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RASDORFER GESCHICHTSBLATT

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<strong>RASDORFER</strong><br />

<strong>GESCHICHTSBLATT</strong><br />

Herausgeber: Verein zur Förderung der Heimat- und Kulturpflege Rasdorf e.V.<br />

Ausgabe Nr. 22 Jahr 2008<br />

Mäi schwatze platt<br />

von Irene Hahn<br />

Aeckbraetche de Bär<br />

Eckbrettchen/Unterlage Eber/männl.<br />

für Heiligenfigur Schwein<br />

Glickerche Born Haensche de Äller<br />

Küken Quellwasser Handschuhe die Oma<br />

Boatschbraet Bendel Bornlepp<br />

Mistklatschbrett Patengeschenk Holzkrug zum Quellwasserholen<br />

Breetfaß Buideonkel dewitt Dreppel<br />

Brühfass beim Schlachten lediger Onkel dagegen Tropfen<br />

im Haus<br />

es dreppelt Faederfetch Wiederboatt Ferbes<br />

es tropft Federviehflügel Widerworte Socken<br />

Fieder Gejschel Gischel Gerong<br />

Ziegelabdichtung aus Stroh Peitsche Deichsel Leiterwagenteil<br />

a Gert geschejert geschilbert geschorred<br />

Weidengerte geputzt Wäsche gespült geschoben<br />

Geweng gewerkt de Gern Goonser<br />

Ackerlänge Brotteig formen der Schoß männl. Gans<br />

Huidel iberlängs Jooch Koopläppche<br />

Kleines Kopftuch von gestern Joch beim Kuhge- Kopftuch<br />

spann am Kopf der Kuh<br />

Kreimbelsopp Kreimbelkoche Kromm-Mellich Sierlappe<br />

Klümpchensuppe Streusselkuchen Dickmilch Milchfiltertuch<br />

Waerkche Gegaetzel maelich Sammede<br />

Kleine Hofreite schrilles Reden graumeliert Quetschkartoffeln<br />

mit Grieben<br />

Fortsetzung folgt!


Geschichten und Anekdoten aufgeschrieben von „Dohne-Josef“<br />

im Original veröffentlicht von Marita Heere<br />

Unser Lehrer war ein Kettenzigarettenraucher. Als ihm die Glimmstengel ausgegangen<br />

waren, ging er in die Wirtschaft Flach und besorgte sich neue. Weil wir unbeaufsichtigt<br />

waren, sprangen wir über Tische und Bänke bis es an der Tür klopfte. Keiner wußte von uns,<br />

daß dies der Schulrat war. Das Gesicht unseres Lehrers, den wir "Zigaretten - Wilhelm"<br />

getauft hatten, war wie erstarrt als er zurück kam. Da er mit einer brennenden Zigarette kam<br />

und den Schulrat sah, ließ er den Glimmstengel in seiner Jackentasche verschwinden. Das<br />

Ding war aber nicht ausgegangen, sondern es brannte die ganze Jacketasche. Während der<br />

Schulrat ihn mit einem Wortschwall fertigmachte, versuchte der arme Lehrer das Feuer mit<br />

der Hand zu ersticken, was alles andere als gelang. Schließlich stellte auch der Schulrat das<br />

Malheur fest und lachte darüber.<br />

Die Jungen führten oft Kämpfe aus. Einmal waren es die Kinder vom Anger und Wasser, die<br />

zusammen hielten - und gegen uns war das Geisaer Tor, die viel mehr Kinder als der Anger<br />

hatten. Man hatte uns aus dem Schulhof getrieben und bis auf den Anger gejagt. Ein Junge<br />

vom Anger, den man übel zugerichtet hatte, riß eine Stakete von einem Gartenzaun und<br />

schlug auf den Anführer vom Geisaer Tor ein. Er traf ihn am Hinterteil und der schrie so<br />

entsetzlich, daß alle dachten, man hätte ihn totgeschlagen. Es war ein langer Nagel in der<br />

Latte und hatte den Jungen schwer verletzt. Von da an war dann endgültig Ruhe.<br />

„Suchbild“<br />

Wer kennt auf diesem Bild das Hochzeitspaar oder evtl. einige Gäste? Die Person unterhalb der<br />

Markierung ist angeblich die Rasdorfer Ehrenbürgerin Fräulein Paula Meilinger.<br />

Frau Gabriele Mahr, Nichte von Fräulein Meilinger, übermittelte uns das Bild ohne nähere Angaben.<br />

Wenn Sie jemanden erkennen, melden Sie sich bitte unter Tel. 386 bei Erika Gutberlet oder Tel. 404<br />

bei Gabriele Hohmann. Vielen Dank.


Tankstellen an der alten Frankfurt Leipziger Straße in Rasdorf<br />

von Gisela Falkenhahn - Klee<br />

Tankstelle von Reinhold Weber Haus Nr. 178 „Ammevottersch“<br />

Bildleihgabe: Maria Benger<br />

In den Jahren zwischen 1920 - 1925 entstand die erste Tank-<br />

stelle an der Frankfurter Leipziger Straße in Rasdorf.<br />

Reinhold Weber erwarb seinerzeit eine fahrbare Zapfsäule.<br />

Bei dieser war auf einem Rädergestell ein 200 l Tank mit<br />

Zapfsäule und Handpumpe montiert. Morgens wurde die<br />

fahrbare Zapfsäule an die Straße vor das Wohnhaus<br />

gebracht und abends wieder sicher in einem Schuppen<br />

eingeschlossen.<br />

Im Jahre 1927 wurde eine neue Tankstellenanlage mit einem<br />

Erdtank im Garten und einer Zapfsäule auf einem<br />

Betonsockel gebaut. Zu diesem Zeitpunkt wurden in<br />

Thüringen synthetisch hergestellte Leuna Kraftstoffe<br />

vertrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung<br />

der DDR konnten keine Leuna - Kraftstoffe mehr bezogen<br />

werden.<br />

Stattdessen belieferte nun die Firma Gasolin aus Frankfurt<br />

in der Gutleut Straße die Tankstelle mit Kraftstoff. Im Jahre<br />

1965 wurde der Tankstellenbetrieb von der Familie Karl<br />

Krieger eingestellt.<br />

Esso -Tankstelle von Josef Röhr Haus Nr. 148<br />

Die Esso - Tankstelle von Josef Röhr<br />

befand sich etwa seit 1930 auf dessen<br />

Hofreite vor dem heutigen alten<br />

Wohnhaus. Der Erdtank war im Garten<br />

eingegraben. Die Zapfsäule wurde mit<br />

einer Handpumpe bedient. Maria Röhr,<br />

„Röhersch Deet“, eine Schwester von<br />

Josef Röhr die mit in der Familie<br />

wohnte, bediente die Kundschaft.<br />

Die Tankstelle wurde während des<br />

Zweiten Weltkrieges geschlossen. Nach<br />

der Währungsreform 1947, wurde sie<br />

noch einmal in Betrieb genommen. Als<br />

die Amerikaner unser Gebiet besetzt<br />

hatten, hoffte man auf mehr Kundschaft<br />

an der Tankstelle. Wegen zu geringer<br />

Kundenkapazität wurde sie dann<br />

endgültig geschlossen und um das Jahr<br />

1954 abgerissen.<br />

Auf dem Bild bedient Maria Röhr einen<br />

Kunden.<br />

Bildleihgabe: Maria Budenz


Aral-Tankstelle von Rudolf Baier Haus Nr. 161<br />

Rudolf Baier 1932 Anna Baier mit einem Kunden<br />

Am 4. August 1931 wurde auf der Hofreit von Rudolf und Anna Baier (Wiesebursch) von der<br />

Firma Benzol- Verband mit Sitz in Hamburg eine Aral Tankstelle mit Handpumpanlage<br />

errichtet. Während des Zweiten Weltkrieges mußte die Tankstelle infolge der Kriegsbedingten<br />

Benzinknappheit ihren Betrieb einstellen. Nach dem Krieg wurde die Tankstelle wieder in<br />

Betrieb genommen. In den vielen Jahren bis zu ihrer Stillegung war es meistens Frau Anna<br />

Baier die die Tankstelle bediente wenn Kundschaft kam.<br />

In den Jahren ihres Bestehens wurde die Tankstelle mehrmals der fortschreitenden<br />

Technisierung angepasst und im Trend der jeweiligen Zeit<br />

modernisiert. Am 31. Dezember<br />

1975<br />

wurde die Tankstelle geschlossen und demontiert.<br />

Tankstelle 1975 Bildleihgaben: Ludwig Baier


Tankstelle mit Kfz. Werkstatt von Karl Deisenroth Landstraße Hs. Nr.192<br />

Karl Deisenroth erlernte bei seinem<br />

Vater dem Schmiedemeister Josef<br />

Deisenroth das Schmiedehandwerk.<br />

In Fernkursen bereitete er sich<br />

erfolgreich auf die Prüfungen zum<br />

Autoschlossergesellen und zum Kfz<br />

Meister vor.<br />

1935 übersiedelte der Autoschlosser<br />

Karl Deisenroth seine Autowerkstatt,<br />

die er seit 1928 in einer<br />

Wellblechgarage auf dem Grundstück<br />

seines Vaters im Eichsfeld<br />

betrieben hatte an die Frankfurt<br />

Leipziger Straße Nr. 185 auf das<br />

Grundstück von Berta und Adalbert<br />

Wiegand, „Schniedermechels“.<br />

1936 errichtete er auf dem gleichen<br />

Grundstück eine Shell - Tankstelle<br />

die bis in die vierziger Jahre<br />

betrieben wurde.<br />

1939 errichtete Karl Deisenroth auf<br />

der gegenüber liegenden Straßenseite Haus Nr.192 eine neue Autowerkstatt mit Wohnhaus.<br />

Kam ein Fahrzeug an die Tankstelle um zu tanken, mußte ein Lehrjunge über die Straße<br />

springen und die Kundschaft bedienen. Zu dieser Zeit waren in der Werkstatt fünf bis sieben<br />

Arbeiter beschäftigt.<br />

Die Frankfurt – Leipziger Straße als Hauptverkehrsachse zwischen Hessen und Thüringen<br />

sorgte für eine gute Auslastung der Tankstelle und Werkstatt. Alle gängigen Fahrzeuge,<br />

gleich welchen Modells und Typs, wurden in der Werkstatt repariert. Die Fahrzeuge, die auf<br />

der Strecke nahe Rasdorf liegen blieben, wurden von Karl Deisenroth mit einem Vollgummi<br />

bereiften Lastwagen abgeschleppt der pro Kilometer bis zu einem Liter Benzin schluckte.<br />

Mit diesem Lkw fuhren die Gesellen von Karl Deisenroth auch die Rasdorfer Fußballer<br />

sonntags in die umliegenden Ortschaften zu Ihren Auswärtsspielen.<br />

Karl Deisenroth, der nach einer Unfallverletzung an der rechten Hand vom Kriegsdienst<br />

freigestellt war, konnte während des Krieges die Tankstelle und die Werkstatt weiterführen<br />

und auch in dieser Zeit Lehrlinge ausbilden.<br />

Nach dem Abriegeln der Sowjetischen Besatzungszone ging der Durchgangsverkehr spürbar<br />

zurück. 1952 verlegte Karl Deisenroth seine Werkstatt von Rasdorf nach Hünfeld in die<br />

Hersfelder Straße (BMW-Deisenroth).<br />

Impressum:<br />

Herausgeber: Verein zur Förderung der Heimat- und Kulturpflege Rasdorf e. V.<br />

Abteilung: Aufarbeitung und Dokumentation der Heimatgeschichte<br />

Abteilungsleiter: Wendelin Priller<br />

Mitwirkende: Ruth Burghardt, Gisela Falkenhahn-Klee, Erika Gutberlet, Irene Hahn,<br />

Marita Heere, Karl-Heinz Lenz, Rüdiger Stark, Christa Wiegand,<br />

Doris Tryba, Rita Ziegler-Doll, Maria Benger.<br />

Technische Bearbeitung: Gaby Hohmann


Tankstelle mit Kfz. Werkstatt von Josef Deisenroth an der Landstraße 1<br />

Tankstelle und Kfz - Werkstatt um 1955 Bildleihgabe: Hermann- Josef Deisenroth<br />

Josef Deisenroth erlernte bei seinem Vater dem Schmiedemeister Joseph Deisenroth das<br />

Schmiedehandwerk.<br />

Von 1927 betrieb Josef Deisenroth seine erste Werkstatt in einem Nebengebäude auf dem<br />

Bauernhof von Josef Litz, Breckelitze Hs. Nr. 22 (heute Rinnweg 16). Hier führte er alle<br />

anfallenden Reparaturen an Fahrrädern, Motorräder und Landmaschinen durch. Der<br />

fortschreitenden Motorisierung und Technisierungen folgend, kamen Verkauf und<br />

Reparaturen von Landmaschinen, Schleppern, Personen- und Kraftwagen dazu.<br />

1939 wurde Josef Deisenroth zum Kriegsdienst eingezogen und kehrte erst nach mehrjähriger<br />

Kriegsgefangenschaft zurück. Erst 1948 konnte er seine Arbeit in der alten Werkstatt<br />

wiederaufnehmen.<br />

Josef Deisenroth errichtete 1952 an der Landstraße 1<br />

eine neue Werksanlage mit DEA Tankstelle,<br />

Kraftfahrzeug- und Maschinenreparaturwerkstatt,<br />

Warenlager und Büroräume. Nach dem Umzug in die<br />

Landstraße 1, traten seine Söhne Ernst und Hermann<br />

dem Unternehmen als Gesellschafter bei, welches<br />

fortan als offene Handelsgesellschaft geführt wurde.<br />

In den sechziger und siebziger Jahren wuchs die<br />

Werkstatt auf eine Gesamtfläche von 450 qm, denn<br />

Ersatzteillager und Ausstellungsräume kamen dazu.<br />

Neben VW und Audi- Fahrzeugen wurden auch<br />

Fahrzeuge anderer Marken repariert. Fahrzeugbau,<br />

Karosserie-, Lackierungs- und Bauschlosserarbeiten<br />

wurden durchgeführt. In dieser Zeit waren in der<br />

Werkstatt bis zu 16 Leute beschäftigt.<br />

2001 wurde die Werkstatt geschlossen und nach<br />

Hünfeld verlegt. Heute wird die Tankstelle durch eine<br />

Enkelin von Josef Deisenroth weiter betrieben.<br />

Josef Deisenroth an der Werkbank


Schon vor 100 Jahren ein Automobil in Rasdorf<br />

von Christa Wiegand<br />

Ein Maybach-Mercedes, wie auf dem nachstehenden Bild gezeigt, war im Besitz des<br />

Straßenbauunternehmers Oskar Appel in der Villa. Mit 35 PS, Baujahr ab 1901. Aus den<br />

motorisierten Kutschen weniger Jahre zuvor war dieses Modell als ein eigenständiges<br />

Fahrzeug entstanden, ein Vorbild für viele andere spätere Automobilkonstruktionen.<br />

Ein Foto, Familie Oskar Appel mit Auto, vor 1907 ist leider verloren gegangen. Es war nicht<br />

nur das erste Auto in Rasdorf, es soll auch nach Aussagen seines Enkelsohnes Gustav Appel<br />

das erste im Kreis Hünfeld gewesen sein. Scherzhaft hatte Großvater Oskar gesagt, das<br />

Benzin habe er in der Apotheke gekauft. Oskar Appel starb 1907, das Auto ging in fremde<br />

Hände.<br />

Erst 20 Jahre oder später war es nach dem Ersten Weltkrieg, Inflation und Rezessionszeit<br />

Rasdorfern möglich, einen PKW zu erwerben. Eine Tankstelle war schon da. Ein Leuna-<br />

Zapfhahn vor Schreinermeister Webers Haus an der Landstraße wurde 1927 installiert für den<br />

anlaufenden, motorisierten Verkehr auf der Frankfurt-Leipziger Straße.<br />

Pfarrer Biermann neben seinem Auto und Kaplan Wachtel um 1931 Foto v. Fam. Kiel<br />

Zunächst fuhr Pfarrer Biermann einen Dixi, später einen Chrysler, Adolf Stark (Oswalds)<br />

einen Opel Laubfrosch, dem eine Limousine Ford Köln folgte.


Einen Adler, Baujahr 1929, fuhr Karl Deißenroth 1934. Josef Wiegand (Linde) erwarb 1934<br />

von Dr. Ackermann aus Geisa einen BMW Dixi. Hier gab es auch bald ein stärkeres<br />

Fahrzeug, einen Röhr, der mit Anhänger für seine Viehtransporte gefahren werden konnte.<br />

BMW Dixi Typ DA1, gebaut in Eisenach<br />

Der Dixi wurde Ende der 1920-er Jahre bis 1932 in großen Stückzahlen gebaut. Er war das<br />

meistgefahrene Modell vor dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland mit einem Gesamtgewicht<br />

von 560 kg, niedrigem Gestehungspreis, ein Kleinwagen, der dennoch für nur wenige<br />

erschwinglich war. Josef Kümpel hat 1937 einen beigefarbenen BMW Dixi gekauft. Bald<br />

kamen in Rasdorf einige größere, stärkere Automobile hinzu. Josef Deißenroth mit einem<br />

Fiat, Kaufmann Litz fuhr einen Ford Köln, Hermann Wiegand (Justus) fuhr auch ein Auto,<br />

Gastwirt Stark hatte noch kurz vor Kriegsbeginn einen DKW bekommen.<br />

Sehr viel ausgeprägter als heute wurde ein Auto als Statussymbol angesehen, das nicht nur<br />

Bewunderung auslöste.<br />

Auch Lehrer Schramm aus Grüsselbach fuhr 1932 schon einen NSU. 1938 hat er sich, wie<br />

viele andere, einen Volkswagen bestellt. Hitlers Programm „Jedem Deutschen ein Auto –<br />

ein Wagen für das Volk“ war animierend. Der Verkaufspreis sollte nach dem Willen der<br />

Reichsregierung 990 RM betragen, der über die Organisation „Kraft durch Freude“ auch in<br />

Wochenraten zu 5 RM angespart werden konnte. In kürzester Zeit hatte der talentierte<br />

Ingenieur Ferdinand Porsche VW Prototypen vorgestellt und getestet. Er ist Anfang 1938 mit<br />

der Gesamtplanung zur Gründung des Volkswagenwerkes in Wolfsburg betraut worden. Die<br />

eingezahlten Wochenraten für den Käfer waren für den Aufbau des VW-Werkes bestimmt.<br />

Zur Auslieferung ist es nicht mehr gekommen. Wegen des einsetzenden Zweiten Weltkrieges<br />

wurde im Werk ausschließlich nur noch für die Wehrmacht produziert. Die vielen Einzahler<br />

haben weder von einem VW noch von ihren Vorauszahlungen je etwas gesehen. Fast allen<br />

Rasdorfer PKW-Besitzern sind die Autos für den Kriegseinsatz konfisziert worden mit der<br />

schriftlichen Zusage, ihre Fahrzeuge nach dem Endsieg wieder zurückzuerhalten. Josef<br />

Deißenroth und „Oswalds“ hatten vorausschauend ihre Autos demontiert und sie so über den<br />

Krieg gerettet. Benzin und Diesel, vorwiegend aus dem Ausland bezogen, konnte nur noch<br />

eingeschränkt importiert werden.


Der Kraftstoff, der in Leuna aus Kohle gewonnen wurde sowie in den kleinen Ölfeldern<br />

Norddeutschlands, reichte kaum für die Streitkräfte und wichtige Versorgungsfahrzeuge.<br />

Hitlers Gewaltakt im Juli 1942, die Ölfelder östlich des Schwarzen Meeres zu erobern und<br />

Baku zu besetzen, um sich somit die Ölversorgung zu sichern, war gescheitert. Auch<br />

Rasdorfer Soldaten waren an diesen Eroberungskämpfen beteiligt und gefallen.<br />

Holzvergaser hieß die alternative Notlösung. Außen, am hinteren Bereich des Fahrzeuges,<br />

wurde ein ofenartiger Vergasertopf angebracht, gefüllt mit einem Sack kleiner Buchenholzstückchen,<br />

von dem eine Leitung zum Motor führte. Nachdem sich in den angezündeten<br />

Holzscheiten ein Schwelbrand entwickelt hatte, ist der Topf geschlossen worden, in dem sich<br />

durch die Hitze explosives Holzgas entwickelte. Nachdem der Motor durch eine<br />

Benzinzündung gestartet war, ist das Holzgas zugeleitet worden, wodurch das Auto zum<br />

Fahren kam. Das war schon ein aufwändiges, umständliches Fortkommen. Oft funktionierte<br />

es nicht so, wie es dem Fahrer recht war – dennoch eine bemerkenswerte technische<br />

Alternative. Die Umrüstung von Fahrzeugen in allen Bereichen auf Holzvergaser erforderte<br />

zwangsläufig eine logistische Organisation für die Holzverteilung.<br />

Die Generatorkraft (GK), gegründet in Berlin, war eigens für diese Aufgabe eingerichtet<br />

worden. Anfang des Jahres 1943, als die Bombardierungen auf die Städte immer heftiger<br />

wurden, die Evakuierungen auf die Dörfer einsetzten und auch viele Betriebe ausgelagert<br />

wurden, kam die Generatorkraft nach Rasdorf. Im Seitenbau von „Eckebauersch“ hatten sie<br />

ihre Büros eingerichtet. Mit ca. 15 Mitarbeitern besetzt, war es Deutschlands zentrale<br />

Verteilerstelle für das Vergaserholz. Teilweise waren die Familien von Berlin mit hierher<br />

gekommen. Dr. Schmitt, der Leiter der GK, ist nach dem Zusammenbruch in Rasdorf<br />

geblieben und hat sich am Kreppel ein Häuschen gebaut. Auch sein Chauffeur Pierenkemper<br />

blieb in Rasdorf.<br />

Selbst nach der Währungsreform 1948 sind die kostengünstigen Holzvergaser immer noch<br />

gefahren worden. Wer überhaupt ein Auto besaß, hat sich dieser Notsituation angepasst und<br />

war froh, noch ein Fortbewegungsmittel zu besitzen. Erstaunlicherweise sind im Jahre 1945<br />

noch eine halbe Millionen Vergasertöpfe gebaut worden.<br />

Wie gut ist es, dass heute „Jedem Deutschen ein Auto – ein Wagen für das Volk“ möglich ist,<br />

und nicht nur ein Dixi.


„Sieferts“ Hs. Nr. 66<br />

heute Glatzel, Geisaer Tor 6<br />

Hofchronik Am Geisaer Tor<br />

von Christa Wiegand<br />

Bis zu dem Brand im Jahre 1890 war dieses Grundstück total anders bebaut. Ein kleines Haus<br />

stand im unteren Teil des Grundstückes an der Geisaer-Tor-Straße mit einem Vorgärtchen,<br />

einem nach oben angebauten Ställchen und einer kleinen Scheune.<br />

Zunächst ist hier Stefan Schultheiß nachweisbar. Jakob Schüler mit Ehefrau Anna erscheinen<br />

1745 als Inhaber bis 1763. Anschließend ist Christoph Simon Besitzer, gefolgt von Kasper<br />

Diemar. Die Ehe des Nachbesitzers Johann Georg Kiel, einem Schreiner aus Großentaft, mit<br />

Ottilia Spiegel aus Wenigentaft, die 1820 in Rasdorf geheiratet hatten, blieb kinderlos.<br />

Josef Altstadt aus Großenbach mit Barbara, geb. Hodes aus Rasdorf, übernahmen das<br />

Höfchen. Die Nachfolgerin Tochter Eva Katherina verheiratete sich 1838 mit dem Schneider<br />

Johannes Müller aus Leibolz, die jedoch schon nach nur 6 Ehejahren verstarb. Ottilia Walter<br />

aus Spahl wird die nachfolgende Ehefrau des Witwers Johannes Müller.<br />

Und schon wieder kam es zu einem Besitzerwechsel.<br />

Karl Beck aus Rasdorf, ein Schneider, der in Frankfurt am Main tätig war und Ehefrau<br />

Elisabeth, geb. Vetter aus Marbach, werden anschließend 3-4 Jahre als Inhaber angegeben.<br />

Josef Wiegand, Taglöhner, später Wegewärter aus der Wegewärter-Familie in „Schustersch“,<br />

erwarb mit seiner Ehefrau Clara, geb.Wieber, um 1864 dieses Anwesen.<br />

Am 2. Oktober 1890 ist durch einen Brand, der in ihrer Scheune entstanden war, die gesamte<br />

Hofreit niedergebrannt, wie auch die angrenzende Scheune der Rosalia Rimbach auf dem<br />

Friedhof. Ein kleiner Brandschaden entstand auch dem Nachbarn Franz Michael Diemar<br />

(Treppenschustersch).<br />

Straßenwärter Josef Wiegand hat dieses Haus, wie das Foto zeigt, in der typischen<br />

Fachwerkbauweise jener Zeit errichtet, mit ausgemauerten Ziegelsteinfächern. Die Familie<br />

verkaufte einige Jahre später das Haus und erwarb das Anwesen des Wiesenbauers Josef<br />

Wiegand (später Stross-Staffes), der seinerseits in sein neues Heim an der Landstraße<br />

„Wiesebursch“ verzogen war. Foto Leihg. von Fam. Glatzel


Die Eheleute Wilhelm Siefert und Anna, geb. Kraus, aus Rasdorf, die sich 1900 verheiratet<br />

hatten, haben das Grundstück erworben. Wilhelm Siefert, als Maurer in Dortmund tätig, war<br />

es auch möglich, Land und Wiesen zu erwerben und Wirtschaftsgebäude auf der „Cent“ zu<br />

errichten.<br />

August Arnold aus „Dominiks“, ebenfalls Maurer von Beruf und auch Westfalengänger,<br />

kommt durch die Heirat 1935 mit der Erbin Anna Siefert in dieses Anwesen. Er musste 1940<br />

in den Krieg ziehen und ist erst 1949 aus sibirischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt.<br />

Mit seiner Frau Anna hat er die Goldene Hochzeit feiern können und in 2008 seinen<br />

102. Geburtstag.<br />

Tochter Rita, seit 1960 verheiratet mit Hubert Glatzel aus Langendorf in Schlesien, sind die<br />

heutigen Besitzer von „Sieferts“. Durch Pater Franz Kister aus Grüsselbach, der in<br />

Langendorf im Obladenkloster ab und zu weilte, ist Hubert Glatzel nach Rasdorf gekommen.<br />

Er hat ihm in Rasdorf eine Lehrstelle und ein Bleibe vermittelt.<br />

Durch An- und Umbau haben die Eheleute ihr Wohnhaus vergrößert und durch den Ankauf<br />

des Nachbargrundstückes „Treppenschustersch“ 1975 ihre gepflegte, blumige Gartenanlage<br />

erweitert.<br />

Wie Hubert Glatzel berichtet, hat er bei dem Bau seiner Garage neben der Scheune auf der<br />

„Cent“ in geringer Tiefe sehr viele menschliche Knochen und Schädel gefunden, wie auch bei<br />

Baggerarbeiten in seinem Hof, gleich einem Massengrab. Ein Skelett war sogar noch<br />

bekleidet mit einer Uniform, die jedoch nicht identifiziert wurde.<br />

Wer waren wohl die vielen Toten?<br />

In den früheren Jahrhunderten war es üblich, dass Selbstmörder, Gerichtete, durchziehende<br />

Fremde und Soldaten, wenn sie hier verstarben, nicht auf dem Pfarrfriedhof beigesetzt<br />

wurden. Es könnten auch durch Epidemien Verstorbene gewesen sein, derer man sich wegen<br />

der Ansteckungsgefahr schnell entledigen wollte, wie es aus anderen Orten bekannt ist. Aus<br />

dem 19. Jahrhundert sind einige ansteckende Epidemien bekannt, die in kurzer Zeit auch in<br />

Rasdorf viele Menschenleben forderten. War es vielleicht ein Massengrab aus der Zeit des<br />

Napoleonrückzuges von der Völkerschlacht bei Leipzig 1813, als in kurzer Zeit nacheinander<br />

ca. 160 Einwohner verstarben an dem ansteckenden Typhus, den die rückziehenden Soldaten<br />

mitgebracht hatten. So werden auch viele Soldaten, die Rasdorf nicht mehr lebend verlassen<br />

konnten, hier beerdigt worden sein.<br />

„Treppenschustersch“, Hs. Nr. 65<br />

Fotos, wie das nachstehende, sind alles, was von „Treppenschustersch“ übriggeblieben ist. Im<br />

Jahre 1975 ist das Haus von seinem Nachbarn Hubert Glatzel aufgekauft und abgebrochen<br />

worden. Es war ein kleines Häuschen, auf jeder Etage ein Zimmer, mit einem kleinen<br />

Gärtchen auf dem Hang hinter dem Haus. Das Schlachtschweinchen und die Geis fanden im<br />

Keller einen Platz.<br />

Christoph Fischer war um 1740 Eigentümer des Hauses, das er an seine Tochter Barbara<br />

vererbte, die sich 1747 mit Valentin Hahn verehelichte. Es folgten drei Generationen Hahn.<br />

Valentin Hahn, der letzte dieser Familien, verheiratete sich 1848 mit Therese Schmitt aus<br />

„Angerschmieds“. Frau Therese verstarb 1875. Man fand sie in der Nähe des Felsenkellers.<br />

Ihr Ehemann Valentin erscheint in Rasdorf nicht mehr.<br />

Franz Michael Diemar ist 1890 hier als Eigentümer geführt, der ab 1880 mit seiner Familie in<br />

diesem Haus wohnte.<br />

Größtenteils waren den Inhabern außergewöhnlich wenige Kinder geboren worden, was das<br />

Leben in dem kleinen Haus sicherlich erleichterte. Schuhmacher Reinhold Göb aus Rasdorf,<br />

verheiratet 1919 mit Katharina Hahn aus „Berstches“, hat dieses Haus gekauft.


Ihre Ehe blieb kinderlos. Nach dem Tod seiner Frau kam seine Nichte Paula Göb um 1942 zu<br />

ihm ins Haus, die vor den Bomben in Dortmund geflüchtet war und später auch das Erbe<br />

übernahm. Sie veräußerte das Haus an Hans Norbert Kister, der mit seiner Taubenschar einige<br />

Zeit hier lebte, bis es von Hubert Glatzel erworben wurde.<br />

Die beiden „Treppenhäuser“ am Geisaer Tor „Drese“ und „Treppenschustersch“ v. links<br />

„Drese“, Hs. Nr. 64<br />

heute: Höhl, Geisaer Tor 2<br />

Viele wechselnde Besitzerfamilien hat das Anwesen aufzuweisen, soweit man es<br />

zurückverfolgen kann. Jakob Schüler, Johann Krieg, ein Simon, Kasper Schreiber, Andreas<br />

Burkerth gefolgt von dem Wagner Johann Wiegand. Jakob Wiegand, auch Wagner von Beruf,<br />

jedoch kein Nachkomme, übernimmt das Anwesen. Er hat sich 1773 mit Kunigunde Winter<br />

verheiratet. Die beiden Ehen ihres Sohnes Martin, auch ein Wagner, blieben kinderlos. Die<br />

Witwe Barbara, geb. Fladung, zweite Ehefrau des Martin Wiegand, verkaufte das Anwesen<br />

1848 an Andreas Hoehl.<br />

Der Schumacher Andreas Hoehl stammt aus einer Schumacherfamilie am Wasser. Noch im<br />

gleichen Jahr verheiratete er sich mit Barbara Theresia Wiegand. Sie verstarb 1855 mit ihrem<br />

zweitgeborenen Sohn. Katharina Trott aus Geismar kam als nächste Ehefrau in dieses Haus.<br />

Michael Hoehl, Hüttner und Schuhmacher, der Sohn aus erster Ehe, übernimmt das elterliche<br />

Erbe mit Josepha Schabel aus Rasdorf, die sich 1879 verheiratet haben. Die späteren<br />

Generationen haben ihren Familiennamen Hoehl zu Höhl geändert.<br />

Georg Peter Höhl, ihr Drittgeborener, der vielen seines hohen Alters wegen noch bekannt ist,<br />

übernahm das Anwesen. Wegen eines Hand- und Oberarmdurchschusses im Ersten Weltkrieg<br />

konnte er seinen in Westfahlen erlernten Beruf als Maurer nicht mehr ausüben. Er betrieb<br />

seine kleine Landwirtschaft, betätigte sich als Hausmetzger und als Agent für die Aachener<br />

und Münchener Versicherung bis ins hohe Alter. Er verstarb 1983, ein halbes Jahr vor seinem<br />

100. Geburtstag. Seine Ehefrau Rosa, geb. Höfer, kam aus Leibholz, mit der er 1919 die Ehe<br />

einging. Ihr ältester Sohn Josef, der nach dem Balkanfeldzug an einem russischen


Frontabschnitt eingesetzt war, kam nach Krieg und 4 ½ jähriger Gefangenschaft als vorletzter<br />

Rasdorfer Spätheimkehrer im November 1949 endlich zurück. Seine Braut Tina Kircher aus<br />

Buttlar hatte jahrelang auf seine Heimkehr warten müssen bis sie im Mai 1950 Ihre Hochzeit<br />

feiern konnten.<br />

Sein Bruder Alfred hat die Heimat nicht mehr wiedergesehen. Als Kriegsgefangener in<br />

Frankreich war er einem ca. 100 Mann starken unausgebildeten Mienenräumkommando<br />

zugeteilt worden, von denen 70, so auch der 22-jährige Alfred Höhl, auf den Mienenfeldern<br />

geblieben ist.<br />

Josef Höhl ist nach seiner Heimkehr wieder von der Post übernommen worden, für die er<br />

schon vor dem Krieg tätig war. Er ist heute 88 Jahre alt und Eigentümer von „Drese“.<br />

Der Hausname „Drese“, eine Abkürzung von Andreas, geht auf Andreas Hoehl zurück, der<br />

1848 das Anwesen erworben hatte.<br />

Nachstehend der Kaufvertrag, ein Beispiel für viele.<br />

Geschehen<br />

Hünfeld am 16. August 1848<br />

Gegenw. : Amtmann Klostermann<br />

Akteur: Sippel<br />

Im Justizamt erscheint die Witwe des Johann Martin Wiegand, Wagner, Barbara, geb.<br />

Fladung, von Rasdorf, dem Gericht von Person und als vertragsfähig bekannt und erklärt.<br />

§ 1<br />

§ 2<br />

§ 3<br />

Ich verkaufe hiermit dem Schumacher Andreas Hoehl, verehelicht mit<br />

Barbara Theresia, geb. Wiegand, aus Rasdorf, Rasdorfer Pfarrlehn.<br />

Von seiner Wohnung im Steuerbuchauszug Anl. 613 beschrieben,<br />

bestehend in Wohnhaus, Stallung, Garten, Gemeinheit und<br />

Nachbarrecht mit allen Rechten, Lasten und Beschwerden. Nach<br />

meinem jetzigen Besitzstande für die Summe von 550 fl (Gulden) oder<br />

314 Thaler 8 Kreuzer.<br />

Der Kaufschilling ist zahlbar mit 300 fl oder 171 Thaler 12 Kreuzer,<br />

bei der Bestätigung an mich 200 fl oder 114 Thaler und 8 Kreuzer an<br />

ihr meine Tauftödte Barbara Fladung, Tochter der verlebten Anna-<br />

Maria Fladung zu Rasdorf, welche stehen bleiben und jährlich möglich<br />

mit 4 % verzinslich sind und auf vorherige ¼-jährliche Kündigung<br />

abgetragen werden müssen 50 fl an die Kirche zu Rasdorf.<br />

Ich, Verkäuferin, behalte für mich und meine Tauftödte Barbara<br />

Fladung die lebenslängliche freie Wohnung in der oberen<br />

Nebenkammer nebst meiner Küche am oberen Gange, welche Käufer<br />

gehörig herrichten muss. Am oberen Boden, dem Platz so groß als<br />

meine Wohnung ist, Platz im Keller zu Kraut und Kartoffeln, Platz zu<br />

Mist und Holz hinten im Hof, das Beet im Pflanzengarten oben, das<br />

Krautbeet am Unspan, das Beet am Brunkel und 20 Wellen vom<br />

Gemeindeholz, Anteile mit freier Heimfuhr, Stallung für was ich mir<br />

hier ausbedingen soll, nach meinem Tode meiner Tödte Barbara<br />

Fladung solange sie ledigen Standes bleibt, behalten. Mit Ausnahme<br />

des halben Beetes vom Brunkel und der 20 Wellen Holz, welche dem<br />

Käufer zufallen.<br />

Die Unterzeichner


Mit der Beschreibung „Drese“ endet die<br />

Hofchronik „Am Geisaer Tor“. Nach Ansicht von<br />

Professor Pralle ist das Geisaer Tor viel später als<br />

das Kerndorf besiedelt worden. Für Rasdorf um<br />

1604 mit ca. 600 Einwohnern genügten die<br />

Wohnverhältnisse. Die wirtschaftlichen Flächen<br />

waren an geschlossene Lehnshöfe gebunden, die<br />

nicht aufgeteilt werden durften.<br />

In bescheidenen Hütten lebten zunächst am<br />

Geisaer Tor Handwerker und Tagelöhner, die<br />

vorwiegend im Dienst des Stiftes standen z. B. für<br />

die zehn Präbendengüter die fabrica<br />

(Kirchenfabrik), die kellerei und sonstige<br />

Einrichtungen. Erst Ende des 19. Jahrhunderts<br />

verbesserten sich ihre wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse. Viele nutzten die Gelegenheit, in den<br />

aufstrebenden Industriegebieten als Saisonarbeiter<br />

zu arbeiten. Es war ihnen hierdurch möglich, ein<br />

paar Äckerchen und Wiesen zu erwerben. Durch<br />

den Güterschluss von 1862 war es den Bauern<br />

erlaubt, Teile ihrer Ländereien zu verkaufen.<br />

Einige vom Geisaer Tor haben sich dadurch nach<br />

und nach eine kleine Existenz geschaffen. Ihre<br />

Gebäude, vorwiegend aus Weichholz gebaut und<br />

somit von kurzer Lebensdauer, konnten<br />

hergerichtet und teilweise erneuert werden. In der<br />

Wirtschaftswunderzeit des 20. Jahrhunderts<br />

entstanden im Austausch Neubauten in moderner<br />

Steinbauweise.<br />

Blick in die Geisaer Tor Straße<br />

Ein Wehrturm mit dem Scheunen-<br />

giebel des Friedhofhofes<br />

Zeichnung und Foto aus der FZ von 1940

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