neue lieferungen der ghh - DEILMANN-HANIEL GMBH
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Bergassessor Dr. Carl Deilmann<br />
zum 75. Geburtstag<br />
Lebenswerk und Gesinnung setzen den Wert<br />
Ursprünglich hatte Herr Dr. Carl Deilmann vor, seinen 75. Geburtstag außerhalb<br />
<strong>der</strong> Stätte seines Wirkens zu verbringen. Der Aufsichtsrat <strong>der</strong> C. Deilmann AG<br />
versammelte sich aber bereits am Vorabend in Bentheim, um den Flüchtigen zu<br />
stellen. So hatte ein großer Kreis von Freunden aus Wirtschaft, Wissenschaft und<br />
Verwaltung Gelegenheit, mit Herrn Dr. Deilmann an seinem Geburtstage zusammenzusein<br />
und ihm persönlich zu gratulieren<br />
Eine Stunde vor Eintreffen <strong>der</strong> auswärtigen Gäste hatten die Geschäftsleitungen<br />
und Betriebsräte <strong>der</strong> C. Deilmann AG und ihrer Tochtergesellschaften Gelegenheit,<br />
Herrn Dr. Deilmann die Grüße und Glückwünsche seiner Mitarbeiter von<br />
nah und fern zu überbringen. Herr Dr. Ferdinand Marx, Dortmund, <strong>der</strong><br />
Vorsitzende des Aufsichtsrates, verzichtete darauf, ein beson<strong>der</strong>es Loblied auf den<br />
Jubilar zu singen und seine Verdienste im einzelnen aufzuzählen. Je<strong>der</strong> <strong>der</strong> zur<br />
heutigen Festrunde versammelten Freunde wisse ohnehin, was vom Hause<br />
Deilmann in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt worden sei. Vielmehr<br />
sei es entscheidend, etwas über die Persönlichkeit Carl Deilmanns zu sagen,<br />
<strong>der</strong> nicht den Eindruck eines »alten Herrn« mache. Das beweise schon, daß er<br />
sich noch einen Tag vor seinem Geburtstag seinen Flugzeugführerschein um<br />
ein Jahr verlängern ließ.<br />
Was ihn zu dem gemacht habe, was er heute sei, liege in <strong>der</strong> Erkenntnis schon<br />
seiner jungen Jahre, daß die Familie die kleinste, aber auch aussichts- und<br />
erfolgreichste Zelle einer Gemeinschaft sei. In diesem Sinne habe er rechtzeitig<br />
seine Söhne an seinem Unternehmen beteiligt und zur Führung herangezogen.<br />
Darüber hinaus habe er es immer verstanden, auf persönlicher und geschäftlicher<br />
Ebene Vertrauen zu erwecken. Er gehöre zu den wenigen Leuten, die<br />
man — wenn er kein Techniker wäre — als »königliche Kaufleute« bezeichne<br />
und <strong>der</strong>en Wort gelte. Das habe ihm im In- und Ausland dazu verholten, das<br />
Ansehen zu gewinnen, das er noch am heutigen Tage habe. Nicht als Hobby,<br />
son<strong>der</strong>n aus Leidenschaft werfe er sein Wort noch immer in die Waagschale,<br />
wenn es das Wohl des Unternehmens erfor<strong>der</strong>e.
Als Vertreter <strong>der</strong> Wirtschaftsvereinigung Bergbau richtete <strong>der</strong>en<br />
Ehrenpräsident, Herr Generaldirektor Dr.-Ing. E.h. Heinrich<br />
Kost einige Worte an die versammelten Gäste.<br />
Er überbrachte die Glückwünsche des Präsidenten, Herrn Bergassessor<br />
a.D. Dr.-Ing. E.h. Burckhardt, des Vorstandes und <strong>der</strong><br />
Geschäftsführung und dankte dem Jubilar dafür, daß er schon<br />
so lange Zeit als Vorstandsmitglied tätig sei und sich immer zur<br />
Verfügung gestellt habe, wenn es darum gegangen sei, über den<br />
Bergbau zu beraten, dessen Interessen zu vertreten und wesentliche<br />
Beschlüsse zu fassen. Als Vorsitzen<strong>der</strong> des Ausschusses für<br />
Entwicklungslän<strong>der</strong> habe Carl Deilmann eine Aufgabe erfüllt, die<br />
ihm wegen setner großen Kenntnis <strong>der</strong> ganzen Welt auf den Leib<br />
geschrieben sei. Der Vorstand <strong>der</strong> Wirtschaftsvereinigung Bergbau<br />
habe in seiner letzten Sitzung einstimmig beschlossen, ihm<br />
die »Heinitz-Plakette« zu verleihen, die höchste Auszeichnung im<br />
Bergbau, die ihm vom Präsidenten <strong>der</strong> Wirtschaftsvereinigung<br />
in <strong>der</strong> nächsten Mitglie<strong>der</strong>versammlung überreicht werden solle.<br />
In <strong>der</strong> Laudatio heiße es u.a.: »Der Vorstand <strong>der</strong> Wirtschaftsvereinigung<br />
Bergbau würdigt damit, daß Sie sich als Unternehmer<br />
durch ihre Leistungen im Bergbau in unserem Lande und in <strong>der</strong><br />
Welt durch Ihre maßgebliche Mitwirkung in vielen Gemeinschaftsorganisationen<br />
des Bergbaus, insbeson<strong>der</strong>e auch im Vorstand<br />
<strong>der</strong> Wirtschaftsvereinigung Bergbau, in hervorragendem Maße um<br />
den deutschen Bergbau verdient gemacht haben.«<br />
Herr Dr. Kost fuhr fort: »Ich beglückwünsche Sie zu dieser Auszeichnung<br />
und verbinde damit den Wunsch, daß Ihnen noch<br />
viele Jahre guter Gesundheit geschenkt werden mögen. Sie leben<br />
wie wir alle im technisch-wissenschaftlichen Zeitalter, das von<br />
uns verlangt, auch wenn wir älter werden, uns um die technischen<br />
und wissenschaftlichen Dinge zu kümmern. Ich wünsche Ihnen,<br />
daß Sie das noch lange tun können, und grüße Sie im Namen<br />
aller Bergleute <strong>der</strong> Bundesrepublik mit einem herzlichen und<br />
kräftigen Glückauf!«<br />
Der Vorsitzende <strong>der</strong> Vereinigung <strong>der</strong> Bergbauspezialgesellschaften,<br />
Herr Professor Dr. Dünbier, sprach, wie er sagte,<br />
als »alter Kumpel« und Vertreter des großen Freundes- und<br />
Kollegenkreises.<br />
20 Jahre des Lebenslaufes Carl Deilmanns seien in eine Zeit<br />
gefallen, die man aus <strong>der</strong> sicheren bürgerlichen Ordnung heraus<br />
gern als »gute alte Zeit« betrachte. Jahrzehnte mit einem wechselvollen<br />
Schicksal folgten. Nach den Nie<strong>der</strong>lagen habe man immer<br />
wie<strong>der</strong> aufbauen müssen: im Schachtbau, im Tiefbohrsektor, im<br />
Untertage- und im Maschinenbau, um nur einige wichtige Sparten<br />
zu<br />
nennen.<br />
Carl Deilmann sei eine Unternehmerpersönlichkeit, die eine Auszeichnung<br />
wie die Heinitz-Plakette, zu <strong>der</strong> er ihn beglückwünsche,<br />
verdient habe. Er habe Vorbildliches geleistet und sich mit seiner<br />
Arbeit in vielen Verbänden und Organisationen hervorragend<br />
bewährt.<br />
»Mögen Gesundheit, Glück, Freude und Erfolg Sie auf Ihrem<br />
Wege in eine weiterhin gesegnete Zukunft begleiten, in <strong>der</strong> auch<br />
Ihrer Unternehmensgruppe, <strong>der</strong> Sie den Stempel Ihrer Persönlichkeit<br />
aufgedrückt haben, eine gute Weiterentwicklung beschieden<br />
ist.«<br />
Herr Bergassessor Dr. Deilmann bedankte sich für die<br />
ehrenden Worte.<br />
3
Man könne, so sagte er, eine Aufgabe immer nur anfassen, wenn<br />
man überzeugt, ja beinahe fanatisch begeistert sei. Die Liebe zur<br />
Natur und zum Bergbau seien entscheidend für seinen Lebensweg<br />
gewesen. Bei den sich überstürzenden Ereignissen im Laufe<br />
<strong>der</strong> Jahre mit <strong>der</strong> ständigen Folge von Zusammenbruch und Wie<strong>der</strong>aufbau<br />
sei er sich bewußt gewesen, daß er das Erreichte nur<br />
durch die große Mannschaft habe schaffen können, die er um<br />
sich versammelt habe. Das gelte auch für die jetzige Zeit mit den<br />
in Gang befindlichen Umgruppierungen.<br />
Er habe immer das Bestreben gehabt, seine Mitarbeiter — auch<br />
seine Söhne, Neffen und an<strong>der</strong>e Verwandte — mit seinen Gedanken<br />
zu erfüllen und ihnen eine klare Zielrichtung zu geben. Auf<br />
die wissenschaftliche Seite habe er immer großen Wert gelegt<br />
und enge Verbindung zu den Hochschulen, beson<strong>der</strong>s in Berlin,<br />
Braunschweig und Aachen, gehalten. Damit sei eine gute Zusammenarbeit<br />
<strong>der</strong> Sparten Technik und Wissenschaft sichergestellt<br />
worden.<br />
Der Bergbau habe jetzt <strong>neue</strong> Wege eingeschlagen, und man<br />
müsse sich darauf einstellen und abwarten,<br />
was kommen werde. In <strong>der</strong> Erdöl- und Erdgasgewinnung<br />
seien die Deutschen von <strong>der</strong> Natur<br />
schlechter behandelt worden als die Nachbarn<br />
in Holland. Das sei aber kein Grund zu verzagen.<br />
Man sei jetzt dabei, auch Uran und an<strong>der</strong>e<br />
Metalle zu suchen. In diesem Sinne solle<br />
auch <strong>der</strong> Ausschuß für Entwicklungslän<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Wirtschaftsvereinigung Bergbau in einen Ausschuß<br />
für mineralische Rohstoffe umgebildet<br />
werden.<br />
»Zuletzt noch ein Dank an alle Mitarbeiter und<br />
Freunde <strong>der</strong> Firma, die mit dazu beigetragen<br />
haben, was ich selbst erreicht habe, und auch<br />
ein Dank an alle, die heute gekommen sind,<br />
um ihre Freundschaft zu beweisen!«
CERN-Projekt Drensteinfurt<br />
Schachtbohren<br />
und maschinelles Stollenauffahren<br />
Von D i p I.-B e rg i ng. Jürgen Didlaukies<br />
Das europäische Kernforschungszentrum (CERN) mit Sitz in Genf<br />
plant für die nächsten Jahre den Bau eines unterirdisch<br />
angelegten<br />
Protonen-Beschleunigers. Wie schon im »Spiegel« stand<br />
(Nr. 46/1968), soll <strong>der</strong> »riesenhafte<br />
Atomteilchen-Beschleuniger«<br />
in einem ringförmigen Tunnel großen Querschnitts mit einem<br />
Durchmesser von 2,4 km angeordnet werden. Mehrere<br />
tangential<br />
abzweigende Auslaufbahnen erweitern das<br />
auf eine vorläufige Gesamtlänge von 17 km<br />
Tunnelbauwerk<br />
Daher werden in den Län<strong>der</strong>n, die daran interessiert sind, daß<br />
das geplante Projekt auf ihrem Territorium ausgeführt wird,<br />
großangelegte Untersuchungen durchgeführt, um die günstigsten<br />
Voraussetzungen für den Standort des Protonen-Beschleunigers<br />
nachzuweisen.<br />
Auch die Bundesrepublik Deutschland beteiligt sich an dem Tauziehen<br />
um dieses Projekt. Die umfangreichen geologischen, gesteinsphysikalischen<br />
und gebirgsmechanischen Untersuchungen<br />
führt das Geologische Landesamt Westfalen durch. Im Raum südlich<br />
von Münster, zwischen den Ortschaften Ascheberg, Drensteinfurt<br />
und Herbern, stehen Gebirgsschichten an, welche die gestellten<br />
Ansprüche in Idealer Weise erfüllen. In <strong>der</strong> oberen Kreide<br />
wurden hier Kalkmergelsteine <strong>der</strong> Vorhelmer Schichten (Campan)<br />
abgelagert. Bei einer Druckfestigkeit von ca. 1000 kp/cm 2<br />
wurde <strong>der</strong> Elastizitäts-Modul des Gebirges zwischen 25 000 und<br />
50 000 kp/cm 2 gemessen. Die Schichten sind nahezu horizontal<br />
gelagert mit Bankmächtigkeiten zwischen 0,20 und 0,50 m. Der<br />
mittlere Quarzanteil dieses Gesteins beträgt 20 bis 25 %.<br />
oberflächennah, bis zu etwa 7 m Teufe, sind die Gesteine infolge<br />
Verwitterung etwas aufgelockert.<br />
Die vorwiegend geologische Aufgabenstellung des <strong>der</strong>zeitigen<br />
Stadiums <strong>der</strong> Untersuchungen veranlaßte das Geologische Landesamt<br />
im Sommer 1968 zu <strong>der</strong> Ausschreibung eines 30 m tiefen<br />
Bohrschachtes. Im Kampf gegen starke deutsche Konkurrenz<br />
erhielt die Deilmann-Haniel GmbH den Zuschlag. Die Arbeiten<br />
wurden im Spätsommer 1968 durch die Bohrabteilung<br />
Nur<br />
unserer<br />
Muttergesellschaft, <strong>der</strong> C. Deilmann AG, Bentheim, in bewährter<br />
Zusammenarbeit mit uns durchgeführt.<br />
Es wurde eine Lufthebeanlage <strong>der</strong> Firma Wirth, Erkelenz, vom<br />
Typ L 10 eingesetzt (Abb. 1).<br />
Die wesentlichen technischen Daten des Gerätes sind:<br />
Masthöhe:<br />
Hakenregellast;<br />
Drehtischdurchgang:<br />
Motorenleistung:<br />
Luftverbrauch:<br />
Bohrgestänge-0 :<br />
19 m<br />
100 t<br />
2110 mm<br />
154 PS<br />
20 cbm bei 30 atm<br />
300 mm<br />
Wie bekannt, arbeitet das Lufthebeverfahren nach <strong>der</strong> Gegenspülmethode.<br />
Ein Kompressor bläst von unten Luft in das Innere<br />
des Bohrgestänges, wodurch das Gewicht <strong>der</strong> Spülungssäule im<br />
Gestänge gegenüber <strong>der</strong> Wassersäule im Bohrloch <strong>der</strong>art erleichtert<br />
wird, daß die mit Bohrklein beladene Spülung mit hoher Geschwindigkeit<br />
im Gestänge hochsteigt.<br />
5
Aus bohrtechnischen Gründen - <strong>der</strong> Auftraggeber verlangte einen<br />
genau lotrechten Schacht -<br />
vorgenommen:<br />
wurden die Arbeiten in drei Stufen<br />
1. Aus dem 2 m tiefen Bohrkeller wurde ein Vorbohrloch mit<br />
1,50 m Durchmesser bis auf 37,5 m Teufe nie<strong>der</strong>gebracht, als<br />
Bohrwerkzeug ein Meißel <strong>der</strong> Firma Wirth eingesetzt (Abb. 2).<br />
2. Bis zur ausgeschriebenen Endteufe des Schachtes von 30 m<br />
erweiterte man die Vorbohrung mit einem Meißel <strong>der</strong><br />
Söding und Halbach auf 3 m Durchmesser.<br />
Firma<br />
3. Wegen <strong>der</strong> zunächst vorgesehenen Stahlblech-Betonauskleidung<br />
mußte <strong>der</strong> Schacht bis auf 11 m Teufe von 3 m auf 4 m<br />
Durchmesser erweitert werden. Dies erfolgte mit einer Meißelkombination,<br />
wie sie die Abb. 3 zeigt.<br />
Nach <strong>der</strong> kurzen Bauzeit des Schachtes wurde eine Grundwasserabsenkung<br />
durchgeführt und in 26 m und 11 m Teufe je eine<br />
kurze Untersuchungsstrecke mit rd. 6,5 m 2 Ausbruchsquerschnitt<br />
von Hand vorgetrieben.<br />
Trotz <strong>der</strong> sehr schwierigen Bearbeitung von Hand vermuteten<br />
unsere Fachleute eine ausgezeichnete Bohrbarkeit dieses Gesteins<br />
mit einer Tunnelvortriebsmaschine. Nach einer Ausschreibung,<br />
an welcher sich wie<strong>der</strong>um mehrere deutsche<br />
Bergbauspezialgesellschaften<br />
und Tiefbauunternehmen beteiligten, erhielt<br />
Deilmann-Haniel im Januar 1969 den Zuschlag für die maschinelle<br />
Auffahrung eines 200 m langen Untersuchungsstollens,<br />
ausgehend<br />
von einer eigens hierfür in 28,5 m Teufe zu erstellenden<br />
Montagekammer. Mit unserer im Dortmun<strong>der</strong> Untergrund und im<br />
Wuppertaler Hartgestein bereits bewährten Tunnelvortriebsmaschine<br />
<strong>der</strong> Type DEMAG TVM 20-23 H wurde <strong>der</strong> 200 m lange<br />
Stollen mit 4,15 m 2 lichtem Querschnitt und mit einem (dem endgültigen<br />
Projekt entsprechenden) Kurvenradius von 1,2 km aufgefahren.<br />
Es lag in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Sache, daß bei <strong>der</strong> kurzen Auffahrlänge<br />
mit <strong>der</strong> »TVM« die umfangreichen vorbereitenden Arbeiten mehr<br />
Zeit in Anspruch nehmen mußten als die eigentliche Auffahrung<br />
selbst. Bei Arbeitsbeginn in <strong>der</strong> zweiten Januarhälfte 1969 stand<br />
<strong>der</strong> Bohrschacht bis zum Grundwasserspiegel unter Wasser und<br />
mußte zunächst bis unter die Sohle des geplanten<br />
Startraumes<br />
<strong>der</strong> »TVM« gesümpft werden. Nach Einrichtung einer leistungsfähi-
®<br />
gen Wasserhaltung und nach dem Einbringen einer festen Arbeitsbühne<br />
in 28,5 m Schachtteufe wurden die Schachtdurchdringung<br />
für das Einlassen <strong>der</strong> »TVM« und ein Montageraum mit einer<br />
Gesamtlänge von 27 m sowie eine Loknische konventionell, d. h.<br />
mit Hilfe gebirgsschonen<strong>der</strong> Bohr- und Schießarbeit, aufgefahren<br />
(Vgl. hierzu Bild 4 - Schachtdurchdringung und Bild 5 — Montagekammer.)<br />
Die Abmessungen dieser Räume waren durch die 7,90 m lange<br />
»kleinste« Transporteinheit und durch den Mindestplatzbedarf<br />
für die Montage <strong>der</strong> »TVM« vorgegeben.<br />
Nach diesen nur sechs Wochen dauernden Vorbereitungsarbeiten<br />
konnte <strong>der</strong> 35 t schwere Maschinenkörper am 11. März<br />
1969 am Seil eines 130-t-Autokranes in den Schacht eingelassen<br />
und in die horizontale Richtung <strong>der</strong> Montagekammer gezogen<br />
werden. Für das Einlassen und die Montage <strong>der</strong> »TVM« wurde<br />
eine Rekordzeit von nur 14 Tagen benötigt. Am 25. März schnitt<br />
die Maschine an, und am 13. April beendete sie — eine Woche vor<br />
dem gesteckten Termin — die 200-m-Auffahrung. Infolge <strong>der</strong> sehr<br />
gedrängten Bauzeit — unser Auftraggeber hatte sich eine harte<br />
Pönale ausgedacht — mußten die Arbelten im 24-Stunden-Betrieb<br />
durchgeführt werden. Auch an Samstagen sowie an Sonn- und<br />
Feiertagen wurde durchgearbeitet.<br />
Die För<strong>der</strong>einrichtungen im Stollen selbst und im Schacht wurden<br />
so leistungsfähig ausgelegt, daß <strong>der</strong> Fertigstellungstermin sicher<br />
eingehalten werden konnte. Wir setzten im Stollen einen Hägglundbunkerwagen<br />
mit Diesellokomotive und zur För<strong>der</strong>ung des<br />
Bohrgutes im Schacht einen entsprechend hergerichteten Bagger<br />
ein (vgl. Bild 4). Das Einlassen <strong>der</strong> Vortriebsmaschine in den<br />
Schacht zeigen die Bil<strong>der</strong> 6, 7 und 8.<br />
Auf die Beschreibung des Aufbaus sowie <strong>der</strong> Arbeitswelse einer<br />
Tunnelvortriebsmaschine kann hier verzichtet werden, da dies<br />
bereits an an<strong>der</strong>er Stelle in unserer Werkszeitschrift (Nr. 2 —<br />
Weihnachten 1968) ausführlich beschrieben wurde.<br />
Nachfolgend seien nur kurz die wesentlichen Daten <strong>der</strong> bei dem<br />
Forschungs-Projekt Drensteinfurt eingesetzten »TVM« aufgeführt:<br />
Bohrdurchmesser:<br />
2300 mm<br />
Drehzahl des Bohrkopfes:<br />
14 Upm<br />
Bohrhublänge:<br />
800 mm<br />
Gesamt-Gewicht <strong>der</strong> TVM: ca. 60 t<br />
Gesamt-Länge <strong>der</strong> kompl. Einrichtung: ca. 27 m<br />
Installierte Leistung:<br />
ca. 220 kW<br />
Hydraulisch erzeugte Vorschubkraft:<br />
150 t<br />
Am 25. März 1969 begann <strong>der</strong> Bohrkopf seine drehende Arbeit.<br />
Schon bald stellte sich heraus, daß bei dem maschinellen Stol-
lenvortrieb die standfesten und ungestörten Kalkmergelsteine<br />
des Campans ausgezeichnet bohrbar waren. Schwierigkeiten<br />
stellten sich lediglich heraus hinsichtlich <strong>der</strong> Richtungssteuerung<br />
<strong>der</strong> »TVM« in dem sehr engen Querschnitt und bei <strong>der</strong> gleichbleibenden<br />
leichten Krümmung <strong>der</strong> Strecke mit einem genau einzuhaltenden<br />
Radius von 1,2 km. Mit Hilfe von Theodolit und<br />
Nivelliergerät sowie zum Teil auch unter Einsatz des bewährten<br />
Laserstrahls konnten unsere Ingenieure und Maschinisten die<br />
Auffahrung <strong>der</strong> sanften Kurve gut bewerkstelligen. Der Zeitaufwand<br />
für Richtungs- und Höhenkontrollen war wegen <strong>der</strong> beengten<br />
Platzverhältnisse außerordentlich hoch, beanspruchte er<br />
doch fast 18% <strong>der</strong> Gesamtarbeitszeit. Bei dem weit größeren<br />
Querschnitt, wie er bei dem späteren Projekt des Synchrotron-<br />
Stollens vorgesehen ist, wird eine absolute Richtungsgenauigkeit<br />
mit einem weit geringeren Aufwand an Zeit realisierbar sein.<br />
Natürlich war es bei <strong>der</strong> kurzen Auffahrlänge und Vorbereitungszeit<br />
we<strong>der</strong> wirtschaftlich noch praktisch möglich, eine leistungsoptimale<br />
Ausrüstung für den mechanischen Stollenvortrieb zu<br />
installieren. Dennoch sind die erzielten Tagesleistungen mit ca.<br />
20 m in <strong>der</strong> Spitze durchaus als gut zu bezeichnen. Eingehende<br />
Betriebsstudien haben unter Beweis gestellt, daß die im Raum<br />
Drensteinfurt anstehenden standfesten Gebirgsschichten sehr<br />
gut bohrbar sind und bei <strong>der</strong> Erstellung des Synchrotrons hohe<br />
tägliche Auffahrleistungen erwarten lassen. Aufgrund dieser Ergebnisse<br />
können Zeitaufwand und Kosten dieses großen Projektes<br />
bereits heute zutreffend eingeschätzt werden.<br />
Die Ausschreibung von weiteren 3 Bohrschächten für das Forschungsprojekt<br />
Drensteinfurt erfolgte im März 1969. Auch hierfür<br />
wurde unserer Firma <strong>der</strong> Zuschlag erteilt.<br />
Die im Raum Drensteinfurt gut trainierte Mannschaft stellte die<br />
40 m tiefen Bohrschächte mit 1,5 m 0 in 6 Wochen fertig.<br />
Die Arbeiten unserer Spezialisten für Tunnelbohren und Schachtbohren<br />
konnten mit dazu beitragen, daß die Wissenschaftler des<br />
CERN-Rates durch die Auswertung des Forschungsprojektes<br />
Drensteinfurt wichtige technische Daten als Grundlage ihrer bevorstehenden<br />
Entscheidungen erhielten.<br />
Wir alle hoffen, daß <strong>der</strong> Raum Drensteinfurt für das<br />
3-MV-Synchrotron ausgewählt wird.<br />
geplante<br />
3
Abdichten<br />
des<br />
Schachtes<br />
Van-<strong>der</strong>-Heydt 2<br />
Von Betriebsinspektor Adolf Michael Kiener<br />
©<br />
Der Schacht Von-<strong>der</strong>-Heydt 2 wurde im September 1965 verfüllt.<br />
Der Wasserzufluß im Schacht betrug zu diesem Zeitpunkt ca.<br />
30 l/min und floß dem Grubenfeld <strong>der</strong> Zeche Shamrock zu. In<br />
<strong>der</strong> Folgezeit beobachtete man eine Zunahme des Wasserzuflusses<br />
bis zu 250 l/min, in <strong>der</strong> Spitze 300 l/min<br />
Das Ansteigen des Wasserzuflusses wurde mit dem zweimaligen<br />
Setzen <strong>der</strong> Bergesäule innerhalb von 2 Jahren um insgesamt ca.<br />
36 m in Verbindung gebracht, da nach dem schlagartigen Setzen<br />
<strong>der</strong> Bergesäule stärkere Wasserzuflüsse auftraten und die Herkunft<br />
<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> 7. Sohle zusitzenden Wässer eindeutig als Wasser<br />
aus den Schichten des Deckgebirges analysiert werden<br />
konnte.<br />
Die auftretenden Wasserzuflüsse mußten von <strong>der</strong> Wasserhaltung<br />
<strong>der</strong> Zeche Shamrock bzw. nach <strong>der</strong>en Schließung von <strong>der</strong> Wasserhaltung<br />
<strong>der</strong> Zeche Hannover übernommen werden. Die vermutlich<br />
in Tagesnähe austretenden Wässer hätten 950 m zu Tage gehoben<br />
werden müssen. Die dadurch entstehenden Kosten und die<br />
nicht auszuschließende zukünftige Gefahr erheblich stärkerer<br />
Wasserzuflüsse führte zu <strong>der</strong> Überlegung, den Schacht Von-<strong>der</strong>-<br />
Heydt 2 im oberen Teil abzudichten und das Wasser vom Gruben<br />
gebäude fernzuhalten.<br />
Ein genaues geologisches Schichtenprofil des Schachtes, aus dem<br />
die Lage <strong>der</strong> wasserführenden Schichten zu ersehen ist, lag<br />
nicht vor. Der Schacht ist von 0,0—5 m Teufe mit Ziegelsteinen,<br />
von 5—39,5 m mit englischen Tübbingen und bis zur Endteufe<br />
wie<strong>der</strong> mit Ziegelsteinen ausgebaut. Der Einbau einer Tübbingsäule<br />
von 5 bis 39,5 m Teufe läßt den Schluß zu, daß in diesem<br />
Teufbereich mit Wasserzuflüssen gerechnet worden ist.<br />
Von diesen Überlegungen ausgehend, die u.a. durch Gutachten<br />
<strong>der</strong> Geologischen Abteilung <strong>der</strong> Westfälischen Berggewerkschaftskasse<br />
untermauert wurden, ist ein Abdichtungsplan des Schachtes<br />
erarbeitet worden, <strong>der</strong> im wesentlichen folgende Arbeiten um<br />
faßt:<br />
1. Ausräumen des Schachtes bis ca. 42 m Teufe<br />
2. Untersuchung <strong>der</strong> Wasserzuflüsse im Bereich <strong>der</strong> Tübbingsäule<br />
nach Zuflußstellen und Mengen<br />
3. Säubern und Zementieren <strong>der</strong> Stöße unterhalb des Tübbingausbaues<br />
bis ca. 5 m Teufe<br />
4. Einbringen eines Betonpfropfens zur Abdichtung gegen aus<br />
den Schichten des Deckgebirges zulaufende Wässer unterhalb<br />
<strong>der</strong> Tübbingsäule<br />
5. Nachzementieren <strong>der</strong> Grenzflächen Gebirge — Ausbau — Beton.<br />
Die Durchführung <strong>der</strong> Arbeiten verlangte Spezialkenntnisse und<br />
Erfahrungen auf dem Gebiete <strong>der</strong> Schachtabdichtung. Mit den<br />
Abdichtungsarbeiten wurde daher eine Bergbau-Spezialgesellschaft<br />
beauftragt.<br />
Die Montagearbeiten für die För<strong>der</strong>- und Ausräumeinrichtung<br />
begannen im Monat Dezember 1968. Die Abb. 1 zeigt den 12 m<br />
hohen Abteufmast, in dem die Kübelför<strong>der</strong>ung untergebracht ist<br />
Dieser vom Stahlbau <strong>der</strong> Deilmann-Haniel GmbH entwickelte<br />
Spezialturm für Bauvorhaben geringer Teufe genügte den Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />
Das Ausräumen des Schachtes erfolgte mittels eines<br />
ferngesteuerten Abteufgreifers, dessen Winde auf <strong>der</strong> eingebrachten<br />
Trägerkonstruktion des Schachtkopfes verankert wurde.<br />
Als Standort für das Beladen <strong>der</strong> Kübel sollte <strong>der</strong> Belegschaft<br />
eine eingebaute Schwebebühne dienen. Bei Aufnahme <strong>der</strong> Ausräumungsarbeiten<br />
stellte sich schon heraus, daß bei dem geringen<br />
Schachtdurchmesser von 3,30 m diese Art <strong>der</strong> Kübelbeladung<br />
sehr zeitraubend ist. Unmöglich wurde sie, als Rohrleitungen,<br />
Einstriche und Spurlatten im Schachtquerschnitt angetroffen wurden.<br />
Mit Zustimmung <strong>der</strong> Bergbehörde wurde daher das Arbeits-<br />
9
verfahren für das Ausräumen geän<strong>der</strong>t. Die Belegschaft betrat<br />
für das Beladen <strong>der</strong> Kübel die Schachtsohle und wurde über eine<br />
auf <strong>der</strong> Schachtabdeckung installierte Sicherheitswinde gesichert.<br />
Die auf <strong>der</strong> Schachtsohle arbeitende Belegschaft erhielt nur die<br />
unbedingt erfor<strong>der</strong>liche Bewegungsfreiheit für ihre Arbeiten, um<br />
sie bei einem Nachrutschen <strong>der</strong> Bergesäule nicht zu gefährden.<br />
Der Schacht konnte ohne größere Schwierigkeiten bis zur<br />
vorgesehenen Teufe ausgeräumt werden.<br />
Die ersten größeren Wasserzuflüsse traten bei einer Teufe von<br />
etwa 24 m auf und erreichten bei etwa 40 m eine Menge von ca.<br />
240 l/min. Die angestellten Voruntersuchungen wurden damit<br />
bestätigt.<br />
Das zufließende Wasser konnte durch die Bergesäule abfließen,<br />
so daß eine Wasserhaltung nicht erfor<strong>der</strong>lich war. Da aber beim<br />
späteren Betonieren mit einem Verschlämmen <strong>der</strong> Bergesäule zu<br />
rechnen war und <strong>der</strong> Betonpfropfen »trocken« eingebracht werden<br />
sollte, mußte das zufließende Wasser aus dem Schacht verdrängt<br />
werden.<br />
Die Untersuchung <strong>der</strong> Tübbingsäule ergab, daß die senkrechten<br />
Stöße an den Tübbingen bis zu max. 70 mm offen waren und die<br />
Holzabdichtung <strong>der</strong> Stöße und Fugen größtenteils verrottet
war. Die Tübbingsäule mußte daher fast vollständig durch Pikotage<br />
gedichtet werden. An vier ausgewählten Stellen wurden<br />
außerdem im Tübbingschachtteil Standrohre, Durchmesser 50 mm,<br />
eingesetzt, durch die <strong>der</strong> Schachtausbau weiter abgedichtet werden<br />
konnte.<br />
Die Einrichtung für das Verfestigen und spätere Abdichten befand<br />
sich über Tage. Insgesamt verarbeiteten wir für die Teufe<br />
19 bis 41 m 21 t Zement. Der aufgewendete Verpreßdruck betrug<br />
max. 4 atü. Die Wasserzuflüsse im Schacht konnten bis auf 8 t/min<br />
beseitigt werden, wobei etwa 4—5 l/min aus dem Mauerwerk <strong>der</strong><br />
Teufe 0-5 m zuflössen. ©<br />
Die Maßnahmen zur Abdichtung <strong>der</strong> Zuflüsse mußten sich nach<br />
den Voruntersuchungen auf den Übergangsbereich von kluftwasserführenden<br />
zum wasserfreien Emscher Mergel konzentrieren.<br />
Die Schachtstöße wurden daher bis 5 m unterhalb <strong>der</strong><br />
Tübbingsäule freigelegt. Den angetroffenen Zustand des Mauerwerks<br />
veranschaulicht die Abb. 2.<br />
Das verhältnismäßig feste Mauerwerk war zum Gebirgsstoß durch<br />
mehrere Einstrichlöcher geöffnet. Obwohl kein Wasseraustritt zu<br />
beobachten war, konnte nicht ausgeschlossen werden, daß beim<br />
Abbohren <strong>der</strong> Schachtstöße bis 5 m Tiefe wasserführende Klüfte<br />
angebohrt werden konnten. Für die durchzuführenden<br />
Untersuchungsbohrungen<br />
setzten wir daher Standrohre ein. Nach dem in<br />
den Abb.3 und 4 skizzierten Plan wurden in drei Horizonten die<br />
Bohrlöcher angeordnet. Die Bohrlöcher des oberen<br />
Horizontes<br />
erhielten ein Ansteigen von 25° und erreichten das Niveau <strong>der</strong><br />
Tübbingsäule. Der 0,5 m darunterliegende Horizont wurde waagerecht<br />
abgebohrt. Der wie<strong>der</strong>um um 0,5 m tieferliegende dritte<br />
Horizont ist mit einer Neigung von 20° gebohrt worden. Insgesamt<br />
führten wir je Horizont zehn Untersuchungsbohrungen durch,<br />
durch die später das Gebirge verfestigt wurde. Von den 30 erstellten<br />
Bohrlöchern brachten acht Wasserzuflüsse von max. 2 l/min.<br />
In die Bohrlöcher preßte man mit einem Druck von max. 10 atü<br />
Zementmilch ein. Die Menge des verarbeiteten Zementes betrug<br />
4 t.<br />
Das anschließende<br />
Herstellen des Hohlraumes für die Auflage<br />
des Betonpfropfens erfolgte mittels Abbauhammer, da eine Auflockerung<br />
<strong>der</strong> Schachtstöße durch Schießarbeit vermieden werden<br />
mußte.<br />
Die Abb. 5 zeigt das anstehende Gestein und die Abb. 6 veranschaulicht<br />
den durch Spitzarbeit herzustellenden Raum. Der<br />
anstehende graue Emscher Mergel war trocken, nicht klüftig und<br />
sehr zäh. Er ließ sich nur mit geringen Vorgaben spitzen und<br />
erfüllte die an ihn gestellten For<strong>der</strong>ungen als Wi<strong>der</strong>lager für den<br />
einzubringenden<br />
Betonpfropfen<br />
Für das Einbauen des Betonpfropfens wurde als Bodenschalung<br />
eine Hilfsbühne aus 9x I P 20 eingebracht.<br />
Die Form und Stärke des Betonpfropfens veranschaulicht Abb. 7.<br />
Aus dieser Abbildung sind auch die Abmessungen und das statische<br />
System des Betonpfropfens zu ersehen<br />
Die benötigte Betonmenge wurde als Fertigbeton (B 300) ange- ©<br />
liefert und über eine Fall-Leitung NW 150 zum Arbeitsort geför<strong>der</strong>t.<br />
Die Verdichtung des Betons erreichte man mit Rüttlern. Die<br />
Abb. 8 zeigt die einfache Einrichtung, durch die wir 82,3 m 3<br />
Fertigbeton<br />
in 5 Stunden einbrachten.<br />
Auf das vorgesehene Nachzementieren <strong>der</strong> Grenzflächen Beton-<br />
Gebirge wurde verzichtet, da <strong>der</strong> graue Emscher Mergel in Berührung<br />
mit Wasser zum Quellen neigte.<br />
Nach <strong>der</strong> Abbindezelt des Betons verfüllten wir wie<strong>der</strong> den<br />
Schacht mit <strong>der</strong> ausgeräumten Verfüllmasse und stellten den<br />
ursprünglichen Zustand wie<strong>der</strong> her.<br />
Die Gesamtbauzeit für die beschriebenen Arbeiten betrug drei<br />
Monate.
Schi eßtechn k im Schacht<br />
Herstellen<br />
von Verlagerungslöchern<br />
Von Dipl.-Berging. Eberhard<br />
Noll<br />
Für den Schacht 6 <strong>der</strong> Steinkohlenbergwerk Westfalen AG ist<br />
<strong>der</strong> Einbau einer Wendelrutsche geplant. Ende vergangenen<br />
Jahres wurde Deilmann-Haniel <strong>der</strong> Auftrag erteilt, die notwendigen<br />
Vorbereitungsarbeiten durchzuführen. Die För<strong>der</strong>einrichtung<br />
soll sich von <strong>der</strong> 1035-m-Sohle bis zum 829-m-Anschlag, Flöz<br />
FG, erstrecken (s. Situationsskizze).<br />
In diesem Schachtabschnitt wurden für die Aufnahme <strong>der</strong> IPB-<br />
600- und IPB-400-Verlagerungsträger 11 Einbauhorizonte mit jeweils<br />
4 Trägerlöchern vorgesehen (s. Schachtscheibe).<br />
Gemäß den sicherheitlichen Vorschriften seitens <strong>der</strong> Bergbehörde,<br />
die für die Träger eine Auflage von mindestens 60 cm vorschreibt,<br />
ergaben sich für die Verlagerungslöcher die Abmessungen:<br />
Höhe : Breite : Tiefe = 800 : 600 : 800 mm.<br />
Der Ausbau des 7 m lichten Schachtes besteht aus Betonformsteinen<br />
B 600, 200 X 200 X 500 mm, und mit Maschendraht bewehrtem<br />
20—30 cm starkem Hinterfüllbeton.<br />
Vorgenannte Maße <strong>der</strong> Trägerlöcher und die Härte <strong>der</strong> Betonformsteine<br />
bedeuteten für die Durchführung <strong>der</strong> Spitzenhammerarbeit<br />
einen äußerst hohen Zeit- und Schichtenaufwand. Es lag<br />
deshalb <strong>der</strong> Gedanke nahe, sich <strong>der</strong> Schießarbeit zu bedienen,<br />
zumal dieser Anwendung an<strong>der</strong>en Orts im letzten Jahr unter<br />
ähnlichen Bedingungen ein positiver Erfolg beschieden war.<br />
(Sprengtechnischer Dienst <strong>der</strong> Dynamit Nobel AG, Essen.) Da es<br />
sich In dem erwähnten Falle um festes, homogenes Sandschiefergestein<br />
handelte, mußte für das Hereinschießen des Formsteinmauerwerkes<br />
ein <strong>neue</strong>s Rezept gefunden werden. Es war nicht<br />
bekannt, inwieweit die Verfugung den Detonations- und Schwadendruck<br />
und somit das wirkungsvolle und zugleich schonende<br />
Schießergebnis beeinflussen würde.<br />
Mit dem Auftraggeber kam die Vereinbarung zustande, eine endgültige<br />
Entscheidung — ob Durchführung <strong>der</strong> Schieß- o<strong>der</strong> Spitzhammerarbeit<br />
— von dem Resultat eines Schießversuches im<br />
schachtnahen Füllort (Formsteinmaß 200 x 200 X 600) auf <strong>der</strong><br />
945-m-Sohle abhängig zu machen.<br />
Bereits Ende September 1968 fand <strong>der</strong> Versuch in Zusammenarbeit<br />
mit dem Sprengtechnischen Dienst <strong>der</strong> Dynamit AG statt.<br />
Der Erfolg war ermutigend, so daß beschlossen wurde, die<br />
Schießarbeit <strong>der</strong> Abbauhammertätigkeit vorzuziehen. Bohrschema<br />
1 vermittelt einen Überblick über Schußzahl, Anordnung<br />
<strong>der</strong> Bohrlöcher und <strong>der</strong> Zeitstufenfolge. Verwendet wurde <strong>der</strong><br />
Sprengstoff Ammongelit 3, gezündet mit Millisekundenzün<strong>der</strong>n<br />
30 ms Brennzeitabstandes aus dem Bohrlochtiefsten. Verdämmt<br />
wurden die Löcher mit Lettenbesatz. Das Schußbild macht erkennbar,<br />
daß die Bohrlöcher sowohl vom Einbruch als auch vom<br />
Kranz teils in <strong>der</strong> durchgehenden Fuge, teils in den Steinen an-
gesetzt sind mit dem Zweck, jeweils etwaige Unterschiede in <strong>der</strong><br />
Sprengwirkung inner- und außerhalb des Bohrschemas feststellen<br />
zu können. Die gleichen Überlegungen gelten bezüglich <strong>der</strong><br />
variierenden Sprengstoffdosierung.<br />
Um das Nachbargestein zu schonen und über die gesamte Bohrtiefe<br />
(80 cm) profilgetreu eine gleichmäßig kleinstückige Zertrümmerung<br />
des Mauerwerkes zu erreichen, wurden die Schußlöcher<br />
im Tiefsten mit 25er Patronen und weiterhin zur Streckung <strong>der</strong><br />
Ladesäulen mit 18 er Patronen besetzt, Einbruch und Außenlöcher<br />
getrennt voneinan<strong>der</strong> gezündet. Der Einbruch kam bis auf 20 cm<br />
herein, im vor<strong>der</strong>en Abschnitt im größeren Umfang als erwünscht.<br />
Der zweite Zündgang erweiterte das Loch verhältnismäßig profilgerecht<br />
und vertiefte es praktisch auf das erstrebte Maß. Das<br />
Haufwerk war verhältnismäßig feinstückig.<br />
Die in den senkrecht und waagerecht verlaufenden Fugen angesetzten<br />
Schüsse rissen das angrenzende Mauerwerk an bzw. lösten<br />
von ihm im vor<strong>der</strong>en Bereich überfaustgroße Teile des Formsteinquerschnittes.<br />
Es schien deshalb geraten, für das Schießen<br />
im Schacht diesen unerwünschten Nebenwirkungen dadurch zu<br />
begegnen, daß man für das endgültige Schußbild alle Außenlöcher<br />
von den Fugen eingerahmt ließ — von Bedeutung für den<br />
vor<strong>der</strong>en Bereich des Trägerloches.<br />
Die Wirkung in <strong>der</strong> Tiefe mußte abgewartet werden, da die Fugen<br />
durch die radiale Anordnung <strong>der</strong> Formsteine spitzwinkelig zu<br />
durchbohren waren.<br />
Abb. 1<br />
Das Bohrschema 2 zeigt, wie einige Monate später im Schacht<br />
verfahren wurde. Es blieb bei 17 Loch (40 mm 0), ebenfalls bei<br />
2 Zündgängen für die Einbruchs- und Außenlöcher, verdämmt<br />
jedoch mit jeweils einer Wasserbesatzpatrone. Von den Entlastungslöchern<br />
wurde abgesehen. Weiterhin erfolgte eine Reduzierung<br />
des Sprengstoffes mit Rücksicht auf die Schachteinbauten<br />
und die möglichst gering zu haltenden Erschütterungen. Die<br />
Bohrlöcher wurden aufgrund <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> Nischen zur Schachtwandung<br />
8—120 cm tief abgebohrt.<br />
Das Herausschießen aller 44 Trägerlöcher glückte nach diesem<br />
Parallelbohrverfahren recht zufriedenstellend. Voraussetzung für<br />
den Erfolg waren das exakte Herstellen <strong>der</strong> Bohrlöcher - eingemessen<br />
mit <strong>der</strong> Wasserwaage - und die sorgfältig und konsequent<br />
nach Plan durchgeführte Schießarbeit. Bis auf 2 Spurlatten<br />
von 9 m Länge, die ausgewechselt werden mußten, traten<br />
dank umsichtiger Vorkehrmaßnahmen keine Schäden auf. An <strong>der</strong><br />
Schachtwandung selbst konnten keine sichtbaren Schäden festgestellt<br />
werden.<br />
Die Spurlatten wurden mit Eisenschwellen abgedeckt. Die im NO<br />
des Schachtes eingehängten Kabel (5 kV- und Telefonkabel)<br />
waren durch ein am Haspelseil aufgehängtes 800 er Gummiband<br />
geschützt.<br />
Abb. 1 zeigt eine abgebohrte Ausbruchsstelle am südlichen<br />
Schachtstoß, ca. 50 cm von <strong>der</strong> Spurlatte entfernt.<br />
13
Abb. 2 verdeutlicht das Schußergebnis. Im Hintergrund ist <strong>der</strong><br />
aus <strong>der</strong> Betonverfüllung freigelegte Maschendraht erkennbar.<br />
Der Beginn <strong>der</strong> Arbeiten erfolgte 20 m unterhalb des 829-m-<br />
Anschlages. Zunächst wurden (s. Situationsskizze Schacht 6) die<br />
Lochstellen <strong>der</strong> 6 Horizonte bis zur Wettersohle abgebohrt und<br />
anschließend wie<strong>der</strong> von oben nach unten ausgeschossen. Ebenso<br />
verlief <strong>der</strong> Arbeitsgang für die weiteren 5 Horizonte im 2. Abschnitt<br />
Wettersohle - 1035-m-Sohle.<br />
Das För<strong>der</strong>fähigmachen des Schachtes 6 (einziehen<strong>der</strong> Außenschacht)<br />
erlaubte nur ein 2 /3iges Arbeiten während <strong>der</strong> Abendund<br />
Nachtschicht. Die Belegung bestand jeweils aus 6 Mann einschließlich<br />
dem För<strong>der</strong>maschinisten und einem Helfer im Fahrschacht,<br />
<strong>der</strong> das Umsetzen <strong>der</strong> Fahrten besorgte und den Verschlag<br />
entfernte bzw. wie<strong>der</strong> herrichtete. Eingehängt war eine<br />
einetagige Arbeitsbühne.<br />
In einer Schicht konnte die Bohrarbeit für alle 4 Trägerlöcher<br />
bewältigt werden. Ebenso verhielt es sich mit <strong>der</strong> Ausführung<br />
<strong>der</strong> Schießarbeit. Somit wurde praktisch ein Horizont für den<br />
Trägereinbau an einem Arbeitstag hergerichtet.<br />
Bei Durchführung <strong>der</strong> Spitzhammerarbeit hätte man erfahrungsgemäß<br />
mit mehr als dem zweifachen Schichten- und auch Zeitaufwand<br />
rechnen müssen.<br />
Sicherlich bedeutete diese zweifellos rationellere Arbeitsweise<br />
ein Wagnis, zum einen, well dieses Verfahren relativ selten bevorzugt<br />
bzw. in dem geschil<strong>der</strong>ten Ausmaß gar nicht angewandt<br />
wird und deshalb diesbezügliche Erfahrungen nur in geringem<br />
Umfang vorlagen und zum an<strong>der</strong>en noch bis heute die weltverbreitete<br />
Meinung besteht, daß ein Sprengschuß im Vergleich zur<br />
Anwendung konventioneller Arbeitsmittel wesentlich höhere Erschütterungen<br />
und somit möglicherweise erheblichere Schäden<br />
zur Folge hat. Das muß nicht sein.<br />
Die in den letzten Jahren beson<strong>der</strong>s im Tiefbau häufiger durchgeführten<br />
Erschütterungsmessungen haben gezeigt, daß eine<br />
kontinuierlich anhaltende Spitz- o<strong>der</strong> Rammarbeit — in <strong>der</strong> Nähe<br />
empfindlicher und kostspieliger Bauwerke — mitunter höhere<br />
Schwinggeschwindigkeiten hervorruft als vergleichsweise das Abtun<br />
einiger gut dosierter Sprengschüsse. Bei unserem Beispiel<br />
konnten nach den ersten gelungenen Sprengergebnissen noch<br />
bestehende Zweifel und Bedenken an dem Gelingen dieses Vorhabens<br />
zerstreut werden.<br />
Nach Abschluß <strong>der</strong> Arbeiten war erwiesen, daß, ohne erkennbare<br />
ernstliche Schäden zu verursachen, größere Hohlräume im<br />
Schacht unter extrem schwierigen Bedingungen auf schießtechnischem<br />
Wege einwandfrei herzustellen sind, wenn mit <strong>der</strong> nötigen<br />
Sorgfalt und fachgerecht verfahren wird.
NEUE LIEFERUNGEN DER GHH<br />
(Aus: GHH - Technische Berichte Nr. 3/68)<br />
In <strong>der</strong> ersten Ausgabe unserer Werkzeitschrift berichteten wir<br />
über unsere Arbeiten auf Schacht Asse 2 für die Gesellschaft<br />
für Strahlenforschung mbH, München. Nachstehend bringen<br />
mir eine Beschreibung <strong>der</strong> Einrichtungen, die für diese Schachtanlage<br />
von <strong>der</strong> Gutehoffnungshütte Sterkrade Aktiengesellschaft<br />
geliefert und z. T. mit unserer Hilfe installiert wurden:<br />
Im Anschluß an von uns durchgeführte Planungsarbeiten erhielten<br />
wir einen Auftrag auf den Umbau <strong>der</strong> Schachtför<strong>der</strong>anlage<br />
eines stillgelegten Salzbergwerkes.<br />
Die Anlage ist für den Transport von<br />
Großbehältern mit radioaktiven Rückständen<br />
nach unter Tage bestimmt,<br />
die dort in beson<strong>der</strong>en Kammern<br />
eingelagert werden (s. Abb.).<br />
An den Schacht von 5,5 m Durchmesser<br />
sind zwei Sohlen bei — 490<br />
und — 750 m angeschlossen. Well<br />
nur ein Schacht zur Verfügung steht,<br />
ist ein Wetterschei<strong>der</strong> vorgesehen.<br />
Da <strong>der</strong> Lüfter auf <strong>der</strong> 490-m-Sohle installiert werden soll, wird<br />
<strong>der</strong> Wetterschei<strong>der</strong> nur bis zu dieser Sohle hinuntergeführt.<br />
Der Schacht erhält Stahleinbauten, die Hauptför<strong>der</strong>ung Stahlspurlatten<br />
und die Hilfsfahrung Führungsschienen in Briartanordnung.<br />
Die teilweise schadhaften Tübbinge werden von — 4 bis<br />
— 320 m durch eine stählerne Vorbausäule von 4,25 m lichtem<br />
Durchmesser gesichert. Da zwischen 600 m und 740 m Teufe<br />
mit erheblichen Gebirgsbewegungen gerechnet werden muß,<br />
werden die För<strong>der</strong>mittel dort an einer aufgehängten 140 m langen<br />
Stahlkonstruktion geführt, die von den Schachtstößen vollständig<br />
unabhängig ist. Diese Konstruktion wurde speziell für<br />
den vorliegenden Fall entwickelt. Außerdem werden auf beiden<br />
Sohlen <strong>neue</strong> Schachtstühle eingebaut.<br />
Neben dem Behältertransport sind im Schacht — und zwar Im<br />
einziehenden Wetterstrom — Langteiltransport und Seilfahrt vorzusehen.<br />
Die Hauptför<strong>der</strong>einrichtung wird aus diesem Grunde als<br />
eintrümige Gestellför<strong>der</strong>ung mit Gegengewicht ausgeführt. Die<br />
Nutzlast beträgt 10 t bei einer max. Geschwindigkeit von 10 m/s.<br />
Der einbödige För<strong>der</strong>korb (mit Rollenführung) erhält im Hinblick<br />
auf den Großbehältertransport eine lichte Höhe von 5 m<br />
Die vorhandene Einseil-Flur-För<strong>der</strong>maschine mit Gleichstromantrieb<br />
erhält eine <strong>neue</strong> Treibscheibe von 5 m Durchmesser.<br />
Das Führungsgerüst wird unterhalb + 16 m er<strong>neue</strong>rt und mit<br />
einem Bockgerüst bei + 6 m abgefangen. Im übrigen wird das<br />
vorhandene Einstrebengerüst weiterverwendet; es erhält <strong>neue</strong><br />
Seilscheiben von 5 m Durchmesser.<br />
Zur Befahrung des Schachtes dient eine kleine, eintrümige Hilfsfahrung<br />
mit Gegengewicht im ausziehenden Wetterstrom.<br />
Der Haspel wird auf dem Bockgerüst des Führungsgerüstes aufgestellt.<br />
Da <strong>der</strong> Trummittenabstand gleich dem Treibscheibendurchmesser<br />
ist, entfällt die Ablenkscheibe. Der hydraulische Antrieb<br />
des Haspels gestattet eine stufenlos regelbare För<strong>der</strong>geschwindigkeit<br />
von 0—4 m/s.<br />
15
Von Dipl.-Ing. Gerhard Ludwig<br />
(Aus „Wirtschaft und Wissenschaft" Nr. 2/69)<br />
Die breite Öffentlichkeit, seit Jahren an Schwierigkeiten stieß als über Tage. Hier,<br />
Hiobsbotschaften über schwindenden Steinkohlenabsatz,<br />
in den Aufbereitungen, Kokereien und Kraft-<br />
Zechenschließungen und werken, hatten schon vor und nach dem<br />
wachsende Kohlenhalden gewöhnt, hat Ersten Weltkrieg wissenschaftliche Methoden<br />
kaum wahrgenommen, daß sich im Bergbau<br />
bei <strong>der</strong> Lösung von Problemen Eingang<br />
eine stürmische technische Weiterentwicklung<br />
gefunden. Dagegen konnte man in den Unsteigerung<br />
und eine anhaltende Produktivitätstertagebetrieben<br />
erst gegen Ende <strong>der</strong> drei-<br />
vollziehen, die jeden Vergleich ßiger Jahre zunächst das Gebiet <strong>der</strong> Grubensicherheit<br />
mit an<strong>der</strong>en Wirtschaftszweigen aushalten.<br />
einer systematischen Bearbei-<br />
Die Untertageleistung im Ruhrgebiet hat im tung zuführen. Etwa zur gleichen Zeit begann<br />
Durchschnitt des Jahres 1968 3,6 Tonnen<br />
die ingenieurmäßige Durchdringung<br />
verwertbare För<strong>der</strong>ung je Mann und Schicht<br />
(t/MS) erreicht. Das bedeutet einen Produktivitätszuwachs<br />
<strong>der</strong> gesamten bergmännischen Verfahrenstechnik,<br />
um <strong>neue</strong> Grundlagen für die Me-<br />
seit 1958, dem Beginn <strong>der</strong> chanisierung und Leistungssteigerung zu<br />
Strukturkrise, um fast 120%. Damit hat <strong>der</strong> schaffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
Steinkohlenbergbau alle Vorausschätzungen<br />
brachten die Kriegsfolgen und <strong>der</strong> ständige<br />
<strong>der</strong> letzten Jahre weit übertroffen. Be-<br />
Kohlenmangel diese Arbelten fast völlig<br />
zeichnend für die Geschwindigkeit dieser zum Erliegen, bis die Ende <strong>der</strong> fünfziger<br />
Entwicklung ist die Tatsache, daß die Produktivität,<br />
Jahre beginnende Kohlenkrise den Bergschaftsministers<br />
die ein im Auftrag des Wirtbau<br />
vor die For<strong>der</strong>ung stellte, die Forschung<br />
des Landes Nordrhein- und Entwicklung verstärkt wie<strong>der</strong> aufzunehmen<br />
Westfalen erstelltes Gutachten für 1970<br />
und zu beschleunigen.<br />
voraussagte, schon Mitte 1967 erreicht war.<br />
Jüngste Angaben maßgeblicher Vertreter<br />
des Bergbaus sprechen sogar von einem<br />
Verstärkte För<strong>der</strong>ung<br />
möglichen Anstieg <strong>der</strong> Untertageleistung<br />
<strong>der</strong> Gemeinschaftsforschung<br />
auf 4,5 t/MS bis Ende 1972.<br />
Bis zu diesem Zeitpunkt beschränkte sich<br />
die Forschung und Entwicklung hauptsächlich<br />
auf kleinere Objekte und lag in den<br />
Vom handwerklichen Meisterbetrieb Händen einzelner Bergwerksbetriebe, <strong>der</strong><br />
zum ingenieurmäßig geführten Großbetrieb Zulieferfirmen und einiger Institute. Doch<br />
die wachsenden Aufgaben, die einen immer<br />
In diesen Zahlen schlägt überwiegend <strong>der</strong> größeren Aufwand an Personal, Geld und<br />
technische Fortschritt <strong>der</strong> letzten Jahre zu Zelt erfor<strong>der</strong>ten, legten den Gedanken<br />
Buche, <strong>der</strong> seine Impulse durch systematische<br />
nahe, die Vorteile einer engeren Zusamten<br />
Forschungs- und Entwicklungsarbeimenarbeit<br />
zwischen allen interessierten<br />
erhielt. Selbstverständlich darf hier <strong>der</strong> Stellen zu nutzen. Der Steinkohlenbergbauverein,<br />
Einfluß verschiedener, unter dem Druck <strong>der</strong><br />
dem alle Steinkohle för<strong>der</strong>nden<br />
Kohlenkrise erzwungener Maßnahmen und Bergwerksgesellschaften <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
struktureller Verän<strong>der</strong>ungen nicht vergessen<br />
Deutschland angehören, erhielt den<br />
werden, wie die negative Rationalisierung<br />
bei <strong>der</strong> Flözauswahl, die Stillegung unwirtschaftlicher<br />
Auftrag, die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten<br />
für den Bergbau zu koordinieren<br />
Schachtanlagen, die Be-<br />
und die Gemeinschaftsforschung zu för<strong>der</strong>n.<br />
triebszusammenfassungen unter und über Der Aufbau <strong>der</strong> Gemeinschaftsforschung<br />
Tage und die Zusammenlegung von Zechen gipfelte In <strong>der</strong> Errichtung <strong>der</strong> zentralen Forschungsanstalt<br />
zu Verbundbergwerken. Trotzdem läßt sich<br />
beim Steinkohlenbergbau-<br />
feststellen, daß <strong>der</strong> Durchbruch vom handwerklich<br />
geleiteten Meisterbetrieb zum ingenieurmäßig<br />
geführten industriellen Großbetrieb<br />
verein in Essen-Kray, die 1958 ihre Arbeit<br />
aufnahm und seitdem noch wesentlich erweitert<br />
werden konnte. Bei den ersten Entwürfen<br />
im Bergbau ohne die Forschung<br />
für den Bau <strong>der</strong> Bergbau-Forschungsanstalt<br />
standen die Arbeitsgebiete<br />
nicht denkbar gewesen wäre.<br />
»Kohlenveredlung« und »Kohlenverwendung«<br />
im Vor<strong>der</strong>grund. Man knüpfte damit<br />
Diese Strukturän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schachtanlagen<br />
vollzog sich in den einzelnen Betriebsbereichen<br />
unterschiedlich schnell. Die Ursache<br />
an die traditionelle Kohlenforschung an, <strong>der</strong><br />
sich schon vor dem Ersten Weltkrieg das<br />
lag nicht zuletzt darin, daß das genaue meßtechnische<br />
Erfassen betrieblicher Gegeben-<br />
Kaiser-Wllhelm-Institut für Kohlenforschung<br />
in Mülheim (Ruhr) und einige Jahre später<br />
heiten unter Tage auf ungleich größere<br />
auch die Gesellschaft für Kohlentechnik<br />
mbH in Dortmund gewidmet hatten. Doch<br />
bald ergab sich die Notwendigkeit, auch die<br />
Gebiete »Grubensicherheit«, »Staub- und<br />
Silikosebekämpfung« und »Bergtechnik« in<br />
die Forschungs- und Entwicklungsarbeit einzubeziehen.<br />
Damit war die Entwicklung von<br />
<strong>der</strong> speziellen »Kohlenforschung« zur<br />
»Bergbauforschung« auf breitester Grundlage<br />
vollzogen.<br />
Der Begriff »Bergbauforschung« umfaßt<br />
heute ein interdisziplinäres Forschungsgebiet,<br />
auf dem Wissenschaftler und Ingenieure<br />
so unterschiedlicher Fachrichtungen<br />
zusammenarbeiten, wie Geologie, Maschinenbau,<br />
Chemie, Mineralogie, Physik, Bergbau,<br />
Betriebswirtschaft und Verfahrenstechnik.<br />
Steigende Aufwendungen<br />
für Forschung und Entwicklung<br />
Entsprechend den steigenden Aufwendungen<br />
<strong>der</strong> übrigen Wirtschaft für Forschung<br />
und Entwicklung haben auch die Aufwendungen<br />
des Bergbaus zugenommen. Seit<br />
Bestehen <strong>der</strong> zentralen Forschungsanstalt<br />
des deutschen Steinkohlenbergbaus haben<br />
sich die jährlich für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten<br />
eingesetzten finanziellen<br />
Mittel mehr als verdoppelt. Insgesamt hat<br />
<strong>der</strong> Steinkohlenbergbauverein als Träger<br />
<strong>der</strong> Gemeinschaftsforschung von 1960 bis<br />
1968 rd. 300 Mill. DM ausgegeben; 1968<br />
allein waren es rd. 40 Mill. DM. Etwa zwei<br />
Drittel <strong>der</strong> jährlichen Aufwendungen bringt<br />
<strong>der</strong> Bergbau selbst auf, ein Drittel stammt<br />
von dritter Seite. Es handelt sich hier um<br />
die meist projektgebundenen Zuschüsse,<br />
mit denen die Kommission <strong>der</strong> Europäischen<br />
Gemeinschaften und das Land Nordrhein-Westfalen<br />
die Gemeinschaftsforschung<br />
unterstützen. Hinzu kommen noch<br />
zweckgebundene Mittel verschiedener Bundesministerien,<br />
<strong>der</strong> Stiftung Volkswagenwerk<br />
und <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft Industrieller<br />
Forschungsvereinigungen. Wenn <strong>der</strong><br />
technische Fortschritt, an dem die Forschung<br />
unbestritten einen entscheidenden<br />
Anteil hat, heute immer spürbarer die Wettbewerbsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> Steinkohle gegenüber<br />
an<strong>der</strong>en Energieträgern verbessert, so darf<br />
man feststellen, daß die zunehmenden Aufwendungen<br />
<strong>der</strong> letzten Jahre gut angelegt<br />
sind.<br />
Die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit<br />
im Steinkohlenbergbau umfaßt reine Grundlagenforschung<br />
zum Klären naturgegebener<br />
Zusammenhänge, jedoch zum überwiegenden<br />
Teil anwendungsorientierte Forschung<br />
für die Verbesserung bestehen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Entwicklung<br />
<strong>neue</strong>r Betriebsmittel und Verfahren.<br />
Das gilt beson<strong>der</strong>s für das Gebiet <strong>der</strong><br />
Bergtechnik.<br />
Zunächst stand die Vollmechanisierung <strong>der</strong><br />
wichtigsten Arbeitsvorgänge unter Tage im<br />
16
Vor<strong>der</strong>grund. Beson<strong>der</strong>s erfolgreich waren<br />
diese Bemühungen in den Streben, den<br />
eigentlichen Abbaubetrieben. Hier stieg <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>anteil <strong>der</strong> vollmechanischen Gewinnung<br />
von 22% Im Jahre 1958 auf heute rd.<br />
87% an. Die Kohlengewinnung in flach<br />
und mäßig geneigten Flözen allein ist nahezu<br />
zu 100% vollmechanisiert. Dieser Erfolg<br />
gründet sich hauptsächlich auf die stetige<br />
Verbesserung <strong>der</strong> schälenden Gewinnungstechnik,<br />
die dem Kohlenhobel eine immer<br />
größere Anwendungsbreite erschlossen hat.<br />
Nachdem die Kohlenhobelanlagen lange<br />
Zeit fast ausschließlich aufgrund empirisch<br />
gewonnener Erkenntnisse weiterentwickelt<br />
wurden, hat <strong>der</strong> Steinkohlenbergbauverein<br />
seit einigen Jahren damit begonnen, wichtige<br />
Einflußgrößen, wie die Meißelformen<br />
und Schnitttiefe, auf die Lösekraft zu untersuchen.<br />
Zugkraftmessungen an Kohlenhobeln<br />
haben nachgewiesen, daß bei Hobeln<br />
älterer Bauart nur ein kleiner Teil <strong>der</strong> vom<br />
Antrieb aufgebrachten Zugkraft für die Lösearbeit<br />
zur Verfügung steht, dagegen <strong>der</strong><br />
größte Teil <strong>der</strong> Kettenzugkräfte durch die<br />
Reibungskräfte aufgezehrt wird. Diese Zugkraftmessungen<br />
trugen wesentlich dazu bei,<br />
leistungsgeregelte hydrostatische Hobelantriebe<br />
richtig zu bemessen, und lieferten<br />
die Grundlage für die Auslegung von Antrieben<br />
schlechthin. Weiterhin waren theoretische<br />
Forschungsarbeiten dem Ermitteln<br />
des besten Verhältnisses von Hobel- und<br />
För<strong>der</strong>geschwindigkeit hinsichtlich einer<br />
gleichmäßigen und vollständigen Beladung<br />
des Strebför<strong>der</strong>ers gewidmet. Aufbauend<br />
auf den bisherigen Erfahrungen und Erkenntnissen<br />
arbeitet man z. Z. daran, den<br />
Ausnutzungsgrad <strong>der</strong> Hobelanlagen zu verbessern<br />
und eine weitgehende Differenzierung<br />
<strong>der</strong> Hobelverfahren in Abhängigkeit<br />
von den geologischen Störungen <strong>der</strong> Lagerstätten<br />
zu erzielen. In diesem Zusammenhang<br />
steht die Erhöhung <strong>der</strong> Hobelgeschwindigkeit<br />
und damit <strong>der</strong> Antriebsleistung<br />
sowie <strong>der</strong> Übergang zu wassergekühlten,<br />
polumschaltbaren Motoren. Kohlenhobel<br />
erreichen heute Geschwindigkeiten<br />
bis 2 m/s. Mit <strong>der</strong> jüngsten Hobelentwicklung,<br />
dem Gleithobel, versucht man,<br />
durch den Bau überschwerer Anlagen in<br />
17
immer härtere Kohle vorzudringen. Der<br />
Gleithobel mit seiner Zwangsführung bietet<br />
auch den besten Ansatzpunkt für die Automatisierung.<br />
Neben dem Hobel ist <strong>der</strong> Walzenschrämla<strong>der</strong><br />
die wichtigste Gewinnungsmaschine<br />
im westdeutschen Steinkohlenbergbau.<br />
Wenn auch ihr Anteil an <strong>der</strong> vollmechanischen<br />
Gewinnung zugunsten des Kohlenhobels<br />
in den letzten Jahren zurückging,<br />
ist doch ihre Weiterentwicklung nicht stehengeblieben.<br />
Zur Zeit ist die Umstellung<br />
von einseitig auf zweiseitig schneidende<br />
Maschinen in vollem Gang. Um den Staubanfall<br />
bei <strong>der</strong> schneidenden Gewinnung<br />
herabzusetzen und ein möglichst grobstückiges<br />
För<strong>der</strong>gut zu erhalten, wird die<br />
Drehzahl <strong>der</strong> Walzen immer stärker herabgesetzt,<br />
wobei man bereits bis auf Drehzahlen<br />
von 50 min-l heruntergeht. Durch<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Walzenform und <strong>der</strong> Meißelbestückung<br />
wurde die Löse- und Ladearbeit<br />
verbessert. An die Stelle <strong>der</strong> früher verwendeten<br />
Igelwalze mit ihren vielen kleinen Meißeln<br />
sind die Schnecken- und Schraubenwalzen<br />
mit nur wenigen, dafür aber breiten<br />
Meißeln getreten. Insgesamt gesehen hat<br />
<strong>der</strong> Walzenschrämla<strong>der</strong> einen Entwicklungsstand<br />
erreicht, <strong>der</strong> in Verbindung mit mo<strong>der</strong>nem<br />
Strebausbau eine weitgehende Integration<br />
aller Arbeitsvorgänge im Streb<br />
erlaubt, so daß In Zukunft wie<strong>der</strong> mit einem<br />
zunehmenden Einsatz von Walzenschrämla<strong>der</strong>n<br />
zu rechnen ist,<br />
Mechanisierung <strong>der</strong> Kohlegewinnung<br />
bedingt Mechanisierung des Strebausbaus<br />
Die Mechanisierung <strong>der</strong><br />
Kohlengewinnung<br />
war eng verbunden mit einschneidenden<br />
Än<strong>der</strong>ungen des Ausbaus, <strong>der</strong> den wan<strong>der</strong>nden<br />
Strebraum offenhält. Mußte man<br />
noch beim Ausbau mit Holzstempeln und<br />
Holzkappen in <strong>der</strong> Regel direkt am Kohlenstoß<br />
noch einen Stempel zur Unterstützung<br />
des Hangenden setzen, ermöglichte erst<br />
<strong>der</strong> Übergang auf Reibungsstempel aus<br />
Stahl und Stahlkappen die stempelfreie Abbaufront,<br />
die geradezu die Voraussetzung<br />
für den unbehin<strong>der</strong>ten Einsatz von Gewinnungsmaschinen<br />
ist. Die Nachteile des Reibungsstempels,<br />
wie unterschiedliche<br />
Setzlast<br />
und unterschiedliche Klemmlast, führten<br />
bald zur Entwicklung des Hydraulikstempels<br />
und schreitenden Ausbaus, bei<br />
denen das Einhalten eines bestimmten<br />
Innendrucks gleiche Setz- und<br />
Einstellasten<br />
gewährleisten. Unter schreitendem Ausbau<br />
ist eine Ausbaueinheit zu verstehen, bei <strong>der</strong><br />
mehrere hydraulische Stempel zu einer<br />
Gruppe zusammengefaßt sind, die nach<br />
Ventilbedienung von Hand selbsttätig vorrückt.<br />
Die Mechanisierung <strong>der</strong> Ausbauarbeit<br />
hat eine Steigerung <strong>der</strong> Ausbauleistung<br />
gegenüber Handarbeit auf das Drei- bis<br />
Vierfache gebracht. Sie wird jedoch vielfach<br />
dadurch erschwert, daß die Gesteinsschichten<br />
unmittelbar über <strong>der</strong> Kohle nicht<br />
fest genug sind. Hier hat die gebirgsmechanische<br />
Forschung durch Untertagebeobachtungen,<br />
Modell- und Prüfstandversuche den<br />
Weg für die Verwendbarkeit von schreitendem<br />
Ausbau bei gebrächem Hangenden<br />
geebnet.<br />
Auch die Entwicklung <strong>der</strong> hydraulischen<br />
Elemente selbst stand anfangs vor vielen<br />
Problemen. Inzwischen konnten so wichtige<br />
Fragen wie die <strong>der</strong> Abdichtung und <strong>der</strong><br />
Überdruckventile geklärt werden. Heute<br />
werden hydraulische Einzelstempel bis zu<br />
40 Mp hergestellt; mit schreitenden Ausbaueinheiten<br />
lassen sich schon Auflastungen<br />
bis 100 Mp und mehr beherrschen. Nachdem<br />
1958 die ersten Streben mit vollmechanischem<br />
Ausbau ausgerüstet wurden, kamen<br />
schon 1968 rd. 21 % <strong>der</strong> gesamten Abbaubetriebspunktför<strong>der</strong>ung<br />
aus Streben<br />
mit schreitenden hydraulischen Ausbaugestellen.<br />
Aufgrund bisheriger Untersuchungen<br />
würde sich durch Automatisieren<br />
<strong>der</strong> Ausbauarbeit <strong>der</strong> Anwendungsbereich<br />
des schreitenden Ausbaus auf etwa 70%<br />
<strong>der</strong> Abbaubetriebe erweitern lassen. Dazu<br />
entwickelte die Bergbau-Forschung in Essen-Kray<br />
ein pneumatisches Steuerelement,<br />
das die Ventilbetätigung von Hand entbehrlich<br />
macht.<br />
Mit den Mechanisierungserfolgen in <strong>der</strong><br />
flachen und mäßig geneigten Lagerung haben<br />
die Gewinnungsbetriebe in <strong>der</strong> stark<br />
geneigten und steilen Lagerung lange Zeit<br />
nicht Schritt gehalten. Dafür sind die häufigen<br />
geologischen Störungen und die Tatsache<br />
verantwortlich, daß die Arbeitsgänge<br />
Gewinnen, Ausbauen, Holztransport und<br />
Einbringen des Versatzes im allgemeinen<br />
nur nacheinan<strong>der</strong> ablaufen können. Nunmehr<br />
beginnt sich abzuzeichnen, daß die<br />
Betriebe in Lagerungsbereichen über 40 g<br />
Einfallen, dank einer intensiven Forschungsund<br />
Entwicklungstätigkeit, ihren Rückstand<br />
gegenüber <strong>der</strong> flachen und mäßig geneigten<br />
Lagerung aufholen. In einigen Fällen<br />
ist es bereits gelungen, Gewinnungsverfahren<br />
<strong>der</strong> flachen Lagerung einschließlich<br />
des schreitenden Ausbaus in die stark geneigte<br />
Lagerung zu übertragen.<br />
Ein <strong>neue</strong>s Abbauverfahren:<br />
die hydromechanische Kohlengewinnung<br />
Beson<strong>der</strong>s aussichtsreich für die Leistungssteigerung<br />
in <strong>der</strong> stark geneigten und steilen<br />
Lagerung erscheinen jedoch die mannund<br />
ausbaulosen Abbauverfahren. Hier ist<br />
beson<strong>der</strong>s ein Verfahren zu erwähnen, das<br />
nach jahrelanger Entwicklungsarbeit jetzt<br />
an <strong>der</strong> Schwelle zur Betriebsreife steht: die<br />
hydromechanische Kohlengewinnung und<br />
hydraulische För<strong>der</strong>ung. Dabei fließt die von<br />
18
einem scharfen Wasserstrahl gelöste Kohle<br />
als Kohlentrübe durch geneigt aufgefahrene<br />
Abbaustrecken zum Schacht, wo sie<br />
durch Rohrleitung zu Tage gepumpt wird.<br />
Das hydromechanische Verfahren besticht<br />
durch die Einfachheit <strong>der</strong> maschinentechnischen<br />
Ausrüstung und durch seine wirtschaftlichen<br />
und sicherheitlichen Vorteile.<br />
Jedoch muß hierfür <strong>der</strong> Zuschnitt einer<br />
ganzen Grube o<strong>der</strong> mindestens einer Betriebsabteilung<br />
geän<strong>der</strong>t werden. Das wichtigste<br />
Gerät ist <strong>der</strong> Wasserwerfer, dessen<br />
Gewicht im Laufe <strong>der</strong> Entwicklung von 270<br />
kg auf 90 kg gesenkt werden konnte. Weitere<br />
Untersuchungen galten <strong>der</strong> Ermittlung<br />
des günstigsten Druck-Mengen-Verhältnisses<br />
und <strong>der</strong> besten Ausbildung des Strahlrohres<br />
und <strong>der</strong> Spritzdüse. Die <strong>neue</strong>n Werfer<br />
arbeiten mit einem Druck von 100 atü<br />
und einem Wasserverbrauch von etwa<br />
2,5 m 3 /min.<br />
Die Mechanisierungs- und Automatisierungsbestrebungen<br />
außerhalb <strong>der</strong> Gewinnungsbetriebe<br />
sind vor allem auf die Ausund<br />
Vorrichtung gerichtet, da die Vergrößerung<br />
des täglichen Abbaufortschritts eine<br />
Verkürzung <strong>der</strong> Lebensdauer <strong>der</strong> Streben<br />
mit sich bringt, die zu einem beschleunigten<br />
Auffahren von Aufhauen, Flözstrecken, Gesteinsstrecken<br />
und Blindschächten zwingt.<br />
Schon frühzeitig wurde <strong>der</strong> große Nutzen<br />
<strong>der</strong> Bohrarbeit erkannt. Vor allem die Entwicklung<br />
des Großlochbohrens im Gestein,<br />
die nach dem Zweiten Weltkrieg mit <strong>der</strong><br />
Aufgabe begann, Bohrlöcher für die Grubengasabsaugung<br />
herzustellen, ließ die<br />
vielseitigen Vorteile von Bohrlöchern größeren<br />
Durchmessers zum Beispiel für das<br />
Bunkern von Kohle, die Wetterführung und<br />
Mannschaftsfahrung erkennen. Markante<br />
Entwicklungsabschnitte <strong>der</strong> Großlochbohrtechnik<br />
charakterisieren den Übergang von<br />
Bohrwerkzeugen mit Hartmetallschneiden<br />
auf Rollenbohrer, die schrittweise Verstärkung<br />
<strong>der</strong> Bohrmaschinen, den gemeinsamen<br />
Einsatz mehrerer Bohrstufen bei einem<br />
Erweiterungszug, das Erhöhen <strong>der</strong> Zielgenauigkeit<br />
<strong>der</strong> Pilotbohrung durch Hilfsmittel<br />
zum genauen Ansetzen <strong>der</strong> Bohrung<br />
und die Einführung von sogenannten Zielbohrstangen.<br />
Einen entscheidenden Impuls erhielt das<br />
Großlochbohren durch eine zweckmäßigere<br />
Gestaltung <strong>der</strong> Erweiterungsrollenbohrwerkzeuge.<br />
Hier erarbeitete <strong>der</strong> Steinkohlenbergbauverein<br />
den Vorschlag, von <strong>der</strong> üblichen<br />
axialen auf ringförmige Anordnung<br />
<strong>der</strong> Zähne des Rollenbohrwerkzeugs überzugehen.<br />
Mit ringverzahnten Rollenbohrwerkzeugen<br />
sind bisher im Karbongebirge<br />
schon Großlochbohrungen bis zu einem<br />
Durchmesser von 3,3 m hergestellt worden,<br />
und noch in diesem Jahr sollen blindschachtgleiche<br />
Durchmesser von 4 bis 5 m<br />
gebohrt werden.<br />
Flugzeitmassenspektrometer zur qualitativen und quantitativen Schnellanalyse von Verbrennungsprodukten,<br />
wie sie bei <strong>der</strong> Grundlagenforschung über Verbrennungsvorgänge anfallen<br />
Die Entwicklung <strong>der</strong> Vollmechanisierung<br />
<strong>der</strong> Streckenauffahrung verlief bisher recht<br />
unterschiedlich. Für das vollmechanische<br />
Herstellen von Flözstrecken, in denen kein<br />
schwieriges Nebengestein mitgeschnitten<br />
werden muß, gibt es inzwischen eine Reihe<br />
von Maschinentypen, die die Ortsbrust<br />
einem Schrämkopf abschnittsweise<br />
mit<br />
hereingewinnen<br />
und mit Erfolg arbeiten. Dagegen<br />
hat <strong>der</strong> Einsatz einer Vollschnittmaschine<br />
unter Tage für das Auffahren von Strecken<br />
Kein technischer<br />
Fortschritt<br />
ohne Verbesserung <strong>der</strong> Grubensicherheit<br />
Alle technischen Fortschritte in den<br />
im festen Gestein noch nicht ganz befriedigt.<br />
Bergwerksbetrieben<br />
wären zur Wirkungslosigkeit<br />
verurteilt, wenn es nicht gelungen wäre,<br />
durch Forschungs- und<br />
Entwicklungsarbeit<br />
wichtige Verbesserungen auf dem Gebiet<br />
<strong>der</strong> Grubensicherheit und des vorbeugenden<br />
Gesundheitsschutzes für die Belegschaft<br />
zu erzielen. Ging vielfach die Entwicklung<br />
<strong>neue</strong>r Betriebsmittel und Verfahren<br />
Hand in Hand mit einer Erhöhung <strong>der</strong> Sicherheit<br />
— dabei sei u. a. an den<br />
hydraulischen<br />
Ausbau und die mannlosen Abbauverfahren<br />
gedacht, bei denen <strong>der</strong> eigentliche<br />
Gewinnungsraum nicht mehr betreten zu<br />
werden braucht -, hat oft <strong>der</strong> technische<br />
Fortschritt erst völlig <strong>neue</strong> Probleme hervorgerufen.<br />
Hierfür sind die zunehmende<br />
Betriebskonzentration und <strong>der</strong> Einsatz immer<br />
leistungsfähigerer<br />
Gewinnungsmaschinen<br />
ein Beispiel, die die Staubbekämpfung<br />
vor außerordentliche Aufgaben gestellt<br />
haben. Das wichtigste Mittel zur Staubbekämpfung<br />
ist das Tränken des<br />
Kohlenstoßes<br />
mit Wasser vor <strong>der</strong><br />
Kohlengewinnung.<br />
Die Geräte und Verfahren wurden im Laufe<br />
<strong>der</strong> letzten Jahre ständig verbessert, um<br />
das Tränken <strong>der</strong> ständig erhöhten<br />
Abbaugeschwindigkeit<br />
anzupassen<br />
Umfangreiche Arbeiten an den Gewinnungsund<br />
Lademaschinen verfolgen das Ziel, die<br />
Staubentwicklung herabzusetzen, den entstehenden<br />
Staub durch Bedüsen mit Wasser<br />
nie<strong>der</strong>zuschlagen o<strong>der</strong> in Absaugvorrichtungen<br />
zu erfassen. Für Entstauber<br />
Untertagebetrieb gelten beson<strong>der</strong>s hohe<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />
Einen entscheidenden Auftrieb erhielten die<br />
Maßnahmen zur Silikosebekämpfung<br />
im<br />
durch<br />
die Entwicklung und Einführung eines betrieblichen<br />
Staubmeßverfahrens, das die<br />
Betriebsleitungen in die Lage versetzt, sich<br />
ein Bild von den Staubverhältnissen an den<br />
Arbeitsplätzen zu verschaffen und die<br />
Bekämpfungsmaßnahmen<br />
entsprechend zu<br />
steuern. Seit 1953 dienen den Staubmessungen<br />
das Tyndalloskop und das Bergbaukonimeter.<br />
Beide Geräte wurden inzwischen<br />
mehrfach verbessert.<br />
Zur Erleichterung <strong>der</strong> Arbeitsplatzeinsatzlenkung<br />
führt <strong>der</strong> Steinkohlenbergbau für<br />
jeden Bergmann eine Karteikarte, aus <strong>der</strong><br />
monatlich die Staubexposition, die Tätigkeit<br />
und die geologischen und betrieblichen<br />
Verhältnisse hervorgehen. Die Karteikarten<br />
ermöglichen epidemiologische Untersuchungen,<br />
in denen man die Staubverhältnisse<br />
an den Arbeitsplätzen den<br />
röntgenologischen<br />
Untersuchungen <strong>der</strong> Werksärzte<br />
gegenüberstellt. Damit konnten die im betrieblichen<br />
Meßverfahren ermittelten Meß-<br />
19
werte mit dem Krankheitsgeschehen in <strong>der</strong><br />
Lunge in Verbindung gebracht werden. Die<br />
Untersuchungen wiesen nach, daß Staublungenverän<strong>der</strong>ungen<br />
auf einem Summeneffekt<br />
beruhen, d. h. im Laufe des Arbeitslebens<br />
muß sich erst eine gewisse Staubmenge<br />
ansammeln, bevor es zu Staublungenerkrankungen<br />
kommt. Diese treten um<br />
so häufiger auf, je höher <strong>der</strong> Staubsummenwert<br />
ist, <strong>der</strong> sich aus <strong>der</strong> Feinstaubkonzentration<br />
und <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> verfahrenen<br />
Schichten bildet. Durch die auf diese<br />
Weise ermittelten Ergebnisse ist es möglich,<br />
das Risiko von Staublungenerkrankungen<br />
abzuschätzen und damit weitgehend<br />
einzuschränken.<br />
Silikose erfolgreich bekämpft<br />
Neben den Bemühungen zur Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Frühdiagnose bei den Überwachungsuntersuchungen<br />
befassen sich spezielle<br />
Forschungsarbeiten mit den Ursachen <strong>der</strong><br />
Silikose, mit Ihrer Therapie und Prophylaxe.<br />
In den letzten Jahren haben sich die Arbelten<br />
auf die Halbleitereigenschaften von im<br />
Staub enthaltenen Minerallen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
von Quarzmodifikationen, konzentriert, da<br />
die Vermutung besteht, daß zwischen diesen<br />
Eigenschaften und <strong>der</strong> silikogenen Wirkung<br />
<strong>der</strong> Stäube ein Zusammenhang besteht.<br />
Untersuchungen, vor allem <strong>der</strong> Lumineszenz,<br />
und parallel laufende biologische<br />
Zellteste haben diese Vermutung inzwischen<br />
bestätigt. Das bisherige Ergebnis<br />
dieser Arbeiten würdigte die Deutsche Gesellschaft<br />
für Arbeitsschutz anläßlich des<br />
Wie erfolgreich sich die Maßnahmen zur<br />
Staub- und Silikosebekämpfung ausgewirkt<br />
Kongresses für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />
1967 mit <strong>der</strong> Verleihung des Franz-<br />
Kölsch-Preises.<br />
haben, veranschaulicht die Zahl <strong>der</strong> erstmals<br />
entschädigten Staublungenerkrankungen<br />
je Jahr im Steinkohlenbergbau <strong>der</strong><br />
Bundesrepublik Deutschland. Sie ist von<br />
<strong>der</strong> Spitze im Jahre 1953 mit rd. 8400 auf<br />
1325 in 1967 gefallen. Die Staub- und Silikosebekämpfung,<br />
zu <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Bergbau<br />
in erster Linie aus sozialen Überlegungen<br />
veranlaßt sieht, hat auch eine wirtschaftliche<br />
Seite. Die durch Staublungenerkrankungen<br />
verursachte finanzielle Belastung<br />
des Bergbaus betrug 1967 noch 3,50 DM<br />
je Tonne verwertbarer För<strong>der</strong>ung. Das heißt,<br />
die Bergbau-Berufsgenossenschaft mußte<br />
1967 390 Mill. DM für Entschädigungsleistungen<br />
ausgeben. In diesem Betrag sind<br />
die Leistungen <strong>der</strong> Knappschaft nicht eingerechnet.<br />
Ohne Veredlung keine verkaufsfähige<br />
Kohle<br />
Die tiefgreifenden Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kohlengewinnungstechnik<br />
blieben nicht ohne<br />
Einfluß auf die übertägigen Aufbereitungsanlagen.<br />
Ihre Aufgabe ist es, die aus den<br />
Grubenbetrieben kommende Rohkohle erst<br />
zu einem verkaufsfähigen Produkt zu veredeln.<br />
Infolge <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ungskonzentration<br />
auf wenige Betriebspunkte müssen die Aufbereltungen<br />
mit dem schubweisen Anfall<br />
großer Mengen Rohkohle unterschiedlicher<br />
Beschaffenheit fertig werden. Durch die Mechanisierung<br />
ist <strong>der</strong> Anteil an Fein- und<br />
Feinstkorn 'gestiegen, <strong>der</strong> die Aufbereitungskosten<br />
und Fehlausträge vergrößert<br />
und damit die Erträge schmälert. Hinzu kommen<br />
noch die höheren Anfor<strong>der</strong>ungen des<br />
Marktes im Zeichen des verschärften Wettbewerbs.<br />
Die Arbeiten waren daher darauf<br />
abgestellt, die Aufbereitungseinrichtungen<br />
und -verfahren den verän<strong>der</strong>ten Rohkohlequalitäten<br />
und Verbraucherwünschen anzupassen.<br />
Sie haben bisher gute Ergebnisse<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Vergleichmäßigung <strong>der</strong> Rohför<strong>der</strong>kohle,<br />
<strong>der</strong> Kohleschonung und <strong>der</strong><br />
Verbesserung <strong>der</strong> Feinstkornaufbereitung<br />
gebracht. Auch zum Senken des Schwefelgehaltes<br />
<strong>der</strong> Kohle kann die Aufbereitung<br />
durch die Ausscheidung von Pyrit beitragen.<br />
Versuche mit einer speziellen Sortiermaschine<br />
verliefen sehr vielversprechend. Beispielsweise<br />
ließ sich aus einem auf < 6 mm<br />
zerkleinerten Zwischengut (Aschegehalt<br />
24 %>, Gesamtschwefelgehalt 2,3 %) <strong>der</strong> Gesamtschwefelgehalt<br />
auf 1,4% senken.<br />
Koks für Markt von morgen<br />
Wie die Aufbereitungen müssen auch die<br />
Kokereien den sich än<strong>der</strong>nden Markterfor<strong>der</strong>nissen<br />
Rechnung tragen. Aufgrund <strong>der</strong><br />
Entwicklung <strong>der</strong> Hochofentechnik, angefangen<br />
von <strong>der</strong> Roherzversorgung und <strong>der</strong><br />
Möllervorbereitung, verlangt die Stahlindustrie<br />
heute anstelle des bisher verwendeten<br />
grobstückigen Hochofenkokses einen wesentlich<br />
kleinstückigeren Koks mit ausreichen<strong>der</strong><br />
Festigkeit und vor allem günstigen<br />
Abriebseigenschaften. Diese Verbraucherwünsche<br />
kommen glücklicherweise den<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Kokereien für eine technisch<br />
- betriebswirtschaftliche Optimierung<br />
<strong>der</strong> Kokserzeugung entgegen. Nach den<br />
bereits vorliegenden Ergebnissen <strong>der</strong> umfangreichen<br />
Forschungsarbeiten <strong>der</strong> letzten<br />
Jahre läßt sich <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>te kleinstükkigere<br />
Koks in neu zu errichtenden Koksofenbatterien<br />
vornehmlich durch Erhöhen<br />
<strong>der</strong> Betriebstemperatur erzeugen. Gleichzeitig<br />
ist damit eine Erhöhung des Koksofendurchsatzes<br />
verbunden. Weitere Durchsatzsteigerungen<br />
des Horizontalkammerofens<br />
sollen durch Vergleichmäßigen <strong>der</strong><br />
Ofencharge und durch Optimieren <strong>der</strong><br />
Koksofenbeheizung erreicht werden. Inzwischen<br />
werden 7 und 8 m hohe Koksöfen<br />
für hohe Heizzugtemperaturen und entsprechend<br />
kurze Garungszeiten auf dem Reißbrett<br />
entworfen. Koksleistungen eines<br />
Ofens von 50 t je 24 Stunden scheinen<br />
schon bald erreichbar.<br />
Trotz <strong>der</strong> bereits erreichten und noch zu erwartenden<br />
Fortschritte <strong>der</strong> konventionellen<br />
Verkokung im Horizontalkammerofen gewinnen<br />
Forschungsarbeiten für die Entwick-<br />
20
lung <strong>neue</strong>r Verkokungsverfahren, mit denen<br />
unmittelbar Formkokse einheitlicher<br />
Stückgröße erzeugt werden können, weltweites<br />
Interesse. Im Gegensatz zur einstufigen<br />
klassischen Kokerei arbeitet man<br />
hierbei zwei- o<strong>der</strong> mehrstufig. Zunächst<br />
werden Formlinge aus Feinkohle o<strong>der</strong> aus<br />
Mischungen von Feinkohle und Feinkoks<br />
hergestellt und anschließend mit direkter<br />
Erhitzung verkokt. Die Vorteile <strong>der</strong> <strong>neue</strong>n<br />
Verfahrenstechnik liegen auf <strong>der</strong> Hand. Sie<br />
erlaubt eine weitgehende Mechanisierung<br />
und Automatisierung durch einen in allen<br />
Einzelschritten kontinuierlichen Ablauf, sie<br />
bringt hohe Durchsatzleistungen in großen<br />
Reaktoreinheiten und senkt die Energiekosten<br />
durch Wärmerückführung, Wärmerückgewinnung<br />
und Einsatz billiger Brenn<br />
Stoffe.<br />
Aus <strong>der</strong> Grube direkt ins Kraftwerk:<br />
Kohletransport über Rohrleitungen<br />
Auf dem Gebiet <strong>der</strong> Feuerungstechnik sind<br />
ausgedehnte Untersuchungen zum Verbessern<br />
<strong>der</strong> konventionellen Energieumwandlung<br />
durch Verbrennung von Kohle in<br />
Dampfkesseln im Gange. Die Arbeiten konzentrieren<br />
sich vor allem auf die Punkte, in<br />
denen die festen Brennstoffe an<strong>der</strong>en Energieträgern<br />
unterlegen sind. Da ein Transport<br />
des Feststoffs Kohle als Kohle-Wasser-<br />
Suspension in Rohrleitungen beson<strong>der</strong>s<br />
günstig wäre, begann man sich seit 1962<br />
mit dem Problem einer direkten Verbrennung<br />
von Kohle-Wasser-Suspension zu beschäftigen.<br />
Hierfür wurde 1964 eine Versuchsanlage<br />
zum Herstellen, Lagern, För<strong>der</strong>n<br />
und Verbrennen von Kohle-Wasser-<br />
Suspensionen im Kraftwerk Kellermann in<br />
Lünen in Betrieb genommen. Vom Sommer<br />
1966 bis zum Frühjahr 1968 konnten in<br />
einem trockenentaschten Kohlenstaubkessel<br />
rd. 27 000 t Kohle-Wasser-Suspension<br />
mit einem Kohlegehalt von 60 Gew.-% ververfeuert<br />
werden. Der Kesselbetrieb lieferte<br />
den Nachweis, daß es technisch möglich<br />
ist, Kohle-Wasser-Suspension in Naßmühlen<br />
brennfertig herzustellen, in Behältern<br />
zu lagern, mit Kreisel-, Schrauben- und Kolbenpumpen<br />
durch Rohrleitungen zu för<strong>der</strong>n<br />
und mit Rotationszerstäubern in trockenentaschten,<br />
gekühlten Feuerräumen zu verbrennen.<br />
Für die Anwendung des Verfahrens<br />
in <strong>der</strong> Praxis Ist zunächst an die Verbrennung<br />
von Kohlenwäscheschlämmen als<br />
Zusatzfeuerung gedacht. Für die Zukunft<br />
könnten sich aus <strong>der</strong> Kombination <strong>der</strong> hydromechanischen<br />
Kohlengewinnung unter<br />
Tage mit <strong>der</strong> hydraulischen För<strong>der</strong>ung und<br />
<strong>der</strong> direkten Verbrennung einer Kohle-Wasser-Suspension<br />
im Kraftwerk vorteilhafte<br />
Perspektiven für die Wirtschaftlichkeit bei<strong>der</strong><br />
Verfahren öffnen.<br />
In Diskussionen um die mit öffentlichen<br />
Mitteln unterstützte Forschungstätigkeit <strong>der</strong><br />
Industrie wird immer wie<strong>der</strong> ihre befruchtende<br />
Wirkung herausgestellt, die sehr oft<br />
von einem Industriezweig auf den an<strong>der</strong>en<br />
übergeht. Diese Argumentation diente in<br />
letzter Zeit beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Weltraumforschung<br />
<strong>der</strong> USA gegenüber dem amerikanischen<br />
Steuerzahler als Alibi für die an<br />
das Astronomische grenzenden<br />
Ausgaben.<br />
Wenn sich auch die Forschungstätigkeit des<br />
Steinkohlenbergbaus mit vergleichsweise<br />
weniger spektakulären Problemen befaßt,<br />
lassen sich doch zahlreiche Beispiele für<br />
die Tatsache anführen, daß verschiedene<br />
an<strong>der</strong>e Industriezweige aus Entwicklungen<br />
des Bergbaus Nutzen gezogen haben. Ganz<br />
allgemein läßt sich feststellen, daß <strong>der</strong><br />
Bergbau aufgrund seiner beson<strong>der</strong>en Produktionsverhältnisse<br />
hohe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an seine Betriebsmittel stellen muß, die<br />
immer wie<strong>der</strong> die Hersteller zur Verbesserung<br />
ihrer Erzeugnisse angeregt haben.<br />
Zum Beispiel hat sich seit den vierziger<br />
Jahren die bis dahin übliche Kettenfertigung<br />
im Laufe <strong>der</strong> Zeit völlig<br />
umgestellt,<br />
nachdem <strong>der</strong> Bergbau bestimmte physikalische<br />
Eigenschaften und Toleranzen bei För<strong>der</strong>-<br />
und Hobelketten verlangt und in Normen<br />
gefaßt hatte. Hier tauchte erstmalig<br />
<strong>der</strong> Begriff »Gütekette« auf, <strong>der</strong> auch die<br />
übrige Industrie veranlasste, ihre Ansprüche<br />
an die von ihr verwendeten Ketten zu formulieren.<br />
Das gleiche gilt für die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Bandför<strong>der</strong>ung, die seit <strong>der</strong> Einführung<br />
im Bergbau auch in an<strong>der</strong>en Industriezweigen<br />
einen großen Aufschwung genommen<br />
hat. Schließlich haben die For<strong>der</strong>ungen,<br />
die <strong>der</strong> Bergbau unter Tage an die<br />
schlagwettergeschützte Ausführung seiner<br />
elektrischen Betriebsmittel stellen mußte,<br />
weitgehend die explosionsgeschützten Bauarten<br />
<strong>der</strong> chemischen Industrie beeinflußt,<br />
wobei auch die Einführung <strong>der</strong> Schutzart<br />
»Eigensicherheit« <strong>neue</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong><br />
Elektroinstallation geschaffen hat.<br />
Vielfach mußte <strong>der</strong> Bergbau für seine eigenen<br />
speziellen Zwecke physikalische Meßgeräte<br />
entwickeln, die die Industrie nicht<br />
zur Verfügung stellen konnte, aber dann<br />
selbst übernommen hat. Hier sind vor allem<br />
die Meßgeräte »Unor« und »Oxor« zu<br />
nennen. Der Unor mißt und registriert Kohlenmonoxdspuren<br />
auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong><br />
Absorption ultraroter Strahlung. Das Gerät<br />
hat sich inzwischen für die Überwachung<br />
<strong>der</strong> Grubenwetter unter Tage und in den<br />
Ausziehschächten auf Kohlenmonoxidspuren<br />
durchgesetzt und damit gute Dienste<br />
für die Früherkennung von Grubenbränden<br />
geleistet; es wird auch in großem Umfang<br />
für die Überwachung des Methangehalts<br />
<strong>der</strong> Wetter verwendet. Der Oxor ist ein<br />
tragbares Sauerstoffmangelwarngerät. Es<br />
mißt auf <strong>der</strong> Grundlage des Paramagnetlsmus<br />
ständig die Sauerstoffkonzentration<br />
<strong>der</strong> Luft. Beide Geräte wurden von <strong>der</strong><br />
Bergbau-Forschungsanstalt entwickelt und<br />
haben den 1. Preis eines von <strong>der</strong> Hohen<br />
Behörde <strong>der</strong> Europäischen Gemeinschaft<br />
für Kohle und Stahl ausgeschriebenen<br />
Wettbewerbs gewonnen. Inzwischen haben<br />
sie auch in an<strong>der</strong>en Industriezweigen Eingang<br />
gefunden, die mit gaserfüllten Räu<br />
men zu tun haben, und sind bereits zur<br />
Überwachung von Automobil-Großgaragen<br />
eingesetzt.<br />
Eine Entwicklung des Steinkohlenbergbaus,<br />
die sich zur Zeit außerhalb des Bergbaus<br />
ein größeres Anwendungsfeld erschlossen<br />
hat als im Bergbau selbst, ist<br />
<strong>der</strong> Klebanker. Er dient <strong>der</strong> Verfestigung<br />
<strong>der</strong> die Grubenräume unmittelbar umgebenden<br />
Gesteinsschichten. Hierzu werden<br />
vorgefertigte polyestergefüllte Zweikammerpatronen<br />
aus Glas in ein Bohrloch eingeführt<br />
und die eigentliche Ankerstange<br />
nachgeschoben. Der Anker zerstört den<br />
Glaskörper, und die austretende Flüssigkeit<br />
verklebt den Anker schnell und sicher auch<br />
in gebrächem Gestein. Kleinere Ausführungen<br />
finden als Klebdübel zunehmende Anwendung<br />
zur Maschinenbefestigung in Fundamenten,<br />
im Fertigbau und zum Zusammenfügen<br />
verschiedener Bauelemente bei<br />
Installationsarbeiten. Größere Anker, als sie<br />
<strong>der</strong> Bergbau unter Tage verwendet, werden<br />
im Hoch- und Tiefbau, Tunnel- und<br />
Stollenbau sowie beson<strong>der</strong>s für Felssicherungen<br />
benutzt.<br />
Der Steinkohlenbergbau, obwohl er sich<br />
durch die von <strong>der</strong> Natur vorgegebenen Eigenheiten<br />
seiner Produktionsstätten von<br />
an<strong>der</strong>en Wirtschaftszweigen unterscheidet,<br />
liefert hinsichtlich seiner Bemühungen um<br />
den technischen Fortschritt ein getreues<br />
Spiegelbild <strong>der</strong> übrigen Industrie, die vor<br />
dem Hintergrund eines immer härteren<br />
wirtschaftlichen Wettbewerbs mit zuneh<br />
mendem Forschungs- und Entwicklungsaufwand<br />
um den Markt von morgen ringt. Wie<br />
kaum in an<strong>der</strong>en Industrien hat aber die<br />
Forschungs- und Entwicklungsarbeit Im<br />
Bergbau das Bild <strong>der</strong> Grubenbetriebe in<br />
so kurzer Zeit so grundlegend verän<strong>der</strong>t,<br />
was auch nicht ohne Einfluß auf den im<br />
Bergbau tätigen Menschen blieb. Dank des<br />
technischen Fortschritts verblaßt das Klischee<br />
des nur muskulösen, unter Gefahr<br />
für Gesundheit und Leben schuftenden<br />
Bergmanns immer mehr und wird bald<br />
ganz <strong>der</strong> Vergangenheit angehören. Nachdem<br />
die Mechanisierung in vielen Betriebsbereichen<br />
teils abgeschlossen, teils weit<br />
fortgeschritten ist, lautet das Stichwort für<br />
die weitere Produktivitätssteigerung im<br />
Steinkohlenbergbau »Automatisierung«.<br />
Hier fällt <strong>der</strong> Forschungs- und Entwicklungsarbeit,<br />
die in diesem Bericht nur in<br />
groben Konturen vorgestellt werden konnte,<br />
für die Zukunft eine bedeutende Rolle zu,<br />
21
Die freie Reichsstadt Dortmund<br />
und <strong>der</strong> erste Ruhrbergmann<br />
Von Professor Hermann Rothert<br />
Die größte Stadt des Ruhrgebiets auf <strong>der</strong> westfälischen Seite ist<br />
Dortmund mit seiner bald zwei Drittel Millionen zählenden Einwohnerschaft<br />
und damit zugleich Westfalens größte Stadt. Es hat<br />
von jeher in <strong>der</strong> westfälischen wie in <strong>der</strong> deutschen Geschichte<br />
eine bedeutende Rolle gespielt. Liegt es doch am Hellweg, <strong>der</strong><br />
uralten Völkerstraße, die, vom Rheine bei Duisburg ausgehend,<br />
am Nordhang des südwestfälischen Gebirgsstocks, des Sauero<strong>der</strong><br />
Sü<strong>der</strong>lands, über Essen und Bochum nach Dortmund führt,<br />
wo sie in den beiden Hauptstraßen Westen- und Ostenhellweg<br />
zu Tage tritt und weiter über Soest und Pa<strong>der</strong>born zur Weser<br />
läuft — heute als Bundesstraße Nr. 1 - und darüber hinaus zur<br />
Elbe und Ostsee.<br />
In das Licht <strong>der</strong> Geschichte tritt <strong>der</strong> Hellweg zuerst unter Karl<br />
dem Großen. Der Frankenkaiser war es, <strong>der</strong> in einem mehr als<br />
dreißigjährigen Kriege von 772 bis 804 den Trotz unserer Vorfahren,<br />
<strong>der</strong> alten Sachsen, <strong>der</strong> letzten noch dem Heidentum anhängenden<br />
deutschen Völkerschaft blutig brach, sie seinem<br />
Großreich einglie<strong>der</strong>te und allmählich ihre Herzen dem Christentum<br />
und mil<strong>der</strong>en Sitten gewann. Im Verlauf dieses langen<br />
Krieges hat Karl den Hellweg als Nachschubstraße für seine<br />
Kriegszüge planmäßig ausgebaut, indem er an ihm in Abständen<br />
von etwa einem Tagesmarsch Befestigungen, etwa 5 Hektar<br />
große Königshöfe, anlegte, die seinen Truppen zugleich gesicherte<br />
Quartiere und Verpflegung boten. Zu diesem letzten<br />
Zwecke wurden einem jeden Königshofe Bauernhöfe in größerer<br />
Zahl angeglie<strong>der</strong>t, die jahrein, jahraus einen Teil ihrer Ernte dorthin<br />
abzuliefern hatten.<br />
Als nach Beendigung des Sachsenkrieges die Königshöfe ihre<br />
militärische Bedeutung verloren hatten, gingen sie großenteils, so<br />
Essen, Soest und Pa<strong>der</strong>born, in geistliche Hand über, um den<br />
Bau von Kirchen, die Anstellung von Priestern zu för<strong>der</strong>n; Dortmund<br />
dagegen blieb dauernd Reichsbesitz. Hier wurde aus dem<br />
Königshofe eine Pfalz, und die deutschen Kaiser und Könige,<br />
beson<strong>der</strong>s Otto <strong>der</strong> Große (936-973) und Otto II. (973-83), haben<br />
hier immer wie<strong>der</strong> Hof gehalten — das erste deutsche Reich<br />
hatte noch keine feste Hauptstadt. Hervorzuheben ist die Reichsversammlung<br />
von 978, als <strong>der</strong> französische König Lothar mitten<br />
im Frieden Aachen überfallen und Otto II. mit knapper Not sich<br />
von da nach Dortmund gerettet hatte. Hier wurde nunmehr ein<br />
Straffeldzug beschlossen, <strong>der</strong> das siegreiche deutsche Heer bis<br />
vor die Mauern von Paris führte.<br />
Der häufige Aufenthalt des Kaisers in Dortmund hatte zur Folge,<br />
daß sich hier schon bald ein großer Jahrmarkt entwickelte, dessen<br />
Recht gleich dem <strong>der</strong> alten Römerstädte Köln und Mainz an<strong>der</strong>en<br />
Märkten weithin als Vorbild diente. Ferner ließen sich in Dortmund<br />
Fernkaufleute in größerer Zahl nie<strong>der</strong>, die mit ihren Warenzügen<br />
— sie führten vornehmlich Weine und feine Tuche — karawanengleich<br />
zu mehreren die Län<strong>der</strong> durchzogen und daheim zu<br />
einer unter <strong>der</strong> Schutzherrschaft des hl. Reinoldus stehenden<br />
Gilde zusammengeschlossen waren. Daneben fanden sich Handwerker<br />
in Dortmund ein, um mit ihren Erzeugnissen den Ort und<br />
seine Umgebung zu versorgen. So entstand schon früh um die<br />
Reinoldikirche eine Marktsiedlung, die im beginnenden 12. Jahrhun<strong>der</strong>t,<br />
als Deutschland unter dem kraftvollen Regiment seiner<br />
Das mittelalterliche Dortmund,<br />
wie es <strong>der</strong> Maler<br />
Derik Baegert als Hintergrund<br />
auf eine Altartafel<br />
gemalt hat<br />
22
Kaiser an Wohlstand und Bevölkerung ständig zugenommen<br />
hatte, zur Stadt emporwuchs. Dabei blieb Dortmund dauernd<br />
unmittelbar dem Kaiser unterstellt, wurde also Reichsstadt — die<br />
einzige im Westfalenlande —, während alle an<strong>der</strong>en Städte ringsum<br />
einem geistlichen o<strong>der</strong> weltlichen Landesherrn gehorchten.<br />
Die städtische Verwaltung führte ein achtzehnköpfiger Rat mit<br />
zwei Bürgermeistern an <strong>der</strong> Spitze; die Nachkommen <strong>der</strong> alten<br />
Fernkaufleute haben hier lange die Führung in <strong>der</strong> Hand behalten.<br />
Der Rat hatte seinen Sitz in dem nach einem Stadtbrande von<br />
1232 wie<strong>der</strong> erbauten Rathause, das sich unten zum Markte hin<br />
mit einer Bogenhalle öffnete und im Obergeschoß den großen<br />
Saal <strong>der</strong> Bürgerschaft enthielt. Es war das älteste deutsche Rathaus,<br />
ist aber lei<strong>der</strong> dem Bombenkrieg zum Opfer gefallen und<br />
nicht nochmals aufgebaut, an<strong>der</strong>s als das Rathaus in Münster,<br />
dessen stolzer, reich geschmückter Giebel heute wie<strong>der</strong> von<br />
mittelalterlicher deutscher Städteherrlichkeit kündet. In Dortmund<br />
dagegen sind drei Kirchen alles, was von dem einstigen Glänze<br />
<strong>der</strong> alten Reichsstadt übriggeblieben ist. Dabei galt das Dortmun<strong>der</strong><br />
Recht in vielen Städten des mittelalterlichen Westfalens<br />
als vorbildlich, und diese haben in schwierigen Rechtsfällen im<br />
Dortmun<strong>der</strong> Rathause immer wie<strong>der</strong> Belehrung gesucht und gefunden;<br />
nicht min<strong>der</strong> war <strong>der</strong> dortige Freistuhl <strong>der</strong> heiligen Feme<br />
hochberühmt im ganzen Reiche.<br />
Die Dortmun<strong>der</strong> Kaufleute haben jahrhun<strong>der</strong>telang zu den rührigsten<br />
in ganz Norddeutschland gehört. Als Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> deutschen<br />
Hanse, die den Welthandel zwischen Nordost- und Süd<br />
Westeuropa beherrschte, waren sie in den Kontoren zu Wisby<br />
auf Gotland und Nowgorod ebenso wie in London und Brügge<br />
zahlreich anzutreffen und führten dort ihre westfälischen Landsleute;<br />
nicht min<strong>der</strong> drangen sie in die leitenden Bürgerschichten<br />
fast aller deutschen Städte an <strong>der</strong> Ostsee bis nach Livland ein<br />
Gleichzeitig hatten sie hervorragenden Anteil am englischen<br />
Wollhandel und befanden sich zwischen 1338 und 1350 als Geld<br />
geber König Eduards III. sogar im Pfandbesitz <strong>der</strong> englischen<br />
Krone, <strong>der</strong> Hafenzölle und Zollsiegel.<br />
Weniger bedeutsam war längere Zeit das ehrsame Handwerk auf<br />
dem Gebiete <strong>der</strong> Warenerzeugung; es gab nur wenige Innungen<br />
die kaum über den örtlichen Bedarf hinausarbeiteten. Aber zu<br />
Beginn des 14. Jahrhun<strong>der</strong>ts än<strong>der</strong>te sich das unerwartet. Unsere<br />
Quelle dafür ist das städtische Bürgerbuch, das heißt das Verzeichnis<br />
aller von auswärts Zugezogenen, die nach Leistung des<br />
Bürgereids das Bürgerrecht <strong>der</strong> Reichsstadt erworben hatten. Da<br />
findet sich nun im Jahre 1296 die denkwürdige Eintragung: Conradus<br />
filius Conradi COLCULRE de Schuren. Was bedeutet das<br />
Nichts an<strong>der</strong>es, als daß ein gewisser Konrad aus dem heute<br />
nach Dortmund eingemeindeten Dorfe Schüren östlich von Hörde,<br />
<strong>der</strong> sich selbst — o<strong>der</strong> sein gleichnamiger Vater — dort als »Kohtenkuhler«<br />
betätigt hatte, in die Stadt gezogen und Bürger geworden<br />
war. Wer aber in <strong>der</strong> Kohlengrube arbeitet, tut das, um<br />
Kohlen zu gewinnen, ist mithin nichts an<strong>der</strong>es als ein Bergmann,<br />
und damit ist unser Konrad — und zwar vermutlich <strong>der</strong><br />
Vater — einwandfrei als <strong>der</strong> älteste geschichtlich nachweisbare<br />
Kumpel des Ruhrgebiets festgestellt. Was den jüngeren Konrad<br />
veranlaßte, seinen Wohnsitz in die Stadt zu verlegen, war wahrscheinlich<br />
die Absicht, hier als Händler ein lohnendes Absatzfeld<br />
für die Schürener Kohlen zu gewinnen. Wenige Jahre später,<br />
1302, berichtet sodann eine Urkunde von <strong>der</strong> Schenkung eines<br />
Bauernhofs in Schüren an einen Altar <strong>der</strong> Reinoldikirche, wobei<br />
als »Gerechtigkeit«, das heißt Zubehör des Hofes, ausdrücklich<br />
»Stenbrecken« und »Kollengrafften« mit übertragen wurden. Das<br />
besagt, daß <strong>der</strong> jeweilige Besitzer des Hofes berechtigt war, in<br />
<strong>der</strong> Schürener Mark, das heißt in <strong>der</strong> allen Höfen gemeinsamen<br />
Wald- und Weidefläche, sowohl Steine zu brechen wie Kohlen zu<br />
graben. Offenbar wurde die Steinkohle damals auf die urtümlichste<br />
Welse im Tagebau aus einem auslaufenden Flöz wie in<br />
einem Steinbruch geför<strong>der</strong>t. Dementsprechend war die Ausbeute<br />
mengenmäßig nur gering, wenngleich auch an<strong>der</strong>wärts in <strong>der</strong><br />
Umgebung von Dortmund an zu Tage tretenden Flözen <strong>der</strong> Abbau<br />
alsbald eingesetzt, die Zahl <strong>der</strong> »colculre« sich gemehrt<br />
haben wird.<br />
Aber auch die Möglichkeit, die Steinkohle abzusetzen, war anfänglich<br />
recht bescheiden, wurde sie doch zunächst nur auf dem<br />
offenen Herde als Schmiedekohle und zum Kalkbrennen gebraucht,<br />
indem sie die Holzkohle mit ihrem weit niedrigeren Verbrennungsgrad<br />
ersetzte. Eine weitere Einschränkung brachte die<br />
Schwierigkeit mit sich, die Kohle bei den damaligen elenden<br />
Wegen auf größere Entfernungen zu verfrachten, soweit nicht<br />
etwa <strong>der</strong> Wasserweg zur Verfügung stand. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />
fiel die Nähe des Sauerlandes ins Gewicht, ein Gebiet, das Eisenerze<br />
in reicher Fülle aus dem Schöße seiner Berge för<strong>der</strong>te;<br />
das verhüttete Eisen ging nordwärts zum Hellwege, um hier<br />
gegen Getreide und Salz umgetauscht zu werden, woran es dem<br />
Sauerlande gebrach. So kam es in Dortmund zu einer ersten<br />
fruchtbaren Begegnung von Kohle und Eisen mit dem Ergebnis,<br />
daß das Schmiedegewerbe, das unter den sechs Innungen bis<br />
dahin an vierter Stelle gestanden hatte, sehr bald zu hoher Blüte<br />
23
gedieh; dem Bürgerbuch zufolge gehörte ihm im 14. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
je<strong>der</strong> dritte Neubürger an! Hier wie in Essen, wo Steinkohlen 1317<br />
zuerst erwähnt werden, entwickelte sich unter an<strong>der</strong>m eine<br />
Rüstungsindustrie, wie denn die Herstellung von Feuerwaffen im<br />
Jahre 1388 in Dortmund schon bekannt war. Aber auch die an<strong>der</strong>n<br />
Metallgewerbe machten sich die Steinkohle zunutze. 1373<br />
schlossen sich 16 Dortmun<strong>der</strong> Goldschmiede zu einer Innung zusammen,<br />
<strong>der</strong> ersten in Westfalen, und die Dortmun<strong>der</strong> Glockengießer<br />
versorgten auch das Rheinland wie die Nie<strong>der</strong>lande mit<br />
Kirchengeläut. So sehen wir schon damals in <strong>der</strong> Reichsstadt<br />
Schlot und Esse rauchen; von alters her eine Handelsstadt, war<br />
sie nun auch eine rührige Industriestadt geworden.<br />
Wie es in <strong>der</strong> Welt zu gehen pflegt, erregte dieser Aufschwung<br />
nicht nur die Bewun<strong>der</strong>ung, son<strong>der</strong>n auch den Neid <strong>der</strong> bösen<br />
Nachbarn. Der eine war <strong>der</strong> Erzbischof von Köln, <strong>der</strong>, längst auf<br />
die Dortmun<strong>der</strong> Reichtümer erpicht, sich bei je<strong>der</strong> Wahl eines<br />
<strong>neue</strong>n Kaisers von diesem die Reichsstadt als Eigentum verschreiben<br />
ließ, ohne sie jedoch gegen ihren Wi<strong>der</strong>stand in Besitz<br />
nehmen zu können. Der an<strong>der</strong>e habsüchtige Nachbar war <strong>der</strong><br />
aufstrebende Graf von <strong>der</strong> Mark, dessen Gebiet das von Dortmund<br />
an drei Seiten umschloß. Lange hatte dort <strong>der</strong> Rat es in<br />
geschickter Politik verstanden, die beiden Gegner wi<strong>der</strong>einan<strong>der</strong><br />
auszuspielen, aber im Jahre 1388 mußte die Reichsstadt es erleben,<br />
daß ihre Wi<strong>der</strong>sacher im Bunde miteinan<strong>der</strong> ihr Fehde ansagten<br />
und alsbald die Belagerung eröffneten. Doch nicht umsonst<br />
prangten vom städtischen Ostentore in goldenen Lettern<br />
die Reimworte:<br />
Dus Stat is vry, dem Rike holt,<br />
verkoept sulks nicht vur alles Goltl<br />
Mannhaft erwehrte sich die Reichsstadt aller Angriffe und Stürme;<br />
selbst mitten im Winter machten die Dortmun<strong>der</strong> Schmiede einen<br />
Ausfall über die Emscher und brachten über 100 Malter Steinkohlen<br />
heim. Das En<strong>der</strong>gebnis war, daß die Belagerten im Friedensschluß<br />
des folgenden Jahres siegreich die Freiheit behaupteten.<br />
Aber die Fehde hatte Dortmunds Kräfte überfor<strong>der</strong>t; sie hinterließ<br />
ihm schwer drückende Schulden, die durch die Anwerbung zahlreicher<br />
Söldnerscharen entstanden waren. Das veranlaßte einen<br />
unerhörten Steuerdruck, gleichwohl war die Stadt 1398 zahlungsunfähig.<br />
Ihre auswärtigen Gläubiger belegten darauf in Köln<br />
und an<strong>der</strong>wärts die Güter Dortmun<strong>der</strong> Kaufleute mit Beschlag;<br />
<strong>der</strong>en Handel, <strong>der</strong> schon durch die Fehde schwer gelitten hatte,<br />
erhielt einen <strong>neue</strong>n harten Stoß. Zahlreiche große Handelsherren<br />
kehrten darauf <strong>der</strong> Vaterstadt den Rücken, an<strong>der</strong>e waren<br />
schon vorher ruiniert. Im En<strong>der</strong>gebnis hatte Dortmund seit dem<br />
15. Jahrhun<strong>der</strong>t seine Bedeutung als Handels- und Hansestadt<br />
verloren.<br />
Auch mit <strong>der</strong> Industrie ging es langsam bergab. Das hing damit<br />
zusammen, daß man auch im übrigen Westfalen die Steinkohle<br />
mehr und mehr zum Schmiedefeuer verwandte. Um die Mitte des<br />
15. Jahrhun<strong>der</strong>ts hatte sie aus dem »Koelpütte« — das schöne<br />
Wort Kohlenpott ist also schon recht alt — ihren Weg auch nach<br />
Soest und Münster gefunden; allerdings belegte <strong>der</strong> hochwohlweise<br />
Soester Rat sie mit einem ziemlich hohen Einfuhrzoll, nicht<br />
zum Vorteil des dortigen Verbrauchs. Dortmun<strong>der</strong> »Kohlenbrecher«<br />
waren es sodann, die den Kohlenbergbau auch auf dem<br />
Piesberg bei Osnabrück einführten. Umgekehrt steigerte <strong>der</strong> zunehmende<br />
Absatz in <strong>der</strong> Umgebung von Dortmund die Förde-<br />
24
ung; man scheint hier um jene Zeit zum Untertagebau übergegangen<br />
zu sein, wie wir denn hören, daß man die schwarzen<br />
Diamanten mittels Haspels und Seils zu Tage hob und die<br />
Grubenwasser durch Ackeldruften, einfache Wasserlösungsstollen,<br />
wältigte und zur Emscher ableitete.<br />
Hatte unsere Reichsstadt noch eine bescheidene Nachblüte vorwiegend<br />
kultureller Art im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t erleben dürfen, so<br />
besiegelten die beiden folgenden mit den großen Kriegen <strong>der</strong><br />
Dreißig und Sieben Jahre ihren tiefen Verfall. Die benachbarten<br />
landesherrlichen Gebiete, namentlich die Grafschaft Mark, schlossen<br />
sich nach Möglichkeit gegen sie ab; an dem wirtschaftlichen<br />
Aufschwung <strong>der</strong> Mark unter <strong>der</strong> weltsichtigen preußischen Verwaltung<br />
nahm sie keinen Anteil, wie sie denn - ein Schildbürgerstreich<br />
— den Anschluß an das von dem Freiherrn vom Stein<br />
geschaffene Netz fester Straßen geradezu ablehnte. Ein kleines<br />
Geschlecht verarmter Ackerbürger hauste in den verfallenden<br />
Mauern <strong>der</strong> alten Reichsstadt, als in <strong>der</strong> Franzosenzeit ihre letzte<br />
Stunde schlug und sie 1815 unter die Fittiche des Preußenaars<br />
trat. Drei Jahre später zählte Dortmund sage und schreibe 4289<br />
Einwohner — gegen 1380 mochten es 8000 bis 10000 gewesen<br />
sein -, gleichzeitig zählte Westfalens größte und Provinzialhauptstadt<br />
Münster immerhin 15158 Einwohner.<br />
Seit etwa hun<strong>der</strong>t Jahren hat dann ein ganz <strong>neue</strong>r, unvergleichlicher<br />
Aufschwung eingesetzt, <strong>der</strong> abermals unter dem Zeichen<br />
von Kohle und Eisen steht, aber nun in ganz an<strong>der</strong>en, gigantischeren<br />
Maßstäben als zur Zeit von Conradus Colculre,<br />
dem<br />
ersten Ruhrbergmann. In seiner Heimat Schüren, heute ein<br />
Stadtteil von Dortmund, wurde 1843 als bedeutendstes<br />
Unternehmen<br />
die Gewerkschaft Freie Vogel und Unverhofft gegründet,<br />
die, zur Zeit im Besitz <strong>der</strong> Bergbau AG Lothringen, bis 1925<br />
geför<strong>der</strong>t hat. Da <strong>der</strong> Boden auch heute noch größere<br />
Kohlenvorräte<br />
birgt, werden die späten Nachfahren unseres Konrad den<br />
Bohrhammer auch am Ausgangspunkt des Ruhrbergbaus um<br />
Schüren noch wie<strong>der</strong> ansetzen ,, _ , , „ k,<br />
(Aus: „Die Grubenlampe , Nr. 2/56)<br />
Niels Maiweg<br />
50 Jahre<br />
Bergmann<br />
Am 6. Mai beging Herr Direktor Dipl.-Berging. Niels Maiweg das<br />
seltene 50 jährige Bergmannsjubiläum. Vor 50 Jahren hatte er<br />
auf <strong>der</strong> Zeche Neumühl die erste Arbeitsschicht verfahren.<br />
1901 in Itzehoe geboren, aber in jungen Jahren in das Land<br />
seiner Väter — Westfalen — zurückgekehrt, begann er nach dem<br />
Ersten Weltkrieg im Ruhrgebiet seine bergmännische Tätigkeit<br />
als Bergbaubeflissener. Nach beendeter Ausbildung arbeitete er<br />
im In- und Ausland, davon 36 Jahre für die Firma Deilmann.<br />
In <strong>der</strong> Deilmann-Werkzeitschrift vom Oktober 1966 sind anläßlich<br />
<strong>der</strong> Vollendung des 65. Lebensjahres seine beson<strong>der</strong>en Leistungen<br />
gewürdigt worden. In einem Beitrag unserer Werkzeitschrift<br />
vom Dezember 1968 haben wir den Jubilar als bevollmächtigten<br />
Berater unserer Firma vorgestellt.<br />
Aus Anlaß dieses Jubiläums fand im Industrieklub Dortmund<br />
ein Empfang statt. Eine große Zahl von Freunden aus dem lnund<br />
Ausland, aus Bergbau und Tiefbau und aus dem Kollegenund<br />
Mitarbeiterkreis hatte sich an seinem Ehrentage in Dortmund<br />
eingefunden.<br />
Mit Geist und Humor überbrachte Herr Oberbergrat a. D. Th. Key-<br />
25
ser den Jubiläumsgruß <strong>der</strong> Bergleute. Seine Worte klangen aus<br />
mit dem 15. Vers des 8. Kapitels des Ekklesiastikus:<br />
»Da preis' ich laut die Freude, weil's für den Menschen<br />
gar nichts Besseres unter dieser Sonne gibt,<br />
als daß er esse, trinke und sich freue,<br />
und er verbinde dies mit seiner Arbeit<br />
in seinen Lebenstagen, die ihm die Gottheit<br />
unter dieser Sonne schenkt.«<br />
Herr Stadtrat Dr.-Ing. Meinhard Wagner würdigte die Leistungen<br />
des Jubilars auf dem Gebiet des Bauwesens und drückte seine<br />
Freude darüber aus, daß es <strong>der</strong> Stadt Dortmund in Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong> Deilmann verbundenen Firma Wix & Liesenhoff<br />
gelungen sei, einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des<br />
Tunnelbohrverfahrens zu leisten.<br />
Abschließend hob <strong>der</strong> Senior <strong>der</strong> Firma Deilmann, Herr Bergassessor<br />
a.D. Dr.-Ing. E.h. Carl Deilmann, die Verdienste des<br />
Jubilars hervor und meinte, daß er stets ein Mann <strong>der</strong> Tat an <strong>der</strong><br />
Front gewesen sei und weniger die Arbeit am Schreibtisch geschätzt<br />
habe.<br />
Herr Maiweg bedankte sich für die ehrenden Worte und berichtete<br />
noch über einige beson<strong>der</strong>s markante Erlebnisse seines<br />
bewegten Arbeitslebens. Im Namen aller Mitarbeiter wünscht die<br />
Werkzeitschrift dem Jubilar noch weitere Jahre frohen Schaffens<br />
und einen geruhsamen Lebensabend mit einem herzlichen Glückauf!<br />
Betriebsrat<br />
In Nr. 3 (April 1969) unserer Werkzeitschrift wurden die Betriebsräte<br />
<strong>der</strong> Deilmann-Haniel GmbH vorgestellt.<br />
Es ist nachzutragen:<br />
Betrieb <strong>der</strong> Zweignie<strong>der</strong>lassung Wix & Liesenhoff, Nie<strong>der</strong>lassung<br />
Hattingen/Ruhr:<br />
Hans Leweke (60), Maurer, Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Erich Schultz (38), Zimmerer-Polier, stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Konrad Becker (53), Maurer-Vorarbeiter, Schriftführer<br />
Karl-Heinz Lutz (32), Maurer-Vorarbeiter, Sicherheitsbeauftragter<br />
Werner Disse (34), Maurer-Vorarbeiter, Sozialwart<br />
Prüfungen<br />
Folgende Lehrlinge haben das Lehrziel erreicht:<br />
Betriebsschlosser: Karl-Heinz Bothe, Norbert Küchler - Bauschlosser:<br />
Jürgen Kleimann, Wilfried Mohaupt, Ulrich Schnei<strong>der</strong> —<br />
Starkstromelektriker: Bernhard Winkelkötter - Technischer Zeichner:<br />
Friedhelm Schwemin.<br />
Wir gratulieren!<br />
Besuch <strong>der</strong><br />
Gutehoffnungshütte<br />
Eine Lehrfahrt ins Ruhrgebiet<br />
Wie<strong>der</strong> einmal war es so weit. Am 21. Mai starteten unsere Lehrlinge<br />
aus Werkstatt, Technischem Büro und Verwaltung zu ihrem<br />
Jahresausflug nach Oberhausen-Sterkrade zur Gutehoffnungshütte.<br />
Hier sollte eines <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nsten Werke <strong>der</strong> Montanindustrie<br />
besichtigt werden.<br />
Nach <strong>der</strong> Begrüßung durch die Herren Smola und Münnich, Gutehoffnungshütte,<br />
besichtigten wir zuerst die mit mo<strong>der</strong>nsten Werkzeugmaschinen<br />
ausgerüstete mechanische Werkstatt. Eine Karussellbank<br />
mit einer Planscheibe von 12 m Durchmesser — Anschaffungskosten:<br />
5000000,— DM, Kosten für eine Maschinenstunde:<br />
500,— DM -, erweckte unser Interesse ebenso wie <strong>der</strong> Kompressoren-<br />
und Turbinenbau, den wir anschließend zu sehen bekamen.<br />
In diesen beson<strong>der</strong>s sauberen Werkstätten wird ein Höchstmaß<br />
an Präzision gefor<strong>der</strong>t. Die Maschinen gehen zu einem großen<br />
Teil ins Ausland; unter den Kistenaufschriften waren u.a. Empfänger<br />
in Polen, England und Japan zu finden.<br />
Wir staunten nicht wenig über das breite Angebot <strong>der</strong> Gutehoffnungshütte,<br />
das wir in einem Werksfilm vorgeführt bekamen.<br />
Von <strong>der</strong> Fehmarnsundbrücke <strong>der</strong> Vogelfluglinie über Zuckermaschinen<br />
für Südamerika, För<strong>der</strong>türme, För<strong>der</strong>maschinen,<br />
Transporthängebahnen, Masselabgußmaschinen reicht das Lieferprogramm<br />
bis zum Hochofenwerk in Rourkela, zu Trockenschwimmdocks<br />
für 200 000-t-Tanker und zum Reaktorbau.<br />
26
FAMILIEN - NACHRICHTEN<br />
Unsere-Allerkleinsten<br />
Geburten zeigen N an"die'iFamilien:<br />
Lehrhauer Kadlr Cinkilic Ersin 1.2. 1969 Werne<br />
Mineur Heinrich Boecker Sabine 1.3. 1969 Selm<br />
Hauer Herbert Fuhrmann Frank 5. 3. 1969 Dortmund<br />
Fahrhauer Bernhard Schulte Britta 7. 3. 1969 Bönen<br />
Hauer Erich Politsch Stefan 24. 3. 1969 Castrop-Rauxel<br />
Hauer Bernhard Kümer Bernadette 28. 3. 1969 Herbern<br />
Hauer Salvatore Furcas Sandra 5. 4. 1969 Übach-Palenberg<br />
Transportarb. Manfred Kupczok Simone 7. 4. 1969 Dortmund-Husen<br />
Hauer Johann Kowalewicz Frank 11.4. 1969 Bergkamen<br />
Hauer Kurt Schrä<strong>der</strong> Harry Werner 18. 4. 1969 Remlingen<br />
Ged.-Schlepper Roman Berghorst Thorsten 3. 5. 1969 Bönen<br />
Hauer Alfred Seiwerth Markus 12. 5. 1969 Oberkirchen<br />
Hauer Berthold Bialek Dirk 20. 5. 1969 Sterkrade<br />
Lehrhauer Franz Fincken Martina 24. 5. 1969 Ratheim<br />
Herzliche Glückwünsche zur Eheschließung<br />
Grubenschloss. Heinz Bäcker mit Annemarie Lethaus 27. 2. 1969 Kamen-Methler<br />
Schlosser Karl Knäpper mit Elke Luhmann 25. 4. 1969 Kamen-Methler<br />
Sekretärin Hildegard Diesing mit Volker Sokoil 7. 5. 1969 Dortmund<br />
Kaufm. Ang. Monika Beckmann mit Manfred Kemp 9. 5. 1969 Kamen<br />
zum Geburtstag<br />
65 Jahre<br />
,Wir gratulieren:<br />
Dreher Rudolf Deifuß, Werkstatt Kurl, am<br />
16. 4. 1969<br />
60 Jahre<br />
Technischer Angestellter Alfred Klemens,<br />
Verwaltung Kurl, am 18.3.1969<br />
Schlosser-Vorarbeiter Wilhelm Koller, Werkstatt<br />
Kurl, am 29. 5. 1969<br />
50 Jahre<br />
Steig. Ernst Stein, Gneisenau, am 24.3.1969<br />
Fahrhauer Ludwig Timmer, Minister Stein,<br />
am 1. 4. 1969<br />
zum 25 jährigen Arbeitsjubiläum<br />
Schlosser Theodor Kreienbrock,<br />
Kurl, am 1.2. 1969<br />
Werkstatt<br />
Dreher-Vorarbeiter Herbert Blume, Werkstatt<br />
Kurl, am 9. 4.1969<br />
Technischer Zeichner Karl Quinting, Verwaltung<br />
Kurl, am 25.4.1969<br />
In einem Ausstellungssalon waren alle Erzeugnisse des Werkes<br />
in sehr wirklichkeitsnahen Modellen aufgebaut. Fast vergaßen<br />
einige von uns das Weitergehen, weil <strong>der</strong> »Spieltrieb« durchbrach.<br />
Im sog. Vorschruppkeller konnten wir die großen Drehmaschinen<br />
bewun<strong>der</strong>n, die in erster Linie die grobe Arbeit an den Werkstücken<br />
leisten.<br />
Im Schmiede- und Preßwerk wurden wir von dem Schlagen <strong>der</strong><br />
Schmiedehämmer und von <strong>der</strong> Hitze <strong>der</strong> Gasöfen empfangen.<br />
Gerade hatte ein sog. »Manipulator« ein Werkstück aus dem<br />
Ofen geholt und mit seiner Zange zum Schmiedehammer gebracht.<br />
Hier wird auf Maß geschmiedet o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Form abgesetzt.<br />
Hauptsache ist, daß das Gefüge des Stahls gefestigt<br />
wird.<br />
An einem Ende <strong>der</strong> Halle steht das Prachtstück <strong>der</strong> Schmiede,<br />
eine 2 500-t-Presse, die gerade einen Bundring formte.<br />
In <strong>der</strong> Halle des Reaktorbaus, die von Werksfremden eigentlich<br />
nicht betreten werden darf, taten wir zum Abschluß <strong>der</strong> Besichtigung<br />
einen kurzen Blick auf Stahlbauteile und Großkesselanlagen,<br />
die hier in langen Sektionen zusammengebaut werden<br />
Am Nachmittag besuchten wir die Schifferbörse in Duisburg-Ruhrort.<br />
Mit dem Motorschiff »Stadt Duisburg« begaben wir uns auf<br />
eine interessante Hafenrundfahrt, während <strong>der</strong> uns u.a. erläutert<br />
wurde, daß <strong>der</strong> Duisburger Hafen <strong>der</strong> größte euopäische Binnenhafen<br />
ist und einen gößeren Güterumschlag hat als <strong>der</strong> Seehafen<br />
Hamburg.<br />
Den Abschluß <strong>der</strong> äußerst lehrreichen Fahrt, für die alle Lehrlinge<br />
<strong>der</strong> Geschäftsführung und dem Betriebsrat danken, bildete<br />
ein Abendessen in <strong>der</strong> landschaftlich herrlich gelegenen Gaststätte<br />
»Ruhrblick« in Essen-Kupferdreh<br />
Gern haben wir unseren Arbeitsplatz einmal gegen eine solche<br />
Lehrfahrt eingetauscht.<br />
Erwin Rumpf<br />
Umschlagseite:<br />
Dortmun<strong>der</strong> Hafen<br />
Foto: Walter Moog, Kettwig • Freigeg. Reg.-Präs. Dsdf. Nr. 19/1/66
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