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Klimawandel - Referat für Arbeit und Wirtschaft

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<strong>Klimawandel</strong><br />

Was können Emissionshandel,<br />

Klimaschutzabkommen <strong>und</strong> neue<br />

Technologien bewirken?<br />

Vierte Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

1. Februar 2007<br />

Landeshauptstadt<br />

München<br />

<strong>Referat</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong>


<strong>Klimawandel</strong> –<br />

was können Emissionshandel,<br />

Klimaschutzabkommen <strong>und</strong> neue<br />

Technologien bewirken?<br />

Vierte Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

1. Februar 2007<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Landeshauptstadt München<br />

<strong>Referat</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Herzog-Wilhelm-Str. 15<br />

80331 München<br />

Verantwortlich:<br />

Karsten Böhm<br />

Tel.: (089) 233-22669<br />

Fax: (089) 233-22734<br />

E-Mail: karsten.boehm@muenchen.de<br />

Photos:<br />

Titel: Karsten Böhm<br />

Konferenz: Hans Seidenabel<br />

Titelgestaltung:<br />

Fa-Ro Marketing GmbH, München<br />

Veröffentlichung des <strong>Referat</strong>es <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Juni 2007, Heft Nr. 212


Inhalt<br />

Vorwort 5<br />

Einführung 7<br />

Präsentation von Herrn Grimm, CMI 9<br />

Präsentation von Herrn Dr. Sandhövel, Dresdner Bank 33<br />

Präsentation von Herrn Dr. Hartmann, DGS 43<br />

Podiumsdiskussion 52<br />

Publikumsdiskussion 64<br />

Teilnehmerverzeichnis 72<br />

3


Vorwort<br />

Das <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> der Landeshauptstadt München hat am Donnerstag,<br />

den 1. Februar 2007, die vor vier Jahren begonnene Veranstaltungsreihe<br />

der Münchner Nachhaltigkeitskonferenzen fortgesetzt. Ziel der Nachhaltigkeitskonferenzen<br />

ist es, an der Schnittstelle zwischen Ökonomie <strong>und</strong> Ökologie Experten<br />

<strong>und</strong> interessierte Zuhörer zu einem aktuellen Thema zusammenzubringen. Dabei<br />

werden auf der einen Seite globale Entwicklungen aus dem Bereich Umwelt, Energie<br />

<strong>und</strong> Verkehr diskutiert, auf der anderen Seite aber auch Auswirkungen <strong>und</strong><br />

Folgen <strong>für</strong> die Landeshauptstadt München betrachtet.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der beinahe täglichen Meldungen über Ausmaß <strong>und</strong> Gefahren<br />

der Erderwärmung haben wir uns dieses Mal der Fragestellung gewidmet: <strong>Klimawandel</strong><br />

– was können Emissionshandel, Klimaschutzabkommen <strong>und</strong> neue<br />

Technologien bewirken? Zunächst stellte Herr Bernhard Grimm von Carbon Management<br />

International in einem ausführlichen Vortrag die wichtigsten Fakten zur<br />

Klimaentwicklung, die Vereinbarungen des Kyoto-Protokolls <strong>und</strong> das System des<br />

Emissionshandels vor.<br />

Aus der Sicht der Finanzwirtschaft ging Herr Dr. Armin Sandhövel von der Dresdner<br />

Bank auf die Folgen des <strong>Klimawandel</strong>s ein. Herr Dr. Uwe Hartmann von der<br />

Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Sonnenenergie erläuterte mit weiteren Details die Potentiale<br />

der Energieversorgung aus regenerativen Quellen. In der anschließenden<br />

Podiumsdiskussion bewerteten die folgenden Referenten u.a. Beiträge aus Industrie<br />

<strong>und</strong> Versorgungswirtschaft sowie Maßnahmen privater Verbraucher gegen den<br />

<strong>Klimawandel</strong>:<br />

- Moderation: Dr. Reinhard Wieczorek, Referent <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

- Joachim Lorenz, Referent <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />

- Bernhard Grimm, Geschäftsführer CMI - Carbon Management International<br />

- Dr. Armin Sandhövel, Leiter Allianz Climate Core Group, Dresdner Bank AG<br />

- Dr. Uwe Hartmann, Vizepräsident Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Sonnenenergie<br />

- Burkhard Oesten, Umweltschutzbeauftragter, MTU Aero Engines GmbH<br />

- Stephan Schwarz, Geschäftsführer Versorgung <strong>und</strong> Technik, Stadtwerke München<br />

GmbH<br />

Eine Liste der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer der 4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

liegt bei.<br />

Wir danken allen Referenten sowie dem Publikum <strong>für</strong> die engagierten <strong>und</strong> informativen<br />

Beiträge während der Konferenz <strong>und</strong> wünschen Ihnen interessante Anregungen<br />

beim Lesen der nun vorliegenden Dokumentation.<br />

Dr. Reinhard Wieczorek<br />

Referent <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

5


Einführung<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Ich freue mich sehr, dass das Thema unserer vierten Nachhaltigkeitskonferenz<br />

offensichtlich Ihr Interesse findet. Ich freue mich besonders darüber, dass auch<br />

eine ganze Reihe von Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen aus dem Stadtrat zu uns gekommen<br />

sind. Ich begrüße jetzt einfach dem Sehen nach Frau Stadträtin Renner, Frau<br />

Stadträtin von Walter, Frau Stadträtin Lindner-Schädlich <strong>und</strong> Frau Stadträtin Krieger;<br />

die Männerdominanz auf dem Podium wird hier wenigstens ein bisschen konterkariert.<br />

Ein Stadtrat ist noch da, Sven Thanheiser, <strong>und</strong> gerade habe ich auch<br />

Frau Schosser gesehen. Ich begrüße Sie alle.<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren, wir haben gewichtige Konkurrenz, denn heute findet in<br />

Paris im Prinzip zu den gleichen Themen ein wesentlicher Workshop statt. Es gibt<br />

das Intergovernmental Panel on Climate Change, gegründet von der World Meteorological<br />

Organization <strong>und</strong> dem United Nations Environment Programme. Die zehnte<br />

Sitzung der <strong>Arbeit</strong>sgruppe I „Wissenschaftliche Aspekte des Klimasystems <strong>und</strong> -<br />

wandels“ findet viertägig vom 29. Januar bis heute in Paris statt. Es ist wirklich<br />

wahr, dass deswegen einige der Damen <strong>und</strong> Herren, die gerne hier teilgenommen<br />

hätten, nicht kommen konnten. Klimaexperten z. B. der Universität Stuttgart <strong>und</strong><br />

des Fraunhofer Instituts sind in Paris. Umso herzlicher begrüße ich die Herren, die<br />

bereit sind, heute zu diesem Thema zu referieren <strong>und</strong> sich der anschließenden<br />

Diskussion zu stellen.<br />

Ich darf sie Ihnen kurz vorstellen: rechts von mir mein Kollege Joachim Lorenz,<br />

Referent <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt, neben ihm Stephan Schwarz, technischer<br />

Geschäftsführer der Stadtwerke München GmbH, <strong>und</strong> neben ihm Burkhard Oesten,<br />

Umweltschutzbeauftragter der MTU Aero Engines GmbH hier in München.<br />

7


Links von mir sitzt Bernhard Grimm, Geschäftsführer von Carbon Management<br />

International in Filderstadt, der in dem Bereich unseres Themas große Erfahrungen<br />

hat. Er wird vielleicht zu sich selbst noch einige Worte sagen. Neben ihm sitzt Dr.<br />

Armin Sandhövel, Head Allianz Climate Core Group, Head Carbon Risk / Competence<br />

Center Renewables RM, Dresdner Bank, <strong>und</strong> Chairman UNEP FI Climate<br />

Change Group United Nations Environment Programme. Wir gehen hier also bis<br />

auf die Ebene der UN. Und schließlich kommt Dr. Uwe Hartmann, Vizepräsident<br />

der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Sonnenenergie, Geschäftsführer des Landesverbandes<br />

Berlin-Brandenburg der DGS <strong>und</strong> Vorstandsmitglied des B<strong>und</strong>esverbandes<br />

Erneuerbare Energien. Nochmals ganz herzlichen Dank, meine Herren, dass Sie<br />

heute nach München gekommen sind.<br />

Stichworte zum <strong>Klimawandel</strong> finden wir jeden Tag. Heute kam die Meldung, dass<br />

die Leistungen der Versicherungen in der Folge des Orkans Kyrill deutlich höher<br />

sein werden als erwartet wurde. Es gibt bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften<br />

eine Forschungsgruppe, die sich die Glaziologie zum Thema gemacht<br />

<strong>und</strong> Jahrzehnte lang ganz beschaulich vor sich hin geforscht hat. Und inzwischen<br />

finden Sie die Bilder dieser Forschungsarbeiten fast jeden Tag in der Zeitung, z.B.<br />

zum Rückgang von Gletschern oder ähnlichem.<br />

Wir haben heute einige Experten hier, die sich mit diesen Fragen auseinandersetzen<br />

werden. Das <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> organisiert diese Nachhaltigkeitskonferenzen<br />

zum einen aus der Überzeugung heraus, dass sinnvolle <strong>Wirtschaft</strong>spolitik<br />

nur dann erfolgreich sein wird, wenn sie auf nachhaltiges <strong>Wirtschaft</strong>en<br />

setzt <strong>und</strong> dabei Faktoren ins Kalkül nimmt, über die wir heute sprechen wollen.<br />

Zum anderen arbeiten wir ohnehin auch über die <strong>Referat</strong>sgrenzen hinweg <strong>und</strong> mit<br />

den städtischen Gesellschaften zusammen, die diese Themen <strong>für</strong> essenziell halten,<br />

natürlich unter der Steuerung des Stadtrats. Keine lange Vorrede. Bernhard Grimm<br />

wird einen Überblick über Klimaveränderungen <strong>und</strong> das Kyoto-Protokoll geben.<br />

Bitte sehr, Herr Grimm!<br />

8


Präsentation von Herrn Grimm, CMI<br />

Hr. Grimm<br />

Mein Name ist Bernhard Grimm. Ich freue mich sehr, Sie trotz Handball-Halbfinales<br />

hier heute so zahlreich anzutreffen <strong>und</strong> werde versuchen, meinen Vortrag so spannend<br />

wie möglich <strong>und</strong> doch so neutral wie nötig herüberzubringen. Mein Vortrag<br />

gliedert sich in zwei Teile, wie Sie nachher sehen werden, nämlich in einen ökologischen<br />

Teil zum <strong>Klimawandel</strong> <strong>und</strong> in einen ökonomischen Teil zum Kyoto-<br />

Protokoll <strong>und</strong> den vielen Möglichkeiten, die es hier gibt, Treibhausgase zu reduzieren<br />

<strong>und</strong> dies monetär zu nutzen.<br />

Zu meiner Person: ich habe 1998 hier in München beim TÜV Süddeutschland eine<br />

Abteilung aufgebaut, die heute Weltmarktführer bei der Zertifizierung von Klimaschutzprojekten<br />

ist. Im Jahr 2004 bin ich wieder zurück ins Ländle gegangen, vielleicht<br />

hören Sie meinen ganz leisen Einschlag. Meine Stuttgarter Kollegen sind<br />

also heute in Paris. Ich habe mich dort selbständig gemacht, um Firmen zu beraten,<br />

Politiken auszuarbeiten <strong>und</strong> Strategien zu entwerfen. Jetzt möchte ich aber<br />

relativ schnell auf den Vortrag kommen bzw. auf die beiden Teile, weil mir mit 35<br />

Minuten nicht sehr viel Zeit bleibt.<br />

9


10<br />

Der <strong>Klimawandel</strong> <strong>und</strong><br />

das Kyoto-Protokoll<br />

Bernhard Grimm<br />

CMI. – Carbon Management International<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

Landeshauptstadt München<br />

1. Februar 2007<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

Inhalte<br />

TEIL 1: <strong>Klimawandel</strong> <strong>und</strong> Auswirkungen<br />

• Klima, Klimafaktoren <strong>und</strong> Einfluss der Menschheit<br />

• Historische Aufzeichnungen <strong>und</strong> Beobachtungen<br />

• Bedeutende Klimafaktoren<br />

• Auswirkungen des <strong>Klimawandel</strong>s<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International


Inhalte<br />

TEIL 2: Das Kyoto-Protokoll <strong>und</strong> seine<br />

Auswirkungen<br />

• Allgemeines zu Kyoto-Protokoll, Emissionshandel<br />

<strong>und</strong> Klimaschutzprojekten<br />

• Der Projektzyklus<br />

• Die Barrieren <strong>und</strong> Lösungsmöglichkeiten bei<br />

Klimaschutzprojekten<br />

• Projektbeispiele<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

TEIL 1<br />

KLIMAWANDEL<br />

<strong>und</strong><br />

AUSWIRKUNGEN<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

11


12<br />

Definitionen<br />

Quelle: Heyer<br />

• Klima:<br />

mittlerer Zustand der Atmosphäre über einem<br />

bestimmten Ort, bezogen auf eine bestimmte<br />

Zeitepoche (i.d.R. 30 Jahre) unter Berücksichtigung<br />

der Wetterextrema<br />

• Witterung:<br />

mittlerer oder vorherrschender Charakter des<br />

Wetterablaufs eines bestimmten Zeitraums<br />

(schwankt von wenigen Tagen bis zu einer<br />

Jahreszeit; z.B. „milder Winter“)<br />

• Wetter:<br />

augenblicklicher Zustand der Atmosphäre<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

Klimamessung<br />

Das Klima an unterschiedlichen Orten wird bestimmt<br />

durch folgende Größen:<br />

• Strahlung (µm)<br />

• Temperatur (°C oder Kelvin)<br />

• Luftfeuchte (%)<br />

• Luftdruck (hPa)<br />

• Wind (km/h <strong>und</strong> Richtung)<br />

• Niederschlag (mm / Zeiteinheit)<br />

Diese Größen können gemessen werden. Damit ist das Klima messbar.<br />

Alle Vorgänge in der Atmosphäre lassen sich durch diese Größen<br />

beschreiben.<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International


Klimafaktoren<br />

Quelle: Graßl<br />

• F<strong>und</strong>amentale (unveränderte) Klimafaktoren:<br />

- Größe des Planeten<br />

- Mittlerer Abstand zur Sonne<br />

• Variable Klimafaktoren:<br />

- Helligkeit der Sonne (Sonnenflecken)<br />

- Variation der Erdumlaufbahn um die Sonne<br />

- Zusammensetzung der Atmosphäre<br />

- Lage der Kontinente<br />

- Wechselwirkung zwischen Ozeanen, Atmosphäre <strong>und</strong><br />

Landoberflächen<br />

- Vulkanismus<br />

- Einschlag von Himmelskörpern<br />

- Aktivität der Menschheit<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

Klimaklassifikation<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der Köppen'schen Klimaklassifikation sind die<br />

mittleren monatlichen Werte von<br />

• Lufttemperatur<br />

• Niederschlag<br />

Hauptklimatypen nach KÖPPEN:<br />

Typ Klimatyp Bedingung_____________________________________<br />

A TROPISCH kühlster Monat über 18°C<br />

B ARID ganzjähr. potentielle Verdunstung größer als Niederschlag<br />

C WARM-GEMÄßIGT min. 1 Monat über 10°C,<br />

-FEUCHT kühlster Monat zwischen 18 <strong>und</strong> 0°C<br />

D KÜHL-GEMÄßIGT<br />

-FEUCHT min. 1 Monat über 10°C, kühlster Monat unter 0°C<br />

E POLAR wärmster Monat unter 10°C<br />

F HOCHLAND hohe räumliche Variabilität wegen Höhenlage <strong>und</strong><br />

Exposition<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

13


14<br />

Klimaklassifikation<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

Der Treibhauseffekt<br />

Global<br />

Dimming<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International


Klimaändernde Aktivitäten<br />

Quelle: Graßl<br />

Menschliche klimawirksame Aktivitäten:<br />

• Anthropogen bedingte Abwärme: +0,025 Wm-2 • Landnutzungsänderungen: -0,3 +/- 0,2 Wm-2 • Änderung der Lufttrübung:<br />

- Rußemissionen: +0,2 +/- 0,1 Wm-2 - Photochemischer Smog: +0,3 +/- 0,2 Wm-2 - Aerosolteilchen (v.a. Sulfate): -0,4 Wm-2 • Änderung der Treibhausgase in der Atmosphäre: + 2,5 Wm-2 Natürliche klimawirksame Aktivitäten:<br />

• Vulkanausbruch: -2 Wm-2 (im ersten Jahr)<br />

• Änderung der Sonneneinstrahlung: +0,3 (1850-1940)<br />

+/- 0,1 Wm-2 (seit 1978)<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

<strong>Klimawandel</strong> <strong>und</strong> historische<br />

Aufzeichnungen<br />

• Vor 1300 n.Chr.:<br />

Beschreibungen von Anomalien <strong>und</strong> Naturkatastrophen<br />

• 1300- (1500) -1800:<br />

fast lückenlose Beschreibung der Witterung von Sommer <strong>und</strong><br />

Winter, ab 1500 durchgehende monatliche<br />

Witterungsbeschreibungen<br />

• 1680-1860:<br />

Instrumentenmessung auf individueller Basis<br />

• Seit 1860:<br />

Internationale Messnetze mit Instrumentenmessung<br />

• Europäische Datenbanken HISKLID <strong>und</strong> CLIWOC speichern<br />

deskriptive <strong>und</strong> frühindustrielle Messungen<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

15


16<br />

Temperaturveränderung<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

<strong>Klimawandel</strong> <strong>und</strong> CO 2<br />

Der Treibhauseffekt ist v.a. bestimmt durch:<br />

• H2O = Natürlicher THG-effekt<br />

• CO2 = Anthropogener THG-effekt<br />

• Andere Treibhausgase<br />

CO 2:<br />

• Anthropogene CO2-Emissionen: 30 Gt/Jahr<br />

75% fossile Energie, 20% Waldrodungen, 5% Holznutzung<br />

• Atmosphärische CO2 Konzentration 2004: 384 ppm<br />

Vorindustriell (900-1800): 280 ppm<br />

• ab < 78°C Trockeneis<br />

• Lebensmittelzusatz (E 290), Löschmittel, Dünger, Kältemittel<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International


CO 2 <strong>und</strong> Temperaturverlauf<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

Abrupte Klimaänderungen<br />

Abrupte Klimaänderungen innerhalb weniger Jahre<br />

um 8-10°C durch Analysen von Eiskernbohrungen<br />

<strong>und</strong> Tiefseesedimente bewiesen<br />

Mehr als 20 solcher Klimasprünge innerhalb der<br />

letzten 100.000 Jahre nachgewiesen<br />

Klimasprünge sind möglich durch:<br />

• Meeresströmungsänderungen<br />

• Abrutschen des Westantarktischen Eisschildes<br />

• Umstellung der Monsunzirkulation<br />

• Verdorren großer Regenwaldbestände<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

17


18<br />

„CO 2 -Sequestrierung“<br />

= Verfahren <strong>und</strong> Bestrebungen, mit denen das<br />

Treibhausgas CO 2 zunächst aus den fossilen<br />

Brennstoffen oder aber den Emissionen abgetrennt<br />

<strong>und</strong> anschließend im Untergr<strong>und</strong> gelagert wird<br />

• Saline Aquifere<br />

• Erdgasfelder<br />

• stillgelegte Kohlebergwerke<br />

• flüssiges/gefrorenes CO2 in tiefe Wasserschichten<br />

• Algenwachstum durch Eisendüngung (CO2-Bindung) Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

Sequestrierung von CO 2<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International


Auswirkungen des <strong>Klimawandel</strong>s<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

<strong>Wirtschaft</strong>licher Schaden<br />

Quelle: Münchner Rück<br />

Dekade<br />

Anzahl<br />

großer<br />

Wetterkatastrophen<br />

Volkswirtschaftlicher<br />

Schaden* in<br />

Mrd. US$<br />

1950-<br />

1959<br />

13<br />

41,8<br />

1960-<br />

1969<br />

16<br />

54,8<br />

1970-<br />

1979<br />

82,8<br />

130,5<br />

1990-<br />

1999<br />

74<br />

439,1<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

29<br />

1980-<br />

1989<br />

*Begründung <strong>für</strong> die Zunahme an volkswirtschaftlichen Schäden:<br />

• Bevölkerungszunahme <strong>und</strong> Konzentration in Großstadträumen<br />

• steigender Lebensstandard <strong>und</strong> anfälligere Technologien<br />

• Besiedlung <strong>und</strong> Industrialisierung exponierter Regionen<br />

44<br />

19


20<br />

Überschwemmungen<br />

Quelle: Münchner Rück<br />

Dekade<br />

Anzahl großer Überschwemmungskatastrophen*<br />

Volkswirtschaftlicher Schaden* in<br />

Mrd. US$<br />

1950-<br />

1959<br />

6<br />

31<br />

1960-<br />

1969<br />

234<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

6<br />

22<br />

1970-<br />

1979<br />

*Selbsthilfefähigkeit der betroffenen Region wird deutlich überstiegen<br />

8<br />

20<br />

1980-<br />

1989<br />

Arten von Überschwemmungen:<br />

• Sturmfluten an Küsten von Meeren <strong>und</strong> großen Seen<br />

• Flussüberschwemmungen an Auen <strong>und</strong> Ufern<br />

• Sturzfluten, praktisch überall möglich nach Starkniederschlägen<br />

• Muren <strong>und</strong> Hangrutschungen in Gebirgsregionen<br />

Stürme <strong>und</strong> Unwetter<br />

Quelle: Münchner Rück<br />

Dekade<br />

Anzahl großer Sturmkatastrophen*<br />

Volkswirtschaftlicher Schaden* in<br />

Mrd. US$<br />

1950-<br />

1959<br />

7<br />

11,1<br />

1960-<br />

1969<br />

32,9<br />

51,7<br />

18<br />

28<br />

54,1<br />

1990-<br />

1999<br />

26<br />

1990-<br />

1999<br />

42<br />

184,9<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

10<br />

*Selbsthilfefähigkeit der betroffenen Region wird deutlich überstiegen<br />

1970-<br />

1979<br />

19<br />

1980-<br />

1989<br />

21


Klima in Deutschland<br />

Quelle: Max-Planck-Institut<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

TEIL 2<br />

DER CO2-ZERTIFIKATEHANDEL <strong>und</strong> seine<br />

AUSWIRKUNGEN<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

21


22<br />

Reduktionsverpflichtungen in 2008-2012<br />

(Bezugsjahr: 1990)<br />

Quelle: TÜV SÜD<br />

UNITED<br />

NATIONS –<br />

Annex I<br />

Russland:<br />

0%<br />

I: -6,5% 6,5%<br />

B: -7,5% 7,5%<br />

GB: -12,5% 12,5%<br />

A: -13% 13%<br />

DK: -21% 21%<br />

L: -28% 28%<br />

EUROPEAN<br />

UNION<br />

-1,8% 1,8%<br />

- 5,2 %<br />

-8 %<br />

- 21%<br />

BUNDESREPUBLIK<br />

DEUTSCHLAND<br />

NL: - 6%<br />

USA:<br />

-7% 7%<br />

F: 0%<br />

SF: 0%<br />

S: +4%<br />

IRL: +13%<br />

E: + 15%<br />

GR: +25%<br />

P: + 27%<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

Treibhausgase<br />

Gas Quellen Quellen<br />

Treibhauspotential*<br />

CO 2 Fossile Brennstoffe, Brennstoffe,<br />

Zementindustrie, Entwaldung<br />

1 Kohlendioxid<br />

Kohlendioxid<br />

CH 4 Viehzucht, Biomasse, Deponien, Reisanbau, Förderung <strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Transport fossiler Energieträger<br />

Energieträger<br />

21 Methan<br />

N2O Dünger, Verbrennung fossiler Energieträger,<br />

Landnutzungsänderungen<br />

310 Distickstoffoxid<br />

HFC Kühlmittel, Chipproduktion 140 - 11.700 Halog. Fluorkohlen-<br />

wasserstoffe<br />

PFC Aluminium, Feuersicherung, 6.770 perfluorierte<br />

Lösemittel, Elektroindustrie Kohlenwasserstoffe<br />

SF 6<br />

Elektroindustrie, Isolatoren 23.900 Schwefelhexa-<br />

fluorid<br />

•Angabe Angabe <strong>für</strong> einen 100-jährigen 100 jährigen Zeitraum (QUELLE: ZEW, 1999)<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International


Reduktionsverpflichtete<br />

Quelle: TÜV SÜD<br />

Reduktionspflicht<br />

Emissionshandel<br />

Quelle: TÜV SÜD<br />

- Gr<strong>und</strong>sätze<br />

- verstehen<br />

�<br />

Treibhausgasinventur<br />

- Zuteilungsantrag<br />

Zuteilungsantrag<br />

- Reduktionspotential<br />

Kommunen / Haushalte<br />

Verkehr<br />

Industrie<br />

Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung<br />

Eisen <strong>und</strong> Stahl<br />

Raffinerien, Kokereien<br />

Papierindustrie<br />

Glas, Keramik, Baustoffe<br />

Industrie -<br />

am EH* beteiligt<br />

�<br />

Kontrollsystem<br />

- THG-Management<br />

THG Management-<br />

System<br />

- Monitoring-<br />

bericht �<br />

- Verifizierung<br />

Carbon Management International<br />

Intern: Techn.<br />

Optimierung<br />

Lösungen<br />

Extern:<br />

- Emissionshandel<br />

- Klimaschutz-<br />

Klimaschutz<br />

projekte<br />

�<br />

Carbon Risk Strategy<br />

- Risikobewertung<br />

- Bilanzierung<br />

- Strategieentwicklung<br />

*EH: Emissionshandel<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

�<br />

23


24<br />

Sektorale Entwicklung der CO 2 -<br />

Emissionen in Deutschland<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

Analyse der Entwicklungen<br />

Energieerzeugung<br />

Industrie<br />

Verkehr*<br />

Haushalte*<br />

Gewerbe<br />

Starke Abnahme innerhalb der ersten 3-4 Jahre<br />

(Ostdeutschland)<br />

Seit 1999 wieder leichter Anstieg<br />

Kontinuierlicher Rückgang der Prozessemissionen durch<br />

verbesserte <strong>und</strong> energieeffizientere Produktionsprozesse<br />

Höchststand 1999, seither fallend<br />

- Ökosteuer / Treibstoffpreise<br />

- Stärkung ÖPNV<br />

Starke Schwankungen innerhalb weniger Jahre<br />

- Witterungsabhängigkeit (Heizung)?<br />

Ähnliche Tendenzen wie Industrie mit kontinuierlichem<br />

Rückgang der THG-Emissionen<br />

*Maßnahmen BMVBW:<br />

Verkehr: Steuerl. Anreize, Fluggebühren, Alternat. Treibstoffe, techn. Neuerungen, Maut<br />

Haushalte: Öffentlichkeitsarbeit, Beratung, Innovation, Förderungen, Ordnungsrecht (EnEV)<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International


Klimaschutzprojekte<br />

Quelle: TÜV SÜD<br />

�<br />

Projektentwicklung<br />

- Projekt Projekt-/ / Partnerfindung<br />

- Technische Planung<br />

- Project Design Document<br />

Baseline Studie<br />

Monitoringplan<br />

ggf. UVP<br />

- Investitionsplanung<br />

- Vertragswesen<br />

- Zustimmung d. Länder<br />

�<br />

- Validierung<br />

- UN-Registrierung<br />

UN Registrierung<br />

� Ausgabe <strong>und</strong><br />

Handel der<br />

Emissions-<br />

Investor in gutschriften<br />

Klimaschutzprojekt<br />

�<br />

- Verifizierung<br />

- Zertifizierung<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

Schema: Projektmechanismen (CDM)<br />

Quelle: TÜV SÜD<br />

Investor<br />

Rehabilitation<br />

�<br />

Treibhausgas-Reduzierung<br />

Carbon Credits<br />

Projektdurchführung<br />

- Monitoring<br />

Zertifizierung<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

25


26<br />

Projekt Initiatoren<br />

Emittent Produzent<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

Verschiedene Motivationen<br />

„EMITTENT“<br />

= Teilnehmer am<br />

EU-Emissionshandel<br />

• Emissionsrechte <strong>für</strong> CO 2<br />

• Know How Anbieter<br />

• Technologie Anbieter<br />

• Industrien:<br />

Energie<br />

Raffinerie<br />

Stahlproduktion<br />

Metallverarbeitung<br />

Zement, Glas, Keramik<br />

Pappe <strong>und</strong> Papierherstellung<br />

� Absicherung der Produktion<br />

„PRODUZENT“<br />

= Herstellung <strong>und</strong> Betrieb von<br />

Anlagen reduziert THG<br />

• Export von Anlagen<br />

• Transfer von Know How<br />

• Entwicklung von Projekten<br />

• Industrien:<br />

„Erneuerbare“<br />

Entgasungs-Technologien<br />

Energie Effizienz<br />

Biomasse<br />

Biogas<br />

Brennstoffwechsel<br />

� Exportförderung<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International


Sichtweise des „Emittenten“<br />

Wie kann ich meine weitere Produktion<br />

mit geringsten Kosten <strong>für</strong> Emissionsrechte sichern?<br />

1. Technische Verbesserungen an Produktionsanlage <strong>und</strong> Nutzung aller<br />

legalen gesetzlichen Möglichkeiten<br />

� wenn zu teuer...<br />

2. Strafe <strong>für</strong> Überschreitung pro t CO2 ?<br />

= 40 € / t CO2 2005-2007<br />

= 100 € / t CO2 2008-2012<br />

� wenn wegen Veröffentlichung zu schlechtes Firmenimage oder<br />

wenn zu teuer...<br />

3. Kauf von Emissionsrechten am Markt (Broker, Börse, OTC...)<br />

� wenn zu teuer...<br />

4. Verlagerung der Produktion ins Ausland<br />

� wenn zu teuer oder zu aufwändig...<br />

5. Durchführung eines Klimaschutzprojektes (CDM- oder JI-Projekt)<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

Sichtweise eines „Produzenten“<br />

Warum sollte ich CDM oder JI nutzen,<br />

um meine Produkte zu vermarkten?<br />

• Gewinnsteigerung<br />

• Markteintritt in neue Märkte<br />

• Sicherung des Absatz in bestehenden Märkten<br />

• Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Umweltfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

• Public relations<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

27


28<br />

Barrieren <strong>und</strong> Lösungen<br />

bei<br />

Klimaschutzprojekten<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

Barrieren <strong>und</strong> Unsicherheiten<br />

1. Investition in Transaktionskosten<br />

2. Länderrisiken<br />

3. Verzögerung des Projektes<br />

4. Langfristiger Aufwand <strong>für</strong> Monitoring<br />

5. Additionality / Zusätzlichkeit<br />

6. Unsicherheiten der Einnahmen durch Carbon<br />

Credits zum Zeitpunkt der Ausgabe<br />

7. Geringere Menge an THG eingespart als<br />

prognostiziert<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International


Wertentwicklung durch Sicherheit<br />

Lono / LoS<br />

/LoE<br />

Projektidee<br />

PIN<br />

Validierung/<br />

Registrierung<br />

PDD<br />

Verifizierung<br />

Monitoring<br />

Implementierung<br />

Verkauf der Zertifikate<br />

Ausstellung der CC<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

Beispielprojekte<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

29


30<br />

Beispiel Nat. KSP: Biogasanlagen<br />

Quelle: TÜV SÜD<br />

Bündelung von kleinen landwirtschaftlichen Biogasanlagen zu einem<br />

einzigen nationalen Klimaschutzprojekt aus Gründen der Rentabilität<br />

� 2001: 23 Anlagen<br />

� 2002: rd. 45 Anlagen<br />

Auftraggeber: Mittelständisches deutsches Unternehmen<br />

Projektentwickler: FutureCamp, München<br />

Vorteile: Standardisierte Baseline <strong>für</strong> eine Vielzahl dezentraler Anlagen<br />

& massive Senkung der Transaktionskosten<br />

Verifizierte Emissionsminderungen<br />

2001: rd. 4000 t CO2/a<br />

2002: rd. 8-9000 t CO2/a<br />

2003: > 10.000 t CO2/a<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

Beispiel JI: Biomasseprojekt<br />

Quelle: TÜV SÜD<br />

Fakten zum Projekt <strong>für</strong> eine Zellstofffabrik:<br />

- Energieversorgung mit Kohle in KWK-Anlagen<br />

- Rinden- <strong>und</strong> Spanabfälle lagern auf Deponie<br />

- Energiekostenanteil Zellstoffproduktion ca. 30%<br />

- hohe Investkosten f. modernen<br />

Biomassekessel<br />

- Emissionsreduktion möglich durch:<br />

> Ersatz der Kohle durch Biomasse <strong>und</strong><br />

> Vermeidung v. Methan wegen Deponierung<br />

- Verfeuerung von 112.000 t/a Holzabfälle in<br />

Biomassekessel reduziert hier durchschnittlich<br />

99.600 t CO2 eq<br />

- Projektlaufzeit 9 Jahre � 897.292 t CO 2eq<br />

- Zertifikatpreis 3 US$ � 2.691.877 US$<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International


Beispiel CDM: Zuckerrohrbagasse<br />

Quelle: TÜV SÜD<br />

Projekttyp: Energieproduktion aus Erneuerbarer Energie (Zuckerbagasse)<br />

� Einführung von Bagasse als erneuerbarer, biogener Brennstoff<br />

Emissionsreduktionen: CO 2-Emissionsreduktion durch Substitution von<br />

Elektrizität <strong>und</strong> Wärme aus anderen, nicht-erneuerbaren Quellen<br />

Erste Methodik weltweit <strong>für</strong> UNFCCC CDM-EB<br />

Bestes CDM-Projekt (Point Carbon 2004)<br />

Gesamtprojektinvestment : 17,5 Mio. US$<br />

Zu erwartende THG-Einsparungen: 700.000 t CO 2<br />

Kosten pro erzeugte t CO2-Reduktion: 25 US$<br />

Transaktionskosten: ca. 25.000 € (Validation)<br />

Bernhard Grimm Carbon Management International<br />

Carbon Management International<br />

Bernhard Grimm<br />

Porschestraße 15<br />

D-70794 Filderstadt<br />

Tel. +49 7158 98502-36<br />

Email: grimm@cminternational.de<br />

www.cminternational.de<br />

Carbon Management International<br />

31


Hr. Dr. Wieczorek<br />

Vielen Dank, Herr Grimm! Wie ist nun Ihre Bilanz zum Kyoto-Protokoll?<br />

Hr. Grimm<br />

Es ist noch nicht so umgesetzt worden, wie es umgesetzt werden kann, aber die<br />

geistige Leistung <strong>und</strong> die Potenziale, die darin stecken, werden meines Erachtens<br />

erst in den nächsten Jahren voll genutzt werden. Allerdings haben wir natürlich die<br />

weiteren Verhandlungen ab 2012. Da brauchen wir relativ schnell gute Sicherheiten,<br />

damit die Investoren auch langfristig in dieses Produkt investieren.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Vielen Dank! Also wäre es auch ganz sinnvoll, wenn Herr Bush den zumindest in<br />

den Medien angekündigten Sinneswandel in dieser Richtung umsetzen würde.<br />

Hr. Grimm<br />

Ich würde sagen, er hat starke Hilfe aus Kalifornien.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Die ist doch ganz hilfreich. Ja, das ist der Einstieg, Klimaveränderung, Kyoto-<br />

Protokoll, seine Umsetzung. Bevor ich jetzt Herrn Dr. Sandhövel bitte, zu den Auswirkungen<br />

des <strong>Klimawandel</strong>s auf die Finanzwirtschaft zu sprechen, begrüße ich<br />

gerne noch die Stadträte Bauer <strong>und</strong> Zöttl. Und ich bedanke mich noch mal bei Ihnen,<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, dass Sie durch Ihre Präsenz auch zeigen, welche<br />

Bedeutung dieses Thema <strong>für</strong> uns im Stadtrat hat. Herr Dr. Sandhövel!<br />

32


Präsentation von Herrn Dr. Sandhövel, Dresdner Bank<br />

Hr. Dr. Sandhövel<br />

Vielen Dank! Wir reden ja nacheinander über zwei der sicherlich nicht nur wichtigsten<br />

Themen, sondern auch zwei der diskussionsreichsten Themen, nämlich nach<br />

dem Wetter, das Bernhard Grimm vorgestellt hat, rede ich jetzt über Geld. Und ich<br />

bin gebeten worden, ein wenig das Thema Klimaschutz mit dem zu verbinden, was<br />

sich auf den Finanzmärkten tut. Ich werde also die Stichworte aufgreifen, die auch<br />

im Oberbegriff des Themas stehen: Emissionshandel, neue Technologien - dahinter<br />

stecken ja auch die erneuerbaren Energien -, Energieeffizienz.<br />

Ich habe 20 Minuten, insofern wird das ein Perforceritt. Ich denke mal, dass man<br />

das eine oder andere in der Diskussion sicherlich noch vertiefen kann, aber an<br />

einigen der Grafiken von Bernhard Grimm habe ich schon gesehen, dass wir zwar<br />

auf die gleichen Ergebnisse kommen, die Denkansätze aber unterschiedlich sind.<br />

Der morgen vorgestellte UNFCCC-Bericht wird sich mit den naturwissenschaftlichen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Klimawandel</strong>s beschäftigen. Was heute schon durchgesickert<br />

ist, wird es nicht sehr erfreulich sein. Die Frage, die sich <strong>für</strong> uns stellt, ist, wie<br />

diese Veränderungen bei uns ankommen. Wir haben eine <strong>Arbeit</strong>sgruppe, die gerade<br />

eben schon erwähnt worden ist. Ich leite eine Klimagruppe der UNEP FI. Das<br />

ist, wie man im Neudeutschen sagen würde, ein Joint Venture zwischen den Vereinten<br />

Nationen <strong>und</strong> einer Gemeinschaft weltweit operierender Finanzdienstleister,<br />

die sich als Berater innerhalb des UNFCCC-Berichtes intensiv mit den Finanzmärkten<br />

beschäftigen sollen. Zu dieser Gruppe gehören keine Nischenanbieter von grünen<br />

Produkten, sondern beispielsweise HSBC, Barclays, Aviva, Axa, die Münchner<br />

Rück, die Swiss Re, die japanische Staatsbank, die Royal Bank of Canada <strong>und</strong><br />

viele andere. Das sind also Finanzdienstleister, die ein weltweites Vermögen verwalten,<br />

1,6 Billionen USD alleine nur in ihren Assets.<br />

33


34<br />

Folgen des <strong>Klimawandel</strong>s aus Sicht der<br />

Finanzwirtschaft<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz, 1. Februar 2007<br />

Dr. Armin Sandhövel<br />

Der <strong>Klimawandel</strong> ist Fakt<br />

�Der anthropogene <strong>Klimawandel</strong> ist Realität - die wissenschaftliche<br />

Beweislage war nie deutlicher<br />

– Treibhausgasemissionen (insbes. CO2) sind der Auslöser <strong>für</strong><br />

den menschengemachten <strong>Klimawandel</strong><br />

�Der <strong>Klimawandel</strong> birgt ernstzunehmende ökonomische Risiken<br />

– Schäden an Infrastruktur, Produktionsausfälle, Verlust an<br />

Menschenleben, indirekte Schäden (Verlust an<br />

Umweltqualität, Verlust an Biodiversität, Ausbreitung von<br />

Krankheiten etc.)<br />

– Kosten von Extremwetter bei erwarteter Erwärmung (2-2,5°C):<br />

0,5-1% des weltweiten BIP bis 2050 (Stern-Report 2006)<br />

– Kosten bei erweiterter Betrachtung <strong>und</strong> stärkerer Erwärmung: 5-10%, im Extremfall 20% des<br />

weltweiten BIP im nächsten Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

– Kosten der Vermeidung ab jetzt: 1% des weltweiten BIP (Stabilisierung 500-550ppm)<br />

– Kosten in einem Einzeljahr 2040: 1 Billion US$ (UNEP FI 2006)<br />

„2005 war mit den vielen Naturkatastrophen das schlimmste je verzeichnete Jahr. Es hat die<br />

Versicherungsbranche mehr gekostet als die Folgen des 11. September 2001“<br />

(Lord Levene, Lloyd‘s Chairman)<br />

Seite 2


Der <strong>Klimawandel</strong> ist eine reale ökonomische Bedrohung<br />

�Der <strong>Klimawandel</strong> birgt ernstzunehmende ökonomische Risiken<br />

– Die Häufigkeit <strong>und</strong> Schadenshöhe von globalen<br />

Naturkatastrophen (Stürme, Fluten, Hitzewellen) nehmen<br />

dramatisch zu<br />

– Hurrikan Katrina 2005 kostete die Versicherungsbranche 20<br />

Mrd. US$ (Allianz 470 Mio. US$)<br />

– Hitzewelle in Europa 2003 kostete 15 Mrd. US$<br />

– 40% der weltweiten Schäden gehen auf den <strong>Klimawandel</strong><br />

zurück<br />

– Münchener Rück: Ökonomischen Kosten von Naturkatastrophen haben sich seit den 1960gern<br />

versiebenfacht <strong>und</strong> versicherte Schäden sind sogar um das sechszehnfache gestiegen<br />

�Regierungen reagieren durch Begrenzungen der CO2 -Emissionen<br />

– Der EU-Emissionshandel begann im Januar 2005<br />

– Das Kyoto-Protokoll trat im Februar 2005 in Kraft<br />

– Staatliche Förderprogramme <strong>für</strong> Erneuerbare Energien werden entwickelt<br />

Seite 3<br />

EU reagiert auf die Herausforderung<br />

�EU-Kommission stellt am 10.1.2007 neue Initiative<br />

zur Energiepolitik vor<br />

�EU-Reduktionsziel bis 2020: 20%<br />

�EU-Reduktionsziel „im Falle zufrieden stellender<br />

globaler Übereinkunft“ bis 2020: 30%<br />

�Anteil Erneuerbarer Energien an der<br />

Stromerzeugung bis 2020: 20%<br />

�Trennung der Energie-Netze von der Produktion<br />

�Atomenergie ist weiterhin originäre Angelegenheit<br />

der Mitgliedstaaten<br />

Seite 4<br />

Distance-to-target (burden-sharing targets) for EU-15<br />

Member States in 2004, including Kyoto mechanisms<br />

and carbon sinks<br />

[Source: EEA Report 2006]<br />

*<br />

35


36<br />

Allianz reagiert auf die Herausforderung<br />

�Allianz erstellt gemeinsam mit dem WWF die Klimastudie<br />

„Climate Change & the Financial Sector - An Agenda for<br />

Action“, welche die Risiken <strong>und</strong> Chancen des<br />

<strong>Klimawandel</strong>s auf Sicht der Finanzbranche darstellt<br />

�Allianz gründet 2005 die Allianz Climate Core Group<br />

(ACCG) als direkte Konsequenz aus Studien zu<br />

zunehmenden Klimarisiken<br />

�Mitglieder sind Klimaexperten aus allen relevanten<br />

Bereichen des Konzerns, inkl. der ausländischen Töchter<br />

(RAS, AGF, Fireman‘s F<strong>und</strong>)<br />

�Aufgaben der ACCG:<br />

– Implementierung einer gruppenweiten Klimastrategie<br />

– Erstellen einer Road Map, um aus der langfristigen<br />

Klimastrategie Schwerpunkte zu verfolgen: 17 Ziele<br />

<strong>und</strong> 80 konkrete Vorhaben wurden festgelegt<br />

Bankenfokus liegt auf der Entwicklung neuer Geschäftsfelder<br />

�Für Banken sind Klimarisiken vor allem<br />

indirekte Risiken der K<strong>und</strong>en, insofern<br />

steht <strong>für</strong> die Dresdner Bank die<br />

Entwicklung neuer Geschäftsfelder<br />

primär an<br />

�Optimierung des Managements von<br />

Klimarisiken im Konzern: z.B.<br />

Verbindung des Flutrisikomanagements<br />

der Versicherung mit der<br />

Immobilienfinanzierung der Bank<br />

�Integration von CO2-Emissionshandel, Carbon F<strong>und</strong>s, CDM-Versicherungen,<br />

Energy Efficiency Private Equity, Carbon<br />

Market Services<br />

�Synergien innerhalb des Gesamtkonzerns zu Renewables werden gebündelt: Komplette<br />

Versicherungspakete, Projektfinanzierung, Verbriefung, technische Due Dilligence, Investments in<br />

Erneuerbare Energien Projekte etc.<br />

Seite 5<br />

Seite 6


Chancen (1): Dresdner Bank ist eine der führenden Banken im<br />

Emissionshandel<br />

Seite 7<br />

So funktioniert der Emissionshandel<br />

Seite 8<br />

�52 % aller von Emissionshandel betroffenen<br />

Unternehmen Deutschlands sind K<strong>und</strong>en der<br />

Dresdner Bank<br />

�Bereits seit 2002 K<strong>und</strong>enberatung mit Blick auf<br />

Handel <strong>und</strong> Risikomanagement<br />

�Seit 2004 Kooperation mit 3C Consulting<br />

�Dresdner Kleinwort ist einer der führenden<br />

Händler im EU ETS <strong>und</strong> entwickelt fortlaufend<br />

neue Produkte diesem Bereich (z.B. Optionen)<br />

�Aktiv im Zertifikatehandel bereits seit 2003<br />

�Eine der Top 5 Banken nach Umsatz<br />

�Weitere Geschäftszuwachs erwartet, auch durch<br />

Einrichtung einer breiten Rohstoffplattform<br />

�Starkes Wachstum des Marktes mit<br />

zunehmenden Handel zwischen Banken erwartet<br />

CO 2 -Verursacher wie Kraftwerksbetreiber, Raffinerien, Zement-, Stahl- <strong>und</strong> Glasproduzenten erhalten anteilig<br />

nach ihren früheren Emissionsmengen Erlaubnisscheine (in Deutschland vom Umweltb<strong>und</strong>esamt)<br />

Die Unternehmen<br />

können einen Teil<br />

ihrer Verschmutzungs<br />

rechte verkaufen,<br />

wenn sie, etwa durch<br />

Investitionen in eigene<br />

Anlagen, Emissionen<br />

einsparen oder<br />

stattdessen<br />

klimaschonende<br />

Maßnahmen ergreifen<br />

(Aufforstungen,<br />

Investitionen in<br />

Entwicklungsländern)<br />

Am Handelsplatz bestimmen –<br />

wie bei jeder Börse – Angebot<br />

<strong>und</strong> Nachfrage die Notierung.<br />

Eine Tonne CO 2 -<br />

Emissionsrecht (Ausstoß 2005)<br />

kostete am 23. Januar 3,83 €<br />

Andere<br />

Unternehmen<br />

erwerben<br />

Erlaubnisscheine,<br />

wenn der Kauf<br />

günstiger ist als<br />

Investitionen in<br />

eigene Anlagen. Wer<br />

weder den eigenen<br />

CO 2 -Ausstoß senkt<br />

noch Scheine<br />

aufkauft, soll am<br />

Ende <strong>für</strong> einen<br />

Emissionsüberschuss<br />

Strafe zahlen<br />

37


38<br />

Der Emissionshandel birgt auch Risiken <strong>für</strong> Banken<br />

Marktrisiko<br />

Operatives<br />

Risiko<br />

Gesetzgebungsrisiko<br />

Direkten Risiken als Marktteilnehmer :<br />

�Emissionsmarkt ist sehr volatil<br />

�Vielfältige äußere Einflüsse<br />

– Rohstoff- <strong>und</strong> Energiemärkte<br />

– Wetter<br />

– Politik (z.B. Allokationspläne)<br />

– Internationale Rahmenbedingungen (z.B.<br />

Kyoto)<br />

Indirekte Risiken durch betroffene K<strong>und</strong>en:<br />

�Einfluss auf K<strong>und</strong>enrating/ Bonitätseinstufung<br />

�Ansatz fokussiert auf operative Risiken des<br />

K<strong>und</strong>en, da diese durch den K<strong>und</strong>en beeinflusst<br />

werden können<br />

�Darüber hinaus kontinuierliche Beobachtung von<br />

Markt- <strong>und</strong> Gesetzgebungsrisiken<br />

Seite 9<br />

Chancen (2): Der weltweite Markt <strong>für</strong> Erneuerbare Energien (EE)<br />

ist insgesamt stark wachsend<br />

Mtoe 3)<br />

40<br />

35<br />

30<br />

CAGR<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

2) : 18,9%<br />

bn $ Jährliches Investitionsvolumen in EE (Welt)<br />

Anteil EE am Gesamtenergieverbrauch (EU)<br />

16000<br />

14000<br />

12000<br />

10000<br />

100%<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

13,6%<br />

2000<br />

16,6%<br />

Quelle: REN21, BMU, EREC<br />

100%<br />

23,6%<br />

100%<br />

34,7%<br />

100%<br />

Energieverbrauch<br />

100%<br />

47,7% Anteil EE<br />

0<br />

2001 2010 2020 2030 2040<br />

Seite 10<br />

Marktentwicklung:<br />

2) Compo<strong>und</strong> Annual Growth Rate 3) Million tons of oil equivalent<br />

�Jährliches Investitionsvolumen beträgt<br />

bereits 38 Mrd. US$ (2005) nach r<strong>und</strong> 30<br />

Mrd. US$ im Jahr 2004<br />

�Investitionsvolumen von 1,6 Billionen US$<br />

bis 2030 erwartet<br />

�Starkes Wachstum insbesondere in den<br />

USA, China, Indien <strong>und</strong> Europa<br />

�Der Anteil von EE am Energieverbrauch<br />

wird weiter signifikant ansteigen<br />

Treiber:<br />

�Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

�Finanzielle Förderung<br />

�Steigende/volatile Preise <strong>für</strong> fossile<br />

Energieträger<br />

�Technischer Fortschritt


Steigende Investitionsvolumina <strong>und</strong> hohe Wachstumsraten<br />

machen den Sektor langfristig attraktiv<br />

Mrd. EUR<br />

Mtoe<br />

Zu erwartende Investitionen in EE in Europa (2001-2020)<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

156<br />

Wind Solarwärme<br />

Jährlicher Verbrauch an EE weltweit (2010-2040) 1)<br />

+3%<br />

3271<br />

+1%<br />

358<br />

Biomasse Wasser<br />

(groß)<br />

91 89<br />

+8%<br />

189<br />

Wass er<br />

(klein)<br />

688<br />

76<br />

78 4<br />

Wind Photovoltaik<br />

480<br />

Solarwärme<br />

Σ = 443 Mrd.<br />

20<br />

493<br />

2010<br />

2020<br />

2040<br />

+10% +22% +12% +6% +19%<br />

20<br />

2)<br />

Geot hermie Marine<br />

Quelle: EREC, IEA 1) inkl. mittlere jährliche Wachstumsraten in Prozent 2) Gezeiten- <strong>und</strong> Wellenkraft<br />

11<br />

Biomasse Photovoltaik Wasser Geothermie<br />

CAGR<br />

Seite 11<br />

Seite 12<br />

�Um bis 2020 den gesamten Energieverbrauch<br />

in der EU durch Erneuerbare<br />

Energien auf 20% zu steigern, werden<br />

Investitionen von 443 Mrd. EUR erwartet<br />

(2001-2020)<br />

�Die höchsten Investitionen sowie<br />

Wachstumsraten werden im Bereich Solar<strong>und</strong><br />

Windenergie liegen<br />

�Deutsche Unternehmen sind führend in in der<br />

Solartechnologie <strong>und</strong> –produktion sowie<br />

Windanlagenbau <strong>und</strong> -entwicklung<br />

Der Boom Erneuerbarer Energien zeigt sich auch an den<br />

Kapitalmärkten<br />

Börsengänge im Bereich Erneuerbare Energien (D)<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

475<br />

425<br />

375<br />

325<br />

275<br />

225<br />

175<br />

125<br />

75<br />

Quelle: Dresdner Kleinwort, Deutsche Börse, OnVista<br />

geplant<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Kursentwicklung Aktien Erneuerbare Energien<br />

Jan-2005 Jul-200 5 Jan-2006 Jul-2006<br />

NA SDAQ DKIB Renew able Index DKIB Wind Index<br />

DKIB Solar Index DKIB Fuel Cell Index DKIB Energy Tech Ind ex<br />

�Die Anzahl der IPOs im Bereich EE ist seit<br />

2004 wieder stark angestiegen<br />

�Ebenso gibt es zahlreiche Kapitalerhöhungen<br />

auf Seiten bereits notierter<br />

Unternehmen (Q.Sells, Sunways)<br />

�Das hierbei aufgenommene Kapital<br />

verspricht auch <strong>für</strong> die Zukunft signifikante<br />

Investitionen<br />

�Die überdurchschnittliche Entwicklung von<br />

Aktien im Bereich Erneuerbarer Energien<br />

unterstreicht das Potential der Branche<br />

�Beispiele IPOs:<br />

- 2006: Verbio, Renwable Energy Corp.<br />

- 2005: Q-Cells, Conergy, Ersol, Sunpower<br />

39


40<br />

Bestehende Risiken müssen mitigiert werden<br />

Der Erneuerbare Energien Sektor ist...<br />

�... in hohem Maße abhängig von regulatorischen Rahmenbedingungen<br />

<strong>und</strong> Förderinstrumenten mit entsprechenden<br />

Markt- <strong>und</strong> Preisrisiken<br />

� Frühzeitiges Erkennen rechtlicher Veränderungen<br />

erforderlich<br />

�... technologisch sehr innovativ mit entsprechenden Betriebsrisiken,<br />

so dass markterprobte <strong>und</strong> ausgereifte Technologien<br />

identifiziert werden müssen<br />

� Technologisches Gr<strong>und</strong>lagenwissen <strong>und</strong> technische<br />

Due Diligence erforderlich<br />

�... nur eingeschränkt gr<strong>und</strong>lastfähig (mit Ausnahme<br />

Geothermie) mit entsprechenden Margen- <strong>und</strong> Absatzrisiken<br />

� Konservative Abschätzung von Energieproduktion<br />

notwendig mit entsprechender Mitigierung durch<br />

Versicherungsprodukte<br />

Seite 13 7<br />

Dresdner Kleinwort hat bereits eine führende Position im Bereich<br />

Erneuerbare Energien aufbauen können<br />

Mio. €<br />

Bookrunners EE Branchenangebote (1995-2005)<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

DKIB<br />

Citigroup<br />

Nordea<br />

BBVA<br />

JPM<br />

NLG<br />

UBS<br />

Sal Opp.<br />

HSH<br />

WestLB<br />

Starke K<strong>und</strong>enbasis <strong>und</strong> Research-Qualität<br />

Quelle: Dresdner Kleinwort<br />

Seite 14<br />

Dresdner Kleinwort...<br />

�... ist Marktführer im europäischen EE-<br />

Sektor<br />

�... hat seine zweitgrößte EE-Transaktion auf<br />

dem spanischen Markt abgeschlossen<br />

�... hat ausgezeichnete Expertise im Bereich<br />

Research aufgebaut (wöchentliche Marktinformationen,<br />

Unternehmensanalysen etc.)<br />

�... ist auch im Bereich Verbriefung tätig, z.B.<br />

102 Mill. EUR Transaktion <strong>für</strong> Plambeck<br />

Neue Energien AG im Mai 2006


Die Allianz-Gruppe ist ihren Kernaktivitäten im Geschäft mit<br />

Erneuerbaren Energien engagiert<br />

6<br />

Versicherung<br />

Due Diligence<br />

Renewable<br />

Finanzierung<br />

5<br />

Energies<br />

3<br />

Beteiligungen<br />

Quelle: Dresdner Bank<br />

Kontakt<br />

1<br />

4<br />

Vermögensverwaltung<br />

2<br />

Verbriefung<br />

Seite 15<br />

Dr. Armin Sandhövel<br />

Head Allianz Climate Core Group<br />

Head Carbon Risk / CoC Renewables<br />

Risk Governance & Controlling<br />

Tel: +49 (0) 69 / 263 55193<br />

armin.sandhoevel@dresdner-bank.com<br />

Seite 16<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

1<br />

2<br />

Integrierte Versicherungspakete<br />

<strong>für</strong> Aufbau/Errichtung,<br />

Betriebsunterbrechung, etc.<br />

Finanzierung <strong>für</strong> Privat- sowie<br />

Mittelstandsk<strong>und</strong>en<br />

Aktivität im Bereich Verbriefung, Projektfinanzierung,<br />

IPO <strong>und</strong> M&A<br />

Verwaltung von Fonds mit Schwerpunkt<br />

EE (EcoTrends)<br />

Gezielte Investitionen in Erneuerbare<br />

Energien durch ACP-Sparte Allianz<br />

Specialized Investments<br />

Due Diligence <strong>für</strong> Geschäfts- <strong>und</strong><br />

Technikprozesse<br />

41


Hr. Dr. Wieczorek<br />

Das Grün der Dresdner Bank gewinnt eine ganz neue Qualität sozusagen.<br />

Herr Dr. Hartmann stellt seinen Vortrag unter das optimistische Thema „Deutschland<br />

ist erneuerbar“. Herr Dr. Hartmann, bitte!<br />

42


Präsentation von Herrn Dr. Hartmann, DGS<br />

Hr. Dr. Hartmann<br />

Bevor ich in medias res eintrete, möchte ich kurz die DGS, die Deutsche Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Sonnenenergie vorstellen, deren Geschäftsstelle ja hier in der Landeshauptstadt<br />

angesiedelt ist. Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahrzehnten eine<br />

breite Markteinführung der erneuerbaren Energien voranzubringen. Wodurch können<br />

wir das <strong>und</strong> wie versuchen wir dies umzusetzen? Wir haben in Deutschland ein<br />

Netz von Solarschulen aufgebaut, in denen wir Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung betreiben.<br />

Wir haben Manuals, Leitfäden <strong>und</strong> Materialien herausgegeben <strong>und</strong> beraten <strong>und</strong><br />

informieren die potenziellen K<strong>und</strong>en von erneuerbaren Energien in diesem Lande.<br />

Ich freue mich, dass meine Vorredner sich auch dem Thema „Erneuerbare“ genähert<br />

haben, <strong>und</strong> möchte mal versuchen, zwei kurze Zusammenfassungen der beiden<br />

Reden zu geben. Erstens, glaube ich, ist es unbestreitbar, dass der Effekt der<br />

Erwärmung der Erde anthropogen ist. Mein Vorredner von der Allianz Group hat es<br />

erwähnt <strong>und</strong> auch der Stern-Report, der vor etwa drei Monaten herausgekommen<br />

ist, sagt dies ganz deutlich. Zum zweiten freut mich besonders, dass der Vertreter<br />

der Allianz Group gesagt hat, dass die Kapitalmärkte auf den Boom der erneuerbaren<br />

Energien schon reagiert <strong>und</strong> die Zukunftsfähigkeit des Geldverdienens in diesem<br />

Markt ganz deutlich erkannt haben. Das ist ein sehr gutes Zeichen <strong>für</strong> die<br />

nächsten 30 oder 40 Jahre, denn erneuerbare Energien brauchen wir unbedingt.<br />

Ich habe meinen Vortrag unter das Motto „Deutschland ist erneuerbar“ aus einem<br />

bestimmten Gr<strong>und</strong>e gestellt, denn ich bin der Meinung, dass Deutschland in Bezug<br />

auf den Klimaschutz mit erneuerbaren Energien in der Welt eine Pilotfunktion, d.h.<br />

eine Steuer- <strong>und</strong> Vorbildfunktion ausübt, <strong>und</strong> zwar im besten Sinne des Wortes.<br />

Pilot heißt steuern. Wie steuern wir das Schiff Erde in die Richtung, dass uns der<br />

Planet nicht zu sehr aufgeheizt wird?<br />

43


44<br />

Dr. Uwe Hartmann<br />

Deutschland ist erneuerbar<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

Deutschland ist erneuerbar<br />

Mineralöle<br />

36,0 %<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

+10%<br />

+40%<br />

+50%<br />

+60%<br />

Erneuerbare<br />

Energien<br />

4,6 %<br />

Struktur des Primärenergieverbrauchs<br />

in Deutschland 2005<br />

Gesamt: 14.238 PJ<br />

Braunkohle<br />

11,2 %<br />

Sonstige<br />

0,1 %<br />

Steinkohle<br />

12,9 %<br />

Erdgas<br />

22,7 %<br />

Quellen: unter Verwendung von Angaben der <strong>Arbeit</strong>sgemeinschaft Energiebilanzen <strong>und</strong> nach Angaben der <strong>Arbeit</strong>sgruppe Erneuerbare<br />

Energien-Statistik (AGEE-Stat); nach Wirkungsgradmetho de; vorläufige Angaben, Stand Februar 2006<br />

DGS LV Berlin Brandenburg<br />

Erich-Steinfurth-Str. 6<br />

10243 Berlin<br />

www.dgs-berlin.de<br />

+11,2%<br />

Kernenergie<br />

12,5 %<br />

Dr. Uwe Hartmann


Deutschland ist erneuerbar<br />

EE-Anteil 2006 am deutschen Stromverbrauch: 11,6%<br />

Mrd. Kilowattst<strong>und</strong>en<br />

80,0<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

21,5<br />

Wasserk raf t<br />

+10%<br />

29,8<br />

27,2<br />

Windenergie<br />

Erneuerbare Energien Stromerzeugung<br />

1,3<br />

Photovoltaik<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

Deutschland ist erneuerbar<br />

+60%<br />

2,0<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

7,5<br />

5,4<br />

Biomasse fest<br />

+40%<br />

+50%<br />

4,9<br />

3,2<br />

Biogas<br />

0,4<br />

Biomasse flüssig<br />

0,5<br />

0,2<br />

Geothermie<br />

5,1<br />

Sonstige<br />

+11,2%<br />

64,35<br />

EE-Strom gesamt<br />

71,53<br />

2005<br />

2006<br />

Dr. Uwe Hartmann<br />

Dr. Uwe Hartmann<br />

45


46<br />

Deutschland ist erneuerbar<br />

EE-Anteil 2006 am deutschen Kraftstoffverbrauch: 5,4%<br />

Mrd. Kilowattst<strong>und</strong>en<br />

35,0<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

+40%<br />

18 ,6<br />

25 ,8<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

Deutschland ist erneuerbar<br />

Erneuerbare Energien Kraftstofferzeugung<br />

+60% +120%<br />

3, 1<br />

2,0 1,7<br />

B iodiesel Pflanzenöl Bioethanol EE-Kraftstoffe gesamt<br />

3,7<br />

22,3<br />

+46,3%<br />

32,6<br />

2005<br />

2006<br />

Dr. Uwe Hartmann<br />

EE-Anteil 2006 am deutschen Wärmeverbrauch: 6,2%<br />

Mrd. Kilo wattst<strong>und</strong>en<br />

120,0<br />

100,0<br />

80,0<br />

60,0<br />

40,0<br />

20,0<br />

0,0<br />

+10%<br />

84,1<br />

92,3<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

Erneuerbare Energien Wärmeerzeugung<br />

+20% +20%<br />

3,4 4,1<br />

1, 6<br />

1,9<br />

+10,4%<br />

89,1<br />

98,3<br />

Bioenergie Solarthermie Geothermie EE -Wärme gesamt<br />

2005<br />

2006<br />

Dr. Uwe Hartmann


Deutschland ist erneuerbar<br />

EE-Anteil 2006 am deutschen Endenergieverbrauch: 7,7%<br />

Mrd . Kilowattstun den<br />

250,0<br />

200,0<br />

150,0<br />

100,0<br />

50,0<br />

0,0<br />

+10%<br />

27,2<br />

29,8<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

Deutschland ist erneuerbar<br />

Erneuerbare Energien Gesamtenergiebereitstellung<br />

21,5<br />

120,5<br />

143,0<br />

4, 7<br />

6,1 1,8 2, 1<br />

175,7<br />

Windenergie Wasserkraft Bi oenergie Solarenergie Geothermie Gesamt<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

+20%<br />

+30% +20%<br />

+15,2%<br />

202,5<br />

2005<br />

2006<br />

Dr. Uwe Hartmann<br />

Dr. Uwe Hartmann<br />

47


48<br />

Deutschland ist erneuerbar<br />

Mrd. Euro<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

1,3<br />

Erneuerbare Energien Kostenvermeidung<br />

Vergleich EEG-Umlage<br />

1,5<br />

87,6 99,9<br />

Mio. t Mio. t<br />

CO2 /a CO2 /a<br />

vermiedene CO2-Kosten<br />

(Zertifikatspreis 15 €/t)<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

Deutschland ist erneuerbar<br />

3,0<br />

4,2<br />

vermiedene Energieimporte (Öl,<br />

Gas, Kohle, Uran)<br />

2,8<br />

3,2<br />

vermiedene externe Kosten<br />

(Umweltkosten) all eine durch<br />

EEG<br />

EE als <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor – Stand 2005 -<br />

- 170000 <strong>Arbeit</strong>splätze durch EE-Nutzung in D<br />

- rd. 16 Mrd. € Umsatz in D,<br />

davon rd. 10 Mrd. € Neuinvestitionen<br />

- steigender Exportanteil;<br />

z.B. rd. 70 % Exportanteil bei Windkraftanlagen<br />

- D positioniert sich in dieser Zukunftsbranche im globalen<br />

Markt: Maschinenbaufirmen in allen EE-Sparten sind<br />

Weltspitze<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

2005<br />

2006<br />

Dr. Uwe Hartmann<br />

Dr. Uwe Hartmann


Deutschland ist erneuerbar<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

Deutschland ist erneuerbar<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

Dr. Uwe Hartmann<br />

Dr. Uwe Hartmann<br />

49


50<br />

Deutschland ist erneuerbar<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

Deutschland ist erneuerbar<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

Dr. Uwe Hartmann<br />

Dr. Uwe Hartmann


Deutschland ist erneuerbar<br />

Stromgestehungskosten, EUR/kWh<br />

0,16<br />

0,14<br />

0,12<br />

0,10<br />

0,08<br />

0,06<br />

0,04<br />

2004: 0,26 EUR/kWh<br />

- Szenario NatPLus - neu (2004) -<br />

2010 2020 2030 2040 2050<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

Dr. Uwe Hartmann<br />

4. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz<br />

2004: 0,62 EUR/kWh<br />

Wasser<br />

Wind<br />

Photovoltaik<br />

Geothermie<br />

Stromimport<br />

Biomasse<br />

Biogas<br />

Mittelwert<br />

projek t2020/kos -EEt; 17.10.05<br />

Deutliche Kostendegression<br />

möglich<br />

<strong>und</strong> bereits eingetreten:<br />

1990 – 2003:<br />

Von ca. 20 ct/kWh<br />

auf r<strong>und</strong> 12 ct/kWh<br />

2004 - 2020:<br />

von 12 ct/kWh<br />

auf r<strong>und</strong> 7 ct /kWh<br />

Bis 2050 erreichbare<br />

Werte: um 5 ct/kWh<br />

Quelle: Nitsch/DLR<br />

Vielen Dank <strong>für</strong> Ihre Aufmerksamkeit<br />

Dr. Uwe Hartmann<br />

DGS LV Berlin Brandenburg<br />

Erich-Steinfurth-Str. 6<br />

10243 Berlin<br />

www.dgs-berlin.de<br />

51


Podiumsdiskussion<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Ja, Herr Dr. Hartmann, auch Ihnen herzlichen Dank! Ich stehe jetzt vor einem Verfahrensproblem:<br />

um 18.35 Uhr ist die Pause vorbei, <strong>und</strong> das ist jetzt soweit. Ich<br />

glaube, wenn niemand unbedingt eine Pause braucht, gehen wir jetzt einfach in die<br />

Diskussion rein. Wenn wir ein bisschen eher fertig sind, ist das ja auch ganz gut.<br />

Und anschließend laden wir Sie ohnehin zu einem kleinen Imbiss ein.<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren, bisher hatten vor allem die Referenten zu meiner Linken<br />

das Wort. Zu Beginn der Diskussion würde ich nun ganz gerne die Beispiele aus<br />

München ein bisschen mit den erwähnten Thesen konfrontieren <strong>und</strong> zu Beginn<br />

Herrn Burkhart Oesten, den Umweltschutzbeauftragten der MTU Aero Engines<br />

GmbH, fragen: Herr Oesten, Sie haben ja ein eigenes Heizwerk <strong>und</strong> setzen auch<br />

auf Umweltprodukte. Welche Bedeutung haben die klimatischen Entwicklungen <strong>für</strong><br />

Ihr Unternehmen?<br />

Im ersten Block würde ich mich gerne den Fragen <strong>Klimawandel</strong>, Kyoto-Protokoll<br />

<strong>und</strong> Emissionshandel zuwenden. Nur ein Thema möchte ich dabei nicht diskutieren,<br />

nämlich die Frage, ob wir uns nur Klimasprüngen gegenüber sehen oder ob es<br />

tatsächlich den <strong>Klimawandel</strong> gibt. Keiner der Referenten hat diese These angesprochen,<br />

die man vor drei oder vier Jahren durchaus immer noch hörte: „Was wollt<br />

ihr denn? Kalte Sommer oder regnerische Sommer <strong>und</strong> warme Winter hat es immer<br />

mal gegeben.“ Es besteht eindeutig Konsens, dass wir heute eine andere Qualität<br />

erreicht haben. Und ich glaube, dieser These wird auch auf meiner rechten<br />

Seite nicht widersprochen.<br />

Hr. Oesten<br />

Nein, absolut nicht. Die klimatischen Entwicklungen sind in jedem Fall nachvollziehbar<br />

<strong>und</strong>, ich sage mal, auch schon seit langem nachlesbar. An einem Standort,<br />

wie wir ihn betreiben, als ein Metall verarbeitender Betrieb im weitesten Sinne bzw.<br />

ein Betrieb der Hochtechnologie in der Metallverarbeitung, haben wir ein eigenes<br />

Heizwerk. Mit diesem Heizwerk heizen wir letztendlich unsere Räumlichkeiten,<br />

Wasser <strong>und</strong> andere Dinge, die wir in erwärmtem Zustand brauchen. Die gesamte<br />

Prozessenergie wird über Strom bezogen.<br />

Aus traditionellen Gründen ist das Heizwerk sehr großzügig angelegt worden <strong>und</strong><br />

wird seit vielen Jahren immer wieder <strong>und</strong> immer weiter modernisiert. Es ist so groß,<br />

dass wir im Sommer so viel Heizleistung eigentlich gar nicht brauchen, <strong>und</strong> deswegen<br />

haben wir uns im letzten Jahr entschlossen, in ein Blockheizkraftwerk zu investieren.<br />

Dieses Blockheizkraftwerk, das sich derzeit im Probebetrieb befindet, liefert<br />

auf der einen Seite Wärme, auf der anderen Seite Strom. Die Wärme reicht uns im<br />

Sommer völlig aus, um die benötigte Wärme, die wir zuführen müssen, also jetzt<br />

nicht im Sinne von klimatischer Heizenergie, zu decken. Das ist ein Beispiel, wo wir<br />

versuchen, klimarelevante Dinge zu tun, ohne den ökonomischen Aspekt aus den<br />

Augen zu verlieren.<br />

52


Hr. Dr. Wieczorek<br />

Aber mit dem Heizwerk unterliegen Sie doch dem Emissionshandel? Wie läuft es<br />

denn bei Ihnen, also bei einem produzierenden Unternehmen, das sich so aufgestellt<br />

hat wie Sie? Müssen Sie Zertifikate zukaufen? Wie ist die Preisentwicklung<br />

bei Ihnen?<br />

Hr. Oesten<br />

Wir haben r<strong>und</strong> 12.000 Tonnen CO2-Potenziale bei uns in den Verfahren eingebracht.<br />

Diese Menge haben wir aufgr<strong>und</strong> der klimatischen Entwicklung nicht ganz<br />

ausgeschöpft. Wir müssen also nicht zukaufen. Ein weiterer Aspekt ist eben auch<br />

das Blockheizkraftwerk, durch das wir im Sommerbetrieb Einsparungen haben.<br />

Das wird übrigens mit biogenem Kraftstoff gefahren <strong>und</strong> ist also CO2-neutral. Da<br />

sparen wir natürlich wieder CO2 ein, d.h. das, was wir heute an genehmigten CO2-<br />

Emissionen haben, wird uns sicherlich noch eine Weile reichen.<br />

Ein anderer Punkt ist die Energieeinsparung oder Vermeidung von Energieverlusten.<br />

Das ist natürlich ein anderes Thema, an dem wir auch sehr heftig arbeiten,<br />

beispielsweise an der Drucklufterzeugung <strong>und</strong> -verwendung. All diese Geschichten<br />

sind eigentlich permanent bei uns im Fokus.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Bevor ich Herrn Schwarz zum Emissionshandel <strong>und</strong> zu den Kosten frage, Herr Dr.<br />

Hartmann, haben Sie, glaube ich, jetzt pro Tonne wieder 15 Euro gesagt. Herr Dr.<br />

Sandhövel hat aber vorher von einem aktuellen Preis von 4 Euro gesprochen. Ich<br />

muss zugeben, ich kenne mich da jetzt wirklich nicht so gut aus. Aber stimmt zum<br />

einen die Tatsache, dass eine Reihe von Unternehmen diese Werte als entgangenen<br />

Gewinn dann in die Kostenrechnung mit eingehen lassen? Gibt es dazu Erfahrungen?<br />

Und zum anderen, welchen Preis müssen wir denn jetzt zugr<strong>und</strong>e legen?<br />

Würden Sie Herrn Dr. Hartmann widersprechen bei seinem Ansatz von 15 Euro,<br />

als es um diese Werte <strong>und</strong> Einsparungen ging.<br />

Hr. Dr. Sandhövel<br />

Der CO2-Preis ist tagtäglich in der Börse abzulesen. Da können Sie mir glauben,<br />

dass er gestern bei 4 Euro war. Die Frage ist, ob wir uns über den CO2-Emissions-<br />

Preis unterhalten, also über die EU-Allowances, die jetzt in der ersten Verpflichtungsperiode<br />

gelten. Das ist eben dieser Preis. Wir handeln allerdings auch schon<br />

CO2-Zertifikatspreise <strong>für</strong> die zweite Verpflichtungsperiode, bei denen sich in den<br />

letzten Monaten ein erheblicher Spread ausgebildet hat. Diese Preise sind auseinandergegangen,<br />

nachdem sie lange Zeit gleichmäßig verlaufen sind. Der Preis <strong>für</strong><br />

die zweite Verpflichtungsperiode, die aber als Futures gehandelt werden, da es sie<br />

ja physisch noch gar nicht gibt, liegt ungefähr bei 16 Euro. Dann haben wir noch<br />

die Preise von Zertifikaten aus sogenannten Kyoto-basierten Mechanismen, d.h.<br />

CDM <strong>und</strong> Joint Implementation. Diese Preise schwanken zwischen 10 <strong>und</strong> 20 Euro.<br />

Da muss man immer sehen, aus welchen Projekten <strong>und</strong> in welchem Zustand<br />

die Zertifikate sind. Insofern ist es wie an einer Währungsbörse, wo man immer<br />

wissen muss, ob man über Pf<strong>und</strong> oder Dollar redet. Dann kann man die Preise<br />

aber auch sehr genau ablesen.<br />

53


Hr. Dr. Wieczorek<br />

Die Komplexität dieses Tatbestands macht deutlich, dass das Thema offensichtlich<br />

wirklich relevant ist, denn sonst hätte sich ein Unternehmen wie Ihres dem nicht so<br />

dezidiert zugewandt.<br />

Hr. Dr. Sandhövel<br />

Ja, vielleicht klang es ein bisschen zu negativ, als auf meiner Folie die Volatilität<br />

dargestellt wurde. Für unsere Händler ist Volatilität sehr gut, denn je mehr Volatilität<br />

im Markt ist, desto mehr Möglichkeiten gibt es. Es hat immer zwei Seiten, <strong>und</strong><br />

ich glaube, dass die Unternehmen mit einem CO2-Zertifikats-Preis von 4 Euro im<br />

Augenblick sehr zufrieden sind.<br />

Zu der anderen Frage, die Sie gestellt haben, nach den Opportunitätskosten, gab<br />

es den großen politischen Streit, inwiefern die Energieunternehmen die zum Teil<br />

sehr hohen Zertifikatspreise in der mittleren Phase eingepreist <strong>und</strong> an den K<strong>und</strong>en<br />

weitergegeben haben. Es gilt natürlich immer eine gewisse Preiselastizität, d.h.<br />

Unternehmen, die in der Lage sind, ihre Preise an den K<strong>und</strong>en zu überwälzen,<br />

haben es da gut. Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, haben<br />

es eher schlecht. Und insofern gibt es da natürlich Unterschiede in der Unternehmensstruktur.<br />

Ich glaube, das haben nicht nur wir beobachtet, sondern es ist sicherlich<br />

auch der Gr<strong>und</strong>, warum die EU-Kommission <strong>und</strong> letztlich auch die B<strong>und</strong>esregierung<br />

jetzt bei den Verhandlungen <strong>für</strong> die zweite Verpflichtungsperiode ausgesprochen<br />

böse reagiert haben. Es wurde zwar sehr schön begründet, warum die<br />

gestiegenen Zertifikatspreise auch gestiegene Strompreise bedeuten. Die umgekehrte<br />

Argumentation, warum fallende Zertifikatspreise sich nicht dann auch in<br />

fallenden Strompreisen äußern, haben wir nicht geführt.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Herr Schwarz, wie viel Gewinn machen die Stadtwerke mit dem Emissionshandel<br />

<strong>und</strong> wie sieht es mit den Opportunitätskosten <strong>und</strong> der Weitergabe an die Verbraucher<br />

aus? Bitte sagen Sie uns etwas generell zum Bereich Stadtwerke <strong>und</strong> Emissionshandel.<br />

Hr. Schwarz<br />

Zunächst mal möchte ich zur Preisbildung im Moment wenig sagen. Wir nehmen<br />

an dem Emissionshandel nur in ganz bescheidenem Umfang teil, weil wir eigentlich<br />

gerade so viel CO2-Zertifikate zugeteilt bekommen haben wie wir letzten Endes<br />

Brennstoff brauchen. Von daher wird unser Bedarf abgedeckt. Mit gewissen Überhängen,<br />

die wir haben, nehmen wir auch am Handel teil, aber es ist nicht so, dass<br />

der CO2-Preis im Münchner Strompreis unbedingt durchschlägt. Das sind zwei<br />

Paar Schuhe. Aber was beim Endk<strong>und</strong>en ankommt, hat gewisse Korrelationen zum<br />

Strompreis, wie er an der Börse gehandelt wird, nämlich eine Ähnlichkeit mit dem<br />

Verhalten der CO2-Preise. Und die CO2-Preise sind, ich habe aktuelle Zahlen da,<br />

derzeit bei 2,28 Cent, also enorm niedrig. Das ist auch ein Problem des Emissionshandels.<br />

Ich bin nicht restlos davon überzeugt, dass das Werkzeug, so wie es jetzt<br />

aufgestellt ist, wirklich ein ideales Steuerungskriterium ist, um CO2 zu reduzieren;<br />

als Handelsinstrument ja, aber nicht in der Form, wie die Zertifikate zugeteilt <strong>und</strong><br />

bewertet werden.<br />

54


Man muss aufpassen, dass wir damit nicht Fehlentwicklungen steuern. Ich meine<br />

Fehlentwicklungen dahingehend, dass forciert z. B. bestimmte Brennstoffe eingesetzt<br />

werden, die einfach von der Chemie her CO2-arm sind mit der Folge, dass<br />

damit über die Primärenergie auch noch mal an der Preisschraube gedreht wird.<br />

Des weiteren muss man auch sehen, wer an dem Emissionshandel teilnimmt. Und<br />

da fühle ich mich als Vertreter eines Unternehmens, das wirklich vorbildlich Strom<br />

<strong>und</strong> Fernwärme erzeugt <strong>und</strong> dies historisch schon immer gemacht hat, weil wir<br />

Kraft-Wärme-Koppelung betreiben, massiv benachteiligt mit diesem CO2-Handel.<br />

Der CO2-Handel geht bei den Energieversorgern nur auf den Strommarkt. Und<br />

wenn man bedenkt, dass wir in München Bayern oder der Atmosphäre über 2 Millionen<br />

Tonnen CO2 dadurch ersparen, dass wir Kraft-Wärme-Kopplung betreiben,<br />

bekommen wir da<strong>für</strong> überhaupt keine Gutschrift <strong>und</strong> werden sogar eigentlich noch<br />

bestraft. Schließlich hat einer, der Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen betreibt, teure<br />

Anlagen <strong>und</strong> muss Fernwärmenetze bauen. Hier sind die Messlatten also einfach<br />

unfair angelegt. Und wenn ich mir die ganzen Diskussionen um die Zukunft angucke,<br />

was heute die Kriterien <strong>für</strong> den NAP 2 sind, d.h. also die Handelsphase, die<br />

jetzt vor uns liegt, dann habe ich wirklich große Zweifel, ob man die Klimaziele, die<br />

man sich so gestellt hat, in dieser Zielsetzung erreicht. Dass man einen Emissionshandel<br />

zustande kriegt, daran habe ich keinen Zweifel. Man kann mit allem handeln,<br />

aber ob in der Wirkung das Ziel erreicht wird, dass wir eine Stabilisierung der<br />

CO2-Bildung in der Atmosphäre hinbekommen, da meine ich, muss noch vom Gesetzgeber<br />

erheblich nachgesteuert werden.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Herr Grimm, was sagen Sie denn zur Kritik vom Herrn Schwarz?<br />

Hr. Grimm<br />

Im Gr<strong>und</strong>e hat Herr Schwarz schon Recht. Vielleicht noch mal ganz kurz zu den<br />

Preisen, die wir jetzt im Moment gerade sehen: die 2,20 oder 2,24 Euro, die wir<br />

heute haben, beziehen sich auf die EU-Allowances bis zum Jahr 2007. Ich will jetzt<br />

ein bisschen plakativ oder eindringlicher sagen, dass das die Pilotphase der EU<br />

war, die dem eigentlichen EU-Kyoto-Prozess vorgeschaltet ist, der ab 2008 beginnt.<br />

Die Preise <strong>für</strong> die EU-Allowances muss man also als eine Versuchsphase<br />

ansehen.<br />

Wichtig war aber, dass das System ins Laufen kam. Ich denke, dass die Zuteilungen<br />

in Zukunft auch anders diskutiert werden. Diese freie bzw. freigiebige Vergabe<br />

kann so nicht weiter gehen. Man diskutiert ja auch die Alternative Auctioning, also<br />

Auktion, d.h. jeder kauft sich eben so viel Credits oder Emissionsrechte, wie er<br />

braucht. Das ist ja eigentlich eine ganz simple Sache. Damit wären die ganzen<br />

Probleme weg <strong>und</strong> der Emissionshandel würde auch sehr viel effizienter gestaltet<br />

werden. Ich denke, dass das sukzessive geht. Da werden in der Auktion mal 10 %<br />

gehandelt <strong>und</strong> mal werden es 20 % oder auch 50 % sein, weil wir sehen, dass das<br />

ganz gut funktioniert. Ich könnte mir vorstellen, dass es in diese Richtung laufen<br />

wird. Und dann wird derjenige, der mit regenerativen Kraftstoffen heizt, einfach<br />

keine Emissionsrechte mehr kaufen müssen, weil er keine fossilen Brennstoffe<br />

verheizt. Das wird sich im Markt oder auch in seinen Preisen niederschlagen.<br />

55


Hr. Dr. Wieczorek<br />

Aber ginge das unter der aktuellen Fassung des Kyoto-Protokolls überhaupt, Auktion<br />

statt Zuteilung?<br />

Hr. Grimm<br />

Ja, die Variante der Auktion ist vorgesehen. Wir haben uns eben <strong>für</strong> Zuteilung entschieden.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Joachim, die Städte haben ja relativ wenig Einfluss auf internationale Vereinbarungen,<br />

aber vor Ort schlägt es sich nieder, sei es jetzt im Bereich der Stadtwerke<br />

oder auch in der Umweltpolitik.<br />

Hr. Lorenz<br />

Ja, das ist richtig. Die Städte haben gerade, was z. B. die Zuteilung von Zertifikaten<br />

zum Emissionshandel betrifft, oder auch auf den Emissionshandel selbst natürlich<br />

keinen Einfluss. Wenn man sich überlegt, dass die r<strong>und</strong> 1.000 Anlagen, die am<br />

Emissionshandel teilnehmen, r<strong>und</strong> 50 % der gesamten CO2-Emissionen ausmachen,<br />

dann zeigt das schon, dass die CO2-Emissionen sehr stark auf die ganz großen<br />

Energieerzeuger konzentriert sind. Und wenn man das in München sieht - bei<br />

uns im <strong>Referat</strong> laufen ja die entsprechenden Daten zum Emissionshandel auch<br />

zusammen -, da sind die Stadtwerke schon nicht nur ein mittlerer Player, sondern<br />

der absolute Großplayer; über 95 %, ich glaube sogar, über 97 % der Zertifikate,<br />

die an Münchner Anlagen verteilt worden sind, entfallen nämlich auf die Stadtwerke.<br />

Ich sage nichts gegen MTU oder Paulaner <strong>und</strong> noch ein halbes Dutzend andere<br />

Betriebe, aber Sie spielen eigentlich so gut wie keine Rolle. Hier in München spielen<br />

nahezu ausschließlich die Stadtwerke eine Rolle beim Emissionshandel.<br />

Auf die Zertifikate haben wir keinen Einfluss, die werden entsprechend verteilt. Es<br />

gibt b<strong>und</strong>esweite Schätzungen, die sagen, dass in der ersten Periode über 20 Millionen<br />

Tonnen Zertifikate zuviel verteilt worden sind. Das hängt sicherlich auch damit<br />

zusammen, wie der Preis sich gestaltet hat.<br />

Ich wollte ganz kurz noch darauf eingehen, dass die Städte sich sehr viel bemühen<br />

können, aber auf bestimmte Dinge gar keinen Einfluss haben. Natürlich sind, wenn<br />

man die großen Terminkontrakte an der Leipziger Strombörse sieht, die Zertifikate<br />

eingepreist worden <strong>und</strong> zwar in einem ganz großen Umfang; <strong>und</strong> zwar nicht nur in<br />

dem Maße, wie sich im Augenblick der Preis darstellt, sondern zu viel höheren<br />

Preisen. Man spricht pro Jahr von 10 Milliarden Euro, die entsprechend eingepreist<br />

worden sind. Das schlägt sich natürlich auch auf den Strompreis <strong>für</strong> die Verbraucher<br />

nieder. Ich spreche nicht von den Stadtwerken, sondern insgesamt von den<br />

großen Energieversorgern.<br />

Man hätte, wenn man es ganz ernst nimmt <strong>und</strong> verstärkt das Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetz zur CO2-Reduzierung eingesetzt hätte, hier sicherlich kostengünstiger<br />

CO2-Tonnen einsparen können als es sich im Augenblick über das Emissionshandelsgesetz<br />

darstellt. Das ist ein Problem. Ich denke, wir müssen in<br />

Deutschland wegkommen von der kostenlosen Zuteilung der CO2-Zertifikate.<br />

56


Wir müssen, da haben wir auch einen Blauen Brief aus Brüssel bekommen, hier<br />

auch zumindest einen gewissen Anteil versteigern <strong>und</strong> dann wird das Instrument<br />

Emissionshandel auch eine größere Bedeutung im Klimaschutz darstellen.<br />

Jetzt zu den Kommunen: ich war gestern auf Einladung des Europäischen Städteverbands<br />

in Brüssel. Dort findet gegenwärtig, d.h. seit gestern <strong>und</strong> bis zum 2. Februar,<br />

eine große Klimaschutzveranstaltung der Europäischen Kommission statt mit<br />

einer Vielzahl von parallel laufenden Veranstaltungen, auch zum Emissionshandel.<br />

Aber ich war, wie gesagt, eingeladen zu einer Diskussionsr<strong>und</strong>e, was große Großstädte<br />

in Europa in Sachen Klimaschutz machen. Natürlich machen wir einiges,<br />

auch wenn wir längst nicht das bewegen können, was eben die großen Energieversorger<br />

bewegen könnten.<br />

Das Problem ist, dass wir Klimaschutz nicht als kommunale Pflichtaufgabe haben.<br />

Es ist eine freiwillige Aufgabe. Wir müssen uns die entsprechenden Mittel <strong>und</strong> Ressourcen<br />

immer wieder im Stadtrat erkämpfen. Das ist nicht ganz einfach, wenn<br />

parallel dazu auch die Haushaltskonsolidierung läuft. Trotzdem - deswegen bin ich<br />

auch nicht zuletzt wohl eingeladen worden, weil München durchaus als Vorbild <strong>für</strong><br />

große Großstädte in Europa gilt - haben wir einige Instrumente auf den Weg gebracht,<br />

nicht erst in den letzten Jahren, sondern schon in den 90er Jahren, die<br />

durchaus auch Vorbildcharakter haben. Ich denke an unser Förderprogramm „Energieeinsparung“,<br />

auch wenn wir uns da im Verhältnis zu den Stadtwerken bestenfalls<br />

so darstellen wie das Heizwerk von MTU, also auch nur eine sehr kleine<br />

Rolle spielen, aber das wirkt auch als Vorbild <strong>für</strong> viele private Haushalte, auch <strong>für</strong><br />

Wohnungsbaugesellschaften.<br />

Wir haben jetzt glücklicherweise einen Beschluss gefasst, dass sich die städtischen<br />

Wohnungsbaugesellschaften dem Klimaschutz verpflichten <strong>und</strong> hier in nächster<br />

Zeit freiwillig über die Standards gehen, die vorgeschrieben sind. Wir haben über<br />

unser erweitertes Klimaschutzprogramm sehr viele Möglichkeiten, mit den lokalen<br />

Playern in Kontakt zu treten <strong>und</strong> über Bewusstseinsbildung <strong>und</strong> Modellvorhaben<br />

hier auch in die Stadtgesellschaft hineinzuwirken. Das sind viele kleine Schritte, die<br />

wir machen. Ich habe durchaus gestern mit Freuden zur Kenntnis genommen, dass<br />

wir in München nichts Neues erfinden müssen. Wir haben, glaube ich, alle kommunalen<br />

Instrumente angegangen, die europäische Großstadtregionen auch angegangen<br />

haben. Natürlich bräuchten wir noch mehr Geld, um noch mehr zu machen.<br />

Da spricht aber der Stadtrat das letzte Wort. Noch mal eine große Bitte an alle hier<br />

anwesenden Stadträtinnen <strong>und</strong> Stadträte, dass wir das Thema Klimaschutz, auch<br />

wenn es eine freiwillige Aufgabe ist, ernster nehmen.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Noch ernster.<br />

Hr. Lorenz<br />

Noch ernster nehmen! Das ist wichtig <strong>für</strong> die Ergänzung, weil alleine durch Emissionshandel,<br />

da gebe ich Herrn Schwarz voll <strong>und</strong> ganz Recht, wir die ehrgeizigen<br />

Klimaschutzziele nicht erreichen können werden.<br />

57


Noch einen Satz zum Schluss zu den Klimaschutzverpflichtung der Autoindustrie,<br />

weil ja da auch ein Antrag im Stadtrat gestellt worden ist, der im nächsten Plenum<br />

behandelt werden soll. Ich bin gestern in Brüssel mehrfach angesprochen worden,<br />

was sich Deutschland da geleistet hat, d.h. nicht Deutschland, sondern die deutsche<br />

Autoindustrie. Das versteht nun niemand mehr, vor allen Dingen nicht Vertreter<br />

aus anderen Ländern, die eine Autoindustrie haben, die nicht nur so große oder<br />

vorrangig so große Modelle herstellt wie in Deutschland. Es gab auf der Klimaschutztagung<br />

r<strong>und</strong>weg große Kritik an der deutschen Autoindustrie. Ich habe dann<br />

auch mehreren Vertretern gesagt, was unser Stadtrat Mitte Februar initiieren möchte.<br />

Wir wollen einen Appell an die deutsche Ratspräsidentschaft <strong>und</strong> natürlich auch<br />

an unsere Abgeordneten richten, dass das, was im Koalitionsvertrag der großen<br />

Koalition enthalten ist, nämlich die Zielsetzung, die jetzt der Kommissar Dimas als<br />

Klimaschutzvorgabe <strong>für</strong> die Autoindustrie verbindlich machen möchte, realisiert<br />

wird. Ich hoffe da auch, dass wir als Millionenstadt München noch mal unsere B<strong>und</strong>esregierung,<br />

die die Ratspräsidentschaft innehat, darauf verpflichten können,<br />

dass hier die Vorstellungen des EU-Kommissars auch wirklich umgesetzt werden.<br />

Die Autoindustrie ist nämlich ein Feld, wo wir bisher sehr wenige Erfolge in puncto<br />

Klimaschutz gehabt haben. Und mehr Klimaschutz bei der Autoindustrie heißt auch<br />

geringerer Verbrauch, <strong>und</strong> das heißt auch, was wieder kommunale Aufgabe ist,<br />

weniger Feinstaub <strong>und</strong> weniger sonstige Belastungen. Wir können mit Klimaschutz<br />

durch die Autoindustrie auch einige lokale Probleme hier viel stärker <strong>und</strong> besser<br />

angehen als bisher.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Das war ein etwas langer Satz, aber ohne dass Herr Lorenz <strong>und</strong> ich darüber gesprochen<br />

hätten, hat er genau zu dem Punkt hingeführt, den ich jetzt eigentlich<br />

gerne ansteuern würde. Herr Dr. Sandhövel hat von der Notwendigkeit des Umbaus<br />

der Industriegesellschaft gesprochen. Ich finde das ein absolut spannendes<br />

Stichwort. Wir müssen gar nicht den Koalitionsvertrag zitieren, Joachim, ich erinnere<br />

mich, dass in der Staatskanzlei vor ungefähr 10 Jahren eine großartige Selbstverpflichtung<br />

der bayerischen Autoindustrie im Rahmen des Umweltpaktes zelebriert<br />

wurde, die meines Wissens <strong>für</strong> das Jahr 2000 das Drei-Liter-Auto zumindest in<br />

Aussicht gestellt hat. Ich wollte mir eigentlich den Umweltpakt jedes Jahr auf Wiedervorlage<br />

legen, aber nach fünf Jahren habe ich es dann aufgegeben, weil ja immer<br />

noch kein Weg dahin führt. Und wir haben auch nicht mehr viel davon gehört.<br />

Aber jetzt noch mal eine ganz kurze Stellungnahme: zu diesem Stichwort „Umbau<br />

der Industriegesellschaft“ haben Sie, Herr Dr. Sandhövel, glaube ich, die amerikanische<br />

Autoindustrie als Beispiel genannt. Hätten Sie nicht die deutsche genauso<br />

nennen müssen?<br />

Hr. Dr. Sandhövel<br />

Ja, natürlich. Aber ich meine, die amerikanische Autoindustrie lag mir insofern etwas<br />

näher, als dass wir vor einem Jahr auf der Detroiter Autoschau waren <strong>und</strong><br />

festgestellt haben, dass es ja auch ganz anders geht. Insofern sage ich mal, dass<br />

das <strong>für</strong> uns naheliegender gewesen ist. Natürlich gilt das aber <strong>für</strong> die gesamte Flotte<br />

aller Automobilhersteller.<br />

58


Man muss aber auch sehen, dass die Automobilhersteller unterschiedliche Paletten<br />

anbieten <strong>und</strong> dort unterschiedliche Bedürfnisse geweckt werden. Ich bin immer der<br />

Meinung, man muss diese Dinge über den Preis regeln. Es spricht ja auch nichts<br />

dagegen, Flottenverbräuche in den Emissionshandel einzubeziehen. Und wenn der<br />

eine Automobilhersteller am Markt besonders erfolgreich ist mit Produkten, die<br />

auch mir schwer vorstellbar sind, dass sie mit drei Litern laufen, dann muss er eben<br />

Vereinbarungen treffen, damit er in der Lage ist, solche Produkte am Markt abzusetzen.<br />

Ich glaube, wir sind uns einig, wir werden nicht alle einen Smart fahren.<br />

Und wenn jemand unbedingt einen Porsche fahren möchte, dann soll er eben den<br />

Preis bezahlen, der in den ökonomischen Kosten abgebildet werden kann. Ich denke<br />

da in jeder Hinsicht immer marktwirtschaftlich, <strong>und</strong> letztlich müssen dann die<br />

Anreize richtig gesetzt werden.<br />

Ich könnte mir auch vorstellen, noch ganz andere Industrien in den Emissionshandel<br />

einzubeziehen. Auch das ist ja eine Entwicklung, die läuft. Das gilt beispielsweise<br />

<strong>für</strong> den Luftverkehr. Und ich bin mir sehr sicher, dass wir in diese Richtung<br />

weitergehen werden. Wir müssen uns wirklich kreativ überlegen, wie man mit unterschiedlichen<br />

Flottenverbräuchen <strong>und</strong> Produktpaletten eben so umgehen kann,<br />

dass am Ende ein Gesamtziel steht, mit dem wir leben können. Es gibt ja manchmal<br />

so ein Missverständnis über den Emissionshandel: er ist nicht das Instrument,<br />

um CO2-Minderungen zu erzielen, sondern das Instrument, um CO2-Minderungen<br />

zu erzielen, ist das vom Gesetzgeber vorgesehene CO2-Minderungsziel mit einem<br />

Erfüllungsfaktor. Das muss man mal sagen, weil immer der Sack gehauen wird,<br />

aber man den Esel meint. Wenn man dieses Instrument dann richtig verstanden<br />

hat, kann man es auf fast jeden Industriesektor anwenden.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Herr Dr. Hartmann, Sie haben ein Beispiel genannt zum Umbau der Industriegesellschaft,<br />

indem Sie auf die Chancen hingewiesen haben, die sich gerade in dem<br />

Bereich erneuerbare Energien der deutschen Industrie bieten. Wir haben hier Exportvorteile,<br />

<strong>und</strong> ich habe sehr früh schon gesagt, wenn wir einen Bruchteil der<br />

Gelder, die wir in die Entwicklung der atomaren Energie gesteckt hätten, zum gleichen<br />

Zeitpunkt in die Entwicklung erneuerbarer Energien investiert hätten, wäre die<br />

Marktsituation Deutschlands weltweit noch besser. Siemens Solar hat seine Tätigkeit<br />

hier in München eingestellt. Inzwischen sind die Bereiche, die damals wirklich<br />

nur Bruchteile beim Umsatz ausmachten, mit anderen Unternehmen sehr erfolgreich,<br />

gerade auch im Export. Sie stimmen mir zu!<br />

Hr. Dr. Hartmann<br />

Ja, ich kann vielleicht ein paar Zahlen beisteuern. Sie haben völlig zu Recht erwähnt,<br />

dass sich vor 10 bis 15 Jahren große Firmen aus dem Bereich Photovoltaik<br />

in Deutschland zurückgezogen haben, was meines Erachtens ein schwerer strategischer<br />

Fehler war, aber damals gab es noch kein Erneuerbare-Energien-Gesetz.<br />

Heute ist es so, dass sich nicht nur im Bereich Photovoltaik das Marktwachstum<br />

sehr schön <strong>und</strong> sehr dynamisch darstellt. Sie haben wahrscheinlich auch vom Aufbau<br />

Ost in Bezug auf die Photovoltaikindustrie gehört <strong>und</strong> gelesen. Zurzeit befinden<br />

sich drei, vier oder fünf große neue Photovoltaik-Produktionsstätten in Brandenburg-Havel,<br />

Frankfurt/Oder <strong>und</strong> Erfurt in Thüringen im Bau, <strong>und</strong> das halte ich,<br />

59


da ich ja selbst aus Berlin komme, <strong>für</strong> sehr gut <strong>für</strong> die Förderung der <strong>Wirtschaft</strong> dort<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Struktur dieser Landschaft. Mein Kollege hat das Beispiel des Kaufs von<br />

Repower durch den französischen Atomenergiekonzern Areva erwähnt. Ich bin<br />

sicher, dass in der Zukunft solche Transaktionen vermehrt stattfinden werden, weil<br />

die herkömmliche Industrie, die im Energiesektor tätig ist, erkannt hat, welche strategischen<br />

Chancen in dem Bereich erneuerbare Energien weltweit in den nächsten<br />

30 bis 40 Jahren existieren.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Herr Oesten, zum Stichwort Umbau der Industriegesellschaft: Ihr Unternehmen hat<br />

ja schon seit vielen Jahren den Faktor Umwelt mit einbezogen. Im Prinzip baut<br />

MTU aber nach wie vor primär Turbinen.<br />

Hr. Oesten<br />

Das ist richtig, wobei wir keine ganzen Triebwerke bauen, sondern Komponenten<br />

<strong>und</strong> Triebwerksteile. Aber auch hier, <strong>und</strong> da kann ich den Faden von Flottenverbräuchen<br />

<strong>und</strong> ähnlichen Dingen aufgreifen, werden unsere Produkte, wenn ich<br />

jetzt das Triebwerk als unser Produkt bezeichne, ja nur dann eingesetzt, wenn Sie<br />

<strong>für</strong> die Airlines, die Flugzeuge damit antreiben möchten, einen entsprechenden<br />

Umweltfaktor oder wirtschaftlichen Vorteil bieten. Jeder kann leicht nachvollziehen,<br />

dass sich Triebwerke vor 20 Jahren beim Start anders angehört haben als Triebwerke,<br />

die man heute hört. Alleine das Thema Lärm ist schon eine Motivation, um<br />

entsprechende Gebühren an Flughäfen zu reduzieren <strong>und</strong> den Lärm nach unten zu<br />

bringen. Es ist ein Riesenblock.<br />

Der zweite Riesenblock ist das Thema Spritverbrauch. Die Triebwerke werden<br />

größer, das ist richtig, <strong>und</strong> sie verbrauchen absolut gesehen natürlich mehr Sprit.<br />

Da<strong>für</strong> sind statt vier dann nur noch zwei am Flieger. Insofern reden wir hier vom<br />

spezifischen Spritverbrauch, <strong>und</strong> der ist seit Jahren dramatisch gesunken, <strong>und</strong><br />

damit geht natürlich auch eine Reduktion von entsprechenden Emissionen treibhausrelevanter<br />

Gase einher. Das ist etwas, was bei uns direkt nachzuvollziehen ist.<br />

Entwicklungen, nicht nur bei uns im Hause, zum Teil auch mit Partnerfirmen oder<br />

mit anderen Firmen im Wettbewerb, laufen hier ganz klar in die Richtung, um das<br />

Umweltverhalten von Triebwerken, egal ob es jetzt ein Strahlentriebwerk oder ein<br />

Wellenleistungstriebwerk ist, entsprechend zu verbessern. Bei einem Triebwerk,<br />

das heute landläufig ist, sind Zahlen von einer CO2-Reduktion von 20 % <strong>und</strong> mehr<br />

überhaupt keine Utopie.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

In welchem Zeitraum?<br />

Hr. Oesten<br />

Bis 2020 oder 2025.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Als Durchschnittswert.<br />

60


Hr. Oesten<br />

Als Durchschnittswert, ja.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Herr Schwarz, auch zum Umbau der Industriegesellschaft: die Stadtwerke verändern<br />

sich ja unter Berücksichtigung dieser Ziele auch ständig. Der Stadtrat hat entsprechend<br />

einer Selbstverpflichtung der SWM GmbH das Ziel vorgegeben, bis zum<br />

Jahr 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien auf 20 % anzuheben. Wie weit<br />

sind wir im Moment? Auf welche Bereiche setzen Sie da vor allem? Denken Sie an<br />

die Charts von Herrn Dr. Hartmann, z.B. Wasserkraft <strong>und</strong> Biogas. Wie sieht es<br />

aus?<br />

Hr. Schwarz<br />

Wir setzen bei diesem Programm, das wir vorgelegt haben <strong>und</strong> das jetzt auch noch<br />

vom Öko-Institut bestätigt wurde, auf die ganze Palette der regenerativen Energien.<br />

Bei der Wasserkraft sind wir schon relativ stark. Da sind die Zuwächse bzw. die<br />

Potenziale, die wir haben, nicht mehr so gewaltig wie in anderen Bereichen. Wir<br />

haben große Steigerungspotenziale im Bereich der Biomasse vor uns. Wir setzen<br />

auf Geothermie, weil wir hier in München eine relativ glückliche geologische Situation<br />

haben. Wir haben aber auch die Erkenntnis gewonnen, dass wir allein im<br />

Raum München die Stromerzeugung regenerativ nicht darstellen können, sondern<br />

nur eine Teilmenge davon. Wir werden uns auch daher überregional engagieren<br />

bei Offshore- oder Solaranlagen.<br />

Mir gefällt der Begriff „Umbau der Industriegesellschaft“ sehr gut. Ich halte es wirklich<br />

<strong>für</strong> notwendig <strong>und</strong> würde es noch mal auf den Umbau der Energieversorgung<br />

herunterbrechen. Umbau heißt aber auch Änderung im Verhalten beim Verbraucher.<br />

Wir brauchen eine massive Effizienzsteigerung bei der Energiebereitstellung -<br />

da sind die Energieversorgungsunternehmen massiv gefordert - <strong>und</strong> auch bei der<br />

Anwendung - da ist die Anwenderseite gefordert. Und als Ergänzung dazu brauchen<br />

wir natürlich einen Ausbau der regenerativen Energie. Wenn ich mir ansehe -<br />

ich komme noch mal zurück auf das, was ich in dem ersten Teil schon gesagt habe<br />

- was derzeit an Steuerungskriterien diskutiert wird, um zu erwirken, dass dieser<br />

Umbau wirklich vorangeht, dann geht er aus meiner Sicht sehr gemächlich voran.<br />

Hier muss vom Gesetzgeber erheblich stärker eingegriffen werden.<br />

Der Umbau muss aber auch so erfolgen, dass die Masse der Bürger das noch mittragen<br />

kann. Sonst werden wir große Unruhen haben. Ich habe ein bisschen die<br />

Sorge, dass wir sehr viel reden, nur auf den Mechanismus der Marktwirtschaft beim<br />

Handel setzen <strong>und</strong> die wirkliche Ursache außer Acht lassen. Man müsste eigentlich<br />

nur die Gesetze der Physik ein bisschen verstanden haben, dann wäre es relativ<br />

klar, wie ich auch ohne Handel die Systeme steuern kann. Wenn ich weiß, dass bei<br />

einer konventionellen Stromerzeugung ganz grob zwei Drittel aufgr<strong>und</strong> der Physik<br />

an Abwärme vergeudet werden, dann sind das Hebel, die angegangen werden<br />

müssten. Wenn ich auf der anderen Seite aber sehe, dass es derzeit b<strong>und</strong>esweit<br />

große Planungen gibt, neue Kraftwerke zu bauen, dann sind das alles Planungen,<br />

die eben nicht so arbeiten wie die Kraftwerke der Stadtwerke im Bereich der Kraft-<br />

Wärme-Kopplung.<br />

61


Und wenn ich dann noch weiß, dass ein Kraftwerk, wenn es mal steht, in der Regel<br />

30 Jahre laufen wird, dann bin ich noch weit weg von dem Ziel, das wir haben. Ich<br />

war gestern auch in Berlin zu einer anderen Tagung, <strong>und</strong> da hat einer aus dem<br />

Umweltministerium vorgetragen, dass die jetzige Klimasituation ein globales Versagen<br />

der Marktmechanismen ist. Das ist richtig. Ich würde davor warnen, dass wir<br />

nicht in 10 Jahren das Gleiche vom Emissionshandel sagen. Wir haben große<br />

Chancen <strong>und</strong> auch gute Werkzeuge, sehr schnell sehr große Schritte zu machen in<br />

Richtung CO2-Einsparung.<br />

Das ist der regenerative Part, der gesagt wurde. Der andere Part ist, es einfach<br />

nicht mehr zuzulassen, dass neue Kraftwerke gebaut werden, die die Abwärme,<br />

d.h. nämlich letzten Endes Primärenergie, an die Atmosphäre abgeben, sondern zu<br />

erzwingen, dass die Kraftwerke an die Standorte heranwandern. Das ist ja möglich.<br />

Wir haben es in unserem Heizkraftwerk Nord bewiesen, dass man ballungsraumnah<br />

emissionsminimiert Kraftwerke betreiben kann, um die Abwärme zu nutzen.<br />

Und man könnte dann b<strong>und</strong>esweit sofort in einem Schlag ca. 30 % der Emissionen<br />

aus Strom reduzieren. Wir haben die Potenziale vor uns. Wir trauen uns nur nicht<br />

wirklich, den hier angedeuteten Umbau der Industriegesellschaft ernsthaft anzugehen.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Vielen Dank! Herr Dr. Hartmann, Sie wollten dazu etwas sagen!<br />

Hr. Dr. Hartmann<br />

Ja, ich möchte Ihr Stichwort, das Sie erwähnt haben, aufgreifen, dass man nämlich<br />

das Verhalten der Menschen ändern müsse. Die Frage stellt sich natürlich sofort,<br />

wie man dieses denn erreichen kann. Da habe ich meine gewissen Zweifel, denn<br />

meines Erachtens zeigt uns die Erfahrung der gesamten Menschheitsgeschichte,<br />

dass sich das Verhalten der Menschen im Prinzip nur dadurch ändern lässt, dass<br />

man an den Preisen, d.h. an den Kosten <strong>für</strong> die Produkte, etwas ändert. Beispiel<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetz: ich bin überzeugt davon, dass der Boom von Windkraft-<br />

<strong>und</strong> Photovoltaikanlagen in Deutschland nicht durch die Einsicht der Menschen<br />

hervorgerufen wurde, <strong>für</strong> den Umweltschutz jetzt etwas zu tun. Nach meiner<br />

Einschätzung ist der Boom nur dadurch hervorgerufen worden, dass man Geld<br />

damit verdienen kann. Und in diese Richtung muss man gehen. Dadurch kann man<br />

das Verhalten der Menschen ändern, wenn man an der Stellschraube etwas dreht.<br />

Und deshalb ist ja dieses Erneuerbare-Energien-Gesetz auch so genial gestrickt,<br />

weil es genau an diesem Punkt ansetzt.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Das wäre jetzt auch sofort die Frage an dich gewesen, Joachim!<br />

Hr. Lorenz<br />

Zum Thema Preise möchte ich Ihnen zwei Entwicklungen aus der Stadt München<br />

darstellen, die in den letzten Jahren gelaufen sind. Die eine ist eher positiv, die<br />

andere eher negativ, <strong>und</strong> beide zeigen, wie man auf Preise reagiert. Das eine ist,<br />

dass wir im letzten Frühjahr, als der Dollarpreis pro Barrel Öl die 50-Dollar-Grenze<br />

überschritten hatte, bei uns im Rahmen des Förderprogramms Energieeinsparung<br />

62


einen Schub an Anträgen gehabt haben. Das schien so eine magische Grenze<br />

gewesen zu sein, 50 Dollar, aber dann ist er noch ein bisschen höher auf über 70<br />

Dollar gestiegen. Und wir haben so viele Anträge bekommen wie noch nie. Zum<br />

Glück hatten wir noch Reste aus den vergangenen Jahren, in denen die Gelder<br />

nicht alle abgerufen worden sind. Aber wir müssen auf jeden Fall jetzt unser Förderprogramm<br />

verändern. Wir müssen die Standards noch verschärfen, weil wir mit<br />

den Mitteln, die wir bisher vom Stadtrat bekommen haben, nicht mehr alle Maßnahmen<br />

fördern können. Die Bereitschaft, jetzt in Energie sparende Techniken zu<br />

investieren, in bessere Heizungsanlagen <strong>und</strong> in Wärmedämmung, ist mit der Überschreitung<br />

von 50 Dollar sehr stark angestiegen. Auch hier gab es also eine Reaktion<br />

auf den Preis.<br />

Das andere ist, <strong>und</strong> das sehe ich eher negativ, dass sich bei uns die Anträge auf<br />

den Einbau von offenen Kaminen in Einfamilien- <strong>und</strong> Doppelhäusern in den letzten<br />

Jahren jedes Mal verdoppelt haben. Die Leute wollten natürlich Heizkosten einsparen.<br />

Ich selber wohne in einem fernwärmeversorgten Gebiet <strong>und</strong> um mich herum<br />

haben alle außer mir inzwischen Kamine beantragt. Ich habe die, die sich einen<br />

Kamin <strong>für</strong> ungefähr 3.000 bis 4.000 Euro eingebaut haben, mal gefragt, was das<br />

Holz dazu kostet. Als sie die Holzpreise gesehen haben, haben sie sich gesagt,<br />

dass sie nicht wissen, ob sich das rentiert. Die Holzpreise haben sich nämlich inzwischen<br />

auch entsprechend angepasst.<br />

Hier sehen wir auch, dass wir nichts dagegen machen können, obwohl wir mit einer<br />

eigenen Münchner Brennstoffverordnung die Grenzwerte <strong>für</strong> die Staubemissionen<br />

bei den Kaminen sehr stark verschärft haben. Ich bedaure, dass gerade in fernwärmeversorgten<br />

Gebieten die Leute sich Kamine einbauen, weil das natürlich<br />

wieder eine entsprechende Feinstaubbelastung mit sich bringt, auch wenn biogene<br />

Brennstoffe verwendet werden. Aber es macht ökologisch - <strong>und</strong> ich behaupte auch<br />

ökonomisch - überhaupt keinen Sinn, dass man hier in der Stadt mit den leitungsgeb<strong>und</strong>enen<br />

Energien, wo man eben Strom <strong>und</strong> auch die Wärme entsprechend<br />

nutzt, meint, dass man auf eine scheinbar ökologische Alternative wie offene Kamine<br />

umsteigen müsste.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Ich wohne auch in einem Fernwärmegebiet <strong>und</strong> wollte eigentlich immer so gerne<br />

einen dänischen Ofen haben, aber jetzt kaufe ich mir keinen, Joachim.<br />

Hr. Lorenz<br />

Wir können es wahrscheinlich nicht verhindern.<br />

63


Publikumsdiskussion<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren, ich denke, wir öffnen unsere Diskussion jetzt <strong>für</strong> das<br />

Publikum. Wenn Sie Fragen an die Herren auf dem Podium haben oder kurze Diskussionsbeiträge<br />

liefern wollen, bitte sehr! Stehen Sie bitte auf <strong>und</strong> stellen Sie sich<br />

vor!<br />

Hr. Arndt<br />

Mein Name ist Arndt von der Stadtentwicklungsplanung in München. Ich habe eine<br />

Frage, die noch nicht thematisiert worden ist, die aber, denke ich, relativ wichtig ist<br />

<strong>für</strong> das Podium. Was wir heute hatten, ist die Fragestellung nach dem Burden Sharing<br />

in der Europäischen Kommission bzw. in der Europäischen Union, die ja die<br />

verschiedenen Länder zu verschiedenen Selbstverpflichtungen bezogen auf die<br />

Minderungsziele verpflichtet hatte. Die B<strong>und</strong>esrepublik hat neben vier weiteren<br />

Ländern in der EU die Ziele weitgehend erreicht, aber viele erreichen sie nicht,<br />

wodurch in der Summe die europäische Selbstverpflichtung gefährdet ist. Worauf<br />

ich hinaus will, ist die Fragestellung an das Podium, die Konsequenzen, sozusagen<br />

die Sanktionen, aufzuzeigen, die sich daraus ergeben <strong>für</strong> die zweite Phase dieser<br />

Kyoto-Protokoll-Verpflichtungen. Danke!<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Ich würde erst Herrn Grimm bitten!<br />

Hr. Grimm<br />

Ja, Burden Sharing ist eigentlich eine gute <strong>und</strong> auch gerechte Sache. Die Ziele<br />

wurden ja relativ heftig <strong>und</strong> hart ausdiskutiert, welches Land welche Obergrenze<br />

akzeptieren kann. So waren in dieser Käseglocke, die ich gezeigt habe, darunter<br />

die verschiedenen europäischen Länder mit ihren einzelnen Zielen zu sehen. Es ist<br />

schon einsichtig, dass Frankreich als Argument eingebracht hat, wo wir denn noch<br />

Emissionen sparen wollen bei unserer Energieversorgung. Wir haben Atomkraftwerke,<br />

da können wir nicht groß fossile Energien einsparen. Portugal hat das Argument<br />

erwähnt, wir haben noch enorme Entwicklungen vor uns, um quasi auf den<br />

Stand der gesamten EU zu kommen, also lasst uns bitte noch Luft. Ebenso Griechenland.<br />

Andere wie Liechtenstein haben einfach ein Kohlekraftwerk abgeschaltet<br />

<strong>und</strong> beziehen den Strom jetzt von außerhalb. So konnten sie locker über 20 %<br />

reduzieren.<br />

Diese einzelnen individuellen Gründe der Länder sorgten da<strong>für</strong>, dass die Ziele so<br />

different sind. Und <strong>für</strong> die nächste Budgetperiode wird es meines Erachtens jetzt<br />

genau gleich laufen. Jedes Land wird quasi seine Argumente bringen, d.h. seine<br />

Prognosen <strong>für</strong> die nächste Budgetperiode, warum es hier <strong>und</strong> da so<strong>und</strong>soviel eben<br />

nicht erreichen oder doch erreichen kann. Das Problem, das ich sehe bzw. was ich<br />

beobachte, ist der Atmosphärenwechsel. 1992 war eine Atmosphäre entstanden,<br />

dass der IPCC-Report eine richtige Betroffenheit ausgelöst <strong>und</strong> man hat sich wirklich<br />

bemüht hat, hier etwas zu tun. Dann kamen bei der Verhandlung einzelne nationale<br />

Egoismen rein. Aber im Gr<strong>und</strong>e genommen war es ein großes Wir-Gefühl.<br />

Wir haben etwas zu leisten. Wir müssen hier wegkommen vom Öl, weil es uns<br />

sonst an den Kragen geht. Diese Atmosphäre herrscht heute nicht mehr.<br />

64


Die Atmosphäre ist heute in den Verhandlungen ganz klar den ökonomischen<br />

Überlegungen gewichen. Ich sehe da im Moment nicht mehr dieses Treiben, dass<br />

jemand hergeht <strong>und</strong> sagt, ja, auch wenn ich noch nicht weiß, wie ich die 30 % bis in<br />

die nächste Budgetperiode erreichen soll, ich wage es, ich mache es, <strong>und</strong> wenn ich<br />

Probleme bekomme, dann muss ich es halt von auswärts kaufen. Diesen Geist gibt<br />

es heute nicht.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Ich würde da gerne noch eine Frage anschließen. In einer Ihrer Folien ist ja ausgeführt<br />

worden, dass bei entsprechendem globalen vernünftigen Verhalten die Selbstverpflichtung<br />

der EU sogar noch erhöht werden würde. Das wurde dann dahingehend<br />

interpretiert, dass sich eben Russland, Kanada, Indien <strong>und</strong> China beteiligen<br />

müssen. Wie realistisch ist das denn? Herr Dr. Sandhövel, Ihr Unternehmen ist<br />

global unterwegs. Sind sie denn mit den sehr einleuchtenden <strong>und</strong> auch sehr systemkonformen<br />

Überlegungen in diesen Märkten schon unterwegs? Gibt es da Ansprechpartner,<br />

die <strong>für</strong> diese Themen überhaupt empfänglich sind?<br />

Hr. Dr. Sandhövel<br />

Man kann sagen, dass in fast allen Emerging Markets, China, Brasilien, aber auch<br />

einigen industrialisierten Kernmärkten, diese Themen natürlich mittlerweile eine<br />

Rolle spielen, mehr oder weniger groß, mehr oder weniger entwickelt. Wir haben<br />

ein großes Geschäft mit erneuerbaren Energien in China. Es entwickeln sich sicher<br />

auch zukünftig bestimmte Carbon-Märkte, wenn man dies mal so ein bisschen<br />

globaler umschreiben möchte, um nicht immer nur auf den Emissionshandel zu<br />

gehen. Man hat, denke ich mal, eine Reihe von Möglichkeiten <strong>und</strong> Allianz Dresdner<br />

nutzen die auch.<br />

Was ich viel entscheidender finde in dem Zusammenhang, ist, dass da natürlich<br />

auch die Rahmenbedingungen gesetzt werden müssen, um eine gewisse Nachhaltigkeit<br />

auf diesen Märkten zu erzeugen. Ich denke mal, das ist überhaupt die zentrale<br />

Forderung, alles andere kommt danach. Die Forderung, die wir seit jetzt drei<br />

oder vier Jahren erheben - <strong>und</strong> ich war auf jeder Klimakonferenz seit 2001 <strong>und</strong> alle<br />

meine Kollegen von den „Wettbewerbern“ auch -, ist klar: wenn ihr ernsthaft mit<br />

den Finanzmärkten zusammenarbeiten wollt, dann braucht ihr ein verlässliches,<br />

klares <strong>und</strong> anspruchsvolles CO2-Minderungsziel, das abgeleitet sein muss von<br />

einer vernünftigen Klimapolitik. Und diese Politik muss ein bisschen länger dauern<br />

als drei oder vier Jahre. Sie muss mindestens 20 bis 30 Jahre Bestand haben, mit<br />

den Möglichkeiten permanenter Verschärfung, um auf naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten<br />

reagieren zu können.<br />

Das sagen wir <strong>und</strong> werden das auch weiterhin sagen. Wir werden uns sicherlich<br />

auch noch überlegen, wie wir das verschärfter deutlich machen können. Aber ohne<br />

diese klaren Rahmenbedingungen werden sich sicherlich Investoren - <strong>und</strong> ich meine,<br />

die sind die Treiber der Entwicklung, das werden keine kleinen Unternehmen<br />

sein - in China <strong>und</strong> Indien engagieren. Es sind letztlich immer die Finanzmärkte, die<br />

dann die Transmissionsriemen bieten, um diese Dinge überhaupt erst möglich zu<br />

machen, weil irgendwann natürlich auch den staatlichen Förderbanken die Luft<br />

ausgeht.<br />

65


Das heißt, wenn man die Finanzmärkte will <strong>und</strong> wenn man die Finanzmärkte<br />

braucht <strong>und</strong> es ernst nimmt, diese als Transmissionsriemen zu benutzen - <strong>und</strong> die<br />

Forderung steht in jeder Klimaverhandlung im Raum -, dann muss man eben auch<br />

die Rahmenbedingungen da<strong>für</strong> schaffen, <strong>und</strong> zwar verlässlich <strong>und</strong> etwas länger<br />

andauernd.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Vielen Dank! Frau von Walter!<br />

Fr. von Walter<br />

Mein Name ist Mechthild von Walter, ich bin Stadträtin der ÖDP hier <strong>und</strong> ich habe<br />

eine Frage an Herrn Schwarz. Herr Dr. Sandhövel hat es eigentlich gerade schon<br />

angesprochen, als Sie sagten, dass der Markt versagt habe, weil sich die ökologischen<br />

Bedingungen so verschlechtert haben. Ich bin aber der Meinung, dass der<br />

Markt weder <strong>für</strong> ökologische Bedingungen noch <strong>für</strong> soziale Bedingungen zuständig<br />

ist. Da müssen die Vorgaben von der Politik kommen. Und ich denke, mit den<br />

Rahmenbedingungen, Herr Dr. Sandhövel, haben Sie wohl auch die politischen<br />

Rahmenbedingungen gemeint. Da gehören Gesetze her <strong>und</strong> eben das Primat der<br />

Politik aus Gründen der Daseinsvorsorge <strong>für</strong> die gesamte Erdbevölkerung. Solange<br />

das auf politischer Ebene nicht durchgesetzt wird, brauchen wir der <strong>Wirtschaft</strong> keine<br />

Vorwürfe zu machen, dass sie nur profitmaximiert arbeitet.<br />

Hr. Dr. Sandhövel<br />

Das kann ich nur bestätigen. Es ist richtig, dass der Gesetzgeber die Bedingungen<br />

des Marktes steuert. Der Markt funktioniert dann, wenn alles ganzheitlich bewertet<br />

wurde. Wenn die Folgekosten vom Handeln nicht im Marktpreis abgebildet werden,<br />

entwickelt sich ein falscher Markt, <strong>und</strong> das habe ich gemeint. Das ist genau das<br />

Problem: so wie jetzt der Emissionshandel im Sinne der Emissionsbewertung <strong>und</strong><br />

der beteiligten Partner im Handel aufgesetzt ist, sehe ich die Gefahr einer Fehlentwicklung.<br />

Man sieht es ja in der Diskussion, dass man das Klimaproblem mit der<br />

Kernenergie lösen will. Das ist nicht meine Ansicht.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Frau Krieger, bitte!<br />

Fr. Krieger<br />

Sabine Krieger, Stadträtin der Grünen. Es wurde heute sehr viel über erneuerbare<br />

Energien geredet als Lösung des Problems. Ich glaube aber, dass der Bereich<br />

Energieeinsparung <strong>und</strong> Energieeffizienz ebenfalls ein wichtiger Bereich ist. Herr<br />

Schwarz hat es auch angesprochen. Deswegen wäre jetzt einfach meine Frage an<br />

die verschiedenen Leute hier von den Energieversorgern, von den Stadtwerken,<br />

von der Industrie <strong>und</strong> auch vom Finanzdienstleister: Welchen Beitrag könnten denn<br />

eigentlich Sie zu diesem Thema leisten? Gerade im Finanzbereich, z. B. bei den<br />

Banken, ist es im Bereich Energieeinsparung meiner Ansicht nach so, dass gerade<br />

KfW-Kredite nicht vorrangig von den Banken angeboten werden, weil sie dadurch<br />

nicht so gute Geschäfte machen. Das ist nur ein ganz kleiner Bereich. Aber ich<br />

glaube, gerade die Energieeinsparung im Finanzwesen läuft ja auch über diesen<br />

privaten Bereich, dass man privates Verhalten fördern muss, indem man Kredite<br />

66


gibt, <strong>und</strong> nicht in diesem ganz großen Bereich mit Rieseninvestitionen mit großen<br />

Fonds <strong>und</strong> Ähnlichem. Es würde mich interessieren: wie groß ist da die Bereitschaft?<br />

Dann auch im Prinzip bei den Energieversorgern, in dem Fall bei den<br />

Stadtwerken: Welche Verantwortung wollen die Energieversorger eigentlich <strong>für</strong><br />

diesen Bereich übernehmen? Und im Bereich der Unternehmen natürlich auch,<br />

welche Möglichkeiten sehen Sie, da auch Ihren Beitrag zu leisten?<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Vielleicht gehen wir durch das ganze Podium. Herr Dr. Sandhövel, Sie waren der<br />

Erste!<br />

Hr. Dr. Sandhövel<br />

Natürlich ist es klar, dass diese Klimainstrumente <strong>und</strong> auch die Klimaprodukte<br />

selbstverständlich auch <strong>für</strong> den Privatk<strong>und</strong>enbereich gelten. Die Frage der Fördermittel<br />

ist ja relativ komplex. Wir als Bank - <strong>und</strong> ich glaube, das gilt auch <strong>für</strong> alle<br />

anderen - leiten KfW-Fördermittel durch. Da kann man sich sicherlich klagend über<br />

die Margen <strong>und</strong> die Mühen, die da bleiben, unterhalten. Sagen wir so, um es überspitzt<br />

zu formulieren: man fragt sich, ob man in der Zeit, in der man diese KfW-<br />

Fördermittel bearbeitet <strong>und</strong> durchleitet, nicht ein interessanteres Geschäft machen<br />

kann. Aber das ist nicht der Punkt. Ich glaube, auch hier ist es eine Frage der Kreativität.<br />

Seit geraumer Zeit - ich kann da wieder nur <strong>für</strong> uns sprechen - bemühen wir uns<br />

natürlich, auch diese Fördermittel-Fragestellung mit anderen Dingen zu verknüpfen.<br />

Wir haben die Möglichkeit, das mit Versicherungen <strong>und</strong> anderen Privatk<strong>und</strong>enprodukten<br />

zu verknüpfen. Und ich glaube, dass da ein riesiger Markt ist, aber<br />

letztlich sind das alles Instrumente, die vom Gesetzgeber angeboten werden. Ich<br />

bin da nicht nur Bankenvertreter, sondern auch persönlich betroffen, weil wir in<br />

unserem Haus eine Rieseninvestitionsmaßnahme im Bereich der Wärmedämmung,<br />

Holzpellets <strong>und</strong> Solarenergie, durchgeführt haben, <strong>und</strong> zwar sehr erfolgreich.<br />

Insofern kenne ich alle Schwierigkeiten, die damit verknüpft sind, an Fördermittel<br />

zu kommen, insbesondere wenn die Fördertöpfe auf einmal leer sind.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Wohnen Sie in München?<br />

Hr. Dr. Sandhövel<br />

Nein, ich wohne in Wiesbaden.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Vielen Dank! Herr Dr. Hartmann!<br />

Hr. Dr. Hartmann<br />

Viel kann ich zu diesem Thema nicht beitragen. Ich glaube, ich habe deutlich gemacht,<br />

dass nach unserer Meinung den beiden Themen Energieeffizienz <strong>und</strong> Energieeinsparung<br />

genau der gleiche Stellenwert gewidmet werden muss wie dem<br />

Thema erneuerbare Energien. Nur dieser dreifache Weg kann zum Erfolg führen.<br />

67


Ich denke dabei an die Deutsche Energieagentur, die ja vor etwa 10 Jahren u.a.<br />

gegründet wurde, um Kampagnen <strong>für</strong> die Information der Bevölkerung u.a. zu diesem<br />

Thema durchzuführen, da an dieser Stelle viel zu wenig gemacht wird. Ich<br />

glaube, vielen Leuten ist gar nicht klar, dass, wenn sie - ich nenne jetzt mal ein<br />

ganz profanes Beispiel - ihren alten Kühlschrank durch einen neuen ersetzen, sie<br />

eine Amortisationszeit in finanzieller Hinsicht von drei oder vier Jahren haben.<br />

Dann haben sie die Differenzkosten wieder drin. In dieser Richtung müsste viel<br />

mehr gemacht werden.<br />

Zweites Beispiel, auch relativ profan: ich vermisse auf dem deutschen Haushaltswaschmaschinenmarkt<br />

Waschmaschinen, die es auch erlauben, einen Warmwasseranschluss<br />

zu installieren. Stichwort Thermische Solaranlage: die Industrie bietet<br />

dieses einfach nicht an. Es gibt solche Waschmaschinen praktisch nicht auf dem<br />

Markt. In dieser Richtung könnte man auch viel machen, um Ihrem Thema Energieeinsparung<br />

zwei Schritte entgegenzukommen. Das ist natürlich längst nicht ausreichend,<br />

aber das wäre meine Antwort.<br />

Hr. Grimm<br />

Also zu den Vorrednern, Finanzen <strong>und</strong> erneuerbare Energien, <strong>und</strong> zu den Nachrednern,<br />

zu Technik <strong>und</strong> Energieeffizienz: da stehe ich jetzt irgendwo dazwischen.<br />

Aber ich will auf den Menschen kommen: was kann der einzelne Mensch in dieser<br />

Hinsicht machen? Ich denke, wir dürfen nicht dahingehen, dass wir sagen, dass<br />

alles irgendwo die UNO mit dem Kyoto-Protokoll regelt oder die großen Energieversorger<br />

schuld sind. Wir müssen uns auch an die eigene Nase fassen. Was mir<br />

sehr gut gefällt, ist die Webseite von Al Gore, der ganz konkret 40 Maßnahmen<br />

darstellt <strong>und</strong> sagt, wenn du wirklich Klimaschutz betreiben willst, dann schau’ dich<br />

selber mal um, was bei dir alles noch möglich ist. Da gibt es eine Menge zu tun,<br />

was man selber machen kann. Ich kaufe <strong>für</strong> 11 Euro ein Gerät, mit dem ich meine<br />

Energie am Eisschrank <strong>und</strong> an der Waschmaschine messe <strong>und</strong> erkenne, dass das<br />

viel zu viel ist. Dann muss ich halt neu investieren. Ich fahre Auto, nicht ein Zweieinhalb-Liter-Auto,<br />

<strong>und</strong> ich erwarte nicht von jedem, dass er ganz umsteigt auf andere<br />

Treibstoffe wie Pflanzenöl etc., aber es gibt da viele Möglichkeiten, sich selber<br />

an der Nase zu packen <strong>und</strong> Klimaschutz ganz privat zu betreiben.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Ich habe insofern einen Beitrag geleistet als ich gestern hier in München war. Ich<br />

gebe aber zu, dass ich durchaus auch fliege. Joachim, was tun wir <strong>für</strong>s Bewusstsein<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Verantwortung der Einzelnen?<br />

Hr. Lorenz<br />

Wenn ich unser Förderprogramm „Energieeinsparung“ sehe <strong>und</strong> die ausgereichten<br />

Mittel, dann werden über 60 % der Mittel von r<strong>und</strong> 2 Millionen Euro, im letzten Jahr<br />

waren es sogar 4 Millionen Euro, in die Energieeinsparung investiert, nämlich in<br />

den ganzen Bereich Wärmedämmung, also Dachdämmung, Fensterdämmung,<br />

Außenwanddämmung. Der zweitgrößte Anteil, also der zweite Bereich, entfällt auf<br />

bessere Technik, insbesondere Heizungstechnik, d.h. höhere Effizienz. Und der<br />

dritte Bereich ist der Einsatz erneuerbarer Energien. Wir fördern ja nur noch die<br />

Solarthermie, weil die Photovoltaik durch das EEG entsprechend abgedeckt ist <strong>und</strong><br />

68


wir deswegen keine Zusatzförderung machen. In dieser Reihenfolge sehe ich auch<br />

unsere Ansatzpunkte: erster Punkt Einsparung, zweiter Punkt bessere Effizienz,<br />

dritter Punkt erneuerbare Energien.<br />

Hr. Schwarz<br />

Ich sehe unsere Hauptaufgabe zunächst mal bei der effizienten Energiebereitstellung.<br />

Da konzentrieren wir uns darauf. Über unsere Medien, die wir haben, informieren<br />

wir aber auch darüber, wie der Bürger Energie sparen kann. Da würde ich<br />

mir aber wirklich vom Handel oder vom produzierenden Gewerbe noch mal mehr<br />

Angebote <strong>und</strong> auch mehr Informationen wünschen. Und wir haben diese Verlockungsangebote<br />

eingestellt, die es ja früher durchaus gab, durch die Preistarifbildung<br />

auch einen Mehrverbrauch fast zu provozieren. Wir haben heute eine Preisbildung,<br />

die auch zum Energiesparen reizt. Ich will ausdrücklich nicht sagen, dass<br />

wir, wenn ich nur auf die Gesetze des Marktes setzen wollte, dann eigentlich die<br />

Preise anheben müssten. Das funktioniert eben nicht. Wir setzen hier stattdessen<br />

auf Information <strong>und</strong> konzentrieren uns auf unser Geschäft, eben die Nutzenergie<br />

hocheffizient, d.h. umweltschonend, bereitzustellen.<br />

Hr. Oesten<br />

Ja, im Prinzip kann ich dazu gar nicht so viel mehr beitragen. Es ist natürlich eine<br />

psychologische Geschichte, <strong>und</strong> insofern sind Mitarbeiter auch Menschen <strong>und</strong> verhalten<br />

sich wie Privatpersonen, auch im Unternehmen. Auch hier setzen wir natürlich<br />

an <strong>und</strong> klären auf, z. T. mit schlichten Beispielen, Vorschlägen <strong>und</strong> anderen<br />

Beiträgen, z. T. aber auch mit technischen Lösungen. Sie kennen die Dinge wie<br />

Bewegungsmelder, die da<strong>für</strong> sorgen, dass die Lampen nicht ewig irgendwo brennen<br />

in Räumen, die nur teilweise genutzt werden. Wo die Energiepreise in den<br />

letzten Jahren so gestiegen sind, setzen wir uns natürlich auch sehr intensiv mit<br />

dem Thema auseinander, welche Energien zu welchem Zeitpunkt an welchem Ort<br />

wirklich benötigt werden.<br />

Zum Thema Spitzenlast fragen wir uns, ob es irgendwo eine Möglichkeit gibt, durch<br />

geschickte technische oder organisatorische Lösungen Energieeinsparung im Sinne<br />

eines Nicht-Ausgebens von Energie zu machen. Wir haben regelmäßig entsprechende<br />

Fachfirmen im Hause, die sich das ganze energetische Konzept anschauen<br />

- ich rede jetzt nicht nur über Heizenergie, sondern auch Strom <strong>und</strong> andere Dinge.<br />

Wir haben von denen, ich will nicht sagen, Bestnoten, aber zumindest sehr gute<br />

Klassennoten erhalten, was nicht heißt, dass wir deswegen aufhören, etwas zu tun.<br />

Es gibt auch bei uns noch einiges im Portfolio <strong>für</strong> die nächsten Jahre, was wir an<br />

technischen Veränderungen einsetzen werden.<br />

Jetzt greife ich das Beispiel vom Kühlschrank auf: wir haben soeben die Kompressoren<br />

<strong>für</strong> unsere ganze Druckluftgeschichte mächtig erneuert <strong>und</strong> viel Geld in die<br />

Hand genommen. Das sind so Beiträge, wo man dann eben sagt, ich mache nicht<br />

den Riesensatz nach vorne, aber nach dem deutschen Satz „Kleinvieh macht auch<br />

Mist“ läppert es sich irgendwann zusammen. Es ist nicht eine Maßnahme, sondern<br />

ein Bündel von Maßnahmen, <strong>und</strong> der Weg ist mühselig <strong>und</strong> zäh.<br />

69


Hr. Dr. Wieczorek<br />

Das stimmt, aber ich denke, dass wir bei der Stadt auch noch auf unser Programm<br />

„ÖKOPROFIT“ verweisen können, das im Rahmen der Agenda 21 von meinem<br />

<strong>Referat</strong> <strong>und</strong> dem RGU entwickelt wurde. Seit 1998 praktizieren wir das jetzt im<br />

zehnten Jahr gemeinsam. Jedes Jahr führen wir wirklich von Global Playern über<br />

den FC Bayern bis zu kleinen Handwerksbetrieben <strong>und</strong> städtischen Einrichtungen<br />

Umweltbeauftragte zusammen, die anhand eines entwickelten Programms dann<br />

lernen, wie angesetzt werden kann. Diese Beispiele, die Sie jetzt gerade genannt<br />

haben, sind keine End-of-Pipe-Lösungen, sondern gehen am Anfang los. Es fängt<br />

mit der Sparbirne oder dem Bewegungsmelder an. Wir können Jahr <strong>für</strong> Jahr, Joachim,<br />

ganz stolze Bilanzen des eingesparten CO2-Ausstoßes, der gesparten Energie,<br />

des Wasserverbrauchs etc. verkünden.<br />

Dieses Programm ist inzwischen in über 80 Städte in Deutschland durchgesickert.<br />

Und das ist genau der Weg, glaube ich, den wir gehen müssen, im persönlichen<br />

Verantwortungsbereich wie auch im eigenen Unternehmen. Ich finde es sehr<br />

schön, Herr Dr. Sandhövel, dass Sie wirklich die Sicht des Global Players hier einbringen,<br />

der im Rahmen der marktwirtschaftlichen Gegebenheiten sagt, dass es<br />

nur so Sinn macht <strong>und</strong> da auch Geld verdient werden kann. Sie haben das ähnlich<br />

formuliert, Herr Dr. Hartmann, genau diese Instrumente müssen wir nutzen. Danke<br />

auch, Frau von Walter. Eine Frage ist noch da, aber ich denke, mit der schließen<br />

wir dann auch.<br />

Fr. Dr. Sieber<br />

Mein Name ist Inci Sieber von der Initiative Nahrungskette, einer Verbraucherorganisation.<br />

Ich möchte an das Stichwort „Umbruch der Industriegesellschaft“ anknüpfen<br />

in Bezug auf die Verbraucheraufklärung. Ich denke eben, dass die erneuerbaren<br />

Energien ein w<strong>und</strong>erbares Beispiel da<strong>für</strong> sind, dass der Umbruch erst mal im<br />

Industriebereich beginnt <strong>und</strong> man endlich mit dem Umweltschutz Geld verdienen<br />

kann anstatt mit der Vernichtung von Umwelt. Das ist schon mal eine sehr gute<br />

mittelfristige Aktion, aber heutige Ad-Hoc-Aktionen sind auch ganz wichtig, besonders<br />

in den Schulen, damit die Schüler auch aufgeklärt werden. Es geht um ihre<br />

Welt: ihre Welt wird vor ihren Augen weggeflutet, d.h. sie müssen aufgeklärt werden.<br />

Die Entwicklung geht auch von unten nach oben beim Energiesparen. Sie<br />

können ihren Eltern sagen, wie sie das machen, mit Energiesparlampen usw. Es ist<br />

ganz wichtig, was jeder Einzelne tun kann, z.B. in Universitäten <strong>und</strong> in Schulen. Es<br />

muss zur Aufgabe von jedem werden, nicht von der Politik <strong>und</strong> von bestimmten<br />

Segmenten, sondern von jedem, von Studenten <strong>und</strong> von Schülern.<br />

Auch in Unternehmen muss eine neue Kultur etabliert werden, damit die Mitarbeiter<br />

aufgeklärt werden. Wichtig ist, was jedes einzelne Unternehmen zur Verringerung<br />

der Emissionen tut, dass eine Corporate Identity sich daran entwickeln kann <strong>und</strong><br />

z.B. in Banken eine Aufklärung über ethische Fonds stattfindet, sowohl über ökologische<br />

Fonds als auch über die Verweigerung von solchen Fonds, die Unternehmen<br />

fördern, die die Umwelt <strong>und</strong> Emissionen in eine negative Richtung bringen.<br />

70


Hr. Dr. Wieczorek<br />

Dem stimmen wir, glaube ich, alle zu. Dazu müssen wir am Podium auch gar nichts<br />

sagen. Die allerletzte Wortmeldung, Herr Kreuzer!<br />

Hr. Kreuzer<br />

Mein Name ist Kreuzer, ich bin der Vorsitzende der Bürgerstiftung „Zukunftsfähiges<br />

München“. Wir haben mit finanzieller Unterstützung der Landeshauptstadt München<br />

seit fünf Jahren den Life Guide <strong>für</strong> München. Und dieser Life Guide hat extra<br />

ein Kapitel zum Klimaschutz <strong>und</strong> eine Vielzahl von Empfehlungen, Kosten zu sparen<br />

mit Dämmung <strong>und</strong> Energiesparlampen, d.h. eine Unterrichtung der Münchner<br />

Bevölkerung, was man machen kann. Wir haben an die 50.000 bis 60.000 Clicks<br />

jeden Monat. Ich bin der Meinung, das wäre etwas, das die Stadtwerke auch noch<br />

stärker in die Bevölkerung hineintragen können, zumindest die Adresse. Wir haben<br />

mehrfach vorgeschlagen, dass man so etwas macht. Wir haben kleine Flyer, die<br />

man in die Rechnungen der Stadtwerke beilegt, damit eben mehr Leute wissen,<br />

dass es so ein tolles Instrument gibt.<br />

Es ist uns gelungen, in sieben deutschen Städten den Life Guide lizenzmäßig weiterzugeben<br />

als Beitrag zur CO2-Einsparung aus den privaten Haushalten. Das ist<br />

vielleicht nur ein kleiner Beitrag im Vergleich zu den anderen, aber wie Sie sehr<br />

deutlich gesagt haben, muss man mit den Energieeinsparungen auch bei den privaten<br />

Haushalten anfangen. Ich würde mich freuen, wenn mehr Leute in München<br />

oder in anderen Städten das nutzen würden.<br />

Hr. Dr. Wieczorek<br />

Ja, vielen Dank. Mit diesen beiden Appellen, die ja an uns alle gerichtet sind, beschließe<br />

ich dann die Diskussionsr<strong>und</strong>e.<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren, ich danke jetzt erst Ihnen, die über zweieinhalb St<strong>und</strong>en<br />

engagiert <strong>und</strong> aufmerksam unserer Diskussion gefolgt sind. Es ist aber auch eine<br />

schöne Rückmeldung <strong>für</strong> uns. Ich danke insofern den Teilnehmern am Podium,<br />

Ihnen meine Herren <strong>für</strong> Ihre informativen <strong>und</strong> spannenden Vorträge <strong>und</strong> Ihnen vor<br />

allem <strong>für</strong> Ihre Beiträge in der Diskussion. Ich möchte auch Herrn Böhm danken, der<br />

nicht nur die Konferenz, wie ich finde, richtig gut vorbereitet hat, sondern auch mich<br />

gut vorbereitet hat. Ich hoffe, ich habe wenigstens einige vernünftige <strong>und</strong> weiterführende<br />

Fragen stellen können.<br />

Diese Konferenzen, die wir jetzt im vierten Jahr durchführen, sind an der Nahtstelle<br />

zwischen Ökologie <strong>und</strong> Ökonomie angesiedelt. Ich glaube, gerade die heutige Konferenz<br />

hat deutlich gemacht, dass es eine ganz entscheidende Nahtstelle ist, nicht<br />

nur <strong>für</strong> das Schicksal des Globus insgesamt <strong>und</strong> unserer Kinder, sondern auch <strong>für</strong><br />

unsere <strong>Wirtschaft</strong>, <strong>für</strong> produzierende Unternehmen, <strong>für</strong> Dienstleister, <strong>für</strong> große <strong>und</strong><br />

<strong>für</strong> kleine, <strong>für</strong> städtische Unternehmen <strong>und</strong> <strong>für</strong> private. Dass wir das so schön herausarbeiten<br />

konnten, da<strong>für</strong>, wie gesagt, nochmals herzlichen Dank! Sie, die so<br />

lange ausgehalten haben, sind jetzt herzlich zu einem kleinen Imbiss eingeladen!<br />

71


Teilnehmerverzeichnis<br />

Herr Dr. Michael Altmayer Bayer. Landesamt <strong>für</strong> Umwelt, Hof<br />

Herr Ramon Arndt <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> Stadtplanung <strong>und</strong> Bauordnung<br />

Frau Christiane Baier Münchner Stadtentwässerung<br />

Frau Birgit Baindl Ingenieurbüro<br />

Herr Hanjo Bartheit Bad Aibling<br />

Frau Christine Bartheit Bad Aibling<br />

Frau Claudia Bartheit LMU München<br />

Herr Christian Bartheit LMU München<br />

Frau Bayer-Kroneisl Stadt Neuburg an der Donau<br />

Herr Dr. Gerolf Bender Creative Industry, Schwabhausen<br />

Herr Prof. Dr. Gerhard Berz Förderverein Katastrophenvorsorge e.V.<br />

Herr Martin Betzold Green City e.V.<br />

Frau Sabine Bock WECF<br />

Frau Evelyn Bohle oekom-research-com<br />

Herr Karsten Böhm <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Herr Wolfgang Bongartz Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft<br />

Herr Dierk Brandt Planungsgruppe 504<br />

Herr Gunnar Braun Stadtwerke München GmbH<br />

Herr Thomas Claßen<br />

Herr Claus Dessauer<br />

Frau Irina Detlefsen Hypovereinsbank München<br />

Herr Dr. Eberhard Faust Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft<br />

Herr Dr. Johannes Fischer Paulaner Brauerei<br />

Herr Jürgen Fischer Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft<br />

Herr Günther Fischhaber AUDI AG, Ingolstadt<br />

Herr Joachim Förster LMU München<br />

Herr Dr. Rüdiger Freist Regionsbeauftragter <strong>für</strong> die Region Ingolstadt<br />

Herr Wolfgang Fröhlich Fröhlich & Widl Steuerberater<br />

Herr Rudolf Fuchs <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />

Frau Margot Fürst <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />

Herr Martin Gail Stadt Friedberg<br />

Herr Reiner Gaupp <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> Stadtplanung <strong>und</strong> Bauordnung<br />

Frau Elly Geiger Kreisjugendring München-Stadt<br />

Herr Dr. Oliver Gohlke Martin GmbH<br />

Herr K. Gonscherowski<br />

Frau Juliane Gött SWM Versorgungs GmbH<br />

Herr Rudolf Grießer Regierungsbm.<br />

Herr Bernhard Grimm CMI - Carbon Management International<br />

Herr Edwin Grodeke Kommunalreferat<br />

Herr Dr. David Großekathöfer Stadtwerke München GmbH<br />

Frau Annette Gruß FutureCamp GmbH<br />

Frau Andrea Gummert Ziel 21 e.V., Fürstenfeldbruck<br />

Frau Gurkan Gungör POST-INT-CONSULTING<br />

Herr Rainer Hanely Peter Schweigl GmbH, Germering<br />

Herr Dr. Uwe Hartmann Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Sonnenenergie<br />

72


Herr Rolf Häßler Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft<br />

Herr Hans Peter Heidebach <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Frau Gabriele Heller Planungsgruppe 504<br />

Herr Herbert Höltschl BMW AG<br />

Herr Volker Horch Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft<br />

Herr Hans-Peter Jerschke TNT Express GmbH, Hallbergmoos<br />

Herr Henrik Jörgens <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />

Frau Eva Kaiser<br />

Herr Dr. Franz Karg Avancis GmbH<br />

Herr Karl-Heinz Katzki DGB Region Ingolstadt<br />

Frau Christiane Klees Haare <strong>und</strong> Bewusstheit<br />

Herr Armin Knaus<br />

Herr Reiner Knäusl Bayerischer Städtetag<br />

Frau Angela Knill<br />

Herr Mathias Knoblich Iwis meiersysteme GmbH & Co KG<br />

Frau Elisabeth Kolossa Ges. f. umweltgerechtes Bauen mbH, Tutzing<br />

Herr Michael König MVG<br />

Frau Sonja Krebes Deutscher Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />

Herr Klaus Kreuzer Bürgerstiftung Zukunftsfähiges München<br />

Herr Werner Krieg Gem. Kommunaluntern. f. Abfallwirtschaft<br />

Frau Sabine Krieger Stadtrat München<br />

Herr Dr. Eckhard H. Krüger Energie & Kommunikation GmbH<br />

Herr Kuno Kübler StirlingConsulting München<br />

Frau Christine Kugler Stadtwerke München GmbH<br />

Herr Dieter Kugler Kämmerer Gemeinde Eching<br />

Herr Dr. Hans-Michael Kurz BMW AG<br />

Herr Günther Langer Kommunalreferat<br />

Herr Jens Langhein Stadt München<br />

Herr Max Lauprecht Green City e.V.<br />

Herr Joachim Lorenz Referent <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />

Herr Dr. Karl Mack Aktivsenioren Bayern e.V.<br />

Herr Prof. Dr. Ing. Hermann Mader Fachhochschule München<br />

Herr Karlheinz Manrath projekt advice, Grafrath<br />

Frau Antoinette Marino Stadtsparkasse München<br />

Herr Christian Matros Revisionsamt der Stadt München<br />

Frau Bärbel Mätzler InBIT gGmbH<br />

Herr Hans C. Mayer Photovoltaik <strong>für</strong> Sie - Beratung <strong>und</strong> Vertrieb<br />

Herr Lars Mentrup<br />

Frau Regine Metz Josef-von-Fraunhofer RS<br />

Herr Tim Meyer Energieberater<br />

Frau Pichlbauer Michaela SIM Sozialwissenschaftl. Institut München<br />

Herr Dr. Ingfrid Mittenzwei Journalist<br />

Herr Ulfried Müller <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Frau Hilde Neiß Stadt München<br />

Herr Reinhold Nieberle Polizeidirektion München-West<br />

73


Frau Christa Olbrich <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Herr Reinhardt Pauli Baureferat<br />

Herr Martin Pendleder<br />

Frau Ulrike Post POST-INT-CONSULTING<br />

Frau Ulrike Pott Arqum GmbH<br />

Herr Dr.-Ing. Maximilian Quante vku - Verband kommunaler Unternehmen e.V.<br />

Frau Martina Raschke Bürgerstiftung Energiewende Oberland<br />

Herr Thomas Rath Umweltinstitut München e.V.<br />

Herr Benedikt Rauch oekom-research-com<br />

Herr Dirk Reinhard Münchener Rück Stiftung<br />

Frau Monika Renner Stadtrat München<br />

Herr Ralf Rick Berufsm. Stadtrat Stadt Neuburg a. d. Donau<br />

Herr Harald Rosenberger Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft<br />

Frau Kristina Rütert oekom-research-com<br />

Herr Reinhardt Sachsinger LGA<br />

Herr Dr. Armin Sandhövel Dresdner Bank AG<br />

Herr Ulrich Schaaf INPLUS GmbH, Germering<br />

Herr Dietmar Scharf Handwerkskammer <strong>für</strong> München <strong>und</strong> Obb.<br />

Frau Dr. agr. Swantje Mignon Schlederer science-management-services<br />

Herr Dr. Dieter Schlesinger LMU München<br />

Herr Dr. jur. Matthias Schönberger Elektro-Innung München<br />

Frau Elisabeth Schosser Stadtrat München<br />

Herr Jörg Schuchardt aquaKomm GmbH&Co.,KG<br />

Herr Arnold Schuler iMs<br />

Herr Heinz Schulze Agenda 21 - Eine Welt<br />

Frau Martina Schulze<br />

Herr Stephan Schwarz Stadtwerke München GmbH<br />

Frau Ursula Seidel Ber.büro f. <strong>Arbeit</strong>ssich. + Umweltsch., Eching<br />

Herr Gottfried Seidl-Carusa Carusa Musik<br />

Frau Dr. Inci Sieber n-a-h-r-u-n-g-s-k-e-t-t-e<br />

Frau Ada Soldatic-Rösch Beratungsdienst Milbertshofen<br />

Herr Helmut Soltmann Umwelt - Support<br />

Herr Dr. Lutz Spandau Vorstand Allianz Umweltstiftung<br />

Herr Johann Stadler Stadtrat München<br />

Frau Monika Straub B<strong>und</strong> Naturschutz, Kreisgruppe München<br />

Herr Dr. Ulrich Teichmann <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />

Herr Hilmar Toppe Bauinnung München<br />

Frau Ulrike Turner<br />

Herr Hans Uretschläger Uretschläger Kommunale Projekte<br />

Herr Guntram von Loeffelholz Münchner Kammerspiele<br />

Frau Mechthild von Walter Stadtrat München<br />

Frau Heike Wagner Bay.Staatsm.f. Umw., Ges. u.Verbrauchersch.<br />

Herr Dr. Jürgen Weber Maler- <strong>und</strong> Lackierer-Innung<br />

Herr Robert Weber Büro MdL Joh. Hintersberger<br />

Herr Richard Weißenbacher Landratsamt Rosenheim<br />

74


Herr Martin Welter <strong>Referat</strong> <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />

Herr Hans Werner Werner Strassenreinigung<br />

Frau Doris Werthmüller Mitgl.d. Stadtteilparl. Neuhausen/Nymphenbg.<br />

Herr Dr. Reinhard Wieczorek Referent <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Herr Hartmut Will Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Sonnenenergie<br />

Frau Sabine Wimbauer Handwerkskammer <strong>für</strong> München <strong>und</strong> Obb.<br />

Herr Franz Zech Schweißtech. Lehr-u.Versuchsanst. München<br />

Herr Vinzenz Zöttl Stadtrat München<br />

Herr Dr. Stephan Zurnatzis ECO SUN GmbH<br />

75

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