfurt—Wörthersee<br />

i. M. 1:50.000, beide Kartenblätter herausgegeben vom Bundesamt<br />

für Eich- und Vermessungswesen (Landesaufnahme) in Wien<br />

(Ankauf).<br />

Deutschland.<br />

25 Blätter der Geotechnischen Karte von Nordwestdeutschland<br />

i. M. 1:100.000, Blatt Nr. 7, 8, 17, 18, 31a, 31b, 32, 33, 34, 46, 46 a,<br />

47, 48, 49, 58, 59, 60, 61, 62, 70, 71, 72, 73, 74 und 1 Erläuterungsblatt,<br />

herausgegeben vom Geolog. Landesamt in Hannover.<br />

3 Blätter der Geophysikalischen Karte von Nordwestdeutschland<br />

i. M. 1:500.000. Blatt: f-Magnetik, II-Gravimetrik, III-Seismik, herausgegeben<br />

vom Reichsamt für Bodenforschung (Abteilung Geophysik)<br />

in Celle.<br />

Großbritannien.<br />

17 Blätter der geolog. Karte von England und Wales i. M. 1: 63.360,<br />

Blatt Nr. 228 - Haverfordwest (drift), 235 - Cirencester (drift), 236-<br />

Witney (drift), 238 - Aylesburv (drift), 239-Hertford (drift), 245-<br />

Pembroke (drift), 255 - Beaconsfield (drift), 263-Cardiff (drift), 267-<br />

Hungerford (drift), 268-Readmg (drift), 269-Windsor (drift), 314-<br />

Ringwood (drift), 315-Southampton(drift), 318-Brichton (drift), 327-<br />

Bridport (drift), 329 - Bournemouth (drift), 344—345-Isle of Wight<br />

(second edition), herausgegeben vom Geological Survey of England<br />

and Wales.<br />

1 Blatt der geolog. Karte von Schottland i. M. 1:253.440, Blatt<br />

Nr. 6, herausgegeben vom Geological Survey of Scotland.<br />

Niederlande.<br />

8 Blätter der geolog. Kaart van Nederland i. M. 1:50.000, herausgegeben<br />

vom <strong>Geologische</strong> Stichting, Haarlem, Holland. Blatt 1-Ame-<br />

21


22<br />

land (Kwartblad III); 2 - Schiermonnitcoog (Kwartblad II, IV); Blatt 5-<br />

Harlingen (Kwartblad I), 7-Groningen (Kwartblad I—IV); 8-Nieuweschans,<br />

Kwartblad II. 1 Blatt der kleinen geolog. Übersichtskarte<br />

von Niederlande i. M. 1 :600.000, herausgegeben vom Geolog. Survey<br />

of the Netherlands.<br />

Schweden.<br />

1 Blatt von der geolog. Karte von Schweden i. M. 1: 20.000, Blatt<br />

Hardeberga, herausgegeben vom Sveriges Geologiska Undersökning.<br />

Afrika.<br />

4 Blätter von der geolog. Karte von Südafrika i. M. 1:125.000,<br />

1 Blatt 64-Ermelo, 1 Blatt Ermelo-Coal field (SE-Teil), Blatt 119-<br />

Port Shepstone, Blatt 136 - Grahamstown. Sämtliche Kartenblätler<br />

herausgegeben vom Department of mines, Geological Survey.<br />

Amerika.<br />

4 Blätter: Geologie map of the United States Geological Survey.<br />

2 Blätter: Oil and gas field of the United States i. M. 1:2,500.000,<br />

herausgegeben vom United States Department of the Interior, Geological<br />

Survey.<br />

Kanzlei und Verlagsgebarung (<strong>1948</strong>).<br />

Bericht von Emma. Zacek,<br />

Kanzleileiterin,<br />

Die Gesamtzahl der im Protokoll eingetragenen Geschäftsstücke<br />

erreichte im verflossenen Jahre 1494 Nummern; davon betrug der<br />

Akteneingang 966. Die Zahl der Expeditionen betrug 1002. Darin sind<br />

die Beantwortungen der zahlreichen Anfragen, welche auf kurzem Wege<br />

durch die Direktion und sämtliche Abteilungen beantwortet wurden,<br />

nicht inbegriffen. Außer den laufenden Gutachten und Berichten<br />

für Industrie und Behörden können noch die Gutachten für den<br />

Wasserkraftkataster, die auch in der Kanzlei geschrieben wurden,<br />

angeführt werden.<br />

'<br />

Der Vertrieb der Publikationen der Anstalt wurde auch im Jahre<br />

<strong>1948</strong> im eigenen Wirkungskreis durchgeführt. Die Führung lag in<br />

den Händen von Fräulein Besau.<br />

Die Zahl der Abonnenten des „Jahrbuches" betrug 15, die der<br />

„Verhandlungen'' 33.<br />

Laut Mitteilung von Fräulein Besä u, welche mit der Rechnungsführung<br />

der Anstalt betraut ist, betrugen die Einnahmen der Anstalt<br />

im Jahr <strong>1948</strong>:<br />

Erlös aus dem Verkauf von Druckschriften und Karten<br />

im Farbendruck S 20.18855<br />

Erlös für die Herstellung handkolorierter Karten . . . S 3.394-—<br />

Gebühren für Untersuchungen im Laboratorium . . . S 910-—<br />

Verschiedene Einnahmen S 5 02<br />

Summe S 24.49757


Hausverwaltung (<strong>1948</strong>).<br />

Bericht von Hans Knauer,<br />

Hausverwalter.<br />

Im Arbeitsjahr <strong>1948</strong> wurde vor allem das Dach eingedeckt, w T ozu<br />

5000 Dachziegel verwendet wurden; weitere 10.000 liegen im Hof<br />

bereit zum Eindecken des Laboratoriums. Für das kommende Bauprogramm<br />

wurden noch zusätzlich 20.000 Dachziegel bestellt. Soweit<br />

es möglich war, wurden auch die Spenglerarbeiten ausgeführt. Für<br />

diese Arbeiten wurden in erster Linie noch die alten Restbestände<br />

des Dachbleches verwendet. Ist bis jetzt auch nur ein kleiner Teil<br />

des Daches mit den 5000 Ziegeln eingedeckt, so ist doch das ganze<br />

Dach wetterfest gemacht. Sämtliche Rauchfänge wurden überholt<br />

(Generalreparatur von Maurerarbeiten) und teilweise neue Champions<br />

aufgesetzt.<br />

35 Öfen wurden von der Firma Celus umgebaut, da sie in der<br />

alten Form nicht mehr zu verwenden waren. Die meisten sind<br />

neu aufgestellt (schamottiert, neue Rohre, neue Auf- und Ansätze<br />

sowie für alle Öfen neue Unterbleche). In der Portierloge wurde<br />

ein neuer Gasofen aufgestellt, mit den dazugehörigen Zuleitungsund<br />

Abzugsrohren.<br />

Im Erdgeschoß konnten zwei vollkommen neue Geologenzimmer<br />

geschaffen und eingerichtet werden.<br />

In der Schleiferei wurden die restlichen Maurer-, Maler-, Glaserund<br />

Tischlerarbeiten zu Ende geführt. Somit ist die Schleiferei fertiggestellt<br />

und die Arbeit konnte in vollem Umfange wieder aufgenommen<br />

werden.<br />

Bis auf einige kleinere Arbeiten ist auch das zur Erdölabteilung<br />

gehörige Laboratorium fertiggestellt.<br />

Ein Gefolgschaftsraum wurde neu hergerichtet und eingerichtet;<br />

ebenso ein Baderaum für die Gefolgschaft.<br />

Frisch ausgemalt wurden unter anderem die Schauräume der<br />

Steinbruchkartei, die Räume des Verlages und Archives sowie die<br />

Aula, in der auch neue Beleuchtungskörper angebracht wurden.<br />

Es wurden ferner alle Kellerräume und der gesamte Dachboden<br />

gründlichst gesäubert. Auf Gängen und Stiegen wurden sämtliche<br />

Türen und Fenster überholt und, wo es notwendig war, neu angefertigt.<br />

Die Gänge selbst wurden zum größten Teil neu ausgemalt.<br />

Ein Saal des Museumtraktes (der sogenannte Beethovensaal) wurde<br />

zur Gänze mit Teerpappe eingedeckt und frisch gestrichen, so daß<br />

er nun tatsächlich wetterfest ist. und die dort untergebrachten<br />

Schaukästen durch Witterungseinflüsse nicht mehr gefährdet sind.<br />

Die durch Bomben beschädigten Mauerteile wurden zum größten<br />

Teil abgetragen, und 15.000 m 3 Schutt abtransportiert. Der Bauplatz<br />

ist mit einer Ziegelmauer von der Straße her abgeschlossen worden.<br />

Für das kommende Jahr erwarten uns besonders viele und große<br />

Arbeiten, die schon als Vorarbeiten für die Feier zum hundertjährigen<br />

Bestehen der Anstalt gelten sollen.<br />

23


24<br />

IL Berichte der Anstaltsgeologen und auswärtigen<br />

Mitarbeiter<br />

Bericht der Arbeitsgemeinschaft<br />

Flyseh (<strong>1948</strong>)<br />

Vergleichende Bereisungen im Flyseh des Wienerwaldes.<br />

Von G. Götzinger.<br />

Teilnehmer: Dr. Grill, Dr. Noth, Dr. Prey (Exkursion a),<br />

Dr. Küpper (Exkursionen b, c, d).<br />

Führung: Dr. G. Götzinger.<br />

Zu vergleichenden stratigraphischen Zwecken wurden in der Flyscharbeitsgemeinschaft<br />

die folgenden vier Gemeinschaftsexkursionen (a,<br />

b, c 3 d), auf denen Proben für mikropaläontologische Untersuchungen<br />

und für Schwermineralien-Ermittlungen aufgesammelt wurden, veranstaltet:<br />

a) N-Zone des Wienerwaldes zwischen Riederb erg<br />

und W'olf passing.<br />

Neokom. Der große Steinbruch NW der Riederhöhe erschließt<br />

einen etwas sandigen, stark spätigen Neokomkalk; auch SE Ollern,<br />

S von 308 ist derselbe gut aufgeschlossen. Im Steinbruch SW Grillenbart,<br />

nahe 306, wird der spätige, fast kristallinisch aussehende Neokomkalk<br />

dickbankig und enthält auch Hornsteinlagen.<br />

Gau lt. Im Hangenden der Neokomkalke erscheinen stellenweise<br />

bunte Schiefer und dann die Serie der meist grauen Schiefertone mit<br />

Einschaltungen von gebänderten kieseligen Sandsteinen, Glaukonitsandsteinen,<br />

Bänderquarziten und Quarzitsandsteinen, typische Gesteine,<br />

welche den Gault bezeichnen, wodurch eine gute petrographische<br />

und faziell-stratigraphische Übereinstimmung mit den karpatischen<br />

Verhältnissen hergestellt wird. Die Schiefer verursachen<br />

häufig Rutschungen, so die roten Schiefer SE Ollern, S von 308.<br />

S von Grillenbart K. 332 finden sich im gebänderten Glaukonitquarzit<br />

auch grobkörnige Beläge. Außer den typischen Glaukonitquarziten<br />

erscheinen auch im Gault glaukonitische Kalksandsteine und schwarze<br />

sandige Schiefertone. Der Steinbruch SE von Wilfersdorf (und zwar<br />

der südlichere der beiden benachbarten Steinbrüche) zeigt geradezu<br />

die Grenze zwischen dem Neokomkalk und den Schiefertonen des<br />

Gault, welche mit glaukonitischen Quarziten (Bändersandsteinen)<br />

wechseln. Hier scheinen die bunten Schiefer zu fehlen. Der dunkle<br />

bis bleigraue massige Quarzit (Glasquarzit) scheint eine höhere Lage<br />

im Gault einzunehmen (Hohlweg S Wolfpassing).<br />

Oberkreide. Die Oberkreide der N-Zone besteht bekanntlich<br />

vorwiegend aus einer Folge von Kalksandsteinen und Mürbsandsteinen<br />

bei Zurücktreten der Mergel. Die Auflagerung der Oberkreide auf<br />

•den Gault ist im Hohlweg NW vom Wolfpassinger Berg gut zu<br />

beobachten. Die liegendste Oberkreide besteht hier aus dünnschichtigen<br />

Kalksandsteinen mit schwarzen Schiefern, wodurch ein Über-


gang aus dem Gault wahrscheinlich gemacht ist. Der Mürbsandstein<br />

im Hangenden des Gault N vom Wolfpassinger Berg ähnelt bereits<br />

dem Orbitoiden führenden „Wörderner Sandstein" der Oberkreide,<br />

b) N-Zone des Wienerwaldes, Koglbachgebiet: Kronstein,<br />

Penzing, Kreith bei Kogl. .<br />

An die Greifensteiner Sandsteinzone der wasserscheidenden Kammhöhe<br />

von Rekawinkel schließt sich gegen N eine Oberkreidezone an.<br />

Ein neuer ausgedehnter Aufschluß an der Waldbahn S vom .1. H.<br />

Haaberg zeigt die typische Vergesellschaftung in der Oberkreide-<br />

N-Zone (Altlengbacher Schichten: krummschalige Kalksandsteine und<br />

Mergel, Tongallen- und Häckselsandsteine).<br />

Im Liegenden der Oberkreide erscheint Gault, durch eine Rutschung<br />

S Kronstein an der Straße gut aufgeschlossen. Schwarze<br />

Schiefer, stark spätige kieselige Kalksandsteine, dunkle Quarzite<br />

und gebänderte Quarzitsandsteine sind bezeichnend. Auch Kieselkalke<br />

fehlen nicht als Einschaltung.<br />

Dieser Gault ist bei Kronstein auf Greifensteiner Sandstein (Steinbruch<br />

gegenüber Wirtshaus Kronstein) aufgeschoben, der nordwärts<br />

von den Mürbsandsteinen von Penzing begleitet wird, aus welchem<br />

offenbar auch die in der Nähe verstreuten (W 324 N Penzing) und<br />

schon seinerzeit beschriebenen und photographierten „exotischen"<br />

Granitblöcke stammen. Eine nördliche Liegendzone darunter bildet<br />

wieder Gault (Bändersandstein, Glaukonitquarzit mit Wurmröhren).<br />

Von Wichtigkeit ist auch die eingeschaltete Gaultbreccie, aus verschiedenen<br />

Quarzittrümmern bestehend, auf den Feldern N von Penzing,<br />

bei 324 neben Gault und Kieselsandstein (die Breccie bildet Analogien<br />

zur Gaultbreccie des Salzburger Flysches im Tannberg- und<br />

Haunsberggebiet). An der Basis des Gault NNE Penzing erscheinen<br />

mehrere Granitscherlinge, Trümmer von Neokomkalk und von<br />

spätigen Neokomkalksteinen. Die Scherlinge bezeichnen eine neue<br />

Schuppenaufschiebung auf das nordwärts gelegene Neokom des<br />

Frauenwaldes, das N im Bereich der Ramenwiesen nochmals auf<br />

Gault (Schiefer und Quarzite) aufgeschoben ist. Es liegen also<br />

mehrere Schuppungen vor.<br />

Hervorhebenswert ist die Tatsache, daß die Granitscherlinge nicht<br />

bloß den Außensaum des Flysches begleiten, sondern auch in den<br />

südlicheren Schuppen auftreten. (In diesem Zusammenhang verdient<br />

auch die seinerzeitige Beobachtung Götzingers eines Granitscherlings<br />

am Sattel zwischen Klosterberg und Eisbachwald Beachtung.)<br />

Die Unterkreide des Frauenwaldes und der Ramenwiesen, des<br />

eigentlichen Nordrandes der Flyschzone, überschiebt bei Kreith djije<br />

Molasse, und zwar den Melkersand. Der weißgraue Melkersand<br />

östlich Kogl mit zwischengeschalteten tonig-sandigen bis sandigen<br />

Tonschiefern zieht S vom Schloßberg gegen NE nach Kreith, wo<br />

mehrere Bombentrichter ihn mit häufigen Granittrümmern aufschließen.<br />

Ein ,großer Granitblock im Melker Sand liegt bei der<br />

Abzweigung des Weges zu den Ramenwiesen.<br />

Die Molasse enthält aber bei Kreith auch ein Brett von Flysch,<br />

SSE 70° fallend, eingeschoben (Bändersanjdstein und Quarzit mit<br />

braunen und grauen Tonschiefern). Dieses Flyschbrett ist aufge-<br />

25


26<br />

schoben auf steilstehenden Schlier, in welchem auf dem Fuchsbiegel<br />

und am Schloßberg S Kogl selbst das Buchberg-Konglomerat offenbar<br />

eine Einschaltung bildet. Es enthält z. B. bei 273 N Schloßberg auch<br />

vereinzelte Granitgerölle ebenso wie im Buchbergkonglomeratzug W<br />

vom Koglerbach. Das Grenzprofil Molasse—Flyschrand ist also bei<br />

Kogl ganz ähnlich dem Buchberg bei Neulengbach.<br />

c) Tulbingerkogel und Profil Wilfersdorf — Herrnberg.<br />

Neokom. Die dünnschichtigen, krummschaligen Kalksandsteine,<br />

wechsellagernd mit schwarzen Mergelschiefern und Kalken mit Hornsteinen,<br />

bezeichnen einen Typus des Neokoms im großen Steinbruch<br />

am Tulbingerkogl. S von letzterem, bzw. von dem westlich sich fortsetzenden<br />

Kamm des Rauchenwartberges tritt anscheinend Gault im<br />

Hangenden des Neokoms zurück. Es erscheinen Oberkreidegesteine<br />

in vorwiegender Sandsteinfazies (Groissau, Karlsdorf), worauf Greifensteiner<br />

Sandstein (Zug vom Hirschengarten) das Hangende bildet.<br />

Vom Herrnberg, SW vom Tulbingerkogl, wurde ein Querprofil über<br />

den Alpenrand bis ins Vorland NW-wärts gelegt. Am Herrnberg 444<br />

liegt noch Neokomkalk (in der Fortsetzung des Tulbingerkogls) vor,<br />

der an seiner NW-Flanke auf Gault aufgeschoben ist (Bänderquarzit,<br />

Sandstein und Schiefer). Dieser liegt auf einem schmalen<br />

Streifen Neokomkalk östlich der sogenannten Hochalpe (Karte<br />

1:12.500) und dieser ist wieder aufgeschoben auf eine Gault-Neokomschuppe,<br />

die östlich von Wilfersdorf auf die Molasse (Sand und<br />

Schlier) in der Flur „Schottenberg" aufgeschoben ist. Es liegen hier<br />

also innerhalb des Neokoms drei Schuppen vor. Das Neokom besteht<br />

aus Kalken, Kalksandsteinen mit untergeordneten Schiefereinschaltungen,<br />

wogegen der Gault an Schiefertonen reich ist und<br />

die typischen Bänderquarzitsandsteine führt.<br />

d) Flyschverquerung im großen Tullntal bis über<br />

die Schöpflklippen südwärts, bis zur Klamm höhe.<br />

Die Verquerung bezweckte zunächst die Aufhellung verschiedener<br />

Züge von Mürbsandstein und auch grober Mürbsandsteine in der<br />

Zone der Fazies der Altlengbacher Schichten (Flysch-Nor dr andzone,<br />

vorherrschend Kalksandsteine mit zurücktretenden Mergeln).<br />

Das Hangende bildet die Greifensteiner Sandsteinzone von Maiß.<br />

Die mittlere Teil decke des Wienerwaldes schließt gegen S<br />

an, wobei die mergelreichen Kahlenberger Schichten dominieren. Die<br />

südlichste Kulisse des Greifensteiner Sandsteins, welche im Wienerwald-Hauptkamm<br />

südwestlich streicht, wird knapp nördlich von<br />

Laaben verquert; sie zieht gegen Westen nach Brand (grobkörniger<br />

Greifensteiner Sandstein, auch Tongallensandstein).<br />

In der südlich folgenden Oberkreidezone, wo im Gegensatz zum<br />

nordöstlichen Wienerwald die hangenden Gablitzer Schichten zu<br />

fehlen scheinen, erwecken jene Kulissen besonderes Interesse, die<br />

knapp nördlich der Hauptklippenzone durchstreichen. Sie sind, wie<br />

z. B. der Steinbruch bei der Fortelmühle SW Wöllersdorf (Kalksandsteine,<br />

Chondritenmergel und Häckselsandstein) zeigt, sehr stark<br />

tektonisch durchbewegt.


Die Klippenzone enthält vereinzelte Neokomkalkklippen in<br />

der Umhüllung von schiefrigen, plattigen, kieseligen Kalksandsteinen<br />

des Neokoms und von quarzitischen Kalksandsteinen. Diese<br />

liegen hoch im Bereich des breiten Geländebandes der Klippenzone<br />

unterhalb des steilen N-Abfalles des Schöpflkammes. Der Anteil der<br />

Gaultschiefer in der Schöpfl-Klippenzone muß noch genauer untersucht<br />

werden. Auf die Bedeutung der schon früher aufgefundenen<br />

Granitscherlinge in der Klippenzone wurde hingewiesen.<br />

In der Sc höpfl-Laaber-T eildecke, d. h. in der an die<br />

Hauptklippenzone südwärts anschließenden Decke kommt außer dem<br />

sonst bekannten nummulitenfübrenden Laaber Eozän auch Oberkreide<br />

zutage. Diese hat aber unter dem Schöpfl nicht die Fazies der<br />

Kahlenberger Schichten, wenn auch Chondriten nicht fehlen, sondern<br />

führt überwiegend Mürbsandsteine, z. T. grobkörnige Sandsteine.<br />

Auch im Tal S der Glashütte tritt Oberkreidesandstein (auch mit<br />

Chondriten) auf; dann erst schließt gegen S die breite Laaber Sandstein-Schieferzone<br />

an, der aber, z. B. gleich SW der Klammhöhe, gelegentliche<br />

grobkörnige Sandsteinlagen nicht fehlen.<br />

Bericht der Arbeitsgemeinschaft<br />

Flysch (<strong>1948</strong>)<br />

Vorführung der wichtigsten Schichtglieder des<br />

Bisambergzuges und seiner Ausläufer.<br />

Von R. Grill.<br />

Teilnehmer: G. Götzinger, R. Noth, S. Prey.<br />

Führung: R. Grill.<br />

Am 20, April <strong>1948</strong> wurden durch R. Grill den genannten Teilnehmern<br />

die Ergebnisse seiner Neukartierung des Bisambergzuges vorgeführt,<br />

die im Aufnahmsbericht für 1947 (Verhandlungen <strong>1948</strong>) kurz<br />

zusammengefaßt sind. Es konnten meistenteils sehr gute Übereinstimmungen<br />

mit den Verhältnissen im Wienerwald festgestellt werden.<br />

Besucht wunden zunächst die Aufschlüsse im Bereich der<br />

Überschiebung der Oberkreide auf das Alttertiär am Nordabhang<br />

des Tradenberges. Im Steinbruch SE Seebarn ist der Greifensteiner<br />

Sandstein gut aufgeschlossen und gestattet zufolge seiner etwas feinkörnigeren<br />

Ausbildung einen Vergleich mit den Vorkommen etwa<br />

von Kritzendorf, also der südlicheren Ausbildung dieser Schichten<br />

im Wienerwald. Nach einigen weiteren Eozänaufschlüssen wurde<br />

der Graben NE Mollmannsdorf begangen. Die hier in größerer Mächtigkeit<br />

auftretenden Flysch-Tonmergelschiefer sind G. Götzinger<br />

in dieser Form aus dem Wienerwald nicht bekannt. Besonderes<br />

Augenmerk wurde den Oberkreidevorkommen in der Umgebung von<br />

Großrußbach zugewandt. Schließlich wurden noch verschiedene Ausbisse<br />

von Auspitzer Mergeln besichtigt, die N Großrußbach auftauchen<br />

und deutlich die Zeichen der tektonischen Beanspruchung<br />

durch die Flyschübersdiiebung aufweisen. Ein sehr schöner Aufschluß<br />

befindet sich im Graben 1 km NW der Hipplinger Heide<br />

(Kote 361).<br />

27


28<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

über geologische und 1 agerstä ttenkundliche Aufnahmen<br />

von Phosphoritvorkommen in Vorarlberg.<br />

von Professor Dr. G. Götzinger<br />

unter Mitwirkung von Dr. O. Reithof er und Dr. J. Schadler<br />

Die über Anregung des Erstgenannten und durch das Bundesministerium<br />

für Land- und Forstwirtschaft (Ministerialrat Dr. S a a r)<br />

subventionierten geologiseh-lagerstättenkundlichen Forschungen über<br />

die Phosphoritvorkommen in Vorarlberg fanden im Berichtsjahr<br />

<strong>1948</strong> durch zwei Bereisungen im Juli und September einen gewissen<br />

Abschluß, indem dem genannten Bundesministerium konkrete Berichte<br />

und Vorschläge hinsichtlich der Vorkommen und Gewinnung<br />

der| Phosphoritlagerstätten im Gebiet des Rheintales und der Bregenzer<br />

Ache erstattet werden konnten. An den Bereisungen im Juli<br />

nahmen Dr. Götzinger und Dr. Reithofer, an denen im September<br />

außer den beiden Genannten auch Dr. Schadler teil. Die<br />

Phosphorite knüpfen sich flözartig an den Gaultquarzit (Grünsandstein),<br />

dessen Liegendes Schr-attenkalk, dessen Hangendes Seewer<br />

Mergel, bzw. Seewer Kalk bilden.<br />

Juli-Bereisung: Auf der Vorarlberger Seite des Rheintales<br />

wurden folgende Vorkommen untersucht: zwischen Klaus und<br />

Orsanka Alpe auf der S-Seite des Plattenwaldgebietes und des<br />

„Schönerbauer", bei Götzis (WSW und ESE von St. Arbogast) und<br />

Meschaeh, Hohenems, im Graben E von Berg, bei Tisis (nahe Feldkirjch,<br />

wo über dem Grünsandstein mit einem bis 1 m mächtigen Phosphoritflöz<br />

noch die Gamser Schichten erscheinen).<br />

Im Gebiet der Bregenzer Ache wurden folgende Vorkommen<br />

näher untersucht: Klaus (sehr reiches Flöz mit faustgroßen Phosphoritknollen),<br />

von wo sich das Flöz nach E bis südlich von Bezau<br />

fortsetzt; Reulte mit Fortsetzung bis nördlich von Mellenstock, Bizau,<br />

Hof, W Bezau (über dem phosphoritführenden Quarzit noch Grünsandsteine<br />

und Quarzite, Kalkknollenlage); E Bezau—Grebentobel (wo<br />

das Flöz zwischen kalkigen Quarziten gelagert ist) und an der linken<br />

Seite der Ach: Vorkommen von Sehwarzenberg (wo gleich über dem<br />

bis 07 m mächtigen Flöz die grüngrauen Kalksandstein-Quarzite der<br />

Aubrigschichten bis zu den hangenden Senonmergeln entwickelt<br />

sind).<br />

Die Flöze wurden auf große streichende Längen festgestellt. Allerdings<br />

treten auch meist NW gerichtete Querstörungen auf, welche<br />

Verschiebungen des Flözes verursachen (so zwischen Klaus und<br />

Orsanka, WSW St. Arbogast).<br />

September-Bereisung: Es wurden restliche Vorkommen,<br />

allerdings nur solche, welche in verkehrstechnisch günstiger Lage<br />

sind, untersucht. Im Rheintal, bzw. an der Dornbirner Ache:<br />

unterhalb und oberhalb des Rappenloches (bei Beckenmann Phosphoritflöz<br />

sogar 1—1-2 m Mächtigkeit) und im Gebiet der B r e-<br />

genzer Ache: Hof—Bezau, Grebentobel, Reutte, Bizau. Starke<br />

Anreicherung an Knollen, so daß fast von einem kompakten Phos-


phorit gesprochen werden kann, wurde nahe dem Ausgang von<br />

Grebentobel und in diesem Haie selbst in östlicher Fortsetzung bis<br />

fast in 900 m SH festgestellt. In Reutte wurden große, meist eckige<br />

Phosphoritknollen nicht mehr in einem Grünsandstein oder Quarzit,<br />

sondern in einem Kalksandstein gefunden, so daß von einer südlichen<br />

Fazies gesprochen werden kann, welche über Rizau östlich<br />

noch verfolgt ist. Da die Gewinnung der Phosphoritknollen in einem<br />

weicheren Begleitgestein (gegenüber dem sonstigen harten Quarzit)<br />

leichter wäre, verdient diese Lagerstätte besondere Beachtung.<br />

Es wurden außer den geologisch-stratigraphischen Aufnahmen auch<br />

die Gesichtspunkte für die bergmännische Gewinnung durch Stollen<br />

(seltener durch Tagbaue) an ausgewählten Punkten gutachtlich dargelegt<br />

und ebenso Schätzungen der Mengenvorräte in den von<br />

Querstörungen weniger betroffenen streichenden Zonen geliefert.<br />

Dabei ergab die Berechnung, daß bei einem Abbau mehrerer dieser<br />

Zonen Österreichs Bedarf an Phosphatdünger aus diesen Phosphoriten<br />

durch 10 Jahre gedeckt wäre. Um Mahlgut für die ersten Aufbereitungsvensuche<br />

der Phosphorite zu gewinnen, wurde zunächst eine<br />

probeweise Gewännung in einem günstiger gelegenen Steinbruch bei<br />

Bezau vorgeschlagen.<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

des auswärtigen Mitarbeiters Dr. Helmut Becker<br />

übergeologischeUntersuchungenimHausruckgebiet<br />

und im Kobernaußer Wald (Bl. Ried — Vöcklabruck<br />

und Bl. Mattighofen).<br />

Im Anschluß an die 1947 durchgeführten Spezialstudien*) im Bereiche<br />

der braunkohlenführenden Süßwasserablagerungen wurden die<br />

Geländeaufnahmen im Räume NW von Frankenburg fortgesetzt,<br />

denen eingehende, vergleichende Studien im Kobernaußer Wald und<br />

in Teilen des östlichen und nordöstlichen Hausrucks folgten. Ober<br />

die wesentlichen Ergebnisse dieser »Untersuchungen sei hier kurz<br />

folgendes mitgeteilt.<br />

Im Bereiche des nordöstlichen Hausruckausläufers, des sogenannten<br />

„Haager Rückens", ferner aber auch in Teilen des<br />

östlichen, produktiven Hausrucks ist die Mächtigkeit der gesamten<br />

Kohlenserie — als eingeschaltete Sedimentfolge von Tonen und Tegeln<br />

mit Flözeinlagerungen zwischen der Schlieroberkante und den hangenden<br />

Hausruck-Deckschottern — im Vergleich mit den Verhältnissen<br />

NW von Frankenburg und bei Kobernaußen (daselbst etwa<br />

90 bis 100 m mächtig) relativ gering. Sie ist hier einem Wechsel<br />

unterworfen und beträgt im Haager Rücken nach den bisherigen<br />

Feststellungen etwa 8 bis 12 m, maximal aber bis zu 25 m. Diese<br />

Mächtigkeitsschwankung ist teils durch die ausgesprochen kuppigwellige<br />

Gestaltung der alten Schlieroberfläche bedingt, teils aber<br />

x ) Helmut Becker.- Bericht über geologische Untersuchungen im<br />

westlichen Hausruck und im östlichen Kobernaußer Wald (Blatt Ried<br />

—Vöcklabruck). Verh. d. Geol. Bundesanst. Wien, Jahrg. 1947.<br />

29


30<br />

haben vor der Oberlagerung der Hausruck-Deckschotter in verschiedenen<br />

Gebietsteilen ansehnliche Wiederabtragungsvorgänge in der<br />

Kohlenserie stattgefunden, wodurch auch eine gewisse Dezimierung<br />

einst abgelagerter Flöze herbeigeführt wurde. So können z. B. Teile<br />

des Oberflözes abgetragen sein, oder es finden sich typische Auskolkungserscheinungen<br />

im Hangenden des Mittelflözes vor, die in<br />

einzelnen Grubengebieten mehrfach zur Beobachtung gelangten.<br />

Die Hausruckschotter enthalten (besonders an dem zertalten Geländerelief<br />

der Ostflanke des Haager Rückens) kalkverbackene<br />

Schotterkonglomerathorizonte, die W und NW von Geboltskirchen<br />

ausgeprägte Steilabfälle im Gelände hervorrufen. Ähnliche Konglomerathorizonte<br />

konnten übrigens bisher im östlichen Hausruck<br />

wiederholt beobachtet werden, so bei Wolfsegg, am Pettenfürstkamm<br />

westlich Thomasroith und am Westhang des Göbelsberges. — Einer<br />

großen Schottergrube am bewaldeten Hang des Hausruckkammes SW<br />

von Haag a. H. entstammt übrigens der im Linzer Landesmuseum<br />

aufbewahrte Schädelfund einer Übergangsform von Mastodon longirostris<br />

Raup, zu M. arvernensis Kaup. (Altpliozän). Es ist anzunehmen,<br />

daß die Hausruckschotter, die Konglomeratlagen mit kalkhaltigem<br />

Bindemittel führen, stratigraphisch jünger sind als die<br />

andersartig zusammengesetzten Schotter des westlichen Kobernaußer<br />

Waldes, worauf H. Graul 2 ) besonders hingewiesen hat. Dabei ist<br />

aber auch dem Befunde Rechnung zu tragen, daß ein Teil der Schotter<br />

östlich Munderfing der Kohlenserie selbst zuzurechnen ist und mithin<br />

als älter eingestuft werden muß. — Um diesem Fragenkomplex näherzukommen,<br />

werden zunächst alle Gebiete kartenmäßig erfaßt, in denen<br />

die erwähnten Konglomeratlagen auftreten. Ferner ist eine neuerliche<br />

Überprüfung sämtlicher Funde fossiler Säugetierreste aus dem Bereich<br />

der Hausruckschotter vorgesehen.<br />

Am NW-Ausläufer des Hausruckkammes, etwa SO der Gehöftgruppe<br />

Schernham (W Haag) und WSW von Haag a. H. befindet sich eine<br />

bemerkenswerte Anhäufung großer Quarzitkonglomeratblöcke, ein<br />

Vorkommen, über das neben anderen Autoren A. K ö 11 i g 3 ) näher berichtete.<br />

Auf Grund eigener Untersuchungsbefunde handelt es sich<br />

hier um bankartige, bis zu 2 m mächtig werdende Konglomerate, die<br />

in schmalen Lagen aus sehr stark quarzitisch verbackenen, feinsten<br />

hellen Sanden bestehen, in Übergängen einzelne Quarzgerölle führen<br />

und in starke, gerölldurchsetzte Partien übergehen. An Geröllkomponenten<br />

sind gut gerundete Quarze zumeist kleineren Kalibers vertreten.<br />

Auf den Oberflächen einzelner Blöcke befinden sich stellenweise<br />

alte Wurzelhöhlungen in Anzahl, aus denen einstige pflanzliche<br />

Substanzen herausgewittert sind; mitunter ist auch die Struktur von<br />

Wurzelrinden in Form von Abdrücken sichtbar. Aus der Lage und<br />

2 ) H. Graul: Untersuchungen über Abtragung und Aufschüttung im<br />

Gebiet des unteren Inn und des Hausrucks. — Mitt. d. Geogr. Ges. München.<br />

Bd. 20, 1937.<br />

H. Graul: Schotteranalytische Untersuchungen im oberdeutschen TerüärhügeUand.<br />

— Abhandl. d. Bayr. Akad. d. Wiss., Neue Folge, Heft 46, 1939.<br />

3 ) A. König: <strong>Geologische</strong> Beobachtungen in Oberösterreich II. u. III. —<br />

Jahrb. d. Mus. Franc. Carol., Linz 1908—1910.


Verteilung dieser Konglomeratblöcke, die auf dem Tonuntergrund im<br />

Gelände abgerutscht sind, läßt sich schließen, daß ursprünglich ein<br />

bankartiger Horizont vorlag, der offenbar infolge stärkerer Abtragungsvorgäuge<br />

unterhöhlt wurde und später zusammengebrochen ist.<br />

Über die Herkunft, die im unmittelbaren Liegenden des unteren<br />

Kohlenflözes zu suchen ist, bestanden bisher in der Literatur Unklarheiten.<br />

— Gleichartige Blöcke konnten übrigens auch am Nordrand<br />

des Hausruckausläufers südlich der nach Haag a. H. führenden Straße<br />

festgestellt werden. Wegen ihrer großen Härte haben sie in der Umgebung<br />

ihrer Vorkommen (so besonders in Haag a. H.) zum Bau von<br />

Fundamenten eine ausgiebige Verwendung gefunden.<br />

Vergleichende Studien im Kobernaußer Wald auf<br />

Bl. Mattighofen (im Anschluß an den Westrand von Bl. R i e d—<br />

Vöcklabruck) ließen erkennen, daß zumindest das Gebiet östlich<br />

des Weißenbachtales und dessen verlängerte Fortsetzung nach N einen<br />

ähnlichen Aufbau der Kohlenserie aufweist, wie er im Räume südlieii<br />

von Waldzeil (siehe den angeführten Bericht 1947) festgestellt wurde.<br />

Die etwa 90 bis 100 m mächtige Sedimentfolge erfährt dabei eine<br />

nach W weiter zunehmende Verschotterung durch mächtiger werdende<br />

Schotterhorizonte innerhalb der Kohlenserie. Infolge der periodenweise<br />

stattgefundenen Unterbrechungen der ruhigen Sedimentation<br />

von Tonen und Tegeln mit eingeschalteten Flözbildungen durch stärkere<br />

Schotterzufuhr haben offenbar die Feinsedimente eine nicht unwesentliche<br />

Verminderung oder auch eine Abtragung erfahren, wobei<br />

auch lokale Umlagerungen stattgefunden haben. Letzteres konnte in<br />

mehreren Schottergruben beobachtet werden, in denen sich aufgearbeitete<br />

Ton- und Kohlenreste innerhalb der Schotterlagen befanden;<br />

in Einzelfällen wurden auch bis faustgroße, stark zersetzte Braunkohlenreste<br />

dort aufgefunden.<br />

Wegen der ausgesprochenen Aufschlußarmut der ausgedehnten,<br />

dicht bewaldeten und reich gegliederten Berglandschaft mit starker<br />

Schotterüberrollung an den Hängen war es bisher recht schwierig und<br />

mit erheblichem Zeitaufwand verbunden, einen näheren Einblick in<br />

die geologischen Verhältnisse zu erhalten. Ferner lassen im aufschlußarmen<br />

Gelände die Schotter des westlichen Kobernaußer Waldes in<br />

der Regel keine Unterschiedlichkeiten darin erkennen, ob es sich um<br />

Schottereinschaltungen in der Kohlenserie oder um umgelagerte Hausruck-Deckschotter<br />

handelt. Auf Grund der neueren Erfahrungen im<br />

westlich sich anschließenden Räume lassen sich die Hausruckschotter<br />

jedoch in ihrer ursprünglichen Lagerung in Höhenlagen von über<br />

665 m, bis zu welchen die Kohlenserie günstigstenfalls auftreten kann<br />

(falls gebietsweise keine größeren Abtragungen stattgefunden haben),<br />

einwandfrei ermitteln.<br />

Die Oberkante der Kohlenserie konnte an verschiedenen Stellen<br />

näher festgestellt werden, so am Kartenrand SO von Kote 649! bei<br />

Jagleck in etwa 665 m; ONO von Frauschereck bei etwa 660 m und<br />

N Gehöft Grubeck (unweit Klafterreith) bei 665 m. Bei der letzterwähnten<br />

Lokalität befindet sich ferner in zirka 650 m Höhe ein<br />

Kohlenausbiß, der übrigens in der geologischen Karte Bl. Mattighofen<br />

schon eingetragen ist. Die Detailuntersuchung ließ erkennen,<br />

31


32<br />

daß es sich hier um den lokalen Rest eines einstigen Oberflözes<br />

handelt, dessen Fortsetzung entweder vor Überlagerung der Hausruck-<br />

Deckschotter oder durch spätere Erosions Vorgänge abgetragen wurde.<br />

Im übrigen möge darauf hingewiesen werden, daß die von<br />

G. Götzinger festgestellten und in seiner geologischen Kartendarstellung<br />

mit blauer Punktlinie gekennzeichneten „Sand- und Toneinlagerungen<br />

im Quarzschotter" sich auf die Oberkante der Kohlenserie,<br />

bzw. auch auf etwas tiefer anstehende Partien derselben beziehen.<br />

Im Waldgelände lassen sich diese (in der Regel mit Schotter<br />

überdeckten) Horizonte in zahlreichen Fällen durch starke Vernässungen<br />

und Quellführungen erkennen. Fehlt jedoch eine Quellführung<br />

und sind Geländeabstufungen infolge starker Hangschuttbedeckung<br />

morphologisch nicht wahrnehmbar, gelangt man zu dem<br />

Eindruck, als ob lediglich gleichförmige, mächtige Schotteranhäufungen<br />

vertreten wären. Dieses gilt in hohem Maße für den westlichen<br />

Kobernaußer Wald, und es ist daher verständlich, wenn sich bisher<br />

eine nähere Deutung nicht finden ließ.<br />

Rericht (<strong>1948</strong>)<br />

von Dr. P. Beck-Mannagetta<br />

über das Blatt Deutschi andsberg —Wolf sberg (525 4)<br />

Für die weitgehende Förderung und Unterstützung bei der Aufnahmstätigkeit<br />

ist Dr. Beck-Mannagetta der Gutsverwaltung<br />

Dr. Gudmund Schütte, St. Andrä, und Herrn Graf Hugo Henckel-<br />

D o n n e r s m a r c k, Reideben, sehr zu Dank verpflichtet.<br />

Die erste Zeit, die durch das anhaltende Regenwetter sehr beeinträchtigt<br />

wurde, wurde besonders zur Festlegung der Tertiärgrenze<br />

N Stainz bis zum Kartenrand bei Ligist sowie für die Aufnahme des<br />

w. anschließenden Kristallins verwendet. Eine klare Abtrennung des<br />

Plattengneises von den glimmerreicheren Typen (Hirscheggergneis<br />

usw.), wie sie bei Stainz versucht wurde, ließ sich nicht aufrechterhalten.<br />

Somit mußten solche Gneise i. a. dem Plattengneis auch<br />

dem Gefüge nach zugeordnet werden. Eine Begrenzung des geschlossenen<br />

Plattengneiskomplexes kann daher nur sehr beiläufig<br />

gegeben werden: Im N des Ligistbaches, der sich tief in den Plattengneis<br />

eingefressen hat, liegt die Grenze gegen die venitischen Glimmerschiefer<br />

S Hubenpeter—S Schoperbauer—O Oberer Schröttner gegen<br />

S den Scharasbach querend—S Leitnerlip gegen SO zu S Moserbauer—K.<br />

779-3 m gegen Ofnerhiesl; hier zieht der Plattengneis gegen<br />

S und steht über Waldkeuschler-Schwarzschachen mit dem Stainzer<br />

Plattengneis in Verbindung. Die Ostgrenze verläuft etwa O Pabst,<br />

Steinberg — W Lachnitz — Kohlgraben — W Loreit — W Hochstraßeknapp<br />

O des Zachbaches bis zu seinem Austritt ins Tertiär W Hochneuberg.<br />

Über Grubberg—Lestein—Langegg verbindet er sich gegen<br />

S bei Greisdorf mit dem Stainzer Plattengneis. Gegen N und 0 umrahmen<br />

diesen Komplex + venitische Glimmerschiefer ohne Plattengneisregelung,<br />

in denen öfters mächtige Pegmatite(gneise) liegen:<br />

NW Dietenberg—O Guggi, Zirknitzberg, Kaiser M.—S K. 452 m Assing-


somer (100m mächtig!). NW Hochneuberg, Assingberg, Hochstraße—<br />

Loreit sind den Glimmerschiefern mehrfach mächtigere Amphibolitzüge<br />

eingeschaltet, die zur Schottergewinnung abgebaut werden. I. a.<br />

taucht der Plattengneis unter die Glimmerschiefer ein; der venitische<br />

Charakter dieses nimmt rasch gegen außen ab und es bleiben Granatglimmerschiefer<br />

± Staurolith (Friedrich) über (Dietenberg, NO<br />

Hochstraße, Wartstein). Außerdem nimmt in gleicher Weise die<br />

Diaphthorese der Gesteine gegen außen mit i O—W-streichenden<br />

B-Axen zu. Zwischen Ligister Aibl—Kettner—Pölzl treten nicht nur<br />

Disthenwülste auf, sondern der Habitus der Gesteine erinnert öfters<br />

an die Gneisquarzite der Zentralen Serie im SW der Koralpe. Im<br />

tiefen Hohlweg bei Leitnerlip findet man bis kopfgroße Disthenknollen,<br />

die aus einer größeren Anzahl von Paramorphosen von<br />

Disthen nach Andalusit zusammengesetzt sind. Ihr Auftreten ist dort<br />

an die Quarzfeldspatlagen des Plattengneises gebunden. W des Plattengneiskomplexes<br />

zieht die wirre Faltungszone von S herauf mit vereinzelten<br />

Eklogit(?)-Amphibolitliiisen (im Plattengneis hier selten).<br />

Der diskordante Quarzgang 0 Moser W. H. führt nach der freundlichen<br />

Angabe von Professor S t i n i reichlich Apatit. Die B-Axen des<br />

Plattengneises streichen meist 20° bis 35°, doch kommt auch NO-<br />

Streichen bis 55° gelegentlich vor (gegen W, Steinberg). Gegen S<br />

(W T aldkeuschler) gehen die B-Axen langsam in NS-Streichen über und<br />

im Gebiete des Grubbergbaches sind Richtungen bis 160° (340°) nicht<br />

selten. In scharfem Gegensatz stehen hiezu die 0—W-B-Axen der<br />

Außenzone, die der Gradener Serie der Stubalpe entspricht.<br />

Die Tertiärgrenze verläuft N Dietenberg, greift mit Blockschotter<br />

N und W Ligist bis in den Graben O Hubenpeter ein. Desgleichen<br />

finden sie sich S der Badeanstalt bis N Pabst. S der Mühle K. 385 m,<br />

Hunnesbach, zieht die Grenze um Lachnitz gegen S unter Kohlgraben<br />

bis Loreit K. 4974m. S Rauhegg bildet der Bach die ostverlaufende<br />

Grenze, um gegen NO um den Zirknitzberg (K. 454 m) herum wieder<br />

nach S über Kaiser M.—O Windhagen—Assingsomer—NW Arch—W<br />

K. 405 m—Schachen—W Puxhof, von da im S um Hochneuberg herumbiegend<br />

zu verlaufen. Den Rücken von Lestein zieht das Tertiär gegen<br />

NW bis 200 m W K. 543 m hinauf; darauf gegen SO, W von Steinbach,<br />

N und O Hochgrail bis N Adambauer. Gegen Steinreih zieht<br />

es weiter herauf als bisher angenommen.<br />

Eine Gliederung des Tertiärs konnte nur durch Abtrennung der<br />

Blockschotter vorgenommen werden. Der von W. Petrascheck<br />

beschriebene Tuff N Stainz konnte auf dem Fahrweg SO Schönegg<br />

aufgefunden werden, ebenso die von Rolle 500m W vom Schloß<br />

Stainz beschriebene Austernbank. Die Blockschotter finden sich gegen<br />

O noch S Steinreih. Der schmale Rücken von Lestein ist als Rinne<br />

mit gegen NW an Größe zunehmendem Blockschutt erfüllt, der bis<br />

N K. 440m herab reicht. Zwischen Kohlgraben und Loreit treten<br />

Blockschotter auf. Dieselben N Pabst und W Ligist wurden bereits<br />

erwähnt. Schotterbänke, die in die übrige, fluviatile Serie SW Mooskirchen<br />

häufig unregelmäßig eingestreut sind, zeigen bereits eine weitgehende<br />

Auslese und erreichen meist nur Nuß- bis Faustgröße. Allent-<br />

Verhandlungen. 1949 3<br />

33


34<br />

halben sind der Serie Kalksandsteinbänke eingestreut, ohne einen<br />

stratigraphischen Wert zu besitzen.<br />

Während auf der ausgedehnten Hochfläche Wöllmißberg—Wartstein<br />

nirgends Schotter aufzufinden waren, wurde 400 m S Partljosl in<br />

etwa 650 m eine kleine Quarzschotterkappe entdeckt, die dem Pliozän<br />

einzuordnen wäre. Diluviale Niederterrasse fand sich einstweilen nur<br />

zwischen Wald und Marhof.<br />

Auf der Sektion 3 wurden die Aufnahmen gegen 0 fortgesetzt. Im<br />

Gegensatz zur Ligister Umgebung läßt sich hier der Plattengneis an<br />

der Linie 400 m O Gänseeben—S Frauenkogel—Garanaß—Glitzalm—W<br />

Ochsenwald A. H. gut von der liegenden Zentralen Serie abtrennen.<br />

Bei der Ofengruppe K. 1505 m verschmilzt er mit der Zentralen Serie<br />

und läßt sich gegen SO nicht mehr von ihr scheiden. Zwischen beide<br />

Serien zieht die Marmorserie vom Speiksattel—Speiksee—300 m O<br />

Gänseeben (Mulde) immer mehr reduziert gegen O. Bevor diese teils<br />

im Schutt S des Garanaß verschwindet, teils ausspitzt, kommt sie SW<br />

des Frauenkogels in einem Bachanriß mit Amphibolit, Granatglimmerschiefer,<br />

Quarziten, wieder zum Vorschein. Der im Liegenden anschließende<br />

Teil der Zentralen Serie führt die Andalusit-Paramorphosen<br />

seltener im Schiefer als Disthenwülste (SW des Glitzbaches),<br />

sondern zusammen mit den mächtigen Quarz- und Pegmatitgängen<br />

(Gänseeben, S Glitzbach). Von den liegenden Paramorphosenschiefern<br />

trennt sie eine lückenhafte Reihe von Marmorvorkommen im venitischen<br />

Glimmerschiefer, die sich ohne Marmor, aber mit mächtigen<br />

Turmalinpegmatiten NO Bodenh.—N Hirschkogel—N Raabofen gegen<br />

SO hinzieht. Der Zug Raabhofen—Hirschkogel im Liegenden dieser<br />

Gesteine zeigt die typischen Paramorp hosenschief er. In der umlaufenden<br />

Marmorserie des Hühnerstützenkammes lassen sich die einzelnen<br />

Marmorbänder nicht durchgehend verfolgen, wie dies G1 o s s<br />

darstellt, sondern sind durch die jüngere S ->-N-Bewegung besonders<br />

S Am Sprung hakenförmig in die O—W-Richtung umgebogen.<br />

Der „Granodiorit"gneis und die „Grössing"gneise sind mit anderen<br />

Biotit-Granatgneisen als Mischgneise an die Amphibolite gebunden<br />

(SO Hochseealm), so wie die Kalkgneise Übergänge zu den Kalkglimmerschiefern<br />

zeigen. Die Buntheit der Gipfelserie kann auf der<br />

Spezialkarte gar nicht zum Ausdruck kommen. Nach der Zentralen<br />

Serie mit Quarzgängen und Pegmatiten (Am Sprung, S K. 1771m,<br />

S Pomsh.) folgt im W die Marmorserie des Erlenloches. Auch hier<br />

treten diese Biotit-Granatgneise mit geringen Amphibolitlagen auf.<br />

Die Marmorzüge zeigen im N, S der Hipfelhütte das gleiche N—S-<br />

Streichen wie die Gipfelserie. NO der Eibleralm zerreißt die Marmorserie<br />

in ± O—W-streichende Fetzen. Im unteren Himmelreichgraben<br />

bis W Brandriegel ziehen alle Marmorzüge von der Waldrast aus<br />

SW, und aus dem Pressinggraben von NW ein. Im S SO-fallend, im<br />

N N-fallend, vollzieht sich in einer Knitterungszone die plötzliche<br />

Umstellung mit lebhafter Faltung und Zerquetschung im NS-Streichen<br />

(Scheerbartel, Pürschhöhe). Weiter gegen W weichen die venitischen<br />

Granatglimmerschiefer und -gneise Granat-Biotitgneisen mit Quarzadern<br />

ohne scharfe Grenze. Selektive Diaphthorese und Kataklase<br />

weist auf die starke, junge Beanspruchung dieses Raumes hin. Gegen


NO weicht der Kampf um Streich- und Fallrichtung einem einheitlichen<br />

NO-Fallen. Der mächtige Amphibolitstock N der Brandhöhe<br />

ist nach der Verbreitung der Lesesteine in eine große Anzahl Gleitbretter<br />

zerlegt, die 500 m N des Moschkogels beginnend, erst 200 m<br />

N der Brandhöhe einen einheitlichen Stock bilden und gegen NW ausfiedern.<br />

W des Ochsenriegels und in den Rippen zwischen den Amphibolitzügen<br />

treten die Gneisquarzite der Zentralen Serie mit Disthenwülsten<br />

auf. Bei der Gösleralm und S des Kühkogel treten mächtige<br />

Glimmerquarzite (metamorphe Sandsteine) auf, die die Marmorserie<br />

im Liegenden des Plattengneises der Handalm einleiten, wo sich die<br />

gleichen Gesteine wie in der Gipfelserie befinden, die sich S (SW) des<br />

Schneidergrabens vielfach wiederholend, mächtig angeschoppt haben.<br />

Der Plattengneis im Hangenden verklingt langsam gegen NW in den<br />

venitischen Gneisglimmerschiefer in der Praken. Das Einzugsgebiet<br />

des oberen Kampbaches und Plachgraben baut sich aus diesen Gesteinen<br />

auf; Nordfallen herrscht vor, doch häufig kann man rasches,<br />

lokales Umbiegen gegen S beobachten. Selten sind kleine Amphibolite<br />

eingeschaltet (K. 1615 m, S und W Sagmeister, NO Grün, S Bärofen,<br />

N und O Büchler). Durch stärkere Vergneisung entstand die Kuppe<br />

des Bärofen. O des Marmors von Kamp gegen Mathebauer treten<br />

auch plattengneisähnliche (Granat)Gneise undDisthen-Granatglimmerschiefer<br />

(auch 0 Zarfelkogel) auf. S des Günegg und O Kamp erscheinen<br />

Disthenlinsen in den Gneisen. Die Lage der B-Axen (Glimmer)<br />

ist meist schwach gegen W bis WNW geneigt.<br />

Die glazialen Ablagerungen dieses Raumes müssen noch näher<br />

studiert werden. Eiszeitlicher Blockschutt tritt im oberen Reidebenergraben,<br />

O Burgstallofen, N des Speikkammes usw. auf. Auch das<br />

Material des Blockstromes vom Krakaberg (1916) scheint von Resten<br />

glazialer Blockfelder zu stammen. Der oberste Teil des Glitzbaches,<br />

W Glitzalm, ist ganz im eiszeitlichen Schutt vergraben. Reste von<br />

Moränen haben sich bei Sagmeisler 1250 m, Osthang des Erlenloches,<br />

im Weißwassergraben in zirka 1300 m und im Großen Kar erhalten.<br />

Eine prächtige Karnische ist oberhalb der Pomshöhe ausgebildet; auf<br />

die Karmulde W Schafhütte machte mich Prof. Stini aufmerksam.<br />

Vergleichsbegehungen wurden in den Seckauer-, Rottenmanner- und<br />

Wölzer Tauern unternommen. Außerdem wurden die Quarzgänge von<br />

St. Vinzenz, der Bergbau von Andersdorf und St. Peter begangen.<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

des auswärtigen Mitarbeiters Privatdozent<br />

Dr. Ch. Einer<br />

über Aufnahmen auf Blatt Gmünd — Spittal (5251).<br />

Weil F. Becke, der große Tauernforscher, mit seinem letzten veröffentlichten<br />

feldgeologischen Aufnahmsbericht (1909) im Maltatal vor<br />

den Toren der Reißeckgruppe Halt machte, blieb diese ein Stiefkind<br />

der Geologen. Es mag sein, daß F. Becke einige Übersichtsbegehungen<br />

in der Reißeckgruppe anstellte. Diesbezügliche Tagebuchaufzeichnungen<br />

wurden bisher nicht gefunden. Aber es deutet darauf hin das<br />

Vorhandensein mehrerer von F. Becke gesammelter Gesteinsproben<br />

3*<br />

35


36<br />

im Mineralogisch-Petrographischeii Institut der Universität Wien und<br />

die handkolorierte geologische Karte 1: 75.000, welche die im Rahmen<br />

der Akademie der Wissenschaften in Wien vor dem ersten Weltkrieg<br />

in den östlichen Tauern angestellten Untersuchungen in Übersicht<br />

bringt. Herrn Professor Dr. L. Kober sei für die gewährte Einsichtnahme<br />

in diese bisher einzige, in größerem Maßstabe gehaltene geologische<br />

Kartendarstellung der Reißeckgruppe gedankt.<br />

Während des ersten Weltkrieges teilte R. Canaval einige geologische<br />

Beobachtungen in der Umgebung von Trebesing mit und<br />

arbeitete H. Beck im Gebiet Hohe Leier—Gmeineck—Trebesing<br />

für spezielle Gutachten. Später veröffentlichte J. Stiny geologische<br />

Beobachtungen im Umkreis der Reißeckhütte (mit Kartenskizze) und<br />

R. Seh win n er in der Umgebung von Gmünd (ebenfalls mit Kartenskizze).<br />

Dann folgten die grundlegenden Lagerstättenforschungen<br />

O. Friedrich s, die auch einige geologische Hinweise bringen. Endlich<br />

verdanken wir wiederum H. Beck einen detaillierten geologischen<br />

Aufnahmsbericht längs der SW-Flanke der Reißeckgruppe über dem<br />

Drau—Mölltal.<br />

So wertvolle Ergebnisse diese verstreuten einzelnen Bemühungen<br />

auch brachten, so stellt doch die Reißeckgruppe heute das geologisch<br />

am wenigsten untersuchte Gebiet der östlichen Hohen Tauern dar und<br />

es ist im Sinne der Tauernforschung höchste Zeit, dieses Gebiet zu<br />

erschließen. Als topographische Unterlage stehen nur die in der vorliegenden<br />

Region mangelhaften alten österreichischen Aufnahmsblätter<br />

1:25.000 zur Verfügung. Im Gegensatz zu Dr. Exners anderem derzeitigen<br />

Arbeitsgebiet um Gastein mit den zahlreichen gründlichen<br />

geologischen Vorarbeiten, der leichten touristischen Zugänglichkeit<br />

und der vortrefflichen modernen kartographischen Unterlage, hebt<br />

sich recht kontrastreich die geologisch wenig bekannte und infolge der<br />

bedeutenden Reliefenergie (Reißeck 2959 m, Drautal 550 m) anspruchsvollere<br />

Reißeckgruppe mit der uns heute recht mangelhaft erscheinenden<br />

topographischen Karte ab.<br />

Das Einzugsgebiet des Radibaches besteht aus denselben Riesenlagengneisen,<br />

welche nördlich des Maltatales der Silbereckmuide auflasten.<br />

W T ie mit dem Lineal gezogen, dachen sie mit Fallwinkeln<br />

zwischen 15 und 30° nach E ab. Auf den Dornbacher Wiesen erreicht<br />

die vom Maltatal zum wasserscheidenden Kamm zwischen Maltatal<br />

und Radlgraben aufsteigende Grenze: Gneis — konkordant auflagernde<br />

periphere Schieferhülle, den Kamm 275 m nordwestlich P. 2120. Von<br />

hier an ist diese Grenzlinie in den nördlichen Steilhängen des Radigrabens<br />

trefflich aufgeschlossen und wird erst 100 m über der Talsohle,<br />

im Meridian der östlich vom Goldbergbau befindlichen Radlbachbrücke<br />

von Moräne überdeckt.<br />

'<br />

Die Gesamtmächtigkeit der peripheren Schieferhülle im Abschnitt<br />

zwischen Maltatal und Radigraben beträgt 300 m. Sehr regelmäßig ist<br />

die Gliederung in die basale Glimmerschiefer-Quarzit-Gruppe und die<br />

auflagernde Phyllit-Grünschiefer-Gruppe. Die Dolomit-Kalk-Gruppe<br />

(musterhaft entwickelt in der Region der Sternspitze nördlich des<br />

Maltatales) fehlt hier. Die Glimmerschiefer-Quarzit-Gruppe setzt sich<br />

aus dunklen und hellen Albitporphyroblastenschiefern, dunklen kalk-


freien Phylliten, Serizitquarziten, Serizitphylliten zusammen und ist<br />

50 bis 80 m mächtig. Diese basale Serie der peripheren Schieferhülle<br />

läßt sich dem Stoffbestand gemäß feldgeologisch von den darunter<br />

folgenden Gneisbänken (Bändergneise, Amphibolite, aplitische Gneise:<br />

also typische B-Gneis-Serie) abgrenzen, zeigt jedoch eindeutig dieselbe<br />

Mineralfazies (z. B. Albitporphyroblasten). Die Phyllit-Grünschiefer-<br />

Gruppe beinhaltet Kalkphyllite, Kalkglimmerschiefer, Grünschiefer<br />

und Serizitquarzite. Die Hauptmasse erstellen die Kalkphyllite. Die<br />

Quarzite bilden schmächtige Linsen. 4 Grünschieferzüge wurden kartiert.<br />

Zwischen Dornbacher Wiesen und Raben Wald ist die Serie<br />

3km lang aufgeschlossen: Nur ein Grünschieferzug hält längs dieser<br />

Strecke an (P. 2018 bis „n" von „Raben Wald"), die anderen keilen<br />

im Kalkphyllit aus.<br />

Mit besonderem Interesse begegnen wir über der peripheren Schieferhülle<br />

und zumeist unter den mit dem ostalpinen Altkristallin verbundenen<br />

Quarzphylliten — mitunter auch in die tiefsten Partien der<br />

Quarzphyllite oder in die hängendsten Partien der peripheren Tauernschiefe^hülle<br />

eingewickelt — die Quarzit-, Dolomit- und Kalkschollen<br />

der unterostalpinen Schollenzonen. Dr. Exner hat diese<br />

Schollen in südlicher Fortsetzung des Radstädter Mesozoikums im<br />

Maltatal bei Dornbach infolge des Kriegsausbruches im Jahre 1939<br />

verlassen müssen und sie nun im Radigraben, im Rachenbachgraben<br />

und beim Zelsacher Wasserfall untersucht. Das bedeutet eine Verlängerung<br />

der Reichweite der unterostalpinen Schollenzonen längs<br />

des Tauern-E-Randes um 10 km in südlicher Richtung. Dolomit im<br />

Radigraben wird schon von F. Becke 1909 erwähnt. Die Zelsacher<br />

Wasserfall-Scholle scheint bereits 1920 in der tektonischen Übersichtskarte<br />

des östlichen Tauernfensters und seines Rahmens von L. K o-<br />

ber auf.<br />

Ein bedeutender geomorphologischer Gehängeknick bezeichnet in<br />

den Westhängen des Liesertales die Grenze zwischen peripherer<br />

Tauernschieferhülle und ostalpinem Quarzphyllit, bzw. zwischengeschalteten<br />

unterostalpinen Schollenzonen. Der Umstand, daß Berg und<br />

Tal zwischen Gmünd und Spittal östlich des markanten Gehängeknickes<br />

geradezu in Moräne ersticken, erschwert hier ungemein die<br />

Grenzführung. Zentralgneis-Erratica bedecken die höchstgelegenen<br />

Erosionsreste der peripheren Schieferhülle (z. B. bei P. 1928 auf den<br />

Dornbacher Wiesen). Der eiszeitliche Talgletscher muß bedeutend<br />

höher hinaufgereicht haben, was übrigens schon A. Penck aus den<br />

Verhältnissen der Umgebung des Katschberges schloß. Es wird vermutet,<br />

daß die Hochflächen des angrenzenden kärntnerischen Nockgebietes<br />

während des Eis-Hochstandes unter einem einheitlichen, nur<br />

lokal durch Nunatakker unterbrochenem Eisschild begraben waren,<br />

in welchen die Talgletscher der östlichen Hohen Tauern einmündeten.<br />

Jedenfalls finden wir tiefgründige Moräne (weite Sumpf gebiete!) sowohl<br />

auf den Hochflächen des Nockgebietes, als auch hoch oben auf<br />

den Bergrücken des westlichen Liesertalgehänges, und zwar östlich<br />

des genannten markanten morphotektonischen Gehängeknickes (z. B.<br />

Sonnbühel, Eben Wald, Greitbühel). Unter Moräne finden sich bei<br />

„R" des Wortes „Radi Bach" (altes Aufnahmsblatt 1:25.000) und an<br />

37


38<br />

einer Stelle 200 m westlich davon Quarzsande (8 m), Kiese (3 m),<br />

zum Teil in rhythmischer Feinschichtung mit tonigen Bändern. Sie<br />

dürften einem durch den Liesertalgletscher spätglazial aufgestauten<br />

See im unteren Radigraben entstammen, der durch einen späteren<br />

abermaligen Vorstoß des Raditalgletschers überwältigt wurde. Die<br />

wenig gestörte, mehrere 100 m Längserstreckung einnehmende konkordante<br />

rhythmische Feinschichtung kiesiger, sandiger und toniger<br />

Lagen spricht gegen subglaziale Sedimentation.<br />

Die Liegend- und Hangendgrenze der unterostalpinen mesozoischen<br />

Scholle von Dornbach im Maltatal wurde bereits beschrieben (Exner,<br />

1942). Inmitten der Scholle tauchen in der Schlucht nördlich „Reiter"<br />

Kalkphyllite als tektonisches Fenster auf. Sie sind 20 m mächtig im<br />

Bachbett erschlossen und führen eine 05m mächtige Grünschieferlage.<br />

Das Kalkphyllit-Fenster wird ringförmig von Radstädter Serizitquarzit<br />

(8m) umfaßt. Darüber folgt Glimmerkalk (1 bis 2m) und<br />

hellgelber bis farbloser Triasdolomit (30 m). Die überhängende Steilwand<br />

mit der Triasdolomitlinse im Quarzit (der Fig. 8 in E x n e r,<br />

1942) ist inzwischen eingestürzt. Eine junge Blattverschiebung parallel<br />

dem Verlaufe des Maltatales sondert den östlichsten Teil der<br />

Dornbacher Scholle von deren Hauptkörper ab. Die östliche Teilscholle<br />

ist relativ zum Hauptkörper 20 m nach ESE verschoben.<br />

Westlich der Dornbacher Scholle folgt im Liegenden ihres Triasdolomites<br />

ein Band von Radstädter Quarzit (10m); darunter Kalkphyllit;<br />

Kalkphyllit mit Dolomitlinsen (eventuell „Liasbreccie");<br />

Glimmermarmor (insgesamt 7 m); darunter der schmächtige Grünschieferzug,<br />

den wir schon im Fenster angetroffen haben. Weiters<br />

finden sich bis zum Karboden östlich unter der Dornbach Alpe noch<br />

mehrere Aufschlüsse in der Phyllit-Grünschiefer-Gruppe unter der<br />

Moräne im Bachbett.<br />

Die nächst südliche, mehrfach verzweigte Schlucht westlich Brochendorf<br />

und Saps erschließt das schon von F. Becke beobachtete Serpentinvorkommen<br />

nördlich und westlich Sonnbichl, das allerdings<br />

zum größten Teil unter Moräne verborgen ist. Westsüdwestlich Sonnbichl<br />

lagert der Serpentin dem hängendsten Kalkphyllitband der peripheren<br />

Schieferhülle auf. Hingegen ist im Einzugsbereich der genannten<br />

Schlucht das Serpentinvorkommen durch den Quarzphyllitzug:<br />

Reiter—P. 1208—P. 1704 von der peripheren Schief er hülle geschieden.<br />

Unmittelbar im Liegenden an den Serpentin angrenzend,<br />

finden sich hier: Glimmerkalk (4m); darunter Serizitquarzit (3m);<br />

darunter Graphitquarzit (2m); darunter der erwähnte Quarzitphyllitzug.<br />

Tektonisch scheint der schätzungsweise 100 m mächtige (aufgeschlossen<br />

sind unter der Moränendecke insgesamt 30 m hohe Wandzüge<br />

aus Serpentin) und ein Areal von zirka 2okm 2 (Schätzung auf<br />

„Grund der Verbreitung der Lesesteine und Lokalmoräne mit Serpentinblockführung)<br />

einnehmende Serpentinklotz des Sonnbichl der unterostalpinen<br />

Schollenzone zuzugehören. Eine ähnliche tektonische Position<br />

— allerdings zur Gänze von Quarzphyllit umschlossen — nimmt<br />

ja auch der viel kleinere benachbarte Serpentinklotz der Torscharte<br />

nördlich des Maltatales ein.


Im Bachbett des Radigrabens findet sich die unterostalpine mesozoische<br />

Schollenzone wieder. Sie ist hier beinahe kontinuierlich am<br />

rechten Bachufer längs ihrer Streichrichtung auf 800 m langer Strecke<br />

erschlossen. Ihre Liegendgrenze (Abgrenzung gegenüber der peripheren<br />

Schieferhülle) wird von Moräne westlich des Radibades verdeckt.<br />

Beim Radibad taucht unter dem hangenden Quarzphyllit des<br />

linken Bachufers gewölbeartig Serizitquarzit (5 m) und darunter hellgelber<br />

bis farbloser Triasdolomit (5 m mächtig erschlossen) auf, der<br />

an einer Stelle auch auf das linke Bachufer übergreift. Dieser Triasdolomit<br />

steht talabwärts am rechten Bachufer an, zeigt metasomatische<br />

Vererzungen, die von 0. Friedrich 1935 beschrieben wurden. Auch<br />

kleinere Quarzitvorkommen, Vorkommen grauen Kalkes mit Kalkspatadern<br />

und Glimmerkalkes finden sich mit dem Triasdolomit<br />

verknetet. Besonders intensiv ist die tektonische Versehuppung nahe<br />

der Hangendgrenze des unterostalpinen mesozoischen Komplexes,<br />

dort, wo 900 m nordwestlich Radi am rechten Bachufer die Serie<br />

endgültig steil östlich unter den Quarzphyllit eintaucht. Die Umwandlung<br />

des massigen Triasdolomites in Brecciendolomit, seine<br />

Auflösung in Linsen mit phyllitischen Zwischenlagen und die mit<br />

intensiver tcktonischer Beanspruchung einhergehende stoffliche Veränderung,<br />

vor allem Verdrängung der Dolomitsubstanz durch Quarz<br />

und Kalkspat, sind zu beobachten.<br />

Im Rachenbachgraben (südlich Gamper und Zlating bei Trebesing)<br />

befindet sich die Liegendgrenze des ostalpinen Quarzphyllites am<br />

markanten Wasserfall ober dem „r" von „Köhlerhütten". Konkordant<br />

folgt unter dem Quarzphyllit ein Band Serizitschiefer (2 m) mit Quarzlagergängen,<br />

denen eine Pinge nachgeht. Darunter folgen konkordant<br />

Kalkphyllite (10m). Und erst jetzt setzt in Form eines tektonisch<br />

reduzierten Linsenzuges innerhalb der Kalkphyllite der typische<br />

Triasdolomit ein. Die reihenförmig angeordneten einzelnen Dolomitlinsen<br />

erreichen maximal 08m Mächtigkeit. Grauer Kalk mit Spatadern<br />

begleitet sie. Im Liegenden folgt Kalkphyllit (25 m) mit einer<br />

Zwischenlage grauen Kalkes; darunter Grünschiefer (Im); darunter<br />

Kalkphyllit (5m) und darunter neuerlich eine stark lamellierte Serie<br />

(tektonisches Mischgestein) verkneteter Gesteinslagen, die als eine<br />

zweite, tiefer in die periphere Schieferhülle hineinvertriftete unterostalpine<br />

Schollenzone anzusprechen ist. Von oben nach unten setzen<br />

diese Knetzone zusammen: Glimmerkalk farblos (Im); dunkler Bänderkalk<br />

(08m); Quarzit (Im); grauer Kalk (02m); Quarzit (01m);<br />

grauer Kalk (015m); Quarzit (08m). Darunter folgt die Phyllit-<br />

Grünschiefer-Gruppe der peripheren Schieferhülle. Die letztgenannte<br />

Knetzone steigt am rechten Talhang in westlicher Richtung schräg<br />

aufwärts und führt bei den obersten Mühlen Triasdolomitschollen von<br />

2 m Mächtigkeit.<br />

Im N-Gehänge des Hintereggengrabens, nördlich der Ortschaft<br />

Zelsach, erreicht die unterostalpine mesozoische Schollenzone im dicht<br />

bewaldeten Gebiet eine kartenmäßige Ausdehnung von 280.000 m 2 , hervorgerufen<br />

durch die Parallelität des Schichtfallens mit der Hangoberfläche.<br />

Die Quarzit-Kalk-Dolomit-Platte ist aber insgesamt bloß<br />

50 bis 60 m mächtig. Tektonisch liegt die Zelsacher Scholle regel-<br />


40<br />

mäßig zwischen der peripheren Tauernschieferhülle im Liegenden<br />

und den ostalpinen Quarzphylliten im Hangenden.<br />

Am Fahrweg von Zelsach in Richtung Altersberg ist in den Flanken<br />

der Zelsacher Wasserfallschlucht Quarzphyllit aufgeschlossen. Unter<br />

den Quarzphyllit schießt eine ausgedehnte, mehrere m mächtige<br />

Quarzitplatte ein, über die der 15 m hohe Wasserfall hinabstürzt. In<br />

ihrem Liegenden tauchen ober dem Wasserfall Glimmerkalke, Rauhwacken,<br />

graue Kalke und Flaserkalke (insgesamt 20 bis 25 m mächtig)<br />

auf. Ihnen folgt der Bach, zuletzt einen 12 m hohen Wasserfall bildend,<br />

und schneidet dann höher oben im Liegenden dieses Kalkkomplexes<br />

den klotzigen hellgelben bis farblosen Triasdolomit (20 m<br />

mächtig) an. Dieser bildet im Wald Härtlingsrücken mit unter 1 -<br />

irdischen Wasserläufen u. dgl. Mehrere alte Steinbrüche und verfallene<br />

Kalköfen, auch zwei noch in jüngster Zeit betriebene Öfen sind im<br />

Triasdolomit angelegt. Im westlichsten Graben der verzweigten, sämtlich<br />

zum Zelsacher Wasserfall ausmündenden Waldschluchten ist unmittelbar<br />

im Liegenden des Triasdolomites die periphere Tauernschieferhülle<br />

aufgeschlossen. Unter dem 20 m mächtigen Triasdolomit<br />

folgt hier Rauhwacke (2m); darunter Kalkphyllit (Im); darunter<br />

Grünschiefer (0-5m) und darunter mächtige Kalkphyllitmassen. Diese<br />

Kalkphyllite findet man im westlich anschließenden Gehänge bis<br />

hinüber zur Hintereggen Alpe und darunter Grünschiefer am rechten<br />

Bachufer, talaufwärts P. 1113. Der Quarzphyllit, den wir am Zelsach—<br />

Altersberger Fahrweg unterhalb des Zelsacher Wasserfalles verlassen<br />

haben, steht bei dem Wegkreuz P. 1124 an, wo sich die Wege von<br />

der Reißeckhütte, von Lendorf und von Lieserhofen treffen. Gegen<br />

sein Liegendes zu ist der Quarzphyllit hier noch 300 m in nordwestlicher<br />

und 200 m in nördlicher Richtung aufgeschlossen. Zwischen jenen<br />

hängendsten Partien der peripheren Tauernschieferhülle im Hintereggengraben<br />

und den liegendsten Partien dieses Quarzphyllits klafft<br />

eine gänzlich moränenüberdeckte, 350 m breite Zone, die keine Einsicht<br />

in wahrscheinlich vorhandene Fortsetzungen der unterostalpinen<br />

mesozoischen Schollen vom Einzugsbereich der Lieser hinüber in das<br />

Drautal gewährt.<br />

Das Verbreitungsgebiet des Quarzphyllits im Hangenden der unterostalpinen<br />

mesozoischen Schollen bzw. — wo diese infolge tektonischer<br />

Reduktion fehlen — im Hangenden der peripheren Tauernschieferhülle<br />

wurde nach E bis zur Linie Dornbach—Gmünd—Steinbrucker—Eckberg<br />

kartiert. Das Gestein entspricht den Quarzphylliten<br />

der Katschbergzone zwischen Mur- und Maltatal und ist als deren<br />

unmittelbare Fortsetzung zu betrachten. So wie am Aineck und Stubeck<br />

finden sich auch hier die kontinuierlichen, nicht scharf feldgeologisch<br />

und petrographisch %\x scheidenden Übergänge zu Granatglimmerschiefern<br />

und zu Paragneisen des ostalpinen Altkristallins.<br />

So wie dort stecken im Quarzphyllit zweifellos progressiv metamorphosierte<br />

ehemalige Tonschiefer in Begleitung von Graphitphylliten<br />

und Quarziten. So wie dort finden sich häufig regressiv metamorphe<br />

Granatglimmerschiefer mit chloritischen diaphthoritischen<br />

Granaten und regressiv metamorphe, altkristalline Gneise. Dies alles<br />

versteckt sich im recht einheitlichen Gewände des Quarzphyllits. Kar-


tenmäßig ausgeschieden wurden deutliche Granatglimmerschiefer und<br />

Paragneise mit der Farbsignatur des Quarzphyllits, aber entsprechend<br />

unterschiedlicher Strichzeichnung, die kontinuierlichen natürlichen<br />

Übergänge andeutend. Ebenso wie am Katschberg zeigt auch hier die<br />

stets intensiv gefaltete Quarzphyllitserie lokal Schichtneigungen, die<br />

in Richtung zur peripheren Tauernschieferhülle geneigt sind, also<br />

invers einfallen (z. B. südlich Stiedl bei Gmünd, oder bei Radi, oder<br />

bei Köhlerhütten im Rachenbachgraben). Südlich von Oberallach<br />

und Pirk, sowie im Einzugsbereich des Hintereggenbaches finden sich<br />

keine inversen Lagerungen im Quarzphyllit; hier taucht die Quarzphyllitserie<br />

bereits steiler (Fallwinkel allgemein über 30°) nach S ein.<br />

Es vollzieht sich hier der Übergang zur Saigerstellung im Drau—<br />

Mölltal.<br />

Das wichtigste Resultat der diesjährigen Aufnahme ergeben die am<br />

Tauern-E-Ende erstmals ausgeführten Messungen der Faltenachsen<br />

(lineares Parallelgefüge auf den s-Flächen der Tauerngneise, der peripheren<br />

Tauernschieferhülle, der unterostalpinen mesozoischen Schollen<br />

und vor allem auch der Quarzphyllite und ihrer altkristallinen<br />

Begleiter). Im Abschnitt zwischen Dornbach Alpe, Dornbach, Gmünd,<br />

Eckberg, sind die Faltenachsen in allen genannten Serien mit großartiger<br />

Konstanz W—E bis WNW—ESE orientiert. Erst westlich<br />

Hintereggen drehen die Faltenachsen in die NW—SE-Richtung (hochtaueride<br />

Sonnblickrichtung) ein, welche das steile Abtauchen der<br />

Tauern längs der Drau—Mölltal-Linie beherrscht. Der Ausführung<br />

möglichst zahlreicher und exakter Messungen des linearen Parallelgefüges<br />

wurde im Rahmen der Vorsätze, eine Inventaraufnahme<br />

der linearen Parallelgefüge der östlichen Taueriden im Laufe der<br />

nächsten Jahre zu erstellen, besonders energisch betrieben. Im bistherigen<br />

Resultat liegt schon der unmittelbare feldgeologische Beweis<br />

für den meridionalen tektonischen Transport während der<br />

letzten alpidischen orogenen Gesteinsprägung.<br />

Das Bewegungsbild der Silbereckmulde (Exner, 1940) erweist<br />

dazu eindeutig den Sinn dieser meridionalen Bewegung. Der<br />

Bewegungssinn ist von S nach N gerichtet. Die tektonische Auffassung<br />

der klassischen Deckenlehre der Ostalpen (P. Term i er, L. Kober)<br />

bezüglich des Bewegungssinnes besteht hier eindeutig für die letzte<br />

orogene Durchbewegung und Gesteinsumprägung zu Recht. Sie ist<br />

die einzig denkbare Schlußfolgerung aus dem feldgeologischen Beobachtungsmaterial.<br />

R. Schwinner läßt das Nockgebiet-Altkristallin<br />

mit einem Bewegungssinn, der von E nach W gerichtet ist, an steilen<br />

Bewegungsbahnen mit kurzer Überschiebungsweite und nur randlich<br />

auf die Tauern gleiten. Denkbar wäre dieser letztgenannte tektonische<br />

Vorgang nur in einer der letzten alpidischen orogenen Durchbewegung<br />

und Gesteinsprägung vorangegangenen Zeit (ältere Polymetamorphosen).<br />

Im vorliegenden Aufnahmsgebiet fand Exner keinerlei<br />

Anzeichen derartiger älterer Bewegungen. Das mitunter inverse, also<br />

westliche Einfallen der intensiv gefältelten Quarzphyllite mit flach<br />

geneigten bis söhligen Faltenachsen ist ein Ausdruck freierer Bewegungsmöglichkeiten<br />

dieses tektonischen Schmierhorizontes im Dache<br />

41


42<br />

der ja nördlich des Hintereggengrabens nur flach (15 bis 30°) östlich<br />

eintauchenden Taueriden. Mit Annäherung an den Tauern-S-Rand<br />

(Drau—Mölltal-Gebiet) ist auch dem Quarzphyllit diese Bewegungsfreiheit<br />

genommen. Er paßt sich hier, konkordant mit Tauerngneis<br />

und peripherer Tauernschief er hülle bedeutend steiler SW einfallend,<br />

dem straffen Bauplan des Tauern-S-Randes an.<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

von Professor Dr. G. Götzinger<br />

über, kohlengeologische, erdölgeologische und sonstige<br />

praktische Arbeiten im Bereich der Blätter<br />

Salzburg, Mattighofen, Tittmoning und Gmunden.<br />

Da das Jahr <strong>1948</strong> in dem seinerzeit entdeckten neuen Kohlengebiet<br />

von „Neu Wildshut" (Trimelkam—Ostermiething)<br />

dank den umfassenden und systematischen Arbeiten der Salzach-<br />

Kohlenbergbau-Gesellschaft, bzw. der Bergbau-Förderungs-Gesellschaft<br />

mehrere Bohrungen brachte, konnte das angefallene Bohrpipbenmaferial<br />

meist an Ort und Stelle durchgearbeitet werden.<br />

Außerdem werden zahlreiche Proben in der <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong><br />

sowohl von Frau Dr. Woletz hinsichtlich der Schwermineralführung,<br />

wie auch von Dr. Grill und Dr. Noth hinsichtlich<br />

der, mikro-paläontologischen Einschlüsse untersucht werden,<br />

Methoden, welche ermöglichen, über und unter der Kohle die einander<br />

entsprechenden Schichten verschiedener Bohrungen zu bestimmen.<br />

Von den im folgenden beschriebenen Bohrungen waren alle<br />

fündig, mit Ausnahme der Bohrung Mühlach (nahe der Moosach,<br />

SE Wildshut gelegen), welches Gebiet schon außerhalb (südlich) der<br />

Kohlenmulde, bzw. der kohleführenden Schichtgruppe liegt.<br />

Die Bohrung Hollersbach II (Blatt Mattighofen) stellte nach<br />

Durchteufung von 41m Quartär (meist Moränen) und meist grauen,<br />

schließlich graugrünen Tonen mit Sand- und Schottereinschaltungen<br />

ein durch Zwischenmittel gegliedertes Oberflöz und durch ein schwaches<br />

blaugraues toniges Zwischenmittel davon getrenntes zweites<br />

Flöz von über 1 m Stärke in 4 Flözchen fest. Das Liegende sind<br />

graue, weißgraue und rötliche Tone, unter welchen schließlich grüne<br />

sandige, glimmerige Tone, Sande und Sandsteine lagern. Sie führen<br />

Ostracoden und sind jedenfalls nicht mehr als limnische Ablagerung<br />

anzusehen.<br />

Die mikro-paläontologische Untersuchung von Hollersbach II ergab<br />

zum erstenmal die große Überraschung, daß die jungtertiären Tone<br />

über, dem Flöz Globotruneanen enthalten, wie sie für die Kreide<br />

bezeichnend sind. Diese Formen sind durch Einschwemmung aus<br />

der, weiter südlich angrenzenden Helvetikum-Zone (Kreide, Pattenauer,<br />

Schichten) zu erklären. Es waren zur Zeit der Sedimentierung<br />

der, jungtertiären Tone jedenfalls noch größere Höhen in der helvetischen<br />

Zone vorhanden, welche aus der Gegend der Oichten<br />

sowohl gegen Osten wie gegen SW streichend anzunehmen ist. Indem<br />

aber gewisse Zonen der Tone solche Schwemmschichten mit


Fossilien aus dem Helvetikum aufweisen, wenden solche Schwemmschichten<br />

auch für die Identifizierung gleicher Schichten Anwendung<br />

finden können.<br />

Auch in der Bohrung Hollersbach III findet sich innerhalb<br />

von 10 m ein Oberflöz, ein Hauptflöz (177) und darunter mehrere<br />

schwächere Flöze. Im Liegenden erscheinen wieder die bunten Tone,<br />

weißgraue Sande und schließlich Schotter. Bei großer Ähnlichkeit des<br />

Kohlenprofiles zwischen Hollersbach II und Hollersbach III liegen<br />

die äquivalenten Schichten bei III tiefer, was einer Neigung nach<br />

NE entspricht.<br />

Bohrung Hollersbach IV, WNW von III gelegen, zeigte ein<br />

ganz ähnliches Kohlenprofil. Nur waren hier mit Ausnahme des<br />

Hauptflözes alle "Flöze stärker und nur um wenige Meter höher<br />

als bei II.<br />

Die Bohrung BoidhamI, N von Hollersbach II gelegen,<br />

hatte das Oberflöz in ähnlicher Mächtigkeit und in gleicher Höhe<br />

wie Hollersbach II. Das Hauptflöz war von den darunter befindlichen<br />

schwachen Unterflözen begleitet. Die genannten Flöze entsprechen<br />

im Vergleich zum Profil von Hollersbach der „oberen<br />

Hollersbacher Flözgruppe". Von ihr durch Kohlentegel und graue<br />

Tone getrennt, war hier fast 10 m tiefer das untere Hollersbacher<br />

Hauptflöz in sehr schöner Mächtigkeit entwickelt.<br />

Bohrung Trimelkam I, SE von Hollersbach II gelegen,<br />

erschloß ein ähnliches Kohlenprofil (Oberflöz und Hauptflöz). Im<br />

Liegenden bunte (geflammte) Tone, dann Sand und Schotter, Es<br />

besteht ein schwaches Gefälle aller. Kohlenflöze und liegenden<br />

Schichten nach NW.<br />

Bohrung Diepoltsdorf I, E von Boidham I und N Trimmelkam<br />

I gelegen. Im Vergleiche zu Hollersbach III liegen die Flöze<br />

hier in ähnlichen Höhen wie Hollersbach III, sind aber mächtiger,<br />

nur das Oberflöz liegt hier höher. Von hier besteht ein Gefälle in der<br />

Richtung nach NE zum Bohrloch Weyer (Verh. Geolog. Bundesanst.<br />

1945). Die Bohrung Mühlach (auf Blatt Salzburg) war, wie schon erwähnt<br />

wurde, taub. Unter Moränen (die letzten gekritzten Geschiebe<br />

bei 52 m) fanden sich graue Tone mit Einschaltungen von Sanden<br />

und Schottern in toniger Bindung (erdige, wahrscheinlich geschwemmte<br />

Kohle zwischen 60—65 m), die besonders zwischen 66<br />

und 71m (Endteufe) auftreten. Mit Ausnahme der Bohrung Mühlach,<br />

die schon im Bereich des marinen Miozäns liegt, waren alle<br />

Bohrungen auf Kohle fündig. Sie sind nicht bloß eine Bestätigung<br />

für die Verbreitung der auf dem marinen Miozän hangenden miopliozänen<br />

kohleführenden Süßwassermolasse, sondern bieten auch<br />

Anhaltspunkte für die Rekonstruktion der Hauptkohlenmulde und<br />

ihrer Randgebiete.<br />

Gegen Ende des Jahres wurde die Abteufung zweier eng benachbarter<br />

Schächte bei Trimelkam in Angriff genommen. Hauptschacht<br />

und Hilfsschacht waren zu Ende des Jahres bis auf 30 m abgeteuft.<br />

Für die Unterstützung der Forschungen und Erhebungen im<br />

Kohlengebiet spricht Dr. Götzinger der Salzach-Kohlenbergbau-<br />

Gesellschaft (Generaldirektor Dr.-Mont. Locker, Ober-Ing. Neu-<br />

43


44<br />

mann und Oberberginspektor Ing. Krakowitzer) den verbindlichsten<br />

Dank aus.<br />

An der schon trassierten Kohlenbahn von Bürmoos nach Trimelkam<br />

wurden einige Geländeaufschließungen untersucht.<br />

Außer den bisherigen Bohr aufschlußarbeiten in „Neu-Wildshut"<br />

wurde der <strong>1948</strong> besonders forcierte Bergbau Alt-Wildshut in der<br />

Salzachau (Osten - . Montanindustrie-Gesellschaft) einigemal besucht. Die<br />

sonstige Gefährdung des Tagbauabbaues der Kohle infolge der Grundwassereintritte<br />

konnte durch eine Pumpenanlage und dank dem<br />

trockenen Wettercharakter wesentlich vermindert werden. Zu Ende<br />

des Jahres waren beide Flöze, durch ein blaugraues Tonzwischenmittel<br />

getrennt, im Tagbau zu sehen. Seit Beginn der Unternehmung<br />

(1946) konnten bis Ende <strong>1948</strong> zirka 43.000 t Kohle gefördert werden.<br />

Die Mächtigkeit des Flözes nahm gegen N deutlich ab, während im<br />

W ein scharfes Abschneiden durch die Salzachschotter festgestellt<br />

wurde. So ist auch das auf der geologischen Karte, Blatt Mattighofen,<br />

im Salzachbett verzeichnete Kohlenvorkommen kein anstehendes Flözvorkommen,<br />

sondern lediglich ein Kohlentrum, wie bei Niederwasserstand<br />

festgestellt werden konnte. Die schokoladebraunen, weißbrennenden<br />

Tone des Unterflözes erwiesen sich als feuerfest. Das Liegende<br />

des Unterflözes bilden weiße, tonige Quarzsande, die eine Analogie<br />

mit den unter der Kohle liegenden Quarzsanden des Hausruckgebietes<br />

bilden.<br />

Infolge der Verleihung eines Forschungsauftrages seitens<br />

der <strong>Geologische</strong>n <strong>Bundesanstalt</strong> an die Rohöl-Gewinnungs-AG. und<br />

der dadurch veranlaßten Aufschlußbohrungen und geologischen Studien<br />

im Räume Salzburg — Braunau (also in den Arbeitsgebieten<br />

von Götzinger auf den Blättern Salzburg und Mattighofen)<br />

war die Befahrung der durch diese Unternehmung durchgeführten<br />

Schürfbohrungen mit einigen geologischen Begehungen seitens des<br />

Direktors Dr. Götzinger, meist in Begleitung von Dr. Grill, notwendig.<br />

An diesen gemeinsamen Bereisungen nahmen seitens der<br />

RAG. Direktor Dr. Janoschek und die Geologen Dr. B r a u-<br />

m ü 11 e r, Dr. Aberer und Dr. Schors teil. Durch diese Gemeinschaftsarbeit<br />

konnten die geologischen Erkenntnisse auf den Blättern<br />

Salzburg und Mattighofen wichtige Ergänzungen erfahren, wie im<br />

Abschnitt „Aufnahmsbericht auf den Blättern Salzburg und Mattighofen",<br />

S. 49 ff., ausgeführt wird.<br />

Im Jahre <strong>1948</strong> wurde von der genannten Unternehmung ein Aufschlußprofil<br />

in der Oichten (Nußdorf) nordwärts und ein ebensolches<br />

von Seeham (Obertrumer See) gleichfalls nordwärts mittels<br />

zweier Bohrgeräte durchgeführt.<br />

Die Bohrung Nußdorf I*) in der Oichtenfurche brachte das ganz<br />

überraschende Ergebnis, daß der spätglaziale Seeton hier über 200 m<br />

Mächtigkeit besitzt. Unter diesem wurden die dunkelgrauen Pattenauer<br />

Mergel des Helvetikums festgestellt.<br />

!) Kurze Notiz darüber auch in Ab er er und Braumüller, Jahrb.<br />

1947, S, 143.


Im Oichtener Profil wurde noch die Bohrung Nußdorf III, W von<br />

„Zweimühlen", besucht. Sie blieb in einem Komplex von Feinsanden<br />

(im Wechsel mit Kalksandstein), welche Neigungen durchschnittlich<br />

von 20—30° hatten.<br />

Im Profil Mattsee—Mattig erschloß die Bohrung W Seeham schon<br />

nach geringer Moränenschotterdurchfahrung die dunkelgrauen Tonimergel<br />

der Pattenauer Schichten mit bis 45° Schichtfallen. Steilstehende<br />

Harnischflächen bekunden die starken Aufschiebungsten-<br />

'denzen im N 'der Zbne des Helvetikums gegen die vorgelagerte<br />

Molassezone.<br />

Im gleichen Profil liegt die Bohrung „Nußdorf IV", welche eine<br />

Folge von Tonmergeln und härteren Mergelzonen (gelegentlich mit<br />

Inooeramenstücken) erschloß (bis 73 m verfolgt). Die steilen Harnischflächen<br />

und Ruschelschiefer sind auch hier vorhanden.<br />

Nicht im Zusammenhang mit den genannten Bohrungen war die<br />

gleichfalls im Berichtsjahr niedergebrachte Bohrung SSE Lengfei<br />

d e n, welche auf Grund einer Wünschelrutenmutung Kohle im<br />

Flysch(!) antreffen wollte. (Bekanntlich finden sich im Flysch<br />

höchstens Kohlenhäckselsandsteine.) Wie erwartet, blieb die Bohrung<br />

im sehr steilstehenden (bis 80° fallenden) Kreideflysch (Kalksandsteine,<br />

Mergel, Tonschiefer, auch feingeschichtete Kalksandsteine) mit<br />

Zwischenlagen auch von rotbraunen und roten Tonschiefern. Die<br />

Bohrung wurde bei 1545m eingestellt.<br />

Sonstige praktisch-geologische Arbeiten bestanden in<br />

der Untersuchung zweier Bergrutsche am Gmundener Berg<br />

N Altmünster und bei Guggenthal E von Salzburg.<br />

Am Flyschsteilhang NW vom Nußbaumer, N Altmünster erfolgten<br />

im Frühjahr <strong>1948</strong> in zwei Ausrutschnischen die Gehängerutschungen<br />

2 ). Die Wiese unterhalb ist durch Rutschungswülste gewellt<br />

worden und mehrere Rutschungslappen sind vorhanden. Man beobachtet<br />

am Ende der Rutschungszungen mehrfache Faltung der Rasendecke.<br />

Wenn auch die Rutschungen seicht sind, sind die Masten der<br />

Starkstromleitung etwas verschoben worden. Eine Rutschungszunge<br />

hat sich bis zur Bahnstrecke Gmunden—Ischl vorgeschoben.<br />

Nachmessungen der Rutschungen und ihrer Deformationen mittels<br />

Pflockreihen wären hier dringend geboten. Eine Drainage in der<br />

Rutschungszunge wie auch in der größeren Naßgalle in dem Kessel<br />

der südlichen Ausrutschung erscheint zweckdienlich.<br />

Viel größere Dimensionen mit Waldschäden und Verschüttungen<br />

der Bundesstraße Salzburg—Graz verursachte im Frühjahr der Bergrutsch<br />

von Guggenthal, E Gnigl, S des Gehöftes Kohlhub. Der Bergrutsch<br />

ereignete sich an derselben Stelle, wo die eigenen Kartierungen<br />

schon 1928 S des Kalkofens Kohlhub einen Bergrutsch festgestellt<br />

hatten. Es konnten hier zwei nebeneinander strömende Rutschmassen<br />

verzeichnet werden (ein etwas ausführlicherer Bericht über die Bergrutschung<br />

erschien in den Verh. <strong>1948</strong>, Heft 7—9).<br />

2 ) Eine Zeitungsnotiz darüber ist in der Gmundener „Salzkammergut-<br />

Zeitung" vom 18. März <strong>1948</strong> von Dr. W. Strzygowskl erschienen.<br />

45


46<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

von Professor G. Götzinge r<br />

über Aufnahmen im Flyschgebiet der Blätter Baden—<br />

Neulengbach, Tu 11 n und St. Polten.<br />

Außer den im Bericht der Flysch-Arbeitsgemeinschaft dargelegten<br />

Bereisungen wurden von Götzinger mehrere ergänzende Kartierungen<br />

auf den von ihm früher bearbeiteten Blättern B a d e n — N e u-<br />

1 engbach, Tu 11 n und St. Polten durchgeführt.<br />

Blätter Baden — Neulengbach und Tulln:<br />

Im Bereich der Wienerwald-Nordzone (Gr eif en s t einer Teildecke)<br />

wurden im Hangenden des Neokomkalkes des Nordrandes<br />

zwischen Riederberg und Königstetten die Zonen des Gault verfolgt,<br />

dessen bezeichnende Gesteine Glaukonitquarzite und Schiefer, Glaukonitsandsteine<br />

und rissige Quarzite sind. Das Hangende bildet bekanntlich<br />

der Wörderner Sandstein (Friedl's „Orbitoidenkreide"),<br />

der offenbar auch im Steinbruch Winten vertreten ist (Sandsteine<br />

mit Orb. apiculata). In einem Bombentrichter NE Winten fanden<br />

sich noch braune rissige Quarzite neben Typen der Oberkreide, so<br />

daß hier ein Übergangsschichtglied zwischen Gault und Oberkreide<br />

vorliegen dürfte.<br />

Sicherer Gault mit Durchspießungen von Neokomkalk streicht<br />

östlich im Pölzbachgraben bei Kronstein durch. Der Sattel 363 ist<br />

an das Durchstreichen der weichen Gaultschichten geknüpft. Diese<br />

sind aufgeschoben auf die Oberkreide des nördlichen Zuges von<br />

Dornberg, in welchem NW vom Sattel 363 in drei Bombentrichtern<br />

außer Kalksandsteinen auch grobkörnige Sandsteine neu beobachtet<br />

wurjden. Grobkörnige Mürbsandsteine wurden auch sonst in der<br />

Fazies der Altlengbacher Schichten (vorherrschend Kalksandsteine bei<br />

Zurücktreten der Mergel) wahrgenommen, z. B. NW Finsterleiten,<br />

im Graben E vom Pfeifenholz N von Unter-Oberndorf.<br />

Die Oberkreide, welche dem Greifensteiner Sandsteinzug des Troppberges<br />

aufgeschoben ist und im großen Steinbachtal, einem nördlichen<br />

Seitengraben der Wien zwischen Unter-Tullnerbach und Purkersdorf<br />

verquert wurde, enthält Kalksandsteine, Mergel, Ruinenmergel,<br />

aber auch reichlich Mürbsandsteine und grobkörnige Sandsteine,<br />

so daß hier noch nicht von einer Fazies der Kahlenberger<br />

Schichten gesprochen werden kann. Im Oberlauf des großen Steinbachtales,<br />

im Graben der Kaisermais erscheinen violette dichte Kalksandsteine,<br />

die Ähnlichkeit mit Unterkreide haben, in einer lokalen<br />

steilen Antiklinale, die etwas südlich der Aufschiebungslinie der<br />

Kreide auf das Eozän des Troppberggebietes zu liegen kommt.<br />

In der Kahlenberger Teildecke sind die typischen Kahlenberger<br />

Schichten (Chondriten- und Helminthoideen-Mergel und Kalksandsteine)<br />

nur gelegentlich von Mürbsandsteinen durchzogen. Das<br />

hangende eozäne Schichtglied bilden die den Laaber Schichten sehr<br />

ähnlichen Gablitzer Schichten mit grauen und braunen Schiefern<br />

und dunklen Quarziten und Kieselsandsteinen. Bei Gleichheit der<br />

kieseligen, auch Nummuliten führenden Sandsteine treten in den<br />

Gablitzer Schichten gegenüber dem Eozän der Laaber Schichten die


mächtigen grauen fossilleeren Tonmergelschiefer stark zurück. Im<br />

Norden des Frauenwartberges führen diese Schichten sehr harte<br />

kieselige Sandsteine und Quarzite, wobei z. B. S der Rückfall"-<br />

kuppe (371) W des Feuersteins (502) geradezu von einem Hang-<br />

Blockmeer gesprochen werden kann. Diese Gablitzer Schichten<br />

grenzen noch vor der Klippenzone an einen Oberkreidezug, der bei<br />

Zurücktreten der Mergel reich an Sandsteinen ist (Sieveringer Sand^<br />

stein, dessen Vertretung wir am Feuerstein, Frauenwart- und Beerwartberg<br />

wahrnehmen). Offenbar ist dieser Oberkreidezug dem<br />

Gablitzer-Schichten-Komplex aufgeschoben, wie die Klippenzone selbst<br />

diesen Oberkreidezug über schiebt.<br />

In der Klippenzone wurden neue Klippen gefunden. So im<br />

Oberlauf des Brentenmais-Baches ein kleines Vorkommen von Neokomkalk<br />

am linken Bachgehänge östlich 415 des Hinteren Sattelberges.<br />

Etwa 100 m SSW, gleichfalls im linken Bachgehänge, liegt<br />

eine kleine Neokomkalkklippe mit Hornsteinen; zirka 350 m westlich<br />

von der letzteren befindet sich im Waldgraben N des Hinteren Sattelberges<br />

eine weitere neue Neokomkalkklippe, die besonders gegen N<br />

von Schiefern und Unterkreidequarziten und Kalksandsteinen, also<br />

z. T. von sicherem Gault umhüllt ist.<br />

In der Längssenke S Vorder-W T olfsgraben erscheinen in der Fortsetzung<br />

der Klippenzone Unterkreidesandsteine und bunte Schiefer<br />

(rote Schiefer und Quarzite beim W.-H. Riesling). Zur N-Begrenzung<br />

dieses Unterkreideaufbruches gehören die Aufschlüsse der „Heimbautalstraße"<br />

am SW T -Fuß des Frauenwart: Unterkreide-Kalksandsteine,<br />

rote. Schiefer, dunkelgraue Unterkreide-Quarzite mit N-Einfallen.<br />

Damit sind weiter östlich mit gleichfalls NNW-Fallen graue<br />

Schiefer eingeschuppt.<br />

In der NE-Fortsetzung dieser Klippenzone, also ESE vom Frauenwart,<br />

ist Unterkreide (auch bleigraue Gaultquarzite und Neokom-<br />

Ralksandsteine) bemerkenswert. Am linken Ufer des Dambaches, am<br />

Nordrand der Klippenzone fand sich neu ein Granitscherling.<br />

Bezüglich der schon 1937 neu aufgefundenen Klippen (Verh. 1938,<br />

S. 37) im Bereich des Wolfsgrabens beim Schottenhof (W des Heuberg—Satzberg-Oberkreidezuges)<br />

ergaben ergänzende Beobachtungen,<br />

daß die unmittelbare Hülle dieser Neokomkalkklippen plattige bis<br />

dünnschichtige Neokom-Kalksandsteine, har,te, dichte, kieselige Kalksandsteine,<br />

Mergel, rissige Quarzitsandsteine, auch rote und braune<br />

Schiefertone bilden. Ein neues kleines Neokom-Ralkklippenvorkommen<br />

befindet sich im obersten Teil des Grabens unmittelbar SSE vom<br />

Schottenhof. Gaultquarzite mit den zugehörigen Schiefern fehlen auch<br />

hier nicht. Eine zirka NNW-streichende Querstörung ist an der<br />

Vereinigung der beiden Hauptgräben des Wolfsgrabens durch eine<br />

NNW-gerichtete Schichtschleppung gekennzeichnet.<br />

Die Klippenzone von Salmannsdor,f bot neue Aufschlüsse. Am<br />

halben Weg zwischen der Waldandacht und dem Westrand der Salmannsdorfer<br />

Straße ist auf engem Raum der spätige Neokomkalk<br />

von neokomen Mergeln, klobig-rissigen Quarziten und Kalksandsteinen<br />

der Unterkreide begleitet. Bei der neuen Neokomkalklippe zwischen<br />

47


48<br />

Hameaustraße und der Salmannsdorfer Straße am Sulzberg erscheinen<br />

auch rpte Schiefer.<br />

Die Klippenkalke bilden zwischen Salmannsdorf, Neuwaldegg,<br />

Schottenhof, Wolfsgraben, Hinter-Sattelberg, Unter-Kniewald, Gredl,<br />

Schöpfl, Gern nicht gleichmäßig fortlaufende Schichtzonen, sondern<br />

vielmehr einzelne Trümer, die sich nicht im normalen Schichtverband<br />

mit den begleitenden Hüllgesteinen befinden. Sie sind als telefonische<br />

Schüblinge aufzufassen.<br />

In der Laaber Teildecke konnten im Bereich der Laaber<br />

Sandsteine weitere Nummuliteni'unde gemacht werden (Tiergartengebiet,<br />

besonders am Johannserkogl). An letzterem sind die eozänen<br />

Sandsteine auch mit Quarziten, so südlich der Glasgrabenwiese, vergesellschaftet.<br />

Solche finden sich auch entlang des Rotwassergrabens<br />

gegen die Große Bischofswiese. Deren Unterscheidung von den Gaultquarziten<br />

der nördlich durchstreichenden Klippenzone verdient noch<br />

vergleichendes Studium. Auch plattige Kalksandsteine können Begleitgesteine<br />

der bekannten Tonmergel des Eozäns sein, z. B. NW<br />

vom Hirschengstemm. Inwieweit die in der breiten Laaber Eozänzone<br />

gelegentlich durchstreichenden feinkörnigen Kalksandsteine,<br />

Mergel, Mürbsandsteine und grobkörnigen Sandsteine der Oberkreide<br />

angehören, müssen noch weitere Detailkartierungen und Vergleichsstudien<br />

klauen.<br />

Die Laaber Eozänzone wird entlang einer NE verlaufenden Linie<br />

Gerichtsherg—Hofstetter im Triestingtal—Hois im St. Goronatal und<br />

im oberen Einzugsgebiet des Kl. Mariazeller Baches von einer Serie<br />

von bunten Schiefern mit wechsellagernden dünnplattigen kieseligen<br />

Sandsteinen, plattigen Quarziten (mit häufigen Hieroglyphen), Kalkquarziten<br />

der sog. Kaumberger Schichten überschoben. Durch<br />

die klobig-rissigen Quarzite und Schiefer sind Analogien mit dem<br />

Gault der Nord- und Klippenzone gegeben. Diese Zone ist durch<br />

flachere Gehängebänder unter den Steilböschungen der Laaber Sandsteine<br />

charakterisiert.<br />

Blatt St. Polten.<br />

Vergleichshalber wurden die schon verblassenden Aufschlüsse an<br />

der ehemaligen „Reichsautobahn" bei Kirchstetten, also in der Nordzone<br />

des Flysches, mehrfach studiert. Während bei Reith(SE von<br />

Böheimkirchen) noch S-fallender Schlier nahe dem Südrand der<br />

Reichsautobahn aufgeschlossen ist, zeigen die Abgrabungen SW und S<br />

Sichlbach am Fuß des Eichberges Neokomkalke und Neokomkalksandsteine<br />

der Flysch-Nordzone. Unmittelbar W von Kirchstetten<br />

im Hinterholz liegen Neokomkalke, Neokom-Kalksandsteine, dunkelgraue<br />

Schiefer, sehr steil S-fallend vor. Während der Rücken 324 ESE<br />

Kirchstetten aus Neokomkalk besteht, der sich östlich auf das Blatt<br />

Baden—Neulengbach fortsetzt, erscheinen in der südlich davon gelegenen<br />

Mulde „Bonnau" neben plattigen Kalksandsteinen auch<br />

schwarze Tone, wahrscheinlich bereits Gault, und glaukonitischer<br />

Quarzsandstein. Weiter westlich finden sich auch die klobig-spätigen<br />

Kalkquarzite, jedenfalls Unterkreide mit dunklen Tonschiefern. SSE<br />

von Kirchstetten an der Reichsautobahn führen die dunkelgrauen<br />

Tonschiefer faustgroße Konkretionen, „Mugel", von Fleckenmergel-


kalk, ein Leitgestein für Neokom. Jedenfalls ist diese Zone der Unterkreide<br />

liegend unter dem „Wördemer" Sandstein (Oberkreide) des Einschnittes<br />

der Reichsautobahn südlich Theisl. Südlich Waasen streichen<br />

die bekannten Kalksandsteine der Fazies der Altlengbacher Schichten<br />

durch, die auch noch den landschaftlich so hervortretenden Hegerberg<br />

(651) zusammensetzen.<br />

Der Mittelzone des Wienerwaldes entspricht das obere Michelbachtal:<br />

Kahlenberger Schichten des Amerlingkogls 627, des Hochstraßzuges<br />

600, des NE-Ausläufers der Kukubauer Wiese 779. Einschaltungen<br />

von groben Sandsteinen darin finden sich auf der<br />

Bischofshöhe, Pavaltenhöhe und Kukubauer Wiese (Kamm). Auch<br />

der sehr massige, etwas kieselige Kalksandstein des Steinbruchs westlich<br />

vom Kloster Hochstraß bildet eine Einschaltung in den Kahlenberger<br />

Schichten. Schieferreiche Zonen verursachen ausgedehnte Rutschungen,<br />

so bei Hinterbüchler SW Stössing. Auf dieser Oberkreide<br />

sind hangend die kieseligen Sandsteine und Schiefer der Gablitzer<br />

Schichten; Gehängebänder und Sättel sind häufig durch die eozänen<br />

Schiefer bedingt.<br />

Knapp N der Klippenzone, auch im Zuge zwischen Durlaß-Sattel—<br />

Gr. Steinberg—Himberger Kogl bei Kropfsdorf streichen grobkörnige<br />

Oberkreide-Sandsteine durch, wie in ähnlichen Zonen auf Blatt<br />

Baden—Neulengbach.<br />

Die Klippenzone. Die Stollbergklippen, die Fortsetzung der<br />

Schöpflklippen, wurden in Ergänzung früherer eigener Aufnahmen<br />

an einigen Stellen wieder besucht. Die Neokom-Kalkklippe S vom<br />

Meierhof Stollberg wird im S von Laaber Schiefern begrenzt, welche<br />

sich in einem Band gegen die Oberkreide des Kasberges absetzen.<br />

Schon beim und oberhalb Eibenberger treten wahrscheinlich drei<br />

Neokom-Kalkschuppen hintereinander auf, die durch Bänder; (Schiefer)<br />

getrennt sind. Im tief eingerissenen Graben W Großenbauer (E von<br />

Nutzhof) wird die Klippe flach südfallenden Neokomkalkes von dem<br />

typischen spätigen Unterkreidequarzit mit den bezeichnenden Hieroglyphen<br />

begleitet. Weiter SW, beim Durlaßbauer steht wieder Neokomkalk<br />

an. Ein kleineres Vorkommen von Neokomkalk, von Schiefem<br />

begleitet, liegt S vom Grubbauersattel 554; darüber baut sich<br />

Oberkreide und Eozänsandstein in der Fortsetzung des Durlaßwaldes<br />

(744 bis 697) auf.<br />

In der SW-streichenden Fortsetzung finden sich Klippen NE von<br />

Rauchberger, bei „Am Bügel", oberhalb von Herbst (448) und von<br />

hier, in mehreren Vorkommen bis Bernreit, wo auch Grestener Sandstein<br />

als Klippengestein schon längst bekannt ist.<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

von Professor Dr. G. Götzinger<br />

über geologische Kartierungen auf den Blättern<br />

Salzburg W und E, Mattighofen und Tittmoning<br />

(Ergänzungen).<br />

Blatt Salzburg.<br />

Molassezone. Zwecks stratigraphischer Eingliederung wurde<br />

zunächst der Schlier (sandige und tonige Mergel) im Salzachdurch-<br />

Verhandlungen. 1949 4<br />

49


50<br />

bruch unterhalb Laufen—Oberndorf bis Unter-Eehing unter Probeentnahme<br />

nochmals begangen, wo noch unter der niedrigsten postglazialen<br />

Salzachterrasse Schlier aufgeschlossen ist. Bei Lettensau<br />

wurde im Schlier-Tonmergel N-Fallen 3—5° festgestellt.<br />

Die früher angeführten, durch einen Forschungsauftrag veranlaßten<br />

Bohrungen der Rohöl-Gewinnungs AG. zusammen mit den<br />

geologischen Aufnahmen der dortigen Geologen, wobei einige Exkursionen<br />

in Gemeinschaftsarbeit mit Dr. G ö t z i n g e r und Dr. Grill<br />

gemacht wurden, haben schon <strong>1948</strong> wichtige neue Erkenntnisse gezeitigt.<br />

Unter Hinweis auf die inzwischen erfolgte Veröffentlichung 1 )<br />

sei nur das wesentlichste hervorgehoben, was durch die eigenen<br />

Begehungen im früheren Aufnahmsgebiet bestätigt wurde.<br />

Bei Lukasöd im Mündungsgebiet der (Dichten sind gute Aufschlüsse<br />

im Schlier, der kleine Quarzgerölle häufig führt. Durch typische<br />

Fossilien ist dieser Schlier als dem Burdigal zugehörig anzusprechen.<br />

Bei der Mühle Lukasöd fällt der Schlier steil NW 70° ein. Hangend<br />

ist eine Serie von Sandsteinen und Mergeln, welche in verschiedenen<br />

Horizonten Konglomerat und Schotter enthalten, der nunmehr durch<br />

Funde von marinen Fossilien (Ostrea digitalina D u b., Balanus sp.,<br />

Chlawys, z. B. seniensis Lam.) als Marin angesehen werden muß,<br />

wie auch schon F. Traub 2 ) zuerst vom Wachtberg festgestellt hat.<br />

Zu der Sandsteingruppe (Burdigal und unteres Helvet) gehört das<br />

schon seinerzeit als miozäner Sandstein bezeichnete Vorkommen im<br />

Graben SE Kemating, das ein Riff im spätglazialen Oichtener See<br />

bildete, das der hocheiszeitlichen glazialen Ausschürfung entgangen<br />

ist. Bei Schliefing zeigen die Sand- und Mergelschiefer (im Wechsel)<br />

noch 5° N bis NW-Fallen. Bei Reitsberg an der Straße wurden<br />

weißgraue Sande wieder festgestellt, während auf der Höhe Sand und<br />

Mergel auftreten. Auf der Ostseite der Oichtener Furche im steilen<br />

Graben ESE—S Alberberg enthalten die Sande Quarzschotterlinsen<br />

bei NNW 15°-Fallen.<br />

In den marinen Schottern (Quarz- und Kristallingerölle der Zentralalpen),<br />

darstellend marine Schuttkegel aus den Alpen im Miozän,<br />

vorwiegend im Unterhelvet, wurden auch während der gemeinsamen<br />

Exkursionen marine Fossilien nachgewiesen. Sie treten in mehreren<br />

Zügen der Sand- und Sandmergelgruppe als Einschaltungen auf, so<br />

daß unterschieden werden kann: 1. Wachtbergzug, der sich nach<br />

Steinbach fortsetzt. Die marinen Fossilien hat schon Traub beschrieben.<br />

2. Schotterzug Grub—Oichtenhang zwischen Eisping und<br />

Lauterbach. Marine Fossilien, besonders Austern (reichlich), wurden<br />

von den RAG-Geologen gefunden, speziell an der Straße von Lauterbach<br />

nach Berndorf, etwa NE von Lauterbach. 3. Lielonberg, Blatt<br />

Mattighofen, N Michaelbeuern.<br />

*) F. Ab'erer und E. Braumüller: Die Miozänmolasse am Alpen-<br />

Nordrand im (Dichten- und Mattigtal nördlich Salzburg. Jahrb. d. Geolog.<br />

Bundesanst. 1947, S. 129—145.<br />

2 ) F. Traub: Beiträge zur Kenntnis der miozänen Meeresmolasse ostwärts<br />

von Laufen—Salzach unter Berücksichtigung des Wachtberg-Konglomerats.<br />

N. Jahrb. f. Mineralogie, Monatshefte 1945—<strong>1948</strong>, Abt. B.


Die genannte Serie der Sandstein- und Schottergruppe wird nunmehr<br />

ins Burdigal und Unterhelvet gestellt. Die marinen Schotter<br />

bilden eine Analogie zur sandig-schotterigen oberen Meeresmolasse<br />

Bayerns.<br />

In der klassischen Zone des Helvetikums auf Blatt Salzburg<br />

(W) ergaben sich ergänzende Einzelheiten. Im Graben oberhalb<br />

Mühlhäusl (SE Nußdorf) wurden die dunklen Mergel der Gerhardsreuter<br />

Schichten festgestellt, steil S fallend (in Übereinstimmung<br />

mit F. Traub). Im Graben SE Waidach stehen dunkle sandige<br />

Mergel an, welche eher dem Paläozän einzuordnen sind (vgl. auch<br />

Jahresbericht über 1946, Verh. 1947, S. 27). Ebenso können die<br />

sandigen Mergel im Graben SSE Waidach noch als Paläozän aufgefaßt<br />

werden. Da genaue Profilierungen und Fossilausbeuten mittels<br />

kleinerer Grabungen seitens der RAG geplant sind, dürfte die Abgrenzung<br />

der Gerhardsreuter Schichten von den paläozänen Mergeln<br />

genauer durchgeführt werden können.<br />

Bei einem neuerlichen Besuch des Helvetikums von Mattsee wurde<br />

ein gutes Querprofil studiert: von den liegenden Pattenauer Mergeln<br />

des Unerseeberges zum hangenden Paläozän (neue Aufschlüsse beim<br />

Hause NE Fisching), dann am Wartstein die Folge von Lithothamnienkalk,<br />

Quarzsanden und Numinulitenkalksandsteinen im großen Steinbruch<br />

an der N-Flankq, also in derselben Reihenfolge wie auf der<br />

Seeleiten am S-Ufer des Niedertrumer Sees. An der S-Seite des Wartsteins<br />

waren bei Abgrabungen für Bauten die hangenden weißgrauen<br />

eozänen Stockletten aufgeschlossen, die sich in der gleichen, südlich<br />

anschließenden Bucht des Obertrumer Sees in der weißen Uferbank<br />

fortsetzen.<br />

Auf diese Stockletten ist südlich schon der Flysch des Buchberges<br />

aufgeschoben.<br />

Die Aufschiebung des steil gefalteten Helvetikums gegen die Molasse<br />

des Vorlandes hat im südlichen Randstreifen der letzteren zu sehr<br />

steiler Aufrichtung bei allgemeinem Nord-Fallen geführt, dagegen<br />

tönt nordwärts diese Faltung rasch aus, so daß am nördlichen Rand<br />

des Kartenblattes die Neigungen bei N-Fallen nur mehr wenige<br />

Grade betragen.<br />

Von allgemein quartärgeologischem Interesse ist der durch die<br />

Bohrung Nußdorf I erbrachte Nachweis sehr mächtiger Seetonablagerungen<br />

im Oichtental bei Nußdorf. Der im „Führer für die<br />

Quartärexkursionen für Österreich" 1936 schon erwähnte spät- bis<br />

postglaziale Seeton hatte in dieser Bohrung eine Mächtigkeit von über<br />

200 m. Bei einer Seehöhe der Bohrung von 428 m reichte der Seeton<br />

bis 250 m Tiefe, also bis zu einer Seehöhe von 178 m. So tief wurde<br />

also an dieser Stelle der Oichtenfurche durch den würmeiszeitlichen<br />

Gletscher zuletzt ausgeschürft und es ist daher zu erwarten, daß auch<br />

die nördlichen Teile der Oichtener Furche bis Oichten solche Seetonerfüllungen<br />

haben werden. Der feingeschichtete Seeton enthält<br />

auch Sand- und Feinkieslagen. Um die rasche Sedimentierung seit dem<br />

Schwinden des Eises, also im Spätglazial, zu erklären, ist die Annahme<br />

berechtigt, daß in einen Eissee von einer nicht sehr weit entfernten<br />

Gletscherzunge des Salzburger Stammbeckens massenhaft<br />

51<br />

4*


52<br />

Feinmaterial eingeschwemmt wurde. Da nach den geologischen Beobachtungen<br />

z. B. in der Umgebung von St. Alban, Zettlau, Meierhof,<br />

Reitsberg, der Seeton bis 425 m SH, ja nach weiteren Beobachtungen<br />

der Herren Ab er er und Braumüller bis 430—435 m<br />

SH reicht, ergibt sich daraus ein weites Eingreifen des spätglazialen<br />

Sees in die Becken und Furchen, welche mit dem Salzburg-Tittmoninger<br />

Stammbecken zusammenhängen.<br />

Am S- und SW-Rand des Gitschenberges sind geschwemmte Moränen<br />

terassenförmig angelagert. Sie stehen in Zusammenhang mit<br />

den Moränenschottern (mit Stauchungen) SW Eitelsberg, welche<br />

deltageschichtete Kiese und Schotter enthalten. Diese sind Bildungen<br />

an einem Eisrand einer spätglazialen Rückzugsphase des Oichtener<br />

Zweiggletschers, während die Seetonablagerungen einer noch jüngeren<br />

spätglazialen Phase angehören.<br />

Auf der Strecke Steindorf—Haidach—Schwoll—Lengau liegen unter<br />

Hochterrassenschottern zwei Niederterrassenflächen, eine höhere und<br />

eine um 2—3 m tiefere, jüngere, was eine Schwankung im Wurm<br />

andeutet. In den Würmmoränen NNW Groß Köstendorf = S von 595<br />

ist ein flaches Toteisloch zu beobachten. Zwischen den Riß- und<br />

Würmmoränen östlich von Thannham (S vom Tannberg) liegt eine<br />

Trockentalung. W vom Bahnhof Steindorf ist eine verfestigte Altmoräne<br />

mit tiefen geologischen Orgeln aufgeschlossen. Es dürfte sich<br />

hier um einen Rest von Mindelmoränen unter den sonstigen Rißmoränen<br />

der Umgebung handeln.<br />

Blatt Mattighofen.<br />

Mit einigen Gemeinschaftsexkursionen mit den Geologen der RAG<br />

(siehe auch die schon genannte Veröffentlichung von Aber er und<br />

Braumülle r, Jahrb. 1947) kann auch auf diesem Blatt von mehreren<br />

Ergänzungen des bisherigen Kartenbildes berichtet werden. Im Nordteil<br />

der Oichtener Furche liegt erst bei Oichten sichere obere Süßwassermolasse<br />

(Obermiozän) vor, die bei Häring bekanntlich kohleführend<br />

ist (Götzinger, Kohlenstudien im westlichen Oberösterneich,<br />

Jahrb. 1923). Südlich aber besteht das Tertiär an den beiden<br />

Flanken der Furche noch aus dem marinen Mittelmiozän, und zwar<br />

teils aus der Sand-Mergelserie, teils aus weiteren Zügen von in die<br />

letztere eingeschalteten marinen Schottern, in welchen marine Faunenelemente<br />

geborgen wurden. Die Schotter gehören teils dem Grub<br />

—Lauterbacher Zug, teils dem Lielon-Vorkommen an. Der Lauterbacher<br />

Schotterzug liegt an der Straße nach Perwang in dem durch<br />

zahlreiche Kalktuffbil düngen ausgezeichneten Graben (reichliche<br />

Fundstelle von Austern). Auch auf der Ostseite des Lielonberges<br />

wurden in Begleitung von Dr. Janoschek und der RAG-Geologen<br />

Austern, Chlamys senie/isis in den Schottern über dem Miozänsand<br />

geborgen, wodurch der Nachweis erbracht ist, daß hier noch nicht<br />

die kohleführende Süßwassermolasse vorliegt. Das nördlichste Vorkommen<br />

dieser marinen Miozänschotter und Kiese ist inmitten verschiedener<br />

Quartärablagerungen das kleine, aber wichtige Vorkommen<br />

von Thal (vgl. geologische Karte Blatt Mattighofen), es liegt in der<br />

streichenden Fortsetzung des Vorkommens von Lielon.


Diese marinen Schotterzüge und Nester werden, als Einschaltungen<br />

in den mittelmiozänen Sanden, im allgemeinen ins Helvet gestellt.<br />

Zum Vergleich mit den gleichfalls ins Helvet eingereihten Oncophorasanden<br />

(Grunder Schichten) wurden im Raum Henhart—St. Veit<br />

am NE-Rand des Kobernaußer Waldes bei Haging, Doelting und<br />

St. Veit sandig-mergelige Äquivalente des Helvet begangen und Proben<br />

aufgesammelt. Aus dem Moränengebiet N Ernsting sind drei sehr<br />

starke Quellen bei der Fuchsmühle sehr bemerkenswert, deren Einzugsgebiet<br />

von E—NE, vielleicht vom Finkberg abzuleiten ist.<br />

Blatt Tittmoning.<br />

Um Vergleiche mit den nunmehr der Untersuchung hinsichtlich<br />

der 1 Schwerminerale zugeführten Schichten der kohleführenden Molasse<br />

des Kohlenbeckens von Trimelkam zu ermöglichen, wurden<br />

einige Proben von Tonen und Sanden des kohleführenden Tertiärs<br />

NW Ostermiething genommen und es wird eine nächste Aufgabe sein,<br />

auch die kohleführenden Tertiärschichten im Salzachdurchbrucb!<br />

oberhalb Burghausen und vom Steilabfall SE Radegund damit in<br />

Vergleich zu bringen. Im Steinbachtal (vgl. Kohlenprofile, Götzinger,<br />

Jahrb. 1923) liegen unter massigen Sanden mit kleinen Kiesnestern<br />

feste Tone mit vereinzelten Quarzgeschieben.<br />

Der Drumlin von Ostermiething erschließt im warwigen Wechsel<br />

Grobkies mit Feiukies und Sand zirka 40° E-fallend, dagegen besteht<br />

die Geländeplatte SH 428 zwischen Ostermiething und Tarsdorf aus<br />

überwiegend horizontal geschichteten Grundmoränenschottern, welche<br />

den Übergang zur Endmoränenlandschaft im N bilden. Der spätglaziale<br />

Seeton des Tittmoninger Beckens ist auch am N-Rand von<br />

Ostermiething in einer sichtbaren Mächtigkeit von 5—10 m bei<br />

SH 410 m gut aufgeschlossen. Da im Oichtener Becken dieser Seeton<br />

aber maximal bis 435 m reicht, sind auch auf Blatt Tittmoning im<br />

Becken bis zu diesen Höhen derlei Tone zu erwarten. Die Seetone<br />

bilden z. B. eine ebene Terrasse, welche die postglazialen Schotter<br />

(395 m) zwischen Ostermiething und Steinbach überragt. Die hohe<br />

Lage dieser Seetone, die morphologisch gegenüber den Schottern und<br />

Moränenschottern als flachere terrassenförmige Landstreifen erscheinen,<br />

macht es wahrscheinlich, daß auch auf dem linken bayrischen<br />

Ufer die tonigen Verflachungen zwischen Pitling, Kirchheim<br />

und Tittmoning (vgl. Geolog. Blatt Tittmoning) noch nicht dem Tertiärton,<br />

sondern dem spätglazialen Seeton angehören.<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

von Dr. Rudolf Grill<br />

über die geologischen Aufnahmen im Bereich der<br />

Blätter Gänserndorf und Mistelbach (4657 und 4557)<br />

mit Anschlußbegehungen auf den Blättern Tulln<br />

(4656) und Hollabrunn (4556)<br />

Im Berichtsjahre konnte die Kartierung zwischen den Leiser Bergen<br />

im NW, deren unmittelbares Vorland ebenfalls noch in den Kreis der<br />

Untersuchungen miteinbezogen wurde, und dem nördlichen Teil des<br />

Bisambergbruches bei Kreuzstetten und Neubau im SE, weitgehend<br />

53


54<br />

abgerundet werden. Dieses im ganzen am besten als Klippe n-<br />

raum von Ernstbrunn anzusprechende Gebiet zeichnet sich<br />

durch einen äußerst reizvollen Wechsel von Flyschgebirge und jungtertiären<br />

Becken aus und liefert in mancherlei Hinsicht wichtige Anhaltspunkte<br />

auch zum besseren Verständnis des Molassetroges und<br />

des eigentlichen Wiener Beckens, zwischen denen es liegt. Dabei<br />

war der Raum bis vor kurzem, die Leiser Berge und einzelne Lokalitäten<br />

ausgenommen, geologisch praktisch noch unbekannt.<br />

Der Außenrand der L eis er Berge<br />

Nur ganz lokal beißen am Außenrand der Leiser Berge unter den<br />

hier verbreiteten Schotterdecken, wahrscheinlich unterpliozänen Alters,<br />

die älteren Schichtglieder aus. Rund 15 km NW Michels tetten, am<br />

Gehänge E Kote 314, wurden Tonmergel beobachtet, die partienweise<br />

recht fest sind und knollig verwittern, und in dieser Hinsicht an gevvisse<br />

Ausbildungen des Auspitzer Mergels erinnern. Sie lieferten<br />

eine schöne Mikrofauna mit Cyclammina äff. acutidorsata, Viilviilina<br />

pennalula, Robulus ex gr. echinatus und anderen großwüchsigen<br />

Robulus-Arten, Siphonina sp., Anomalina austriaca usw. Diese Vergesellschaftung<br />

weist auf ein alttertiäres, wahrscheinlich oligozänes<br />

Alter. Eine ganz ähnliche Fauna wurde in Tonmergeln am Gehänge<br />

W Bildstock 348 N Klement nachgewiesen. Der Außenrand des Buschbergzuges<br />

bildet also nicht ctw r a die Grenze gegen die jungtertiäre<br />

Molasse, sondern es sind auch hier noch Glieder der Waschbergzone,<br />

und zwar solche wahrscheinlich oligozänen Alters, entwickelt, die<br />

aber nach der Fauna nicht als Auspitzer Mergel anzusprechen sind,<br />

sondern älter sind als diese. Sichere Molassesedimente konnten erst<br />

auf den Hügeln N Eichenbrunn gefunden werden. Die hier ausstreichenden<br />

Tonmergel lieferten eine Mikrofauna mit Chilostomella<br />

'ovoidea, Ch. czjzeki, Uvigerina bononiensis, Bulimina affinis-pnpoides<br />

und dürften als tieferes Helvet anzusprechen sein.<br />

Die Leiser<br />

Berge<br />

Die Neuaufnahme der einzelnen Oberjuraschollen, in die das Bergland<br />

zerlegt ist, und deren Hüllsedimente ist noch nicht ganz abgeschlossen,<br />

und es ist auch eine vorwiegend paläontologisch ausgerichtete<br />

Neubearbeitung besonders der jurassischen Ablagerungen<br />

durch Dr. Bachmayer im Gange. Im Bereich des Buchbergzuges<br />

konnte durch Dr. Grill am NW-Ausgang von Au ein neues Oberkreidevorkommen<br />

mit reichlich Globotruncana und anderen Foraminiferen<br />

festgestellt werden, die aus sandigen, grüngrauen Mergeln<br />

geschlämmt wurden, die mit grauen, mergeligen, festgelagerten Sanden<br />

bis Sandsteinen wechsellagern. Oberjura (?) Faunen, die vor allem<br />

durch „Cristeüaria" div. sp. charakterisiert sind, fanden sich in einem<br />

Mergel im Hangenden des Gemeindesteinbruches von Niederleis N<br />

dieses Dorfes. Ähnliche Faunen konnten aus grüngrauen Mergeln<br />

geschlämmt werden, die in der Allee S des Semmelberges vorübergehend<br />

aufgeschlossen sind. In dem von Kote 289 am Westrand<br />

von Ernstbrunn nach N ziehenden Hohlweg wurden gänzlich verH<br />

witterte Tegel mit reichlich Gips beobachtet, die eine Mikrofauna


lieferten, die vornehmlich durch den Gehalt von reichlich Globigerina<br />

sp. (großwüchsig) gekennzeichnet ist, wozu noch Anomalina<br />

amophila, Eponides usw. kommt. Es erinnert diese Fauna<br />

an den mitteleozänen Stockletten, wie ihn der Verfasser aus dem<br />

Helvetikum von Salzburg kennt. Besonders sorgfältig wurde die recht<br />

kompliziert gebaute Umgebung des Haidhofes begangen und es konnten<br />

u. a. die. Bohnerz-führenden Nummulitenkalksandsteine in Form<br />

dreier NW—SE ziehender Vorkommen exakt kartiert werden. An einzelnen<br />

Stellen wurden auch Tonmergel gefunden, die nach ihrer<br />

Mikrofauna am ehesten den weiter oben erwähnten Oligozänschichten<br />

am Außenrand des Buschbergzuges anzuschließen sind. Im Graben<br />

W Kote 322 SE Haidhof grenzt das südöstliche Eozänvorkommen<br />

scharf gegen die Auspitzer Mergel, die weiterhin die gesamte Höhe<br />

südwärts nach Simonsfeld aufbauen. Die beiden nordwestlichen Vorkommen<br />

des erwähnten Eozäns liegen unmittelbar W des Haidhofes<br />

und in dem weiterhin nach SW zu gegen Maisbirbaum ziehenden<br />

Graben (Blatt 4556/IV) ist wieder nur mehr Auspitzer Mergel aufgeschlossen,<br />

der also die Leiser Berge im S und SW umgibt.<br />

Die Bucht von Niederleis.<br />

Wie insbesondere durch H. Vetters bekanntgemacht wurde,<br />

finden sich am Innenrand der Leiser Berge verschiedenenorts Vorkommen<br />

von marinem Mittelmiozän. Auf Grund der nunmehr vorliegenden<br />

Aufnahme kann von einer Bucht von Niederleis gesprochen<br />

werden, die vom Innenrand der Leiser Berge und im Süden von einer<br />

von Ernstbrunn ungefähr in WSW—ENE-Bichtung über Thomasl<br />

nach Eggersdorf verlaufenden Linie, wahrscheinlich einem Verwurf,<br />

begrenzt wird, an der das Jungtertiär gegen Auspitzer Mergel und<br />

Flyschsandsteine absetzt. Die Masse der Ausfüllung der Bucht besteht<br />

aus Tonmergeln und feinen Sanden, die teilweise reich an Makro- und<br />

Mikrofossilien sind, und es sind ja besonders Niederleis und Nodendorf<br />

zufolge ihrer reichen Molluskenfaunen bekannt geworden. Ufernahe<br />

Bildungen am NW T -Band der Bucht sind besonders schön im<br />

Bereich der Straßenschleifen knapp nördlich Niederleis in Höhen bis<br />

etwa 380m zu sehen und wurden zum Teil von hier durch H. Vetters<br />

(Verh. 1914) schon beschrieben. Konglomerate mit groben Gerollen<br />

von Ernstbrunner Kalk, die reichlich Lebensspuren von Bohrmuscheln<br />

und Vioa zeigen, sind neben Lithotliamnienkalken mit<br />

Gerölleinschlüssen hervorzuheben. In etwas über 300 m Seehöhe ließ<br />

sich ein Lithothammnienkalkband noch etwa 2 km ostwärts in den<br />

Bereich des Südabfalls von Horras verfolgen. Andere Vorkommen<br />

wurden in etwa 260 bis 280 m Seehöhe am NW-Abhang des Hügels<br />

262 NW Grafensulz und in einem Aufschluß an der Straße, etwa<br />

200 m NW davon, gefunden, ferner am Nordabhang von Lang©<br />

Taschen und anderwärts.<br />

Einlagerungen von polymikten groben Schottern wurden insbesondere<br />

in der östlichen Hälfte der Bucht beobachtet. Sehr schön sind<br />

sie am Bannholz (278 tti) E Grafensulz aufgeschlossen, weshalb der<br />

Verfasser, um die marinen Schotterlagen gegenüber den sarmatischen<br />

und pliozänen Vorkommen in der weiteren Umgebung entsprechend<br />

55


56<br />

herauszuheben, auch von Bann holzschottern spricht. Schotter<br />

anderer Zusammensetzung sind in 320 bis 350 m Seehöhe am Steilgehänge<br />

NW Lange Taschen NE Niederleis aufgeschlossen. In graubraune<br />

Sande und Mürbsandsteine sind Lagen von bis walnußgroßen<br />

Quarzschottern eingeschaltet. Das Gestein zeigt Kreuzschichtung.<br />

Große Aufschlüsse mit Feinschottern und Konglomeraten finden sich<br />

auch in rund 270 m Seehöhe an der Eisenbahn SW Schletz, NW<br />

Kote 325. Im Verband mit ihnen stehen Schotter vom Bannholztypus<br />

sowie Sande und Tonmergel, von denen die letztgenannten eine reiche<br />

marine Mikrofauna lieferten. Im Eisenbahneinschnitt, zirka 700 m SW<br />

des Südendes von Schletz, liegen über diesen Schottern grüngraue,<br />

gelbgefleckte Tonmergel mit sarmatischen Cerithien, Nassa, Gardien<br />

usw. und einer obersarm atischen Mikrofauna mit (h) Nonion granosnm,<br />

(h) Rotalia beccarii und reichlichen Ostracoden. Wenige hundert<br />

Meter weiter östlich sind in dem von Schletz nach SE ziehenden Weg<br />

Tonmergel, Sande und Kleinschotter mit einer ziemlich reichlichen<br />

Unterpannonfauna (Congerien, Melanopsiden, Melanien usw.) aufgeschlossen,<br />

die weiterhin das ganze gegen Mistelbach ziehende Hügelland<br />

aufbauen.<br />

Zwischen Ladendorf und Schletz ist das spärliche Sarmatvorkommen<br />

am letztgenannten Ort das einzige bisher bekannt gewordene im<br />

Grenzbereich Unterpannon-Marin. Es sind hier die südlichsten Ausläufer<br />

des Schrattenberger Bruchsystems, an denen sich das Unterpannon<br />

meist gegen das Marin absetzt.<br />

Sehr eingehend hat sich der Verfasser mit der genauen Altersstellung<br />

der marinen Schichten der Bucht von Niederleis beschäftigt.<br />

Von zahlreichen Lokalitäten wurden zum Teil außerordentlich reiche<br />

Mikrofaunen aus den mergeligen Ablagerungen gewonnen, deren Zusammensetzung<br />

eindeutig ein tortonisches Alter bestimmen läßt. Besonders<br />

ergiebig waren Proben aus dem vom Nordende von Nodendorf<br />

nach W ziehenden Graben, ferner aus dem Eisenbahneinschnitt<br />

an der Ostseite von Niederleis, aus dem Graben N Niederleis, von<br />

Aufschlüssen oberhalb der Eisenbahn am SE-Gehänge des Rosenberges<br />

N Grafensulz, die durch große Rutschungen entstanden, von<br />

kleinsten Aufschlüssen in Eisenbahneinschnitten unmittelbar W des<br />

erwähnten Sarmatvorkommens von Schletz, von Maulwurfshaufen am<br />

NW-Abhang des Hügels 262 NW Grafensulz u. a. Es sind die reichen<br />

Faunen des Badener Tegels, die hier überall entwickelt sind und nach<br />

den Erfahrungen aus dem Wiener Becken auf unteres Torton verweisen.<br />

Es sind daher auch alle im Verband stehenden Lithothammnienkalke<br />

und Schotter Torton, wie auch die altbekannten<br />

Lokalitäten Niederleis und Nodendorf derart einzustufen sind.<br />

Vom Wiener Becken erstreckte sich also zur Tortonzeit in den<br />

Raum von Niederleis eine Bucht, die bis gegen 400 m Höhe zusedimentiert<br />

wurde.<br />

'<br />

Der nördliche Rahmen des Korneuburger Beckens<br />

Die Bucht von Niederleis steht in keiner Verbindung mit dem<br />

Korneuburger Becken. Auspitzer Mergel bilden den Rahmen der


nördlichsten Teile desselben, wie auch schon im Aufnahmsbericht für<br />

1947 angeführt wurde. Im Hügelland von Simonsfeld und Maisbirbaum,<br />

gegen den Außenrand der Waschbergzone zu, schieben sich<br />

den teilweise Menilit führenden Mergeln reichlich Bänke von graubraunem<br />

Feinsand ein, und es mögen diese Bildungen früher auch<br />

fälschlich als Oncophoraschichten angesprochen worden sein, östlich<br />

Thomasl, am südschauenden Gehänge des Taschlbachtales, fanden<br />

sich zu dem bereits im vorigen Jahre bekanntgegebenen Vorkommen<br />

von eozänem Flyschsandstein noch drei weitere und größere nummulitenreiche<br />

Deckschollen, die den Auspitzer Mergeln anscheinend<br />

ziemlich flach aufliegen und als kleine Kuppen auch morphologisch<br />

heraustreten. Es sind dies die Höhen mit Kote 266 und 271 N Pürstendorf<br />

und mit Kote 288 NE davon. An letztgenannter Lokalität sind auch<br />

rote Tonschiefer mit einer schönen Mikrofauna verbreitet. Etwa 500 m<br />

SE Helfens sind auf den Äckern zahllose Bruchstücke verschiedener<br />

Flyschsandsteine, darunter eines grobkörnigen Mürbsandsteins verstreut,<br />

in dem schon mit der Lupe ein beträchtlicher Beichtum an<br />

For,aminiferen, insbesondere an Asferocyclina und Discocyclina festgestellt<br />

werden kann.<br />

Auch heuer wurden zahlreiche Proben von Auspitzer Mergeln<br />

mikropaläontologisch untersucht und es lieferte fast jede eine wenn<br />

auch nicht immer reiche, kleinwüchsige Fauna, aus der besonders<br />

wieder die vielfach reichlichen Badiolarien hervorgehoben seien.<br />

Das Nordende des Korneuburger Beckens<br />

Die Aufnahmen des Jahres <strong>1948</strong> haben ergeben, daß in der Höhe<br />

von Kleinebersdorf durch einen WE-ziehenden Querbruch der nördlichste<br />

Teil des Korneuburger Beckens auf kaum 1 km Breite eingeengt<br />

wird. Das Teilbecken von Helfens, wie es genannt sein<br />

soll, ist im NW durch den Gebm annsberg-Verwurf begrenzt,<br />

der die Fortsetzung des nordwestlichen Bandbruches des Korneuburger<br />

Beckens ist. Im SE wurde eine Bruchlinie gefunden, die<br />

Helfenser Bruch heißen soll, der im Hohlweg unmittelbar SE<br />

Helfens direkt aufgeschlossen ist. Sande mit Ostrea crassissima sind<br />

hier gegen steilgestellte Auspitzer Mergel verworfen. Auch NNE Kleinebersdorf<br />

konnte dieser NE—SW-streichende Verwurf scharf erfaßt<br />

werden. Am Nordende dieses Dorfes findet er durch den Kleinebersdorf<br />

er Bruch, wie er heißen soll, sein sichtbares SW-Ende.<br />

Gebmannsberg- und Helfenser Bruch enden in NE noch S Pürstendorf,<br />

vielleicht an einer Querstörung, und es ist keine Verbindung der<br />

beiden genannten Linien mit dem Schrattenberger Bruchsystem zu<br />

sehen, ebenso wie keine Verbindung des Helfenser Teilbeckens mit der<br />

Bucht von Niederleis sichtbar ist, wie schon erwähnt wurde. Transgressives<br />

Übergreifen von Jungtertiär auf den Beckenrahmen ist damit<br />

aber nicht ausgeschlossen.<br />

Wie das Korneuburger Becken führen auch die Ablagerungen des<br />

Teilbeckens von Helfens eine charakteristische Mikrofauna von marinbrackischem<br />

Charakter. Rotalia beccarii und Elphidium div. sp. sind<br />

die bezeichnendsten Foraminiferen, und es unterscheiden sich daher<br />

57


58<br />

diese Schichten mikropaläontologisch sehr scharf von den hochmarinen<br />

tortonischen Serien der Bucht von Niederleis. Sie sind älter<br />

als diese, wie durch Vergleich der Faunen des Korneuburger Beckens<br />

mit den Profilen im zentralen Raum des Wiener Beckens nachgewiesen<br />

werden konnte, und werden daher als Helvet angesprochen, als<br />

welche sie seit je auf Grund der Molluskenfaunen gelten.<br />

Die Bucht von<br />

Kreuzstetten<br />

Helvetische Schichten vom selben Charakter w T ie im Korneuburger<br />

Becken erfüllen auch die Bucht von Kreuzstetten, die in<br />

diesem Jahre ebenfalls auskartiert wurde. Von besonderem Interesse<br />

ist die westliche Begrenzung der Bucht, die nunmehr als sicher<br />

tektonisch erkannt wurde. Zunächst zieht die Grenze zwischen dem<br />

Flysch des Großrußbacher Sporns und dem Jungtertiär in nördlicher<br />

Richtung, biegt aber östlich der Hipplinger Heide gegen NE um und<br />

es setzen sich weiterhin bis zum Linnen W T ald die Grunder Schichten<br />

gegen die Auspitzer Mergel des Mittelberg- und Kaabieglgebietes ab.<br />

Wahrscheinlich an einem Querbruch verschwinden schließlich östlich<br />

dieses Raumes die Auspitzer Mergel und im Graben längs der Eisenbahn<br />

von Ladendorf nach Neubau stehen nur mehr jungtertiäre<br />

Schichten, größtenteils tortonischen Alters, an, unter die die helvetischen<br />

Schichten der Bucht von Kreuzstetten eintauchen.<br />

Das Umbiegen des Hipplinger Bruches, wie der westliche<br />

Randbruch der Bucht von Kreuzstetten genannt sei, gegen NE wiederholt<br />

sich in gleicher Weise beim verlängerten Bisambergbruch östlich<br />

davon und ebenso beim westlichen Randbruch des Korneuburger<br />

Beckens und seiner Fortsetzung, dem Gebmannsberg-Bruch. Auch in<br />

den Leiser Bergen tritt dieses wichtige tektonische Moment klar heraus.<br />

Begehungen im Flysch am Südwestende<br />

Rohrwaldzuges<br />

Östlich Unterrohrbach findet sich ein Flyschprofil vom Neokom bis<br />

zum Greifensleiner Sandstein, und es wurden hier ja auch schon<br />

durch D. Stur „Wolfpassinger Schichten" bekannt gemacht. An der<br />

Straße, etwas über 72 km SE Unterrohrbach, sind leicht rötliche Sandkalke<br />

des Neokoms mit zahlreichen Kalzitklüften und -knauern ganz<br />

gut aufgeschlossen. Es folgt noch vor dem nach NE ziehenden Graben<br />

ein Zug von feinkörnigen Glaukonitsandsteinen und gebänderten<br />

Quarziten des Gault, die sich nach NE bis über den Sonnwendberg<br />

verfolgen lassen. Hier ist eine innige Verschuppung derselben mit<br />

neokomen Sandkalken und mit bunten Schiefern des Gault zu beobachten.<br />

Diese Schiefer nehmen nördlich des Sonnwendberges einen<br />

breiteren Raum ein, weisen aber auch hier vereinzelte Fetzen von<br />

Neokom auf. über den bunten Schiefer lagert sich östlich des Sonnwendberges<br />

ein schmaler Streifen von Oberkreide, der an der Straße<br />

SE Unterrohrbach breiter entwickelt ist und Gesteine zeigt, wie sie<br />

der nördlichen Oberkreideentwicklung des Wienerwaldes eigen sind.<br />

Schließlich folgt gegen SE zu der Greifensteiner Sandstein, auf dem<br />

auch die Burg Kreutzenstein erbaut wurde.<br />

des


Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

von Dr. Werner Heißel<br />

über Aufnahmen auf Blatt St. Johann i. P. (50 5 0)<br />

Für die Fortführung der Neuaufnahme des Kartenblattes St. Johann<br />

i. P. (5050) der Österreichischen geologischen Spezialkarte<br />

1: 75.000 standen im Jahre <strong>1948</strong> einschließlich der der Untersuchung<br />

von Erzlagerstätten dienenden Arbeiten insgesamt 70 Tage zur Verfügung,<br />

von denen rund die Hälfte (34), mit ausgeprägter Häufung im<br />

Juli, ganze oder teilweise Regentage waren. Zur Auffüllung von Erinnerungslücken,<br />

bedingt durch die lange Unterbrechung durch Kriegsund<br />

Nachkriegsjahre, wurden in verschiedene Teile des Arbeitsgebietes<br />

Vergleichsbegehungen durchgeführt und es konnte damit wenigstens<br />

teilweise wieder der Anschluß an die früheren Aufnahmsarbeiten geschaffen<br />

werden.<br />

Die heurige Kartierung lag mit dem Schwerpunkte im Räume Alm—<br />

Dienten—Mühlbach am Hochkönig, am Nordrande der Grauwackenzone.<br />

Innerhalb der Grauwackenschiefer wurden über das Maß vorhandener<br />

geologischer Darstellungen weit hinaus Gesteinsausscheidungen<br />

durchgeführt: karbonatische Einlagerungen, metamorphe<br />

Eruptiva, quarzitisch-konglomeratische Gesteine. Es erwies sich auch<br />

hier, daß diese Gesteine zu Serien zusammengehören. Eingehende<br />

Untersuchungen waren an der Grenze zu den Kalkalpen (Buntsandstein<br />

— Werfener Schichten) nötig, um die hier sehr verwickelten Verhältnisse<br />

zu klären.<br />

Über die Gahbichlhöhe zieht ein Zug von Lyditen und grauen Quarziten<br />

bis meist feinkörnigen Quarzkonglomeraten. Er wird im N von<br />

einem Zug von Karbonatgesteinen begleitet. Diese führen bei der<br />

Entacher Alm (Hintertal) in großem, bei Berg Dienten in kleinem<br />

Ausmaß Magnesit. Zwischenlagen von Grauwackenschiefern bewirken<br />

in dieser im Streichen weithin anhaltenden Serie im einzelnen<br />

kleinere Schichtunterbrechungen. Gegen O verlieren sich die Lydite<br />

auf Berg Dienten, während die Karbonate bis unter die Spitzegg Alm<br />

in einen Keil von Grauwackengesteinen hineinreichen, der unterhalb<br />

der Schönberg Alm zwischen Buntsandstein und Grünen Werfener<br />

Schichten auskeilt.<br />

Weiter südlich liegt eine ähnlich zusammengesetzte Serie, die nur<br />

stärker tektonisch ausgewalzt ist. Auch fehlen die Quarzite und Konglomerate<br />

der Gahbichlhöhe, während Lydite bis Quarzitschiefer auch<br />

hier auftreten. Dazu kommen Porphyroid- und Diabasschiefer (Grünberg<br />

O). Dieser Gesteinszug streicht vom Grünberg über Dienten bis<br />

Schneegg, wo er unter quartären Schuttmassen verschwändet.<br />

Die Eisenkarbonate des Kollmannsegg wurden über Sauanger—<br />

Bürgl Alm bis Dienten verfolgt. Überall sind in ihnen Spuren des<br />

einstigen ausgedehnten Eisenerzbergbaues von Dienten zu beobachten,<br />

teils als alte, verfallene Einbaue (Stollen- und Tagebaue), teils als<br />

Schlacken(Röst-)plätze. So mächtig auch der erzführende Dolomit<br />

ist, so war der Bergbau doch nur auf die obersten tagnächsten Gesteinslagen<br />

beschränkt, in denen zufolge der Verwitterung eine Fe-<br />

Anreicherung in Form von Limonitisierung stattgefunden hat. Alle<br />

59


60<br />

diese Gesteine streichen annähernd WSW—ONO bei mehr flachem<br />

N-Fallen.<br />

Südlich des Kollmannsegg schließt an den Zug paläozoischer Dolomite<br />

im Kamme Kollmannsegg—Ahornstein ein bunt zusammengesetztes<br />

Profil an mit gewöhnlichen Grauwackenschiefern, Porphyroidund<br />

Diabasschiefern, dunklen Quarziten und Eisendolomit. Während<br />

Porphyroide und Eisendolomit gegen O sich rasch verlieren, treten<br />

Diabase und Quarzite auch noch im Kamm Wolfsgründl—Schneeberg<br />

auf. Das Streichen ist im Gegensatz zu den nördlich liegenden Gesteinsserien<br />

O—W bis WNW—OSO, das Fallen meist 40 bis 60° S.<br />

Schwierige stratigraphiseh-tektonische Verhältnisse herrschen im<br />

Gebiete Dachegg — Kollmannsegg — Fellerbach—Schneeberg—N-Hang.<br />

Die hier auftretenden Gesteine sind meist rötliche bis dunkelviolette,<br />

grobe und feine Konglomerate mit Quarz- und Quarzitgeröllen, rötlichgraue<br />

bis dunkelviolette Quarzite bis Sandsteine, violette, grünliche<br />

bis weiße, meist sandige Tonschiefer. All diese Gesteine sind teils<br />

nicht, teils gering metamorph, so daß sich sowohl zu Triasgesteinen<br />

(Buntsandstein — Werfener Schichten), wie auch zu Grauwackengesteinen<br />

(z. B. Quarzit-Tonschiefergruppe am Hochkail) Übergänge<br />

zeigen. Dazu kommt, daß in dieser Gegend sichere Triasgesteine<br />

(Grüne Werfener Schichten von Mitlerberg), wie auch sichere Grauwackengesteine<br />

auftreten. Den besten Einblick bietet das Fellerbachtal.<br />

Vor seiner Mündung in das Trockenbachtal stehen am Ausgang des<br />

schluchtartigen Tales noch Grauwackenschiefer an. Darüber liegen<br />

Quarzite und Konglomerate. Sie werden nach der ersten Biegung der<br />

Schlucht an eindeutig tektonischer Grenze von zum Teil mylonitischen<br />

bis brecciösen Grünen Werfener Schichten überlagert, wie sie auch<br />

nördlich des Hochkail und im Gainfeldtal bei Bischofshofen anstehen.<br />

Bei der Karbachhütte, 1178m (Kniealm), folgen auf der S-Seite des<br />

Feilerbaches wieder Konglomerate und Quarzite, während nördlich<br />

des Baches die Grünen Werfener Schichten bis zur Mündung des von<br />

der Dientner Alm kommenden Baches anstehen. Es sei dabei erwähnt,<br />

daß der Lauf dieses Baches auf den Karten 1:75.000 und 1:25.000<br />

falsch eingetragen ist. Er fließt nicht, wie eingezeichnet, von P. 1288<br />

nach ONO zum Trockenbach quer durch die hier liegende Endmoränenlandschaft,<br />

sondern an deren rechtem (südlichen) Außenrand<br />

von P. 1288 gegen O und mündet knapp SW P. 1252 in den Fellerbach.<br />

Oberhalb dieser Mündung liegt dessen Schlucht ganz in Quarziten<br />

und Konglomeraten, die östlich P. 1455 von violetten Tonschiefern<br />

unterlagert werden. Unter diesen treten grünliche, untergeordnet<br />

auch weiße, zum Teil etwas sandige Tonschiefer vom Typ Grüne<br />

Werfener Schichten auf. Erst nächst der Gehagalm (Schneebergalm),<br />

1536 m, werden diese Schiefer von gröberen Konglomeraten und Quarziten<br />

überlagert, die von den Vorkuppen des Kollmannsegg herabsteigen<br />

und gleicher Art am unteren Fellerbach anstehen. Im Quellgebiet<br />

des Fellerbaches taucht diese Quarzit-Konglomeratgruppe unter<br />

Grauwackenschiefern unter, wobei NW des Wolfsgründl im Grenzbereich<br />

nochmals eine Schuppe Grüner Werfener Schichten auftritt.<br />

Es ergab sich folgende Altersstellung: Die Quarzit-Konglomeratgruppe<br />

gehört ins Paläozoikum, zusammen mit den violetten Ton-


schiefern und entspricht der Quarzit-Tonschieferserie an der N-Seite<br />

des Hochkail. Die hellen Tonschiefer sind zu den Grünen Werfener<br />

Schichten zu stellen. Diese bilden im Bereiche des Feilerbaches (Tiergarten<br />

und Gehagalm) ein Fenster unter den paläozoischen Quarziten<br />

und Konglomeraten. Sie kommen am Dientner Sattel als Kalkalpenbasis<br />

wieder zum Vorschein. Die unterhalb der Karbachhütte (Kniealm),<br />

1178 m, anstehenden Grünen Werfener Schichten ziehen am<br />

NO-Hang des Schneeberges unterhalb der Karbachalm in den Karbachgraben<br />

hinein, tektonisch über- und unterlagert von Quarziten<br />

und Konglomeraten. Dieser in Grauwackengesteinen eingeschuppte<br />

Keil konnte über die Laubegg Alm, 1290 m, ins Brenner Mais (nördlich<br />

P. 1491) verfolgt werden. Dies ist die streichende Richtung auf Vorkommen<br />

Grüner Werfener Schichten, die am Südrande der Grauwackenzone<br />

ebenfalls von paläozoischen Quarziten begleitet, nördlich<br />

Wagrain anstehen. Ob tatsächlich Zusammenhänge bestehen, muß die<br />

weitere geologische Aufnahme erst ergeben. Jedenfalls sind damit bedeutende<br />

Abweichungen zur älteren Darstellung des Gebietes *) und im<br />

Bereiche des Dientner Sattel auch zu der eigenen 2 ) entstanden.<br />

Am Hochkail-N-Hang wurde auf Grund reichlicher Fallstücke in<br />

Höhe des P. 1652 und am Weg, der vom Viehstall oberhalb des Troyboden<br />

nach W führt, eine weitere Schuppe Grüner Werfener Schichten<br />

vermutet 5 ). Inzwischen hat ein Bachanriß diese Schuppe tatsächlich<br />

bloßgelegt: in Grauwackenquarziten liegend, äußerst stark tektonisch<br />

zerquetschte Grüne Werfener Schichten.<br />

Von den quartären Ablagerungen hat besonders der Rest einer<br />

offenbar interglazialen Gehängebreccie Bedeutung, der am NO-Hang<br />

des Schneeberges in 1400 bis 1380 m Höhe als reine Triaskalkbreccie<br />

in Grauwackengebiet ansteht. Er beweist, daß damals (? Mindel-Riß-<br />

Interglazial) das Tal (heutige Talsohle 1100 m) mindestens bis in<br />

diese Höhe eingeschüttet worden ist. Dabei kam die Materialzufuhr<br />

ausschließlich aus den Kalkalpen (Hochkönig). Kleinere, tiefer liegende<br />

Reste dieser Gehängebreccie liegen westlich Mühlbach.<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

des auswärtigen Mitarbeiters Dr. G. Hiessleitner<br />

über praktisch-geologische Arbeiten<br />

Die Arbeiten an der Detailkartierung der Erz führenden Grauwackenzone<br />

zwischen Admont und Selztal, anschließend<br />

des kleinen paläozoischen Streifens am Salber,g bei Liezen,<br />

wurden weitergeführt, einen endgültigen Abschluß soll die Feldarbeit<br />

1949 bringen.<br />

1 ) Fr. Trauth: Geologie der nördlichen Rädstädter Tauern und ihres<br />

Vorlandes. Denkschr. d. Akad. d. Wiss., math.-nat. Kl)., 100. u. 101. Bd.,<br />

1926 und 1928.<br />

2 ) W. Heißel: Aufnahmebericht 1938, Blatt S,t. Johann i. P. (5050).<br />

Verh d Zweigst. Wien d. Reichsst. f. Bodenforschung (Geolog. Bundesanst),<br />

Wien, 1939.<br />

3 1 „W. Hei'ßel: Die geologischen Verhältnisse am Westende des Mitterberger<br />

Kupfererzganges (Salzburg). Jahrb. Geolog. Bundesanst. 1945, 90. Bd.,<br />

Wien, 1947.<br />

61


62<br />

Die genauere Untersuchung des Salberges hat den Nachweis bisher<br />

hier noch nicht bekannter, doch ebenso wie im Grauwackenabschnitt<br />

weiter östlich mit Erzführung verbundener Porphyroidschollen (Kalvarienberg,<br />

Untersaller) erbracht. Ferner ist aus den Lagerungsverhältnissen<br />

der Salbergbreccien, aus ihrem Auftreten als vielfach<br />

wiederholte Schuttstreuungen von Kalk und Schiefer in die paläozoischen<br />

Tonschiefer und quarzitischen Schiefer hinein ein altpaläozoisches<br />

Alter auch dieser klastischen Horizonte wahrscheinlich zu<br />

machen. Für die schutteinhüllenden Schiefer ist durch den Graptholitenfund<br />

E. Haberfei ners bei Liezen schon vor Jahren<br />

Silurbefund erbracht worden. Altersableitung für Paläozoikum hatte<br />

H ies s leitner bereits 1938 für die gleichartigen klastischen Horizonte<br />

der Grauwackenserie am Rande zum Ennstal zwischen Admont<br />

und Dürrenschöberl getroffen gehabt. Im Södlgraben südlich Klosterkogel<br />

bei Admont reichen die grobblockigen paläozoischen Kalkbreccien<br />

des Typus Admont—Dürrenschöberl—Salberg auch in die<br />

Paltentalhänge herüber. Für ein Eingliedern dieser Kalk-Schiefer-<br />

Breccien in den Horizont des Präbichlkonglomerats an der Basis<br />

der Werfener Schiefer, jüngst von H. P. Cornelius diskutiert,<br />

bringt eingehendes Lagerungsstudium keine Anhaltspunkte, auch<br />

W. Hammer hat schon früher eine solche Einbeziehung abgelehnt;<br />

auch petrographisch bestehen Unterschiede.<br />

Besondere praktisch-geologische Arbeiten wurden u. a. im Kohlenbergbau<br />

Fohnsdorf (Untersuchung der Entwicklungsaussichten des<br />

Fohnsdorfer Glanzkoni enreviers) vorgenommen. Die geologischen Beratungen<br />

von: Kiesbergbau Schwarzenbach in der Dienten, Antimonbergbau<br />

Rabant in Oberkärnten, Blei-Zinkbergbau Nassereith in Nordtirol<br />

wurden weitergeführt.<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

des auswärtigen Mitarbeiters Dr. Franz Kahler<br />

(Klagenfurt)<br />

über geologische Aufnahmen auf Blatt Klagenfurt —<br />

Villach.<br />

Die Begehungen wurden zunächst im Bereich nordwestlich von<br />

Klagenfurt ausgedehnt. Von besonderer Wichtigkeit war der nach<br />

langem Suchen geglückte Fund zweier kleiner Linsen mit wohlerhaltenem<br />

Granatglimmerschiefer in der sonst sehr eintönigen Schieferfolge<br />

des Kreuzbergls bei Klagenfurt, wodurch die Gleichheit mit den<br />

Gesteinen südlich des Wörthersees sichergestellt werden konnte. Hingegen<br />

gelang es nicht, in den ungemein eintönigen Schieferfolgen<br />

nördlich von Krumpendorf solche Gesteine zu entdecken. Das häufige<br />

Nordoststreichen dieser Serie ist bemerkenswert. Durch eine schwere<br />

Störung in Ost—Westrichtung getrennt, liegt nördlich davon eine<br />

Serie, die zunächst reich an Amphibolit-Diaphthoriten ist und damit<br />

zum bekannten „Kreuzberglschiefer" des Lindwurmsteinbruches hinweist.<br />

Leider konnte an keiner Stelle ein bauwürdiges Vorkommen<br />

festgestellt werden, da sich immer wieder Schieferlagen einschieben.<br />

Im anscheinend normalem Liegenden folgt auf den Nordhängen eine


Folge ausgezeichnet erhaltener Granatglimmerschiefer mit vereinzelten<br />

Quarziten und Marmorbändern.<br />

Nördlich der Linie Moosburg—Wölfnitz liegt das Gebiet, das ungemein<br />

reich an Gängen von Turmalinpegmatiten ist, ein kleinkuppiges<br />

Hügelland, stark mit Glazial bedeckt.<br />

Zunächst aus praktischen Erwägungen wurde der Geröllzusammensetzung<br />

der Moränen besonderes Gewicht beigelegt. Im Anschluß an<br />

frühere Untersuchungen konnte das Überwiegen kalkalpiner Geschiebe<br />

in Moränen bedeutender Höhenlage (also nicht nur der letzten<br />

Abschmelzstadien) südlich des Ulrichsberges und das Vorhandensein<br />

zentralalpiner Geschiebe erst südlich von Feldkirchen nachgewiesen<br />

werden, wodurch sich, zunächst für das Pörtschacher Stadium, ein<br />

Überwiegen der südlichen Gletscheräste im Eiskuchen des Klageni'urter<br />

Beckens ergibt. Wahrscheinlich gilt dies auch mindestens für<br />

Zeiträume im Bereich der Hochvereisung.<br />

Bemerkenswert ist ferner der Mangel eines Grundmoränenteppichs<br />

in einzelnen Streifen, die im Westen scharf vom Moränengebiet des<br />

Pörtschacher Stadiums abgeschnitten werden. Verwaschene Moränen<br />

überwiegen hier, im Nordwesten liegen Stauseetone und -feinsande<br />

örtlich darüber, worauf in verschiedenen Terrassen sandreiche Kiese<br />

folgen, die in den engeren Raum von Feldkirchen führen.<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

von Dr. Heinrich Küpper,<br />

über geologische Aufnahmen auf Blatt Baden — Neuleng<br />

b a c h.<br />

Im Frühsommer wurde an ergänzenden Aufnahmen hauptsächlich<br />

im Räume zwischen Mödling — Baden — Heiligenkreuz gearbeitet.<br />

Die Kartierung des Hauptdolomitgebietes am N-Rand der<br />

Ötscherdecke ergab, daß der Hauptdolomit hier einheitlich nach W<br />

streicht, so wie dies bisher angenommen wurde (Tauber, Sitzb.<br />

Akad. Wiss. 1943). Die Ötscherdecke ist hier als starre Masse der<br />

Gosau aufgeschoben. Die Absenkung des Anningergebietes gegen das<br />

Becken von Gaaden vollzieht sich an Brüchen, die vom Schwarzkopf<br />

(417), über Unter-Gaaden, durch den Tribuswinklerwald (426)<br />

bis zum Roten Kreuz verfolgt werden konnten. Es ist möglich, daß<br />

diese Störungen mit jener zu einem System gehören, welche durch<br />

die Putschandl-Lucke bei Baden in das Becken austritt und hiebei<br />

die Westbegrenzung für den Dolomitsporn abgibt, an den im Untergrund<br />

des Ortes Baden die Thermen gebunden sind.<br />

Im westlichen Gipfelgebiet des Anninger konnte festgestellt werden,<br />

daß die roten Jurakalke der Ostabdachung nach W durchstreichen;<br />

rote Adneter Kalke mit Ammonitspuren im Steinwandgraben.<br />

Der Lunzer Sandstein, der vom Schwechattal, Antonsgrotte über<br />

die Hochwiese zur Siebenbrunnenwiese verläuft, streicht von hier in<br />

SSE-Richtung weiter, ist hiebei jedoch in kleinere Linsen aufgelöst,<br />

derart, daß die südliche Fortsetzung immer etwas nach W versetzt<br />

wird (Siegharttal, Würfel weg, Steinhöhle—Langergraben-Weg, Weißer<br />

Weg—Brunntal).<br />

63


64<br />

Obwohl die Begehungen im Tertiär der Ebene noch nicht<br />

abgeschlossen sind, sei kurz erwähnt, daß südlich von Thallern<br />

(bei 227) Grenzschichten zwischen Sarmat und Pannon angetroffen<br />

wurden. Auf ungefähr gleicher Höhe kommt im Ort Gumpoldskirchen<br />

mariner Tegel vor, so daß zwischen Thallern und Gumpoldskirchen<br />

das Durchstreichen einer beträchtlichen Störung angenommen werden<br />

muß. Es wird vermutet, daß diese am Sattel westlich des Eichkogls<br />

durchstreicht und sich über die „Tuckerin" bis zur „Börtelfabrik"<br />

südöstlich von Gumpoldskirchen fortsetzt. Hier wurde nämlich in<br />

dem Dreieck zwischen Kanal, Seegrund und Straße ein flacher Hügel<br />

gefunden, der aus steilstehenden Lithothamnienkalken mit Ostreen<br />

besteht. Dieser in die Ebene hinausschwenkende Bruch scheidet übrigens<br />

ein nördliches Gebiet, in dem das Pannon bis hart an den Gebirgsrand<br />

herantritt (Eichkogel—Mödling—Brunn a. G.) von einem<br />

südlichen, in dem der Gebirgsrand von einem mindestens 2 km breiten<br />

Rand tortoner Ablagerungen gesäumt ward (Gumpoldskirchen—Baden<br />

—Soos).<br />

Vom Juli bis September wurde der kalkalpine Anteil westlich<br />

von Altenmarkt über Kaumberg bis ins Oberste Gölsental<br />

neu kartiert.<br />

Die Grenze Kalkalpen-Flyschdecken ist hier deutlich. Die Frankenfelser<br />

Decke umfaßt im W eine zirka 600 m breite Zone, die nach<br />

S durch die schon zur Lunzer Decke gehörigen Höhen (741, 694, 686)<br />

begrenzt wird. S vom Gerichtsberg verengt sich die Frankenfelser<br />

Decke durch eine von NW hereinstreichende Querstörung und ist<br />

entlang dem S-Hang des Spiegelbaches nur als zirka 200 m breite<br />

Zone entwickelt. Die Abgrenzung gegen die Lunzer Decke ist hier<br />

vermutet, da die Gosaubildungen der Lunzer Decke auf die flyschartige<br />

Gosau der Frankenfelser Decke aufgeschoben sind, ohne daß<br />

sich hier Klippen Zwischenschalten. E vom Laabbach verschwindet<br />

die Frankenfelser Decke unter den Untertriaskaiken, die sich vom<br />

Laabbach bis Höfner-Graben hinziehen.<br />

Linsen von Hornsteinen am N-Rand dieses Sektors verraten das<br />

Durchstreichen der Frankenfelser Decke, die dann im Reisberg (598)<br />

wieder zu einem breiteren Zuge angewachsen ist. Der Südteil des<br />

Reisberges und die im Triestingdurchbruch aufgeschlossenen Gesteine<br />

gehören der Lunzer Decke an.<br />

Die Lunzer Decke selbst trägt im S eine mächtige Auflagerung<br />

von Gosau, die ihrerseits wieder vom N-Rand der Ötscher Decke<br />

überschoben ist entlang einer Linie, die im Landschaftsbild überzeugend<br />

hervortritt. Während die kalkalpinen Einheiten bis etwa<br />

Tenneberg W—E streichen, schwenken sie von Altenmarkt an scharf<br />

nach NE um. Es ist dies ein Einlenken in die Richtung, welche<br />

durch den Ausstrich der Aufschiebungsfläche der Schön- und Peilsteinschuppe<br />

gegeben ist.<br />

Das Streichen der Flyscheinheiten ist unabhängig von diesem<br />

durch die Kalkalpen gebildeten stumpfen Winkel. Die Eozänberge<br />

N vom Gerichtsberg streichen von dort schon in ENE-Richtung, auch<br />

die südlich folgenden Einheiten der Flyschzone, so daß die Flyscheinheiten<br />

im Streichen hinsichtlich der Kalkalpen das Bild einer


den Bogen abkürzenden Sehne ergeben, ein Bild, das auf eine ausgeprägte<br />

tektonische Diskordanz hinweist.<br />

In Gebiet der Stadt Wien wurden fallweise große, bei Bauwerken<br />

entstandene Aufschlüsse besucht.<br />

Beobachtungen in Ober-St. Veit (Kanal Trazerberggasse sowie<br />

Wohnhausbauten am N-Hang des Roten Berges) ergaben, daß die<br />

Klippe hier nach N zu tektonisch nicht schließt, sondern die Gesteine<br />

nach NNE durchstreichen. Möglicherweise steht hiemit die<br />

Tatsache in Zusammenhang, daß in einer alten Bohrung im Wiental<br />

bei Baumgarten von 30 m bis 127 m Kalkstein angetroffen wurde<br />

(Wolf, Verh. d. Geol. Reichsanst. 1863, S. 58); auch würde dies die<br />

Pikrite vom Steinhof in größere Nähe der Klippen rücken, als dies<br />

bisher vermutet wurde. Jenes Gebiet zwischen Rotem Berg und den<br />

Nordhängen des Wientales wird von Tertiär bedeckt, wie schon von<br />

Wolf angedeutet wurde. An der Kreuzung von Dostojefskygasse<br />

und Turgenjefgasse wurden bei einer Grabung Cerithiensandsteine<br />

zutage gefördert.<br />

Bei untiefen Kanalgrabungen in der Marokkaner- und Strohgasse<br />

(III. Bezirk) wurden sarmatische Kalksandsteine zutage gebracht.<br />

Es beweist dies, daß sich das Oberlaaer Hochgebiet über den Ostbahnhof<br />

bis tief in das Wiener Gemeindegebiet fortsetzt. Seine Westflanke<br />

ist durch die nach West allmählich absinkende Sarmat-Oberkante<br />

in den Bohrungen Mommsengasse 6 (= Louisengasse 6, Fuchs,<br />

Jahrb. Geol. Reichsanst. 1875) in der Eckparzelle Taubstummengasse<br />

und Argentinierstraße und schließlich am Getreidemarkt (E. S u e s s,<br />

Boden der Stadt Wien, 1852, S. 264) deutlich gegeben. Seine Ostflanke<br />

ist durch Ausläufer des Leopoldsdorfer Bruchsystems gestört<br />

(Arenbergring).<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

von Dr. H. Küpper,<br />

über hydro geologische Untersuchungen.<br />

Diese Arbeiten konzentrierten sich im wesentlichen um die Mitarbeit<br />

an der „Studienkommission für die Wasserversorgung<br />

Wiens". Anknüpfend an die Fragen der zusätzlichen<br />

Wasserversorgungsmöglichkeiten wurden die Grundwasserverhältnisse<br />

des südlichen Wiener Beckens auf Grund aller verfügbaren<br />

Bohrdaten studiert, so daß der Kommission ein zusammenfassender<br />

Bericht vorgelegt werden konnte. Gegen Jahresschluß erschien dieser<br />

in der Zeitschrift des Vereines der Österr. Gas- und Wasserfachmänner<br />

unter dem Titel „Zur hvdrogeologischen Situation des Wiener<br />

Beckens südlich der Donau".<br />

Als wesentliches Resultat dieser Studie kann zusammengefaßt<br />

werden, daß unter der scheinbar einheitlichen Oberfläche durchlässige<br />

Schotterlagen und undurchlässige Tegel derart verteilt sind,<br />

daß sich bezüglich der Möglichkeit, Grundwasser in größeren Mengen<br />

zu erbohren, zweierlei gänzlich verschiedene Gebiete unterscheiden<br />

lassen.<br />

Ein westliches Gebiet mit relativ untief gelegenem Tegeluntergrund.<br />

Dieses Gebiet schließt an den Kalkalpenrand an und wird nach<br />

Verhandlungen. 1919 5<br />

65


m<br />

Osten durch eine Linie begrenzt, die von Ternitz nach Weikersdorf,<br />

von Bad Fischau über Blumau, etwas westlich von Ebreichsdorf,<br />

Velm, Himberg und Maria Lanzendorf verläuft. Der Untergrund<br />

dieses westlichen Gebietes wird vorwiegend durch in geringer Tiefe<br />

liegende pannone Tegel gebildet. Diese sind oft nur durch eine oberflächlichte<br />

Haut von Schottern bedeckt, teilweise fehlt sogar die<br />

Schotterbedeckung, die Tegel liegen dann direkt unter der Ackerkrume.<br />

Der Grundwasserspiegel in diesem Gebiet entstammt der<br />

Piesting, Triesting, Schweehat, dem Mödling- und Liesingbach. Da die<br />

Bachbetten in zum Teil wenig verfestigte Schotterkegel eingeschnitten<br />

sind, geht beim Austritt aus dem kalkalpinen Raum ein Teil der<br />

Wasserführung aus den Bachbetten verloren, sickert durch den<br />

Schotter bis zur Oberfläche der undurchlässigen Tegel und folgt<br />

dann langsam derselben in östlicher Richtung. Die erwähnte untiefe<br />

Lage des Tegels bringt es mit sich, daß der Grundwasserspiegel<br />

stellenweise abreißt, stellenweise in Teichen zutage tritt. Da hiedurch,<br />

sowie durch die wenig mächtige unregelmäßige Schotterdecke<br />

ein Raum fehlt, wo sich das Grundwasser in größeren Mengen speichern<br />

konnte, so muß dieses Gebiet für die Zwecke der Grundwassererschließung<br />

von großen Mengen als weniger günstig angesehen<br />

werden. Für landwirtschaftliche und lokale industrielle Betriebe wird<br />

hier jedoch immer Wasser in nicht allzu großen Tiefen greif bar sein.<br />

Östlich anschließend an dieses Gebiet senkt sich der Tegeluntergrund<br />

zu größeren Tiefen. Er wird dann überlagert von Schottern<br />

von 10 m und mehr Mächtigkeit. Im großen gesehen kann dieses<br />

Gebiet als eine im Untergrund der Ebene gelegene zugeschotterte<br />

Rinne betrachtet werden, die von Neunkirchen über Wiener Neustadt<br />

nach NE verläuft, und sich bei Mitterndorf in zwei Äste gabelt, deren<br />

einer sich über Himberg nach Schweehat erstreckt, während der<br />

andere im Becken von Schwadorf—Gallbrunn—Margarethen a. Moos<br />

gleichsam in einer Sackgasse zu enden scheint.<br />

Dieses östliche Gebiet darf wegen seiner Ausdehnung. Schottermächtigkeit<br />

und wegen seines großen Speichervolumens für die Gewinnung<br />

von Grundwasser in großem Maßstab als günstiger angesehen<br />

werden.<br />

f<br />

Im Mai wurden einschlägige Revisionsbegehungen an den Rändern<br />

des Neunkirchener—Wiener Neustädter Beckenteiles ausgeführt;<br />

bieran schloß sich die Mitarbeit an der Projektierung von geophysikalischen<br />

Untersuchungsarbeiten, die im Laufe des Sommers<br />

versuchsweise im Wiener Neustädter Gebiet ausgeführt wurden. Die<br />

Verarbeitung der erhaltenen Resultate ist noch nicht abgeschlossen.<br />

Anläßlich einer rechtlichen Fragestellung wurden die neueren geologischen<br />

Resultate hinsichtlich ihrer möglichen Auswirkung auf<br />

die Abgrenzung des Einzugsgebietes der Fuchspaß- und Kaiserbrunnquellen<br />

geprüft. Hiezu wurden im November Begehungen im Schneeberggebiet<br />

ausgeführt. Es besteht die Absicht, die geologischen Daten<br />

mit den hygienischen Erhebungen zur Beurteilung der Situation<br />

der genannten Quellen zusammenzufassen.


Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

von Dr. R. Noth<br />

über die Aufnahmen in der Flyschzone auf Blatt<br />

Kirchdorf an der Krems (Ostteil, 4852).<br />

Die im Vorjahre begonnenen Aufnahmen wurden im Berichtsjahr<br />

in der Zeit vom 25. Juni bis 14. Juli und vom 17. August bis 15. September<br />

fortgesetzt, wobei zu bemerken ist, daß die Begehungen im<br />

Juni-Juli bei durchwegs schlechten Wetterverhältnissen stattfanden,<br />

so daß keine ausgedehnten Touren unternommen werden konnten<br />

und die im folgenden mitgeteilten Beobachtungen hauptsächlich im<br />

August-September gemacht wurden.<br />

Die im Vorjahr festgestellten stratigraphischen Einheiten wurden<br />

weiter nach Osten hin bis zur Steyr verfolgt.<br />

Gault und Reiseisberg er Sandstein der Weinzierlfurche<br />

(Aufn.-Ber. 1947) sind im Oberlauf des Rinnerbaches aufgeschlossen,<br />

wo sie mit 60° nach NW einfallen. Bachabwärts folgen gefältelte<br />

Zementmergel mit ebenfalls steilem bis saigerem Einfallen, und auf<br />

diese noch Mürbsandsteine.<br />

In der Einsattlung zwischen Brauneck und Unter-Hamet konnten<br />

in der Grube eines umgestürzten Baumes rote Splitterchen festgestellt<br />

werden, die wahrscheinlich zum Helvetikum zu stellen sind. Jenseits<br />

des Kammes, auf dem Hang gegen das Haindlmühlbachtal, sind, bald<br />

vereinzelt, bald in größerer Anzahl, aber immer in einer verhältnismäßig<br />

schmalen Zone angeordnet, Blöcke von glasigen Quarziten zu<br />

finden. In dem Graben am Waldrand, der unterhalb der Kote 524<br />

in den Haindlmühlbach mündet, ist auch an einer Stelle Helvetikum,<br />

in roten und grünen Mergeln, vorhanden. Nördlich des Haindlimühlbaches<br />

ist die Zone von Gault bis an die Terrassen des Steyrtales<br />

(P. 216) zu verfolgen; zunächst nur durch ganz vereinzelte Blöcke<br />

von Glaukonitquarzit, ist sie in P. 216 wieder durch deren größere<br />

Anhäufungen gut markiert. Auch die roten und grünen Helvetikummergel<br />

sind an mehreren Stellen erkennbar und beim Gehöft Holzner<br />

saiger stehend gut aufgeschlossen.<br />

Exotisches Material. Herrn Sensengewerken Josef Z ei t-<br />

linger gebührt das Verdienst, die exotischen Gerolle entdeckt und<br />

systematisch gesammelt zu haben. Für die Überlassung der reichhaltigen<br />

Sammlung und für die Führung an die Fundstellen, sowie<br />

für die großzügige Förderung der geologischen Aufnahme sei Herrn<br />

Zeitlinger der wärmste Dank ausgesprochen.<br />

Die exotischen Gerolle, von Haselnuß- bis Kopfgröße, bestehen<br />

der Hauptsache nach aus Quarzitporphyren, Quarziten, Diabasen<br />

und einem faustgroßen Granitstück, also Material alpiner Herkunft.<br />

Die Fundstellen liegen in einer Zone, die sich dem Kalkalpenrand<br />

nach außen hin anschmiegt: das nördlichste in Pernzell, oberhalb<br />

(des Gehöftes Holzner, an das bereits oben erwähnte Helvetikum<br />

und Mürbsandsteine anschließend und weiter oben am Kalkalpenrand<br />

auftretend, das zweite in der Einsattlung zwischen den Gehöften<br />

Krampelhub und Jungwirth, das dritte südlich des Haindlmühlbaches<br />

67<br />

5*


68<br />

am Weg zum Haus Gartmeyer. Das südlichste Vorkommen konnte<br />

Noth auf dem Weg zum Brauneck im Wald beobachten.<br />

Von besonderem Interesse ist auch ein aschgrauer Mergel, den Herr<br />

Zeitung er von der Sohle (Tiefe 7 m) des vor Jahren für die<br />

Turbinenanlage abgeteuften Schachtes des Sensenwerkes genommen<br />

und aufbewahrt hatte (Probe 122).<br />

Der Talkessel, in dessen Mitte das Werk an der Einmündung des<br />

von N fließenden Baches in den Haindlmühlbach liegt, ist von allen<br />

Seiten von Dolomit- und Wettersteinkalk nach außen umschlossen.<br />

Nur westlich des Sensenwerkes ist ein schmaler Streifen Neokom<br />

im Inneren des Talkessels von Geyer angegeben. Die Mergel aus<br />

dem Schacht führen eine Foraminiferenfauna, die sich durch ihren<br />

Arten- und Individuenreichtum von der des Gault und der Oberkreide<br />

des Flysches wesentlich unterscheidet. Sie ist ferner schon<br />

durch das vollständige Fehlen von Globotruncanen und Pseudotextularien<br />

von den in dem Gebiet bekannten Faunen des oberkretazischen<br />

Helvetikums wohl verschieden, enthält aber auch gewisse Arten<br />

mit diesem gemeinsam, die im Flysch nicht vorkommen, so z. B.<br />

'Globigerina cretacea u. a. Durch die Gesamtvergesellschaftung und<br />

besonders durch das Vorhandensein von Arten, wie Epistomina<br />

spinulifera (Reuß), E. reticulata (Reuß), Discorbis turbo (d'Orb.),<br />

Rhabdogonium excavatum (Reuß), Textularia chapmani Lalicker<br />

sind starke Anklänge an die Faunen des norddeutschen Hils und Gault<br />

und an die aus Folkestone, England (Reuß, 1862, Chapman,<br />

1891 bis 1897), gegeben. Die in häufigen Exemplaren vertreteine<br />

Bigenerina wintoni Cushman und Alexander ist aus der Unterkreide<br />

von Texas bekannt. Bisher ist eine mit der Turbinenschachtfauna<br />

idente Fauna nur noch von einer Lokalität der Gmundener<br />

Gegend bekannt, von der Dr. Grill gelegentlich einer Gemeinschaftsexkursion<br />

Schlämmproben genommen hatte.<br />

Um die Frage, ob es sich da um Unterkreide (wahrscheinlich Gault)<br />

des Flysches oder des Helvetikums oder gar um kalkalpines Neokom<br />

handelt, beantworten zu können, erschien es notwendig, aus der<br />

nächsten Umgebung des Turbinenschachtes Schlämmproben zu nehmen,<br />

und zwar von einem Aufschluß am Südufer des Haindlmühlbaches,<br />

der durch Ammonitenfunde belegt und auf der Geyerschen<br />

Karte als Neokom eingezeichnet ist. Der Rückstand dieser<br />

Proben enthält verhältnismäßig wenig organische Reste, unter denen<br />

hauptsächlich Crinoidenstielglieder, pyritisierte Steinkerne von Gastropoden<br />

und zahlreiche Ostracoden auffallen. Die wenigen Foraminiferengehäuse<br />

sind durclwegs schlecht erhalten und klein, so daß<br />

eine genauere Bestimmung derselben schwierig oder gar unmöglich<br />

ist. Der Fauneninhalt des bisher geschlämmten Neokoms ist also<br />

grundverschieden von dem der Mergel des Turbinenschachtes. Es ist<br />

daher sehr wahrscheinlich, daß es sich hier um Gault der Helvetikumzone<br />

handelt.<br />

0 b e r k r e i d e f 1 y s c h (Zementmergelserie).<br />

In dem Räume, der zwischen Kremstal und Haindlmühlbach liegt<br />

und gegen S zu vom Kalkalpenrand begrenzt wird und im N bis«


zu einer gedachten Verbindungslinie Kirchdorf—Oberhamet—Brauneck<br />

reicht, ist die Zementmergelserie nur durch schiefrige bis dünnplattige<br />

Kalkmergel und geschichtete bis grobbankige Kalksandsteine<br />

vertreten; Mürbsandsteine konnten hier nirgends beobachtet werden.<br />

Diese schalten sich erst im nördlich anschließenden Gebiet zwischen<br />

die Kalksandsteine ein und nehmen an Häufigkeit und Mächtigkeit<br />

der einzelnen Bänke in N-Richtung bis ins Gebiet von Nußbach zu.<br />

Besonders schön aufgeschlossen sind sie am Eckeisberg (839 m), wo<br />

sie auch in Steinbrüchen als Bau- und Mühlsteine gewonnen wurden.<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

von Dr.* S. Prey<br />

über Aufnahmen auf Blatt Ried —Vöcklabruck (4751).<br />

Die für die Aufnahmen auf diesem Kartenblatt zur Verfügung gestandenen<br />

30 Arbeitstage wurden zur Klärung der grundsätzlichen<br />

Frage des (neuerdings wieder strittigen) Verhältnisses der Atzbacher<br />

Sande zu dem umgebenden Schlier verwendet. Da nach Untersuchung<br />

der gesammelten Proben eine kleine Schrift darüber erscheinen soll,<br />

sei hier nur vorweggenommen, daß der Sandkomplex in dem untersuchten<br />

Raum zwischen Altenhof a. Hausruck und Grieskirchen<br />

nachweislich gegen N unter Schlier untertaucht und sich im Gebiet<br />

zwischen Meggenhofen—Grieskirchen auch mit Schlier verzahnt.<br />

Keinerlei Anzeichen einer tektonischen Störung an der Grenze sind<br />

vorhanden.<br />

Bei der Aufnahme wurde gleichzeitig auf Schottervorkommen auf<br />

den Höhen geachtet, von denen eine Anzahl größerer und kleinerer,<br />

sowie auch von dürftigen Restschottern eingezeichnet wurden. Abgesehen<br />

von dem Gefälle ihrer Auflagerungsflächen gegen Nordosten<br />

nehmen sie auch verschiedene Niveaus ein, die sich an den Talrändern<br />

nebeneinander befinden können. So liegen die Schotter auf<br />

der Höhe P. 451m (Obergott) westlich Gallspach auf einer rund<br />

440— 445 m hohen Fläche, denen ein dürftiger Schotterlappen beim<br />

Hofheß (44.4 m) recht gut entspricht, wogegen die Schotter bei<br />

P. 403 m westlich Gallspach und die Schotterkappe bei P. 409 m<br />

nordwestlich Holzinger beiderseits näher zur Talmitte angeordnet<br />

sind. Ähnliches zeigt sich nordöstlich Gaspoltshofen, wo die Schotter<br />

auf den Höhen P. 491 und 487 m südlich Watzing auf einer zirka<br />

480—485 m hohen Fläche zur Ablagerung kamen, an die sich näher<br />

der Talmitte beiderseits die Schotter von P. 451m südlich Moos<br />

(Sohle zirka 445—440 m) und der lange Schotterstreifen nördlich<br />

Fading mit den Koten 462 m und 454 m (Sohle zirka 458—440 m)<br />

anschließen.<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

von Dr. S. Prey<br />

über die Aufnahmen in der Flyschzone auf Blatt<br />

Kirchdorf/Krems'(4852).<br />

Von den vorjährigen Aufnahmen her stand noch die Kartierung<br />

des Ostendes des Pernecker Kogels, also seiner Hänge zum<br />

69


70<br />

K r? e m s t a 1, aus und wurde heuer durchgeführt. Es ergab sich dabei,<br />

daß in den Hängen WNW Ottdorf inmitten der oft heftig gestörten<br />

Oberkreide (Zementmergelserie) einige, z. T. nur ungenau<br />

lokalisierbare Streifen von Gaultflysch und auch bunten Flyschschiefern<br />

in WNW-Richtung durchziehen, von denen einer bis zum<br />

Zellergut in Ziehberg weiterverfolgt werden konnte. Sie bilden die<br />

Kerne steilstehender, zerscherter Falten. Den Hangfuß gegen NNW<br />

begleiten an gröberen Mürbsanclsleinen reichere Oberkreideschichten,<br />

die, bei Lauterbach sehr starke Faltung aufweisen und deren Streichen<br />

sich nahe Ottdorf bis SSE gedreht hat.<br />

Das Helvetikum der „Seisenburger Zone" wurde gegen Osten<br />

letztmalig etwa 250 m NW Hagergut (SSW Inzersdorf) in einem<br />

verwachsenen Graben festgestellt. Die Störung dürfte ohne Helvetikum<br />

am deutlichen Knick unter dem steileren Gehänge in der eben<br />

erwähnten, sehr stark gestörten Zone gegen Südosten weiter verlaufen.<br />

Beim Hof Ferstlberg liegt im Helvetikum eozäner Lithothamnienkalk.<br />

Als Fortsetzung der gleichartigen Gesteine im Edlgraben bei Ottdorf<br />

zieht südlich Ottdorf ein Streifen mit Gaultflysch, gröberen<br />

Sandsteinen und bunten Flyschschiefern gegen ESE—SE durch, überlagert<br />

von einem Komplex mit sandigen Mergeln und Sandsleinen,<br />

in dem (hinter dem Waldrand, bis zu hundert Meter oberhalb der<br />

Straße) Konglomerate mit massenhaft exotischen Gerollen (vorwiegend<br />

Porphyre) eingeschaltet sind. Die Serie hat mit Flysch nichts<br />

zu tun und ist Cenoman oder Gosau.<br />

Die nördlich Wanzbach gelegenen Gräben westlich des Kremstales<br />

sind meist in an gröberen Sandsteinen reicheren Oberkreidefiysch<br />

eingeschnitten. Darin wurde bis jetzt bloß ein schmaler Streifen<br />

bunter Schiefer nördlich vom Gehöft Rosenberg gesehen.<br />

Ergänzende Untersuchungen galten der besseren Klärung des<br />

Faltenbaues an den Nordhängen des Steinbachtales und der<br />

Festlegung der darin vermuteten Verwerfungen. Dabei wurde die<br />

Erkenntnis gewonnen, daß der Verwurf, der im Spiesengraben bei<br />

Steinbach ein Vorprellen der Trias auf Kosten der sich nun sehr<br />

verschmälernden Exotika führenden Serie um rund »/ 4 km verursacht,<br />

in seiner Fortsetzung im Mayrgraben im Flysch eine Nordverschiebung<br />

des Ostflügels um höchstens 150 m aufweist.<br />

Im Scheiblgraben westlich Steinbach am Ziehberg wurde an<br />

der Basis des Gaultflysches ein tektonisch stark reduzierter Zug von<br />

Flyschneokom mit kalkigen Fleckenmergeln, hellen, an Echinodermengrus<br />

reichen Sandsteinen und Breccienlagen entdeckt.<br />

In den unteren flachen Hängen des Lang Steins bei Schämst<br />

ein sind die sandigen Mergel mit den Sandsteinbänken der hier<br />

anscheinend keine Konglomerate mit exotischen Gerollen führenden<br />

Serie wiederzufinden. Im Graben schließen nördlich daran Gaultflysch<br />

und bunte Schiefer] mit einigen eingeschuppten Spänen von<br />

Helvetikum und daran wieder Oberkreideflysch des Rauschenberges.<br />

Im Grenzgebiet südlich des Flysches lagen Lesesteine eines heftig<br />

zertrümmerten weißen Quarzites.


Eine schwierige Aufgabe, stellte die Kartierung des Gebietes westlich<br />

und südwestlich von Mühldorf im Almtal. Verbreitete eiszeitliche<br />

Moränen decken viel zu. Sie sind, soweit sie den Westrand<br />

des Almtales begleiten, dem Almgletscher, die anderen aber lokalen<br />

Gletschern vom Steineck—Zwillingskogelkamm zuzuschreiben, so die<br />

Wälle im Graben nördlich vom Matzinggraben oder in den Mulden<br />

des Truckenbaches. Reste von diluvialen Gehängebreceien sind um<br />

den Kornstein und am Kamm südlich vom Matzinggraben erhalten.<br />

Die Schichten ihres Untergrundes neigen außerordentlich zu Rutschungen.<br />

Die Zementmergelschichten des Oberkreideflysches weichen von<br />

der Schrattenau gegen ONO zurück und unter ihnen tauchen bunte<br />

Schiefer hervor, die bei der Schrattenau schmal beginnen, sich aber<br />

gegen Osten wesentlich verbreitern, wobei mit ihnen Züge gröberer<br />

glimmeriger Sandsteine (entsprechend dem „Reiselsberger Sandstein"<br />

von Rayern) mit Regleitgesteinen kompliziert verfaltet sind. An ihrem<br />

Nordrand ist im Graben westlich Hochbuchberg eozäner Nummulitenkalk<br />

eingekeilt und in der Mitte westlich P. 832 m ist ein Streifchen<br />

Gaultflysch mit einem Span von Helvetikum eingefaltet. Helvetische<br />

Kreidemergel liegen in den Gräben südwestlich Herndlsberg,<br />

ferner in einem breiten Streifen in den Südhängen des Kammes von<br />

P. 832m, dessen Fortsetzung in den Mulden westlich vom Kornstein<br />

reichere Inoceramenfunde ergab. Ihr Ende liegt nördlich der<br />

Schrattenau.<br />

Die ersten Klippen von Neokommergel und roten hornsleinreichen<br />

Mergeln u. a. befinden sich im Kamm südlich vom Kornstein, begleitet<br />

von etwas Gaultflysch. Nördlich des Matzingbaches besteht<br />

ein auffallenderer Kamm aus Arkosekonglomeraten (mit Quarz,<br />

Glimmerschiefer, Granit u. a.), die denen von Laudachsee gleichen,<br />

gebettet in rote Mergel, deren Stellung noch unsicher ist. Es scheint<br />

übrigens eine engere "Verbindung mit den Mergeln der Südseite zu<br />

bestehen. Neben Klippen verschiedener Sandsteine und Rreccien<br />

wurden im Matzinggraben auch fossilführende Grestener Schichten<br />

nachgewiesen. Südlich vom Matzingbach und im Rerg P. 926 m im<br />

Truckenbachgebiet sind Neokommergel mächtiger entwickelt, beide<br />

getrennt durch kaum aufgeschlossenen Gaultflysch, bunte Schiefer<br />

und Sandsteine.<br />

Wichtig ist auch die Reobachiung von Helvetikum, begleitet von<br />

ein wenig bunten Schiefern und Gaultflysch in ziemlich südlicher<br />

Lage im unteren Truckenbach. Die Mergel, die den Rerg zwischen<br />

Hauergraben und Truckenbach aufbauen, dürften zum Neokom gehören.<br />

Der Rand der geschlossenen kalkalpinen Trias, dem noch<br />

klippenartig der Kalk westlich Traxenbichl vorgelagert ist, befindet<br />

sich also erst südlich des Hauergrabens, von dessen Quellgebiet er<br />

zur Schrattenau hinüberzieht. Der Gutensteiner Kalk wird von etwas<br />

Werfener Schiefer an der Rasis begleitet.<br />

Eine Exkursion hatte das „Flyschfenster von Grünau" zum Ziel,<br />

eine andere, zweieinhalbtägige, mit Dr. Becker, das Gebiet von<br />

Steinbach am Ziehberg und diente in erster Linie dem Studium der<br />

Flysch-Unterkreide.<br />

71


72<br />

Einige Revisionen im Gschliefgraben wurden außerhalb der Aufnahmezeit<br />

durchgeführt. Zur Vergleichung der beiden Arbeitsgebiete<br />

wurden mit Dr. Noth gemeinsam die Umgebung von Nußbach und<br />

einschlägige Stellen bei Kirchdorf, sowie das Helvetikum bei Inzersdorf<br />

und Seisenburg besucht.<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

des auswärtigen Mitarbeiters Dr. Richard Purkert<br />

über den kristallinen Anteil von Blatt Hartberg<br />

— Pinkafeld (5056).<br />

Im Berichtsjahr wurde bei Pöllau die Aufnahme vom Lieswald<br />

über das Grabengebiet bei den Gehöften Gschader und Mayhofer bis<br />

an den westlichen Kartenrand weitergeführt. Es konnte festgestellt<br />

werden, daß der 1947 erwähnte Augengneis am Lieswald sich zwar<br />

nach S stark verschmälert, jedoch in direktem Zusammenhang mit<br />

dem mächtigen Augengneiszug westlich vom Pöllauberg steht.<br />

Im kleinen Graben westlich der Kapelle bei Hansl im Dorf liegt<br />

auf 640 m über dem Augengneis anstehend grober Blockschotter.<br />

Im nächsten Graben gegen NO, direkt über „i" von Hansl im<br />

Dorf, ist im Augengneis eine jüngere tektonische Störung aufgeschlossen.<br />

Die Störungsfläche streicht OW, N 70°. Unmittelbar südlich<br />

an der Störung ist der Augengneis völlig verdrückt und verschmiert.<br />

Knapp südlich anschließend ist er kleingefaltet und oben<br />

ün Aufschluß aufgebogen und gegen S überkippt. Am Südende<br />

di,eses kleinen Aufschlusses ist die Ablösung einer Störung aus dem<br />

unten normal — hier flach gelagerten — Gesteinsverband an einer<br />

weiteren Aufbiegung gut zu beobachten. Das kann wohl nur als<br />

Beginn einer kleinen, lokalen Überschiebung gedeutet werden.<br />

Dieser mächtige Augengneiszug wird gegen W und NW von Stralleggergneis<br />

mit den üblichen Einlagerungen von Granit, Orthogneis<br />

und Augengneis abgelöst, der selbst dann wieder von dem schon<br />

1947 erwähnten Augengneiszug der Zisser Taverne überlagert wird.<br />

Anzuführen ist noch, daß auf dem Bücken, der vom Lieswald<br />

gegen SW zieht, ein mächtigerer Zug von Orthogneis nahe dem<br />

westlichen Kartenrand auftritt, der über diesen hinauszieht.<br />

Der größte Teil der Aufnahmszeit war der Begehung des Gebietes<br />

w r estlich von Grafendorf mit der Umgrenzung: Reibersdorf—Beistein<br />

—Puchegg (Masenberg)—Schloß Reitenau, gewidmet.<br />

Während im Gebiet von Pöllau—Masenberg größere Gesteinspakete<br />

von Tommerschiefer (Schwinner, Naturwiss. Ver. f. Steiermark,<br />

72., 1935) durch reichliche Materialzufuhr zu Stralleggergnieis<br />

(Schwinner, a. a. 0.) oder Augengneis umgewandelt wurden,<br />

ist hier die Stoffzufuhr auf einzelne, oft dicht aufeinanderfolgende<br />

Lagen des Tommerschiefers beschränkt geblieben. Offensichtlich ist<br />

das im Zusammenhang mit Bewegungsbahnen erfolgt. Wie rasch<br />

der Gesteinswechsel sein kann, dafür an dieser Stelle nur zwei Beispiele:<br />

Am Karrenweg, der vom Schloß Reitenau über P. 583 und<br />

728 zur Kapelle 885 m auf dem Kamm führt, liegt bei 800 m fol-


gende Wechsellagerung vor: 2 m Tommerschiefer, 30 m Augengneis,<br />

2 m Tommerschiefer, 5 m Augengneis, 5 m Tommerschiefer, 5 m<br />

Augengneis, Tommerschiefer. Noch deutlicher wird das Bild an einem<br />

Aufschluß in 750ni Höhe im Graben, der südlich der vorerwähnten<br />

Kapelle 885 m nördlich der Gehöfte Sonnleitner und Almer gegen<br />

das Puchegg zieht: Augengneis, Im Tommerschiefer, 07m Weisschiefer<br />

(Schwinner, a. a. O.), 03m Tommerschiefer, 02m Augengneis,<br />

ganz dünne Lage von Tommerschiefer, Augengneis. Diese<br />

Beispiele ließen sich beliebig vermehren.<br />

'•<br />

Am Weisschiefer konnten, wie von Schwinner (a. a. O.) bei<br />

Birkfeld, kontinuierliche Übergänge in Augengneis wiederholt Testgestellt<br />

werden. Dieses Gestein tritt zwar im besprochenen Gebiet<br />

sehr häufig, jedoch fast stets geringmächtig (in einem größeren Zug<br />

nur am Hang vom Gehöft Neubauer zum Kamm östlich des Beistein)<br />

und im Zusammenhang mit Augengneis auf und wird daher<br />

im Maßstab 1:75.000 zu letzterem gestellt.<br />

Der bunte Wechsel zwischen Tommerschiefer und Augengneis tritt<br />

natürlich auch im Kartenbild in Erscheinung und doch wird dieses<br />

im Maßstab 1:75.000 nur annähernd ein Bild der tatsächlichen<br />

Lagerungsverhältnisse geben können.<br />

Das Streichen ist im allgemeinen NW—SO. Das Fallen ist mit<br />

verschieden starker Neigung meist gegen SW gerichtet. Im schmalen<br />

Graben, der von der bereits mehrfach erwähnten Kapelle 885 m<br />

nach Süden verläuft, liegt bei 750 m ein Anzeichen für eine tektonische<br />

Störung innerhalb des Augengneises vor. Auf der östlichen<br />

Grabenseite streicht dieses Gestein OW, S 10°, direkt gegenüber auf<br />

der westlichen NNW—SSO, WSW 7 20°. In dem bekannt sehr schlecht<br />

aufgeschlossenen Gebiet ist eine Verfolgung dieser Störung in die<br />

Hänge hinein nicht möglich.<br />

Zu erwähnen sind einige Granitlinsen, so auf dem Rücken ober<br />

St. Pongratz, auf dem Kamm südlich Puchegg, westlich vom Gehöft<br />

Almer und auf dem Kamm, der vom Beistein zur Kapelle 885 m<br />

zieht u. a.<br />

Besonders hervorzuheben sind vier Kristallinvorkommen, die zwischen<br />

dem Gehöft Weberpatritz und Reibersdorf liegen. Nördlich<br />

des Gehöftes, sowie südlich vom Rücken, auf dem Schloß Kirchberg<br />

am Walde, ziehen schluchtartige Gräben mit steilen Wänden<br />

gegen NW in die Hänge des Beistein. Von 440 m und im zweiten<br />

Fall 480 m an ist unten im Graben Tommerschiefer aufgeschlossen,<br />

der beiderseits in den Steilhängen von Tertiär überlagert wird. Auch<br />

auf den Hängen findet sich in diesen Höhenlagen nur Tertiär. Diese<br />

beiden Vorkommen ziehen die Gräben hinauf, bis auf beiden Seiten<br />

das Tertiär aufhört und der Anschluß an das Kristallin der Hänge<br />

hergestellt ist. Zwei andere Vorkommen sind dagegen isoliert: Im<br />

zweiten schluchtartigen Graben nördlich vom Schloß Kirchberg<br />

kommt unter dem Tertiär Tommerschiefer und darüber Amphibolit<br />

vor und knapp westlich von Reibersdorf ist an der Straßenabzweigung<br />

beim letzten Haus, dann in einem Wasserablauf an der Straße,<br />

sowie ein Stück am südlichen Straßenrand entlang Tommerschiefer<br />

73


74<br />

aufgeschlossen. In beiden Fällen wird das Kristallin auch gegen oben<br />

bald vom Tertiär überdeckt.<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

des auswärtigen Mitarbeiters Dr. 0. Reithofer<br />

über praktisch-geologische Arbeiten.<br />

Im April wurden die Aufschlüsse in den Tonen der Vorarlberger<br />

Rheinebene besichtigt.<br />

Daran anschließend wurden verschiedene Stollentrassen für<br />

den Ausbau der Ulstufe IV (Rodund-Bürs) untersucht. Große Schwierigkeiten<br />

bereitet hier das Durchziehen einer 4- mächtigen Zone von<br />

Raibler Gipsen, der kaum ausgewichen werden kann. Im Mai wurde<br />

die Wasserüberleitung vom Verbellental zum Zeinis Joch begutachtet.<br />

Sehr nachteilig ist hier der Umstand, daß im südlchen Teil der<br />

Stollentrasse sehr stark tektonisch mitgenommene Schiefergneise und<br />

Glimmerschiefer zu durchörtern sind. Im nördlichen Teil steht fester<br />

Amphibolit mit Aplitgneisen an.<br />

Im Juli und September wurden die in den Vorjahren im Auftrag<br />

des Bundesministeriums für Landwirtschaft besichtigten Phosp<br />

hör it vor kommen zwischen Feldkirch und Dornbirn und in<br />

der Umgebung von Bezau im Bregenzerwald gemeinsam mit Herrn<br />

Direktor Hofrat Dr. G. G ö t z i n g e r auf ihre Abbauwürdigkeit untersucht.<br />

Im September nahm an dieser Begehung auch Herr Dr. J.<br />

Sehadler teil<br />

Im Sommer und Herbst wurden die Bohrungen im Gebiet oberhalb<br />

der Lüner Alpe, zwischen dem Rellstal und der Lüner Krinne,<br />

laufend besichtigt. Hier ist eine der prachtvollsten Reliefüberschiebungen<br />

erhalten, die schon von O. Ampfer er beschrieben worden<br />

ist. Als das Tal hier bereits stärker eingetieft war als das heutige,<br />

erfolgte von O her der Einschub der unteren Silvrettadecke. Durch<br />

diese Bohrungen konnte das Durchstreichen der Gipse der Raibler<br />

Schichten, das für jeden Bau sehr unangenehm ist, einwandfrei<br />

nachgewiesen werden. Im Anschluß daran wurde eine Detailkartieliung<br />

der nächsten Umgebung der Lüner Alpe durchgeführt.<br />

Weitere Detailkartierimgen wurden in der Phyllitgneiszone nördlich<br />

der Unteren Salonien Alpe, südlich ober der Platzis Alpe und<br />

am Golmer Hang oberhalb von Latschau ausgeführt. In dieser Zeit<br />

iwurde auch die im Jahre 1943 begonnene Aufnahme des Druckstollens<br />

von der Vallüla Alpe zum Vermunt-Stausee i. M. 1:200<br />

fortgesetzt. Trotz der scheinbaren Einförmigkeit des Biotitaugengneises<br />

konnten zahlreiche interessante Details festgestellt und ein<br />

guter Einblick in den Bau dieser großen Granitgneismasse gewonnen<br />

werden. Diese Arbeiten gelangen im Frühjahr 1949 zum Abschluß.<br />

Im Herbst waren die neu angelegten Schurfschlitze im Bereich<br />

der geplanten Sperrmauer am Westrande des Kopser Beckens,<br />

die in der Umgebung des Alpkogelhauses und die auf der Seebarre<br />

•des Liiner Sees zu besichtigen. Im Kopser Becken tritt unter den<br />

jungen Aufschüttungen vorwiegend Amphibolit mit Zwischenlagen


von Aplitgneis zutage, während die Seebarre von Hauptdplomit aufgebaut<br />

wird, auf dem sich vereinzelt geringe Reste von stark verfestigter<br />

Eisenspitzbreccie finden. An einzelnen Stellen sind hier<br />

prachtvolle Gletscherschliffe erhalten. Am Ausgange des Kleinverimunttales<br />

war bei der Pritzen Alpe die Trasse für den Taldüker<br />

aufzunehmen.<br />

Im Klostertal wurden einige Untersuchungen für den Ausbau<br />

des Alfenzkraftwerkes Braz und den geplanten Bau eines<br />

Alfenzkraftwerkes Lorüns durchgeführt. Sehr bemerkenswerte<br />

Ergebnisse hat der im Niveau der Talsohle südlich der Eisenbahnstation<br />

Hintergasse liegende, rund 200 m lange Sondierstollen<br />

erbracht. Nach Durchörterung einer gegen 40 m langen Blockwerkstrecke<br />

wurden zirka 15 m Kössener Schichten durchfahren. Dahinter<br />

verbleibt der Stollen bis zur Brust in stark gestörten, hellgrauen bis<br />

dunkelroten Liaskalken, deren Auftreten hier bisher nicht bekannt<br />

war. Das Einfallen erfolgt etwa mittelsteil gegen S.<br />

Ein ganz eigenartiges Relief ist beim Fensterstollen südöstlich<br />

ober Außer-Wald festzustellen. An einer kleinen Steilstufe wurde<br />

der Fensterstollen im anstehenden Verrukano-Buntsandstein angeschlagen.<br />

Während die Geländeoberfläche darüber bis oberhalb von<br />

Stollenmeter 100 ziemlich gleichmäßig ansteigt, reicht der Fels nur<br />

gegen 8 m über das Stollenportal empor. Seine Oberfläche fällt dann<br />

langsam gegen den Berg hin (gegen S) ab. Beim Stollenmeter 55<br />

erreicht die Felsoberfläche wieder den First, um dahinter rasch bis<br />

zur Sohle abzufallen. Sie steigt dann wieder flach gegen S an und<br />

verläuft von 64 m an nahe oberhalb des Firstes, um zwischen 75 und<br />

80 m nochmals bis zur Sohle abzufallen. Die beiden Vertiefungen<br />

waren mit Moränenschutt erfüllt. Starke Wassereinbrüche an beiden<br />

Stellen haben hier den Vortrieb außerordentlich erschwert.<br />

Die beim Bau des Winterspeicherwerkes Reiß eck in der Umgebung<br />

von Kolbnitz in der Schieferhülle der Tauern entstandenen<br />

neuen Aufschlüsse wurden mehrmals besichtigt.<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

von Dr. A. Ruttner<br />

über geologische Aufnahmen im Gebiet der Ötscher-<br />

Decke auf Blatt Gaming — Mariazeil.<br />

Im vergangenen Sommer konnte neben verschiedenen lagerstättenkundlichen<br />

Arbeiten (Kohlen der Lunzer Schichten im Ybbstal, bei<br />

Cxaming und bei Kirchberg a. d. Pielach, Bohrungen auf Braunkohle<br />

bei Göriach, Bauxit in der Unter Laussa) wieder etwas mehr Zeit<br />

für die reine Kartierungstätigkeit auf Blatt Gaming — Mariazell<br />

verwendet werden, über deren Ergebnisse hier kurz berichtet wird.<br />

Die Ergebnisse einer genaueren Untersuchung des Kohlenvorkommens<br />

Großau—Maria Neustift (Klippenzone Blatt Weyer) sollen<br />

einem eigenen Bericht vorbehalten bleiben.<br />

Abgesehen von einer kleineren Kartierung am N-Hang des Königsberges<br />

(Bergbau Moosau b. St. Georgen am Reith) wurde vor allem<br />

75


76<br />

das Gebiet der Ötscher-Decke zwischen Herrnalm<br />

und Neu haus neu aufgenommen. Es befindet sich südlich des<br />

kürzlich (Jahrb. d. Geolog. Bundesanst. <strong>1948</strong>) beschriebenen Querfaltengebietes<br />

Scheiblingstein—Kl. Ötscher und ist durch einen verhältnismäßig<br />

komplizierten tektonischen Bau ausgezeichnet.<br />

Das auffallendste Bauelement dieses Bereiches der Ötscher-Decke<br />

ist eine genau West—Ost streichende Mulde von Liasgesteinen<br />

in sehr bunter Entwicklung, die sich bis jetzt aus dem Gebiet<br />

des Lunzer Obersees — wo sie von der N—S-streichenden „Seetalstörung"<br />

abgeschnitten wird — gegen Osten über die Herrnalm,<br />

Grubwiesalm (Rotstein 1 ) und von da über das Tal der Ois, den<br />

Zwieselberg und das Tal des Neuhauserbaches bis in das Gebiet der<br />

Buchalm N Neuhaus, also etwa 8 km weit, verfolgen ließ. Diese<br />

Liasmulde wird im N i. a. normal von Dachsteinkalk unterlagert,<br />

im S dagegen in ihrer ganzen, bis jetzt nachgewiesenen Länge von<br />

einer ebenfalls streng West—Ost-streichenden, saiger stehenden Störung<br />

begrenzt; letztere trennt zwei sowohl in stratigraphischer wie<br />

tektonischer Hinsicht sehr verschiedene Bereiche der Ötscher Decke<br />

voneinander.<br />

a) Das Gebiet der Liasmulde N der E—W-Störung,<br />

Die Nordgrenze der Liasgesteine gegen den Dachsteinkalk ist<br />

überall dort, wo sie nicht von einer der kleineren Querstörungen gebildet<br />

wird, sehr unscharf. Der Übergang vollzieht sich meist in der<br />

Form, daß im Dachsteinkalk plötzlich feine Risse auftreten, die sich<br />

nach oben und oft auch im Streichen einer Kalkbank immer mehr<br />

erweitern, bis schließlich eine Breccie von Dachstenkalk-Bruchstücken<br />

mit rotem Bindemittel vorliegt. In dieser Breccie treten dann sehr<br />

bald — oft in unmittelbarer Nähe des Dachsteinkalkes — einzelne<br />

rote oder graue Hornsteine sowie Bruchstücke von Hierlatzkalk,<br />

von dichtem, rotem Kalk und von demselben dichten gelblichen Kalk<br />

auf, wie er in dem Gebiet südlich der großen E—W-Störung über<br />

Kössener Schichten ansteht (s. u.). Diese Breccien, die aufgearbeitetes<br />

Material von Dachsteinkalk und Lias enthalten, sind — mit und<br />

ohne Hornsteine — im ganzen Gebiet der Liasmulde sehr verbreitet.<br />

Stellenweise entwickeln sich daraus jene bunten, polygenen und<br />

hornsteinführenden Breccien, die aus einem Mosaik kleiner, weißgrau,<br />

grünlich oder hell- bis dunkelrot gefärbten Kalkstücken zusammengesetzt<br />

sind und besonders typisch am Touristensteig SW<br />

oberhalb der Herrnalm (Glazing) zwischen anderen Liasgesteinen<br />

anstehen (dort von B i 11 n e r als Oberjura kartiert).<br />

Der Übergang des anstehenden Dachsteinkalkes in die Liasbreccie<br />

ist N der Herrnalm oberhalb des Wasserfalles, in der Feuersteinmauer<br />

(N Feuerstein), N der Weißmauer (am E-Hang des Feuersteins<br />

gegen den rechten Seitengraben des Daglesbaches), beiderseits<br />

des Aipeis und im Oistal westlich des Zwieselberges gut zu sehen.<br />

N der Weißmauer reicht die brecciöse Auflockerung des Dachstein-<br />

1 1 Als Grundlage für die Aufnahmen diente eine Vergrößerung der<br />

neuen Karte 1:25.000. Die Ortsnamen in der Klammer beziehen sich auf<br />

die Bezeichnungen der alten Karte 1:75.000, bzw. 1:50.000.


kalkes 100 m in den Dachsteinkalk hinein. Einzelne Bruchstücke<br />

des Dachsteinkalkes sind hier und an der Westseite des Zwieselberges<br />

mit Weichmanganerz überkrustet.<br />

Im Bachbett der Ois zwischen Zwieselberg und Alpel sind im<br />

Dachsteinkalk unter dem Lias bis 15m breite Spalten aufgeschlossen,<br />

die mit einem roten, hornsteinführenden Kalk ausgefüllt sind. Diese<br />

rote Füllmasse enthält einzelne Bruchstücke von 'Dachsteinkalk; die<br />

Spalten verlieren sich im S in einer Dachsteinkalkbreccie mit rotem<br />

Bindemittel.<br />

Eine bemerkenswerte Eigentümlichkeit der Liasbreccien dieses Gebietes<br />

ist der Umstand, daß in ihnen Schollen von Dachsteinkalk<br />

mit deutlich erkennbarer, oft verbogener oder fast saiger<br />

stehender Bankung schwimmen. An den Steilhängen der Herrnalmhochfläche<br />

gegen W, S und E ist deutlich zu erkennen, daß diese<br />

Kalkschollen, die Ausmaße bis zu mehreren hunderttausend Kubikmetern<br />

erreichen können, allseitig von Breccien, z. T. auch von<br />

Hierlatzkalk umgeben sind. An der Begrenzung der Schollen ist ein<br />

ähnlicher allmählicher Übergang in die umgebende Breccie wie an<br />

der transgressiven Auflagerungsfläche des Lias zu beobachten.<br />

Besonders verdient eine langgestreckte, in Liasbreccien und Hierlatzkalk<br />

eingebettete Scholle von gelblichem Kalk mit Korallen,<br />

Krinoidennestern und seltenen gelblichen Hornsteinen am SE-Hang<br />

des Hochalpels (Kuhalpe) hervorgehoben zu werden, an deren Basis<br />

grauer Hornsteinkalk und Kössener Schichten aufgeschlossen sind.<br />

Der hangende gelbliche Kalk dieser Scholle gleicht vollkommen<br />

dem gelben. Liaskalk, der südlich der großen E—W-Störung über<br />

Kössener Schichten ansteht. SW der Grubwiesalm scheint auch eine<br />

Scholle von Dachsteindolomit in den Liasbreccien eingeschlossen<br />

zu sein.<br />

Neben diesen Breccien tritt im Bereich der großen Liasmulde eine<br />

sehr bunte Gesteinsgesellschaft auf. Es sind dies: dichte, rote oder<br />

gelb und rot geflammte Kalke des Adneter Typus (oft mit einzelnen<br />

Krinoidennestern), typische Hierlatzkalke (rot, rosa oder auch weiß)<br />

— nicht nur als Bruchstücke in den Breccien, sondern auch in<br />

größeren Arealen —, dichte weiße oder hellgraue, manchmal etwas<br />

gelbliche oder rötliche Kalke mit roten Einschaltungen und (seltenen)<br />

Krinoidennestern, die vielfach nur durch die erbsen- bis faustgroß<br />

herauswitternden grauen Hornsteine vom Dachsteinkalk unterschieden<br />

wenden können, und schließlich graue, feinkörnige, kieselige<br />

Breccien mit hellen Kalkbruchstücken und Krinoidennestern.<br />

Zu einem etwas abweichenden Typus gehören hellgraue, meist<br />

dünnplattige Hornsteinkalke mit (?) Spongiennadeln, die als isoliertes<br />

Vorkommen N der Herrnalm am Hochreiserkogl (auf der prov.<br />

Karte 1:50.000 fälschlicherweise Bärenleitenkqgl) diskordant dem<br />

Dachsteinkalk auflagern und sporadisch Krinoidennester enthalten.<br />

An der Grenze treten vielfach helle Breccien mit Bruchstücken von<br />

Dachsteinkalk in hellem, grünlich-gelbem Zwischenmittel auf. Diese<br />

dünnplattigen Hornsteinkalke, die in ähnlicher Lagerung auch weiter<br />

77


78<br />

westlich im Gebiet des Hetzkogls (Steinzenkogl) zu finden sind,<br />

haben eine große Ähnlichkeit mit den Oberalmer Schichten, dürften<br />

jedoch hier dem Lias angehören. Dazu kommen schließlich noch Gesteine<br />

des Fleckenmergeltypus, die unregelmäßig begrenzte<br />

größere und kleinere Areale innerhalb der eben beschriebenen Gesteinsgesellschaft<br />

— nach allen Seiten mit dieser durch Übergänge<br />

verbunden — bilden; graue, bräunlich verwitternde, oft dünnplattige<br />

Mergel und Schiefertone, die vielfach in graue oder auch rötlichviolette,<br />

mehr oder weniger mergelige Kieselkalke, stellenweise auch<br />

in graue Krinoidenkalke oder graue, kieselige Breccien übergehen.<br />

Diese Gesteine bilden meist einen Quellhorizont und sind auch die<br />

Ursache für das einzige größere fließende Gewässer der Dürrensteinhochfläche,<br />

den Herrnalmbach. Sie sind an mehreren Stellen<br />

der Herrnalmhochfläche, SSE des Aipeis, N des Zwieselberggipfels<br />

und vor allem im Hasenwald (S der Buchalm) zu finden. Besonders<br />

muß ein schmaler Streifen von E—W-streichenden und steilstehenden<br />

grauen (frisch blaugrauen), plattigen, z. T. etwas sandigen<br />

Mergeln und harten Mergelkalken erwähnt werden, der S des Hochalpels<br />

(Kuhalpe) unmittelbar nördlich der großen E—W-Störung<br />

(von dieser nur durch etwas hornsteinführenden Hierlatzkalk getrennt)<br />

in den Moderbachgraben hineinzieht. Die Mergel und Mergelkalke<br />

enthalten hier auf den Schichtflächen Fließwülste, Hieroglyphen<br />

und kohlige Spreu, was ihnen ein flyschähnliches<br />

Aussehen verleiht.<br />

Ein bestimmter stratigraphischer Horizont konnte für diese mergeligen<br />

Gesteine nicht festgestellt werden. Sie scheinen unregelmäßige<br />

Einlagerungen in dem kalkigen Lias zu bilden, i. a. aber mehr an<br />

der Basis der ganzen Serie aufzutreten. Meist werden sie von Breccien<br />

unterlagert. Auch hinsichtlich der anderen Liasgesteine konnte keine<br />

Gesetzmäßigkeit ihres Auftretens beobachtet werden.<br />

Die Lagerung der Schichten ist im ganzen Bereich der Lias-Mulde<br />

eine sehr unruhige. Die Liasgesteine streichen, sofern eine Schichtung<br />

überhaupt vorhanden oder meßbar ist, i. a. E—W (vor allem in der<br />

Nähe der Störung im S); im einzelnen ist aber das Streichen innerhalb<br />

der Mulden großen Schwankungen unterworfen und in den<br />

Übergangsschichten des (Distales ist ebenso wie in dem liegenden<br />

Dachsteinkalk ausschließliches Ostfallen der Schichten zu beobachten.<br />

Eine in den Fleckenmergeln S der Herrnalm eingemessene<br />

Faltenachse fällt mit 15° gegen ENE.<br />

Im Dachsteinkalk, der die Liasgesteine im N unterlagert, konnte<br />

ein ständiger Wechsel von E—W-Streichen und S-Fallen mit N—S-<br />

Streichen und E-, bzw. W-Fallen der Schichten festgestellt werden.<br />

Besonders auffallend ist dieser Wechsel im Streichen an der Mariazeller<br />

Straße entlang des Neuhauser Baches (S Holzhüttenboden),<br />

wo das Ostfallen des Dachsteinkalkes erst knapp an der Grenze<br />

gegen den Lias in ein sehr flaches S-Fallen der Schichten übergeht.<br />

An anderen Stellen folgt auch die Grenze Dachsteinkalk-Lias dem<br />

N—S-Streichen des liegenden Dachsteinkalkes, wobei der Dachsteinkalk<br />

gegen E, bzw. W unter den Lias einfällt.


Im Dachsteindolomit nördlich davon herrscht N—S-Streichen bei<br />

W-Fallen (Daglesgraben) und E-Fallen (Oistal bei Holzhüttenboden)<br />

vor. Am Langeck-Sattel ist der südliche Teil des mit N—S-Achse in<br />

Dachsteindolomit eingefalteten Dachsteinkalkes (Gugerzipf) an einer<br />

E—W-Achse aufgebogen; Dachsteinkalk und Dachsteindolomit streichen<br />

hier E—W und fallen gegen N (Jahrb. <strong>1948</strong>). Südlich des Langecksattels<br />

ist die Grenze des Dachsteindolomits gegen den Dachsteinkalk<br />

im Liegenden der Lias-Mulde eine saiger stehende, ENE—WSWstreichende<br />

Störung.<br />

Der weiter im Norden allein herrschende Querfaltenbau wird somit<br />

im Bereich der Lias-Mulde von einem (anscheinend jüngeren) Bauplan<br />

mit E—W-Achse abgelöst, kommt aber auch innerhalb der<br />

E—W-streichenden Lias-Mulde immer wieder zum Vorschein.<br />

Die eigenartigen tektonischen Verhältnisse S Holzhüttenboden (am<br />

Westhang des Oistales ist hier die Liaskalk-Scholle des Lüftlecks<br />

nach N in Dachsteindolomit hinein vorgeschoben) dürften durch<br />

das Zusammenwirken von N—S-streichenden Querstörungen mit einer<br />

größeren NE—SW-streichenden Störung bedingt sein. Westlich der<br />

Weißmauer (NW. der Grubwiesalm) ist die Grenze Lias-Daehsteinkalk<br />

eine steil gegen E fallende Querstörung, die sich gegen S quer<br />

durch die Lias-Mulde fortzusetzen scheint und in dem Kar S der<br />

Rotmauer (Wand NW Rotstein) zusammen mit der dort durchziehenden<br />

großen E—W-Störung und einer dritten, NE—SW-streichenden<br />

Verwerfung (Fortsetzung der oben erwähnten ebenso streichenden<br />

Störung S Holzhüttenboden ?) ein im einzelnen sehr verworrenes<br />

tektonisches Bild schafft.<br />

b) Die große E—W-streichende Störunig S der Lias-<br />

Mulde wurde aus dem Kar ENE des Dürrensteins (S Glazing), wo<br />

sie mit der Seetalstörung zusammentrifft, als geradlinig verlaufende<br />

Linie gegen E hin bis in den Hasenwald (S Buchalm) verfolgt. Sie<br />

steht i. a. saiger und wird im Moderbachgraben (N Ginzelsteiner<br />

Klause) um 500 m gegen NNW und am Zwieselberg um 350 m gegen<br />

S verworfen. Beiderseits der Ois steckt zwischen der Hauptstörung<br />

und einer südlichen Parallelstörung ein 17 km langer und 300 m<br />

breiter Keil von stark gestörtem und z. T. mylonitisiertem Dachsteinkalk,<br />

dessen Schichten NE—-SW bis N^-S streichen und gegen SE,<br />

bzw. E einfallen.<br />

c) Das Gebiet S der E—W-Störung.<br />

Ein für die Schichtfolge dieses Bereiches der Ötscher-Deckje.<br />

typisches Profil ist NW Neuhaus an der Mariazeller Straße im Tal<br />

des Neuhauser Baches aufgeschlossen. Südlich der E—W-Störung, die<br />

das Tal S des Rohrwies-Teiches quert, stehen, N—S bis NE— SW<br />

streichend und gegen E bis SE fallend, von unten nach oben folgende<br />

Gesteine an:<br />

1. Dolomit; darüber 2. schön geschichteter, grauer, z. T. leicht<br />

violetter Plattenkalk mit rötlichen oder grünlichen Mergelzwischenlagen,<br />

zirka 50—60m mächtig; nach oben übergehend in<br />

3. Kössener Schichten (schmaler Streifen von grauen, z. T.<br />

bituminösen Mergelkalken mit Fossilien); sie werden überlagert von<br />

79


80<br />

4. einem hellen, gelblichen, manchmal auch rötlichen massigen Liaskalk<br />

mit Krinoidennestern, Korallen und großen Muscheldurchschnitten,<br />

der, etwa 60 m mächtig, zu beiden Seiten des Tales eine<br />

deutliche Wandstufe bildet. Im Hangenden dieses Kalkes treten rote,<br />

meist flasrige Kalke auf, die in 5. graue, grünliche oder rote<br />

hör nsteinführ ende Mergel und Kieselschiefer übergehen,<br />

welche Blöcke von Krinoidenkalk und hornsteinführender<br />

Kalkbreccie eingeschlossen enthalten. Darüber liegt bei Neuhaus,<br />

offensichtlich an einer Überschiebung (Rotwald—Neuhauser Überschiebung<br />

S p e n g 1 e r's) wieder 6. Dolomit.<br />

Die Gesteinsfolge Kössener Schichten — heller Liaskalk — Mergel<br />

und Kieselschiefer läßt sich gegen SSW über den Schwarzwieselberg<br />

bis NW der Jägertalhöhe verfolgen; sie wird dort um etwa 600m<br />

gegen N verworfen und steht, in ihrer Mächtigkeit stark reduziert,<br />

an der Rotwalder Straße N der Oisklause an.<br />

Weiter im Westen treffen wir am S-Hang des Hochalpels (Kuhalpe)<br />

gegen den Moderbach (P. 1332 und 1442 der neuen Karte) dieselbe<br />

Schichtfolge wie bei Neuhaus, ebenfalls gegen ESE fallend,<br />

aber verkehrt liegend an. Die große E—W-Störung bildet hier die<br />

Grenze zwischen den Gesteinen der Lias-Mulde im N (Bre^cien,<br />

Hierlatzkalk, sandige Mergelkalke) und einem hellen, gelblichen, oft<br />

rot getupften Liaskalk (mit Krinoidennestern und Einschlüssen von<br />

rotem Kalk) im S. Dieser helle Kalk bildet die auffallende W'andstufe<br />

der „Langwand" (oberhalb des Großen Urwaldes) und wird von<br />

einem schmalen Streifen von Kössener Schichten und schließlich<br />

von dolomitischem Plattenkalk überlagert.<br />

Zum dritten Male finden wir diese Schichtfolge — hier wieder<br />

normal gelagert — am Gindelstein SE des Dürrensteins. Über dem<br />

hellen Liaskalk, dessen pralle Wand schon von der Ferne auffällt,<br />

liegt hier an einer Transgressionsflache (Limonit- und Weichmanganerzkrusten!)<br />

ein roter, dichter Kalk.<br />

Zwischen diesen drei Vorkommen von Kössener Schichten und<br />

Lias steht Dolomit und dolomitischer Dachste;in-(Platten-)kalk an; die<br />

Schichten aller dieser Gesteine streichen NNE—SSW (N—S bis NE—<br />

SW) und fallen mehr oder weniger steil gegen ESE.<br />

Während also nördlich der E—W-Störung eine deutliche Transgression<br />

des Lias über den z. T. wieder aufgearbejiteten Dachsteinkalk<br />

vorliegt, kann südlich dieser Störung eine ununterbrochene<br />

Schichtfolge von geringmächtigem Plattenkalk über Kössener Schichten<br />

in den Lias hinein festgestellt werden. Besonders bemerkenswert ist<br />

dabei, daß Kössener Schichten und Liaskalk in den Liasbreocien<br />

(nördlich der Störung als aufgearbeitetes Material zu finden sind.<br />

Wahrscheinlich liegt die Transgressionsfläche nicht an der Basis,<br />

sondern im Hangenden des gelben Liaskalkes, was mit den Erfahrungen<br />

in anderen Gebieten der Kalkalpen gut übereinstimmt.<br />

Da südlich der Störung, abgesehen von dem plötzlichen Faziessprung,<br />

auch ein anderer Bauplan (mit NNE—SSW-Achse) einsetzt,<br />

scheint diese trotz ihrer steilen Stellung doch mehr als eine


loße Verwerfung zu sein. Weitere Untersuchungen südlich und östlich<br />

des bisher aufgenommenen Gebietes werden mehr Klarheit<br />

in diese Verhältnisse bringen.<br />

Auch in morphologischer und glazialgeologischer Hinsicht erbrachte<br />

die Neuaufnahme des Gebietes eine Reihe wichtiger Ergebnisse;<br />

über sie soll später in einem größeren Rahmen berichtet<br />

werden.<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

des auswärtigen Mitarbeiters Dr. Josef Schadler<br />

über Flyschkartierungen Blatt Gmunden.<br />

Die wenigen Aufnahmstage im Herbst <strong>1948</strong> verwendete Dr. J.<br />

Schadler zu Begehungen am Nordrand der Flyschzone zwischen<br />

Attersee und Traunsee, und zwar in der näheren Umgebung von<br />

Schörfling.<br />

M. Richter und G. Müll er-Deile (1940) verzeichnen dort<br />

einen ausgedehnteren Zug von Helvetikum.<br />

Ähnlich wie die Talweitung der Großalm im oberen Aurachtal ist<br />

das Sickinger Talbecken südöstlich von Schörfling am Attersee<br />

durch das Ausstreichen von Oberkreide-Rotmergeln (Leistmergel)<br />

und den mit ihnen tektanisch verknüpften, leicht zerstörbaren bunten<br />

Mergeln und Schiefertonen des Gault bedingt.<br />

Vom engen Gahberggraben, der seit der letzten Großrutschung<br />

(1897) sorgsam verbaut ist, streicht über den Sattel zwischen Gahberg<br />

und Häfelberg ein schmaler Streifen von Leistmergeln in die Sickinger<br />

Talweitung. Ausgedehnte Rutschungen ziehen die Hänge des Gahbergs<br />

zum Sickinger Becken hinab und zeigen den Verlauf<br />

der mergelig-tonigen Oberkreide- und Gaultschichten an. In dem<br />

kleinen Gerinne, das am Nordrand des Rutschgeländes längs des<br />

Anstiegs zum Marktwald dem Sickingerbach zufließt, sind dunkelgraugrüne<br />

Sandsteine und schwarze Schiefertone und Mergel, begleitet<br />

von Glaukonit-Quarzit und phyllitreichen Breocien in saigerer<br />

Stellung angeschnitten. Neben diesem typischen Gault finden sich im<br />

Rutschgebiet die roten Leistmergel und treten vorwiegend am Südrand<br />

gegen die Gahbergflanke zu helle Kieselkalke, weiße Quarzite<br />

und helle Fleckenmergelkalke auf, die wohl ins Neokom zu stellen<br />

sind.<br />

In der Mitte des Sickinger Beckens ist der Felsuntergrund durchaus<br />

von jungen Talfüllungen überdeckt und verhüllt, nur am Südrand,<br />

am Anstieg zum Taubenkogel und Schloßberg, schürfen die kleinen<br />

Bäche die Leistmergel und die begleitenden Gault-Schichten an. Im<br />

südöstlichsten Winkel der Sickinger Talweitung liegt offenbar der<br />

von M. Richter und G. Müller-Deile mehrfach genannte<br />

Fundpunkt Ruschen—Buchberg.<br />

Die Rotmergel-Schichten streichen vorwiegend W—O und stehen<br />

meist senkrecht. Sie sind stark gequetscht und verdrückt. Südlich<br />

gegen den Hongar zu schließt sich ein Zug von typischem Gault an.<br />

Auch als nördlicher Abschluß treten am Südfuß des Trattbergs gräu-<br />

Verhandlungen. 1949 6<br />

81


82<br />

grüne Kieselkalke und Glaukonitquarzite, begleitet von<br />

Feinbreecien, zutage.<br />

Kristallin-<br />

Die roten Leistmergel schneiden am Ostrand der Sickinger Mulde<br />

offenbar an einer SW—NO-Störung ab, während die Gault-Schichten<br />

in beträchtlicher Mächtigkeit sich gegen Nordost über den Loizen-<br />

Sattel fortsetzen. In den Lurzen-Gräben sind sie als bunte Mergel<br />

und Tone, als bleigraue bis schwarze Schiefertone, schwarze Quarzite<br />

und Glaukonit-Glasquarzite zu verfolgen.<br />

In den nördlich anschließeinden Schurfgruben (Kote 780) brechen<br />

die gleichfalls NO-streichenden Schichten in einem Steilabfall zu<br />

einer Großrutschung ab. Es sind Hellmergel mit reichlich Klein-<br />

Pukoiden und gelegentlichen Hehninthoideen, dann helle Kalke und<br />

streifige Kieselkalke neben feinkörnigen Sandsteinen und graugrünen<br />

Schiefer tonen, die wohl der Oberkreide zugehören und, gegen SO<br />

mit 30—40° einfallend, das tektonische Liegende des Gault-Zuges und<br />

der Leistmergel-Einschaltung der Sickinger Talweitung bilden.<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

des auswärtigen Mitarbeiters Dr. Oskar Schmidegg<br />

über die 1947 und <strong>1948</strong> durchgeführten geologischen<br />

Aufnahmen im Gebiete von Gerlos (Blatt Hippach —<br />

Wildgerlosspitze der österr. Spezialkarte, 5148).<br />

Die Aufnahmen im Gebiete von Gerlos wurden im Sommer und<br />

Herbst 1947 im Auftrage der Tiroler Wasserkraftwerke A. G. (drei<br />

Monate) und <strong>1948</strong> als „Auswärtiger Mitarbeiter" der <strong>Geologische</strong>n<br />

<strong>Bundesanstalt</strong> durchgeführt.<br />

An Vorarbeiten stand für den Nordteil des Gebietes eine unvollendete<br />

und daher noch lückenhafte Manuskriptkarte von Th.<br />

Ohnesorge zur Verfügung. Für den Südteil lag eine Arbeit von<br />

W. Hammer (Jahrb. d. Geolog. Bundesanst. 1936) vor. Ferner für<br />

den ganzen Bereich eine Arbeit von Dietiker (Der Nordrand der<br />

Hohen Tauern zwischen Mayrhofen und Krimml, Zürich 1938),<br />

dessen geologische Kartenbeilage jedoch in dem zu kleinen Maßstäbe<br />

1:75.000 gehalten ist und außerdem zu wenig Aufschlüsse<br />

berücksichtigt, so daß sich kein ganz zutreffendes Bild der Tektonik<br />

ergibt. Als topographische Kartengrundlage konnte die ausgezeichnete<br />

Alpenvereinskarte der Zillertaler Alpen, Ostblatt, 1: 25.000 verwendet<br />

werden.<br />

Es mußte daher die geologische Aufnahme ganz neu durchgeführt<br />

werden, was bei der komplizierten Tektonik oft recht genau notwendig<br />

war, durch die in den nördlichen Gebieten meist schlechten<br />

Aufschlüsse jedoch erschwert wurde. Eine petrographische Durcharbeitung<br />

mit dem Mikroskop, wie sie besonders für das Verhältnis<br />

von Deformation zur Kristallisation noch erforderlich wäre, war<br />

vorerst aus Mangel an Dünnschliffen nicht möglich, doch sind Handstücke<br />

für diesen Zweck gesammelt worden. Gewisse Gesteinsgruppen<br />

{Quarzite, Grauwacken, Brecicen) werden derzeit durch Herrn


F. Karl im mineralogisch-petrographischen Institut der Universität<br />

Innsbruck eingehender petrographiscli bearbeitet. Da dessen Vorstand,<br />

Herr Professor Sander, auch Dr. Schmidegg in dankenswerter<br />

Weise das Institut zur. Ausarbeitung seiner Ergebnisse zur Verfügung<br />

stellte, ist der Vergleich mit seinen Erfahrungen und seinem Material<br />

vom Tauernwestende unmittelbar ermöglicht. Dann ergab sich auch<br />

gegenseitige Anregung und Fühlungnahme mit den Arbeiten Herrn<br />

Kar l's, so daß die Arbeiten sich gegenseitig ergänzen.<br />

Der vorliegende Bericht stellt nur einen kurzen Aufnahmsbericht<br />

dar. Es w*ird nicht auf weitere als gelegentliche Vergleiche mit<br />

Nachbargebieten eingegangen, auch nicht auf die z. T. voneinander!<br />

abweichenden Deckensysteme. Dies ist einer ausführlicheren Arbeit<br />

mit Karten- und Profilbeilagen vorbehalten.<br />

Umgrenzung des bisherigen Aufnahmsbereiches: Nach S reichen<br />

Schmideggs Aufnahmen bis zum Zentralgneis (hier fehlen noch<br />

das obere Wimmertal und Schönachtal), nach W und N bis zur<br />

Grenze des Alpenvereiusblattes, z. T. darüber, nach E bis zum<br />

W T ildgerlbslal, doch sind verschiedentlich noch Lücken vorhanden.<br />

Östlich des Wildgerlostales hat Dr. H e i ß e 1 ebenfalls für die Tiroler<br />

Wasserkraftwerke A. G. Aufnahmen durchgeführt, die teils bis auf den<br />

Kamm, teils bis in das Krimmiertal reichen. Zum Anschluß an<br />

Schmideggs Gesteinsgliederung sind sie aber noch stellenweise<br />

zur Angleichung zu überprüfen.<br />

Im Aufnahmsbereich, wie im weiteren im ganzen Gerlosgebiet<br />

lassen sich von S nach N zwei Zonen unterscheiden, die sowohl<br />

nach dem Gesteinsmaterial, als auch nach Durchbewegung und<br />

Metamorphose deutlich verschieden sind, was sich auch im Landschaftsbild<br />

deutlich ausprägt.<br />

Die südliche Zone, zur „Venediger-Einheit" der Deckensystematik<br />

gehörig, umfaßt das obere Wimmer- und Schönachtal und ist<br />

von Hammer bereits besonders in ihrer petrographischen Beschaffenheit<br />

eingehend beschrieben worden. Hier konnten jedoch<br />

bei der genauen Kartierung noch einige wesentliche, neue Ergebnisse<br />

erzielt werden, besonders, was die Lagerung und Tektonik anlangt,<br />

durch die bei Hammer noch nicht beachtete Achseneinmessung.<br />

Das Bewegungsbild ist im ganzen Gebiet gekennzeichnet durch die<br />

mit 25—30° nach E einfallenden B-Achsen, die im allgemeinen<br />

E—W bis ENE streichen. Nur stellenweise, wie NE des Zillerkopfes,<br />

liegt entsprechend dem Verlauf des Gneisrandes eine Wendung<br />

mehr nach NE vor. Nach diesen im allgemeinen doch ziemlich<br />

gleichmäßig einfallenden B-Achsen ist der Bauplan des ^ganzen<br />

Bereiches gestaltet. Eine vermutlich ältere (nähere Untersuchungen<br />

fehlen noch) horizontale B-Achse ist manchmal besonders im Zentralgneis,<br />

auch in Quarziten zu erkennen.<br />

Es sind zwei getrennte Zentralgneismassen zu erkennen. Von W<br />

her; streicht der Porphyrgranitgneis des Tuxerkernes bis in<br />

die Ostflanke des Wimmerjtales und taucht hier nach E unter. Nach<br />

N folgt eine 600—700 m breite Lage von Hochstegenkalk, die weiter<br />

im W den Bnandberger Kolm aufbaut, nach E in der Wechselspitze<br />

6*<br />

83


84<br />

stank verfaltet anschwillt und antiklinal südlich der Ißalpe im<br />

Schönachtal nach E ebenfalls unterjaucht. Südlich folgt dem Porphyrgranitgneis<br />

eine etwa 2 km mächtige Serie von Quarzmuskowitschiefern<br />

(„Untere Schief er hülle"), die im Schönachtal nach N hin<br />

und dann weiter nach W den Porphyrgranitgneis mit dem Hochstegenkalk<br />

umhüllen, alles natürlich mit den nach E einfallenden<br />

B-Aehsen, mitunter stark verfaltet, aber doch stets mit vorwiegend<br />

steilen bis senkrechten s-Flächen.<br />

Auch die weiter; im S folgende Hauptmasse des Zentralgneises legt<br />

sich im E des Schönachtales über die Muskowitschiefer der Schieferhülle,<br />

bis sie, im N wieder als Porphyrgranitgneis ausgebildet, das<br />

mächtige Massiv des Hangers aufbaut. In keilförmigen Ausspitzungen<br />

reicht der Muskowitschiefer in diesen hangenden Zentralgneis hinein,<br />

die größte bis in das Ankenhoehkar auf der Wildgerlos-Seite, Ganz<br />

schmal eingepreßt ist der letzte Ausläufer bis fast auf den Talgrund<br />

verf olgbar. An der N-Seite dieses Schieferkeiles zieht eine Lage von<br />

Hochstegenkalk dem Hangergneis entlang über das Sonntagsschartl<br />

bis in das Ankenhoehkar*.<br />

Über; der Porphyrgranitgneismasse des Wimmertales, die gewölbeartig<br />

nach E absinkt, liegt eine wenig mächtige Serie von dunkelgrjauen<br />

graphitischen Phylliten (die schon von H a m m e r<br />

erwähnt sind), verbunden mit weißen bis bläulichgrauen Quarziten,<br />

die stellenweise konglomeratisch werden, sowie gelben Kalkmarmoren.<br />

Diese Serie hat in ihrer Gesamtheit unverkennbare Ähnlichkeit<br />

mit sichergestellten Karbongesteinen, wie etwa mit denen vom<br />

Nößlachjoch. Sie ließen sich als schmales, oft nur wenige Meter<br />

mächtiges Band auf über, 2 km unmittelbar über dem Porphyrgranitgneis<br />

verfolgen, nach N, bis sie mit Annäherung an den Hochstegenkalk<br />

der Wechselspitze endigen. Sie sind aber in Resten noch in der<br />

Westw T and der Wechselspitze und in der Seihenscharte vorhanden,<br />

wie auch die Profile bei Hammer und Dietiker zeigen. Am<br />

Übergangl reicht diese graphitische Serie über den Grat und läßt<br />

sich als Bedeckung des Gewölbescheitels des Porphyrgramtes, da die<br />

Hangneigung ungefähr gleich der Achsenneigung verläuft, bis in den<br />

Gr^md des Schönachtales verfolgen. In den Felsen des Kargrundes<br />

tritt an einer Stelle noch der darunter liegende Porphyrgranit zutage.<br />

Über dieser graphitischen Serie breiten sich die durch ihre meist<br />

grünliche Färbung und gegenüber den Muskowitschiefern meist<br />

etwas festere Bankung gekennzeichneten „Biotitgneise" der Poberg-Alm<br />

aus, die von Hammer eingehend beschrieben sind. Ihre<br />

nach der Karte scheinbar so starken Ausspitzungen nach E werden<br />

durch den sehr spitzwinkelig verlaufenden Schnitt der Achsen ihrer<br />

Faltenwellung mit der Gehängeneigung bedingt. Sie sind also tatsächlich<br />

nicht so lang. Letzte Ausläufer sind noch im untersten Gehänge<br />

östlich des Gerlosbaches zu finden. Randlich sind die Biotitgneise<br />

häufig von reichlich Epidot führenden Schiefern begleitet, die allmählich<br />

in die Muskowitschiefer übergehen, so bei der Pasteinalm<br />

und südlich des Übergangl.<br />

Die Graphitphyllite und die Biotitgneise lassen sich als Auflagerung<br />

auf dem Porphyrgranitgew r ölbe nach S verfolgen, bis dieses


nach W absinkt. Hier spitzen die Graphitphyllite nach abwärts bald<br />

aus. Durch etwa 100 m Muskowitschiefer getrennt, setzen weiter<br />

südlich die Graphitphyllite, nunmehr auf Muskowitschiefer aufliegend,<br />

wieder ein, ziehen mit einer starken Ausspitzung nach unten um<br />

eine Biotitgneismasse an der, Westseite des Schwarzen Kopfes herum,<br />

dann als schmaler Streifen über das Blaue Schartl bis in das Kar<br />

östlich desselben, wo sie innerhalb der Quarzmuskowitschiefer endigen.<br />

Bemerkenswert ist eine ausgeprägte und in dieser Art und Ausmaß<br />

im ganzen Aufnahmsgebiet nirgends zu beobachtende Kristallisation<br />

(T a u e r n k r i s t a 11 i s a t i o n), die sich südlieh des Schwarzen<br />

Kopfes und beiderseits der Blauen Scharte besonders durch- das<br />

Auftreten von Granaten in den Muskowitschiefern und den Graphitphylliten<br />

bemerkbar macht. Eine Granatführung ist sonst im ganzen<br />

Bereich des Gerlostales nicht bekannt. Dagegen wirkt sich die<br />

TauernkrisLallisation in den Muskowitschiefern durcli verbreitetes<br />

Auftreten von gleichmäßig verteilten Ankesritrhomboedern aus.<br />

Die von Hammer schon beschriebenen, meist stark verschieferten<br />

Konglomerate innerhalb der Muskowitschiefer konnten in ihrer<br />

Verbreitung zwischen Übergangl und der Blauen Scharte genauer<br />

festgestellt und auch bis auf die Ostseite des Schönachbaches verfolgt<br />

werden. Vom Plattenkar bis auf die Westseite des Schwarzen Kopfes<br />

treten zahlreiche Einlagerungen stark chloritischer Hornblendegesteine<br />

als ehemalige basische Gänge auf.<br />

Unter dem Hochstegenkalk der Wechselspitze sind außer den schon<br />

erwähnten Besten von Graphitphyllit mehrfach ausgewalzte Fetzen<br />

von Muskowitschiefern vorhanden. Dagegen liegt das Band der Graphitpyllite<br />

über der Porphyrgranitgneiskuppel stets dieser unmittelbar<br />

auf und zeigt keine größeren Bewegungen entlang dieser Auflagerungsfläche<br />

an. Die Bewegungen sind hier an steilstehenden,<br />

E—W-streichenden Flächen quer zur Auflagerungsfläche erfolgt.<br />

Sie durchsetzen sowohl den Granitgneis, als auch die darüber lagernden<br />

Biotitgneise und Phyllite und führen, vielfach zu einer gegenseitigen<br />

Ausspitzung der Gesteine.<br />

Ist die an sich wahrscheinliche Annahme eines karbonen Alters<br />

der graphitischen Serie der Poberg-Alm richtig, so ergibt sich daraus<br />

ein höchstens karbones Alter für den Porphyrgranitgneis, was aber noch<br />

nicht auf den ganzen Zentralgneis übertragen zu werden braucht.<br />

Der, Abschluß der südlichen Zone nach N ist durch eine verhältnismäßig<br />

schmale Lage von Hochstegenkalk gegeben (200—250 m),<br />

die westlich des Schönachtales über den Muskowitschiefern, östlich<br />

davon auf dem Porphyrgranitgneis des Hangers liegt.<br />

Nördliche Zone. Diese umfaßt den Bereich zwischen dem<br />

„Porphyrmaterialschiefer-Zug" einschließlich, das ist von der Linie<br />

Untere Schwarzach-Hütten—südliche Braunellköpfe—Innere Höhe—<br />

Farmbichl nach N bis zum Quarzphyllit. Diese Zone unterscheidet<br />

sich außer der geringeren Durchbewegung und Metamorphose auch<br />

sonst in mehrfacher Hinsicht von der südlichen Zone. Es treten hier<br />

zum Großteil jüngere Gesteinsserien auf. Die Durchbewegung ist auch<br />

85


86<br />

nicht mehr so gleichmäßig. Mehrere Bewegungs- und Beanspruchungsrichtungen<br />

machen sich bemerkbar, die auch von der Gesteinsart<br />

beeinflußt sind.<br />

Die Gesteinsbeschaffenheit dieses Gebietes ist sehr wechselnd. Die<br />

Serien sind durch Übergänge und Wechsellagerung miteinander verbunden.<br />

Eine unmittelbare Altersbestimmung ist aus Mangel an<br />

Fossilien nicht möglich. Da tektonische Grenzen vielfach nicht zu<br />

ernennen und nicht von stratigraphischen zu unterscheiden sind, ist<br />

eine Klärung der verwickelten Tektonik zunächst sehr schwierig. Es<br />

zeigte sich aber bei der Aufnahme, daß der Zusammenhang der<br />

Schichtfolgcn auch bei stärkerer Durchbewegung noch zum großen<br />

Teile gewahrt bleiben. Eine Abtrennung der einzelnen Schichtglieder<br />

aus ihrem Verband ist zwar auch vorhanden, doch seltener. Auch<br />

tektonische Vermischung tritt zurück.<br />

Schmidegg hat sich daher zunächst bemüht, möglichst unbeeinflußt<br />

Gesteinsgruppen herauszuheben und zu gliedern, die sich<br />

auf längere Erstreckung hin verfolgen lassen und damit eine Auflösung<br />

des Gebirgsbaues ermöglichen. Hiebei waren folgende Gesteinsgruppen<br />

zu unterscheiden 1 ):<br />

1. Die „P or phyr m ater ial schief er", wie sie von Ohnesorge<br />

und Hammer genannt werden. Es sind meist recht grobkörnige,<br />

porphyrische Arkosegneise von gewöhnlich grauer Farbe<br />

und bräunlicher Anwitterung. Kennzeichnend im Gelände ist der stark<br />

klüftige Zerfall. Doch kommen auch mehr schiefrige Typen und Einlagerungen<br />

von grauschwarzen Tonschiefern vor. Auch porphyroidartige<br />

grünliche Typen finden sich. Diese Gesteine bilden einen<br />

steilstehenden geschlossenen Zug, der vom Zillertal bis über den<br />

Farmbichl zieht. Eine Trennung durch das Schönachtal und Verbindung<br />

des westlichen Teiles mit dem Porphyrgraiiitgneis des<br />

Hanger, wie es Dietiker annimmt, erscheint schon nach der gerade<br />

durchziehenden Lagerung und auch sonst sehr gezwungen und unwahrscheinlich.<br />

2. Die „grüne Serie". Dies sind Quarzite und Quarz sowie Kalifeldspat<br />

führende S er izi tgr au wacken (mit Porphyroiden?), die<br />

durch ihre blaßgrüne Farbe (nach Dietiker von Phengit herrührend)<br />

auffallen und sich mit Sicherheit weithin verfolgen lassen.<br />

Ohnesorge nannte sie lichlgrüne Serizitgramvacken mit Quarz<br />

und Orlhoklaskörnern. Weiter im W entsprechen sie den Tuxer<br />

Grauwacken Sanders, Typ Kaiserbründl, wie sie besonders am<br />

S-Hang der Gschößwand auftreten. Durch die Bauarbeiten an der<br />

Sperrmauer des Opferstockes und durch die neue Straße nach Gerlos<br />

sind diese Gesteine, die einen sehr schönen Baustein liefern,, in ausgezeichneter<br />

Weise aufgeschlossen. Eine eingehende petrographische<br />

Bearbeitung wird derzeit von Karl durchgeführt.<br />

3. Eine Serie aus Kalk- und Dolomitgesteinen, die sowohl<br />

durch ihre lithologische Beschaffenheit als auch durch die Verbin-<br />

!) Schmideggs Gesteinsgliederung stimmt im wesentlichen durchaus<br />

mit der überdui, die Herr Karl unabhängig bei seinen petrographischen<br />

Arbeiten erzielt hat, besonders hinsichtlich der „grünen Serie" und der<br />

„grauen Phyllite".


düng mit durch Fossilfunde bekannten Stellen (z. B. Neßlinger Wand)<br />

wohl ziemlich sicher dem Mesozoikum, hauptsächlich der Trias zuzurechnen<br />

sind. Eine nähere Beschreibung findet sich bei D i e t i k e r.<br />

Sie sind im allgemeinen in E—W-streichenden Zügen angeordnet,<br />

die sich aber durch teils nachgewiesene, teils wahrscheinlich gemachte<br />

Verbindungen in Beziehung bringen lassen. Sie stellen somit eine<br />

ehemals einheitliche Schichtplatte dar,, deren Verbindung mit der<br />

Neßlinger Wand ebenfalls als wahrscheinlich anzunehmen ist, sie<br />

wird aber noch überprüft werden. Die größte Ausbreitung im Aufnahmsbereich<br />

haben diese Gesteine in der Gegend zwischen Gmünd<br />

und Gerlos auf der Nordseite des Tales. Die Gesteinsbeschaffenheit<br />

ist im einzelnen bei D i e t i k e r beschrieben. Es sind meist helle oder<br />

wenigstens hell anwitternde Kalke und Dolomite. Besonders an der<br />

Basis treten gelbbraun anwitternde, oft Glimmer führende Kalk-<br />

Dolomit-Gesteine auf. Sie sind gewöhnlich stärker durchbewegt und<br />

neigen zuweilen zur Rauhwackenbildung. Auch Gips scheint mit ihnen<br />

aufzutreten, wenn auch Gipslager selbst nicht beobachtet wurden.<br />

4. Eine im einzelnen oft sehr wechselvolle Serie, deren kennzeichnendes<br />

und oft in weiter Verbreitung vorkommendes Gestein schwarze<br />

bis dunkelgraue Phyllite und Glanzschiefer sind. Sie sind oft kalkführend<br />

(Kalkphyllite), vielfach auch kalkfrei und entsprechen dann<br />

den schwarzen Glanzschiefern im W (Tuxer Tal). Eine stärkere<br />

Durchbewegung ist fast immer vorhanden. Von den vermutlich dem<br />

Karbon angehörigen graphitischen Schiefern der Poberg-Alm und des<br />

Wimmertales sind sie in der Regel auch im Handstück gut untei*-<br />

scheidbar. Kennzeichnend für diese Serie sind auch die verschiedenarligen<br />

Einlagerungen, besonders die quarzitischen Gesteine:<br />

Weiße Q u a r z i t e, die meist recht grobkörnig sind, aber auch<br />

in über an Serizit reiche weiße Quarzite zu hellen Serizitschiefern<br />

übergehen können 2 ).<br />

Karbonat quarzite. Das Karbonat entweder gleichmäßig körnig<br />

verteilt oder in meist unreinen kalkigen Lagen angereichert. Sie<br />

sind besonders im Gebiet der Pinzgerleite und der Auerschlag-Alm<br />

bis zum Gerlospaß verbreitet. Damit verbunden treten Breccien<br />

mit quarzreichem Bindemittel und sehr feinkörnigen grauen karbonatischen<br />

Gerollen auf, die aber stark verschiefert sind. (Südlich<br />

Auerschlag-Alm, Kreidlschlag-Alm, Brandlrinne, Königsleiten B. u. a.<br />

Vorkommen.)<br />

Graphitquarzite mit Übergang zu grauen Arkosen und Serizitschiefern.<br />

Kalklinsen und -lagen von meist dunkelgrauer Farbe.<br />

Breccien mit kalkigen Komponenten und kalkigem Bindemittel.<br />

Sie treten vor allem in dem nördlichen Zug der schwarzen Schiefer<br />

(„Richbergkogelserie") auf. Ferner finden sie sich in einem südlicheren<br />

Zug: im obersten Teil des Wilden Baches und in der „Scheaßlrinne"<br />

(SW des Schönbichl).<br />

2 ) Die weißen Quarzite haben öfters im Gegensatz zu den apfelgrünen<br />

Quarziten der „grünen Serie" einen mehr blaugrünen Farbton. Sonst sind<br />

sie rein weiß oder schwach grau,<br />

87


88<br />

Gelbliche Dolomit e.<br />

Mit helleren sehiefrigen Gesteinen sind die schwarzen Schiefer oft<br />

durch Wechsellagerung oder Übergänge verbunden. Es sind dies vor<br />

allem: grüne Seidenglanzschiefer (feinschuppige Muskowitschiefer,),<br />

die muskowitreichen Gesteinen der „grünen Serie" oft etwas<br />

ähnlich sehen; helle, gelbliche oder hellgraue Schiefer; Chloritoid<br />

führende Schiefer (auch Quarzite); schiefrige Arkosen usw.<br />

An verschiedenen Stellen kommen innerhalb dieser Serie Einlagerungen<br />

Hornblende führender bis ganz in Chlorit umgewandelter Gesteine<br />

als Umwandlungspr,odukte ehemaliger Ophiolite vor (NE<br />

Ar,biskogel, S Innertal, W und NW Filz-Alm, Larmachbach, Brandlrjnne<br />

u. a.).<br />

6. Helle, meist graue bis grünlichgraue, phyllonitische Muskowitschiefer.<br />

Es sind verschiedene Vorkommen von meist größerer<br />

Mächtigkeit und jeweils ziemlich einförmiger Beschaffenheit, wechselndem<br />

Quarzgehalt ohne auffallende Einlagerungen. Es sind hier<br />

zusammengefaßt die etwas höher, kristallinen Schiefer des Schönbichl,<br />

die jedenfalls tektonisch aufgelagert sind. Dann die grauen<br />

Muskowitschiefer und Phyllite des unteren Wilden Baches, die hier<br />

als flache Mulde der grünen Serie aufliegen. Schließlich die grauen<br />

bis weißen Quarz-Muskowitschiefer des mittleren Gmünder Baches,<br />

die nach E gegen die Gerlostalalm aiisspitzen. Sie folgen hier ebenfalls<br />

über; der grünen Serie.<br />

5. Im Gebiete des Filzbaches tritt eine Gesteinsgruppe auf, die<br />

hauptsächlich von Chloritschiefern mit z. T. mächtigen Kalkbänken<br />

gebildet wir,d. Sie hat im Profil des Filzbaches nahezu 800 m<br />

Mächtigkeit und hebt sich nach W gegen die Auerschlag-Alm aus dem<br />

übrigen Gesteinsverbande (dunkle und helle Phyllite) heraus. Nach<br />

E folgen anscheinend zunächst wieder, vorwiegend dunkle Phyllite,<br />

doch lassen sich darin eingeschaltet Kalkzüge und vereinzelt auch<br />

Chloritschiefer bis über die Bärstatt-Alm hin feststellen. Östlich des<br />

Wildgerlostales scheinen sie am Plattenkogel und gegen Krimml<br />

wieder, größere Verbreitung anzunehmen.<br />

Aus diesen Gesteinsser,ien war zunächst eine v o r t e k t o n i s o h e<br />

Schichtfolge abzuleiten. Als eine solche auch bei stärker durchbewegten<br />

Paketen immer, wiederkehrende zeigte sich die Folge:<br />

schwarze Schiefer (+ Begleitgesteine) — Kalke und Dolomite — grüne<br />

Grauwackeen, wie überhaupt zwischen den schwarzen Schiefern und<br />

gr ( ünen Grauwacken fast immer, wenn auch oft stark ausgequetscht<br />

und nur in Resten vorhanden, Kalk und Dojomitemlagerungen der<br />

Trias zu finden sind. Da die Serie der schwarzen Schiefer besonders<br />

in Hinblick auf die in ihr enthaltenen Breccien als jünger (nachtriadisch)<br />

anzusehen ist, ergibt sich, ohne auf weitere Einzelheiten<br />

einzugehen, folgende Altersfolge der in der nördlichen Zone vorkommenden<br />

Gesteinsserien (vom Jüngeren zum Älteren):<br />

1. Die Serie der schwarzen Schiefer, teils als Kaikphyllite, teils als<br />

schwarze Glanzschiefer mit Einlagerungen von Quarziten und Breccien.<br />

Vorwiegend in unteren Lagen helle Phyllite verschiedener Art.<br />

In der Hauptsache wohl nach triadisch.


2. Die hellen Kalke und Dolomite mit Rauhwacken usw. Mesozoisch,<br />

hauptsächlich wohl Trias.<br />

3. Die Serie der grünen Quarz-Serizitgrauwaeken. Quarzite wohl<br />

hauptsächlich im Hangenden, der Triasbasis angehörig. Vermutlich<br />

Permotrias, vielleicht z. T. auch älter.<br />

4. Die hellgrauen Phyllite und Muskowitschiefer, die sich an die<br />

grünen Grauwacken anschließen. Wohl paläozoisch.<br />

Eine weitere Unterteilung ist besonders bei der hier zusammengefaßten<br />

Serie der schwarzen Schiefer noch möglich und für später<br />

vorbehalten.<br />

Zur Auflösung des hier sehr verwickelten Gebirgsbaues ist außer<br />

der genauen Verfolgung der Gesteinslagen auch die Feststellung der<br />

Bewegungsrichtungen notwendig durch Feststellung und Einmessimg<br />

aller im Gelände sichtbaren B-Achsen, der s-Flächen und anderer<br />

Gefügedaten. Bei den bisherigen Arbeiten ist dies noch nicht durchgeführt<br />

worden.<br />

B e w e g u n g s r i c h t u n g e n und B-Achsen. In der nördlichen<br />

Zone sind, wie schon erwähnt, die Lagen der B-Achsen viel mannigfaltiger<br />

als in der südlichen. Eine genauere Analyse und Darstellung<br />

wird in einer eingehenderen Arbeit gebracht. Hier sind nur die<br />

hauptsächlichsten Achsenrichtungen zusammengestellt.<br />

1. Als Hauptachsenrichtungen (B 1) sind hier die ungefähr E—Wstreichenden<br />

Achsen anzusehen, wie die in der südlichen Zone., doch<br />

ist hier das Einfallen im allgemeinen flacher, meist nach E, z. T, aber<br />

auch nach W gerichtet. Es ist damit eine ziemliche Schwankungsr<br />

breite zusammengefaßt, die aber noch einer genaueren Analyse unterzogen<br />

werden muß. Z. T. ist sie sicher auf nachträgliche Verbiegungen<br />

zurückzuführen (siehe unter 4), wie schon die oft starken<br />

Verlegungen im Kleinbereich (dm bis m) zeigen. Anderseits liegen<br />

aber auch oft verschiedene, zeitlich wechselnde Beanspruchungsrichtungen<br />

vor, wie örtlich vorkommende Überprägungen zeigen. In<br />

manchen Bereichen ist eine Abhängigkeit der Achsenrichtung von der<br />

Gesteinsart zu bemerken, so in Quarziten vorwiegend N 70—80° E., in<br />

dunklen Phylliten mehr N 60° W.<br />

Im Gebiet von Gerlos bis Gmünd schwenkt diese Achsenrichtung<br />

mit dem Streichen der ganzen Gesteinszüge in die Richtung NE bis<br />

N 30" E um, biegt aber westlich Gmünd wieder in N 50—80° E ein.<br />

Dieses Umschwenken in die NE-Richtung hat im Gebiet zwischen<br />

Gmünder B., Ahornbödel und Richbergkogel (einschließlich der Riehbergkogelserie)<br />

auch schon Karl bei seinen Arbeiten feststellen<br />

können.<br />

Die Richtung, angenähert E—W, entspricht einer Durchbewegungsrichtung<br />

N—S, der Hauptdurchbewegung. Nach ihr sind der ganze<br />

heute vorliegende Bauplan des Gebirges, die Deckenüberschiebungen<br />

und Großverfaltungen mit ihren Massentransporten erfolgt. Ebenso<br />

auch die ihr entsprechende Kleintektonik des Gefüges.<br />

2. Die Achsenrichtungen NE—SW (B 2) treten nicht allein in der<br />

Umbiegung der Achsen B1 in der Gmünder Gegend auf, sondern<br />

auch als Überprägung in E—W-s deichenden Gesteinszügen, die z.T.<br />

89


90<br />

noch erkennbare E—W-Achsen aufweisen (S Gerlos). Damit erweist<br />

sie sich jünger als B 1.<br />

3. Im Bereich S der Auerschlag-Alm findet sich als eine weitere<br />

Überprägung über die nach B 1 (= ungefähr E—W) durchbewegten<br />

Gesteine die Achsenrichtung N—S mit Schwankungen bis 20° nach<br />

E und W. Sie liegt entsprechend der Gesteinslage hier flach bis zu<br />

50 D nach S fallend. Sie ist den im Ostalpengebiet an verschiedenen<br />

Stellen nachgewiesenen E—W-Bewegungen zuzuordnen.<br />

4. Sehr verbreitet und ausgeprägt ist im ganzen Gerlosgebiete (nördliche<br />

Zone) die Achsenrichtung NW—SE bis zu N 20° W. Sie findet<br />

sich fast überall im untersuchten Gebiet als deutlich jüngere<br />

Überprägung durch eine ungefähr SW—NE-wirkende Beanspruchung.<br />

Sie hat sich hauptsächlich in meist steilstehenden bis E-fallenden<br />

Bewegungsflächen oder schmalen Zonen ausgewirkt und erscheint<br />

als eine örtliche Knickung oder stärkere Verfaltung der alten<br />

s-Flächen mit den älteren B-Achsen. Wie Vergleichsbegehungen<br />

zeigten, sind diese B-Achsen in der ganzen nördlichen Grauwackenzone<br />

und auch darüber hinaus weit verbreitet.<br />

Untergeordnet kommen auch noch andere Achsenrichtungen vor,<br />

die teils auf nachträgliche Verstellungen der genannten Achsenlagen,<br />

teils auf schwächer ausgeprägte oder sich nur örtlich auswirkende<br />

Beanspruchungen zurückzuführen sind. Hiezu gehören z. B. auch<br />

die örtlich mitunter auftretenden Steilachsen.<br />

Gebirgsbau. Nach der früher angeführten Altersfolge der<br />

Schichten ergab sich, daß für größere Teile des Gebietes die Lagerung<br />

eine verkehrte ist, daß jüngere Schichten unter älteren liegen, wie<br />

es besonders deutlich bei Gmünd zu erkennen ist. Zu unterst stehen<br />

hier die Kalkphyllite und schwarzen Schiefer mit den weißen Quarziten<br />

an, die dann weiter nach S den Rücken der Bärschlag-Alm und<br />

die unteren Hänge beiderseits des vorderen Wimmertales aufbauen.<br />

Es sind dieselben Gesteinszüge, die weiter im W gegen das Zillertal<br />

unter der Gerlossteinwand hervorkommen. Im N-Gehänge des Arbiskogels<br />

werden sie von einer nach N einfallenden Platte von Triaskalken<br />

und darüber den grünen Grauwacken aufgebaut, deren Ausstrich<br />

gegen das Wimmertal deutlich zu verfolgen ist. Im Einschnitt<br />

des unteren Wilden Baches ist darüber noch eine flache Mulde von<br />

hellgrauen Phylliten aufgeschlossen.<br />

Weiter im S gegen den Zug der Porphyrmaterialschiefer, taucht<br />

die Serie der schwarzen Schiefer in einer verhältnismäßig schmalen<br />

Zone, die vom Arbiskogel bis über die Lahnerhöhe zieht und sich<br />

nach E immer mehr verschmälert, wieder auf. Sie ist hier sehr eng<br />

gepreßt und enthält auch die typischen Kalkbreceien. Sie ist von<br />

Triaseinschaltungen begleitet und stellt wahrscheinlich eine Antiklinale<br />

dar.<br />

Zwischen Gmünd und Gerlos tritt nördlich des Tales die Trias<br />

gewölbeartig zutage und ist am Nordrand gegen die mit der sie überlagernden<br />

grünen Grauwackenserie bei NE-Streichen verschuppt.<br />

Beide lassen sich noch weiter nach E verfolgen und tauchen schließlich<br />

an der Mündung des Krummbaches unter einer höher liegenden<br />

Serie von schwarzen Schiefern unter.


Die breite Erhebung der Schäfferswand wird vom Opferstock bis<br />

zum Richbergkogel von den Gesteinen der grünen Grauwackenserie<br />

mit auf- und eingelagerten hellgrauen Phylliten gebildet, die auch im<br />

Einschnitt des Gmünderbaches gut erschlossen sind. Sie stellt damit<br />

die Verbindung mit dem nördlichen Zug der grünen Grauwacken<br />

dar, die auf Blatt Rattenberg übergreifend sich bis zur Ked-Alm verfolgen<br />

lassen.<br />

Über dieser verkehrt liegenden Schichtfolge von Gmünd, die<br />

nach E allmählich etwas absinkt, liegt wieder eine höhere „Decke"<br />

der schwarzen Schieferserie, die sich beiderseits des oberen Gerlostales<br />

von der Königsleiten im N bis gegen das Schönjöchl im S ausbreitet.<br />

Eine nördliche Mulde dieses Bereiches zieht nach W bis zum<br />

Gmünderbach, eine südliche ziemlich flache Mulde streicht im N-<br />

Gehänge des Arbiskogels nach W aus. Im Gebiet des Filzbaches ist<br />

darin eine Serie von Epidotehloritsehiefern und Kalken eingeschaltet,<br />

die hier in beträchtlicher Mächtigket aufgeschlossen ist. Sie läßt sich<br />

weiterhin wesentlich verschmälert innerhalb von Kalkphylliten nach<br />

E bis gegen Krimml hin verfolgen (nach Aufnahme Heißet). Von<br />

der Kreidlschlag-Alm bis gegen den Plattenkogel ist eine Lage von<br />

Triaskalken tektonisch eingeschaltet, die stellenweise von spärlichen<br />

Resten grüner Grauwacken begleitet ist. Eine Fortsetzung ist auch<br />

noch westlich des Schönachtales nachweisbar.<br />

Die oberen Teile des Schönbichl und dessen Ostgehänge werden<br />

von etwas höher kristallinen Muskowitschiefern und Phylliten aufgebaut,<br />

die über Gesteinen der Kalkphyllitserie liegen, mit denen sie<br />

an steil N-fallenden Schieferungsflächen verzahnt sind. Schollen und<br />

Linsen von Triaskalken sind dazwischen eingeschaltet, an einer Stelle<br />

fanden sich auch grüne Grauwacken. Weiter nach S folgt dann das<br />

enggepreßte und durchbewegte Paket der schwarzen Schiefer mit<br />

verschiedenen Einlagerungen: Quarziten, Kalkbreccien, quarzitischen<br />

Breccien, Grüngesteinen, Triaskalken, Grüngesteinen u. a., z. T. in<br />

tektonischer Durchmischung.<br />

Den westlichen Teil der Schieferhülle zwischen Gmünd und<br />

dem Zillertal hat Schmidegg noch nicht näher untersucht. Die<br />

hier gebrachte Synthese des Gebirgsbaues läßt sich aber auf Grund<br />

flüchtiger Vergleichsbegehungen und der vorhandenen Karten auch<br />

auf diesen Teil zwangslos ausdehnen, wobei auch Herrn Karl<br />

manche Mitteilungen über dieses Gebiet und Einblick in seine Arbeitskarte<br />

verdankt werden. Im einzelnen bleiben allerdings noch verschiedene<br />

Unklarheiten bestehen, die erst durch die Kartierung auch<br />

dieses Gebietes zu klären sind.<br />

Die verkehrt liegende Schichtfolge von Gmünd zieht bis zur Gerlossteinwand<br />

weiter, wo sie als flach ausgebreitete Kalkmulde nach W<br />

ausstreicht. Darunter und im S erscheint die Serie der schwarzen<br />

Schiefer. Darüber liegen weiter im E durch den Schönberger Graben<br />

angeschnitten die grünen Grauwacken mit den grauen Phylliten.<br />

Nach N scheinen die Kalke in einem schmalen Zug in die Tiefe zu<br />

tauchen, der dann westlich des Zillertales wieder in der mächtigeren<br />

Triasbank der Gschößwand anschwillt.<br />

91


92<br />

Es hat den Anschein, als ob längs des ganzen Gerlostales diese<br />

verkehrte Schichtfolge nach S antiklinal umbiegen würde. Der Zug<br />

der „Porphyrmaterialschiefer" würde dann dem aufrecht stehenden<br />

S-Schenkel entsprechen und die Fortsetzung der grünen Grauwacken<br />

bilden. Die Trias ist dann durch den Kalkzug Brandstein—Lahnerhöhe<br />

gegeben. Doch muß hiezu noch ein Vergleich der grünen Grauwacken<br />

mit den Gesteinen des Porphyrmaterialschiefer-Zuges durchgeführt<br />

werden.<br />

Schmidegg's Aufnahmen und die Auflösung der Tektonik ergab<br />

somit einen Deckenbau innerhalb der nördlichen Zone der Schieferhülle<br />

mit nach N eintauchenden Stirnen, ähnlich wie er von Sander<br />

weiter im W im Tuxergebiet besehrieben wurde.<br />

Moränen und sonstige jüngere Ablagerungen wurden in üblicher<br />

Weise kartiert.<br />

Jüngere Gellängebewegungen. Im Gebiet von Gerlos sind<br />

infolge der leichten Verwitterbarkeit der phyllonitischen Gesteine<br />

zahlreiche Rutschungen und Fließerscheinungen in den Hängen zu<br />

beobachten. Es sind kaum Abgleitungen von ganzen Hangteilen als<br />

solchen, sondern es kommen die bereits verwitterten und aufgelockerten<br />

Hangteile ins Fließen und lagern sich in oft charakteristischen<br />

wulstartigen Formen nahe oder am Talboden ab. In fast allen<br />

Tälern des Gerlosgebietes sind diese Erscheinungen, besonders dort,<br />

wo die dunklen Phyllite auftreten, zu beobachten, so vor allem<br />

beiderseits des vorderen Wimmertales, des Schönachtales und im<br />

oberen Gerlostal. Im unteren Gehänge nördlich der Auerschlag-Alm<br />

sind die hier in flach N-fallender Lagerung auf dunklen Phylliten<br />

aufliegenden Quarzite durch diese Hangbewegungen stark zerrüttet<br />

und stufenartig abgesetzt. Aus dem nördlichen Talhang, und zwar<br />

seinen obersten Teilen, haben sich verwitterte und aufgelöste helle<br />

Serizitsehiefer, untermischt mit Quarziten (z. T. vielleicht schon als<br />

Moränenmaterial), als Schuttstrom über die Hänge bis in die hier<br />

enge Gerlosbachschlucht ergossen.<br />

Diese hier angeführten Verhältnisse sind besonders für den Bauingenieur<br />

von großem praktischem Interesse und vor allem<br />

für die Gründung von Bauwerken von großer und ausschlaggebender<br />

Wichtigkeit. In diesem Gebiete wurden zur Frage über die Möglichkeit<br />

der Anlage eines Staudammes von der TIWAG weitere Untersuchungen<br />

durch Bohrungen und Sondierstollen angestellt, die näheren,<br />

dem Aufnahmsgeologen sonst nicht möglichen Einblick in diese Verhältnisse<br />

gewährten. Hier sei nur angeführt, daß eine in der engen<br />

Schlucht des Gerlosbaches niedergebrachte Bohrung ergab, daß 100 m<br />

unter der heutigen Talsohle unter reinem Phyllitmaterial Moränenmaterial<br />

mit zentralalpinen Geschieben vorhanden ist. Es bestand<br />

hier wohl ehemals eine enge Schlucht in schwarzen Phylliten, ähnlich<br />

der heute noch bestehenden Schlucht des Krummbaches, in die<br />

Moränenmaterial eingeschwemmt wurde. Deren steiles Südgehänge<br />

stürzte dann ein und verschüttete die Schlucht.<br />

Bericht eingelangt am 21. April 1949.


Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

des auswärtigen Mitarbeiters Dr. Andreas Thurner<br />

über geologische Aufnahmen auf Blatt Mur.au' (5152).<br />

Im Sommer <strong>1948</strong> wurden in vier Wochen Arbeitszeit die Kuhalpe,<br />

die Berge unmittelbar südlich St. Lambrecht, der Auerling, der Kalkberg<br />

(nördlich Grebenze) und Teile der Grebenze aufgenommen.<br />

Anschließend wurden einige Begehungen am Ostabfall der Grebenze<br />

durchgeführt.<br />

Die Kuhalpe (1784m) stellt einen klar umrissenen Gebirgsstock<br />

dar, der von allen Seiten durch Tiefenlinien begrenzt wird. An dem<br />

Aufbau beteiligen sich Murauer Kalke, Kohlenstoffphyllite, Arkoseschiefer,<br />

Quarzphyllite und Metadiabase. Diese Schichtserie ist an<br />

den Südabfällen des Kammes Kuhalpe—Wasserofen—Auerlingsee<br />

aufgeschlossen.<br />

Die Murauer Kalke bilden von der Ortschaft Ingolstal gegen NE<br />

bis zum Ostabfali des Grebenzenkammes die untersten 100 m; stellenweise<br />

sind pliylli tische Kalkschiefer eingelagert. Die darüberliegenden<br />

Kohlenstoffphyllite haben eine durchschnittliche Mächtigkeit von<br />

100— 150 m und enthalten vereinzelt Kalklinsen und kieselschief erartige<br />

Lagen. Wir finden sie am Südabfall der Kuhalpe (Roßbach,<br />

P. 1022) und am Südabfall des Kammes Ebner Ochsenhalt—Auerling^<br />

see. Der Weg Axierlingsee—Gasthaus südlich davon ist ganz in diese<br />

Phyllite eingeschnitten.<br />

Die nun folgenden Arkosesehiefer gleichen vollständig denen der<br />

Frauenalpe (Jahrb. 1932); es sind vorwiegend grünlich-gelbliche<br />

Typen vorhanden, die manchmal schwer von Metadiabasen zu<br />

trennen sind. Sie sind an dem von der Kuhalpe gegen Ingolstal<br />

ziehenden Kamm von 1180—1620 m aufgeschlossen und gegen Osten<br />

bis zum Sattel östlich Wasserofen mit abnehmender Mächtigkeit zu<br />

verfolgen. Gegen Westen (Südabfall der Kuhalpe) keilt dieser mächtige<br />

Zug in mehreren Lagen in den Quarzphylliten aus.<br />

Den größten Raum nehmen die Quarzphyllite ein, die in recht<br />

verschiedener Ausbildung auftreten.<br />

Es gibt ebenflächige, schwach phyllitische tonige Lagen, dann ausgesprochene<br />

graue Quarzphyllite und grünliche Typen, die zu den<br />

Chloritphylliten und Chloritquarzphylliten überleiten. Außerdem<br />

stellen sich verschiedene Tektonite, wie fein gefältelte, verknete und<br />

verwaltze Typen ein.<br />

Diese Phyllite bauen vom Gipfel der Kuhalpe die West-, Ost- und<br />

Nordabfälle auf und setzen auch große Teile der Südabfälle bis zum<br />

Wasserofen zusammen. Da zwischen den einzelnen Typen Übergänge<br />

vorhanden sind, ist eine genaue Trennung auf der Karte nicht<br />

möglich; doch finden sich im allgemeinen die tonigen Abarten im<br />

Liegenden, die chloritischen im Hangenden. Wo auch besonders die<br />

durchbewegten Phyllite auftreten.<br />

In diesem Phyllitkomplex sind nun Metadiabase enthalten. Wir<br />

finden sie in bedeutender Mächtigkeit am Nordwestabfall (Steir.<br />

Laßnitz-Kuhalpe) von 1260 m Höhe bis 1450 m. Auch an den Nord-,<br />

West- und Südabfällen sind zahlreiche Lagen zu beobachten, die<br />

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jedoch nicht durchlaufende Platten bilden, sondern verschiedene,<br />

nach allen Richtungen auskeilende Lagen. So stehen die Metadiabase<br />

des Westabfalles nicht mit denen des Südabfalles in Verbindung und<br />

auch die des Nordabfalles sind nur teilweise die Fortsetzung der<br />

vom NW-Abfall.<br />

Auffallend kurze Züge konnten am Ostabfall (östlich St. Lambrechterhütte<br />

und beim Gehöft „Weissofner", P. 1329) beobachtet 'werden.<br />

Meist handelt es sich um dichte Metadiabase und Fleckenmetadiabase<br />

; an einigen Stellen (West-, Süd- und Ostabfall) konnten kalkreiche<br />

Metadiabase festgestellt werden.<br />

Die Lagerung in diesem Gebiet ist denkbar einfach, es herrscht<br />

im allgemeinen nördliches Fallen. Kleinere Abweichungen sind häufig.<br />

So treten im westlichen Teil der Kuhalpe östliche Fallrichtungen<br />

(NNE bis NE-Fallen) stärker hervor und an den Ostabfällen sind<br />

Fallrichtungen gegen W zu beobachten, so daß die gesamte Kuhalpe<br />

eine flache Mulde darstellt, deren Ostschenkel sich etwas stärker<br />

heraushebt als der Westflügel.<br />

Das Gebiet unmittelbar südlich St. Lambreeht, das auf der Karte<br />

den Namen „Lambrechter Stiftswald" fuhrt, besteht zum größten<br />

Teil aus Arkoseschiefern. Sie bauen den Kamm St. Lambreeht—P. 1436<br />

und dessen Ost- und Westabfälle auf. Es herrscht meist flaches<br />

NE bis NNE-Fallen. Die untersten SW-Abfälle gegen den Auerlingbach<br />

zu sind aus grauen Quarzphylliten zusammengesetzt, deren Stellung<br />

zu den Arkoseschiefern noch einer Klärung bedarf.<br />

Die Gegend um den Auerlingsee besteht aus "Kohlenstoffphylliten.<br />

Nur der Kogel unmittelbar nördlich vom See stellt eine kleine Scholle<br />

aus Metadiabasen dar. Östlich der Linie St. Lambreeht—Auerlingsee<br />

tritt östliches Fallen (NE bis NNE-Fallen) stärker hervor, so daß<br />

im Zusammenhang mit der Kuhalpe ein flacher Sattel vorliegt, der<br />

unter die Grebenzenkalke einfällt. • • '<br />

Die unter diese Kalke einfallenden Schichten bestehen aus Arkoseschiefern,<br />

Quarzphylliten und Lagen von Kohlenstoffphyllit Vereinzelt<br />

stellen sich Kieselschiefer: ein (z. B. hinterster Schwarzwassergr<br />

v aben); außerdem treten an einigen Stellen Lagen von lichten Quarzilen<br />

auf (Nondabfall des Schönangerweges; Kamm südlich Lambrechter<br />

Wald).<br />

Ein Kontakt mit den Grebenzenkalken konnte nirgends beobachtet<br />

werden, die Grenze ist überall durch Schutt verhüllt. Doch bestehen<br />

sämtliche Aufschlüsse unmittelbar unter dem Grebenzenkalk aus<br />

Quarzphyllit, der stets ENE bis E-Fallen zeigt und unter die Grebenzenkalke<br />

einfällt. Ein Bruch, der die Grebenzenkalke in einer<br />

N—S-Linie abschneidet, konnte nicht beobachtet wenden. Die Gesteine<br />

den Phyllitgruppe reichen stets tief in die gegen Osten einspringenden<br />

Talwinkel hinein (z. B. Westabfall des Grebenzengipfels) und<br />

auch die Hänge zur Dynamitfabrik bestehen aus Phyllit und nicht<br />

aus Grebenzenkalk, was bei Abnahme eines Bruches der Fall sein<br />

müßte. Wohl aber konnten zahlreiche ESE-streichende Querbrüche<br />

festgestellt werden, welche den Grebenzenkamm durchschneiden und<br />

ein Absinken gegen N bewirkten. Der auffallendste Querbruch ver-


läuft über Schönanger (Schönangerbruch) und verursachte ein Absinken<br />

des Kalkberges.<br />

Die Grebenzenkalke sind ein über den Quarphylliten liegendes<br />

höheres Stockwerk, das wahrscheinlich durch eine E—W-Aufschiebung<br />

in diese Lage gekommen ist. Doch stellen sich diesen. Auffassung<br />

gewisse Schwierigkeiten entgegen, denn im Gebiet des Auerlings!<br />

(P. 1446—Scharfes Eck SücLabfall) stehen die Murauer Kalke, welche<br />

den größten Teil des Auerlings bilden, mit den Grebenzenkalken ohne<br />

Einschaltung von Phylliten ununterbrochen in Verbindung, so daß<br />

hier Murauer Kalke und Grebenzenkalke nicht zu trennen sind.<br />

Die Phyllite, welche nordöstlich vom Gipfel des Auerlings bis zum<br />

Sattel anstehen, werjden südlich vom Sattel durch einen kleinen Bruch<br />

abgeschnitten; am Nordabfall jedoch stehen sie in ununterbrochener<br />

Verbindung mit den Phylliten des Westabfalles der Grebenze.<br />

Die Grebenzenkalke bilden vom Scharfen Eck bis Schönanger eine<br />

gegen E fallende Platte, die am Ostabfall (Pöllau bei Neumarkt) von<br />

Arkoseschiefern, die Lagen von Quarzphyllit enthalten, überlagert<br />

wird. Gegen Neumarkt zu nehmen die Arkoseschiefer ab, die Phyllite<br />

wenden das herrschende Gestein, wozu sich noch Metadiabase gesellen.<br />

Anders ist jedoch die Stellung der Grebenzenkalke am Kalkberg^<br />

wo die Kalke südliches Einfallen zeigen und über, der Phyllitgruppe<br />

zu liegen kommen. Die Phyllite bauen den Nordabfall des Kalkberges<br />

bis 1370 m Höhe auf und bilden die untersten Ostabfälle bis gegen<br />

Zeutschach. Über die Zusammenhänge der Phyllite im Norden des<br />

Neumarkter Sattels mit denen im Süden (Pöllau—Neumarkt) herrschen<br />

noch Unklarheiten und es sind noch Untersuchungen notwendig.<br />

Auch über die Tektonik der Grebenze, besonders über deren Südabfall,<br />

sind noch Begehungen erforderlich.<br />

Von größter Bedeutung sind in der Lambrechter Gegend die eiszeitlichen<br />

Ablagerungen. Herr Professor Spreitzer führte Dr.<br />

Thurner auf mehreren Exkursionen in diese ein und legte letzterem<br />

auch seine eingehenden Untersuchungen vor, wofür an dieser Stelle<br />

nochmals der herzlichste Dank zum Ausdruck gebracht wird. Ohne<br />

der Arbeit Professor Spreitzers vorzugreifen, sei nur erwähnt,<br />

daß im Becken von Lambrecht Bändertone, verschiedene Terrassensedimente,<br />

breite Flächen von Grundmoränen und Randmoränen vorliegen,<br />

worüber Professor Spreitzer in einer eigenen Arbeit berichten<br />

wird.<br />

Die Berge südlich St. Lambrecht sind arm an Bodenschätzen.<br />

Stellenweise kommt es in den Kohlenstoff phylliten zu Graphitanreicherungen<br />

(Auerlingsee, Schwarzwassergraben), die Anlaß zum<br />

Schürfen gaben. Vereinzelt sind am Südabfall in den Kohlenstoffphylliten,<br />

die stellenweise reich an Quarzlinsen sind, Eisenkiese eingesprengt.<br />

Ob diese einst Anlaß zum Goldschürfen gaben, wie die<br />

Sage erzählt (Ingolstal!), konnte nicht ermittelt werden. Die Metadiabase<br />

führen sehr vereinzelt Arsenkies. Die vielen Quellen sind hauptsächlich<br />

Schuttquellen. Die Gemeinde St. Lambriecht bezieht das<br />

Trinkwasser aus dem Grundwasser des Talbodens unmittelbar westlich<br />

des Ortes. Die geringe Tiefe des Grundwasserspiegels und die<br />

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grobe Schotterführung bieten jedoch keine Garantie für die Reinheit<br />

des Wassers; auch entsprechen die Druckverhältnisse nicht der Anlage<br />

des Ortes.<br />

Bericht (<strong>1948</strong>)<br />

von Professor Dr. Leo Waldmann<br />

über die geologischen Aufnahmen im Kartenblatte<br />

Hörn (4555) und über Bereisungen des Südteiles des<br />

Kartenblattes Drosendorf (4455).<br />

Wie im vergangenen Jahre war auch <strong>1948</strong> das Augenmerk dem<br />

Bittescherj Gneise im Sinne von F. E. Sueß (1912) zugewandt. Ober<br />

seine Verbreitung und sein tektoniscb.es Verhalten unterrichten uns<br />

auch L. Kölbls (1922) Arbeiten in ausreichender Weise. Auf Grund<br />

ausgedehnter Untersuchungen in anderen Teilen des Moravischen<br />

Gebirges (1926 u. f. Jahre) konnte festgestellt werden, daß unter dem<br />

Namen Bittescher, Gneis verschiedene Gesteinsarten zusammengefaßt<br />

worden sind: Absätze und mit ihnen eng verknüpfte saure Massengesteine,<br />

die beide im Laufe der Metamorphose einander angeglichen<br />

.worden sind. Dies zeigen die guten Aufschlüsse bei Rodingersdorf,<br />

Buttendorf, Hardegg—Frain u.a. 0.,. vor allem aber die Entblößungen<br />

an der neuen Straße Messern—Poigen.<br />

An der Zusammensetzung des heutigen Bittescher Gneises beteiligen<br />

sich: graue kleinförmige feinschuppige hiotitreiehe zweiglimmerige<br />

Schiefergneise bis Glimmerschiefer, wechselnd mit hellgrauen<br />

kleinkörnigen, feinschiefrigen granoblastischen glimmerarmen Gneisen;<br />

letztere sind ab und zu, im übrigen ganz unregelmäßig wolkig,<br />

durchstreut mit cm-großen Kalifeldspaten, teils rundlich, teils gut<br />

umrissen, mit Vorliebe wie Porphyroblasten in einzelnen Schieferungsflächen<br />

angereichert. Lagenweise gehen die hellgrauen Gneise<br />

in quarzitische Spielarten über. Dieser Gruppe von Gesteinen sind<br />

eingeschaltet m-starke Bänke eines grauen bis rötlich mittelkörnigen,<br />

grobflaserigen, nichtporphyrischen Gesteins von granitischem<br />

Aussehen; an Menge tritt dieses stark zurück. Die roten Spielarten<br />

ähneln sehr dem Maissauer Granite. Vergesellschaftet sind mit ihnen<br />

verschieferte rote und graue Aplite, während Pegmatite mehr knollenförmig<br />

auftreten. In dem eigentlich nichtgranitischen Komplex stecken<br />

noch reichlich Biotitamphibolite mit gelegentlichen Obergängen in<br />

grobflaseiige gabbroide Gesteine. Die Schiefergesteine, einschließlich<br />

der Biotitamphibolite, sind in sich und miteinander kräftig gefaltet,<br />

wähnend die Granite in diesen engen Faltenbau anscheinend nicht<br />

miteinbezogen sind. Bei den Bewegungen Korn für Korn macht sich<br />

auch die verschiedene Bildsamkeit der einzelnen Felsarten besonders<br />

geltend: Die hellgrauen, cm-bis dm-dicken Gneislagen in den Schiefern<br />

und Amphiboliten sind nach der stetigen Faltung zerbrochen^ zerrissen,<br />

die Falten abgeschert. Nicht selten nähern sich an den Rißstellen<br />

die Schieferungsflächen in den Gneisen, entsprechend der Verengung<br />

des Querschnittes ungleichmäßig gedehnter Körper. Solche<br />

Schiefergneise und Glimmerschiefer, bzw. Biotitamphibolite sind oft<br />

vollgespickt von Scheineinschlüssen (H. V. Graber). Gesteinsgebilde


dieser Art können gelegentlich bei Rundung der Einschlußmassen<br />

Konglomeraten ähneln. Gleichartiges wurde (1929) aus den moravischen<br />

Kalkglimmerschiefeni von Dallein und Trautmannsdorf beschrieben.<br />

All dies fällt in den Bereich der „Boudinage" im Sinne<br />

E. Wegmanns. Die starke tektonische Beanspruchung des Bittescher<br />

Gneises erschwert auch die Feststellung des gegenseitigen Alters<br />

des Eindringens der Biotitamphibolite und der Granite. Nach der<br />

Auffassung von F. E. Sueß (1912) und K. Preclik (1926) sind<br />

diese die älteren. Doch kann es ebensogut auch umgekehrt sein: siehe<br />

Preclik (1934). Der im Bittescher Gneise weit verbreitete Milchquarz<br />

hat sich gerne in den während der Faltung und Zerrung gebildeten<br />

Rißstellen ausgeschieden.<br />

Die von A. Köhler (1933) bei Messern beschriebenen Ganggesteine<br />

(Porphyrite) konnten nunmehr anstehend gefunden werden: Ausfüllung<br />

von Spalten im zersplitterten Bittescher Gneise.<br />

Vergleichsbegehungen innerhalb des Moravischen im Südteile des<br />

Blattes Drosendorf zwischen Ludweishofen—Sieghartsreith—Geras<br />

führten zu denselben Schlußfolgerungen. Die B-Achsen fallen hier<br />

fast immer flach gegen NNO—NO.<br />

Während im Bereiche der m o 1 d a n u b i s c h e n GlimmersChieferzone<br />

um Trabenreith das Einfallen entsprechend der<br />

Grenze des Bittescher Gneises regelmäßig von diesem abfällt (F. E.<br />

Sueß, 1903—1912), streichen die kristallinen Schiefer NW der Linie<br />

Kottaun—Trabenreith aus dem Drosendorfer Räume südwärts, verjüngen<br />

sich aber unter Auskeilen der Marmore und etlicher Begleiter<br />

(F. E. Sueß, 1907, 1912) im Gebiete von Zettenreith—Thumeritz<br />

unter gleichzeitigem Umschwenken der restlichen Gesteine in die SW-<br />

Richtung. Dieses Verhalten wurde auf die moldanubische Überschiebung<br />

zurückgeführt. Die Umbiegung selbst wird durch den weit<br />

nach Osten ragenden Blumau-Japonser Granulit verschleiert. Während<br />

an der Nordseite bei Japons der Diallagamphibolit und die Gesteine<br />

der Drosendorfer Marmorzone unter den Granulit untertauchen,<br />

ist der Bau südlich dieses Ortes durch die OW-slreichende,<br />

durch Pseudotachylite gekennzeichnete Störung von Wen japons<br />

weniger deutlich. Die Gesteine südlich dieser Linie: Schiefergneise.<br />

Zweiglimmerschiefer und Zweiglimmergneise, Graphitschiefer, Quarzite<br />

i Graphit, Amphibolite und Serpentine, Ader- und Perlgneise,<br />

so wie ganz vereinzelte Marmorlinsen und Kalksilikatgesteine fallen<br />

gegen NW, ihre B-Achsen schießen NNO-wärts unter den Granulit<br />

von Japons ein.<br />

Aus den Ader- und Mischgneisen entwickeln sich im Pleßberge<br />

und bei Radessen mächtigere Zweiglimmergranitgneise, gleichend<br />

denen zwischen Heinrichsreith und Drosendorf. Mit dem mächtigen<br />

grobflaserigen Gabbroamphibolite von Trabenreith (H. Gerhart,<br />

1926) sind wie bei Stallek—Schaffa Disthen führende Granulite verbunden.<br />

Beide Körper gehörten wohl einst zusammen, sind dann aber<br />

durch eine große Störung nachträglich abgeschnitten worden (Langauer<br />

Linie): Aufschub auf die Glimmerschieferzone.<br />

Mit der Verbreiterung des Bereiches zwischen der eigentlichen<br />

Glimmerschieferzone und dem Granulit von Blumau stellen sich nach<br />

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und nach wiederum die Marmore der Zone Drosendorf—Eibenstein<br />

und ihre engeren Regleiter in reicher Zahl ein: zuerst die Graphitschiefer<br />

und Graphitquarzite bei Wenjapons, dann die graphitführenden<br />

Marmore von Radessen, Reicharts-Öd, Nonndorf a. d. Wild usw.<br />

Diese Marmorzone streicht nun über den Rereich von Dietmannsdorf-—<br />

Grub—Rrunn a. d. Wild, dann Winkel und Wutzendorf hinaus in den<br />

Raum von Röhrenbach—Alt- und Neupölla nach Krumau a. Kamp,<br />

also westlich des Granulits von St. Leonhard.<br />

In dem ganzen Streifen von Eibenstein—Drosendorf bis Krumau<br />

streichen die R-Achsem NNO—SSW bei schwankendem Neigungssinne;<br />

nur in dem NO—SW-Zwischenstück Japons—Radessen folgen<br />

sie angenähert der Schieferung. Dagegen bleiben die Marmore der<br />

Glimmerschieferzone mit ihren Regleitern, Graphitschiefern und Graphitquarzen,<br />

Amphiboliten, Granatglimmerschiefern i Staurolith, Serpentinen<br />

und Augitgneisen, des Raumes Frain—Trabenreith beharrlich<br />

im Dache des Rittescher Gneises und lassen sich vom letzteren Orte<br />

über den Rahnhof Irnfritz (früher Wappoltenreith)—Kl. Haselberg<br />

—Messern—Sitzendorf—Grünberg bis nördlich Hörn verfolgen. Die<br />

Richtung der R-Achsen stimmt mit der im Rittescher Gneise überein.<br />

Wir haben es also bei der Umbiegung nicht mit einer während der<br />

Moldanubischen Überschiebung erzwungenen, sondern mit einer<br />

älteren tektonischen Erscheinung, offenbar mit einer großen Horizontalflexur<br />

zu tun, die im Verlaufe der Moldanubischen Überschiebung<br />

durch die Langauer Störung noch stärker verdünnt und geschuppt<br />

worden ist.<br />

Neue Vorkommen von Tertiär: Im Orte Messern am Rache nahe<br />

der Straße nach Rotweinsdorf: Tone, darüber Sande, ausfüllend ein<br />

altes Relief. Quarzschotter auf der Höhe der Spitzbreiten bei Wildberg,<br />

weiters zwischen Sieghartsreith und Ludweishofen (540 bis<br />

550 m SH).<br />

Eigentümer, Herausgeber und Verleger: <strong>Geologische</strong> <strong>Bundesanstalt</strong>, Wien III, Rasumofskygasse 23.<br />

Redaktion: Direktor Prof. Dr. G. Götzinger, Wien III, Rasumofskygasse 23.<br />

Druck: Gesellschaftsbuchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III, Steingasse 25.

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