Klimawandel - Referat für Arbeit und Wirtschaft
Klimawandel - Referat für Arbeit und Wirtschaft
Klimawandel - Referat für Arbeit und Wirtschaft
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<strong>Klimawandel</strong><br />
Was können Emissionshandel,<br />
Klimaschutzabkommen <strong>und</strong> neue<br />
Technologien bewirken?<br />
Vierte Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
1. Februar 2007<br />
Landeshauptstadt<br />
München<br />
<strong>Referat</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong>
<strong>Klimawandel</strong> –<br />
was können Emissionshandel,<br />
Klimaschutzabkommen <strong>und</strong> neue<br />
Technologien bewirken?<br />
Vierte Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
1. Februar 2007<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Landeshauptstadt München<br />
<strong>Referat</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Herzog-Wilhelm-Str. 15<br />
80331 München<br />
Verantwortlich:<br />
Karsten Böhm<br />
Tel.: (089) 233-22669<br />
Fax: (089) 233-22734<br />
E-Mail: karsten.boehm@muenchen.de<br />
Photos:<br />
Titel: Karsten Böhm<br />
Konferenz: Hans Seidenabel<br />
Titelgestaltung:<br />
Fa-Ro Marketing GmbH, München<br />
Veröffentlichung des <strong>Referat</strong>es <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Juni 2007, Heft Nr. 212
Inhalt<br />
Vorwort 5<br />
Einführung 7<br />
Präsentation von Herrn Grimm, CMI 9<br />
Präsentation von Herrn Dr. Sandhövel, Dresdner Bank 33<br />
Präsentation von Herrn Dr. Hartmann, DGS 43<br />
Podiumsdiskussion 52<br />
Publikumsdiskussion 64<br />
Teilnehmerverzeichnis 72<br />
3
Vorwort<br />
Das <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> der Landeshauptstadt München hat am Donnerstag,<br />
den 1. Februar 2007, die vor vier Jahren begonnene Veranstaltungsreihe<br />
der Münchner Nachhaltigkeitskonferenzen fortgesetzt. Ziel der Nachhaltigkeitskonferenzen<br />
ist es, an der Schnittstelle zwischen Ökonomie <strong>und</strong> Ökologie Experten<br />
<strong>und</strong> interessierte Zuhörer zu einem aktuellen Thema zusammenzubringen. Dabei<br />
werden auf der einen Seite globale Entwicklungen aus dem Bereich Umwelt, Energie<br />
<strong>und</strong> Verkehr diskutiert, auf der anderen Seite aber auch Auswirkungen <strong>und</strong><br />
Folgen <strong>für</strong> die Landeshauptstadt München betrachtet.<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der beinahe täglichen Meldungen über Ausmaß <strong>und</strong> Gefahren<br />
der Erderwärmung haben wir uns dieses Mal der Fragestellung gewidmet: <strong>Klimawandel</strong><br />
– was können Emissionshandel, Klimaschutzabkommen <strong>und</strong> neue<br />
Technologien bewirken? Zunächst stellte Herr Bernhard Grimm von Carbon Management<br />
International in einem ausführlichen Vortrag die wichtigsten Fakten zur<br />
Klimaentwicklung, die Vereinbarungen des Kyoto-Protokolls <strong>und</strong> das System des<br />
Emissionshandels vor.<br />
Aus der Sicht der Finanzwirtschaft ging Herr Dr. Armin Sandhövel von der Dresdner<br />
Bank auf die Folgen des <strong>Klimawandel</strong>s ein. Herr Dr. Uwe Hartmann von der<br />
Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Sonnenenergie erläuterte mit weiteren Details die Potentiale<br />
der Energieversorgung aus regenerativen Quellen. In der anschließenden<br />
Podiumsdiskussion bewerteten die folgenden Referenten u.a. Beiträge aus Industrie<br />
<strong>und</strong> Versorgungswirtschaft sowie Maßnahmen privater Verbraucher gegen den<br />
<strong>Klimawandel</strong>:<br />
- Moderation: Dr. Reinhard Wieczorek, Referent <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
- Joachim Lorenz, Referent <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />
- Bernhard Grimm, Geschäftsführer CMI - Carbon Management International<br />
- Dr. Armin Sandhövel, Leiter Allianz Climate Core Group, Dresdner Bank AG<br />
- Dr. Uwe Hartmann, Vizepräsident Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Sonnenenergie<br />
- Burkhard Oesten, Umweltschutzbeauftragter, MTU Aero Engines GmbH<br />
- Stephan Schwarz, Geschäftsführer Versorgung <strong>und</strong> Technik, Stadtwerke München<br />
GmbH<br />
Eine Liste der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer der 4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
liegt bei.<br />
Wir danken allen Referenten sowie dem Publikum <strong>für</strong> die engagierten <strong>und</strong> informativen<br />
Beiträge während der Konferenz <strong>und</strong> wünschen Ihnen interessante Anregungen<br />
beim Lesen der nun vorliegenden Dokumentation.<br />
Dr. Reinhard Wieczorek<br />
Referent <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
5
Einführung<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Ich freue mich sehr, dass das Thema unserer vierten Nachhaltigkeitskonferenz<br />
offensichtlich Ihr Interesse findet. Ich freue mich besonders darüber, dass auch<br />
eine ganze Reihe von Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen aus dem Stadtrat zu uns gekommen<br />
sind. Ich begrüße jetzt einfach dem Sehen nach Frau Stadträtin Renner, Frau<br />
Stadträtin von Walter, Frau Stadträtin Lindner-Schädlich <strong>und</strong> Frau Stadträtin Krieger;<br />
die Männerdominanz auf dem Podium wird hier wenigstens ein bisschen konterkariert.<br />
Ein Stadtrat ist noch da, Sven Thanheiser, <strong>und</strong> gerade habe ich auch<br />
Frau Schosser gesehen. Ich begrüße Sie alle.<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren, wir haben gewichtige Konkurrenz, denn heute findet in<br />
Paris im Prinzip zu den gleichen Themen ein wesentlicher Workshop statt. Es gibt<br />
das Intergovernmental Panel on Climate Change, gegründet von der World Meteorological<br />
Organization <strong>und</strong> dem United Nations Environment Programme. Die zehnte<br />
Sitzung der <strong>Arbeit</strong>sgruppe I „Wissenschaftliche Aspekte des Klimasystems <strong>und</strong> -<br />
wandels“ findet viertägig vom 29. Januar bis heute in Paris statt. Es ist wirklich<br />
wahr, dass deswegen einige der Damen <strong>und</strong> Herren, die gerne hier teilgenommen<br />
hätten, nicht kommen konnten. Klimaexperten z. B. der Universität Stuttgart <strong>und</strong><br />
des Fraunhofer Instituts sind in Paris. Umso herzlicher begrüße ich die Herren, die<br />
bereit sind, heute zu diesem Thema zu referieren <strong>und</strong> sich der anschließenden<br />
Diskussion zu stellen.<br />
Ich darf sie Ihnen kurz vorstellen: rechts von mir mein Kollege Joachim Lorenz,<br />
Referent <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt, neben ihm Stephan Schwarz, technischer<br />
Geschäftsführer der Stadtwerke München GmbH, <strong>und</strong> neben ihm Burkhard Oesten,<br />
Umweltschutzbeauftragter der MTU Aero Engines GmbH hier in München.<br />
7
Links von mir sitzt Bernhard Grimm, Geschäftsführer von Carbon Management<br />
International in Filderstadt, der in dem Bereich unseres Themas große Erfahrungen<br />
hat. Er wird vielleicht zu sich selbst noch einige Worte sagen. Neben ihm sitzt Dr.<br />
Armin Sandhövel, Head Allianz Climate Core Group, Head Carbon Risk / Competence<br />
Center Renewables RM, Dresdner Bank, <strong>und</strong> Chairman UNEP FI Climate<br />
Change Group United Nations Environment Programme. Wir gehen hier also bis<br />
auf die Ebene der UN. Und schließlich kommt Dr. Uwe Hartmann, Vizepräsident<br />
der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Sonnenenergie, Geschäftsführer des Landesverbandes<br />
Berlin-Brandenburg der DGS <strong>und</strong> Vorstandsmitglied des B<strong>und</strong>esverbandes<br />
Erneuerbare Energien. Nochmals ganz herzlichen Dank, meine Herren, dass Sie<br />
heute nach München gekommen sind.<br />
Stichworte zum <strong>Klimawandel</strong> finden wir jeden Tag. Heute kam die Meldung, dass<br />
die Leistungen der Versicherungen in der Folge des Orkans Kyrill deutlich höher<br />
sein werden als erwartet wurde. Es gibt bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften<br />
eine Forschungsgruppe, die sich die Glaziologie zum Thema gemacht<br />
<strong>und</strong> Jahrzehnte lang ganz beschaulich vor sich hin geforscht hat. Und inzwischen<br />
finden Sie die Bilder dieser Forschungsarbeiten fast jeden Tag in der Zeitung, z.B.<br />
zum Rückgang von Gletschern oder ähnlichem.<br />
Wir haben heute einige Experten hier, die sich mit diesen Fragen auseinandersetzen<br />
werden. Das <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> organisiert diese Nachhaltigkeitskonferenzen<br />
zum einen aus der Überzeugung heraus, dass sinnvolle <strong>Wirtschaft</strong>spolitik<br />
nur dann erfolgreich sein wird, wenn sie auf nachhaltiges <strong>Wirtschaft</strong>en<br />
setzt <strong>und</strong> dabei Faktoren ins Kalkül nimmt, über die wir heute sprechen wollen.<br />
Zum anderen arbeiten wir ohnehin auch über die <strong>Referat</strong>sgrenzen hinweg <strong>und</strong> mit<br />
den städtischen Gesellschaften zusammen, die diese Themen <strong>für</strong> essenziell halten,<br />
natürlich unter der Steuerung des Stadtrats. Keine lange Vorrede. Bernhard Grimm<br />
wird einen Überblick über Klimaveränderungen <strong>und</strong> das Kyoto-Protokoll geben.<br />
Bitte sehr, Herr Grimm!<br />
8
Präsentation von Herrn Grimm, CMI<br />
Hr. Grimm<br />
Mein Name ist Bernhard Grimm. Ich freue mich sehr, Sie trotz Handball-Halbfinales<br />
hier heute so zahlreich anzutreffen <strong>und</strong> werde versuchen, meinen Vortrag so spannend<br />
wie möglich <strong>und</strong> doch so neutral wie nötig herüberzubringen. Mein Vortrag<br />
gliedert sich in zwei Teile, wie Sie nachher sehen werden, nämlich in einen ökologischen<br />
Teil zum <strong>Klimawandel</strong> <strong>und</strong> in einen ökonomischen Teil zum Kyoto-<br />
Protokoll <strong>und</strong> den vielen Möglichkeiten, die es hier gibt, Treibhausgase zu reduzieren<br />
<strong>und</strong> dies monetär zu nutzen.<br />
Zu meiner Person: ich habe 1998 hier in München beim TÜV Süddeutschland eine<br />
Abteilung aufgebaut, die heute Weltmarktführer bei der Zertifizierung von Klimaschutzprojekten<br />
ist. Im Jahr 2004 bin ich wieder zurück ins Ländle gegangen, vielleicht<br />
hören Sie meinen ganz leisen Einschlag. Meine Stuttgarter Kollegen sind<br />
also heute in Paris. Ich habe mich dort selbständig gemacht, um Firmen zu beraten,<br />
Politiken auszuarbeiten <strong>und</strong> Strategien zu entwerfen. Jetzt möchte ich aber<br />
relativ schnell auf den Vortrag kommen bzw. auf die beiden Teile, weil mir mit 35<br />
Minuten nicht sehr viel Zeit bleibt.<br />
9
10<br />
Der <strong>Klimawandel</strong> <strong>und</strong><br />
das Kyoto-Protokoll<br />
Bernhard Grimm<br />
CMI. – Carbon Management International<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
Landeshauptstadt München<br />
1. Februar 2007<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
Inhalte<br />
TEIL 1: <strong>Klimawandel</strong> <strong>und</strong> Auswirkungen<br />
• Klima, Klimafaktoren <strong>und</strong> Einfluss der Menschheit<br />
• Historische Aufzeichnungen <strong>und</strong> Beobachtungen<br />
• Bedeutende Klimafaktoren<br />
• Auswirkungen des <strong>Klimawandel</strong>s<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International
Inhalte<br />
TEIL 2: Das Kyoto-Protokoll <strong>und</strong> seine<br />
Auswirkungen<br />
• Allgemeines zu Kyoto-Protokoll, Emissionshandel<br />
<strong>und</strong> Klimaschutzprojekten<br />
• Der Projektzyklus<br />
• Die Barrieren <strong>und</strong> Lösungsmöglichkeiten bei<br />
Klimaschutzprojekten<br />
• Projektbeispiele<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
TEIL 1<br />
KLIMAWANDEL<br />
<strong>und</strong><br />
AUSWIRKUNGEN<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
11
12<br />
Definitionen<br />
Quelle: Heyer<br />
• Klima:<br />
mittlerer Zustand der Atmosphäre über einem<br />
bestimmten Ort, bezogen auf eine bestimmte<br />
Zeitepoche (i.d.R. 30 Jahre) unter Berücksichtigung<br />
der Wetterextrema<br />
• Witterung:<br />
mittlerer oder vorherrschender Charakter des<br />
Wetterablaufs eines bestimmten Zeitraums<br />
(schwankt von wenigen Tagen bis zu einer<br />
Jahreszeit; z.B. „milder Winter“)<br />
• Wetter:<br />
augenblicklicher Zustand der Atmosphäre<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
Klimamessung<br />
Das Klima an unterschiedlichen Orten wird bestimmt<br />
durch folgende Größen:<br />
• Strahlung (µm)<br />
• Temperatur (°C oder Kelvin)<br />
• Luftfeuchte (%)<br />
• Luftdruck (hPa)<br />
• Wind (km/h <strong>und</strong> Richtung)<br />
• Niederschlag (mm / Zeiteinheit)<br />
Diese Größen können gemessen werden. Damit ist das Klima messbar.<br />
Alle Vorgänge in der Atmosphäre lassen sich durch diese Größen<br />
beschreiben.<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International
Klimafaktoren<br />
Quelle: Graßl<br />
• F<strong>und</strong>amentale (unveränderte) Klimafaktoren:<br />
- Größe des Planeten<br />
- Mittlerer Abstand zur Sonne<br />
• Variable Klimafaktoren:<br />
- Helligkeit der Sonne (Sonnenflecken)<br />
- Variation der Erdumlaufbahn um die Sonne<br />
- Zusammensetzung der Atmosphäre<br />
- Lage der Kontinente<br />
- Wechselwirkung zwischen Ozeanen, Atmosphäre <strong>und</strong><br />
Landoberflächen<br />
- Vulkanismus<br />
- Einschlag von Himmelskörpern<br />
- Aktivität der Menschheit<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
Klimaklassifikation<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der Köppen'schen Klimaklassifikation sind die<br />
mittleren monatlichen Werte von<br />
• Lufttemperatur<br />
• Niederschlag<br />
Hauptklimatypen nach KÖPPEN:<br />
Typ Klimatyp Bedingung_____________________________________<br />
A TROPISCH kühlster Monat über 18°C<br />
B ARID ganzjähr. potentielle Verdunstung größer als Niederschlag<br />
C WARM-GEMÄßIGT min. 1 Monat über 10°C,<br />
-FEUCHT kühlster Monat zwischen 18 <strong>und</strong> 0°C<br />
D KÜHL-GEMÄßIGT<br />
-FEUCHT min. 1 Monat über 10°C, kühlster Monat unter 0°C<br />
E POLAR wärmster Monat unter 10°C<br />
F HOCHLAND hohe räumliche Variabilität wegen Höhenlage <strong>und</strong><br />
Exposition<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
13
14<br />
Klimaklassifikation<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
Der Treibhauseffekt<br />
Global<br />
Dimming<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International
Klimaändernde Aktivitäten<br />
Quelle: Graßl<br />
Menschliche klimawirksame Aktivitäten:<br />
• Anthropogen bedingte Abwärme: +0,025 Wm-2 • Landnutzungsänderungen: -0,3 +/- 0,2 Wm-2 • Änderung der Lufttrübung:<br />
- Rußemissionen: +0,2 +/- 0,1 Wm-2 - Photochemischer Smog: +0,3 +/- 0,2 Wm-2 - Aerosolteilchen (v.a. Sulfate): -0,4 Wm-2 • Änderung der Treibhausgase in der Atmosphäre: + 2,5 Wm-2 Natürliche klimawirksame Aktivitäten:<br />
• Vulkanausbruch: -2 Wm-2 (im ersten Jahr)<br />
• Änderung der Sonneneinstrahlung: +0,3 (1850-1940)<br />
+/- 0,1 Wm-2 (seit 1978)<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
<strong>Klimawandel</strong> <strong>und</strong> historische<br />
Aufzeichnungen<br />
• Vor 1300 n.Chr.:<br />
Beschreibungen von Anomalien <strong>und</strong> Naturkatastrophen<br />
• 1300- (1500) -1800:<br />
fast lückenlose Beschreibung der Witterung von Sommer <strong>und</strong><br />
Winter, ab 1500 durchgehende monatliche<br />
Witterungsbeschreibungen<br />
• 1680-1860:<br />
Instrumentenmessung auf individueller Basis<br />
• Seit 1860:<br />
Internationale Messnetze mit Instrumentenmessung<br />
• Europäische Datenbanken HISKLID <strong>und</strong> CLIWOC speichern<br />
deskriptive <strong>und</strong> frühindustrielle Messungen<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
15
16<br />
Temperaturveränderung<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
<strong>Klimawandel</strong> <strong>und</strong> CO 2<br />
Der Treibhauseffekt ist v.a. bestimmt durch:<br />
• H2O = Natürlicher THG-effekt<br />
• CO2 = Anthropogener THG-effekt<br />
• Andere Treibhausgase<br />
CO 2:<br />
• Anthropogene CO2-Emissionen: 30 Gt/Jahr<br />
75% fossile Energie, 20% Waldrodungen, 5% Holznutzung<br />
• Atmosphärische CO2 Konzentration 2004: 384 ppm<br />
Vorindustriell (900-1800): 280 ppm<br />
• ab < 78°C Trockeneis<br />
• Lebensmittelzusatz (E 290), Löschmittel, Dünger, Kältemittel<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International
CO 2 <strong>und</strong> Temperaturverlauf<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
Abrupte Klimaänderungen<br />
Abrupte Klimaänderungen innerhalb weniger Jahre<br />
um 8-10°C durch Analysen von Eiskernbohrungen<br />
<strong>und</strong> Tiefseesedimente bewiesen<br />
Mehr als 20 solcher Klimasprünge innerhalb der<br />
letzten 100.000 Jahre nachgewiesen<br />
Klimasprünge sind möglich durch:<br />
• Meeresströmungsänderungen<br />
• Abrutschen des Westantarktischen Eisschildes<br />
• Umstellung der Monsunzirkulation<br />
• Verdorren großer Regenwaldbestände<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
17
18<br />
„CO 2 -Sequestrierung“<br />
= Verfahren <strong>und</strong> Bestrebungen, mit denen das<br />
Treibhausgas CO 2 zunächst aus den fossilen<br />
Brennstoffen oder aber den Emissionen abgetrennt<br />
<strong>und</strong> anschließend im Untergr<strong>und</strong> gelagert wird<br />
• Saline Aquifere<br />
• Erdgasfelder<br />
• stillgelegte Kohlebergwerke<br />
• flüssiges/gefrorenes CO2 in tiefe Wasserschichten<br />
• Algenwachstum durch Eisendüngung (CO2-Bindung) Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
Sequestrierung von CO 2<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International
Auswirkungen des <strong>Klimawandel</strong>s<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
<strong>Wirtschaft</strong>licher Schaden<br />
Quelle: Münchner Rück<br />
Dekade<br />
Anzahl<br />
großer<br />
Wetterkatastrophen<br />
Volkswirtschaftlicher<br />
Schaden* in<br />
Mrd. US$<br />
1950-<br />
1959<br />
13<br />
41,8<br />
1960-<br />
1969<br />
16<br />
54,8<br />
1970-<br />
1979<br />
82,8<br />
130,5<br />
1990-<br />
1999<br />
74<br />
439,1<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
29<br />
1980-<br />
1989<br />
*Begründung <strong>für</strong> die Zunahme an volkswirtschaftlichen Schäden:<br />
• Bevölkerungszunahme <strong>und</strong> Konzentration in Großstadträumen<br />
• steigender Lebensstandard <strong>und</strong> anfälligere Technologien<br />
• Besiedlung <strong>und</strong> Industrialisierung exponierter Regionen<br />
44<br />
19
20<br />
Überschwemmungen<br />
Quelle: Münchner Rück<br />
Dekade<br />
Anzahl großer Überschwemmungskatastrophen*<br />
Volkswirtschaftlicher Schaden* in<br />
Mrd. US$<br />
1950-<br />
1959<br />
6<br />
31<br />
1960-<br />
1969<br />
234<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
6<br />
22<br />
1970-<br />
1979<br />
*Selbsthilfefähigkeit der betroffenen Region wird deutlich überstiegen<br />
8<br />
20<br />
1980-<br />
1989<br />
Arten von Überschwemmungen:<br />
• Sturmfluten an Küsten von Meeren <strong>und</strong> großen Seen<br />
• Flussüberschwemmungen an Auen <strong>und</strong> Ufern<br />
• Sturzfluten, praktisch überall möglich nach Starkniederschlägen<br />
• Muren <strong>und</strong> Hangrutschungen in Gebirgsregionen<br />
Stürme <strong>und</strong> Unwetter<br />
Quelle: Münchner Rück<br />
Dekade<br />
Anzahl großer Sturmkatastrophen*<br />
Volkswirtschaftlicher Schaden* in<br />
Mrd. US$<br />
1950-<br />
1959<br />
7<br />
11,1<br />
1960-<br />
1969<br />
32,9<br />
51,7<br />
18<br />
28<br />
54,1<br />
1990-<br />
1999<br />
26<br />
1990-<br />
1999<br />
42<br />
184,9<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
10<br />
*Selbsthilfefähigkeit der betroffenen Region wird deutlich überstiegen<br />
1970-<br />
1979<br />
19<br />
1980-<br />
1989<br />
21
Klima in Deutschland<br />
Quelle: Max-Planck-Institut<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
TEIL 2<br />
DER CO2-ZERTIFIKATEHANDEL <strong>und</strong> seine<br />
AUSWIRKUNGEN<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
21
22<br />
Reduktionsverpflichtungen in 2008-2012<br />
(Bezugsjahr: 1990)<br />
Quelle: TÜV SÜD<br />
UNITED<br />
NATIONS –<br />
Annex I<br />
Russland:<br />
0%<br />
I: -6,5% 6,5%<br />
B: -7,5% 7,5%<br />
GB: -12,5% 12,5%<br />
A: -13% 13%<br />
DK: -21% 21%<br />
L: -28% 28%<br />
EUROPEAN<br />
UNION<br />
-1,8% 1,8%<br />
- 5,2 %<br />
-8 %<br />
- 21%<br />
BUNDESREPUBLIK<br />
DEUTSCHLAND<br />
NL: - 6%<br />
USA:<br />
-7% 7%<br />
F: 0%<br />
SF: 0%<br />
S: +4%<br />
IRL: +13%<br />
E: + 15%<br />
GR: +25%<br />
P: + 27%<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
Treibhausgase<br />
Gas Quellen Quellen<br />
Treibhauspotential*<br />
CO 2 Fossile Brennstoffe, Brennstoffe,<br />
Zementindustrie, Entwaldung<br />
1 Kohlendioxid<br />
Kohlendioxid<br />
CH 4 Viehzucht, Biomasse, Deponien, Reisanbau, Förderung <strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Transport fossiler Energieträger<br />
Energieträger<br />
21 Methan<br />
N2O Dünger, Verbrennung fossiler Energieträger,<br />
Landnutzungsänderungen<br />
310 Distickstoffoxid<br />
HFC Kühlmittel, Chipproduktion 140 - 11.700 Halog. Fluorkohlen-<br />
wasserstoffe<br />
PFC Aluminium, Feuersicherung, 6.770 perfluorierte<br />
Lösemittel, Elektroindustrie Kohlenwasserstoffe<br />
SF 6<br />
Elektroindustrie, Isolatoren 23.900 Schwefelhexa-<br />
fluorid<br />
•Angabe Angabe <strong>für</strong> einen 100-jährigen 100 jährigen Zeitraum (QUELLE: ZEW, 1999)<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International
Reduktionsverpflichtete<br />
Quelle: TÜV SÜD<br />
Reduktionspflicht<br />
Emissionshandel<br />
Quelle: TÜV SÜD<br />
- Gr<strong>und</strong>sätze<br />
- verstehen<br />
�<br />
Treibhausgasinventur<br />
- Zuteilungsantrag<br />
Zuteilungsantrag<br />
- Reduktionspotential<br />
Kommunen / Haushalte<br />
Verkehr<br />
Industrie<br />
Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung<br />
Eisen <strong>und</strong> Stahl<br />
Raffinerien, Kokereien<br />
Papierindustrie<br />
Glas, Keramik, Baustoffe<br />
Industrie -<br />
am EH* beteiligt<br />
�<br />
Kontrollsystem<br />
- THG-Management<br />
THG Management-<br />
System<br />
- Monitoring-<br />
bericht �<br />
- Verifizierung<br />
Carbon Management International<br />
Intern: Techn.<br />
Optimierung<br />
Lösungen<br />
Extern:<br />
- Emissionshandel<br />
- Klimaschutz-<br />
Klimaschutz<br />
projekte<br />
�<br />
Carbon Risk Strategy<br />
- Risikobewertung<br />
- Bilanzierung<br />
- Strategieentwicklung<br />
*EH: Emissionshandel<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
�<br />
23
24<br />
Sektorale Entwicklung der CO 2 -<br />
Emissionen in Deutschland<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
Analyse der Entwicklungen<br />
Energieerzeugung<br />
Industrie<br />
Verkehr*<br />
Haushalte*<br />
Gewerbe<br />
Starke Abnahme innerhalb der ersten 3-4 Jahre<br />
(Ostdeutschland)<br />
Seit 1999 wieder leichter Anstieg<br />
Kontinuierlicher Rückgang der Prozessemissionen durch<br />
verbesserte <strong>und</strong> energieeffizientere Produktionsprozesse<br />
Höchststand 1999, seither fallend<br />
- Ökosteuer / Treibstoffpreise<br />
- Stärkung ÖPNV<br />
Starke Schwankungen innerhalb weniger Jahre<br />
- Witterungsabhängigkeit (Heizung)?<br />
Ähnliche Tendenzen wie Industrie mit kontinuierlichem<br />
Rückgang der THG-Emissionen<br />
*Maßnahmen BMVBW:<br />
Verkehr: Steuerl. Anreize, Fluggebühren, Alternat. Treibstoffe, techn. Neuerungen, Maut<br />
Haushalte: Öffentlichkeitsarbeit, Beratung, Innovation, Förderungen, Ordnungsrecht (EnEV)<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International
Klimaschutzprojekte<br />
Quelle: TÜV SÜD<br />
�<br />
Projektentwicklung<br />
- Projekt Projekt-/ / Partnerfindung<br />
- Technische Planung<br />
- Project Design Document<br />
Baseline Studie<br />
Monitoringplan<br />
ggf. UVP<br />
- Investitionsplanung<br />
- Vertragswesen<br />
- Zustimmung d. Länder<br />
�<br />
- Validierung<br />
- UN-Registrierung<br />
UN Registrierung<br />
� Ausgabe <strong>und</strong><br />
Handel der<br />
Emissions-<br />
Investor in gutschriften<br />
Klimaschutzprojekt<br />
�<br />
- Verifizierung<br />
- Zertifizierung<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
Schema: Projektmechanismen (CDM)<br />
Quelle: TÜV SÜD<br />
Investor<br />
Rehabilitation<br />
�<br />
Treibhausgas-Reduzierung<br />
Carbon Credits<br />
Projektdurchführung<br />
- Monitoring<br />
Zertifizierung<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
25
26<br />
Projekt Initiatoren<br />
Emittent Produzent<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
Verschiedene Motivationen<br />
„EMITTENT“<br />
= Teilnehmer am<br />
EU-Emissionshandel<br />
• Emissionsrechte <strong>für</strong> CO 2<br />
• Know How Anbieter<br />
• Technologie Anbieter<br />
• Industrien:<br />
Energie<br />
Raffinerie<br />
Stahlproduktion<br />
Metallverarbeitung<br />
Zement, Glas, Keramik<br />
Pappe <strong>und</strong> Papierherstellung<br />
� Absicherung der Produktion<br />
„PRODUZENT“<br />
= Herstellung <strong>und</strong> Betrieb von<br />
Anlagen reduziert THG<br />
• Export von Anlagen<br />
• Transfer von Know How<br />
• Entwicklung von Projekten<br />
• Industrien:<br />
„Erneuerbare“<br />
Entgasungs-Technologien<br />
Energie Effizienz<br />
Biomasse<br />
Biogas<br />
Brennstoffwechsel<br />
� Exportförderung<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International
Sichtweise des „Emittenten“<br />
Wie kann ich meine weitere Produktion<br />
mit geringsten Kosten <strong>für</strong> Emissionsrechte sichern?<br />
1. Technische Verbesserungen an Produktionsanlage <strong>und</strong> Nutzung aller<br />
legalen gesetzlichen Möglichkeiten<br />
� wenn zu teuer...<br />
2. Strafe <strong>für</strong> Überschreitung pro t CO2 ?<br />
= 40 € / t CO2 2005-2007<br />
= 100 € / t CO2 2008-2012<br />
� wenn wegen Veröffentlichung zu schlechtes Firmenimage oder<br />
wenn zu teuer...<br />
3. Kauf von Emissionsrechten am Markt (Broker, Börse, OTC...)<br />
� wenn zu teuer...<br />
4. Verlagerung der Produktion ins Ausland<br />
� wenn zu teuer oder zu aufwändig...<br />
5. Durchführung eines Klimaschutzprojektes (CDM- oder JI-Projekt)<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
Sichtweise eines „Produzenten“<br />
Warum sollte ich CDM oder JI nutzen,<br />
um meine Produkte zu vermarkten?<br />
• Gewinnsteigerung<br />
• Markteintritt in neue Märkte<br />
• Sicherung des Absatz in bestehenden Märkten<br />
• Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Umweltfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
• Public relations<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
27
28<br />
Barrieren <strong>und</strong> Lösungen<br />
bei<br />
Klimaschutzprojekten<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
Barrieren <strong>und</strong> Unsicherheiten<br />
1. Investition in Transaktionskosten<br />
2. Länderrisiken<br />
3. Verzögerung des Projektes<br />
4. Langfristiger Aufwand <strong>für</strong> Monitoring<br />
5. Additionality / Zusätzlichkeit<br />
6. Unsicherheiten der Einnahmen durch Carbon<br />
Credits zum Zeitpunkt der Ausgabe<br />
7. Geringere Menge an THG eingespart als<br />
prognostiziert<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International
Wertentwicklung durch Sicherheit<br />
Lono / LoS<br />
/LoE<br />
Projektidee<br />
PIN<br />
Validierung/<br />
Registrierung<br />
PDD<br />
Verifizierung<br />
Monitoring<br />
Implementierung<br />
Verkauf der Zertifikate<br />
Ausstellung der CC<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
Beispielprojekte<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
29
30<br />
Beispiel Nat. KSP: Biogasanlagen<br />
Quelle: TÜV SÜD<br />
Bündelung von kleinen landwirtschaftlichen Biogasanlagen zu einem<br />
einzigen nationalen Klimaschutzprojekt aus Gründen der Rentabilität<br />
� 2001: 23 Anlagen<br />
� 2002: rd. 45 Anlagen<br />
Auftraggeber: Mittelständisches deutsches Unternehmen<br />
Projektentwickler: FutureCamp, München<br />
Vorteile: Standardisierte Baseline <strong>für</strong> eine Vielzahl dezentraler Anlagen<br />
& massive Senkung der Transaktionskosten<br />
Verifizierte Emissionsminderungen<br />
2001: rd. 4000 t CO2/a<br />
2002: rd. 8-9000 t CO2/a<br />
2003: > 10.000 t CO2/a<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
Beispiel JI: Biomasseprojekt<br />
Quelle: TÜV SÜD<br />
Fakten zum Projekt <strong>für</strong> eine Zellstofffabrik:<br />
- Energieversorgung mit Kohle in KWK-Anlagen<br />
- Rinden- <strong>und</strong> Spanabfälle lagern auf Deponie<br />
- Energiekostenanteil Zellstoffproduktion ca. 30%<br />
- hohe Investkosten f. modernen<br />
Biomassekessel<br />
- Emissionsreduktion möglich durch:<br />
> Ersatz der Kohle durch Biomasse <strong>und</strong><br />
> Vermeidung v. Methan wegen Deponierung<br />
- Verfeuerung von 112.000 t/a Holzabfälle in<br />
Biomassekessel reduziert hier durchschnittlich<br />
99.600 t CO2 eq<br />
- Projektlaufzeit 9 Jahre � 897.292 t CO 2eq<br />
- Zertifikatpreis 3 US$ � 2.691.877 US$<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International
Beispiel CDM: Zuckerrohrbagasse<br />
Quelle: TÜV SÜD<br />
Projekttyp: Energieproduktion aus Erneuerbarer Energie (Zuckerbagasse)<br />
� Einführung von Bagasse als erneuerbarer, biogener Brennstoff<br />
Emissionsreduktionen: CO 2-Emissionsreduktion durch Substitution von<br />
Elektrizität <strong>und</strong> Wärme aus anderen, nicht-erneuerbaren Quellen<br />
Erste Methodik weltweit <strong>für</strong> UNFCCC CDM-EB<br />
Bestes CDM-Projekt (Point Carbon 2004)<br />
Gesamtprojektinvestment : 17,5 Mio. US$<br />
Zu erwartende THG-Einsparungen: 700.000 t CO 2<br />
Kosten pro erzeugte t CO2-Reduktion: 25 US$<br />
Transaktionskosten: ca. 25.000 € (Validation)<br />
Bernhard Grimm Carbon Management International<br />
Carbon Management International<br />
Bernhard Grimm<br />
Porschestraße 15<br />
D-70794 Filderstadt<br />
Tel. +49 7158 98502-36<br />
Email: grimm@cminternational.de<br />
www.cminternational.de<br />
Carbon Management International<br />
31
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Vielen Dank, Herr Grimm! Wie ist nun Ihre Bilanz zum Kyoto-Protokoll?<br />
Hr. Grimm<br />
Es ist noch nicht so umgesetzt worden, wie es umgesetzt werden kann, aber die<br />
geistige Leistung <strong>und</strong> die Potenziale, die darin stecken, werden meines Erachtens<br />
erst in den nächsten Jahren voll genutzt werden. Allerdings haben wir natürlich die<br />
weiteren Verhandlungen ab 2012. Da brauchen wir relativ schnell gute Sicherheiten,<br />
damit die Investoren auch langfristig in dieses Produkt investieren.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Vielen Dank! Also wäre es auch ganz sinnvoll, wenn Herr Bush den zumindest in<br />
den Medien angekündigten Sinneswandel in dieser Richtung umsetzen würde.<br />
Hr. Grimm<br />
Ich würde sagen, er hat starke Hilfe aus Kalifornien.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Die ist doch ganz hilfreich. Ja, das ist der Einstieg, Klimaveränderung, Kyoto-<br />
Protokoll, seine Umsetzung. Bevor ich jetzt Herrn Dr. Sandhövel bitte, zu den Auswirkungen<br />
des <strong>Klimawandel</strong>s auf die Finanzwirtschaft zu sprechen, begrüße ich<br />
gerne noch die Stadträte Bauer <strong>und</strong> Zöttl. Und ich bedanke mich noch mal bei Ihnen,<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, dass Sie durch Ihre Präsenz auch zeigen, welche<br />
Bedeutung dieses Thema <strong>für</strong> uns im Stadtrat hat. Herr Dr. Sandhövel!<br />
32
Präsentation von Herrn Dr. Sandhövel, Dresdner Bank<br />
Hr. Dr. Sandhövel<br />
Vielen Dank! Wir reden ja nacheinander über zwei der sicherlich nicht nur wichtigsten<br />
Themen, sondern auch zwei der diskussionsreichsten Themen, nämlich nach<br />
dem Wetter, das Bernhard Grimm vorgestellt hat, rede ich jetzt über Geld. Und ich<br />
bin gebeten worden, ein wenig das Thema Klimaschutz mit dem zu verbinden, was<br />
sich auf den Finanzmärkten tut. Ich werde also die Stichworte aufgreifen, die auch<br />
im Oberbegriff des Themas stehen: Emissionshandel, neue Technologien - dahinter<br />
stecken ja auch die erneuerbaren Energien -, Energieeffizienz.<br />
Ich habe 20 Minuten, insofern wird das ein Perforceritt. Ich denke mal, dass man<br />
das eine oder andere in der Diskussion sicherlich noch vertiefen kann, aber an<br />
einigen der Grafiken von Bernhard Grimm habe ich schon gesehen, dass wir zwar<br />
auf die gleichen Ergebnisse kommen, die Denkansätze aber unterschiedlich sind.<br />
Der morgen vorgestellte UNFCCC-Bericht wird sich mit den naturwissenschaftlichen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Klimawandel</strong>s beschäftigen. Was heute schon durchgesickert<br />
ist, wird es nicht sehr erfreulich sein. Die Frage, die sich <strong>für</strong> uns stellt, ist, wie<br />
diese Veränderungen bei uns ankommen. Wir haben eine <strong>Arbeit</strong>sgruppe, die gerade<br />
eben schon erwähnt worden ist. Ich leite eine Klimagruppe der UNEP FI. Das<br />
ist, wie man im Neudeutschen sagen würde, ein Joint Venture zwischen den Vereinten<br />
Nationen <strong>und</strong> einer Gemeinschaft weltweit operierender Finanzdienstleister,<br />
die sich als Berater innerhalb des UNFCCC-Berichtes intensiv mit den Finanzmärkten<br />
beschäftigen sollen. Zu dieser Gruppe gehören keine Nischenanbieter von grünen<br />
Produkten, sondern beispielsweise HSBC, Barclays, Aviva, Axa, die Münchner<br />
Rück, die Swiss Re, die japanische Staatsbank, die Royal Bank of Canada <strong>und</strong><br />
viele andere. Das sind also Finanzdienstleister, die ein weltweites Vermögen verwalten,<br />
1,6 Billionen USD alleine nur in ihren Assets.<br />
33
34<br />
Folgen des <strong>Klimawandel</strong>s aus Sicht der<br />
Finanzwirtschaft<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz, 1. Februar 2007<br />
Dr. Armin Sandhövel<br />
Der <strong>Klimawandel</strong> ist Fakt<br />
�Der anthropogene <strong>Klimawandel</strong> ist Realität - die wissenschaftliche<br />
Beweislage war nie deutlicher<br />
– Treibhausgasemissionen (insbes. CO2) sind der Auslöser <strong>für</strong><br />
den menschengemachten <strong>Klimawandel</strong><br />
�Der <strong>Klimawandel</strong> birgt ernstzunehmende ökonomische Risiken<br />
– Schäden an Infrastruktur, Produktionsausfälle, Verlust an<br />
Menschenleben, indirekte Schäden (Verlust an<br />
Umweltqualität, Verlust an Biodiversität, Ausbreitung von<br />
Krankheiten etc.)<br />
– Kosten von Extremwetter bei erwarteter Erwärmung (2-2,5°C):<br />
0,5-1% des weltweiten BIP bis 2050 (Stern-Report 2006)<br />
– Kosten bei erweiterter Betrachtung <strong>und</strong> stärkerer Erwärmung: 5-10%, im Extremfall 20% des<br />
weltweiten BIP im nächsten Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
– Kosten der Vermeidung ab jetzt: 1% des weltweiten BIP (Stabilisierung 500-550ppm)<br />
– Kosten in einem Einzeljahr 2040: 1 Billion US$ (UNEP FI 2006)<br />
„2005 war mit den vielen Naturkatastrophen das schlimmste je verzeichnete Jahr. Es hat die<br />
Versicherungsbranche mehr gekostet als die Folgen des 11. September 2001“<br />
(Lord Levene, Lloyd‘s Chairman)<br />
Seite 2
Der <strong>Klimawandel</strong> ist eine reale ökonomische Bedrohung<br />
�Der <strong>Klimawandel</strong> birgt ernstzunehmende ökonomische Risiken<br />
– Die Häufigkeit <strong>und</strong> Schadenshöhe von globalen<br />
Naturkatastrophen (Stürme, Fluten, Hitzewellen) nehmen<br />
dramatisch zu<br />
– Hurrikan Katrina 2005 kostete die Versicherungsbranche 20<br />
Mrd. US$ (Allianz 470 Mio. US$)<br />
– Hitzewelle in Europa 2003 kostete 15 Mrd. US$<br />
– 40% der weltweiten Schäden gehen auf den <strong>Klimawandel</strong><br />
zurück<br />
– Münchener Rück: Ökonomischen Kosten von Naturkatastrophen haben sich seit den 1960gern<br />
versiebenfacht <strong>und</strong> versicherte Schäden sind sogar um das sechszehnfache gestiegen<br />
�Regierungen reagieren durch Begrenzungen der CO2 -Emissionen<br />
– Der EU-Emissionshandel begann im Januar 2005<br />
– Das Kyoto-Protokoll trat im Februar 2005 in Kraft<br />
– Staatliche Förderprogramme <strong>für</strong> Erneuerbare Energien werden entwickelt<br />
Seite 3<br />
EU reagiert auf die Herausforderung<br />
�EU-Kommission stellt am 10.1.2007 neue Initiative<br />
zur Energiepolitik vor<br />
�EU-Reduktionsziel bis 2020: 20%<br />
�EU-Reduktionsziel „im Falle zufrieden stellender<br />
globaler Übereinkunft“ bis 2020: 30%<br />
�Anteil Erneuerbarer Energien an der<br />
Stromerzeugung bis 2020: 20%<br />
�Trennung der Energie-Netze von der Produktion<br />
�Atomenergie ist weiterhin originäre Angelegenheit<br />
der Mitgliedstaaten<br />
Seite 4<br />
Distance-to-target (burden-sharing targets) for EU-15<br />
Member States in 2004, including Kyoto mechanisms<br />
and carbon sinks<br />
[Source: EEA Report 2006]<br />
*<br />
35
36<br />
Allianz reagiert auf die Herausforderung<br />
�Allianz erstellt gemeinsam mit dem WWF die Klimastudie<br />
„Climate Change & the Financial Sector - An Agenda for<br />
Action“, welche die Risiken <strong>und</strong> Chancen des<br />
<strong>Klimawandel</strong>s auf Sicht der Finanzbranche darstellt<br />
�Allianz gründet 2005 die Allianz Climate Core Group<br />
(ACCG) als direkte Konsequenz aus Studien zu<br />
zunehmenden Klimarisiken<br />
�Mitglieder sind Klimaexperten aus allen relevanten<br />
Bereichen des Konzerns, inkl. der ausländischen Töchter<br />
(RAS, AGF, Fireman‘s F<strong>und</strong>)<br />
�Aufgaben der ACCG:<br />
– Implementierung einer gruppenweiten Klimastrategie<br />
– Erstellen einer Road Map, um aus der langfristigen<br />
Klimastrategie Schwerpunkte zu verfolgen: 17 Ziele<br />
<strong>und</strong> 80 konkrete Vorhaben wurden festgelegt<br />
Bankenfokus liegt auf der Entwicklung neuer Geschäftsfelder<br />
�Für Banken sind Klimarisiken vor allem<br />
indirekte Risiken der K<strong>und</strong>en, insofern<br />
steht <strong>für</strong> die Dresdner Bank die<br />
Entwicklung neuer Geschäftsfelder<br />
primär an<br />
�Optimierung des Managements von<br />
Klimarisiken im Konzern: z.B.<br />
Verbindung des Flutrisikomanagements<br />
der Versicherung mit der<br />
Immobilienfinanzierung der Bank<br />
�Integration von CO2-Emissionshandel, Carbon F<strong>und</strong>s, CDM-Versicherungen,<br />
Energy Efficiency Private Equity, Carbon<br />
Market Services<br />
�Synergien innerhalb des Gesamtkonzerns zu Renewables werden gebündelt: Komplette<br />
Versicherungspakete, Projektfinanzierung, Verbriefung, technische Due Dilligence, Investments in<br />
Erneuerbare Energien Projekte etc.<br />
Seite 5<br />
Seite 6
Chancen (1): Dresdner Bank ist eine der führenden Banken im<br />
Emissionshandel<br />
Seite 7<br />
So funktioniert der Emissionshandel<br />
Seite 8<br />
�52 % aller von Emissionshandel betroffenen<br />
Unternehmen Deutschlands sind K<strong>und</strong>en der<br />
Dresdner Bank<br />
�Bereits seit 2002 K<strong>und</strong>enberatung mit Blick auf<br />
Handel <strong>und</strong> Risikomanagement<br />
�Seit 2004 Kooperation mit 3C Consulting<br />
�Dresdner Kleinwort ist einer der führenden<br />
Händler im EU ETS <strong>und</strong> entwickelt fortlaufend<br />
neue Produkte diesem Bereich (z.B. Optionen)<br />
�Aktiv im Zertifikatehandel bereits seit 2003<br />
�Eine der Top 5 Banken nach Umsatz<br />
�Weitere Geschäftszuwachs erwartet, auch durch<br />
Einrichtung einer breiten Rohstoffplattform<br />
�Starkes Wachstum des Marktes mit<br />
zunehmenden Handel zwischen Banken erwartet<br />
CO 2 -Verursacher wie Kraftwerksbetreiber, Raffinerien, Zement-, Stahl- <strong>und</strong> Glasproduzenten erhalten anteilig<br />
nach ihren früheren Emissionsmengen Erlaubnisscheine (in Deutschland vom Umweltb<strong>und</strong>esamt)<br />
Die Unternehmen<br />
können einen Teil<br />
ihrer Verschmutzungs<br />
rechte verkaufen,<br />
wenn sie, etwa durch<br />
Investitionen in eigene<br />
Anlagen, Emissionen<br />
einsparen oder<br />
stattdessen<br />
klimaschonende<br />
Maßnahmen ergreifen<br />
(Aufforstungen,<br />
Investitionen in<br />
Entwicklungsländern)<br />
Am Handelsplatz bestimmen –<br />
wie bei jeder Börse – Angebot<br />
<strong>und</strong> Nachfrage die Notierung.<br />
Eine Tonne CO 2 -<br />
Emissionsrecht (Ausstoß 2005)<br />
kostete am 23. Januar 3,83 €<br />
Andere<br />
Unternehmen<br />
erwerben<br />
Erlaubnisscheine,<br />
wenn der Kauf<br />
günstiger ist als<br />
Investitionen in<br />
eigene Anlagen. Wer<br />
weder den eigenen<br />
CO 2 -Ausstoß senkt<br />
noch Scheine<br />
aufkauft, soll am<br />
Ende <strong>für</strong> einen<br />
Emissionsüberschuss<br />
Strafe zahlen<br />
37
38<br />
Der Emissionshandel birgt auch Risiken <strong>für</strong> Banken<br />
Marktrisiko<br />
Operatives<br />
Risiko<br />
Gesetzgebungsrisiko<br />
Direkten Risiken als Marktteilnehmer :<br />
�Emissionsmarkt ist sehr volatil<br />
�Vielfältige äußere Einflüsse<br />
– Rohstoff- <strong>und</strong> Energiemärkte<br />
– Wetter<br />
– Politik (z.B. Allokationspläne)<br />
– Internationale Rahmenbedingungen (z.B.<br />
Kyoto)<br />
Indirekte Risiken durch betroffene K<strong>und</strong>en:<br />
�Einfluss auf K<strong>und</strong>enrating/ Bonitätseinstufung<br />
�Ansatz fokussiert auf operative Risiken des<br />
K<strong>und</strong>en, da diese durch den K<strong>und</strong>en beeinflusst<br />
werden können<br />
�Darüber hinaus kontinuierliche Beobachtung von<br />
Markt- <strong>und</strong> Gesetzgebungsrisiken<br />
Seite 9<br />
Chancen (2): Der weltweite Markt <strong>für</strong> Erneuerbare Energien (EE)<br />
ist insgesamt stark wachsend<br />
Mtoe 3)<br />
40<br />
35<br />
30<br />
CAGR<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
2) : 18,9%<br />
bn $ Jährliches Investitionsvolumen in EE (Welt)<br />
Anteil EE am Gesamtenergieverbrauch (EU)<br />
16000<br />
14000<br />
12000<br />
10000<br />
100%<br />
8000<br />
6000<br />
4000<br />
13,6%<br />
2000<br />
16,6%<br />
Quelle: REN21, BMU, EREC<br />
100%<br />
23,6%<br />
100%<br />
34,7%<br />
100%<br />
Energieverbrauch<br />
100%<br />
47,7% Anteil EE<br />
0<br />
2001 2010 2020 2030 2040<br />
Seite 10<br />
Marktentwicklung:<br />
2) Compo<strong>und</strong> Annual Growth Rate 3) Million tons of oil equivalent<br />
�Jährliches Investitionsvolumen beträgt<br />
bereits 38 Mrd. US$ (2005) nach r<strong>und</strong> 30<br />
Mrd. US$ im Jahr 2004<br />
�Investitionsvolumen von 1,6 Billionen US$<br />
bis 2030 erwartet<br />
�Starkes Wachstum insbesondere in den<br />
USA, China, Indien <strong>und</strong> Europa<br />
�Der Anteil von EE am Energieverbrauch<br />
wird weiter signifikant ansteigen<br />
Treiber:<br />
�Rechtliche Rahmenbedingungen<br />
�Finanzielle Förderung<br />
�Steigende/volatile Preise <strong>für</strong> fossile<br />
Energieträger<br />
�Technischer Fortschritt
Steigende Investitionsvolumina <strong>und</strong> hohe Wachstumsraten<br />
machen den Sektor langfristig attraktiv<br />
Mrd. EUR<br />
Mtoe<br />
Zu erwartende Investitionen in EE in Europa (2001-2020)<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
156<br />
Wind Solarwärme<br />
Jährlicher Verbrauch an EE weltweit (2010-2040) 1)<br />
+3%<br />
3271<br />
+1%<br />
358<br />
Biomasse Wasser<br />
(groß)<br />
91 89<br />
+8%<br />
189<br />
Wass er<br />
(klein)<br />
688<br />
76<br />
78 4<br />
Wind Photovoltaik<br />
480<br />
Solarwärme<br />
Σ = 443 Mrd.<br />
20<br />
493<br />
2010<br />
2020<br />
2040<br />
+10% +22% +12% +6% +19%<br />
20<br />
2)<br />
Geot hermie Marine<br />
Quelle: EREC, IEA 1) inkl. mittlere jährliche Wachstumsraten in Prozent 2) Gezeiten- <strong>und</strong> Wellenkraft<br />
11<br />
Biomasse Photovoltaik Wasser Geothermie<br />
CAGR<br />
Seite 11<br />
Seite 12<br />
�Um bis 2020 den gesamten Energieverbrauch<br />
in der EU durch Erneuerbare<br />
Energien auf 20% zu steigern, werden<br />
Investitionen von 443 Mrd. EUR erwartet<br />
(2001-2020)<br />
�Die höchsten Investitionen sowie<br />
Wachstumsraten werden im Bereich Solar<strong>und</strong><br />
Windenergie liegen<br />
�Deutsche Unternehmen sind führend in in der<br />
Solartechnologie <strong>und</strong> –produktion sowie<br />
Windanlagenbau <strong>und</strong> -entwicklung<br />
Der Boom Erneuerbarer Energien zeigt sich auch an den<br />
Kapitalmärkten<br />
Börsengänge im Bereich Erneuerbare Energien (D)<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
475<br />
425<br />
375<br />
325<br />
275<br />
225<br />
175<br />
125<br />
75<br />
Quelle: Dresdner Kleinwort, Deutsche Börse, OnVista<br />
geplant<br />
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />
Kursentwicklung Aktien Erneuerbare Energien<br />
Jan-2005 Jul-200 5 Jan-2006 Jul-2006<br />
NA SDAQ DKIB Renew able Index DKIB Wind Index<br />
DKIB Solar Index DKIB Fuel Cell Index DKIB Energy Tech Ind ex<br />
�Die Anzahl der IPOs im Bereich EE ist seit<br />
2004 wieder stark angestiegen<br />
�Ebenso gibt es zahlreiche Kapitalerhöhungen<br />
auf Seiten bereits notierter<br />
Unternehmen (Q.Sells, Sunways)<br />
�Das hierbei aufgenommene Kapital<br />
verspricht auch <strong>für</strong> die Zukunft signifikante<br />
Investitionen<br />
�Die überdurchschnittliche Entwicklung von<br />
Aktien im Bereich Erneuerbarer Energien<br />
unterstreicht das Potential der Branche<br />
�Beispiele IPOs:<br />
- 2006: Verbio, Renwable Energy Corp.<br />
- 2005: Q-Cells, Conergy, Ersol, Sunpower<br />
39
40<br />
Bestehende Risiken müssen mitigiert werden<br />
Der Erneuerbare Energien Sektor ist...<br />
�... in hohem Maße abhängig von regulatorischen Rahmenbedingungen<br />
<strong>und</strong> Förderinstrumenten mit entsprechenden<br />
Markt- <strong>und</strong> Preisrisiken<br />
� Frühzeitiges Erkennen rechtlicher Veränderungen<br />
erforderlich<br />
�... technologisch sehr innovativ mit entsprechenden Betriebsrisiken,<br />
so dass markterprobte <strong>und</strong> ausgereifte Technologien<br />
identifiziert werden müssen<br />
� Technologisches Gr<strong>und</strong>lagenwissen <strong>und</strong> technische<br />
Due Diligence erforderlich<br />
�... nur eingeschränkt gr<strong>und</strong>lastfähig (mit Ausnahme<br />
Geothermie) mit entsprechenden Margen- <strong>und</strong> Absatzrisiken<br />
� Konservative Abschätzung von Energieproduktion<br />
notwendig mit entsprechender Mitigierung durch<br />
Versicherungsprodukte<br />
Seite 13 7<br />
Dresdner Kleinwort hat bereits eine führende Position im Bereich<br />
Erneuerbare Energien aufbauen können<br />
Mio. €<br />
Bookrunners EE Branchenangebote (1995-2005)<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
DKIB<br />
Citigroup<br />
Nordea<br />
BBVA<br />
JPM<br />
NLG<br />
UBS<br />
Sal Opp.<br />
HSH<br />
WestLB<br />
Starke K<strong>und</strong>enbasis <strong>und</strong> Research-Qualität<br />
Quelle: Dresdner Kleinwort<br />
Seite 14<br />
Dresdner Kleinwort...<br />
�... ist Marktführer im europäischen EE-<br />
Sektor<br />
�... hat seine zweitgrößte EE-Transaktion auf<br />
dem spanischen Markt abgeschlossen<br />
�... hat ausgezeichnete Expertise im Bereich<br />
Research aufgebaut (wöchentliche Marktinformationen,<br />
Unternehmensanalysen etc.)<br />
�... ist auch im Bereich Verbriefung tätig, z.B.<br />
102 Mill. EUR Transaktion <strong>für</strong> Plambeck<br />
Neue Energien AG im Mai 2006
Die Allianz-Gruppe ist ihren Kernaktivitäten im Geschäft mit<br />
Erneuerbaren Energien engagiert<br />
6<br />
Versicherung<br />
Due Diligence<br />
Renewable<br />
Finanzierung<br />
5<br />
Energies<br />
3<br />
Beteiligungen<br />
Quelle: Dresdner Bank<br />
Kontakt<br />
1<br />
4<br />
Vermögensverwaltung<br />
2<br />
Verbriefung<br />
Seite 15<br />
Dr. Armin Sandhövel<br />
Head Allianz Climate Core Group<br />
Head Carbon Risk / CoC Renewables<br />
Risk Governance & Controlling<br />
Tel: +49 (0) 69 / 263 55193<br />
armin.sandhoevel@dresdner-bank.com<br />
Seite 16<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
1<br />
2<br />
Integrierte Versicherungspakete<br />
<strong>für</strong> Aufbau/Errichtung,<br />
Betriebsunterbrechung, etc.<br />
Finanzierung <strong>für</strong> Privat- sowie<br />
Mittelstandsk<strong>und</strong>en<br />
Aktivität im Bereich Verbriefung, Projektfinanzierung,<br />
IPO <strong>und</strong> M&A<br />
Verwaltung von Fonds mit Schwerpunkt<br />
EE (EcoTrends)<br />
Gezielte Investitionen in Erneuerbare<br />
Energien durch ACP-Sparte Allianz<br />
Specialized Investments<br />
Due Diligence <strong>für</strong> Geschäfts- <strong>und</strong><br />
Technikprozesse<br />
41
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Das Grün der Dresdner Bank gewinnt eine ganz neue Qualität sozusagen.<br />
Herr Dr. Hartmann stellt seinen Vortrag unter das optimistische Thema „Deutschland<br />
ist erneuerbar“. Herr Dr. Hartmann, bitte!<br />
42
Präsentation von Herrn Dr. Hartmann, DGS<br />
Hr. Dr. Hartmann<br />
Bevor ich in medias res eintrete, möchte ich kurz die DGS, die Deutsche Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Sonnenenergie vorstellen, deren Geschäftsstelle ja hier in der Landeshauptstadt<br />
angesiedelt ist. Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahrzehnten eine<br />
breite Markteinführung der erneuerbaren Energien voranzubringen. Wodurch können<br />
wir das <strong>und</strong> wie versuchen wir dies umzusetzen? Wir haben in Deutschland ein<br />
Netz von Solarschulen aufgebaut, in denen wir Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung betreiben.<br />
Wir haben Manuals, Leitfäden <strong>und</strong> Materialien herausgegeben <strong>und</strong> beraten <strong>und</strong><br />
informieren die potenziellen K<strong>und</strong>en von erneuerbaren Energien in diesem Lande.<br />
Ich freue mich, dass meine Vorredner sich auch dem Thema „Erneuerbare“ genähert<br />
haben, <strong>und</strong> möchte mal versuchen, zwei kurze Zusammenfassungen der beiden<br />
Reden zu geben. Erstens, glaube ich, ist es unbestreitbar, dass der Effekt der<br />
Erwärmung der Erde anthropogen ist. Mein Vorredner von der Allianz Group hat es<br />
erwähnt <strong>und</strong> auch der Stern-Report, der vor etwa drei Monaten herausgekommen<br />
ist, sagt dies ganz deutlich. Zum zweiten freut mich besonders, dass der Vertreter<br />
der Allianz Group gesagt hat, dass die Kapitalmärkte auf den Boom der erneuerbaren<br />
Energien schon reagiert <strong>und</strong> die Zukunftsfähigkeit des Geldverdienens in diesem<br />
Markt ganz deutlich erkannt haben. Das ist ein sehr gutes Zeichen <strong>für</strong> die<br />
nächsten 30 oder 40 Jahre, denn erneuerbare Energien brauchen wir unbedingt.<br />
Ich habe meinen Vortrag unter das Motto „Deutschland ist erneuerbar“ aus einem<br />
bestimmten Gr<strong>und</strong>e gestellt, denn ich bin der Meinung, dass Deutschland in Bezug<br />
auf den Klimaschutz mit erneuerbaren Energien in der Welt eine Pilotfunktion, d.h.<br />
eine Steuer- <strong>und</strong> Vorbildfunktion ausübt, <strong>und</strong> zwar im besten Sinne des Wortes.<br />
Pilot heißt steuern. Wie steuern wir das Schiff Erde in die Richtung, dass uns der<br />
Planet nicht zu sehr aufgeheizt wird?<br />
43
44<br />
Dr. Uwe Hartmann<br />
Deutschland ist erneuerbar<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
Deutschland ist erneuerbar<br />
Mineralöle<br />
36,0 %<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
+10%<br />
+40%<br />
+50%<br />
+60%<br />
Erneuerbare<br />
Energien<br />
4,6 %<br />
Struktur des Primärenergieverbrauchs<br />
in Deutschland 2005<br />
Gesamt: 14.238 PJ<br />
Braunkohle<br />
11,2 %<br />
Sonstige<br />
0,1 %<br />
Steinkohle<br />
12,9 %<br />
Erdgas<br />
22,7 %<br />
Quellen: unter Verwendung von Angaben der <strong>Arbeit</strong>sgemeinschaft Energiebilanzen <strong>und</strong> nach Angaben der <strong>Arbeit</strong>sgruppe Erneuerbare<br />
Energien-Statistik (AGEE-Stat); nach Wirkungsgradmetho de; vorläufige Angaben, Stand Februar 2006<br />
DGS LV Berlin Brandenburg<br />
Erich-Steinfurth-Str. 6<br />
10243 Berlin<br />
www.dgs-berlin.de<br />
+11,2%<br />
Kernenergie<br />
12,5 %<br />
Dr. Uwe Hartmann
Deutschland ist erneuerbar<br />
EE-Anteil 2006 am deutschen Stromverbrauch: 11,6%<br />
Mrd. Kilowattst<strong>und</strong>en<br />
80,0<br />
70,0<br />
60,0<br />
50,0<br />
40,0<br />
30,0<br />
20,0<br />
10,0<br />
0,0<br />
21,5<br />
Wasserk raf t<br />
+10%<br />
29,8<br />
27,2<br />
Windenergie<br />
Erneuerbare Energien Stromerzeugung<br />
1,3<br />
Photovoltaik<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
Deutschland ist erneuerbar<br />
+60%<br />
2,0<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
7,5<br />
5,4<br />
Biomasse fest<br />
+40%<br />
+50%<br />
4,9<br />
3,2<br />
Biogas<br />
0,4<br />
Biomasse flüssig<br />
0,5<br />
0,2<br />
Geothermie<br />
5,1<br />
Sonstige<br />
+11,2%<br />
64,35<br />
EE-Strom gesamt<br />
71,53<br />
2005<br />
2006<br />
Dr. Uwe Hartmann<br />
Dr. Uwe Hartmann<br />
45
46<br />
Deutschland ist erneuerbar<br />
EE-Anteil 2006 am deutschen Kraftstoffverbrauch: 5,4%<br />
Mrd. Kilowattst<strong>und</strong>en<br />
35,0<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
+40%<br />
18 ,6<br />
25 ,8<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
Deutschland ist erneuerbar<br />
Erneuerbare Energien Kraftstofferzeugung<br />
+60% +120%<br />
3, 1<br />
2,0 1,7<br />
B iodiesel Pflanzenöl Bioethanol EE-Kraftstoffe gesamt<br />
3,7<br />
22,3<br />
+46,3%<br />
32,6<br />
2005<br />
2006<br />
Dr. Uwe Hartmann<br />
EE-Anteil 2006 am deutschen Wärmeverbrauch: 6,2%<br />
Mrd. Kilo wattst<strong>und</strong>en<br />
120,0<br />
100,0<br />
80,0<br />
60,0<br />
40,0<br />
20,0<br />
0,0<br />
+10%<br />
84,1<br />
92,3<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
Erneuerbare Energien Wärmeerzeugung<br />
+20% +20%<br />
3,4 4,1<br />
1, 6<br />
1,9<br />
+10,4%<br />
89,1<br />
98,3<br />
Bioenergie Solarthermie Geothermie EE -Wärme gesamt<br />
2005<br />
2006<br />
Dr. Uwe Hartmann
Deutschland ist erneuerbar<br />
EE-Anteil 2006 am deutschen Endenergieverbrauch: 7,7%<br />
Mrd . Kilowattstun den<br />
250,0<br />
200,0<br />
150,0<br />
100,0<br />
50,0<br />
0,0<br />
+10%<br />
27,2<br />
29,8<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
Deutschland ist erneuerbar<br />
Erneuerbare Energien Gesamtenergiebereitstellung<br />
21,5<br />
120,5<br />
143,0<br />
4, 7<br />
6,1 1,8 2, 1<br />
175,7<br />
Windenergie Wasserkraft Bi oenergie Solarenergie Geothermie Gesamt<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
+20%<br />
+30% +20%<br />
+15,2%<br />
202,5<br />
2005<br />
2006<br />
Dr. Uwe Hartmann<br />
Dr. Uwe Hartmann<br />
47
48<br />
Deutschland ist erneuerbar<br />
Mrd. Euro<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
1,3<br />
Erneuerbare Energien Kostenvermeidung<br />
Vergleich EEG-Umlage<br />
1,5<br />
87,6 99,9<br />
Mio. t Mio. t<br />
CO2 /a CO2 /a<br />
vermiedene CO2-Kosten<br />
(Zertifikatspreis 15 €/t)<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
Deutschland ist erneuerbar<br />
3,0<br />
4,2<br />
vermiedene Energieimporte (Öl,<br />
Gas, Kohle, Uran)<br />
2,8<br />
3,2<br />
vermiedene externe Kosten<br />
(Umweltkosten) all eine durch<br />
EEG<br />
EE als <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor – Stand 2005 -<br />
- 170000 <strong>Arbeit</strong>splätze durch EE-Nutzung in D<br />
- rd. 16 Mrd. € Umsatz in D,<br />
davon rd. 10 Mrd. € Neuinvestitionen<br />
- steigender Exportanteil;<br />
z.B. rd. 70 % Exportanteil bei Windkraftanlagen<br />
- D positioniert sich in dieser Zukunftsbranche im globalen<br />
Markt: Maschinenbaufirmen in allen EE-Sparten sind<br />
Weltspitze<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
2005<br />
2006<br />
Dr. Uwe Hartmann<br />
Dr. Uwe Hartmann
Deutschland ist erneuerbar<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
Deutschland ist erneuerbar<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
Dr. Uwe Hartmann<br />
Dr. Uwe Hartmann<br />
49
50<br />
Deutschland ist erneuerbar<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
Deutschland ist erneuerbar<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
Dr. Uwe Hartmann<br />
Dr. Uwe Hartmann
Deutschland ist erneuerbar<br />
Stromgestehungskosten, EUR/kWh<br />
0,16<br />
0,14<br />
0,12<br />
0,10<br />
0,08<br />
0,06<br />
0,04<br />
2004: 0,26 EUR/kWh<br />
- Szenario NatPLus - neu (2004) -<br />
2010 2020 2030 2040 2050<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
Dr. Uwe Hartmann<br />
4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />
2004: 0,62 EUR/kWh<br />
Wasser<br />
Wind<br />
Photovoltaik<br />
Geothermie<br />
Stromimport<br />
Biomasse<br />
Biogas<br />
Mittelwert<br />
projek t2020/kos -EEt; 17.10.05<br />
Deutliche Kostendegression<br />
möglich<br />
<strong>und</strong> bereits eingetreten:<br />
1990 – 2003:<br />
Von ca. 20 ct/kWh<br />
auf r<strong>und</strong> 12 ct/kWh<br />
2004 - 2020:<br />
von 12 ct/kWh<br />
auf r<strong>und</strong> 7 ct /kWh<br />
Bis 2050 erreichbare<br />
Werte: um 5 ct/kWh<br />
Quelle: Nitsch/DLR<br />
Vielen Dank <strong>für</strong> Ihre Aufmerksamkeit<br />
Dr. Uwe Hartmann<br />
DGS LV Berlin Brandenburg<br />
Erich-Steinfurth-Str. 6<br />
10243 Berlin<br />
www.dgs-berlin.de<br />
51
Podiumsdiskussion<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Ja, Herr Dr. Hartmann, auch Ihnen herzlichen Dank! Ich stehe jetzt vor einem Verfahrensproblem:<br />
um 18.35 Uhr ist die Pause vorbei, <strong>und</strong> das ist jetzt soweit. Ich<br />
glaube, wenn niemand unbedingt eine Pause braucht, gehen wir jetzt einfach in die<br />
Diskussion rein. Wenn wir ein bisschen eher fertig sind, ist das ja auch ganz gut.<br />
Und anschließend laden wir Sie ohnehin zu einem kleinen Imbiss ein.<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren, bisher hatten vor allem die Referenten zu meiner Linken<br />
das Wort. Zu Beginn der Diskussion würde ich nun ganz gerne die Beispiele aus<br />
München ein bisschen mit den erwähnten Thesen konfrontieren <strong>und</strong> zu Beginn<br />
Herrn Burkhart Oesten, den Umweltschutzbeauftragten der MTU Aero Engines<br />
GmbH, fragen: Herr Oesten, Sie haben ja ein eigenes Heizwerk <strong>und</strong> setzen auch<br />
auf Umweltprodukte. Welche Bedeutung haben die klimatischen Entwicklungen <strong>für</strong><br />
Ihr Unternehmen?<br />
Im ersten Block würde ich mich gerne den Fragen <strong>Klimawandel</strong>, Kyoto-Protokoll<br />
<strong>und</strong> Emissionshandel zuwenden. Nur ein Thema möchte ich dabei nicht diskutieren,<br />
nämlich die Frage, ob wir uns nur Klimasprüngen gegenüber sehen oder ob es<br />
tatsächlich den <strong>Klimawandel</strong> gibt. Keiner der Referenten hat diese These angesprochen,<br />
die man vor drei oder vier Jahren durchaus immer noch hörte: „Was wollt<br />
ihr denn? Kalte Sommer oder regnerische Sommer <strong>und</strong> warme Winter hat es immer<br />
mal gegeben.“ Es besteht eindeutig Konsens, dass wir heute eine andere Qualität<br />
erreicht haben. Und ich glaube, dieser These wird auch auf meiner rechten<br />
Seite nicht widersprochen.<br />
Hr. Oesten<br />
Nein, absolut nicht. Die klimatischen Entwicklungen sind in jedem Fall nachvollziehbar<br />
<strong>und</strong>, ich sage mal, auch schon seit langem nachlesbar. An einem Standort,<br />
wie wir ihn betreiben, als ein Metall verarbeitender Betrieb im weitesten Sinne bzw.<br />
ein Betrieb der Hochtechnologie in der Metallverarbeitung, haben wir ein eigenes<br />
Heizwerk. Mit diesem Heizwerk heizen wir letztendlich unsere Räumlichkeiten,<br />
Wasser <strong>und</strong> andere Dinge, die wir in erwärmtem Zustand brauchen. Die gesamte<br />
Prozessenergie wird über Strom bezogen.<br />
Aus traditionellen Gründen ist das Heizwerk sehr großzügig angelegt worden <strong>und</strong><br />
wird seit vielen Jahren immer wieder <strong>und</strong> immer weiter modernisiert. Es ist so groß,<br />
dass wir im Sommer so viel Heizleistung eigentlich gar nicht brauchen, <strong>und</strong> deswegen<br />
haben wir uns im letzten Jahr entschlossen, in ein Blockheizkraftwerk zu investieren.<br />
Dieses Blockheizkraftwerk, das sich derzeit im Probebetrieb befindet, liefert<br />
auf der einen Seite Wärme, auf der anderen Seite Strom. Die Wärme reicht uns im<br />
Sommer völlig aus, um die benötigte Wärme, die wir zuführen müssen, also jetzt<br />
nicht im Sinne von klimatischer Heizenergie, zu decken. Das ist ein Beispiel, wo wir<br />
versuchen, klimarelevante Dinge zu tun, ohne den ökonomischen Aspekt aus den<br />
Augen zu verlieren.<br />
52
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Aber mit dem Heizwerk unterliegen Sie doch dem Emissionshandel? Wie läuft es<br />
denn bei Ihnen, also bei einem produzierenden Unternehmen, das sich so aufgestellt<br />
hat wie Sie? Müssen Sie Zertifikate zukaufen? Wie ist die Preisentwicklung<br />
bei Ihnen?<br />
Hr. Oesten<br />
Wir haben r<strong>und</strong> 12.000 Tonnen CO2-Potenziale bei uns in den Verfahren eingebracht.<br />
Diese Menge haben wir aufgr<strong>und</strong> der klimatischen Entwicklung nicht ganz<br />
ausgeschöpft. Wir müssen also nicht zukaufen. Ein weiterer Aspekt ist eben auch<br />
das Blockheizkraftwerk, durch das wir im Sommerbetrieb Einsparungen haben.<br />
Das wird übrigens mit biogenem Kraftstoff gefahren <strong>und</strong> ist also CO2-neutral. Da<br />
sparen wir natürlich wieder CO2 ein, d.h. das, was wir heute an genehmigten CO2-<br />
Emissionen haben, wird uns sicherlich noch eine Weile reichen.<br />
Ein anderer Punkt ist die Energieeinsparung oder Vermeidung von Energieverlusten.<br />
Das ist natürlich ein anderes Thema, an dem wir auch sehr heftig arbeiten,<br />
beispielsweise an der Drucklufterzeugung <strong>und</strong> -verwendung. All diese Geschichten<br />
sind eigentlich permanent bei uns im Fokus.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Bevor ich Herrn Schwarz zum Emissionshandel <strong>und</strong> zu den Kosten frage, Herr Dr.<br />
Hartmann, haben Sie, glaube ich, jetzt pro Tonne wieder 15 Euro gesagt. Herr Dr.<br />
Sandhövel hat aber vorher von einem aktuellen Preis von 4 Euro gesprochen. Ich<br />
muss zugeben, ich kenne mich da jetzt wirklich nicht so gut aus. Aber stimmt zum<br />
einen die Tatsache, dass eine Reihe von Unternehmen diese Werte als entgangenen<br />
Gewinn dann in die Kostenrechnung mit eingehen lassen? Gibt es dazu Erfahrungen?<br />
Und zum anderen, welchen Preis müssen wir denn jetzt zugr<strong>und</strong>e legen?<br />
Würden Sie Herrn Dr. Hartmann widersprechen bei seinem Ansatz von 15 Euro,<br />
als es um diese Werte <strong>und</strong> Einsparungen ging.<br />
Hr. Dr. Sandhövel<br />
Der CO2-Preis ist tagtäglich in der Börse abzulesen. Da können Sie mir glauben,<br />
dass er gestern bei 4 Euro war. Die Frage ist, ob wir uns über den CO2-Emissions-<br />
Preis unterhalten, also über die EU-Allowances, die jetzt in der ersten Verpflichtungsperiode<br />
gelten. Das ist eben dieser Preis. Wir handeln allerdings auch schon<br />
CO2-Zertifikatspreise <strong>für</strong> die zweite Verpflichtungsperiode, bei denen sich in den<br />
letzten Monaten ein erheblicher Spread ausgebildet hat. Diese Preise sind auseinandergegangen,<br />
nachdem sie lange Zeit gleichmäßig verlaufen sind. Der Preis <strong>für</strong><br />
die zweite Verpflichtungsperiode, die aber als Futures gehandelt werden, da es sie<br />
ja physisch noch gar nicht gibt, liegt ungefähr bei 16 Euro. Dann haben wir noch<br />
die Preise von Zertifikaten aus sogenannten Kyoto-basierten Mechanismen, d.h.<br />
CDM <strong>und</strong> Joint Implementation. Diese Preise schwanken zwischen 10 <strong>und</strong> 20 Euro.<br />
Da muss man immer sehen, aus welchen Projekten <strong>und</strong> in welchem Zustand<br />
die Zertifikate sind. Insofern ist es wie an einer Währungsbörse, wo man immer<br />
wissen muss, ob man über Pf<strong>und</strong> oder Dollar redet. Dann kann man die Preise<br />
aber auch sehr genau ablesen.<br />
53
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Die Komplexität dieses Tatbestands macht deutlich, dass das Thema offensichtlich<br />
wirklich relevant ist, denn sonst hätte sich ein Unternehmen wie Ihres dem nicht so<br />
dezidiert zugewandt.<br />
Hr. Dr. Sandhövel<br />
Ja, vielleicht klang es ein bisschen zu negativ, als auf meiner Folie die Volatilität<br />
dargestellt wurde. Für unsere Händler ist Volatilität sehr gut, denn je mehr Volatilität<br />
im Markt ist, desto mehr Möglichkeiten gibt es. Es hat immer zwei Seiten, <strong>und</strong><br />
ich glaube, dass die Unternehmen mit einem CO2-Zertifikats-Preis von 4 Euro im<br />
Augenblick sehr zufrieden sind.<br />
Zu der anderen Frage, die Sie gestellt haben, nach den Opportunitätskosten, gab<br />
es den großen politischen Streit, inwiefern die Energieunternehmen die zum Teil<br />
sehr hohen Zertifikatspreise in der mittleren Phase eingepreist <strong>und</strong> an den K<strong>und</strong>en<br />
weitergegeben haben. Es gilt natürlich immer eine gewisse Preiselastizität, d.h.<br />
Unternehmen, die in der Lage sind, ihre Preise an den K<strong>und</strong>en zu überwälzen,<br />
haben es da gut. Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, haben<br />
es eher schlecht. Und insofern gibt es da natürlich Unterschiede in der Unternehmensstruktur.<br />
Ich glaube, das haben nicht nur wir beobachtet, sondern es ist sicherlich<br />
auch der Gr<strong>und</strong>, warum die EU-Kommission <strong>und</strong> letztlich auch die B<strong>und</strong>esregierung<br />
jetzt bei den Verhandlungen <strong>für</strong> die zweite Verpflichtungsperiode ausgesprochen<br />
böse reagiert haben. Es wurde zwar sehr schön begründet, warum die<br />
gestiegenen Zertifikatspreise auch gestiegene Strompreise bedeuten. Die umgekehrte<br />
Argumentation, warum fallende Zertifikatspreise sich nicht dann auch in<br />
fallenden Strompreisen äußern, haben wir nicht geführt.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Herr Schwarz, wie viel Gewinn machen die Stadtwerke mit dem Emissionshandel<br />
<strong>und</strong> wie sieht es mit den Opportunitätskosten <strong>und</strong> der Weitergabe an die Verbraucher<br />
aus? Bitte sagen Sie uns etwas generell zum Bereich Stadtwerke <strong>und</strong> Emissionshandel.<br />
Hr. Schwarz<br />
Zunächst mal möchte ich zur Preisbildung im Moment wenig sagen. Wir nehmen<br />
an dem Emissionshandel nur in ganz bescheidenem Umfang teil, weil wir eigentlich<br />
gerade so viel CO2-Zertifikate zugeteilt bekommen haben wie wir letzten Endes<br />
Brennstoff brauchen. Von daher wird unser Bedarf abgedeckt. Mit gewissen Überhängen,<br />
die wir haben, nehmen wir auch am Handel teil, aber es ist nicht so, dass<br />
der CO2-Preis im Münchner Strompreis unbedingt durchschlägt. Das sind zwei<br />
Paar Schuhe. Aber was beim Endk<strong>und</strong>en ankommt, hat gewisse Korrelationen zum<br />
Strompreis, wie er an der Börse gehandelt wird, nämlich eine Ähnlichkeit mit dem<br />
Verhalten der CO2-Preise. Und die CO2-Preise sind, ich habe aktuelle Zahlen da,<br />
derzeit bei 2,28 Cent, also enorm niedrig. Das ist auch ein Problem des Emissionshandels.<br />
Ich bin nicht restlos davon überzeugt, dass das Werkzeug, so wie es jetzt<br />
aufgestellt ist, wirklich ein ideales Steuerungskriterium ist, um CO2 zu reduzieren;<br />
als Handelsinstrument ja, aber nicht in der Form, wie die Zertifikate zugeteilt <strong>und</strong><br />
bewertet werden.<br />
54
Man muss aufpassen, dass wir damit nicht Fehlentwicklungen steuern. Ich meine<br />
Fehlentwicklungen dahingehend, dass forciert z. B. bestimmte Brennstoffe eingesetzt<br />
werden, die einfach von der Chemie her CO2-arm sind mit der Folge, dass<br />
damit über die Primärenergie auch noch mal an der Preisschraube gedreht wird.<br />
Des weiteren muss man auch sehen, wer an dem Emissionshandel teilnimmt. Und<br />
da fühle ich mich als Vertreter eines Unternehmens, das wirklich vorbildlich Strom<br />
<strong>und</strong> Fernwärme erzeugt <strong>und</strong> dies historisch schon immer gemacht hat, weil wir<br />
Kraft-Wärme-Koppelung betreiben, massiv benachteiligt mit diesem CO2-Handel.<br />
Der CO2-Handel geht bei den Energieversorgern nur auf den Strommarkt. Und<br />
wenn man bedenkt, dass wir in München Bayern oder der Atmosphäre über 2 Millionen<br />
Tonnen CO2 dadurch ersparen, dass wir Kraft-Wärme-Kopplung betreiben,<br />
bekommen wir da<strong>für</strong> überhaupt keine Gutschrift <strong>und</strong> werden sogar eigentlich noch<br />
bestraft. Schließlich hat einer, der Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen betreibt, teure<br />
Anlagen <strong>und</strong> muss Fernwärmenetze bauen. Hier sind die Messlatten also einfach<br />
unfair angelegt. Und wenn ich mir die ganzen Diskussionen um die Zukunft angucke,<br />
was heute die Kriterien <strong>für</strong> den NAP 2 sind, d.h. also die Handelsphase, die<br />
jetzt vor uns liegt, dann habe ich wirklich große Zweifel, ob man die Klimaziele, die<br />
man sich so gestellt hat, in dieser Zielsetzung erreicht. Dass man einen Emissionshandel<br />
zustande kriegt, daran habe ich keinen Zweifel. Man kann mit allem handeln,<br />
aber ob in der Wirkung das Ziel erreicht wird, dass wir eine Stabilisierung der<br />
CO2-Bildung in der Atmosphäre hinbekommen, da meine ich, muss noch vom Gesetzgeber<br />
erheblich nachgesteuert werden.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Herr Grimm, was sagen Sie denn zur Kritik vom Herrn Schwarz?<br />
Hr. Grimm<br />
Im Gr<strong>und</strong>e hat Herr Schwarz schon Recht. Vielleicht noch mal ganz kurz zu den<br />
Preisen, die wir jetzt im Moment gerade sehen: die 2,20 oder 2,24 Euro, die wir<br />
heute haben, beziehen sich auf die EU-Allowances bis zum Jahr 2007. Ich will jetzt<br />
ein bisschen plakativ oder eindringlicher sagen, dass das die Pilotphase der EU<br />
war, die dem eigentlichen EU-Kyoto-Prozess vorgeschaltet ist, der ab 2008 beginnt.<br />
Die Preise <strong>für</strong> die EU-Allowances muss man also als eine Versuchsphase<br />
ansehen.<br />
Wichtig war aber, dass das System ins Laufen kam. Ich denke, dass die Zuteilungen<br />
in Zukunft auch anders diskutiert werden. Diese freie bzw. freigiebige Vergabe<br />
kann so nicht weiter gehen. Man diskutiert ja auch die Alternative Auctioning, also<br />
Auktion, d.h. jeder kauft sich eben so viel Credits oder Emissionsrechte, wie er<br />
braucht. Das ist ja eigentlich eine ganz simple Sache. Damit wären die ganzen<br />
Probleme weg <strong>und</strong> der Emissionshandel würde auch sehr viel effizienter gestaltet<br />
werden. Ich denke, dass das sukzessive geht. Da werden in der Auktion mal 10 %<br />
gehandelt <strong>und</strong> mal werden es 20 % oder auch 50 % sein, weil wir sehen, dass das<br />
ganz gut funktioniert. Ich könnte mir vorstellen, dass es in diese Richtung laufen<br />
wird. Und dann wird derjenige, der mit regenerativen Kraftstoffen heizt, einfach<br />
keine Emissionsrechte mehr kaufen müssen, weil er keine fossilen Brennstoffe<br />
verheizt. Das wird sich im Markt oder auch in seinen Preisen niederschlagen.<br />
55
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Aber ginge das unter der aktuellen Fassung des Kyoto-Protokolls überhaupt, Auktion<br />
statt Zuteilung?<br />
Hr. Grimm<br />
Ja, die Variante der Auktion ist vorgesehen. Wir haben uns eben <strong>für</strong> Zuteilung entschieden.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Joachim, die Städte haben ja relativ wenig Einfluss auf internationale Vereinbarungen,<br />
aber vor Ort schlägt es sich nieder, sei es jetzt im Bereich der Stadtwerke<br />
oder auch in der Umweltpolitik.<br />
Hr. Lorenz<br />
Ja, das ist richtig. Die Städte haben gerade, was z. B. die Zuteilung von Zertifikaten<br />
zum Emissionshandel betrifft, oder auch auf den Emissionshandel selbst natürlich<br />
keinen Einfluss. Wenn man sich überlegt, dass die r<strong>und</strong> 1.000 Anlagen, die am<br />
Emissionshandel teilnehmen, r<strong>und</strong> 50 % der gesamten CO2-Emissionen ausmachen,<br />
dann zeigt das schon, dass die CO2-Emissionen sehr stark auf die ganz großen<br />
Energieerzeuger konzentriert sind. Und wenn man das in München sieht - bei<br />
uns im <strong>Referat</strong> laufen ja die entsprechenden Daten zum Emissionshandel auch<br />
zusammen -, da sind die Stadtwerke schon nicht nur ein mittlerer Player, sondern<br />
der absolute Großplayer; über 95 %, ich glaube sogar, über 97 % der Zertifikate,<br />
die an Münchner Anlagen verteilt worden sind, entfallen nämlich auf die Stadtwerke.<br />
Ich sage nichts gegen MTU oder Paulaner <strong>und</strong> noch ein halbes Dutzend andere<br />
Betriebe, aber Sie spielen eigentlich so gut wie keine Rolle. Hier in München spielen<br />
nahezu ausschließlich die Stadtwerke eine Rolle beim Emissionshandel.<br />
Auf die Zertifikate haben wir keinen Einfluss, die werden entsprechend verteilt. Es<br />
gibt b<strong>und</strong>esweite Schätzungen, die sagen, dass in der ersten Periode über 20 Millionen<br />
Tonnen Zertifikate zuviel verteilt worden sind. Das hängt sicherlich auch damit<br />
zusammen, wie der Preis sich gestaltet hat.<br />
Ich wollte ganz kurz noch darauf eingehen, dass die Städte sich sehr viel bemühen<br />
können, aber auf bestimmte Dinge gar keinen Einfluss haben. Natürlich sind, wenn<br />
man die großen Terminkontrakte an der Leipziger Strombörse sieht, die Zertifikate<br />
eingepreist worden <strong>und</strong> zwar in einem ganz großen Umfang; <strong>und</strong> zwar nicht nur in<br />
dem Maße, wie sich im Augenblick der Preis darstellt, sondern zu viel höheren<br />
Preisen. Man spricht pro Jahr von 10 Milliarden Euro, die entsprechend eingepreist<br />
worden sind. Das schlägt sich natürlich auch auf den Strompreis <strong>für</strong> die Verbraucher<br />
nieder. Ich spreche nicht von den Stadtwerken, sondern insgesamt von den<br />
großen Energieversorgern.<br />
Man hätte, wenn man es ganz ernst nimmt <strong>und</strong> verstärkt das Erneuerbare-<br />
Energien-Gesetz zur CO2-Reduzierung eingesetzt hätte, hier sicherlich kostengünstiger<br />
CO2-Tonnen einsparen können als es sich im Augenblick über das Emissionshandelsgesetz<br />
darstellt. Das ist ein Problem. Ich denke, wir müssen in<br />
Deutschland wegkommen von der kostenlosen Zuteilung der CO2-Zertifikate.<br />
56
Wir müssen, da haben wir auch einen Blauen Brief aus Brüssel bekommen, hier<br />
auch zumindest einen gewissen Anteil versteigern <strong>und</strong> dann wird das Instrument<br />
Emissionshandel auch eine größere Bedeutung im Klimaschutz darstellen.<br />
Jetzt zu den Kommunen: ich war gestern auf Einladung des Europäischen Städteverbands<br />
in Brüssel. Dort findet gegenwärtig, d.h. seit gestern <strong>und</strong> bis zum 2. Februar,<br />
eine große Klimaschutzveranstaltung der Europäischen Kommission statt mit<br />
einer Vielzahl von parallel laufenden Veranstaltungen, auch zum Emissionshandel.<br />
Aber ich war, wie gesagt, eingeladen zu einer Diskussionsr<strong>und</strong>e, was große Großstädte<br />
in Europa in Sachen Klimaschutz machen. Natürlich machen wir einiges,<br />
auch wenn wir längst nicht das bewegen können, was eben die großen Energieversorger<br />
bewegen könnten.<br />
Das Problem ist, dass wir Klimaschutz nicht als kommunale Pflichtaufgabe haben.<br />
Es ist eine freiwillige Aufgabe. Wir müssen uns die entsprechenden Mittel <strong>und</strong> Ressourcen<br />
immer wieder im Stadtrat erkämpfen. Das ist nicht ganz einfach, wenn<br />
parallel dazu auch die Haushaltskonsolidierung läuft. Trotzdem - deswegen bin ich<br />
auch nicht zuletzt wohl eingeladen worden, weil München durchaus als Vorbild <strong>für</strong><br />
große Großstädte in Europa gilt - haben wir einige Instrumente auf den Weg gebracht,<br />
nicht erst in den letzten Jahren, sondern schon in den 90er Jahren, die<br />
durchaus auch Vorbildcharakter haben. Ich denke an unser Förderprogramm „Energieeinsparung“,<br />
auch wenn wir uns da im Verhältnis zu den Stadtwerken bestenfalls<br />
so darstellen wie das Heizwerk von MTU, also auch nur eine sehr kleine<br />
Rolle spielen, aber das wirkt auch als Vorbild <strong>für</strong> viele private Haushalte, auch <strong>für</strong><br />
Wohnungsbaugesellschaften.<br />
Wir haben jetzt glücklicherweise einen Beschluss gefasst, dass sich die städtischen<br />
Wohnungsbaugesellschaften dem Klimaschutz verpflichten <strong>und</strong> hier in nächster<br />
Zeit freiwillig über die Standards gehen, die vorgeschrieben sind. Wir haben über<br />
unser erweitertes Klimaschutzprogramm sehr viele Möglichkeiten, mit den lokalen<br />
Playern in Kontakt zu treten <strong>und</strong> über Bewusstseinsbildung <strong>und</strong> Modellvorhaben<br />
hier auch in die Stadtgesellschaft hineinzuwirken. Das sind viele kleine Schritte, die<br />
wir machen. Ich habe durchaus gestern mit Freuden zur Kenntnis genommen, dass<br />
wir in München nichts Neues erfinden müssen. Wir haben, glaube ich, alle kommunalen<br />
Instrumente angegangen, die europäische Großstadtregionen auch angegangen<br />
haben. Natürlich bräuchten wir noch mehr Geld, um noch mehr zu machen.<br />
Da spricht aber der Stadtrat das letzte Wort. Noch mal eine große Bitte an alle hier<br />
anwesenden Stadträtinnen <strong>und</strong> Stadträte, dass wir das Thema Klimaschutz, auch<br />
wenn es eine freiwillige Aufgabe ist, ernster nehmen.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Noch ernster.<br />
Hr. Lorenz<br />
Noch ernster nehmen! Das ist wichtig <strong>für</strong> die Ergänzung, weil alleine durch Emissionshandel,<br />
da gebe ich Herrn Schwarz voll <strong>und</strong> ganz Recht, wir die ehrgeizigen<br />
Klimaschutzziele nicht erreichen können werden.<br />
57
Noch einen Satz zum Schluss zu den Klimaschutzverpflichtung der Autoindustrie,<br />
weil ja da auch ein Antrag im Stadtrat gestellt worden ist, der im nächsten Plenum<br />
behandelt werden soll. Ich bin gestern in Brüssel mehrfach angesprochen worden,<br />
was sich Deutschland da geleistet hat, d.h. nicht Deutschland, sondern die deutsche<br />
Autoindustrie. Das versteht nun niemand mehr, vor allen Dingen nicht Vertreter<br />
aus anderen Ländern, die eine Autoindustrie haben, die nicht nur so große oder<br />
vorrangig so große Modelle herstellt wie in Deutschland. Es gab auf der Klimaschutztagung<br />
r<strong>und</strong>weg große Kritik an der deutschen Autoindustrie. Ich habe dann<br />
auch mehreren Vertretern gesagt, was unser Stadtrat Mitte Februar initiieren möchte.<br />
Wir wollen einen Appell an die deutsche Ratspräsidentschaft <strong>und</strong> natürlich auch<br />
an unsere Abgeordneten richten, dass das, was im Koalitionsvertrag der großen<br />
Koalition enthalten ist, nämlich die Zielsetzung, die jetzt der Kommissar Dimas als<br />
Klimaschutzvorgabe <strong>für</strong> die Autoindustrie verbindlich machen möchte, realisiert<br />
wird. Ich hoffe da auch, dass wir als Millionenstadt München noch mal unsere B<strong>und</strong>esregierung,<br />
die die Ratspräsidentschaft innehat, darauf verpflichten können,<br />
dass hier die Vorstellungen des EU-Kommissars auch wirklich umgesetzt werden.<br />
Die Autoindustrie ist nämlich ein Feld, wo wir bisher sehr wenige Erfolge in puncto<br />
Klimaschutz gehabt haben. Und mehr Klimaschutz bei der Autoindustrie heißt auch<br />
geringerer Verbrauch, <strong>und</strong> das heißt auch, was wieder kommunale Aufgabe ist,<br />
weniger Feinstaub <strong>und</strong> weniger sonstige Belastungen. Wir können mit Klimaschutz<br />
durch die Autoindustrie auch einige lokale Probleme hier viel stärker <strong>und</strong> besser<br />
angehen als bisher.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Das war ein etwas langer Satz, aber ohne dass Herr Lorenz <strong>und</strong> ich darüber gesprochen<br />
hätten, hat er genau zu dem Punkt hingeführt, den ich jetzt eigentlich<br />
gerne ansteuern würde. Herr Dr. Sandhövel hat von der Notwendigkeit des Umbaus<br />
der Industriegesellschaft gesprochen. Ich finde das ein absolut spannendes<br />
Stichwort. Wir müssen gar nicht den Koalitionsvertrag zitieren, Joachim, ich erinnere<br />
mich, dass in der Staatskanzlei vor ungefähr 10 Jahren eine großartige Selbstverpflichtung<br />
der bayerischen Autoindustrie im Rahmen des Umweltpaktes zelebriert<br />
wurde, die meines Wissens <strong>für</strong> das Jahr 2000 das Drei-Liter-Auto zumindest in<br />
Aussicht gestellt hat. Ich wollte mir eigentlich den Umweltpakt jedes Jahr auf Wiedervorlage<br />
legen, aber nach fünf Jahren habe ich es dann aufgegeben, weil ja immer<br />
noch kein Weg dahin führt. Und wir haben auch nicht mehr viel davon gehört.<br />
Aber jetzt noch mal eine ganz kurze Stellungnahme: zu diesem Stichwort „Umbau<br />
der Industriegesellschaft“ haben Sie, Herr Dr. Sandhövel, glaube ich, die amerikanische<br />
Autoindustrie als Beispiel genannt. Hätten Sie nicht die deutsche genauso<br />
nennen müssen?<br />
Hr. Dr. Sandhövel<br />
Ja, natürlich. Aber ich meine, die amerikanische Autoindustrie lag mir insofern etwas<br />
näher, als dass wir vor einem Jahr auf der Detroiter Autoschau waren <strong>und</strong><br />
festgestellt haben, dass es ja auch ganz anders geht. Insofern sage ich mal, dass<br />
das <strong>für</strong> uns naheliegender gewesen ist. Natürlich gilt das aber <strong>für</strong> die gesamte Flotte<br />
aller Automobilhersteller.<br />
58
Man muss aber auch sehen, dass die Automobilhersteller unterschiedliche Paletten<br />
anbieten <strong>und</strong> dort unterschiedliche Bedürfnisse geweckt werden. Ich bin immer der<br />
Meinung, man muss diese Dinge über den Preis regeln. Es spricht ja auch nichts<br />
dagegen, Flottenverbräuche in den Emissionshandel einzubeziehen. Und wenn der<br />
eine Automobilhersteller am Markt besonders erfolgreich ist mit Produkten, die<br />
auch mir schwer vorstellbar sind, dass sie mit drei Litern laufen, dann muss er eben<br />
Vereinbarungen treffen, damit er in der Lage ist, solche Produkte am Markt abzusetzen.<br />
Ich glaube, wir sind uns einig, wir werden nicht alle einen Smart fahren.<br />
Und wenn jemand unbedingt einen Porsche fahren möchte, dann soll er eben den<br />
Preis bezahlen, der in den ökonomischen Kosten abgebildet werden kann. Ich denke<br />
da in jeder Hinsicht immer marktwirtschaftlich, <strong>und</strong> letztlich müssen dann die<br />
Anreize richtig gesetzt werden.<br />
Ich könnte mir auch vorstellen, noch ganz andere Industrien in den Emissionshandel<br />
einzubeziehen. Auch das ist ja eine Entwicklung, die läuft. Das gilt beispielsweise<br />
<strong>für</strong> den Luftverkehr. Und ich bin mir sehr sicher, dass wir in diese Richtung<br />
weitergehen werden. Wir müssen uns wirklich kreativ überlegen, wie man mit unterschiedlichen<br />
Flottenverbräuchen <strong>und</strong> Produktpaletten eben so umgehen kann,<br />
dass am Ende ein Gesamtziel steht, mit dem wir leben können. Es gibt ja manchmal<br />
so ein Missverständnis über den Emissionshandel: er ist nicht das Instrument,<br />
um CO2-Minderungen zu erzielen, sondern das Instrument, um CO2-Minderungen<br />
zu erzielen, ist das vom Gesetzgeber vorgesehene CO2-Minderungsziel mit einem<br />
Erfüllungsfaktor. Das muss man mal sagen, weil immer der Sack gehauen wird,<br />
aber man den Esel meint. Wenn man dieses Instrument dann richtig verstanden<br />
hat, kann man es auf fast jeden Industriesektor anwenden.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Herr Dr. Hartmann, Sie haben ein Beispiel genannt zum Umbau der Industriegesellschaft,<br />
indem Sie auf die Chancen hingewiesen haben, die sich gerade in dem<br />
Bereich erneuerbare Energien der deutschen Industrie bieten. Wir haben hier Exportvorteile,<br />
<strong>und</strong> ich habe sehr früh schon gesagt, wenn wir einen Bruchteil der<br />
Gelder, die wir in die Entwicklung der atomaren Energie gesteckt hätten, zum gleichen<br />
Zeitpunkt in die Entwicklung erneuerbarer Energien investiert hätten, wäre die<br />
Marktsituation Deutschlands weltweit noch besser. Siemens Solar hat seine Tätigkeit<br />
hier in München eingestellt. Inzwischen sind die Bereiche, die damals wirklich<br />
nur Bruchteile beim Umsatz ausmachten, mit anderen Unternehmen sehr erfolgreich,<br />
gerade auch im Export. Sie stimmen mir zu!<br />
Hr. Dr. Hartmann<br />
Ja, ich kann vielleicht ein paar Zahlen beisteuern. Sie haben völlig zu Recht erwähnt,<br />
dass sich vor 10 bis 15 Jahren große Firmen aus dem Bereich Photovoltaik<br />
in Deutschland zurückgezogen haben, was meines Erachtens ein schwerer strategischer<br />
Fehler war, aber damals gab es noch kein Erneuerbare-Energien-Gesetz.<br />
Heute ist es so, dass sich nicht nur im Bereich Photovoltaik das Marktwachstum<br />
sehr schön <strong>und</strong> sehr dynamisch darstellt. Sie haben wahrscheinlich auch vom Aufbau<br />
Ost in Bezug auf die Photovoltaikindustrie gehört <strong>und</strong> gelesen. Zurzeit befinden<br />
sich drei, vier oder fünf große neue Photovoltaik-Produktionsstätten in Brandenburg-Havel,<br />
Frankfurt/Oder <strong>und</strong> Erfurt in Thüringen im Bau, <strong>und</strong> das halte ich,<br />
59
da ich ja selbst aus Berlin komme, <strong>für</strong> sehr gut <strong>für</strong> die Förderung der <strong>Wirtschaft</strong> dort<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Struktur dieser Landschaft. Mein Kollege hat das Beispiel des Kaufs von<br />
Repower durch den französischen Atomenergiekonzern Areva erwähnt. Ich bin<br />
sicher, dass in der Zukunft solche Transaktionen vermehrt stattfinden werden, weil<br />
die herkömmliche Industrie, die im Energiesektor tätig ist, erkannt hat, welche strategischen<br />
Chancen in dem Bereich erneuerbare Energien weltweit in den nächsten<br />
30 bis 40 Jahren existieren.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Herr Oesten, zum Stichwort Umbau der Industriegesellschaft: Ihr Unternehmen hat<br />
ja schon seit vielen Jahren den Faktor Umwelt mit einbezogen. Im Prinzip baut<br />
MTU aber nach wie vor primär Turbinen.<br />
Hr. Oesten<br />
Das ist richtig, wobei wir keine ganzen Triebwerke bauen, sondern Komponenten<br />
<strong>und</strong> Triebwerksteile. Aber auch hier, <strong>und</strong> da kann ich den Faden von Flottenverbräuchen<br />
<strong>und</strong> ähnlichen Dingen aufgreifen, werden unsere Produkte, wenn ich<br />
jetzt das Triebwerk als unser Produkt bezeichne, ja nur dann eingesetzt, wenn Sie<br />
<strong>für</strong> die Airlines, die Flugzeuge damit antreiben möchten, einen entsprechenden<br />
Umweltfaktor oder wirtschaftlichen Vorteil bieten. Jeder kann leicht nachvollziehen,<br />
dass sich Triebwerke vor 20 Jahren beim Start anders angehört haben als Triebwerke,<br />
die man heute hört. Alleine das Thema Lärm ist schon eine Motivation, um<br />
entsprechende Gebühren an Flughäfen zu reduzieren <strong>und</strong> den Lärm nach unten zu<br />
bringen. Es ist ein Riesenblock.<br />
Der zweite Riesenblock ist das Thema Spritverbrauch. Die Triebwerke werden<br />
größer, das ist richtig, <strong>und</strong> sie verbrauchen absolut gesehen natürlich mehr Sprit.<br />
Da<strong>für</strong> sind statt vier dann nur noch zwei am Flieger. Insofern reden wir hier vom<br />
spezifischen Spritverbrauch, <strong>und</strong> der ist seit Jahren dramatisch gesunken, <strong>und</strong><br />
damit geht natürlich auch eine Reduktion von entsprechenden Emissionen treibhausrelevanter<br />
Gase einher. Das ist etwas, was bei uns direkt nachzuvollziehen ist.<br />
Entwicklungen, nicht nur bei uns im Hause, zum Teil auch mit Partnerfirmen oder<br />
mit anderen Firmen im Wettbewerb, laufen hier ganz klar in die Richtung, um das<br />
Umweltverhalten von Triebwerken, egal ob es jetzt ein Strahlentriebwerk oder ein<br />
Wellenleistungstriebwerk ist, entsprechend zu verbessern. Bei einem Triebwerk,<br />
das heute landläufig ist, sind Zahlen von einer CO2-Reduktion von 20 % <strong>und</strong> mehr<br />
überhaupt keine Utopie.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
In welchem Zeitraum?<br />
Hr. Oesten<br />
Bis 2020 oder 2025.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Als Durchschnittswert.<br />
60
Hr. Oesten<br />
Als Durchschnittswert, ja.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Herr Schwarz, auch zum Umbau der Industriegesellschaft: die Stadtwerke verändern<br />
sich ja unter Berücksichtigung dieser Ziele auch ständig. Der Stadtrat hat entsprechend<br />
einer Selbstverpflichtung der SWM GmbH das Ziel vorgegeben, bis zum<br />
Jahr 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien auf 20 % anzuheben. Wie weit<br />
sind wir im Moment? Auf welche Bereiche setzen Sie da vor allem? Denken Sie an<br />
die Charts von Herrn Dr. Hartmann, z.B. Wasserkraft <strong>und</strong> Biogas. Wie sieht es<br />
aus?<br />
Hr. Schwarz<br />
Wir setzen bei diesem Programm, das wir vorgelegt haben <strong>und</strong> das jetzt auch noch<br />
vom Öko-Institut bestätigt wurde, auf die ganze Palette der regenerativen Energien.<br />
Bei der Wasserkraft sind wir schon relativ stark. Da sind die Zuwächse bzw. die<br />
Potenziale, die wir haben, nicht mehr so gewaltig wie in anderen Bereichen. Wir<br />
haben große Steigerungspotenziale im Bereich der Biomasse vor uns. Wir setzen<br />
auf Geothermie, weil wir hier in München eine relativ glückliche geologische Situation<br />
haben. Wir haben aber auch die Erkenntnis gewonnen, dass wir allein im<br />
Raum München die Stromerzeugung regenerativ nicht darstellen können, sondern<br />
nur eine Teilmenge davon. Wir werden uns auch daher überregional engagieren<br />
bei Offshore- oder Solaranlagen.<br />
Mir gefällt der Begriff „Umbau der Industriegesellschaft“ sehr gut. Ich halte es wirklich<br />
<strong>für</strong> notwendig <strong>und</strong> würde es noch mal auf den Umbau der Energieversorgung<br />
herunterbrechen. Umbau heißt aber auch Änderung im Verhalten beim Verbraucher.<br />
Wir brauchen eine massive Effizienzsteigerung bei der Energiebereitstellung -<br />
da sind die Energieversorgungsunternehmen massiv gefordert - <strong>und</strong> auch bei der<br />
Anwendung - da ist die Anwenderseite gefordert. Und als Ergänzung dazu brauchen<br />
wir natürlich einen Ausbau der regenerativen Energie. Wenn ich mir ansehe -<br />
ich komme noch mal zurück auf das, was ich in dem ersten Teil schon gesagt habe<br />
- was derzeit an Steuerungskriterien diskutiert wird, um zu erwirken, dass dieser<br />
Umbau wirklich vorangeht, dann geht er aus meiner Sicht sehr gemächlich voran.<br />
Hier muss vom Gesetzgeber erheblich stärker eingegriffen werden.<br />
Der Umbau muss aber auch so erfolgen, dass die Masse der Bürger das noch mittragen<br />
kann. Sonst werden wir große Unruhen haben. Ich habe ein bisschen die<br />
Sorge, dass wir sehr viel reden, nur auf den Mechanismus der Marktwirtschaft beim<br />
Handel setzen <strong>und</strong> die wirkliche Ursache außer Acht lassen. Man müsste eigentlich<br />
nur die Gesetze der Physik ein bisschen verstanden haben, dann wäre es relativ<br />
klar, wie ich auch ohne Handel die Systeme steuern kann. Wenn ich weiß, dass bei<br />
einer konventionellen Stromerzeugung ganz grob zwei Drittel aufgr<strong>und</strong> der Physik<br />
an Abwärme vergeudet werden, dann sind das Hebel, die angegangen werden<br />
müssten. Wenn ich auf der anderen Seite aber sehe, dass es derzeit b<strong>und</strong>esweit<br />
große Planungen gibt, neue Kraftwerke zu bauen, dann sind das alles Planungen,<br />
die eben nicht so arbeiten wie die Kraftwerke der Stadtwerke im Bereich der Kraft-<br />
Wärme-Kopplung.<br />
61
Und wenn ich dann noch weiß, dass ein Kraftwerk, wenn es mal steht, in der Regel<br />
30 Jahre laufen wird, dann bin ich noch weit weg von dem Ziel, das wir haben. Ich<br />
war gestern auch in Berlin zu einer anderen Tagung, <strong>und</strong> da hat einer aus dem<br />
Umweltministerium vorgetragen, dass die jetzige Klimasituation ein globales Versagen<br />
der Marktmechanismen ist. Das ist richtig. Ich würde davor warnen, dass wir<br />
nicht in 10 Jahren das Gleiche vom Emissionshandel sagen. Wir haben große<br />
Chancen <strong>und</strong> auch gute Werkzeuge, sehr schnell sehr große Schritte zu machen in<br />
Richtung CO2-Einsparung.<br />
Das ist der regenerative Part, der gesagt wurde. Der andere Part ist, es einfach<br />
nicht mehr zuzulassen, dass neue Kraftwerke gebaut werden, die die Abwärme,<br />
d.h. nämlich letzten Endes Primärenergie, an die Atmosphäre abgeben, sondern zu<br />
erzwingen, dass die Kraftwerke an die Standorte heranwandern. Das ist ja möglich.<br />
Wir haben es in unserem Heizkraftwerk Nord bewiesen, dass man ballungsraumnah<br />
emissionsminimiert Kraftwerke betreiben kann, um die Abwärme zu nutzen.<br />
Und man könnte dann b<strong>und</strong>esweit sofort in einem Schlag ca. 30 % der Emissionen<br />
aus Strom reduzieren. Wir haben die Potenziale vor uns. Wir trauen uns nur nicht<br />
wirklich, den hier angedeuteten Umbau der Industriegesellschaft ernsthaft anzugehen.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Vielen Dank! Herr Dr. Hartmann, Sie wollten dazu etwas sagen!<br />
Hr. Dr. Hartmann<br />
Ja, ich möchte Ihr Stichwort, das Sie erwähnt haben, aufgreifen, dass man nämlich<br />
das Verhalten der Menschen ändern müsse. Die Frage stellt sich natürlich sofort,<br />
wie man dieses denn erreichen kann. Da habe ich meine gewissen Zweifel, denn<br />
meines Erachtens zeigt uns die Erfahrung der gesamten Menschheitsgeschichte,<br />
dass sich das Verhalten der Menschen im Prinzip nur dadurch ändern lässt, dass<br />
man an den Preisen, d.h. an den Kosten <strong>für</strong> die Produkte, etwas ändert. Beispiel<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetz: ich bin überzeugt davon, dass der Boom von Windkraft-<br />
<strong>und</strong> Photovoltaikanlagen in Deutschland nicht durch die Einsicht der Menschen<br />
hervorgerufen wurde, <strong>für</strong> den Umweltschutz jetzt etwas zu tun. Nach meiner<br />
Einschätzung ist der Boom nur dadurch hervorgerufen worden, dass man Geld<br />
damit verdienen kann. Und in diese Richtung muss man gehen. Dadurch kann man<br />
das Verhalten der Menschen ändern, wenn man an der Stellschraube etwas dreht.<br />
Und deshalb ist ja dieses Erneuerbare-Energien-Gesetz auch so genial gestrickt,<br />
weil es genau an diesem Punkt ansetzt.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Das wäre jetzt auch sofort die Frage an dich gewesen, Joachim!<br />
Hr. Lorenz<br />
Zum Thema Preise möchte ich Ihnen zwei Entwicklungen aus der Stadt München<br />
darstellen, die in den letzten Jahren gelaufen sind. Die eine ist eher positiv, die<br />
andere eher negativ, <strong>und</strong> beide zeigen, wie man auf Preise reagiert. Das eine ist,<br />
dass wir im letzten Frühjahr, als der Dollarpreis pro Barrel Öl die 50-Dollar-Grenze<br />
überschritten hatte, bei uns im Rahmen des Förderprogramms Energieeinsparung<br />
62
einen Schub an Anträgen gehabt haben. Das schien so eine magische Grenze<br />
gewesen zu sein, 50 Dollar, aber dann ist er noch ein bisschen höher auf über 70<br />
Dollar gestiegen. Und wir haben so viele Anträge bekommen wie noch nie. Zum<br />
Glück hatten wir noch Reste aus den vergangenen Jahren, in denen die Gelder<br />
nicht alle abgerufen worden sind. Aber wir müssen auf jeden Fall jetzt unser Förderprogramm<br />
verändern. Wir müssen die Standards noch verschärfen, weil wir mit<br />
den Mitteln, die wir bisher vom Stadtrat bekommen haben, nicht mehr alle Maßnahmen<br />
fördern können. Die Bereitschaft, jetzt in Energie sparende Techniken zu<br />
investieren, in bessere Heizungsanlagen <strong>und</strong> in Wärmedämmung, ist mit der Überschreitung<br />
von 50 Dollar sehr stark angestiegen. Auch hier gab es also eine Reaktion<br />
auf den Preis.<br />
Das andere ist, <strong>und</strong> das sehe ich eher negativ, dass sich bei uns die Anträge auf<br />
den Einbau von offenen Kaminen in Einfamilien- <strong>und</strong> Doppelhäusern in den letzten<br />
Jahren jedes Mal verdoppelt haben. Die Leute wollten natürlich Heizkosten einsparen.<br />
Ich selber wohne in einem fernwärmeversorgten Gebiet <strong>und</strong> um mich herum<br />
haben alle außer mir inzwischen Kamine beantragt. Ich habe die, die sich einen<br />
Kamin <strong>für</strong> ungefähr 3.000 bis 4.000 Euro eingebaut haben, mal gefragt, was das<br />
Holz dazu kostet. Als sie die Holzpreise gesehen haben, haben sie sich gesagt,<br />
dass sie nicht wissen, ob sich das rentiert. Die Holzpreise haben sich nämlich inzwischen<br />
auch entsprechend angepasst.<br />
Hier sehen wir auch, dass wir nichts dagegen machen können, obwohl wir mit einer<br />
eigenen Münchner Brennstoffverordnung die Grenzwerte <strong>für</strong> die Staubemissionen<br />
bei den Kaminen sehr stark verschärft haben. Ich bedaure, dass gerade in fernwärmeversorgten<br />
Gebieten die Leute sich Kamine einbauen, weil das natürlich<br />
wieder eine entsprechende Feinstaubbelastung mit sich bringt, auch wenn biogene<br />
Brennstoffe verwendet werden. Aber es macht ökologisch - <strong>und</strong> ich behaupte auch<br />
ökonomisch - überhaupt keinen Sinn, dass man hier in der Stadt mit den leitungsgeb<strong>und</strong>enen<br />
Energien, wo man eben Strom <strong>und</strong> auch die Wärme entsprechend<br />
nutzt, meint, dass man auf eine scheinbar ökologische Alternative wie offene Kamine<br />
umsteigen müsste.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Ich wohne auch in einem Fernwärmegebiet <strong>und</strong> wollte eigentlich immer so gerne<br />
einen dänischen Ofen haben, aber jetzt kaufe ich mir keinen, Joachim.<br />
Hr. Lorenz<br />
Wir können es wahrscheinlich nicht verhindern.<br />
63
Publikumsdiskussion<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren, ich denke, wir öffnen unsere Diskussion jetzt <strong>für</strong> das<br />
Publikum. Wenn Sie Fragen an die Herren auf dem Podium haben oder kurze Diskussionsbeiträge<br />
liefern wollen, bitte sehr! Stehen Sie bitte auf <strong>und</strong> stellen Sie sich<br />
vor!<br />
Hr. Arndt<br />
Mein Name ist Arndt von der Stadtentwicklungsplanung in München. Ich habe eine<br />
Frage, die noch nicht thematisiert worden ist, die aber, denke ich, relativ wichtig ist<br />
<strong>für</strong> das Podium. Was wir heute hatten, ist die Fragestellung nach dem Burden Sharing<br />
in der Europäischen Kommission bzw. in der Europäischen Union, die ja die<br />
verschiedenen Länder zu verschiedenen Selbstverpflichtungen bezogen auf die<br />
Minderungsziele verpflichtet hatte. Die B<strong>und</strong>esrepublik hat neben vier weiteren<br />
Ländern in der EU die Ziele weitgehend erreicht, aber viele erreichen sie nicht,<br />
wodurch in der Summe die europäische Selbstverpflichtung gefährdet ist. Worauf<br />
ich hinaus will, ist die Fragestellung an das Podium, die Konsequenzen, sozusagen<br />
die Sanktionen, aufzuzeigen, die sich daraus ergeben <strong>für</strong> die zweite Phase dieser<br />
Kyoto-Protokoll-Verpflichtungen. Danke!<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Ich würde erst Herrn Grimm bitten!<br />
Hr. Grimm<br />
Ja, Burden Sharing ist eigentlich eine gute <strong>und</strong> auch gerechte Sache. Die Ziele<br />
wurden ja relativ heftig <strong>und</strong> hart ausdiskutiert, welches Land welche Obergrenze<br />
akzeptieren kann. So waren in dieser Käseglocke, die ich gezeigt habe, darunter<br />
die verschiedenen europäischen Länder mit ihren einzelnen Zielen zu sehen. Es ist<br />
schon einsichtig, dass Frankreich als Argument eingebracht hat, wo wir denn noch<br />
Emissionen sparen wollen bei unserer Energieversorgung. Wir haben Atomkraftwerke,<br />
da können wir nicht groß fossile Energien einsparen. Portugal hat das Argument<br />
erwähnt, wir haben noch enorme Entwicklungen vor uns, um quasi auf den<br />
Stand der gesamten EU zu kommen, also lasst uns bitte noch Luft. Ebenso Griechenland.<br />
Andere wie Liechtenstein haben einfach ein Kohlekraftwerk abgeschaltet<br />
<strong>und</strong> beziehen den Strom jetzt von außerhalb. So konnten sie locker über 20 %<br />
reduzieren.<br />
Diese einzelnen individuellen Gründe der Länder sorgten da<strong>für</strong>, dass die Ziele so<br />
different sind. Und <strong>für</strong> die nächste Budgetperiode wird es meines Erachtens jetzt<br />
genau gleich laufen. Jedes Land wird quasi seine Argumente bringen, d.h. seine<br />
Prognosen <strong>für</strong> die nächste Budgetperiode, warum es hier <strong>und</strong> da so<strong>und</strong>soviel eben<br />
nicht erreichen oder doch erreichen kann. Das Problem, das ich sehe bzw. was ich<br />
beobachte, ist der Atmosphärenwechsel. 1992 war eine Atmosphäre entstanden,<br />
dass der IPCC-Report eine richtige Betroffenheit ausgelöst <strong>und</strong> man hat sich wirklich<br />
bemüht hat, hier etwas zu tun. Dann kamen bei der Verhandlung einzelne nationale<br />
Egoismen rein. Aber im Gr<strong>und</strong>e genommen war es ein großes Wir-Gefühl.<br />
Wir haben etwas zu leisten. Wir müssen hier wegkommen vom Öl, weil es uns<br />
sonst an den Kragen geht. Diese Atmosphäre herrscht heute nicht mehr.<br />
64
Die Atmosphäre ist heute in den Verhandlungen ganz klar den ökonomischen<br />
Überlegungen gewichen. Ich sehe da im Moment nicht mehr dieses Treiben, dass<br />
jemand hergeht <strong>und</strong> sagt, ja, auch wenn ich noch nicht weiß, wie ich die 30 % bis in<br />
die nächste Budgetperiode erreichen soll, ich wage es, ich mache es, <strong>und</strong> wenn ich<br />
Probleme bekomme, dann muss ich es halt von auswärts kaufen. Diesen Geist gibt<br />
es heute nicht.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Ich würde da gerne noch eine Frage anschließen. In einer Ihrer Folien ist ja ausgeführt<br />
worden, dass bei entsprechendem globalen vernünftigen Verhalten die Selbstverpflichtung<br />
der EU sogar noch erhöht werden würde. Das wurde dann dahingehend<br />
interpretiert, dass sich eben Russland, Kanada, Indien <strong>und</strong> China beteiligen<br />
müssen. Wie realistisch ist das denn? Herr Dr. Sandhövel, Ihr Unternehmen ist<br />
global unterwegs. Sind sie denn mit den sehr einleuchtenden <strong>und</strong> auch sehr systemkonformen<br />
Überlegungen in diesen Märkten schon unterwegs? Gibt es da Ansprechpartner,<br />
die <strong>für</strong> diese Themen überhaupt empfänglich sind?<br />
Hr. Dr. Sandhövel<br />
Man kann sagen, dass in fast allen Emerging Markets, China, Brasilien, aber auch<br />
einigen industrialisierten Kernmärkten, diese Themen natürlich mittlerweile eine<br />
Rolle spielen, mehr oder weniger groß, mehr oder weniger entwickelt. Wir haben<br />
ein großes Geschäft mit erneuerbaren Energien in China. Es entwickeln sich sicher<br />
auch zukünftig bestimmte Carbon-Märkte, wenn man dies mal so ein bisschen<br />
globaler umschreiben möchte, um nicht immer nur auf den Emissionshandel zu<br />
gehen. Man hat, denke ich mal, eine Reihe von Möglichkeiten <strong>und</strong> Allianz Dresdner<br />
nutzen die auch.<br />
Was ich viel entscheidender finde in dem Zusammenhang, ist, dass da natürlich<br />
auch die Rahmenbedingungen gesetzt werden müssen, um eine gewisse Nachhaltigkeit<br />
auf diesen Märkten zu erzeugen. Ich denke mal, das ist überhaupt die zentrale<br />
Forderung, alles andere kommt danach. Die Forderung, die wir seit jetzt drei<br />
oder vier Jahren erheben - <strong>und</strong> ich war auf jeder Klimakonferenz seit 2001 <strong>und</strong> alle<br />
meine Kollegen von den „Wettbewerbern“ auch -, ist klar: wenn ihr ernsthaft mit<br />
den Finanzmärkten zusammenarbeiten wollt, dann braucht ihr ein verlässliches,<br />
klares <strong>und</strong> anspruchsvolles CO2-Minderungsziel, das abgeleitet sein muss von<br />
einer vernünftigen Klimapolitik. Und diese Politik muss ein bisschen länger dauern<br />
als drei oder vier Jahre. Sie muss mindestens 20 bis 30 Jahre Bestand haben, mit<br />
den Möglichkeiten permanenter Verschärfung, um auf naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten<br />
reagieren zu können.<br />
Das sagen wir <strong>und</strong> werden das auch weiterhin sagen. Wir werden uns sicherlich<br />
auch noch überlegen, wie wir das verschärfter deutlich machen können. Aber ohne<br />
diese klaren Rahmenbedingungen werden sich sicherlich Investoren - <strong>und</strong> ich meine,<br />
die sind die Treiber der Entwicklung, das werden keine kleinen Unternehmen<br />
sein - in China <strong>und</strong> Indien engagieren. Es sind letztlich immer die Finanzmärkte, die<br />
dann die Transmissionsriemen bieten, um diese Dinge überhaupt erst möglich zu<br />
machen, weil irgendwann natürlich auch den staatlichen Förderbanken die Luft<br />
ausgeht.<br />
65
Das heißt, wenn man die Finanzmärkte will <strong>und</strong> wenn man die Finanzmärkte<br />
braucht <strong>und</strong> es ernst nimmt, diese als Transmissionsriemen zu benutzen - <strong>und</strong> die<br />
Forderung steht in jeder Klimaverhandlung im Raum -, dann muss man eben auch<br />
die Rahmenbedingungen da<strong>für</strong> schaffen, <strong>und</strong> zwar verlässlich <strong>und</strong> etwas länger<br />
andauernd.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Vielen Dank! Frau von Walter!<br />
Fr. von Walter<br />
Mein Name ist Mechthild von Walter, ich bin Stadträtin der ÖDP hier <strong>und</strong> ich habe<br />
eine Frage an Herrn Schwarz. Herr Dr. Sandhövel hat es eigentlich gerade schon<br />
angesprochen, als Sie sagten, dass der Markt versagt habe, weil sich die ökologischen<br />
Bedingungen so verschlechtert haben. Ich bin aber der Meinung, dass der<br />
Markt weder <strong>für</strong> ökologische Bedingungen noch <strong>für</strong> soziale Bedingungen zuständig<br />
ist. Da müssen die Vorgaben von der Politik kommen. Und ich denke, mit den<br />
Rahmenbedingungen, Herr Dr. Sandhövel, haben Sie wohl auch die politischen<br />
Rahmenbedingungen gemeint. Da gehören Gesetze her <strong>und</strong> eben das Primat der<br />
Politik aus Gründen der Daseinsvorsorge <strong>für</strong> die gesamte Erdbevölkerung. Solange<br />
das auf politischer Ebene nicht durchgesetzt wird, brauchen wir der <strong>Wirtschaft</strong> keine<br />
Vorwürfe zu machen, dass sie nur profitmaximiert arbeitet.<br />
Hr. Dr. Sandhövel<br />
Das kann ich nur bestätigen. Es ist richtig, dass der Gesetzgeber die Bedingungen<br />
des Marktes steuert. Der Markt funktioniert dann, wenn alles ganzheitlich bewertet<br />
wurde. Wenn die Folgekosten vom Handeln nicht im Marktpreis abgebildet werden,<br />
entwickelt sich ein falscher Markt, <strong>und</strong> das habe ich gemeint. Das ist genau das<br />
Problem: so wie jetzt der Emissionshandel im Sinne der Emissionsbewertung <strong>und</strong><br />
der beteiligten Partner im Handel aufgesetzt ist, sehe ich die Gefahr einer Fehlentwicklung.<br />
Man sieht es ja in der Diskussion, dass man das Klimaproblem mit der<br />
Kernenergie lösen will. Das ist nicht meine Ansicht.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Frau Krieger, bitte!<br />
Fr. Krieger<br />
Sabine Krieger, Stadträtin der Grünen. Es wurde heute sehr viel über erneuerbare<br />
Energien geredet als Lösung des Problems. Ich glaube aber, dass der Bereich<br />
Energieeinsparung <strong>und</strong> Energieeffizienz ebenfalls ein wichtiger Bereich ist. Herr<br />
Schwarz hat es auch angesprochen. Deswegen wäre jetzt einfach meine Frage an<br />
die verschiedenen Leute hier von den Energieversorgern, von den Stadtwerken,<br />
von der Industrie <strong>und</strong> auch vom Finanzdienstleister: Welchen Beitrag könnten denn<br />
eigentlich Sie zu diesem Thema leisten? Gerade im Finanzbereich, z. B. bei den<br />
Banken, ist es im Bereich Energieeinsparung meiner Ansicht nach so, dass gerade<br />
KfW-Kredite nicht vorrangig von den Banken angeboten werden, weil sie dadurch<br />
nicht so gute Geschäfte machen. Das ist nur ein ganz kleiner Bereich. Aber ich<br />
glaube, gerade die Energieeinsparung im Finanzwesen läuft ja auch über diesen<br />
privaten Bereich, dass man privates Verhalten fördern muss, indem man Kredite<br />
66
gibt, <strong>und</strong> nicht in diesem ganz großen Bereich mit Rieseninvestitionen mit großen<br />
Fonds <strong>und</strong> Ähnlichem. Es würde mich interessieren: wie groß ist da die Bereitschaft?<br />
Dann auch im Prinzip bei den Energieversorgern, in dem Fall bei den<br />
Stadtwerken: Welche Verantwortung wollen die Energieversorger eigentlich <strong>für</strong><br />
diesen Bereich übernehmen? Und im Bereich der Unternehmen natürlich auch,<br />
welche Möglichkeiten sehen Sie, da auch Ihren Beitrag zu leisten?<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Vielleicht gehen wir durch das ganze Podium. Herr Dr. Sandhövel, Sie waren der<br />
Erste!<br />
Hr. Dr. Sandhövel<br />
Natürlich ist es klar, dass diese Klimainstrumente <strong>und</strong> auch die Klimaprodukte<br />
selbstverständlich auch <strong>für</strong> den Privatk<strong>und</strong>enbereich gelten. Die Frage der Fördermittel<br />
ist ja relativ komplex. Wir als Bank - <strong>und</strong> ich glaube, das gilt auch <strong>für</strong> alle<br />
anderen - leiten KfW-Fördermittel durch. Da kann man sich sicherlich klagend über<br />
die Margen <strong>und</strong> die Mühen, die da bleiben, unterhalten. Sagen wir so, um es überspitzt<br />
zu formulieren: man fragt sich, ob man in der Zeit, in der man diese KfW-<br />
Fördermittel bearbeitet <strong>und</strong> durchleitet, nicht ein interessanteres Geschäft machen<br />
kann. Aber das ist nicht der Punkt. Ich glaube, auch hier ist es eine Frage der Kreativität.<br />
Seit geraumer Zeit - ich kann da wieder nur <strong>für</strong> uns sprechen - bemühen wir uns<br />
natürlich, auch diese Fördermittel-Fragestellung mit anderen Dingen zu verknüpfen.<br />
Wir haben die Möglichkeit, das mit Versicherungen <strong>und</strong> anderen Privatk<strong>und</strong>enprodukten<br />
zu verknüpfen. Und ich glaube, dass da ein riesiger Markt ist, aber<br />
letztlich sind das alles Instrumente, die vom Gesetzgeber angeboten werden. Ich<br />
bin da nicht nur Bankenvertreter, sondern auch persönlich betroffen, weil wir in<br />
unserem Haus eine Rieseninvestitionsmaßnahme im Bereich der Wärmedämmung,<br />
Holzpellets <strong>und</strong> Solarenergie, durchgeführt haben, <strong>und</strong> zwar sehr erfolgreich.<br />
Insofern kenne ich alle Schwierigkeiten, die damit verknüpft sind, an Fördermittel<br />
zu kommen, insbesondere wenn die Fördertöpfe auf einmal leer sind.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Wohnen Sie in München?<br />
Hr. Dr. Sandhövel<br />
Nein, ich wohne in Wiesbaden.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Vielen Dank! Herr Dr. Hartmann!<br />
Hr. Dr. Hartmann<br />
Viel kann ich zu diesem Thema nicht beitragen. Ich glaube, ich habe deutlich gemacht,<br />
dass nach unserer Meinung den beiden Themen Energieeffizienz <strong>und</strong> Energieeinsparung<br />
genau der gleiche Stellenwert gewidmet werden muss wie dem<br />
Thema erneuerbare Energien. Nur dieser dreifache Weg kann zum Erfolg führen.<br />
67
Ich denke dabei an die Deutsche Energieagentur, die ja vor etwa 10 Jahren u.a.<br />
gegründet wurde, um Kampagnen <strong>für</strong> die Information der Bevölkerung u.a. zu diesem<br />
Thema durchzuführen, da an dieser Stelle viel zu wenig gemacht wird. Ich<br />
glaube, vielen Leuten ist gar nicht klar, dass, wenn sie - ich nenne jetzt mal ein<br />
ganz profanes Beispiel - ihren alten Kühlschrank durch einen neuen ersetzen, sie<br />
eine Amortisationszeit in finanzieller Hinsicht von drei oder vier Jahren haben.<br />
Dann haben sie die Differenzkosten wieder drin. In dieser Richtung müsste viel<br />
mehr gemacht werden.<br />
Zweites Beispiel, auch relativ profan: ich vermisse auf dem deutschen Haushaltswaschmaschinenmarkt<br />
Waschmaschinen, die es auch erlauben, einen Warmwasseranschluss<br />
zu installieren. Stichwort Thermische Solaranlage: die Industrie bietet<br />
dieses einfach nicht an. Es gibt solche Waschmaschinen praktisch nicht auf dem<br />
Markt. In dieser Richtung könnte man auch viel machen, um Ihrem Thema Energieeinsparung<br />
zwei Schritte entgegenzukommen. Das ist natürlich längst nicht ausreichend,<br />
aber das wäre meine Antwort.<br />
Hr. Grimm<br />
Also zu den Vorrednern, Finanzen <strong>und</strong> erneuerbare Energien, <strong>und</strong> zu den Nachrednern,<br />
zu Technik <strong>und</strong> Energieeffizienz: da stehe ich jetzt irgendwo dazwischen.<br />
Aber ich will auf den Menschen kommen: was kann der einzelne Mensch in dieser<br />
Hinsicht machen? Ich denke, wir dürfen nicht dahingehen, dass wir sagen, dass<br />
alles irgendwo die UNO mit dem Kyoto-Protokoll regelt oder die großen Energieversorger<br />
schuld sind. Wir müssen uns auch an die eigene Nase fassen. Was mir<br />
sehr gut gefällt, ist die Webseite von Al Gore, der ganz konkret 40 Maßnahmen<br />
darstellt <strong>und</strong> sagt, wenn du wirklich Klimaschutz betreiben willst, dann schau’ dich<br />
selber mal um, was bei dir alles noch möglich ist. Da gibt es eine Menge zu tun,<br />
was man selber machen kann. Ich kaufe <strong>für</strong> 11 Euro ein Gerät, mit dem ich meine<br />
Energie am Eisschrank <strong>und</strong> an der Waschmaschine messe <strong>und</strong> erkenne, dass das<br />
viel zu viel ist. Dann muss ich halt neu investieren. Ich fahre Auto, nicht ein Zweieinhalb-Liter-Auto,<br />
<strong>und</strong> ich erwarte nicht von jedem, dass er ganz umsteigt auf andere<br />
Treibstoffe wie Pflanzenöl etc., aber es gibt da viele Möglichkeiten, sich selber<br />
an der Nase zu packen <strong>und</strong> Klimaschutz ganz privat zu betreiben.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Ich habe insofern einen Beitrag geleistet als ich gestern hier in München war. Ich<br />
gebe aber zu, dass ich durchaus auch fliege. Joachim, was tun wir <strong>für</strong>s Bewusstsein<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Verantwortung der Einzelnen?<br />
Hr. Lorenz<br />
Wenn ich unser Förderprogramm „Energieeinsparung“ sehe <strong>und</strong> die ausgereichten<br />
Mittel, dann werden über 60 % der Mittel von r<strong>und</strong> 2 Millionen Euro, im letzten Jahr<br />
waren es sogar 4 Millionen Euro, in die Energieeinsparung investiert, nämlich in<br />
den ganzen Bereich Wärmedämmung, also Dachdämmung, Fensterdämmung,<br />
Außenwanddämmung. Der zweitgrößte Anteil, also der zweite Bereich, entfällt auf<br />
bessere Technik, insbesondere Heizungstechnik, d.h. höhere Effizienz. Und der<br />
dritte Bereich ist der Einsatz erneuerbarer Energien. Wir fördern ja nur noch die<br />
Solarthermie, weil die Photovoltaik durch das EEG entsprechend abgedeckt ist <strong>und</strong><br />
68
wir deswegen keine Zusatzförderung machen. In dieser Reihenfolge sehe ich auch<br />
unsere Ansatzpunkte: erster Punkt Einsparung, zweiter Punkt bessere Effizienz,<br />
dritter Punkt erneuerbare Energien.<br />
Hr. Schwarz<br />
Ich sehe unsere Hauptaufgabe zunächst mal bei der effizienten Energiebereitstellung.<br />
Da konzentrieren wir uns darauf. Über unsere Medien, die wir haben, informieren<br />
wir aber auch darüber, wie der Bürger Energie sparen kann. Da würde ich<br />
mir aber wirklich vom Handel oder vom produzierenden Gewerbe noch mal mehr<br />
Angebote <strong>und</strong> auch mehr Informationen wünschen. Und wir haben diese Verlockungsangebote<br />
eingestellt, die es ja früher durchaus gab, durch die Preistarifbildung<br />
auch einen Mehrverbrauch fast zu provozieren. Wir haben heute eine Preisbildung,<br />
die auch zum Energiesparen reizt. Ich will ausdrücklich nicht sagen, dass<br />
wir, wenn ich nur auf die Gesetze des Marktes setzen wollte, dann eigentlich die<br />
Preise anheben müssten. Das funktioniert eben nicht. Wir setzen hier stattdessen<br />
auf Information <strong>und</strong> konzentrieren uns auf unser Geschäft, eben die Nutzenergie<br />
hocheffizient, d.h. umweltschonend, bereitzustellen.<br />
Hr. Oesten<br />
Ja, im Prinzip kann ich dazu gar nicht so viel mehr beitragen. Es ist natürlich eine<br />
psychologische Geschichte, <strong>und</strong> insofern sind Mitarbeiter auch Menschen <strong>und</strong> verhalten<br />
sich wie Privatpersonen, auch im Unternehmen. Auch hier setzen wir natürlich<br />
an <strong>und</strong> klären auf, z. T. mit schlichten Beispielen, Vorschlägen <strong>und</strong> anderen<br />
Beiträgen, z. T. aber auch mit technischen Lösungen. Sie kennen die Dinge wie<br />
Bewegungsmelder, die da<strong>für</strong> sorgen, dass die Lampen nicht ewig irgendwo brennen<br />
in Räumen, die nur teilweise genutzt werden. Wo die Energiepreise in den<br />
letzten Jahren so gestiegen sind, setzen wir uns natürlich auch sehr intensiv mit<br />
dem Thema auseinander, welche Energien zu welchem Zeitpunkt an welchem Ort<br />
wirklich benötigt werden.<br />
Zum Thema Spitzenlast fragen wir uns, ob es irgendwo eine Möglichkeit gibt, durch<br />
geschickte technische oder organisatorische Lösungen Energieeinsparung im Sinne<br />
eines Nicht-Ausgebens von Energie zu machen. Wir haben regelmäßig entsprechende<br />
Fachfirmen im Hause, die sich das ganze energetische Konzept anschauen<br />
- ich rede jetzt nicht nur über Heizenergie, sondern auch Strom <strong>und</strong> andere Dinge.<br />
Wir haben von denen, ich will nicht sagen, Bestnoten, aber zumindest sehr gute<br />
Klassennoten erhalten, was nicht heißt, dass wir deswegen aufhören, etwas zu tun.<br />
Es gibt auch bei uns noch einiges im Portfolio <strong>für</strong> die nächsten Jahre, was wir an<br />
technischen Veränderungen einsetzen werden.<br />
Jetzt greife ich das Beispiel vom Kühlschrank auf: wir haben soeben die Kompressoren<br />
<strong>für</strong> unsere ganze Druckluftgeschichte mächtig erneuert <strong>und</strong> viel Geld in die<br />
Hand genommen. Das sind so Beiträge, wo man dann eben sagt, ich mache nicht<br />
den Riesensatz nach vorne, aber nach dem deutschen Satz „Kleinvieh macht auch<br />
Mist“ läppert es sich irgendwann zusammen. Es ist nicht eine Maßnahme, sondern<br />
ein Bündel von Maßnahmen, <strong>und</strong> der Weg ist mühselig <strong>und</strong> zäh.<br />
69
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Das stimmt, aber ich denke, dass wir bei der Stadt auch noch auf unser Programm<br />
„ÖKOPROFIT“ verweisen können, das im Rahmen der Agenda 21 von meinem<br />
<strong>Referat</strong> <strong>und</strong> dem RGU entwickelt wurde. Seit 1998 praktizieren wir das jetzt im<br />
zehnten Jahr gemeinsam. Jedes Jahr führen wir wirklich von Global Playern über<br />
den FC Bayern bis zu kleinen Handwerksbetrieben <strong>und</strong> städtischen Einrichtungen<br />
Umweltbeauftragte zusammen, die anhand eines entwickelten Programms dann<br />
lernen, wie angesetzt werden kann. Diese Beispiele, die Sie jetzt gerade genannt<br />
haben, sind keine End-of-Pipe-Lösungen, sondern gehen am Anfang los. Es fängt<br />
mit der Sparbirne oder dem Bewegungsmelder an. Wir können Jahr <strong>für</strong> Jahr, Joachim,<br />
ganz stolze Bilanzen des eingesparten CO2-Ausstoßes, der gesparten Energie,<br />
des Wasserverbrauchs etc. verkünden.<br />
Dieses Programm ist inzwischen in über 80 Städte in Deutschland durchgesickert.<br />
Und das ist genau der Weg, glaube ich, den wir gehen müssen, im persönlichen<br />
Verantwortungsbereich wie auch im eigenen Unternehmen. Ich finde es sehr<br />
schön, Herr Dr. Sandhövel, dass Sie wirklich die Sicht des Global Players hier einbringen,<br />
der im Rahmen der marktwirtschaftlichen Gegebenheiten sagt, dass es<br />
nur so Sinn macht <strong>und</strong> da auch Geld verdient werden kann. Sie haben das ähnlich<br />
formuliert, Herr Dr. Hartmann, genau diese Instrumente müssen wir nutzen. Danke<br />
auch, Frau von Walter. Eine Frage ist noch da, aber ich denke, mit der schließen<br />
wir dann auch.<br />
Fr. Dr. Sieber<br />
Mein Name ist Inci Sieber von der Initiative Nahrungskette, einer Verbraucherorganisation.<br />
Ich möchte an das Stichwort „Umbruch der Industriegesellschaft“ anknüpfen<br />
in Bezug auf die Verbraucheraufklärung. Ich denke eben, dass die erneuerbaren<br />
Energien ein w<strong>und</strong>erbares Beispiel da<strong>für</strong> sind, dass der Umbruch erst mal im<br />
Industriebereich beginnt <strong>und</strong> man endlich mit dem Umweltschutz Geld verdienen<br />
kann anstatt mit der Vernichtung von Umwelt. Das ist schon mal eine sehr gute<br />
mittelfristige Aktion, aber heutige Ad-Hoc-Aktionen sind auch ganz wichtig, besonders<br />
in den Schulen, damit die Schüler auch aufgeklärt werden. Es geht um ihre<br />
Welt: ihre Welt wird vor ihren Augen weggeflutet, d.h. sie müssen aufgeklärt werden.<br />
Die Entwicklung geht auch von unten nach oben beim Energiesparen. Sie<br />
können ihren Eltern sagen, wie sie das machen, mit Energiesparlampen usw. Es ist<br />
ganz wichtig, was jeder Einzelne tun kann, z.B. in Universitäten <strong>und</strong> in Schulen. Es<br />
muss zur Aufgabe von jedem werden, nicht von der Politik <strong>und</strong> von bestimmten<br />
Segmenten, sondern von jedem, von Studenten <strong>und</strong> von Schülern.<br />
Auch in Unternehmen muss eine neue Kultur etabliert werden, damit die Mitarbeiter<br />
aufgeklärt werden. Wichtig ist, was jedes einzelne Unternehmen zur Verringerung<br />
der Emissionen tut, dass eine Corporate Identity sich daran entwickeln kann <strong>und</strong><br />
z.B. in Banken eine Aufklärung über ethische Fonds stattfindet, sowohl über ökologische<br />
Fonds als auch über die Verweigerung von solchen Fonds, die Unternehmen<br />
fördern, die die Umwelt <strong>und</strong> Emissionen in eine negative Richtung bringen.<br />
70
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Dem stimmen wir, glaube ich, alle zu. Dazu müssen wir am Podium auch gar nichts<br />
sagen. Die allerletzte Wortmeldung, Herr Kreuzer!<br />
Hr. Kreuzer<br />
Mein Name ist Kreuzer, ich bin der Vorsitzende der Bürgerstiftung „Zukunftsfähiges<br />
München“. Wir haben mit finanzieller Unterstützung der Landeshauptstadt München<br />
seit fünf Jahren den Life Guide <strong>für</strong> München. Und dieser Life Guide hat extra<br />
ein Kapitel zum Klimaschutz <strong>und</strong> eine Vielzahl von Empfehlungen, Kosten zu sparen<br />
mit Dämmung <strong>und</strong> Energiesparlampen, d.h. eine Unterrichtung der Münchner<br />
Bevölkerung, was man machen kann. Wir haben an die 50.000 bis 60.000 Clicks<br />
jeden Monat. Ich bin der Meinung, das wäre etwas, das die Stadtwerke auch noch<br />
stärker in die Bevölkerung hineintragen können, zumindest die Adresse. Wir haben<br />
mehrfach vorgeschlagen, dass man so etwas macht. Wir haben kleine Flyer, die<br />
man in die Rechnungen der Stadtwerke beilegt, damit eben mehr Leute wissen,<br />
dass es so ein tolles Instrument gibt.<br />
Es ist uns gelungen, in sieben deutschen Städten den Life Guide lizenzmäßig weiterzugeben<br />
als Beitrag zur CO2-Einsparung aus den privaten Haushalten. Das ist<br />
vielleicht nur ein kleiner Beitrag im Vergleich zu den anderen, aber wie Sie sehr<br />
deutlich gesagt haben, muss man mit den Energieeinsparungen auch bei den privaten<br />
Haushalten anfangen. Ich würde mich freuen, wenn mehr Leute in München<br />
oder in anderen Städten das nutzen würden.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Ja, vielen Dank. Mit diesen beiden Appellen, die ja an uns alle gerichtet sind, beschließe<br />
ich dann die Diskussionsr<strong>und</strong>e.<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren, ich danke jetzt erst Ihnen, die über zweieinhalb St<strong>und</strong>en<br />
engagiert <strong>und</strong> aufmerksam unserer Diskussion gefolgt sind. Es ist aber auch eine<br />
schöne Rückmeldung <strong>für</strong> uns. Ich danke insofern den Teilnehmern am Podium,<br />
Ihnen meine Herren <strong>für</strong> Ihre informativen <strong>und</strong> spannenden Vorträge <strong>und</strong> Ihnen vor<br />
allem <strong>für</strong> Ihre Beiträge in der Diskussion. Ich möchte auch Herrn Böhm danken, der<br />
nicht nur die Konferenz, wie ich finde, richtig gut vorbereitet hat, sondern auch mich<br />
gut vorbereitet hat. Ich hoffe, ich habe wenigstens einige vernünftige <strong>und</strong> weiterführende<br />
Fragen stellen können.<br />
Diese Konferenzen, die wir jetzt im vierten Jahr durchführen, sind an der Nahtstelle<br />
zwischen Ökologie <strong>und</strong> Ökonomie angesiedelt. Ich glaube, gerade die heutige Konferenz<br />
hat deutlich gemacht, dass es eine ganz entscheidende Nahtstelle ist, nicht<br />
nur <strong>für</strong> das Schicksal des Globus insgesamt <strong>und</strong> unserer Kinder, sondern auch <strong>für</strong><br />
unsere <strong>Wirtschaft</strong>, <strong>für</strong> produzierende Unternehmen, <strong>für</strong> Dienstleister, <strong>für</strong> große <strong>und</strong><br />
<strong>für</strong> kleine, <strong>für</strong> städtische Unternehmen <strong>und</strong> <strong>für</strong> private. Dass wir das so schön herausarbeiten<br />
konnten, da<strong>für</strong>, wie gesagt, nochmals herzlichen Dank! Sie, die so<br />
lange ausgehalten haben, sind jetzt herzlich zu einem kleinen Imbiss eingeladen!<br />
71
Teilnehmerverzeichnis<br />
Herr Dr. Michael Altmayer Bayer. Landesamt <strong>für</strong> Umwelt, Hof<br />
Herr Ramon Arndt <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> Stadtplanung <strong>und</strong> Bauordnung<br />
Frau Christiane Baier Münchner Stadtentwässerung<br />
Frau Birgit Baindl Ingenieurbüro<br />
Herr Hanjo Bartheit Bad Aibling<br />
Frau Christine Bartheit Bad Aibling<br />
Frau Claudia Bartheit LMU München<br />
Herr Christian Bartheit LMU München<br />
Frau Bayer-Kroneisl Stadt Neuburg an der Donau<br />
Herr Dr. Gerolf Bender Creative Industry, Schwabhausen<br />
Herr Prof. Dr. Gerhard Berz Förderverein Katastrophenvorsorge e.V.<br />
Herr Martin Betzold Green City e.V.<br />
Frau Sabine Bock WECF<br />
Frau Evelyn Bohle oekom-research-com<br />
Herr Karsten Böhm <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Herr Wolfgang Bongartz Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft<br />
Herr Dierk Brandt Planungsgruppe 504<br />
Herr Gunnar Braun Stadtwerke München GmbH<br />
Herr Thomas Claßen<br />
Herr Claus Dessauer<br />
Frau Irina Detlefsen Hypovereinsbank München<br />
Herr Dr. Eberhard Faust Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft<br />
Herr Dr. Johannes Fischer Paulaner Brauerei<br />
Herr Jürgen Fischer Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft<br />
Herr Günther Fischhaber AUDI AG, Ingolstadt<br />
Herr Joachim Förster LMU München<br />
Herr Dr. Rüdiger Freist Regionsbeauftragter <strong>für</strong> die Region Ingolstadt<br />
Herr Wolfgang Fröhlich Fröhlich & Widl Steuerberater<br />
Herr Rudolf Fuchs <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />
Frau Margot Fürst <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />
Herr Martin Gail Stadt Friedberg<br />
Herr Reiner Gaupp <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> Stadtplanung <strong>und</strong> Bauordnung<br />
Frau Elly Geiger Kreisjugendring München-Stadt<br />
Herr Dr. Oliver Gohlke Martin GmbH<br />
Herr K. Gonscherowski<br />
Frau Juliane Gött SWM Versorgungs GmbH<br />
Herr Rudolf Grießer Regierungsbm.<br />
Herr Bernhard Grimm CMI - Carbon Management International<br />
Herr Edwin Grodeke Kommunalreferat<br />
Herr Dr. David Großekathöfer Stadtwerke München GmbH<br />
Frau Annette Gruß FutureCamp GmbH<br />
Frau Andrea Gummert Ziel 21 e.V., Fürstenfeldbruck<br />
Frau Gurkan Gungör POST-INT-CONSULTING<br />
Herr Rainer Hanely Peter Schweigl GmbH, Germering<br />
Herr Dr. Uwe Hartmann Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Sonnenenergie<br />
72
Herr Rolf Häßler Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft<br />
Herr Hans Peter Heidebach <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Frau Gabriele Heller Planungsgruppe 504<br />
Herr Herbert Höltschl BMW AG<br />
Herr Volker Horch Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft<br />
Herr Hans-Peter Jerschke TNT Express GmbH, Hallbergmoos<br />
Herr Henrik Jörgens <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />
Frau Eva Kaiser<br />
Herr Dr. Franz Karg Avancis GmbH<br />
Herr Karl-Heinz Katzki DGB Region Ingolstadt<br />
Frau Christiane Klees Haare <strong>und</strong> Bewusstheit<br />
Herr Armin Knaus<br />
Herr Reiner Knäusl Bayerischer Städtetag<br />
Frau Angela Knill<br />
Herr Mathias Knoblich Iwis meiersysteme GmbH & Co KG<br />
Frau Elisabeth Kolossa Ges. f. umweltgerechtes Bauen mbH, Tutzing<br />
Herr Michael König MVG<br />
Frau Sonja Krebes Deutscher Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />
Herr Klaus Kreuzer Bürgerstiftung Zukunftsfähiges München<br />
Herr Werner Krieg Gem. Kommunaluntern. f. Abfallwirtschaft<br />
Frau Sabine Krieger Stadtrat München<br />
Herr Dr. Eckhard H. Krüger Energie & Kommunikation GmbH<br />
Herr Kuno Kübler StirlingConsulting München<br />
Frau Christine Kugler Stadtwerke München GmbH<br />
Herr Dieter Kugler Kämmerer Gemeinde Eching<br />
Herr Dr. Hans-Michael Kurz BMW AG<br />
Herr Günther Langer Kommunalreferat<br />
Herr Jens Langhein Stadt München<br />
Herr Max Lauprecht Green City e.V.<br />
Herr Joachim Lorenz Referent <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />
Herr Dr. Karl Mack Aktivsenioren Bayern e.V.<br />
Herr Prof. Dr. Ing. Hermann Mader Fachhochschule München<br />
Herr Karlheinz Manrath projekt advice, Grafrath<br />
Frau Antoinette Marino Stadtsparkasse München<br />
Herr Christian Matros Revisionsamt der Stadt München<br />
Frau Bärbel Mätzler InBIT gGmbH<br />
Herr Hans C. Mayer Photovoltaik <strong>für</strong> Sie - Beratung <strong>und</strong> Vertrieb<br />
Herr Lars Mentrup<br />
Frau Regine Metz Josef-von-Fraunhofer RS<br />
Herr Tim Meyer Energieberater<br />
Frau Pichlbauer Michaela SIM Sozialwissenschaftl. Institut München<br />
Herr Dr. Ingfrid Mittenzwei Journalist<br />
Herr Ulfried Müller <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Frau Hilde Neiß Stadt München<br />
Herr Reinhold Nieberle Polizeidirektion München-West<br />
73
Frau Christa Olbrich <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Herr Reinhardt Pauli Baureferat<br />
Herr Martin Pendleder<br />
Frau Ulrike Post POST-INT-CONSULTING<br />
Frau Ulrike Pott Arqum GmbH<br />
Herr Dr.-Ing. Maximilian Quante vku - Verband kommunaler Unternehmen e.V.<br />
Frau Martina Raschke Bürgerstiftung Energiewende Oberland<br />
Herr Thomas Rath Umweltinstitut München e.V.<br />
Herr Benedikt Rauch oekom-research-com<br />
Herr Dirk Reinhard Münchener Rück Stiftung<br />
Frau Monika Renner Stadtrat München<br />
Herr Ralf Rick Berufsm. Stadtrat Stadt Neuburg a. d. Donau<br />
Herr Harald Rosenberger Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft<br />
Frau Kristina Rütert oekom-research-com<br />
Herr Reinhardt Sachsinger LGA<br />
Herr Dr. Armin Sandhövel Dresdner Bank AG<br />
Herr Ulrich Schaaf INPLUS GmbH, Germering<br />
Herr Dietmar Scharf Handwerkskammer <strong>für</strong> München <strong>und</strong> Obb.<br />
Frau Dr. agr. Swantje Mignon Schlederer science-management-services<br />
Herr Dr. Dieter Schlesinger LMU München<br />
Herr Dr. jur. Matthias Schönberger Elektro-Innung München<br />
Frau Elisabeth Schosser Stadtrat München<br />
Herr Jörg Schuchardt aquaKomm GmbH&Co.,KG<br />
Herr Arnold Schuler iMs<br />
Herr Heinz Schulze Agenda 21 - Eine Welt<br />
Frau Martina Schulze<br />
Herr Stephan Schwarz Stadtwerke München GmbH<br />
Frau Ursula Seidel Ber.büro f. <strong>Arbeit</strong>ssich. + Umweltsch., Eching<br />
Herr Gottfried Seidl-Carusa Carusa Musik<br />
Frau Dr. Inci Sieber n-a-h-r-u-n-g-s-k-e-t-t-e<br />
Frau Ada Soldatic-Rösch Beratungsdienst Milbertshofen<br />
Herr Helmut Soltmann Umwelt - Support<br />
Herr Dr. Lutz Spandau Vorstand Allianz Umweltstiftung<br />
Herr Johann Stadler Stadtrat München<br />
Frau Monika Straub B<strong>und</strong> Naturschutz, Kreisgruppe München<br />
Herr Dr. Ulrich Teichmann <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />
Herr Hilmar Toppe Bauinnung München<br />
Frau Ulrike Turner<br />
Herr Hans Uretschläger Uretschläger Kommunale Projekte<br />
Herr Guntram von Loeffelholz Münchner Kammerspiele<br />
Frau Mechthild von Walter Stadtrat München<br />
Frau Heike Wagner Bay.Staatsm.f. Umw., Ges. u.Verbrauchersch.<br />
Herr Dr. Jürgen Weber Maler- <strong>und</strong> Lackierer-Innung<br />
Herr Robert Weber Büro MdL Joh. Hintersberger<br />
Herr Richard Weißenbacher Landratsamt Rosenheim<br />
74
Herr Martin Welter <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />
Herr Hans Werner Werner Strassenreinigung<br />
Frau Doris Werthmüller Mitgl.d. Stadtteilparl. Neuhausen/Nymphenbg.<br />
Herr Dr. Reinhard Wieczorek Referent <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Herr Hartmut Will Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Sonnenenergie<br />
Frau Sabine Wimbauer Handwerkskammer <strong>für</strong> München <strong>und</strong> Obb.<br />
Herr Franz Zech Schweißtech. Lehr-u.Versuchsanst. München<br />
Herr Vinzenz Zöttl Stadtrat München<br />
Herr Dr. Stephan Zurnatzis ECO SUN GmbH<br />
75