Windsogsicherung - Hilfe im Wind - Braas
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Produkte<br />
<strong>Hilfe</strong> <strong>im</strong> <strong>Wind</strong><br />
<strong><strong>Wind</strong>sogsicherung</strong> ❯❯ Die neue Fachinformation <strong>Wind</strong>lasten auf Dächern mit Dachziegel- und<br />
Dachsteindeckungen fordert eine höhere Verklammerung. Für die Anzahlermittlung bieten Hersteller<br />
eigene Programme an, die dem Dachdecker eine <strong>Hilfe</strong>stellung geben sollen.<br />
Das Thema <strong><strong>Wind</strong>sogsicherung</strong> und<br />
Berechnung von <strong>Wind</strong>lasten ist in<br />
aller Munde. Dabei scheint dies<br />
zumindest für den Bereich der Dachdeckungen<br />
mit Dachsteinen und Dachziegeln<br />
noch ein junges Thema zu sein, denn<br />
bis 1997 gab es keine konkreten Handwerksvorgaben<br />
in Form eines Regelwerks,<br />
sondern sie galt als reine Planeraufgabe,<br />
die in Form eines Leistungsverzeichnisses<br />
auszuschreiben war. Erst 1997 wurden<br />
vom ZVDH Regelwerksvorgaben auf Basis<br />
der DIN 1055-4 „Einwirkungen auf Tragwerke<br />
– <strong>Wind</strong>lasten“ und in Anlehnung<br />
an die niederländische NPR 6708 „Befestigung<br />
von Dachbedeckungen – Richtlinien“<br />
geschaffen und für das Handwerk<br />
eingeführt. Erstmals wurden darin auch<br />
die Einflussgrößen beschrieben und definiert.<br />
In der praxisgerechten Umsetzung<br />
konnten die damaligen ZVDH-Vorgaben<br />
in einfachen Anforderungstabellen mit<br />
Flächenbemessungslasten mit den herstellerspezifischen<br />
Tabellen der Klammerbemessungslasten<br />
abgeglichen werden. Erste<br />
Softwareunterstützung erfolgte durch<br />
Berechnungsprogramme wie das <strong>Braas</strong><br />
<strong>Wind</strong>sog- Berechnungsprogramm.<br />
Wesentliche Änderungen<br />
<strong>im</strong> Regelwerk<br />
Mit dem Eurocode und der bauaufsichtlichen<br />
Einführung der DIN 1055-4 in 2005<br />
wurden unter dem Eindruck der gestiegenen<br />
Unwettergefahr und der zahlreichen<br />
Sturmschäden auch neue Anforderungen<br />
für Dachdeckungen festgelegt. Dabei führt<br />
die Norm auch aus, dass spezielle Regeln<br />
zur <strong><strong>Wind</strong>sogsicherung</strong> von Dachziegeln/-<br />
steinen vorrangig den allgemeinen Forderungen<br />
der Norm gelten. Die detaillierten<br />
Regeln des ZVDH, die auch Grundlage<br />
der herstellerspezifischen Angaben von<br />
<strong>Braas</strong> waren, hatten somit ihre Gültigkeit<br />
bis zur aktualisierten Anpassung durch<br />
den ZVDH.<br />
So wurde 2007 die Einteilung Deutschlands<br />
in die vier Zonen der neuen <strong>Wind</strong>zonenkarte<br />
nach DIN 1055-4 in das Regelwerk<br />
übernommen. Unter dem Eindruck<br />
der geänderten Kl<strong>im</strong>abedingungen und<br />
der Anforderungen der Versicherungswirtschaft<br />
ist eine entsprechende <strong><strong>Wind</strong>sogsicherung</strong><br />
heute gar nicht mehr wegzudenken.<br />
Konsequenterweise wurde <strong>im</strong><br />
Regelwerk die Fachinformation „<strong>Wind</strong>lasten<br />
auf Dächern mit Dachziegel- und<br />
Dachsteindeckungen“ zum 1. März 2011<br />
eingeführt. In diesem Regelwerk wurden<br />
wesentliche Änderungen zu alten Regelwerksvorgaben<br />
umgesetzt:<br />
■■ Insbesondere die Einteilung der Dachbereiche<br />
wurde neu beschrieben.<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
Darüber hinaus wurde der Begriff<br />
Deckunterlage praxisgerecht definiert.<br />
Es erfolgte eine Einteilung nach der<br />
<strong>Wind</strong>zonenkarte in Küste und Binnenland<br />
mit den <strong>Wind</strong>zonen 2, 3<br />
und 4.<br />
Zur Vereinfachung wurden sogenannte<br />
Klammerklassen eingeführt und<br />
eine Einteilung der Dachziegel/-steine<br />
nach Formaten vorgenommen.<br />
Einteilung in Klammergruppen<br />
Im Ergebnis ist festzuhalten, dass auf der<br />
Basis des neuen Regelwerks mehr verklammert<br />
werden muss und darüber hinaus<br />
höherwertige Klammern eingesetzt<br />
werden müssen. War in der Vergangenheit<br />
die Befestigung der Dachziegel/-steine<br />
eher die Ausnahme, so kann sie heute als<br />
Regelausführung gelten. Das Regelwerk<br />
sieht differenzierte Wege vor, die erforderlichen<br />
Maßnahmen zu ermitteln oder<br />
zu berechnen. Als Einflussgrößen auf die<br />
<strong><strong>Wind</strong>sogsicherung</strong> zählen das Dachde-<br />
In aufwendigen Systemprüfungen nach DIN EN<br />
14437 wird die Sicherheit für die Befestigung<br />
der unterschiedlichen Dachziegel/-steine mit<br />
den zugehörigen Sturmklammern ermittelt.<br />
Fotos: <strong>Braas</strong><br />
32 DDH 9 . 2011
Produkte<br />
ckungsgewicht und die Klammertragfähigkeit.<br />
Neu sind in der Fachinformation<br />
die Tabellen für Dachziegel/-steine und<br />
Biberschwanzziegel, die eine Zuordnung<br />
der Maßnahmen in einem sogenannten<br />
„vereinfachten Verfahren“ ermöglichen<br />
sollen. Dabei werden die Dachziegel/-steine<br />
nach ihrem Bedarf pro Quadratmeter<br />
in Kategorien ≥ 6, ≥ 8, ≥ 10, ≥ 12 und ≥ 14<br />
und ≥ 33,5 Biberschwanzziegel pro Quadratmeter<br />
eingeteilt.<br />
Wie groß der Abhebewiderstand eines<br />
Befestigungssystems <strong>im</strong> Endeffekt ist,<br />
hängt von den verwendeten Dachziegeln/<br />
-steinen und dem ausgewählten Befestigungselement<br />
(zum Beispiel Sturmklammer)<br />
ab. Der Nachweis hierfür erfolgt nach<br />
dem genormten Systemtest der DIN EN<br />
14437 „Best<strong>im</strong>mung des Abhebewiderstands<br />
von Dachdeckungen mit Dachpfannen<br />
– Prüfverfahren für Dachsysteme“.<br />
Es wurden drei Kategorien für die<br />
Klammertragfähigkeit für Dachpfannen<br />
(K-I, K-II und K-III) eingeführt, um die<br />
ZVDH-Tabellenermittlung einfach zu halten.<br />
Für Biberschwanzziegel wurde eine<br />
eigene Kategorie (B-I) etabliert.<br />
Das „vereinfachte Verfahren“ bringt<br />
aber auch Leistungsverluste mit sich, da<br />
hier abgerundete und pauschale Faktoren<br />
zur Ermittlung mit einem hohen Sicherheitswert<br />
beitragen. Wirtschaftlicher,<br />
gerade bei großen wie auch stark gegliederten<br />
Dachflächen ist hier ein „Einzelnachweis“,<br />
der die Anforderungen nach<br />
individuellen Herstellerangaben zu Größen<br />
und Gewichten sowie den Klammerbemessungslasten<br />
ermittelt. Bei erhöhten<br />
Anforderungen ist die individuelle<br />
Berechnung der <strong>Wind</strong>soglasten eines<br />
Gebäudes durch einen Fachplaner oder<br />
Statiker für einen sogenannten „Sondernachweis“<br />
erforderlich.<br />
Nach der Definition<br />
der Fachinformation<br />
des ZVDH gelten zum<br />
Beispiel Aufdachdämmelemente<br />
als<br />
geschlossene Deckunterlage,<br />
die zu<br />
einer Verminderung<br />
der Anforderung an<br />
die <strong><strong>Wind</strong>sogsicherung</strong><br />
führen kann.<br />
Services des Herstellers<br />
Auf den ersten Blick mag die neue Regelung<br />
zur Festlegung der Maßnahmen zur<br />
<strong><strong>Wind</strong>sogsicherung</strong> verwirren. Die Vielzahl<br />
der Tabellen <strong>im</strong> Anhang der Fachinformation<br />
soll hier eine schnelle und<br />
unkomplizierte Festlegung <strong>im</strong> „vereinfachten<br />
Verfahren“ ermöglichen. Verein-<br />
fachtes Verfahren bedeutet aber auch, dass<br />
es mit einem rechnerischen „Einzelnachweis“<br />
möglich ist, abgest<strong>im</strong>mt auf Dachziegel-/-steinemodell<br />
und Sturmklammertyp<br />
wirtschaftliche Befestigungslösungen <strong>im</strong><br />
System zu ermitteln. Als Hersteller bietet<br />
zum Beispiel <strong>Braas</strong> für Dachhandwerker<br />
und Planer kostenlose Berechnungspro-<br />
❙❙ Norm<br />
DIN 1055-4: Zitat aus<br />
„Anwendungsbereich“<br />
Für die Anwendung der Norm bei der<br />
Ermittlung der Lasten für die <strong><strong>Wind</strong>sogsicherung</strong><br />
von kleinformatigen, überlappend<br />
verlegten Bauteilen (zum Beispiel<br />
Dachziegel oder Dachsteine) können<br />
abweichende Regelungen maßgebend<br />
sein.<br />
9 . 2011 DDH 33
Produkte<br />
Die Universal-Sturmklammer wird in den Seitenfalz der Dachsteine<br />
eingehängt und durch Umbiegen fixiert, so wird die Dachdeckung gegen<br />
<strong>Wind</strong>sog gesichert.<br />
Zu den Serviceleistungen gehört die Ermittlung der <strong><strong>Wind</strong>sogsicherung</strong>smaßnahmen<br />
<strong>im</strong> System von Dachziegeln/-steinen und Klammertyp.<br />
gramme sowie Serviceleistungen, die das<br />
regelkonforme Arbeiten auf dem Dach<br />
erleichtern.<br />
<strong>Wind</strong>sogberechnungen nach Maß<br />
Mit einem kostenlosen <strong>Wind</strong>sogberechnungsprogramm<br />
kann der Fachmann<br />
bereits jetzt <strong>im</strong> Internet als offene Online-<br />
Version seine Berechnung durchführen.<br />
Die Einführung einer Applikation für<br />
Smartphones als „App“ ist auch vorgesehen.<br />
Das kostenlose Berechnungsprogramm<br />
wird anschließend auch auf CD als<br />
Offline-Version zur Verfügung stehen.<br />
Vorteilhaft ist, dass die Ergebnisse ein<br />
wirtschaftliches Arbeiten ermöglichen, da<br />
keine „Abrundungen“ in den Klammerkategorien<br />
mit entsprechendem Leistungsverlust<br />
erfolgen, sondern exakte Daten für<br />
die Kombination von Dachziegel-/-steinemodell<br />
und entsprechendem Klammertyp<br />
zur Verfügung stehen. In das System<br />
des Berechnungsprogramms passt, dass<br />
auch alternative Sturmklammern ausgewiesen<br />
werden. So kann der Programmanwender<br />
zwischen Sturmklammern<br />
unterschiedlicher Kategorien bei unterschiedlicher<br />
Befestigungsdichte wählen.<br />
Darüber hinaus gehen baukonstruktive<br />
Überlegungen in die Berechnung ein, da<br />
das Berechnungsprogramm alternative<br />
Dachaufbauten als Option vorschlägt. So<br />
kann bei best<strong>im</strong>mten Unterkonstruktionen<br />
die <strong>Wind</strong>last reduziert werden. Hintergrund<br />
ist die Festlegung der Fachregel,<br />
dass vor allem Ausführungen mit einer<br />
geschlossenen Deckunterlage sowie mit<br />
Unterspannung zu einer Reduzierung der<br />
<strong>Wind</strong>last führen. Demgegenüber führen<br />
keine Deckunterlagen zu einem vollen<br />
Ansatz des <strong>Wind</strong>drucks. In der Folge kann<br />
der Einsatz einer Unterspannung einen<br />
hohen Verklammerungsgrad haben, eine<br />
geschlossene Deckunterlage zum Beispiel<br />
mit einer vollflächigen Aufsparrendämmung<br />
dagegen zu keiner oder nur geringer<br />
Verklammerungsanforderung führen.<br />
Das Programm soll dem Dachhandwerker<br />
eine „Basisinformation“ für jedes Bauvorhaben<br />
bieten und festlegen, ob und wie<br />
eine Verklammerung möglich ist, oder ob<br />
ein individueller Sonderfall vorliegt, der<br />
einen Einzelnachweis durch einen Fachplaner<br />
erfordert.<br />
<strong>Wind</strong>sogberechnungsservice<br />
Liegen bei einem Bauvorhaben Anforderungen<br />
vor, die eine Sonderbeurteilung<br />
durch einen Statiker erfordern, kann ein<br />
besonderer Service, wie ihn der Hersteller<br />
<strong>Braas</strong> anbietet, für den Dachhandwerker,<br />
aber auch den Architekten eine individuelle<br />
<strong>Wind</strong>sogberechnung liefern. Diese<br />
Ergebnisunterlage einer individuellen<br />
Berechnung dient dem Planer und Verarbeiter<br />
gleichzeitig als statischer Nachweis.<br />
Fazit: <strong>Hilfe</strong>stellung <strong>im</strong> Dschungel<br />
der Regelungen<br />
Die Anforderungen der neuen Fachinformation<br />
„<strong>Wind</strong>lasten auf Dächern mit<br />
Dachziegel- und Dachsteindeckungen“<br />
sind für das Dachhandwerk bei der Ausführung<br />
und für Architekten bei der Planung<br />
zu beachten. Grundsätzlich gilt, dass<br />
heute mehr verklammert werden muss<br />
und höherwertige Klammern eingesetzt<br />
werden müssen. Mit den entsprechenden<br />
Berechnungsprogrammen und Serviceleistungen<br />
wird der Dachhandwerker<br />
unterstützt und erhält auch die entsprechende<br />
Sicherheit auf dem Weg durch den<br />
Dschungel der Regelungen aus Eurocode,<br />
Normen, Handwerksregeln und Herstellervorgaben.<br />
www.braas.de<br />
❙❙ Internetformular<br />
Individuelle <strong>Wind</strong>sogberechnung<br />
So ist eine individuelle Berechnung nach<br />
dem Regelwerk <strong>im</strong>mer dann gefordert,<br />
wenn ein Gebäude höher als 25 Meter ist,<br />
bei geschlossenen Gebäuden keine<br />
Deckunterlage vorhanden ist sowie bei<br />
offenen Gebäuden oder Gebäuden mit<br />
durchlässigen Außenbauteilen und<br />
Unterspannung oder ohne Deckunterlage.<br />
Auch für Gebäude auf Inseln der<br />
Nordsee sowie in exponierter Lage auf<br />
isolierten Gipfel- oder Kammlagen ist die<br />
individuelle Berechnung erforderlich. Für<br />
die Aufstellung einer individuellen <strong>Wind</strong>sogberechnung<br />
wurde ein Formular entwickelt,<br />
das demnächst als interaktives<br />
Internetformular auch <strong>im</strong> Netz verfügbar<br />
ist.<br />
34 DDH 9 . 2011