s30 Albatros XXL - Kuestenflieger
s30 Albatros XXL - Kuestenflieger
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Seit längerem bietet die Firma Küstenflieger<br />
erfolgreich Nurflügelmodelle aus Styropor<br />
im »Zagi-Format« an. Diese zeichnen sich<br />
durch niedriges Gewicht sowie gute Thermikflug-Eigenschaften<br />
aus. Für den Luftkampf<br />
sind sie im Gegensatz zur ihren EPP-<br />
Kollegen nicht geeignet – für gemütliches<br />
Genussfliegen und akrobatische Turnübungen<br />
dafür umso mehr. Irgendwann muss jemand<br />
wohl die Frage gestellt haben: »Gibt’s<br />
Eure Modelle auch etwas größer?« Die Küstenflieger<br />
haben geantwortet und den <strong>Albatros</strong><br />
<strong>XXL</strong> präsentiert, der mit über zwei<br />
Metern Spannweite zweifellos neue<br />
Maßstäbe in seiner Klasse setzt.<br />
Klebeband statt Holzleim<br />
Obwohl ich als »alter Holzwurm« mehr die<br />
Rohstoffe Balsa- und Sperrholz bevorzuge,<br />
konnte ich mich der Anziehungskraft dieser<br />
Nurflügel-Vergnügen<br />
mit einem Quadratmeter Styropor!<br />
riesigen Flügelfläche nicht entziehen. Verführt<br />
von der Aussicht auf geringe Bauzeit<br />
und gute Flugleistungen, wurde der Styroporsegler<br />
kurzerhand geordert und traf<br />
wenige Tage später in einem gewaltigen<br />
Karton ein – mit überraschend wenigen Ein-<br />
Rainer Eckert<br />
Der Baukasteninhalt<br />
präsentiert<br />
sich sehr übersichtlich<br />
und<br />
verspricht eine<br />
kurze Bauzeit.<br />
zelteilen: aus hochwertigem Styropor geschnittene<br />
Flügelhälften, baufertige Winglets<br />
und Querruder aus 6,5-mm-Depron,<br />
CNC-gefräste Wurzelrippen (4-mm-Pappelsperrholz)<br />
und Ruderhörner (2,5-mm-Sperrholz),<br />
Rudergestänge aus CfK-Rohr, Gabel-<br />
Der <strong>Albatros</strong> gilt als König der Seevögel. Dank der besonderen<br />
Aerodynamik seiner großen Flügel kann er problemlos weite Entfernungen<br />
im dynamischen Segelflug zurücklegen. Seit Anfang<br />
2006 gibt es ein ferngesteuertes Modell, das auf den Namen <strong>Albatros</strong><br />
<strong>XXL</strong> hört und ebenfalls über gute Flugeigenschaften verfügen<br />
soll. Rainer Eckert hat diesen gewaltigen Nurflügler ausgiebig getestet<br />
und dabei jede Menge Spaß gehabt.<br />
köpfe, eine informative vierseitige Bauanleitung<br />
sowie jede Menge Klebeband. Letzteres<br />
stellt – neben Styropor und Depron – den<br />
wichtigsten Werkstoff für den <strong>Albatros</strong> <strong>XXL</strong><br />
dar.<br />
Bei Modellen dieser Art erhalten die Flügel<br />
nämlich ihre Steifigkeit durch das Aufbringen<br />
von Klebeband – auf Neudeutsch auch<br />
tapen genannt. Da ich bis dato noch kein<br />
Modell »getaped« hatte, betrat ich mit dem<br />
Vor dem Tapen werden<br />
beide Flügel mit feinem<br />
Schleifpapier leicht angeraut<br />
– was ja nicht<br />
unbedingt eine »trockene<br />
Arbeit« bleiben<br />
muss...<br />
Zur Erhöhung der<br />
Biegesteifigkeit werden<br />
die Ober- und Unterseiten<br />
der Flügelhälften<br />
mit durchsichtigem<br />
Klebeband verstärkt.<br />
<strong>Albatros</strong> <strong>XXL</strong> interessantes Neuland. Der<br />
Baukasten enthält zwei Rollen Klebeband:<br />
eine mit hauchdünnem durchsichtigem und<br />
eine mit dickem farbigem Band. Letztere<br />
wird zur Verzierung des Modells eingesetzt.<br />
Gegen geringen Aufpreis legt der Hersteller<br />
gerne noch eine zweite Rolle mit farbigem<br />
Band (rot, gelb, grün, blau schwarz à 5 Euro;<br />
leuchtorange 8 Euro) dazu – somit werden<br />
attraktive Farbkombinationen möglich.<br />
Vor dem Tapen sind die Flügelhälften<br />
zwecks besserer Haftung des Klebebands<br />
sanft mit feinem Schleifpapier (Körnung<br />
400 bis 600) zu bearbeiten. Anschließend<br />
wird auf der Flügelunterseite begonnen und<br />
Bahn für Bahn des dünnen, durchsichtigen<br />
Klebebands quer zur Flugrichtung aufgebracht.<br />
Um das Tape blasenfrei anzukleben,<br />
empfiehlt es sich, die zugeschnittenen Bahnen<br />
zunächst ohne Druck zu positionieren<br />
und sie dann vorsichtig mit einem Baumwolllappen<br />
von der Mitte zur Flügelspitze<br />
bzw. zur Flügelwurzel hin fest zu reiben. Die<br />
30 Modellflug international 1/2007
einzelnen Bahnen müssen dabei um mindestens<br />
5 mm überlappen; zur Vermeidung offener<br />
Kanten verläuft die Arbeitsrichtung<br />
von der Flügelhinterkante zur Vorderkante.<br />
Nach etwas Übung gelang mir<br />
das ganz gut; nach knapp drei<br />
Stunden hatte ich beide Flügel<br />
fertig. Durch das Tape steigt<br />
nicht nur das Gewicht pro Flügelhälfte<br />
um 50 auf ca. 220<br />
Gramm, sondern auch<br />
deren Biegesteifigkeit<br />
spürbar an.<br />
Verzapfte Wurzelrippen<br />
Anschließend stand das Anbringen der Wurzelrippen<br />
auf dem Programm. Abweichend<br />
vom Bauplan wurden die Rippen über drei<br />
kurze Buchenrundstäbe (Ø 10 mm) miteinander<br />
verzapft. Dank dieses empfehlenswerten<br />
Mehraufwands von 10 Minuten gestaltete<br />
sich später das präzise Zusammenfügen der<br />
Flügelhälften zum Kinderspiel; gleichzeitig<br />
erhöhte sich die Festigkeit der Verbindungsstelle.<br />
Das Aufkleben der Holzrippen erfolgte<br />
mittels Epoxy. Wer hier nicht in Hektik geraten<br />
möchte, sollte einen Kleber mit 30 Minuten<br />
Verarbeitungszeit wählen. Zur exakten<br />
Positionierung der Rippen eignet sich als<br />
Hilfsvorrichtung beim Verkleben hervorragend<br />
ein ausziehbarer Esstisch – den Protest<br />
der Ehefrau muss man(n) halt in Kauf nehmen.<br />
Nach dem Abbinden des Harzes werden<br />
die Nahtstellen zwischen Flügel und Rippe<br />
sauber verschliffen.<br />
Auch Winglets und Querruder werden<br />
zwecks Erhöhung der Stabilität getaped.<br />
Statt die Winglets wie vorgeschlagen zu verkleben,<br />
wurde eine Verschraubung gewählt.<br />
Hierzu klebte ich eine Deckrippe (3-mm-Balsa),<br />
deren Rückseite mit M4-Nylonmuttern<br />
»gespickt« wurde, auf die Flügelspitzen. Nun<br />
ALBATROS<br />
Modellflug international 1/2007<br />
dauert zwar der Aufbau<br />
des Modells zwei Minuten<br />
länger, dafür aber gestalten sich<br />
Transport und Lagerung deutlich einfacher,<br />
und die Gefahr abgebrochener<br />
Winglets reduziert sich auf ein Minimum.<br />
Trickreicher RC-Einbau<br />
Um mit wenig Trimmblei auszukommen, sind<br />
die RC-Komponenten möglichst weit vorne<br />
zu platzieren. Beim Testmodell kamen ein<br />
leichter Empfänger (Webra Nano S6), ein<br />
NiMH-Akku mit 1.050 mAh und zwei kräftige<br />
Servos der Standardklasse (Multiplex Mini-HD)<br />
zum Einsatz. Letztere sollen laut Bauanleitung<br />
aufrecht stehend in den Flügelhälften<br />
eingeklebt werden. Ich wählte eine<br />
Einbaulage in liegender Position kurz vor der<br />
Flügelnase und konnte so das Trimmblei auf<br />
nur 90 g reduzieren. Die Rudergestänge wurden<br />
hierzu um 80 mm verlängert und weisen<br />
zur Überwindung der gewölbten Flügelober-<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
ALBATROS <strong>XXL</strong><br />
Länge 870 mm<br />
Spannweite 2.030 mm<br />
Flächentiefe (Wurzelrippe) 535 mm<br />
Tragflächeninhalt 95,7 qdm<br />
Flächenprofil MH modifiziert<br />
Startgewicht 1.090 g (davon 90 g Ballast)<br />
Flächenbelastung 11,4 g/qdm (Testmodell)<br />
Empfänger Webra Nano S6<br />
RC-Funktionen Höhe/Quer<br />
(elektronisch gemischt)<br />
Ruderausschläge Höhenruder +50/– 40 mm<br />
Querruder +55/–45 mm<br />
Servos 2 x Multiplex Mini-HD<br />
Akku 4 Zellen NiMH<br />
mit 1.050 mAh<br />
Preis € 75– (zzgl. Versand)<br />
Bezug Küstenflieger GbR,<br />
24254 Rumohr,<br />
www.kuestenflieger.de<br />
fläche einen leichten Knick auf. Die Anschlusskabel<br />
verschwinden in Schlitzen und<br />
werden zu den Wurzelrippen hin verlegt. Die<br />
rechte Flügelhälfte nimmt hierbei in zwei<br />
Hohlräumen Empfänger und Akku auf. Zusätzlich<br />
wurden auf der Flügeloberseite ein<br />
Ein/Aus-Schalter und eine Ladebuchse angebracht.<br />
Kleiner Tipp: Vor dem Verlegen der<br />
diversen Kabel die Stecker abzwicken, die Kabelenden<br />
mit Sekundenkleber auf ein Stück<br />
dünnen Stahldraht kleben, dann die Kabel<br />
mit Hilfe des Stahldrahts durch den Styroporflügel<br />
ziehen und anschließend die Stecker<br />
wieder anlöteten.<br />
Besondere Sorgfalt ist bei der Anbringung<br />
der Querruder und der Verklebung der Ru-<br />
31
derhörner erforderlich. Die Querruder müssen<br />
aufgrund ihrer Größe sehr hohe Kräfte<br />
aufnehmen; beim Testmodell wurden deren<br />
Ober- und Unterseiten auf ganzer Länge unter<br />
Einsatz des durchsichtigen Klebebands<br />
mit den Flügelhälften verklebt. Beim Ankleben<br />
der Ruderhörner ist auf eine stabile Klebeverbindung<br />
mit den Querrudern zu achten;<br />
die Stellkräfte müssen großflächig in<br />
die Querruder eingeleitet werden. Da die<br />
Schwenkachse der Querruder nicht rechtwinklig<br />
zum Gestänge verläuft, empfiehlt<br />
sich der Einsatz von Kugelgelenkköpfen.<br />
Ende der Baustelle<br />
Abschließend bleibt die Verzierung des Modells<br />
mit farbigem Klebeband. Hier sind der<br />
Phantasie keine Grenzen gesetzt. Ich wählte<br />
die Silhouette eines echten <strong>Albatros</strong> sowie<br />
einen übergroßen Schriftzug. Beide<br />
wurden auf einfachem Papier ausgedruckt<br />
und mittels Tesafilm auf den Flügeln angebracht.<br />
Zur Erhöhung des Kontrasts wollte<br />
ich zusätzlich Querruder und Winglets mit<br />
schwarz-weißen Quadraten aufwerten. Leider<br />
hatte keines der Modellbaugeschäfte im<br />
Umkreis entsprechendes Bespannmaterial<br />
vorrätig. Hier gilt mein herzlicher Dank Frau<br />
Fritsch von der Firma Lanitz-Prena (Oracover-Hersteller),<br />
die mir auf direktem Weg eine<br />
passende, selbstklebende Orastick-Folie<br />
zukommen ließ.<br />
Empfehlenswert:<br />
Statt einer dauerhaften<br />
Verklebung sind<br />
die Winglets des Testmodells<br />
verschraubt.<br />
Hierzu wurden an den<br />
Flügelspitzen Balsarippen<br />
mit aufgeklebten<br />
Nylonmuttern angebracht.<br />
Abweichend von<br />
der Bauanleitung wurden<br />
die Wurzelrippen<br />
über drei Buchenholzdübel<br />
verzapft.<br />
Abschließend ging es ans Auswiegen. Hierzu<br />
werden beide Flügelhälften zusammengefügt,<br />
mittels Klebeband verbunden und<br />
der Flieger anschließend auf den Rücken gelegt.<br />
In der von den Wurzelrippen ausgebildeten<br />
Kufe befindet sich eine herstellerseitig<br />
angebrachte Bohrung. Dort wird ein Faden<br />
befestigt, das Modell daran angehoben<br />
und anschließend so viel Trimmblei angebracht,<br />
bis sich die Nase des <strong>Albatros</strong> <strong>XXL</strong><br />
ganz leicht nach unten neigt – einfacher<br />
geht’s nun wirklich nicht!<br />
Bestechende Flugeigenschaften<br />
Die Flugerprobung begann im heißen Sommer<br />
2006 an den zahlreichen Hängen unterhalb<br />
der Burg Teck. Mit einem kräftigen<br />
Handstart wurde der <strong>Albatros</strong> <strong>XXL</strong> über die<br />
Hangkante geworfen und fand sogleich Anschluss.<br />
In großen Kreisen schraubte er sich<br />
gemächlich nach oben und begeisterte<br />
durch sein majestätisches Flugbild. Nach gut<br />
zehn Minuten schwebte mein Testmodell<br />
ca. 300 Meter über Bissingen, getragen von<br />
einer sanften Abendthermik. Dank seiner<br />
Größe bleibt er auch auf große Distanz gut<br />
sichtbar, so dass sich beim »fern«-steuern<br />
keine Probleme ergeben. Die Ruderreaktionen<br />
kommen sehr prompt – wen wundert’s<br />
bei den riesigen Querrudern und der direkten<br />
Anlenkung! Zum flachen Auskreisen<br />
von Aufwindfeldern reichen somit minimale<br />
Knüppelausschläge. Daher ist Dual Rate<br />
(speziell beim Höhenruder!) sehr empfehlenswert,<br />
um das Modell je nach Windverhältnissen<br />
und Geschwindigkeit ruhig durch<br />
alle Manöver zu steuern. Bei der Querruderfunktion<br />
haben sich etwa 35% Differenzierung<br />
zur Bekämpfung des negativen Wendemoments<br />
bestens bewährt.<br />
An den nächsten Tagen hatte ich bei kräftigem<br />
Südwestwind Gelegenheit, die andere<br />
Seite dieses Modells kennen zu lernen. Der<br />
<strong>Albatros</strong> <strong>XXL</strong> ist nämlich nicht nur ein perfektes<br />
Thermikmodell – Turnübungen am Hang<br />
machen mit ihm mindestens genau so viel<br />
Spaß. Denn trotz seiner riesigen Flügelfläche<br />
ist dieses Modell extrem wendig und lässt<br />
sich praktisch auf dem Teller drehen, so dass<br />
keinen Moment Langeweile aufkommt.<br />
Dank seines großen Geschwindigkeitsbereiches<br />
ist auch leichter Kunstflug kein Problem:<br />
Rückenflug, Rollen, Loopings oder kubani-<br />
Beim Verharzen der Wurzelrippen<br />
mit den Flügeln ist ein ausziehbarer<br />
Esstisch sehr hilfreich – der zum<br />
Erhalt des ehelichen Friedens<br />
natürlich entsprechend<br />
abgedeckt sein sollte!<br />
32 Modellflug international 1/2007
sche Achten, der <strong>Albatros</strong> <strong>XXL</strong> macht alles<br />
klaglos mit. Und immer wieder begeistert er<br />
dabei mit seinem gigantischen Flugbild.<br />
Viel Spaß machen auch die Landungen:<br />
Durch die riesige Flügelfläche bildet sich ein<br />
kräftiger Bodeneffekt aus, und so kann der<br />
<strong>Albatros</strong> <strong>XXL</strong> scheinbar endlos knapp über<br />
der Grasnarbe entlang gleiten, bevor er<br />
schließlich sanft aufsetzt oder – nach etwas<br />
Übung – seinem Piloten brav in die Hand<br />
springt. Die Verbindung der beiden Flügelhälften<br />
mittels Klebeband hat übrigens bis<br />
dato auch bei den wildesten Flugmanövern<br />
stets sicher gehalten. Gleichfalls hat sich meine<br />
Verzapfung als sinnvolle Verbesserungsmaßnahme<br />
erwiesen, da nun die beim Verbinden<br />
der Flügelhälften erforderliche exakte<br />
Ausrichtung automatisch gegeben ist. Diese<br />
Zapfen sollen laut Hersteller inzwischen in die<br />
Serienproduktion eingeflossen sein!<br />
Auch der Hochstart am Gummiseil gelingt<br />
problemlos. Mit dem Hochstarthaken ca. 30<br />
bis 40 mm vor dem Schwerpunkt hängt der<br />
Vogel brav am Seil und steigt sanft auf Höhe.<br />
Beim Ausziehen des Seils sollte man sich<br />
allerdings vorsichtig an die Grenzen heran-<br />
Die beiden Flügelhälften werden lediglich durch Klebebandstreifen<br />
miteinander verbunden. Keine Angst – das hält!<br />
Modellflug international 1/2007<br />
Die Servos tauchen<br />
vollständig in der<br />
Flügelnase unter –<br />
nur die Ruderarme<br />
sind sichtbar.<br />
In der rechten Flügelhälfte<br />
finden der 1.050<br />
mAh NiMH-Akku und<br />
ein Empfänger Webra<br />
Nano S6 ihre Plätze.<br />
Ganz vorn verschwindet<br />
in jeder Flügelhälfte<br />
noch ein Streifen Trimmblei<br />
(jeweils 45 g).<br />
tasten – schließlich sind die Flügelhälften<br />
nur mittels Klebeband verbunden.<br />
Insgesamt ergab die Flugerprobung keinerlei<br />
Schwächen, und ich kann diesem Modell<br />
beste Allround-Eigenschaften bescheinigen.<br />
Allerdings sollten zwei Flugsituationen<br />
generell vermieden werden. Zum einen sind<br />
dies Richtungswechsel am Hang mit zu geringer<br />
Geschwindigkeit. Hier kann der <strong>Albatros</strong><br />
<strong>XXL</strong> leicht zum Spielball des Winds und<br />
von diesem steuerlos(!) abgetrieben werden<br />
(Gegenmittel: Etwas mehr Fahrt!). Die andere<br />
Situation sind Sturzflüge aus großer<br />
Höhe, bei denen sich beachtlich hohe Geschwindigkeiten<br />
aufbauen können (>50<br />
km/h). Hier neigt das Modell zum Unterschneiden<br />
(andere sprechen vom so genannten<br />
High-Speed-Stall) und erfordert<br />
sehr große positive Ruderausschläge, um<br />
wieder in den Horizontalflug zurück zu gelangen.<br />
Hier gilt als Gegenmittel auf gut<br />
Schwäbisch: »Bloß net so arg rumheize!«<br />
Bevor ich’s vergesse: Für die Flugaufnahmen<br />
zeichnen meine Tochter Charly und mein<br />
Freund Emil Diez verantwortlich. Letzterer hat<br />
sich übrigens auch einen <strong>Albatros</strong> <strong>XXL</strong> zuge-<br />
Die Ruderhörner sitzen auf halbrunden<br />
Sperrholzbrettchen. Hier ist auf eine stabile Klebeverbindung<br />
zu achten, da aufgrund der Größe der<br />
Querruder gewaltige Stellkräfte übertragen<br />
werden müssen.<br />
legt, und so machen wir mittlerweile den Luftraum<br />
über der Teck zu zweit unsicher...<br />
Mein Urteil<br />
Ich kenne nur wenige Modelle, bei denen<br />
Anschaffungspreis, Bauaufwand, Attraktivität<br />
und Flugspaß in einem so ausgewogenen<br />
Verhältnis zueinander stehen wie beim <strong>Albatros</strong><br />
<strong>XXL</strong>. Wo gibt es sonst für 75 Euro einen<br />
Segelflieger, der nach nur 10 bis 15 Stunden<br />
Bauzeit mit einem Quadratmeter Flügelflä-<br />
Zweckmäßigerweise haben die Küstenflieger auf der Unterseite der beiden<br />
Wurzelrippen Bohrungen zum Auswiegen des Schwerpunkts angebracht.<br />
Die Kontrolle erfolgt mittels Nylonfaden.<br />
33
che, ansprechendem Design und hervorragenden<br />
Flugeigenschaften aufwartet?<br />
Kritische Stimmen mögen nun gerne bemängeln,<br />
dass es sich hier ja bloß um ein<br />
Styropormodell und nicht um einen aus edlen<br />
Materialien aufgebauten High-Tech-<br />
Segler handelt. Diesen Kritikern sei gesagt:<br />
Glasfaser, Kevlar und CfK sind auch bloß<br />
Chemie und mindestens genauso weit vom<br />
klassischen Holzmodellbau entfernt wie Styropor<br />
und Klebeband! Auch sollte man den<br />
<strong>Albatros</strong> <strong>XXL</strong> nicht in die »Zagi-Ecke« drängen:<br />
Dieses Modell ist ein leistungsfähiges<br />
Segelmodell und alles andere als ein für den<br />
Luftkampf konzipierter EPP-Bomber!<br />
Der <strong>Albatros</strong> <strong>XXL</strong> hat im Prinzip nur einen<br />
Anspruch, und den erfüllt er auf ausgezeichnete<br />
Weise: Maximaler Flugspaß bei<br />
ELEKTRO-ANTRIEB<br />
Jetzt auch<br />
»elektrisch«<br />
Zwischenzeitlich bieten die Küstenflieger<br />
für ihren <strong>Albatros</strong> <strong>XXL</strong> auch<br />
ein Elektro-Antriebsset zum Preis<br />
von 165 Euro an. Klarer Fall, dass<br />
unser Autor Rainer Eckert noch<br />
einmal ran musste und sein Testmodell<br />
kurzfristig elektrifizierte.<br />
Der Hochstarthaken<br />
sollte ca. 30 bis 40 mm<br />
vor dem Schwerpunkt<br />
befestigt werden.<br />
Zu zweit macht’s noch<br />
mal so viel Spaß! Auch<br />
Emil Diez ist inzwischen<br />
Besitzer eines »<strong>Albatros</strong><br />
<strong>XXL</strong>«. Stolz präsentieren<br />
beide ihre Flieger<br />
hier auf dem Hobohl<br />
unterhalb der Teck.<br />
minimalem Aufwand! Dass dieser Nurflügler<br />
dabei obendrein noch gut aussieht, ist<br />
quasi eine kostenlose Dreingabe seitens des<br />
Herstellers. Ich für meinen Teil bin mit diesem<br />
Modell hoch zufrieden und kann es guten<br />
Gewissens weiter empfehlen.<br />
Zum Abschluss möchte ich nochmals auf den<br />
»echten« <strong>Albatros</strong> zurückkommen, von dem<br />
es übrigens über 14 verschiedene Arten gibt.<br />
Besonders zu erwähnen ist der<br />
Wander-<strong>Albatros</strong>, der Spannweiten bis zu<br />
3,5 Metern erreicht. Vor diesem Hintergrund<br />
trägt das Testmodell die Bezeichnung <strong>XXL</strong><br />
eher zu unrecht. Oder anders formuliert: Die<br />
Küstenflieger sollten sich Gedanken machen,<br />
noch eine X<strong>XXL</strong>-Version mit größerer Spannweite<br />
(>3 Meter!) nachzulegen – ich stehe<br />
dann gern als Testpilot zur Verfügung!<br />
Zum Lieferumfang gehören ein<br />
bürstenloser 12-poliger Motor, eine Klappluftschraube (20x12<br />
cm) mit Spinner, ein passender LiPo-Drehzahlsteller (15 A Dauerstrom) samt dreizelligem LiPo-Akku<br />
(2.200 mAh), ein Aluminium-Motorträger sowie diverse Sperrholzkomponenten und ein paar<br />
Kleinteile.<br />
Das zentrale Element bildet eine Sperrholzrippe,<br />
auf der alle Baugruppen befestigt werden. Die<br />
Rippe wird einfach beim Zusammenbau des Modells<br />
zwischen den Flächenhälften eingesetzt, so<br />
dass sich der <strong>Albatros</strong> <strong>XXL</strong> auch jederzeit wieder<br />
in einen Segler zurück verwandeln lässt. – Übrigens:<br />
Die im Testbericht erwähnten Holzdübel<br />
zur Fixierung der Flächenhälften wurden zwischenzeitlich<br />
als Serienlösung übernommen!<br />
Dank der guten Abstimmung der Komponenten<br />
erfordert die Umrüstaktion nur wenig Zeit. Im vorderen Bereich der Rippe sind lediglich ein<br />
paar Sperrholzteile zur Fixierung des Akkus anzukleben. Hinten wird ein Aluminium-Vierkantrohr<br />
angeschraubt, das den Brushless-Motor aufnimmt. Letzterer wirkt eher unscheinbar, und<br />
man traut ihm kaum zu, diesen Riesenvogel in die Luft zu bringen.<br />
Doch der Schein trügt: Dieser Antrieb hat es faustdick hinter den Ohren! Er liefert einen enormen<br />
Schub und ermöglicht Steigflüge im 45-Grad-Winkel. Bereits 90 Sekunden Motorlaufzeit<br />
reichen aus, um 150 Meter Höhe zu erreichen. Der 2.200-mAh-Akku reicht für ca. 10 bis 12 Minuten<br />
Motorlaufzeit. Auch wenn man kein Glück bei der Thermiksuche hat, ist damit eine Mindestflugdauer<br />
von einer halben Stunde garantiert. Kommt »warme Luft« ins Spiel, sind hier<br />
nach oben keine Grenzen gesetzt.<br />
Die zusätzlichen Komponenten erhöhen das Abfluggewicht um gerade mal 235 Gramm (der<br />
Empfängerakku entfällt!) und beeinflussen die guten Segelflugeigenschaften nur in geringem<br />
Maße. Mit dem Elektroset wird der <strong>Albatros</strong> <strong>XXL</strong> somit besonders für diejenigen interessant,<br />
die ihren Flugspaß bei ausgedehnten Thermikflügen in der Ebene suchen.<br />
34 Modellflug international 1/2007