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Führungsbehelf - Polizei - Kanton Bern

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<strong>Führungsbehelf</strong><br />

für Angehörige von zivilen<br />

Führungsorganen im<br />

<strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong><br />

BABS/BSM 2011 Version Februar 2013


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis ............................................................................... 3<br />

Vorwort ................................................................................................. 7<br />

1 Einleitung ................................................................................ 9<br />

1.1 Denken und Handeln des Führungsorgans ............................... 9<br />

1.2 Allgemein gültiger Regelkreis der Problembearbeitung ............ 9<br />

1.3 Führungsstufen, Führungsebenen und Aufgaben ................... 10<br />

1.4 Produkte des Führungsorgans ................................................ 10<br />

1.5 Führung in Abhängigkeit der Situation und der vorhandenen<br />

Information ............................................................................. 10<br />

1.6 Aufgaben eines Führungsorgans ............................................ 11<br />

2 Führungstätigkeiten ............................................................. 12<br />

2.1 Problemerfassung .................................................................. 13<br />

2.2 Beginn Sofortmassnahmen .................................................... 15<br />

2.3 Beginn Zeitplanung ................................................................. 16<br />

2.4 Lagebeurteilung ...................................................................... 17<br />

2.4.1 Einflussfaktoren beurteilen ..................................................... 17<br />

2.4.2 Lösungsvarianten erarbeiten .................................................. 19<br />

2.5 Entschlussfassung .................................................................. 21<br />

2.6 Auftragserteilung .................................................................... 22<br />

2.7 Steuerung des Einsatzes ........................................................ 24<br />

2.8 Eventualplanung ..................................................................... 25<br />

3 Stabsarbeit ............................................................................ 26<br />

3.1 Stabsarbeitsprozess ............................................................... 26<br />

3.2 Arbeitsformen im Stab ............................................................ 31<br />

3.3 Rapportvorbereitungen ........................................................... 32<br />

3.4 Führungsunterstützung ........................................................... 33<br />

3.4.1 Sachbereich Lage ................................................................... 33<br />

3.4.2 Sachbereich Telematik ............................................................ 33<br />

4 Strukturen ............................................................................. 34<br />

4.1 Grundstruktur .......................................................................... 34<br />

4.2 Organisation des Führungsorgans .......................................... 34<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 3


5 Infrastruktur .......................................................................... 35<br />

5.1 Räumlichkeiten ....................................................................... 35<br />

5.2 Einrichtungen .......................................................................... 35<br />

5.2.1 Führungshilfen ........................................................................ 35<br />

5.2.2 Peripheriegeräte ..................................................................... 36<br />

5.2.3 Telematik ................................................................................ 36<br />

6 Besonderes ........................................................................... 38<br />

6.1 Führungsgrundsätze ............................................................... 38<br />

6.2 Belastende Ereignisse und psychosoziale Unterstützung ....... 40<br />

6.3 Medien .................................................................................... 41<br />

6.3.1 Hinweise für den Umgang mit Medien .................................... 41<br />

6.3.2 Vorbereitung einer Medienorientierung ................................... 41<br />

6.3.3 Durchführung einer Medienorientierung .................................. 41<br />

Anhänge ............................................................................................. 43<br />

1 Grundstruktur ....................................................................... 44<br />

2 Ziele und Traktanden für Rapporte ...................................... 46<br />

3 Mögliche Traktandenlisten von Rapporten ......................... 47<br />

4 Gesuch um überörtliche Hilfe .............................................. 48<br />

5 Abspracherapport ................................................................. 49<br />

6 Meldezettel ............................................................................ 50<br />

7 Problemerfassung ................................................................ 55<br />

8 Problembeurteilungsraster für Chefs und Stabchefs ........ 56<br />

9 Zeitplan .................................................................................. 57<br />

10 Lagebeurteilung pro Teilproblem ........................................ 58<br />

11 Darstellung von Lösungsmöglichkeiten ............................. 59<br />

12 Führungsplakate ................................................................... 60<br />

13 Eventualplanung ................................................................... 64<br />

14 Lagebericht ........................................................................... 65<br />

15 Lage im Fachbereich ............................................................ 66<br />

16 Medienorientierung ............................................................... 67<br />

4 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


17 Alarmierung der Bevölkerung und Verbreitung von<br />

Verhaltensanweisungen über Radio ................................... 68<br />

18 Evakuierung – Checkliste .................................................... 71<br />

19 Begriffe .................................................................................. 73<br />

20 Gebräuchlichste zivile Signaturen ...................................... 75<br />

Sachregister ....................................................................................... 79<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 5


Vorwort<br />

Der <strong>Führungsbehelf</strong> aus dem Jahr 2000 ist auf grosse Akzeptanz gestossen,<br />

vielerorts übernommen und den Bedürfnissen angepasst worden.<br />

Die vorliegende Überarbeitung für den <strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong> basiert auf einer<br />

neuen Grundlage des BABS. Sie hat die vielen Anregungen aus der<br />

Ausbildung und der Praxis der letzten Jahre aufgenommen und neu zusammengestellt.<br />

Zielpublikum sind Angehörige der Führungsorgane aller Stufen. Der Behelf<br />

lehnt sich an die Sprache, das Struktur- und Prozessdenken der<br />

Einsatzleitung des Bevölkerungsschutzes und der Armee an, berücksichtigt<br />

aber, dass die angesprochenen Führungsorgane zivil sind. Der Behelf<br />

beschreibt die Prozessschritte, nennt deren Ziele, gibt Hinweise zum<br />

Vorgehen, listet Produkte auf und konkretisiert sie in den Anhängen.<br />

Die vorgeschlagenen Strukturen, Prozesse und Infrastrukturen können<br />

der Situation angepasst werden und sind immer als mögliche Lösung zu<br />

betrachten. Sie dienen in der Ausbildung als Basis.<br />

Ergänzend zum vorliegenden Dokument ist im Frühling 2011 unter dem<br />

Titel „Behelf zur Bewältigung von Katastrophen und Notlagen auf Ebene<br />

Gemeinde“ ein zweiter Behelf erscheinen. Dieser richtet sich primär an<br />

die Gemeindebehörden und beschäftigt sich über das Thema der Führung<br />

hinaus mit sämtlichen Phasen der Bewältigung von Katastrophen<br />

und Notlagen (Vorbeugung, Einsatz, Wiederaufbau). Dieser Behelf ist<br />

über die Internetseite des BSM zu beziehen (www.be.ch/azb >Behelf<br />

Gemeinden).<br />

<strong>Bern</strong>, September 2010<br />

<strong>Bern</strong>, Februar 2013<br />

Bundesamt für Bevölkerungsschutz<br />

Ausbildung<br />

Amt für Bevölkerungsschutz,<br />

Sport und Militär<br />

Abteilung Zivil- und Bevölkerungsschutz<br />

Hinweis:<br />

Die im Behelf aufgeführten Funktionen beziehen sich sowohl auf männliche<br />

als auch auf weibliche Personen. Auf Doppelbezeichnungen wird zu<br />

Gunsten der besseren Lesbarkeit verzichtet.<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 7


Navigationshilfen im Behelf<br />

• Verweis auf einen Anhang<br />

• Verweis auf ein Kapitel oder<br />

eine Abbildung<br />

Anh. Nr., Titel<br />

im Textverlauf<br />

8 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


1 Einleitung<br />

1.1 Denken und Handeln des Führungsorgans<br />

Führen heisst Probleme erfassen, Handlungsbedarf erkennen, Situationen<br />

analysieren und handeln. Das Führungsorgan führt oder koordiniert<br />

im Einsatz, in der Instandstellung und in der Vorsorge gestützt auf die<br />

rechtlichen Vorgaben und der Situation angepasst.<br />

Denken und Handeln sind ausgerichtet auf:<br />

1. Schutz der Bevölkerung und ihrer Lebensgrundlagen;<br />

2. Wiederherstellung geordneter Verhältnisse.<br />

1.2 Allgemein gültiger Regelkreis der Problembearbeitung<br />

Auswerten<br />

Planen, organisieren<br />

und realisieren<br />

Auftrag / Lage<br />

analysieren (IST)<br />

Wo frei?<br />

Wo gebunden?<br />

Controlling<br />

Information<br />

Kommunikation<br />

Problem<br />

Ziele<br />

definieren (SOLL)<br />

Analysieren /<br />

Lösungsmöglichkeiten<br />

erarbeiten<br />

Bewerten und<br />

entscheiden<br />

Abbildung 1: Allgemein gültiger Regelkreis der Problembearbeitung<br />

Der abgebildete Regelkreis ist die Grundlage vieler Darstellungsvarianten<br />

der Führungstätigkeiten, welche den jeweiligen Führungsstufen, Führungsebenen<br />

und Aufgaben der Organisationen angepasst sind.<br />

Ebenso wichtig wie der Prozess sind das Controlling, die Information<br />

über den Prozess und die Kommunikation unter den Beteiligten.<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 9


1.3 Führungsstufen, Führungsebenen und Aufgaben<br />

Führungsstufe Führungsebene Aufgaben (Auszug)<br />

1 Strategische<br />

Führung<br />

Exekutive, basierend<br />

auf rechtlichen<br />

Grundlagen<br />

Sicherheitspolitik<br />

Festlegen der strategischen<br />

Ziele und der Ressourcen<br />

2 Dispositive<br />

Führung<br />

3 Operative<br />

Führung<br />

Exekutive / Führungsorgan<br />

(Gesamt-) Einsatzleitung<br />

Umsetzen der strategischen<br />

Ziele in dispositive Planungen<br />

Führung des Einsatzes<br />

Im hier diskutierten Rahmen meint<br />

• strategische Führung: die Abbildung der Sicherheitspolitik auf die<br />

Ebenen <strong>Kanton</strong> und Gemeinde. Sie schafft den gesetzlichen Rahmen<br />

dieser Ebenen, also die Beschreibung der Leistungsziele, der Strukturen,<br />

der Aufgaben, der Kompetenzen und der Finanzen;<br />

• dispositive Führung: die partnerübergreifende Planung und Koordination.<br />

Sie definiert Ziele und entwickelt Konzepte und Pläne. Sie koordiniert<br />

im zuständigen Bereich;<br />

• operative Führung: das Umsetzen der Pläne und Aufträge in Massnahmen.<br />

Sie führt die Mittel zielorientiert.<br />

1.4 Produkte des Führungsorgans<br />

Je nachdem, ob ein Führungsorgan führend, unterstützend, koordinierend,<br />

planend oder beratend tätig ist, sind die Produkte verschieden:<br />

Konzepte, Planungen, Anträge an die Behörden, Information der Medien<br />

und der Bevölkerung oder Aufträge an Einsatzkräfte und Dritte.<br />

1.5 Führung in Abhängigkeit der Situation und der vorhandenen<br />

Information<br />

Führung drückt sich situativ und der vorhandenen Information angepasst<br />

aus:<br />

• coachen und moderieren;<br />

• fordern, fördern und Feedback einholen bzw. geben;<br />

• kommandieren, kontrollieren und korrigieren.<br />

Die in der Abbildung 2, Seite 12 beschriebenen Führungstätigkeiten stehen<br />

in der Wortwahl dem Kommandieren, Kontrollieren und Korrigieren<br />

nahe. Der grundsätzliche Prozess lässt sich auf andere Führungsstufen<br />

übertragen. Zielformulierungen, Handlungsanweisungen und Rollen der<br />

Beteiligten ändern sich entsprechend.<br />

10 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


1.6 Aufgaben eines Führungsorgans<br />

Die Aufgaben eines Führungsorgans leiten sich ab:<br />

• Im Allgemeinen aus den rechtlichen Grundlagen einer Behörde. Darin<br />

sind die Zusammensetzung und der Leistungsauftrag des Führungsorgans<br />

sowie die Pflichten und Kompetenzen der Mitglieder beschrieben.<br />

• Im Einsatz aus der Situation, den Bedürfnissen, den Aufträgen und<br />

der Lageentwicklung.<br />

Mögliche Aufgaben<br />

• Vorbeugung und ständige Aufgaben<br />

− Erstellung und ständige Aktualisierung der Gefahrenanalyse und<br />

Risikobeurteilung;<br />

− Permanente Lagebeurteilung;<br />

− Regelmässige Aus- und Weiterbildung;<br />

− Organisation von Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation;<br />

− Unterstützung / Beratung der Exekutive;<br />

− Vollzug der Entscheide der Exekutive.<br />

• Aufgaben im Rahmen der Ereignisbewältigung und der Instandstellung<br />

− Koordination der Katastrophen- und Nothilfe;<br />

− Planung und Koordination von Massnahmen;<br />

− Anordnung von Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung, sofern<br />

diese unverzüglich getroffen werden müssen;<br />

− Unterstützung der Einsatzleitungen;<br />

− Koordination der Partnerorganisationen des Bevölkerungsschutzes;<br />

− Ressourcenbeschaffung und Zuweisung;<br />

− Koordination der Zusammenarbeit mit Bund, <strong>Kanton</strong>/en, Gemeinde/n<br />

oder externen Fachstellen und Spezialisten (je nach Stufe des<br />

Führungsorgans);<br />

− Führung und Betrieb eines Führungsstandortes;<br />

− Unterstützung der Stäbe unterer Stufe, insbesondere in den Bereichen<br />

Koordination der Einsatzkräfte, Kommunikation / Information,<br />

Logistik, Evakuation, Betreuung, Hilfe von Dritten.<br />

Anh. 18, Begriffe<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 11


2 Führungstätigkeiten<br />

In Anlehnung an den Regelkreis der Problembearbeitung (Kap. 1.2) basiert<br />

der Behelf auf folgenden Führungstätigkeiten:<br />

Abbildung 2: Führungstätigkeiten<br />

12 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


Die Führungstätigkeiten umfassen alle Tätigkeiten<br />

eines Führungsorgans, von der Problemerfassung<br />

bzw. vom Entgegennehmen eines Auftrages bis zu<br />

dessen Erfüllung. Sie beginnen mit jeder Veränderung der Lage oder des<br />

Auftrages erneut.<br />

2.1 Problemerfassung<br />

Die Problemerfassung ist die erste Auseinandersetzung mit einer Situation,<br />

Lage oder einem Auftrag. Das richtige Erfassen der Aufgabe und das<br />

Erkennen der Teilprobleme bilden die Voraussetzung für das Erfüllen der<br />

Aufgabe und zeigen den Weg zur Entschlussfassung auf.<br />

Ziele<br />

• Der Auftrag / das Problem ist in Teilprobleme zerlegt.<br />

• Pro Teilproblem sind Aufgaben und Fragestellungen, Prioritäten,<br />

Stabsgliederung, sowie Sofortmassnahmen beschrieben (siehe auch<br />

Produkte).<br />

Hinweise zum Vorgehen<br />

Problementdeckung / -klärung<br />

• Hauptproblem benennen;<br />

• Problembereiche (Aufgaben und Fragestellungen) visualisieren und<br />

in Form von Teilproblemen zusammenfassen;<br />

• Teilprobleme benennen;<br />

• erster Informationsaustausch mit Mitgliedern des Führungsorgans<br />

und Vertretern von Einsatzkräften;<br />

• Problemerfassung ergänzen;<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 13


Problembeurteilung<br />

• Probleme bzw. Teilprobleme nebeneinander auflisten;<br />

• Aufgaben und Tätigkeiten die zum SOLL-Zustand führen grob beschreiben;<br />

• Vorgaben, Auflagen, Handlungsrichtlinien und Rahmenbedingungen<br />

berücksichtigen und mit einbeziehen;<br />

• Bedeutung und Dringlichkeiten in Form von Prioritäten festlegen;<br />

• Organisation und Zusammenarbeit bedarfs- und ressourcenorientiert<br />

festlegen (Stabsgliederung);<br />

• Zeitverhältnisse abschätzen und bei Bedarf Sofortmassnahmen definieren<br />

(unter Zeitdruck Sofortmassnahmen bilateral beantragen oder<br />

bei entsprechender Kompetenz auslösen);<br />

• Konsequenzen eines Lösungsaufschubes erwägen.<br />

Produkte<br />

Als plakative Darstellung:<br />

• Eine visualisierte Problemerfassung<br />

Anh. 7, Problemerfassung<br />

• Eine Problembeurteilung, die pro Teilproblem Folgendes beschreibt:<br />

− Aufgaben und Fragestellungen<br />

− Prioritäten<br />

− Stabsgliederung<br />

− Sofortmassnahmen<br />

Anh. 8, Problembeurteilung<br />

14 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


2.2 Beginn Sofortmassnahmen<br />

Mit Sofortmassnahmen können Zeitverluste vermieden und Grundlagen<br />

für die Beurteilung der Lage beschafft werden. Die Handlungsfreiheit<br />

muss jedoch erhalten bleiben.<br />

Ziele<br />

• möglichst viel Zeit ist „gewonnen“;<br />

• die Beschaffung notwendiger Informationen ist veranlasst;<br />

• für die bevorstehenden Führungstätigkeiten sind günstige Voraussetzungen<br />

geschaffen;<br />

• die Handlungsfreiheit bleibt erhalten.<br />

Hinweise zum Vorgehen<br />

• Sofortmassnahmen bzw. Anträge zu Sofortmassnahmen auflisten;<br />

• über Sofortmassnahmen entscheiden;<br />

• Verantwortliche für den Vollzug bestimmen;<br />

• Sofortmassnahmen unverzüglich ausführen (lassen);<br />

• Vollzug kontrollieren;<br />

• das Anordnen von Sofortmassnahmen ist bei Bedarf eine immer wiederkehrende<br />

Tätigkeit.<br />

Produkte<br />

Eine Liste mit den Spalten:<br />

• Sofortmassnahmen;<br />

• Zuständigkeit (Fachbereich, keine Namen);<br />

• Kontrolle.<br />

Mögliche Sofortmassnahmen:<br />

• Information der übergeordneten Stellen;<br />

• besondere Nachrichtenbedürfnisse festlegen;<br />

• Informationen beschaffen (Erkundung, Aufklärung);<br />

• Bereitschaft erhöhen (z.B. Aufgebote);<br />

• Vorbereitungsmassnahmen treffen;<br />

• bereits geplante, vorbehaltene Entschlüsse auslösen;<br />

• notwendige Verbindungen aufbauen;<br />

• notwendige Informationen verbreiten (Handlungsfreiheit erhalten);<br />

• Entscheidungsträger kontaktieren;<br />

• Ressourcen klären.<br />

Die Liste ist permanent, mindestens bei jedem Rapport, zu aktualisieren.<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 15


2.3 Beginn Zeitplanung<br />

In der Zeitplanung wird festgelegt, bis zu welchem Zeitpunkt die einzelnen<br />

Führungstätigkeiten abgeschlossen sein müssen (interner Zeitplan),<br />

damit die involvierten Führungsorgane genügend Zeit für ihre Führungstätigkeiten<br />

haben. Die Meilensteine der geplanten Tätigkeiten der<br />

Einsatzorganisationen werden in einem separaten Zeitplan festgehalten<br />

(externer Zeitplan).<br />

Ziel<br />

Planungen erstellen, um deren Umsetzung rechtzeitig auslösen zu können.<br />

Hinweise zum Vorgehen<br />

• die Zeit vom angestrebten Ziel aus rückwärts planen;<br />

• im internen und externen Zeitplan darstellen:<br />

− gegebene Zeitpunkte und Zeiträume (Auflagen und Rahmenbedingungen);<br />

− den Zeitpunkt, an dem die beteiligten Stellen spätestens involviert<br />

werden müssen;<br />

− die Zeit, die dem Führungsorgan zur Lagebeurteilung und Entschlussfassung<br />

bleibt (Faustregel: 25% der verbleibenden Zeit bis<br />

zur Umsetzung der Massnahmen);<br />

− die weiteren Führungstätigkeiten (Führungsrhythmus), insbesondere<br />

Rapporte.<br />

• allenfalls Zeitplanung je Teilproblem gemäss Problemerfassung<br />

(Kap. 2.1) erstellen;<br />

• den Zeitbedarf der Beteiligten beachten;<br />

• die Zeitplanung laufend aktualisieren.<br />

Produkte<br />

Darstellung des internen und externen Zeitplans<br />

• intern: Zeitplan für die Stabsarbeit (inkl. Meilensteine);<br />

• extern: Zeitplan für die Umsetzung der Massnahmen (Einsatzbeginn,<br />

Zeitfenster für Phasen und Teilschritte sowie Einsatzende).<br />

Anh. 9, Zeitplan<br />

16 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


2.4 Lagebeurteilung<br />

Die Lagebeurteilung basiert auf den Resultaten der Problemerfassung<br />

und dem aktuellen Lagebild.<br />

2.4.1 Einflussfaktoren beurteilen<br />

Die Beurteilung der Lage geht von einer Sammlung von Fakten aus,<br />

verdichtet diese zu Erkenntnissen und leitet daraus handlungsorientierte<br />

Konsequenzen ab. Die Lagebeurteilung soll zudem Entwicklungsmöglichkeiten<br />

aufzeigen.<br />

Ziel<br />

Mit einer gesamtheitlichen Beurteilung der Lage eine Grundlage für Lösungen<br />

schaffen und den künftigen Handlungsspielraum abschätzen<br />

können.<br />

Hinweise zum Vorgehen<br />

Auftrag<br />

• Bedeutung<br />

• Erwartete Leistung<br />

• Verfügbarer Handlungsspielraum<br />

• Unterstützung<br />

Rechtslage<br />

• Rechtsgrundlagen<br />

• Zuständigkeiten<br />

• Kompetenzen<br />

• Notrecht<br />

• Handlungsspielraum<br />

Lageentwicklung<br />

• Ausdehnung<br />

• Dynamik<br />

• Wahrscheinlichste<br />

oder gefährlichste<br />

Lageentwicklung<br />

• „Gegenspieler“<br />

• Chancen und Risiken<br />

Fakten<br />

in Beziehung<br />

zur Aufgabenumschreibung<br />

formulieren<br />

Zeitverhältnisse<br />

• Beginn<br />

• Dauer<br />

• Fixpunkte<br />

• Phasen<br />

• Perioden<br />

Umwelt<br />

• Bevölkerung<br />

• Infrastruktur und Versorgung<br />

• Räumliche Verhältnisse<br />

• Kommunikation<br />

• Jahreszeit / Tageszeit<br />

• Wochentag<br />

• Meteo<br />

• Auflagen / Besonderheiten<br />

Mittel und Möglichkeiten<br />

• Ressourcen<br />

• Verfügbarkeit<br />

• Kosten / Nutzen<br />

• Aufwand / Ertrag<br />

• Stärken / Schwächen<br />

Abbildung 3: Lagebeurteilung<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 17


• Die gesammelten Fakten in die Spalte „Fakten“ übertragen („Was<br />

weiss ich? Was wissen wir?“, keine Vermutungen, Gerüchte, Annahmen<br />

etc.!)<br />

• Die Erkenntnisse beschreiben Schlussfolgerungen in Bezug auf ein<br />

oder mehrere Fakten („Was schliesse ich daraus?“).<br />

• Konsequenzen ziehen in Form von Handlungsmöglichkeiten („Was<br />

müssen wir tun?“).<br />

• Tipp: Zuerst alle Fakten auflisten. Dann die Erkenntnisse (Schlussfolgerungen)<br />

beschreiben und schliesslich die Konsequenzen (Handlungsmöglichkeiten)<br />

ableiten. In gewissen Fällen folgen aus verschiedenen<br />

Fakten die gleichen Erkenntnisse bzw. Konsequenzen.<br />

Lagebeurteilung zum Teilproblem ………..<br />

Fakten Erkenntnisse Konsequenzen<br />

in Bezug auf das Teilproblem<br />

• Was wissen wir?<br />

• Was wissen wir nicht?<br />

persönliche Schlussfolgerungen<br />

• Was schliesse ich als<br />

Stabsmitglied / Fachspezialist<br />

aus einem<br />

oder ggf. aus mehreren<br />

Fakten?<br />

Handlungsmöglichkeiten aus der<br />

Sicht des Stabes<br />

• Was müssen / können wir (Sicht<br />

des ganzen Stabes) nun tun?<br />

• Was dürfen / können wir ggf. nicht<br />

tun?<br />

• Was bedeutet dies für unser Handeln<br />

als ganzer Stab?<br />

In den Bereichen<br />

• Auftrag<br />

• Rechtslage;<br />

• Zeitverhältnisse;<br />

• Mittel und Möglichkeiten;<br />

• Umwelt;<br />

• Lageentwicklung.<br />

ableiten aus einem<br />

oder mehreren Fakten<br />

aus einer oder mehreren<br />

Erkenntnissen abgeleitet<br />

und auf gegenseitige Abhängigkeiten<br />

geprüft<br />

Die Ableitungen sind zeilenweise oder zusammenfassend<br />

spaltenweise möglich.<br />

18 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


Beispiel: Heftiger Sturm verursacht grosse Schäden und einen Stromausfall<br />

über Tage;<br />

Lagebeurteilung zum Teilproblem Stromausfall<br />

Fakten Erkenntnisse Konsequenzen<br />

Die Stromversorgung<br />

im Gebiet XY ist unterbrochen.<br />

Nach ersten Einschätzungen<br />

des Netzbetreibers<br />

wird die Behebung<br />

der Unterbrüche mehrere<br />

Tage in Anspruch<br />

nehmen.<br />

Meteo Schweiz sagt für<br />

die nächsten 24 Stunden<br />

weitere heftige<br />

Sturmböen voraus.<br />

usw.<br />

Es könnte wegen ausgefallenen<br />

Kühlgeräten<br />

zu Versorgungsengpässen<br />

kommen.<br />

Es besteht erhöhte<br />

Brandgefahr durch den<br />

Gebrauch von Kerzen,<br />

Gas- und Petrollampen<br />

usw.<br />

In der Landwirtschaft<br />

könnten Probleme bei<br />

der Versorgung von Tieren<br />

entstehen (Melken,<br />

Füttern, Belüften von<br />

Ställen usw.).<br />

Wegen ausgefallenen<br />

Verkehrsampeln könnte<br />

es vermehrt zu Unfällen<br />

und Staus kommen.<br />

usw.<br />

Lebensmittelbedarf erheben<br />

Orientierung der Bevölkerung<br />

über die Gründe und die Dauer<br />

des Stromausfalls.<br />

Verbreiten von Verhaltensanweisungen<br />

(Umgang mit Lebensmitteln,<br />

Brandverhütungsmassnahmen,<br />

Verkehr usw.)<br />

Einsatzbereitschaft der Feuerwehren<br />

erhöhen.<br />

Notstrombedarf nach den Prioritäten;<br />

Menschen, Tiere, Umwelt,<br />

und Sachwerte klären.<br />

usw.<br />

Produkte<br />

• Liste der Konsequenzen in Form von Handlungsmöglichkeiten<br />

Hinweis:<br />

• Die Liste der Konsequenzen ist die Basis für die Erarbeitung der Lösungsvarianten.<br />

2.4.2 Lösungsvarianten erarbeiten<br />

Anh. 10, Lagebeurteilung pro Teilproblem<br />

Lösungsvarianten sind unterschiedliche Synthesen der Inhalte der Konsequenzenliste.<br />

Sie beschreiben je einen Weg, der zum Ziel führt. Aufgelistete<br />

Vor- und Nachteile lassen eine Bewertung zu. Die Präsentation<br />

der Lösungsvarianten verlangt einen begründeten Antrag für eine Variante.<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 19


Ziel<br />

• Die Voraussetzungen für die Entschlussfassung sind geschaffen.<br />

Hinweise zum Vorgehen<br />

Folgende Grundlagen sind für die Erarbeitung der Lösungen zwingend:<br />

• Raster FEK (Lagebeurteilung pro Teilproblem, Anhang 10);<br />

• Lageentwicklungsmöglichkeiten.<br />

Zum Vorgehen selber:<br />

• mögliche Wege zum Ziel nebeneinander skizzieren;<br />

• Vorteile und Nachteile dieser Wege beschreiben und bewerten;<br />

• den Weg, dessen Vorteile die Nachteile übertreffen, als Antrag formulieren<br />

und begründen;<br />

• Präsentation der Lösungsvarianten und des Antrags vorbereiten:<br />

− erhaltenen Auftrag visualisieren (Problem aufzeigen);<br />

− Rahmenbedingungen, Auflagen und Mittel aufzeigen;<br />

− Lösungsmöglichkeiten mit Bewertungen (Vorteile / Nachteile) darstellen;<br />

− Antrag formulieren und begründen.<br />

Produkt<br />

Eine visualisierte Darstellung der Lösungsvarianten.<br />

Hinweise:<br />

Anh. 11, Darstellung von Lösungsmöglichkeiten<br />

• jede Lösung sollte den Führungsgrundsätzen entsprechen<br />

(siehe Kap. 6.1);<br />

• die Anträge können verschieden ausgeprägt sein. Beispielsweise Antrag<br />

auf:<br />

− Durchführen einer Aktion;<br />

− weitere Massnahmen;<br />

− zusätzliche Mittel und Kompetenzen;<br />

− Beschlüsse der zuständigen Behörde (z.B. Notrecht);<br />

− …<br />

20 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


2.5 Entschlussfassung<br />

Die Entschlussfassung des Chefs erfolgt anhand der beantragten Lösungsmöglichkeiten<br />

und legt im Entschluss die Absicht für das weitere<br />

Vorgehen fest.<br />

Ziel<br />

Die Ziele und Dringlichkeiten sind festgelegt, der zeitliche und räumliche<br />

Ablauf ist geordnet und das Zusammenwirken der Beteiligten ist geregelt.<br />

Hinweise zum Vorgehen<br />

• die Lösungsvarianten überprüfen und anhand formulierter Kriterien<br />

(z.B. Führungsgrundsätze) bewerten;<br />

• die Lösung mit grösster Aussicht auf Erfolg auswählen, ausgerichtet<br />

auf die wahrscheinlichste (am meisten Anzeichen für eine Entwicklung<br />

vorhanden) und gefährlichste (die Erfüllung des Auftrags am ehesten<br />

in Frage gestellt) Lageentwicklung;<br />

• den Entschluss in Form einer Absicht formulieren (siehe Produkt);<br />

• die Formulierung der Absicht der Stufe des Führungsorgans und den<br />

Beteiligten anpassen.<br />

Produkt<br />

Ein als Absicht formulierter Entschluss<br />

(„Es geht mir darum, “ bzw. „Ich will“)<br />

• Ziele und deren Dringlichkeit;<br />

• zeitliche und räumliche Ordnung des Handelns;<br />

• Zusammenwirken der Beteiligten.<br />

Beispiel:<br />

• Es geht mir darum, die folgenden Ziele in dieser Reihenfolge zu erreichen<br />

(oder: Ich will die folgenden ).<br />

• Zu diesem Zweck<br />

− setze ich die Mittel und Massnahmen in dieser Reihenfolge und an<br />

diesen Orten ein;<br />

− wirken alle Beteiligten auf diese oder jene Weise zusammen.<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 21


2.6 Auftragserteilung<br />

Die Auftragserteilung regelt die Umsetzung der Aktion konkret. Je nachdem,<br />

an wen die Aufträge gerichtet sind, müssen die Lösungskonzepte,<br />

die aus der Lagebeurteilung hervorgegangen sind, vorgängig zu detaillierten<br />

Planungen verarbeitet werden (Einsatzplanung). In der Auftragserteilung<br />

werden sie in einer standardisierten Struktur kommuniziert.<br />

Ziel<br />

Alle Beteiligten wissen,<br />

• in welchem Kontext sie handeln;<br />

• was die Absicht der Führung ist;<br />

• welche Ziele sie bis wann zu erreichen haben;<br />

• welche besonderen Anordnungen zu beachten sind.<br />

Hinweise zum Vorgehen<br />

• mit einem einheitlichen Aufbau der Anordnungen (Befehle) das Verständnis<br />

bei den Empfängern erleichtern;<br />

• Einzelheiten nur so weit anordnen, als sie zur Koordination der Aktion<br />

unerlässlich sind;<br />

• nur so viel anordnen, wie auf Grund der Lage aus dem voraussichtlichen<br />

Ablauf der Aktion erforderlich ist;<br />

• bei der Auftragserteilung als Chef nach der Orientierung immer die<br />

Absicht bekannt geben und am Schluss die Standorte auflisten<br />

(lassen);<br />

• eine Kontrolle über die angeordneten Massnahmen führen.<br />

Anh. 12, Führungsplakate<br />

22 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


Produkt<br />

Eine Auftragserteilung in fünf Teilen:<br />

1. Orientierung<br />

− was ist geschehen;<br />

− Zielvorgaben oder Auftrag der vorgesetzten Stelle;<br />

− Rechtslage;<br />

− Entwicklung der Lage;<br />

− bereits getroffene Massnahmen.<br />

2. Absicht<br />

− bei Bedarf den gefassten Entschluss als Absicht formulieren.<br />

3. Aufträge<br />

− wer macht was, wann und wo?<br />

4. Besondere Anordnungen<br />

− alle Informationen, die zusätzlich zur Umsetzung des Auftrages<br />

sowie zur Koordination der Beteiligten und der angeordneten<br />

Massnahmen nötig sind (Nachrichtenfluss, Weg der Meldungen,<br />

Verbindungen, Logistik, Auflagen, Fixpunkte etc.).<br />

5. Standorte<br />

− Standorte und Erreichbarkeiten bekannt geben.<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 23


2.7 Steuerung des Einsatzes<br />

Zielabweichungen und Lageveränderungen müssen rechtzeitig erkannt<br />

werden. Eine neue Lage erfordert eine erneute Problemerfassung. Für<br />

die frühzeitige Erkennung von allfälligem Handlungsbedarf eignen sich<br />

Lagerapporte, aber auch ein Augenschein vor Ort.<br />

Ziele<br />

• Zielabweichungen sind festgestellt;<br />

• Handlungsbedarf ist erkannt;<br />

• lagegerechte Kontroll- und Korrekturmassnahmen sind ausgelöst.<br />

Hinweise zum Vorgehen<br />

• die Überwachung der ausgelösten Massnahmen sicherstellen;<br />

• die tatsächliche Wirkung der ausgelösten Massnahmen mit der geplanten<br />

Wirkung vergleichen;<br />

• Handlungsbedarf beschreiben und darüber entscheiden bzw. den<br />

Entscheid beantragen;<br />

• Korrekturmassnahmen oder passende vorbehaltene Entschlüsse auslösen<br />

bzw. das Auslösen beantragen;<br />

• weitere Überwachung sicherstellen.<br />

Produkte<br />

• eine Tabelle mit den Spalten<br />

− wer kontrolliert?<br />

− wann?<br />

− tatsächliche Wirkung der Massnahmen;<br />

− Handlungskompetenzen des Kontrollierenden.<br />

• Lagerapporte<br />

24 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


2.8 Eventualplanung<br />

Je nach zur Verfügung stehender Zeit bereits während der Lagebeurteilung<br />

– spätestens aber nach dem Entscheid über das weitere<br />

Vorgehen – muss nach weiteren Massnahmen je nach Lageentwicklung<br />

gefragt werden: „Was wäre, wenn?“. Vorbehaltene<br />

Entschlüsse können hier integriert werden.<br />

Ziel<br />

Sich bei veränderter Lage mit Eventualplanungen vor Überraschungen<br />

schützen und entsprechend reagieren können.<br />

Hinweise zum Vorgehen<br />

Führungsorgan<br />

vorausschauend planen (Eventualplanung)<br />

unterstützen<br />

Gegenwart Entwicklungsphase 1 Entwicklungsphase 2<br />

momentane Probleme mögliche Probleme mögliche Probleme<br />

Zeit<br />

• in die nächste und übernächste Phase der Lageentwicklung und der<br />

Ereignisbewältigung blicken („Geländekammern“);<br />

• eine aussagekräftige Liste mit möglichen kommenden Ereignissen /<br />

Lagen erstellen;<br />

• pro Ereignis / Lage<br />

− Ereignis / Lage beschreiben;<br />

− mögliche Aufgaben auflisten;<br />

− Kriterien für einen Handlungsbedarf beschreiben;<br />

− vorbehaltenen Entschluss formulieren;<br />

− Aufträge an die Beteiligten formulieren;<br />

− Vorbereitungsmassnahmen auflisten.<br />

• zu einer Übersicht zusammenfassen.<br />

Produkte<br />

Ausformulierte Planungsunterlagen / Aufträge, Checklisten etc.<br />

Anh. 13, Eventualplanung<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 25


3 Stabsarbeit<br />

3.1 Stabsarbeitsprozess<br />

• Die nachfolgende Darstellung ist ein möglicher Ablauf der Stabsarbeit.<br />

• Die Grösse des Führungsvorsprungs des Chefs Führungsorgan<br />

bzw. des Stabschefs beeinflusst die Startphase des Stabsarbeitsprozesses.<br />

• Grundsätzlich wird im Stabsarbeitsprozess unterschieden zwischen:<br />

− Orientierungsrapport<br />

Rapport des Chefs, Ziel: Beteiligte sind über das Problem (Problemerfassung)<br />

orientiert und sind sich über ihre Aufträge für den Lagerapport<br />

im Klaren (Lageaufbereitung in den Fachbereichen).<br />

− Lagerapport<br />

Rapport der Fachbereiche, Ziel: die Lage ist aufbereitet, die Fachbereichslagen<br />

sind klar dargestellt (FEK), die aufgezeigten Konsequenzen<br />

erlauben es dem Chef, gewisse Entscheide sofort zu treffen<br />

und für andere Lösungsvarianten erarbeiten zu lassen. Die Beteiligten<br />

sind sich über ihre Aufträge für den Entschlussrapport im<br />

Klaren (Variantenerarbeitung mit Vor- und Nachteilen inkl. Antrag).<br />

− Entschlussrapport<br />

Rapport des Chefs, Ziel: Grundlagen für den Entschluss des Chefs<br />

sind geschaffen (Lösungsvarianten liegen vor), der Chef gibt seine<br />

Absicht bekannt und erteilt die Aufträge für die Problemlösung bzw.<br />

Auftragserfüllung sowie für die Erarbeitung spezieller Konzepte<br />

(z.B. Kommunikation, Evakuation, Versorgung etc.). Die in der<br />

Problemerfassung erkannten Teilprobleme sollen einer Lösung zugeführt<br />

werden, das Hauptproblem soll damit gelöst werden.<br />

• In „turbulenten“ Situationen (sehr zahlreiche, sehr komplexe Probleme<br />

mit zudem dynamischer Lageentwicklung), kann es erforderlich sein,<br />

− dass der Stabsarbeitsprozess mehrmals durchlaufen werden muss;<br />

− dass es zu Schlaufen im Stabsarbeitsprozess kommt, d.h. dass<br />

z.B. Orientierungsrapport oder Lagerapport wiederholt werden<br />

müssen, weil neue Ereignisse oder Erkenntnisse dies erfordern;<br />

− dass mehrere Stabsarbeitsprozesse parallel geführt werden<br />

müssen (Arbeit in Arbeitsgruppen).<br />

• Bei einfachen Problemlagen (zahlreiche, aber nicht komplexe Probleme<br />

oder bei Klarheit in Bezug auf das Lagebild), kann es zweckmässig<br />

sein,<br />

26 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


− eine verkürzte Form des Stabsarbeitsprozesses zu praktizieren,<br />

bzw. gewisse Rapporte oder Rapportteile wegzulassen;<br />

− auf die Aufarbeitung der Fachbereichslagen bzw. auf die Variantenerarbeitung<br />

zu verzichten und im Anschluss an die Orientierung<br />

(Problemerfassung) gleich zum Entschluss zu kommen (Absicht<br />

und Aufträge).<br />

• Eine besondere Form des Rapportes ist der<br />

− Abspracherapport<br />

Rapport gemeinsam mit externen Leistungserbringern (z.B. Armee,<br />

andere Zivilschutzorganisationen, zivile Hilfsorganisationen), Ziel:<br />

Unterstützungs- bzw. Hilfsmöglichkeiten der externen Leistungserbringer<br />

sind abgeklärt, Aufträge für die externe Unterstützung sind<br />

erteilt (vgl. Anhang 5).<br />

Führungstätigkeiten<br />

Chef Führungsorgan /<br />

Stabschef<br />

Auftrag / Lage<br />

Stabsmitglieder<br />

Beginn Sofortmassnahmen + Zeitplanung<br />

Problemerfassung<br />

• Problemerfassung<br />

durchführen;<br />

• erste Sofortmassnahmen<br />

anordnen;<br />

• Zeitplanung beginnen;<br />

• Rapport vorbereiten.<br />

Orientierungsrapport<br />

Falls bereits involviert:<br />

• Informationen im eigenen<br />

Bereich beschaffen;<br />

• Anträge für Sofortmassnahmen<br />

überlegen;<br />

• Überlegungen zur Zeitplanung<br />

anstellen.<br />

• Wissensstand abgleichen;<br />

• Sofortmassnahmen einleiten;<br />

• Aufträge für den Lagerapport erteilen (Lagebild Fachbereiche)<br />

• weiteres Vorgehen regeln.<br />

Produkte:<br />

Resultat der Problemerfassung, Zeitplan, Sofortmassnahmen<br />

und Aufträge für die Weiterarbeit im Stab<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 27


Aktualisierung Sofortmassnahmen und Zeitplanung<br />

+ Erstellung Eventualplanung<br />

Lagebeurteilung<br />

• Lage im Gesamtrahmen<br />

beurteilen;<br />

• Prioritäten setzen;<br />

• weitere Sofortmassnahmen<br />

bewilligen;<br />

• Zeitplanung aktualisieren;<br />

• Eventualplanungen in Auftrag<br />

geben;<br />

• Stabsmitglieder begleiten;<br />

• Rapport vorbereiten.<br />

Lagerapport<br />

• Sofortmassnahmen<br />

auslösen;<br />

• Lage im Fachbereich beurteilen;<br />

• Fachbereichslage für den<br />

Lagerapport aufarbeiten,<br />

Präsentation vorbereiten<br />

(FEK);<br />

• Absprachen treffen;<br />

• Anträge vorbereiten.<br />

• Wissensstand ausgleichen;<br />

• Übersicht über die Lage erlangen;<br />

• Handlungsbedarf erkennen;<br />

• Aufträge für den Entschlussrapport erteilen (Varianten<br />

inkl. Vor- und Nachteilen sowie Antrag);<br />

• weiteres Vorgehen regeln.<br />

Produkte:<br />

aufgearbeitete Lagedarstellung (inkl. Fachbereichslagen),<br />

Aufträge für die Weiterarbeit im Stab<br />

28 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


Aktualisierung Sofortmassnahmen<br />

und Zeitplanung<br />

+ Erstellung Eventualplanung<br />

Entschlussfassung<br />

• Prioritäten setzen;<br />

• weitere Sofortmassnahmen<br />

bewilligen;<br />

• Zeitplanung aktualisieren;<br />

• Eventualplanungen in Auftrag<br />

geben;<br />

• Stabsmitglieder begleiten;<br />

• Rapport vorbereiten.<br />

Entschlussrapport<br />

• Sofortmassnahmen<br />

auslösen;<br />

• Lösungsvarianten für den<br />

Entschlussrapport<br />

erarbeiten, Präsentation<br />

vorbereiten (inkl. Vor- und<br />

Nachteilen sowie Antrag);<br />

• Absprachen treffen.<br />

• Wissensstand ausgleichen;<br />

• Lösungsvarianten präsentieren lassen;<br />

• Entschlüsse fassen, Absicht formulieren;<br />

• Aufträge erteilen (z.B. für die Konzepterarbeitung);<br />

• weiteres Vorgehen regeln (Kontrolltätigkeit, weitere<br />

Stabsarbeit).<br />

Produkte:<br />

Absicht des Chefs, Entschluss, Aufträge<br />

Aktualisierung Sofortmassnahmen und<br />

Zeitplanung + Erstellung Eventualplanung<br />

Steuerung des Einsatzes<br />

• Kontrollen anordnen;<br />

• Steuerungsmassnahmen<br />

anordnen.<br />

Orientierungsrapport (bei neuer Lage bzw.<br />

neuem Auftrag)<br />

• Kontrollen durchführen;<br />

• Anträge für Steuerungsmassnahmen<br />

vorbereiten.<br />

Lagerapport (regelmässig, Aktualisierung Lagebild)<br />

Entschlussrapport (bei Bedarf)<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 29


Bei Bedarf sind zusätzliche Abspracherapporte mit Partnerorganisationen<br />

(z.B. Armee, <strong>Polizei</strong>, Feuerwehr oder zivile Hilfsorganisationen) einzuplanen.<br />

Anh. 3, Mögliche Traktandenlisten von Rapporten<br />

Anh. 5, Abspracherapport<br />

30 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


3.2 Arbeitsformen im Stab<br />

Die anwesenden Mitarbeitenden, die Aufgaben und die Zeit, die zur Verfügung<br />

steht, bestimmen die Arbeitsformen im Stab.<br />

Ziel<br />

Der Stab ist den Aufgaben und den Zeitverhältnissen entsprechend<br />

strukturiert.<br />

Hinweise zum Vorgehen<br />

• Aufgaben und Zeitverhältnisse gegeneinander abwägen;<br />

• den Stab gemäss Tabelle nach Kriterien gruppieren, mit den nötigen<br />

Informationen versehen und mit Kompetenzen ausstatten.<br />

Arbeitsformen<br />

Einzelarbeit Arbeitsgruppen Rapport<br />

Kriterien<br />

• Fachproblem<br />

• Auftrag / Problem<br />

betrifft mehrere<br />

Sachbereiche<br />

• Auftrag / Problem<br />

ist umfassend;<br />

• Informationsdefizit;<br />

• Koordinationsbedarf.<br />

Informationen<br />

• Ziel;<br />

• Termin;<br />

• Hilfen.<br />

• Verantwortlicher;<br />

• Ziel;<br />

• Termin;<br />

• Hilfen.<br />

• Rapportziel(e);<br />

• Traktanden;<br />

• Teilnehmer;<br />

• Unterlagen;<br />

• Vorbereitung.<br />

Kompetenz<br />

• erledigen oder<br />

• bearbeiten<br />

• erledigen oder<br />

• bearbeiten<br />

Hinweis:<br />

Rapport meint hier nicht Bericht, sondern Besprechung (Meeting)<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 31


3.3 Rapportvorbereitungen<br />

Rapportvorbereitungen schaffen günstige Voraussetzungen für das Erreichen<br />

der Rapportziele. In der Regel bereitet der Stabschef die Rapporte<br />

vor und wird sie auch führen, während der Chef des Führungsorgans<br />

entscheiden wird. Die Teilnehmenden bereiten knappe, klare und<br />

unmissverständliche Beiträge vor und visualisieren sie wenn immer möglich.<br />

Ziele<br />

• die Teilnehmenden wissen, wann und wozu ein Rapport stattfindet,<br />

was behandelt wird und was vorzubereiten ist;<br />

• die Rollen in der Rapportleitung sind geklärt.<br />

Hinweise zum Vorgehen<br />

• Chef Führungsorgan oder Stabschef:<br />

− Zeitpunkt des Rapportes festlegen;<br />

− Teilnehmende auflisten;<br />

− Ziele des Rapportes definieren und bekanntgeben;<br />

− mitzubringende Unterlagen festlegen;<br />

− Vorbereitungsarbeiten der Teilnehmenden in Auftrag geben;<br />

− Traktandenliste erstellen;<br />

− Führungshilfen (Plakate, Journale, Kartenmaterial etc.) durch Führungsunterstützung<br />

vorbereiten lassen;<br />

− Unterlagen für die Teilnehmenden bereitlegen.<br />

• Rapportteilnehmende:<br />

− Lage im Fachbereich aktualisieren;<br />

− Beiträge zu den Traktanden vorbereiten;<br />

− bei Bedarf Fachreferenten beiziehen;<br />

− Stellvertretung bei Abwesenheit organisieren.<br />

Produkte<br />

• Traktandenliste<br />

• Aktualisierte Führungshilfen<br />

• Notwendige Unterlagen<br />

• Lage im Fachbereich und Anträge<br />

Anh. 2, Ziele und Traktanden für Rapporte<br />

Anh. 3, Mögliche Traktandenlisten von Rapporten<br />

Anh. 5, Abspracherapport<br />

Anh. 15, Lage im Fachbereich<br />

32 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


3.4 Führungsunterstützung<br />

Das Führungsorgan erfüllt seine Aufgaben mit Hilfe der Führungsunterstützung.<br />

Die Sachbereiche der Führungsunterstützung benötigen Informationen<br />

des Führungsorgans, um ihre Produkte bedarfsorientiert liefern<br />

zu können.<br />

3.4.1 Sachbereich Lage<br />

Der Sachbereich Lage benötigt vom Führungsorgan:<br />

• Vorgaben der Führung für den Sachbereich Lage (insbesondere thematische,<br />

räumliche und zeitliche Prioritäten, zudem Interessenräume<br />

und Interessenbereiche);<br />

• Bedürfnisse der Fachbereiche;<br />

• Bedürfnisse der Bevölkerung und die Situation zu den Lebensgrundlagen;<br />

• Informationen aus der Erfahrung und Dokumentationen / Datenbanken.<br />

Produkte des Sachbereichs Lage:<br />

• Warnung (an das Führungsorgan bei erkannter Gefährdung);<br />

• Lagebild;<br />

• Lagebeurteilung.<br />

3.4.2 Sachbereich Telematik<br />

Der Sachbereich Telematik benötigt vom Führungsorgan:<br />

• Vorgaben der Führung für den Sachbereich Telematik (insbesondere<br />

die räumlichen und zeitlichen Prioritäten);<br />

• Bedürfnisse der Partner;<br />

• Möglichkeiten zur Alarmierung der Bevölkerung;<br />

• Bedarf an Telematikmitteln und -verbindungen an den Führungsstandorten.<br />

Produkte des Sachbereichs Telematik:<br />

Anh. 20, Gebräuchlichste zivile Signaturen<br />

• Verbindungsdispositiv;<br />

• Alarmierungsdispositiv;<br />

• Draht- und Funknetze, die erstellt, betrieben und unterhalten werden;<br />

• EDV / Netzwerke (LAN).<br />

Anh. 6, Meldezettel<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 33


4 Strukturen<br />

4.1 Grundstruktur<br />

Die Grundstruktur eines Führungsorgans ergibt sich aus der Grösse des<br />

umfassten Gebietes (<strong>Kanton</strong>, Region, Gemeinde) und den Risiken und<br />

Gefahren innerhalb dieses Raumes. Die Aufgaben sind in Pflichtenheften<br />

festgehalten, unterteilt in ständige Pflichten und Pflichten im Einsatz.<br />

Musterpflichtenhefte können beim Amt für Bevölkerungsschutz, Sport<br />

und Militär (BSM) bezogen werden.<br />

Anh. 1, Mögliche Grundstruktur<br />

4.2 Organisation des Führungsorgans<br />

C FO /<br />

Stabschef<br />

Das Führungsorgan kommt in der Regel modular in den Einsatz. Der<br />

Kernstab entscheidet je nach Situation über Aufgebote weiterer Spezialisten.<br />

Führungsunterstützung<br />

Kernstab<br />

Erweiterter Stab<br />

Arbeitsgruppe<br />

Arbeitsgruppe<br />

Abbildung 4: Organisation des Führungsorgans<br />

34 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


5 Infrastruktur<br />

Ein gut eingerichteter Führungsstandort beeinflusst die Effizienz der<br />

Stabsarbeit positiv. Nebst Führungs- und Arbeitsräumen müssen auch<br />

sämtliche notwendigen Verbindungen sichergestellt sein.<br />

5.1 Räumlichkeiten<br />

• Führungsraum für Rapporte;<br />

• Arbeitsraum des Chefs des Führungsorgans / Stabschefs;<br />

• Arbeitsräume des Stabes;<br />

• Lagezentrum;<br />

• Telematikzentrum;<br />

• Kanzlei;<br />

• weitere Räumlichkeiten nach Bedarf:<br />

− Medienraum;<br />

− Verpflegungsraum;<br />

− Ruheraum;<br />

− <br />

5.2 Einrichtungen<br />

5.2.1 Führungshilfen<br />

Lagezentrum / Nachrichtenzentrum:<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 35


Führungsraum:<br />

Hinweis:<br />

Für weiterführende Informationen zu diesem Thema siehe:<br />

Behelf Sachbereich Lage (BELA), www.bevoelkerungsschutz.ch<br />

5.2.2 Peripheriegeräte<br />

• Drucker;<br />

• Kopierer;<br />

• Digitalkamera (Foto, Video);<br />

• Scanner;<br />

• Visualizer (Dokumentenkamera);<br />

• Beamer oder Grossbildschirm;<br />

• Smartboard (elektronische Wandtafel).<br />

5.2.3 Telematik<br />

• mehrere Telefonanschlüsse (inkl. Mobile-Empfang);<br />

• FAX;<br />

• POLYCOM;<br />

• Intranet und Internet für Arbeitsstationen und persönliche Laptops;<br />

• Radio und Fernsehen.<br />

36 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


Hinweis:<br />

Peripheriegeräte und Telematik müssen in genügender Anzahl bereitstehen<br />

sowie zeitgerecht betriebsbereit und durchhaltefähig sein (Notstrom<br />

und geladene Reserve-Akkus).<br />

Für den Fall, dass der primäre Führungsstandort nicht beziehbar bzw.<br />

nicht betreibbar ist, einen Ersatzstandort planen und bereithalten!<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 37


6 Besonderes<br />

Das Kapitel behandelt Themen, die für das ganze Führungsorgan von<br />

Bedeutung sind.<br />

6.1 Führungsgrundsätze<br />

Führungsgrundsätze können Entscheidungsträger bei der Lösungsfindung<br />

unterstützen.<br />

• Zielorientierung<br />

− Was wird von den Betroffenen erwartet?<br />

− Sind die angestrebten Ziele realistisch und können sie zeitgerecht<br />

erreicht werden?<br />

− Sind die Ausführenden über das zu erreichende Ziel orientiert?<br />

• Schwergewichtsbildung<br />

− Werden die Mittel konzentriert zur richtigen Zeit am richtigen Ort<br />

eingesetzt (Prioritäten: Menschen und Tiere retten und schützen;<br />

Umwelt und Sachwerte schützen und instand stellen; Gemeinschaft<br />

vor Individuum)?<br />

− Welche Massnahmen sind zwingend, welche wünschbar?<br />

− Wird eine Zersplitterung der Mittel vermieden?<br />

• Einfachheit<br />

− Ist das geplante Vorgehen für die Ausführenden einfach und verständlich?<br />

• Sicherheit<br />

− Werden Massnahmen zur Vermeidung von leichtfertigem und unüberlegtem<br />

Handeln getroffen?<br />

− Sind Vorkehrungen zum Erreichen der grösstmöglichen Sicherheit<br />

der Mittel (vor allem der Einsatzkräfte) getroffen?<br />

− Sind Vorkehrungen für die physische und psychische Sicherheit der<br />

Menschen getroffen?<br />

• Ökonomie<br />

− Wird mit den vorhandenen Mitteln die beste Wirkung erzielt?<br />

− Werden für die Aufgabe die geeigneten Mittel eingesetzt?<br />

− Werden alle eigenen Mittel eingesetzt, bevor überörtliche Hilfe angefordert<br />

wird?<br />

− Sind Ablösungen vorgesehen?<br />

− Ist die Versorgung sichergestellt?<br />

38 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


• Einheitlichkeit<br />

− Werden Abschnittsgrenzen oder Aufgabenbereiche gebildet?<br />

− Sind klare Aufträge, Unterstellungen oder Zuweisungen festgelegt?<br />

− Sind die Verantwortlichkeiten klar geregelt?<br />

− Werden die notwendigen Koordinationsmassnahmen zwischen Mitteln<br />

unterschiedlicher Zugehörigkeit angeordnet?<br />

• Flexibilität<br />

− Lässt das gewählte Vorgehen jederzeit eine Anpassung an geänderte<br />

Bedingungen zu?<br />

− Kann die Zuteilung der Mittel (evtl. Anpassung der Mittel) bei geänderten<br />

Bedingungen rechtzeitig erfolgen?<br />

• Handlungsfreiheit<br />

− Wird vorausschauend geplant und gehandelt?<br />

− Wird überörtliche Hilfe zeitgerecht und als konkrete Hilfeleistung<br />

beantragt?<br />

− Werden laufend Informationen beschafft?<br />

− Wird das Lagebild periodisch überprüft und das Handeln daran angepasst?<br />

− Sind die Mittel zweckmässig gegliedert?<br />

− Werden Reserven geschaffen (nur Reserven bilden, solange keine<br />

Menschen, Tiere und Sachwerte in unmittelbarer Gefahr sind)?<br />

• Rechtmässigkeit<br />

− Entspricht der Einsatz geltendem Recht?<br />

• Verhältnismässigkeit<br />

− Stehen die eingesetzten Mittel in einem vertretbaren Verhältnis zur<br />

vorgegebenen Zielsetzung?<br />

− Wird die Würde des Menschen angemessen beachtet?<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 39


6.2 Belastende Ereignisse und psychosoziale Unterstützung<br />

Einsatzkräfte und deren Angehörige zählen zu den Gruppen, bei denen<br />

ein erhöhtes Traumatisierungsrisiko besteht.<br />

Präventive Massnahmen<br />

Vor dem Einsatz:<br />

• Wenn möglich den Einsatz vorbesprechen (Briefing).<br />

Während des Einsatzes:<br />

• Psychischen Zustand der Einsatzkräfte überwachen und Betreuung<br />

sicherstellen.<br />

Nach dem Einsatz:<br />

• Einsatznachbesprechung (Technisches Debriefing) und Demobilisation<br />

(Begriff aus dem Peer-Einsatz) durchführen;<br />

• strukturierte Nachbesprechungen, Gespräche und weitere Hilfestellungen<br />

anbieten.<br />

Betroffene (Opfer, Angehörige, Zeugen und Einsatzkräfte) bei Bedarf<br />

durch das Care Team <strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong> betreuen lassen.<br />

Das Care Team kann über die Sanität-Notrufzentrale 144 aufgeboten<br />

werden.<br />

Hinweis:<br />

Bei Grossereignissen und Katastrophen einen Einsatzleiter des Care<br />

Teams <strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong> in das Führungsorgan integrieren. Alle Einsatzleiter<br />

des Care Teams <strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong> sind entsprechend ausgebildet.<br />

40 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


6.3 Medien<br />

Die Medien frühzeitig in die Ereignisbewältigung einbeziehen. Zusätzliche<br />

Hinweise zur richtigen Kommunikation mit Medien können dem vom<br />

<strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong> herausgegebenen „Leitfaden zur Krisenkommunikation“<br />

entnommen werden. Dieser kann bei der Staatskanzlei oder über die Internetseite<br />

des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong> (www.be.ch > Rubrik Publikationen) bestellt<br />

werden.<br />

6.3.1 Hinweise für den Umgang mit Medien<br />

• Medienvertreter persönlich einladen;<br />

• Medienanlaufstelle betreiben;<br />

• alle Medien (Print- und elektronische Medien) berücksichtigen;<br />

• Medienvertreter wohlwollend empfangen (keine Arroganz / Ignoranz);<br />

• Medieninformation optimal vorbereiten;<br />

• Auskunft nie verweigern, aber definieren, wer auskunftsberechtigt ist;<br />

• keine Falschaussagen verbreiten (Bumerang);<br />

• auf Vorwürfe oder persönliche Angriffe gelassen reagieren;<br />

• Medienvertretern Vertrauen entgegenbringen;<br />

• Redaktionsschluss der Medien beachten;<br />

• Reporter im Einsatzgebiet durch Lotsen / Gesprächspartner begleiten;<br />

• Medienvertretern für objektive Berichterstattung danken.<br />

6.3.2 Vorbereitung einer Medienorientierung<br />

• Absprache mit Mediendienst der <strong>Kanton</strong>spolizei und der Behörden;<br />

• Medienbetreuer bestimmen (Kontaktierung, Empfang etc.);<br />

• Moderator der Medienorientierung bestimmen;<br />

• Orte und Zeiten bestimmen (Orientierung, Besichtigungen);<br />

• Räumlichkeiten reservieren (inkl. Parkplätze);<br />

• Traktandenliste und Zeitplan erstellen;<br />

• Einladung an die Medien versenden;<br />

• Vorbereiten der nötigen Unterlagen (u.a. Pressemappe);<br />

• Konferenzraum einrichten;<br />

• Einweisung sicherstellen;<br />

• Zutrittskontrolle.<br />

6.3.3 Durchführung einer Medienorientierung<br />

Siehe Anhang 16.<br />

Anh. 16, Medienorientierung<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 41


Anhänge<br />

Hinweise:<br />

• Die Anhänge sind im Original-Dateiformat im Internet abgelegt<br />

(www.be.ch/azb >Bevölkerungsschutz, >Führungsorgane).<br />

• Die Texte haben wegen der Anpassung an das Format des Behelfs<br />

teilweise andere Zeilenumbrüche.<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 43


1 Grundstruktur<br />

44 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


Hinweise:<br />

• Die Grundstruktur eines Führungsorgans ergibt sich aus der Grösse<br />

des umfassten Gebietes (<strong>Kanton</strong>, Verwaltungskreis, Region, Gemeinde)<br />

und den Risiken und Gefahren innerhalb dieses Raumes.<br />

• Im Ereignisfall werden die Strukturen des Führungsorgans der Situation<br />

angepasst.<br />

• Die Verwaltung wird auf Stufe <strong>Kanton</strong> meist differenzierter abgebildet.<br />

• Die Armee ist auf Stufe <strong>Kanton</strong> standardmässig durch Vertreter des<br />

<strong>Kanton</strong>alen Territorialverbindungstabs (KTVS) eingebunden. Auf den<br />

übrigen Stufen erfolgt die Absprache mit der Armee anlässlich spezieller<br />

Abspracherapporte.<br />

Anh. 5, Abspracherapport<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 45


2 Ziele und Traktanden für Rapporte<br />

Mögliche Ziele<br />

• Wissensstand ausgeglichen;<br />

• Sofortmassnahmen eingeleitet;<br />

• Zeitplan erstellt;<br />

• Lage beurteilt und Konsequenzen abgeleitet;<br />

• Konzepte angehört und darüber entschieden;<br />

• Anträge formuliert;<br />

• Entscheide gefällt;<br />

• Aufträge erteilt;<br />

• Mittel und Massnahmen koordiniert;<br />

• Stand der Arbeiten ermittelt;<br />

• weiteres Vorgehen geregelt.<br />

Mögliche Traktanden<br />

Die Traktandenliste jeweils den aktuellen Bedürfnissen anpassen<br />

Inhalt<br />

• Ziel des Rapportes<br />

• Präsentation des Lagebildes<br />

• Präsentation der Lage der einzelnen<br />

Aufgabenbereiche<br />

• Erhaltener Auftrag und Vorgaben<br />

• Lagebeurteilung<br />

• Getroffene Massnahmen<br />

• Zeitplan<br />

• Anträge für Sofortmassnahmen<br />

• Anträge für sonstige Massnahmen<br />

• Präsentationen von Konzepten und<br />

Ergebnissen<br />

• Entscheide<br />

• Verantwortlichkeiten<br />

• Termine<br />

• Aufträge<br />

• Weiteres Vorgehen<br />

• Umfrage<br />

• Nächster Rapport<br />

zuständig<br />

Chef Führungsorgan<br />

Chef Lage<br />

Fachbereichsleiter<br />

Chef Führungsorgan<br />

alle, sowie Spezialisten<br />

Fachbereichsleiter<br />

Chef Führungsorgan<br />

alle<br />

alle<br />

Fachbereichsleiter<br />

Chef Führungsorgan<br />

Chef Führungsorgan<br />

Chef Führungsorgan<br />

Chef Führungsorgan<br />

Chef Führungsorgan<br />

alle<br />

Chef Führungsorgan<br />

46 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


3 Mögliche Traktandenlisten von Rapporten<br />

Besondere und ausserordentliche Lage<br />

Normale Lage<br />

Orientierungsrapport<br />

Lagerapport<br />

Entschlussrapport Periodische Sitzungen<br />

1. Ziele<br />

2. Orientierung Lage<br />

‒ Ereignis<br />

‒ Schadenlage<br />

‒ Lage in der Bevölkerung<br />

‒ Laufende Einsätze<br />

‒ Hauptprobleme<br />

‒ Anträge Front und/oder<br />

Bedürfnisse der Gemeinden<br />

3. Problemerfassung<br />

4. Sofortmassnahmen (1)<br />

‒ Anträge und Entscheide<br />

5. Beginn Zeitplanung<br />

6. Stabsgliederung<br />

7. Aufträge für den Lagerapport<br />

8. Umfrage<br />

9. Nächster Rapport<br />

1. Ziele<br />

2. Auftragskontrolle<br />

3. Lageveränderungen<br />

4. Lage pro Teilproblem /<br />

Arbeitsgruppe<br />

‒ Fakten<br />

‒ Erkenntnisse<br />

‒ Konsequenzen<br />

5. Aufträge (1) für den Entschlussrapport<br />

6. Neue Sofortmassnahmen<br />

7. Zeitplanung<br />

8. Umfrage<br />

9. Nächster Rapport<br />

1. Ziele<br />

2. Auftragskontrolle<br />

3. Lageveränderungen<br />

4. Präsentation der<br />

Lösungsvarianten<br />

inkl. Anträge<br />

5. Entschluss (1)<br />

6. Aufträge (2)<br />

7. Umfrage<br />

8. Nächster Rapport<br />

1. Ziele<br />

2. Protokoll (letzte Sitzung)<br />

‒ Rückblick<br />

‒ Pendenzen<br />

3. Allgemeine Informationen<br />

4. Personelles<br />

5. Neue „Geschäfte“<br />

6. Behandlung der Geschäfte<br />

(nach Dringlichkeit)<br />

7. Ausbildung<br />

8. Beschlüsse / Aufträge (im<br />

Rahmen der eigenen<br />

Kompetenzen)<br />

9. Anträge (an die übergeordnete<br />

Stelle)<br />

10. Umfrage<br />

11. Nächster Rapport<br />

1 Vor und/oder nach Sofortmassnahmen sowie vor Auftragserteilungen und Entschlüssen kann es sinnvoll sein, den Rapport für<br />

eine gewisse Zeit zu unterbrechen.<br />

2 Die Auftragserteilung zur Umsetzung der Massnahmen erfolgt unter Umständen erst nach der Weiterverarbeitung der bewilligten<br />

Konzepte – evtl. im Rahmen eines weiteren Rapports.<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 47


4 Gesuch um überörtliche Hilfe<br />

Informationsgehalt des Gesuchs:<br />

Adressat<br />

Für Gemeinden und Regionen: das übergeordnete Führungsorgan.<br />

Absender<br />

• Führungsorgan;<br />

• Kontaktperson;<br />

• Telefon, Fax, E-Mail.<br />

Beschreibung des Ereignisses<br />

• Zeitpunkt, Art und Ort;<br />

• festgestellte Auswirkungen, Gefahrenschwerpunkte und Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Eingesetzte Mittel<br />

• Orte;<br />

• Stärke;<br />

• seit wann im Einsatz / Zustand;<br />

• Aufträge.<br />

Beantragte Unterstützung (PPQQZD)<br />

Durchhaltefähigkeit<br />

Grobumschreibung<br />

Detailliertere<br />

Beschreibung<br />

Prio Produkt Qualität Quantität Zeitverhältnisse<br />

Mengen Beginn Dauer<br />

Treffpunkt für die Detailabsprache<br />

• Hinweise für die Vorbereitung der Detailabsprache;<br />

− Ort- und Zeitangabe;<br />

− Teilnehmer, Funktionen;<br />

− Traktandenliste.<br />

• Verbindungsmittel / Telefonnummern der Verbindungsleute.<br />

48 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


5 Abspracherapport<br />

Zeitpunkt:<br />

Ziele:<br />

Bei Zuweisung zusätzlicher Mittel<br />

• über Bedürfnisse und Möglichkeiten orientiert;<br />

• Aufträge erteilt;<br />

• Mittel und Massnahmen koordiniert.<br />

Teilnehmer: • Vertreter der Behörden;<br />

• Chef Führungsorgan (C FO), Chef Lage (C Lage) und benötigte<br />

Fachbereichsleiter aus dem Führungsorgan (FO);<br />

• Einsatzleiter (EL);<br />

• Trp Kdt bzw. Chef der zugewiesenen Einsatzkräfte.<br />

Traktanden: 1. Begrüssung und Kurzvorstellung<br />

C FO / Teilnehmer<br />

2. Ziel und Zweck Behörde / C FO<br />

3. Orientierung über die Lage (Lagebild)<br />

− Lage / Ereignis (was, wann, wo);<br />

− getroffene Massnahmen / eingesetzte<br />

Mittel;<br />

− Gefahren / Probleme / Dringlichkeiten.<br />

Behörde / C Lage<br />

Einsatzleiter<br />

4. Hilfebegehren / Bedürfnisse / Anträge nach<br />

PPQQZD<br />

5. Möglichkeiten der zugewiesenen Einsatzkräfte<br />

nach PPQQZD<br />

Behörde / C FO<br />

Trp Kdt / Chef<br />

Unterbruch für<br />

− Besprechung der Hilfemöglichkeiten;<br />

− Absprachen mit Spezialisten;<br />

− Vorbereitung des Entschlusses.<br />

6. Aufträge an Kdt / Chef der zugewiesenen<br />

Einsatzkräfte<br />

Behörde / C FO<br />

7. Dringlichkeit / Ort / Art der Hilfe EL / Fachbereichsleiter<br />

8. Regelung besonderer Belange<br />

− Bezeichnung der Schadenplätze (Einsatzräume)<br />

/ Schadenplatz Kdt;<br />

− Führungsunterstützung (Nachrichtenaustausch,<br />

Verbindungen / Übermittlung);<br />

− Logistik;<br />

− Unterlagen (Karten, Pläne).<br />

9. Umfrage Alle<br />

Spezialisten<br />

10. Nächster Rapport Behörde / C FO<br />

• Die getroffenen Entscheide und die erteilten Aufträge in einem Protokoll<br />

oder einem Einsatzjournal festhalten.<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 49


6 Meldezettel<br />

50 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 51


52 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


Nur Meldungen welche im Lagezentrum durch die Führungsunterstützung<br />

entgegengenommen werden, sind auf dem Meldezettel zu erfassen<br />

und entsprechend zu verarbeiten. Sie dienen dem Stab unter anderem<br />

als Arbeits- und Entscheidungsgrundlage.<br />

Der Qualität der erfassten Meldungen ist grösste Aufmerksamkeit zu<br />

schenken. Ungenauigkeiten führen zu Rückfragen und nehmen erneut<br />

Zeit für Abklärungen in Anspruch. Ausserdem wird das im Ereignis oftmals<br />

ausgelastete Kommunikationsnetz zusätzlich belastet. Ungenauigkeiten<br />

können dem Stab aber auch ein falsches Bild der Lage vermitteln<br />

und somit zu weitreichenden Fehlentscheiden führen.<br />

Die folgende Anleitung beschränkt sich auf den vom Fachbereichsverantwortlichen<br />

auszufüllenden Teil des Meldezettels. Müssen zur Beantwortung<br />

der Meldung (Antwort / Entscheid) durch die Führungsunterstützung<br />

und/oder den Fachbereich Abklärungen getroffen oder Aufträge an<br />

Dritte erteilt werden, so sind diese nicht mittels Meldezettel zu erfassen.<br />

Antwort / Entscheid<br />

Text<br />

Die Antwort ist vom Fachbereichsleiter, vor der Übermittlung an die<br />

betreffende Stelle, schriftlich festzuhalten! Nimmt der Fachbereichsleiter<br />

die Meldung lediglich zur Kenntnis und löst diese keine Antwort<br />

aus, so ist das Feld durchzustreichen.<br />

Visum FBL<br />

Lesbares Kürzel<br />

Der Fachbereichsleiter hat die Meldung zur Kenntnis<br />

genommen und übernimmt die Verantwortung für die<br />

schriftlich festgehaltene Antwort.<br />

Enthält die Antwort lagerelevante Informationen, sind diese auf den entsprechenden<br />

Führungshilfen im Führungsraum einzutragen.<br />

Verarbeitung Ausgang:<br />

Ob die Stabsmitglieder die erarbeitete Antwort dem Absender selber<br />

übermitteln oder ob dies über den Meldeausgang im Lagezentrum geschieht,<br />

liegt in der Entscheidungskompetenz des Stabes. Die übermittelnde<br />

Person hat die folgenden vier Felder auszufüllen:<br />

Datum<br />

Zeit<br />

TT. MM. JJ<br />

Datum des Meldeausgangs<br />

HH:MM<br />

Zeit des Meldeausgangs<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 53


mitgeteilt durch<br />

an (Name)<br />

Lesbares Kürzel<br />

Die ausführende Person übernimmt die Verantwortung<br />

für die vollständige Übermittlung der Antwort.<br />

Name<br />

Dieser Vermerk ist insofern wichtig, dass jederzeit<br />

nachvollziehbar bleibt, welche Person an der empfangenden<br />

Stelle die Antwort entgegengenommen<br />

hat.<br />

Enthält die Antwort lagerelevante Informationen, sind diese im Lagezentrum<br />

in die Mitteltabelle und/oder auf der Nachrichtenkarte einzutragen.<br />

Auf der Internetseite www.be.ch/azb > Bevölkerungsschutz > Führungsorgane<br />

oder im Behelf für Stabsassistenten ist die gesamte Anleitung<br />

des Meldezettels zu finden.<br />

54 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


7 Problemerfassung<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 55


8 Problembeurteilungsraster für Chefs und Stabchefs<br />

Teilproblem<br />

Aufgaben<br />

Fragestellungen<br />

Stabsgliederung<br />

Sofortmassnahmen<br />

Problembeurteilung<br />

Prio<br />

Prio<br />

Prio<br />

56 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


9 Zeitplan<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 57


10 Lagebeurteilung pro Teilproblem<br />

Lagebeurteilung zum Teilproblem ……………………….<br />

Fakten<br />

Erkenntnisse<br />

Konsequenz<br />

(in Bezug auf das Teilproblem)<br />

• Was wissen wir?<br />

• Was wissen wir nicht?<br />

(persönliche Schlussfolgerungen)<br />

• Was schliesse ich als Stabsmitglied /<br />

Fachspezialist aus einem oder ggf.<br />

aus mehreren Fakten?<br />

(Handlungsmöglichkeiten aus Sicht des Stabes)<br />

• Was müssen / können wir (Sicht des ganzen Stabes) nun tun?<br />

• Was dürfen / können wir ggf. nicht tun?<br />

• Was bedeutet dies für unser Handeln als ganzer Stab?<br />

58 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


11 Darstellung von Lösungsmöglichkeiten<br />

+<br />

+<br />

+<br />

−<br />

−<br />

−<br />

Variante: 2<br />

Teilproblem …………………..<br />

Variante: 1<br />

Skizze<br />

+<br />

+<br />

+<br />

Skizze<br />

+<br />

+<br />

+<br />

−<br />

−<br />

−<br />

Variante: 3<br />

Skizze<br />

Visualisierte<br />

Lösung<br />

Vorteile<br />

−<br />

−<br />

−<br />

Nachteile<br />

Antrag mit<br />

Begründung<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 59


12 Führungsplakate<br />

Führungsorgane / Rück<br />

60 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


Der Plakatsatz für Führungsorgane beinhaltet die Plakate<br />

• 11.03, Rapport / Traktanden;<br />

• 11.06, Sofortmassnahmen;<br />

• 11.05, Anträge;<br />

• 11.07, Aufträge / Pendenzen;<br />

• 11.09, Mitteltabelle;<br />

• 11.08, Verbindungen.<br />

Die Führungsplakate stehen im Internet unter www.be.ch/azb (> Bevölkerungsschutz,<br />

> Führungsorgane, > Hilfsmittel) elektronisch zur Verfügung.<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 61


Einsatzkräfte / Front<br />

62 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


Der Plakatsatz für die Einsatzkräfte<br />

beinhaltet die Plakate<br />

• 11.01, Einsatzgliederung;<br />

• 11.04, Journal;<br />

• 11.02, Rapport / Traktanden;<br />

• 11.06, Sofortmassnahmen;<br />

• 11.05, Anträge;<br />

• 11.07, Aufträge / Pendenzen;<br />

• 11.10, Mitteltabelle.<br />

Die Führungsplakate stehen im Internet<br />

unter www.be.ch/azb (> Bevölkerungsschutz,<br />

> Führungsorgane,<br />

> Hilfsmittel) elektronisch zur<br />

Verfügung.<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 63


13 Eventualplanung<br />

Titel / Stichwort: …………………….<br />

Lage, Ereignis, Aufgaben<br />

Vorbehaltener Entschluss<br />

Skizze:<br />

Kriterien für Handlungsbedarf:<br />

Aufträge<br />

Vorbereitungsmassnahmen<br />

64 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


14 Lagebericht<br />

RFO Musterregio Sturmereignis 20. August 2013<br />

Lagebericht Gemeinde XYZ (Stand: Datum / Zeit)<br />

Kontaktnummer / -koordinaten:<br />

Schadenlage<br />

Lage in der Bevölkerung<br />

Laufende Einsätze<br />

Hauptprobleme<br />

Bedürfnisse / Anträge<br />

an das (RFO/VKFO/KFO)<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 65


15 Lage im Fachbereich<br />

Mittel im<br />

Fachbereich<br />

Personal<br />

Material (Einsatzmittel, Infrastruktur, Transporte, Versorgung)<br />

Stand der<br />

Arbeiten<br />

Erledigt<br />

In Bearbeitung<br />

Pendent<br />

Zeitbedarf<br />

Probleme<br />

Friktionen<br />

Schnittstellen<br />

Mögliche<br />

Konsequenzen<br />

Anträge<br />

66 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


16 Medienorientierung<br />

Mögliche Traktandenliste:<br />

Inhalt<br />

1. Begrüssung / Vorstellung<br />

(Vor- und Nachname, Funktion)<br />

zuständig<br />

Behörde / Chef FO<br />

2. Ereignis<br />

− Was ist geschehen?<br />

− Lage bei Einsatzbeginn?<br />

3. Massnahmen<br />

− Alarmierung?<br />

− Was wurde unternommen?<br />

− Wer steht jetzt im Einsatz?<br />

4. Lage<br />

− Wie ist die Lage jetzt?<br />

− Wie kann (wird) sich die Lage weiterentwickeln?<br />

5. Ursachenabklärung<br />

− Was wurde bisher festgestellt?<br />

− Was wird weiter unternommen?<br />

Behörde / Chef FO<br />

Einsatzleiter<br />

Einsatzleiter<br />

Spezialist / Chef FO<br />

/ Chef Lage<br />

<strong>Polizei</strong> / Behörde /<br />

(Chef FO)<br />

6. Weiteres Vorgehen Behörde /<br />

Einsatzleiter<br />

7. Beantwortung von Fragen Behörde /<br />

Einsatzleiter<br />

Im Anschluss an eine Medienorientierung finden oft individuelle Interviews statt.<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 67


17 Alarmierung der Bevölkerung und Verbreitung von<br />

Verhaltensanweisungen über Radio<br />

Der Prozess läuft nach dem ICARO-Ablaufschema:<br />

(ICARO: Information Catastrophe Alarme Radio Organisation)<br />

Vorgehen<br />

• Verfassen der Meldung gemäss Vorlagen (siehe weiter unten);<br />

• Telefonische Ankündigung bei der Einsatzzentrale der <strong>Kanton</strong>spolizei;<br />

• Zustellung der Meldung mittels Telefax;<br />

• Verifikation der Meldung durch die <strong>Polizei</strong>;<br />

• Weiterleitung der Meldung durch die <strong>Polizei</strong> an die entsprechenden<br />

Radiostationen;<br />

• Koordination des Sendezeitpunkts mit der Alarmierung der Bevölkerung<br />

durch die <strong>Polizei</strong>;<br />

• Vorgehen bei Sirenen-Fehlalarm gemäss Dossier „Alarmstelle der<br />

Gemeinde“ oder Checkliste-Fehlalarm unter www.be.ch/azb > Alarmierung.<br />

Notwendige Informationen für eine ICARO-Meldung<br />

• Ort und Uhrzeit der Auslösung;<br />

• Informationen zum Ereignis;<br />

− WANN? (genaue Uhrzeit)<br />

− WO? (Ortsbezeichnung)<br />

− WAS? (Art des Ereignisses)<br />

− WARUM? (sofern und soweit bekannt)<br />

• Zur Zeit bekannte Auswirkungen und Entwicklungsmöglichkeiten<br />

− Personenschäden;<br />

− Umwelt (Gebäudeschäden / Verkehrswege / Gewässer / Atemluft);<br />

− Versorgung (Wasser, Abwasser, Elektrizität);<br />

− in welchem Gebiet / in welcher Richtung?<br />

− innerhalb welcher Zeit?<br />

− in welchem Ausmass?<br />

68 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


• Verhaltensanweisungen an die Bevölkerung<br />

− was ist zu tun? (z.B. Fenster und Türen schliessen / Keller aufsuchen<br />

/ Nachbarn informieren / Gebrechlichen Hilfe leisten);<br />

− ab wann / bis wann? (Termin);<br />

− was ist verboten? (z.B. Betätigung elektrischer Schalter bei Explosionsgefahr);<br />

− wie ist vorzugehen bei Störungen / Schwierigkeiten? (Informationsund<br />

Meldestellen, „Sorgentelefon“);<br />

− wann und wie erfolgen nächste Informationen / Anweisungen?<br />

− WICHTIG: Nur im äussersten Notfall telefonieren.<br />

ICARO-Formular<br />

Vorgehen<br />

Der Auftrag zum Auslösen des Sirenenalarms können der Bund (Nationale<br />

Alarmzentrale), der <strong>Kanton</strong>, die <strong>Kanton</strong>spolizei, die Feuerwehr sowie<br />

lokale Behörden und Krisenstäbe erteilen. Die nach Möglichkeit vorgängig<br />

verfasste ICARO-Meldung ist der Einsatzzentrale der <strong>Kanton</strong>spolizei<br />

<strong>Bern</strong> telefonisch anzukündigen und anschliessend per Telefax zuzustellen.<br />

Sie dient nach erfolgtem Sirenenalarm als Grundlage für die<br />

Radiomeldungen von Radio SRF und den Lokalradios.<br />

Telefon: 031 342 81 31<br />

Fax: 031 342 42 52<br />

Ist die Einsatzzentrale der <strong>Kanton</strong>spolizei mit den ordentlichen Kommunikationsmitteln<br />

nicht erreichbar, so kann die ICARO-Meldung mittels<br />

POLYCOM-Handfunkgerät übermittelt werden. Auf den Geräten des Zivilschutzes<br />

und der Führungsorgane ist die Einsatzzentrale über die entsprechende<br />

gelbe Regionalgruppe (Kurzwahl-Drehschalter Position 11-<br />

14) zu erreichen. Die Einsatzzentrale hat den Rufname „BERNA <strong>Bern</strong>“.<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 69


Sirenenalarm mit Verhaltensanweisungen<br />

Die <strong>Kanton</strong>spolizei <strong>Bern</strong> teilt mit:<br />

In …………………………… wurde um …... Uhr wegen (Ursache)<br />

……………………………… ein Sirenenalarm ausgelöst.<br />

Folgende Gebiete sind betroffen:<br />

Folgende Auswirkungen sind möglich:<br />

Verhaltensanweisungen:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

• Schliessen Sie die Fenster, stellen Sie die Lüftung ab.<br />

• Informieren Sie Ihre Nachbarn. Helfen Sie insbesondere Hörbehinderten<br />

und Invaliden.<br />

• Telefonieren Sie nur im Notfall!<br />

• Hören Sie Radio. Wir informieren Sie laufend über die Entwicklung<br />

der Lage und bringen regelmässig Zusammenfassungen.<br />

Verhaltensanweisungen werden in folgenden Sprachen gewünscht:<br />

(wird durch das Radio übersetzt)<br />

deutsch französisch italienisch ………..<br />

70 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


18 Evakuierung – Checkliste<br />

Definitionen<br />

Notevakuierung:<br />

Notevakuierung meint die unverzügliche Entfernung von Personen aus<br />

einem akut gefährdeten Gebiet. Auch bei einer Notevakuierung ist eine<br />

Planung notwendig.<br />

Vorsorgliche Evakuierung:<br />

Eine vorsorgliche Evakuierung bedeutet ein angeordnetes vorübergehendes<br />

Verlassen eines Gefahrengebietes, bevor ein potentiell schädigendes<br />

Ereignis eintritt.<br />

Evakuierung:<br />

Unter Evakuierung wird die organisierte Verlegung von Menschen aus<br />

einem betroffenen in ein nicht oder weniger betroffenes Gebiet nach<br />

einem Schadenereignis verstanden. In der Regel führt die Evakuierung<br />

zu einem länger dauernden Wechsel des Aufenthaltsortes.<br />

Folgende Punkte sind bei einer Evakuierungsplanung zu regeln:<br />

• Grundlagen: Rechtliche Grundlagen, Gefährdung, Ziel und Zweck der<br />

Evakuierung, Evakuierungsgebiet, besondere Objekte, Sammelplätze,<br />

Aufnahmegebiet, erwartete Reaktion der Bevölkerung.<br />

• Zuständigkeiten: Vorbereitung und Auslösung der Evakuierung, Einsatzleitung,<br />

Einsatzort, Besonderheiten.<br />

• (Ständige) Information der Bevölkerung: Vorbereitungs- und Informationsstand<br />

der Bevölkerung.<br />

• Alarmierung / Information (unmittelbar vor, während oder nach<br />

einem Ereignis): Art der Alarmierung, Alarmierung von besonderen<br />

Einrichtungen, Information der Bevölkerung und der Medien.<br />

• Transport: Transportbedarf, Privatverkehr vs. öffentlicher Transport,<br />

Transportmittel, Evakuierungsrouten, Kennzeichnung.<br />

• Aufnahme: Sammelstellen, Registrier- und Personenauskunftsstellen.<br />

• <strong>Polizei</strong>liche Massnahmen: Freihalten von Achsen, Sicherung des<br />

evakuierten Gebietes, Kontrolle auf Zurückbleiber, Selbstschutz der<br />

Einsatzkräfte.<br />

• Medizinische Versorgung und Betreuung: ärztliche und psychosoziale<br />

Betreuung, Verpflegung, Zugang zu sanitären Anlagen.<br />

• Unterbringung: Gebäude für Unterbringung, Erfassung der untergebrachten<br />

Personen, Transport zu den Unterbringungsstandorten.<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 71


• Versorgung und Evakuierung von Tieren<br />

• Evakuierung von Gütern<br />

• Rückführung: Kriterien für die Aufhebung der Evakuierungsanordnung,<br />

Durchführung der Rückführung.<br />

72 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


19 Begriffe<br />

Weitere Begriffsbestimmungen sind in den einschlägigen Fachunterlagen<br />

festgehalten.<br />

Begriff<br />

Alltagsereignis<br />

Durchhaltefähigkeit<br />

Einsatzkoordinator<br />

Front (EK Front)<br />

Einsatzleiter (EL)<br />

Definition<br />

Schadenereignis, das von den lokalen oder regionalen Einsatzmitteln<br />

selbständig bewältigt werden kann.<br />

Kapazität einer Organisation bezüglich Führung, Personal, Material<br />

und Logistik, einen Einsatz über längere Zeit leisten zu<br />

können.<br />

Der Einsatzkoordinator Front trägt die Verantwortung für die<br />

getroffenen Massnahmen. Er koordiniert den Einsatz aller eingesetzten<br />

Mittel an der Front und fällt die entsprechenden Entscheide.<br />

Der Einsatzleiter führt und befiehlt die Einsatzkräfte einer<br />

Organisation.<br />

Kompetenz, über die Leistung unterstellter oder zur Zusammenarbeit<br />

zugewiesener Mittel zu verfügen und dazu Aufträge<br />

zu erteilen.<br />

Organisation, die rund um die Uhr über eine Notrufnummer<br />

alarmiert werden kann und jederzeit einsatzbereit ist: <strong>Polizei</strong>,<br />

Feuerwehr, sanitätsdienstliches Rettungswesen.<br />

Organ, das die Führungsverantwortung trägt und die Behörden<br />

in der Vorbereitung von Entscheiden unterstützt.<br />

Gesamtheit der Massnahmen zur Unterstützung der Einsatzleitung<br />

und / oder des Führungsorgans in den Sachbereichen<br />

Lage und Telematik. Wird bei Führungsorganen durch die<br />

Zivilschutzorganisation abgedeckt.<br />

Schadenereignis, dessen Bewältigung ein Zusammenwirken<br />

mehrerer Partnerorganisationen mit Unterstützung von aussen<br />

erforderlich macht, jedoch überschaubar bleibt.<br />

Fachperson, die mit ihrem Fachwissen, insbesondere bei ABCund<br />

/ oder Naturereignissen, den Führungsstab bei der Ereignisbewältigung<br />

unterstützt.<br />

Ereignis (natur- oder zivilisationsbedingtes Schadenereignis<br />

bzw. schwerer Unglücksfall), das so viele Schäden und Ausfälle<br />

verursacht, dass die personellen und materiellen Mittel der<br />

betroffenen Gemeinschaft (mehrere Gemeinden bzw. Region)<br />

überfordert sind.<br />

Überschwemmungen, Rutschungen, Sturmschäden, Trockenheit,<br />

Erdbeben usw., die bei allen Ereignisarten auftreten können.<br />

Situation, die aus einer gesellschaftlichen Entwicklung oder<br />

einem technischen Ereignis entsteht und mit den ordentlichen<br />

Abläufen nicht wirkungsvoll bewältigt werden kann, weil sie die<br />

personellen und materiellen Mittel der betroffenen Gemeinschaft<br />

überfordert.<br />

Einsatzverantwortung<br />

Ersteinsatzmittel<br />

(„Blaulichtorganisationen“)<br />

Führungsorgan<br />

Führungsunterstützung<br />

Grossereignis<br />

Spezialist<br />

Katastrophe<br />

Naturereignis<br />

Notlage<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 73


Begriff<br />

Partnerorganisationen<br />

im BevS<br />

Schadenplatz (Ort<br />

des Ereignisses)<br />

Schadenraum<br />

Definition<br />

Ziviles Verbundsystem der Partnerorganisationen <strong>Polizei</strong>,<br />

Feuerwehr, Gesundheitswesen, Technische Betriebe und Zivilschutz.<br />

Der für die Durchführung von Rettungen, Räumungsarbeiten<br />

usw. zugewiesene Verantwortungsbereich einer Formation.<br />

Besteht aus dem eigentlichen Schadenplatz mit Abschnitten,<br />

dem inneren Absperrring und der äusseren Absperrung mit<br />

Zufahrten und Umleitungen.<br />

Einsatz militärischer Mittel auf Verlangen ziviler Behörden,<br />

wenn die Aufgabe im öffentlichen Interesse liegt und es den<br />

zivilen Behörden nicht mehr möglich ist, ihre Aufgaben in personeller,<br />

materieller oder zeitlicher Hinsicht zu bewältigen.<br />

Subsidiaritätsprinzip<br />

74 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


20 Gebräuchlichste zivile Signaturen<br />

Schäden<br />

Farbe der Signaturen: rot<br />

Überschwemmtes<br />

oder überflutetes<br />

Gebiet<br />

Rutschgebiet<br />

Schadengebiet,<br />

Schadenraum<br />

Stromausfall Festnetzausfall TEL Natelausfall NAT<br />

Beschädigung Teilzerstörung Totalzerstörung<br />

Explosionsherd Trümmerbereich Brand<br />

Brandzone,<br />

Flächenbrand<br />

Verletzte Pat Vermisste ?<br />

Obdachlose<br />

Eingeschlossene,<br />

Abgeschnittene<br />

Tote<br />

Erschwert<br />

befahrbar /<br />

begehbar<br />

Nicht befahrbar /<br />

schwer begehbar<br />

Unpassierbar /<br />

gesperrt<br />

Zerstörte,<br />

unpassierbare Zone<br />

einer Ortschaft<br />

Brand mehrerer<br />

benachbarter<br />

Gebäude<br />

Richtung<br />

Brandübergriff:<br />

_ _ _ _ _<br />

Übergriffsgefahr<br />

_______<br />

Übergriff ist erfolgt<br />

1<br />

3<br />

1<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 75


Auswirkungen von Schadenereignissen auf Gebiete<br />

Farbe der Signaturen: gelb<br />

Radioaktives<br />

Gebiet<br />

Biologisch verseuchtes<br />

Gebiet<br />

Chemievergiftetes<br />

Gebiet<br />

gasförmig / flüchtig<br />

Chemievergiftete Zone<br />

flüssig / sesshaft<br />

Gefahren<br />

Farbe der Signaturen: orange<br />

Explosion<br />

Gas<br />

Chemikalien<br />

Radioaktive<br />

Stoffe<br />

Elektrizität<br />

Gefahr durch<br />

Löschen mit Wasser<br />

Gefahr für<br />

Oberflächen- &<br />

Grundwasser<br />

Unfall<br />

Gefahrentafel mit<br />

UN-Nummer<br />

76 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


Mittel<br />

Farbe der Signaturen: blau<br />

Umleitung<br />

Pforte<br />

Überwachung<br />

Absperrung<br />

Einsatzraum<br />

Absperrung mit<br />

Überwachung<br />

Achse für<br />

Einsatz,<br />

Rettung usw.<br />

Materialdepot Fahrzeugplatz Fz<br />

Helikopterlandeplatz<br />

ABC Dekontaminationsstelle<br />

Sammelstelle<br />

Betreuungsstelle<br />

Verletztennest<br />

Patientensammelstelle<br />

Sanitätshilfsstelle<br />

Sanitätsumladestelle<br />

Totensammelstelle<br />

Kadaversammelstelle<br />

Streugutsammelstelle<br />

Informationsstelle<br />

i<br />

Informationszentrum<br />

i<br />

Angehörigensammelstelle<br />

Kontrollstelle<br />

Kontrollzentrum<br />

Verpflegungsabgabestelle<br />

Trinkwasserabgabestelle<br />

Betriebsstoffabgabestelle<br />

Spital<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 77


Zivile Führungsstandorte<br />

Farbe der Signaturen: blau<br />

<strong>Kanton</strong>ales<br />

Führungsorgan<br />

z.B. <strong>Bern</strong><br />

Verwaltungskreisführungsorgan<br />

Regionales<br />

Führungsorgan<br />

Gemeindeführungsorgan<br />

Einsatzleitung<br />

Einsatzzentrale<br />

Kommandoposten<br />

"Front"<br />

Kommandoposten<br />

"Rück“<br />

Einsatzleiter<br />

Offizier<br />

Kapo <strong>Bern</strong>,<br />

Verkehrspatrouille /<br />

Trupp<br />

Berufsfeuerwehr <strong>Bern</strong>,<br />

Chemiewehrgruppe<br />

ZSO Bantiger,<br />

Ustü Zug 2<br />

mit 3 Gruppen<br />

ZSO Langenthal,<br />

3. Kompanie<br />

mit 4 Zügen<br />

ZSO Langenthal,<br />

Bataillon mit<br />

5 Kompanien<br />

78 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


Sachregister<br />

A<br />

ABC- und / oder Naturereignissen<br />

73<br />

Absicht 21, 22, 23<br />

Abspracherapport 30, 49<br />

Alarmierung der Bevölkerung 33,<br />

68<br />

Antrag 19, 20, 36, 60, 66<br />

Arbeitsform 31<br />

Arbeitsgruppe 31<br />

Aufgaben eines Führungsorgans<br />

11<br />

Auftrag 13, 20, 21, 22, 23, 27, 31,<br />

36, 60<br />

Auftragserteilung 22<br />

B<br />

Befehl 22<br />

Begriffe 73<br />

BELA 36<br />

Belastende Ereignisse 40<br />

Besprechung 31, 49<br />

C<br />

Care Team <strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong> 40<br />

Controlling 9<br />

D<br />

dispositive Führung 10<br />

E<br />

Einsatznachbesprechung 40<br />

Einsatzplanung 16, 22, 25<br />

Einzelarbeit 31<br />

Entschluss 12, 13, 21, 23, 25, 49<br />

Entschlussfassung 13, 16, 20, 21,<br />

29<br />

Entwicklungsmöglichkeiten 17, 48<br />

Ersatzstandort 37<br />

Erweiterter Stab 34<br />

Evakuierung 71<br />

Eventualplanung 25, 28, 29, 64<br />

F<br />

Fachbereiche 26, 27, 33, 44<br />

Fakten, Erkenntnisse und<br />

Konsequenzen 17, 18<br />

Führungsebenen 9, 10<br />

Führungsgrundsätze 20, 38<br />

Führungshilfen 32, 35, 36, 60<br />

Führungsorgan 7, 9, 10, 13, 16,<br />

21, 33, 34, 38, 45, 73<br />

Führungsraum 35<br />

Führungsstufen 9, 10<br />

Führungstätigkeiten 9, 12, 16<br />

Führungsunterstützung 32, 33, 73<br />

Führungsvorsprung 26<br />

G<br />

Gefahren 34, 45, 49<br />

Geländekammer 25<br />

Gesuch um überörtliche Hilfe 48<br />

Grundstruktur 34, 44<br />

H<br />

Handlungsfreiheit 15, 39<br />

I<br />

ICARO 68, 69<br />

Infrastruktur 35, 66<br />

J<br />

Journal 32, 35, 49<br />

K<br />

Kernstab 34<br />

Kommunikation 9, 11, 41<br />

Konsequenzenliste 19<br />

Kontrolle 22, 29<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 79


L<br />

Lage im Fachbereich 32, 66<br />

Lagebericht 65<br />

Lagebeurteilung 11, 16, 17, 20,<br />

22, 25, 28, 33, 46, 58<br />

Lagebild 17, 33, 39, 49<br />

Lageentwicklungsmöglichkeiten<br />

20<br />

Lagerapport 24, 28, 29<br />

Lagezentrum 35<br />

Liste der Konsequenzen 19<br />

Lösungsmöglichkeiten 20, 21, 59<br />

Lösungsvarianten 19, 21, 29<br />

M<br />

Medien 41<br />

Medienorientierung 41, 67<br />

Meeting 31<br />

Meldezettel 50<br />

Mitteltabelle 35, 61<br />

N<br />

Nachrichtenkarte 35<br />

O<br />

operative Führung 10<br />

P<br />

Pendenzen 36, 60<br />

Peripheriegeräte 36<br />

Pflichtenheft 34<br />

PPQQZD 48, 49<br />

Problemerfassung 9, 13, 16, 17,<br />

27, 55<br />

Produkt 10, 14, 15, 16, 19, 20, 21,<br />

23, 24, 25, 27, 28, 32, 33<br />

Psychosoziale Unterstützung 40<br />

R<br />

Rapport 15, 27, 31, 32, 46, 47<br />

Rapportvorbereitungen 32<br />

Räumlichkeiten 35, 41<br />

Regelkreis der<br />

Problembearbeitung 9, 12<br />

Resultat der Problemerfassung 27<br />

Risiken 34, 45<br />

S<br />

Sachbereich Lage 33<br />

Sachbereich Telematik 33<br />

Signaturen 75<br />

Sofortmassnahmen 13, 14, 15,<br />

27, 46<br />

Spezialisten 11, 34, 49<br />

Stabsarbeit 16, 26, 35<br />

Steuerung des Einsatzes 24<br />

Strategische Führung 10<br />

T<br />

Teilprobleme 13, 14<br />

Telematik 36<br />

Telematikzentrum 35<br />

Traktanden 31, 46<br />

Traktandenliste 41, 46, 47<br />

Traumatisierungsrisiko 40<br />

U<br />

Überörtliche Hilfe 48<br />

V<br />

Verbindungen 15, 23, 35, 49<br />

Verhaltensanweisungen 68<br />

Verwaltung 45<br />

Z<br />

Zeitplan 27, 41, 46, 57<br />

80 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane BABS/BSM 2011


Zusätzliche Anhänge für<br />

VKFO / RFO / GFO<br />

Bsp.:<br />

• Adressverzeichnisse<br />

• Ressourcenverzeichnisse<br />

• Organigramme<br />

• Pflichtenhefte<br />

• Gesetzliche Grundlagen<br />

• Leistungsvereinbarungen<br />

• Fachspezifische Unterlagen<br />

• …………..<br />

Verteiler:<br />

• VKFO<br />

• RFO / GFO<br />

• RKZ<br />

• ZS Kdt<br />

• FU ZSO / Kant Fo<br />

• Einsatzleiter Care Team<br />

• Link: www.bsm.pom.be.ch<br />

BABS/BSM 2011 <strong>Führungsbehelf</strong> zivile Führungsorgane 81

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