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Barock Renaissance - Germanisches Nationalmuseum

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Abb. vorhergehende Seite:<br />

Blick in die neue Dauerausstellung »<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung«<br />

Abbildungsnachweis<br />

Sämtliche Abbildungen im Jahresbericht stammen, soweit nicht<br />

anders vermerkt, aus dem GNM und dem KPZ, Nürnberg.


194 Vorwort des Generaldirektors<br />

196 Chronik der Ereignisse und Veranstaltungen<br />

197 Förderer, Mitglieder, Stiftung<br />

198 Ausstellungen im GNM<br />

203 GNM-Leihgaben an andere Institutionen<br />

205 Forschungsprojekte und Kooperationen<br />

211 Forschungsservice<br />

<strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong><br />

Jahresbericht 2010<br />

213 Institut für Kunsttechnik und Konservierung (IKK)<br />

214 Bau- und Sanierungsmaßnahmen<br />

214 Wissenschaftsmanagement und Marketing<br />

Zusammengestellt von Christine Dippold<br />

215 Veranstaltungen<br />

217 Tagungen<br />

219 Publikationen des GNM-Verlags<br />

223 Veröffentlichungen, Vorträge, Führungen und<br />

Universitätsarbeit der GNM-Wissenschaftler<br />

233 Organisation und Personal<br />

237 GNM-Besucherstatistik 2010<br />

239 Kunst- und Kulturpädagogisches Zentrum<br />

(KPZ) im GNM<br />

248 Erwerbungen


Vorwort des Generaldirektors<br />

Das Jahr 2010 war für das<br />

gelben oder grauen Räu-<br />

Germanische Nationalmusemen,<br />

die die Kunstwerke<br />

um besonders erfolgreich.<br />

entweder überblenden oder<br />

Mit der Eröffnung des Gale-<br />

ihnen einen bräunlichen<br />

riebaus im März und der<br />

Charakter verleihen. Wer<br />

großen Sonderausstellung<br />

sich an die gelbe Wand-<br />

»Mythos Burg« bot es seifarbe<br />

erinnert, vor der bis<br />

nen Besuchern zwei heraus-<br />

vor wenigen Jahren die<br />

ragende Ereignisse.<br />

Entwurfsbilder barocker<br />

Die Neuaufstellung der<br />

Deckengemälde geradezu<br />

Sammlung »<strong>Renaissance</strong>.<br />

dahindämmerten, wird sich<br />

<strong>Barock</strong>. Aufklärung« ist der<br />

des Unterschieds rasch be-<br />

bisherige Höhepunktder<br />

wusst. Obwohl lange Zeit<br />

seit 1994 konsequent be-<br />

Grau als besonders edel,<br />

triebenen Generalsanierung<br />

Weiß als zurückhaltend und<br />

des Germanischen National-<br />

Gelb als Kompromiss galmuseums,<br />

welche die Neuten,<br />

dürfen der Gestaltungskonzipierung<br />

von Dauerauswille<br />

des Architekten, die Erstellungsbereichen<br />

unter<br />

scheinungsweise des leeren<br />

kulturhistorischer Prämisse<br />

Ausstellungsraums oder<br />

vorsieht. War eine solche<br />

ähnliche Aspekte nicht für<br />

Präsentation schon zur<br />

eine museale Präsentation<br />

Gründungsepoche des Mu-<br />

bestimmend sein.<br />

seums beabsichtigt, so ging<br />

dieses Vorhaben doch im<br />

G. Ulrich Großmann<br />

Auch die Ausstellung<br />

»Mythos Burg« konnte mit<br />

späten 19. und erst recht im 20. Jahrhundert verloren, da Besonderheiten aufwarten. Es gehört zur satzungsmäßigen<br />

umfangreiche, wichtige und erfreuliche Erwerbungen nie Verpflichtung und zur selbstverständlichen Arbeitsweise des<br />

umgehend in dieses Konzept integriert werden konnten. Die Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, dass umfangreiche For-<br />

jüngst notwendige Sanierung des Galeriebaus legte gleichschungen einer Ausstellung vorausgehen. Bei der genannzeitig<br />

eine Neuaufstellung der dortigen Sammlung nahe. ten Schau wurden sie teilweise im Haus anhand der diver-<br />

Sie basiert auf der Gründungsüberlegung, das Germanisen Objekte, teilweise außerhalb des Hauses in Koopesche<br />

<strong>Nationalmuseum</strong> nicht als eine verkleinerte Kopie der ration mit dem Deutschen Historischen Museum, Berlin, und<br />

Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses in Wien oder der Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und<br />

aber der Museen des preußischen Kulturbesitzes zu sehen, Schlössern geleistet. Letzteres vor allem im Rahmen einer<br />

sondern als ein kulturhistorisches Museum, das die dingliche großen Tagung im März 2009, die zur Grundlage des Be-<br />

Hinterlassenschaft der vergangenen Kulturen kontextualigleitbandes der Ausstellung wurde. Wissenschaftlich wurde<br />

siert. Es sollte also nicht darum gehen, neben einer Gemäl- mit dieser Ausstellung das Bild der Burg nachhaltig verändegalerie<br />

eine Skulpturensammlung, eine nach Materialdert; das Ergebnis wird die Burgenforschung in den nächgruppen<br />

sortierte kunsthandwerkliche Sammlung und viele sten Jahren stark beeinflussen. Das Phänomen dieser Aus-<br />

weitere Spezialsammlungen parallel zu präsentieren, sonstellung war aber nicht nur der Umfang, in dem neue<br />

dern man wollte die einzelnen Epochen durch die Objekte wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden konnten,<br />

der jeweiligen Gattungen visualisieren, soweit es konserva- sondern auch die Art, in der sich vor allem jüngere und<br />

torisch vertretbar war. Genau dies hat die Arbeitsgruppe jüngste Besucher dem Ausstellungsthema näherten. Zweifel-<br />

bei der Einrichtung des Galeriebaus zur Grundlage ihrer los ist es dem Thema selbst geschuldet, dass Kinder mit<br />

Arbeit gemacht und in hervorragender Weise umgesetzt. Spaß in die Ausstellung gegangen sind, doch es ist auch ei-<br />

Dabei konnten auch einige wichtige Werke, die bislang – ne Frage der Präsentation und der Haltung des Museums,<br />

mitunter seit Jahrzehnten –imDepot lagen, in die Dauer- die dieses Vergnügen beeinflusst haben. Für Kinder im leseausstellung<br />

übernommen werden.<br />

fähigen Alter gab es einen speziellen Führer, der über die<br />

Besonders auffälligist die zumeist blaue Raumfarbe, die Laufzeit der Ausstellung hinaus noch weiterhin erhältlich ist.<br />

den Wandhintergrund der Ausstellung gestaltet. Die Ent- Kinder sollten damit als Ausstellungsbesucher ernst genomscheidung<br />

für das Blau ist der Optimierung der Bildwirkung men werden. Bewusst hat das Museum auf einen Spielplatz<br />

gezollt, das heißt, hier haben die farbigen Werke die ge- parallel zur Erwachsenen-Schau verzichtet. Stattdessen<br />

ringste Überstrahlung. Anders verhält es sich bei weißen, konnten die jungen Besucher an einem Zeichentisch vor der<br />

194


Ausstellungshalle ihre Kreativität unter Beweis stellen –interessanterweiseversuchten<br />

sich ebenso viel Erwachsene im<br />

Burgen-Zeichnen.<br />

Drei wichtige wissenschaftliche Treffen im Jahr 2010<br />

möchte ich nicht unerwähnt lassen: Da ist zunächst die<br />

80. Jahrestagung des West- und Süddeutschen Verbands<br />

für Altertumsforschung (WSVA), die vom 25. bis 29. Mai<br />

im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>stattfand –ein überaus<br />

passender Rahmen,legte das Museum doch bereits seit der<br />

Gründung 1852 sein Augenmerk unter anderem auf das<br />

Sammeln und Bewahren archäologischer Funde. Bei der<br />

Tagung waren alle Richtungen der vor- und frühgeschichtlichen<br />

Disziplinen von der Erforschung des Paläolithikums bis<br />

zur Karolingerzeit vertreten. Den etwa 600 Teilnehmern aus<br />

Universitäten, Denkmalpflegeeinrichtungen und Museen<br />

wurde ein breites Spektrum zum Informationsaustausch geboten.<br />

Weitere wichtige, am Gelingen der Tagung beteiligte<br />

Forschungseinrichtungen waren die Vorgeschichtsabteilung<br />

der Naturhistorischen Gesellschaft, Nürnberg, das<br />

Institut für Ur- und Frühgeschichteder Universität Erlangen-<br />

Nürnberg und die Nürnberger Außenstelle für Bodendenkmalpflege<br />

des Landesamts für Denkmalpflege.<br />

Eine weitere Tagung hatte unmittelbar mit der Geschichte<br />

des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s zu tun: Am 8. und 9.<br />

Oktober ging es um die Rolle des Museums zwischen Kul-<br />

195<br />

turgeschichteund Politik in der Weimarer Republik und der<br />

Zeit des Nationalsozialismus. Als interdisziplinäre Tagung<br />

sollte die mit 138 Teilnehmern stattfindende Veranstaltung<br />

einen ersten Beitrag zum Schließen der Forschungslücken<br />

in diesem Bereich beitragen.<br />

Drittens ist noch über ein Arbeitstreffen zu unserer großen<br />

Dürer-Ausstellung 2012 zu berichten. Angereist waren vom<br />

14. bis 16. Oktober alle Projektpartner aus Deutschland,<br />

der Schweiz, Großbritannien und den USA. Die Teilnehmer<br />

diskutierten ihre neuen Forschungsansätze zum frühen<br />

Schaffen Dürers. Als besonders interessant stellte sich auch<br />

das Herausarbeiten von gegensätzlichen Forschungspositionen<br />

dar. Diese sollen in einer eigenen Ausstellungssektion<br />

unter dem Arbeitstitel »Dürer-Labor« behandelt werden, um<br />

den Besuchern vertieften Einblick in die Forschung, ihre Erkenntnismöglichkeiten<br />

und Erkenntnisgrenzen zu geben.<br />

Das Germanische <strong>Nationalmuseum</strong> knüpft mit dieser innovativen,<br />

durch neueste Besucherforschungen unterstützten<br />

Vermittlungssequenz an das legendäre Dürer-Studio der<br />

Ausstellung von 1971 an. Denn der Tradition einer fortschrittlichen<br />

Präsentation neuester Forschungsergebnisse<br />

fühlen wir uns im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong> auch in<br />

Zukunft verpflichtet.<br />

G. Ulrich Großmann


Chronik der Ereignisse und Veranstaltungen im Jahr 2010<br />

27.01.–30.01. Symposion »Historische Saitenklaviere«<br />

2010 in Kooperation mit der Hochschule für<br />

Musik, Nürnberg, im GNM<br />

18.03.2010 Neueröffnung der Schausammlung »<strong>Renaissance</strong>.<br />

<strong>Barock</strong>. Aufklärung. Kunst und<br />

Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert«<br />

21.03.2010 Themensonntag »Die Galerie im neuen<br />

Glanz«<br />

17.04.2010 Begutachtungstag<br />

22.04.2010 Sitzung des Wissenschaftlichen Beirats<br />

28.04.2010 Erste Veranstaltung der neuen Reihe<br />

»Literatur im GNM«<br />

02.05.2010 Themensonntag »Zeit der <strong>Renaissance</strong>«<br />

15.05.2010 Blaue Nacht, Thema »Unterwegs«<br />

20.05.–21.05. MAI-Tagung. Museums and the Internet<br />

2010<br />

24.05.–29.05. 80. Verbandstagung des West- und<br />

2010 Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung<br />

e.V. (WSVA)<br />

22.06.2010 Sitzung des Arbeitsausschusses des<br />

Verwaltungsrats<br />

08.07.2010 Eröffnung der Ausstellung »Mythos Burg«<br />

11.07.2010 Themensonntag »Mythos Burg«<br />

22.07.2010 Sitzung des Verwaltungsrats<br />

22.07.2010 Fördererfest<br />

23.07.2010 Generaldirektor G. Ulrich Großmann<br />

und der Präsident der Hochschule für<br />

Musik Nürnberg, Martin Ullrich,<br />

unterzeichnen den Vertrag für eine<br />

Forschungskooperation.<br />

29.07.2010 Freischaltung der Internet-Datenbank<br />

»Galerie Heinemann online« auf der<br />

Seite: http://heinemann.gnm.de, ein<br />

Projekt des Deutschen Kunstarchivs in<br />

Kooperation mit dem Zentralinstitut für<br />

Kunstgeschichte, München.<br />

196<br />

11.09.–12.09. Mittelalterliches Museumsfest, Thema<br />

2010 »Burg und Burgenbau im Mittelalter«<br />

08.10.2010 Besuch des Stiftungsrats der<br />

Paul-Eisenbeiss-Stiftung, Basel, im GNM<br />

08.10.–09.10. Symposion »Zwischen Kulturgeschichte<br />

2010 und Politik. Das GNM in der Weimarer<br />

Republik und der Zeit des Nationalsozialismus«<br />

10.10.2010 Themensonntag »<strong>Barock</strong>e Pracht«<br />

15.10.2010 »Obiettivo italiano su…« Start der<br />

Gespräche vor einem Kunstwerk in<br />

italienischer Sprache<br />

14.10.–16.10. Arbeitstreffen der Projektpartner<br />

2010 »Der frühe Dürer«<br />

16.10.2010 Start der einjährigen Führungsreihe<br />

»Leben jetzt. Und ewig« in Kooperation<br />

mit dem Evangelisch-Lutherischen<br />

Dekanat Nürnberg<br />

28.10.2010 Sitzung des Wissenschaftlichen Beirats<br />

28.10.2010 Beginn der Führungsreihe zum Fokusthema<br />

»Menschenwürde« in Kooperation mit<br />

der akademie caritas-pirckheimer-haus<br />

07.11.2010 Finissage der Ausstellung »Mythos Burg«<br />

mit Themenführungen<br />

08.12.2010 Eröffnung der Ausstellung »Reisebegleiter.<br />

Koffer-Geschichten 1750 bis heute«<br />

16.11.2010 Sitzung des Arbeitsausschusses des<br />

Verwaltungsrats<br />

20.11.2010 Begutachtungstag<br />

16.12.2010 Sitzung des Verwaltungsrats<br />

20.12.–22.12. CIDOC-SIG Meeting. ICOM-Tagung der<br />

2010 Special Interest Group


Förderer<br />

Die Idee des Fördererkreises stammt von<br />

Bundespräsident Theodor Heuss (1884—<br />

1963). Aus dem 1954 durch den<br />

Verwaltungsrat des GNM ins Leben<br />

gerufenen Gremium zur Förderung des<br />

Museums ging der heutige Fördererkreis<br />

hervor. Mit einem Zuwachs von 24 neuen<br />

Mitgliedern im Jahr 2010 engagieren<br />

sich nun 370 Personen und Unternehmen<br />

aus ganz Deutschland und unterstützen<br />

das Museum als großzügige Gönner –<br />

insbesondere bei Ankäufen, aber auch<br />

bei Ausstellungen. Damit stärken sie eine<br />

der bedeutendsten europäischen Kultureinrichtungen.<br />

Zugleich genießen Förderer<br />

des GNM viele Vorteile, wie zum Beispiel<br />

die Exklusivführungen, die 2010<br />

wieder großen Anklang und steigende<br />

Teilnehmerzahlen verzeichnen konnten.<br />

Die Förderer hatten am 7. Februar Gelegenheit,<br />

zusammen mit ihren Kindern<br />

und Enkeln, in einer Matinee die Ausstellung<br />

»Plakativ!« zu besuchen. Für den<br />

Nachwuchs erstellte das Kunst- und Kulturpädagogische<br />

Zentrum (KPZ) hierzu<br />

ein spezielles Programm. Die Preview zur<br />

neu errichteten Dauerausstellung »<strong>Renaissance</strong>.<br />

<strong>Barock</strong>. Aufklärung« am 8. März<br />

stand unter dem Motto »Förderer werben<br />

Förderer«. Mehr als 130 Gäste erlebten<br />

einen interessanten Abend mit Führungen<br />

in der Sammlung und genossen im An-<br />

Förderer, Mitglieder, Stiftung<br />

schluss die Köstlichkeiten des Maritim-<br />

Hotels, das dankenswerterweise diesen<br />

Abend unterstützte. Einige von Förderern<br />

zu der Veranstaltung mitgebrachte Freunde<br />

und Bekannte konnten als neue Förderer<br />

gewonnen werden. Zurück in die Zeit<br />

der Burgen und Ritter hieß es am Nachmittag<br />

des 31. Oktobers, an dem 40 Förderer<br />

mit ihren Kindern die Ausstellung<br />

»Mythos Burg« besuchten. Auch hier bot<br />

das KPZ ein besonderes Programm, das<br />

auf die verschiedenen Altersstufen abgestimmt<br />

war.<br />

Zum jährlichen Fördererfest am 22. Juli<br />

hatten sich mit 360 Gästen besonders<br />

viele Teilnehmer angemeldet. Im Mittelpunkt<br />

des Abends stand die Ausstellung<br />

»Mythos Burg«.<br />

Wie in jedem Jahr fand am Tag des<br />

Fördererfestes ebenfalls die Vorstandsund<br />

Beiratssitzung des Fördererkreises<br />

statt. Bedingt durch das Ausscheiden von<br />

Erhardt Göstl und Hans-Werner Jacob<br />

war der Beirat zu ergänzen; neu gewählt<br />

wurde Norbert Bieber.<br />

Mitglieder<br />

Bereits kurz nach der Gründung des<br />

GNM 1852 konnte man eine Mitgliedschaft<br />

erwerben. Heute unterstützen rund<br />

3.782 Mitglieder, davon 91 Firmen und<br />

Institutionen, das Museum mit einem ver-<br />

197<br />

Abb. 1<br />

Fördererfest 2010<br />

im Kreuzgang<br />

des GNM<br />

gleichsweise geringen finanziellen Beitrag<br />

und können dafür das vielfältige Angebot<br />

des Museums besonders günstig<br />

nutzen. So können die Dauerausstellungen<br />

im GNM sowie in den Außenstellen<br />

Kaiserburg-Museum und Schloss Neunhof<br />

bei freiem Eintritt beliebig oft besucht werden.<br />

Für Sonderausstellungen, Konzerte<br />

und Vorträge fällt ein reduzierter Kostenbeitrag<br />

an. Im Museumsshop gibt es zehn<br />

Prozent Rabatt auf alle Artikel –ausgenommen<br />

Bücher, die der Preisbindung<br />

unterliegen. Die Jahresgabe, in der Regel<br />

eine Publikation aus der Reihe der<br />

»Kulturgeschichtlichen Spaziergänge im<br />

GNM«, ergänzt die genannten Vorteile<br />

in besonderem Maße. Mit der Zusendung<br />

des Vierteljahresprogramms schließlich<br />

werden die Mitglieder aktuell informiert<br />

über Ausstellungen und Veranstaltungen,<br />

zu denen sie auch persönliche<br />

Einladungen erhalten. Zahlreiche Mitglieder<br />

nutzen die Gelegenheit und nehmen<br />

an den Ausstellungseröffnungen teil, so<br />

dass das GNM im Jahr 2010 mit ihnen<br />

den Förderern und weiteren geladenen<br />

Gästen jeweils zwischen 700 und 1.200<br />

Besucher begrüßen konnte.<br />

Stiftung zur Förderung des GNM<br />

Die im Jahr 2006 ins Leben gerufene<br />

Stiftung zur Förderung des GNM eröffnet<br />

sowohl Privatpersonen wie auch<br />

institutionellen Mitgliedern die Möglichkeit,<br />

sich als Stifter gemeinnützig zu<br />

engagieren. Sie profitiert durch eine<br />

äußerst einfache Stiftungseinrichtung,<br />

von höheren Stiftungsträgern durch eine<br />

gemeinschaftliche Anlage des Stiftungsvermögens<br />

und durch eine professionelle<br />

Stiftungsverwaltung. Die Stiftung zur Förderung<br />

des GNM ist besonders exklusiv<br />

gehalten, wobei das Kapital einen<br />

Grundstock für Erträge bilden soll, die es<br />

auch in schwierigen Zeiten erlauben,<br />

wichtige Erwerbungen für das Museum<br />

zu tätigen. Inzwischen haben 15 Privatpersonen<br />

und Institutionen eine Zustiftung<br />

getätigt.<br />

Die Stifter werden zu allen Fördererveranstaltungen<br />

inklusive des jährlich stattfindenden<br />

Fördererfestes eingeladen.


Dauerausstellungen<br />

Eröffnung der Dauerausstellung<br />

»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />

Kunst und Kultur vom 16. bis zum<br />

18. Jahrhundert«<br />

Die Sanierung des Galeriebaus und die<br />

Neukonzeption der Sammlung »<strong>Renaissance</strong>.<br />

<strong>Barock</strong>. Aufklärung« fanden mit<br />

der Eröffnung der Dauerausstellung einen<br />

krönenden Abschluss. An der neuen<br />

kulturgeschichtlichen Konzeption waren<br />

neben dem Projektteam mit Dagmar<br />

Hirschfelder, Frank Matthias Kammel,<br />

Ralf Schürer, Jutta Zander-Seidel und<br />

dem Projektleiter Daniel Hess alle Sammlungsleiter<br />

des Museums mit Beständen<br />

bis 1800 sowie die dafür jeweils zuständigen<br />

Restauratoren unter der Leitung<br />

von Arnulf von Ulmann beteiligt. Die<br />

Planung und Durchführung der Galeriebausanierung<br />

und der neuen Ausstellungsarchitektur<br />

lag in den Händen des<br />

Staatlichen Bauamts Erlangen-Nürnberg<br />

und wurde von Ralf Schürer koordiniert.<br />

Oberste Ziele waren die Wahrung<br />

und Optimierung des historisch gewachsenen<br />

Baubestands und eine der Präsentation<br />

der Exponate untergeordnete Ausstellungsarchitektur.<br />

Die Sanierung und<br />

Ausstellungen imGNM<br />

Neueinrichtung erfolgte nach ökologischökonomischen<br />

Prinzipien, wobei Methoden<br />

und Technologien angewendet und<br />

neu entwickelt wurden, die eine präventive<br />

Konservierung der unterschiedlichen<br />

Materialgruppen garantieren. Zu den<br />

besonderen Anforderungen gehörte ein<br />

auf die Exponate und Räume abgestimmtes<br />

Lichtkonzept, das einen homogenen<br />

Gesamteindruck bei größtmöglicher<br />

Unauffälligkeit der Technik realisiert. Um<br />

eine den jeweiligen Exponaten angemessene,<br />

konstante Beleuchtungsstärke zu<br />

gewährleisten, wurde eine komplexe<br />

Lichtsteuerung installiert. Erstmals wurde<br />

aber auch ein Farbkonzept konsequent<br />

umgesetzt, dem nicht die Vorstellungen<br />

eines modernistischen Designs, sondern<br />

die optimale Wirkung der Kunstwerke<br />

zugrunde lag. Daher fiel die Wahl auf<br />

eine kräftige blaue Wandfarbe, durch<br />

die die Kunstwerke wesentlich besser<br />

zur Geltung kommen als auf vermeintlich<br />

dezenten Farben oder gar auf weißen,<br />

gelben oder gräulichen Wandanstrichen.<br />

Mit der Sanierung und Neukonzeption<br />

des Galeriebaus konzentrierte sich das<br />

GNM auf einen Kernbereich seiner<br />

Sammel- und Forschungstätigkeit. Im<br />

Mittelpunkt stehen immer die originalen<br />

Artefakte, die in der Dauerausstellung<br />

nicht bloß der Illustration historischer und<br />

198<br />

Abb. 2<br />

Rundgang durch<br />

die neue Dauerausstellung<br />

(Wolfgang Heubisch,<br />

G. Ulrich Großmann,<br />

Daniel Hess)<br />

gesellschaftlicher Entwicklungen oder<br />

Phänomene dienen, sondern kulturhistorisch<br />

erschlossen werden. Ziel ist<br />

dabei nicht eine auf Vollständigkeit angelegte,<br />

handbuchartige Darstellung<br />

der Zeit von 1500 bis 1800, sondern<br />

vielmehr die Vermittlung von Erkenntnissen,<br />

die vom Objekt und seinem zeitgeschichtlichen<br />

Kontext ausgehen.<br />

Eine Aufstellung nach kulturgeschichtlichen<br />

Grundlagen war wohl bereits im<br />

19. Jahrhundert angestrebt worden, sie<br />

wurde jedoch spätestens 1920 durch<br />

eine nach Gattungen geschiedene<br />

»kunsthistorische« Aufstellung abgelöst<br />

und steht erst seit 1995 wieder im Blickpunkt<br />

des GNM.<br />

Unter dieser Prämisse lädt die Dauerausstellung<br />

zu einem kulturhistorischen<br />

Gang durch drei Jahrhunderte ein. Sie<br />

führt von der Entdeckung der neuen<br />

Welt um 1500 bis zur Entwicklung eines<br />

neuen Menschenbildes im 18. Jahrhundert.<br />

Rund 1.000 Originale in 33 thematisch<br />

ausgerichteten Räumen erschließen<br />

zentrale Aspekte und Facetten der Kunstund<br />

Kulturgeschichte des 16. bis 18.<br />

Jahrhunderts im deutschen Sprachraum.<br />

Zu sehen sind neben Gemälden und<br />

Skulpturen auch Glasgemälde, Textilien,<br />

Kunsthandwerk, Schmuck, Medaillen,<br />

Möbel und Musikinstrumente sowie zwei<br />

historische Zimmer aus Nürnberger<br />

Bürgerhäusern der <strong>Renaissance</strong>. Meisterwerke<br />

von Albrecht Dürer, Peter Vischer,<br />

Rembrandt oder Franz Xaver Messerschmidt<br />

erscheinen in ihrem kulturgeschichtlichen<br />

Kontext. Im Dialog der<br />

Künste werden Themen wie Sammeln<br />

und Repräsentieren, Antikenrezeption<br />

und Naturstudium lebendig, aber auch<br />

die Wechselwirkung von Kunst und<br />

Glauben sowie das sich wandelnde Bild<br />

vom Menschen. Konzept und Präsentation<br />

der Dauerausstellung verfolgen das<br />

Ziel, bisher getrennt ausgestellte Objektgruppen<br />

zusammenzuführen, um ein integrales<br />

Verständnis der Sachkultur vergangener<br />

Jahrhunderte zu fördern. Mit<br />

dem Blick auf Kontinuität und Wandel<br />

und die Gleichzeitigkeit vermeintlich<br />

gegensätzlicher oder zeitlich nur schein-


ar aufeinander folgender Phänomene<br />

werden herkömmliche Periodisierungen<br />

und Epochengrenzen durchlässiger.<br />

Zur Ausstellungseröffnung am 18. März<br />

2010 erschien die 560-seitige Begleitpublikation<br />

in der Reihe der Schausammlungsführer,<br />

von denen bis Jahresende<br />

bereits mehr als 725 Exemplare verkauft<br />

waren. Außerdem wurde ein neuer<br />

Multimedia-Guide in Betrieb genommen.<br />

Alle ausgestellten und in der Begleitpublikation<br />

veröffentlichten Objekte stehen<br />

auch zur Online-Recherche unter http://<br />

schausammlung.gnm.de/renaissancebarock-aufklaerung/index.php<br />

zur Verfügung.<br />

Dank der großzügigen Unterstützung<br />

des Fördererkreises des GNM waren<br />

umfangreiche Marketingmaßnahmen<br />

möglich. Bereits im Vorfeld der Eröffnung<br />

organisierte das Referat für Marketing<br />

Exklusivtermine mit ausgewählten Vertretern<br />

der überregionalen und internationalen<br />

Presse. Der Projektleiter Daniel<br />

Hess bot dabei den Journalisten einen<br />

vertieften Einblick in die Präsentation der<br />

neuen Dauerausstellung. Mit der Eröffnung<br />

luden drei der Projektbeteiligten in<br />

ansprechenden Videos auch auf der<br />

Homepage des GNM zum Besuch der<br />

neuen »Schatzkammer« ein.<br />

Vor der Ausstellungseröffnung mit ca.<br />

1.300 Gästen hatte der Fördererkreis mit<br />

mehr als 130 Gästen das »Recht des ersten<br />

Blicks«; zahlreiche exklusive Abendveranstaltungen<br />

wurden für Unternehmen<br />

aus der Metropolregion Nürnberg anlässlich<br />

der Neueröffnung organisiert.<br />

Die Öffentlichkeit konnte an drei Themensonntagen<br />

–»Die Galerie im neuen<br />

Glanz« (21. März), »Zeit der <strong>Renaissance</strong>«<br />

(2. Mai) und »<strong>Barock</strong>e Pracht«<br />

(10. Oktober) –die Spitzenwerke des<br />

GNM und ihre Geschichten entdecken.<br />

Die Veranstaltungen wurden gemeinsam<br />

mit dem KPZ und der Hochschule für<br />

Musik in Nürnberg ausgerichtet.<br />

Ein Team des Bayerischen Fernsehens<br />

begleitete die Aufbauarbeiten der Ausstellung<br />

und befeuerte gleich zu Beginn<br />

des Jahres die Vorfreude auf die einzigartige<br />

Präsentation. Zur Eröffnung brachten<br />

sowohl die ARD Tagesthemen als<br />

auch das ZDF heute-journal Berichte über<br />

die neuen Sammlungsräume. Zur Pressekonferenz<br />

kamen Medienvertreter aus<br />

Abb. 3<br />

Blick in die Ausstellung<br />

»Plakativ!«<br />

der ganzen Republik, auch der englischsprachige<br />

Nachrichtendienst Bloomberg<br />

sandte eine Berichterstatterin. Das Echo<br />

war entsprechend überwältigend, insgesamt<br />

erschienen in der Presse und den<br />

elektronischen Medien im März über<br />

700 Beiträge zur neuen Dauerausstellung<br />

im GNM. Die FAZ schrieb am 13. März<br />

2010: »Heute ist das Germanische<br />

<strong>Nationalmuseum</strong> ein Schaufenster der<br />

deutschen Museumskultur. Bedeutende<br />

Kunstschätze gibt es in vielen Städten. In<br />

Nürnberg kann man nun sehen, wie man<br />

sie ausstellen muss.«<br />

Schausammlung 20. Jahrhundert<br />

2010 stellte die Graphische Sammlung in<br />

einem der Kabinette der Schausammlung<br />

20. Jahrhundert eine Gruppe von Plakaten<br />

mit erläuternden Texten von Stephanie<br />

Gropp aus. Das Thema war »Neue Medien<br />

und Unterhaltungsformen der 1920er<br />

und 1930er Jahre«, wozu vorrangig das<br />

Radio und das Kino zählten. Welchen<br />

Zuspruch der Rundfunk erfuhr –Anfang<br />

der 1920er Jahre verbreitete sich in<br />

199<br />

Europa eine regelrechte Radioeuphorie<br />

–demonstrierten Produktplakate für<br />

Markengeräte wie »Telefunken« und<br />

»Minerva«. Die Faszination von Lichtspieltheatern<br />

auf ein breites Publikum<br />

spiegelten zahlreiche Filmplakate. Als<br />

Beispiel für die Stummfilm-Ära war das<br />

Plakat »Verdun« des Ateliers Waldner<br />

von 1929 zu sehen. Der französische<br />

Regisseur Léon Poirier (1884–1968)<br />

drehte den Streifen über eine der blutigsten<br />

Schlachten des Ersten Weltkriegs an<br />

Originalschauplätzen. Im selben Jahr wie<br />

»Verdun« kam »Broadway« als Tonfilm<br />

auf den Markt. Er erzählt die Geschichte<br />

der Tänzer eines Nachtclubs und basiert<br />

auf einem Musical von George Abbott<br />

(1887–1995) und Philipp Dunning<br />

(1890–1968). 1930 bewarb ein Plakat<br />

des bekannten Wiener Ateliers Hans<br />

Neumann (1888–1960) ebenfalls einen<br />

Tonfilm. Grundlage des Drehbuchs für<br />

»Nur Du« war eine Operette von Walter<br />

Kollo (1878–1940). Alle genannten<br />

Streifen markieren eine Übergangsphase<br />

des Mediums: Weltweit setzte sich der<br />

Tonfilm erst 1936 durch.


Abb. 4 Blick in die Ausstellung<br />

»Wunderbare Bücherwelten«<br />

Sonderausstellungen<br />

Plakativ! Produktwerbung im Plakat<br />

19.11.2009–11.04.2010<br />

Ausstellungshalle I<br />

Ausstellungsleitung: Yasmin Doosry<br />

Die im November 2009 eröffnete Ausstellung<br />

gab mit 350 Plakaten erstmalig<br />

einen Einblick in die ca. 10.000 Blätter<br />

umfassende »Nürnberger Plakatsammlung«,<br />

eine Dauerleihgabe der Gesellschaft<br />

für Konsumforschung e.V. (GfK)<br />

und der Nürnberger Akademie für Absatzwirtschaft<br />

(NAA). Zu sehen war ein<br />

kulturhistorischer Querschnitt durch die<br />

internationale Produktwerbung von 1880<br />

bis 1960. Im Rahmen des Forschungsprojekts<br />

»Wege in die Moderne. Die<br />

Neukonzeption der Dauerausstellung<br />

von der Französischen Revolution bis zum<br />

Ersten Weltkrieg« (vgl. Anzeiger 2011,<br />

S. 208) erfolgte 2010 in Zusammenarbeit<br />

mit dem KPZ eine von Michael Kraus<br />

durchgeführte und ausgewertete Besucherbefragung.<br />

Sie hatte zum Ziel, ein<br />

Bild sowohl von der aktuellen Wahrnehmung<br />

und Akzeptanz historischer Produktplakate<br />

als auch von deren musealen<br />

Präsentation in der Schau »Plakativ!« zu<br />

gewinnen. Damit verfolgte sie unter anderem<br />

die Absicht, die Verwendbarkeit von<br />

Werbeplakaten als »Zeitmarken« in der<br />

neu einzurichtenden Dauerausstellung zu<br />

untersuchen: Das Resultat war positiv. Ein<br />

weiteres Ergebnis der Befragung war die<br />

Feststellung, dass das GNM mit der Ausstellung<br />

»Plakativ!« neue Besucherschichten<br />

anzog, nämlich ein vergleichsweise<br />

junges Publikum mit einem erhöhten Anteil<br />

an Frauen.<br />

Mit 32.418 Besuchern war die Resonanz<br />

auf die Ausstellung insgesamt erfreulich.<br />

Dies gilt ebenso für das Interesse<br />

der Medien.<br />

Der ausstellungsbegleitende Katalog<br />

»Plakativ!« wurde vom Rat für Formgebung<br />

für den Designpreis Deutschland<br />

nominiert.<br />

Wunderbare Bücherwelten:<br />

Moderne Buchkunst aus Hamburg<br />

10.12.2009–11.04.2010<br />

Ausstellungshalle II<br />

Ausstellungsleitung: Johannes Pommeranz<br />

Die Schenkung des in Hamburg tätigen<br />

Buchkünstlers Otto Rohse, der dem GNM<br />

seine Druckwerkstatt überlassen hatte, bot<br />

den Anlass für eine regional ausgerichtete<br />

Ausstellung zur Buchkunst der Hansestadt.<br />

Es wurden Hamburger Buchkünstler<br />

vorgestellt, die ihre Arbeiten als Experimentierfeld<br />

künstlerischer Ausdrucksformen<br />

und verschiedenster Techniken nutzten.<br />

In der Ausstellung waren rund 100<br />

Exponate zu sehen, größtenteils aus den<br />

Beständen der Bibliothek des GNM<br />

stammend. Gezeigt wurden buchkünstlerische<br />

Arbeiten, Einzelblätter aus Mappenwerken<br />

sowie Zustandsdrucke überwiegend<br />

aus dem 20. Jahrhundert mit Bezug<br />

zur Hansestadt Hamburg. Die Geschichte<br />

der Hamburger Buchkunst der Moderne<br />

ist bislang ungeschrieben. Der Ausstellungskatalog<br />

ist daher grundlegend und will<br />

zur weiteren Auseinandersetzung mit dem<br />

Thema anregen.<br />

200<br />

Mythos Burg<br />

08.07.2010 –07.11.2010<br />

Ausstellungshalle Iund II<br />

Ausstellungsleitung: G. Ulrich Großmann<br />

Erstmals war »die Burg« Hauptgegenstand<br />

einer Ausstellung. Diese behandelte<br />

ein kulturgeschichtliches Phänomen, das<br />

sowohl das Mittelalter selbst geprägt hat<br />

als auch unser heutiges Bild vom Mittelalter<br />

wesentlich beeinflusst. Die Ausstellung<br />

stellte in Grundzügen die Entwicklung,<br />

Funktion und Bedeutung der Burgen in<br />

Mitteleuropa dar. Das GNM hat den Begriff<br />

des Mythos zum Titel erhoben und<br />

versteht damit die Burg als »sinnstiftende<br />

Erzählung«, die sich vom Mittelalter bis in<br />

die Gegenwart spannt. Auf 1.200 m 2<br />

und in acht Abteilungen gegliedert wurden<br />

dem Besucher der »Mythos Burg« im<br />

engeren Sinn, die Burg als Bauwerk, der<br />

Mythos Ritter, ausgewählte Ritterbiographien,<br />

das Leben auf der Burg, das Leben<br />

im Kampf, das Fortleben der Burgen in<br />

<strong>Renaissance</strong> und <strong>Barock</strong> sowie die Mystifizierung<br />

und Wiederentdeckung der<br />

Burg seit dem 18. Jahrhundert anhand<br />

bedeutender Kunstwerke und kulturgeschichtlicher<br />

Realien aus dem GNM sowie<br />

zahlreichen europäischen Sammlungen<br />

präsentiert.<br />

Nach knapp fünfjähriger Vorbereitungszeit<br />

–Mitarbeiterwaren Martin Baumeister,<br />

Christine Dippold, BirgitFriedel und<br />

ClaudiaHagenguth, wissenschaftliche<br />

Beratung und Begleitung erfolgte durch<br />

die Mediävistin Anja Grebe –wurde am<br />

8. Juli 2010 dieSonderausstellung alsTeil<br />

dergemeinsam mitdem Deutschen Historischen<br />

Museumgeplanten Doppelausstellung»DieBurg«<br />

eröffnet. Derwissenschaftliche<br />

Erfolg zeichnete sich zu diesem<br />

Zeitpunkt bereits ab,dadie derDoppelausstellungvorausgehendeTagungim<br />

Frühjahr2009umfangreicheneue Forschungsergebnisse<br />

erbrachthatte(vgl.<br />

Anzeiger2010, S. 326–327). Nichtzuletzt<br />

aufgrundder Interdisziplinarität mit<br />

einemumfangreichen Austausch von<br />

einemhalbenDutzend an derForschung<br />

beteiligter Fächer warder Erkenntnisgewinn<br />

enorm, vorallem im Hinblickdarauf,<br />

dass biszudiesemZeitpunkt unter»Interdisziplinarität«<br />

allenfallsdas Zusammenwirkenvon<br />

Archäologen undHistorikern<br />

oder Kunsthistorikern undHistorikern ver-


standen worden war.Während der Ausstellungsvorbereitungen,<br />

insbesondere bei<br />

der Erarbeitung und gegenseitigenRedaktion<br />

der Texte für den Katalog durch das<br />

Team, konnten die Ergebnisse aus Tagung<br />

und Ausstellungsrecherche noch gemehrt<br />

werden, da zahlreiche Beobachtungenan<br />

den Objektenselbst diskutiert und berücksichtigt<br />

wurden.<br />

Der Begriff »Burg« wurde als »befestigter<br />

Wohnplatz« –statt als wehrhafter Wohnbau<br />

des Adels –neu und allgemeingültiger<br />

definiert, das Auftreten einer Vielzahl<br />

von Burgen konnte in das 8. bis 10. Jahrhundert<br />

zurückdatiert werden, die Bedeutung<br />

nichtadeliger Burgen ließ sich besser<br />

erkennen. Insbesondere die Kontinuität<br />

der Burg als wehrhafter Wohnbau über<br />

das Spätmittelalter hinaus bis um 1700<br />

gehörte zu den grundlegenden Erkenntnissen<br />

der Ausstellung. Gerade dieser<br />

Aspekt war es, der sich durch die Bearbeitung<br />

der Objekte für den Katalog<br />

nochmals besonders deutlich zeigte.<br />

Die Ausstellung fand in der Fachwelt<br />

großen Anklang. Deutlich klarer konzipiert<br />

und weitaus stimmiger aufgebaut als<br />

Abb. 5und 6 Kleine und große Besucher der Ausstellung »Mythos Burg«<br />

zeitgleiche Ausstellungen mit ähnlichen<br />

Themen, haben sich sowohl die Forschung<br />

als auch die Medien außerordentlich<br />

positiv über die große GNM-Sonderausstellung<br />

geäußert.<br />

Trotz dieser Bedeutung für die Forschung<br />

hätte das Interesse beim Publikum<br />

keineswegsvergleichbar ausfallen müssen.<br />

Viele neue Erkenntnisse, die den Forscher<br />

begeistern –oder manchmal auch zur<br />

Verzweiflung bringen –, sind für den interessierten<br />

Laien noch lange kein Grund,<br />

in die Ausstellung zu gehen. Zudem hat<br />

das GNM, veranlasst durch die hohen<br />

Ausstellungskosten –die Präsentation bedeutender<br />

Leihgaben bedingte zwangsläufig<br />

für Transport und Versicherung<br />

hohe Kosten ebenso wie die detailgetreue<br />

Herstellung der gezeigten Burgenmodelle<br />

–den freien Eintritt am Mittwochabend<br />

für die Ausstellung abgeschafft.<br />

Mit über 56.000 Besuchern war schließlich<br />

die höchste Anzahl zahlender Besucher<br />

erreicht, die das Museum seit der<br />

Eröffnung des Ausstellungsbaus 1993<br />

zu verzeichnen hat. Schon am ersten Tag<br />

stürmten Schulklassen die Schau, und<br />

201<br />

man konnte beobachten, wie sich die<br />

Kinder die Exponate gegenseitig erklärten.<br />

»Mythos Burg« erwies sich erstmalig<br />

als Vier-Generationen-Ausstellung. Kaum<br />

je zuvor konnten ein hoher Forschungsanspruch<br />

und das Interesse bei Besuchern<br />

jeden Alters eine solche Verbindung eingehen<br />

wie bei dieser Präsentation, auch<br />

wenn dies zweifellos größerenteils durch<br />

das Thema bedingt war. Als Einrichtung,<br />

die Kompetenzen in der Burgenforschung<br />

besitzt (nicht zuletzt durch die Bibliothek<br />

und die ungemein bedeutenden Bestände<br />

der Graphischen Sammlung), hat sich das<br />

GNM mit dieser Schau einen nennenswerten<br />

Rang im Bereich der Ausstellungspraxis<br />

erworben.<br />

Die umfangreichenForschungsergebnisse<br />

des Ausstellungsprojektes »Die Burg«<br />

sind in einem Tagungsband sowie in einem<br />

456 Seiten umfassenden Ausstellungskatalog<br />

publiziert. Für Kinder im Lesealter wurde<br />

ein attraktiver Kinderführer erarbeitet.<br />

Mit der Publikation »Blicke aufdie Burg«<br />

wird ein Teil der GNM-Burgensammlung,<br />

nämlich Burgenzeichnungenaus der<br />

Graphischen Sammlung, vorgestellt.


Das Medienecho auf die Sonderausstellung<br />

»Mythos Burg« war ein sehr großer<br />

Erfolg. Die Hauptnachrichtensendungen<br />

von ARD und ZDF berichteten zur Eröffnung,<br />

das ZDF, 3sat und das Bayerische<br />

Fernsehen brachten Beiträge über Aspekte<br />

der Ausstellung in verschiedenen Magazinformaten.<br />

Fast 1.350 Medienbeiträge in Print<br />

und Online über das GNM waren für Juli<br />

2010 zu verzeichnen. Die Pressestelle<br />

vermittelte eine ungewöhnlich große Zahl<br />

an Radio-Interviews für zahlreiche deutsche<br />

Sendeanstalten, und selbst italienische,<br />

französische und russische Medien<br />

ließen sich Informationsmaterial schicken.<br />

In Zusammenhang mit der Ausstellung<br />

fanden ferner Dreharbeiten für einen Beitrag<br />

im Wissensmagazins »Galileo« des<br />

Senders Pro 7statt, der sich mit der Waffentechnik<br />

des 13. bis 17. Jahrhunderts<br />

beschäftigte.<br />

Umfassende Cross-Marketing-Maßnahmen<br />

wurden im Rahmen der Ausstellung<br />

in die Wege geleitet: beispielsweise mit<br />

den wichtigsten Burgen in Deutschland<br />

und Südtirol. Diese präsentierten sich auf<br />

der Microsite zur Ausstellung und verlinkten<br />

ihrerseits die eigene Homepage mit<br />

www.mythos-burg.de. Überdies fand mit<br />

diesen Partnern ein wechselseitiger Austausch<br />

der gedruckten Werbemittel während<br />

der Laufzeit der Ausstellung statt.<br />

Mit der Bayerischen Schlösserverwaltung<br />

wurde für den Eintritt in die Kaiserburg<br />

und das GNM eine Kombikarte<br />

angeboten; die Firma Playmobil produzierte<br />

eine Sonderedition der Figur<br />

»Götz von Berlichingen«, und es gab<br />

ein Gewinnspiel für Kinder; mit dem<br />

»KulturTicketSpezial« der Deutschen<br />

Bahn konnte man zur Ausstellung reisen;<br />

das Filmhaus Nürnberg zeigte eine Filmreihe<br />

zum Thema Burgen. Ein ansprechendes<br />

Begleitprogramm bereicherte die<br />

Ausstellung. Dazu zählten unter anderem<br />

ein zweitägiges Museumsfest, Konzerte<br />

und eine Vortrags- und eine Filmreihe.<br />

Reisebegleiter. Koffer-Geschichten<br />

1750 bis heute<br />

09.12.2010–01.05.2011<br />

Ausstellungshalle II<br />

Ausstellungsleitung: Claudia Selheim<br />

Aus Anlass des 175-jährigen Jubiläums<br />

der Bahnstrecke Nürnberg-Fürth veranstaltete<br />

das GNM die kulturgeschichtlich<br />

ausgerichtete Ausstellung »Reisebegleiter.<br />

Abb. 7 Blick in die Ausstellung<br />

»Reisebegleiter«<br />

202<br />

Koffergeschichten von 1750 bis heute«,<br />

in deren Zentrum Koffer und diverse andere<br />

Gepäckstücke der letzten 250 Jahre<br />

standen. Die Schau zeigte rund 200<br />

Objekte in ihrem zeithistorischen Kontext.<br />

Unter anderem visualisierte sie die Abhängigkeit<br />

zwischen den Verkehrsmitteln und<br />

der Form der Gepäckstücke. Letztere passten<br />

sich der schnelllebigen Zeit an und<br />

sind als ein Ausdruck von Mobilität und<br />

Tempo inzwischen typische Objekte der<br />

Moderne. Die Ausstellung griff zudem unerwartete<br />

Themen auf wie den Umgang<br />

mit dem Gepäck bei der Bahn, die Reisegepäckversicherung<br />

oder auch die Kofferwerbung.<br />

Koffer waren sowohl in der volkskundlich-historischen<br />

als auch in der musealen<br />

Forschung bislang ein stark vernachlässigter<br />

Gegenstand. Nicht zuletzt hebt ihre<br />

allgemeine Verfügbarkeit die museale<br />

Ausstrahlungskraft auf. Jedoch verbargen<br />

sich hinter vielen der ausgestellten Stücke<br />

sowohl persönliche Geschichten als auch<br />

Facetten ihrer Verwendung.<br />

In den Medien fand die Ausstellung<br />

ein breites Echo. Es waren vor allem die<br />

Meldungen der Nachrichtenagenturen,<br />

die für eine große Verbreitung der Berichte<br />

von der Allgäuer Zeitung bis zum Flensburger<br />

Tageblatt sorgten. Auch überregionale<br />

Medien wie die ZEIT wiesen auf<br />

die Ausstellung hin –Blickfang war immer<br />

Marlene Dietrich inmitten von Koffern.<br />

In der Nürnberger Zeitung startete mit<br />

Oberbürgermeister Ulrich Maly eine Reihe<br />

»NZ blickt Prominenten in die Koffer«.<br />

Im BayerischenFernsehen war die Ausstellung<br />

in der Abendschau zu sehen. Das<br />

schon genannte Magazin »Galileo« wurde<br />

von Claudia Selheim für einen Beitrag<br />

über alte und neue Koffer beraten.


Im Verlauf des Jahres 2010 wurden 101 Leihanfragen<br />

an das GNM gestellt. Für 63 gab es<br />

einen positiven Entscheid, davon für 11 aus dem<br />

Ausland. Insgesamt wurden 242 Objekte ausgeliehen.<br />

Inland<br />

Ahlen, Kunstmuseum<br />

Intimacy –Baden in der Kunst<br />

31.01.–25.04.2010<br />

Arnstadt, Schlossmuseum<br />

Flämische Tapisserien aus dem Bestand des<br />

Schlossmuseums<br />

Veranstalter: Kulturbetrieb der Stadt Arnstadt<br />

26.03.–30.06.2010<br />

Aschaffenburg, Schlossmuseum<br />

KeltenLand am Fluss –Die Kelten im<br />

Rhein-Main-Gebiet<br />

15.05.–12.09.2010<br />

Augsburg, Maximilianmuseum<br />

»Künstlich auf Welsch und Deutsch« –<br />

Kunstaustausch zwischen Bayern und Italien<br />

im 15./16. Jahrhundert (Bayerische Landesausstellung)<br />

Veranstalter: Haus der Bayerischen Geschichte,<br />

Augsburg, und Stadt Augsburg<br />

21.05.–10.10.2010<br />

Augsburg, Schaetzlerpalais<br />

Johann Evangelist Holzer (1709–1740).<br />

Maler des Lichts<br />

27.03.–20.06.2010<br />

Berlin, Brücke Museum<br />

Erich Heckel –Aufbruch und Tradition.<br />

Eine Retrospektive<br />

19.09.2010–16.01.2011<br />

Berlin, Deutsches Historisches Museum<br />

Burg und Herrschaft<br />

25.06.–24.10.2010<br />

Berlin, Deutsches Historisches Museum<br />

Hitler und die Deutschen. Volksgemeinschaft<br />

und Verbrechen<br />

15.10.2010–06.02.2011<br />

Berlin, Georg-Kolbe-Museum<br />

Wilde Welten –Aneignung des Fremden<br />

in der Moderne<br />

24.01.–05.04.2010<br />

Bielefeld, Kunsthalle<br />

Westfälischer Expressionismus<br />

31.10.2010–20.02.2011<br />

Bochum, Deutsches Bergbau-Museum<br />

Auf breiten Schultern –750 Jahre Knappschaft<br />

01.07.2010–20.03.2011<br />

GNM-Leihgaben an andere Institutionen<br />

Bonn, Kunst- und Ausstellungshalle<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

Byzanz. Pracht und Alltag<br />

26.02.–13.06.2010<br />

Bonn, LVR-Landes-Museum für Archäologie,<br />

Kunst und Kulturgeschichte<br />

<strong>Renaissance</strong> am Rhein<br />

16.09.2010–06.02.2011<br />

Bramsche-Kalkriese, Museum und<br />

Park Kalkriese<br />

Marcus Caelius. Tod in der Varusschlacht<br />

07.03.–11.07.2010<br />

Coburg, Kunstsammlungen der Veste Coburg<br />

Apelles am Fürstenhof. Facetten der Hofkunst<br />

um 1500 im Alten Reich<br />

22.08.–07.11.2010<br />

Darmstadt, Mathildenhöhe<br />

Gesamtkunstwerk Expressionismus<br />

24.10.2010–13.02.2011<br />

Dortmund, LWL-Industriemuseum<br />

Helden. Von der Sehnsucht nach dem<br />

Besonderen<br />

12.03.–12.10.2010<br />

Dresden, Deutsches Hygiene-Museum<br />

Kraftwerk Religion. Über Gott und die Menschen<br />

01.10.2010–05.06.2011<br />

Eisenach, Wartburg<br />

»Beyssig sein ist nutz und not« –<br />

Flugschriften zur Lutherzeit<br />

06.08.–31.10.2010<br />

Frankfurt a.M., Goethe-Haus<br />

300. Geburtstag Johann Caspar Goethe<br />

04.12.2010–27.03.2011<br />

Frankfurt a.M., Institut für Stadtgeschichte<br />

»Es führt über den Main…«. Frankfurts Alte<br />

Brücke<br />

22.03.–20.06.2010<br />

Frankfurt a.M., Museum Giersch<br />

Die Bildhauer August Gaul und Fritz Klimsch<br />

03.10.2010–30.01.2011<br />

Freiburg i.Br., Augustinermuseum<br />

Freiburg baroque. Johann Christian Wentzinger<br />

und seine Zeit<br />

27.11.2010–06.03.2011<br />

Fürstenberg a.d. Weser, Porzellanmuseum<br />

Maroni –heiß und lecker<br />

22.08.–14.11.2010<br />

Füssen, ehem. Kloster St. Mang<br />

»Kaiser, Kult und Casanova« –Bayern-Italien<br />

von der Antike bis zum ausgehenden<br />

18. Jahrhundert.<br />

203<br />

Veranstalter: Haus der Bayerischen Geschichte,<br />

Augsburg, und Stadt Füssen<br />

21.05.–10.10.2010<br />

Greifswald, Pommersches Landesmuseum<br />

Die Geburt der Romantik in Pommern<br />

27.08.–21.11.2010<br />

Halberstadt, Das Gleimhaus<br />

Von Mensch zu Mensch. Das Portrait der<br />

Aufklärung<br />

28.08.–20.11.2010<br />

Herne, LWL-Museum für Archäologie<br />

AufRuhr 1225!<br />

26.02.–28.11.2010<br />

Hildesheim, Dom-Museum<br />

Bernwards Schätze<br />

27.02.–09.05.2010<br />

Karlsruhe, Badisches Landesmuseum<br />

Vom Minnesang zur Popakademie. Musikkultur<br />

in Baden-Württemberg<br />

16.04.–12.09.2010<br />

Köln, Käthe Kollwitz Museum<br />

»Paris bezauberte mich…«. Käthe Kollwitz und<br />

die französische Moderne.<br />

Veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Kreissparkasse<br />

Köln<br />

28.10.2010–30.01.2011<br />

Köln, Wallraf-Richartz-Museum &<br />

Fondation Carboud<br />

Max Liebermann –Lovis Corinth –Max Slevogt.<br />

Positionen der impressionistischen Malerei in<br />

Deutschland 1890–1930<br />

30.04.–01.08.2010<br />

Leipzig, Kunsthalle der Sparkasse<br />

Arno Rink. Arbeiten auf Papier<br />

23.09.–27.12.2010<br />

Leipzig, Neues Messegelände<br />

Mutec –Internationale Fachmesse für<br />

Museums- und Ausstellungstechnik<br />

Leihnehmer: ArcTron 3D Vermessungstechnik &<br />

Softwareentwicklung GmbH, Regensburg<br />

18.11.–20.11.2010<br />

Mettmann, Stiftung Neanderthal Museum<br />

Galgen, Rad und Scheiterhaufen<br />

19.02.–26.06.2010<br />

München, Archäologische Staatssammlung –<br />

Museum für Vor- und Frühgeschichte<br />

Karfunkelstein und Seide. Neue Schätze<br />

aus Bayerns Frühzeit<br />

29.01.–04.07.2010<br />

München, Bayerische Staatsbibliothek<br />

Die Fugger im Bild<br />

10.03.–22.05.2010


München, Städtische Galerie<br />

im Lenbachhaus und Kunstbau<br />

Gabriel von Max. Malerstar –Darwinist –<br />

Spiritist (1840–1915)<br />

23.10.2010–13.02.2011<br />

München, Stiftung Haus der Kunst GmbH<br />

Zukunft der Tradition –Tradition der Zukunft.<br />

100 Jahre nach der Ausstellung. »Meisterwerke<br />

muhammedanischer Kunst«<br />

17.09.2010–09.01.2011<br />

Murnau am Staffelsee, Schlossmuseum<br />

Max Beckmann. Apokalypse. Visionen der<br />

Endzeit in Überlieferung und Moderne<br />

23.07.–07.11.2010<br />

Nürnberg, Albrecht-Dürer-Haus<br />

Vortrag »Konfession àlamode? Dürer und<br />

sein Werk zwischen altem Glauben und neuem<br />

Bekenntnis«<br />

24.06.–25.06.2010<br />

Nürnberg, Albrecht-Dürer-Haus<br />

Dürer Vernetzt. Kunst und Kommunikation im<br />

Zeitalter der Medienrevolution<br />

31.10.2010–31.01.2011<br />

Nürnberg, Neues Museum<br />

Claus Bury. Maßstabsprünge<br />

07.03.–06.06.2010<br />

Pottenstein, Fränkische Schweiz-Museum<br />

Handwerker, Krieger, Stammesfürsten. Die germanische<br />

Befestigung der Völkerwanderung auf<br />

dem Reisberg<br />

21.05.–07.11.2010<br />

Radolfzell, Stadtmuseum<br />

Triumphzug, Prunkgefäß und Plauderstündchen.<br />

Raritäten aus Biedermeier und Historismus<br />

08.05.–26.09.2010<br />

Regensburg, Historisches Museum<br />

Berthold Furtmeyr. Meisterwerke der Buchmalerei<br />

29.11.2010–13.02.2011<br />

Rosenheim, Ausstellungszentrum Lokschuppen<br />

Gewürze –Sinnlicher Genuss.<br />

Lebendige Geschichte<br />

Veranstalter: Veranstaltungs- +Kongress GmbH<br />

25.03.–10.10.2010<br />

Schleswig, Landesmuseum für<br />

Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf<br />

Erich Heckel –Aufbruch und Tradition<br />

24.04.–29.08.2010<br />

Selb, Porzellanikon<br />

Königstraum und Massenware. 300 Jahre<br />

europäisches Porzellan<br />

24.04.–02.11.2010<br />

Suhl, Waffenmuseum<br />

Zum 175. Todestag von Johann Veit Döll<br />

15.10.2010–09.01.2011<br />

Wetzlar, Städtische Sammlungen<br />

Spott und Respekt –die Justiz in der Karikatur<br />

23.09.2010–31.01.2011<br />

Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek<br />

Für himmlischen Lohn und irdische Weisheit.<br />

Mittelalterliche Bücherschätze in Hildesheim<br />

05.09.2010–27.02.2011<br />

Ausland<br />

Belgien<br />

Brügge, Groeningemuseum<br />

Van Eyck bis Dürer<br />

28.10.2010–30.01.2011<br />

Brüssel, Palais des Beaux-Arts (BOZAR)<br />

The World of Lucas Cranach. An Artist in the<br />

Age of Dürer, Titian and Metsys<br />

20.10.2010–23.01.2011<br />

Italien<br />

Bozen, Schloss Runkelstein<br />

Homo Sedens. Sitzkultur in Tirol<br />

Veranstalter: Stiftung Bozener Schlösser<br />

19.04.2010–23.01.2011<br />

204<br />

Österreich<br />

Grieskirchen, Schloss Parz<br />

<strong>Renaissance</strong> und Reformation (Oberösterreichische<br />

Landesausstellung)<br />

Veranstalter: Land Oberösterreich<br />

27.04.–07.11.2010<br />

Innsbruck, Tiroler Landesmuseum<br />

Ferdinandeum<br />

Johann Evangelist Holzer. Maler des Lichts<br />

03.12.2010–13.03.2011<br />

Krems, Kunsthalle<br />

Pionierin der Moderne. Paula Modersohn-<br />

Becker<br />

14.03.–04.07.2010<br />

Wien, Belvedere<br />

Prinz Eugen Feldherr Philosoph. Der edle Ritter<br />

als Kulturheros<br />

12.02.–06.06.2010<br />

Wien, Belvedere<br />

Meisterwerke im Fokus: Max Oppenheimer –<br />

Mahler und die Musik<br />

23.09.2010–16.01.2011<br />

Schweiz<br />

Münchenstein, Schaulager<br />

Matthew Barney. Drawing Restraint<br />

12.06.–03.10.2010<br />

USA<br />

Houston, The Museum of Fine Arts<br />

German Impressionist Landscape Painting:<br />

Liebermann –Corinth –Slevogt<br />

12.09.–05.12.2010<br />

New York, Neue Galerie Museum<br />

for German and Austrian Art<br />

Franz Xaver Messerschmidt (1736–1783)<br />

16.09.2010–10.01.2011


Der frühe Dürer<br />

(interdisziplinär/Sammlung Gemälde<br />

bis 1800)<br />

Im Jahr 2010 liefen in großem Rahmen<br />

die Vor-Ort-Untersuchungen zum zeichnerischen<br />

und malerischen Frühwerk von<br />

Albrecht Dürer (1471–1528) in den<br />

internationalen Sammlungen an, wozu<br />

etwa 200 Handzeichnungen und 50<br />

Gemälde zählen. Der gebotenen Terminentzerrung<br />

wegen wurde zunächst ein<br />

Schwerpunkt auf die Zeichnungen, dann<br />

auf die Gemälde gelegt. Im Vorfeld der<br />

technologischen Gemäldeanalysen (IRR,<br />

Röntgen, VIS usw.) durch das Institut für<br />

Kunsttechnologie und Konservierung<br />

(IKK) war ein Resümee sämtlicher verfügbaren<br />

älteren technologischen Untersuchungen<br />

geboten. Dazu wurden nach<br />

Möglichkeit alle Verwalter von frühen<br />

Dürer-Gemälden (Museen, öffentliche<br />

und private Sammlungen) um Mitteilung<br />

über die Untersuchungsstände und die<br />

Bereitstellung von Kopien gebeten. Die<br />

Befunde erwiesen sich als höchst unterschiedlich.<br />

In Alter, Qualität und Auswertungsstand<br />

sowie in der Dokumentation –<br />

und auch im Kooperationsverhalten –ergab<br />

sich ein merkliches Nord-Süd-Gefälle<br />

unter den europäischen Institutionen.<br />

Bei den Untersuchungen der beiden<br />

umfangreichsten Zeichnungskonvolutein<br />

der Wiener Albertina und dem Kupferstichkabinett<br />

der Staatlichen Museen zu Berlin<br />

wurde nach dem Vier-Augen-Prinzip vorgegangen.<br />

Dies gewährteden spontanen<br />

Beobachtungsaustausch und die sofortige<br />

Hypothesenkontrolle, etwa zu Dürers Vorgehen<br />

beim Anlegenund Ausführen einer<br />

Zeichnung und zu seinenhäufigen Intentionswechseln<br />

während des Zeichnens.<br />

Datierung, Signatur und sonstigeBeschriftungen<br />

wurden geprüftund hinterfragt, etwa<br />

um mehr Klarheithinsichtlich des immer<br />

wieder vermuteten frühenund »strategischen«Markierens<br />

seiner Autorschaft zu<br />

erhalten. Im Sommer wurde ein ergänzender<br />

Antrag auf Fördermittel der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG) zur Untersuchung<br />

der Tinten-Differenzen auf Dürers<br />

Handzeichnungen gemeinsam mit der<br />

Bundesanstalt für Materialforschung und –<br />

Forschungsprojekte und Kooperationen<br />

prüfung in Berlin(BAM) formuliert und eingereicht.<br />

Der Forschungsaufenthalt in London<br />

konnte mit einer Einladung zum internationalen<br />

Treffen der »Drawings Week<br />

Conversations« des Courtauld Institute of<br />

Art verbunden werden. Gegen Jahresende<br />

fanden dann die ersten Reisekampagnen<br />

zu den Verwaltern früher Dürer-Gemälde<br />

statt, darunter zu den Museen in Kassel,<br />

Weimar,Basel, Karlsruhe und Madrid.<br />

Am Anfangstand ein Austausch über die<br />

Dürer zugeschriebenen, neu restaurierten<br />

»SiebenSchmerzen Mariens-Tafeln« zusammen<br />

mit sächsischen und Münchner<br />

Kollegen in der Dresdner Gemäldegalerie.<br />

Zum besseren Verständnis der lokalen<br />

Epochenumstände, die das nachbarschaftliche<br />

Umfeld Dürers personell und ereignisgeschichtlich<br />

prägten, wurde mit der<br />

Materialsammlung historischer Daten der<br />

Bewohner des Nürnberger Milchmarktviertels<br />

zwischen 1470 und 1500 begonnen.<br />

Mit Rückgriff auf die reichen, inzwischen<br />

vorbildlich erschlossenen Quellen,<br />

vor allem im Nürnberger Stadtarchiv<br />

(»Häuserbuch«), entsteht auf Basis der<br />

Wikipedia-Technologieeine Datenbank<br />

mit Querverbindungen zu Personen, Wohnorten<br />

und Ereignissen zu Dürers Jugendzeit<br />

in seiner unmittelbaren Nachbar-<br />

Abb. 8 Beim Studieren der IRR-Aufnahmen<br />

von Dürers »Sieben-Schmerzens-<br />

Altar« in Dresden, November 2010<br />

(v.l. Bernhard Maaz, Axel Börner,<br />

Thomas Eser, Karin Kolb)<br />

205<br />

schaft. In Zusammenarbeit mit den Projektpartnern<br />

der Universität Würzburg konnten<br />

etwa 50 bislang unbekannte Epigramme<br />

des ersten Dürer-Panegyrikers Konrad<br />

Celtis (1459–1508) aus den Jahren um<br />

1500 erstmals transkribiert und aus dem<br />

Lateinischen ins Deutsche übersetzt werden.<br />

Im Oktober präzisierte und korrigierte<br />

ein Arbeitstreffen der acht institutionellen<br />

Kooperationspartner die Thesenfelder<br />

und Beschäftigungsbereiche der externen<br />

Mitstreiter (vgl. Anzeiger 2011, S. 218).<br />

Im Vorblick auf die leihpolitisch besonders<br />

ambitionierte Dürer-Ausstellung 2012, die<br />

das Projekt abschließen wird, wurden bereits<br />

im Berichtsjahr erste Leihgesuche zu<br />

besonders wertvollen Frühwerken Dürers<br />

gestellt.<br />

Auch die täglich eintreffenden Hinweise<br />

und Fragen zu Dürer von Seiten diverser<br />

Dürer-Sammler, Dürer-Verehrer und Dürer-Forscher,<br />

im besonderen junger Kolleginnen<br />

und Kollegen im Rahmen akademischer<br />

Qualifikationsarbeiten, wurden<br />

gerne angenommen und bearbeitet, womit<br />

das GNM seine Expertise in Sachen<br />

Dürer als Wissenszentrum für die Dürer-<br />

Forschung nachhaltig zu etablieren vermag.<br />

So wurden zum Beispiel erneut die<br />

Veranstalter des Nürnberger Opernballs<br />

»Albrecht Dürer«, diesmal zum Thema<br />

»Dürer –Amor &Eros«, inhaltlich beraten<br />

und mit Bild- und Textmaterial unterstützt.<br />

Das Forschungsprojekt »Der frühe Dürer.<br />

Historiografische Modelle für ein erweitertes<br />

Verständnis von Albrecht Dürers Frühwerk«<br />

firmiert als so genanntes Leibniz-<br />

Vorhaben.Die Finanzierung erfolgt im<br />

Rahmen des »Senatsausschuss Wettbewerbs-Verfahren«<br />

(SAW-Verfahren)der<br />

WissenschaftsgemeinschaftGottfried<br />

Wilhelm Leibniz e.V., welcher das GNM<br />

als Forschungsmuseum angehört. Die aktuellen<br />

Projektpartner im SAW-Projekt sind<br />

– die Bundesanstalt für Materialforschung<br />

und -prüfung, Berlin,<br />

– das Courtauld Institute, London,<br />

– die Bayerische Akademie der Wissenschaften,<br />

Kommission für Deutsche<br />

Literatur des Mittelalters, München,<br />

– das Deutsche Studienzentrum, Venedig,<br />

und


– der Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur-<br />

und Ideengeschichte, Universität<br />

Würzburg.<br />

Im GNM arbeiteten in fester Besetzung<br />

Daniel Hess, Thomas Eser, Dagmar<br />

Hirschfelder, Oliver Mack, Sebastian<br />

Gulden und Peggy Große.<br />

Fürdie in PlanungbefindlichAusstellung<br />

»Der frühe Dürer« wurde ein Medienplan<br />

erstellt. Startpunkt ist ein Save-the-date-<br />

Flyer, der seit Juni 2010 vorliegt.<br />

Mittelalterbilder. Neukonzeption der<br />

Dauerausstellung<br />

Im sogenannten Lapidarium, unmittelbar<br />

zugänglich von der Eingangshalle, wird<br />

ein weiterer Abschnitt der Mittelaltersammlungen<br />

eingerichtet. Als Auftakt zur<br />

Dauerausstellung »Mittelalter« stehen die<br />

Themen »Kaiser und Reich«, »Kirche«,<br />

»Ritter« und »Stadt«. Den vier Raumpfeilern<br />

zugeordnet, bezeichnen sie schlagwortartig<br />

die Grundlagen der mittelalterlichen<br />

Gesellschaft. Die ausgestellten<br />

Werke vermitteln Geschichtsbilder, die<br />

zweifellos ebenso lückenhaft sind wie die<br />

Überlieferung selbst und genau diesen<br />

Umstand auch verdeutlichen sollen.<br />

Ihnen gegenüber stehen Zeugnisse der<br />

historisierenden Mittelalterauffassung des<br />

19. Jahrhunderts, deren »Bilder« des<br />

Mittelalters weit über die durch Quellen<br />

gesicherten Erkenntnisse hinausgehen.<br />

Die Gegenüberstellung macht ablesbar,<br />

wie zeitgebundene, wechselnde Geschichtskonzepte<br />

die Bilder prägen, die<br />

im Museum vermittelt werden. Zugleich<br />

wird der heutige kritische Umgang mit<br />

den Denkmälern der Vergangenheit reflektiert,<br />

der der Konzeption der aktuellen<br />

Mittelalterausstellungen zugrunde liegt.<br />

2010 schloss diePlanungsgruppe die<br />

konkreteObjektauswahl unddie Definition<br />

dernotwendigen konservatorischen<br />

Anforderungen weitgehendab. AufdieserGrundlage<br />

wurdeder Entwurf der<br />

Vitrinenausstattung, derBeleuchtung und<br />

derAusstellungsbeschriftung so weit erarbeitet,<br />

dass 2011 diekonkreten Einrichtungsarbeitenbeginnenkönnen.<br />

Parallel<br />

dazu wurdenRestaurierungsmaßnahmen<br />

an denaus verschiedenenAbteilungen<br />

desMuseums stammenden Objekten<br />

durchgeführt.Die Eröffnung dieses Sammlungsbereichsist<br />

fürMitte 2012 vorgesehen.<br />

Die Tätigkeit der aus mehreren Wissenschaftlern<br />

des GNM bestehenden Projektgruppe<br />

wurde –unterstützt von Anja<br />

Kregeloh –durch Jutta Zander-Seidel und<br />

Ralf Schürer koordiniert. Die Einrichtungsplanung<br />

lag in den Händen von Jürgen<br />

Wolff vom Staatlichen Bauamt Erlangen-<br />

Nürnberg, die Lichtplanung führte das<br />

Büro lichttransfer, Berlin, durch.<br />

Gründung des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s. Neukonzeption der<br />

Dauerausstellung<br />

Die Gründung des GNM erfolgte vor<br />

mehr als 150 Jahren, ein Datum, welches<br />

das Museum selbst schon zum Gegenstand<br />

musealer Präsentation macht. Dem<br />

wird eine konzentrierte Dauerausstellung<br />

in der Ehrenhalle Rechnung tragen.<br />

Die Ausstellung veranschaulicht anhand<br />

von Dokumenten, Bildern, früh erworbenen<br />

Realien und Installationendie Ideen,<br />

die hinter dem Konzeptdes Museumsgründers<br />

Hans Freiherr von und zu Aufseß<br />

wirkten. Das Aufseß’sche »Generalrepertorium«<br />

suchte mit sämtlichen dieser Zeit<br />

verfügbaren Medien, d.h. in Originalen,<br />

Abschriften, Kopien, Fotografien und<br />

zeichnerischen Wiedergaben aller Artefakte,<br />

ein umfassendes Bild der Kulturgeschichte<br />

des deutschen Sprachraums zu<br />

dokumentieren. Das Unterfangen, das mit<br />

diesem Anspruch sowohl an den personellen<br />

Kapazitäten wie an den technischen<br />

Möglichkeiten seiner Zeit scheitern musste,<br />

fand gleichwohl entschiedenen Widerhall<br />

und Unterstützung in allen Teilen der Bevölkerung<br />

und den deutschen Staaten.<br />

Beispielhaft werden die Anfänge der<br />

Sammeltätigkeit präsentiert, die den<br />

Grundstock des heutigen Museumsbestands<br />

bildet. Stiftungen und Schenkungen,<br />

vielfach im Sinn der nationalen<br />

Selbstfindung erfolgt, machten das<br />

Museum im Verständnis der Zeit zum<br />

»Eigenthum der deutschen Nation«.<br />

Die Konzeption, einschließlich der Objektauswahl<br />

und der ersten Einrichtungsund<br />

Ausstattungsentwürfe, wurde 2010<br />

weitgehend abgeschlossen. Auch die erforderlichen<br />

Restaurierungen wurden bereits<br />

in Angriff genommen. Die konkrete<br />

Umsetzung wird im Anschluss an die<br />

Arbeiten an der Ausstellung »Mittelalterbilder«<br />

erfolgen. Die Eröffnung ist für<br />

das Jahr 2013 vorgesehen.<br />

206<br />

Kulturgeschichte des Handwerks<br />

(Sammlung Kunsthandwerk bis 1800/<br />

Institut für Kunsttechnik und Konservierung)<br />

Im Berichtsjahr wurden die Arbeiten zur<br />

Bestandserfassung der handwerksgeschichtlichen<br />

Sammlung durch Thomas<br />

Schindler weiter fortgesetzt. Einen Schwerpunkt<br />

in der ersten Jahreshälfte bildeten<br />

die komplette Dokumentation der so genannten<br />

Harscher‘schen Kupferschmiede<br />

mit 152 Einzelobjekten sowie die Bearbeitung<br />

von ca. 150 weiteren, bislang<br />

nicht inventarisierten Werkzeugen, so<br />

dass die Erfassung der Werkzeuge aus<br />

der Handwerksaltertümer-Sammlung mit<br />

Ende des Jahres als nahezu abgeschlossen<br />

gelten kann. Die zweite Jahreshälfte<br />

dominierten drei Arbeitsschwerpunkte,<br />

die Erstellung des Rohmanuskripts für den<br />

Bestandskatalog (vgl. Anzeiger 2011,<br />

S. 210), die konzeptionellen Vorarbeiten<br />

für die große handwerksgeschichtliche<br />

Sonderausstellung im Frühjahr 2013<br />

sowie die vorbereitenden Planungen zur<br />

Einrichtung des künftigen Zunftdepots.<br />

63 Objekte wurden vom IKK in einen<br />

ausstellungswürdigen Zustand gebracht.<br />

Digitaler Porträtindex: Druckgraphische<br />

Bildnisse der Frühen Neuzeit<br />

(Graphische Sammlung)<br />

Für den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) geförderten Aufbau<br />

einer Online-Datenbank mit druckgraphischen<br />

Porträts vom 15. bis zum 18. Jahrhundert<br />

haben unter der Leitung des<br />

»Deutschen Dokumentationszentrums<br />

für Kunstgeschichte –Bildarchiv Foto<br />

Marburg« 2010 sieben Museen und<br />

Bibliotheken aus Deutschland und Österreich<br />

Blätter aus ihren Sammlungen eingebracht.<br />

Die Datenbank soll sowohl der<br />

Forschung als auch einer breiten Öffentlichkeit<br />

Zugang zu etwa 260.000 hochauflösend<br />

digitalisierten und nach wissenschaftlichen<br />

Gesichtspunkten katalogisierten<br />

Bildnissen ermöglichen. Sie wird<br />

so zum einen Auskunft über die Namen,<br />

die Lebensdaten und über die Berufe der<br />

Porträtierten geben und zum anderen<br />

Informationen zu den Künstlern, den<br />

Datierungen, den Verlagen und den<br />

Druckorten der Blätter enthalten. Darüber<br />

hinaus sollen alle Bildnisse mit dem Normvokabular<br />

der Deutschen Nationalbibliothek<br />

in Frankfurt a.M., d.h. mit der Perso-


nennamendatei verknüpft werden. Von<br />

den 2010 insgesamt 200.000 aufgenommen<br />

und wissenschaftlich bearbeiteten<br />

Porträts entfielen 10.000 Blätter auf<br />

die Graphische Sammlung des GNM,<br />

vornehmlich aus der Merkel‘schen Porträtsammlung.<br />

Für 2011 ist die Digitalisierung<br />

weiterer 10.000 druckgraphischer<br />

Bildnisse aus dem Nürnberger Bestand<br />

geplant, die in einem zweiten Projektabschnitt<br />

erfolgen soll. Die Freischaltung der<br />

Online-Datenbank, die kontinuierlich<br />

ausgebaut wird, ist 2011 vorgesehen<br />

(www.portaitindex.de). Im GNM wird<br />

das Projekt von Yasmin Doosry geleitet.<br />

MIMO –Musical Instrument Museums<br />

Online/MusikInstrumentenMuseen Online<br />

(Sammlung Historische Musikinstrumente)<br />

Im 2009 begonnenen und von der<br />

Europäischen Union geförderten Projekt<br />

MIMO (www.mimo-project.eu) sollen<br />

45.000 Musikinstrumente aus neun der<br />

wichtigsten europäischen Sammlungen<br />

bis August 2011 digitalisiert und –zum<br />

Teil von Audio- und Videoaufnahmen begleitet<br />

–über die Website der Europäischen<br />

Digitalen Bibliothek EUROPEANA<br />

(www.europeana.eu) zugänglich gemacht<br />

werden. Das Projektvolumen beträgt<br />

3,2 Mio. €, die Projektkoordination<br />

liegt bei der University ofEdinburgh.<br />

Am 21. April begann die erste von insgesamt<br />

21 Fotokampagnen, in denen das<br />

Nürnberger Atelier für Fotodesign Kühnel<br />

alle noch nicht in digitalen Abbildungen<br />

vorliegenden Objekte der Musikinstrumentensammlung<br />

fotografierte. Die Aufgabe,<br />

Musikinstrumentenkonvolute nach<br />

fotografischen Kriterien zu Gruppen zusammenzustellen,<br />

um aufwendige Lichtumbauten<br />

zu minimieren, die Objekte<br />

konservatorisch zu betreuen und sie termingerecht<br />

bereitzustellen, bedeutete<br />

eine große logistische Herausforderung.<br />

Während die wissenschaftliche Volontärin<br />

Franziska Pfefferkorn die Abläufe<br />

minutiös plante und koordinierte, betreute<br />

der aus EU-Mitteln bezahlte Restaurator<br />

Stefan Oed gemeinsam mit den Restauratoren<br />

des GNM die Instrumente und<br />

organisierte den Transport der Objekte.<br />

Petra Schneider als studentische Hilfskraft<br />

assistierte im mobilen Fotostudio und kümmerte<br />

sich um die Vereinheitlichung der<br />

Objektdaten im Dokumentationssystem<br />

Abb. 9<br />

Das MIMO-Team<br />

fotografiert in der<br />

Musikinstrumentenausstellung<br />

(Foto: Günther<br />

Kühnel<br />

des GNM. Bis zum Jahresende wurden<br />

so 1.215 Musikinstrumente in hoch aufgelösten<br />

Digitalfotos dokumentiert.<br />

Die Arbeiten fanden während der Öffnungszeiten<br />

des Museums statt, so dass<br />

interessierte Besucher an den im Internet<br />

bekannt gegebenen Tagen die Arbeit der<br />

Fotografen zusätzlich an einem Großbildschirm<br />

verfolgen konnten. Ein Transparent<br />

erläuterte die Abläufe und den technischen<br />

Aufbau.<br />

Der ebenfalls aus EU-Mitteln finanzierte<br />

IT-Spezialist Thomas Bauereiß<br />

programmierte die für den Datentransfer<br />

zum MIMO-Server in Paris benötigte<br />

OAI-PMH-Schnittstelle für das hauseigene<br />

Dokumentationssystem GNM-DMS und<br />

führte das Mapping für die Objektdaten<br />

durch, bei dem die Struktur der GNM-<br />

Datensätze in das für den Transport von<br />

Informationen zu Kulturobjekten verwendete<br />

Datenmodell LIDO überführt<br />

wurde. Dank dieser Arbeiten waren rund<br />

1.000 Datensätze des GNM innerhalb<br />

des MIMO-Konsortiums die ersten, die<br />

durch ein Harvesting-Verfahren auf den<br />

MIMO-Server in Paris kopiert werden<br />

konnten.<br />

Parallel zu den Fotokampagnen wurden<br />

die im GNM verfassten Richtlinien<br />

für die Digitalisierung von Musikinstrumenten<br />

weiterentwickelt und im Oktober<br />

bei der EU-Kommission als Version 2<br />

eingereicht und angenommen. In seiner<br />

Eigenschaft als Leiter des Arbeitspakets<br />

»Digitalisierung« nahm Frank P. Bär an<br />

einer Projektevaluierung durch die EU-<br />

Kommission in Luxemburg am 22. September<br />

teil. Die Kommission, verstärkt<br />

207<br />

durch externe Experten, würdigte die sehr<br />

guten Fortschritte des Projekts und betonte<br />

das Potenzial der Digitalisierungsrichtlinien<br />

als Beispiel für andere Objektgruppen.<br />

Galerie Heinemann online<br />

(Deutsches Kunstarchiv)<br />

Das Projekt in Kooperation mit dem Zentralinstitut<br />

für Kunstgeschichte, München,<br />

wurde vonder Arbeitsstelle fürProvenienzrecherche/-forschung,<br />

Berlin, gefördert<br />

und konnte erfolgreich unter der Leitung<br />

von Birgit Jooss abgeschlossen werden.<br />

Am 29. Juli 2010 wurde die für die Provenienzforschung<br />

bedeutende Datenbank<br />

»Galerie Heinemann online« unter der<br />

Adresse http://heinemann.gnm.de freigeschaltet.<br />

Im Dezember wurde zusätzlich<br />

eine Kommentarfunktion für externe Nutzer<br />

implementiert.. Die Datenbank erlaubt<br />

Recherchen zu 43.500 Gemälden aller<br />

Epochen, die in der Galerie Heinemann<br />

vor allem in der Zeit zwischen 1890 und<br />

1939 gehandelt wurden.<br />

Schon kurze Zeit nach Freischaltung<br />

der Datenbank fand diese großes Interesse<br />

bei Hörfunk, Print- und TV-Medien sowie<br />

Internetblogs. Das Ausland reagierte<br />

ebenfalls schnell auf die Meldung. So<br />

wurde etwa in der ungarischen Presse<br />

bereits am 30. Juli 2010 berichtet.<br />

Die Teilnahme der Archivleiterin Birgit<br />

Jooss an der Tagung des Arbeitskreises<br />

für Provenienzforschung in der Hamburger<br />

Kunsthalle am 4. November 2010<br />

trug zur weiteren Verbreitung des Projekts<br />

innerhalb der Fachkreise bei.


Wege in die Moderne.<br />

Neukonzeption der Dauerausstellung<br />

von der Französischen Revolution bis<br />

zum Ersten Weltkrieg<br />

2010 startete unter der Leitung von Jutta<br />

Zander-Seidel das für drei Jahre von der<br />

Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des<br />

»Paktes für Forschung und Innovation«<br />

(SAW-Verfahren) geförderte Vorhaben<br />

zur Vorbereitung einer künftigen Dauerausstellung<br />

zur Kulturgeschichte des<br />

19. Jahrhunderts. Wissenschaftlicher Koordinator<br />

des sammlungsübergreifenden<br />

Projekts, an dem alle mit dem Zeitraum<br />

befassten Sammlungsleiter mitwirken, ist<br />

Roland Prügel; als wissenschaftliche Hilfskraft<br />

ist Evelyn Smoler tätig.<br />

Indem das Projekt nicht nur Sammlungsbestände<br />

in neuen Kontextenerschließt,<br />

sondern auch Anteile in der Konservierungsforschung<br />

sowie in der musealen<br />

Vermittlung besitzt, verfolgt es seine Ziele<br />

in drei zentralen Segmenten der Museumsforschung.<br />

In den Sammlungen werden<br />

zu den exemplarisch ausgewählten ForschungskomplexenWeltausstellungen,<br />

Medienexplosion und Musikkultur projektrelevante<br />

Objekte recherchiert und dokumentiert.<br />

Die Anteile »Museale Prävention«<br />

und »Museale Kommunikation«<br />

stehen für die Entwicklung eines museumstauglichen,<br />

ökonomisch-ökologischen<br />

Beleuchtungssystems und die Erprobung<br />

innovativer Kommunikationsstrukturen zur<br />

Vermittlung der Forschungsergebnisse.<br />

Im Segment »Museale Kommunikation«<br />

führte das KPZ in der Ausstellung »Plakativ!«<br />

eine Besucherbefragung durch. Im<br />

Mittelpunkt stand die Frage, wie historische<br />

Werbeplakate heute wirken. Die<br />

Untersuchung wurde mittels detaillierter<br />

Fragebögen mit über 500 Besucherinnen<br />

und Besuchern durchgeführt. Als Ergebnisse<br />

können festgehalten werden, dass<br />

historische Werbeplakate Besucher emotional<br />

ansprechen, auch ohne textliche<br />

Ergänzung, Zeitgeist transportieren und<br />

einen signifikanten Erinnerungswert besitzen.<br />

Im Hinblick auf die Neuaufstellung<br />

der Sammlungen zum 19. Jahrhundert<br />

zeigte die Umfrage, dass sich Werbeplakate<br />

gut als »Zeitmarker« eignen.<br />

Für 2014 ist eine Sonderausstellung<br />

geplant, die Ergebnisse aus allen drei<br />

Projektbereichen präsentiert und Museumsforschung<br />

als zentralen Bereich geisteswissenschaftlicher<br />

Forschung sichtbar<br />

macht.<br />

Behaim-Globus<br />

(interdisziplinär/Wissenschaftliche<br />

Instrumente)<br />

Der 1492 bis 1494 entstandene Erdglobus<br />

des Martin Behaim ist eines der spektakulärsten<br />

deutschen Wissensmedien des<br />

Spätmittelalters und heute die weltweit<br />

älteste erhaltene Darstellung der Erde in<br />

Kugelgestalt. Im Sommer 2010 war der<br />

Globus einige Wochen lang Gegenstand<br />

eines museologischen Experiments: Im<br />

208<br />

Abb. 10<br />

Der Industriepalast<br />

der Wiener Weltausstellung<br />

als<br />

Baustelle, 1872<br />

(Repro aus der<br />

Mappe: Wien Weltausstellung<br />

1873.<br />

Bauten auf dem<br />

Ausstellungsplatz.<br />

o.O. o.J.)<br />

Zuge des pädagogischen Forschungsvorhabens<br />

»Adressantenspezifische Aufbereitung<br />

von Wissen mit konfligierender<br />

Evidenz in Museen« (TU München,<br />

Universität Koblenz-Landau, Deutsches<br />

Museum München) wurde eine Testbeschriftung<br />

entwickelt, die dem Besucher<br />

alternative und bewusst widersprüchliche<br />

Wissensinhalte zum Globus vermittelte.<br />

Die Besucherinterviews zu Wirkung und<br />

Akzeptanz dieser Beschriftungen werden<br />

von den externen Projektträgern derzeit<br />

ausgewertet.<br />

Die jüngste Edition von Bilddarstellung<br />

und Text des Behaim-Globus ist inzwischen<br />

über ein Jahrhundert alt und editorisch<br />

überholt. In Zusammenarbeit mit der<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />

Nürnberg wurde der Rohling eines Drittmittelantrags<br />

für eine Neuedition der<br />

bildlichen und textlichen Globustextur<br />

verfasst, der zunächst zur Finanzierung<br />

einer 2011 zu erfolgenden digitalen<br />

3D-Modellierung dienen wird.<br />

Erschließung der Exlibris-Sammlung<br />

(Graphische Sammlung)<br />

Die Graphische Sammlung bewahrt mit<br />

ca. 40.000 Exemplaren eine sehr umfangreiche<br />

Exlibris-Sammlung, die für die<br />

Forschung noch nicht erschlossen ist. Das<br />

Kernstück stellt die 1916 vom GNM<br />

erworbene Sammlung des Grafen Karl<br />

Emich zu Leiningen-Westerburg (1856–<br />

1906) dar. Das von Claudia Valter betreute<br />

Projekt konzentriert sich auf die<br />

Exemplare aus dem deutschsprachigen<br />

Raum vom 15. Jahrhundert bis 1870<br />

(ca. 5.000 Exlibris). Als Grundlage für<br />

eine weitere wissenschaftliche Bearbeitung<br />

werden diese zunächst sukzessive<br />

mit dem Datenbanksystem HIDA-MIDAS<br />

einzeln inventarisiert.<br />

Langfristiges Ziel ist es, diesen Teil der<br />

Exlibris-Sammlung zu digitalisieren und in<br />

einer Online-Datenbank zugänglich zu<br />

machen. 2010 wurden rund 220 Exlibris<br />

von Eignern aus dem Großraum Nürnberg,<br />

einem Zentrum dieser Kunst im<br />

16. und 17. Jahrhundert, erfasst –unter<br />

den Auftraggebern finden sich sowohl die<br />

bedeutenden Patrizierfamilien wie heute<br />

völlig unbekannte Namen. Eine wissenschaftliche<br />

Buchpublikation zu diesem<br />

Teilbestand ist gleichfalls für die nächsten<br />

Jahre geplant.


Archäologische Forschungen in<br />

Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz von der Auflösung des<br />

Alten Reichs bis 1852<br />

(Bibliothek)<br />

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) bewilligte Projekt zur<br />

Digitalisierung und Erschließung von Literatur<br />

zur archäologischen Forschungspraxis<br />

der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

startete zu Jahresbeginn 2010. Nach<br />

Schaffung der EDV-technischen Voraussetzungen<br />

in der Umgebung des GNM<br />

begann der wissenschaftliche Mitarbeiter,<br />

Ingo Wiwjorra, projektrelevante Literatur<br />

in der von der Herzog August Bibliothek<br />

in Wolfenbüttel gehosteten Datenbank zu<br />

erfassen. Von dem Informatikstudenten<br />

Adrian Stäcker wurde die Software für<br />

die Eingabe in die Datenbank weiterentwickelt,<br />

sowie die www-Präsentation der<br />

Daten angepasst und funktional erweitert.<br />

Bis Jahresende konnten insgesamt<br />

1.600 projektrelevante Monographien,<br />

Zeitschriften und Aufsätze bibliographiert<br />

werden. Ferner wurden für diese Titel inhalterschließende<br />

Fachbegriffe zugeordnet<br />

sowie Links für die Abbildung von inhaltlichen<br />

Bezügen zwischen den Titeln gesetzt.<br />

Von den Neuerfassungen sind bislang<br />

etwa 800 Titel für den externen Nutzer<br />

unter der Adresse http://dbs.hab.de/<br />

archfunde/?gnm=1 recherchierbar.<br />

Ausden Beständen derGNM-Bibliothek<br />

wurden bislang 105 bibliographische<br />

Einheiten mit Unterstützung der Firma<br />

FischerinErlangen digitalisiert. Vondiesen<br />

Digitalisaten wurden zunächst 10 Ausgaben<br />

sowohl über einen von Georg<br />

Hohmann (IT-Referat) entwickelten Viewer,<br />

wie auch über den DFG-Viewer im Internet<br />

veröffentlicht. Diese Digitalisate sind<br />

über die Projektdatenbank, den OPAC<br />

des GNM sowie über den gemeldeten<br />

Eintrag im SWB-Verbundkatalog online<br />

recherchier- und aufrufbar. Die bislang<br />

prototypische Präsentation der Digitalisate<br />

bildet einen wichtigen Schritt für den<br />

weiteren Aufbau der Digitalen Bibliothek<br />

des GNM im Jahr 2011.<br />

Verzeichnung der Nachlässe von<br />

Lovis Corinth, Gabriel von Max und<br />

Richard Riemerschmid<br />

(Deutsches Kunstarchiv)<br />

Am 1. November 2010 begann ein neu-<br />

Abb. 11 Sandra Sichermann bei der Verzeichnung<br />

des Nachlasses von Lovis Corinth<br />

es Erschließungsprojekt des Deutschen<br />

Kunstarchivs unter der Leitung von Birgit<br />

Jooss. Um die Nutzung der stark gefragten<br />

Nachlässe von Lovis Corinth (1858–<br />

1925, Maler, Graphiker), Gabriel von<br />

Max (1840–1915, Maler, Graphiker,<br />

Anthropologe) und Richard Riemerschmid<br />

(1868–1957, Architekt, Maler, Kunstgewerbler)<br />

zu erleichtern, werden diese bislang<br />

ungenügend erschlossenen Bestände<br />

neu erfasst. Sie werden nach den »Regeln<br />

zur Erschließung von Nachlässen und<br />

Autographen« (RNA) geordnet, und ihre<br />

Metadaten in die archiveigene Datenbank<br />

eingegeben. Ziel des Projekts ist es,<br />

die Unterlagen für die Nutzer wissenschaftlich<br />

zugänglich zu machen, sie in<br />

den jeweiligen Verzeichnissen (später im<br />

Internet) zu publizieren sowie die Archivalien<br />

durch archivgerechte Lagerung auch<br />

in konservatorischer Hinsicht für die Zukunft<br />

zu sichern. Begonnen wurde mit der<br />

Verzeichnung des zwölf laufende Meter<br />

umfassenden Bestandes von Lovis Corinth.<br />

Das Projekt wird großzügig durch die<br />

Ernst von Siemens Kunststiftung gefördert.<br />

Kooperation mit der Universität<br />

Erlangen-Nürnberg<br />

Im Jahr 2010 wurde an der Universität<br />

Erlangen-Nürnberg ein neuer Masterstudiengang<br />

im Fachbereich Kunstgeschichte<br />

mit Schwerpunkt Museumskunde<br />

eingerichtet.<br />

Dieses viersemestrige, wissenschaftlich<br />

ausgerichtete Studium beinhaltet neben<br />

einem verpflichtenden Kernbereich zur<br />

Vertiefung fachlicher Kenntnisse die zwei<br />

Schwerpunkte »Bild- und Medienwissen-<br />

209<br />

schaft« und »Museumsarbeit«. Für letzteren<br />

ist eine vertragliche Kooperation mit<br />

dem GNM festgelegt worden, um den<br />

Studierenden einen Einblick in das wissenschaftliche<br />

Arbeiten eines großen<br />

kunst- und kulturgeschichtlichen Museums<br />

zu geben. Ziel ist es, in Blockseminaren<br />

den Nachwuchswissenschaftlern berufsorientierte<br />

Kenntnisse auf dem Gebiet des<br />

Sammlungs- und Ausstellungswesens sowie<br />

der Kunstvermittlung nahe zu bringen.<br />

Die Koordinationsarbeit obliegt auf<br />

Seiten des Museums Petra Krutisch.<br />

Forschungskooperation mit der<br />

Hochschule für Musik Nürnberg<br />

Am 23. Juli unterzeichneten Generaldirektor<br />

G. Ulrich Großmann und Martin<br />

Ullrich, Präsident der Hochschule für Musik<br />

Nürnberg, während einer Pressekonferenz<br />

den Vertrag über eine Forschungskooperation<br />

der beiden Institutionen. Ziel der<br />

Vereinbarung ist es, die sehr gute, bisher<br />

informelle Zusammenarbeit auf eine vertragliche<br />

Grundlage zu stellen und so gemeinsamen<br />

Vorhaben eine solidere Basis<br />

zu geben. Dank der großzügigen Finanzierung<br />

durch die Gesellschaftder Förderer<br />

der Hochschule für Musik in Nürnberg e.V.<br />

konnte am 1. Oktober die Musikwissenschaftlerin<br />

Katharine Leiska als gemeinsame<br />

wissenschaftliche Volontärin eingestellt<br />

werden. In den nächsten zwei Jahren soll<br />

sie ein Drittmittelprojekt, das wissenschaftliche<br />

mit künstlerischer Forschung vereinen<br />

soll, entwerfen und beantragen. Weitere<br />

Aufgaben sind die Pflege der Kontakte<br />

zwischen den Institutionen und die Profilierung<br />

des zusammen veranstalteten jährlichen<br />

Symposions zu Musikinstrumenten.<br />

Textilfunde aus Mainz<br />

(Textilien und Schmuck/Institut für Kunsttechnik<br />

und Konservierung)<br />

Im Rahmen des EU-Projekts DressID am<br />

Reiss-Engelhorn-Museum wurden 52 römische<br />

Textilfunde aus Mainz, die 1870<br />

als Schenkung von Ludwig Lindenschmit<br />

in das GNM gelangten, zu technologischen<br />

und materialkundlichen Analysen<br />

nach Mannheim ausgeliehen. Der Blickpunkt<br />

der Forschungen liegt auf der Identifizierung<br />

von Merkmalen, die auf eine<br />

zu vermutende Standardisierung der<br />

Textilherstellungsprozesse im Umfeld des<br />

römischen Militärs hinweisen.


Bestandskataloge<br />

Nürnberger Fayencen des<br />

18. Jahrhunderts<br />

Die wissenschaftlicheUntersuchung der<br />

Nürnberger Fayencen schritt im Jahr<br />

2010 voran. Für den in absehbarer Zeit<br />

vorzulegenden Bestandskatalog erfasste<br />

Silvia Glaser weiterhin die Objekte. Zudem<br />

wurden 90 Fayencen umfassend restauriert.<br />

Die Auswertung von Beständen<br />

in mehreren böhmischen Schlössern ergab<br />

einen weiteren wichtigen Aspekt der Verbreitung<br />

derartiger Geschirre im späten<br />

18. und im Verlauf des 19. Jahrhunderts.<br />

Behältnismöbel von 1650 bis 1800<br />

Die Erstellung des Bestandskatalogs zu<br />

Kommoden und Schränken von 1650 bis<br />

1800 schritt im Jahr 2010 voran. Auf<br />

kunsthistorischer Seite lag die Arbeit in<br />

den Händen von Almuth Klein als wissenschaftlicher<br />

Volontärin und Petra Krutisch<br />

als Sammlungsleiterin, auf Seiten des IKK<br />

bei den Möbelrestauratoren, namentlich<br />

Martin Meyer und der wissenschaftlichen<br />

Volontärin Frauke Schott. Das mit Beginn<br />

der Katalogarbeit entwickelte Dokumentationssystem<br />

bewährte sich weiterhin.<br />

Neben der Beschreibung und Einordnung<br />

der Objekte durch die Kunsthistoriker lieferten<br />

die Restauratoren textliche –und<br />

im Einzelfall auch zeichnerische –Darstellungen<br />

von Konstruktionen, zu Werkzeugspuren<br />

auf Oberflächen usw. In der<br />

bildlichen Dokumentation kamen IR- und<br />

UV-Fotografie, aber auch Röntgenaufnahmen<br />

zum Einsatz. Parallel fanden in Zu-<br />

Abb. 12 Fotoaktion im Aufseß-Saal<br />

sammenarbeit mit der Fotostelle mehrere<br />

Fotoaktionen statt, in denen vor allem die<br />

großen Schränke des <strong>Barock</strong> und Rokoko<br />

für die geplante Veröffentlichung digital<br />

aufgenommen wurden.<br />

Medaillen und Gedenkmünzen der<br />

Reichsstadt Nürnberg<br />

Die Medaillenproduktion in Nürnberg,<br />

neben Augsburg die bedeutendste Stadt<br />

für die Medaillenherstellung in Deutschland,<br />

begann 1521. Der wissenschaftliche<br />

Bearbeiter, Hermann Maué, strebte<br />

an, alle Medaillen und Gedenkmünzen<br />

mit Bezug auf Nürnberger Ereignisse, entstanden<br />

bis zum Ende der Reichsunmittelbarkeit<br />

im Jahre 1806, zu katalogisieren,<br />

zu beschreiben und das jeweilige historische<br />

und kulturgeschichtliche Umfeld darzustellen.<br />

In den Katalog sind offizielle,<br />

vom städtischen Rat herausgegebene Medaillen<br />

wie auch private, von Nürnberger<br />

Personen, von Vereinen und Institutionen,<br />

etwa dem Pegnesischen Blumenorden<br />

oder der Handlungsdienerkasse, in Auftrag<br />

gegebene Medaillen aufgenommen.<br />

Nicht berücksichtigt sind Medaillen auf<br />

Nürnberger Personen. Im Sinne des Projekts<br />

umfasst »Nürnberg« nicht nur das<br />

Stadt-, sondern auch das Landgebiet. Da<br />

das GNM über die beste und umfangreichste<br />

Sammlung Nürnberger Medaillen<br />

verfügt, ist die geplante Publikation<br />

zugleich ein Katalog eines wichtigen Bestands<br />

des Münzkabinetts.<br />

Mittelalterliche Bronzen<br />

Der reiche und vielfältige Bestand des<br />

Museums umfasst neben wenigen großformatigen<br />

Figuren vor allem Kleinplastik<br />

und Gerät, entstanden vorwiegend im<br />

deutschen Sprachraum, in der Zeit vom<br />

9. Jahrhundert bis um 1500. Die überwiegende<br />

Zahl gehört zur Sammlungsabteilung<br />

Kunsthandwerk bis 1800. Mit<br />

kleineren Beständen sind die Abteilungen<br />

Skulptur bis 1800, Textilien und Schmuck,<br />

Vor- und Frühgeschichte, Wissenschaftliche<br />

Instrumente, Pharmazie und auch<br />

das Gewerbemuseum beteiligt. Die 211<br />

Katalognummern verteilen sich auf die<br />

Sachgruppen: Großformatige Bildwerke<br />

–Kreuz, Kreuzfuß, Kruzifixe –Weitere<br />

kleinplastische Bildwerke –Sakrale Behältnisse<br />

–Rauchfässer –Aquamanilien –<br />

Leuchter –Gefäße –Glocken, Taufe –<br />

210<br />

Schmuck, Beschläge, Schlüsselhaken und<br />

Verwandtes –Varia –Nachguss, Fälschung<br />

–Verlust (vermisst, abgegeben).<br />

Vorangestellt ist eine kurze Einführung zu<br />

Sammlungsbestand und Sammlungsgeschichte,<br />

zum zeitlichen und regionalen<br />

Umfang, zur Gliederung des Katalogs<br />

(auch Hinweise auf nicht aufgenommene<br />

Bestände) und zu Material und Technik.<br />

Analysen der Gusslegierungen, die von<br />

etwa der Hälfte des Bestands vorliegen,<br />

sind in einer Tabelle angefügt. Der von<br />

Ursula Mende bearbeitete Katalog ist im<br />

Manuskript abgeschlossen.<br />

Werkzeug der Frühneuzeit<br />

Mitte 2010 begann Thomas Schindler<br />

mit den konzeptionellen Vorarbeiten am<br />

Katalog zum handwerklichen Arbeitsgerät<br />

der Frühneuzeit (vgl. Anzeiger<br />

2011, S. 206). Die Sammlungen des<br />

GNM beinhalten über 600 seltene und<br />

teilweise einzigartige Arbeitsgeräte aus<br />

dieser Zeit, welche der wissenschaftlichen<br />

Öffentlichkeit wie dem interessierten<br />

Breitenpublikum bislang großenteils unbekannt<br />

sind. Ab August konnte die inhaltliche<br />

Arbeit daran aufgenommen werden,<br />

sodass voraussichtlich im Herbst 2011<br />

ein vollständiges Manuskript vorliegen<br />

wird. Bislang wurden rund 300 analytisch<br />

nutzbare Fotografien neu angefertigt,<br />

angestrebt sind etwa 400. Der Band<br />

ist als Handbuch konzipiert, in dem die<br />

einzelnen Stücke mit enzyklopädischlexikalischem<br />

Anspruch auch kontextuell<br />

erläutert werden. Darüber hinaus widmet<br />

er sich in zwei einleitenden Kapiteln der<br />

Forschungs- sowie der Sammlungsgeschichte.


Historisches Archiv<br />

Die Verzeichnungsarbeiten konzentrierten<br />

sich vor allem auf folgende Bestände, die<br />

zusammen gut ein Drittel des Historischen<br />

Archivs umfassen: Fam. von Andrian-<br />

Werburg, Fam. Biermann, Fam. Wolkenstein-Rodenegg,<br />

Pergamenturkunden,<br />

Bismarck-Karikaturen, Forschungsstelle<br />

Deutscher Bauernhof und GNM-Akten<br />

(Verwaltungsarchiv). In fast allen Fällen<br />

erfolgte die Verzeichnung direkt mittels<br />

der Archivdatenbank »Faust«. Darüber<br />

hinaus wurden konzeptionelle Überlegungen<br />

angestellt, um die Erschließung<br />

der Pergament- und Papierurkunden, des<br />

Familienarchivs Wolkenstein-Rodenegg<br />

sowie des im Jahre 2009 bereits teildigitalisierten<br />

Deutschen Glockenarchivs im<br />

Rahmen von Drittmittelprojekten voranzutreiben.<br />

Seit Februar 2010 ist eine Liste der im<br />

Historischen Archiv verwahrten Bestände<br />

im Internet unter http://forschung.gnm.de/<br />

htm/htm3/p03.html abrufbar. Im Rahmen<br />

der personellen Möglichkeiten wird an der<br />

sukzessiven Übertragung der vorhandenen<br />

Verzeichnungsdaten in die Datenbank<br />

»Faust« gearbeitet. Die Bereitstellung<br />

eines Zugriffs auf diese Daten über die<br />

Internetseite des GNM ist beabsichtigt.<br />

In 530 Fällen wurden schriftliche Auskünfte<br />

versandt, außerdem wurden 1.643<br />

Reproduktionen von Archivgut zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Deutsches Kunstarchiv<br />

Neben der Erwerbsarbeit wurden die<br />

Verzeichnisarbeiten intensiv fortgesetzt.<br />

Kleinere Bestände wurden tief erschlossen,<br />

umfangreichere Bestände summarisch erfaßt.<br />

Komplettneu verzeichnet wurden die<br />

Bestände von Willi Drost (1892–1964,<br />

Kunsthistoriker), Wilhelm Gerstel (1879–<br />

1963, Bildhauer), Otto Herbig (1889–<br />

1971, Maler, Grafiker), Anton Kerschbaumer<br />

(1885–1931, Maler, Grafiker),<br />

Bernhard Pankok (1872–1943, Kunsthandwerker,<br />

Maler, Grafiker, Architekt,<br />

Bildhauer), Eduard Plietsch (1886–1961,<br />

Kunsthistoriker, Kunsthändler), Hermann<br />

Bachmann (1922–1995, Maler, Grafiker)<br />

und Wanda Ziegert von Debschitz<br />

Forschungsservice<br />

(1899–1986, Webmeisterin, Volkskunstspezialistin).<br />

Dabei handelte es sich um<br />

insgesamt 2,90 laufende Meter. Eine<br />

summarische Verzeichnung erfolgte für<br />

die Bestände von Sabine Fehlemann<br />

(1941–2008, Kunstwissenschaftlerin),<br />

Leo Grewenig (1898–1991, Maler),<br />

Heinrich Kirchner (1902–1984, Bildhauer)<br />

und Jörg Rasmussen (1944–1986,<br />

Kunsthistoriker). Sie umfassen 9,55 laufende<br />

Meter.<br />

Aufgrund von Nachlieferungen wurden<br />

bereits existierende Bestandsverzeichnisse<br />

ergänzt. Es handelte sich um die Bestände<br />

von Gerhard Keller (1905–1984,<br />

Maler, Grafiker), Gisela Schmidt-Reuther<br />

(1915–2009, Keramikerin) und Peter<br />

Strieder (geb. 1913, Kunsthistoriker).<br />

Vollständig neu überarbeitet und retrokonvertiert<br />

wurden die Verzeichnisse von<br />

Gerhard Baumgärtel (1924–1984, Maler),<br />

George Grosz (1893–1959, Maler,<br />

Grafiker, Karikaturist, Schriftsteller), Karl<br />

Haberstock (1878–1996, Kunsthändler),<br />

Hans Mackowsky (1871–1938, Kunsthistoriker)<br />

und Franz Marc (1880–1916,<br />

Maler, Grafiker).<br />

Die alphabetische Bestandsliste wurde<br />

fortwährend aktualisiert und ist im Internet<br />

auf der Seite des Deutschen Kunstarchivs<br />

http://forschung.gnm.de/htm/htm3/p03.<br />

html abrufbar. Den persönlichen Nutzern<br />

im Lesesaal stehen die Bestandsliste, die<br />

laufend aktualisierten Bestandsübersichten<br />

sowie alle erarbeiteten Bestandsverzeichnisse<br />

zur Verfügung. Vorgesehen<br />

sind die Übergabe der Daten für die Beständeübersichten<br />

an die Zentrale Datenbank<br />

Nachlässe (ZDN) des Bundesarchivs<br />

sowie die online-Stellung derselben<br />

auf der Homepage des GNM. Die erfolgreich<br />

erarbeiteten Datenbankmasken des<br />

Deutschen Kunstarchivs wurden im Juli<br />

2010 dem Rheinischen Archiv für Künstlernachlässe<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Das Deutsche Kunstarchiv beantwortete<br />

im laufenden Jahr 605 schriftliche Anfragen<br />

postalisch. 176 Personen besuchten<br />

an 436 Besuchstagen den Lesesaal.<br />

731 Dokumente wurden –unter Einhaltung<br />

der Urheberrechte –für externe Nutzer<br />

kopiert beziehungsweise gescannt.<br />

211<br />

Abb. 13 Der GNM-Lesesaal<br />

Bibliothek<br />

Gegenüber dem Vorjahr sind die Zugangszahlen<br />

2010 leicht angestiegen.<br />

Im Berichtsjahr wurden insgesamt 7.173<br />

Bücher und 735 Zeitschriftenbände erworben<br />

und magaziniert. Die Bibliothek verfügt<br />

nunmehr über einen Gesamtbestand<br />

von 645.781 Bänden. Von den 7.173<br />

Büchern entfielen 3.181 auf die Kauf- und<br />

1.754 auf die Tauschakzession. 1.977<br />

Bücher kamen als Geschenk in die Bibliothek,<br />

261 waren Belegexemplare.<br />

Zum 31. Dezember 2010 wurden im<br />

elektronischen Kardex 1.689 Zeitschriften<br />

geführt, für die die eingehenden Hefte inventarisiert<br />

und für den Buchbinder vorbereitet<br />

werden mussten. Die Einbandstelle<br />

hat insgesamt 926 Bände, davon 523<br />

Zeitschriftenbände zu externen Buchbindern<br />

zur Bearbeitung herausgegeben.<br />

Darüber hinaus wurden im Zuge der Einarbeitung<br />

der bereits vorhandenen Bestände<br />

des Altbestands weitere 185 Zeitschriftentitel<br />

mit 3.298 gebundenen<br />

Bänden und 1.747 Einzelheften in das<br />

EDV-System vollständig aufgenommen.<br />

Gisela Westphal schloss die anspruchsvolle<br />

Katalogisierung der Bibliothek von


Praun ab und katalogisierte dabei 327<br />

Titel. Erna White-Mißbach revidiert und<br />

erfasst weiterhin die Bestände der LGA-<br />

Bibliothek.<br />

Die Anbindung der Bibliothek an den<br />

Südwestdeutschen Bibliotheksverbund<br />

(SWB) und damit an den Karlsruher Virtuellen<br />

Katalog (KVK) ist weiter vorangeschritten.<br />

Realisiert wurden im Jahr 2010<br />

der Komplettabzug sowie die Einspielung<br />

der Daten in die Verbunddatenbank in<br />

Konstanz. Es wurden insgesamt 189.179<br />

Titelsätze eingespielt.<br />

Die Bibliographie »Schrifttum zur Deutschen<br />

Kunst« erfasst jahrgangsweise die<br />

wissenschaftliche Literatur zur Kunst der<br />

deutschsprachigen Länder von der Karolingerzeit<br />

bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts.<br />

Das Titelmaterial wird überwiegend<br />

aus den Neuerwerbungen der<br />

Bibliothek (Monographien, Kataloge,<br />

Zeitschriften, Jahrbücher) gewonnen. Seit<br />

2003 erscheint das »Schrifttum zur Deutschen<br />

Kunst« ausschließlich in elektronischer<br />

Form und ist über den Web-OPAC<br />

der Bibliothek des GNM zugänglich.<br />

Im Berichtsjahr 2010 wurden 5.094 Titel<br />

erschlossen. An den SWB konnten insgesamt<br />

5.077 Aufsätze gemeldet werden,<br />

neben »Schrifttums-« vor allem retrospektiv<br />

erfasste »Dürer-Titel«.<br />

Fotostelle<br />

Neben laufenden Fotoarbeiten für die<br />

diversen hauseigenen Buch- und Katalogvorhaben<br />

fertigten die Fotografenmeister<br />

Monika Runge und Georg Janßen unter<br />

anderem Aufnahmen für das an der<br />

Bayerischen Staatsbibliothek in München<br />

angesiedelte DFG-Projekt zur »Erschließung<br />

und Digitalisierung der Blockbücher<br />

in bayerischen Sammlungen«. Ferner stellten<br />

sie rund 80 Bilder von Zeichnungen<br />

aus den Beständen des GNM für das<br />

DFG-Projekt »Architektur- und Ingenieurzeichnungen<br />

der deutschen <strong>Renaissance</strong>.<br />

Digitalisierung und wissenschaftliche Erschließung<br />

des Zeichnungsbestandes von<br />

1500 bis 1650« der Sächsischen Landesbibliothek<br />

–Staats- und Universitätsbibliothek,<br />

Dresden, her.<br />

Inventarisierung<br />

Die Anzahl der im zentralen Dokumentationssystem<br />

DMS erfassten Museumsobjekte<br />

wurde sammlungsübergreifend<br />

um 4.000 auf eine Gesamtzahl von ca.<br />

62.500 erhöht.<br />

Innerhalb der Retroinventarisierung des<br />

Referats für Museums- und Kulturinformatik<br />

stand bis März 2010 vor allem die<br />

Erfassung der Exponate zur neuen Schausammlung<br />

»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />

Kunst und Kultur vom 16. bis<br />

zum 18. Jahrhundert« im Vordergrund.<br />

Das Referat entwickelte dazu eine Webpräsentation<br />

für einen Online-Bestandskatalog<br />

mit ergänzenden Informationen<br />

und Abbildungen zur gedruckten Ausga-<br />

212<br />

be. Die Liveschaltung erfolgte mit der<br />

Eröffnung der Dauerausstellung am<br />

18. März 2010. Weitere Schwerpunkte<br />

lagen in der Bearbeitung von Dokumenten<br />

zur Dauerausstellung Mittelalter und<br />

die Retroinventarisierung von Objekten<br />

der Sammlung 19. Jahrhundert.<br />

Bislang nicht registrierte Restbestände<br />

des ehemaligen Handelsmuseums, wozu<br />

auch ein stattliches Konvolut von historischen<br />

Schiffsmodellen zählt, wurden<br />

durch die Abteilung Kunsthandwerk bis<br />

1800 systematisch erfasst und teilweise in<br />

das DMS eingepflegt.<br />

In der Sammlung Volkskunde konnten<br />

die drei, etwa 15.000 Objekte zählenden,<br />

handschriftlichen Inventarbände der<br />

Sammlung Oskar Kling aus den Jahren<br />

um 1900 in einer Excel-Tabelle erfasst<br />

werden. Durch die Vergabe von Schlagworten<br />

ist es möglich, einen schnellen<br />

Überblick über die sehr unterschiedlich<br />

gearteten Bestände zu erhalten. Darüber<br />

hinaus wurde der umfangreiche Bestand<br />

an niederländischen Fliesen in der Dauerausstellung<br />

der Sammlung Volkskunde<br />

aufgenommen. Die Objekte wurden einzelnen<br />

Manufakturen zugeordnet und die<br />

Motive untersucht.<br />

Das Münzkabinett setzte 2010 die Erschließung<br />

der Siegelstempel-Sammlung<br />

fort, zudem die der Weltausstellungsmedaillen<br />

und des Kriegsgefangenenlager-<br />

Notgelds. Durch das IT-Referat wurde die<br />

Retro-Digitalisierung des Zettelkatalogs –<br />

zunächst der Abteilung »Medailleure« –<br />

weiter vorangetrieben.


In den Werkstätten des Institutes für Kunsttechnik<br />

und Konservierung wurden für externe<br />

Ausstellungen 395 Objekte konservatorisch<br />

und restauratorisch betreut. Damit ist<br />

der Arbeitsaufwandgegenüber dem Vorjahr<br />

unverändert. Mit 724 Objekten blieb<br />

auch die Einbindung des Institutes in interne<br />

Ausstellungen nahezu gleich.<br />

Die virtuelle Rekonstruktion<br />

mittelalterlicher Fassung am Beispiel<br />

des heiligen Georg<br />

Die Darstellung des originalen Erscheinungsbildes<br />

der überaus kostbar gefassten<br />

Skulptur(GNM, Inv.Nr. Pl.O. 32) aus dem<br />

Jahr 1365 konnte abgeschlossenwerden.<br />

Das Ergebnis wurde auf einer internationalen<br />

Tagung zur »Polychromie der Antike<br />

und des Mittelalters« im Frankfurter Liebieghaus<br />

vorgetragen. Die Publikation eines<br />

Tagungsbandes ist geplant. In Kooperation<br />

mit dem Studiengang für Multimediaund<br />

Kommunikation der HochschuleAnsbach,<br />

vertreten durch Christian Barta, wurde aufgrund<br />

weiterer kunsttechnischer Untersuchungen<br />

durch Alexander Dumproff die<br />

Darstellung der Farbigkeitmit der Grundie-<br />

Abb. 14<br />

Der heilige<br />

Georg im<br />

originalen Erscheinungsbild,<br />

virtuelle Rekonstruktion<br />

2010<br />

Institut für Kunsttechnik und Konservierung (IKK)<br />

rung über die Vergoldungen bis hin zu den<br />

zuletzt aufgetragenen Fassungsschichten<br />

digital erarbeitet. Die Darstellungwurde in<br />

verschiedene multimediale Anwendungen<br />

umgesetzt, in denen man z.B. die Entstehung<br />

der Polychromie interaktiv nachvollziehen<br />

kann. Diese neuen Darstellungsformen<br />

können als Projektbericht in Buchform<br />

nicht geeignet wiedergegeben werden. Ein<br />

Abschlussbericht soll auf der Homepage<br />

des GNM online gestellt werden.<br />

Einführung neuer Untersuchungs- und<br />

Dokumentationstechniken<br />

Dank des Konjunktur-Förderprogrammes<br />

des Bundes konnten alle Werkstätten<br />

von analoger auf hochwertige digitale<br />

Fototechnik umgerüstet werden. Diese allfällige<br />

Umstellung auf moderne Dokumentationstechnik<br />

beinhaltete nicht nur die<br />

Anschaffung neuer Kameras und Objektive,<br />

sondern auch die Einbindung verschiedener<br />

digitaler Bildbearbeitungsprogramme.<br />

Als wesentliche Modernisierung<br />

wurde die Möglichkeit genutzt, die aufzuzeichnenden<br />

Bilder durch eine direkte<br />

Verbindung zwischen Kamera und Computer<br />

(›life shot‹-Modus) über einen Monitor<br />

nicht nur zu kontrollieren, sondern die<br />

Kamera über diese Verbindung auch zu<br />

steuern. Dankenswerter Weise hat die<br />

Fotoabteilung die notwendigen Einführungskurse<br />

in diese umfangreiche neue<br />

Fotografiertechnik mit ihren unterschiedlichen<br />

Modulen übernommen.<br />

Das Konjunktur-Förderprogramm des<br />

Bundes wird im Jahr 2011 fortgeführt.<br />

Damit besteht die Möglichkeit, die<br />

Modernisierung der Ausstattung zur<br />

kunsttechnischen und restauratorischen<br />

Dokumentation fortzuführen. Eine Arbeitsgruppe<br />

bereitet die Investitionen für 2011<br />

vor, die sich auf die Bereiche der Makrofotografie<br />

und der Röntgenfluoreszenz-<br />

Analyse konzentrieren werden.<br />

Neues Licht im Museum<br />

Im Rahmen des SAW-Projekts »Wege in<br />

die Moderne« (vgl. Anzeiger 2011,<br />

S. 208) entstand ein Forschungsbereich,<br />

in dem das Problem Licht im Museum einer<br />

kritischen Bewertung unterzogen wird.<br />

213<br />

Diskussionsgegenstand ist ökologischökonomische<br />

Nachhaltigkeit bei gleichzeitiger<br />

konservatorischer Sicherheit.<br />

Hierbei ist die neue Technik des LED-<br />

Leuchtmittels gerade wegen ihrer anerkannt<br />

günstigen Energieeffizienz mit traditionellen<br />

Lichtquellen zu vergleichen.<br />

Dieser Forschungsbereich mit dem Titel<br />

»Neues Licht im Museum« wird in Kooperation<br />

mit dem Fraunhofer Institut für<br />

Silikatforschung Würzburg/Bronnbach<br />

durchgeführt. Die lichttechnischen Messungen<br />

übernimmt das Rathgen Forschungslabor<br />

in Berlin. Die bisherigen Ergebnisse<br />

wurden auf einer Veranstaltungsreihe der<br />

Deutsche Kongress GmbH in mehreren<br />

Referaten der Fachöffentlichkeit vorgetragen.<br />

Bisher ist festzuhalten: Die LED-Technik<br />

ist im Unterhalt, nicht jedoch in der<br />

Anschaffung billiger als herkömmliche<br />

Leuchtmittel. Aus konservatorischer Sicht<br />

ist LED der traditionellen Lichtquelle noch<br />

unterlegen. Da die Industrie diesen Nachteil<br />

erkannt hat, ist sie an einer Qualitätsverbesserung<br />

der LED interessiert. Unabhängig<br />

von der Wahl der Lichtquelle<br />

muss zur Erhöhung der konservatorischen<br />

Sicherheit ein Lichtprofil erarbeitet werden,<br />

in dem nicht nur Helligkeiten sondern<br />

auch Lichtschranken berücksichtigt<br />

werden.<br />

Kooperation »Cranach Digital Archive«<br />

Die Stiftung Museum Kunstpalast Düsseldorf<br />

sowie die Fachhochschule Köln<br />

führen das durch die Andrew W. Mellon<br />

Foundation geförderte Projekt »Cranach<br />

Digital Archive« aus. Mit diesem Projekt<br />

wird der Aufbau einer öffentlichen digitalen<br />

Datenbank gefördert, die dem Werk<br />

der Cranach-Werkstatt gewidmet ist. Als<br />

»AssociatePartner« nimmt dasIKK am Projekt<br />

teil, indem es Material der 33 Cranach-<br />

Gemälde des GNM zur Verfügung stellt.<br />

Hierzu gehören Informationen zu kunsttechnischen<br />

Untersuchungen, Fotografien<br />

in sichtbarem Licht und IR, aber auch<br />

Röntgenaufnahmen. Darüber hinaus ermöglicht<br />

das Museum den Wissenschaftlern<br />

des Projekts, Gunnar Heydenreich<br />

und Ingo Sandner, beide Fachhochschule<br />

Köln, die Erstellung neuer Fotografien.


Bau- und<br />

Sanierungsmaßnahmen<br />

Mit der Neueinrichtung des Sammlungsbereiches<br />

»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung«<br />

konnte die jahrelange Sanierung<br />

des Galeriebaus baulich und ausstattungstechnisch<br />

endlich fertig gestellt werden.<br />

Daneben wurden 2010 weitere Vorhaben<br />

begonnen, wovon die Ausstattung<br />

des so genannten Westkopfes, eines temporär<br />

als Depot genutzten Bauteils, mit<br />

einer Vollklimaanlage abgeschlossen<br />

wurde. Dieser Raum steht damit einer<br />

zukünftigen Einrichtung auch als Sammlungsraum<br />

zur Verfügung. Die Sanierung<br />

der in weiten Teilen maroden Sandsteinfassade<br />

des Südwestbaus wurde gleichfalls<br />

vollendet. Die dringend notwendigen<br />

Arbeiten an Dachstuhl und Mauerkrone<br />

der Kartäuserkirche erzwangen die Einrüstung<br />

und damit leider die weitgehende<br />

Sperrung des Kircheninnern. Diese Baumaßnahme,<br />

die darüber hinaus die komplette<br />

Neueindeckung des Daches umfasst,<br />

wird im Laufe des Jahres 2011<br />

beendet werden.<br />

Im Dachgeschoss der Mönchshäuser<br />

wurde mit den Dämmungsmaßnahmen<br />

begonnen. Um unter konservatorischen<br />

Gesichtspunktenbessere klimatische Raumbedingungen<br />

zu erzielen, ist als Fortsetzung<br />

für 2011 das Einsetzen neuer<br />

Fensterfronten in den eigentlichen Sammlungsräumen<br />

im Erdgeschoss geplant. Die<br />

durchgreifende Renovierung des Sammlungsbereichs<br />

20. Jahrhundert (Ostbau,<br />

2. Obergeschoss) wurde planerisch vorbereitet,<br />

der Beginn wie auch der Abschluss<br />

der Arbeiten ist ebenfalls für<br />

2011 vorgesehen.<br />

Nach monatelangen Vorarbeiten wurde<br />

im Jahr 2010 das Depot der Wissenschaftlichen<br />

Instrumente zunächst geräumt<br />

und die Objekte zwischengelagert. Nach<br />

dem Einbau einer Anlage mit fahrbaren<br />

Regalen, lichttechnischen Verbesserungen<br />

und einer neuen Belüftung konnte bereits<br />

ein Teil der Sammlung wieder zurückgebracht<br />

werden. Die endgültige Rückführung<br />

wird jedoch noch geraume Zeit in<br />

Anspruch nehmen und wohl erst im Verlauf<br />

des Jahres 2011 abgeschlossen sein.<br />

Wissenschaftsmanagementund Marketing<br />

Die Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität<br />

des GNM für die Besucher wurden<br />

2010 weitergeführt. Nachdem 2009<br />

die Neugestaltung der Eingangshalle und<br />

die Neueröffnung des Museumsshops erfolgt<br />

war, widmete sich die Arbeitsgruppe<br />

des GNM gemeinsam mit dem Nürnberger<br />

Architekturbüro Jürgen Bisch 2010<br />

der Umgestaltung des Museumscafés und<br />

der Neueinrichtung eines Multimedia-<br />

Bereichs, um insbesondere auch jüngere<br />

Museumsbesucher anzusprechen. Ziel<br />

war es, diese Räume im Frühjahr 2011<br />

zu eröffnen.<br />

Im Juni 2010 konnten nach langer Planungszeit<br />

auch drei touristische Hinweisschilder<br />

auf das GNM an den Autobahnen<br />

A3und A9nahe den Nürnberger<br />

Ausfahrten angebracht werden. Ein Schild<br />

wurde von Bayerns Innenminister Joachim<br />

Herrmann im Beisein des Präsidenten der<br />

Autobahndirektion, Helmut Schütz, sowie<br />

des Generaldirektors des GNM, G. Ulrich<br />

Großmann, enthüllt.<br />

Im Rahmen einer neuen Sendefolge<br />

»Das bayerische Jahrtausend«, die 2011<br />

ausgestrahlt werden soll, drehte das<br />

Bayerische Fernsehen mit dem Schauspieler<br />

Udo Wachtveitl (»Tatort«)als Präsentator<br />

im GNM. Im Mittelpunkt standen der<br />

Heiltumsschrein und Objekte der Sammlung<br />

»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung«.<br />

Das Japanische Fernsehen filmte einen<br />

längerenBeitrag über Dürers Kupferstiche<br />

in der Graphischen Sammlung. Weitere<br />

Dreharbeiten fanden unter anderem für<br />

ein Museumsporträt auf der Website des<br />

Bayerischen Forschungsministeriums, für<br />

Imagefilme des Nürnberger Flughafens<br />

und der Fraunhofer Gesellschaft, für einen<br />

Beitrag der Deutschen Welle TV über<br />

Nürnberg als Stadt der Erfinder, für eine<br />

Dokumentation über den Irrhain des Pegnesischen<br />

Blumenordens unter Mitwirkung<br />

von Ordenspräses Werner Kügel<br />

und für einen Film zur Städtepartnerschaft<br />

Nürnberg-Gera statt.<br />

Nachdem im Jahr 2009 die Entwicklung<br />

einer Marketingstrategie für das<br />

GNM angestoßen worden war, widmete<br />

sich der Steuerungskreis des Projekts<br />

2010 der Entwicklung von Umsetzungs-<br />

214<br />

programmen und der Implementierung<br />

des Prozesses im Hause. Umgesetzt wurden<br />

in einem ersten Schritt ein neues Corporate<br />

Design. Das erste Projekt in neuem<br />

Gewand ist die im Jahr 2011 laufende<br />

Sonderaustellung »Die Frucht der Verheißung«.<br />

Ferner sind die Neugestaltung des<br />

Internet-Auftritts, der im Herbst 2011 online<br />

gehen soll, und die Gestaltung eines<br />

neuen Multimedia-Bereichs angestrebt.<br />

Im Rahmen des Umsetzungsprogramms<br />

»Wissenschaft lebt« werden federführend<br />

von Jessica Mack-Andrick (KPZ) neue<br />

Führungsangebote entwickelt, die die Forschung<br />

am GNM für die Besucher transparenter<br />

machen.<br />

Für alle Mitarbeiter des Museums wurde<br />

ein »Markentag« organisiert, an dem<br />

das Thema stärkere Profilierung der Marke<br />

GNM vorgestellt und an unterschiedlichen<br />

»Markenkontaktpunkten« analysiert worden<br />

sind. Alle Maßnahmen und Projektentwicklungen<br />

gilt es zukünftig, an den<br />

Markenkernwerten zu überprüfen, um damit<br />

deutlicher und schärfer profiliert nach<br />

außen zu treten.


Im Jahr 2010 fanden 78 Fremdveranstaltungen<br />

mit 16.127 Gästen in den<br />

Räumen des GNM statt. Oftmals nutzen<br />

die Mieter die Ereignisse, um ihren Teilnehmern<br />

das GNM auchals Ort derKunst<br />

und Kultur zu präsentieren. Neben 57<br />

Hausveranstaltungen, die vom bewährten<br />

Team um Liselotte Mirle betreut wurden,<br />

gab es darüber hinaus vier Musica<br />

Antiqua-Konzerte, zwölf Mal »Jazz im<br />

GNM« und 14 Konzerte der Reihe<br />

»AnKlang«.<br />

Musica Antiqua<br />

Das in Kooperation mit dem Bayerischen<br />

Rundfunk-Studio Franken veranstaltete<br />

Musica Antiqua-Jahr begann und endete<br />

mit jeweils einem Konzert auf Instrumenten<br />

aus der Sammlung desGNM. Am<br />

27. Januar brachten Dian Baker und Eckart<br />

Selheim dem Geburtstagskind Robert<br />

Schumann eine vierhändige Hommage<br />

auf dem Hammerflügel von Carl Andreas<br />

Stein (Wien, um 1840. GNM, Inv.Nr.<br />

MIR 1120). Im Rahmen der Tage Alter<br />

Musik und eines Symposions zu Tasteninstrumenten<br />

zeichnete für dieses Konzert<br />

die Hochschule für Musik Nürnberg als<br />

weiterer Kooperationspartner verantwortlich.<br />

Das Jahr beendete die aus Montréal<br />

angereiste Cembalistin Geneviève Soly<br />

am 15. Dezember mit Musik von Christoph<br />

Graupner anlässlich seines 250. Todesjahres.<br />

Hier erklangen gleich zwei Instrumente<br />

der Sammlung, das einmanualige<br />

Cembalo von Christian Vater (Hannover,<br />

1738. GNM, Inv.Nr. MI 449) und das<br />

zweimanualige Cembalo von Carl August<br />

Gräbner (Dresden, 1782. GNM, Inv.Nr.<br />

MIR 1079).<br />

Dazwischen lagen drei Konzerte, die<br />

ein weiteres Mal dieweite stilistische und<br />

zeitliche Spannbreite der Konzertreihe<br />

aufzeigte. Am 21. April kontrastierte das<br />

Berliner ensemble nu:n in der Kartäuserkirche<br />

Elektrogitarre und Saxofon mit<br />

zweistimmigem mittelalterlichen Gesang.<br />

Puristischer ging es an der gleichen Stelle<br />

am 26. Maizu, als die italienische Gruppe<br />

Tasto solo die äußerst selten zu hörende<br />

Musik für Tasteninstrumente der Dürerzeit<br />

auf originalgetreuen Nachbauten<br />

Veranstaltungen<br />

und überzeugend erstellten Rekonstruktionen<br />

zeitgenössischer Musikinstrumente<br />

präsentierte. Einen furiosen Einstieg in die<br />

jeweils im Herbst beginnende neue Saison<br />

lieferte das Main-<strong>Barock</strong>orchester Frankfurt<br />

am 27. Oktober mit frischer, groß<br />

besetzter Orchestermusik.<br />

CD-Produktionenmit historischen<br />

Musikinstrumenten<br />

Im Jahr 2010 wurden Aufnahmen für drei<br />

CD-Produktionen durchgeführt: Im Januar<br />

spielten Dian Baker und Eckart Selheim<br />

vierhändige Werke von Robert Schumann<br />

auf dem Hammerflügel von Carl<br />

Andreas Stein (Wien, um 1840. GNM,<br />

Inv.Nr. MIR 1120) ein, im Mai Peter<br />

Kofler Johann Sebastian Bachs Kunst der<br />

Fuge auf dem Cembalo von Carl August<br />

Graebner (Dresden, 1782. GNM,<br />

Inv.Nr. MIR 1079) und im November Anne<br />

Marie Dragosits Werke des 16. und<br />

17. Jahrhunderts auf dem Spinett von<br />

Brunetus Veronensis (Verona, 1564.<br />

GNM, Inv.Nr. MIR 1082) und dem<br />

einmanualigen Cembalo von Giovanni<br />

Battista Giusti (Lucca 1681. GNM,<br />

Inv.Nr. MINe 78). Verschiedene dieser<br />

Aufnahmen wie auch Musica Antiqua-<br />

Konzerte begleitete der Bayerische Rundfunk–Studio<br />

Franken durch Radio- und Internetberichte,<br />

wofür mehrere Interviews<br />

gegeben wurden.<br />

Aus dem Deutschen Kunstarchiv<br />

Die Vortrags- und Ausstellungsreihe »Aus<br />

dem Deutschen Kunstarchiv«setzte sich<br />

im Jahr 2010 erfolgreich fort. Gut 350<br />

Zuhörer verfolgten an vier Abenden die<br />

angebotenen Vorträge. Am 13. Januar<br />

referierte Sabine Fastert zum Thema »Die<br />

Sprache des Mythos bei Ernst Wilhelm<br />

Nay und Werner Heldt«, am 14. April<br />

berichtete Gerda Breuer über das Thema<br />

»Der Architekt Hans Schwippert. Moderation<br />

des Wiederaufbaus«, am14. Juli<br />

folgte der Vortrag »Der Briefwechsel zwischen<br />

Franz Marc und Paul Klee« von<br />

Katja Förster und am 13. Oktober informierte<br />

Thomas Völlmar zu »Fritz Schumacher.<br />

Theaterentwürfe und Architekturphantasien«.<br />

Kleine Vitrinenausstellungen<br />

215<br />

Abb. 17 Eine der neuen CD-Produktionen<br />

mit Originaldokumenten aus dem Deutschen<br />

Kunstarchiv ergänzten thematisch<br />

die Vorträge.<br />

Literatur im GNM<br />

Gemeinsam mit Zsazsa von Ammon, der<br />

Geschäftsführerin des CEDON Museumsshops<br />

im GNM, wurde eine neue Reihe<br />

entwickelt, die im Frühjahr 2010 startete.<br />

Mit »Literatur im GNM« werden in<br />

Zukunft auch Literaturliebhaber auf ihre<br />

Kosten kommen. Geplant sind zukünftig<br />

vier Veranstaltungen im Jahr, bei welcher<br />

die Autoren aus ihren Werken zu Kunst<br />

und Kultur vorlesen, und sich jeweils im<br />

Anschluss die Möglichkeit eines gemeinsamen<br />

Gesprächs ergibt. Als erste las<br />

am 28. April Asta Scheib aus ihrem<br />

Roman über Ottilie Faber-Castell »Das<br />

Schönste, was ich sah«. Ihr folgte am<br />

13. Juli Barbara Beuys mit einer Lesung<br />

aus »Paula Modersohn-Becker oder<br />

Wenn die Kunst das Leben ist.« Im Herbst<br />

2010 trug Andreas Gößling schließlich<br />

aus seinem Werk »Opus –Das verbotene<br />

Buch« im Café Arte vor. »Literatur im<br />

GNM« richtet sich an verschiedene Zielgruppen,<br />

darunter Kinder und Jugendliche.<br />

Angestrebt ist mit dieser neuen<br />

Lese-Reihe, das GNM noch stärker als<br />

kulturellen Treffpunkt für Literatur und<br />

Musik in Nürnberg zu verankern.


Mittelalterliches Museumsfest<br />

Anlässlich der Ausstellung »Mythos Burg«<br />

fand am 11. und 12. September ein mittelalterliches<br />

Museumsfest statt. Rund<br />

4.000 Gäste besuchten das GNM, um<br />

den vielfältigen Darbietungen beizuwohnen.<br />

Zu sehen gab es unter anderem<br />

Holz- und Beinschnitzer, Drechsler, Steinbildhauer,<br />

Schmiede, Buchmacher und<br />

Schuhmacher, die die Besucher bei der<br />

Ausübung Ihrer Fertigkeiten erleben konnten.<br />

Einen besonderen Höhepunkt stellten<br />

die Vorführungen zum mittelalterlichen<br />

Zimmermannshandwerk dar. Mit einer<br />

Burgenbauwerkstatt bot das KPZ für die<br />

jungen Besucher eine außergewöhnliche<br />

Attraktion. Eifrig wurden auf dem Kunstbalkon<br />

phantasievolle Burgen gebastelt<br />

und ausgestellt. Ihr Wissen über Burgen<br />

konnten die Besucher auch bei Führungen<br />

durch die Burgen-Ausstellung vertiefen.<br />

Mittelalterliche Musik und kulinarische<br />

Köstlichkeiten, Tänze und Gaukler rundeten<br />

das Fest ab.<br />

Begutachtungstage<br />

Am 17. April und am 20. November<br />

2010 begutachteten die Wissenschaftler<br />

und Restauratoren des GNM kostenlos<br />

Antiquitäten und Sammlerstücke aus Privatbesitz<br />

und gaben Auskunft über deren<br />

Erhaltungszustand, Herstellungsweise und<br />

kulturgeschichtliche Bedeutung. Begutachtet<br />

wurden diesmal insgesamt über<br />

1.200 Objekte aus dem deutschsprachigen<br />

Raum, darunter Graphiken, Zeichnungen,<br />

Siegel, Archivalien, Rechtsaltertümer,<br />

Münzen, Medaillen, Bücher,<br />

Gemälde, Skulpturen, Bauteile, wissenschaftliche<br />

Instrumente, vor- und frühge-<br />

Abb. 16 und 17<br />

Mitmach-Aktionen auf<br />

dem Museumsfest<br />

schichtliche Objekte, Waffen (vor 1870),<br />

Musikinstrumente, volkskundliche Objekte,<br />

Spielzeug, Möbel, Textilien, Schmuck,<br />

Goldschmiedekunst, Objekte aus unedlen<br />

Metallen, Kunstgewerbe und Keramik.<br />

Organisiert wurden die beiden Begutachtungstage<br />

von Anna Scherbaum, Mitarbeiterin<br />

im Kunst- und Kulturpädagogischen<br />

Zentrum der Museen in Nürnberg.<br />

Die Blaue Nacht<br />

Mit über 5.500 Besuchern war die Blaue<br />

Nacht am 15. Mai 2010 zum Thema<br />

»Unterwegs« gut besucht. Das KPZ visualisierte<br />

die ferne Herkunft der GNM-<br />

Objekte von Antwerpen bis Prag mit<br />

einem Schilderwald auf dem Boden der<br />

Kartäuserkirche. Kuriose Reisenotizen von<br />

Künstlern waren bei Wanderungen zwischen<br />

verschiedenen Hörstationen im<br />

Klosterhof zu erkunden. Die Jazzband<br />

»Der vierte Mann« erwartete die Besucher<br />

in der Eingangshalle. Hier begannen<br />

die Kurzführungen, die überraschende<br />

Abb. 18<br />

Begutachtung<br />

von Schmuckstücken<br />

durch Anja Kregeloh,<br />

Jutta Zander-Seidel<br />

und Ada Hinkel<br />

216<br />

Ausflüge zu Werken der Kunst und Kultur<br />

boten. Ein Video mit Bildsequenzen der<br />

im GNM wandernden Kamera des Künstlers<br />

Christian Oberlander lud dazu ein,<br />

sich mit auf den Weg zu machen, daneben<br />

filmte eine weitere Kamera die unablässige<br />

Bewegung der Füße in der nächtlichen<br />

Kartäusergasse. In der Spielzeugsammlung<br />

ging es »Treppauf, treppab« durch<br />

die Puppenhäuser. Hier konnten Kinder<br />

die kleinen Figuren in ihrer Phantasie<br />

lebendig werden lassen. Eine Kindermalwerkstatt<br />

ergänzte das Angebot.


Historische Saitenklaviere<br />

27.–30.01.2010<br />

Nach dem Musica Antiqua-Konzert am<br />

27. Januar fand am Folgetag in der<br />

Dauerausstellung Musikinstrumente das<br />

gemeinsam mit der Hochschule für Musik<br />

Nürnberg ausgerichtete, jährliche Symposion<br />

zu Musikinstrumenten statt, zu dem<br />

der Präsident der Hochschule, Martin<br />

Ullrich, und Stefan Rosenberger in Vertretung<br />

des GNM-Generaldirektors die Teilnehmer<br />

begrüßten. Obwohl das Thema<br />

»Historische Saitenklaviere« bewusst<br />

offen formuliert war, ergab sich doch<br />

schnell ein Schwerpunkt beim bislang<br />

von der Forschung nur wenig beachteten<br />

Tafelklavier, das oft nur als kleiner, preisgünstiger<br />

Ersatz für den Hammerflügel angesehen<br />

wurde, sich aber in Wort und<br />

Klang als ungemein ausdrucksstarkes und<br />

variantenreiches Instrument erwies.<br />

Georg Ott (GNM) und Sylvia Ackermann<br />

(Miltenberg) stellten einige der<br />

GNM-Instrumente aus Ausstellung und<br />

Depot vor, Sabine Klaus (Vermillion/<br />

USA) widmete sich »den vielen Veränderungen«,<br />

den Registern, wobei sie diese<br />

auch klingend demonstrierte, und Koen<br />

Vermeij (Aerdenhout/Niederlande) ging<br />

den seltenen Stücken des Ansbacher<br />

Klavierbauers Christian Gottlob Hubert<br />

anhand von Sammlungsobjekten nach.<br />

Nicht dem Tafelklavier, aber einem der<br />

ganz großen Namen im Klavierbau<br />

widmete sich Christoph Öhm-Kühnle<br />

(Tübingen), der sich mit der Rolle Johann<br />

Andreas Streichers, des Gatten der<br />

berühmten Klavierbauerin Nannette<br />

Streicher, geb. Stein, beschäftigte. Joseph<br />

Focht (München) berichtete über das in<br />

der Planung befindliche Forschungsprojekt<br />

CLAVES, das Ressourcen zu Tasteninstrumenten<br />

im Internet strukturiert vernetzen<br />

soll. Bei der abschließenden, von<br />

Hartwig Groth moderierten Podiumsdiskussion<br />

mit Referenten und Dozenten wurden<br />

Fragen um Aufführungspraxis, Ausbildung<br />

und Nachbauten diskutiert.<br />

Ein Novum waren die drei anschließenden<br />

Tage von Meisterklassen mit Andreas<br />

Staier (Köln) und Michael Latcham (Den<br />

Haag/Niederlande), für die Originalin-<br />

Tagungen<br />

strumente aus der Sammlung verwendet<br />

wurden. Das Echo hierauf war so positiv,<br />

dass die Kurse für die nächsten Symposien<br />

ebenfalls im Museum stattfinden sollen,<br />

wobei die Verwendung von Originalinstrumenten<br />

aus konservatorischen<br />

Gründen eine Ausnahme darstellen wird.<br />

80. Jahrestagung des West- und<br />

Süddeutschen Verbands für Altertumsforschung<br />

e.V.<br />

24.–29.05.2010<br />

Auf Einladung des Generaldirektors<br />

G. Ulrich Großmann und unter der Leitung<br />

des Verbands-Vorsitzenden Alfried<br />

Wieczorek fand die 80. Jahrestagung<br />

des West- und Süddeutschen Verbands<br />

für Altertumsforschung e.V. (WSVA) im<br />

GNM, im Museum für Kommunikation<br />

und in Räumen des CVJM in Nürnberg<br />

statt. Die Veranstalter waren neben dem<br />

WSVA und dem GNM die Abteilung<br />

Bodendenkmalpflege des Bayerischen<br />

Landesamts für Denkmalpflege, die Gesellschaft<br />

für Archäologie in Bayern e.V.<br />

sowie die Abteilung Vor- und Frühgeschichte<br />

der Naturhistorischen Gesellschaft<br />

e.V. (NHG), Nürnberg.<br />

Dem im Jahr 1900 gegründeten Verband<br />

gehören zurzeit über 160 wissenschaftliche<br />

Einrichtungen und mehr als<br />

4.000 Forscher aus dem In- und dem<br />

benachbarten Ausland an, vor allem aus<br />

Österreich und der Schweiz. 125 Referenten<br />

aus 15 Nationen gestalteten mit<br />

ihren Vorträgen das Tagungsprogramm.<br />

Etwa 600 Teilnehmern aus Universitäten,<br />

Denkmalpflegeeinrichtungen und Museen<br />

wurde ein breites Spektrum zum Informationsaustausch<br />

geboten. In sechs Sektionen<br />

trafen sich Vertreter aller Richtungen<br />

der vor- und frühgeschichtlichen Forschung.<br />

Sie befassten sich mit ca. 600.000 Jahren<br />

Kulturgeschichte vom Paläolithikum bis<br />

zur Karolingerzeit.<br />

Das Vortragsprogramm wurde von<br />

einem Plenum mit einem öffentlichen Festvortrag<br />

und Posterpräsentationen begleitet.<br />

Bücherstände der einschlägigen<br />

Fachverlage und Infostände verschiedener<br />

Firmen, deren Dienstleistungen von<br />

Prospektionen über Grabungen und<br />

217<br />

Dokumentationen bis hin zu Vermessungstechnik<br />

und Softwareentwicklung reichen,<br />

ergänzten das Angebot. Dem Veranstaltungsort<br />

trugen Vorträge zur Archäologie<br />

des Nürnberger Landes Rechnung sowie<br />

der rechtzeitig zur Tagung herausgegebene<br />

Band »Nürnberg und Nürnberger<br />

Land« in der Reihe »Ausflüge zu Archäologie,<br />

Geschichte und Kultur« (Theiss-<br />

Verlag, Stuttgart).<br />

Abgerundet wurde die Tagung durch<br />

Stadt- und Burgführungen, einen Besuch<br />

des Naturhistorischen Museums und der<br />

mittelalterlichen Handwerkerhäuser in der<br />

Kühnertsgasse. Während einer Ganztagsexkursion<br />

ins Nürnberger Land, in die<br />

Hersbrucker und die Fränkische Schweiz<br />

konnten unter anderem ein nachgebautes<br />

Steinkistengrab, eine Höhensiedlung, ein<br />

Felsopferplatz und die Burg Veldenstein<br />

besichtigt werden.<br />

Zwischen Kulturgeschichte und Politik.<br />

Das Germanische <strong>Nationalmuseum</strong> in<br />

der Weimarer Republik und der Zeit des<br />

Nationalsozialismus<br />

08.–09.10.2010<br />

Die von Matthias Nuding zusammen mit<br />

Luitgard Löw (Nordkap-Museum,<br />

Honningsvåg/Norwegen) organisierte<br />

Tagung beleuchtete Rolle, Aufgabe und<br />

Stellenwert des Museums, hauptsächlich<br />

in der Gesellschaft des NS-Staats, daneben<br />

aber auch in früherer und späterer<br />

Zeit. Vorausgegangen war in den Jahren<br />

2008/09 die Sichtung einschlägiger<br />

Akten der Altregistratur durch Luitgard<br />

Löw im Rahmen einer Projektstelle. Die<br />

GNM-Geschichte der 1920er bis 1940er<br />

Jahren hatte zuvor nur begrenztes wissenschaftliches<br />

Interesse gefunden, so dass<br />

eine fächerübergreifend ausgerichtete<br />

Tagung einen ersten Beitrag dazu leisten<br />

sollte, diese Forschungslücke zu schließen.<br />

Besonders beleuchtet wurden dabei die<br />

Amtszeiten der GNM-Direktoren Ernst<br />

Heinrich Zimmermann (1920–1936) und<br />

Heinrich Kohlhaußen (1937–1945).<br />

Die Tagung, an der etwa 140 Personen<br />

teilnahmen, zielte auf eine möglichst<br />

differenzierte Darstellung dieser Epoche<br />

ab. Diskutiert wurden Themen wie die


musealen Rahmenbedingungen, die Arbeitsweisen<br />

und Zielsetzungen der Beteiligten,<br />

exemplarische Beispielfälle sowie<br />

die personellen Verflechtungen mit anderen<br />

Institutionen. Es nahmen großenteils<br />

jüngere Wissenschaftler teil, die für ihre<br />

Forschungen die Archive des GNM und<br />

mit ihm verbundener Personen oder Einrichtungen<br />

herangezogen hatten.<br />

Die Veranstaltung verfolgte insbesondere<br />

den Zweck, zu einer verstärkten Vernetzung<br />

musealer und universitärer Forschungen<br />

anzuregen und einen Impuls<br />

zum fächerübergreifenden Informationsaustausch<br />

zu geben. Die Publikation der<br />

Beiträge ist in Vorbereitung.<br />

Arbeitstreffen der Projektpartner<br />

»Der frühe Dürer«<br />

14.–16.10.2010<br />

Das Treffen sollte vor allem die personell<br />

und institutionell heterogene Gruppe von<br />

offiziellen Projektpartnervertretern aus<br />

Universitäten, von jungen Dürer-Stipendiaten<br />

aus den USA und von lokalen Nürnberger<br />

Dürer-Forschern zusammenbringen<br />

(vgl. Anzeiger 2011, S. 205).<br />

Zwölf referierende Teilnehmer, unter<br />

anderem von der Universität Würzburg,<br />

der Yale University New Haven, der<br />

Courtauld Gallery in London und dem<br />

GNM als Projektträger, schilderten die<br />

zwischenzeitliche Weiterentwicklung jener<br />

Forschungsansätze, die sie erstmals<br />

während der Projektvorbereitungsphase<br />

2008 formuliert hatten.<br />

13 weitere Diskussionsteilnehmer mit<br />

Projektbezug unterzogen diese Ideen einer<br />

kritischen Kommentierung. Besonders<br />

engagiert und kontrovers diskutiert wurde<br />

die Anwendbarkeit des Begriffs der<br />

»Autonomen Kunst« als Kategorie für die<br />

Beschreibung bedeutender zeichnerischer<br />

Frühwerke Dürers. Auch um die –kennerschaftliche<br />

–Ordnung dessen, was überhaupt<br />

»sicher« als frühes Dürer-Werk bewertet<br />

werden dürfe, kreiste eine heftige<br />

methodenkritische Debatte. Über die generelle<br />

Skepsis gegenüber allzu biografisch<br />

fixierter Dürer-Interpretation bestand<br />

Konsens. Als Alternative zur humanistischen<br />

Überhöhung sollten tendenziell<br />

pragmatischere Wege der Werkdeutungen<br />

beschritten werden, wobei die banale,<br />

bei Dürer aber oft tabuisierte Frage<br />

nach der »Funktion« neue Sichtweisen<br />

möglich macht.<br />

CIDOC-SIG Meeting/FRBR-CIDOC<br />

CRM Harmonization Meeting<br />

20.–22.12.2010<br />

Die Special Interest Group (SIG) ist eine<br />

Arbeitsgruppe des »International Committee<br />

for Documentation« (CIDOC) des International<br />

Council of Museums (ICOM),<br />

die mit der Pflege und Weiterentwicklung<br />

von ISO 21127 betraut sind. Dabei handelt<br />

es sich um einen Dokumentationsstandard<br />

für das Kulturerbe, eine sogenannte<br />

Ontologie, an dessen Entwicklung das<br />

Referat für Museums- und Kulturinformatik<br />

seit über zehn Jahren beteiligt ist. Der<br />

Schwerpunkt des Treffens war die Harmonisierung<br />

mit einem vergleichbaren Stan-<br />

218<br />

Abb. 19<br />

Teilnehmer beim<br />

Arbeitstreffen<br />

»Der frühe Dürer«,<br />

Oktober 2010<br />

dard aus dem Bibliothekswesen, der<br />

FRBR Ontologie. Mit fast 20 aktiven Teilnehmern<br />

war diese spezialisierte Veranstaltung<br />

sehr gut besucht.<br />

33. Internationaler Kunsthistoriker-<br />

Kongress CIHA2012<br />

Nachdem das GNM von der Generalversammlung<br />

des »Congrès International<br />

d’Histoire de l’Art« (CIHA) mit der Durchführung<br />

des 33. internationalen Kunsthistoriker-Kongresses<br />

im Jahr 2012 beauftragtworden<br />

ist, standen im Berichtsjahr<br />

intensive Vorplanungen und die Bekanntmachung<br />

des Vorhabens im Vordergrund.<br />

Dazu fanden in Nürnberg zum einen<br />

mehrere Sitzungen des deutschen Organisationskomitees<br />

statt, das sich aus dem<br />

Generaldirektor (federführend) und Mitarbeitern<br />

des GNM, dem Vorstand des<br />

deutschen Kunsthistorikerverbandes, den<br />

Mitgliedern des deutschen CIHA-Nationalkomitees,<br />

sowie Vertretern bayerischer<br />

Museen, Hochschulenund Denkmalpflege<br />

zusammensetzt. Zum anderen wurden die<br />

Kontakte zu den ausgewählten Sektionsleitern<br />

intensiviert sowie in- und ausländische<br />

Fachverbände, Universitäten und<br />

Museen angeschrieben. Im Herbst ging<br />

die Homepage des Kongresses online<br />

(www.ciha2012.de). Über sie konnten<br />

neben Informationen zum Kongressthema<br />

»Die Herausforderung des Objekts/The<br />

Challenge of the Object« selbst unter anderem<br />

die inhaltliche Präzisierung der 21<br />

geplanten Sektionen und die Bewerbungsunterlagen<br />

für die Referenten abgerufen<br />

werden. Als Ende der Ausschreibungsfrist<br />

für die Bewerbung zu einem<br />

Vortrag wurde der 30. April 2011 festgelegt.<br />

Die Koordination des Projekts liegt in<br />

den Händen von Petra Krutisch.


Anzeiger des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s 2010.<br />

Redaktion Petra Krutisch, unter Mitarbeit<br />

von Almuth Klein. Nürnberg 2010.<br />

359 S., 58 sw, 243 farb. Abb., Hardcover,<br />

27,5 x22,5 cm, ISSN 1430-5496.<br />

Preis: 33,– €<br />

Der Band stellt neue Forschungsergebnisse<br />

zu Miniaturen in einem 1423 von Paul<br />

Mülich geschriebenen Gebetbuch, zu<br />

einer dem Meister des Augustiner-Altars<br />

zugeschriebenen Tafel mit der Geburt<br />

Christi und seinem einzigartigen »Engelsdiskurs«,<br />

zur ursprünglichen Bestimmung<br />

von Dürers »Selbstbildnis im Pelzrock«,<br />

zum Indianer-Motiv in der Nürnberger<br />

Goldschmiedekunst sowie zur neu erworbenen<br />

Ton-Porträtbüste von Laurentius<br />

Russinger aus dem Jahr 1785 vor. Zu<br />

Künstlern und Werken des 19. und<br />

20. Jahrhunderts berichten Beiträge über<br />

die Geschichte der Münchner Bildhauerschule,<br />

über künstlerisch gestaltetes »Notgeld«<br />

der Jahre 1921 bis 1923 von<br />

Egon Tschirch sowie über graphische<br />

Bildsequenzen und deren »symbolische<br />

Repräsentation«. In der Rubrik »Neues<br />

zu Objekten im GNM« werden die Lade<br />

der Nürnberger Flitterschläger, Messingschaber<br />

und Rechenpfennigmacher von<br />

1699, Weidenkörbe des 19. Jahrhun-<br />

Publikationen des GNM-Verlags<br />

derts sowie Archivfunde zur Geschichte<br />

des GNM in der ersten Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts vorgestellt. Der Jahresbericht<br />

2009 mit einem diesmal besonders<br />

umfangreichen Erwerbsbericht beschließt<br />

den Band.<br />

KulturGut. Aus der Forschung des<br />

Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s.<br />

Nürnberg 2010, H. 24–27.<br />

Das vierteljährlich erscheinende Heft stellt<br />

aktuelle Forschungen zu den Beständen<br />

des GNM vor. Zudem wird ein monatlich<br />

in den »Blickpunkt« gerücktes Objekt besprochen.<br />

<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />

Kunst und Kultur vom 16. bis zum<br />

18. Jahrhundert.<br />

Hrsg. von Daniel Hess/DagmarHirschfelder<br />

(= Die Schausammlungen des<br />

Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 3).<br />

Nürnberg 2010.<br />

564 S., 643 farb. Abb., Hardcover, 27,5<br />

x22,5 cm, ISBN 978-3-936688-47-4.<br />

Preis im Museumsshop: 49,– €<br />

Der Band begleitet die im GNM 2010<br />

neu eröffnete Dauerausstellung zur Kunst<br />

und Kulturgeschichte vom 16. bis zum<br />

18. Jahrhundert im deutschen Sprachraum.<br />

Die Schausammlung erschließt<br />

mit rund 1.000 Exponaten in 33 Räumen<br />

zentrale Themen der Frühen Neuzeit, so<br />

beispielsweise Sammeln und Repräsentieren,<br />

Antikenrezeptionund Naturstudium,<br />

die Wechselwirkung von Kunst und Religion<br />

sowie das sich wandelnde Bild vom<br />

Menschen. Zu diesen Leitthemen bietet<br />

die Publikation vertiefende Beiträge und<br />

einen wissenschaftlichen Katalog aller<br />

ausgestellten Objekte. Dem Potenzial des<br />

GNM und der Vielfalt der Sammlungen<br />

entsprechend öffnet die Gegenüberstellung<br />

von Objekten aller Kunstgattungen<br />

neue Blicke auf kulturgeschichtliche<br />

Zusammenhänge wie auch auf das<br />

Einzelwerk. Auf der Basis aktueller Forschung<br />

werden Gemälde und Skulpturen,<br />

darunter Meisterwerke von Albrecht<br />

Dürer, Peter Vischer, Lucas Cranach oder<br />

Franz Xaver Messerschmidt, wie auch<br />

219<br />

<strong>Renaissance</strong><br />

<strong>Barock</strong><br />

Kunst und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert<br />

Aufklärung<br />

Glasgemälde, graphische Blätter und illustrierte<br />

Bücher, Kunsthandwerk, Textilien,<br />

Schmuck, Medaillen, Möbel und Musikinstrumente<br />

in ihrem künstlerischen und historischen<br />

Kontext verortet. Von den rund<br />

1.000 Exponaten sind in dem attraktiv<br />

gestalteten Band rund zwei Drittel in herausragender<br />

Qualität farbig abgebildet.<br />

Führer durch die Schausammlung<br />

Vor- und Frühgeschichte des<br />

Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s.<br />

Bearb. von Tobias Springer, unter Mitarbeit<br />

von Martin Baumeister und Kathrin<br />

Vogelsang. Nürnberg 2010.<br />

72 S., 98 farb. Abb., Broschur,<br />

21 x20cm, ISBN 978-3-936688-50-4.<br />

Preis im Museumsshop: 7,50 €<br />

Der Führer bietet einen chronologischen<br />

Rundgang durch die Sammlung zur Vorund<br />

Frühgeschichtlichen im GNM. Sie<br />

umfasst Funde von 600.000 v.Chr. bis<br />

800 n.Chr. Eines der ältesten Exponate<br />

ist ein Faustkeil aus der Mittleren Altsteinzeit;<br />

seine formale Ausgewogenheit und<br />

der bläuliche Schimmer des Feuersteins<br />

verleihen diesem Universalwerkzeug besonderen<br />

ästhetischen Reiz. Vom Ende der<br />

Altsteinzeit stammen in Schiefer gravierte<br />

Pferdeköpfe, während sich die frühesten –


noch stilisierten –Menschendarstellungen<br />

in der Sammlung in Form von Anhängern<br />

eines Pferdegeschirrs der Urnenfelderzeit<br />

und von Zeichnungen auf einer hallstattzeitlichen<br />

Tonschale erhalten haben. Über<br />

die Jahrtausende wechselnde Bestattungssitten<br />

lassen auf sich entwickelnde Sozialstrukturen<br />

sowie Veränderungen der Jenseitsvorstellungen<br />

und damit der Religion<br />

unserer Vorfahren schließen. Die Grabbeigaben<br />

reichen von Waffen, Werkzeugen,<br />

Gefäßen, Schmuck und Amuletten bis zu<br />

christlichen Kreuzen. Die verwendeten<br />

Materialien wie auch die Verzierungsformen<br />

weisen auf den weiträumigen Warenund<br />

Ideenaustausch der damaligen Menschen<br />

hin. Modelle von Grab- und Hausformen<br />

veranschaulichen die anhand von<br />

Ausgrabungen gewonnenen Erkenntnisse.<br />

Der Spieleteppich<br />

im Kontext profanerWanddekoration um 1400<br />

Der Spieleteppich im Kontext profaner<br />

Wanddekoration um 1400. Beiträge<br />

des internationalen Symposions am<br />

30. und 31. Oktober 2008 im Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von Jutta<br />

Zander-Seidel (Wissenschaftliche Beibände<br />

zum Anzeiger des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s, 29). Nürnberg 2010.<br />

252 S., 18 Farbtaf. mit Gesamtansicht<br />

und Details des Spieleteppichs, 30 sw,<br />

119 farb. Abb., Hardcover, 27,5 x<br />

22,5 cm, ISBN 978-3-936688-53-5.<br />

Preis: 55,80 €<br />

Der im Dezember 2010 erschienene<br />

Tagungsband des gleichnamigen internationalen<br />

Symposions, das am 30. und<br />

31. Oktober 2008 im GNM stattfand,<br />

stellt den um 1400 am Mittelrhein entstandenen<br />

Wandteppich mit Minnespielen<br />

in einen aktuellen, fächerübergreifenden<br />

Forschungsdiskurs. 14 Autoren aus<br />

Kunst- und Kulturgeschichte, Germanistik,<br />

Kleidungs-, Bau-, Textil- und Restaurierungsforschung<br />

widmen sich dem 1857<br />

erworbenen Teppich. Thematisiert werden<br />

Bildwelt, künstlerische und soziale<br />

Kontexte sowie materiale und technologische<br />

Besonderheiten. Eine umfangreiche<br />

Bilddokumentation präsentiert den<br />

Teppich in neuen Gesamt- und Detailaufnahmen;<br />

Zusammenfassungen in deutscher<br />

und englischer Sprache sowie eine<br />

umfangreiche Bibliographierunden den<br />

Tagungsband ab.<br />

Wolfgang Brückner: Die Sprache<br />

christlicherBilder (= Kulturgeschichtliche<br />

Spaziergänge im Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>, 12). Nürnberg 2010.<br />

224 S., 59 sw, 142 farb. Abb., Hardcover,<br />

24,5 x17cm, ISBN 978-3-936688-44-3.<br />

Preis: 12,50 €<br />

Welche Funktionen besaßen christliche Bilder<br />

in der Lebenswirklichkeit in Mittelalter<br />

und Neuzeit? Wie ist die Sprache dieser<br />

Werke heute zu verstehen? Welche<br />

Wechselwirkungen bestehen zwischen<br />

Religion und Kunst?<br />

Derartigen Fragestellungen geht Wolfgang<br />

Brückner anhand der vielfältigen<br />

Zeugnisse christlicher Religiosität im GNM<br />

nach: bedeutendenKunstwerken, graphischen<br />

Blättern und illustrierten Büchern,<br />

volkskundlichen Exponaten und »trivialen«<br />

220<br />

Objekten aus dem Lebensalltag vergangener<br />

Epochen. Er weist fachübergreifend<br />

auf historische, kirchen- und motivgeschichtliche<br />

Zusammenhänge hin, die heute<br />

im allgemeinen Bewusstsein kaum noch<br />

bekannt sind. Als eine Besonderheit des<br />

GNM stellt er eingangs die hier verwahrten<br />

»Reichsreliquien« vor und behandelt<br />

generell die Musealisierung religiöser<br />

Werke. Breiten Raum nehmen Exponate<br />

ein, die der »konfessionellen Vergewisserung<br />

des Protestantismus« dienten, wie<br />

frühe Luther-Bildnisse, Lehr- und Bekenntnisbilder,<br />

aber beispielsweise auch<br />

Abendmahlstrachten. »Evangelische Bilderwelten«<br />

sind im GNM in Ausstellungsstücken<br />

zu Handwerken und Zünften<br />

oder zum bürgerlichen und bäuerlichen<br />

Wohnen ebenso wie etwa in der Emblemliteratur<br />

anzutreffen. Ein weiterer der zahlreichen<br />

Aspekte dieses Buches ist die Bedeutung<br />

christlicher Darstellungen für den<br />

gläubigen Betrachter in früherer Zeit und<br />

die Aussagekraft sowie die Kommunikationsmöglichkeit<br />

für den Betrachter heute.<br />

Die Sprache christlicher Bilder<br />

Kulturgeschichtliche Spaziergänge<br />

im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong><br />

Wunderbare Bücherwelten. Moderne<br />

Druckkunst aus Hamburg.<br />

Ausst.Kat.<strong>Germanisches</strong><strong>Nationalmuseum</strong>.<br />

Bearb. von Johannes Pommeranz.<br />

Nürnberg 2010.<br />

207S., 108farb.Abb.meist aufTaf.,<br />

Hardcover,27,5 x22,5 cm, ISBN 987-3-<br />

936688-42-9.<br />

Preis im Museumsshop: 27,60 €


Der Buchkunstbewegung in Deutschland,<br />

die eine Sondersammlung der Bibliothek<br />

des GNM dokumentiert, widmete das<br />

Museum in den vergangenen Jahren bereits<br />

mehrfach Ausstellungen und Publikationen.<br />

Die häufig textbegleitenden Bilder<br />

der originalen Graphiken verschmelzen<br />

mit dem literarischen Inhalt, mit der gewählten<br />

Schrift, dem bisweilen handgeschöpften<br />

Papier und dem künstlerisch gestalteten<br />

Einband zu einer Einheit.<br />

Der Katalog behandelt 80 Exponate<br />

der Ausstellung, die Bücher mit Originalgraphik,<br />

rein typographisch gestaltete<br />

Werke, Einzelblätter sowie Zustandsdrucke<br />

umfasst. Ausgehend von typographisch<br />

gestalteten Büchern vom Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts, spannt sich der<br />

Bogen bis zu vielfarbigen, eigenwilligen<br />

Text-Bild-Kombinationen der Gegenwart.<br />

Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Redaktion Christine Dippold.<br />

Nürnberg/Dresden 2010.<br />

456 S., 600 farb. Abb., Museumsausgabe<br />

Broschur, 27 x22cm, ISBN 978-<br />

3-936688-51-1.<br />

Preis im Museumsshop: 25,– €<br />

Wie kein anderes Bauwerk prägt die<br />

Burg unsere Vorstellung vom Mittelalter.<br />

In illuminierten Handschriften, frühen<br />

Drucken, Gemälden, kunsthandwerklichen<br />

Prunkstücken und Gegenständen<br />

des Alltags ist eine kontinuierliche sinn-<br />

bildliche Verwendung der Burg zu erkennen.<br />

Der »Mythos Burg« manifestiert sich<br />

somit bereits im Mittelalter und wurde bis<br />

in die Gegenwart weiter getragen, auch<br />

wenn sich die Funktion der Burg als wehrhafter<br />

Wohnbau im Lauf der Zeit gewandelt<br />

hat. Die Ausstellung widmet sich den<br />

verschiedenen Ausprägungen des »Mythos<br />

Burg« über die Jahrhunderte und<br />

präsentiert rund 650 vielfach noch nie<br />

gezeigte Exponate, zusammengetragen<br />

aus Burgen in Mitteleuropa und den bedeutendsten<br />

Museen der Welt.<br />

Die Burg. Wissenschaftlicher Begleitband<br />

zu den Ausstellungen »Burg und Herrschaft«<br />

und »Mythos Burg«. Publikation<br />

der Beiträge des Symposions auf der<br />

Wartburg, 19.–22. März 2009 in<br />

Zusammenarbeit mit der Wartburg-<br />

Gesellschaft zur Erforschung von Burgen<br />

und Schlössern. Schriftleitung Anja<br />

Grebe. Hrsg. von G. Ulrich Großmann/<br />

Hans Ottomeyer. Berlin/Nürnberg/<br />

Dresden 2010.<br />

340 S., 280 meist farb. Abb., Museumsausgabe<br />

Broschur, 27 x22cm, ISBN<br />

978-3-936688-48-1.<br />

Preis: 25,– €<br />

Mit der Doppelausstellung »Burg und<br />

Herrschaft« (Berlin) und »Mythos Burg«<br />

(Nürnberg) wenden sich das Deutsche<br />

Historische Museum und das GNM, unterstützt<br />

durch die Wartburg-Gesellschaft<br />

burg<br />

DIE<br />

221<br />

burg<br />

Mythos<br />

zur Erforschung von Burgen und Schlössern<br />

e.V., einem historischen, kulturgeschichtlichen<br />

und architektonischen Phänomen<br />

zu, das nicht nur das Mittelalter,<br />

sondern auch unser Bild vom Mittelalter<br />

prägt. Der wissenschaftliche Begleitband<br />

beleuchtet das Thema »Burg« in seiner<br />

ganzen Bandbreite. Erstmals gemeinsam<br />

in einer Publikation stellen mehr als 30 international<br />

renommierte Fachautoren aus<br />

allen Bereichen der Burgenforschung ihre<br />

aktuellen Erkenntnisse vor. Sie reichen<br />

von den Anfängen des Burgenbaus im<br />

Frühmittelalter über die Entwicklung der<br />

Adelsburg im Hochmittelalter bis zum Umgang<br />

mit der Burg in der Gegenwart. Der<br />

bisherige Stand der Wissenschaft wird kritisch<br />

hinterfragt. Eszeigt sich, dass trotz<br />

der Intensivierung der Burgenforschung in<br />

den letzten Jahrzehnten breite Forschungslücken<br />

bestehen. Die reich bebilderte Publikation<br />

zeigt ein Panorama des heutigen<br />

Wissens zur Burg aus historischer, bauund<br />

kunstgeschichtlicher Perspektive auf<br />

und legt eine deutlich verbesserte Basis<br />

für die künftige Erforschung der »Burg«.<br />

Die Burgen-Ratten sind los! Kinderkat.<br />

Text Alexandra Tasler, Illustrationen Felix<br />

Kerscher, Idee und Gesamtleitung Anja<br />

Grebe. Nürnberg 2010.<br />

48 S., 56 farb. Abb., 9swAbb. zum Ausmalen<br />

und/oder Ausschneiden. Broschur,<br />

27 x22cm, ISBN 978-3-936688-52-8.<br />

Preis: 5,– €


Anlässlich der Ausstellung »Mythos Burg«<br />

wurde für Kinder ein Begleitheft konzipiert,<br />

das auch über die Ausstellung hinaus<br />

Aktualität behalten sollte. Die leicht<br />

verständlichen Texte greifen Themen der<br />

Ausstellung auf. So erfahren die kleinen<br />

Leser etwas über Burgenbauten, über das<br />

Leben auf der Burg und über Ritter. Die<br />

farbigen Illustrationen gestalten die Publikation<br />

kindgerecht lebendig, während<br />

Abbildungen von Ausstellungsexponaten<br />

die Textinhalte didaktisch ansprechend<br />

ergänzen. Im Anhang befindet sich ein<br />

Glossar, das Fachbegriffe in einfachen<br />

Worten erklärt. Zudem laden kleine Rätselaufgaben<br />

sowie Seiten zum Ausmalen,<br />

Ausschneiden und Basteln zum Rekapitulieren<br />

des Gelesenen ein.<br />

Nina Günster: Blicke auf die Burg.<br />

Zeichnungen und Aquarelle des 19.<br />

Jahrhunderts aus den Beständen Karl<br />

August von Cohausen und Botho Graf<br />

zu Stolberg-Wernigerode im<br />

Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />

Hrsg. von G. Ulrich Großmann. Nürnberg<br />

2010.<br />

224 S., 161 farb. Abb., Hardcover, 27,5<br />

x22,5 cm, ISBN 978-3-936688-49-8.<br />

Preis: 38,– €<br />

Zeichnungen und Aquarelle des 19.Jahrhunderts im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong><br />

Nina Günster Blicke auf die Burg<br />

Die Publikation erschien anlässlich der<br />

Ausstellung »Mythos Burg« im GNM. Sie<br />

stellt eine Auswahl von 150 Blättern der<br />

im GNM befindlichen Sammlungen von<br />

Karl August von Cohausen (1812–1894)<br />

und Botho Graf zu Stolberg-Wernigerode<br />

(1805–1881) vor, zusammen etwa<br />

2.200 Aquarelle und Zeichnungen mit<br />

Gesamt- und Detailansichten, Grund- und<br />

Aufrissen von Burgen in Deutschland,<br />

Tirol, der Schweiz, Böhmen und angrenzenden<br />

Gebieten. Cohausen ist durch<br />

zahlreiche Publikationen bekannt. In seinem<br />

Hauptwerk »Die Befestigungsweisen<br />

der Vorzeit und des Mittelalters« ist ein<br />

großer Teil seiner technischangelegten<br />

Zeichnungen veröffentlicht, allerdingsoffenbaren<br />

erst die Originale die Qualität<br />

seiner Arbeit. Die SammlungStolbergs<br />

hingegen, dessen Beschäftigung mit Burgen<br />

reines Privatinteresse war, ist eine<br />

außerordentliche Entdeckung. Die meist<br />

sehr exakt und dabei durchaus romantisch<br />

angelegten Bilder wurden teils von ihm<br />

selbst, teils von anderen Personen angefertigt.<br />

Beide bislang weitgehend unausgewerteten<br />

Zeichnungsbestände sind von<br />

großem wissenschaftlichen Wert, da fast<br />

alle Burgen in einem Zustand zu sehen<br />

sind, der sich vom heutigen Bild stark unterscheidet.<br />

222<br />

Reisebegleiter –mehr als nur Gepäck.<br />

Begleitband zur Ausst. im GNM. Bearb.<br />

von Claudia Selheim. Nürnberg 2010.<br />

228 S., 24 sw, 160 farb. Abb., Hardcover,<br />

27,5 x22,5 cm, ISBN 978-3-<br />

936688-54-2.<br />

Preis im Museumsshop: 24,– €<br />

Aussehen und Material von Reisegepäck<br />

passten sich in den letzten 250 Jahren<br />

den veränderten Verkehrsmitteln und<br />

Bedürfnissen einer zunehmend mobilen<br />

Gesellschaft an. Die 23 Beiträge des Ausstellungsbegleitbandes<br />

präsentieren die<br />

breite Palette an Gepäckstücken von der<br />

Gesindetruhe über den Schrankkoffer bis<br />

zu Bord-Case und Plastiktüte und bilden<br />

nahezu alle Exponate der Ausstellung zumeist<br />

in Farbe ab.<br />

Erstmals sind Materialität, Funktionalität<br />

und zeitliche Einordnung gemeinsam erfasst.<br />

Unterschiedlichste Facetten von<br />

»Reisebegleitern« wie Kofferwerbung,<br />

der Gepäckverkehr bei der Bahn, Militärgepäck,<br />

der Koffer im Museum, Gepäckversicherung,<br />

das Schreiben auf Reisen<br />

oder umfangreiche Reiseservice erscheinen<br />

in ihrem jeweiligen kulturgeschichtlichen<br />

Kontext. Im Anhang sind nach dem<br />

Ausstellungsplan die technischen Daten<br />

der Exponate erfasst.


Veröffentlichungen, Vorträge, Führungen und Universitätsarbeit<br />

der GNM-Wissenschaftler<br />

Veröffentlichungen<br />

der GNM-Wissenschaftler<br />

Bär, Frank P.: Vom Wert der Veränderung. Das<br />

»Nicht Originale« als historisches Zeugnis. In:<br />

Mozart im Zentrum. Festschrift für Manfred Hermann<br />

Schmid zum 60. Geburtstag. Hrsg. von<br />

Klaus Aringer/Ann-Katrin Zimmermann. Tutzing<br />

2010, S. 439–458.<br />

–(mit Frank Matthias Kammel, Petra Krutisch,<br />

Jana Stolzenberger): <strong>Barock</strong>e Pracht: Hofkultur<br />

im 18. Jahrhundert. In: <strong>Barock</strong>. Aufklärung. Kunst<br />

und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert.<br />

Hrsg. von Daniel Hess/Dagmar Hirschfelder<br />

(= Die Schausammlungen des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s, 3). Nürnberg 2010,<br />

S. 322–335.<br />

Baumeister,Martin: Führer durch die Schausammlung<br />

Vor- und Frühgeschichte des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s. Bearb. von Tobias<br />

Springer/Martin Baumeister/Kathrin Vogelsang.<br />

Nürnberg 2010.<br />

–Ritterlicher Kampf und Turnier. Erscheinungsformen<br />

von Gewalt im Mittelalter. In: Die Burg.<br />

Wissenschaftlicher Begleitband zu den Ausstellungen<br />

»Burg und Herrschaft« und »Mythos<br />

Burg«. Publikation der Beiträge des Symposions<br />

»Die Burg« auf der Wartburg. Hrsg. von<br />

G. Ulrich Großmann/Hans Ottomeyer, Schriftleitung<br />

Anja Grebe. Berlin/Nürnberg/Dresden<br />

2010, S. 264–273.<br />

–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Nürnberg/Dresden 2010, bes.<br />

S. 234–237 (Einführung Leben im Kampf) sowie<br />

zahlreiche Katalogbeiträge.<br />

–Beitrag in Burg und Herrschaft. Ausst.Kat.<br />

Deutsches Historisches Museum, Berlin. Hrsg.<br />

von Rainer Atzbach/Sven Lüken/Hans Ottomeyer.<br />

Dresden 2010, S. 16 (Ulfberht-Schwert).<br />

–Große und kleine Bagage. Militärisches Reisegepäck<br />

im 19. und 20. Jahrhundert. In: Reisebegleiter<br />

–mehr als nur Gepäck. Bearb. von<br />

Claudia Selheim, Begleitband zur Ausstellung im<br />

Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>. Nürnberg<br />

2010, S. 143–151.<br />

Brisman, Shira (mit Sally Promey): Sensory Cultures:<br />

Material and Visual Religion Reconsidered.<br />

In: The Blackwell Companion to Religion in America.<br />

Hrsg. von Philip Goff. Chichester 2010,<br />

S. 177–205.<br />

Dippold, Christine: Beiträge in: Mythos Burg.<br />

Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg.<br />

von G. Ulrich Großmann. Nürnberg/Dresden<br />

2010.<br />

–Tagungsbericht zum 37. DGV-Kongress in<br />

Freiburg. In: Das Amt. Alltag, Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Hrsg. von Thomas Schindler/<br />

Carsten Sobik (= Hessische Blätter für Volks- und<br />

Kulturforschung, N.F. 46). Marburg 2010,<br />

S. 136–140.<br />

Doosry, Yasmin: Kofferwerbung. Fernweh als<br />

Geschäft. In: Reisebegleiter –mehr als nur<br />

Gepäck. Begleitband zur Ausstellung im Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Bearb. von Claudia<br />

Selheim. Nürnberg 2010, S.190–198.<br />

–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />

Eser, Thomas: Weltbild in Bewegung: Zwei<br />

Globen und ein Silberschiff. In: <strong>Renaissance</strong>.<br />

<strong>Barock</strong>. Aufklärung. Kunst und Kultur vom 16.<br />

bis zum 18. Jahrhundert. Hrsg. von Daniel<br />

Hess/Dagmar Hirschfelder (= Die Schausammlungen<br />

des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 3).<br />

Nürnberg 2010, S. 32–45.<br />

–Gewürze auf dem Behaim-Globus. Venture-<br />

Capital-Akquise um1500. In: Gewürze –Sinnlicher<br />

Genuss. Lebendige Geschichte. Begleitbuch<br />

zur Ausstellung im Ausstellungszentrum<br />

Lokschuppen Rosenheim. Hrsg. von Frank Holl.<br />

Rosenheim 2010, S. 134–145.<br />

–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />

–Beiträge in: Apelles am Fürstenhof. Facetten<br />

der Hofkunst um 1500 im Alten Reich. Ausst.Kat.<br />

Kunstsammlung Veste Coburg. Hrsg. von<br />

Matthias Müller/Klaus Weschenfelder u.a.<br />

Coburg 2010.<br />

Friedel, Birgit: Beiträge in: Mythos Burg.<br />

Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg.<br />

von G. Ulrich Großmann. Nürnberg/Dresden<br />

2010, bes. S. 168–171 (Einführung Leben auf<br />

der Burg) sowie zahlreiche Katalogbeiträge.<br />

Glaser, Silvia: Alles in die Tüte. Reisehilfen<br />

aus Kunststoff. In: Reisebegleiter –mehr als<br />

nur Gepäck. Begleitband zur Ausstellung im<br />

Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>. Bearb. von<br />

Claudia Selheim. Nürnberg 2010,<br />

S.135–142.<br />

223<br />

–Dekor in »Blau und Weiß ordinair gemahlet«.<br />

Das Meissener Zwiebelmuster und seine Rezeption<br />

im 19. und 20. Jahrhundert. In: Königstraum<br />

und Massenware. 300 Jahre europäisches<br />

Porzellan. Das Symposium. Hrsg. von Wilhelm<br />

Siemen (= Schriften und Kataloge des Deutschen<br />

Porzellanmuseums, 102). Selb 2010,<br />

S. 88–102.<br />

–Keramiken von Clara von Ruckteschell-Truëb.<br />

In: KulturGut. Aus der Forschung des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s, H. 25, 2010,<br />

S. 14–17.<br />

–Asymmetrie in Schwarz und Weiß. Ein ungewöhnliches<br />

Porzellanensemble aus den 1950er<br />

Jahren. In: KulturGut. Aus der Forschung des<br />

Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, H. 26, 2010,<br />

S. 5–7.<br />

–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />

–Besprechung von Karl Klaus Walther/Klaus<br />

Dieter Hein-Mooren: Die Chronik. C. C. Buchner<br />

175 Jahre Verlagsgeschichte. Bamberg 2007.<br />

In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte,<br />

73, 2010, H. 1, S. 266–267. URL:<br />

http://www.kbl.badw-muenchen/zblg-online/<br />

rezension_919.html [10.06.2010].<br />

–Besprechung von Die Wittelsbacher und das<br />

Reich der Mitte. Ausst.Kat. Bayerisches <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />

Hrsg. von Renate Eikelmann. München<br />

2009. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte,<br />

73, 2010, H. 2, S. 625–-628. URL:<br />

http://www.kbl.badw-muenchen/zblg-online/<br />

rezension_1646.html [10.06.2010].<br />

Grebe, Anja: Die Burgen-Ratten sind los! Kinderkatalog<br />

zur Ausstellung »Mythos Burg«. Text<br />

Alexandra Tasler, Illustrationen Felix Kerscher,<br />

Idee und Gesamtleitung Anja Grebe. Nürnberg<br />

2010.<br />

–Mythos Burg –Zuden Ursprüngen des<br />

modernen Burgenbildes in Mittelalter und<br />

Früher Neuzeit. In: Die Burg. Wissenschaftlicher<br />

Begleitband zu den Ausstellungen »Burg und<br />

Herrschaft« und »Mythos Burg«. Publikation der<br />

Beiträge des Symposions »Die Burg« auf der<br />

Wartburg. Hrsg. von G. Ulrich Großmann/<br />

Hans Ottomeyer, Schriftleitung Anja Grebe.<br />

Berlin/Nürnberg/Dresden 2010, S. 236–253.<br />

–Albrecht Dürer e»l’Arte segreta della prospettiva«.<br />

La sintesi di arte escienza aBologna nel


1506. In: Crocevia ecapitale della migrazione<br />

artistica: forestieri aBologna ebolognesi nel<br />

mondo (secoli XV-XVI). Hrsg. von Sabine<br />

Frommel. Bologna 2010, S. 105–118.<br />

–Museum and Mnemosyne. Aby Warburg,<br />

André Malraux and the re-/construction of art<br />

history as social history. In: »Le Musée Imaginaire«<br />

and Temptations of the Orient and Japan.<br />

Hrsg. von Hidemichi Tanaka. Akita 2010,<br />

S. 55–61.<br />

–Mythos Burg –Von der Gralsburg bis Hogwarts,<br />

in: Damals. Das Magazin für Geschichte,<br />

H. 7, 2010, S. 25–27.<br />

–(mit G. U. Großmann): Allen Veränderungen<br />

getrotzt. »Burgendämmerung« oder Kontinuität<br />

in der frühen Neuzeit. In: Damals. Das Magazin<br />

für Geschichte und Kultur, 42, 2010, H. 7,<br />

S. 66–71.<br />

–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Nürnberg/Dresden 2010, bes.<br />

S. 22–25 (Einführung Mythos Burg –Sinnbild<br />

und Symbol), S. 80–83 (Einführung Mythos<br />

Ritter), S. 278–281 (Einführung Besucherglanz<br />

und Burgendämmerung) sowie zahlreiche<br />

Katalogbeiträge.<br />

Gropp, Stephanie: Beiträge in: Mythos Burg.<br />

Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg.<br />

von G. Ulrich Großmann. Nürnberg/Dresden<br />

2010.<br />

Großmann, G.Ulrich: Mythos Burg. Ausst.Kat.<br />

<strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von<br />

G. Ulrich Großmann. Nürnberg/Dresden 2010,<br />

bes. S. 58–61 (Einführung Burgenbauten in Mittelalter<br />

und Neuzeit), S. 132–135 (Einführung<br />

Ritterbiographien), S. 318–321 (Einführung<br />

Mythos und Mystifizierung) sowie zahlreiche<br />

Katalogbeiträge.<br />

–(mit Hans Ottomeyer): Die Burg. Wissenschaftlicher<br />

Begleitband zu den Ausstellungen »Burg<br />

und Herrschaft« und »Mythos Burg«. Publikation<br />

der Beiträge des Symposions »Die Burg« auf der<br />

Wartburg. Hrsg. von G. Ulrich Großmann/<br />

Hans Ottomeyer, Schriftleitung Anja Grebe.<br />

Berlin/Nürnberg/ Dresden 2010, hier mit Hans<br />

Ottomeyer S. 8–15 (Einführung).<br />

–Einführung in die historische und kunsthistorische<br />

Bauforschung. Darmstadt 2010.<br />

–Ostwestfalen und Soester Börde. Kunstreiseführer.<br />

Petersberg 2010.<br />

–Frankfurt am Main und Südhessen. Kunstreiseführer.<br />

Fotos Michael Imhof. Petersberg 2010<br />

(Neuauflage des Kunstreiseführers Südhessen.<br />

Petersberg 2004)<br />

–<strong>Renaissance</strong>schlösser in Hessen. Architektur<br />

zwischen Reformation und Dreißigjährigem<br />

Krieg. Regensburg 2010.<br />

–Wohnräume im Burgenbau des 12. und 13.<br />

Jahrhunderts. In: Die Burg. Wissenschaftlicher<br />

Begleitband zu den Ausstellungen »Burg und<br />

Herrschaft« und »Mythos Burg«. Publikation der<br />

Beiträge des Symposions »Die Burg« auf der<br />

Wartburg. Hrsg. von G. Ulrich Großmann/<br />

Hans Ottomeyer, Schriftleitung Anja Grebe.<br />

Berlin/Nürnberg/Dresden 2010, S. 176–187.<br />

–Die »Burgensammlung« des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s. Zur Burgenforschung im<br />

19. Jahrhundert. In: Nina Günster: Blick auf die<br />

Burg. Zeichnungen und Aquarelle des 19. Jahrhunderts<br />

aus den Beständen Karl August von<br />

Cohausen und Botho Graf zu Stolberg-<br />

Wernigerode. Nürnberg 2010, S. 7–18.<br />

–Die Architekturdarstellungen auf dem Spieleteppich.<br />

In: Der Spieleteppich im Kontext profaner<br />

Wanddekoration um 1400. Beiträge des<br />

internationalen Symposions am 30. und 31. Oktober<br />

2008 im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />

Hrsg. von Jutta Zander-Seidel (= Wissenschaftliche<br />

Beibände zum Anzeiger des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s, 29). Nürnberg<br />

2010, S. 123–133.<br />

–Die Burg um 1225. In: AufRuhr 1225! Ritter<br />

Burgen und Intrigen. Das Mittelalter an Rhein<br />

und Ruhr. Ausst.Kat. LWL-Museum für Archäologie,<br />

Herne. Mainz 2010, S. 195–209.<br />

–Die Burg zur Zeit der <strong>Renaissance</strong>. In: Die<br />

Burg zur Zeit der <strong>Renaissance</strong> (= Forschungen<br />

zu Burgen und Schlössern, 13). Berlin/München<br />

2010, S. 25–35.<br />

–Fachwerkhäuser als Runenhäuser. Zur Geschichte<br />

eines ideologischen Missbrauchs. In:<br />

Bilder –Sachen –Mentalitäten. Arbeitsfelder<br />

historischer Kulturwissenschaften. Wolfgang<br />

Brückner zum 80. Geburtstag. Hrsg. von Heidrun<br />

Alzheimer u.a. Regensburg 2010. S. 717–726.<br />

–Forschung aus Sicht der Museen. In: Was<br />

heißt und zu welchem Ende betreibt man<br />

Forschung in Museen? Hrsg. von Wilhelm<br />

Krull/Bernhard Graf (= Mitteilungen und Berichte<br />

aus dem Institut für Museumsforschung, 48).<br />

Berlin 2009 (erschienen 2010), S. 37–46.<br />

–Begegnungen mit Heinrich Klotz in Marburg.<br />

In: Re-Visionen der Moderne. Begegnungen mit<br />

Heinrich Klotz. Hrsg. von Judith Rottenburg/<br />

Henning Arnecke. München 2010, S. 39–43.<br />

–Burgenbau im Wandel der Zeit. Eine Erfolgsgeschichte.<br />

In: Damals. Das Magazin für Geschichte<br />

und Kultur, 42, 2010, H. 7, S. 36–42<br />

(mit Glossar).<br />

224<br />

–(mit Anja Grebe): Allen Veränderungen getrotzt.<br />

»Burgendämmerung« oder Kontinuität in der<br />

frühen Neuzeit. In: Damals. Das Magazin für Geschichte<br />

und Kultur, 42, 2010, H. 7, S. 66–71.<br />

–Frühe Darstellungen der Burg Trient. In: Arx:<br />

Burgen und Schlösser in Bayern, Österreich und<br />

Südtirol, 32, 2010, H. 1, S. 17–20; verkürzte<br />

Version in: KulturGut. Aus der Forschung des<br />

Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 2010, H. 26,<br />

S. 1–4.<br />

–»Mythos Burg« im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong><br />

Nürnberg. In: Arx: Burgen und Schlösser<br />

in Bayern, Österreich und Südtirol, 32, 2010,<br />

H. 1, S. 49–51.<br />

–(mit Georg Brütting und Daniel Burger): Bemerkungen<br />

zu Burgen 2: Burglengenfeld (Oberpfalz)<br />

und Neideck (Franken). In: Rundbrief<br />

der Wartburg-Gesellschaft, 48, März 2010,<br />

S. 10–12.<br />

–Bemerkungen zu Burgen 3: Das Loch im Turm<br />

–Boymont, Payrsberg, Neuhaus. In: Rundbrief<br />

der Wartburg-Gesellschaft, 49, Juli 2010,<br />

S. 5–9.<br />

–Bemerkungen zu Burgen 4: Burg Neuhaus in<br />

Veldenstein. In: Rundbrief der Wartburg-<br />

Gesellschaft, 50, Dezember 2010, S. 8–11.<br />

–Beiträge in: Nürnberg und Nürnberger Land.<br />

Ausflugsziele zwischen Pegnitz und Fränkischer<br />

Alb (= Ausflüge zu Archäologie, Geschichte und<br />

Kultur in Deutschland, 52). Stuttgart 2010.<br />

–Besprechung von Der Idsteiner Hexenturm.<br />

Die Geschichte des Idsteiner Wahrzeichens und<br />

seine Sanierung 2005–2008. Hrsg. vom Magistrat<br />

der Stadt. Idstein 2008. In: Die Burg zur<br />

Zeit der <strong>Renaissance</strong> (= Forschungen zu Burgen<br />

und Schlössern, 13). Berlin/München 2010,<br />

S. 253–254.<br />

–Besprechung von Das Obere Schloss in Greiz.<br />

Ein romanischer Backsteinbau in Ostthüringen.<br />

Arbeitsheft des Thüringischen Landesamtes für<br />

Denkmalpflege und Archäologie, N.F. 30,<br />

2008. In: Die Burg zur Zeit der <strong>Renaissance</strong><br />

(= Forschungen zu Burgen und Schlössern, 13).<br />

Berlin/München 2010, S. 256–257.<br />

–Besprechung von August Wörler: Veste und<br />

Festung Rothenberg. Neunkirchen am Sand<br />

2008. In: Die Burg zur Zeit der <strong>Renaissance</strong><br />

(= Forschungen zu Burgen und Schlössern, 13).<br />

Berlin/München 2010, S. 262.<br />

Hagenguth,Claudia: Die Veste Heldburg in der<br />

Regierungszeit Herzog Johann Casimirs von<br />

Sachsen-Coburg: In: Die Burg zur Zeit der<br />

<strong>Renaissance</strong> (= Forschungen zu Burgen und<br />

Schlössern, 13). Berlin/München 2010,<br />

S. 51–60.


–Zahlreiche Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat.<br />

<strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von<br />

G. Ulrich Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />

Hess, Daniel: <strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />

Kunst und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert.<br />

Hrsg. von Daniel Hess/Dagmar Hirschfelder<br />

(= Die Schausammlungen des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s, 3). Nürnberg 2010, bes.<br />

S. 8–22 (mit Dagmar Hirschfelder/Jana Stolzenberger:<br />

Die neue Schausammlung: Geschichte<br />

und Neukonzeption), S. 46–59 (Zwischen<br />

Hochkonjunktur und Krise: Malerei und Glasmalerei<br />

von 1500 bis 1550), S. 74–87 (Albrecht<br />

Dürer und die Kunst der <strong>Renaissance</strong> in Nürnberg),<br />

S. 220–230 (Bauern, Hirten, Ziegenböcke:<br />

Der Traum vom Leben im Einklang mit<br />

der Natur), S. 296–308 (mit Frank Matthias<br />

Kammel: Zwischen <strong>Renaissance</strong> und <strong>Barock</strong>:<br />

Die Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen),<br />

S. 336–349 (mit Frank Matthias Kammel: Die<br />

Ästhetik des Unfertigen: Bozzetti und Ölskizzen).<br />

–Kulturgeschichte im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />

In: Die Magie der Geschichte. Geschichtskultur<br />

und Museum. Hrsg. von Martina<br />

Padberg/Martin Schmidt (= Schriften des<br />

Bundesverbands freiberuflicher Kulturwissenschaftler,<br />

3). Bielefeld 2010, S. 137–149.<br />

–(mit Oliver Mack): Luther am Scheideweg<br />

oder der Fehler eines Kopisten? Ein Cranach-<br />

Gemälde auf dem Prüfstand. In: Original –<br />

Kopie –Zitat. Kunstwerkedes Mittelalters und der<br />

Frühen Neuzeit: Wege der Aneignung –Formen<br />

der Überlieferung. Hrsg. von Wolfgang Augustyn/<br />

Ulrich Söding (= Veröffentlichungen des Zentralinstituts<br />

für Kunstgeschichte in München, 26).<br />

Passau 2010, S. 279–295.<br />

–Die »Schweizerscheibe« und die Konstruktion<br />

einer helvetischen Nationalkultur. In: Helvetische<br />

Merkwürdigkeiten. Wahrnehmung und Darstellung<br />

der Schweiz in der Kunst- und Kulturgeschichte<br />

seit dem 18. Jahrhundert. Hrsg. von<br />

Edgar Bierende/Sibylle Hoiman/Anna Minta/<br />

Matthias Noell (= Neue Berner Schriften zur<br />

Kunst, 11). Bern 2010, S. 173–189. In überarbeiteter<br />

und leicht veränderter Form publiziert in:<br />

Les panneaux de vitrail isolés. Actes du XXIV<br />

Colloque International du Corpus Vitrearum<br />

Zurich 2008. Bern 2010, S. 205–220.<br />

–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />

–Besprechung von Rolf Hasler: Die Schaffhauser<br />

Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts<br />

(= Corpus Vitrearum, Schweiz, Reihe Neuzeit,<br />

5). In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie<br />

und Kunstgeschichte, 2010, S. 318–320.<br />

Hinkel, Ada: Zur Restaurierung des Spieleteppichs<br />

–Befunduntersuchung und Restaurierung.<br />

In: Der Spieleteppich im Kontext profaner<br />

Wanddekoration um 1400. Beiträge des internationalen<br />

Symposions am 30. und 31. Oktober<br />

2008 im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg.<br />

von Jutta Zander-Seidel (= Wissenschaftliche Beibände<br />

zum Anzeiger des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />

29). Nürnberg 2010, S. 63–71.<br />

Hirschfelder,Dagmar: <strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>.<br />

Aufklärung. Kunst und Kultur vom 16. bis zum<br />

18. Jahrhundert. Hrsg. von Daniel Hess/Dagmar<br />

Hirschfelder (= Die Schausammlungen des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s, 3). Nürnberg<br />

2010, bes. S. 8–22 (mit Daniel Hess/Jana Stolzenberger:<br />

Die neue Schausammlung: Geschichte<br />

und Neukonzeption), S. 204–219 (Repräsentation<br />

und Memoria: Bildnisse des 16. und 17.<br />

Jahrhunderts), S. 244–255 (Handwerk und Wissenschaft:<br />

Zum Künstlerverständnis in der Frühen<br />

Neuzeit), S. 284–295 (Kunst für den Markt:<br />

Innovation und Spezialisierung im 17. Jahrhundert),<br />

S. 362–384 (Bildnis und Individuum im<br />

Zeitalter der Aufklärung).<br />

–Beiträge in: Niederländische Malerei des<br />

17. Jahrhunderts der SØR Rusche-Sammlung.<br />

Bd. 4: Historien und Allegorien. Hrsg. von Hans-<br />

Joachim Raupp. Münster 2010, bes. Kat.Nr. 3,<br />

S. 58–62 (Pieter de Bloot), Kat.Nr. 66,<br />

S. 388–392 (David Teniers d. J.), Kat.Nr. 83,<br />

S. 482–485 (Jacob Willemsz. de Wet).<br />

Hohmann, Georg: Die Anwendung des CIDOC<br />

CRM für die semantische Wissensrepräsentation<br />

in den Kulturwissenschaften. In: Wissensspeicher<br />

in digitalen Räumen. Nachhaltigkeit, Verfügbarkeit,<br />

semantische Interoperabilität. Proceedings<br />

der 11. Tagung der Deutschen Sektion der Internationalen<br />

Gesellschaft für Wissensorganisation<br />

in Konstanz 2008. Hrsg. von Peter Ohly/Jörn<br />

Sieglerschmidt. Würzburg 2010, S. 210–222.<br />

–Die Anwendung von Ontologien zur Wissensrepräsentation<br />

und -kommunikation im Bereich<br />

des Kulturellen Erbes. In: Digitale Wissenschaft<br />

2010. Hrsg. von Silke Schomburg/Claus<br />

Leggewie/Henning Lobin/Cornelius Puschmann.<br />

Köln 2010.<br />

–Aspects of amuseum object identifier for automatic<br />

data processing/Aspects d’un identifiant<br />

d’objet de musée pour le traitement automatique<br />

des données. CIDOC Newsletter, 1, 2010,<br />

S. 17–21.<br />

Jooss, Birgit: Die digitale Edition der Matrikelbücher<br />

der Akademie der Bildenden Künste<br />

(= Schriften des Instituts für Dokumentologie und<br />

Editorik, 4). Norderstedt 2010.<br />

–Die Münchner Bildhauerschule. Figürliche<br />

Arbeiten im Zeichen der Tradition. In: Anzeiger<br />

225<br />

des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 2010.<br />

Nürnberg 2010, S.135–169.<br />

–»nur der reinen Kunst zu dienen« –Die<br />

Hochschule der bildenden Künste in München<br />

nach 1945. In: Kunstgeschichte inMünchen<br />

1947. Institutionen und Personen im Wiederaufbau.<br />

Hrsg. von Iris Lauterbach. München<br />

2010, S.41–58.<br />

–Potentiale der Einbindung externen Wissens –<br />

Die digitale Edition der Matrikelbücher der<br />

Akademie der Bildenden Künste München. In:<br />

Archive im digitalen Zeitalter. Überlieferung –<br />

Erschließung –Präsentation. 79. Deutscher<br />

Archivtag 2009 in Regensburg (= Tagungsdokumentationen<br />

zum Deutschen Archivtag, 14).<br />

Fulda 2010, S. 91–105.<br />

–Ein Künstlerleben zwischen Popularität und<br />

Rückzug. In: Gabriel von Max. Malerstar –<br />

Darwinist –Spiritist. Hrsg. von Karin Althaus/<br />

Helmut Friedel. München 2010, S. 49–55.<br />

–München als Anziehungspunkt für tschechische<br />

Künstler in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />

Eine Betrachtung aus Münchner Sicht. In:<br />

Kultur als Vehikel und als Opponent politischer<br />

Absichten. Kulturkontakte zwischen Deutschen,<br />

Tschechen und Slowaken von der Mitte des<br />

19. Jahrhunderts bis in die 1980er Jahre. Hrsg.<br />

von Michaela Marek/Dušan Kováč/Jiří Pešek/<br />

Roman Prahl. Essen 2010, S. 445–462.<br />

–»Sinnreiche und reizende Festspiele«. Lebende<br />

Bilder in der Fotografie. In: La Bohème. Die<br />

Inszenierung des Künstlers in Fotografien des<br />

19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Bodo von<br />

Dewitz. Göttingen 2010, S. 85–89 (englisch:<br />

S. 344–345).<br />

–Das Deutsche Kunstarchiv im Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>, Nürnberg. In: kulturpolitik.<br />

Bundesmitteilungsblatt des Bundesverbands<br />

Bildender Künstlerinnen und Künstler, 40, 2010,<br />

H. 2, S.15–16.<br />

–Das Deutsche Kunstarchiv im Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>, Nürnberg. Vom Umgang mit<br />

schriftlichen Nachlässen von Künstlern und<br />

Kunstwissenschaftlern. In: AKMB-News: Informationen<br />

zu Kunst, Museum und Bibliothek, 16,<br />

2010, S. 16–21.<br />

Kammel, Frank Matthias: Die Bildnisbüste Laurentius<br />

Russingers. Persönlichkeit und plastisches<br />

Porträt am Ausgang des 18. Jahrhunderts. In:<br />

Anzeiger des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />

2010, S. 105–134.<br />

–Beiträge in: <strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />

Kunst und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert.<br />

Hrsg. von Daniel Hess/Dagmar Hirschfelder<br />

(= Die Schausammlungen des Germa-


nischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 3). Nürnberg 2010,<br />

bes. S. 60–73 (Skulptur der Dürerzeit: Traditionelle<br />

Motive und neue Formen), S. 124–136<br />

(Sinnlichkeit und Reglement: Kunst nach den Reformen<br />

der katholischen Kirche), S. 232–243<br />

(Natur und Antike: Pole einer erneuerten Kunst),<br />

S. 296–308 (mit Daniel Hess: Zwischen<br />

<strong>Renaissance</strong> und <strong>Barock</strong>: Die Ungleichzeitigkeit<br />

des Gleichzeitigen), S. 322–335 (mit Frank P.<br />

Bär, Petra Krutisch, Jana Stolzenberger: <strong>Barock</strong>e<br />

Pracht: Hofkultur im 18. Jahrhundert), S. 336–<br />

349 (mit Daniel Hess: Die Ästhetik des Unfertigen:<br />

Bozzetti und Ölskizzen), S. 374–384<br />

(Charakterköpfe: Das neue Interesse an der<br />

Physiognomie).<br />

–Angelus modernus. Der Engel in der Erlebnisgesellschaft.<br />

In: Engel. Mittler zwischen Himmel<br />

und Erde. Ausst.Kat. Diözesanmuseum Freising.<br />

München 2010, S. 182–213.<br />

–Taufstein und Taufgehäuse der Erfurter<br />

St. Severikirche. Formen und Symbolik. In: Spätgotischer<br />

Taufstein mit Baldachin in der Erfurter<br />

Severikirche. Forschung, Untersuchung und<br />

Restaurierung (= Arbeitshefte des Thüringischen<br />

Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie,<br />

N.F. 35). Erfurt 2010, S. 52–69.<br />

–Das Zimmerkenotaph für Johannes Bepler. Ein<br />

Beitrag zur Erinnerungskultur in Nürnberg um<br />

1800. In: Bilder –Sachen –Mentalitäten.<br />

Arbeitsfelder historischer Kulturwissenschaften.<br />

Wolfgang Brückner zum 80. Geburtstag. Hrsg.<br />

von Heidrun Alzheimer u.a. Regensburg 2010,<br />

S. 377–390.<br />

–Eine Reliefplatte mit singendem Vogel von Karl<br />

Kerzinger. Zur Architekturkeramik der Mosbacher<br />

Firma Nerbel &Hausleiter. In: KulturGut.<br />

Aus der Forschung des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />

2010, H. 24, S. 5–9.<br />

–Ein Porträtrelief der Diotima Hölderlins. Kleinbildwerke<br />

aus der Frankfurter Zeit Landolin<br />

Ohnmachts. In: KulturGut. Aus der Forschung<br />

des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 2010,<br />

H. 27, S. 1–5.<br />

–zahlreiche Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat.<br />

<strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von<br />

G. Ulrich Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />

Klein, Almuth: Neues in altem Gewand: die Gräber<br />

der Heiligen Franziskus und Klara in Assisi.<br />

In: 1259. Altenberg und die Baukultur im<br />

13. Jahrhundert (= Veröffentlichungen des Altenberger<br />

Dom-Vereins, 10). Hrsg. vom Altenberger<br />

Dom-Verein e.V. in Zusammenarbeit mit Norbert<br />

Nußbaum. Kolloquium Altenberg, 13.–15. Mai<br />

2009. Regensburg 2010, S. 85–102.<br />

–Ein Paravent aus dem 18. Jahrhundert mit der<br />

Darstellung der Niagarafälle. In: KulturGut. Aus<br />

der Forschung des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />

2010, H. 25, S. 1–5.<br />

–Beitrag in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />

–Besprechung von: Chronik des Klosters zum<br />

Heiligengrabe: von der Reformation bis zur Mitte<br />

des 20. Jahrhunderts (= Studien zur Geschichte,<br />

Kunst und Kultur der Zisterzienser, 28). Hrsg.<br />

von Werner von Kieckebusch/Brigitte Müller-<br />

Bülow zu Dohna/Gabriele Simmermacher. Berlin<br />

2008. -- Friederike Rupprecht: Von blutenden<br />

Hostien, frommen Pilgern und widerspenstigen<br />

Nonnen: Heiligengrabe zwischen Spätmittelalter<br />

und Reformation. Berlin 2005. –Sarah Romeyke:<br />

Vom Nonnenchor zum Damenplatz: 700 Jahre<br />

Kloster Stift zum Heiligengrabe. Berlin 2009.<br />

In: Analecta Cisterciensia, 59, 2009 (2010),<br />

H. 1/2, S. 466–469.<br />

–Besprechung von: Nuove ricerche su Sant'<br />

Antimo (= Architetture di città, 85). Hrsg. von<br />

Adriano Peroni/Grazia Tucci. Florenz 2008.<br />

In: Kunstchronik, 63, 2010, H. 2, S. 72–77<br />

Krause, Siegfried: Definition des CIDOC<br />

Conceptual Reference Model: Version 5.0.1<br />

(= Beiträge zur Museologie, 1). Hrsg. und übers.<br />

aus dem Englischen von Karl-Heinz Lampe/<br />

Siegfried Krause/Martin Doerr. Berlin 2010.<br />

Kregeloh,Anja: Zerbrochene Transparenz. Das<br />

Zerschlagen von Glas als künstlerischer Akt bei<br />

Adolf Luther, Jesse Magee und Pipilotti Rist.<br />

In: Der Sturm der Bilder. Zerstörte und zerstörende<br />

Kunst von der Antike bis in die Gegenwart<br />

(= Mnemosyne. Schriften des internationalen<br />

Warburg-Kollegs, 1). Hrsg. von Uwe Fleckner/<br />

Maike Steinkamp/Hendrik Ziegler. Berlin 2010,<br />

S. 237–252.<br />

–Beiträge in: Reisebegleiter –mehr als nur<br />

Gepäck. Bearb. von Claudia Selheim. Begleitband<br />

zur Ausstellung im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />

Nürnberg 2010, bes. S. 61–65<br />

(Vom Felleisen zum Trekkingrucksack –Gepäck<br />

für Fußreisen), S. 69–77 (Reisetaschen im Handgepäck).<br />

Kress, Petra: Zur Restaurierung des Spieleteppichs<br />

–Die Präsentation. In: Der Spieleteppich<br />

im Kontext profaner Wanddekoration um 1400.<br />

Beiträge des internationalen Symposions am<br />

30. und 31. Oktober 2008 im Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong> (= Wissenschaftliche Beibände<br />

zum Anzeiger des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />

29). Hrsg. von Jutta Zander-Seidel.<br />

Nürnberg 2010, S. 45–52.<br />

Krutisch, Petra: Tischtheater. Nürnberger Silberschmiede.<br />

In: Art Aurea, 2010, H. 3, S. 80–93.<br />

226<br />

–(mit Frank P. Bär, Frank Matthias Kammel,<br />

Jana Stolzenberger): <strong>Barock</strong>e Pracht: Hofkultur<br />

im 18. Jahrhundert. In: <strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>.<br />

Aufklärung. Kunst und Kultur vom 16. bis zum<br />

18. Jahrhundert (= Die Schausammlungen des<br />

Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 3). Hrsg. von<br />

Daniel Hess/Dagmar Hirschfelder. Nürnberg<br />

2010, S. 322–335.<br />

–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />

Mack-Andrick, Jessica: Der Bote von Giuseppe<br />

Maria Crespi –Genrebildnis, Ausdrucksstudie,<br />

Freundschaftsbild. In: Jahrbuch der Staatlichen<br />

Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, 46,<br />

2009 (erschienen 2010), S. 91–104.<br />

Martius, Sabine: Zur Restaurierung des Spieleteppichs<br />

–Technologische Untersuchungen. In:<br />

Der Spieleteppich im Kontext profaner Wanddekoration<br />

um 1400. Beiträge des internationalen<br />

Symposions am 30. und 31. Oktober 2008<br />

im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong> (= Wissenschaftliche<br />

Beibände zum Anzeiger des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s, 29). Hrsg. von Jutta<br />

Zander-Seidel. Nürnberg 2010, S. 53–62.<br />

Negendanck, Ruth: Ahrenshoop und Schwaan.<br />

Künstlerkolonien als Höhepunkte der Landschaftsmalerei<br />

in Mecklenburg? In: Bildende<br />

Kunst in Mecklenburg 1900–1945. Zwischen<br />

Regionalität und Internationalität. Rostock 2010,<br />

S. 91–106.<br />

Nuding, Matthias: Die Interalliierte Rheinlandkommission:<br />

ihre Entstehung und die Quellen zu<br />

ihrer Geschichte. In: Quand les canons se taisent.<br />

Actes du colloque international organisé<br />

par les Archives de l’État et le Musée royal de<br />

l’Armée et d’Histoire militaire. Bruxelles, 3.–6.<br />

November 2008 (= Archives générales du<br />

Royaume, Études sur la Première Guerre<br />

mondiale, 18). Hrsg. von Pierre-Alain Tallier/<br />

Patrick Nefors. Brüssel 2010, S. 91–105.<br />

–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />

–Beitrag in: Burg und Herrschaft. Ausst.Kat.<br />

Deutsches Historisches Museum, Berlin. Hrsg.<br />

von Rainer Atzbach/Sven Lüken/Hans Ottomeyer.<br />

Dresden 2010.<br />

Peters, Ursula: Ritter-Mohn: Pokal der »Wildensteiner<br />

Ritterschaft zur blauen Erde«. Erinnerung<br />

an Ritterbünde des langen 19. und frühen<br />

20. Jahrhunderts. In: KulturGut. Aus der Forschung<br />

des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />

2010, H. 26, S. 10–16.<br />

–Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne.<br />

Hayno Focken und Karl Raichle, Kunsthand-


werker und Designer. In: KulturGut. Aus der Forschung<br />

des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />

2010, H. 27, S. 8–12.<br />

–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />

Pommeranz,Johannes: Wunderbare Bücherwelten.<br />

Moderne Druckkunst aus Hamburg. Bearb.<br />

von Johannes Pommeranz, Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Nürnberg 2010.<br />

–Beitrag in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />

Rentél, A.Jessica (mit G. Ulrich Großmann):<br />

Verzeichnis der Burgen-, Turnier- und Kostümbücher<br />

aus dem Besitz von Botho Graf zu<br />

Stolberg-Wernigerode. In: Nina Günster: Blick<br />

auf die Burg. Zeichnungen und Aquarelle des<br />

19. Jahrhunderts aus den Beständen Karl August<br />

von Cohausen und Botho Graf zu Stolberg-<br />

Wernigerode. Nürnberg 2010, S. 213–224.<br />

Scherbaum,Anna: Beiträge in: Mythos Burg.<br />

Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg.<br />

von G. Ulrich Großmann. Nürnberg/Dresden<br />

2010.<br />

Schewe, Roland: Beiträge in: Mythos Burg.<br />

Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />

Hrsg. von G. Ulrich Großmann. Nürnberg/<br />

Dresden 2010.<br />

Schindler, Thomas: Das Amt. Verwaltung, Öffentlichkeit,<br />

Alltag (= Hessische Blätter für Volks- und<br />

Kulturforschung, N. F. 46). Hrsg. von Thomas<br />

Schindler/Carsten Sobik. Marburg 2010.<br />

–Mehr als ein Kerngehäuse. Die Lade der Nürnberger<br />

Flitterschläger, Messingschaber und<br />

Rechenpfennigmacher. In: Anzeiger des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s, 2010. Nürnberg<br />

2010. S. 199–208.<br />

–Die älteste Brille Marburgs. Kulturgeschichtliches<br />

zur Lederbrille auf dem Marburger<br />

Marienaltar in der Elisabethkirche. In: Jahrbuch<br />

für den Landkreis Marburg-Biedenkopf, 2011,<br />

S. 209–215.<br />

–»Nach Niederland« und für »Bulgarische<br />

Weiber«? Die Mustertafeln der Nürnberger<br />

Flitterschläger. In: KulturGut. Aus der Forschung<br />

des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 2010,<br />

H. 25, S. 6–8.<br />

–Hartschier-Kuse als Hackmesser. Eine Paradewaffe<br />

aus dem Umfeld des habsburgischen Kaiserhofs<br />

in Zweitverwendung als Fleischerbeil. In:<br />

KulturGut. Aus der Forschung des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s, 2010, H. 26, S. 7–10.<br />

–Tempus fugit. Sanduhren als Relikte des Handwerks.<br />

In: KulturGut. Aus der Forschung des<br />

Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 2010, H. 27,<br />

S. 5–7.<br />

–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />

Schürer, Ralf: Das Reisenecessaire eines Domherrn.<br />

In: Reisebegleiter –mehr als nur Gepäck.<br />

Begleitband zur Ausstellung im Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Bearb. von Claudia Selheim.<br />

Nürnberg 2010, S. 21–39.<br />

–Silberschmied. In: Enzyklopädie der Neuzeit,<br />

Bd. 12: Silber –Subsidien. Hrsg. von Friedrich<br />

Jaeger. Stuttgart 2010, Sp. 11–16.<br />

–Beiträge in: <strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />

Kunst und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert<br />

(= Die Schausammlungen des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s, 3). Hrsg. von Daniel<br />

Hess/Dagmar Hirschfelder. Nürnberg 2010,<br />

bes. S. 178–189 (Bilder und Zeichen ständischer<br />

Repräsentation), S. 256–267 (Die Kunstund<br />

Wunderkammer).<br />

–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />

–Beiträge in: Burg und Herrschaft. Ausst.Kat.<br />

Deutsches Historisches Museum, Berlin. Hrsg.<br />

von Rainer Atzbach/Sven Lüken/Hans Ottomeyer.<br />

Dresden 2010.<br />

–Beiträge in: Bayern –Italien. Katalog zur<br />

Bayerischen Landesausstellung 2010. Haus der<br />

Bayerischen Geschichte, Augsburg. Hrsg. von<br />

Rainhard Riepertinger. Augsburg 2010.<br />

Selheim, Claudia: Reisebegleiter –mehr als nur<br />

Gepäck. Begleitband zur Ausstellung im Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Bearb. von Claudia<br />

Selheim. Nürnberg 2010.<br />

–Bilder –Sachen –Mentalitäten. Arbeitsfelder<br />

historischer Kulturwissenschaften. Wolfgang<br />

Brückner zum 80. Geburtstag. Hrsg. von<br />

Heidrun Alzheimer/Claudia Selheim u.a. Regensburg<br />

2010.<br />

–Ein Kirchtag in Tirol. Das Innsbrucker Trachtenfest<br />

von 1894 und seine Fotografien. In: Bilder –<br />

Sachen –Mentalitäten. Arbeitsfelder historischer<br />

Kulturwissenschaften. Wolfgang Brückner zum<br />

80. Geburtstag. Hrsg. von Heidrun Alzheimer<br />

u.a. Regensburg 2010, S. 481–490.<br />

–Bildzitate und die Musealisierung der Tracht –<br />

Ein Beispiel aus der Sammlung Kling des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s. In: Die süddeutsche<br />

Textillandschaft (= Franconia, 3). Hrsg. von Karl<br />

Borromäus Murr/Wolfgang Wüst/Werner K.<br />

Blessing/Peter Fassl. Augsburg 2010,<br />

S. 395–411.<br />

227<br />

–Exportschlager Schweizer Volkskultur im<br />

Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong> Nürnberg. In:<br />

Helvetische Merkwürdigkeiten. Wahrnehmung<br />

und Darstellung der Schweiz in der Kunst- und<br />

Kulturgeschichte seit dem 18. Jahrhundert<br />

(= Neue Berner Schriften zur Kunst, 10). Hrsg. von<br />

Edgar Bierende/Sibylle Hoiman/Anna Minta/<br />

Matthias Noell. Bern/Berlin/Brüssel u.a. 2010,<br />

S. 155–171.<br />

–Die mobile Plakatwand. Ein Handkoffer und<br />

seine Aufkleber. In: KulturGut. Aus der Forschung<br />

des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />

2010, H. 24, S. 1–5.<br />

–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />

Springer, Tobias: Führer durch die Schausammlung<br />

Vor- und Frühgeschichte des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s. Bearb. von Tobias Springer/<br />

Martin Baumeister/Kathrin Vogelsang. Nürnberg<br />

2010.<br />

–Beiträge in: Nürnberg und Nürnberger Land.<br />

Ausflugsziele zwischen Pegnitz und Fränkischer<br />

Alb (= Ausflüge zu Archäologie, Geschichte und<br />

Kultur in Deutschland, 52). Stuttgart 2010, bes.<br />

S. 36–44 (Zur Geschichte archäologischer<br />

Forschung), S. 153–156 (Die Houbirg bei<br />

Happurg), S. 242–248 (Die Sammlung zur Vorund<br />

Frühgeschichte des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s).<br />

Tiedtke, Sabine: Beiträge in: Mythos Burg.<br />

Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />

Hrsg. von G. Ulrich Großmann. Nürnberg/<br />

Dresden 2010.<br />

Uher, Daniela: Kunst und Technik. Installation<br />

am Airport Nürnberg. Vorwort. In: Andrea<br />

Thema –Transformationen. Nürnberg 2010,<br />

S. 4–5.<br />

Von Ulmann, Arnulf: The Virtual Reconstruction<br />

of Mediaeval Polychromy. In: Circumlitio. The<br />

Polychromy of Ancient and Mediaeval Sculpture<br />

(= Schriftenreihe der Liebieghaus Skulpturensammlung).<br />

Hrsg. von Vincenz Brinkmann/<br />

Oliver Primavesi/Max Hollein. Frankfurt a.M.<br />

2010, S. 328–392.<br />

Welker, Manfred: Glaube –Brauchtum –<br />

Heimat. Kirchenpatrozinien und Heiligenfeste<br />

zwischen Aurach, Aisch, Reicher Ebrach und<br />

Regnitz. Herzogenaurach 2010.<br />

–Die heimatpflegerische Arbeit im Regierungsbezirk<br />

Mittelfranken des Freistaates Bayern –<br />

dargestellt am Beispiel des Partnerkreises<br />

Erlangen-Höchstadt. In: 8. Heimattag der<br />

Region Saale-Holzland. Jena 2010, S. 26–30.


Wiwjorra, Ingo: Vorwelten und Vorzeiten.<br />

Archäologie als Spiegel historischen Bewusstseins<br />

in der Frühen Neuzeit (= Wolfenbütteler<br />

Forschungen, 124). Hrsg. von Dietrich Hakelberg/Ingo<br />

Wiwjorra. Wiesbaden 2010.<br />

–(mit Dietrich Hakelberg): Vorwelten, Vorzeiten<br />

und die »Archäologie« in der Frühen Neuzeit.<br />

In: Vorwelten und Vorzeiten. Archäologie als<br />

Spiegel historischen Bewusstseins in der Frühen<br />

Neuzeit (= Wolfenbütteler Forschungen, 124).<br />

Hrsg. von Dietrich Hakelberg/Ingo Wiwjorra.<br />

Wiesbaden 2010, S. 15–40.<br />

Zander-Seidel, Jutta: Der Spieleteppich im Kontext<br />

profaner Wanddekoration um 1400. Beiträge<br />

des internationalen Symposions am 30. und<br />

31. Oktober 2008 im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong><br />

(= Wissenschaftliche Beibände zum<br />

Anzeiger des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />

29). Hrsg. von Jutta Zander-Seidel. Nürnberg<br />

2010, bes. S. 31–43 (»… der Teppich ist doch<br />

recht betrachtet unschätzbar«. Sammlungsgeschichte<br />

und Einführung in das Tagungsthema).<br />

–»Haubendämmerung«. Frauenkopfbedeckungen<br />

zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit.<br />

In: Fashion and Clothing in Late Medieval<br />

Europe/Mode und Kleidung im Europa des<br />

späten Mittelalters. Hrsg. von Rainer C.<br />

Schwinges/Regula Schorta. Riggisberg/Basel<br />

2010, S. 37–43.<br />

–Beiträge in: <strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />

Kunst und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert<br />

(= Die Schausammlungen des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s, 3). Hrsg. von<br />

Daniel Hess/Dagmar Hirschfelder. Nürnberg<br />

2010, bes. S. 100–111 (Lutherbilder: Vom<br />

Augustinermönch zum Reformator), S. 150–165<br />

(Zeichen der Distinktion: Kleidung und Schmuck),<br />

S. 166–177 (Pilgerfahrt und Prestige: Reisen<br />

nach Jerusalem und Santiago de Compostela).<br />

–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />

Vorträge der GNM-Wissenschaftler<br />

Bär, Frank P.: Wie die französischen Katholiken<br />

den deutschen Protestanten das Tanzen beibrachten.<br />

Gehalten am Deutsch-französischen<br />

Tag. Nürnberg, GNM, 22.01.2010, und als<br />

erweiterte Fassung auf dem Rittertag der bayerischen<br />

Genossenschaft des Johanniterordens.<br />

Rothenburg o.d.T., 16.4.2010.<br />

–Touching History –Chance and Challenge.<br />

Making Historic Pianofortes Sound. Ottawa,<br />

Residenz des Botschafters der Bundesrepublik<br />

Deutschland, 15.03.2010.<br />

–MIMO –Musical Instrument Museums Online.<br />

Quantität und Qualität für die Welt der Musikinstrumente.<br />

MAI-Tagung. Museums and the<br />

Internet. Nürnberg, GNM, 21.05.2010.<br />

Eser, Thomas: Vorsicht vor dem Etsch-Hochwasser.<br />

Überlegungen zu einer postmodernen<br />

Dürer- Biographik. Arbeitstagung »Der frühe<br />

Dürer«. Nürnberg, GNM, 15.10.2010.<br />

–Vom Lehrmittel zum Lehrbuch. Frühwerke<br />

Albrecht Dürers in mediendidaktischer Deutung.<br />

Tagung »Mathematik und Naturwissenschaften<br />

in der Zeit von Philipp Melanchthon«, Willibald-<br />

Pirckheimer-Gesellschaft zur Erforschung von<br />

<strong>Renaissance</strong> und Humanismus e.V., Cauchy-<br />

Forum-Nürnberg e.V. Nürnberg, Nürnberger<br />

Akademie, 13.11.2010.<br />

Friedel, Birgit: Von den Schweinfurter Markgrafen<br />

bis zu Kaiser Friedrich III. Die frühe Geschichte<br />

der Nürnberger Burg. Ansbach, Historischer<br />

Verein für Mittelfranken, 23.03.2010.<br />

Fücker, Beate: Metal Devices in Sculpture Production<br />

in Nuremberg. ICOM-CC Symposium<br />

»Tool marks and construction techniques«.<br />

Maastricht, Bonnefanten Museum, 24.11.2010.<br />

Grebe, Anja: Wahr-Scheinliche Räume. Überlegungen<br />

zur Semiotik des Interieurs in der spätmittelalterlichen<br />

Buch- und Tafelmalerei. Internationaler<br />

Kongress »Raumstrukturen und Raumausstattung<br />

auf Burgen im Mittelalter und früher<br />

Neuzeit«. Krems a.d. Donau, Institut für Realienkunde<br />

des Mittelalters und der frühen Neuzeit,<br />

22.03.2010.<br />

–Productive retrospective: The impact of Dürer<br />

on the art scene in Munich around 1600. Internationale<br />

Konferenz Historians of Netherlandish<br />

Art (HNA )»Crossing Boundaries«. Amsterdam,<br />

Universität, 27.05.2010.<br />

Gropp, Stephanie: Das Kolosseum in der Druckgraphik<br />

des 15. Jahrhunderts. Centre for the<br />

Classical Tradition –Forschungskolloquium zur<br />

Wirkung der Antike. Bonn, Rheinische Friedrich-<br />

Wilhelms-Universität, 18.01.2010.<br />

228<br />

Großmann, G.Ulrich: Burgenforschung. Einführung<br />

zur 18. Jahrestagung der Wartburg-<br />

Gesellschaft »Burgen im Alpenraum«. Hallein,<br />

06.05.2010.<br />

–Mythos Burg. Zur Ausstellung des GNM<br />

2010. 80. Jahrestagung des west- und süddeutschen<br />

Verbands für Altertumsforschung.<br />

Nürnberg, GNM, 28.05.2010.<br />

–Neue Forschungen zur Nürnberger Kaiserburg.<br />

80. Jahrestagung des west- und süddeutschen<br />

Verbands für Altertumsforschung.<br />

Nürnberg, GNM, 28.05.2010.<br />

–Neue Forschungen zu Burgen in Franken.<br />

Bamberg, Zentrum für Mittelalterstudien der<br />

Universität, 28.06.2010.<br />

–Das Deutsche Burgenmuseum und die Thüringische<br />

Burgenstraße. Kühndorf, Johanniterburg,<br />

08.09.2010.<br />

–Mythos Burg –Neue Forschungen und ihre<br />

Präsentation im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />

Vortragsreihe zur Ausstellung »Mythos Burg«.<br />

Nürnberg, GNM, 08.09.2010, erweitert in der<br />

Vortragsreihe zur Ausstellung »Burg und Herrschaft«<br />

in Berlin, Deutsches Historisches Museum,<br />

06.10.2010.<br />

–Curating CIHA 2012: The challenge of the object<br />

in global art history. Peking, Kunstakademie,<br />

23.09.2010.<br />

–<strong>Renaissance</strong> und Mittelalter –Die Kontinuität<br />

der Burg im <strong>Renaissance</strong>-Schloss. Einführungsvortrag<br />

auf der Tagung »Das Ruhrgebiet und die<br />

europäische <strong>Renaissance</strong>«. Gelsenkirchen,<br />

Schloss Horst, 11.11.2010.<br />

–Zur Geschichte der Nürnberger Kaiserburg.<br />

Vortrag Rotary Club. Nürnberg, Kaiserburg,<br />

15.11.2010.<br />

Gulden, Sebastian: Dürers Nachbarschaft in<br />

der Burgstraße. Erfassung und Dokumentation<br />

im Rahmen des »Dürer-Wiki«. Arbeitstagung<br />

»Der frühe Dürer«. Nürnberg, GNM,<br />

15.10.2010<br />

Hess, Daniel: Evaluierung. Fluch oder Chance?<br />

Die Evaluierung im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />

Jahresversammlung der Arbeitsgemeinschaft<br />

Museen in Bayern. Nürnberg, Hirsvogelsaal,<br />

28.06.2010.<br />

–Glasmalerei im Dialog der Künste: Das<br />

Germanische <strong>Nationalmuseum</strong> und seine Glasgemäldesammlung.<br />

XXV. Internationales Kolloquium<br />

des Corpus Vitrearum. St. Petersburg,<br />

Eremitage, 07.07.2010.<br />

–Der Dialog der Artefakte: Das Konzept der<br />

neuen Dauerausstellung »<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>.<br />

Aufklärung« des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s<br />

in Nürnberg. Geschichte im Museum –


Objekte und Konstrukte. Symposium der<br />

Hanns-Seidel-Stiftung. Bad Staffelstein, Bildungszentrum<br />

Kloster Banz, 27.07.2010.<br />

–Vom Musterblatt zur Naturstudie? Dürers<br />

Ambitionen in der Darstellung von Natur und<br />

Landschaft. Arbeitstagung »Der frühe Dürer«.<br />

Nürnberg, GNM, 15.10.2010.<br />

Hirschfelder,Dagmar: Dürers frühe Privat- und<br />

Auftragsbildnisse: Motivation, Tradition und Interdependenz.<br />

Arbeitstagung »Der frühe Dürer«.<br />

Nürnberg, GNM, 15.10.2010.<br />

–Bildniszeichnungen als Tauschobjekte und<br />

Freundschaftsgaben. ZuDürers Netzwerkbildung<br />

auf der niederländischen Reise. Dürer-<br />

Vorträge 2010 anlässlich der Ausstellung<br />

»Netzwerk Dürer. Kunst und Kommunikation im<br />

Zeitalter der Medienrevolution«. Nürnberg,<br />

Albrecht-Dürer-Haus, 04.12.2010.<br />

Hohmann, Georg: WissKI –Wissenschaftliche<br />

KommunikationsInfrastruktur. Informatik Kolloquium.<br />

Nürnberg, Georg-Simon-Ohm-Hochschule für<br />

angewandte Wissenschaften, 29.04.2010.<br />

–Neue Wege der wissenschaftlichen Kommunikation<br />

und Dokumentation im Netz –Das WissKI<br />

Projekt. MAI-Tagung. Museums and the Internet.<br />

Nürnberg, GNM, 20.05.2010.<br />

–Von Feldnamen zu Ereignissen. Eine praktische<br />

Einführung in das WissKI System. MAI-Tagung.<br />

Museums and the Internet. Nürnberg, GNM,<br />

21.05.2010.<br />

–Die Anwendung von Ontologien zur Wissensrepräsentation<br />

und -kommunikation im Bereich<br />

des Kulturellen Erbes. Tagung »Digitale Wissenschaft<br />

2010«. Köln, Köln Turm, 21.09.2010.<br />

–Applikation und Weiterentwicklung der in<br />

WissKI entwickelten Konzepte und Software.<br />

WissKI-Zukunftsworkshop. Berlin, 23.09.2010.<br />

–Transdisciplinary Approaches in Documentation.<br />

Jahreskonferenz ICOM-CIDOC. Shanghai,<br />

07.12.2010.<br />

Jooss, Birgit: Galerie Heinemann online. Zum<br />

Projekt. Beitrag zur Veranstaltung »Projektvorstellung<br />

und Freischaltung der Datenbank ›Galerie<br />

Heinemann online‹«. Nürnberg, GNM,<br />

29.07.2010.<br />

–Galerie Heinemann online. Ein Instrument für<br />

die Provenienzforschung. Tagung des Arbeitskreises<br />

für Provenienzforschung. Hamburg,<br />

Kunsthalle, 04.11.2010.<br />

Kammel, Frank Matthias: Die Bildhauerfamilie<br />

Zürn. Bekanntes und Neues zu einer Künstlerdynastie<br />

des 17. Jahrhunderts. Bad Waldsee,<br />

Museum im Kornhaus, 18.03.2010.<br />

–Edle Einfalt, stille Größe? Deutsche Bildhauerei<br />

um 1800. Nürnberg, Goethe-Gesellschaft,<br />

19.05.2010.<br />

–Die St. Georgskirche von Kraftshof und ihr<br />

Inventar. Nürnberg-Kraftshof, Evang.-luth. Pfarramt<br />

St. Georg, 15.06.2010.<br />

–Engel allerorten: Der Engel-Boom der Gegenwart.<br />

Erfurt, Diözesanbildungshaus St. Ursula,<br />

22.10.2010.<br />

–Selige Geister und Botschafter Gottes. Engel in<br />

der christlichen Kunst. Erfurt, Diözesanbildungshaus<br />

St. Ursula, 23.10.2010.<br />

–Warum Engel heute »in« sind. Gesprächsforum<br />

Engel. Freising, Diözesanmuseum, 25.11.2010.<br />

Klein, Almuth: Überlegungen zur Herkunft der<br />

Kapitellmotive in Giornico/Tessin. 25. Treffen<br />

des Forschungskreises Kunst des Mittelalters e.V.<br />

im GNM, 23.10.2010.<br />

Krause, Siegfried: WissKI Project, 22nd CIDOC<br />

SIG meeting and the 16 th FRBR-CIDOC CRM<br />

Harmonization meeting. Nürnberg, GNM,<br />

20.12.2010.<br />

Langer, Andrea: »Unser Weg zur Attraktivität« –<br />

Marketing für das Germanische <strong>Nationalmuseum</strong>,<br />

Nürnberg. Nürnberg, DATEV-<br />

Marketing Club, 15.09.2010.<br />

Libnow, Gudrun: Digitales Bildmanagement bei<br />

der Katalogproduktion zur neueröffneten Schausammlung<br />

»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />

Kunst und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert«.<br />

Arbeitskreis Digitale Bildarchive. Erlangen,<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />

Nürnberg, 15.07.2010.<br />

Mack, Oliver: Kunsttechnische Untersuchung der<br />

frühen Dürergemälde. Stand und Planung.<br />

Arbeitstagung »Der frühe Dürer«. Nürnberg,<br />

GNM, 15.10.2010.<br />

Martius, Klaus (mit Markus Raquet): The Journey<br />

through the Windchannel. Tagung »Diagnostics<br />

and Preservation of Musical Instruments«,<br />

Universität Bologna. Ravenna, 20.05.2010.<br />

Maué, Claudia: Georg Schweigger, der Bildhauer<br />

des Neptunbrunnens in Nürnberg.<br />

Nürnberg, GNM, 06.10.2010.<br />

Negendanck,Ruth: Der Drang zum Natürlichen<br />

und das Scheitern an der Wirklichkeit. Güstrow,<br />

Ernst Barlach Stiftung, 24.06.2010.<br />

–Von Machos und Malweibern. Kunstakademien<br />

und Malschulen. Weimar, Stadtmuseum,<br />

18.08.2010.<br />

Peters, Ursula: Gundula Schulze Eldowy »Das<br />

unfassbare Gesicht/El rostro inconcebibile«.<br />

Eröffnungsvortrag der Ausstellung im Rahmen<br />

des 4. Europäischen Monats der Fotografie.<br />

Berlin, Galerie Pankow,12.10.2010.<br />

–»Kunst ist nicht an Deutschland gebunden«<br />

(Herwarth Walden). Tagung »Der Sturm. Avantgarde<br />

der Kunst in Berlin«. Erstes internationales<br />

229<br />

Symposium zur Geschichte und Wirkung der<br />

von Herwarth Walden gegründeten und geleiteten<br />

Zeitschrift und Galerie »Der Sturm« (1910–<br />

1932). Berlin, Max Liebermann Haus, Stiftung<br />

Brandenburger Tor,15.10.2010.<br />

Raquet, Markus (mit Klaus Martius): The Journey<br />

through the Windchannel. Tagung »Diagnostics<br />

and Preservation of Musical Instruments«,<br />

Universität Bologna. Ravenna, 20.05.2010.<br />

–Computertomographie zur Dokumentation und<br />

Restaurierung von Musikinstrumenten. Fortbildungsveranstaltung<br />

der Restauratoren Preußischer<br />

Kulturbesitz. Berlin, Staatliches Institut für<br />

Musikinstrumentenforschung, 23.03.2010.<br />

Scheld, Alexandra: Plakate –Präsentieren ohne<br />

Rahmen. Treffen der Grafikrestauratoren. Mainz,<br />

Landesmuseum, 16.10.2010.<br />

Scherbaum,Anna: Den roten Faden nicht verlieren…<br />

Anregungen für Führerinnen und Führer<br />

durch die Ausstellung »Gott weiblich«. Bamberg,<br />

Diözesanmuseum, 04.03.2010.<br />

–(mit Thomas Schauerte) Konfession àlamode.<br />

Dürer und sein Werk zwischen altem Glauben<br />

und neuem Bekenntnis. Nürnberg, Albrecht-<br />

Dürer-Haus, 24.06.2010.<br />

–Ein stimmiges Führungskonzept erstellen.<br />

Anregungen für angehende Kirchenführer<br />

des Erzbistums Bamberg. Nürnberg, KPZ,<br />

10.07.2010.<br />

–Wolfgang G. Bühler. Bildlandschaften. Roßtal,<br />

Spitzweed-Scheune, 03.09.2010.<br />

–Über Nacht berühmt? Zur Frage der Rezeption<br />

des jungen Dürer. Arbeitstagung »Der frühe<br />

Dürer«. Nürnberg, GNM, 16.10.2010.<br />

Selheim, Claudia: Die Konstruktion von »Tracht«<br />

im Museum unter besonderer Berücksichtigung<br />

der Trachten aus dem Wendland, der Lüneburger<br />

Heide und der Umgebung von Braunschweig.<br />

2. Arbeitstreffen des Forschungsprojekts<br />

»Trachten in der Lüneburger Heide und im<br />

Wendland. Kleidungsverhalten bäuerlicher<br />

Schichten und Formen seiner Repräsentation seit<br />

Ende des 18. Jahrhunderts«. Seminar für Materielle<br />

Kultur, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.<br />

Celle, Bomann-Museum,15.01.2010<br />

Springer, Tobias: Hallstattzeitliches in der Sammlung<br />

des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s.<br />

80. Jahrestagung des West- und Süddeutschen<br />

Verbands für Altertumsforschung. Nürnberg,<br />

GNM, 28.05.2010.<br />

Uher, Daniela: Kunst und Technik. Eine Installation<br />

von Andrea Thema und Giselher Scheicher.<br />

Nürnberg, Flughafen, 08.02.2010.<br />

–Jörg Schemmann. Malerei. Neumarkt, Residenz,<br />

12.09.2010.


Welker, Manfred: 1100 Jahre Lonnerstadt. Zum<br />

Tag des offenen Denkmals. Lonnerstadt,<br />

12.09.2010.<br />

–Mittelalterliche Bildwelt auf Tafelgemälden.<br />

Herzogenaurach, Volkshochschule, 14.12. und<br />

16.12.2010.<br />

Wiwjorra, Ingo: Materialien zur Geschichte der<br />

Archäologie in Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz 1807–1852. 80. Jahrestagung des<br />

West- und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung.<br />

Nürnberg, GNM, 28.05.2010.<br />

–Neuheidnische Motivationen bei deutschen<br />

Altertumsforschern. Workshop der Stadtarchäologie<br />

Uelzen »3. Uelzener Gespräch: Rassenwahn,<br />

Ersatzverzauberung und Pagan Metal.<br />

Archäologie zwischen Metaphysik und Wissenschaft«.<br />

Uelzen, Neues Rathaus, 20.10.2010.<br />

Führungen der GNM-Wissenschaftler<br />

Bär, Frank P.: Musikinstrumente für adlige<br />

Kenner und Liebhaber. Themensonntag<br />

»<strong>Barock</strong>e Pracht«, 10.10.2010.<br />

Baumeister,Martin: Mythos Ritterrüstung.<br />

Themenführung in der Ausstellung »Mythos<br />

Burg«, 11.07., 27.10., 31.10.2010.<br />

–Kuratorenführung in der Ausstellung »Mythos<br />

Burg«, 11.09., 12.09., 05.10., 07.11.2010.<br />

Dippold, Christine: Faszination Burg –Burgenromantik<br />

und Tourismus. Themenführung in der<br />

Ausstellung »Mythos Burg«, 11.07., 01.09.,<br />

05.09.2010.<br />

Friedel, Birgit: Die Bewohner der Burg. Themenführung<br />

in der Ausstellung »Mythos Burg«,<br />

28.07., 01.08.2010.<br />

–Kuratorenführung in der Ausstellung »Mythos<br />

Burg«, 20.07., 22.07., 27.07., 09.09., 11.09.,<br />

12.09.2010.<br />

Glaser, Silvia: Meisterwerke des Kunsthandwerks<br />

in der neu aufgestellten Sammlung<br />

»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung. Kunst und<br />

Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert«,<br />

21.04., 25.04.2010.<br />

–Europäisches Porzellan des 19. Jahrhunderts<br />

im Gewerbemuseum des GNM, 03.11.2010.<br />

Grebe, Anja: »Dürer und Melanchthon –Humanismus<br />

und Reformation in der Kunst«. Führung<br />

im Rahmen des Jubiläumsprogramms zum<br />

Melanchthon-Jahr 2010, 12.05., 16.05.2010.<br />

–Mythos Burg –Die Burg als Sinnbild vom<br />

Mittelalter bis zur Gegenwart. Themenführung<br />

in der Ausstellung »Mythos Burg«, 14.07.,<br />

18.07.2010.<br />

Großmann, G.Ulrich: Führung Burg Veldenstein/Bayern<br />

im Rahmen der 80. Verbandstagung<br />

des west- und süddeutschen Verbandes<br />

für Altertumsforschung, 29.05.2010.<br />

–Kuratorenführung in der Ausstellung »Mythos<br />

Burg«, 11.07., 21.07., 25.07., 07.11.2010<br />

(Finissage).<br />

Hagenguth,Claudia: Die Burg zwischen<br />

befestigtem Wohnsitz und sinnbildlicher Verwendung.<br />

Themenführung in der Ausstellung<br />

»Mythos Burg«, 11.07., 07.11.2010 (Finissage).<br />

–Burgenglanz und Burgendämmerung. Themenführung<br />

in der Ausstellung »Mythos Burg« im<br />

Rahmen des Mittelalterlichen Museumsfestes,<br />

11.09., 12.09.2010.<br />

–Führung Veste Heldburg/Thüringen auf der<br />

Exkursion des 12. Symposiums der Residenzen-<br />

Kommission der Akademie der Wissenschaften<br />

zu Göttingen in Coburg, 26.09.2010.<br />

230<br />

–Führung durch die Ausstellung »Mythos Burg«<br />

für die Teilnehmer beim 25. Treffen des Forschungskreises<br />

Kunst des Mittelalters im GNM,<br />

24.10.2010.<br />

Hess, Daniel: 30 Führungen durch die neue<br />

Dauerausstellung »<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>.<br />

Aufklärung. Kunst und Kultur vom 16. bis zum<br />

18. Jahrhundert«.<br />

–Schule und Bildung in der Reformationszeit,<br />

05.05., 09.05.2010.<br />

Hirschfelder,Dagmar: Führungen durch die<br />

neue Dauerausstellung »<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>.<br />

Aufklärung. Kunst und Kultur vom 16. bis zum<br />

18. Jahrhundert«, 25.02., 04.03., 08.03.,<br />

28.04., 21.05., 10.06., 24.06., 01.07.2010.<br />

–Ansehen, Macht und Wohlstand: Selbstdarstellung<br />

im Bildnis der <strong>Renaissance</strong>. Themensonntag<br />

»Zeit der <strong>Renaissance</strong>«, 02.05.2010.<br />

–Höfische Pracht: Die <strong>Barock</strong>galerie im 18.<br />

Jahrhundert. Themensonntag »<strong>Barock</strong>e Pracht«,<br />

10.10.2010.<br />

Jooss, Birgit: Das Deutsche Kunstarchiv. Führung<br />

im Lesesaal und im Depot für den Wissenschaftlichen<br />

Beirat des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />

22.04.2010.<br />

–Das Deutsche Kunstarchiv. Führung im Lesesaal<br />

und im Depot für die Kollegen aus dem<br />

Universitätsarchiv der Ludwig-Maximilians-<br />

Universität, München, 30.04.2010.<br />

–Das Deutsche Kunstarchiv. Führung im Lesesaal<br />

und im Depot für die Kollegen aus der<br />

Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München,<br />

02.12.2010.<br />

Kammel, Frank Matthias: Das Zeichen des Heils.<br />

Kreuz und Kruzifix im Mittelalter, 03.03.,<br />

07.03.2010.<br />

–Führungen durch die neue Dauerausstellung<br />

»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung. Kunst und<br />

Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert«,<br />

04.03., 08.03., 03.05., 10.06., 05.10.2010.<br />

–Bildwerke aus der Zeit des <strong>Barock</strong>, Rokoko<br />

und der Aufklärung in der neuen Schausammlung,<br />

16.03.2010.<br />

–Konfrontationen. Stilistische Vielfalt um 1600.<br />

21.03.2010.<br />

–Die Nürnberger Madonna. Geschichte und<br />

Geschichten. Themensonntag »Zeit der <strong>Renaissance</strong>«,<br />

02.05.2010.<br />

–<strong>Barock</strong>e Gartenplastik und die Bildwerke von<br />

Ferdinand Tietz, 08.10.2010.<br />

–Meisterwerke deutscher Kunst von der Spätgotik<br />

bis zur Aufklärung, 29.10.2010.<br />

Klein, Almuth: Die Architektur der Möbel,<br />

23.06., 27.06.2010.


Kregeloh,Anja: Niederländische Bildwirkerei in<br />

Norddeutschland. Ein Teppich aus Wismar.<br />

Themensonntag »Zeit der <strong>Renaissance</strong>«,<br />

02.05.2010.<br />

–Kuratorenführung in der Ausstellung »Reisebegleiter.<br />

Koffer-Geschichten 1750 bis heute«,<br />

15.12.2010.<br />

Kühn, Sabrina: Das Deutsche Kunstarchiv.<br />

Führung im Lesesaal und im Depot für den<br />

Arbeitskreis zeitgenössische Kunst vom Bildungszentrum<br />

Nürnberg, 30.01.2010.<br />

Mack-Andrick, Jessica: Gregorsmesse und<br />

Hostienfrevel. Der Leib Christi in der Bildwelt des<br />

Mittelalters, 02.06., 06.06.2010.<br />

Peters, Ursula: Burgen- und Burschenherrlichkeit.<br />

Nationalromantische Betrachtungen des »Altdeutschen«.<br />

Themenführung in der Ausstellung<br />

»Mythos Burg«, 29.09., 03.10.2010.<br />

Pommeranz,Johannes: Die Rixdorfer. Beispiele<br />

alternativer Buchgestaltung. Themenführung in<br />

der Ausstellung »Wunderbare Bücherwelten«,<br />

17.02., 21.02.2010.<br />

–Bibliothek und Sammlungen des GNM.<br />

Führung für die niederländische Bibliophilengesellschaft,<br />

27.08.2010.<br />

Schindler, Thomas: Schmieden –Prägen –<br />

Sägen. Meisterstücke des Handwerks aus dem<br />

17. bis 19. Jahrhundert, 09.06., 13.06.2010.<br />

–Filzen, formen, schmücken. Die Hutmachergewerke,<br />

17.11., 21.11.2010.<br />

Schürer, Ralf: Führung durch die neue Dauerausstellung<br />

»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />

Kunst und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert«<br />

für den Fördererkreis des GNM,<br />

08.03.2010.<br />

–Die Kunst- und Wunderkammer, 21.03.2010.<br />

–Nicht nur Porzellan: Böttgersteinzeug aus<br />

Meißen, 22.09., 26.09.2010.<br />

Selheim, Claudia: Die Bauernstuben des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s. Führung für die<br />

Gesellschaft für fränkische Familienforschung,<br />

19.05.2010.<br />

–Kuratorenführung in der Ausstellung »Reisebegleiter.<br />

Koffer-Geschichten 1750 bis heute«,<br />

12.12.2010.<br />

Valter, Claudia: Konsumträume der 1920er und<br />

30er Jahre. Themenführung in der Ausstellung<br />

»Plakativ! Produktwerbung im Plakat«, 03.02.,<br />

07.02.2010.<br />

Zander-Seidel, Jutta: Spitzen, Schmuck und<br />

goldene Hauben: Lifestyle um 1600. Themensonntag<br />

»Die Galerie im neuen Glanz«,<br />

21.03.2010.<br />

–(mit Sabine Martius): Ein deutscher Knüpfteppich<br />

der <strong>Renaissance</strong>. Themensonntag »Die<br />

Galerie im neuen Glanz«, 21.03.2010.<br />

–Nicht nur frommer Reisen: Pilgerfahrten in<br />

der Frühen Neuzeit. Themensonntag »Zeit der<br />

<strong>Renaissance</strong>«, 02.05.2010.<br />

–Chapeau –Hutgeschichten aus 3Jahrhunderten,<br />

01.12., 05.12.2010.<br />

231<br />

Universitätstätigkeit<br />

der GNM-Wissenschaftler<br />

Semesterveranstaltungen<br />

Grebe, Anja: Albrecht Dürer –Die künstlerischen<br />

Anfänge. Seminar Otto-Friedrich-<br />

Universität Bamberg, WS 2009/10.<br />

–Bilderstreit: Quellen zur Kunsttheorie im Mittelalter.<br />

Seminar Otto-Friedrich-Universität<br />

Bamberg, WS 2009/10.<br />

–Interieur: Innenräume in der mittelalterlichen<br />

Kunst. Seminar Otto-Friedrich-Universität<br />

Bamberg, SS 2010.<br />

–Albrecht Dürer –Die Hauptwerke der Jahre<br />

1500–1520. Seminar Otto-Friedrich-Universität<br />

Bamberg, SS 2010.<br />

–Wissenschaftliches Schreiben für Kunsthistoriker.<br />

Kompaktseminar Otto-Friedrich-Universität<br />

Bamberg, SS 2010.<br />

Großmann, G.Ulrich: Burgen in Franken. Aufbauseminar<br />

Otto-Friedrich-Universität Bamberg,<br />

WS 2009/10.<br />

–(mit Claudia Hagenguth): Mythos Burg –<br />

Forschung im Museum und ihre Präsentation<br />

als Sonderausstellung. Seminar Otto-Friedrich-<br />

Universität Bamberg, SS 2010.<br />

–Burgen im Bamberger Raum. Tagesexkursionen.<br />

Otto-Friedrich-Universität Bamberg,<br />

SS 2010.<br />

Hagenguth,Claudia (mit G. Ulrich Großmann):<br />

Mythos Burg –Forschung im Museum und ihre<br />

Präsentation als Sonderausstellung. Seminar<br />

Otto-Friedrich-Universität Bamberg, SS 2010.<br />

Krutisch, Petra (zusammen mit Kollegen aus dem<br />

GNM): Das Germanische <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />

Teil A. Geschichte, Verwaltung, Bibliothek,<br />

Archiv. Blockseminar für Studierende der Kunstgeschichte,<br />

Schwerpunkt Museumskunde,<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />

Nürnberg, WS 2010/11.<br />

Scherbaum,Anna: <strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>.<br />

Aufklärung. Kunst und Kultur vom 16. bis zum<br />

18. Jahrhundert. Einblicke in Konzept und Vermittlungsarbeit<br />

der Neupräsentation der Schausammlung<br />

im GNM. Einführung und Exkursionen<br />

nach Nürnberg. Otto-Friedrich-Universität<br />

Bamberg, WS 2010.<br />

Einzelveranstaltungen<br />

Bär, Frank P.: Die Musikinstrumentensammlung<br />

des GNM. Führung für Studierende der Musikwissenschaft,<br />

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg<br />

(Matthew Gardner), 14.01.2010.


–Die Musikinstrumentensammlung des GNM.<br />

Führung für Studierende der Musikwissenschaft,<br />

Hochschule für Musik und darstellende Kunst,<br />

Frankfurt a.M. (Carola Finkel), und der Staatlichen<br />

Hochschule für Musik, Trossingen (Ernst<br />

Schlader), 05.02., 10.12.2010.<br />

Hohmann, Georg: Digitale Museumsdokumentation.<br />

Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität<br />

Erlangen-Nürnberg, Institut für Kunstgeschichte,<br />

08.07.2010.<br />

Jooss, Birgit: Das Deutsche Kunstarchiv (DKA)<br />

im GNM als Grundlage und Quelle kunsthistorischer<br />

Forschung. Einführung für Studierende der<br />

Kunstgeschichte, Schwerpunkt Museumskunde,<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />

Nürnberg, 12.11.2010.<br />

Langer, Andrea: (Kunst-)Geschichte studiert –<br />

und dann? Öffentliche Ringvorlesung<br />

»Geschichte studiert –und dann? Berufsfelder<br />

für Historikerinnen und Historiker sowie für<br />

Studierende anderer Geisteswissenschaften«.<br />

Würzburg, Julius-Maximilians-Universität,<br />

09.11.2010.<br />

Nuding, Matthias: Grundlagen des Archivwesens<br />

sowie die Arbeit des Historischen Archivs<br />

im GNM. Einführung für Studierende der Kunstgeschichte,<br />

Schwerpunkt Museumskunde,<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />

Nürnberg, 12.11.2010.<br />

Glaser, Silvia: Ausgewählte Objekte in der neu<br />

aufgestellten Sammlung »<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>.<br />

Aufklärung« Führung für die Stipendiaten der<br />

Konrad-Adenauer-Stiftung der Friedrich-<br />

Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,<br />

18.06.2010.<br />

Selheim, Claudia: Museale Präsentationen am<br />

Beispiel der Sammlung Volkskunde. Führung<br />

für Studierende der Europäischen Ethnologie/<br />

Volkskunde, Julius-Maximilians-Universität<br />

Würzburg (Matthias Wagner), 23.01.2010.<br />

–Der Umgang mit einer traditionellen volkskundlichen<br />

Sammlung. Führung für Studierende<br />

der Volkskunde/Europäischen Ethnologie,<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

(Ruth-E. Mohrmann), 27.05.2010.<br />

–Die volkskundliche Sammlung des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s. Führung für Studierende<br />

der Empirischen Kulturwissenschaft,<br />

Ludwig-Uhland-Institut Universität Tübingen<br />

(Bernhard Tschofen), 03.12.2010.<br />

Zander-Seidel, Jutta: Führung und Übung in der<br />

Schausammlung »Kleiderwechsel« für Studierende<br />

der Volkskunde/Europäischen Ethnologie,<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

(Ruth-E. Mohrmann), 26.5.2010.<br />

Stipendien<br />

Pommeranz,Johannes: Forschungsstipendium.<br />

Rom, Bibliotheca Hertziana –Max-Planck-Institut<br />

für Kunstgeschichte, 01.05.–30.05.2010.<br />

Gremienarbeit<br />

Großmann, G.Ulrich: Präsident des<br />

33. Internationalen Kunsthistoriker-Kongresses<br />

(CIHA) 2012 in Nürnberg<br />

–Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats<br />

des Bildarchivs Foto Marburg<br />

–Beratender Experte für das Museumsdorf<br />

Niedersulz/Niederösterreich<br />

–Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der<br />

deutsch-russischen Kooperationsausstellung<br />

»Russen und Deutsche. 1000 Jahre Geschichte,<br />

Kunst und Kultur« Moskau und Berlin<br />

–Beiratsmitglied des Hauses der Bayerischen<br />

Geschichte, Augsburg<br />

–Vorsitzender Beirat der Wartburg-Stiftung<br />

–Mitglied des Ausstellungskomitees »Die Staufer<br />

und Italien«, Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim<br />

–Beiratsmitglied der Freiherr von Hallerschen<br />

Forschungsstiftung<br />

–Zweiter Vorstandsvorsitzender des Trägervereins<br />

Deutsches Burgenmuseum Veste Heldburg e.V.<br />

–Mitglied des Sachverständigen Beirats der<br />

Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten<br />

–Beiratsmitglied des Museums Kirche in Franken,<br />

Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim<br />

–Wissenschaftliches Mitglied der Historischen<br />

Kommission Hessen<br />

–Beiratsmitglied des Instituts für moderne Kunst,<br />

Nürnberg<br />

Hess, Daniel: Mitglied des Nationalkomitees des<br />

Corpus Vitrearum Deutschland<br />

–Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des<br />

Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft e.V.<br />

–Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats zur<br />

Einrichtung des Herzog Anton Ulrich-Museums<br />

Braunschweig<br />

Jooss, Birgit: Mitglied des Wissenschaftlichen<br />

Beirats der Archive der Stiftung Preußischer<br />

Kulturbesitz, Berlin<br />

–Mitwirkung an der Plattform »KOOP Litera –<br />

Das Kompetenz-Netzwerk für Nachlässe«<br />

Kammel, Frank Matthias: Mitglied des Wissenschaftlichen<br />

Beirats des Deutschen Vereins für<br />

Kunstwissenschaft e.V.<br />

232<br />

–Vorstandsmitglied des Vereins zur Erhaltung<br />

der Lorenzkirche e.V., Nürnberg<br />

Krutisch, Petra: Vorstandsmitglied/Schatzmeisterin<br />

im International Councils of Museums –<br />

International Committee of Decorative Arts<br />

(ICOM-ICDAD)<br />

Nuding, Matthias: Zweiter Vertreter Bayerns in<br />

der Numismatischen Kommission der Länder in<br />

der Bundesrepublik Deutschland e.V.<br />

Selheim, Claudia: Vorstand der Arbeitsgruppe<br />

»Sachkultur und Museum« der Deutschen Gesellschaft<br />

für Volkskunde.<br />

Deutsches Kunstarchiv Mitglied des Arbeitskreises<br />

Archive der Leibniz-Gemeinschaft<br />

Historisches Archiv Mitglied des Arbeitskreises<br />

Archive der Leibniz-Gemeinschaft


Verwaltungsrat<br />

Präsident Prof. Dr. h.c. Klaus-Dieter Lehmann,<br />

Vorsitzender<br />

Vorsitzender der Aufsichtsräte Hans-Peter<br />

Schmidt, stellv. Vorsitzender<br />

Generaldirektor a.D. Prof. Dr. Hermann<br />

Rumschöttel, Schriftführer<br />

Christof Freiherr von und zu Aufsess, stellv.<br />

Schriftführer<br />

Regierungspräsident von Mittelfranken<br />

Dr. Thomas Bauer<br />

Seine Königliche Hoheit Herzog Franz von<br />

Bayern<br />

Ministerpräsident a.D. Dr. Günther Beckstein<br />

Prof. Dr. Adriaan de Jong<br />

Generaldirektorin Dr. Renate Eikelmann<br />

Landesbischof Dr. Johannes Friedrich<br />

Generaldirektorin Dr. Sabine Haag<br />

Ministerialdirigent Hans Georg Koch<br />

Regierungsdirektorin Dr. Karin Korn-Riedlinger<br />

Ministerialdirigent Dr. Gerold Letko<br />

Dr. Hans-Dietrich von Loeffelholz-Colberg<br />

Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly<br />

Staatsminister a.D. Prof. Dr. Dr. h. c. Hans<br />

Joachim Meyer<br />

Museumsdirektor a.D. Dr. Joachim M. Plotzek<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung Dr. Ingo<br />

Riedel<br />

Generaldirektor Prof. Dr. Martin Roth<br />

Maria-Elisabeth Schaeffler<br />

Ministerialdirigent Anton Schmid<br />

Bundesminister a.D. Dr. Oscar Schneider<br />

Burghauptmann Günter Schuchardt<br />

Leitender Ministerialrat Dr. Peter Wanscher<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Prof. Dr. Ruth-E. Mohrmann, Vorsitzende<br />

Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer, stellv. Vorsitzender<br />

Dr. Armand Baeriswyl<br />

Dr. Monique Fuchs<br />

Prof. Dr. Roland Kanz<br />

Prof. Dr. Małgorzata Omilanowska<br />

Prof. Dr. Conny Sibylla Restle<br />

Prof. Dr. Bernd Roeck<br />

Prof. Dr. phil. Dr. med. habil. Renate Wittern-<br />

Sterzel<br />

Organisation und Personal<br />

Mitarbeiter<br />

Auflistung aller unbefristet und befristet beschäftigten<br />

Mitarbeiter (Beamte mit Amtsbezeichnung)<br />

am 31.12.2010<br />

Generaldirektion<br />

Prof. Dr. G. Ulrich Großmann, Generaldirektor<br />

Dr. Daniel Hess, Ltd. Museumsdirektor und<br />

1. Stellvertreter<br />

Dr. Jutta Zander-Seidel, Museumsdirektorin und<br />

2. Stellvertreterin<br />

Dr. Stefan Rosenberger, Verwaltungsdirektor<br />

Sekretariat:<br />

Jocelyne Sauer<br />

Domenica Bär<br />

Sabine Dotterweich<br />

Referat für Wissenschaftsmanagement<br />

und Marketing<br />

Dr. Andrea Langer<br />

Dr. Christian Vogel<br />

Ingrid Kalenda M.A.<br />

Maria-Liselotte Mirle<br />

Dagmar Sachse<br />

Außenstellen<br />

Kaiserburg-Museum<br />

Prof. Dr. G. Ulrich Großmann<br />

Schloss Neunhof<br />

Dr. Silvia Glaser-Schnabel<br />

Sammlungen<br />

Gemälde bis 1800<br />

Dr. Daniel Hess, Ltd. Museumsdirektor, Leiter des<br />

Programmbereichs Ungebundene Forschung<br />

Dr. Thomas Eser<br />

Dr. Dagmar Hirschfelder<br />

Skulptur bis 1800<br />

Dr. Frank Matthias Kammel, Museumsdirektor,<br />

Leiter des Programmbereichs Sonderausstellungen<br />

Kunsthandwerk bis 1800<br />

Dr. Ralf Schürer<br />

Dr. Thomas Schindler<br />

Kunst des 19./20. Jahrhunderts (bis 1945)<br />

Dr. Ursula Peters, Oberkonservatorin<br />

233<br />

Kunst des 20. Jahrhunderts (ab 1945)<br />

Dr. Birgit Jooss<br />

Graphische Sammlung<br />

Dr. Yasmin Doosry<br />

Dr. Claudia Valter<br />

Klaus Hochholdinger<br />

Karl Pöhlmann, Betriebssekretär<br />

Klaus Schmidt, Betriebssekretär<br />

Münzkabinett<br />

Dr. Matthias Nuding<br />

Hans Janocha<br />

Rechtsaltertümer<br />

Dr. Matthias Nuding<br />

Volkskunde, Spielzeug, Judaica<br />

Dr. Claudia Selheim<br />

Möbel<br />

Dr. Petra Krutisch, Oberkonservatorin<br />

Vor- und Frühgeschichte<br />

Dr. Tobias Springer, Oberkonservator<br />

Historische Musikinstrumente<br />

Dr. Frank P. Bär, Oberkonservator, Leiter des<br />

Programmbereichs Forschungsservice<br />

Wissenschaftliche Instrumente, Waffen,<br />

Pharmazie<br />

Dr. Martin Baumeister<br />

Dr. Tobias Springer, Oberkonservator<br />

Gewerbemuseum und Design<br />

Dr. Silvia Glaser-Schnabel<br />

Textilien und Schmuck<br />

Dr. Jutta Zander-Seidel, Museumsdirektorin,<br />

Leiterin des Programmbereichs Sammlungen<br />

Forschungsservice<br />

Historisches Archiv<br />

Dr. Matthias Nuding<br />

Deutsches Kunstarchiv<br />

Dr. Birgit Jooss<br />

Petra Oaikhinan M.A.<br />

Sandra Sichermann, Dipl. Kulturwissenschaftlerin<br />

Daniela Uher M.A.


Mitarbeiter Historisches Archiv/<br />

Deutsches Kunstarchiv<br />

Paul Jaxy<br />

Betti Roth<br />

Ursula Sawitzki<br />

Barbara Schapoks (bis November 2010)<br />

Bibliothek<br />

Dr. Johannes Pommeranz, Bibliotheksoberrat<br />

Wissenschaftlicher Dienst<br />

Dr. Christiane Lauterbach<br />

Mitarbeiter in Projekten<br />

Dr. Barbara Rök<br />

Dr. Ingo Wiwjorra<br />

Erwerbung<br />

Irene Brunner, Dipl.-Bibliothekarin (FH)<br />

Ingrid von der Emden-Riedel<br />

Sigrid Klein<br />

Martina Pfahler, Dipl.-Bibliothekarin (FH)<br />

Katalogisierung<br />

Ulrike Anthes, Dipl.-Bibliothekarin (FH)<br />

Andrea Kollinger, Bibliotheksamtsfrau<br />

Daniela Meidlinger, Dipl.-Bibliothekarin (FH)<br />

Sabine Windisch, Dipl.-Bibliothekarin (FH)<br />

Schrifttum<br />

Dr. Otto Gast<br />

Lesesaal und Magazin<br />

Ulrike Albert<br />

Monika Eisenkolb<br />

Herbert Gradl<br />

Max Löwe (Altersteilzeit)<br />

Anna Zinz<br />

Sekretariat, Fernleihe<br />

Monika Eisenkolb<br />

Reinhilde Uttinger<br />

Katalogkarten, Altbestandskonvertierung,<br />

Digitalisierung<br />

Emma Harwart<br />

Buchbinderei<br />

Simone Lorenz<br />

Michael Pörzgen<br />

Fotostelle<br />

Dr. Claudia Selheim<br />

Ute Bock<br />

Bianca Hendl-Slowik<br />

Georg Janßen<br />

Monika Runge<br />

Sebastian Tolle<br />

Museums- und Kulturinformatik<br />

Dr. Siegfried Krause<br />

Robert Frauenschläger, Verwaltungsinspektor<br />

Said Habib M.A.<br />

Georg Hohmann M.A.<br />

Gudrun Libnow, Dipl.-Kulturwissenschaftlerin<br />

Institut für Kunsttechnik und Konservierung<br />

Dr. Arnulf von Ulmann, Institutsleiter<br />

Oliver Mack M.A., stellv. Institutsleiter<br />

Gemälde und Skulpturen<br />

Lisa Eckstein, Dipl.-Restauratorin<br />

Beate Fücker, Dipl.-Restauratorin<br />

Elisabeth Taube, Dipl.-Restauratorin<br />

Martin Tischler M.A.<br />

Glas, Keramik, Edelmetall<br />

Annika Dix, Dipl.-Restauratorin (FH)<br />

Bettina Guggenmos<br />

Simone Hänisch<br />

Möbel<br />

Martin Meyer, Dipl.-Ing. (FH)<br />

Volkskunde, Spielzeug<br />

Ilona Stein, Dipl.-Restauratorin (FH)<br />

Vor- und frühgeschichtliche Sammlungen<br />

Ute Meyer-Buhr<br />

Susanne Rohm, Dipl.-Restauratorin (FH)<br />

Wissenschaftliche Instrumente und Waffen<br />

Roland Schewe M.A.<br />

Textilien<br />

Ada Hinkel<br />

Petra Kress, Dipl.-Restauratorin (FH)<br />

Sabine Martius<br />

Musikinstrumente<br />

Klaus Martius<br />

Oed, Stefan<br />

Georg Ott, Dipl.-Restaurator (FH)<br />

Markus Raquet, Dipl.-Restaurator (FH)<br />

Bücher<br />

Frank Heydecke<br />

Graphik<br />

Roland Damm, Dipl.-Restaurator<br />

Christine Erhard<br />

Alexandra Scheld<br />

Archivalien<br />

Christiane Meinert, Dipl.-Restauratorin (FH)<br />

Museumstechnik<br />

Lothar Muschiol<br />

Verlag<br />

Christine Kupper M.A.<br />

Eva Tatjana Niebel M.A. (bis Oktober 2010)<br />

Registrar und Ausstellungsorganisation<br />

Dr. Anne-Cathrin Schreck<br />

Martin Erhardt<br />

Christian Katzsch<br />

Anja Löchner, Dipl.-Museologin (FH)<br />

Christian Miano<br />

234<br />

Verwaltung/Technik<br />

Dr. Stefan Rosenberger, Verwaltungsdirektor,<br />

Gesamtleitung und Leiter Verwaltung<br />

Verwaltung<br />

Johannes Brunner<br />

Gisela Dücker<br />

Klaus Grillenberger, Museumsobersekretär<br />

Jürgen Hofmann, Verwaltungsinspektor<br />

Lothar Krauser, Verwaltungsamtsrat<br />

Ursula Liebich, Verwaltungshauptsekretärin<br />

Sigrid Lorenz, Verwaltungsrätin<br />

Cornelia Miedaner<br />

Andrea Schneider<br />

Gerlinde Schweikl<br />

Renate Stock<br />

Eric Welch<br />

Rita Wolkersdorfer, Dipl.-Betriebswirtin (FH)<br />

Sekretariats- und Schreibdienst<br />

Angelika Diehm<br />

Claudia Tomandl<br />

Karin Weiskopf<br />

Sicherheitsdienste<br />

Oberaufsicht<br />

Josef Böhm<br />

Werner Stritesky<br />

Aufsicht<br />

Herbert Brinek, Betriebssekretär<br />

Gerhard Förtsch<br />

Bruno Frühauf<br />

Michael Hofmann<br />

Klaus Lamprecht<br />

Ursula Langhammer<br />

Ralph Machwürth<br />

Johannes Müller<br />

Alfredo Miano<br />

Swetlana Neuwirt<br />

Roland Paul<br />

Wolfgang Schmidt<br />

Stefan Schneider<br />

Gerhard Schornbaum<br />

Peter Winkowski, Betriebssekretär<br />

Siegfried Zettner<br />

Pforte<br />

Simone Darlau<br />

Eintrittskasse<br />

Evelin Bujnoch-Zink<br />

Wachdienst<br />

Alfred Bujnoch<br />

Gerhard Joksch<br />

Peter Ruzicka, Betriebssekretär<br />

Hans-Jürgen Schanz


Technisches Büro<br />

Horst Gollwitzer, Technischer Amtsrat<br />

Frank Stolpmann, Dipl.-Ing.<br />

Gabriele Christodoulides<br />

Ursula Sawitzki<br />

Werkstätten, Hausmeister<br />

Christine Bauer<br />

Michael Biedermann<br />

Jürgen Bogendörfer<br />

Willi Bogner, Hauptwerkmeister<br />

Anita Hammer<br />

Konrad Held<br />

Roland Helldörfer<br />

Rainer Hopf<br />

Kurt Jakob<br />

Erwin Kocher, Technischer Hauptsekretär<br />

Michael Kraft, Hauptwerkmeister<br />

Manfred Lobenstein, Technischer Hauptsekretär<br />

Thomas Reichel<br />

Hans-Werner Roth<br />

Wolfgang Schanderl, Oberwerkmeister<br />

Lars Sonntag<br />

Günter Steiner, Betriebssekretär<br />

Reinhold Teichmann, Betriebssekretär<br />

Wissenschaftliche Volontäre<br />

Dr. des. Stephanie Gropp (Graphische<br />

Sammlung)<br />

Andrea Kappes M.A. (Gemälderestaurierung)<br />

Dr. des. Almuth Klein (Möbel)<br />

Anja Kregeloh M.A. (Textilien und Schmuck)<br />

Dr. des. Sabrina Kühn (Deutsches Kunstarchiv)<br />

Katharine Leiska M.A. (Historische Musikinstrumente,<br />

in Kooperation mit der Hochschule<br />

für Musik Nürnberg)<br />

Franziska Pfefferkorn M.A. (Historische<br />

Musikinstrumente/MIMO-Projekt)<br />

Frauke Schott, Dipl.-Rest. Univ.<br />

(Möbelrestaurierung)<br />

Wissenschaftliche Hilfskräfte<br />

Peggy Große M.A.<br />

Sebastian Gulden M.A.<br />

Evelyn Smoler M.A.<br />

Sabine Tiedtke M.A.<br />

Kathrin Vogelsang M.A.<br />

Studentische Hilfskräfte<br />

Konstantin Batury<br />

Lisa Einzmann<br />

Anna Fech<br />

Juliane Hamisch<br />

Helen Kohler<br />

Nicole Limbacher<br />

Marianne Makarenko<br />

Stephanie Mayer<br />

Jessica Rentél<br />

Petra Schneider<br />

Oriana Theisen<br />

Julia Woltermann<br />

Praktikanten im Studium, Praxissemester,<br />

Diplomanden, Studienaufenthalte<br />

Elke Ackermann<br />

Katja Ackermann<br />

Anna-Maria Artinger<br />

Julia Badaljan<br />

Isabelle Berger<br />

Hendrik Bise<br />

Chen-Po Chen<br />

Raphael Doths<br />

Thomas Ellinger<br />

Magdalena Engel<br />

Andrea Gachstetter<br />

Michael Herrmann<br />

Lisa Heubeck<br />

Peter Bernhard Hinkelmanns<br />

Theresa Hobelsberger<br />

Cornelia Jünger<br />

Xenia Kanzler<br />

Neila-Felicitas Kemmer<br />

Susanne Kummer<br />

Saskia Mattern<br />

Ilka Mestermacher<br />

Susanne Michels<br />

Melissa Möller<br />

Annmarie Carola Neher<br />

Bernd Paulus<br />

Derya Pektas<br />

Katharina Polster<br />

Konstantin Preisigke<br />

Manfred Rachwal<br />

Tanja Reindl<br />

Anna-Maria Rössler<br />

Ramona Roth<br />

Daniela Sandner<br />

Veronika Schreck<br />

Stefanie Schrödel<br />

Franziska Sonnwald<br />

Anja Straub<br />

Sabine Volckmar<br />

Tanja Walow<br />

Nora Weinelt<br />

Johanna Ziegler<br />

235<br />

Assoziierte Wissenschaftler<br />

Dr. Anja Grebe<br />

Claudia Hagenguth M.A.<br />

Dr. Eduard Isphording<br />

Dr. Claudia Maué<br />

Dr. Hermann Maué<br />

Dr. Adelheid Müller<br />

Dr. Ruth Negendanck<br />

Dr. Eberhard Slenczka<br />

Jana Stolzenberger M.A.<br />

Dr. Ursula Timann<br />

Dr. Manfred Welker<br />

Fördermaßnahmen (Agentur für Arbeit/NOA)<br />

Werner Ascherl<br />

Johann-Günther Brendel<br />

Markus Brock<br />

Markus Ginzinger<br />

Franz Klarwein<br />

Petra Krämer<br />

Vojtech Lukasiewycz<br />

Elena Milchenko<br />

Alexander Schmidt<br />

Manfred Schmidt<br />

Peter Stehlik<br />

Christian Wapp<br />

Günter-Michael Wirl<br />

Olena Yasynova<br />

Ehrenamtliche Mitarbeiter<br />

Dr. Irmtraud von Andrian-Werburg<br />

Daniela Elgner M.A.<br />

Monika Fedrau<br />

Johann Hofmann<br />

Günter Körner<br />

Roland Kudernatsch M.A.<br />

Werner Mader<br />

Dr. Claudia Merthen<br />

Peter Müller<br />

Dr. Dominik Radlmaier<br />

Helga Schäfer<br />

Willi Schillinger<br />

Gisela Westphal<br />

Erna White-Mißbach


Geburtstage feierten<br />

65. Geburtstag<br />

Jürgen Musolf (31.03.1945)<br />

Herbert Horneber (05.04.1945)<br />

Reinhold Schwartz M.A. (12.07.1945)<br />

Dr. Johannes Willers (02.09.1945)<br />

George Christodoulides (15.09.1945)<br />

70. Geburtstag<br />

Jürgen Bahlack (15.01.1940)<br />

Richard Reith (18.02.1940)<br />

Ingrid Balg (10.05.1940)<br />

Roland Kudernatsch (12.05.1940)<br />

Hubert Weidl (27.07.1940)<br />

Gerda Hagen (07.08.1940)<br />

Heidi Hofmann (17.10.1940)<br />

Georg Barthelmeß (03.11.1940)<br />

75. Geburtstag<br />

Dr. Eduard Isphording (31.01.1935)<br />

Johann Schuldes (05.04.1935)<br />

Otto Schuldes (05.04.1935)<br />

Erika Weiland (05.04.1935)<br />

Helga Cagnea (07.06.1935)<br />

80. Geburtstag<br />

Johann Kanzler (26.03.1930)<br />

Bernhard Scheidel (08.05.1930)<br />

Maria Dünnebacke (22.05.1930)<br />

Ursula Frenzel (27.09.1930)<br />

85. Geburtstag<br />

Willibald Langer (20.03.1925)<br />

Dr. Günther Bräutigam (06.07.1925)<br />

Rudolf Höhenberger (09.12.1925)<br />

25. Dienstjubiläum feierten<br />

Peter Ruzicka (01.07.2010)<br />

Frank Heydecke (13.08.2010)<br />

Robert Frauenschläger (01.09.2010)<br />

Klaus Martius (01.09.2010)<br />

Martin Meyer (29.11.2010)<br />

Mitarbeiter, die ausgeschieden sind<br />

wegen Ruhestand bzw. Rentenbeginn<br />

George Christodoulides<br />

Herbert Horneber<br />

Werner Menzel<br />

Jürgen Musolf<br />

Reinhold Schwartz M.A.<br />

Helga Szabo<br />

Dr. Johannes Willers<br />

Michael Würtenberger<br />

nach Befristung oder Auflösung des<br />

Arbeitsverhältnisses<br />

Thomas Bauereiß<br />

Kathrin Bißmann M.A.<br />

Norma Dallhammer-Schadwinkel<br />

Michael Otto Diehl<br />

Christine Dippold M.A.<br />

Anna Theresa Drake<br />

Sandra Engelhardt<br />

Julia Fersch<br />

Dr. Birgit Friedel<br />

Richard von Hesler<br />

Hendrikje Loof M.A.<br />

Ulla Willis<br />

in Fördermaßnahmen<br />

Helga Cinelli<br />

Rüdiger Graf<br />

Petra Haas<br />

Hild von Hausen-Cazaux<br />

Martin Karl<br />

Elena Maximova<br />

Es verstarben<br />

(soweit dem Museum bekannt wurde)<br />

im Ruhestand<br />

Martha Höfler (07.01.2010)<br />

Heinz-Friedrich Dieroff (11.05.2010)<br />

Richard Reith (13.11.2010)<br />

Günter Raum (Dez. 2010)<br />

Henny Leitsmann (13.12.2010)<br />

Dr. Wolfgang Pülhorn (24.12.2010)<br />

im aktiven Dienst<br />

Eva Tatjana Niebel M.A. (14.10.2010)<br />

Barbara Schapoks (04.11.2010)<br />

236<br />

Gremien<br />

Forschungskommission<br />

Dr. Daniel Hess, Vorsitzender<br />

Dr. Frank P. Bär<br />

Dr. Silvia Glaser-Schnabel<br />

Prof. Dr. G. Ulrich Großmann<br />

Dr. Frank Matthias Kammel<br />

Dr. Andrea Langer<br />

Dr. Stefan Rosenberger<br />

Dr. Claudia Selheim<br />

Dr. Arnulf von Ulmann<br />

Dr. Jutta Zander-Seidel<br />

Verlagskommission<br />

Dr. Thomas Brehm<br />

Prof. Dr. G. Ulrich Großmann<br />

Dr. Petra Krutisch<br />

Christine Kupper M.A., Vorsitzende<br />

Dr. Andrea Langer<br />

Gudrun Libnow<br />

Dr. Anne-Catrin Schreck<br />

Dr. Claudia Selheim<br />

Dr. Tobias Springer<br />

Dr. Christian Vogel<br />

Dr. Jutta Zander-Seidel<br />

Personalrat<br />

Ursula Liebich, 1. Vorsitzende<br />

Ingrid von der Emden-Riedel, 2. Vorsitzende<br />

Johannes Brunner<br />

Evelin Bujnoch-Zink<br />

Kurt Jakob<br />

Schwerbehindertenvertreterin<br />

Simone Darlau (bis 30.11.2010)<br />

Angelika Diehm (ab 01.12.2010)<br />

Gleichstellungsbeauftragte<br />

Cornelia Miedaner


I. Sammlungen und Außenstellen<br />

Monat Sammlungen darunter Kaiserburg- Schloss alle<br />

Schüler Museum Neunhof*<br />

Januar 10.341 1.237 3.426 13.767<br />

Februar 9.494 1.902 4.253 13.747<br />

März 16.547 2.419 5.541 22.088<br />

April 15.603 1.777 8.361 763 24.727<br />

Mai 18.004 1.300 15.810 832 34.646<br />

Juni 9.070 1.473 9.445 510 19.025<br />

Juli 15.477 3.810 16.334 394 32.205<br />

August 19.613 478 15.179 566 35.358<br />

September 15.577 1.350 9.522 396 25.495<br />

Oktober 19.587 3.050 9.430 29.017<br />

November 14.382 1.206 5.954 20336<br />

Dezember 10.793 2.114 8.321 19.114<br />

Summe 174.488 22.116 111.576 3.461 289.525<br />

*geöffnet von April bis September<br />

II. Sonderausstellungen(mit gesonderten Eintrittskarten bzw. Besucherzählung)<br />

GNM-Besucherstatistik 2010<br />

»Plakativ! Produktwerbung im Plakat«<br />

18.11.2009–11.04.2010<br />

Januar 5.926<br />

Februar 5.269<br />

März 6.580<br />

April 4.900<br />

Besuche während der gesamten Laufzeit: 32.418 22.675<br />

»Wunderbare Bücherwelten. Moderne Druckkunst aus Hamburg»<br />

09.12.2009–11.04.2010<br />

Januar 3.126<br />

Februar 2.256<br />

März 2.518<br />

April 2.171<br />

Besuche während der gesamten Laufzeit: 12.640 10.081<br />

»Mythos Burg«<br />

08.07.2010–07.11.2010<br />

Juli 9.829<br />

August 12.999<br />

September 10.299<br />

Oktober 14.453<br />

November 8.758<br />

237<br />

56.338<br />

»Reisebegleiter. Koffer-Geschichten 1750 bis heute«<br />

08.12.2010--01.05.2011<br />

Dezember 2.815<br />

2.815<br />

Summe Sonderausstellungen 91.909


III. Wissenschaftliche Einrichtungen<br />

Monat Bibliothek Graphische Hist. Archiv und Deutsches alle<br />

Sammlung Münzkabinett Kunstarchiv<br />

Januar 235 178 23 18 454<br />

Februar 303 203 34 28 568<br />

März 326 187 40 47 600<br />

April 246 191 47 48 532<br />

Mai 226 65 46 20 357<br />

Juni 283 54 48 34 419<br />

Juli 298 52 18 52 420<br />

August 310 41 30 48 429<br />

September 288 63 26 32 409<br />

Oktober 217 67 21 39 344<br />

November 269 54 28 42 393<br />

Dezember 164 48 17 28 257<br />

Summe 3.165 1.203 378 436 5.182<br />

IV. Veranstaltungen<br />

5Konzerte »Musica Antiqua« 1.426<br />

Vortragsreihe »Aus dem Deutschen Kunstarchiv« 371<br />

Sonstige 17.386<br />

Summe Veranstaltungen 19.183<br />

V. Gesamtzahl der Besuche 2010<br />

Sammlungen und Außenstellen 289.525<br />

Sonderausstellungen 91.909<br />

Wissenschaftliche Einrichtungen 5.182<br />

Veranstaltungen 19.183<br />

Summe der Besuche 405.799<br />

238


Kunst- und KulturpädagogischesZentrum (KPZ) im GNM<br />

Erlebnisorientierte Angebote in anregender<br />

Atmosphäre werden nicht nur von<br />

Gruppen, sondern auch bei einem Familienausflug<br />

ins Museum besonders geschätzt.<br />

Daher hat das Kunst- und Kulturpädagogische<br />

Zentrum der Museen in<br />

Nürnberg (KPZ) sein diesbezügliches<br />

Angebot auch im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong><br />

deutlich erweitert. Besonders<br />

inspirierend war dafür die Sonderausstellung<br />

»Mythos Burg«, die viele Familien<br />

mit Kindern anzog. Ein Quiz, das unter<br />

verschiedenen Fragestellungen durch die<br />

Ausstellung führte, die dem Thema »Burg«<br />

angepasste sonntägliche Malstunde,<br />

spezielle Kinder-Eltern-Aktionen und<br />

Kinderführungen sowie eine gut besuchte<br />

Burgenbauwerkstatt beim mittelalterlichen<br />

Museumsfest zählten zu dem ausdifferenzierten<br />

Angebot für Familien während der<br />

Laufzeit dieser Ausstellung. Im schulischen<br />

Bereich wurden vier unterschiedliche Angebote<br />

für verschiedene Klassenstufen<br />

entwickelt, die ebenfalls sehr gut nachgefragt<br />

wurden.<br />

Da Ausstellungen an sich bereits ein<br />

hohes kommunikatives Potenzial besitzen,<br />

ist es folgerichtig, auch in der Vermittlung<br />

interaktive, kommunikative Elemente stärker<br />

zu berücksichtigen. Für die beiden<br />

Sonderausstellungen »Mythos Burg« und<br />

»Reisebegleiter« hat das KPZ im Jahr<br />

2010 diverse interaktive Ausstellungseinheiten<br />

konzipiert.<br />

Eine qualitätvolle Vermittlung, die sich<br />

an den Erwartungen und Bedürfnissen<br />

der Besucher orientiert, ist Grundlage der<br />

museumspädagogischen Arbeit. Zur kontinuierlichen<br />

Qualitätssicherung setzt das<br />

KPZ seit Jahren Feedbackbogen bei allen<br />

schulischen Veranstaltungen ein. Zudem<br />

Abb. 31<br />

Kinder-Eltern-Aktion<br />

in der Ausstellung<br />

»Mythos Burg«<br />

Abb. 32<br />

Kindergeburtstag<br />

im GNM<br />

239<br />

wurde nun auch in einem Leitfaden fixiert,<br />

welche Elemente für eine gute personale<br />

Vermittlungsarbeit relevant sind. Dieser<br />

Leitfaden dient den freien Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern zur Vor- und Nachbereitung<br />

ihrer Veranstaltungen und ist<br />

Grundlage für die Hospitationen und das<br />

Coaching durch die festangestellten Museumspädagogen.


KPZ-Jahresstatistik 2010<br />

KPZ Abteilung I<br />

(Schulen und Jugendliche)<br />

Für das GNM war ein geringer Zuwachs<br />

um 16 auf insgesamt 926 KPZ-Veranstaltungen<br />

für Schulen und Jugendliche<br />

festzustellen. Besonders gut angenommen<br />

wurde trotz der für Schulen ungünstigen<br />

Laufzeit über die Sommermonate<br />

hinweg die große Sonderausstellung<br />

»Mythos Burg« mit 99 Veranstaltungen.<br />

»Plakativ!« erfüllte mit 49 Buchungen<br />

ebenfalls die Erwartungen. Allgemeine<br />

Museumsführungen in den Daueraus-<br />

stellungen erfreuten sich zunehmender<br />

Beliebtheit, nicht nur bei Gruppen von<br />

außerhalb.<br />

Aus schulischer Sicht müssen die Inhalte<br />

von Ausstellungen lehrplanrelevant<br />

sein, sich zur Eigenaktivität eignen und<br />

möglichst auch Bezüge zur Lebenswelt<br />

der Kinder und Jugendlichen aufweisen.<br />

Die im Jahr 2010 zu verzeichnenden<br />

Rückgänge der Buchungen von Grundund<br />

Hauptschulen zeigen diesbezügliche<br />

Defizute in den den diversen Wechselausstellungen.<br />

Eine weitere Rolle spielen die<br />

Schwierigkeiten der Gymnasien im Zuge<br />

<strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong> Gruppen Teilnehmer<br />

Dauerausstellung 715 15.051<br />

Veranstaltungen für Multiplikatoren<br />

(Studierende, Lehrer etc.) 13 305<br />

Angebote für Besucher mit Behinderung 6 72<br />

Dürer-Weg 2 38<br />

Ferienangebote/Sonderaktionen 16 206<br />

752 15.672<br />

Sonderausstellung »Plakativ!« 49 1.056<br />

Sonderausstellung »Mythos Burg« 99 2.260<br />

Sonderausstellung »Reisebegleiter« 1 26<br />

149 3.342<br />

Summe <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong> 901 19.014<br />

Kaiserburg-Museum 20 444<br />

Dauerausstellung 23 516<br />

Ferienangebote/Sonderaktionen 1 19<br />

Summe <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong> 24 535<br />

Schloss Neunhof<br />

Dauerausstellung 1 12<br />

Gesamtsumme <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>,<br />

Kaiserburg-Museum und Schloss Neunhof 926 19.561<br />

240<br />

der G8-Umstellung. Die Verkürzung der<br />

Gymnasialzeit steht ebenso außerschulischen<br />

Aktivitäten entgegen wie die statistische<br />

Erhebung von Unterrichtsgängen<br />

als Fehlzeiten. Attraktive Präsentationen<br />

und museumspädagogische Angebote<br />

werden daher eher im Rahmen von<br />

Nürnberg-Aufenthalten auswärtiger<br />

Gymnasialklassen gebucht als von Gymnasien<br />

vor Ort. Sollte sich die Gewichtung<br />

außerschulischer Aktivitäten in den<br />

Gymnasien nicht generell verbessern, ist<br />

in den nächsten Jahren mit weiteren Rückgängen<br />

zu rechnen.


KPZ Abteilung II<br />

(Erwachsene und Familien)<br />

Im GNM stieg die Zahl der vom KPZ<br />

organisierten Veranstaltungen für Erwachsene<br />

und Familien deutlich an. Besonders<br />

stark nachgefragt waren mit insgesamt<br />

600 Terminen gebuchte Führungen für<br />

Erwachsene –eine Steigerung von beachtlichen<br />

37% im Vergleich zum Vorjahr.<br />

Insbesondere die Eröffnung der<br />

neuen Dauerausstellung »<strong>Renaissance</strong>.<br />

<strong>Barock</strong>. Aufklärung« zog mit 167 gebuchten<br />

Gruppenführungen das Interesse<br />

zahlreicher Besucher auf sich. Insgesamt<br />

192 Gruppen wurden durch die Sonderausstellungen<br />

»Plakativ!«, »Wunderbare<br />

Bücherwelten«, »Mythos Burg« und »Reisebegleiter«<br />

geführt, wobei »Mythos<br />

Burg« mit 118 Führungen die Liste zahlenmäßig<br />

anführt.<br />

Nach wie vor sehr umfangreich ist das<br />

Angebot an öffentlichen Führungen im<br />

GNM, also solchen für Einzelbesucher.<br />

Themenführungen und Gesprächsreihen<br />

in der Dauerausstellung werden dabei<br />

ebenso wie die Rundgänge durch Sonderausstellungen<br />

mit durchschnittlich<br />

20 Teilnehmern pro Veranstaltung sehr<br />

gut nachgefragt. Die sonntäglichen Ange-<br />

241<br />

bote für Familien und Kinder (Kinderführungen,<br />

Kinder-Eltern-Aktionen, Kindermalstunde)<br />

sind mit über 100 Terminen<br />

weiterhin gut besetzt. Die Zahl der Kindergeburtstage,<br />

die im GNM, in Schloss<br />

Neunhof oder im Kaiserburg-Museum gefeiert<br />

wurden, stieg um 25 auf 142 Veranstaltungen<br />

an.<br />

Mit den 517 Führungen zum Kennenlernen<br />

des Museums, die im Jahr 2010<br />

auf gewohnt engagierte Weise vom<br />

Team der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des KPZ durchgeführt<br />

wurden, konnten insgesamt 5.254<br />

GNM-Besucher erreicht werden.<br />

Gesamt gebucht öffentlich<br />

<strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong> Gruppen Teilnehmer Gruppen Teilnehmer Gruppen Teilnehmer<br />

Ehrenamtliche Führungen<br />

zum Kennenlernen des Museum 517 5.254 517 5.254<br />

Glanzpunkte des GNM 230 4.152 230 4.152<br />

Führungen in den Dauerausstellungen 11 199 11 199<br />

Themenführungen 83 1.407 83 1.407<br />

Gesprächsreihen 61 1.698 61 1.698<br />

Fremdsprachige Führungen 40 417 40 417<br />

Kooperationsführungen 8 185 8 185<br />

Blaue Nacht 22 722 22 722<br />

Kunstkurse für Erwachsene und Jugendliche 37 319 37 319<br />

Kindermalstunden 44 493 44 493<br />

Kindergeburtstage 113 1.174 113 1.174<br />

Familienangebote 70 1.891 70 1.891<br />

Neue Dauerausstellung<br />

»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung« 201 3.628 167 2.957 34 671<br />

1.437 21.539 521 8.482 916 13.057<br />

Sonderausstellung<br />

»Wunderbare Bücherwelten« 20 100 2 20 18 80<br />

Sonderausstellung »Plakativ!« 113 2.314 66 1.216 47 1.098<br />

Sonderausstellung »Mythos Burg« 221 4.451 118 1.955 103 2.496<br />

Sonderausstellung »Reisebegleiter« 8 148 6 132 2 16<br />

362 7.013 192 3.323 170 3.690<br />

Summe <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong> 1.799 28.552 713 11.805 1.086 16.747<br />

Kaiserburg-Museum<br />

Führungen 3 45 3 45<br />

Blaue Nacht 7 156 7 156<br />

Kindergeburtstage 23 237 23 237<br />

Familienangebote 2 40 2 40<br />

Summe Kaiserburg-Museum 35 478 26 282 9 196<br />

Schloss Neunhof<br />

Führungen 46 625 15 315 31 310<br />

Familienangebote 2 27 2 27<br />

Kindergeburtstage 6 71 6 71<br />

Summe Schloss Neunhof 54 723 21 386 33 337<br />

Gesamtsumme <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>,<br />

Kaiserburg-Museum und Schloss Neunhof 1.888 29.753 760 12.473 1.128 17.280


Drittmittelprojekte des KPZ<br />

10 x10ins Museum gehen<br />

Für das Schuljahr 2009/2010 erhielten<br />

10 Klassen der Jahrgangsstufen 1und 2<br />

von Förderschulen die Gelegenheit, aus<br />

dem Gesamtprogramm des KPZ 10 Veranstaltungen<br />

zu wählen. Jede Klasse wurde<br />

in den verschiedenen Nürnberger Museen<br />

und bei allen Veranstaltungen von<br />

jeweils einer Museumspädagogin betreut.<br />

Dadurch konnte sich ein persönlicher Bezug<br />

entwickeln, der die Arbeit mit den<br />

Kindern erleichterte. Das Projekt beabsichtigte<br />

eine nachhaltige kulturpädagogische<br />

Förderung durch Impulsveranstaltungen<br />

und nutzte dabei die vielfältigen<br />

Möglichkeiten des Museums als Lernort.<br />

Nachhaltige kulturelle Bildung ist gerade<br />

für Kinder aus sozial benachteiligten, bildungsfernen<br />

Schichten von großer Bedeutung.<br />

Sie unterstützt jene in ihrer individuellen<br />

Entwicklung und wirkt sozialer<br />

Ausgrenzung entgegen. Museen als Orte<br />

der Bildung und Auseinandersetzung mit<br />

dem kulturellen Erbe bieten vielfältige Ansatzpunkte,<br />

eigenständiges Lernen zu fördern,<br />

kreative Fähigkeiten zu entwickeln<br />

und den kulturellen Horizont zu erweitern.<br />

Kinder in Förderschulen stammen zu<br />

einem Großteil aus sozial benachteiligten<br />

Familien und sind mit Entwicklungsund/oder<br />

Lernhemmnissen belastet.<br />

Auswertungsgespräche mit Lehrkräften<br />

und Museumspädagoginnen ergaben,<br />

dass das Museum für die Kinder zur vertrauten<br />

Umgebung wurde, in der sie vielfältige<br />

Anregungen erfuhren und ihre persönlichen<br />

Fähigkeiten entwickeln konnten.<br />

Auch für die Arbeit in der Schule wirkten<br />

sich die Museumsbesuche positiv aus.<br />

Die Sparkasse Nürnberg unterstützte<br />

das Projekt »10 x10ins Museum gehen«<br />

als Sponsor und übernahm die Eintrittsund<br />

Materialkosten sowie die Kostenbeiträge<br />

für die Museumspädagogik.<br />

Sommerakademie<br />

Am 21. Juli fand im Rahmen der Berufsorientierung<br />

für Schüler der 8. Jahrgangsstufe<br />

und der Klassen 9M aus vier Nürnberger<br />

Hauptschulen eine Sommerakademie<br />

im GNM statt, die von der<br />

Industrie- und Handelskammer Nürnberg<br />

finanziell unterstützt wurde. Sie bestand<br />

aus den Modulen Gestalten in der Fläche<br />

Iund II, Körpersprache, Gestalten im<br />

Raum und mediale Präsentation. Die<br />

Schülerinnen und Schüler waren unabhängig<br />

vom jeweiligen Klassenverband in<br />

fünf Gruppen eingeteilt und durchliefen<br />

alle Module. In ihnen konnten sie intensiv<br />

ihre Fähigkeiten erproben, Stärken entdecken,<br />

Hinweise auf vorhandene Defizite<br />

bekommen und erfahren, wie diese<br />

vielleicht ausgeglichen werden könnten.<br />

Selbst- und Fremdwahrnehmung spielten<br />

ebenso eine Rolle wie der gestalterische<br />

Umgang mit Farben und Formen. Hinweise<br />

auf persönliche Stärken sollten die<br />

Schülerinnen und Schüler in ihrer Berufsorientierung<br />

unterstützen.<br />

Führungen für Gehörlose<br />

Der Rotary Club Nürnberg unterstützt bereits<br />

seit vielen Jahren die museumspädagogische<br />

Vermittlung für Menschen<br />

mit Behinderung. Dabei finanziert der<br />

Club die Honorare für die Gehörlosendolmetscherin,<br />

die die Führungen begleitet<br />

und die Erklärungen der KPZ-Museumspädagogen<br />

in die Gebärdensprache<br />

übersetzt. Es entstehen rege Diskussionen<br />

innerhalb der Gruppe und mit den Vermittlern<br />

über das Gesehene. Die Führungen<br />

finden vor allem im GNM und in der<br />

Kunsthalle Nürnberg statt. Es hat sich eine<br />

treue Anhängerschaft hörbehinderter<br />

Kunstinteressierter gefunden, die regelmäßig<br />

an den Führungen teilnimmt und<br />

dieses Angebot sehr schätzt.<br />

242<br />

Kooperationsprojekte des KPZ<br />

Kooperation mit der Akademie<br />

Caritas-Pirckheimer-Haus<br />

Das KPZ arbeitet im Bereich der Erwachsenenbildung<br />

seit vielen Jahren mit der<br />

Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus (cph)<br />

zusammen. Ein Beispiel hierfür ist die<br />

Führungsreihe »Bild und Bibel« im GNM.<br />

Eine Museumspädagogin und ein Jesuitenpater<br />

präsentieren dabei im Gespräch<br />

Kunstwerke des Museums und beleuchten<br />

sie jeweils aus kunsthistorischer und theologischer<br />

Perspektive. Darüber hinaus ist<br />

das KPZ auch in die Trimester-Programme<br />

der Akademie eingebunden und bereichert<br />

diese um Museumsführungen, die inhaltlich<br />

auf die jeweiligen Schwerpunkt-<br />

Themen abgestimmt sind. Durch die Bewerbung<br />

der Kooperationsvorträge sowohl<br />

im Vierteljahresprogramm des GNM<br />

als auch in den Programmen des cph<br />

wird ein großes Zielpublikum, vor allem<br />

religiös interessierte ältere Erwachsene,<br />

erreicht.<br />

Zum Schwerpunktthema »Ökumene«<br />

konzipierte das KPZ unter anderem die<br />

Führung »Die feindlichen Brüder. Propaganda<br />

als Mittel der Abgrenzung«. Zum<br />

Schwerpunktthema »Menschenwürde«<br />

wurden die Führungen »Menschenrechte<br />

–Menschenwürde. Die Straße der Menschenrechte«<br />

und »Respekt vor dem Alter.<br />

Porträtierte jenseits der Lebensmitte« erarbeitet,<br />

die jeweils im GNM stattfanden.<br />

Abb. 33<br />

Führung mit<br />

Gebärdendolmetscherin<br />

in der neuen<br />

Dauerausstellung<br />

»<strong>Renaissance</strong>.<br />

<strong>Barock</strong>. Aufklärung«


Kooperation mit dem<br />

Evang.-Luth. Dekanat Nürnberg<br />

Das Dekanat Nürnberg erarbeitete gemeinsam<br />

mit zahlreichen Einrichtungen<br />

und Verbänden ein umfangreiches Programm<br />

anlässlich des 450. Todestages<br />

des Reformators Philipp Melanchthon<br />

(1497–1560). Das KPZ war als einer<br />

der Projektpartner an der Gestaltung des<br />

Gesamtprogramms beteiligt und brachte<br />

sich unter anderem mit einer Führungsreihe<br />

im GNM ein.<br />

Melanchthons Wirken als Reformator,<br />

Theologe und Pädagoge, aber auch seine<br />

Darstellung in der Kunst wurden in<br />

der Führungsreihe im GNM thematisiert.<br />

Kunstwerke und wissenschaftliche Geräte<br />

des GNM regten dazu an, sowohl das<br />

reformatorische Wirken Melanchthons<br />

als auch weitere Aspekte seines geistigen<br />

Umfelds zu diskutieren, wie zum Beispiel<br />

die von ihm beförderte Bildungsreform<br />

oder die astronomischen Diskussionen seiner<br />

Zeit, an denen er sich ebenfalls beteiligte.<br />

Im Mai gab es vier Führungen zu<br />

den Themen »Albrecht Dürer: Philipp<br />

Melanchthon, Kupferstich«, »Schule und<br />

Bildung in der Reformationszeit«, »Melanchthon<br />

und Dürer –Humanismus und<br />

Reformation in der Kunst«, »Das Weltbild<br />

zur Zeit Melanchthons«.<br />

Kooperation mit dem Internationalen<br />

Kammermusikfestival Nürnberg<br />

Das 9. Internationale Kammermusikfestival,<br />

das vom 10. bis 17. September<br />

2010 stattfand, legte einen Programmschwerpunkt<br />

auf russische Komponisten.<br />

Zum Festivalfinale am 17. September erklang<br />

im Aufseß-Saal des GNM eine<br />

neue Kammermusikversion von Modest<br />

Mussorgskys »Bilder einer Ausstellung«.<br />

Am Tag des Konzerts führte das KPZ<br />

Kunstworkshops für über 200 Schüler aus<br />

Nürnberg und Umgebung durch (Grundschule<br />

Großgründlach, Grundschule<br />

Stein, Dr.-Theo-Schöller-Realschule und<br />

Veit-Stoß-Realschule). Die Schüler nahmen<br />

zunächst an der Generalprobe des<br />

Kammermusikorchesters teil und nutzten<br />

die Gelegenheit, den Musikern Fragen zu<br />

stellen. Anschließend setzten sie sich einerseits<br />

mit den Bildern auseinander, die<br />

Mussorgsky zu seiner Komposition angeregt<br />

hatten, andererseits ließen sie sich<br />

durch dessen Musik inspirieren. Ein Teil<br />

Abb. 34<br />

Gemeinsames<br />

kreatives Arbeiten<br />

der Schüler betrachtete das Bild »Das<br />

große Tor von Kiew«, das in Mussorgskys<br />

»Bilder einer Ausstellung« klanglich umgesetzt<br />

wurde. Auf Metallfolien malten<br />

sie eigene phantastische Tor-Architekturen,<br />

die im Aufseß-Saal zu neuen, großformatigen<br />

Toren zusammengesetzt wurden<br />

und so den Konzertsaal schmückten.<br />

Andere Schülergruppen hörten die Kompositionen<br />

Mussorgskys und malten von<br />

der Musik inspirierte abstrakte Gemälde,<br />

die ebenfalls im Aufseß-Saal gezeigt<br />

wurden.<br />

Besondere Vermittlungsangebote<br />

des KPZ<br />

Konfirmandentag<br />

Am 30. Januar 2010 fand der erste Konfirmandentag<br />

des KPZ im GNM statt. Das<br />

Motto lautete »Grenzen erfahren/Grenzen<br />

überschreiten«, wobei es um große<br />

menschliche Themen wie »Abschiede und<br />

Neuanfänge«, »Gewalt und Krieg«,<br />

»Himmel und Hölle« und »Spielarten der<br />

Liebe« ging. Insgesamt kamen ca. 150<br />

Konfirmandinnen und Konfirmanden aus<br />

den fünf Gemeinden Schwaig, Laufamholz,<br />

Reichelsdorf, St. Jobst und Seeleinsbühl-Leyh<br />

ins Museum und wurden in acht<br />

Gruppen von insgesamt 12 Museumspädagoginnen<br />

betreut. Die Jugendlichen<br />

besprachen mit den KPZ-Mitarbeiterinnen<br />

243<br />

verschiedene Kunstwerke und Objekte<br />

und verarbeiteten ihre Eindrücke dann in<br />

einer der vier Kreativ-Werkstätten. Es wurden<br />

ganz unterschiedliche Objekte betrachtet:<br />

von bronzezeitlichen Gräbern<br />

über mittelalterliche Tafelgemälde mit<br />

Darstellungen aus der christlichen Bildwelt<br />

bis hin zu modernen Gemälden, in<br />

denen Künstler ihre persönlichen Visionen<br />

von Himmel und Hölle festgehalten haben.<br />

Unterschiedliche Techniken und Materialien<br />

wurden anschließend in den<br />

Werkstätten genutzt, um dieses vielfältige<br />

inhaltliche Programm künstlerisch zu verarbeiten.<br />

Die Jugendlichen hielten Gesten<br />

der Zuneigung und Liebe in Scherenschnitten<br />

fest, schufen Collagen zum Thema<br />

Gewalt, malten Himmelsgemälde<br />

oder erstellten eine kleine Installation zum<br />

Thema »Abschied und Neuanfang«. Die<br />

Rückmeldungen der Pfarrerinnen und<br />

Pfarrer wie auch das Feedback der<br />

Jugendlichen auf die Veranstaltung war<br />

sehr positiv.<br />

Taschenspiele<br />

Für die neue Dauerausstellung »<strong>Renaissance</strong>.<br />

<strong>Barock</strong>. Aufklärung«, die das<br />

GNM im März 2010 eröffnete, konzipierte<br />

das KPZ ein besonderes Vermittlungsangebot<br />

für Familien mit Kindern ab<br />

6Jahren, die »Taschenspiele«. Sie liegen<br />

in deutscher und englischer Sprache vor.<br />

Dabei handelt es sich um eine Tasche mit


Spielen und Materialien, die kostenlos an<br />

der Museumskasse entliehen werden<br />

kann und mit der Familien eigenständig<br />

die Dauerausstellung erkunden können.<br />

Die Tasche beinhaltet auch ein Faltblatt<br />

mit einem Grundriss der Ausstellung, auf<br />

dem die insgesamt neun Stationen der<br />

Taschenspiele-Tour eingezeichnet und<br />

mit Sachinformationen versehen sind.<br />

Bei der Auswahl der neun Ausstellungsstücke,<br />

die in die Taschenspiele-Tour aufgenommen<br />

wurden, waren die Aspekte<br />

Vielfalt und Abwechslung von zentraler<br />

Bedeutung. Der didaktische Ansatz besteht<br />

darin, einen spielerischen, sinnlichen<br />

Umgang mit Museumsobjekten und mit<br />

dem Ort Museum zu ermöglichen, und<br />

die Vermittlung von Wissen und Fakten<br />

zunächst an zweite Stelle zu setzen. Ein<br />

wesentliches Anliegen ist es, Familien<br />

oder Kleingruppen von Kindern verschiedenen<br />

Alters anzuregen, miteinander in<br />

Interaktion zu treten. Die Erwachsenen<br />

und älteren Kinder lesen vor und helfen<br />

bei der Bewältigung der verschiedenen<br />

Spielansätze. Dabei werden ganz unterschiedliche<br />

Fähigkeiten angesprochen.<br />

Die jeweiligen Spielteams müssen bei den<br />

Taschenspielen genau Hinschauen, Vergleichen,<br />

Rätseln, Zuhören, Schauspielern,<br />

Anfassen und Ausprobieren.<br />

Die Taschenspiele des KPZ fügen sich<br />

ein in den museumspädagogischen<br />

Trend, Mitnahme-Materialien für Familien<br />

zu bereitzustellen, die sich deutlich von<br />

Fragebögen und reinen Wissens-Spielen<br />

in Form eines Quiz‘ unterscheiden.<br />

Von vergleichbaren Angeboten heben<br />

sich die Taschenspiele des KPZ ab durch<br />

den konsequent spielerischen Ansatz, die<br />

Vielfalt der Spielansätze und vor allem<br />

durch die sehr qualitätvolle Ausstattung.<br />

Multimedia-Audioguide des GNM<br />

Für das GNM konzipierte und realisierte<br />

das KPZ einen neuen Multimedia-Audioguide<br />

zusammen mit der Firma Linon<br />

Medien, basierend auf dem von ihnen<br />

entwickelten Programm Sophia.<br />

Auf dem Display des Geräts werden<br />

Vergleichsabbildungen zu den Museumsobjekten<br />

gezeigt, außerdem sind Grundrisse<br />

der Sammlungsräume abzurufen, anhand<br />

derer sich der Besucher orientieren<br />

kann und auf denen die Standorte der im<br />

Audioguide besprochenen Ausstellungsobjekte<br />

verzeichnet sind.<br />

Zunächst wurde im März 2010 ein<br />

Rundgang in der neuen Dauerausstellung<br />

»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung« mit<br />

ca. 30 Hörstationen realisiert, im Herbst<br />

2010 kam eine Highlight-Tour zu den<br />

Hauptwerken des Museums mit 17 Stationen<br />

dazu, und 70 weitere bedeutende<br />

Objekte wurden mit neuen Hörtexten<br />

versehen.<br />

Geplant ist, bis 2012 sämtliche ca.<br />

200 Hörtexte vom alten Audio-Informationssystem<br />

des Museums auf den neuen<br />

Multimedia-Audioguide umzustellen.<br />

244<br />

Abb. 35<br />

Blick in die<br />

»Taschenspiele«<br />

Interaktive Einheiten in der Ausstellung<br />

»Mythos Burg«<br />

Zur Ausstellung »Mythos Burg« im GNM<br />

trug das KPZ drei interaktive Einheiten<br />

bei. Sie boten den Besuchern Gelegenheit,<br />

sich mit ausgesuchten Aspekten der<br />

Ausstellung auf spielerisch-assoziative<br />

Weise intensiver auseinanderzusetzen.<br />

So konnte bei einer Station dem Werdegang<br />

eines Ritters nachgegangen werden,<br />

eine weitere widmete sich den Biografien<br />

bekannter Persönlichkeiten wie<br />

beispielsweise Oswald von Wolkenstein.<br />

Auf besonderes Interesse der Besucher<br />

stieß die dritte Station, bei der es darum<br />

ging, gängige Klischees und weit verbreitetes<br />

Halbwissen zum Thema »Leben auf<br />

der Burg« auf den Prüfstand zu stellen. Die<br />

wie auf einem Wühltisch ausgelegten Bild-<br />

Text-Karten riefen eine positive Irritation<br />

hervor. Auf der Bildseite waren unter anderem<br />

ein Schweizer Taschenmesser, eine<br />

Wasserwaage oder Büroklammern zu sehen.<br />

Drehte man die Karte um, räumte der<br />

Text mit gängigen Klischees zu Rittern,<br />

Burgen und dem Leben auf der Burg auf.<br />

Diese Informationen sollten dem Besucher<br />

helfen, sein Bild vom Mittelalter zu hinterfragen<br />

und gegebenenfalls zu korrigieren.<br />

Sporadische Beobachtungen in der Ausstellung<br />

zeigten, dass die interaktiven Einheiten<br />

als willkommene Abwechslungen<br />

angenommen und von Jung und Alt –<br />

auch gemeinsam –genutzt wurden.<br />

Abb. 36 Interaktive Station in der<br />

Ausstellung »Mythos Burg« zum<br />

»Werdegang eines Ritters«


Interkulturelle Angebote des KPZ<br />

Das interreligiöse Gespräch<br />

Ein ambitioniertes Projekt des KPZ sind<br />

die interreligiösen Gespräche im GNM.<br />

Gemeinsam mit Ko-Referenten vornehmlich<br />

der islamischen Glaubensrichtung<br />

werden Führungen im Museum durchgeführt,<br />

bei denen Kunstwerke aus christlicher<br />

und muslimischer Perspektive betrachtet<br />

werden. Beide Referenten berichten<br />

jeweils aus ihrem eigenen kulturellen und<br />

religiösen Hintergrund und beleuchten<br />

somit die Museumsobjekte in einer multiperspektivischen<br />

Sicht. Obwohl das interreligiöse<br />

Gespräch durch intensive Bewerbung<br />

auch bei muslimischen Vereinen<br />

und Interessensverbänden bekannt gemacht<br />

wurde, wird es leider fast ausschließlich<br />

von interessierten Zuhörern<br />

christlicher Glaubenszugehörigkeit besucht.<br />

Führungen in russischer Sprache<br />

Seit Herbst 2010 bietet das KPZ im<br />

GNM Führungen in russischer Sprache<br />

an, die drei- oder viermal im Monat<br />

stattfinden. Sie richten sich an kulturell<br />

interessierte russisch-stämmige Einwohner<br />

Nürnbergs, die an Museumsführungen in<br />

ihrer Muttersprache teilnehmen möchten.<br />

Die Termine, die auch in der Zeitschrift<br />

»Kultura« des Amts für Kultur und Freizeit<br />

beworben werden, stoßen auf großes<br />

Interesse und sind regelmäßig sehr gut<br />

besucht. Von allgemeinen Rundgängen<br />

durch das Museum wurde das Programm<br />

rasch auf spezielle Themenführungen umgestellt,<br />

da die regelmäßig ins Museum<br />

kommende Stammhörerschaft ein vertieftes<br />

Interesse an den Sammlungen hat.<br />

Besucher-Service<br />

Im April 2010 bot das KPZ erstmals eine<br />

Online-Buchungsmöglichkeit an. Dieser<br />

Service für die Besucher sollte die Buchung<br />

von Führungen und Schulveranstaltungen<br />

in der Sonderausstellung »Mythos<br />

Burg« erleichtern. Dabei handelt es sich<br />

um eine geleitete Anfrage per Formular<br />

mit Pflichtfeldern, die vom Kunden vorab<br />

ausgefüllt werden müssen. Grunddaten<br />

wie die Dauer der Veranstaltung, die<br />

Sprache sowie die Gruppenstärke und<br />

zwei alternative Wunschtermine werden<br />

dabei abgefragt. Dies erleichtert die weitere<br />

Bearbeitung in den Sekretariaten des<br />

KPZ, die dann den Buchungsvorgang und<br />

den weiteren Schriftverkehr wie gewohnt<br />

übernehmen. Esist geplant, die Möglichkeit<br />

der Online-Buchung speziell für<br />

große Sonderausstellungen anzubieten<br />

und sukzessive auch die Standard-Angebote<br />

des KPZ mit Online-Buchungsformularen<br />

zu versehen.<br />

245<br />

Öffentlichkeitsarbeit des KPZ<br />

Schon seit mehreren Jahren gibt es einen<br />

elektronischen Infobrief in Form eines<br />

Newsletters für die Abteilung I(Schulen<br />

und Jugendliche), der sich vorrangig an<br />

Lehrer, Erzieher und Betreuer von Jugendgruppen<br />

richtet. Seit Anfang 2010 bietet<br />

auch die Abteilung II (Erwachsene und<br />

Familien), einen Infobrief für interessierte<br />

Einzelbesucher. Er wird im zweimonatigen<br />

Rhythmus verschickt und beinhaltet die<br />

Rubriken Sehenswertes (neue Ausstellungen<br />

in den vom KPZ betreuten Museen),<br />

Wissenswertes (Führungen und Gespräche<br />

für Erwachsene) und Buntgemischtes (Angebote<br />

für Kinder und Familien).<br />

Für die Zielgruppe der Erwachsenen<br />

wurde im Frühjahr 2010 die neue Broschüre<br />

»Museen gemeinsam erleben«<br />

aufgelegt, ein Standardprogramm mit<br />

buchbaren Führungsangeboten in allen<br />

vom KPZ betreuten Museen. Neben den<br />

klassischen Museumsrundgängen zum<br />

Kennenlernen der verschiedenen Nürnberger<br />

Häuser werden dabei auch zahlreiche<br />

Spezial- und Themenführungen<br />

angeboten, die für unterschiedlichste<br />

Buchungsanlässe –von der Familienfeier<br />

bis zum Vereinsausflug –passend sind.


Überblick zur<br />

museumspädagogischen Arbeit<br />

Sonderausstellungen<br />

Plakativ! Produktwerbung im Plakat<br />

(19.11.2009 bis 11.04.2010)<br />

Öffentliche Führungen für Erwachsene:<br />

–Regelmäßige Ausstellungsführungen<br />

–Themenführungen<br />

–Gespräche vor einem Kunstwerk<br />

–Was ist Kunst?<br />

–Führung Für Gehörlose<br />

–Expertenführungen mit einem Designer, einer<br />

Werbefachfrau und einer Kommunikationswissenschaftlerin<br />

Öffentliche Angebote für Familien:<br />

–Familienführung »Oma-Opa-Enkel-Tour«<br />

Buchbare Angebote für Schulklassen:<br />

–»Kauf mich!« (ab der 7. Klasse)<br />

–Gesprächsführung (ab der 9. Klasse)<br />

–Lehrerinformationsveranstaltung am<br />

25. November 2009<br />

Wunderbare Bücherwelten.<br />

Moderne Druckkunst aus Hamburg<br />

(10.12.2009 bis 11.04.2010)<br />

Öffentliche Führungen für Erwachsene:<br />

–Regelmäßige Ausstellungsführungen<br />

–Themenführungen<br />

–Gespräche vor einem Kunstwerk<br />

Besondere Vermittlungsangebote:<br />

–Kunstkurs »Exlibris«<br />

Mythos Burg<br />

(08.07. bis 07.11.2010)<br />

Öffentliche Führungen für Erwachsene:<br />

–Regelmäßige Ausstellungsführungen<br />

–Themenführungen<br />

–Gespräche vor einem Kunstwerk<br />

Öffentliche Angebote für Familien:<br />

–Kinder-Eltern-Aktionen »Ritter aus Leidenschaft«<br />

–Kinderführungen »Greifenorden und<br />

Feuerstahl«<br />

–offene »Kinder-Burgen-Malstunde«<br />

Buchbare Angebote für Schulklassen:<br />

–»Burggeschichten« (1.–3. Klasse)<br />

–»Wir bauen eine Burg« (4.–6. Klasse)<br />

–»Artusrunde, Gral und Minnedienst«<br />

(7.–8. Klasse)<br />

–Gesprächsführung (ab der 9. Klasse)<br />

–Lehrerinformationsveranstaltung<br />

Beiträge für das Begleitprogramm:<br />

–offene Burgenbauwerkstatt und Führungen<br />

während des mittelalterlichen Museumsfestes am<br />

11. und 12.09.2010<br />

Besondere Vermittlungsangebote:<br />

–Kindertour mit Preisausschreiben (als Quiz)<br />

–drei interaktive Stationen: »Werdegang eines<br />

Ritters«, »Ritterbiografien«, »Klischees«<br />

Reisebegleiter.<br />

Koffer-Geschichten von 1750 bis heute<br />

(09.12.2010 bis 01.05.2011)<br />

Öffentliche Führungen für Erwachsene:<br />

–Regelmäßige Ausstellungsführungen<br />

–Führung für Gehörlose<br />

Öffentliche Angebote für Familien:<br />

–Kinder-Eltern-Aktionen »Ich packe meinen<br />

Koffer«<br />

–Kinderführungen »Koffergeschichten«<br />

Buchbare Angebote für Schulklassen:<br />

–Gesprächsführung (ab der 9. Klasse)<br />

Besondere Vermittlungsangebote:<br />

–drei interaktive Stationen<br />

Dauerausstellung<br />

Neue Dauerausstellung<br />

»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung«<br />

(seit März 2010)<br />

Öffentliche Führungen für Erwachsene:<br />

–Regelmäßige Führungen<br />

–Themenführungen<br />

–Gespräche vor einem Kunstwerk<br />

–Was ist Kunst?<br />

–Bild und Bibel<br />

–Führungen für Gehörlose<br />

Buchbare Angebote für Schulklassen:<br />

–»Großer Namen Meisterwerke«<br />

(ab der 7. Klasse)<br />

–»Was Bilder erzählen« (Grundschule)<br />

–»Herr Luther und seine neue Idee«<br />

(ab der 4. Klasse)<br />

246<br />

Beiträge für das Begleitprogramm:<br />

–Führungen und Kinder-Eltern-Aktionen bei<br />

den drei Schausammlungs-Sonntagen am<br />

21.03., 02.05. und 10.10.2010<br />

Besondere Vermittlungsangebote:<br />

–Taschenspiele<br />

Sonstige ständige Sammlungen<br />

Neue buchbare Führungen für Erwachsene<br />

(Neukonzeption):<br />

–»Liebe, Lust und Leidenschaft«<br />

–»Edle Helden, schöne Frauen«<br />

–»Ungewöhnliche Frauen aus fünf Jahrhunderten«<br />

–»Mythos Gold«<br />

–»Wenn jemand eine Reise tut …«<br />

–»Religiöse Kunst«<br />

–»Kleine Geschichte von Raum und Zeit«<br />

–»Das Erbe der Römer«<br />

Themenschwerpunkt »Jubiläumsjahr Meißner<br />

Porzellan«:<br />

–Themenführungen<br />

–Gespräche vor einem Kunstwerk<br />

Buchbare Angebote für Schulklassen (Neukonzeption):<br />

–Das Imperium Romanum (6.–7. Klasse)<br />

–Antike Kultur und ihr Fortleben (9.–10. Klasse)<br />

Besondere Vermittlungsangebote:<br />

–Kunstkurse für Kinder, Jugendliche und<br />

Erwachsene<br />

–Blaue Nacht: »155 Schritte nach Amsterdam«<br />

(Bodeninstallation in der Kartäuserkirche),<br />

»Künstler auf Reisen« (Hörstationen im großen<br />

Klosterhof), »Treppauf, treppab, unterwegs im<br />

Puppenhaus« (Angebot für Familien in der<br />

Spielzeugsammlung)<br />

Sonstiges:<br />

–Organisation und Konzeption von zwei<br />

Begutachtungstagen mit den Wissenschaftlern<br />

des GNM<br />

Schloss Neunhof<br />

Öffentliche Führungen in den Sommermonaten<br />

Öffentliche Kinder-Eltern-Aktionen<br />

Kaiserburg-Museum<br />

Führungen bei der Blauen Nacht<br />

Öffentliche Kinder-Eltern-Aktionen


Dr. Thomas Brehm*, Leiter, zugleich Leitung der<br />

Abteilung I (Schulen und Jugendliche)<br />

Dr. Jessica Mack-Andrick, stellvertretende<br />

Leiterin, zugleich Leitung der Abteilung II<br />

(Erwachsene und Familien)<br />

Buchungsdienst und Sekretariat<br />

Irene Fischer-Kauschke *<br />

Kerstin Günther-Duffek *<br />

Maud Mahlich*<br />

Helga Szabó<br />

Marizza Szilvássy<br />

Werkstatt<br />

Leonhard Kehr<br />

Hauptamtliche Museumspädagogen<br />

Gesa Büchert M.A.*<br />

Christina Löbbert*<br />

Lioba Pilgram*<br />

Dr. Ingmar Reither*<br />

Wolfgang Sachße*<br />

Dr. Anna Scherbaum*<br />

Pirko Schröder*<br />

Pamela Straube*<br />

Mitarbeiter/innen in beiden Abteilungen<br />

Michaela Baetz M.A.<br />

Alexander Berdich<br />

Teresa Bischoff M.A.<br />

Gisela Blome<br />

Marion Bongartz<br />

Christine Caradec-Drexler<br />

Andreas Clemens<br />

Johannes Dornisch<br />

Sandra Engelhardt<br />

Lea Grabbe, Dipl. Sozpäd.<br />

Dr. Anja Grebe<br />

Latifa Habib<br />

Christiane Haller<br />

Anna Handick<br />

Gabriele Harrassowitz<br />

Dr. Matthias Hausmann<br />

Brunhild Holst, S+R<br />

Irene Keil, Dipl. Relpäd.<br />

Johanna Kläver, Dipl. Designerin<br />

Larissa Kopp<br />

Doris Lautenbacher<br />

Stefanie Leisenheimer<br />

Danièle List<br />

Sylvie Ludwig<br />

Thomas May<br />

Margit Mayer<br />

Sandra Mayer<br />

Mitarbeiter des Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrums<br />

(Stand 31.12.2010)<br />

Dieter Merkel<br />

Gabriele Murko M.A.<br />

Oliver Nagler M.A.<br />

Antje Neumann M.A.<br />

Steffi Nikol<br />

Ingrid Petermann<br />

Sabine Peters M.A.<br />

Andreas Puchta M.A.<br />

Ulrike Rathjen M.A.<br />

Dr. Anke Reiß<br />

Doris Ritter<br />

Ursula Rössner<br />

Margit Schmidt-Pickulicki<br />

Dr. Ingeborg Seltmann<br />

Sarah C.D. Slenczka M.A.<br />

Dorothea Sturm M.A.<br />

Dr. Alexandra Stein-Tasler<br />

René Volbert M.A.<br />

Regina Weckström-Besser<br />

André Widmann<br />

Erika Wirth, Dipl. Sozpäd.<br />

Stefan Wolf M.A.<br />

Sigrid Zilm M.A.<br />

Angelica Zingerle<br />

Mitarbeiter/innen in der Abteilung I<br />

(Schulen und Jugendliche)<br />

Rafiq Aldoais<br />

Nadja Bleistein<br />

Gudrun Dietzfelbinger<br />

Tanja Elm<br />

Carla Gengaroli-Bauer<br />

Sylvia Günther M.A. **<br />

Said Habib<br />

Elke Kollar<br />

Hans Kusber<br />

Dr. Elke Mahler<br />

Ruth Novak, Dipl. Sozpäd.<br />

Julia Pumpf<br />

Eva-Maria Raschpichler<br />

Alexandra Rauh<br />

Christiane Reuter M.A.<br />

Angelika Schaumann **<br />

Astrid Seichter, Dipl. Relpäd. ***<br />

Dr. Claudia Siegel-Weiß<br />

Stephanie Sollner<br />

Eva Storbeck<br />

Heilwig Svandrlik<br />

Mitarbeiter/Innen in der Abteilung II<br />

(Erwachsene und Familien)<br />

Susanne Bodendorf<br />

Cornelia Boerdlein<br />

Günter Braunsberg M.A.<br />

Bettina Büttner<br />

247<br />

Karen Christenson M.S.B.A.<br />

Thony Christie<br />

Annika Dix<br />

Karin Ecker<br />

Waltraud Eisenbacher<br />

Frank Gillard M.A.<br />

Dr. Monica Giorgetti Stierstorfer<br />

Ursula Gölzen<br />

Jutta Gschwendtner<br />

Marion Heinzl<br />

Ute Heise<br />

Gudrun Heucke<br />

Ingrid Hingler M.A.<br />

Erika Luise Hoegl M.A.<br />

Alexandra Hojenski<br />

Annette Horneber<br />

Erika Kasten<br />

Irmgard Kloss<br />

Agata Kokotowski<br />

Anette König<br />

Roswitha Kotzurek<br />

Michael Kraus M.A.<br />

Hildegard Kretzschmar<br />

Bettina Kummert<br />

Sofie Linnenbaum<br />

Yinghui Liu<br />

Ursula Meyer-Eisfeld<br />

Ingeborg Neuhold<br />

Barbara Ohm<br />

Michaela Puchinger<br />

Christine Schneider<br />

Traute Schwarz<br />

Zoe Seiferlein<br />

Zehra Sen<br />

Wolfgang Stadter<br />

Jana Stolzenberger<br />

Martin Turner<br />

Claudia Valverde<br />

Elena Vassilieva<br />

Ingrid Wambsganz M.A.<br />

Kerstin Wegner M.A.<br />

Elisabeth Weiskopf<br />

Christian Weiß<br />

Hilde Wießner<br />

* Beschäftigte der Stadt Nürnberg<br />

** Delegierte des Freistaats Bayern<br />

*** Delegierte der Evang.-Luth. Landeskirche


Wie in jedem Jahr erhielt das Germanische <strong>Nationalmuseum</strong><br />

von Privatpersonen und Institutionen Geschenke<br />

und Stiftungen. Das Museum bedankt sich besonders bei:<br />

Konrad Adenauer, Köln; Sibylle Appuhn-Radtke, München;<br />

Gisela Bachmann, Karlsruhe; Gabriele Bachner,<br />

Eggenfelden; Dr. Frank Bär, Nürnberg; Nortraud Bart,<br />

Falkenthal; Hertha Bauer, Nürnberg; Dr. Werner Binner,<br />

Schmiedmühlen; Margarete Bolza-Greis, Ockersheim;<br />

Claus Bößenecker, Nürnberg; Frau Brüggen, Nürnberg;<br />

Johannes Brunner, Nürnberg; Bundesarchiv Berlin;<br />

Dr. Dorothea Caspary, Nürnberg; Elisabeth Clasen, Bad<br />

Neuenahr; Gerhard Götze, Wachtberg; Brigitte Felixmüller,<br />

Hamburg; Karl-Heinz Flöhr, Nürnberg; Hellmuth Florack,<br />

Hamburg; Dr. Klaus Freckmann, Berlin; Dagmar Marga<br />

Emily Gemes, Stephanskirchen; Dr. Walter Grasser,<br />

München; Prof. Dr. G. Ulrich Großmann, Fürth; Gertruda<br />

Gruber-Goepfertova, Rosenheim; Johannes Grützke, Berlin;<br />

Therese Guggenmos, Irsee; Katja Hajek, Stuttgart; Bernhard<br />

Heisig, Havelaue; Helge Holdmann, Kolbenmoor; Wolfgang<br />

Honsig-Erlenburg, St. Georgen a. Längsee/Österreich; Emelie<br />

Itschert, Garmisch-Partenkirchen; Friderike Jabs, Niestertal;<br />

Kurt Jakob, Nürnberg; Erich Kammel, Lichtenau/Baden;<br />

Helene Kammel, Werdau; Ruth Keller, Bonn; Reinhold Klose,<br />

Kaufering; Elisabeth und Herbert Knoll, Roßtal; Herbert<br />

Koller, Nürnberg; Hans Kraus, Erlangen; Helmut Kregeloh,<br />

Fulda; Elke Küpfer, Nürnberg; Wendula Lasserre-Ziegert,<br />

Lausanne/Schweiz; Dr. Dankwart Leistikow, Dormagen;<br />

Lise Loos, Nürnberg; Hans-Günter Löwe, Hamburg; Tönnies<br />

Maack, Hamburg; Gabriele Maischner, Köln; Barbara<br />

Erwerbungen<br />

248<br />

Mammel, Nürnberg; Gerhard Martin, München; Dr. Erwin<br />

Neupert, Nürnberg; Dr. Lisa Öhler, Kassel; Dr. UrsulaPeters,<br />

Nürnberg; Dr. Gerd Presler, Weingarten; Eckhard<br />

Prochaska, Maintal; Nicol Puchner, München; Gertraud<br />

Quehl, Nürnberg; Dr. Heinrich Ragaller, Seeshaupt; Alfons<br />

Reger, Waldthurn; Else Schäfer-Jäckle, Nürnberg; Annette<br />

Scherer, Nürnberg; Helga Scherer, Ludwigshafen; Alfred<br />

Schmidt, Nürnberg; Angela Barbara Renata Schnegg-<br />

Steinhauser, München; Wolfgang Schreiner, Bad Steben;<br />

Dr. Stephan Graf von der Schulenburg, Frankfurt a.M.;<br />

Schweizer Heimatschutz, Zürich/Schweiz; Dr. Claudia<br />

Selheim, Nürnberg; Gerhart Söhn, Düsseldorf; Ilse Söllner,<br />

Nürnberg; Stadt Östringen; Dr. Peter Strieder, Nürnberg;<br />

Eike Uebe, Bamberg; Susanne Wetzel-Kerschbaumer,<br />

München; Dr. Johannes Willers, Nürnberg; Werner Wittig,<br />

Nürnberg; Beate Ziegert, Toronto/Kanada; Christophe<br />

Ziegert, Lausanne/Schweiz.<br />

Bei rund einem Viertel der dauerhaft ausgestellten Exponate<br />

im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong> handelt es sich um<br />

langfristige Leihgabenaus öffentlicher Hand, verschiedenen<br />

Stiftungen oder Privatbesitz. Ein Teil dieser Objekte befindet<br />

sich schon seit dem 19. Jahrhundert im Museum. Im Jahr<br />

2010 stellten folgende Leihgeber bedeutende Werke und<br />

Archivalien neu zur Verfügung: DekaBank Deutsche Girozentrale,<br />

Frankfurt a.M.; Ludwig-Forum, Aachen; Nikolaus<br />

Münch, Münsingen; Pegnesischer Blumenorden, Nürnberg;<br />

Vereinigung für Verfassungsgeschichte, Hofgeismar. Ihnen<br />

und allen übrigen Leihgebern sei herzlich gedankt.


Zwei Substratorien<br />

a. Christus am Kreuz zwischen Maria und<br />

Johannes, links die Heiligen Jakobus d.Ä.<br />

und Barbara, rechts Dorothea und Apollonia<br />

Inv.Nr. Gew 5125 (Abb. 37). Danzig (?),<br />

2. Hälfte 15. Jahrhundert. Stickgrund Leinen,<br />

ungefärbt, Leinwandbindung, Stickerei Seide,<br />

mehrere Farben, Stiel-, Spaltstich, Applikationen<br />

Seidenstickerei auf ungefärbtem Leinengrund,<br />

mehrere Farben, Stiel-, Spalt-, Platt-, Knötchen-,<br />

Spannstich, Anlegetechnik; Besatz: Seide, gelb,<br />

braun, Lampas, lanciert mit zusätzlicher Florkette,<br />

Schlaufenbildung durch Lancierschuss aus Metallfaden,<br />

Lahn goldfarben, Seele Seide, gelb, rechts<br />

Webkante, Flechtborte Seide, grün, Metallfaden,<br />

Häutchen versilbert, Seele Leinen, Futter<br />

Leinen, Leinwandbindung, rosafarben; Fransenborte:<br />

Seide, rot, grün, weiß. H. 129,0 cm (mit<br />

Fransenborte), B. 78,0 cm.<br />

b. Christus am Kreuz zwischen Maria und<br />

Johannes, am Kreuzesfuß kniend Maria<br />

Magdalena<br />

Inv.Nr. Gew 5126 (Abb. 38). Danzig (?), 2.<br />

Hälfte 15. Jahrhundert. Stickgrund Leinen, ungefärbt,<br />

Leinwandbindung, Stickerei Seide, mehrere<br />

Farben, Stiel-, Spalt-, Spannstich, Schlingenbildung<br />

durch überdrehten Faden, Applikationen<br />

Seiden- und Metallstickerei auf ungefärbtem<br />

Leinengrund, mehrere Farben, Metallfaden Lahn,<br />

goldfarben, Seele Seide, ungefärbt, Spalt-, Knötchen-,<br />

Spannstich, plastische Stickerei; Besatz:<br />

Seidensamt, braun, Kettatlas, Flor geschnitten,<br />

links Webkante, Stickerei Metallfaden, Lahn<br />

goldfarben,Seele Seide, ungefärbt, Anlegetechnik,<br />

Schlingstich, Futter Leinen, Leinwandbindung,<br />

rosafarben; Fransenborte: Seide, rot, grünbraun,<br />

weiß. H. 113,0 cm (mit Fransenborte), B. 78,0 cm.<br />

Das Mittelstück, lat. substratorium (Unterlage),<br />

war Teil der Bekleidung des christlichen<br />

Altars. Bei der Eucharistiefeier lag<br />

es unter dem unverzierten, an das Leichentuch<br />

Christi erinnernde Korporale,<br />

auf dem der Priester Brot und Wein zur<br />

Wandlung in den Leib und das Blut Christi<br />

bereitete. Besatz und Fransenborte hingen<br />

frontal über Altartuch und Mensa<br />

herab.<br />

Die teilweise direkt auf dem Leinengrund,<br />

überwiegend jedoch auf einem<br />

auf das Grundtuch applizierten Leinengewebe<br />

ausgeführten Stickereien nehmen<br />

auf den eucharistischen Gebrauch Bezug.<br />

Bei beiden Mittelstücken verweist die zentrale<br />

Kreuzigung mit der Gottesmutter<br />

Kunst- und kulturgeschichtliche Sammlungen<br />

Abb. 37<br />

Substratorium mit<br />

Christus am Kreuz,<br />

2. Hälfte 15. Jh.<br />

Maria und dem Evangelisten Johannes<br />

auf den Opfertod Christi, der im Messopfer<br />

unblutigerneuertwird. Vier stehende<br />

Heilige bzw. die am Kreuzesfuß trauernde<br />

Maria Magdalena erweitern jeweils<br />

die Hauptgruppe, die die Evangelistensymbole<br />

in Vierpässen und florale Motive<br />

einmal als Bordüre, das andere Mal in<br />

flächiger Verteilung umgeben. Den unteren<br />

Abschluss bilden 12 bzw.15 cm hohe<br />

Seidenbesätze mit rosafarbenem Leinenfutter<br />

und Borten aus abwechselnd roten,<br />

grünen und weißen Seidenfransen. So-<br />

249<br />

wohl der braun-gelbe Samtbrokat von<br />

Inv.Nr. Gew 5125 als auch der dunkelbraune,<br />

in Anlegetechnik mit goldfarbenem<br />

Metallfaden bestickte Seidensamt<br />

von Inv.Nr. Gew 5126 weisen deutliche<br />

Gebrauchs- und Alterungsspuren auf;<br />

Fehlstellen geben den Blick auf das rosafarbene<br />

Leinenfutter frei, das bei beiden<br />

Besätzen an den vier Seiten nach vorne<br />

umgeschlagen ist. Die Materialkombination<br />

aus Leinen, Seidensamt und Fransenborte<br />

entspricht spätmittelalterlichen Inventarbelegen<br />

für leinene Altartücher mit


Abb. 38a Detail aus Abb. 38<br />

»sammat leisten« und »gefrenns«.<br />

Im 15. Jahrhundert war die Danziger<br />

Marienkirche eines der größten europäischen<br />

Gotteshäuser, in dem an rund 50<br />

Altären zeitweise mehr als 120 Priester<br />

die Messe lasen. Entsprechend zahlreich<br />

waren die dafür benötigten Paramente,<br />

die, nachdem sie in nachreformatorischer<br />

Zeit in Vergessenheit geraten waren, erst<br />

im 19. Jahrhundert wiederentdeckt wurden.<br />

Als Besonderheit dürfen die aus<br />

Danzig überlieferten Mittelstücke gelten,<br />

die sich anders als liturgische Gewänder<br />

aus kostbaren Seidenstoffen nur selten erhalten<br />

haben. Das 1931 bis 1938 von<br />

Walter Mannowsky vorgelegte Corpuswerk<br />

des Paramentenschatzes enthält 35<br />

Mittelstücke, die in Gestaltung und Ausführung<br />

ein hohes Maß an Übereinstimmung<br />

kennzeichnet. Als Hauptgruppe<br />

250<br />

Abb. 38<br />

Substratotium mit<br />

Christus am Kreuz,<br />

2. Hälfte 15. Jh.<br />

überwiegt die Kreuzigung zwischen Maria<br />

und Johannes; daneben finden sich<br />

Agnus Dei, Kreuztragung, Ecce Homo<br />

und mariologische Themen. Den unteren<br />

Abschluss bilden durchweg Samtbesatz<br />

und Fransenborte.<br />

Mit dem jüngsten Ankauf besitzt das<br />

Germanische <strong>Nationalmuseum</strong> fünf Substratorien<br />

aus der Danziger Marienkirche,<br />

von denen drei (Inv.Nr. Gew 4088 bis<br />

Inv.Nr. Gew 4090) bereits 1960 aus<br />

dem Nachlass Otto Bernheimer (1877–<br />

1960) erworben wurden. Da sie sämtlich<br />

bei Mannowsky verzeichnet sind, müssen<br />

sie aus den kriegsbedingt nach Thüringen<br />

und Bayern ausgelagerten Teilen des<br />

Paramentenschatzes in den Kunsthandel<br />

gelangt sein. Bildschmuck und Komposition<br />

derTücher verweisenauf serielle Praktiken<br />

bei der Herstellung, wie sie mittlerweile<br />

für zahlreiche mittelalterliche<br />

Textilwerkstätten nachgewiesen sind. Die<br />

Kreuzigungsgruppe mit Maria Magdalena<br />

und die Evangelistensymbole von<br />

Inv.Nr. Gew 5126 (Abb. 38) sind aufs<br />

engste mit den entsprechenden Motiven<br />

von Inv.Nr. Gew 4088 aus der Sammlung<br />

Bernheimer verwandt; Vierpässe<br />

und Evangelistensymbole von Inv.Nr.<br />

Gew 5125 (Abb. 37) kehren auf dem<br />

Mittelstück Inv.Nr. Gew 4090 wieder,<br />

während die weiblichen Heiligen nach<br />

derselben Vorlage mit geringfügigen Modifikationen<br />

seitenrichtig und gespiegelt<br />

sowie in wechselnden Farbgebungen<br />

ausgeführt wurden. Für die Übertragung<br />

der Vorlagen auf den textilen Bildträger<br />

konnten sowohl Lochpausverfahren als<br />

auch der Modeldruck nachgewiesen werden.<br />

Nach ihnen führten Sticker innerhalb<br />

einer gewissen Variationsbreite Figuren<br />

und Figurengruppen auf Vorrat aus,<br />

wofür sich die Applikationstechnik anbot.<br />

1875 erwarb das Berliner Kunstgewerbemuseum<br />

gestickte Evangelistensymbole<br />

mit und ohne Vierpässe sowie Engelsfiguren<br />

aus dem Danziger Paramentenschatz,<br />

bei denen an vorgefertigte Appliken für<br />

Substratorien zu denken wäre, sofern die<br />

Motive nicht zum Verkauf von zerschlissenen<br />

Tüchern abgetrennt worden sind.<br />

Stil und Ausführung der Stickereien<br />

sprechen für eine örtliche Produktion, die<br />

offenbar dem Anspruch an die Mittelstücke<br />

genügte, während für kostbare Ornate<br />

vorgefertigte Stickereien in hoher


Qualität etwa aus Böhmen nach Danzig<br />

importiert wurden. Die mit finanzieller Unterstützung<br />

der Abegg-Stiftung erworbenen<br />

Altartücher ergänzen den Bestand<br />

Danziger Paramente im Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>, dessen Grundstock<br />

1875 der Ankauf von 64 Gewebefragmenten<br />

legte. Mit liturgischen Seiden, einem<br />

Mittelstück und drei als Depositum<br />

der Union Evangelischer Kirchen in der<br />

Evangelischen Kirche Deutschland (EKD)<br />

überlassenen Kaseln ist er seit 2006 wieder<br />

in der Schausammlung präsent.<br />

Lit.: Walter Mannowsky: Der Danziger Paramentenschatz.<br />

Kirchliche Gewänder und Stickereien<br />

aus der Marienkirche, Bd. 4. Berlin 1933,<br />

Kat.Nr. 297–323, bes. 308 (Inv.Nr. Gew<br />

5125) und 312 (Inv.Nr. Gew 5126) sowie<br />

Ergänzungsband Neue Funde 1937. Leipzig<br />

1938, N.F. 16–N.F. 23. –Zuden Berliner Objekten<br />

vgl. Europäische Stickereien vom Mittelalter<br />

bis zum Jugendstil aus der Textilsammlung<br />

des Berliner Kunstgewerbemuseums. Bearb. von<br />

Eva Mühlbächer (= Bestandskatalog des Kunstgewerbemuseums,<br />

20). Berlin 1995, S. 29,<br />

Kat.Nr. 16–18. –Weiterführend vgl. Joseph<br />

Braun: Handbuch der Paramentik. Freiburg i.Br.<br />

1912, S. 238. –Evelin Wetter: Böhmische Bildstickerei<br />

um 1400. Die Stiftungen in Trient, Brandenburg<br />

und Danzig. Berlin 2001. –Evelin Wetter:<br />

Die Makulaturfunde unter Brandenburger<br />

Paramentenstickereien. In: Liturgische Gewänder<br />

und andere Paramente im Dom zu Brandenburg.<br />

Hrsg. von Helmuth Reihlen. Regensburg/Riggisberg<br />

2005, S. 79–88. –Jutta Zander-Seidel:<br />

Liturgische Gewänder und Insignien. In: Mittelalter.<br />

Kunst und Kultur von der Spätantike bis<br />

zum 15. Jahrhundert (= Die Schausammlungen<br />

des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 2). Nürnberg<br />

2007, S. 309–323, bes. S. 321–323. –<br />

Juliane von Fircks: Serienproduktion im Medium<br />

mittelalterlicher Stickerei. Holzschnitte als Vorlagenmaterial<br />

für eine Gruppe mittelrheinischer<br />

Kaselkreuze des 15. Jahrhunderts. In: Reiche<br />

Bilder. Aspekte zur Produktion und Funktion von<br />

Stickereien im Spätmittelalter. Hrsg. von Uta-<br />

Christiane Bergemann/Annemarie Stauffer.<br />

Regensburg 2010, S. 65–82.<br />

Erworben aus dem Kunsthandel<br />

Jutta Zander-Seidel/<br />

Ada Hinkel (technologische Angaben)<br />

Viola da gamba<br />

Inv.Nr. MI 959 (Abb. 39). Matthias Hummel,<br />

Nürnberg, 1714. Gestochener Zettel: »Matthias<br />

Hum[m]el//Lauten und Geigen=macher in Nürnberg/ANNO<br />

[hs.] 1714«. Decke Nadelholz,<br />

dreiteilig, Zargen geflammter Ahorn, Boden<br />

Ahorn, zweiteilig; dunkler, rotbrauner Lack;<br />

Innenkonstruktion größtenteils erneuert, Stimmbrett<br />

wahrscheinlich original, Zubehör modern.<br />

L. 113,0 cm, L. Korpus 67,8 cm, B. Korpus<br />

29,7/22,8/39,8 cm (Decke); H. Zarge<br />

12,3 cm, Deckenmensur 37,2 cm.<br />

Matthias Hummel (1640/50– ca. 1715)<br />

war ein zu seiner Zeit hoch geschätzter<br />

Lauten- und Geigenmacher. Orientiert an<br />

Modellen Jacob Stainers (1617–1683)<br />

baute er vor allem Geigen, Bratschen und<br />

Violoncelli, fertigte aber auch Violen da<br />

gamba. Mit seiner Tätigkeit legte Hummel<br />

den Grundstein für eine lange Werkstatttradition,<br />

in der sich bis ins frühe<br />

19. Jahrhundert hinein die namhaftesten<br />

Saiteninstrumentenmacher Nürnbergs<br />

aneinanderreihen.<br />

Die erworbene Viola da gamba von<br />

Hummel hat nicht zuletzt durch ihren Umbau<br />

zum Violoncello einige bauliche Eingriffe<br />

erlebt. Unter anderem wurden Hals<br />

und Schnecke ausgetauscht, und auch<br />

die Innenkonstruktion ist größtenteils jüngeren<br />

Datums. Durch seine originalen Bestandteile<br />

zieht das Instrument allerdings<br />

einige Aufmerksamkeit auf sich: Der originale<br />

Zettel –auf der Innenseite des Bodens<br />

angebrachter Herstellernachweis –<br />

mit der Jahresangabe 1714 weist das<br />

Instrument als sehr spätes Zeugnis<br />

Hummel’scher Arbeit aus. Die Schalllöcher<br />

in C-Form unterscheiden es von den<br />

meisten anderen bekannten Violen da<br />

gamba Hummels. Diese lehnten sich an<br />

dem Stainer’schen Modell an und sind<br />

dementsprechend meist mit F-Löchern<br />

versehen. Während die Instrumente mit<br />

F-Löchern die Frage aufwerfen, ob und<br />

inwieweit sich die Familien der Viola da<br />

gamba und der Viola da braccio im Bereich<br />

der größeren Instrumente eindeutig<br />

voneinander scheiden lassen, scheint es<br />

sich bei dem vorliegenden Instrument mit<br />

C-Löchern tatsächlich um eine Viola da<br />

gamba gehandelt zu haben.<br />

Das Germanische <strong>Nationalmuseum</strong><br />

besaß bisher drei Streichinstrumente von<br />

Hummel: eine Violine von 1681 (Inv.Nr.<br />

MI 419), eine Violine von 1690 (Inv.Nr.<br />

251<br />

Abb. 39 Matthias Hummel,<br />

Viola da gamba, Nürnberg, 1714<br />

MI 473) und eine Tanzmeistergeige von<br />

1698 (Inv.Nr. MIR 765). Das erworbene<br />

Instrument ist eine wichtige Ergänzungder<br />

bisherigen Bestände, da es das erste tiefe<br />

Instrument Hummels in der Sammlung des<br />

Museums ist. Die Anschaffung gewinnt zusätzlich<br />

dadurch an Bedeutung, dass nur<br />

eine kleine Zahl erhaltener Hummel’scher<br />

Violen da gamba bekannt ist.<br />

Lit.: Klaus Martius: Matthias Hummel und die<br />

Viola da gamba in Nürnberg. In: Leopold<br />

Widhalm und der Nürnberger Lauten- und<br />

Geigenbau im 18. Jahrhundert. Hrsg. von<br />

Klaus Martius. Frankfurt a.M. 1996, S. 48–57.<br />

–Klaus Martius: Abermals vermehrte Nachrichten<br />

von Nürnberger Geigenmachern. In: Leopold<br />

Widhalm 1996, S. 16–42, bes. S. 16–17. –<br />

Willibald Leo Freiherr von Lütgendorff: Die<br />

Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis<br />

zur Gegenwart, Bd. 2. Frankfurt a.M. 1922,<br />

S. 233–234 sowie Bd. 3: Ergänzungsband.<br />

Hrsg. von Thomas Drescher. Tutzing 1990, S. 281.<br />

Erworben aus Privatbesitz<br />

Katharine Leiska


Medaillen auf die<br />

Französischen Revolution<br />

a. Rückkehr König Friedrich Wilhelms II.<br />

von Preußen vom Feldzug gegen Frankreich<br />

Inv.Nr. Med 15000 (Abb. 40) .Daniel und<br />

Friedrich Loos, Berlin, 1793. Bronze, geprägt.<br />

Dm. 37,0 mm, 25,2 g.<br />

Vs. Brustbild des Königs, nach rechts<br />

gerichtet. An der Schärpe trägt er den<br />

Schwarzen Adlerorden. Umschrift<br />

FRIEDR[ICH] WILH[ELM] II HELD UND<br />

VATER SEINES VOLKES. Neben dem<br />

Orden die Signatur LOOS.<br />

Rs. In einem Lorbeerkranz die Inschrift<br />

WEIH IHM/SEIN VOLK/VERDIENTE<br />

KRAENZE/BEFREIET HAT ER/<br />

DEUTSCHLANDS GRAENZE/NUN<br />

KEHRET ER/DEIN STOLZ/DEIN GLÜCK/<br />

MIT HULD UND LIEBE/DIR ZURÜCK.<br />

Unterhalb ANKUNFT IN BERLIN/DEN<br />

8NOVEMBER 1793.<br />

Die Medaille nimmt Bezug auf die siegreiche<br />

Kampagne der verbündeten Preußen<br />

und Österreicher gegen das revolutionäre<br />

Frankreich im ersten Koalitionskrieg.<br />

Einer der dabei erzielten Erfolge war die<br />

Einnahme der 1792 von den Franzosen<br />

besetzten Stadt Mainz im Juli 1793, auf<br />

die dieselben Künstler, Daniel Loos<br />

(1735–1819) und sein Sohn Friedrich<br />

(um 1767– vor 1819), ebenfalls eine<br />

Medaille schufen. Die Herrschaft Friedrich<br />

Wilhelms II., des Neffen Friedrichs<br />

des Großen, der nie aus dessen Schatten<br />

herauszutreten vermochte, wird heute insgesamt<br />

eher kritisch bilanziert.<br />

Lit.: Zu den Medailleuren vgl. Klaus Sommer: Die<br />

Medaillen des Königlich-Preußischen Hof-<br />

Medailleurs Daniel Friedrich Loos und seines<br />

Ateliers. Osnabrück 1981, Kat.Nr. A38,<br />

S. 55. –Weiterführend vgl. David E. Barclay:<br />

Friedrich Wilhelm II. (1786–1797). In: Preußens<br />

Herrscher. Von den ersten Hohenzollern bis<br />

Wilhelm II. Hrsg. von Frank-Lothar Kroll.<br />

München 2006, S. 179–196. –Franz Dumont/<br />

Ferdinand Scherf/Friedrich Schütz: Mainz.<br />

Die Geschichte der Stadt. Mainz 1998.<br />

b. Tod Ludwigs XVI.<br />

Inv.Nr. Med 15001 (Abb. 41). Friedrich Loos, Berlin,<br />

1793. Bronze, geprägt. Dm. 30,2 mm, 12,1 g.<br />

Vs. Bekränztes Haupt des Königs, nach<br />

rechts gerichtet. Umschrift LOUIS XVI<br />

ROI DE FR[ANCE] IMMOLÉ PAR LES<br />

FACTIEUX (Ludwig XVI., König von<br />

Frankreich, hingeschlachtet von den<br />

Aufrührern). Unten die Signatur F. [L.]<br />

Rs. Trauernde Frauengestalt in einem mit<br />

Lilien, dem Emblem der französischen<br />

Monarchie, bestickten Gewand, gestützt<br />

auf eine Urne, die nach der Aufschrift<br />

LOUIS XVI die sterblichen Überreste des<br />

Königs birgt. Zu Füßen der Urne liegen<br />

Waffen und königliche Insignien, darunter<br />

die Krone; auf der Urne brennt eine Flamme,<br />

die ein aus den Wolken fahrender<br />

Blitz entzündet hat. Umschrift PLEURÉS ET<br />

VENGÉS LE! (Beweint und rächt ihn!),<br />

unten das Todesdatum LE XXI IANVIER/<br />

MDCCXCIII.<br />

König Ludwig XVI. wurde in einem<br />

kurzen Prozess wegen staatsfeindlicher<br />

Umtriebe zum Tode verurteilt und am<br />

21. Januar 1793 öffentlich enthauptet.<br />

Das Echo dieses Vorgangs, der für viele<br />

einem Sakrileg gleichkam, war auch im<br />

Ausland gewaltig.<br />

Lit.: Michel Hennin: Histoire numismatique de la<br />

Révolution française. Paris 1826, Kat.Nr. 469,<br />

S. 318–319. –Klaus Sommer: Die Medaillen<br />

des Königlich-Preußischen Hof-Medailleurs Daniel<br />

Friedrich Loos und seines Ateliers. Osnabrück<br />

1981, Kat.Nr. A32, S. 51. –Hermann Maué:<br />

Medaillen zur Französischen Revolution. In: Anzeiger<br />

des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />

2010, S. 251–254.<br />

252<br />

Abb. 40<br />

Daniel und Friedrich<br />

Loos, Rückkehr König<br />

Friedrich Wilhelms II.<br />

von Preußen vom Feldzug<br />

gegen Frankreich,<br />

Berlin, 1793<br />

c. Tod Ludwigs XVI.<br />

Inv.Nr. Med 15002 (Abb. 42) Anonym, wohl<br />

Dresden, 1793. Zinn, geprägt. Dm. 46,5 mm,<br />

43,6 g.<br />

Vs. Nach links gerichtete Büste des Königs,<br />

die Brust geschmückt mit dem Michaelsorden<br />

und anderen Ehrenzeichen. Umschrift<br />

LUD[OVICUS] XVI REX GALLIAE NATUS<br />

23 AUGUST[I] 1754 (Ludwig XVI., König<br />

von Frankreich, geboren am 23. August<br />

1754).<br />

Rs. Ein Krieger in antikisierender Rüstung<br />

bedroht mit seiner Lanze ein Untier mit<br />

einem doppelten Kopf (Panther und Ziegenbock)<br />

und einer Schlange als Schwanz,<br />

das die französische Republik symbolisiert.<br />

Das Tier liegt auf einer Karte Frankreichs<br />

(GALLIA) und hält in der rechten<br />

Klaue einen Kommandostab, in der linken<br />

das abgeschlagene Haupt des Königs. Zu<br />

beiden Seiten des Kriegers stehen Trophäen,<br />

geschmückt mit Fahnen und Waffen;<br />

die Wappen stellen wohl den kaiserlichen<br />

und den preußischen Adler dar. Umschrift<br />

VINDICTA NEFANDI CRIMINIS (Rache<br />

für ein gottloses Verbrechen). Unten<br />

DENATUS 21. IAN. 1793 (Getötet am<br />

21. Januar 1793).<br />

Auch diese in Deutschland geprägte<br />

Medaille drückt Entsetzen über den Tod<br />

Abb. 41<br />

Friedrich Loos, Tod<br />

Ludwigs XVI., Berlin,<br />

1793


Abb. 42 Tod Ludwigs XVI., wohl Dresden, 1793<br />

des Königs aus und inszeniert die gegen<br />

Frankreich ins Feld ziehenden Monarchien<br />

als Kämpfer gegen ein widernatürliches<br />

Übel.<br />

Lit.: Michel Hennin: Histoire numismatique de la<br />

Révolution française. Paris 1826, Kat.Nr. 468,<br />

S. 317–318.<br />

d. Monarchistisches Lob der englischen<br />

Verhältnisse und Spott auf die Revolution<br />

in Frankreich<br />

Inv.Nr. Med 14999 (Abb. 43). W. Whitley,<br />

London, 1795. Zinn, geprägt (Ränder noch nicht<br />

entgratet). Dm. 48,6 mm, 46,91 g.<br />

Vs. Häusliche Szene einer Familie. Der<br />

Vater, der seine Schaufel beiseite gestellt<br />

hat und einen Bierkrug hält, hütet zwei<br />

kleine Kinder, die Mutter sitzt am Spinnrad,<br />

ein drittes Kind steht an einem gedeckten<br />

Tisch. Darüber eine Krone und<br />

das Motto GOD SAVE THE KING (Gott<br />

schütze den König). Die von einem Kranz<br />

aus Zweigen gesäumte Umschrift lautet<br />

THE LAND WE LIVE IN AND MAY<br />

THOSE WHO DON’T LIKE IT LEAVE IT<br />

(Das Land, in dem wir leben, und mögen<br />

diejenigen, die es nicht schätzen, es verlassen).<br />

Auf der Bodenkante der Name<br />

des Medailleurs WHITLEY 1795.<br />

Rs. Ein enthaupteter französischer Aristokrat,<br />

den Dreispitz unter den Arm geklemmt,<br />

zeigt auf seinen am Boden liegenden<br />

Kopf. Die Szene ist umgeben von<br />

einem Kranz aus abgeschlagenen Häuptern,<br />

die an einem zusammengebundenen<br />

Seil aufgereiht sind. Umschrift am<br />

Rand APHILOSOPHICAL CURE FOR<br />

ALL EVILS. LICENTIOUS LIBERTY IS<br />

DESTRUCTION (Ein philosophisches Heilmittel<br />

für alle Übel. Übermütige Freiheit ist<br />

Zerstörung). Umschrift innen ABHOR<br />

EVIL, CLEAVE TO THAT WHICH IS<br />

GOOD (Scheue das Übel und halte dich<br />

an das Gute).<br />

Wenige Monate zuvor war in Frankreich<br />

mit der Hinrichtung Robespierres<br />

(1758–1794) die berüchtigte Phase der<br />

Grande Terreur zu Ende gegangen, der<br />

Zehntausende von Menschen zum Opfer<br />

fielen. Viele von ihnen endeten unter der<br />

Anklage konterrevolutionärer Aktivitäten<br />

auf der Guillotine, wie zuvor das französische<br />

Königspaar selbst. Der Künstler,<br />

ein Londoner Medailleur und Gemmenschneider,<br />

der im späten 18. und im beginnenden<br />

19. Jahrhundert wirkte, setzt<br />

den Republikanismus mit einem Übel<br />

gleich und illustriert sarkastisch dessen<br />

blutige Folgen. Dem werden die geordneten<br />

Verhältnisse im monarchisch regierten<br />

England als heile Welt gegenübergestellt.<br />

253<br />

Lit.: Laurence Brown: ACatalogue of British<br />

Historical Medals 1760–1970, Bd.1. London<br />

1980, Kat.Nr. 407, S. 96. –Zum Medailleur<br />

vgl. Leonard Forrer: Biographical Dictionary of<br />

Medallists, Bd. 6. London 1916, S. 464–465.<br />

e. 100-Jahr-Feier der Rückeroberung<br />

Frankfurts durch Hessen und Preußen<br />

Inv.Nr. Med 15004 (Abb. 44). Oscar Bergmann,<br />

Hamburg, 1892. Versilberte Bronze,<br />

geprägt. Dm. 42,5 mm, 25,1 g.<br />

Vs. Das vom preußischen König Friedrich<br />

Wilhelm II. (1744–1797) gestiftete und<br />

von Johann Christian Ruhl (1764–1842)<br />

gestaltete Denkmal, das 1793 vor dem<br />

Friedberger Tor im Norden Frankfurts errichtet<br />

wurde. Es erinnert an die hessischen<br />

Soldaten, die am 2. Dezember<br />

1792 bei der Rückeroberung der französisch<br />

besetzen Stadt gefallen waren.<br />

Umschrift DAS HESSENDENKMAL IN<br />

FRANKFURT A/MAIN /HESSENBLUT<br />

LEBT IMMERDAR. Unten OSCAR BERG-<br />

MANN HAMBURG/1792–1892.<br />

Rs. Umschrift ZUR 100-JAEHRIGEN<br />

GEDENKFEIER DER BEFREIUNG<br />

FRANKFURT’S VON DEN FRANZOSEN<br />

DURCH HESSEN UND PREUSSEN A[M]<br />

2. DEZEMBER 1892.<br />

Die Erinnerungsmedaille greift wiederum<br />

ein Ereignis des ersten Koalitionskrieges<br />

zwischen den deutschen Monarchien und<br />

dem republikanischen Frankreich auf. Im<br />

Selbstverständnis des noch jungen wilhelminischen<br />

Kaiserreichs, das erst zwei<br />

Jahrzehnte zuvor nach einer siegreichen<br />

Konfrontation mit Frankreich proklamiert<br />

Abb. 43 W. Whitley, Monarchistisches Lob der englischen Verhältnisse und<br />

Spott auf die Revolution in Frankreich, London, 1795


Abb. 44 Oscar Bergmann, 100-Jahr-Feier der Rückeroberung Frankfurts,<br />

Hamburg, 1892<br />

worden war, spielte die »Erbfeindschaft«<br />

mit dem westlichen Nachbarn eine bedeutende<br />

Rolle. Andachtsvoll beging man<br />

die Jubiläen der Kämpfe im Gefolge der<br />

Französischen Revolution. Wenige Jahre<br />

später sollte in Leipzig das monumentalste<br />

Zeugnis dieser patriotischen Erinnerungskultur,<br />

das Völkerschlachtdenkmal,<br />

entstehen.<br />

Lit.: Zum Medailleur vgl. Saur Allgemeines Künstlerlexikon,<br />

Bd. 9. München/Leipzig 1994,<br />

S. 140 (Dankmar Trier). –Weiterführend vgl.<br />

Michael Jeismann: Das Vaterland der Feinde.<br />

Studien zum nationalen Feindbegriff und Selbstverständnis<br />

in Deutschland und Frankreich<br />

1792–1918. Stuttgart 1992.<br />

Geschenk von Eckhard Prochaska, Maintal<br />

Matthias Nuding<br />

Medaillen auf Ausstellungen<br />

a. Großherzoglich Hessischer<br />

Gewerbeverein<br />

Inv.Nr. Med 14997 (Abb. 45). Anonym, 1837.<br />

Silber, geprägt. Dm. 51,5 mm, 66,3 g.<br />

Vs. Dampfmaschine. Umschrift<br />

GROSHERZOGLICH HESSISCHER<br />

GEWERBVEREIN/MDCCCXXXVI.<br />

Rs. Lorbeerkranz, darin die Attribution<br />

DEN HERREN MAYER, MICHEL UND<br />

DENNINGER IN MAINZ. 1837.<br />

Der 1836 gegründete Gewerbeverein<br />

für das Großherzogtum Hessen sollte die<br />

Wirtschaft des Landes stärken. Dazu wurden<br />

unter anderem Bildungseinrichtungen<br />

aufgebaut und Ausstellungen organisiert.<br />

Die vorliegende Medaille, die drei Mainzer<br />

Lederfabrikanten prämiert, dürfte auf<br />

die Darmstädter Gewerbeausstellung von<br />

1837 –mithin auf eine der ersten Veranstaltungen<br />

des Vereins –zurückgehen.<br />

Das Motiv der Medaille, die Dampfmaschine,<br />

war die bahnbrechende technische<br />

Errungenschaft, mit deren Hilfe die<br />

Industrielle Revolution des 18./19. Jahrhunderts<br />

erst möglich wurde.<br />

Lit.: Weiterführend vgl. Karl Karmarsch: Die<br />

deutschen Gewerbevereine. In: Deutsche<br />

Vierteljahrs-Schrift, 12, 1840, H. 4, S. 285–<br />

326, bes. S. 314–315. –Uwe Beckmann:<br />

Gewerbeausstellungen in Westeuropa vor<br />

1851. Ausstellungswesen in Frankreich, Belgien<br />

und Deutschland. Gemeinsamkeiten und Rezeption<br />

der Veranstaltungen, Frankfurt a.M. u.a.<br />

1991. –Franz Dumont/Ferdinand Scherf/<br />

254<br />

Friedrich Schütz: Mainz. Die Geschichte der<br />

Stadt. Mainz 1998.<br />

b. Werbemarke der Leipziger Stickerei-,<br />

Tapisserie- und Modewarenmanufaktur<br />

J. A. Hietel in Leipzig<br />

Inv.Nr. ZJ3806 (Abb. 46). Anonym, nach<br />

1855. Messing, geprägt. Dm. 36,0 mm, 14,2 g.<br />

Vs. Kranz aus vier beidseitig wiedergegebenen<br />

Preismedaillen, die der Firma<br />

auf den drei Weltausstellungen in London<br />

1851, New York 1853 und Paris 1855<br />

sowie auf der Ersten Allgemeinen Industrieausstellung<br />

in München 1854 verliehen<br />

worden waren. Die Umschrift gibt<br />

Orte und Jahre der Ausstellungen an,<br />

das mittlere Feld die Bezeichnung des<br />

Unternehmens STICKEREI/TAPISSERIE/<br />

MANUFACTUR/J. A. HIETEL/LEIPZIG.<br />

Zwischen den beiden Seiten der Münchener<br />

Preismedaille weist die Initiale »D.«<br />

auf den Gestalter und/oder Hersteller<br />

des Jetons hin.<br />

Rs. Deutscher, französischer und englischer<br />

Werbetext in 13 Zeilen.<br />

Das Mitte des 19. Jahrhunderts renommierte<br />

sächsische Textilunternehmen<br />

wusste mit seinen Produkten eine internationale<br />

Kundschaft anzusprechen. Für<br />

seine Werbung ließ es Jetons prägen,<br />

die –sowohl in ihrer Gestaltung als auch<br />

im Medium selbst –die zuvor errungenen<br />

Preismedaillen zitierten. Der Reklameartikel<br />

eröffnet zugleich einen exemplarischen<br />

Einblick in die Phase der industriellen<br />

Expansion, in der die Markenwerbung<br />

noch in den Kinderschuhen<br />

steckte.<br />

Abb. 45 Großherzoglich Hessischer Gewerbeverein, 1837


Abb. 46<br />

Werbemarke der<br />

Manufaktur J.A. Hietel<br />

in Leipzig, nach 1855<br />

Ein ähnliches Stück in Weißmetall liegt<br />

unter der Inv.Nr. ZJ3604 vor.<br />

Lit.: Weiterführend vgl. Adolph William Lemme:<br />

Die Allgemeine Industrie-Ausstellung zu Paris.<br />

Leipzig1855, bes. S. 115.<br />

c. Kunst- und Kunstgewerbeausstellung<br />

Barcelona 1896<br />

Inv.Nr. Med 14985 (Abb. 47). Medailleur(e?)<br />

Solá yCamats, Ausführung Castells, Barcelona,<br />

1896. Verkupfertes Messing, geprägt; Eisen,<br />

graviert; Silber. Dm. 63,0 mm, 109,8 g.<br />

Vs. In einem Achtpass, dessen Bogensegmente<br />

in Bienen als Symbole des Fleißes<br />

münden, steht zentral das Stadtwappen<br />

Barcelonas als bekrönter Rautenschild,<br />

auf dem eine Fledermaus –das Wappentier<br />

der Stadt –thront. Um den Schild<br />

herum sind verschiedene Symbole der<br />

Technik, Landwirtschaft, Wissenschaft,<br />

Kunst,Seefahrt etc. nebstPflanzenschmuck<br />

angeordnet. In je einem der Achtpass-<br />

Segmente stehen die Namen des (oder<br />

der?) wenig bekannten Künstler(s)<br />

SOLÁ YCAMATS G. und des Verlegers<br />

CASTELLS. Umschrift AYUNTAMIENTO<br />

CONSTITUCIONAL/BARCELONA<br />

(Magistrat von Barcelona).<br />

Rs. Das Feld besteht aus einem in Koftgari-Technik<br />

mit Silberfolie belegten, in<br />

Abb. 47<br />

Solá yCamats, Kunst- und Kunstgewerbeausstellung<br />

Barcelona<br />

1896 (M 1:2)<br />

die Medaille eingepressten Eisenblech; es<br />

trägt die gravierte Attribution REINHOLD<br />

KIRSCH, umgeben von einem Lorbeerkranz.<br />

Umschrift TERCERA EXPOSICIÓN<br />

DE BELLAS ARTES ÉINDUSTRIAS<br />

ARTÍSTICAS. 1896 (Dritte Ausstellung<br />

der Schönen Künste und des Kunstgewerbes.<br />

1896).<br />

In Barcelona, dem Schauplatz der<br />

Weltausstellung von 1888, fanden später<br />

noch weitere kleinere Messen statt. Im<br />

Jahr 1896 errang der erfolgreiche Münchener<br />

Kunstschlosser Reinhold Kirsch<br />

(1850–1915) –wie schon drei Jahre zuvor<br />

auf der Weltausstellung von Chicago<br />

(vgl. Inv.Nr. Med 14661) –eine Preismedaille.<br />

Lit.: Zu den Herstellern: Miquel Crusafont iSabater:<br />

Medalles commemoratives dels Països Catalans<br />

idelaCorona catalano-aragonesa (s. XV–<br />

XX). Barcelona 2006, bes. S. 64–65 und S. 88.<br />

–ZuReinold Kirsch vgl. Allgemeines Lexikon der<br />

Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart.<br />

Begr. von Ulrich Thieme/Felix Becker,<br />

Bd. 20. Hrsg. von Hans Vollmer. Leipzig 1927,<br />

S. 378.<br />

Geschenk von Eckhard Prochaska,<br />

Maintal<br />

Matthias Nuding<br />

255<br />

Mechanisches Kistchen<br />

Inv.Nr. SZ 559 (Abb. 48). Marke Kreis mit<br />

Sonne, darunter »J.D.«, Nürnberg (?), um 1850.<br />

Holz, Glas, Papier, Lithographie, handkoloriert,<br />

Prägedruck, Mechanik. H. 16,5 cm, B. 14,0 cm,<br />

T. 7,0 cm.<br />

Die zum Aufstellen gedachte hochrechteckige<br />

Holzkiste ist an der Vorderseite<br />

verglast. Ein geprägtes Papierband ziert<br />

die Glasscheibe. In etwa halber Tiefe des<br />

Kästchens ist ganzflächig eine Lithographie<br />

angebracht, hinter der sich ein Mechanismus<br />

verbirgt.<br />

Die Graphik gibt eine Züchtigungsszene<br />

in einem Klassenzimmer wieder, in<br />

dem sich rechts eine Wandtafel sowie ein<br />

roter Ohrensessel befinden. An der<br />

Wand im Hintergrund hängt ein von<br />

Buchsbaum umgebenes Kreuz und darunter<br />

das Schild mit der Aufschrift »O.B.I.C./<br />

LE/Perfesseur«. Die Abkürzung steht für<br />

»Obéissez«, folglich heißt es »Gehorcht<br />

dem Lehrer«.<br />

Im Vordergrund verprügelt der nachlässig<br />

mit Schlafmütze, Brille, grünem Hausrock,<br />

weißem Hemd, rotem Halstuch, langer<br />

grauer, mit Flicken besetzter Hose<br />

und mit Pantoffeln bekleidete Lehrer einen<br />

Schüler mit dem schon über Jahrhunderte<br />

im Unterricht gängigen Züchtigungsinstrument,<br />

der Rute. Dazu hat er ihn zwischen<br />

seine Beine geklemmt und schlägt<br />

ihm auf das entblößte Hinterteil. Damit<br />

der Knabe seiner Strafe nicht entgehen<br />

kann, hält er ihn zusätzlich am Hemd fest.<br />

Beide Figuren sind auf die Graphik<br />

geklebt und der Arm des Erziehers ist zudem<br />

beweglich.<br />

Ein weiterer Schüler in einem knielangen,<br />

gestreiften Kittel kam den Erwartungen<br />

des Lehrers ebenfalls nicht entgegen,<br />

weswegen ihm eine weiße Kappe mit<br />

Eselsohren aufgesetzt wurde, die dessen<br />

Faulheit symbolisiert. Auf dem Boden im<br />

Vordergrund liegen die Ursachen für den<br />

Zorn des grimmig drein schauenden<br />

Pädagogen: eine Mappe –möglicherweise<br />

ohne Hausaufgaben –und ein Heft<br />

beziehungsweise ein Papierbogen mit<br />

großen Tintenklecksen.<br />

Im Hintergrund sitzen zwei Knaben artig<br />

mit Feder und Papier an einer langen<br />

Schulbank. Der mit langem blauen Kittel<br />

und grünen Pantalons angezogene Junge<br />

betrachtet den schlagenden Lehrer, der


andere mit brauner Jacke, gelb karierter<br />

Weste und langer grauer Hose schaut<br />

auf den Knaben mit der Eselskappe. Die<br />

öffentliche Züchtigung sollte eine abschreckende<br />

Wirkung auf die Schüler<br />

haben; sie deutet aber auch auf die<br />

pädagogischen Missstände in der Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts hin. Noch immer<br />

galten physische und psychische Strafen<br />

als wirksame Erziehungsmittel.<br />

Auf der Rückseite des Kästchens ist ein<br />

bedruckter Zettel mit einer Anweisung<br />

für das »Mechanische Kistchen« in<br />

Deutsch, Französisch und Englisch aufkaschiert.<br />

Mithin handelt es sich bei dem<br />

Erzeugnis um ein Produkt für den internationalen<br />

Markt. Über die Handhabung<br />

ist zu lesen: »Um diese Kistchen in Bewegung<br />

zu setzen, dreht man sie zweimal<br />

links herum, indem man sie möglichst<br />

perpendicularisch hält, und stellt sie alsdann<br />

gerade aus. Während des Gehens<br />

darf man sie nicht in der Hand behalten.«<br />

Die Bewegung wird dadurch hervorgerufen,<br />

dass sich in dem Kästchen ein mit<br />

Sand gefüllter Trichter befindet, der ein<br />

Schwungrad antreibt. Im Falle des vor-<br />

gestellten Kistchens schlägt der Lehrer<br />

den Schüler immer wieder mit seinem<br />

rechten Arm.<br />

Der umschlossene Raum mit der szenischen<br />

Darstellung rückt das Stück einerseits<br />

in die Nähe der Papiertheater, obwohl<br />

hier nicht die Position der Figuren<br />

verändert werden kann, andererseits in<br />

die der Automaten. Möglicherweise<br />

dienten solche Mechanische Kistchen als<br />

pädagogische Hilfsmittel für Lehrer und<br />

Eltern, die so ihren Zöglingen drastisch<br />

die Folgen von Faulheit und Nachlässigkeit<br />

demonstrieren konnten. Es gab sie<br />

auch mit anderen Motiven, wie zum<br />

Beispiel mit einer aus einem Tunnel kommenden<br />

Eisenbahn oder mit musizierenden<br />

Tirolern. Da bei diesen der Unterhaltungsaspekt<br />

stärker im Vordergrund steht,<br />

sind sie dem Nippes und den Galanteriewaren<br />

zuzurechnen. Das Bürgertum<br />

verwendete sie als Wand- oder Zimmerschmuck,<br />

wie vermutlich auch die Familie<br />

eines Nürnberger Kammfabrikanten, aus<br />

der das vorgestellte Stück ursprünglich<br />

stammt. Nürnberg ist möglicherweise zudem<br />

der Ort, über den entsprechende<br />

256<br />

Abb. 48<br />

Mechanisches<br />

Kistchen,<br />

Nürnberg (?),<br />

um 1850<br />

Kistchen vertrieben worden sind. Die in<br />

der Literatur gelegentlich zu findende<br />

Zuschreibung an die Firma Julius Dorst<br />

aus Sonneberg kann derzeit aufgrund<br />

der im Deutschen Spielzeugmuseum<br />

Sonneberg vorhandenen Quellen und<br />

Materialien über den Betrieb nicht verifiziert<br />

werden.<br />

Lit.: Margret Ribbert: Der Lehrer prügelt regelmässig.<br />

In: Kinderleben in Basel. Eine Kulturgeschichte<br />

der frühen Jahre. Begleitpublikation<br />

zur Ausstellung im Historischen Museum Basel,<br />

Barfüsserkirche. Basel 2005, S. 292–293,<br />

Kat.Nr. 104. –Weiterführend vgl. Heiner Vogel:<br />

Bilderbogen, Papiersoldat, Würfelspiel und<br />

Lebensrad. Leipzig 1981, S. 249, Abb. 216.<br />

Geschenk von Hertha Bauer, Nürnberg<br />

Claudia Selheim<br />

Trauercollier<br />

Inv.Nr. T8118 (Abb. 49). Deutschland (?),<br />

um 1870/80. Ebonit, gepresst. L. 62,0 cm,<br />

Anhänger H. 3,4–6,5 cm.<br />

Das leichtgewichtige Collier ist vollständig<br />

aus dem Hartgummimaterial Ebonit<br />

gearbeitet. In eine verschlusslose Kette<br />

aus 3bis 4mmstarken, rechtwinklig<br />

ineinander greifenden Sechseck- und<br />

Ovalgliedern sind im vorderen Bereich<br />

an Zwischenringen fünf tropfenförmige<br />

Schmuckanhänger eingehängt, die antikisierende<br />

Kameen mit Perlrandfassung<br />

nachbilden. Die Verbindung der Glieder<br />

erfolgt über Lochpaare, die zugleich<br />

dekorative Funktion übernehmen. Der<br />

größte mittlere Anhänger, den seinerseits<br />

sechs größere Sechseckglieder flankieren,<br />

zeigt die Büste einer trauernden Frau<br />

mit offenem Haar und gesenktem, nach<br />

rechts gewandten Haupt. Die vier weiteren,<br />

beidseitig in abnehmender Größe<br />

gegenständig montierten Anhänger zieren<br />

weibliche Profilköpfe mit Weinlaubdekor.<br />

Die Halskette empfindet ein vergröbertes<br />

Eisenguss-Collier aus dem ersten Drittel<br />

des 19. Jahrhunderts nach. Auch beim<br />

Eisenschmuck wurden –feinere –Gliederketten<br />

mit Nachgüssen antiker Kameen<br />

kombiniert. Ein grobgliedriges Collier mit<br />

Nachbildungen von Kameo-Anhängern,<br />

das um 1880 in dem bei Trauerschmuck<br />

verbreiteten Braunkohlematerial Jet ausgeführt<br />

wurde, besitzt das Münchner


Stadtmuseum. Für die in der zweiten<br />

Jahrhunderthälfte stark ansteigende Produktion<br />

modischen Trauerschmucks war<br />

die Orientierung an historischen Stilvorbildern<br />

und Materialwirkungen von zentraler<br />

Bedeutung. Ein breit gefächertes<br />

Angebot unterschied zwischen ganz<br />

in Schwarz gehaltenen Schmuckstücken<br />

für die Zeit der Volltrauer und durch<br />

Perlen, Schildpatt, Elfenbein oder andere<br />

Materialakzente aufgehellten Modellen<br />

zur Halbtrauer. Neben Edelmetallen,<br />

Halbedelsteinen oder dem relativ teuren<br />

Jet spielten billige Ersatzstoffe eine immer<br />

größere Rolle. Geläufige Surrogate<br />

waren schwarzes Glas (»French Jet«),<br />

Email, Schildpatt, Sumpfhölzer und Ebonit,<br />

dessen vom englischen Wort »ebony«<br />

(Ebenholz) abgeleiteter Name auf die<br />

tiefschwarze Farbe anspielt. Unter Lichteinwirkung<br />

verblasst diese jedoch zu<br />

einem Braunton, wie ihn auch das Trauercollier<br />

aufweist.<br />

Die Geschichte des Ebonit begann um<br />

1840 mit der Erfindung der Heißvulkanisation<br />

von Kautschuk mit Schwefel durch<br />

den Engländer Thomas Hancock (1786–<br />

1865) und den Amerikaner Charles<br />

Goodyear (1800–1860). Seit 1856<br />

Abb. 49<br />

Trauercollier,<br />

Deutschland (?),<br />

um 1870/1880<br />

wurde es in Hamburg in der neu gegründeten<br />

»Harburger Gummi-Kamm-Compagnie«<br />

auch in Deutschland hergestellt und<br />

verarbeitet. Dank seiner universellen Einsetzbarkeit<br />

feierte das neue Material auf<br />

den Weltausstellungen in London (1851)<br />

und Paris (1855) erste Triumphe. 1860<br />

setzte sich Gottfried Semper (1803–<br />

1879) in seinem Werk »Der Stil in den<br />

technischen und tektonischen Künsten«<br />

in dem Kapitel »Der Kautschuk das Faktotum<br />

der Industrie« kritisch mit dem<br />

»Gummi elasticum« auseinander, »dessen<br />

stilistisches Gebiet das weiteste ist, was<br />

gedacht werden kann, da seine fast unbegrenzte<br />

Wirkungssphäre die Imitation ist.«<br />

Überzeugt von der stilbildenden Rolle der<br />

Materialien konnte ihm der neue Werkstoff<br />

wegen der »merkwürdigen Gefügigkeit,<br />

mit welcher er sich zu allen Zwecken<br />

hergibt und leiht« außerhalb technischer<br />

Anwendungen nur missfallen.<br />

1873 beteiligte sich die »Harburger<br />

Gummi-Kamm-Compagnie« mit zahlreichen<br />

Schmuckstücken aus »Hart-Gummi«<br />

an der Wiener Weltausstellung. Neben<br />

Broschen, Ohrringen, Armbändern, Manschettenknöpfen<br />

u.a. verzeichnet der<br />

Firmenkatalog »Colliers mit Kreuz oder<br />

257<br />

Medaillon« in über 200 Modellen zum<br />

Dutzendpreis von 10 bis 60 Reichsmark;<br />

in »Secunda Qualität« wurde das Gros<br />

(12 Dutzend) zwischen 50 und 150<br />

Reichsmark angeboten. Das Ebonit-<br />

Collier repräsentiert eine im 19. Jahrhundert<br />

zunehmend serielle Schmuckherstellung<br />

für breite Bevölkerungsschichten<br />

und erweitert den Bestand des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s an Freundschafts-<br />

und Trauerschmuck durch ein<br />

weiteres material- wie kulturgeschichtlich<br />

bedeutsames Werk.<br />

Lit.: Dekorative Polymere. Schmuck aus Kunststoff<br />

1860–1960. Sammlung Kölsch. Ausst.Kat.<br />

Stadtmuseum Düsseldorf. Düsseldorf 1986,<br />

Kat.Nr. 6.2682. –Zum Collier München vgl.<br />

Brigitte Marquardt: Schmuck. Realismus und<br />

Historismus (1850–1895). Deutschland, Österreich,<br />

Schweiz. München/Berlin 1998, S. 212,<br />

Kat.Nr. 160. –Weiterführend vgl. Gottfried<br />

Semper: Der Stil in den technischen und tektonischen<br />

Künsten oder praktische Ästhetik. Bd. 1:<br />

Die textile Kunst. Frankfurt a.M. 1860. Nachdruck<br />

hrsg. von Friedrich Piel (= Kunstwissenschaftliche<br />

Studientexte, III/1). Mittenwald<br />

1977, S. 112–119. –Gummi. Die elastische<br />

Faszination. Ausst.Kat. Deutsches Hygienemuseum,<br />

Dresden. Berlin 1995, S. 58–71. –<br />

Jutta Zander-Seidel: Freundschafts- und Trauerschmuck.<br />

In: Anzeiger des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />

2005, S. 200–201. –Gib Gummmi!<br />

Kautschukindustrie und Hamburg. Bearb.<br />

von Jürgen Ellermeyer, Ausst.Kat. Museum der<br />

Arbeit, Hamburg. Bremen 2006.<br />

Erworben aus Privatbesitz<br />

Jutta Zander-Seidel<br />

Holznagel<br />

Inv.Nr. A4033 (Abb. 50). Lichtenau/Baden, um<br />

1890. Salweidenholz. L. 9,8 cm, B. ca. 2,7 cm,<br />

T. ca. 2,5 cm.<br />

Das vierkantige, an einem Ende zugespitzte<br />

Objekt war Teil einer Holzverbindung.<br />

Es stammt aus dem originalen Gebälk<br />

des Wohnhauses Härrerstraße 11<br />

in Lichtenau im Landkreis Rastatt, dem<br />

Hauptgebäude eines Tabakbauerngehöfts,<br />

das um 1890 auf dem damals<br />

Neudörfel genannten Areal einer westlichen<br />

Stadterweiterung errichtet wurde.<br />

Holznägel gehören im traditionellen<br />

Zimmermannshandwerk seit alters her<br />

zur einfachen, aber wirkungsvollen Verbindung<br />

zweier Holzelemente. Sie halten


die Bauteile zusammen und gewährleisten<br />

die Sicherung von Zapfen gegen<br />

das Herausrutschen aus dem Verband,<br />

indem sie in vorgebohrte Löcher getrieben<br />

werden. Da das Lichtenauer Anwesen<br />

sicherlich von einem am Ort oder in<br />

der Region ansässigen Zimmermann,<br />

möglicherweise sogar vom ersten Eigentümer<br />

selbst errichtet wurde, ist der Holznagel<br />

wahrscheinlich ein lokales Produkt<br />

aus Material, das aus den nahen Rheinauen<br />

beschafft wurde.<br />

Lit.: Unpubliziert.<br />

Geschenk Erich Kammel, Lichtenau/Baden<br />

Frank Matthias Kammel<br />

Abb. 50 Holznagel, Lichtenau/Baden,<br />

um 1890<br />

Tür eines Ofenrohrs<br />

Inv.Nr. A4030 (Abb. 51). Westsachsen, um<br />

1900. Gusseisen, sekundär schwarz lackiert.<br />

Korrosionsspuren. H. 21,2 cm, B. 21,2 cm.<br />

Das durchbrochen gearbeitete Türchen<br />

verschloss einst das Ofenrohr, den zum<br />

Warmhalten von Speisen und der Erwärmung<br />

von Wasser dienenden Blecheinsatz<br />

eines Kachelofens. Bis zu seinem<br />

Abbruch 1976 stand dieser Heizkörper<br />

im ersten Stock des Wohnhauses Hospitalstraße<br />

6inCrimmitschau, einer kleinen<br />

Industriestadt im äußersten Westen<br />

Sachsens.<br />

Das nahezu quadratische Blatt wird<br />

von einem mit Perlstab gerahmten<br />

Medaillon dominiert, dem das Brustbild<br />

einer Dame mit offenem schulterlangen<br />

Haar, im altdeutschen Kostüm mit enger<br />

Taille und Puffärmeln sowie mit einem ausladenden<br />

Federbarett eingeschrieben ist.<br />

Über einen schmalen rechteckigen, um<br />

das Kreisrund gelegten Rahmen, dessen<br />

Zwickel von Weinlaub gefüllt sind, vermittelt<br />

eine ornamental durchbrochene Leiste<br />

zu der äußeren, mit stilisierten Blättern ge-<br />

Abb. 51 Tür eines Ofenrohrs,<br />

Westsachsen, um 1900<br />

zierten Rahmung. Zwei Scharnierösen am<br />

linken Rand ermöglichten das Öffnen der<br />

Tür, ein kleiner mittels Wirbelknauf zu<br />

bedienender Riegel rechts deren Arretierung.<br />

Kachelöfen mit auf diese Weise verschlossenen<br />

Ofenrohren waren um 1900<br />

typische Bestandteile kleinbürgerlicher<br />

Wohnkultur. Ebenso verbreitet war in jener<br />

Zeit der Schmuck solcher Verschlüsse<br />

wie auch von Ofenkacheln selbst mit Figuren<br />

in historisch anmutender Phantasietracht.<br />

Das aus Gusseisen bestehende<br />

Element ist sicherlich ein Serienprodukt.<br />

Obgleich sein Hersteller derzeit nicht bestimmt<br />

werden kann, dürfte er mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit in einer der damals<br />

zahlreichen Gießereien des westsächsischen<br />

Raumes zu suchen sein.<br />

Lit.: Unpubliziert.<br />

Geschenk von Helene Kammel, Werdau<br />

Frank Matthias Kammel<br />

Formen und Gipsmuster für<br />

Ofenkacheln<br />

Eine Reihe von Gipsformen und Ofenkacheln<br />

stammen aus der Konkursmasse<br />

der »Mosbach Keramik GmbH«. Von dort<br />

stammende Musterkacheln wurden bereits<br />

im letzten Erwerbsbericht vorgestellt. Das<br />

Unternehmen ging auf eine Gründung des<br />

ortsansässigen Hafners Friedrich Nerbel<br />

(1847–1922) im Jahr 1872 zurück.<br />

258<br />

Schon fünf Jahre nach Eröffnung war dessen<br />

»Thonofen und Ornamentengeschäft«<br />

auf der Karlsruher Gewerbeausstellung<br />

vertreten. 1883 präsentierte der aufstrebende<br />

Fabrikant seine Produkte auf der<br />

Weltausstellung in Chicago und wurde mit<br />

einer Preisurkunde ausgezeichnet. 1909<br />

übernahm er die Frankfurter Firma »Hausleiter<br />

&Eisenbeis«, die 1874/75 aus der<br />

Übernahme der Kunsttöpferei Eisenbeis<br />

durch die Nürnberger Ofenmanufaktur<br />

J.F.P. Hausleiter hervorgegangen war. Der<br />

Nürnberger Betrieb galt damals als größter<br />

Produzent von Kachelöfen in Bayern<br />

und besaß Ende des 19. Jahrhunderts vor<br />

allem aufgrund der neuartigen »Füllöfen<br />

mit gusseisernem Einsatz und Kachelbau«<br />

einen guten Ruf, der seinerzeit sogar im<br />

Brockhaus’schen Konversationslexikon<br />

Niederschlag fand. Nun avancierte der<br />

fortan als »Vereinigte Ofenfabriken Nerbel<br />

&Hausleiter GmbH« firmierende Mosbacher<br />

Produzent zu einem der bedeutendsten<br />

Hersteller von Kachelöfen im<br />

Deutschen Reich. Aufgrund der Übernahme<br />

Hausleiter’scher Kachelmodel oder<br />

der Anfertigung von Kopien gingen entsprechende<br />

Öfen in die Mosbacher Produktpalette<br />

ein. Neben Wärmespendern<br />

in historistischer Gestalt zählten solche in<br />

zeitgenössischen Formen des Jugendstils<br />

und des Art Deco zum Sortiment. Bekannt<br />

war die Fabrik zudem für die Herstellung<br />

von Kopien historischer Öfen und Kamine.<br />

Dazu gehören unter anderem der Ochsenfurter<br />

Apostelofen (Inv.Nr. A503) und<br />

der Winterthurer Pfau-Ofen (Inv.Nr.<br />

A1246) des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s.<br />

Zahlreiche historische Gebäude<br />

stattete Nerbel damals mit dieserart Nachbildungen<br />

bzw. historistischen Öfen und<br />

Kaminen aus, etwa die Würzburger Residenz,<br />

Schloss Altenstein bei Meiningen<br />

und mehrere Burgen im Neckartal. Besonders<br />

einträglich war schließlich das Geschäft<br />

mit Kopien frühneuzeitlicher Fayencekrüge,<br />

die zu den unabdingbaren<br />

Utensilien jedes bürgerlichen Haushalts<br />

der Gründerzeit gehörten. In der Zwischenkriegszeit<br />

bereicherten Bau-, Gebrauchs-<br />

und Dekorationskeramik die Produktion.<br />

In diesem Zusammenhang kam<br />

es 1935 zur Übernahme des künstlerisch<br />

ausgerichteten Darmstädter Ateliers »Kallmann<br />

Keramik«. Ab 1937 firmierte der bis<br />

1985 bestehende Betrieb dann als »Mos-


acher Majolika Nerbel &Co. KG«. Bis<br />

2000 wurde er von einem Südtiroler Unternehmer<br />

als »Mosbach Keramik GmbH«<br />

zur Herstellung moderner Kachelöfen und<br />

Kamine weitergeführt. Neben den ins Germanische<br />

<strong>Nationalmuseum</strong> geholten Beständen<br />

des alten Formenlagers gelangten<br />

zahlreiche Objekte ins Stadtmuseum<br />

von Mosbach sowie in Privatbesitz.<br />

Lit.: Claus Pese: Das Nürnberger Kunsthandwerk<br />

des Jugendstils. Nürnberg 1980, S. 151–157.<br />

–René Simmermacher: Ofenfabrik Nerbel –<br />

Mosbacher Majolika 1872–1985. In: Bedeutende<br />

Porzellane und Keramiken. Auktionskat.<br />

Antiquitäten Metz Heidelberg, 24. März 2001.<br />

Heidelberg 2001, S. 209–210. –Volker<br />

Rößner: Der Prunkkachelofen der Firma Hausleiter<br />

im Rathaussaal von Bad Königshofen. In:<br />

Heimat-Jahrbuch des Landkreises Rhön-Grabfeld,<br />

2007, S. 392–411. –Frank Matthias<br />

Kammel: 16 keramische Produkte der Vereinigten<br />

Ofenfabriken Nerbel &Hausleiter GmbH,<br />

Mosbach. In: Anzeiger des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s, 2010, S. 262–267.<br />

a. Ofenkachelform mit der Himmelfahrt<br />

Christi<br />

Inv.Nr. A3953 (Abb. 52). Ofenfabrik Friedrich<br />

Nerbel, Mosbach, letztes Drittel 19. Jahrhundert.<br />

Auf oberer Schmalseite Einritzung »1«. Gips, gegossen.<br />

Zahlreiche Ausbrüche an den Oberkanten,<br />

obere rechte Ecke abgebrochen und wieder<br />

angesetzt. H. 73,5 cm, B. 56,5 cm, T. 10,0 cm.<br />

Abb. 52 Ofenkachelform mit der Himmelfahrt<br />

Christi, Mosbach, letztes Drittel 19. Jh.<br />

Die Form diente zur Herstellung einer<br />

Bildkachel, die die biblische Szene in<br />

einer mit Karyatiden, Maskarons und<br />

Engeln plastisch geschmückten Rundbogenrahmung<br />

abbildet. Es handelt sich um<br />

eine Kopie eines Anfang des 17. Jahrhunderts<br />

von Georg Vest (1586–1638) für<br />

die Nürnberger Ofenwerkstatt Leupold<br />

bossierten Elements, das zu einer Reihe<br />

von Passionskacheln gehörte. Ein Ofen<br />

mit solchen Bildkacheln ist zwar aus der<br />

Spätrenaissance nicht überliefert, doch<br />

werden Einzelkacheln in mehreren Museen<br />

und Sammlungen aufbewahrt. Im<br />

vorletzten Jahrhundert dürften jedoch<br />

noch intakte Heizkörper existiert haben,<br />

die als Vorbilder dienen konnten. Neben<br />

Nerbel fertigten nämlich auch andere<br />

Firmen entsprechende Nachbildungen<br />

an. Das Museum für Angewandte Kunst in<br />

Wien zum Beispiel besitzt die Kopie eines<br />

Ofens, der im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts<br />

in der 1861 gegründeten Nürnberger<br />

Firma C. W. Fleischmann entstand<br />

und im Musterbuch des Unternehmens<br />

abgebildet ist.<br />

b. Form mit der Personifikation Asiens<br />

Inv.Nr. A3943 (Abb. 53). Ofenfabrik Friedrich<br />

Nerbel, Mosbach, letztes Drittel 19. Jahrhundert.<br />

Gips, gegossen. Sichtbare Gussnaht in<br />

Höhe des Halses der Figur, geringfügige Beschädigungen<br />

an den Kanten. H. 66,0 cm,<br />

B. 32,0 cm, T. 8,8 cm.<br />

Das Model für den figürlich gestalteten<br />

Spiegel einer großformatigen Bildkachel<br />

zeigt die mit einem Turban gekrönte und<br />

dem Schriftzug »ASIA.« ausgewiesene<br />

Personifikation des Kontinents Asien. Vermutlich<br />

wurde sie nach einer von Georg<br />

Vest (1586–1638) entworfenen Kachel<br />

aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts<br />

hergestellt. Unglasierte Exemplare<br />

der Kacheln mit Erdteilallegorien des<br />

Nürnberger Bossierers waren bis zum<br />

Zweiten Weltkrieg im Berliner Kunstgewerbemuseum<br />

erhalten, glasierte Stücke<br />

in einem ebenfalls verlorenen Ofen auf<br />

der Nürnberger Kaiserburg verbaut. Weitere<br />

zu unserem Model gehörige Gipsformen<br />

der »AMERICA« und der »AFRICA«<br />

befinden sich im Stadtmuseum Mosbach.<br />

Die Beziehung zu Nürnberger Kacheln<br />

der frühenNeuzeit legt nahe, dass die Formen<br />

erst 1909 aus dem Hausleiter’schen<br />

Bestand in die Mosbacher Fabrik gelang-<br />

259<br />

Abb. 53<br />

Form mit der<br />

Personifikation<br />

Asiens,<br />

Mosbach,<br />

letztes Drittel<br />

19. Jh.<br />

ten oder aber entsprechende Kopien<br />

sind.<br />

c. Ofenkachelform mit dem Bildnis Kaiser<br />

Ferdinands III.<br />

Inv.Nr. A3951 (Abb. 54). Ofenfabrik Friedrich<br />

Nerbel, Mosbach, letztes Drittel 19. Jahrhundert.<br />

Gips, gegossen. Beschädigung an der rechten<br />

Rahmenkante, auf der linken Schmalseite<br />

plastische und auf der oberen Schmalseite<br />

schwarze Stempelung »22«. H. 69,0 cm,<br />

B. 50,0 cm, T. 13,0 cm.<br />

Die mit vier Stückformen ausgestattete<br />

Mantelform diente der Herstellung einer<br />

großformatigen Bildkachel mit dem inschriftlich<br />

bezeichneten Bildnis Kaiser Ferdinands<br />

III. (1608–1657) im strengen Profil,<br />

das einem ovalen, von Ornamentwerk<br />

umgebenen Spiegel eingefügt ist. Das von<br />

einem Lorbeerkranz gekrönte Haupt orientiert<br />

sich wohl an einem Münzbildnis des<br />

Potentaten. Möglicherweise wurde das<br />

von den Ausformungen des Mosbacher<br />

Models kopierte Original vom Nürnberger<br />

Bossierer Georg Vest (1586–1638) geschaffen.<br />

Anzunehmen ist, dass es zu einer<br />

Reihe von Darstellungen frühneuzeitlicher<br />

Kaiser gehörte. Auf jeden Fall entspricht<br />

die mittels des Models zu produzierende<br />

Bildkachel in Form und Größe jenen 1626<br />

entstandenen Porträts Leopold I. und Maximilian<br />

II. am sogenannten Kaiserofen auf<br />

der Nürnberger Burg. Reflektierte die Mosbacher<br />

Form tatsächlich ein historisches


Abb. 54 Ofenkachelform mit dem Bildnis<br />

Kaiser Ferdinands III., Mosbach, letztes<br />

Drittel 19. Jh.<br />

Objekt, könnte dieses allerdings nicht vor<br />

1637, dem Krönungsjahr Ferdinands, entstanden<br />

sein. Insofern besäße der Model<br />

nicht nur die Kultur des 19. Jahrhunderts<br />

betreffenden dokumentarischen Wert.<br />

Spiegelte er nämlich ein frühneuzeitliches<br />

Original, wäre er auch bezüglich der Ikonografie<br />

des frühbarocken Kachelofens<br />

von besonderer Bedeutung. Eine zu unserem<br />

Model gehörende Form mit dem Konterfei<br />

des ab 1612 regierenden Kaisers<br />

Matthias (1557–1619) befindet sich im<br />

Stadtmuseum Mosbach.<br />

d. Ofenkachelform mit Holofernes<br />

Inv.Nr. A3948 (Abb. 55). Ofenfabrik Friedrich<br />

Nerbel, Mosbach, letztes Drittel 19. Jahrhundert.<br />

Gips, gegossen. Geringfügige Beschädigungen<br />

an den Kanten. H. 36,0 cm, B. 24,5 cm,<br />

T. 8,0 cm.<br />

e. Ofenkachelform mit Adonibesek<br />

Inv.Nr. A3949 (Abb. 56). OfenfabrikFriedrich<br />

Nerbel, Mosbach, letztes Drittel 19. Jahrhundert.<br />

Gips, gegossen. Geringfügige Beschädigungen an<br />

den Kanten. H. 36,0 cm, B. 24,5 cm, T. 8,0 cm.<br />

Beide Bildträger zeigen unter einer Bogenstellung,<br />

deren Gewölbegurt mit einem<br />

aus vier Kreisen bestehendenOrnament<br />

geziert ist, Halbfiguren alttestamentlicher<br />

Herrscher. Die Gestalten erscheinen hinter<br />

Balustraden mit Inschriftenmedaillons, die<br />

die Namen der Dargestellten tragen, und<br />

zeigen den aus dem Buch Judith geläufigen<br />

Feldherrn Holofernes als Bärtigen in<br />

der Tracht des mittleren 16. Jahrhunderts<br />

samt Federbarett und Lanze beziehungsweise<br />

den im Buch der Richter erwähnten<br />

König Adonibesek als gerüsteten und gekrönten<br />

Herrscher mit Zepter.<br />

Mittels dieser Formen entstanden Kacheln<br />

für Öfen, die von der Mosbacher<br />

Firma unter der Modellnummer 57 angeboten<br />

wurden und eine Reihe biblischer<br />

Potentaten vorstellten. Sie kopieren ein historisches<br />

Vorbild, das Mitte des 16. Jahrhunderts<br />

in Nürnberg entstanden, aber inzwischen<br />

nicht mehr erhalten ist. Dessen<br />

zeitliche Einordnung wird von einer 1531<br />

datierten Kachel mit dem Bilde Josuas sowie<br />

einem Model mit dem aus dem Buch<br />

Judith bekannten Jephte von 1540 im<br />

Museum für Angewandte Kunst in Wien<br />

fixiert. Die Vorlagen für die <strong>Renaissance</strong>-<br />

Kacheln bildete ein anonymer Nürnberger<br />

Holzschnittzyklus, der mit Versen von Hans<br />

Sachs (1494–1576) unter dem Titel »Die<br />

Ehrenport der zwelff Sieghafften Helden<br />

des alten Testaments« im zweiten Viertel<br />

des 16. Jahrhunderts erschienen war. Ent-<br />

Abb. 55 Ofenkachelform mit Holofernes,<br />

Mosbach, letztes Drittel 19. Jh.<br />

260<br />

sprechende Kacheln wurden damals mit<br />

verschiedenfarbigen Glasuren hergestellt.<br />

Ein Ofen, dessen polygonaler Turm mit<br />

solch bunt glasierten Elementen verkleidet<br />

war, befand sich bis zum Zweiten Weltkrieg<br />

auf der Nürnberger Kaiserburg. Im<br />

Gegensatz zu den Mosbacher Formen<br />

bestanden die Bogenstellungen seiner<br />

Kacheln allerdings, wie übrigens auch die<br />

des Wiener Josua, aus kassettierten Gurtbögen.<br />

Auch eine seit 1874 im Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong> aufbewahrte<br />

Einzelkachel mit dem Bild des Antiochus<br />

(Inv.Nr. A1265) istbuntglasiert. DerFeuerkasten<br />

einesfrüher im MuseumaufgestelltenOfens<br />

(Inv.Nr.A540), derinden<br />

1920erJahrenveräußert wurdeund bisherletztmalig1971imNewYorkerKunsthandel<br />

auftauchte, wardagegen mit<br />

monochrom grün glasiertenBildkacheln<br />

verkleidet,die allesamtdas Brustbild des<br />

Josuatrugen. DieArkaden seiner Kacheln<br />

schmückte dasvon denMosbacher Modeln<br />

bekannteKreisornament.<br />

Da sich diese Kachelmotive großer Beliebtheit<br />

erfreuten, wurden sie vielfach kopiert,<br />

und entsprechende Öfen waren im<br />

16. Jahrhundert über Nürnberg hinaus<br />

weit verbreitet. Welches Ofenexemplar<br />

Abb. 56 Ofenkachelform mit<br />

Adonibesek, Mosbach, letztes Drittel 19. Jh.


für die Herstellung der Mosbacher Replik<br />

benutzt wurde, kann derzeit nicht geklärt<br />

werden. Vermutlich existiert es nicht mehr.<br />

Auf jeden Fall ist die Reproduktion solcher<br />

»altdeutscher« Öfen sprechender<br />

Ausdruck der intensiven Rezeption frühneuzeitlicher<br />

Wohnkultur am Ende des<br />

19. Jahrhunderts. Die aus Gips bestehenden<br />

Probeanfertigungen unserer Kacheln<br />

aus Nerbel’scher Produktion befinden<br />

sich im Stadtmuseum Mosbach.<br />

f. Ofenkachelform mit dem Evangelisten<br />

Markus<br />

Inv.Nr. A3946 (Abb. 57). Ofenfabrik Friedrich<br />

Nerbel, Mosbach, letztes Drittel 19. Jahrhundert.<br />

Gips, gegossen. Bleistiftbez. auf der oberen<br />

Schmalseite »Markus«, am oberen Profil und<br />

auf der unteren Schmalseite in roter Farbe<br />

»MARKUS«, rechte Schmalseite gestempelt<br />

»779«. Geringfügige Beschädigungen an den<br />

Kanten. H. 31,0 cm, B. 22,0 cm, T. 10,0 cm.<br />

g. Ofenkachelform mit dem Evangelisten<br />

Johannes<br />

Inv.Nr. A3947 (Abb. 58). Ofenfabrik Friedrich<br />

Nerbel, Mosbach, letztes Drittel 19. Jahrhundert.<br />

Gips, gegossen. Bez. an unterer Schmalseite<br />

und Front oben mit roter Farbe »Johannes«,<br />

Geringfügige Beschädigungen an den Kanten.<br />

H. 33,0 cm, B. 24,0 cm, T. 7,0 cm.<br />

Abb. 57 Ofenkachelform mit dem<br />

Evangelisten Markus, Mosbach,<br />

letztes Drittel 19. Jh.<br />

Abb. 59 Zehn Ofenkachelmuster mit Apostelfiguren, Mosbach, letztes Drittel 19. Jh.<br />

Die Bildfelder in profilierten Rahmen<br />

zeigen die beiden nimbierten, frontal in<br />

einer aus schlanken Säulen gebildeten<br />

Bogenstellung stehenden Figuren mit<br />

Büchern und ihren üblichen Tierattributen,<br />

Abb. 58 Ofenkachelform mit dem<br />

Evangelisten Johannes, Mosbach,<br />

letztes Drittel 19. Jh.<br />

261<br />

Löwe und Adler. Unterhalb des Arkadenbogens<br />

laufen gefaltete Spruchbänder<br />

mit der Bezeichnung der Dargestellten in<br />

Majuskeln. Die Zwickel oberhalb der<br />

Wölbung werden von stilisierten Blättern<br />

ausgefüllt. Der entsprechende Ofen zeigte<br />

vermutlich einen Rapport aus Kacheln<br />

mit Relieffiguren der vier Evangelisten. Ein<br />

Gipsmuster der Johannes-Kachel wird im<br />

Stadtmuseum Mosbach aufbewahrt.<br />

h. Zehn Ofenkachelmuster mit Apostelfiguren<br />

Inv.Nr. A3954a–k (Abb. 59). Ofenfabrik Friedrich<br />

Nerbel, Mosbach, letztes Drittel 19. Jahrhundert.<br />

Gips, gegossen, rückseitig jeweils<br />

lochartige Eintiefung. H. je 27,5 cm, B. je<br />

19,0 cm, T. zwischen 7,0 und 8,0 cm.<br />

Die zehn Musterkacheln bilden unter<br />

Bogenstellungen, die denen der beiden<br />

zuvor vorgestelltenModel mit den<br />

Evangelisten Markus und Johannes<br />

(Inv.Nr. A3946und 3947) formal entsprechen,<br />

dieanden geläufigenAttributen<br />

identifizierbaren Jünger Petrus, Paulus,<br />

Andreas,Bartholomäus,Jacobus major,<br />

Philippus,Simon Zelotes undThomasab.<br />

AlsTeile eineraus mindestenszwölf Elementen<br />

bestehendenReihe repräsentieren<br />

sieeinen historistischen»Apostelofen«, dessenKacheln<br />

an Vorbildernaus derMitte<br />

des16. Jahrhunderts orientiertsind.


i. Ofenkachelform mit der Personifikation<br />

der Caritas<br />

Inv.Nr. A3952 (Abb. 60). Ofenfabrik Friedrich<br />

Nerbel, Mosbach, um 1900. Gips, gegossen,<br />

rückseitig oval vertieft. Ecken sowie obere<br />

Kanten geringfügig beschädigt. H. 84,0 cm,<br />

B. 46,5 cm, T. 18,0 cm.<br />

Die mit acht Stückformen ausgelegte<br />

Mantelform gibt die in einer Bogenstellung<br />

mit Muschelkalotte stehende Personifikation<br />

der Caritas wieder. Sie erscheint<br />

als in antikische Gewänder gekleidete<br />

Frauenfigur mit zwei Kleinkindern.<br />

Während sie einen Säugling auf dem<br />

rechten Arm trägt, schmiegt sich ein<br />

größerer Knabe an ihren linken Oberschenkel.<br />

In vereinfachter Form kopiert<br />

die mit diesem Model herzustellende Bildkachel<br />

eine von Carl Hammer (1845–<br />

1897) um 1895 entworfene Nischenkachel<br />

mit vollplastischer Figur, die zur keramischen<br />

Haut eines prunkvollen, in der<br />

Nürnberger Ofenfabrik J.F.P. Hausleiter<br />

hergestellten Ofens im Stil der Neore-<br />

Abb. 60 Ofenkachelform mit der Personifikation<br />

der Caritas, Mosbach, um 1900<br />

naissance gehörte. Der damalige Direktor<br />

der Nürnberger Kunstgewerbeschule hatte<br />

seinem Entwurf die Personifikation der<br />

Caritas zugrunde gelegt, die den 1589<br />

von Benedikt Wurzelbauer (1548–<br />

1620) gegossenen Tugendbrunnen an<br />

der Nürnberger Lorenzkirche ziert. Der<br />

Prototyp des aus blau-weiß glasierten und<br />

mit Goldhöhungen versehenen Kacheln<br />

bestehenden Ofens der Nürnberger Firma<br />

Hausleiter war 1896 auf der 2. Bayerischen<br />

Landes-Industrie-, Gewerbe- und<br />

Kunstausstellung in Nürnberg gezeigt<br />

worden. Ein zweites Exemplar wurde<br />

1897/98 im Auftrag von Reichsrat Oskar<br />

von Deuster (1835–1904) für Schloss<br />

Ditterswind (Lkr. Haßberge), heute im Rathaussaal<br />

von Bad Königshofen, angefertigt.<br />

Für die Produktion der Mosbacher<br />

Ofenfabrik schuf man vermutlich in jener<br />

Zeit eine weniger aufwendige und weniger<br />

kostspielige Variante, zu der unsere<br />

Form gehört. Es ist anzunehmen, dass die<br />

entsprechende Nischenkachel gemeinsam<br />

mit fünf weiteren Tugendallegorien –<br />

Gerechtigkeit, Tapferkeit, Glaube, Hoffnung<br />

und Geduld –den Unterbau des<br />

turmartigen Heizkörpers schmückte.<br />

k. Innenbild einer Ofenkachelform mit Ceres<br />

Inv.Nr. A3950 (Abb. 61). Ofenfabrik Friedrich<br />

Nerbel, Mosbach, Ende 19. Jahrhundert. Gips,<br />

gegossen. Vordere Unterkante geringfügig beschädigt.<br />

H. 44,5 cm, B. 24,5 cm, T. 5,0 cm.<br />

Das hochrechteckige, von einem Rundbogen<br />

überfangene Bildfeld, das den Spiegel<br />

einer großformatigen Ofenkachel bildet,<br />

wird fast vollkommen von der frontal<br />

positionierten Gestalt der römischen Göttin<br />

des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit<br />

ausgefüllt. Zu ihren Füßen sprießen krautiges<br />

Pflanzenwerk und Getreide. Ein<br />

Ährenkranz schmückt ihr Haupt, dessen<br />

Haar zu langen Zöpfen geflochten ist. Ihr<br />

Gewand umschlingt den Leib und reicht<br />

bis in Knöchelhöhe, bedeckt jedoch Brust<br />

und Schultern nicht. In der Rechten trägt<br />

sie ein mit Früchten, Blüten und Ähren üppig<br />

bestücktes Füllhorn, in der Linken eine<br />

Sichel.<br />

l. Drei Formen für Innenbilder von Kacheln<br />

mit antiken Göttinnen<br />

Inv.Nr. A3955a–c (Abb. 62). Ofenfabrik Friedrich<br />

Nerbel, Mosbach, Ende 19. Jahrhundert.<br />

Gips, gegossen. H. 20,0/20,3/21,0 cm,<br />

B. 9,5/12,0/9,8 cm, T. 4,4/4,4/4,0 cm.<br />

262<br />

Abb. 61<br />

Innenbild<br />

einer Ofenkachelform<br />

mit Ceres,<br />

Mosbach,<br />

Ende<br />

19. Jh.<br />

Die drei Formen bestehen aus hochformatigen,<br />

oben mit rundbogigen Abschlüssen<br />

versehenen Feldern, die stehende<br />

weibliche Gewandfiguren zeigen.<br />

Aufgrund der Attribute sind sie als die<br />

antiken Göttinnen Minerva, Juno und<br />

Venus zu identifizieren. Daher ist anzunehmen,<br />

dass sie Teile eines Parisurteils<br />

waren. Die Figuren scheinen an Gestalten<br />

der Nürnberger Ofenhafnerei des<br />

zweiten Viertels des 16. Jahrhunderts<br />

orientiert zu sein. Direkte Vorbilder ließen<br />

sich bisher aber nicht nachweisen. Vermutlich<br />

bildeten die mittels dieser Formen<br />

hergestellten und mit architektonischen<br />

Rahmungen versehenen Kacheln Teile<br />

»altdeutscher« Öfen mit einem auf die<br />

antike Mythologie rekurrierenden Bildprogramm.<br />

Abb. 62 Drei Formen für Innenbilder<br />

von Kacheln mit antiken Göttinnen,<br />

Mosbach, Ende 19. Jh.


m. Ofenkachelform mit Abrahams Opfer<br />

Inv.Nr. A3944 (Abb. 63). Ofenfabrik Friedrich<br />

Nerbel, Mosbach, Ende 19. Jahrhundert. Gips,<br />

gegossen, Schellacküberzug. Geringfügige<br />

Beschädigungen an den Kanten. H. 42,0 cm,<br />

B. 35,0 cm, T. 10,0 cm.<br />

In einen profilierten Kasten ist eine Rundbogenrahmung<br />

eingestellt, die aus Pilastern<br />

mit vorgeblendeten Säulen besteht,<br />

jedoch von Ornamentwerk und Figuren<br />

fast vollkommenverdeckt wird. Während<br />

vor den Basen Putti sitzen und vor den vertikalen<br />

Elementen Engel mit Leidenswerkzeugen<br />

positioniert sind, erheben sich auf<br />

den Kapitellen Kinderengel mit Füllhörnern.<br />

Vor dem Bogenscheitel schwebt eine<br />

nimbierte, den Heiligen Geist symbolisierende<br />

Taube. In dem so begrenzten Bildfeld<br />

ist auf ungewöhnliche, allerdings seit<br />

der frühen Neuzeit mehrfach bezeugte<br />

Weise das retardierende Moment der im<br />

alttestamentlichen Buch Genesis (22,1–19)<br />

erzählten Opferung des Isaak geschildert.<br />

Während der Knabe mit gebundenen<br />

Händen auf dem Altar liegt und Abraham<br />

mit einer Pistole auf den Sohn zielt, kommt<br />

Rettung in Gestalt eines Engels. Das geflügelte,<br />

fast horizontal in der Luft schwebende<br />

Wesen uriniert auf das Zündschloss<br />

der Feuerwaffe. Eine Inschrift auf der<br />

Altarstufekommentiert das Geschehen<br />

mit einem Abraham in den Mund gelegten<br />

Anruf Gottes: »Den Sohn den ich Dir<br />

Abb. 63 Ofenkachelform mit Abrahams<br />

Opfer, Mosbach, Ende 19. Jh.<br />

nicht opfern kontst/ der engel mir aufs<br />

Zündloch Brunst.« Die architektonische<br />

Rahmung entspricht süddeutschen Kacheln<br />

der Zeit um 1600 und kopiert vermutlich<br />

ein bisher nicht nachgewiesenes Vorbild.<br />

In Mosbach wurde sie zudem für eine<br />

Serie der vier Evangelisten verwendet.<br />

Eine entsprechende Folge bunt glasierter<br />

Kacheln besitzt das Mosbacher Stadtmuseum<br />

(Inv.Nr. K1085–1088).<br />

n. Innenbild einer Ofenkachelform<br />

mit tanzender Mänade<br />

Inv.Nr. A3957 (Abb. 64). Ofenfabrik Friedrich<br />

Nerbel, Mosbach, um 1900. Gips, gegossen.<br />

H. 42,0 cm, B. 23,5 cm, T. 5,0 cm.<br />

Im hochrechteckigen Bildfeld bewegt<br />

sich die Mänade, eine mythische Gestalt<br />

sprudelnder Lebenskraft aus dem Gefolge<br />

des griechischen Gottes Dionysos,<br />

tänzelnden Schrittes nach rechts. Effektvoll<br />

ist der ums Gesäß eng anliegende,<br />

den Körper ansonsten schwungvoll umwehende<br />

Chiton über der Hüfte gegürtet<br />

und wirft einen malerischen Kolpos. Zurückgelehnte<br />

rechte Schulter und rechte<br />

Brust bedeckt das Kleidungsstück nicht.<br />

In der Rechten trägt die Figur den Körper<br />

einer in Ekstase getöteten und zerstückelten<br />

Ziege. In der Hand des linken Arms,<br />

den sie über den von einer Haube bedeckten<br />

Kopf hebt, hält sie einen Stab.<br />

Die Gipsform kopiert ein im Britischen<br />

Museum in London aufbewahrtes attisches<br />

Marmorrelief des späten 5. Jahrhunderts<br />

v.Chr. und wurde sicherlich mittels eines<br />

entsprechenden Gipsabgusses angefertigt.<br />

Gekonnte Schilderung des attraktiven<br />

Körpers und äußerst dekorative<br />

Gewandkomposition des antiken Bildwerks<br />

kamen zeitgenössischen künstlerischen<br />

Vorstellungen um 1900 ebenso<br />

entgegen wie damals vielfach reflektierte<br />

erotische Männerphantasien von der<br />

»femme fatale«. Die entsprechende<br />

Kachel war möglicherweise bildhafter<br />

Solitär im Korpus eines Wärmespenders,<br />

der sich folglich besonders zur Ausstattung<br />

von Salons und Herrenzimmern<br />

eignete.<br />

o. Ofenkachelform mit der Figur Eberhards<br />

von Gemmingen<br />

Inv.Nr. A3956 (Abb. 65). Ofenfabrik Friedrich<br />

Nerbel, Mosbach, wohl 1901. Gips, gegossen.<br />

Ausbruch an der linken Kante. H. 56,6 cm,<br />

B. 35,5 cm, T. 4,0 cm.<br />

263<br />

Abb. 64<br />

Innenbild<br />

einer<br />

Ofenkachelform<br />

mit tanzender<br />

Mänade,<br />

Mosbach,<br />

um 1900<br />

Unter einem von zwei Schraubensäulen<br />

getragenen Bogen zeigt die großformatige<br />

Bildkachel einen auf dem Fußbalken<br />

als Eberhard von Gemmingen bezeichneten<br />

Ritter, der einen brusthohen, auf dem<br />

Abb. 65 Ofenkachelform mit Eberhard<br />

von Gemmingen, Mosbach, 1901 (?)


Boden abgestellten Schild und die Stange<br />

eines Banners hält. Der Model war<br />

nach der über der Fahne prangenden<br />

Jahreszahl vermutlich für die Kachel eines<br />

1901 geschaffenen Ofens bestimmt.<br />

Die Blasonierung des Wappens der von<br />

Gemmingen, zwei goldene Balken auf<br />

Blau, ist in der Form linierter und punzierter<br />

Streifen angegeben. Mit dem Dargestellten<br />

ist wohl jener Eberhard gemeint,<br />

der 1427 bis 1501 lebte und die dritte<br />

Linie des einst reichsunmittelbaren Rittergeschlechts<br />

begründete, die später Burg<br />

Hornberg bei Neckarzimmern als ihren<br />

Sitz wählte. Die Ritterfigur zeigt eine<br />

typische Gestalt des Historismus, die sich<br />

wie die architektonische Rahmung, ein<br />

Arkadenbogen mit geflügelten Puttenköpfen<br />

in den Zwickeln und einem Granatapfel<br />

über dem Scheitel, an Motiven<br />

der <strong>Renaissance</strong> orientiert. Diesbezüglich<br />

beispielhaft ist eine im Rheinland entstandene,<br />

seit 1873 im Besitz des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s befindliche<br />

Kachel aus der Zeit um 1570 (Inv.Nr.<br />

A1179), die einen Geharnischten mit<br />

Wappenschild und Fahne unter einer<br />

Bogenstellung abbildet.<br />

p. Ofenkachelform mit Schütze<br />

Inv.Nr. A3961 (Abb. 66). Vereinigte Ofenfabriken<br />

Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />

1910/20. Gips, gegossen. Stempelung auf der<br />

unteren Schmalseite »121«, Einritzungen »12«<br />

und »Schütze«. Größere Ausbrüche an der<br />

oberen und der linken Vorderkante. H. 27,0 cm,<br />

B. 27,0 cm, T. 5,5 cm.<br />

q. Musterkachel mit Zwilling<br />

Inv.Nr. A3962 (Abb. 67). Vereinigte Ofenfabriken<br />

Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />

1910/20. Gips, gegossen. H. 23,5 cm,<br />

B. 23,5 cm, T. 7,6 cm.<br />

Die beiden Stücke, Form und Musterkachel,<br />

vertreten einen Ofen, dessen äußere<br />

Verkleidung den Tierkreis visualisierte.<br />

Den quadratischen Kacheln war ein kreisrundes,<br />

konkav vertieftes und von einem<br />

Taustab gerahmtes Bildfeld eingeschrieben,<br />

das jeweils ein Sternzeichen zeigte.<br />

Während unsere Form den »Schützen« in<br />

Gestalt eines auf einer langgezogenen<br />

Fußplatte knienden Bogenschützen mit einem<br />

gamsbartgeschmückten Hut wiedergibt,<br />

wird der »Zwilling« von einem Paar<br />

nackter Knaben repräsentiert. Diese, auf<br />

in der Höhe versetzte und somit Tiefen-<br />

räumlichkeit suggerierende Plinthen positioniert,<br />

sind als einander an den Händen<br />

haltende und ihre Gesichter zuwendende<br />

Frontal- bzw. Rückenfigur dargestellt, wobei<br />

die letztere einen Blütenstängel hält.<br />

Die Bezeichnung der Kachelform des<br />

Schützen legt nahe, dass der entsprechende<br />

Wärmespender unter der Modellnummer<br />

121 geführt wurde. Öfen aus<br />

derartigen Kacheln waren typische Produkte<br />

der Zwischenkriegszeit. Nach dem<br />

Ende des Ersten Weltkriegs bevorzugte<br />

man im Gegensatz zu den nun geschmähten<br />

historistischen »Ofenungeheuern«<br />

Heizkörper, die sich in Dimension<br />

wie Schmuck durch einfache Gediegenheit<br />

auszeichneten. Im Gegensatz zum<br />

vorher beliebten geometrischen Ornament,<br />

aufwendigen Gesimsen und Aufsätzen<br />

bildeten jetzt oft nur einzelne Bildkacheln<br />

den belebenden Akzent der<br />

streng und schlicht konturierten Korpora.<br />

r. Ofenkachelform mit Musikanten<br />

Inv.Nr. A3963 (Abb. 68). Vereinigte Ofenfabriken<br />

Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />

1925/1930. Gips, gegossen. H. 27,0 cm,<br />

B. 27,0 cm, T. 6,0 cm.<br />

s. Ofenkachelform mit Bäuerin<br />

Inv.Nr. A3966 (Abb. 69). Vereinigte Ofenfabriken<br />

Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />

1925/1930. Gips, gegossen. Oberfläche<br />

vom Tonschlicker teilweise rötlich verfärbt.<br />

H. 27,5 cm, B. 15,0 cm, T. 5,0 cm.<br />

t. Musterkachel mit Holzfäller<br />

Inv.Nr. A3972 (Abb. 70). Vereinigte Ofenfabriken<br />

Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />

1925/1930. Gips, gegossen. Untere Schmalseite<br />

schwarz gestempelt »5407A«. H. 27,5 cm,<br />

B. 26,0 cm, T. 5,2 cm.<br />

u. Ofenkachelform mit Kellner<br />

Inv.Nr. A3965 (Abb. 71). Vereinigte Ofenfabriken<br />

Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />

1925/1930. Gips, gegossen. Ritzung auf der<br />

unteren Schmalseite »158k«. H. 27,0 cm,<br />

B. 27,0 cm, T. 5,0 cm.<br />

v. Ofenkachelform mit Sämann<br />

Inv.Nr. A3967 (Abb. 72). Vereinigte Ofenfabriken<br />

Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />

1925/1930. Gips, gegossen. Ritzung auf der<br />

unteren Schmalseite »158e«. H. 27,0 cm,<br />

B. 27,0 cm, T. 5,0 cm.<br />

Die zwei Formen mit Musikanten und<br />

Bäuerin sowie die Musterkachel mit<br />

Holzfäller repräsentieren einen von der<br />

Mosbacher Firma wohl in der Zwischen-<br />

264<br />

kriegszeit kreierten und unter der Modellnummer<br />

»5407« produzierten Ofen mit<br />

profiliert gerahmten Kacheln, dessen Dekor<br />

aus volkstümlich aufgefassten Figuren<br />

beziehungsweise Szenen bestand. Unsere<br />

Exemplare geben zwei auf einer rustikalen<br />

Holzbank sitzende, mit Kontrabass<br />

und Akkordeon offenbar hingebungsvoll<br />

musizierende Musikanten wieder, eine<br />

Bäuerin mit aufgestelltem Rechen und<br />

Wasserkrug sowie einen Holzfäller, der<br />

in einer aus einzelnen Nadelbäumen angedeuteten<br />

Waldlandschaft im Begriff ist,<br />

mit seinem Werkzeug einen bereits entästeten<br />

Stamm zu Fall zu bringen.<br />

Die beiden Model mit Kellner und Sämann<br />

gehörten zum Formenbestand für<br />

den Ofen mit der Modellnummer »158«,<br />

dessen keramische Verkleidungselemente<br />

vor weitgehend leere Fonds gesetzte Figuren<br />

trugen. Solitär stehen die Gestalten<br />

mit aussagekräftigen Attributen respektive<br />

in sprechender Haltung in den ungerahmten<br />

quadratischen Bildfeldern. So eilt ein<br />

Kellner im Frack mit beflissen vorgebeugtem<br />

Oberkörper und fliegenden Schößen<br />

souverän eine Platte mit einer dampfenden<br />

Schweinshaxe balancierend seinen<br />

Gästen entgegen. Und kräftig schreitet<br />

ein Landmann über einen mittels dreier<br />

Schollen stilisierten Acker und wirft das in<br />

seinem Brustsack geborgene Saatgut mit<br />

ausholender Geste über das Feld. Offenbar<br />

zeigte die Außenhaut des Ofens also<br />

verschiedene Berufe und repräsentiert<br />

hinsichtlich Ikonografie und formaler Ausprägung<br />

der Bildgestalten den Heimatstil.<br />

Zwar gehörte der Sämann bereits seit<br />

dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts<br />

zu beliebten den tätigen, bodenständigen<br />

Menschen schildernden Motiven in der<br />

bildenden Kunst, doch erlangte er vor<br />

allem nach dem Ersten Weltkrieg als Metapher<br />

des seiner Heimat verpflichteten<br />

Schaffenden besondere metaphorische<br />

Bedeutung. Man denke etwa an die Ein-<br />

Schilling-Münze der 1918 gegründeten<br />

Republik Österreich mit dem entsprechenden<br />

Bild.<br />

w. Musterkachel mit Rebhühnern<br />

Inv.Nr. A3970 (Abb. 73). Vereinigte Ofenfabriken<br />

Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />

1930. Gips, gegossen, Vorderseite ocker lasiert.<br />

Rechte Schmalseite schwarz gestempelt »180«,<br />

Bleistiftbez. untere Schmalseite »180d«.<br />

H. 27,0 cm, B. 27,0 cm, T. 3,5 cm.


x. Musterkachel mit Fisch<br />

Inv.Nr. A3971 (Abb. 74). Vereinigte Ofenfabriken<br />

Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />

1930. Gips, gegossen, Vorderseite ocker lasiert,<br />

obere und rechte Schmalseite schwarz gestempelt<br />

»180«, Bleistiftbez. auf linker Schmalseite<br />

»k«. H. 27,0 cm, B. 27,0 cm, T. 3,5 cm.<br />

Die beiden Musterkacheln, die einen stilisierten,<br />

vor einer Wasserpflanze diago-<br />

Abb. 66 Ofenkachelform mit Schütze,<br />

Mosbach, um 1910/1920<br />

Abb. 69 Ofenkachelform mit Bäuerin,<br />

Mosbach, um 1925/1930<br />

Abb. 72 Ofenkachelform mit Sämann,<br />

Mosbach, um 1925/1930<br />

nal nach links unten schwimmenden Fisch<br />

mit Luftblasen beziehungsweise drei in einem<br />

von Halmen und Grasbüscheln angedeuteten<br />

Feld Futter suchende Rebhühner<br />

abbilden, vertreten einen Ofen mit<br />

Tierdarstellungen. Die neben der Modellnummer<br />

aufgetragenen Bezeichnungen<br />

mit Kleinbuchstaben legen nahe, dass<br />

dafür Kacheln mit mindestens elf unter-<br />

Abb. 67 Musterkachel mit Zwilling,<br />

Mosbach, um 1910/1920<br />

Abb. 70 Musterkachel mit Holzfäller,<br />

Mosbach, um 1925/1930<br />

Abb. 73 Musterkachel mit Rebhühnern,<br />

Mosbach, um 1930<br />

265<br />

schiedlichen Motiven gefertigt wurden.<br />

Lit.: Unpubliziert.<br />

Erworben aus der Konkursmasse der<br />

Firma »Mosbach Keramik GmbH«, Mosbach,<br />

mittels einer Spende von Florian<br />

Eitle-Böhler, Starnberg<br />

Frank Matthias Kammel<br />

Abb. 68 Ofenkachelform mit Musikanten,<br />

Mosbach, um 1925/1930<br />

Abb. 71 Ofenkachelform mit Kellner,<br />

Mosbach, um 1925/1930<br />

Abb. 74 Musterkachel mit Fisch,<br />

Mosbach, um 1930


Xylophon<br />

Inv.Nr. MI 960 (Abb. 75). Otto Seele, Leipzig,<br />

um 1900. Schlagstempel auf einem der Klangstäbe<br />

»O. Seele/Leipzig«. Tonumfang zwei Oktaven<br />

und eine Sexte e–c. Tropenholz (Palisander?),<br />

Holz, Schnur, Metall, Stroh, mit Koffer.<br />

L. 62,0 cm, B. 97,0 cm, Stab L. 35,6–13,3 cm,<br />

Stab B. 2,9 cm, größte Stabstärke 2,0 cm.<br />

Das Xylophon, dessen Ursprung in Asien<br />

und Afrika liegt, ist in Europa bereits seit<br />

dem 16. Jahrhundert unter den Namen<br />

»hölzernes Gelächter« und »Strohfiedel«<br />

nachgewiesen. Im Lauf des 19. Jahrhunderts<br />

fand es Eingang in europäische Orchesterwerke.<br />

Es wurde teilweise als<br />

klangliche Kuriosität eingesetzt, wie in<br />

Camille Saint-Saëns’ »Le carnaval des<br />

animaux«, in dem der prominente Einsatz<br />

des Xylophons im Auftritt der »Fossiles«<br />

begründet liegt. Die Einbindung des Xylophons<br />

in Werke europäischer Orchestermusik<br />

ist aber auch im Zusammenhang<br />

mit einer allmählichen Erweiterung und<br />

Aufwertung des Schlagwerks zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts zu sehen.<br />

Heutige Orchester-Xylophone sind in der<br />

Regel einer Klaviatur entsprechend angeordnet:<br />

Sie sind zweireihig aufgebaut, wobei<br />

die vordere Reihe den weißen und die<br />

hintere Reihe den schwarzen Tasten der<br />

Klaviatur entspricht. Die Klangstäbe zeigen<br />

mit der kurzen Seite zum Spieler. Bis weit<br />

ins 20. Jahrhundert hinein war jedoch die<br />

Form des hier vorliegenden Instruments in<br />

Gebrauch, bei dem die Stäbe in vier miteinander<br />

verzahnten Reihen gruppiert und<br />

auf umwickelte Strohrollen gelegt werden.<br />

Hier sind die Klangstäbe mit der breiten<br />

Seite zum Spieler ausgerichtet. Die beiden<br />

mittleren Reihen der mit Tonbuchstaben bezeichneten<br />

Stäbe bilden im Wesentlichen<br />

eine G-Dur-Tonleiter, die anderen Stäbe er-<br />

gänzen die G-Dur-Skala chromatisch. Einige<br />

Töne sind doppelt vertreten, um ein einfacheres<br />

Spiel zu ermöglichen.<br />

Ein ähnliches Instrument (Inv.Nr. MIR<br />

514) befindet sich bereits in der Sammlung<br />

Rück im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />

Jenes ist allerdings aus Fichte gefertigt<br />

und stammt aus dem Zillertal. Das neu<br />

erworbene Instrument aus Leipzig zeugt<br />

vom geografisch weit verbreiteten Gebrauch<br />

des Instrumententyps. Überdies<br />

stammt es mit Otto Seele (tätig um 1900)<br />

von einem Instrumentenbauer, der sich mit<br />

einer »Schule für Xylophon« und einem<br />

»Album für Xylophon« um und nach<br />

1900 für dieses Instrument einsetzte.<br />

Lit.: David P. Eyler: Early Development of the Xylophone<br />

in Western Music. In: Percussive Notes,<br />

41, 2003, H. 6, S. 42–44. –Avgerinos Gerassimos:<br />

Handbuch der Schlag- und Effektinstrumente.<br />

Ein Wegweiser für Komponisten, Dirigenten,<br />

Musiker und Instrumentenbauer. Frankfurt a.M.<br />

1967, S. 205. –Lois Ann Andersson u.a.: Xylophone.<br />

In: New Grove Dictionary of music and<br />

musicians, Bd. 27. Hrsg. von Stanley Sadie.<br />

2. Aufl. London/New York 2001, S. 618–629.<br />

–Gerhard Kubik/Gretel Schwörer-Kohl: Xylophon.<br />

In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart,<br />

Sachteil, Bd. 9. Hrsg. von Ludwig Finscher.<br />

2. Aufl. Kassel/Weimar u.a. 1998, Sp. 2099–<br />

2122, bes. Sp. 2099–2100.<br />

Erworben aus Privatbesitz<br />

Katharine Leiska<br />

Lebkuchendose<br />

Inv.Nr. VK 4263 (Abb. 76). Fa. Felix Lasse,<br />

Leipzig, um 1900. Weißblech, Lithographie,<br />

geprägt. H. 12,5 cm, Dm. 12,0 cm.<br />

In der Sammlung Volkskunde des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s befinden sich<br />

zahlreiche Dosen Nürnberger Lebkuchen-<br />

266<br />

Abb. 75<br />

Xylophon, Leipzig,<br />

um 1900<br />

Abb. 76 Lebkuchendose, Fa. Felix Lasse,<br />

Leipzig, um 1900<br />

fabrikanten. Darauf sind in erster Linie<br />

Motive mit Nürnberg-Bezug zu sehen, so<br />

etwa historische Persönlichkeiten oder<br />

Stadtansichten. Die hier vorgestellte Lebkuchendose<br />

der Firma F.G. Metzger zeigt<br />

jedoch Motive aus Oberbayern. Die runde<br />

Schmuckdose ist mit Prägungen und<br />

Lithographien verziert. Auf dem Deckel<br />

sind Goldmedaillen der Bayerischen<br />

Landes-Gewerbe-Ausstellungen in Nürnberg<br />

von 1882 und 1896 wiedergegeben.<br />

Im Jahr 1906 fand eine weitere Schau<br />

statt, bei der die Metzger’schen Lebkuchen<br />

erneut prämiert wurden. Folglich kann die<br />

Dose auf die Zeit um 1900 datiert werden.<br />

Sie weist ein florales Dekor auf, bestehend<br />

aus Edelweiß und Alpenröschen<br />

sowie einem dunklen Gehölz auf beigefarbenem<br />

Grund. Die Pflanzen fassen<br />

jeweils vier Illustrationen ein, von denen<br />

jede eine Bildunterschrift in Form eines<br />

geschwungenen Banners besitzt.<br />

Die Dose zeigt vier Darstellungen: den<br />

Blick über Berchtesgaden mit dem Watzmann,<br />

den Königssee, eine Sennerin und<br />

einen Lederhosen tragenden Mann mit<br />

der Aufschrift »Juchhe! wieder auf der<br />

Alm«. Der Stülpdeckel trägt den Schriftzug<br />

der Firma F.G. Metzger und die<br />

Fabrikmarken, die als Gütezeichen die<br />

Echtheit des Inhaltes zertifizieren.<br />

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts nahm<br />

die Industrialisierung in der Nürnberger<br />

Lebkuchenherstellung einen Aufschwung.


Etwa 1840 wurde bei Heinrich Häberlein<br />

die erste Dampfmaschine eingesetzt, es<br />

folgten F.G. Metzger und F. Ad. Richter.<br />

Damit begann die Massenproduktion der<br />

Nürnberger Lebkuchen. Zugehörige Dosen<br />

aus Weißblech kamen um 1870 auf. Hersteller<br />

des vorgestellten Stücks ist die Blechemballagenfabrik<br />

Felix Lasse Leipzig.<br />

Verpackungen zeigen exemplarisch die<br />

Übernahme zeitgenössischer Gestaltungsmöglichkeiten<br />

im Kontext der Massenproduktion.<br />

Zudem sind sie ein wichtiges Mittel<br />

zur Etablierung von Markenprodukten,<br />

da sie als Werbeträger dienen. Die Verpackung<br />

wird genutzt, um dem Verbraucher<br />

zu signalisieren, welche Qualitäten<br />

das von ihm erworbene Produkt auszeichnen.<br />

Durch die hochwertige und verzierte<br />

Blechverpackung, die Bezeichnung »Feine<br />

Elisenlebkuchen« und die abgebildeten<br />

Medaillen der Gewerbeausstellungen<br />

1882 und 1896 sowie die Information<br />

über die Firma Metzger als »Königl.<br />

Bayerischer Hof-Lebkuchen- u. Chocolade-<br />

Fabrikant« soll das Produkt aus der Menge<br />

ähnlicher Waren hervorgehoben werden.<br />

Weiterhin findet sich mit den Alpen ein<br />

im 19. Jahrhundert beliebtes Motiv auf der<br />

Dose. Ausgelöst durch das Interesse Münchner<br />

Landschaftsmalerund Reiseschriftsteller<br />

entwickelte sich Oberbayern zu einem<br />

beliebten Urlaubsziel. Auch der Blick<br />

auf Land und Leute wurde so gelenkt; hier<br />

waren es unter anderem die Musik, vor<br />

allem das Zitherspiel und das Jodeln, die<br />

Tracht und die Einsamkeitder Alm, die die<br />

städtische Bevölkerung faszinierten. Dabei<br />

handelte es sich jedoch nur um vermeintlich<br />

authentische Eindrücke vom Alpenland.<br />

In dieser Zeit liegt auch die Geburtsstunde<br />

des stereotypen, bis heute im Inund<br />

Ausland dargestellten Bayernbildes –<br />

und die Bildsprache der hier vorgestellten<br />

Lebkuchendose. So lässt sich an der Dose<br />

durchaus eine Umsetzung eines aktuellen<br />

Zeitgeschmacks ablesen.<br />

Lit.: Unpubliziert. –Weiterführend vgl. Bernward<br />

Deneke: Alte Verpackungen als Sammlungsgegenstand.<br />

Zu einer Blechdose der Firma Haeberlein,<br />

Nürnberg. In: MonatsAnzeiger, 91, 1988,<br />

H. 10, S. 72–727. –Das Nürnberger<br />

Lebkuchenbuch. Hrsg. von Jürgen Franzke.<br />

Nürnberg 2008.<br />

Geschenk von Erwin Neupert, Nürnberg<br />

Svenja Gierse<br />

Medaillen auf das<br />

Deutsche Kaiserreich<br />

a. Schießübung in Qingdao<br />

Inv.Nr. Med 14990 (Abb. 77). Anonym, Qingdao,<br />

1906. Messing, gegossen mit Gravur.<br />

H. 29,5 mm, max. Dm. 64,0 mm, 336,0 g.<br />

Qingdao (Tsingtau) war die Hauptstadt<br />

des 552 Quadratkilometer großen Pachtgebiets<br />

Jiaozhou (Kiautschou) an der chinesischen<br />

Ostküste, das zwischen 1898<br />

und 1914 von der deutschen Marine als<br />

Flottenstützpunkt genutzt wurde. International<br />

bekannt ist die Stadt nicht zuletzt<br />

durch den Markennamen Tsingtao geworden:<br />

Dieser Bierhersteller, der heute<br />

zu den größten der Welt zählt, geht auf<br />

die seinerzeit von deutschen Siedlern gegründete<br />

Germania-Brauerei zurück. Die<br />

offensichtlich von einem Militärangehörigen<br />

aus einem Schrapnellkopf gefertigte<br />

Medaille trägt auf ihrer flachen Seite die<br />

schmucklose Inschrift »Zur/Erinnerung/<br />

an/unsere letzte/Schiessübung/Tsingtau/<br />

[19]06«. Obwohl sicherlich kein Kunstwerk,<br />

handelt es sich doch um ein anschauliches<br />

und wohl unikales Zeugnis<br />

einer Episode der deutschen Kolonialgeschichte.<br />

Lit.: Mechthild Leutner: Kiautschou. Deutsche<br />

»Musterkolonie« in China? In: »… Macht und<br />

Anteil an der Weltherrschaft« Berlin und der<br />

Abb. 77<br />

Schießübung in<br />

Qingdao,<br />

Qingdao, 1906<br />

(M 1:2)<br />

Abb. 78<br />

Wilhelm Haverkamp,<br />

Vollendung der<br />

Hohkönigsburg,<br />

Berlin, 1908<br />

(M 1:2)<br />

267<br />

deutsche Kolonialismus. Hrsg. von Ulrich van<br />

der Heyden/Joachim Zeller. Münster 2005,<br />

S. 203–212. –Heiko Herold: Deutsche Kolonial-<br />

und Wirtschaftspolitik in China. 1840 bis<br />

1914. Unter besonderer Berücksichtigung der<br />

Marinekolonie Kiautschou. 2. Aufl. Köln 2006.<br />

b. Vollendung der Hohkönigsburg<br />

Inv.Nr. Med 14981 (Abb. 78). Medailleur<br />

Wilhelm Haverkamp, Ausführung Berliner<br />

Medaillenmünze L. Ostermann, vorm. G. Loos,<br />

Berlin, 1908. Bronze, gegossen. Dm. 70,0 mm,<br />

208,4 g.<br />

Vs. Brustbild Kaiser Wilhelms II. von<br />

links mit der lateinischen Umschrift<br />

GUILELMUS II REX BOR[USSIAE]<br />

IMPERATOR GERM[ANIAE]<br />

(Wilhelm II., König von Preußen, deutscher<br />

Kaiser). Unter dem Armabschnitt<br />

die Initialen des Künstlers W. H.<br />

Rs. Ansicht der Burg von Osten. Umschrift<br />

HOHKOENIGSBURG/BEGONNEN<br />

1899 VOLLENDET 1908. Unten der Name<br />

des Künstlers Wilh[elm] Haverkamp<br />

und des Herstellers G. LOOS.<br />

Die bei Orschwiller im Elsass gelegene<br />

Hohkönigsburg (frz. Château du Haut-<br />

Kœnigsbourg) geht auf eine staufische Befestigung<br />

des 12. Jahrhunderts zurück. Im<br />

Jahr 1899 wurde die teils zerstörte Anlage<br />

Kaiser Wilhelm II. zum Geschenk gemacht,<br />

der sie daraufhin durch den Berliner<br />

Architekten Bodo Ebhardt (1865–


1945) restaurieren ließ. Anlässlich der feierlichen<br />

Einweihung im Jahr 1908 wurde<br />

die von dem historistischen Bildhauer Wilhelm<br />

Haverkamp (1864–1929) geschaffene<br />

Medaille herausgegeben, um an den<br />

symbolträchtigen Wiederaufbau der nahe<br />

der Westgrenze des Reiches gelegenen<br />

kaiserlichen Festung zu erinnern.<br />

Lit.: Martin Heidemann: Medaillenkunst in<br />

Deutschland von 1895 bis 1914. Berlin 1998,<br />

Kat.Nr. 1077, S. 326 und 472. –Claudia Hagenguth,<br />

in: Mythos Burg. Hrsg. von G. Ulrich<br />

Großmann. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />

Nürnberg/Dresden 2010, S. 332. –<br />

Zum Künstler vgl. Rüdiger Bausch: Wilhelm<br />

Haverkamp. Lebenslauf und künstlerisches<br />

Schaffen. In: Geschichtsblätter des Kreises Coesfeld,<br />

32, 2007, S. 113–146. –Weiterführend<br />

vgl. Monique Fuchs/Bernhard Metz: Haut-<br />

Kœnigsbourg. Paris 2001.<br />

Geschenk von Eckhard Prochaska, Maintal<br />

Matthias Nuding<br />

Kindergedeck<br />

Inv.Nr. VK 4207,1–5 (Abb. 79). Ungemarkt, um<br />

1915. Porzellan, weiß, Umdruckdekor, mehrfarbig.<br />

Untertasse Dm. 12,0 cm; Tasse H. 6,5 cm,<br />

Dm. 6,0 cm; Suppenteller Dm. 18,5 cm; Essteller<br />

Dm. 18,2 cm; Dessertteller Dm. 15,0 cm.<br />

Das vollständig erhaltene Kindergedeck,<br />

ein sogenannter Kindersatz, besteht aus<br />

Suppen-, Speise- und Dessertteller sowie<br />

aus Tasse und Untertasse. Alle Teller besitzen<br />

einen ausgeprägten, eingezogenen<br />

Standring und einen geschweiften<br />

Rand mit Goldlinie. Bei der Tasse öffnet<br />

sich über dem eingezogenen Standring<br />

ein hoher zylindrischer Körper mit geschweifter,<br />

goldgeränderter Mündung.<br />

Der ohrenförmige Henkel ist ebenfalls mit<br />

Gold verziert. Mit Ausnahme der Untertasse<br />

ist bei sämtlichen Gefäßteilen das<br />

zentrale Motiv identisch: In einem links<br />

mit der Reichskriegsflagge und rechts mit<br />

der Nationalflagge Österreich-Ungarns<br />

gezierten Medaillon sind ein großes<br />

Schlachtschiff, ein U-Boot und ein weiteres<br />

Schiff sowie ein Zeppelin zu sehen.<br />

Bekrönt wird die Darstellung durch ein<br />

schwarz-weiß-rot gewelltes Band, also<br />

von den Farben des Deutschen Reichs.<br />

Das Band trägt zwischen den Jahreszahlen<br />

»1914« und »1915« die Aufschrift<br />

»Deutschlands Flotte«. Den unteren Ab-<br />

schluss des Medaillons bildet ein von Eichenlaub<br />

begleitetes Eisernes Kreuz. Die<br />

Fahnen der Teller sind mit Soldaten, Matrosen,<br />

Sanitätern und mit weiteren typischen,<br />

den Krieg symbolisierenden Bildern<br />

bedruckt sowie –mit Ausnahme der<br />

Untertasse –mit einem Spruch in dunkelroter<br />

Farbe. Dieser lautet beim Suppenteller:<br />

»Die Suppe ist ein gut Gericht,/Nur<br />

Suppenkaspar ißt sie nicht«, beim Essteller:<br />

»Gemüs’ und Fleisch bekommt nur<br />

der/Der seine Suppe aß vorher« und<br />

beim Dessertteller: »Iß hübsch deinen Teller<br />

leer,/Das Compot kommt hinterher.«<br />

Diese Sprüche finden sich sowohl auf<br />

älteren als auch auf jüngeren Kindergedecken,<br />

die mit Abbildungen verschiedener<br />

Spielzeuge und Kinder versehen sind.<br />

Mit der Erwähnungdes Suppenkaspars<br />

wurde auf die weit verbreitete Geschichte<br />

aus dem von dem Mediziner Heinrich<br />

Hoffmann (1809–1894) verfassten Kinderbuch<br />

»Struwwelpeter«zurückgegriffen.<br />

Die Texte bezeugen die Schwierigkeiten,<br />

die bei vielen Kindern mit der Nahrungsaufnahme<br />

verbunden waren. Das Lesen<br />

oder Vorlesen und das Schauen sowie<br />

möglicherweise das Erzählen von Geschichten<br />

durch die Eltern oder andere Erwachsene<br />

sollten einen Anreiz zum Essen<br />

in manierlicher Form bieten. Dass derartige<br />

Gedecke für bürgerliche Käufergruppen<br />

bestimmt waren, belegen nicht zuletzt<br />

die aufgedruckten Reime, denn Fleisch<br />

und Kompott waren nur wenigen Kreisen<br />

vorbehalten; insbesondere im Ersten Weltkrieg,<br />

als die Mehrzahl der Menschen in<br />

268<br />

Abb. 79 Kindergedeck, um 1915<br />

Deutschland mit einem Minimum an Lebensmitteln<br />

auskommen musste.<br />

Kindergedecke sind seit dem Ende des<br />

18. Jahrhunderts bekannt. Ihre Proportionen<br />

berücksichtigten die kindlichen Nutzer,<br />

wobei es sich oft um Miniaturausgaben<br />

von Servicen für Erwachsene<br />

handelte. Seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts<br />

zierten vermehrt militärische Motive<br />

das Porzellan/Steingut für Kinder. Sie<br />

sollten insbesondere Jungen auf die Notwendigkeit<br />

der körperlichen Stärkung für<br />

militärische Zwecke hinweisen. Einen<br />

Höhepunkt erlebten entsprechende Bilder<br />

zur Zeit des Ersten Weltkriegs. So wurde<br />

schon 1914 die Porzellanindustrie angehalten,<br />

gemäß der allgemeinen Kriegspropaganda<br />

patriotisch-aktuelle Artikel<br />

herzustellen, wozu auch derartige Kinderservice<br />

zählten. Gleichzeitig konnten die<br />

Erwachsenen, die das Geschirr kauften,<br />

ihre eigene Kriegs- und Flottenbegeisterung<br />

als Teil ihrer patriotischen Gesinnung<br />

zum Ausdruck bringen. Entsprechend<br />

wollten sie die mit den Gedecken<br />

beschenkten Kinder erziehen und sozialisieren.<br />

Die militärische Bilderwelt auf dem<br />

Geschirr richtete sich in der Regel an Jungen,<br />

da sie zu tapferen Soldaten für das<br />

Vaterland erzogen werden sollten.<br />

Das vorgestellte Gedeck hatte um<br />

1915/16 jedoch ein fünfjähriges Mädchen<br />

von seinem Vater bekommen, der<br />

kurz danach im Weltkrieg fiel. Politik und<br />

Kriegspropaganda hatten ihren Platz auf<br />

dem Esstisch gefunden und die Schrecken<br />

des Krieges wurden verharmlost.


Lit.: Unpubliziert. –Weiterführend vgl. Schmatz<br />

nicht. Von Katzentischen und Kindertafeln im<br />

Wandel der Zeit. Hrsg. von Frauke von der<br />

Haar/Heidrun Oberländer. Ausst.Kat. Deutsches<br />

Klingenmuseum Solingen und Landschaftsverbande<br />

Rheinland –Rheinisches Archiv- und Museumsamt.<br />

Solingen 2001. –Spielzeug oder<br />

Kostbarkeiten? Zauberhaftes aus behüteten<br />

Kindertagen. Bearb. von Alois Prediger/Ester<br />

Schneider, Ausst.Kat. Keramik-Museum Mettlach<br />

e.V. (= Schriften des Keramik-Museums Mettlach,<br />

4). Mettlach 1999.<br />

Erworben aus Privatbesitz<br />

Claudia Selheim<br />

Arion-Zither<br />

Inv.Nr. MI 948. (Abb. 80) Deutschland (?), um<br />

1920. Auf dem Boden Papieretikett mit Händlersignatur<br />

»Ludwig Fehlner/Musik-Institut/Musik-<br />

Instrumente/Musikalien-Verlag/Friedrichstraße/<br />

[Nür]nberg/[Teleph]on 21065«. 5Spielsaiten,<br />

31 Begleitsaiten, 29 chromatische Bünde. Decke<br />

und Boden Nadelholz mit Mahagoni(?)-Furnier,<br />

Zargen gebeizter Ahorn mit Einlagen aus<br />

Tropenholz; Griffbrett Ebenholz, Randeinlagen<br />

weißer Kunststoff. L. 30,5 cm, B. 23,8–37,5 cm,<br />

Zarge H. 3,05 cm, Mensur Melodiesaiten<br />

41,1 cm, Mensur Begleitsaiten 40,9–46,4 cm.<br />

1879 forderte der Londoner Zither-Virtuose<br />

Curt Schulz (1863–1901) in seinem<br />

Essay »Die Zither der Zukunft«, in No. 12<br />

des Centralblattes deutscher Zithervereine<br />

erschienen, von den Instrumentenbauern<br />

unter anderem eine klangliche Verbesserung<br />

der Instrumente. Franz Xaver<br />

Kerschensteiner (1839–1915) war einer<br />

derjenigen, die die von Schulz gestellten<br />

Anforderungen praktisch umzusetzen versuchten.<br />

Seine baulichen Modifikationen<br />

mündeten schließlich in die Entwicklung<br />

der nach dem griechischen Dichter und<br />

Musiker Arion von Lesbos (7. Jh. v.Chr.)<br />

benannten gleichnamigen Zither.<br />

Kerschensteiner hatte beispielsweise für<br />

den Zitherbauer und Hofinstrumentenmacher<br />

Georg Tiefenbrunner (1812–1880)<br />

gearbeitet und wurde 1865 Teilhaber in<br />

der Werkstatt seines einstigen Lehrers Peter<br />

Schulz (1808–1871) in Regensburg.<br />

Als Geigen- und Zithermacher weithin bekannt<br />

und vielfach ausgezeichnet, trieb<br />

Kerschensteiner sein Leben lang die Suche<br />

nach Vervollkommnung der von ihm<br />

geschaffenen Instrumente an. Für die Konstruktion<br />

der Arion-Zither griff er auf den<br />

für die Mittenwalder Zither üblichen sym-<br />

metrischen, gitarrenförmigen Korpus<br />

zurück und entwickelte ihn weiter. Das<br />

Besondere an der Arion-Zither ist die Befestigung<br />

des Resonanzbodens allein an<br />

den Umfassungswänden der Zither. Dadurch<br />

konnte der Resonanzboden weitgehend<br />

frei schwingen. Zudem wurde der<br />

Saitensteg, der bisher über eine Brücke<br />

mit der Decke verbunden war, einzig auf<br />

dem Boden fixiert und durch einen Ausschnitt<br />

der Decke geführt, sodass der er<br />

freisteht. Die beim Anschlagen der Saiten<br />

entstehenden Vibrationen wurden dementsprechend<br />

direkt auf den Resonanzboden<br />

übertragen. Für die beiden Neuerungen<br />

beantragte Kerschensteiner ein<br />

Patent, das ihm am 28. März 1883 erteilt<br />

wurde.<br />

Gegen die Konkurrenz bereits etablierter<br />

Zithertypen konnte sich die Arion-<br />

Zither nicht durchsetzen. Dennoch wird<br />

sie, zum Teil als Harfenzither mit Baronstange<br />

versehen, auch heute noch von einigen<br />

Zitherbauern gefertigt. Über den Erbauer<br />

des hier vorliegenden Instruments ist<br />

nichts bekannt. Jedoch stellt es eine gute<br />

Ergänzung zum bisherigen Bestand von<br />

Zithern am Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong><br />

dar, der sich vorrangig aus Instrumenten<br />

der Mittenwalder und Salzburger<br />

Form zusammensetzt.<br />

Lit.: Zeitschrift für Instrumentenbau, 1, 1880/81,<br />

S. 132 und 4, 1883/84, S. 22. –Ulrich Wegner/Andreas<br />

Michel: Zithern. In: Die Musik in<br />

Geschichte und Gegenwart, Sachteil, Bd. 9.<br />

Hrsg. von Ludwig Finscher. 2. Aufl. Kassel/Weimar<br />

u.a. 1998, Sp. 2412–2466. –Willibald<br />

269<br />

Leo Freiherr von Lütgendorff: Die Geigen- und<br />

Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart,<br />

Bd. 2. 5. und 6. Aufl. Frankfurt a.M. 1922,<br />

S. 250 und S. 518.<br />

Geschenk Werner Wittig, Nürnberg<br />

Franziska Pfefferkorn<br />

Damenschuhe und<br />

Modellschuhe<br />

a. Damenschuhe<br />

Inv.Nr. T8145,1–2 (Abb. 81). Schuhwerkstätte<br />

Hans Vogel, Rothenburg o.d.Tauber, 1920er<br />

Jahre. Leder, violett metallisiert, Decksohle Ziegenleder,<br />

Laufsohle und Innenabsatz Leder, Paspeln<br />

Ziegenleder, Lackstreifen, Zwirn, Knopf<br />

Metall, Perlmutt, Kunststoffband. L. 24,0 cm,<br />

B. 8,0 cm, H. 12,5 cm, Absatz H. 6,0 cm.<br />

b. Modellschuhe<br />

Inv.Nr. T8145,3–4 (Abb. 81). Schuhwerkstätte<br />

Hans Vogel, Rothenburg o.d.Tauber, 1920er<br />

Jahre. Leder, violett metallisiert, Decksohle Leder,<br />

Laufsohle Rindsleder, Zwirn, Absatz Leder,<br />

Metallnagel, Paspeln Ziegenleder. L. 9,5 cm,<br />

B. 3,5 cm, H. 3,8 cm, Absatz H. 1,5 cm.<br />

Die Schäfte und die Außenabsätze der<br />

Spangenpumps bestehen aus drei Schichten<br />

Leder. Das Außenlederist schwarz<br />

grundiert und violett metallisiert. Weiße<br />

Paspeln und ein gestanztes Lochmuster,<br />

durch das weiße und grüne Lackstreifen<br />

schimmern, zieren die Ränder. Zum<br />

Schließen der Spangen dient je ein Metallknopf<br />

mit Perlmuttauflage. Die rotbraunen<br />

Laufsohlen sind mit Kreuzstichen in<br />

grünem Zwirn an die weiß lackierten<br />

Abb. 80 Arion-Zither, Deutschland (?), um 1920


Rahmen genäht. Innen sind die Schuhe mit<br />

vegetabil gegerbtem, braunem Ziegenleder<br />

beziehungsweise grünem Baumwollköper<br />

in den Kappen gefüttert. Die Decksohlen<br />

bestehen aus grauem Ziegenleder.<br />

Die Laufsohlen und die Innenabsätze sind<br />

aus braun beschichtetem Leder gefertigt.<br />

Die Modellpumps bestehen nur aus<br />

einer Lederschicht, die aber die gleiche<br />

metallisierte Oberfläche aufweist. Einer<br />

der Schuhe hat einen bronzenen Farbton,<br />

möglicherweise durch einen Lichtschaden.<br />

Die Ränder sind ebenfalls weiß paspeliert.<br />

In die Decksohlen aus weißem Leder<br />

sind kleine Löcher gestanzt, unter<br />

denen eine rote Lackschicht liegt. Die Absätze<br />

sind aus mehreren Schichten Leder<br />

aufgebaut, mit je einem Nagel befestigt<br />

und schwarz gefirnisst. Kreuzstichnähte<br />

aus rotem Zwirn fixieren die rotbraunen<br />

Laufsohlen aus Rindsleder an den Rahmen<br />

aus weißem Leder.<br />

Beide Spangenpumps sind auf der<br />

Kappe mit einem transparenten Kunststoffband<br />

mit der Aufschrift »Handarbeit« als<br />

Qualitätshinweis versehen, zumal ähnliche<br />

Schuhe bereits meistens industriell<br />

hergestellt wurden. In einen der Schuhe<br />

ist ein bedruckter Pappstreifen eingelegt:<br />

»Hans Vogel, Rothenburg o.d.T., Alter<br />

Keller 11/Orthopädische Schuhwerkstätte/Prämiiert<br />

1906, Bayr. Industrie-, Gewerbe-,<br />

Kunstausstellung Nürnberg«. Vermutlich<br />

dienten die beiden Paare, die<br />

verschiedene handwerkliche Techniken<br />

vorführen, dem Schuhmachermeisterbetrieb<br />

zu Werbezwecken. Die Schuhe waren<br />

trotz der Betonung der handwerklichen<br />

Tradition durchaus modisch aktuell.<br />

Geknöpfte Spangenschuhe dominierten<br />

in den 1920ern bis in die frühen 1930er<br />

Jahre die Damenschuhmode. Kürzere<br />

Röcke gaben den Blick auf die Füße frei,<br />

die man dann durch auffallendes Schuhwerk<br />

schmückte. Gold- und silberfarbene<br />

sowie metallisch schimmernde Schuhe<br />

waren besonders in der Abendmode beliebt.<br />

Lit.: Unpubliziert. –Weiterführend vgl. Mary<br />

Trasko: Heavenly Soles. Extraordinary Twentieth-<br />

Century Shoes. New York 1989, Abb. 24. –<br />

Auf Schritt und Tritt ... Schuhe. Ausst.Kat. Galerie<br />

Kornwestheim/Schloss Neu-Augustusburg,<br />

Weißenfels. Kornwestheim 1999, Kat.Nr. 62<br />

und 63.<br />

Geschenk von Lise Loos, Nürnberg<br />

Anja Kregeloh/<br />

Petra Kress (Materialangaben)<br />

Zwei Ziegel<br />

a. Langlochziegel<br />

Inv.Nr. A4018 (Abb. 82). Werdau, 1921/22.<br />

Rote Ziegelmasse, stranggepresst und gebrannt,<br />

Reste des Mörtelbetts. H. 7,0 cm, B. 12,0 cm,<br />

T. 11,2 cm.<br />

Abb. 82<br />

Langloch- und Hohlziegel,<br />

Werdau,<br />

1921/22<br />

270<br />

Abb. 81<br />

Damenschuhe und<br />

Modellschuhe,<br />

Rothenburg o.d.<br />

Tauber, 1920er<br />

Jahre<br />

b. Hochlochziegel mit Hohlkehle<br />

Inv.Nr. A4019 (Abb. 82). Werdau, 1921/22.<br />

Rote Ziegelmasse, stranggepresst und gebrannt,<br />

Reste des Mörtelbetts. H. 7,0 cm, B. 12,0 cm,<br />

T. 18,5 cm.<br />

Sowohl der kleinere als Binder versetzte<br />

Stein als auch der etwas größere gekehlte<br />

Formstein sind im Strangpressverfahren<br />

maschinell hergestellte Ziegel. Aufgrund<br />

der beiden ausgesparten Kanäle in den<br />

Korpora vertreten sie den Typ des Hohlbzw.<br />

Lochziegels, der zwar seit der Frühneuzeit<br />

bekannt, aufgrund der gebotenen<br />

Ersparnis an Material und Kohle beim<br />

Brandprozess aber erst in den Jahren der<br />

Kohlenot nach dem Ersten Weltkrieg fortentwickelt<br />

und seitdem in großem Umfang<br />

produziert wurde. Aufgrund eingeschlossener<br />

Luftzellen liegen seine<br />

Vorteile gegenüber dem Vollziegel, über<br />

den geringeren Einsatz von Ressourcen<br />

hinaus, im reduzierten Gewicht und der<br />

effektiveren Wärmedämmung.<br />

Bezüglich ihrer Qualität sind die beiden<br />

Stücke Klinker, also unter hoher<br />

Brenntemperatur entstandene wartungsfreie,<br />

form- und farbbeständige grobkeramische<br />

Bauteile. Sie stammen vom Hauptgebäude<br />

der Maschinenfabrik Carl Eli<br />

Schwalbe in Werdau, einer Kleinstadt im<br />

Westen Sachsens. An der Ostfassade dieses<br />

Bauwerks fungierten sie als Verblender,<br />

in die Außenschale eines zweischaligen<br />

Mauerwerks versetzte Steine. Der<br />

Binder saß in der ungewöhnlicherweise<br />

allein aus diesem Ziegeltyp bestehenden<br />

Vormauerschale, der Hochlochziegel<br />

stammt aus einem Fenstergewände. Als<br />

stranggepresste, mit einer glatten Oberfläche<br />

versehene Bauelemente erfüllten<br />

sie die besonders hohen Anforderungen<br />

an die optische Gestaltung, als Klinker an<br />

die Witterungs- bzw. Frostbeständigkeit<br />

unverputzten Sichtmauerwerks.<br />

Das Gebäude am Rand des histori-


schen Stadtkerns von Werdau, Gedächtnisplatz/Ecke<br />

Uhlandstraße, wurde<br />

1921/22 errichtet. Die Firma, Produktionsstätte<br />

von Spinnereimaschinen, später<br />

auch Nähmaschinen, war der größte Maschinenbauer<br />

am Ort. Unter dem Konkurrenzdruck<br />

im wiedervereinten Deutschland<br />

musste die 1849 gegründete, nach<br />

Demontage der Produktionsmittel durch<br />

die sowjetische Besatzungsmacht<br />

1945/46 revitalisierte sowie nach Enteignung<br />

der Inhaber 1952 in die volkseigene<br />

WERMAFA (Werdauer Maschinenfabrik)<br />

überführte Firma im Jahr 1993 die<br />

Produktion einstellen –der Gebäudekomplex<br />

verfiel. Für die Errichtung eines Fachmarktzentrums<br />

wurden im Frühjahr 2009<br />

große Teile der Bausubstanz auf dem verwaisten<br />

Fabrikareal, darunter auch Teile<br />

des denkmalgeschützten roten, von Gesimsen<br />

und Wasserschlägen aus grün glasierten<br />

Sichtbacksteinen sowie grauen<br />

Putzblenden kontrastreich strukturierten<br />

Klinkergebäudes, abgerissen. In der Bauteilesammlung<br />

des Museums repräsentieren<br />

die beiden aus dem Abbruchmaterial<br />

geborgenen Elemente, die mit Sicherheit<br />

in einer der im 19. und frühen 20. Jahrhundert<br />

zahlreichen Werdauer Ziegeleien<br />

entstanden sind, den frühen maschinell<br />

produzierten Hohlziegel. Darüber hinaus<br />

sind sie Zeugen der sächsischen Industriearchitektur<br />

der Zwischenkriegszeit.<br />

Lit.: Frank Matthias Kammel: Bausteine der Geschichte.<br />

Historische Ziegel aus Westpreußen.<br />

Berlin, Wien und Werdau. In: KulturGut. Aus der<br />

Forschung des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />

2011, H. 31, S. 6–12.<br />

Geschenk von Helene Kammel, Werdau<br />

Frank Matthias Kammel<br />

Grabmal mit auferstandenem<br />

Christus<br />

Inv.Nr. Gd 369 (Abb. 83). Eduard Bechteler,<br />

Immenstadt, 1927. Unten rechts signiert und datiert.<br />

Weißer Marmor, zwei Blöcke. Basis mit Inschriftenplatte<br />

verloren. H. 137,0 cm, B. 105,0<br />

cm, T. 20,0 cm.<br />

Das in Form eines Taukreuzes gestaltete<br />

Grabmal trägt eine stilisierte, von scharfer<br />

Kontur umrissene Relieffigur des auferstandenen<br />

Christus. Der Körper der frontal<br />

gezeigten, schwebenden Gestalt ist<br />

von einer eng anliegenden Toga umhüllt.<br />

Herbe Züge des schmalen und knochigen<br />

Gesichts mit hoher Stirn und dem streng<br />

gescheitelten, seitlich gerade auf die<br />

Schultern herabfallenden Haar kennzeichnen<br />

das von einem kreisrunden Nimbus<br />

hinterfangene Haupt. Die Hand des<br />

angewinkelten rechten Arms ist zu einem<br />

himmelwärts weisenden Zeigegestus geformt,<br />

die Linke nach unten gestreckt. Die<br />

Gestik symbolisiert den christlichen Glauben,<br />

dass der vergängliche, der Erde<br />

anvertraute Leib des Verstorbenen zur<br />

Auferstehung bestimmt ist. Eine stilisierte<br />

Sonne in der oberen rechten Ecke des<br />

Querblocks steht gleichzeitig für den<br />

Glanz des Ostertags wie das himmlische<br />

Licht, das dem Toten im ewigen Leben<br />

leuchten wird. Schließlich symbolisiert<br />

die Kombination von Kreuzform und Auferstandenem<br />

die christliche Verheißung,<br />

durch den Tod zum himmlischen Leben zu<br />

gelangen.<br />

Das Denkmal entstand 1927 im Atelier<br />

des damals in Immenstadt im Allgäu täti-<br />

Abb. 83<br />

Eduard Bechteler,<br />

Grabmal mit der<br />

Figur des auferstandenen<br />

Christus,<br />

Immenstadt, 1927<br />

271<br />

gen Malers und Bildhauers Eduard Bechteler<br />

(1890–1980), der seine Ausbildung<br />

1920 bis 1924 an der Münchner Kunstakademie<br />

bei dem Graphiker Peter Halm<br />

(1854–1923), den Malern Max Doerner<br />

(1870–1939) und Angelo Jank (1868–<br />

1940) sowie dem Tierbildhauer Wilhelm<br />

von Zügel (1876–1950) erhalten hatte.<br />

Neben expressionistischen Landschaften<br />

schuf er in den 1920er Jahren, bevor er<br />

1932 die schwedische Künstlerin Ruth<br />

Zachrisson (1890–1949) heiratete und<br />

im Folgejahr in deren Heimat auswanderte,<br />

nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen<br />

auch eine Reihe von plastischen<br />

Auftragsarbeiten für die Gemeinde<br />

Immenstadt, lokale Vereine sowie Privatleute.<br />

Zunächst entstanden mehrere Gedenktafeln<br />

und der Gedenkstein für die<br />

Gefallenen der dortigen Hanfwerke,<br />

dann ein Brunnen für Sonthofen, außerdem<br />

Porträtbüsten und dekorative Tierskulptur<br />

aus Holz.Während letztere Arbeiten<br />

eher naturalistische Züge und damit


volkstümlichen Charakter besitzen, sind<br />

seine Steinbildwerke, wie unser Grabmal,<br />

von strenger, summarischer Stilisierung<br />

und expressiven, der Linie verpflichteten<br />

Formen geprägt. Das gleiche Repertoire<br />

kennzeichnet beispielsweise das »Der<br />

Drechsler« betitelte Steinrelief in der<br />

Kemptener Straße von Immenstadt. Im<br />

skulpturalen Werk orientierte sich Bechteler<br />

an Arbeiten damals in Süddeutschland<br />

bekannter und vielfach in kirchlichem<br />

Auftrag tätiger Künstler wie Karl Baur<br />

(1881–1968) oder Karl Rieger (1888–<br />

1957), die ebenfalls an der Münchner<br />

Akademie ausgebildet worden waren<br />

und eine expressive Auffassung der Formen<br />

bei sparsamer Oberflächendurchbildung<br />

vertraten. Bis 2009 befand sich das<br />

Mal über dem ursprünglich für den Bruder<br />

des Künstlers, Andreas Bechteler<br />

(1900–1927), angelegten Familienbegräbnis<br />

auf dem Städtischen Hauptfriedhof<br />

von Immenstadt. Jetzt ergänzt es die<br />

Sammlung der Sepulkralskulptur des Museums<br />

um ein expressionistisches Werk<br />

und repräsentiert somit die bislang nicht<br />

vertretene erste Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

auf diesem Gebiet.<br />

Lit.: Auktionshaus Michael Zeller. 103. Internationale<br />

Bodensee-Kunstauktion 2009. Aukt.Kat.<br />

Lindau 2009, S. 101, Lot 1186.<br />

Erworben aus dem Kunsthandel<br />

Frank Mattias Kammel<br />

Handtasche<br />

Inv.Nr. T8135 (Abb. 84 und 84a). Um 1930.<br />

Vorderseite Ochsenfroschleder, schwarz, Rückseite,<br />

Spiegelbezug, Geldbörse Ziegenleder,<br />

schwarz, gepresst, Futter Spaltleder, braun,<br />

Ziernähte Vorderseite und Griff Kalbsleder,<br />

schwarz, Glasaugen, Buntmetall, silberfarben,<br />

z.T. schwarz lackiert. H. 21,5 cm (ohne Griff),<br />

B. 29,0 cm, T. 4,0 cm.<br />

Die Vorderseite der Handtasche in einer<br />

leichten Trapezform ist aus mehreren<br />

Stücken Ochsenfroschleder gearbeitet.<br />

Das mittlere Stück umfasst nahezu ein<br />

ganzes Tier, neben dem mit Warzen überzogenen<br />

Rücken sind auch Teile des Bauches<br />

und der Beine auf die Oberfläche gelegt.<br />

Der mit Glasaugen versehene Kopf<br />

und die Schultern sind erhaben und zeigen<br />

nach unten. Die Silhouette des Frosches ist<br />

mit einem dünnen Kalbslederbändchen<br />

Abb. 84 und 84a Handtasche aus Ochsenfroschleder, Gesamtansicht und Detail,<br />

um 1930<br />

umstochen. Die Taschenrückseite mit einer<br />

aufgesetzten Griffschlaufe besteht aus<br />

schwarzem, gepresstem Ziegenleder,<br />

ebenso wie die zugehörige kleine Geldbörse<br />

und der Bezug des Spiegels. Diese<br />

haben ihren Platz in zweien der drei Seitenfächer<br />

im Inneren, die aus dem gleichen<br />

hellbraunen Spaltleder genäht sind wie<br />

das Taschenfutter. Der einfache Henkel ist<br />

offensichtlich später erneuert worden.<br />

Der Herstellungsort der Tasche ist unbekannt.<br />

Exotenleder als Material für modische<br />

Accessoires kam in Europa und<br />

Nordamerika gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />

auf. Am häufigsten wurde es in<br />

den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts<br />

für luxuriöse Tagestaschen verwendet.<br />

Um der fertigen Tasche ein besonders<br />

exotisches Aussehen zu verleihen,<br />

verarbeiteten Täschner in den 1930er<br />

Jahren die Tierhäute auch am Stück, also<br />

mit Kopf und Füßen. Beliebt war das Leder<br />

von Reptilien, hier vor allem Schlangen<br />

und Eidechsen, von Straußen und<br />

von Krokodilen. Kröten- und Ochsenfroschleder<br />

hingegen wurde recht selten<br />

genommen, wobei die Bezeichnung<br />

»Ochsenfrosch« nicht immer eindeutig ist,<br />

da auch Frosch- und Krötenleder zum Einsatz<br />

kam.<br />

Die eigentlich aus Nordamerikastammende<br />

Froschart verdankt ihren Namen<br />

demtiefen Balzruf, derandas heisere Brüllenvon<br />

Ochsenerinnert. In Europa wurde<br />

derOchsenfrosch seit den1930erJahren<br />

fürgastronomische Angebote angesiedelt.<br />

Dasgefräßige Tier, dasbis zu 20 Zentimeterlangund<br />

einKilogramm schwerwerdenkann,<br />

stelltmangelsnatürlicherFeinde<br />

undaufgrund seiner schnellen Vermehrung<br />

272<br />

mittlerweile eine Bedrohung fürzahlreiche<br />

heimische Tierartendar.<br />

Lit.: Unpubliziert. –Zum Original vgl. Ingrid<br />

Buresch: Liebling der Frauen. Die Tasche im<br />

Wandel der Zeit. Petersberg 2008, Abb. S. 51.<br />

–URL: http://www.leder-info.de/index.php/<br />

Froschleder [14.03.2011] und Auskunft von<br />

Ursula Kayser, Göttingen, vom 31.03.2011.<br />

Geschenk von Gertraud Quehl, Nürnberg<br />

Anja Kregeloh/<br />

Petra Kress (Materialangaben)<br />

Fünf Blockflöten<br />

a. Altblockflöte<br />

Inv.Nr. MI 962 (Abb. 85). Bärenreiter-Verlag,<br />

Kassel (?), um 1936. Dreiteilig, Siebenfingergriff<br />

Ton f 1 .Zapatero-Holz (?), Klappe aus Messing,<br />

mit karierter. Stoffhülle. L. 49,0 cm, klingende<br />

Länge 43,2 cm.<br />

b. Tenorblockflöte<br />

Inv.Nr. MI 963 (Abb. 86). Bärenreiter-Verlag,<br />

Kassel, um 1936. Schlagstempel auf dem Mittelstück<br />

»Bärenreiter/Kassel«. Dreiteilig, Siebenfingergriff<br />

Ton c 1 .Zapatero-Holz (?), Klappe aus<br />

Messing, in Doppel-Stoffhülle mit (e). L. 65,7 cm,<br />

klingende Länge 59,5 cm.<br />

c. Tenorblockflöte<br />

Inv.Nr. MI 964 (Abb. 87). Markneukirchen (?),<br />

um 1930. Dreiteilig, Siebenfingergriff Ton c 1 .<br />

Dunkles Tropenholz (Grenadill ?), Zwingen aus<br />

Neusilber (?), mit hellbrauner Stoffhülle.<br />

L. 57,5 cm, klingende Länge 52,0 cm.<br />

d. Tenorblockflöte<br />

Inv.Nr. MI 965 (Abb. 88). JohannesAdler, Markneukirchen,<br />

um 1940. Stempel auf dem Kopfstück»Johannes<br />

ADLER«. Dreiteilig, Siebenfingergriff<br />

Ton c 1 .Zapatero-Holz (?), Klappe aus<br />

Neusilber, mit Pappetui. L. 61,5 cm, klingende<br />

Länge 56,0 cm.


e. Bassblockflöte<br />

Inv.Nr. MI 966 (Abb. 89). Firma Goldon, Markneukirchen,<br />

nach 1936. Stempel auf dem Kopfstück<br />

»Goldon/Solist«. Fünfteilig, Siebenfingergriff<br />

Ton f 0 .Ahorn (?), Klappen und S-Bogen aus<br />

Neusilber (?), in Doppel-Stoffhülle mit (b).<br />

L. 95,4 cm, klingende Länge 86,2 cm.<br />

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde<br />

die Blockflöte in Deutschland für breitere<br />

Kreise wiederentdeckt. Zunächst erstarkte<br />

das Interesse daran, Musik aus der Zeit<br />

vor 1750 mit den entsprechenden Instrumenten<br />

zu spielen. Peter Harlan (1898–<br />

1966) erkannte in der Distanz der Blockflöte<br />

zur Musikkultur des 19. Jahrhunderts<br />

zudem das Potenzial des Instruments für<br />

das Umfeld der Jugendmusikbewegung<br />

und des Wandervogels –für eine Musikpraxis<br />

also, die im Kreis der Reformbewegungen<br />

des frühen 20. Jahrhundert anzusiedeln<br />

ist. In Markneukirchen begann<br />

Harlan in den 1920er Jahren Blockflöten<br />

zu vertreiben, wobei er die »deutsche«<br />

Griffweise entwickelte. Durch eine Verkleinerung<br />

des fünften Grifflochs, das<br />

Abb. 85<br />

Altblockflöte, Bärenreiter-<br />

Verlag, Kassel (?), um 1936<br />

Abb. 86<br />

Tenorblockflöte, Bärenreiter-<br />

Verlag, Kassel (?), um 1936<br />

Abb. 87<br />

Tenorblockflöte, Markneukirchen<br />

(?), um 1930<br />

Abb. 88<br />

Johannes Adler, Tenorblockflöte,<br />

Markneukirchen, um 1940<br />

Abb. 89<br />

Bassblockflöte, Firma Goldon,<br />

Markneukirchen, nach 1936<br />

gleichzeitig tiefer gesetzt wurde, kann die<br />

Grundskala des Instruments ohne Gabelgriff<br />

gespielt werden. Ziel war es, den ersten<br />

Zugang zum Instrument zu vereinfachen,<br />

wenngleich daraus Schwierigkeiten<br />

für andere Tonarten resultieren.<br />

Zahlreiche andere Firmen griffen Harlans<br />

Ideen auf und begannen ebenfalls,<br />

Blockflöten mit »deutscher« Griffweise<br />

herzustellen und zu vertreiben. Der<br />

Kasseler Verlag Bärenreiter lieferte bereits<br />

ab1929 eine eigene, in Erfurt produzierte<br />

Blockflötenserie aus. Die Blockflöte<br />

in Tenorlage (b) und möglicherweise<br />

auch die Altblockflöte (a) stammen aus der<br />

neuen Modellserie nach Manfred Ruëtz<br />

(tätig um 1935), die ab 1936 verkauft<br />

wurde. Peter Harlans Heimatort Markneukirchen<br />

im Vogtland bildete ein Zentrum<br />

der Blockflötenherstellung. Dafür stehen<br />

das von Johannes Adler (1899–1963)<br />

gefertigte Instrument (d) und die Blockflöte<br />

in Basslage der Firma Goldon (e). Dem<br />

Blockflötenmodell Harlans am nächsten<br />

steht die zweite unsignierte Blockflöte (c).<br />

273<br />

Für die Sammlung des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s konnten in den letzten<br />

Jahren bereits einige Blockflöten aus<br />

der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

erworben werden, darunter auch Instrumente<br />

aus Harlans Vertrieb. Die fünf<br />

neu hinzugekommenen Flöten unterschiedlicher<br />

Hersteller ergänzen die<br />

Sammlung: Sie zeugen vom wachsenden<br />

Markt für neue Blockflöten, von der Rezeption<br />

Harlan’scher Modelle und vom<br />

Bemühen, das Instrument weiterzuentwickeln.<br />

Lit.: Peter Thalheimer: Die Blockflöte in Deutschland<br />

1920–1945. Instrumentenbau und Aspekte<br />

zur Spielpraxis (= Tübinger Beiträge zur Musikwissenschaft,<br />

32). Diss. Tübingen 2010. Tutzing<br />

2010. –Manfred H. Harras: Blockflöte. In: Die<br />

Musik in Geschichte und Gegenwart, Sachteil,<br />

Bd. 1. Hrsg. von Ludwig Finscher. 2. Aufl.<br />

Kassel/Weimar u.a. 1998, Sp. 1576–1600.<br />

Geschenk von Dorothea Caspary,<br />

Nürnberg<br />

Katharine Leiska


Abb. 90 Georg Günther, Erntepause, um 1938<br />

Erntepause<br />

Inv.Nr. Gm 2167 (Abb. 90). Georg Günther,<br />

um 1938. Signatur unten rechts »G. Günther«.<br />

Auf Keilrahmen Rest von Aufkleber mit Aufdruck<br />

und Aufschrift »V.B.K./H 719/ 250«, mit blauem<br />

Stift »DK 599«, »PR«, »12646«, mit rotem<br />

Stift »Georg Günther«, auf Schmuckrahmenrückseite<br />

Aufkleber »Große Deutsche Kunstausstellung<br />

1938 im Haus der Deutschen Kunst zu<br />

München/Einlieferungsbuch 1994/Kiste [Eintrag<br />

unleserlich]/ Stoß 80«. Öl auf Leinwand.<br />

H. 100,0 cm, B.121,0 cm; profilierter Holzrahmen,<br />

maschinelle Versilberung, maschinelle<br />

Patina, H. 116,0 cm, B. 136,0 cm, T. 5,0 cm.<br />

Das 1938 von Adolf Hitler für die von<br />

ihm aufgebaute Sammlung »Haus der<br />

Deutschen Kunst« erworbene Gemälde<br />

Georg Günthers (1891–1969) wird im<br />

vorliegenden Anzeiger S. 167 bis 174<br />

ausführlich vorgestellt.<br />

Leihgabe des Deutschen Historischen<br />

Museums, Berlin<br />

Ursula Peters<br />

Heimkehr vom Feld<br />

Inv.Nr. Gm 2395 (Abb. 91). Nach Lena Körschner,<br />

um 1939. Rückseitig Aufkleber mit Aufdruck<br />

»Willy Breitschwerdt/Kunstgewerbe-Kunsthandlung/Würzburg,<br />

Kaiserstraße 5/Telefon 2007«<br />

und handschriftlich »›Heimkehr‹/v. Körschner<br />

67,60«. Kunstdruck (Farben verblasst) auf<br />

Kartonfaserplatte, Profilierter Holzleistenrahmen,<br />

innere Leiste versilbert.Mit Rahmen H. 105,5 cm,<br />

B. 59,5 cm; ohne Rahmen H. 97,0 cm, B. 51,0 cm.<br />

Der aufwändig gerahmte Kunstdruck<br />

gehörte einst zur Ausstattung einer Wohnung<br />

in einem der Unterkunftsgebäude<br />

des Fliegerhorstes Giebelstadt bei Würzburg.<br />

Das Museum erhielt ihn von den<br />

Nachkommen eines Offiziers der Luftwaffe,<br />

der dort im Zweiten Weltkrieg stationiert<br />

war. Der Zimmerschmuck mit seiner<br />

Vergegenwärtigung des Ideals des »deutschen<br />

Menschen« wird im vorliegenden<br />

AnzeigerS.175 bis 182 behandelt.<br />

Geschenk aus Privatbesitz<br />

Ursula Peters<br />

274<br />

Abb. 91 Lena Körschner,<br />

Heimkehr vom Feld, 1939<br />

Märzfeld, Nürnberg<br />

Inv.Nr. Gm 2170 (Abb. 92). Erich Mercker,<br />

um 1940/41. Signatur unten rechts »E. Merker<br />

Mchn.«. Auf Rahmenrückseite Aufkleber »Große<br />

Deutsche Kunstausstellung 1941 im Haus der<br />

Deutschen Kunst zu München/Einlieferungsbuch<br />

1036 Kiste 823 Stoß 414«, Aufkleberfragment<br />

mit Angabe: »Versicherungswertangabe in<br />

Reichsmark 5000.–«, mit blauem Stift »DK 562«,<br />

»12024«. Öl auf Leinwand. Rahmen aus Entstehungszeit<br />

mit patinierter Schlagmetallauflage.<br />

H. mit Rahmen 117,0 cm, B. 137,0 cm.<br />

a. Ansichtskarte zur Reichsautobahn: 1933<br />

Erster Spatenstich, 1936 1000 km fertig,<br />

1936<br />

Dok. 1zuGm2170 (Abb. 92a).<br />

Aufdruck auf Vorderseite »23.9.1936 Erster<br />

Spatenstich/23.9.1936 1000 km Autobahn<br />

fertig«, »Postkarte«, Freizeichen der Deutschen<br />

Reichspost. Schwarzweißdruck. H. 10,5 cm,<br />

B. 14,7 cm.<br />

b. Ansichtskarte: Erich Mercker, Im Reich<br />

der Hochöfen, 1942<br />

Dok. 2Gm2170 (Abb. 92b). Verlag<br />

Heinrich Hoffmann, München. Aufdruck auf


Rückseite »München. Haus der Deutschen<br />

Kunst/Erich Mercker Im Reich der Hochöfen«,<br />

»HDK 394«, »Photo-Hoffmann München,<br />

Friedrichstraße 34«, »Nachdruck verboten«,<br />

»Echte Fotografie«. Schwarzweißdruck.<br />

H. 10,5 cm, B. 14,6 cm.<br />

Der Künstler kam im elsässischen Zabern<br />

zur Welt, wo sein Vater als preußischer<br />

Offizier stationiert war. 1906 zog die Familie<br />

nach München. 1911 begann Erich<br />

Mercker (1891–1973) hier eine Ausbildung<br />

zum Bauingenieur, die der Dienst<br />

im Ersten Weltkrieg unterbrach. Statt das<br />

Studium danach wieder aufzunehmen,<br />

machte er die als Liebhaberei betriebene<br />

Malerei zum Beruf, schulte sich auf Reisen<br />

durch Europa in impressionistischen<br />

Studien und stellte 1920 erstmals im<br />

Münchener Glaspalast aus. 1921 trat er<br />

der »Münchener Künstlergenossenschaft«<br />

bei und 1926 zudem den Künstlerbünden<br />

»Ring« und »Isar«. Nach wie vor von<br />

moderner Technik fasziniert, hatte er bald<br />

als Spezialist für Industrielandschaften<br />

einen Namen. Auf dem Gebiet wirkte er<br />

auch in der Zeit des Nationalsozialismus<br />

höchst erfolgreich. 1936 schuf er Arbeiten<br />

für die Ausstellung »Die Straßen Adolf<br />

Hitlers in der Kunst«; sie feierte die Fertigstellung<br />

des 1.000. »Reichsautobahn«-<br />

Kilometers, ein Ereignis, das bis hin zu<br />

Bildpostkarten in Szene gesetzt wurde<br />

(Abb. 92a). 1937 lieferte er für den deutschen<br />

Pavillon auf der Pariser Weltausstellung<br />

vier Wandgemälde, die eine<br />

»Große Goldmedaille« erzielten. Der<br />

Künstler war auf allen »Großen Deutschen<br />

Kunstausstellungen« in München<br />

vertreten, meist mit einer ganzen Reihe<br />

von Gemälden.<br />

Mit seinem expressiven Realismus verlieh<br />

er der Welt der Industrie nicht selten<br />

eine Aura von Urgewalt, die sie in eine<br />

mythische Dimension entrückte, so in dem<br />

1942 in München gezeigten Gemälde<br />

»Im Reich der Hochöfen« (Abb. 92b).<br />

Der Titel stellt die Assoziation zum Ruhrgebiet<br />

her, der traditionsreichen »Waffenschmiede<br />

des Reichs«, von Mercker mit<br />

dräuenden Dampfwolken als eine Art<br />

hoch technisierte Hephaistos’sche Riesenschmiede<br />

in Szene gesetzt. 1941 hatte er<br />

in München bereits »Linz, Hermann-<br />

Göring-Werke im Bau«, »Ostmark, Almtalbrücke<br />

der Reichsautobahn«, »Granitbrüche,<br />

Flossenbürg« sowie »Märzfeld,<br />

Nürnberg« präsentiert. Das Märzfeld des<br />

Reichsparteitagsgeländes war für Aufmärsche<br />

und Vorführungen der Wehrmacht<br />

geplant. Sein Name diente der Erinnerung<br />

an die Wiedereinführung der allgemeinen<br />

Wehrpflicht in Deutschland im<br />

März 1935, mit der Hitler den Versailler<br />

Vertrag sprengte, und spielte zudem auf<br />

den »Champ de Mars« in Paris an, der<br />

den römischen Kriegsgott Mars zitiert.<br />

Der Entwurf des Märzfeldes, dessen<br />

Bau 1938 begann, sah eine gigantische<br />

Festungsarchitektur vor, bei Bespielung<br />

wie von einem Menschenwall umklammert:<br />

Rund um den Platz sollten 14 mhohe<br />

Zuschauertribünen für über 200.000<br />

Personen entstehen, untergliedert von<br />

26, jeweils 40 mhohen Türmen. Die bis<br />

Kriegsbeginn nur zu einem Drittel abgeschlossenen<br />

Bauarbeiten waren, wie generell<br />

die Bauabwicklungen auf dem<br />

Reichsparteitagsgelände, von zahllosen<br />

Schwierigkeiten begleitet. Die Gründe<br />

dafür reichten vom überstürzten Bautem-<br />

Abb. 92 Erich Mercker, Märzfeld, Nürnberg, um 1940/1941.<br />

©VGBild-Kunst, Bonn 2011<br />

275<br />

po bis hin zu Problemen, die sich etwa<br />

durch die Verbindung rationeller industrieller<br />

Baumethoden mit dem Anspruch auf<br />

ein traditionell »handwerkliches« Erscheinungsbild<br />

der Architekturen ergaben. Indes<br />

vermittelte die offizielle Informationspolitik<br />

mit Reportagen, Filmen, Gemälden,<br />

Postkarten etc. der Öffentlichkeit<br />

»das Bild einer reibungslos funktionierenden<br />

Baustelle auf dem größten Bauplatz<br />

der Welt. Sie suchte den Eindruck<br />

eines Arbeitsprozesses zu erzeugen, der<br />

dank der vollkommenen Eintracht aller<br />

Mitwirkenden und beflügelt durch den<br />

›Tatwillen von Führer und Volk‹ stürmisch<br />

und unaufhaltsam voranschritt«, so<br />

Yasmin Doosry 2002 in ihrer Dissertation<br />

zum Reichsparteitagsgelände.<br />

Einer der von ihr zitierten Jubelberichte,<br />

erschienen 1939 in der »Nürnberger<br />

Schau«, ergibt zusammen mit dem<br />

Gemälde von Mercker ein erhellendes<br />

Beispiel für deren »harmonisierende« Einheitsperspektive.<br />

Obwohl sich der Artikel


Abb. 92a Ansichtskarte zur Reichsautobahn:<br />

»1933 Erster Spatenstich«, 1936<br />

Abb. 92b Ansichtskarte »Im Reich<br />

der Hochöfen«, 1942<br />

auf den Bau der Kongresshalle des Reichsparteitagsgeländes<br />

bezieht, liest er sich<br />

beinah wie eine Beschreibung des Märzfeld-Gemäldes,<br />

das umgekehrt durchaus<br />

als Illustration zu dem Artikel geeignet<br />

wäre. Die Botschaft lautete in beiden Fällen<br />

gleich, nämlich dass die Besichtigung<br />

des Bauplatzes ein großartiges Erlebnis<br />

sei. »Hohe Kräne heben mit spielender<br />

Leichtigkeit die schweren Steinblöcke an<br />

die bestimmten Stellen. Das eindrucksvolle<br />

Bild wird belebt durch das Zischen und<br />

Rattern der Züge und Lastwagen, durch<br />

die weitgreifenden Bewegungen der Kräne<br />

und den Lärm der Baumaschinen. Die<br />

vielen hundert Arbeiter verschwinden fast<br />

vor der Größe des Werks. Überwältigender<br />

Schaffenswille und gewaltige Kraft<br />

lassen dieses Denkmal der nationalsozialistischen<br />

Bewegung in unerhörtem Tempo<br />

emporwachsen.«<br />

Ein anderer Wortbeitrag hob bei der<br />

Kongresshalle die solide handwerkliche<br />

Verarbeitung hochwertiger Materialien<br />

hervor. Er schilderte »die edlen, ausgesuchten,<br />

wunderschönen deutschen Werk-<br />

steine, die aus allen Gauen des Vaterlandes<br />

herbeigebracht werden« und rühmte<br />

die »mächtige Vormauerung«, gefügt aus<br />

»Jahrtausende überdauerndem Granit«.<br />

Auch Merckers »Märzfeld«, das 1941<br />

für die Sammlung »Haus der Deutschen<br />

Kunst« erworben wurde, feiert »deutsches<br />

Gestein«. Das ganze Baugelände ist damit<br />

übersät. Große Aufmerksamkeit widmet<br />

der Maler dem Steinquadergefüge<br />

der Türme. Im Vordergrund lässt er einen<br />

wuchtigen, behauenen Granitblock den<br />

Auftakt zu der nationalistisch erhebenden<br />

Steinschau geben, die in München durch<br />

seine Ansicht der »Granitbrüche, Flossenbürg«<br />

ergänzt wurde.<br />

Zum Material Granit –das Johann<br />

Wolfgang von Goethe (1749–1832) in<br />

seinen universellen naturwissenschaftlichen<br />

Reflektionen einst als »unerschütterlichsten<br />

Sohn der Natur« interpretiert hatte<br />

–konstatierte Thomas Ruff 1995, es<br />

habe seit der Gründung des deutschen<br />

Kaiserreichs 1871 zunehmend »deutschnationale<br />

Weihen« erhalten. Ruff verwies<br />

in dem Zusammenhang auf Julius Langbehns<br />

(1851–1907) einflussreiches Traktakt<br />

»Rembrandt als Erzieher«, in dessen<br />

Ausgabe von 1889 es hieß, dass die<br />

Griechen eine Kultur von Marmor und<br />

dass die Deutschen eine von Granit haben.<br />

Granit geriet bei Langbehn zur martialisch-sozialen<br />

Metapher. So vergleicht<br />

er die ungezählten Massen der deutschen<br />

Heersoldaten mit dem granitnen<br />

Pflaster der deutschen Großstädte, jeder<br />

sei fest zum anderen gefügt und alle<br />

insgesamt undurchdringlich. Ruff stellte<br />

dar, wie diese nationalistische Gesteins-<br />

Semantik weiter wirkte.<br />

Das Baumaterial für das Reichsparteitagsgelände<br />

lieferte ab April 1938 das<br />

damals von der SS gegründete Unternehmen<br />

»Deutsche Erd- und Steinwerke<br />

GmbH«. Es bediente Regierungsprojekte<br />

und ließ das Material von KZ-Häftlingen<br />

herstellen. Die Firma pachtete Steinbrüche,<br />

errichtete Granit-, Ziegel-, Kiesund<br />

Baustoffwerke, in deren unmittelbarer<br />

Nähe Konzentrationslager entstanden,<br />

so etwa die Lager Mauthausen, Gusen,<br />

Groß-Rosen, Natzweiler oder Flossenbürg.<br />

Diese befanden sich neben Steinbrüchen<br />

mit hochwertigem Granit, den<br />

Albert Speer (1905–1981) sehr schätzte.<br />

Aus all den genannten Lagern wurden<br />

276<br />

Steine nach Nürnberg geliefert, auch<br />

noch, nachdem die Bauarbeiten auf dem<br />

Reichsparteitagsgelände kriegsbedingt<br />

weitestgehend eingestellt waren. Eugen<br />

Kogon (1903–1987) hielt 1946 fest:<br />

«Die Steinbrüche waren in allen Lagern<br />

die wahren Himmelfahrtkommandos.«<br />

Die Arbeitsbedingungen folgten dem<br />

Konzept »Vernichtung durch Arbeit«, das<br />

Persönlichkeitsbrechung beinhaltete,<br />

Abertausende, teils sehr gezielt, umbrachte<br />

und Unzählige in den Selbstmord trieb.<br />

Mercker setzte nach dem Krieg seine<br />

Karriere als Industriemaler fort und begleitete<br />

mit seinen Bildern die Zeit des<br />

»Wirtschaftswunders« in der jungen<br />

Bundesrepublik.<br />

Lit.: Große Deutsche Kunstausstellung 1941.<br />

Ausst.Kat. Haus der Deutschen Kunst. München<br />

1941, S. 56, Kat.Nr. 718. –Zum Künstler vgl.<br />

Kunst im 3. Reich. Dokumente der Unterwerfung.<br />

Bearb. von Georg Bussmann, Ausst.Kat. Frankfurter<br />

Kunstverein. Frankfurt a.M. 1974, S. 167.<br />

–Volkmar von Pechstaedt: Erich Mercker. Göttingen<br />

2003. –Hitler und die Deutschen. Volksgemeinschaft<br />

und Verbrechen. Hrsg. von Hans-<br />

Ulrich Thamer/Simone Erpel. Ausst.Kat.<br />

Deutsches Historisches Museum, Berlin. Dresden<br />

2010, S. 256, Abb. S. 257. –Weiterführend<br />

vgl. Thomas Ruff: Materialikonologie –Materialideologie:<br />

Granit. In: Anzeiger des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s, 1995. S.160–168. –<br />

Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der<br />

deutschen Konzentrationslager. (München<br />

1946) München 1997. –Norbert Frei: Vergangenheitspolitik.<br />

Die Anfänge der Bundesrepublik<br />

und die NS-Vergangenheit. München 1999,<br />

S. 8–17 (Hermann Lübbes These des »Beschweigens«).<br />

–Erhard Schütz/Eckhard Gruber:<br />

Mythos Reichsautobahn. Bau und Inszenierung<br />

der »Straßen des Führers« 1933–1941. Berlin<br />

2000, S. 115. –Die zweite Schöpfung. Bilder<br />

der industriellen Welt vom Ende des 18. Jahrhunderts<br />

bis in die Gegenwart. Hrsg. von Sabine<br />

Beneke/Hans Ottomeyer. Ausst.Kat. Martin-<br />

Gropius-Bau, Berlin. Berlin 2002. –Yasmin<br />

Doosry: »Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen<br />

Turm bauen...«. Studien zum Reichsparteitagsgelände<br />

in Nürnberg. Diss. Hamburg 1991.<br />

Tübingen/Berlin 2002, S. 387. –Dirk Rupnow:<br />

Vernichten und Erinnern. Spuren nationalsozialistischer<br />

Gedächtnispolitik. Göttingen 2005,<br />

S. 326–327.<br />

Leihgabe des Deutschen Historischen Museums,<br />

Berlin (Gemälde)<br />

Erworben aus dem Antiquariat (Postkarten)<br />

Ursula Peters


Wintersachensammlung<br />

für die Ostfront<br />

Inv.Nr. Gm 2165 (Abb. 93). Josef Vietze,<br />

1942. Signatur unten links »Vietze 1942«. Auf<br />

Keilrahmen Aufkleber »Große Deutsche Kunstausstellung<br />

1942 im Haus der Deutschen Kunst<br />

zu München/Einlieferungsbuch 3294/Kiste<br />

1762«, »Katalog Nr. 1125/Saal Nr. 16/<br />

Anschrift für die Rücksendung/Vor- und Zuname:<br />

Reichskanzlei/Wohnort: Berlin/Versicherungswertangabe:<br />

8000 RM«, mit blauem Stift<br />

»1762«, »132«, »44141«, mit rotem Stift<br />

»156«. Öl auf Leinwand. H. 180,0 cm,<br />

B. 136,5 cm; profilierter Holzrahmen, Kreidegrund,<br />

vergoldet, versilbert, patiniert,<br />

H. 216,0 cm, B. 170,0 cm, T. 8,0 cm.<br />

a. Ansichtskarte: Adolf Reich, Wollsammlung<br />

in einer Münchener Ortsgruppe, 1942<br />

Dok. 1zuGm2165 (Abb. 93a).<br />

Verlag Heinrich Hoffmann, München. Aufdruck<br />

auf Rückseite »München. Haus der Deutschen<br />

Kunst/Adolf Reich Wollsammlung in einer<br />

Münchener Ortsgruppe«, »HDK 393«, »Photo-<br />

Hoffmann München, Friedrichstraße 34«,<br />

»Nachdruck verboten«, »Echte Fotografie«.<br />

Schwarzweißdruck. H. 10,5 cm, B. 14,9 cm.<br />

b. Ansichtskarte: Hans Schmitz-Wiedenbrück,<br />

Kämpfendes Volk, 1942<br />

Dok. 2zuGm2165 (Abb. 93b).<br />

Verlag Heinrich Hoffmann, München. Handschriftlich<br />

auf Rückseite »20.8.43 Mein liebes<br />

Schwesterlein! Mit großer Freude erhielt ich<br />

heute 5Briefe von Horst. Ich bin glücklich! Die<br />

Post hat schlecht befördert. Er ist noch wohlauf<br />

u. denke nur, er hat das EK II [Eiserne Kreuz 2.<br />

Klasse] erhalten. Jetzt bin ich erst richtig in ihn<br />

verliebt –was die Feldpost alles fertig bringt –.<br />

Was schreibt Hermann? Tausend liebe Grüße<br />

Deine [unleserlich]«, Adresse in »Unterbergen im<br />

Rosental/Kärnten, (unleserlich) -Lagerschule<br />

Karawankenhof«. Aufdruck auf Rückseite »München.<br />

Haus der Deutschen Kunst/Hans Schmitz-<br />

Wiedenbrück Kämpfendes Volk«, »HDK 390«,<br />

»Photo-Hoffmann München, Friedrichstraße 34«,<br />

»Nachdruck verboten«, »Echte Fotografie«,<br />

Stempel »Mütter! Verwahrt die Zündhölzer!«,<br />

mit Kinderkopf und Zündhölzern, Briefmarke mit<br />

Hitler im Profil. Schwarzweißdruck. H. 10,5 cm,<br />

B. 14,8 cm.<br />

Josef Vietze (1902–1988), dessen schriftlichen<br />

Nachlass das Deutsche Kunstarchiv<br />

aufbewahrt, wuchs in der k.u.k.<br />

Monarchie im nordböhmischen Obergrund<br />

als Kind einer sudetendeutschen<br />

Familie auf. Im benachbarten Warnsdorf<br />

absolvierte er in der Druckerei Strache<br />

eine Lithographenlehre und arbeitete<br />

anschließend, nunmehr in der jungen<br />

Tschechoslowakei und zeitweilig in Polen<br />

als Gebrauchsgraphiker. Künstlerisch ambitioniert,<br />

besuchte er nebenher Kurse<br />

für Zeichnen und sparte für ein Studium<br />

an der Kunstakademie in Prag, an der er<br />

1929 die Aufnahmeprüfung bestand. Seine<br />

Lehrer wurden der vom Münchener<br />

Leibl-Kreis inspirierte Heinrich Hönich<br />

(1873–1957) sowie Vratislav Nechleba<br />

(1885–1965), bei dem er figurale Male-<br />

277<br />

rei studierte. Zu Vorbildern des begabten<br />

Kunsteleven zählten alte Meister, etwa<br />

Tizian (um 1488–1576) und Rembrandt<br />

(1606–1669), jüngere wie Edouard<br />

Manet (1832–1883) und Wilhelm Leibl<br />

(1844–1900), den er in der Liebig’schen<br />

Sammlung in Reichenberg studieren konnte,<br />

oder Egon Schiele (1890–1918) dessen<br />

zeichnerische Verve er bewunderte.<br />

Abb. 93 Josef Vietze, Wintersachensammlung für die Ostfront, 1942


Nach dem Studium etablierte er sich in<br />

seiner böhmischen Heimat als freischaffender<br />

Maler.<br />

Warnsdorf entwickelte sich vor dem<br />

Zweiten Weltkrieg zu einer Hochburg der<br />

sudetendeutschen Bewegung Konrad<br />

Henleins (1898–1945), von der Vietze<br />

wohl nicht unberührt blieb. Schon seit<br />

1937 stellte er auf der »Großen Deutschen<br />

Kunstausstellung« in München aus.<br />

Sein Sohn Werner bemerkte, sein Vater<br />

sei eigentlich unpolitisch gewesen, aber<br />

schließlich aus Opportunismus NSDAP-<br />

Mitglied geworden. 1940, zwei Jahre<br />

nach dem Einmarsch der Deutschen in die<br />

Tschechoslowakei, erhielt er eine Professur<br />

an der Prager Kunstakademie und<br />

wurde Vertreter der Reichskammer der<br />

Bildenden Künste in Böhmen und Mähren.<br />

Der Sohn hielt fest, dass Vietze sich<br />

in seiner Position dafür einsetzte, dass<br />

sein ehemaliger Lehrer Nechleba und<br />

andere tschechische Professoren ihre<br />

Ateliers weiterführen durften.<br />

Im Sommer 1941 war Vietze im »Haus<br />

der Deutschen Kunst« unter anderem mit ei-<br />

Abb. 93a Ansichtskarte »Wollsammlung<br />

in einer Münchener Ortsgruppe«, 1942<br />

Abb. 93b Ansichtskarte<br />

»Kämpfendes Volk«, 1942<br />

nem Porträt Reinhard Heydrichs vertreten,<br />

der im Septemberdes Jahres die Nachfolge<br />

Konstantin von Neuraths als Reichsprotektor<br />

für Böhmen und Mähren antreten<br />

sollte. Vietzes Heydrich-Porträtwurde<br />

ebensowie ein Jahr später sein Gemälde<br />

»Wintersachensammlung für die Ostfront<br />

in Prag«, das 1942 für die Sammlung<br />

»Haus der Deutschen Kunst« erworben<br />

wurde,imKatalog der »GroßenDeutschen<br />

Kunstausstellung« abgebildet.<br />

Kleidersammlungen für die Soldaten im<br />

Winter fanden damals überall statt. Der<br />

Abbildungsteil des Münchner Katalogs<br />

von 1942 enthält ein weiteres Gemälde<br />

zu dem Thema, Adolf Reich (1887–1963)<br />

»Die Wollsammlung in einer Münchener<br />

Ortsgruppe« (Abb. 93a). Es zitiert deren<br />

verheißungsvoll klingenden Standort-<br />

Namen »Siegestor«, der links im Hintergrund<br />

auf der offen stehenden Eingangstür<br />

zur Sammelstelle prangt. Vor dem Abgabetresen<br />

stehen Volksgenossen Schlange,<br />

auf Tischen stapeln sich Berge von Wolldecken<br />

und Gestricktem beinah bis zur<br />

Decke und über einem Stuhl hängen Pelzmäntel<br />

sowie ein dickes Schafsfell.<br />

In Vietzes Bild wird gesammeltes Pelzwerk<br />

für die Soldaten weiterverarbeitet.<br />

Es schildert eine Szene in einer Nähstube,<br />

durch deren Fenster man auf den verschneiten<br />

Prager Altstädter Ring blickt. Ein<br />

Mitglied des »Deutschen Jungvolkes« mit<br />

HJ-Dolch am Koppel bringt gerade einen<br />

Pelzmantelindie Stube, währenddie beiden<br />

Frauen, die durch ihre volkstümelnde<br />

Kleidung als »Volksdeutsche« charakterisiert<br />

sind, weißen Stoff verarbeiten; bei<br />

der Frau an der Nähmaschine hat Vietzes<br />

Ehefrau Konstanze Modell gesessen, teilte<br />

der Sohn mit. Die Näherinnen produzieren<br />

für die OstfrontSchneeanzüge, für deren<br />

Ausfütterung die Pelze bestimmt sind.<br />

In der Familie Vietzes ist überliefert, er<br />

habe 1941 gegenüber Heydrich zu dessen<br />

Verärgerung sein Erschrecken über<br />

den Einmarsch in Russland geäußert. In<br />

seiner »Wintersachensammlung« lässt der<br />

Staatskünstler freilich keine ambivalenten<br />

Gefühle aufscheinen. Die Figuren sind als<br />

Vertreter der für die Soldaten sorgenden<br />

»Heimatfront« mit durch nichts zu erschütternder<br />

Ruhe am Werk. Kunst sollte der<br />

»Produktion von Optimismus« dienen, wie<br />

es Joseph Goebbels (1897–1945)formulierte.<br />

Statt der oftmals »Fremdarbeitern«<br />

278<br />

abgezwungenen fabrikmäßigen Massenproduktion<br />

von Soldatenausrüstung schildert<br />

Vietze einen familiären Betrieb und<br />

entwirft damit ähnlich wie Reich mit seiner<br />

frequentierten Sammelstelle für patriotische<br />

Gaben ein ideales Bild der NS-<br />

»Volksgemeinschaft«, das den von ihr geführten<br />

Krieg auf anheimelnde Weise<br />

vermittelt. Der nach Paris geflohene Kunstpublizist<br />

Paul Westheim (1886–1963)<br />

analysierte1938 die verlogene Butterkuchenstimmung<br />

der Propagandakunst. Das<br />

Motiv »Heimatfront« war 1942 in München<br />

in einer Reihe von Bildern vertreten,<br />

etwa in dem Gemälde »Kämpfendes<br />

Volk« des Bauernmalers Hans Schmitz-<br />

Wiedenbrück (eig. Schmitz; 1907–1944;<br />

Abb. 93b), hier vorgetragen mit heroischem<br />

Pathos und Schollendampfflair in<br />

effektvollem Rembrandt’schen Helldunkel.<br />

Mit der Verquickung von Volk und Soldaten<br />

im Hintergrund gab Schmitz-Wiedenbrück<br />

eine Vision dessen, was Goebbels<br />

1943 in seiner Sportpalastrede als »totalen<br />

Krieg« bezeichnen sollte.<br />

Vietze hat das Stilmittel der groß gesehenen<br />

Einzelfigur von Wilhelm Leibl übernommen,<br />

wobei der subtile Kolorismus<br />

des Vorbildes einer kompakten Gegenstandsauffassung<br />

gewichen ist. Der Ausdruck<br />

der Figuren wirkt sehr innerlich. Die<br />

linke Näherin ist ganz in ihre Arbeit versunken,<br />

während ihre Kollegin mit stillem<br />

Ernst zu dem noch kindlich wirkenden<br />

Jungen in Uniform aufblickt, der ihr pflichterfüllt<br />

den üppigen Pelzmantel reicht.<br />

Alle wirken ausgesprochen redlich und<br />

schlicht, ein häufiges Figurenmerkmal in<br />

Bildern der Sammlung »Haus der Deutschen<br />

Kunst«. Die Maler ziehen hier das<br />

Register »deutscher Biederkeit«, ein Begriff,<br />

der sich seit dem 18. Jahrhundert zu<br />

einem Gemeinplatz entwickelt hatte.<br />

Ursprünglich trat er in einem emanzipatorischen<br />

Kontext auf. Mittlere und kleinbürgerliche<br />

Kreise hatten damit ihr »bodenständiges«<br />

Selbstbewusstsein gegenüber<br />

der französisch geprägten Adelskultur zur<br />

Sprachegebracht. Als Identifikationsmodell<br />

mit Abgrenzung gegen »Undeutsches«<br />

erhielt ihr »Deutschtum« seit der Erhebung<br />

gegen Napoleondie Funktion, in den vielen<br />

deutschen Staaten zu einem Gefühl<br />

»volkhafter« Zusammengehörigkeit und so<br />

quasi zu einer »Innenbefestigung«Deutschlands<br />

beizutragen. Gleichzeitig begegnet


man seit dem frühen 19. Jahrhundert<br />

Schriftstellern und Künstlern, die solch nationale<br />

Selbstbespiegelungironisch aufs<br />

Korn nahmen, wofür man von August von<br />

Kotzebue (1761–1819), Carl Spitzweg<br />

(1808–1885) bis ins 20. Jahrhundert,<br />

etwa bei Heinrich Mann (1871–1950)<br />

oder George Grosz (1893–1959) viele<br />

Beispiele findet.<br />

In Vietzes Propagandabild wird »deutsches<br />

Biedertum« andächtig zelebriert.<br />

Zur braven Erscheinung der Volksdeutschen<br />

bilden die luxuriösen Pelze einen<br />

auffälligen Kontrast, die links zu einem<br />

Haufen übereinander geworfen sind, wobei<br />

die obenauf liegende Fuchsboa gegenüber<br />

Vietzes Figuren eine Erinnerung<br />

an die urbane Nonchalance der 20er<br />

Jahre weckt. Die Nationalsozialisten<br />

schmähten sie als Zeit sittlichen Verderbens<br />

durch eine »goldene Internationale«,<br />

womit die Juden gemeint waren.<br />

Saul Friedländer bemerkte 1982 zur<br />

NS-Ästhetik, dass durch sie einerseits die<br />

ruhige Kraft moralischer Werte beschworen<br />

werde, andererseits aber das<br />

flackernde Licht der Vernichtungsfeuer<br />

aufleuchte. Juden wurde das Tragen von<br />

Pelzwerk damals verboten und zwecks<br />

Ostfront-Versorgung mussten sie es ebenso<br />

wie Wollsachen zwangsweise abliefern.<br />

Pelze aus sogenanntem »Judengut«<br />

wärmten durch Aneignung der Habe vertriebener<br />

oder deportierter jüdischer Bürger<br />

aber auch die »Heimatfront«, worauf<br />

Götz Aly, Frank Bajohr oder Niklas Frank<br />

hingewiesen haben und dabei Mentalitäten<br />

des NS-»Volksstaats« beleuchteten.<br />

Vietze wurde 1945 in der Tschechoslowakei<br />

verhaftet und interniert. Nach Entlassung<br />

aus der Haft, für deren Verkürzung<br />

sich Nechleba eingesetzt hatte, ließ er<br />

sich in Berchtesgaden-Engedey nieder. Er<br />

nahm seine künstlerische Tätigkeit wieder<br />

auf, malte Landschaften, Porträts und<br />

Trachtenstücke, wurde Mitglied des<br />

»Berchtesgadener Künstlerbundes« sowie<br />

der 1947/48 neu gegründeten »Münchener<br />

Künstlergenossenschaft, kgl. privilegiert<br />

von 1868«. Ihren Präsidenten Constantin<br />

Gerhardinger (1888–1970) kannte Vietze<br />

noch von seiner Prager Zeit her. Mit der<br />

Vereinigung, die sich gegenüber der abstrakten<br />

Nachkriegsmoderne auf altmeisterliche<br />

Technik berief, schufen sie ein neues<br />

Forum für idealischen Realismus. 1951<br />

zeigte die Künstlergenossenschaft ihre erste<br />

Jahresausstellung im ehemaligen »Haus<br />

der Deutschen Kunst«, das nun »Haus der<br />

Kunst« hieß. Da die Ausstellungen von nun<br />

an zum fester Bestandteil der Münchener<br />

Kunstszene wurden, fanden sie bei traditionsbewussten<br />

Sammlern bald großen<br />

Anklang, stellte Artur Eitler 1981 in seiner<br />

Würdigung Vietzes fest. Seine Figurenauffassung<br />

wird hier mit »Leistungen der alten,<br />

großen Holländer« aus der Zeit Rembrandts<br />

verglichen und sein Talent als<br />

»göttliche Gnade« gepriesen.<br />

Lit.: Große Deutsche Kunstausstellung 1942.<br />

Ausst.Kat. Haus der Deutschen Kunst, München<br />

1942, S. 76 (Kat.Nr. 1125, im Abbildungsteil<br />

S. 34) und S. 10, Reichs »Wollsammlung in einer<br />

Münchener Ortsgruppe«. –Zum Künstler vgl.<br />

Artur Eitler: Professor Josef Vietze und die Münchener<br />

Künstlergenossenschaft (1981). In: Der<br />

Maler und Graphiker Josef Vietze. Berchtesgaden<br />

1982, S. 27–29. –Mortimer G. Davidson:<br />

Kunst in Deutschland 1933–1945, Bd. 2.<br />

Tübingen 1992, S. 443–444. –100 Jahre Prof.<br />

Josef Vietze. Von der Akademie in Prag ins<br />

Berchtesgadener Land. Hrsg. von Werner Vietze.<br />

Ausst.Kat. der Gedächtnisausstellung im Nationalparkhaus<br />

Berchtesgaden. Berchtesgaden<br />

2002. –ZuWiedenbrücks »Kämpfendes Volk«<br />

vgl. Helena Ketter: Zum Bild der Frau in der Malerei<br />

des Nationalsozialismus. Eine Analyse von<br />

Kunstzeitschriften in der Zeit des Nationalsozialismus.<br />

Diss. Passau 1999. Münster 2002, S. 111–<br />

112. –Zur Enteignung der Pelze jüdischer Bürger<br />

vgl. Hans Buchheim/Martin Broszat/Hans-Adolf<br />

Jacobsen/Helmut Krausnick: Anatomie des SS-<br />

Staates. Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte,<br />

München 1964. München 2005, S. 629. –Saul<br />

Friedländer: Das Dritte Reich und die Juden, Bd.<br />

2: Die Jahre der Vernichtung 1939-1945. München<br />

2006, S. 349. –Weiterführend vgl. August<br />

von Kotzebue: Hans Max Giesbrecht von der<br />

Humpenburg oder: Die neue Ritterzeit. Eine komische<br />

Oper. In: Theater von August von Kotzebue<br />

(1761–1819), Bd. 30. Wien/Leipzig 1841,<br />

S. 224–250. –Paul Westheim: Verlogener Realismus.<br />

In: Das Wort, 3, 1938, H. 2. –Helmut<br />

Möller: Altdeutsch. Ideologie, Stereotyp, Verhalten.<br />

In: Hessische Blätter für Volkskunde,57,<br />

1966, S. 9–29. –Saul Friedländer: Kitsch und<br />

Tod. Der Widerschein des Nazismus (= Reflets<br />

du nazisme, Paris 1982). München/Wien 1984,<br />

S. 114. –Hans-Martin Blitz: Aus Liebe zum Vaterland.<br />

Die deutsche Nation im 18. Jahrhundert.<br />

Hamburg 2000, S. 361–392. –Joseph Goebbels<br />

zit. von Katharina Szlezak: »Religiöse« Malerei.<br />

Über die Vereinnahmung der Christlichen Malerei<br />

zur Erschaffung einer »Nationalsozialistischen<br />

Malerei«. Unveröffentl. Diplomarbeit Wien<br />

2009, S. 20. –Herfried Münkler: Die Sittlichkeit<br />

279<br />

der Hinterwäldler. Tacitus und der frühe Germanenmythos.<br />

In: Herfried Münkler: Die Deutschen<br />

und ihre Mythen. Berlin 2009, S. 148–163.<br />

Leihgabe Deutsches Historisches<br />

Museum, Berlin (Gemälde)<br />

Erworben aus dem Antiquariat (Postkarten)<br />

Ursula Peters<br />

Korbsessel»E10«<br />

Inv.Nr. Des 1484 (Abb. 94). Entwurf Egon Eiermann,<br />

1949, Ausführung Korbflechterei Heinrich<br />

Murmann, Johannisthal-Kronach, 1951.<br />

Boondotrohr, natur (ungeschältes Rattanrohr),<br />

Rattanstangen und Rattanringe zur Stabilisierung<br />

im Fußinneren. H. 81,0 cm, Dm. Fuß 47,0 cm.<br />

Ausgehend von einem kleinen kreisrunden<br />

Loch weitet sich diese Flechtarbeit zu einer<br />

großen runden Schale. Der umgeschlagene<br />

breite Rand stabilisiert nicht nur das<br />

Geflecht, er erleichtert auch das Bewegen<br />

dieses aus naturbelassenem Boondotrohr<br />

gefertigten Sitzmöbels. Der Fuß ist rund,<br />

verjüngt sich leicht nach oben und ist in<br />

Sitzhöhe mit dem Oberteil verbunden.<br />

Der Entwurf dieses Möbels stammt von<br />

Egon Eiermann (1904–1970), einem der<br />

berühmtesten deutschen Nachkriegsarchitekten.<br />

Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehört<br />

die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche<br />

in Berlin (1957–1963) und das Abgeordnetenhaus<br />

in Bonn (1965–1969). Für<br />

Eiermann war es stets besonders wichtig,<br />

dass er nicht nur die architektonische Hülle,<br />

sondern auch die Möblierung seiner<br />

Bauten mitgestaltete. »Außen und Innen unterlagen<br />

für ihn denselben Gesetzen; der<br />

gesonderte Begriff ›Innenarchitektur‹ war<br />

ihm unbekannt«, so seine Witwe Brigitte<br />

Eiermann. Auch die Gestaltung von Serienmöbeln<br />

beschäftigte den Architekten<br />

während seiner gesamten Laufbahn.<br />

Schon in den 1930er Jahren hatte Eiermann<br />

sich mit Flechtwerk auseinandergesetzt.<br />

1948 schließlich erfolgte der Entwurf<br />

für ein ganz in Korbgeflecht gearbeitetes<br />

Sitzmöbel. Ein Jahr später, 1949, wurden<br />

zwei Korbsessel der Serie »E 10« erstmals<br />

bei der Ausstellung »Wie Wohnen« in<br />

Stuttgart,1950inKarlsruhe,gezeigt.Bedauerlicherweise<br />

istbis heuteunbekannt,<br />

werEiermanns erste Korbmöbel flocht. Vermutlich<br />

stammtensie vonFriedrich Herr<br />

(tätigum1950) ausKarlsruhe,der auch


die anderen für die Ausstellung 1949 bestimmten<br />

Möbel gefertigt hatte. Auf die<br />

Dauer konnte Herr jedoch Eiermanns Qualitätsansprüchen<br />

nicht genügen. Als die Firma<br />

Heinrich Murmann1951 einen Gestalter<br />

für neue Möbelentwürfe suchte, wandte<br />

sich Eiermann an das im oberfränkischen<br />

Johannisthal bei Kronach ansässige Unternehmen.<br />

Mit Murmannentwickelte sich eine<br />

gedeihliche Zusammenarbeit, die bis<br />

zum Tod des Architekten 1970 anhielt.<br />

Lit.: Egon Eiermann.Die Möbel. Hrsg. von Harald<br />

Siebenmorgen. Karlsruhe1999. –Egon Eiermann<br />

(1904–1970). Die Kontinuität der Moderne.<br />

Hrsg. von Annemarie Jaeggi. Ostfildern-Ruit 2004.<br />

Erworben von Wolf Pecher, München.<br />

Silvia Glaser<br />

Männliche Figur<br />

Inv.Nr. Ke 5592 (Abb. 95). Christian Kruck,<br />

1974. Bezeichnung auf Rückseite »Kruck 74«.<br />

Rosafarbener Ton, geschnitten, gerupft, modelliert,<br />

cemefarbene Glasur, im Nachgang mit<br />

schwarzen Pinselstrichen bearbeitet. H. 30,5 cm,<br />

B. 14,3 cm, T. 13,0 cm.<br />

Das Museum erhielt in den vergangenen<br />

Jahren eine umfangreiche Kollektion von<br />

Multiples, Studio-Glas und -Keramik als<br />

Abb. 94<br />

Egon Eiermann,<br />

Korbsessel »E 10«,<br />

1951<br />

Vermächtnis von Gerhard Mammel<br />

(1919–1989). Silvia Glaser stellte aus<br />

dieser Sammlung im Anzeiger des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s, 2009,<br />

S. 225 bis 226, die keramische Plastik<br />

»Überformte Kugel« (1975) des Wiener<br />

Künstlerpaares Kurt und Gerda Spurey vor.<br />

Gerhard Mammel ist in Nürnberg eine<br />

bekannte Persönlichkeit. 1966 bis 1982<br />

wirkte er als stellvertretender Direktor des<br />

Bildungszentrums Nürnberg und Leiter der<br />

Volkshochschule. Der promovierte Kunsthistoriker<br />

setzte sich mit größtem Engagement<br />

für die Vermittlung zeitgenössischer<br />

Kunst ein. 1964 bis 1986 war er ehrenamtlicher<br />

künstlerischerLeiter der Albrecht<br />

Dürer GesellschaftinNürnberg, Deutschlands<br />

ältestem Kunstverein, der übrigens<br />

ab 1969 mehr als zehn Jahre lang mit<br />

dem Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong> kooperierte.<br />

Hatte sich das Museum nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg der Moderne und<br />

ihren internationalen Perspektiven geöffnet,<br />

so richtete die Albrecht Dürer Gesellschaft<br />

bis 1983 in seinen Räumen zahlreiche<br />

Ausstellungen zu zeitgenössischer und<br />

auch außereuropäischerKunst aus. Mammel,<br />

ein naher Freund Arno Schönbergers<br />

(1915–1993), der das Museum von<br />

1969 bis 1980 leitete, lieferte eine ganze<br />

280<br />

Reihe Beiträge für die begleitenden Kataloge,<br />

etwa für die sehr fein konzipierte<br />

Max Ernst-Ausstellung, die den altehrwürdigen<br />

Museumshallen 1974 ein surrealistisch<br />

funkelndes Glanzlicht aufsetzte.<br />

Auch befasste sich Mammel intensiv mit<br />

dem Filmschaffen. Vielen Nürnberger<br />

Cineasten ist er bis heute in der Erinnerung<br />

präsent. Er hatte 1973 die Betreiber<br />

des drei Jahre zuvor eröffneten Kinos<br />

»Meisengeige« mit Dozenten vom Bildungszentrum<br />

zusammengebracht und auf diesem<br />

Weg in Nürnberg kommunal finanzierte<br />

Filmarbeit eingeführt. Jeden Montag fanden<br />

so in dem legendären Programmkino<br />

Filmseminare statt, »etwa zu Ingmar Bergman,<br />

zum Heimatfilm, zum Nazi-Kino,<br />

zum Krimi«, wie Herbert Heinzelmann<br />

2010 in einem Rückblick festhielt.<br />

Alsbewusster Zeitgenosse warMammel<br />

nicht nurpassionierter Mentor,sondern<br />

auch Sammler zeitgenössischer Kunst. Seine<br />

Frau Barbara, dieander Veit-Stoß-Realschule<br />

in Nürnberg unterrichtethatte,übereignetedem<br />

Museum dengrößten Teil<br />

seiner Sammlung, dieeinenlebendigen<br />

Einblickindie bewegteKunst-und Kulturszeneder<br />

jungenBundesrepublikgibt.<br />

Christian Kruck (1925–1985), ein<br />

langjähriger Freund Gerhard Mammels,<br />

war als Elfjähriger mit seinen Eltern nach<br />

Nürnberg gekommen, wo er 1939 bis<br />

1942 eine Lehre in der Lithographischen<br />

Kunstanstalt von Leonhard Ammersdörfer<br />

absolvierte. In einem Rückblick merkte er<br />

an, dass er als Lehrling die Steine für den<br />

Druck nur schleifen und zu den Meistern<br />

und Gesellen schleppen durfte. Allein ihnen<br />

sei der künstlerische Teil, d.h. die<br />

Übersetzung der Bildaufträge vorbehalten<br />

gewesen, wodurch er allerdings ein<br />

besonderes Gefühl für den elementaren<br />

Umgang mit den Drucksteinen, für simples<br />

»Machen mit den Händen« entwickelt habe.<br />

Künstlerisch schulte er sich in Abendkursen<br />

und begann kurze Zeit, bevor er<br />

1943 zum Militär eingezogen wurde, ein<br />

Studium an der Nürnberger Kunstakademie.<br />

Nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft<br />

setzte er es 1946 bis 1949 in<br />

Nürnberg und in Freiburg im Breisgau<br />

fort. Einer seiner dortigen Lehrer war der<br />

Maler Emil Bizer (1881–1957), 1927<br />

Mitbegründer der Badischen Secession.<br />

Nach ihrem Verbot in der NS-Zeit war sie


1946 neu ins Leben gerufen worden.<br />

Kruck begegnete in seiner Freiburger<br />

Zeit 1948 dem expressionistischen Maler<br />

Erich Heckel (1883–1970), den die Nationalsozialisten<br />

als »entartet« diffamierten<br />

und der sich nach Hemmenhofen am<br />

Bodensee zurückgezogen hatte. Heckel<br />

schilderte ihm, wie er und seine ehemaligen<br />

Brücke-Kollegen sich vor dem Ersten<br />

Weltkrieg eine kleine Werkstatt für Druckgraphik<br />

eingerichtet hatten, in der man<br />

Bürstenabzüge machte, experimentierte,<br />

diskutierte und auch kleine Auflagen<br />

selbst druckte. Das Technische sei für sie<br />

weniger interessant gewesen, »das Wichtigste<br />

war die Aussage«. Die Brücke-Künstler<br />

lösten druckgraphische Techniken<br />

dezidiert aus dem angewandten Bereich<br />

der Illustration. Ebenso anregend wie die<br />

Begegnung mit Heckel wirkte auf Kruck<br />

1950 eine Hamburger Ausstellung mit<br />

Lithographien Pablo Picassos (1881–<br />

1973). Aus seinen Erinnerungen spricht<br />

die befreiende Wirkung, die solche Arbeiten<br />

nach dem Dritten Reich, das individuelle<br />

Perspektiven und Darstellungsweisen<br />

hatte auslöschen wollen, auf ihn ausübten.<br />

Abb. 95 Christian Kruck,<br />

Männliche Figur, 1974<br />

Im ungebundenen künstlerischen Umgang<br />

mit der Steinlithographie entfaltete<br />

Kruck einen abstrakten Expressionismus.<br />

1949 bis 1952 lebte er freischaffend in<br />

Hamburg und holte sich Inspirationen auf<br />

Studienreisen im Mittelmeerraum und in<br />

den USA. Auf Empfehlung Heckels berief<br />

ihn 1953 die Städelschule in Frankfurt<br />

a.M. zum technischen Leiter ihrer Druckwerkstätten.<br />

1961 erhielt er einen Lehrauftrag<br />

am Pratt-Graphik-Art-Center in<br />

New York. 1970 wurde er an der Städelschule<br />

Dozent für Druckgraphik. Im westlichen<br />

Kunstbetrieb war er seit den 1950er<br />

Jahren international präsent. 1975 erhielt<br />

er den 1. Preis der Internationalen Senefelder<br />

Stiftung und 1983 den von der<br />

Stadt Rockenhausen ausgeschriebenen<br />

Daniel-Henry-Kahnweiler-Preis.<br />

Seit Mitte der 1960er befasste er sich<br />

neben der Lithographie mit plastischen Arbeiten.<br />

Seine Auffassung von den Drucksteinen<br />

als elementarem künstlerischem<br />

Material hatte ihn dazu geführt, mit<br />

Wachs und Ton zu modellieren. Ton war<br />

in der Hierarchie der künstlerischen Materialien<br />

»im Verhältnis zu Stein und Bronze<br />

weit unten angesiedelt«, hält Monika<br />

Wagners Betrachtung seiner Ikonologie<br />

fest. Im Bereich der Bildhauerei wurde er<br />

als »armer Bruder« von Bronze und Marmor<br />

noch bis ins 20. Jahrhundert meist<br />

lediglich für vorbereitende Ideenskizzen<br />

zu repräsentativen Plastiken verwendet.<br />

Honoré Daumier (1808–1879) wechselte<br />

in seinen in den 1830er Jahren entstandenen<br />

»Parlamentarierbüsten« vom spitzen<br />

Zeichenstift seiner Karikaturen bezeichnenderweise<br />

auf Ton über, um die über<br />

»nobles Material« und »klassische Form«<br />

verkündete fraglose Erhabenheit offizieller<br />

Portraits lustvoll aufzuweichen und als<br />

banalen Bühnenzauber zu beleuchten.<br />

Ebenso bezeichnend ist es, dass im Nationalsozialismus<br />

Ton gar als »charakterlos«<br />

abgelehnt wurde, worauf Wagner<br />

hinweist; der von der NS-Propaganda<br />

verkündete »deutsche Mensch« sollte<br />

sich, quasi wie ein Jahrtausende altes<br />

Fossil, in plastischen Bildwerken in »steinerner<br />

Härte« manifestieren. Hingegen<br />

nutzte die von den Nationalsozialisten<br />

geschmähte Moderne das Material gerade<br />

wegen seines weichen und spontan<br />

formbaren Charakters. Künstler wie Picasso<br />

oder Joan Miró (1893–1983) koste-<br />

281<br />

ten ihn als eine dem Ton materialimmanente<br />

ästhetische Ausdrucksqualität des<br />

Lebendigen und Wandelbaren aus.<br />

Kruck hat in der Skulptur der Sammlung<br />

Mammel den informellen Duktus<br />

seiner lithographischen Arbeiten in das<br />

Tonmaterial übertragen, indem er es in<br />

schuppenförmige Stückchen zerrupfte, um<br />

aus ihnen die Figur skizzenhaft-expressiv<br />

aufzubauen. Hierdurch wird die in ihr anklingende<br />

Statik klassischer Figurenauffassung<br />

aufgehoben, welche die Nationalsozialisten<br />

für ihre Inszenierungen der<br />

Macht instrumentalisiert hatten, die Kruck<br />

als HeranwachsenderinNürnberg, der<br />

»Stadt der Reichsparteitage« ebenso wie<br />

in München, der »Hauptstadt der Bewegung«<br />

in massierter Form erleben konnte.<br />

Das über einer Plinthe aufgebaute in sich<br />

ruhende Standmotiv der Figur weckt im<br />

Verbund mit dem weiß schimmernden<br />

Schmelz der Glasur die Vorstellung an<br />

Marmorfiguren der mediterranen Antike.<br />

Durch die nach dem Glasurbrand mit<br />

schwarzer Farbe bemalten Tonschuppen<br />

stellt sich eine Assoziation zu aus Meerestiefen<br />

geborgenen Götterfiguren ein, die<br />

von Seepocken, Muscheln und Tang<br />

überwuchert, die Hinfälligkeit allen von<br />

Menschen inszenierten Scheins gegenüber<br />

dem unaufhaltsamen Wirken des<br />

Lebendigen vor Augen führen.<br />

Lit.: Unpubliziert. –ZuGerhard Mammel vgl.<br />

Nürnberger Künstlerlexikon. Bildende Künstler,<br />

Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende<br />

und Mäzene vom 12. bis zur Mitte<br />

des 20. Jahrhunderts, Bd. 2. Hrsg. von Manfred<br />

H. Grieb. München 2007, S. 968. –URL:<br />

http://www.franken-wiki.de/index.php/Gerhard_Mammel<br />

[25.05.2011]. –Herbert Heinzelmann:<br />

Die Meisengeige wird 40. 9. September<br />

2010, URL: http://www.nordbayern.de/<br />

nuernberger-zeitung/nz-kultur/die-meisengeigewird-40-1.157215[20.05.2011].–Zur<br />

Keramik<br />

als Medium zeitgenössischer Form vgl. Keramik<br />

in der Weimarer Republik. 1919–1933. Bearb.<br />

von Tilmann Buddensieg, Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Nürnberg 1985. –Axel<br />

Janeck: Die Sonderausstellungen. In: Das Germanische<br />

<strong>Nationalmuseum</strong> Nürnberg 1852–<br />

1977. Hrsg. von Bernward Deneke/Rainer Kahsnitz.<br />

München/Berlin 1978, S. 1154–1159. –<br />

Presse-Information/28. Juni 1966. Plastik des<br />

20. Jahrhunderts im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />

Archivalie zur Erwerbung von Pl. 3110<br />

(Marino Marini, Il Guerriero, 1959/60). –<br />

Zum Künstler vgl. Felix H. Man: Christian Kruck.<br />

Ausst.Kat. Frankfurter Kunstverein. Frankfurt a.M.


1960. –Jung nach ’45. Kunst in Nürnberg –<br />

Ein Jahrzehnt und seine Generation. Bearb. von<br />

Lucius Grisebach in Zusammenarbeit mit Susanne<br />

Aschka/Günter Braunsberg/Joachim Haller.<br />

Ausst.Kat. Kunsthalle Nürnberg. Nürnberg<br />

1995, S. 160–161 (Kruck: Über meine Liebe<br />

zur Lithographie), S. 163–175 und S. 259–<br />

260. –Weiterführend vgl. Monika Wagner:<br />

Ton. In: Lexikon des künstlerischen Materials.<br />

Werkstoffe der modernen Kunst von Abfall bis<br />

Zinn. Hrsg. von Monika Wagner/Dietmar Rübel/<br />

Sebastian Hackenschmidt. München 2002,<br />

S. 224–231.<br />

Geschenk von Barbara Mammel, Nürnberg,<br />

aus der Sammlung Gerhard Mammel<br />

Ursula Peters<br />

Drei Keramik-Objekte<br />

a. Kugelobjekt<br />

Inv.Nr. Ke 5622 (Abb. 96). Max Söllner,<br />

1967/68. Signatur auf Unterseite frei eingeschnitten<br />

»M. Söllner«. Roter Ton, frei geformt,<br />

glasiert, auf weißem Fond Dekor in Blau,<br />

Grün, Violett, Schwarz und Silber. H. 14,0 cm,<br />

Dm. 14,0 cm.<br />

b. Tonquader mit Nägeln<br />

Inv.Nr. Ke 5621 (Abb. 97). Max Söllner, 1969.<br />

Signatur »Max Söllner 69«. Roter schamottierter<br />

Ton, grüne Glasur, in den weichen Ton eingedrückte<br />

Eisennägel, zum Teil überglasiert, Zinn<br />

nach dem Brand aufgeschmolzen, gefeilt.<br />

H. 13,3 cm, B. 8,2 cm, T. max. 7,8 cm.<br />

c. Schwarz-weißer Kegel<br />

Inv.Nr. Ke 5620 (Abb. 98). Max Söllner, nach<br />

1972. Weißes Feinsteinzeug, dunkelblau bemalt,<br />

Mattglasur, auf Standfläche dünne Eisenplatte.<br />

H. 8,5 cm, B. 7,2 cm, T. 7,2 cm.<br />

Max Söllner (1929–2003), vier Jahre jünger<br />

als der zuvor genannte Christian Kruck,<br />

vergegenwärtigt den Übergangder »art informel«<br />

zur Konzeptkunst. Er hatte 1943<br />

als 14-Jähriger in seiner Heimatstadt eine<br />

Lehre als Dekorationsmaler begonnen.<br />

Nach der Gesellenprüfung 1947 strebte er<br />

eine künstlerische Laufbahn an. Bis 1949<br />

studierte er an der Nürnberger Fachschule<br />

für angewandte Grafik, dann bis 1956 an<br />

der Münchner Kunstakademie Malerei, Radierung,<br />

plastische Anatomie sowie Keramik,<br />

in diesem Fach in der Klasse von Franz<br />

Eska (1910–1986). Zuletzt war er Meisterschüler<br />

des architekturverbundene Malerei<br />

lehrenden Hermann Kaspar (1904–1986);<br />

Söllner entwarf später zahlreiche keramische<br />

Arbeiten für öffentliche Bauten.<br />

Abb. 96 Max Söllner, Kugelobjekt,<br />

1967/1968<br />

Hatte Kaspar in der NS-Zeit als Protegé<br />

German Bestelmeyers (1874–1942)<br />

und Albert Speers (1905–1981) bekanntlich<br />

eine auf Einordnung gerichtete<br />

Kunstanschauung verkündet, so ließ er<br />

nunmehr seinen Schülern freien Lauf. Söllners<br />

Inspirationsquelle während des Studiums<br />

war die Auffassung von Künstlern<br />

wie James Ensor (1860–1949) oder Paul<br />

Klee (1879–1940). Er entwickelte über<br />

Informel und freie Assoziation individualistische<br />

Perspektiven und fand bald Beachtung.<br />

1956 erhielt er eine Auszeichnung<br />

beim Kunstpreis »Junger Westen« in<br />

Abb. 97 Max Söllner,<br />

Tonquader mit Nägeln, 1969<br />

282<br />

Recklinghausen, 1956/57 ein Italien-<br />

Stipendium des DAAD, 1958 den Förderpreis<br />

der Stadt Nürnberg und seit den<br />

1960er Jahren zahlreiche Einladungen<br />

zu internationalen Keramikwettbewerben.<br />

Die Biennale de Céramique d’Art in Vallauris<br />

zeichnete ihn 1972 und 1978 mit<br />

dem Diplôme d’Honneur aus. 1963 gründete<br />

er in Nürnberg mit Toni Burghart<br />

(1928–2008), Egon Eppich (1927–<br />

1982), Arnold Leissler (geb. 1939),<br />

Franz Vornberger (1919–2008) und<br />

Gerhard Wendland (1910–1986) die<br />

Künstlergruppe »N«.<br />

Söllner schuf mit seinem breiten Spektrum<br />

künstlerischer Techniken ein nuanciertes<br />

Werk als Collage- und Objektkünstler.<br />

1974 widmete ihm die Albrecht Dürer<br />

Gesellschaft eine Ausstellung, in deren Katalog<br />

ihn Heinz Neidel als »Poet mit Pinsel,<br />

Leimtopf und Radiernadel, mit Bleistift<br />

und Ton« charakterisierte. Gerhard Mammel<br />

bemerkte zu Söllners keramischen<br />

Objekten, ihr Grundwert sei die Tastbarkeit;<br />

sie entwickelten sich parallel zu den<br />

frühen Collagen und besäßen neben<br />

ihrem taktilen Volumen meist auch eine<br />

kostbare, auf Schönheit bedachte Haut<br />

(Glasur). Dies trifft auf die in den 1960er<br />

Jahren entstandenenKeramikkugeln zu. In<br />

dem Exemplar der Sammlung Mammel<br />

verbindet sich deren glattes handschmeichlerisches<br />

Rund im Dekor mit dem<br />

Grenzenlosen informeller Formauffassung,<br />

Abb. 98 Max Söllner,<br />

Schwarz-weißer Kegel, 1972


zu dem Söllner in Tuschzeichnungen der<br />

1950er Jahre mit dem intuitiven Duktus<br />

fernöstlicher Kalligraphiegelangt war. Auf<br />

der weißen Oberfläche der Kugel heben<br />

sich in alle Richtungen verlaufende blaue<br />

Farblinien und -spritzer graphisch markant<br />

ab. Ihre Anordnung wirkt expressiv und erinnert<br />

hier an unbewusst getätigte Gestaltungsmethoden<br />

des Automatismus, an Drip<br />

Painting oder Kugelschreibergekritzel. In<br />

dem Liniengespinst tauchen geometrisch<br />

gestaltete Elemente auf. In Verbindung mit<br />

dem Informel der Linien lassen sie auf der<br />

Kugel die Vision eines pulsierenden Weltenraums<br />

entstehen, dessen Gestirne in<br />

ständig wandelbaren Konstellationen kreisen.<br />

Söllner scheue das allzu Fertige, das<br />

keine Veränderung mehr erträgt und meide<br />

die Form, die nicht mehr wachsen<br />

kann, so Mammel zur Auffassung des<br />

Künstlers, mit dem ihn eine enge Freundschaft<br />

verband.<br />

Bei dem 1969 entstandenen »Tonquader<br />

mit Nägeln« experimentiert Söllner<br />

mit Materialqualitäten. Er hat in den<br />

feuchten Tonklotz einen Zinnklumpen und<br />

Eisennägel eingedrückt, die beim Brennen<br />

geschmolzen oder verbrannt sind.<br />

Ton und Metall vergegenwärtigen eine<br />

Polarität, daTon gebrannt werden muss,<br />

um in einen festen Zustand überzugehen,<br />

während sich Metall unter Zuführung von<br />

Hitze verflüssigt. In Söllners Objekt ist diese<br />

Polarität in dem gemeinsamen festen<br />

Zustand aufgehoben, den die Materialien<br />

nach dem Brennen mit dem Auskühlen erreicht<br />

haben. Die reliefartige Reihung der<br />

Nägel lässt an die Nagelbilder von Günther<br />

Uecker (geb. 1930) denken. Ähnlich<br />

wie bei ihm wird bei Söllner ein Gegenstand<br />

von Nägeln angegriffen und traditionelles<br />

künstlerisches Material, in<br />

diesem Fall Ton, mit einem industriell<br />

gefertigten Alltagsgegenstand zusammen<br />

geführt. Einerseits wird der urtümlich anmutende<br />

Tonklotz durch die Nägel attackiert,<br />

andererseits erwächst aus dem<br />

beim Brennen entstandenen Gebilde optisch<br />

eine neue Einheit.<br />

Der gestreifteKegel weckt mit seinem<br />

quadratischen Sockel die Vorstellung an<br />

einen Leitkegel. Allerdings steht seine Achse<br />

schräg zur Basisebene, wodurch er dynamisch<br />

wirkt. Mit seiner gut aufzusetzenden<br />

Standfläche könnte das kleine Objekt<br />

als Schachfigur konzipiert worden sein.<br />

Söllner, der leidenschaftlich gerne Schach<br />

spielte, beschäftigtesich seit der Schachweltmeisterschaft<br />

1972 in Reykjavik<br />

(Bobby Fischer gegen Boris Spasski) mit<br />

dem Entwurf von Schachfigurensätzen. Ihn<br />

faszinierte »die raumgreifende Bewegung<br />

der einzelnen Figuren beim Spiel, ihr ständiger<br />

Positionswechsel«,schrieb er 1992<br />

zu seiner Passion. Aus dem Text geht hervor,<br />

dass er beim Entwurf von Figurensätzen<br />

immer mit einer Einzelfigur begann,<br />

was die Vermutung stützt, dass der mit<br />

asymmetrisch in den Raum ragender Spitze<br />

Wendigkeit suggerierende Kegel mit<br />

»Schachfiguren-Blick« kreiert wurde.<br />

Das Germanische <strong>Nationalmuseum</strong> besitzt<br />

Schachspiele Max Söllners. Kurz<br />

nach seinem Tod übergab seine Witwe<br />

dem Haus zusammen mit dem schriftlichen<br />

Nachlass ihres Mannes 15 Figurensätze<br />

und zwei Spielbretter. Das Museum<br />

stellte sie 2003 in der Studioausstellung<br />

»Schach dem König! Schachspiele von<br />

Max Söllner« vor.<br />

Lit.: Unpubliziert. –Zum Künstler vgl. Max Söllner.<br />

Collagen und Keramiken. Ausst.Kat Galerie<br />

Defet. Nürnberg 1968. –Max Söllner. Objekte<br />

und Grafik. Bearb. von Gerhard Mammel/<br />

Heinz Neidel, Ausst.Kat. Albrecht Dürer Gesellschaft,<br />

Nürnberg 1974. –Max Söllner: Schachfiguren,<br />

warum? (1992). In: Max Söllner. Arbeiten<br />

zum Thema Schach. Ausst.Kat. Stadtmuseum<br />

Nürnberg, Fembohaus. Nürnberg 1993, o.S. –<br />

Jung nach ’45. Kunst in Nürnberg. Ein Jahrzehnt<br />

und seine Generation. Bearb. von Lucius Grisebach<br />

in Zusammenarbeit mit Susanne Aschka/<br />

Günter Braunsberg/Joachim Haller, Ausst.Kat.<br />

Kunsthalle Nürnberg. Nürnberg 1995, S. 208–<br />

223, 264. –Max Söllner. Zeichnungen, Collagen,<br />

Objekte 1951–2002. Bearb. von Barbara<br />

Legal, Ausst.Kat. Museen der Stadt. Nürnberg<br />

2003, S. 32–43. –Nürnberger Künstlerlexikon.<br />

Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte,<br />

Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom<br />

12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, Bd. 3.<br />

Hrsg. von Manfred H. Grieb. München 2007,<br />

S. 1445.<br />

Geschenk von Barbara Mammel, Nürnberg,<br />

aus der Sammlung Gerhard Mammel<br />

Patrick Steib<br />

Tassenobjekt<br />

Inv.Nr. Ke 5623 (Abb. 99). Bodo Boden, 1971.<br />

Bezeichnung mit braunem Filzstift auf Boden »Bodo<br />

Boden 21. 5. 1971 als DANK für alle und an<br />

Nübg –für D. G. M. in N.«, Porzellantasse der<br />

283<br />

Marke »Seltmann Weiden«, auf Untertasse mit<br />

Kunstharz fixiert Zigarettenkippe, Streichholz,<br />

Asche; in der Tasse Kunstharzfüllung, zwei rot bemalte<br />

Plastikpuppenbeine. H. mit Puppenbeinen<br />

9,5 cm, Dm. Untertasse 12,0 cm.<br />

Das Tassenobjekt, eine Assemblage gefundener<br />

Gegenstände, ist von Nouveau<br />

Réalisme und Neodada inspiriert. Es erinnert<br />

an die »Fallenbilder« Daniel Spoerris<br />

(geb. 1930), die gezielt ambivalente Gefühle<br />

wecken. Die Kombination von alltäglichen<br />

mit surrealen Elementen in Form<br />

einer Kaffeetasse, in der kopfüber eine<br />

Puppe planscht, vielleicht aber auch gerade<br />

ertrinkt oder gar ersäuft wurde, löst<br />

beim Betrachter Denkbilder aus, die in ihrer<br />

Kombination aberwitzig erscheinen.<br />

Die positive Assoziationskette, hervorgerufen<br />

durch die Kaffeetasse, die auf Genuss<br />

und Gemütlichkeit hinausläuft, steht<br />

im Widerspruch zu den Schmutzspuren<br />

und den Gedanken an Tod. Das narrative<br />

Element versucht den Betrachter, durch<br />

die Gedankenverbindung mit Mord einen<br />

Tathergang zu rekonstruieren.<br />

Gerhard Mammel erhielt die Tasse<br />

von Bodo Boden als Geschenk. Der<br />

Künstler unterrichtete seit 1971 am Nürnberger<br />

Bildungszentrum, dem Mammel<br />

als zweiter Direktor vorstand. Die beiden<br />

waren freundschaftlich miteinander verbunden<br />

und führten bisweilen gemeinsam<br />

Kunstexkursionen durch. Die Stadt Nürnberg<br />

zeichnete Boden 1971 mit ihrem<br />

Förderpreis für Bildende Kunst aus, zu dessen<br />

Jury-Mitgliedern Mammel zählte. Boden<br />

war 1960 nach Nürnberg gekommen,<br />

Abb. 99 Bodo Boden, Tassenobjekt,<br />

1971


um sein 1956 an der Dortmunder<br />

Werkkunstschule begonnenes Studium an<br />

der Kunstakademie bei Fritz Griebel<br />

(1899–1976) fortzusetzen, dem ersten Direktor<br />

der Akademie nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg; deren hoch moderner Neubau<br />

war 1954 nach Plänen des am Bauhausstil<br />

orientierten Architekten Sep Ruf (1908–<br />

1982) fertig gestellt worden. Boden profilierte<br />

sich in Nürnberg als Maler, Grafiker<br />

und Illustrator. Künstlerisch trat er mit kritischem<br />

Realismus und collageartigen Projektionen<br />

hervor. Als Zeitgenosse von<br />

Vietnamkrieg, Mondlandung, Auschwitzprozessen,<br />

Wirtschaftswunder, atomarer<br />

Bedrohung und Flower Power entwarf er<br />

mit Elementen von Neodada und Popart<br />

Bildszenarien von widerspruchsvoller Komplexität.<br />

1976 ging er nach Bochum. Er<br />

hatte dort an der Fachhochschule einen<br />

Lehrauftrag angenommen und erhielt drei<br />

Jahre später eine Professur.<br />

Das Tassenobjekt fällt in Mammels Kollektion<br />

künstlerischerKeramik aus dem<br />

Rahmen. Keines seiner Details ist handwerklich<br />

gearbeitet, selbst die Tasse ist ein<br />

beliebiges Massenprodukt. Es lenkt den<br />

Blick auf Positionen in der damaligen<br />

Kunst- und Keramikszene der Bundesrepublik,<br />

bei denen ein gesellschaftlicher Konservatismus<br />

mit einem polemischen ästhetischen<br />

Konservatismus einherging. Deren<br />

Wortführer echauffierten sich, der Subjektivismus<br />

in der zeitgenössischen Bildenden<br />

Kunst habe technisches Können durch vor<br />

nichts zurückschreckende Schlamperei ersetzt,<br />

durch Bluff, auf den der Kunstmarkt<br />

und selbst Kunstwissenschaftler hereinfielen.<br />

Der vermeintlichen Verderbtheit der<br />

jungen Avantgarde hielten sie »das künstlerisch<br />

gestaltende Handwerk als Widerbild<br />

und Heilmittel entgegen«, konstatierte<br />

Walter Helmut Lokau 2008 in seiner Darstellung<br />

der konservativen Argumentation.<br />

Lit.: Unpubliziert. –Zum Künstler vgl. Förderpreis<br />

1956/1986. 28 Förderpreisträger für Bildende<br />

Kunst. Bearb. von Joachim Bleistein/Hans-Peter<br />

Miksch, Ausst.Kat. der Stadt Nürnberg und der<br />

Aktionsgemeinschaft Nürnberger Künstlerhaus<br />

e.V. Nürnberg 1986, o.S. Abbildung von Bodo<br />

Bodens Siebdruck-Entwurf »Bedrohung der Idylle«,<br />

1971. –G.Bodo Boden, mit Textbeitrag<br />

von Reiner Kallhardt. o.O. o.J. [1972]. –Weiterführend<br />

vgl. Walter Helmut Lokau: Die gescheiterte<br />

Institutionalisierung. Eine kritische Bilanz der<br />

Rezeption zeitgenössischer Keramik in Deutschland<br />

nach 1945. Diss. Freiburg i.Br. 2008,<br />

S. 287–321 und Anm. 753; URL:<br />

http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/<br />

6998/, URN: urn:nbn:de:bsz:25-opus-69987<br />

[19.07.2011].<br />

Geschenk von Barbara Mammel, Nürnberg,<br />

aus der Sammlung Gerhard Mammel<br />

Ursula Peters<br />

Der Kritiker auf dem<br />

Pegasus reitend<br />

Inv.Nr. Gm 2369 (Abb. 100). Bodo Boden, um<br />

1971. Signatur unten rechts in blauer Farbe »g.<br />

bodo boden«; Bezeichnung rückseitig, schwarzer<br />

Kugelschreiber »Der Kritiker«, roter Kugelschreiber<br />

»auf dem Pegasus reitend/ Malerei<br />

und Musik/ stehen auf dem/ Kopf«; schwarzer<br />

Stempel »G. Bodo Boden/Maler und Grafiker/<br />

85 Nürnberg/ Rothenburgerstr. 46«. Hinterglasmalerei,<br />

mit Rahmen H. 48,0 cm, B. 45,0 cm,<br />

T. 4,5 cm, ohne Rahmen H. 46,5 cm, B. 33,5 cm.<br />

Gerhard Mammel, der für liberale Offenheit<br />

der Kunstbetrachtung eintrat, distanzierte<br />

sich mit Bodo Bodens unorthodoxer<br />

Gefäßkunst in seiner Sammlung von<br />

Standpunkten, die gegenüberzeitgenössischen<br />

Kunstkonzepten den Aspekt hand-<br />

284<br />

werklicher Tradition als »edlere« Identität<br />

der Kunst ins Feld führten und als Garanten<br />

für den Erhalt »ewiger« Werte beschworen.<br />

Bodens Hinterglasbild aus der<br />

Sammlung Mammel wirkt in dem Zusammenhang<br />

wie eine ironische Antwort auf<br />

brennendes Verlangen, Kunst auf etwas<br />

festzulegen. Das, was der mit goldener<br />

Feder, Notizbuch und ebensolcher Brille<br />

ausgestattete Kritiker an der Kunst wahrnimmt,<br />

spiegelt dessen eigenen Horizont.<br />

In einem »Bild im Bild« wird der Kritiker<br />

mit einer Palette in der Hand selbst als<br />

Hersteller von Kunst präsentiert, obwohl<br />

er seine Bilder allein in seinem Kopf produziert.<br />

Seinerzeit sahen manche handwerkliche<br />

Disziplin schon durch die ungebundene<br />

Werkstoffauffassung inKeramiken<br />

etwa von Pablo Picasso (1881–1973)<br />

oder Joan Miró (1893–1983) gefährdet<br />

und es kam sogar der Gedanke auf,<br />

künstlerische Keramik als eigenständigen<br />

Bereich der Bildenden Kunst zu institutionalisieren,<br />

sie zu einem behüteten Reservat<br />

des angeblich von Kunst bedrohten<br />

künstlerischen Handwerks zu machen.<br />

Freilich war das ein Anachronismus.<br />

Abb. 100<br />

Bodo Boden,<br />

Der Kritiker auf dem<br />

Pegasus reitend,<br />

1971


Längst hatten auf internationaler Ebene<br />

die um 1900 einsetzenden gesamtkünstlerischen<br />

Ideen gegriffen, herkömmliche<br />

Gattungsgrenzen und -hierarchien zugunsten<br />

der umfassenden Reflektion kreativen<br />

Potentials aufzuheben. Entsprechend<br />

löste die eifernde Verklärung künstlerischen<br />

Handwerks Befremden aus. Lokau<br />

zitierte in dem Zusammenhang den Gefäßkeramiker<br />

Volker Ellwanger (geb.<br />

1933), der –selbst klassisch-handwerklich<br />

ausgebildet –gegenüber der konservativen<br />

Legitimierung des Kunsthandwerks<br />

ironisch formulierte: »Es gibt keine<br />

keramische Kunst, denn unsere Mittel sind<br />

genauso wenig künstlerisch wie Ölfarben<br />

und Leinwand, Stein, Meißel und Schlegel,<br />

Faden und Webrahmen, Kamera<br />

und Filmmaterial.«<br />

Zu allen Zeiten hat sich die Kunst mit<br />

allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln<br />

immer wieder neu kreiert, wobei sie<br />

scheinbar gesicherte künstlerische Paradigmen<br />

unentwegt auf den Kopf stellte.<br />

»Was die Schönheit sei, das weiß ich nicht«,<br />

so ein bekanntes Zitat Albrecht Dürers<br />

(1471–1528). 1971, als Dürers 500. Geburtstag<br />

gefeiert wurde, wählte es die<br />

Nürnberger Kunsthalle als Titel für eine<br />

Ausstellung, die Künstler im internationalen<br />

Kontext bis hin in die eigene Gegenwart<br />

als Theoretiker beleuchtete. Eine Abteilung<br />

befasste sich mit Farbtheorien des<br />

19. Jahrhunderts, unter anderem mit Farbkugel-Modellen<br />

Philipp Otto Runges<br />

(1777–1810). Im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong><br />

wurde damals eine große<br />

Dürerausstellung gezeigt, begleitet von einem<br />

»Dürer-Studio«, das sich mit dem Untertitel<br />

»Sehen, Verstehen, Erleben« ebenfalls<br />

mit Theorien von Künstlern befasste. In<br />

einem Raum war ein Nachbau der Farbkugel<br />

von Johannes Itten (1888–1967) ausgestellt,<br />

der sich übrigens bis heute im<br />

Kunstpädagogischen Zentrum im Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong> befindet und in<br />

Kursen als Demonstrationsobjekt genutzt<br />

wird. Die im Dürerjahr in Nürnberg präsentierten<br />

Farbkugeln erscheinen in Bodens<br />

Hinterglasgemälde wie der »Kritiker«<br />

als »Bild im Bild«-Zitat. Die Dürer-Ausstellung<br />

und die sie begleitenden Präsentationen<br />

hatten sich zum Ziel gemacht, den Geehrten<br />

von seit dem 19. Jahrhundert an ihn<br />

herangetragenen nationalromantischen<br />

und nationalistischen Perspektiven zu be-<br />

freien, ihn aus seiner Zeit heraus zu verstehen<br />

und dabei das Vielgesichtige und Vielschichtige<br />

künstlerischer Auffassungen vor<br />

Augen zu führen. Boden verehrte seinem<br />

Freund Mammel das Hinterglasbild, mit<br />

dem er ihn als Mentor des Blicks für das<br />

jeweils Zeitgenössische in der Kunst und<br />

als Verfechter eines offenen und pluralistischen<br />

Kulturbegriffs würdigte.<br />

Lit.: Unpubliziert. –Zum Künstler vgl. Förderpreis<br />

1956/1986. 28 Förderpreisträgerfür Bildende<br />

Kunst. Bearb. von Joachim Bleistein/Hans-Peter<br />

Miksch, Ausst.Kat. der Stadt Nürnberg und der<br />

Aktionsgemeinschaft Nürnberger Künstlerhaus<br />

e.V. Nürnberg 1986, o.S. Abbildung von Bodo<br />

Bodens Siebdruck-Entwurf »Bedrohung der Idylle«,<br />

1971. –G.Bodo Boden, mit Textbeitrag von<br />

Reiner Kallhardt. o.O. o.J. [1972]. –Weiterführend<br />

vgl. »Was die Schönheit sei, das weiß ich<br />

nicht«. Künstler, Theorie, Werk. Katalog zur Zweiten<br />

Biennale Nürnberg. Berarb. von Janni Müller-<br />

Hauck/Heinz Neidel/Eberhard Roters und mit einem<br />

Vorwort von Dietrich Mahlow. Hrsg. von der<br />

Kunsthalle Nürnberg. Köln 1971, S. 100–102<br />

und 118. –Zum Beispiel Dürer-Studio. Dokumentation<br />

und Kritik eines ausstellungsdidaktischen Experiments<br />

von Jürgen Rohmeder, Lothar Hennig,<br />

Peter Müller-Egloff, Ewald Rumpf, Michael Popp,<br />

Horst Henschel, Wulf Schadendorf. Hrsg. vom<br />

Kunstpädagogischen Zentrum im Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>. Ravensburg 1972. –Walter<br />

Helmut Lokau: Die gescheiterte Institutionalisierung.<br />

Eine kritische Bilanz der Rezeption zeitgenössischer<br />

Keramik in Deutschland nach 1945.<br />

Diss. Freiburg i.Br. 2008, S. 287–321 und Anm.<br />

753, URL: http://www.freidok.uni-freiburg.de/<br />

volltexte/6998/, URN: urn:nbn:de:bsz:25-opus-<br />

69987 [19.07.2011]. –Zum sich im 19. Jahrhundert<br />

entwickelnden Dürer-Kult vgl. Peter Gay:<br />

Teutonische Spiegel. In: Peter Gay: Die Macht<br />

des Herzens. Das 19. Jahrhundert und die Erforschung<br />

des Ich (The Naked Heart. New York/<br />

London 1995). München 1999, S. 379–383. –<br />

Zu den Ausstellungen zum Dürer-Jubiläum 1971<br />

vgl. Kunst/Dürer. Anliegen der Nation. In: Der<br />

Spiegel, 1971, H. 11.<br />

Geschenk von Barbara Mammel, Nürnberg,<br />

aus der Sammlung Gerhard Mammel<br />

Ursula Peters<br />

Schwanenreiterin<br />

Inv.Nr. Ke 5593 (Abb. 101). Toni Heinrich, um<br />

1973. Heller, sandfarbener Ton, frei geformt, unregelmäßig<br />

mit rotbrauner und weißlicher Glasur<br />

überzogen. H. 9,0 cm, B. 4,6 cm, L. 7,0 cm.<br />

Im Gegensatz zu den zuvor genannten<br />

Künstlern Kruck und Söllner war Toni<br />

285<br />

Heinrich (1941–2008) ausschließlich als<br />

Keramiker tätig. Der Künstler wuchs in<br />

dem oberfränkischen Städtchen Naila<br />

auf. Er hatte seine Ausbildung 1956 an<br />

der AugsburgerKunstschule begonnen,<br />

1961 in einer Kulmbacher Töpferei gearbeitet<br />

und seit 1962 an der Stuttgarter<br />

Kunstakademie studiert. 1968 eröffnete<br />

er in Bad Cannstatt und im Jahr darauf in<br />

Nürnberg-Erlenstegen eine eigene Werkstatt.<br />

Letztere betrieb er in Ateliergemeinschaft<br />

mit seiner Frau, der Keramikerin<br />

Märit Heinrich. 1984 richte er ein Atelier<br />

in Fürth ein. Hier kooperierte er eng mit<br />

dem Keramiker Ewald Bialek aus dem nahe<br />

gelegenen Langenzenn. 1985 übersiedelte<br />

er dann nach Selb, wo er im benachbarten<br />

Thierstein im Gewölbestall<br />

eines alten Bauernanwesens arbeitete.<br />

Wenige Jahre vor seinem Tod zog er mit<br />

der Werkstatt in das Gebäude der ehemaligen<br />

Gärtnerei seiner Eltern in Naila<br />

um. Nicht weit entfernt davon besaß er<br />

ein Grundstück mit zwei von Fröschen,<br />

Molchen, Schildkröten und Libellen besiedelten<br />

Weihern, das er sich zu einem paradiesischen<br />

Refugium gestaltete.<br />

Heinrichs Naturverbundenheit zeigte<br />

sich Zeit seines Lebens in Tierskulpturen,<br />

die indes aus sentimentaler Natur- oder<br />

Heimatschwärmerei ausbrechen. Reisen<br />

und Arbeitsaufenthalte hatten ihn seit den<br />

1970er Jahren nach Griechenland (Santorin),<br />

Indien und Südostasien (Bali und<br />

Malaysia) geführt. 1980 bis 1981 lebte<br />

er in Kalifornien, zuerst in San Francisco,<br />

bis er sich im Waldgebiet der Red Wood<br />

Area eine Werkstatt einrichtete. Seine<br />

kosmopolitische »Wanderlust« schuf immer<br />

wieder neue Anreize für seine durch<br />

universelle Mythen und Märchen inspirierten<br />

Keramiken, in denen er schillernde<br />

Figuren wie etwa »Sindbad den Seefahrer«<br />

aufleben ließ, mit spielerischer Freude<br />

am Fabulieren eigene Märchengestalten<br />

kreierte und in Gruppen mit Mensch<br />

und Tier animistische Traumzeiten zitierte.<br />

Wie bei der »Schwanenreiterin« knetete<br />

Heinrich seine Figuren meist ganz ohne<br />

Vorstudien intuitiv aus dem Ton. Frühe Arbeiten<br />

sind als Irdenware schwach gebrannt<br />

und mit einfachen Engoben und<br />

Erdglasuren bemalt. Bis etwa 1976 sind<br />

seine Keramiken unsigniert; danach verwendete<br />

er Press-Stempel.<br />

Die Figurengruppe der Sammlung


Abb. 101 Toni Heinrich,<br />

Schwanenreiterin, um 1973<br />

Mammel lässt an das Leda-Motiv der<br />

griechischen Mythologie denken, wie es<br />

etwa Michelangelo Buonarroti (1475–<br />

1564) aufgegriffen hat. Dem Schwan<br />

begegnet man in der Antike auch als<br />

Attribut Aphrodites, Göttin der Liebe,<br />

Schönheit und des sinnlichen Begehrens.<br />

In antiker Malerei dient er ihr bisweilen<br />

als Reittier. Beim Pistoxenos-Maler (5. Jh.<br />

v.Chr) trägt er sie in seinem rauschenden<br />

Flug durch die Lüfte. Die griechische Post<br />

verwendete dieses Motiv in den 1980er<br />

Jahren für eine Briefmarke. »Aphrodite, so<br />

anmutig und unverfänglich sie auf einer<br />

Schale des Pistoxenos-Malers auf einem<br />

Schwan auch dahergleiten mag, ist alles<br />

andere als ein ›braves Mädchen‹, keine<br />

›blauäugige Pallas Athene‹, sondern ein<br />

unberechenbares, sich seiner unwiderstehlichen<br />

Reize und Energien durchaus<br />

bewusstes Wesen«, so der Theaterwissenschaftler<br />

und Kulturphilosoph Hans-Dieter<br />

Jünger. Dieser Aspekt klingt unübersehbar<br />

bei Toni Heinrich an. Hier wird die<br />

Göttin zur attraktiven jungen Frau. Betörend<br />

greift sie in ihr üppiges Haar, während<br />

ihre Beine den Hals des Schwans<br />

umspielen. In einer im Format ähnlichen<br />

Arbeit Heinrichs mit dem Titel »Leda mit<br />

dem Schwan« räkelt sie sich wohlig über<br />

seinem Federkleid, das im Schmelz der<br />

Glasur so polsterweich wirkt wie ihre gerundeten<br />

Formen. Jenseits klassischer<br />

Überformung geht Heinrich der Erotik<br />

klassischer Motive mit informell schwelgender<br />

Modellage nach. Er nimmt<br />

»Bildungsgut« vom Sockel des Erhabenen,<br />

um es nonchalant im Hier und Jetzt<br />

des Alltäglichen zu bespiegeln.<br />

Gisela Reineking von Bock bemerkte<br />

1979 in ihrem Überblick zur Keramik in<br />

der Bundesrepublik, dass bisher keine<br />

Jury eine Keramik ausgezeichnet hat,<br />

die beim Betrachter ein Lächeln auslösen<br />

könnte. Humor scheine bei ernsthafter<br />

Kunstbetrachtung unerwünscht zu sein.<br />

Somit sei die Scheu der Keramiker davor,<br />

Humorvolles zu schaffen, nur verständlich.<br />

Den lustvollen Mythentransformer<br />

Toni Heinrich zählte sie zu den wenigen<br />

Ausnahmen. Diese hatten aber nicht nur<br />

gleichgesinnte Kollegen in der internationalen<br />

Keramikszene, sondern auch Vorläufer<br />

im deutschsprachigen Raum, man<br />

denke etwa an Kunsthandwerker der<br />

Wiener Werkstätte wie Michael Powolny<br />

(1871–1954). Gemeinsam mit dem Maler<br />

und Graphiker Bertold Löffler (1874–<br />

1960) hatte er 1907 für das Wiener<br />

»Theater und Kabarett Fledermaus« eine<br />

Keramikwand ausgeführt, deren witzige<br />

Figurenerfindungen der Wiener Kritiker<br />

Ludwig Hevesi (eig. Hirsch,1843–1910)<br />

seinerzeit als »Orbis pictus« kabarettistischer<br />

Einfälle rühmte –so»bunt wie die<br />

Buntheit und phantastisch wie die Phantasie«.<br />

Ähnlich begeistert äußerte sich Berta<br />

Zuckerkandl (1864–1945) über die Ausstrahlung<br />

Powolny’scher Keramiken: »Sie<br />

schmettert in all den Interieurs ihre lachende,<br />

blühende Note.« Die Powolny-Schülerin<br />

Vally Wieselthier (1895–1945) bereicherte<br />

diese Note mit expressionistischen<br />

und kubistischen Elementen sowie Spontaneität<br />

der Formgebung und profilierte<br />

sich als Kunsthandwerkerin der »Roaring<br />

Twenties«. Ihr Markenzeichen »bunt,<br />

frech, kokett« hatte 1928 auch in New<br />

York Erfolg, wo sie sich schließlich niederließ<br />

und die künstlerische Keramik der<br />

Neuen Welt mit beeinflusste, die wiederum<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg junge<br />

deutsche Keramiker inspirierte.<br />

Folgt man Reineking von Bock, so wurden<br />

spielerisch ungebundene Formfindungen<br />

dieser Generation in der Bundesrepublik<br />

erst einmal nicht als ein möglicher<br />

286<br />

Maßstab für Preisvergaben bei Wettbewerben<br />

innerhalb der Keramikszene goutiert.<br />

Hier orientierte man sich lange an<br />

dem im Kunsthandwerk der 1920er Jahre<br />

im Zuge der »Neuen Sachlichkeit« entwickelten<br />

Kanon materialgerechter Formgebung.<br />

Er hatte über das »Dritte Reich« hinweg<br />

Kontinuität bewahrt. Einerseits war er<br />

von der NS-Propaganda für die Verklärung<br />

»deutschen Handwerks« instrumentalisiert<br />

worden, andererseits hatten dadurch<br />

nicht regimekonforme Kunsthandwerker<br />

die Möglichkeit gehabt, ihren in der Weimarer<br />

Moderne begonnenen Weg fortzusetzen,<br />

wofür etwa der Gefäßkeramiker<br />

Jan Bontjes van Beek (1899–1969) ein<br />

prägnantes Beispiel gibt. Dagegen war<br />

die bis 1933 aufs Engste mit dem Kunsthandwerk<br />

verquickte künstlerische Avantgarde<br />

als »entartet« aus dem öffentlichen<br />

Gesichtskreis verbannt worden.<br />

Wurde die sich »ohne Ornament« in<br />

handwerklicherBrillanz erfüllende Gefäßkeramik<br />

nach dem Krieg in deutschen Keramikkreisen<br />

quasi als ein über die Zeit<br />

der Diktatur hinweg geretteter Topos der<br />

keramischen Avantgarde hoch gehalten,<br />

so erwachte bei jüngeren Keramikern seit<br />

den 1960/70er Jahren parallel zu Entwicklungen<br />

in der Bildenden Kunst die Lust<br />

am neu ansetzenden, ungebundenen Experiment<br />

mit den gestalterischen Mitteln.<br />

Sie trug mit bei zur Wiederbelebung des<br />

im Nationalsozialismus unterdrückten Pluralismus<br />

von Perspektiven. Die auf kulturellem<br />

Gebiet lange übliche Unterscheidung<br />

zwischen »high« und »low«, d.h. zwischen<br />

mit dem Anspruch des Offiziösen versehener<br />

»ernster« und »unterhaltender« Kunst,<br />

wich demokratischer Ausübung von Kreativität<br />

und urban-vielfältigem Kulturgenuss,<br />

dessen Konturen sich mit den Entwicklungen<br />

zur modernen Massengesellschaft<br />

längst vor dem Ersten Weltkrieg in großen<br />

Metropolen abgezeichnet hatten.<br />

Toni Heinrich wurde seit den 1970er<br />

und 80er Jahren durch Ausstellungen in<br />

Deutschland, England und Italien bekannt;<br />

in Nürnberg vertrat ihn Dizzy und Renate<br />

Nürnbergers »Galerie in Zabo« und deren<br />

Dependance im Handwerkerhof; die<br />

Mammels gehörten zum Freundeskreis der<br />

Galerie. Heinrich führte neben seinen als<br />

Sammlerstücke konzipierten, meist kleinformatigen<br />

Skulpturen auch Aufträge für den<br />

öffentlichen Raum aus.


Lit.: Unpubliziert. –Zum Keramiker vgl. Gisela<br />

Reineking von Bock/Carl-Wolfgang Schümann:<br />

Keramik vom Historismus bis zur Gegenwart.<br />

Sammlung Gertrud und Dr. Karl Funke-Kaiser<br />

(= Kataloge des Kunstgewerbemuseums Köln, 7).<br />

Köln 1975, S. 290. –Gisela Reinekingvon<br />

Bock: Keramik des 20. Jahrhunderts in Deutschland.<br />

München 1979, S. 25. –Toni Heinrich.<br />

Natur-Erde. Ausst.Kat.Rosenthal-Theater Selb.<br />

Selb 1985. –Für weitere Informationen zu Toni<br />

Heinrich danke ich Renate Nürnberger, Galerie<br />

in Zabo, Nürnberg. –Weiterführend vgl.<br />

Anzeiger des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />

1993, S. 369–371 (Neuerworbene Powolny-<br />

Keramiken). –Marianne Hörmann: Vally Wieselthier,<br />

1995–1945. Wien 1999. –Konrad Schauenburg:<br />

Studien zur unteritalischen Vasenmalerei,<br />

Bd. 3. Kiel 2001, S. 21. –Seline Schellenberg:<br />

Das Motiv der Entführung durch geflügelte Wesen<br />

in der attischen Vasenmalerei. Lizentiatsarbeit<br />

Zürich 2001, S. 39, URL: http://clair-obscur.ch/<br />

fileadmin/arachne/pubs/lizsel.pdf [20.05.2011].<br />

–Hans-Dieter Jünger: Aphrodites Childs. 2003.<br />

In: kairos &kaos, URL: http://kairosundkaos.de<br />

[20.05.2011] –Zur konservativen Legitimierung<br />

der Keramik in der Bundesrepublik vgl. Walter<br />

Helmut Lokau: Die gescheiterte Institutionalisierung.<br />

Eine kritische Bilanz der Rezeption zeitgenössischer<br />

Keramik in Deutschland nach 1945. Diss.<br />

Freiburg i.Br. 2008, S. 287–294, 299–300. –<br />

Sabine Zentek: Designer im Dritten Reich. Gute<br />

Formen sind eine Frage der Haltung. Dortmund<br />

2010. –Zur Unterscheidung von ernster Kunst<br />

und Unterhaltungskunst vgl. Hans-Dieter Gelfert:<br />

Was ist deutsch? Wie die Deutschen wurden, was<br />

sie sind. München 2005, S. 44–46, 125–132.<br />

Geschenk von Barbara Mammel, Nürnberg,<br />

aus der Sammlung Gerhard Mammel<br />

Ursula Peters<br />

Tasse mit Henkelfigur<br />

Inv.Nr. Ke 5596 (Abb. 102). Ursi Luginbühl,<br />

1978. Pressmarke »UL« (ligiert). Roter Ton, gedreht,<br />

Henkel frei geformt und angarniert, dunkelbraune<br />

Engobe, Glasur in Blau, Schwarz und<br />

Grün. H. 7,2 cm, Dm. 9,5 cm.<br />

Ursi Koelner (geb. 1936) heiratete 1957<br />

Bernhard Luginbühl (1929–2011), der<br />

damals als Eisenplastiker bekannt wurde.<br />

Als ein Vertreter des Nouveau Réalisme<br />

führte er in seine Skulpturen auf Schrottplätzen<br />

oder stillgelegten Industrieanlagen<br />

gefundene Materialien ein. Ließ sich<br />

Ursi Luginbühl in ihrer bekannten Werkgruppe<br />

bronzener Riesenvasen von den<br />

großformatigen Eisenarbeiten ihres Mannes<br />

inspirieren, so vergegenwärtigt die<br />

Tasse aus der Sammlung Mammel ihren<br />

Ursprung als Keramikerin.<br />

Sie lernte 1954 bis 1957 in der Werkstatt<br />

Margrit Lincks (1897–1983) in Reichenbach<br />

bei Zollikofen. Ihr Einfluss klingt<br />

in dem Tassenobjekt in der Verquickung<br />

von puristischen und phantastischen Elementen<br />

an. Die Keramikerin, geb. Daepp,<br />

war seit 1927 mit dem Bildhauer Walter<br />

Linck (1903–1975) verheiratet, ihrem<br />

langjährigen Freund, mit dem sie 1924<br />

nach Berlin gegangen war. Nach der<br />

Hochzeit pendelte das Künstlerpaar bis<br />

1939 zwischen Bern und Paris und kehrte<br />

mit Heranrücken des Krieges ganz in<br />

die Schweiz zurück. 1943 stellte Margrit<br />

Linck die Philosophie gebrauchsorientierter<br />

Gestaltung in Frage, indem sie funktionelle<br />

Gefäßelemente in surreale Formen<br />

verwandelte. Die Berner Kunsthalle zeigte<br />

ihre »Metamorphosen« 1949 in einer<br />

Ausstellung neben Werken von Joan<br />

Miró (1893–1983) und Oskar Dalvit<br />

(1911–1975). Neben surrealistischen<br />

keramischen Skulpturen schuf Linck weiterhin<br />

sachlich-nüchternes Alltagsgeschirr.<br />

Ursi Luginbühls Tasse vergegenwärtigt<br />

Vorstellungskraft und Sachlichkeit als sich<br />

gegenseitig bedingende Vermögen.<br />

Gegenüber dem funktionell gestalteten<br />

Gefäßkörper übernimmt der Henkel den<br />

dekorativen Part, wobei er zu einem<br />

blaugrün schillernden Mischwesen mutiert,<br />

das sich mit kugelrunden Stilaugen zum<br />

Tassenrand hinschlängelt. Gerhard Mammel<br />

erwarb das Stück 1978 als Jahresgabe<br />

der Kestner-Gesellschaft in Hannover.<br />

Dem Jahresgabenkatalog des renommierten<br />

Kunstvereins ist zu entnehmen, dass<br />

Abb. 102 Ursi Luginbühl,<br />

Tasse mit Henkelfigur, 1978<br />

287<br />

die Tasse in 60 Einzelstücken ediert wurde.<br />

Während der Gefäßkörper einem<br />

Modell folgt, nimmt der Henkel von Stück<br />

zu Stück eine andere Gestalt an. 1984<br />

gab die Kestner-Gesellschaft ein weiteres<br />

Keramik-Objekt Luginbühls heraus, das,<br />

wie sein Titel besagt, wieder als Tischgerät<br />

konzipiert war: die Deckeldose »Zucker<br />

oder sonst Dose mit Zungenlöffel«.<br />

Hier ist das ganze Gefäß als froschähnliches<br />

Wesen gestaltet, die Öffnung zum<br />

Einstecken des Löffels als aufgerissenes<br />

Froschmaul, aus dem er wie eine genussfreudige<br />

oder gar gierige Zunge herauszuschnellen<br />

scheint. Die Dose wurde in<br />

einer 30er-Auflage ediert, auch hier mit<br />

Variationen bei jedem einzelnen Stück.<br />

In solchen Objekten spiegelt sich ungebremste<br />

Lust an spielerischen Erfindungen<br />

und witzig-skurrilen Einfällen rund um die<br />

Kunst, ein kreativerMotor im Freundeskreis<br />

der Luginbühls, zu dem Künstler wie<br />

Jean Tinguely (1925–1991), Niki de<br />

Saint Phalle (1930–2002) und Daniel<br />

Spoerri (geb. 1930) zählten. Spoerri<br />

nahm kulinarische Aspekte der Kunst<br />

wörtlich, indem er im Hinblick auf das<br />

Motto, »Wenn alle Künste untergehen,<br />

die edle Kochkunst bleibt bestehen«,<br />

1968 in Düsseldorf das Restaurant<br />

Spoerri einrichtete und über ihm 1970<br />

eine Eat Art Galerie. 1997 eröffnete er<br />

bei Seggiano in der Toscana den Skulpturenpark<br />

»Il Giardino di Daniel Spoerri«.<br />

In ihm befindet sich ein Exemplar aus<br />

Ursi Luginbühls Werkgruppe »Vasen«. Es<br />

hat den Titel »Der Hüter der Schwelle«.<br />

Die ersten »Vasen« hatte die Künstlerin<br />

in Ton geschaffen und von diesen später<br />

Bronzeabgüsse anfertigen lassen. Wie<br />

bei den Keramik-Editionen für die Kestner-<br />

Gesellschaft gab sie hierbei ihren Unikatsanspruch<br />

nicht auf. Die Tonmodelle veränderte<br />

sie vor jedem Guss, sodass jedes<br />

Stück individuell bleibt. Mit ihren sich kontinuierlich<br />

wandelnden Formen haben<br />

Luginbühls Gefäße etwas von Zaubertöpfen<br />

und halten die Inspiration für Betrachtungen<br />

der Alchimie des Alltäglichen und<br />

dessen persönliche Anverwandlungen im<br />

Blick.<br />

Lit.: Kestner-Gesellschaft Hannover. Jahresgaben<br />

1978. Hannover 1978, Kat.Nr. 11 (Tasse mit<br />

Henkelfigur). –Kestner-Gesellschaft Hannover.<br />

Jahresgaben 1984. Hannover 1984, Kat.Nr.<br />

23 (Zucker oder sonst Dose mit Zungenlöffel,


1983). –ZuUrsi Luginbühls Jahresgaben für<br />

Hannover und den »Vasen« vgl. Ursi Luginbühl:<br />

Keramik &Bronze, URL: http://www.luginbuehlstiftung.ch/museum/presse2010.htm<br />

[20.05.2011] –Zu»Der Hüter der Schwelle«<br />

vgl. URL: http://www.danielspoerri.org/<br />

deutsch/kuenstlerseiten/luginbuehl_u.htm [20.<br />

5. 2011]. –Bernhard Luginbühl. Figuren 1947–<br />

1989. Ausst.Kat. Kunstmuseum Bern. Bern<br />

1989. –Weiterführend vgl. Daniel Spoerri:<br />

Anekdoten zu einer Topographie des Zufalls.<br />

(New York 1968) Neuwied/Berlin 1968. –Fuhrwerk<br />

der Gefühle. In: Der Spiegel, 1972, H. 21.<br />

–Margrit Linck. Keramische Skulpturen. Weiße<br />

Vasen. Hrsg. von Max Altorfer mit Beiträgen von<br />

Willy Rotzler und Walter Vogt. Bern 1981. –<br />

Georg F. Schwarzbauer: Kunst und Küche. Fragmentarische<br />

Hinweise zum Thema. Exemplarische<br />

Beispiele unseres Jahrhunderts. In: Vom Essen<br />

und Trinken. Darstellungen in der Kunst der<br />

Gegenwart. Hrsg. von Ursula Peters/Georg F.<br />

Schwarzbauer. Ausst.Kat. Kunst- und Museumsverein<br />

Wuppertal. Wuppertal 1987, S. 8–24,<br />

216–220 und 270 (Daniel Spoerri).<br />

Geschenk von Barbara Mammel, Nürnberg,<br />

aus der Sammlung Gerhard Mammel<br />

Ursula Peters<br />

Analog-Quarzwecker<br />

Inv.Nr. Des 1509 (Abb. 103). Entwurf Dietrich<br />

Lubs, 1971 bzw. 1987, Ausführung Fa. Braun<br />

GmbH, Kronberg/Ts., um 2000. Modell AB 4,<br />

Type 3830 Silber, Acrylnitril-Butadien-Styrol,<br />

Polypropylen, Silizium, versch. Metalle. Betrieb:<br />

eine 1,5V-AA-Batterie. Gerät H. 6,0 cm, B. 5,7<br />

cm, T. 2,9 cm, Uhrglas Dm. 5,1 cm, T. 0,7 cm.<br />

Der silbergraue Quarz-Reisewecker der<br />

Firma Braun ist ein Nachfolger des 1971<br />

entworfenen ReiseweckersTyp AB1, den<br />

der Designer Dietrich Lubs (geb. 1938)<br />

entwickelt hat. Der eigentlich als Schiffsbauingenieur<br />

ausgebildete Lubs arbeitete<br />

seit 1962 für Braun und beschäftigte sich<br />

hauptsächlichmit der Gestaltung von Zeitmessgeräten.Mit<br />

dem Quarzwecker AB 4<br />

schuf er in Form und Funktionein minimalistisches,zeichenhaftes<br />

und intuitives Gebrauchsobjekt,<br />

das sich damit ganz der<br />

Philosophie des »Braun«-Designs verpflichtete.<br />

Das hochrechteckige silbergraue<br />

Gehäuse mit dem runden, leicht vorspringenden<br />

Uhrglas kombiniert zwei archetypische<br />

Grundformen: die des Quadrats für<br />

die Technik und Elektronik des Geräts, und<br />

die des Kreises für den wichtigsten Blickpunkt<br />

des Geräts, das Ziffernblatt. Vier Zei-<br />

ger geben Uhr- und Weckzeit an: ganz<br />

oben ein schlanker gelber Sekundenzeiger,<br />

der als schnellster Zeiger einen deutlichen<br />

Kontrast zum Ziffernblatt herstellt.<br />

Darunter ist ein dunkelblauer Minutenzeiger<br />

aufgesteckt, dann folgt ein kürzerer<br />

dunkelblauer Stundenzeiger; zuunterst liegt<br />

ein silbergrauer Weckerzeiger mit blauer<br />

Spitze. Auf das silbergraue Ziffernblatt sind<br />

in dunkelblauer Farbe in »Braun«-Typografie<br />

die Stundenziffern in arabischen Zahlen<br />

und die Fünftelstrichskala aufgedruckt. Um<br />

das Gerät handlicher zu machen, sind die<br />

Seitenkanten abgerundet. Die Vorderseite<br />

des Gehäuses wölbt sich horizontal leicht<br />

nach vorne, wodurch das Uhrglas am<br />

Auflager leicht einsinkt. Dieser leichte<br />

Schwung setzt sich in zwei Elementen auf<br />

der Rückseite fort: Zum einen in einem flachen<br />

bogenförmigen Sporn, der aus der<br />

oberen hinteren Kante herauskragt. Durch<br />

das Herunterdrücken dieses Sporns kann<br />

ein ovaler Kippschalter auf der Weckeroberseite<br />

nach oben geklappt werden.<br />

Die sichtbar werdende vordere Fläche des<br />

Schalters ist blau wie schon die Spitze des<br />

Weckerzeigers. Sie zeigt an, dass der<br />

Wecker aktiviert ist. Zum anderen ist auch<br />

die rückseitige Unterkante horizontal nach<br />

hinten ausgezogen. Das hat zwei Vorteile,<br />

einerseits steht der Wecker stabiler, andererseits<br />

kann das Batteriefach leichter<br />

geöffnet werden. Die Kanten auf der Rückseite<br />

sind stark abgerundet, wodurch der<br />

Wecker besser in der Hand liegt. Hier finden<br />

sich zwei Stellräder. Zu Orientierung<br />

ist rechts das Weckzeitstellrad in der glei-<br />

Abb. 103 Dietrich Lubs,<br />

Analog-Quarzwecker, um 2000<br />

288<br />

chen blauen Farbe gehalten wie die<br />

Weckzeigerspitze und die Aktivierungsklappe.<br />

Zusätzlich kennzeichnet ein Lautsprecher<br />

diesen Drehknopf. Das linke Stellrad<br />

für die Uhrzeit ist durch ein Ziffernblattsymbol<br />

markiert.<br />

Durch die sinnvolle und sparsame Verwendung<br />

von wenigen Farben (gelb,<br />

blau, grau) und der Rezeption einfacher<br />

Formelemente (Quader, Kreis, Linie) wird<br />

eine klare Bedienbarkeit und eine direkte<br />

Vermittlung der gewünschten Information<br />

–Uhrzeit und Weckzeit –erreicht.<br />

Lit.: Richard Mühe/Helmut Kahlert/Beatrice<br />

Techen: Wecker. München 1991.<br />

Geschenk von Ursula Peters, Nürnberg<br />

Marian Wild<br />

Vier Stapeltische<br />

Inv.Nr. Des 1501/1–4 (Abb. 104). Entwurf Gianfranco<br />

Frattini, 1966, Ausführung Fa. Cassina,<br />

Meda bei Mailand, ab 1972. Modell Tischset<br />

780. Bez. »Linea Young PLAY Modello Marema<br />

architetto Gianfranco Frattini«; »Figli di A. Cassina,<br />

Meda (Milano). Italy«; »Deposito modello ornamentale<br />

n. 8260 B/67«; »Deposito invenzione<br />

n. 15378/67«. Dunkelblauer Kunststoff. H. (gestapelt)<br />

39,0 cm, H. (einzeln) 38,0 cm, 33,3 cm,<br />

28,3 cm, H. 23,0 cm, Dm. max. 44,2 cm.<br />

Seitdem Beginn der industriellen Revolution<br />

orientierten sich Möbelhersteller nicht<br />

nur an Fragen der Gestaltung und Funktionalität<br />

einzelner Möbelstücke, sondern<br />

auch an deren Transportfähigkeit und Stapelbarkeit.<br />

In dieser Hinsicht schöpften<br />

Handwerk und Industrie in der Folge die<br />

Möglichkeiten von Massiv- und Leimholz<br />

in großem Maße aus. Mit dem Einsatz von<br />

Kunststoffen bot sich der Möbelbranche<br />

seit Mitte des 20. Jahrhunderts zusätzlich<br />

ein Material, das für Außen- und Innenräume<br />

geeignet, pflegeleicht und kostengünstig<br />

war. Insbesondereitalienische Möbeldesigner<br />

gehörten zu den Vorreitern des<br />

neuentdeckten Materials, aus dem auch<br />

das in die Sammlung gekommene Set aus<br />

vier stapelbaren Rundtischchen besteht. An<br />

jeder der vier runden Platten sind jeweils<br />

drei breite, gerippte Stützen befestigt, die<br />

etwas über die Tischplatte hinausragen.<br />

Die Tischchen haben unterschiedliche<br />

Höhen. In einer Reihe nebeneinander gestellt<br />

bieten sie Abstellflächen vor langen<br />

Sofas und Stuhlreihen. In Viereckform plat-


Abb. 104<br />

Gianfranco Frattini,<br />

Vier Stapeltische,<br />

ab 1972 produziert<br />

ziert bilden sie eine reizvolle Form von<br />

Tischgestaltung. Stapelt man sie ineinander,<br />

ergibt sich ein runder zylindrischer Kubus,<br />

der durch die gerippten Stützen einen<br />

treppenartigen Reliefdekor an der Außenseite<br />

erhält und auch in dieser komprimierten<br />

Form noch Tischfunktion übernehmen<br />

kann. Diese Variabilität kennzeichnet<br />

das Tischset 780, das Gianfranco Frattini<br />

(1926–2004) 1966 entworfen hat. Frattini<br />

hatte 1953 am Polytechnikum in Mailand<br />

sein Architekturstudium beendet. Im<br />

Anschluss daran war er als Mitarbeiter im<br />

Architekturstudio seines Lehrers Giovanni<br />

Ponti (1891–1979) tätig. Frattinis Aufgaben<br />

lagen in der Innenraumgestaltung, bei<br />

der der traditionell ausgebildete Architekt<br />

zunächst Holz als Material bevorzugte.<br />

Mit der Eröffnung eines eigenen Studios<br />

Mitte der 1950er Jahre ergaben sich<br />

auch Kontakte zu Cesare Cassina (1909–<br />

1979) in Meda. In Zusammenarbeit mit<br />

diesem Unternehmen entstand 1966 der<br />

Entwurf für das Tischset »780«, das zunächst<br />

aus einem Materialmix, lackiertem<br />

Buchenholz und Kunststoff (Tischplatte),<br />

bestand. Wenig später wurde auch eine<br />

»Ganzkunststoffversion« entwickelt und in<br />

unterschiedlichen Farben angeboten.<br />

Lit.: Design im 20. Jahrhundert. Bearb. von<br />

Gabriele Lueg (= Kataloge des Museums für<br />

Angewandte Kunst Köln, 11). Köln 1989,<br />

S. 128, Kat.Nr. 61. –Andrea Branzi: Il Design<br />

italiano. Mailand 1996, S. 60.<br />

Geschenk von Barbara Mammel, Nürnberg,<br />

aus der Sammlung Gerhard Mammel<br />

Silvia Glaser<br />

Gladiatorenkampf –ein Traum<br />

Inv.Nr. Gm 2393 (Abb. 105). Hartwig Ebersbach,<br />

1982. Signiert und datiert unten rechts. Öl<br />

auf Fahnentuch. H. 272,0 cm, B. 129,0 cm.<br />

Hartwig Ebersbach (geb. 1940) zählt in<br />

Deutschland zu den wichtigsten Vertretern<br />

der gestisch-informellen Malerei der Gegenwart.<br />

Zu Zeiten der DDR war er einer<br />

der wenigen Künstler, die sich konsequent<br />

der vorherrschenden Realismus-Doktrin<br />

widersetzten. Er wurde 1940 in Zwickau<br />

geboren und studierte zwischen 1959<br />

und 1964 an der Hochschule für Grafik<br />

und Buchkunst in Leipzig bei Hans Mayer-<br />

Foreyt(1916–1981) undBernhard Heisig<br />

(geb. 1925). Anschließend war er als<br />

Maler, Zeichner und Grafiker freischaffend<br />

tätig, arbeitete aber auch als Bühnengestalter<br />

und ab 1992 als Plastiker.<br />

Von 1979 bis 1983 unterrichtete er –als<br />

erster und einziger in der DDR –experimentelle<br />

Kunst an der Leipziger Kunsthochschule.<br />

Zwischen 1981 und 1983<br />

gehörte er der experimentellen Künstlergruppe<br />

»37,2« an. 1983 erlitt er einen<br />

Herzinfarkt aufgrund seiner exzessiven Lebensführung,<br />

aber auch wegen der stärker<br />

werdenden politischen Repressionen,<br />

zu denen Reisebeschränkungen, Ausstellungsverbote<br />

und -schließungen zählten.<br />

Es war für ihn ein Anlass, seine künstlerische<br />

Existenz neu zu überdenken. Fünf<br />

Jahre später begann er viel zu reisen, unter<br />

anderem in die USA, nach Südafrika<br />

und ab 1997 vor allem nach China.<br />

Ebersbachs Werke wurden vor allem seit<br />

den 1980er Jahren auf vielen Ausstellungen<br />

im In- und Ausland gezeigt, er erhielt<br />

289<br />

zahlreiche Preise und Auszeichnungen; es<br />

folgten Ankäufe durch bedeutende Sammlungen<br />

wie die Nationalgalerie Berlin, das<br />

Hessische Landesmuseum Darmstadt, die<br />

Staatlichen Kunstsammlungen Dresden<br />

oder das Museum der bildenden Künste<br />

Leipzig, um nur einige zu nennen.<br />

Das Gemälde »Gladiatorenkampf –ein<br />

Traum« aus dem Jahre 1982 malte Ebersbach<br />

auf ein loses Tuch, das er nicht auf<br />

einen Keilrahmen spannte, sondernabsichtlich<br />

wie eine Fahne von oben herabhängen<br />

ließ. Es ist vollständig in Ölfarben<br />

ausgeführt, die keinen Abschluss durch einen<br />

Firnis erhielten. Auffallend ist zunächst<br />

die expressive Bildsprache: bewegte Farbhiebe<br />

verteilen sich über die Fläche, explosionsartig<br />

und eruptiv ist der Einsatz der<br />

Pinsels, was eine fast haptisch erfahrbare<br />

Reliefierung der Oberfläche zur Folge hat.<br />

Die rot-orange Farbgebung der Figuren<br />

auf dunklem Grund lassen an loderndes<br />

Feuer denken. Doch bei aller Bewegtheit<br />

der Farben und Formen gibt es durch die<br />

fast spiegelsymmetrisch angelegte Komposition<br />

wieder Beruhigung im Bild. Es fällt<br />

schwer, ein Motiv zu erkennen. Der Titel<br />

hilft weiter. Über die ganze Breite des<br />

Bildes steht in riesigen Lettern am unteren<br />

Rand »GladiatorenKAMPF –ein Traum«.<br />

Sind es zwei Kämpfer? Dreht man das Bild<br />

um 180 Grad, so erkenntman die wilden,<br />

sich gegenüber stehenden Gestalten.<br />

Doch sie baumeln kopfüber, auf der flatterhaften<br />

Fahne und erhalten damit –neben<br />

ihrer martialischen Komponente –eine<br />

Leichtigkeit. Es ist ein Traum.<br />

Das Bild entstand nach Hartwig Ebersbachs<br />

Italienreise im Jahre 1981, seinem<br />

ersten Auslandsaufenthalt im Westen. Seine<br />

Arbeiten aus jener Zeit verkörperneine<br />

eigenwillige und gerade für die Kunst der<br />

DDR außergewöhnliche, künstlerische Position.<br />

Die gestisch-expressive Malerei –<br />

pastos in kräftigen Primärfarben auf die<br />

Leinwandaufgetragen –steht oftander<br />

Grenzezur Ungegenständlichkeit.1973<br />

hatte Ebersbachmit seinerpsychologisch<br />

motivierten,vom Informel, derGruppe<br />

COBRA,WillemdeKooning undJames<br />

Ensor angeregten Malerei begonnen. Häufig<br />

übertrug er antike und christliche Motivik<br />

zur Auslotung individueller Seelenzustände<br />

und Standortbestimmungen auf zeitgenössische<br />

Aussagen. Dabei setzte er vielfach<br />

auch Traumsequenzen bildnerisch um. Das


Abb. 105 Hartwig Ebersbach, Gladiatorenkampf –<br />

ein Traum, 1982. ©VGBild-Kunst, Bonn 2011<br />

290<br />

Gemälde »Gladiatorenkampf –ein<br />

Traum« stammt somit aus der bedeutenden<br />

mittlerenSchaffensperiode des Künstlers,<br />

kurz vor dem einschneidenden Umbruchsjahr<br />

1983. Es war die Zeit der experimentell<br />

agierendenKünstlervereinigung<br />

»37,2«, die auf Druck der staatlichen<br />

Behörden 1983 wiederaufgelöst wurde.<br />

Auch Ebersbachs Experimentalklasse an<br />

der Leipziger Kunsthochschule wurde<br />

1983 wiedergeschlossen, in dem Jahr, als<br />

er seinen Herzinfarkt erlitt.Die in diesem,<br />

fast rauschhaft zu benennendenKontext<br />

entstandenenWerke zählen –neben den<br />

Kaspar- und Abendmahl-Zyklen –zuden<br />

hervorragenden Arbeiten seines Œuvres.<br />

Hartwig Ebersbach, der das kreative,<br />

handelnde Individuum ins Zentrum seines<br />

Schaffens stellte, gehörte zu den ganz<br />

wenigen Malern, die sich in der DDR konsequent<br />

vom herrschenden Sozialistischen<br />

Realismus lossagten und dadurch keine<br />

bleibende Verankerung imoffiziellen Kunstbetrieb<br />

erfuhren. Gerade diese Außenseiterposition<br />

machte den Künstler zu einer<br />

der wichtigsten Leitfiguren für die junge<br />

Generation. Ebersbach stand für eine andere<br />

Malerei, für eine Lebens- und Kunstalternative.<br />

Die internationale Kunstszene<br />

erkannte relativ schnell diese<br />

Ausnahmestellung. Spätestens seit 1982<br />

–mit der Ausstellung »Zeitvergleich«, die<br />

durch Westdeutschland tourte –wurde<br />

dem Künstler zunehmend Anerkennung<br />

zuteil. 1985 erhielt er den Preis der Künstler<br />

der Stadt Düsseldorf, ab 1986 wurden<br />

Einzelausstellungen mit seinen Arbeiten<br />

in Westdeutschland ausgerichtet.<br />

Das Gemälde »Gladiatorenkampf –<br />

ein Traum« wurde dem Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong> im April 2009 über die<br />

Galerie Weise, Chemnitz, angeboten und<br />

im April 2010 aus Privatbesitz angekauft.<br />

Zuvor hing es ab 1994 als Dauerleihgabe<br />

in den Kunstsammlungen Chemnitz.<br />

Der Vorbesitzer hatte das Gemälde direkt<br />

beim Künstler erworben.<br />

Lit.: Hartwig Ebersbach. Gemälde, Installationen,<br />

Plastiken. Hrsg. von Herwig Guratzsch. Ostfildern-Ruit<br />

1996, Werkverzeichnisnr. 76. –Zum<br />

Künstler vgl. Hartwig Ebersbach. Malerei.<br />

Ausst.Kat. Stadtmuseum Weimar, Kabinett am<br />

Goetheplatz/Zentrum für Kunstausstellungen der<br />

DDR, Neue Berliner Galerie im Alten Museum/<br />

Städtische Museen Karl-Marx-Stadt Museum am<br />

Theaterplatz. Bearb. von Peter Guth. Berlin [u.a.]<br />

1990. –Hartwig Ebersbach. Malerei. Objekte.


Mappenwerke. Hrsg. von Timm Gierig. Frankfurt<br />

a.M. 1995. –Norbert Wartig: Ateliergespräche<br />

mit Hartwig Ebersbach 2005–2009. Leipzig<br />

2009.<br />

Erworben aus Privatbesitz<br />

Birgit Jooss<br />

Zitronenpresse »Juicy Salif«<br />

Inv.Nr. Des 1508 (Abb. 106). Entwurf Philippe-<br />

Patrick Starck, 1990, Ausführung Fa. Alessi,<br />

Omegna (Piemont), 1990. Pressmarke »ALESSI«<br />

am Bein. Aluminium, gegossen, Gumminoppen<br />

an den Standpunkten. H. 29,2 cm.<br />

Die Zitronenpresse »Juicy Salif«, die der<br />

Designer Philippe-Patrick Starck (geb.<br />

1949) zusammen mit der Firma Alessi im<br />

Jahr 1990 realisierte, gilt heute als Designklassiker,<br />

obwohl das Gerät funktional nicht<br />

überzeugt. Drei spitze, lange, an Spinnenbeine<br />

erinnernde Standfüße bohren unbarmherzig<br />

in die Tischplatte, wenn man<br />

Druck auf den längsgerillten, tropfenförmigen<br />

Pressenkopfinder Mitte ausübt. Auch<br />

braucht es ein entsprechend hohes Glas<br />

unter dem Pressenkopf, um den Saft aufzufangen.<br />

Ein Zitronenkernsieb fehlt gänzlich.<br />

Dennoch avancierte das Gerät schnell<br />

zum Kultobjekt und erreicht bis heute hohe<br />

Verkaufszahlen. Es ist mehr Ausdruck einer<br />

bestimmten Gesinnung als brauchbares<br />

Küchengerat. Ihre skulpturalen Werte<br />

überzeugten offenbar auch Alessi. Im Jahre<br />

2000 warb das Unternehmen mit einer<br />

Anzeige, auf der die Zitronenpresse erscheint,<br />

als würde sie wie eine Bildhauerarbeit<br />

gerade aus einem Marmorblock<br />

herausgeschlagen werden. Im selben Jahr<br />

edierte die Firma eine vergoldeteSonderauflage.<br />

Designgeschichtlich entstand die<br />

Presse in einer Zeit, in der das alte Prinzip<br />

»form follows function« nicht mehr zu<br />

gelten schien. Diesen Umbruch erkannte<br />

Starck und schuf mit dem Verzicht auf Funktionalität<br />

ein in jeder Hinsicht die Phantasie<br />

anregendes Designobjekt. Starck äußerte<br />

im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit für<br />

die Firma Alessi: »[…] die Alltagsobjekte,<br />

die den Menschen umgeben, haben nicht<br />

nur die Aufgabe, nützlich zu sein, sondern<br />

sie müssen auch die verschiedenen Sinne<br />

ansprechen, damit der Mensch nicht zur<br />

abgestumpften Maschine verkommt.«<br />

Dass der französische Designer dennoch<br />

in jeder Hinsicht dem Bild eines klas-<br />

Abb. 106 Philippe-Patrick Starck,<br />

»Juicy Salif«, 1990<br />

sischen Gestalters entspricht, der von der<br />

Zahnbürste bis zum Wohnhaus alles entwerfen<br />

kann, hat er inzwischen mehrfach<br />

bewiesen. Nach einer Ausbildung an der<br />

renommierten Privatschule Ecole Nissim<br />

de Camondo in Paris wurde er bereits<br />

1969 bei Pierre Cardin Art-Director. Sein<br />

Renommée veranlasste 1982 den damaligen<br />

Staatspräsidenten François Mitterand<br />

(1916–1996) dazu, sich von ihm<br />

seine Privaträume im Elysée-Palast neu<br />

ausstatten zu lassen.<br />

Lit.: Olivier Boissière: Philippe Starck. Köln<br />

1991. –Das Jahrhundert des Design. Geschichte<br />

und Zukunft der Dinge. Hrsg. von Wolfgang<br />

Schepers/Peter Schmitt. Frankfurt a.M. 2000,<br />

S. 185, 292–293. –Simone Philippi: Starck.<br />

Köln 2003.<br />

Erworben aus dem Kunsthandel<br />

Marian Wild/Silvia Glaser<br />

Medaillen auf Medailleure<br />

a. 2000 Jahre Speyer<br />

Inv.Nr. Med. 14988 (Abb. 107). Victor Huster,<br />

Baden-Baden 1990. Bronze, gegossen. Dm.<br />

78,0 mm, 434,0 g. Nr. 303 aus einer Auflage<br />

von 527 Stück.<br />

291<br />

Vs. Zentrales Element ist eine Ansicht des<br />

Hauptportals im Speyerer Kaiserdom. Es<br />

ruht auf den Säulen der Krypta, vor der sich<br />

die Kaisergräber befinden. Rechts im Feld<br />

stehen die römische Zahl MM, die arabische<br />

Zahl 1990 und der Ortsname SPEYER<br />

–die letzterenbeiden in Form eines Kreuzes.<br />

Die links angedeuteten Sedimente,<br />

Mauerelemente und der Graben stehen für<br />

die archäologischen Schichten, die einander<br />

im Laufe der Jahrtausende überlagert<br />

haben. Blickt man nicht frontal, sondern<br />

flach vom unteren Rand in die Vorderseite,<br />

so ergibt sich der Eindruck eines teilweise<br />

eingestürzten Amphitheaters mit am Boden<br />

liegenden Säulen –eine Zusatzperspektive,<br />

die das Hochreliefmöglich macht.<br />

Rs. Thematisiert wird die historische Entwicklung<br />

der Stadt: Aus dem rechteckigen<br />

Römerkastell wächst traubenartig eine Figur<br />

heraus, in der verschiedene exemplarische<br />

Gegenstände sichtbar werden: Ähre,<br />

Fisch, Schwert, Kanonenrohr, Blätter, darüber<br />

–gleichsam getragen von den versinnbildlichten<br />

Aktivitäten der Bürger –der Giebel<br />

des Rathauses. Am Rand eigepunzt:<br />

V. HUSTER /BADEN-BADEN /303.<br />

Die in markantemHochrelief gestaltete<br />

Medailleging aus einem Wettbewerb der<br />

Speyerer Volksbank im Vorfeld der Zweitausendjahrfeier<br />

der Stadt hervor.Die spätere<br />

Kaisergrablege Speyer entstandaus<br />

einem im Jahr 10 v.Chr. gegründeten römischen<br />

Militärlager und war zwischen<br />

dem 9. und dem 16. Jahrhundert immer<br />

wieder Schauplatz von Reichstagen.<br />

Der Baden-Badener Künstler Victor<br />

Huster (geb. 1955) hat bisher über 600<br />

Medaillen und Entwürfe für Münzen geschaffen;<br />

er zählt damit zu den derzeit<br />

profiliertesten Schöpfern numismatischer<br />

Kunst in Deutschland. Ein weiteres Exemplar<br />

(Nr. 484) dieser Medaille liegt unter<br />

der Inv.Nr. Med 12476 vor.<br />

Lit.: Die Kunstmedaille der Gegenwart in<br />

Deutschland 1991–1993, mit Nachträgen seit<br />

1988. Hrsg. von der Deutschen Gesellschaft<br />

für Medaillenkunst. Berlin 1994, S. 89–90. –<br />

Von der Idee zum Gepräge. Aus der Kunstprägeanstalt<br />

und dem Medaillen-Cabinet<br />

Victor Huster Baden-Baden. Hrsg. von Rainer<br />

Albert. Speyer 1990, S. 54–57. –URL:<br />

http://www.victor-huster.de [29.03.2011].<br />

Geschenk von Hans Kraus, Erlangen<br />

Matthias Nuding


. 17. Mitteldeutsches<br />

Münzsammlertreffen 2009<br />

Inv.Nr. Med 14933 (Abb. 108). Peter Götz<br />

Güttler, Dresden, 2009. Weißmetall-Legierung,<br />

gegossen. Dm. 84,0 mm, 169,4 g. Nr. 3aus einer<br />

Auflage von 60 Stück.<br />

Vs. Die anlässlich des 17. Mitteldeutschen<br />

Münzsammlertreffens in Meißen<br />

(19.–21. Juni 2009) von der Sächsischen<br />

Numismatischen Gesellschaft herausgegebene<br />

Medaille zeigt vor dem Umriss<br />

des heutigen Freistaates Sachsen die<br />

Meißner Albrechtsburg, die in dieser<br />

Form ab 1471 als Residenzschloss der<br />

sächsischen Kurfürsten errichtet wurde. Im<br />

Vordergrund die Wiedergabe eines spätmittelalterlichen<br />

Meißner Silbergroschens<br />

mit dem Wappenlöwen und der Umschrift<br />

+GROSSUS MARCH[IONIS]<br />

MYSNENSIS. Links unten am Rand die<br />

Signets der Deutschen Numismatischen<br />

Gesellschaft und der Sächsischen Numismatischen<br />

Gesellschaft. Zwischen beiden<br />

wurde nachträglich ein kleines Eeingepunzt,<br />

das an die Verleihung des Eligius-<br />

Preises 2009 der Deutschen Numismatischen<br />

Gesellschaft an Peter Götz Güttler<br />

während des Meißner Münzsammlertref-<br />

fens erinnert. Die Umschrift nennt u. a.<br />

den Titel der gleichzeitigen Jubiläumsausstellung<br />

SAXONIA NUMISMATICA<br />

1989–2009.<br />

Rs. Vor dem Westportal der Leipziger<br />

Nikolaikirche geben die beiden aus gekreuzten<br />

Stangen formierten Xinrömischen<br />

Ziffern die seit dem Umbruch von<br />

1989 verflossenen Jahre wieder. Das eine<br />

Xträgt nochmals die Zahl 20, dargestellt<br />

in arabischen Ziffern aus stilisierten<br />

Menschenketten, das andere einen von<br />

Luftballons gehaltenen und von einer<br />

brennenden Kerze bekrönten, sich öffnenden<br />

Kasten, der die Devise WIR SIND<br />

DAS VOLK enthält. Umschrift: 20 JAHRE<br />

SIEG DER FRIEDLICHEN REVOLUTION …<br />

Die Rückseite stellt sowohl in zeitlicher<br />

als auch in stilistischer Hinsicht ein Gegenstück<br />

zur Vorderseite dar.<br />

Der in Dresden lebende Peter Götz<br />

Güttler (geb. 1939) zählt zu den bekanntesten<br />

deutschen Medailleuren der Gegenwart.<br />

Er hat seit 1971 über 500 Medaillen,<br />

darunter auch eine Verdienstmedaille<br />

des Germanischen<strong>Nationalmuseum</strong>s, entworfen<br />

oder geschaffen. Das Münzkabinett<br />

besitzt etlicheseiner Arbeiten, insbe-<br />

292<br />

Abb. 107<br />

Victor Huster,<br />

2000 Jahre<br />

Speyer,<br />

Baden-Baden,<br />

1990<br />

(M 1:2)<br />

Abb. 108<br />

Peter Götz Güttler,<br />

17. MitteldeutschesMünzsammlertreffen,<br />

Dresden, 2009<br />

(M 1:2)<br />

sondere auch Medaillen auf frühereMitteldeutsche<br />

Münzsammlertreffen.<br />

Lit.: Dirks Krauss: Der Weg des Mitteldeutschen<br />

Münzsammlertreffens nach Meißen. Die Güttlermedaille<br />

auf das 17. MMT. In: Numismatisches<br />

Nachrichtenblatt, 58, 2009, H. 6, S. 225–226.<br />

–Zum Medailleur vgl. Helmut Schubert: Peter<br />

Götz Güttler –Eligius-Preisträger 2009. In:<br />

Numismatisches Nachrichtenblatt, 58, 2009,<br />

H. 5, S. 201. –Ulf Dräger/Andrea Stock: Die<br />

Welt »en miniature«. Deutsche Medaillenkunst<br />

heute, 2000–2006. Halle 2007, S. 180–185.<br />

Erworben vom Verleger<br />

Matthias Nuding<br />

Zwei »Vuvuzela«<br />

Inv.Nr. MI 968 (Abb. 109) und MI 969<br />

(Abb. 110) in Originalverpackung. Fa. Urbas<br />

Kehrberg GmbH, Düsseldorf, 2010. Inschrift<br />

»vuvuzela-europe.com // URBAS /<br />

KEHRBERG GMBH POSTFACH 170218<br />

40083 DÜSSELDORF; made in germany«;<br />

Piktogramm mit stilisierter Vuvuzela, mit Halteverbotszeichen<br />

durchgestrichen, stilisierte<br />

Schallwellen, menschlicher Kopf im Profil mit<br />

übergroßem Ohr; Vuvuzela®. Polypropylen.<br />

L. 62,0 cm, Mundstück Dm. 3,7 cm.<br />

Die Vuvuzela war eines der zentralen<br />

Themen in der Berichterstattung zu den<br />

Spielen der Fußball-Weltmeisterschaft in<br />

Südafrika im Sommer 2010. Das Spielen<br />

auf den Kunststoff-Hörnern sollte Unterstützung<br />

und Verbundenheit mit den antretenden<br />

Mannschaften ausdrücken. In<br />

großen Teilen der Welt bisher meist unbekannt,<br />

resultierte die länderübergreifende<br />

Begeisterung für die Instrumente in einer<br />

temporären Verdrängung der sonst bei<br />

Fußballspielen üblichen traditionellen<br />

Fangesänge in den Stadien.<br />

Organologisch betrachtet zählt die Vuvuzela<br />

zu den Naturhörnern, dasie weder<br />

Klappen noch Ventile aufweist. Der<br />

erzeugte Ton ist dabei abhängig von der<br />

Länge des Instruments, dem Spannungsgrad<br />

der Lippen und der Form des Mundstücks.<br />

Das Mundstück der hier vorliegenden<br />

Vuvuzelas ist vergleichsweise weit.<br />

Dies bewirkt, dass der Spieler sehr viel<br />

Kraft beim Pressen der Luft durch die gespannten<br />

Lippen benötigt und der entstehende<br />

Ton sehr kräftig und voll erklingt.<br />

Woher der Name »Vuvuzela« kommt,<br />

ist ebenso wenig bekannt wie seine<br />

Bedeutung. Möglicherweise stammt der


Begriff aus dem isiZulu und bedeutet soviel<br />

wie »Krach machen«. Unklar ist auch<br />

die Entstehungsgeschichte dieses Horns.<br />

Die gängigste und am meisten verbreitete<br />

Theorie besagt, dass das afrikanische<br />

Kudo-Horn für die Entwicklung der Vuvuzela<br />

Pate gestanden haben könnte. Traditionell<br />

ist das konische Antilopenhorn<br />

dafür gebraucht worden, Dorfbewohner<br />

afrikanischer Stämme zu Versammlungen<br />

zusammenzurufen.<br />

Unter den südafrikanischen Fußball-<br />

Begeisterten ist die Vuvuzela bereits seit<br />

den späten 1990er Jahren bekannt und<br />

aus keinem Spiel regionaler Mannschaften<br />

oder gar der »Bafana bafana«, der<br />

Nationalmannschaft, wegzudenken.<br />

Als im Mai 2004 die Vergabe der<br />

WM 2010 an Südafrika bekannt gegeben<br />

wurde, erlebte das Instrument dort einen<br />

ungeahnten Aufschwung. Kurzzeitig<br />

wurden bis zu 20.000 Exemplare täglich<br />

verkauft. Bereits ein Jahr vor der Eröffnung<br />

des Turniers wurde die Vuvuzela<br />

auf der Internetseite des Landes zum Symbol<br />

der Spiele erklärt.<br />

Der laute und durchdringende Klang<br />

der Instrumente führte darüber hinaus<br />

auch zu viel Kritik von Seiten der internationalen<br />

Zuschauer und der teilnehmenden<br />

Mannschaften. Zudem warnten<br />

Mediziner eindringlich vor möglichen<br />

Hörschäden. Die Firma Masincedane<br />

Sport, die 2001 als erste mit der Massenproduktion<br />

der Vuvuzela in Südafrika begonnen<br />

hatte, versah jedes seiner Produkte<br />

mit einer kleinen Zeichnung, die davor<br />

warnt, es einem anderen Menschen direkt<br />

ans Ohr zu halten. In einigen Städten<br />

Deutschlands wurden die Hörner auf öffentlichen<br />

Plätzen ganz verboten.<br />

Der Hersteller der hier vorliegenden<br />

Objekte, die Firma Urbas Kehrberg<br />

GmbH, warb deshalb eigens mit einem<br />

neuartigen Mundstück, das den Schall zumindest<br />

etwas dämpfen sollte. Immerhin<br />

erreichen die Objekte des Düsseldorfer<br />

Unternehmens einen 13 Dezibel leiseren<br />

Schallpegel als die Instrumente aus Südafrika.<br />

Zudem wurden alle von Urbas<br />

Kehrberg produzierten Vuvuzelas dreiteilig<br />

und mit einem Stecksystem gebaut –<br />

dies, um zu verhindern, dass die Objekte<br />

beispielsweise als Schlagwaffe eingesetzt<br />

werden können. Bei unsachgemäßer<br />

Handhabung fallen die einzelnen Teile<br />

einfach auseinander. Die seitlich an<br />

Unterrohr und Schallbecher angebrachten<br />

Haken dienen der Befestigung von<br />

Fahnen.<br />

Vuvuzelas wurden in verschiedenen<br />

Farbkombinationen angeboten. Über die<br />

Verkaufszahlen hielt sich die Herstellerfirma<br />

bedeckt, jedoch hat allein die Tankstellenkette,<br />

bei der die hier besprochenen<br />

Instrumente erworben wurden, eine<br />

Bestellung von mehr als einer Million<br />

Vuvuzelas in Auftrag gegeben.<br />

Der musikalische Wert des Vuvuzelaspiels<br />

während des Turniers stand klar hinter<br />

der wirtschaftlichen Bedeutung zurück.<br />

In erster Linie stellte es einen Fanartikel<br />

Abb. 109 und 110<br />

Zwei »Vuvuzela«<br />

293<br />

dar, der, als Massenprodukt zu Preisen<br />

zwischen drei und sieben Euro angeboten,<br />

zum Symbol eines internationalen<br />

Sportwettbewerbs avancierte.<br />

Lit.: Curt Sachs: Real-Lexikon der Musikinstrumente<br />

zugleich ein Polyglossar für das gesamte<br />

Instrumentengebiet. Berlin 1913, S. 189–190.<br />

–Georg Widholm: Hörner. In: Die Musik in<br />

Geschichte und Gegenwart, Sachteil, Bd. 4.<br />

Hrsg. von Ludwig Finscher. 2. Aufl. Kassel/<br />

Weimar u.a. 1996, Sp. 361–367. –URL:<br />

http://www.vuvuzela-europe.com [17.03.2011].<br />

–Niko Steeb: Vuvuzelas: Die Gefahr der<br />

Fantrompete, URL: http://www.augsburgerallgemeine.de/panorama/Vuvuzelas-Die-Gefahrder-Fantrompete-id7928581.html<br />

[17.03.2011].<br />

–URL: http://www.southafrica.info/2010/<br />

vuvuzela.htm [17.03.2011].<br />

Geschenk aus Privatbesitz<br />

Franziska Pfefferkorn


Historisches Archiv<br />

Das Historische Archiv übernahm im Jahr<br />

2010 Unterlagen im Umfang von etwa<br />

13 laufenden Metern. Den größten Teil<br />

machten Akten aus dem Dienstbetrieb<br />

des Museums aus. Erwähnenswert sind<br />

außerdem:<br />

Nachlass des Nationalökonomen<br />

Hermann Schumacher (1868–1952)<br />

Lebensläufe; Manuskripte, Veröffentlichungen,<br />

Unterlagen zu Lehrtätigkeit und<br />

internationalem wissenschaftlichem Austausch;<br />

Verlags- und andere Korrespondenz;<br />

Unterlagen zu seinem Vater, dem<br />

Juristen Hermann Albert Schumacher<br />

(1839–1890). Laufzeit ca. 1894–1949.<br />

Abgabe des Deutschen Kunstarchivs im<br />

Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>,<br />

Nürnberg<br />

Arbeitsbrief für den Wundarzt-Gesellen<br />

Franz Xaveri Morsach aus der<br />

»Ortschaft Pfarr Kirchdorf«,<br />

ausgestellt in Steyr (Oberösterreich)<br />

am 4. Mai 1789<br />

Geschenk<br />

Ein Faszikel Unterlagen der Basler<br />

Pflegschaft des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />

1896–1900<br />

Geschenk des Schweizer Heimatschutzes<br />

Zwei touristische Faltblätter des<br />

Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s<br />

(um 1938) aus dem Nachlass des im<br />

Widerstand aktiven Diplomaten<br />

Friedrich-Werner Graf von der<br />

Schulenburg (1875–1944)<br />

Geschenk von Stephan Graf von der<br />

Schulenburg, Museum für Angewandte<br />

Kunst, Frankfurt a.M.<br />

Pegnesischer Blumenorden<br />

(Nürnberger Sprach- und Literaturgesellschaft,<br />

gegründet 1644). Verwaltungsakten<br />

1995–2003.<br />

Depositum des Pegnesischen Blumenordens,<br />

dessen Archivgut seit langem im<br />

Historischen Archiv des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s verwahrt wird.<br />

Vereinigung für Verfassungsgeschichte<br />

(Zusammenschluss von Professoren der<br />

Rechts- oder Geschichtswissenschaft,<br />

Archivaren etc., gegründet 1977): Verwaltungsunterlagen<br />

bis 2006. Depositum<br />

der Vereinigung für Verfassungsgeschichte,<br />

deren Archivgut nach einem<br />

2010 geschlossenen Vertrag künftig im<br />

Historischen Archiv des Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>s verwahrt wird.<br />

Matthias Nuding<br />

Archive<br />

294<br />

Deutsches Kunstarchiv<br />

Im Berichtsjahr kam es zu 52 Erwerbungen<br />

von ganzen Nachlässen beziehungsweise<br />

Nachlassteilen zahlreicher Künstler,<br />

Kunstwissenschaftler und Galeristen,<br />

die einen Umfang von rund 75 laufenden<br />

Metern hatten. 779 Anschreiben unterstützten<br />

deren Erwerb und Erschließung.<br />

Ganz neu eröffnet wurden die Bestände<br />

von Hermann Bachmann, Bernhard<br />

Heisig, Anton Kerschbaumer, Annelore<br />

Leistikow, Dankwart Leistikow, Lisa<br />

Öhler, Gerd Presler, Jörg Rasmussen,<br />

Gustav Wolf und Wanda Ziegert von<br />

Debschitz. Damit stieg die Anzahl aller<br />

Bestände auf 1367. Unter den Erwerbungen<br />

sind besonders zu erwähnen:<br />

Appuhn, Horst, Kunsthistoriker (1924–<br />

1990)<br />

Dias, Manuskripte, Unterlagen zu Veröffentlichungen,<br />

Fotografien, Korrespondenz,<br />

1882–1973.<br />

Geschenk der Tochter Sibylle Appuhn-<br />

Radtke, München<br />

Bachmann, Hermann, Maler, Graphiker<br />

(1922–1995)<br />

Gesamter schriftlicher Nachlass: Persönliche<br />

Unterlagen, Ausstellungsunterlagen,<br />

Korrespondenz, Skizzen, 1948–2009.<br />

Geschenk der Witwe Gisela Bachmann,<br />

Karlsruhe<br />

Bracht, Eugen, Maler (1842–1921)<br />

Presseausschnitte, geschäftliche und<br />

private Korrespondenz, 1885–1891.<br />

Geschenk der Urenkelin Emelie Itschert,<br />

Garmisch-Partenkirchen<br />

Breker, Arno, Bildhauer, Graphiker<br />

(1900–1991)<br />

Bericht über den Untergang der Steinbildhauerwerkstätten<br />

Arno Breker GmbH in<br />

Wriezen/Oder, ohne Datum.<br />

Übernahme vom Bundesarchiv Berlin<br />

Clasen, Carl-Wilhelm, Kunsthistoriker,<br />

Denkmalpfleger, Landeskonservator<br />

(1923–2008)<br />

Dissertation, Arbeitsunterlagen und<br />

Materialsammlungen, hauptsächlich zu<br />

Peter Boy, Typoskripte, 1951–1998.


Geschenk der Witwe Elisabeth Clasen,<br />

Bad Neuenahr<br />

Felixmüller,Conrad, Maler, Graphiker,<br />

Bühnenbildner, Schriftsteller, Holzschneider<br />

(1897–1977)<br />

Ausstellungsunterlagen, Kataloge zu Auktionen<br />

und Verkäufen, Presseausschnitte,<br />

Werkreproduktionen, 1997–2009.<br />

Geschenk der Schwiegertochter Brigitte<br />

Felixmüller, Hamburg<br />

Götze, Gerhard, Galerist, Verleger, Publizist<br />

(geb. 1948)<br />

Künstlerkorrespondenz, Unterlagen zur<br />

Zeitschrift NIKE, Unterlagen zu verschiedenen<br />

Künstlern, 1983–2010.<br />

Geschenk des Galeristen, Wachtberg<br />

Greis, Otto, Maler (1913–2001)<br />

Umfangreiche Nachlieferung: Persönliche<br />

Unterlagen, darunter Fotografien, Familienkorrespondenz,<br />

Unterlagen zum Kunsthandel,<br />

Ausstellungsunterlagen, Unterlagen<br />

zur Zusammenarbeit mit französischen<br />

Künstlern, Manuskripte und Typoskripte,<br />

Unterlagen zu Veröffentlichungen und<br />

Werkverzeichnissen, Werkstudien, Werkreproduktionen,<br />

private und geschäftliche<br />

Korrespondenz, 1884–2005.<br />

Geschenk der Witwe Margarete Bolza-<br />

Greis, Ockersheim<br />

Gruber-Goepfertova, Gertruda, Malerin,<br />

Schriftstellerin (geb. 1924)<br />

Unterlagen zu Mitgliedschaften, Ausstellungsunterlagen,<br />

Drucksachen, Presseausschnitte,<br />

Veröffentlichungen, private und<br />

geschäftliche Korrespondenz, 1979–<br />

2010.<br />

Geschenk der Künstlerin, Rosenheim<br />

Grützke, Johannes, Maler, Graphiker<br />

(geb. 1937)<br />

Unterlagen zum Theater, Plakate, 1979–<br />

1996.<br />

Geschenk des Künstlers, Berlin<br />

Hajek, Otto Herbert, Maler, Bildhauer<br />

(1927–2005)<br />

Persönliche Fotografien, Familienkorrespondenz,<br />

1950–1992.<br />

Geschenk der Witwe Katja Hajek,<br />

Stuttgart<br />

Heisig, Bernhard, Maler, Graphiker<br />

(geb. 1925)<br />

Umfangreicher Vorlass: persönliche Unterlagen,<br />

darunter Fotografien, Familienkor-<br />

respondenz, Unterlagen zuAuszeichnungen<br />

und Ehrungen, Ausstellungsunterlagen,<br />

Arbeitsunterlagen, Veröffentlichungen,<br />

Drucksachen, Werkreproduktionen,<br />

geschäftliche und private Korrespondenz,<br />

1940–2000.<br />

Geschenk des Künstlers, Havelaue<br />

Kerschbaumer, Anton, Maler, Graphiker<br />

(1885–1931)<br />

Gesamter schriftlicher Nachlass: Personenstandsdokumente,Lebensaufzeichnungen,<br />

Ehrungen, Ausstellungsunterlagen,<br />

Manuskripte, Notizen, Korrespondenz,<br />

Fotografien, 1885–1994.<br />

Geschenk der Tochter Konstanze<br />

Wetzel-Kerschbaumer, München<br />

Keller, Gerhard, Maler, Graphiker<br />

(1905–1984)<br />

Personenstandsdokumente, persönliche<br />

Unterlagen, Unterlagen zur Familie,<br />

Ausstellungsunterlagen, Unterlagen zu<br />

Spenden und Geschenken, Manuskripte<br />

und Typoskripte, eigene Veröffentlichungen,<br />

Grafiken, Werkreproduktionen, geschäftliche<br />

und private Korrespondenz,<br />

1943–2009.<br />

Geschenk der Witwe Ruth Keller, Bonn<br />

Koller, Oskar, Maler, Graphiker<br />

(1925–2004)<br />

Umfangreiche Nachlieferung: Personenstandsdokumente,Lebensaufzeichnungen,<br />

Unterlagen zur Ausbildung und zur<br />

beruflichen Laufbahn, Unterlagen zur<br />

Lehrtätigkeit, Ehrungen und Auszeichnungen,<br />

Mitgliedschaften, Unterlagen zu<br />

Rundfunk und Fernsehen, Ausstellungsunterlagen,<br />

Auftragsarbeiten, Manuskripte<br />

und Typoskripte, Veröffentlichungen,<br />

Geschäftsunterlagen, Arbeitsunterlagen,<br />

Werkreproduktionen, geschäftliche und<br />

private Korrespondenz, 1933–2003.<br />

Geschenk des Sohnes Herbert Koller,<br />

Nürnberg<br />

Leistikow,Annelore, Kunsthistorikerin<br />

(1926–2009)<br />

Unterlagen zu kunsthistorischen Themen,<br />

hauptsächlich zu baltischem Silber:<br />

Typoskripte und Manuskripte, Arbeitsunterlagen<br />

und Materialsammlungen (Veröffentlichungen,<br />

Werkreproduktionen,<br />

Karteikästen), Korrespondenz, 1956–<br />

2008.<br />

Geschenk des Witwers Dankwart Leistikow,<br />

Dormagen<br />

295<br />

Leistikow,Dankwart, Kunsthistoriker<br />

(1926–2010)<br />

Lebensläufe, Unterlagen zu Mitgliedschaften,<br />

Unterlagen zu Vorträgen und<br />

Tagungen, Manuskripte und Typoskripte,<br />

Arbeitsunterlagen und Materialsammlungen,<br />

Unterlagen zu Veröffentlichungen,<br />

eigene Veröffentlichungen, geschäftliche<br />

und private Korrespondenz, 1953–2008.<br />

Geschenk des Wissenschaftlers, Dormagen<br />

Martin, Kurt, Kunsthistoriker, Museumsdirektor<br />

(1899–1975)<br />

Personenstandsdokumente, Unterlagen zu<br />

Mitgliedschaften, Unterlagen zu Vorträgen<br />

und Tagungen, Arbeitsunterlagen, eigene<br />

Veröffentlichungen, Geschäftsunterlagen<br />

und Kontakte, geschäftliche und<br />

private Korrespondenz, 1946–2009.<br />

Geschenk des Sohnes Gerhard Martin,<br />

München<br />

Max,Gabriel von, Maler, Grafiker,<br />

Anthropologe (1840–1915)<br />

Private Fotografien und Diapositive, Familienunterlagen,<br />

auch posthum, Familienkorrespondenz,<br />

Notizen, Arbeitsunterlagen,<br />

Werkstudien und Grafiken,<br />

geschäftliche und private Korrespondenz,<br />

1865–1944.<br />

Geschenk von Wolfgang Honsig-Erlenburg,<br />

St. Georgen/Längsee, Österreich<br />

Öhler, Lisa, Kunsthistorikerin<br />

(1912–2009)<br />

Unterlagen zu kunsthistorischen Themen,<br />

vor allem zu Albrecht Dürer: Manuskripte<br />

und Typoskripte, eigene Veröffentlichungen,<br />

Arbeitsunterlagen und Materialsammlungen,Korrespondenz,<br />

1943–1998.<br />

Vermächtnis der Wissenschaftlerin, Kassel<br />

Presler, Gerd, Kunsthistoriker, Religionspädagoge<br />

(geb. 1937)<br />

Umfangreicher Vorlass: Fotografien,<br />

Unterlagen zur beruflichen Laufbahn,<br />

Unterlagen zu Vorträgen und Tagungen,<br />

Manuskripte und Typoskripte, Materialsammlungen<br />

und Arbeitsunterlagen,<br />

Unterlagen zu Veröffentlichungen und<br />

Werkverzeichnissen, geschäftliche und<br />

private Korrespondenz, 1936–2009.<br />

Geschenk des Wissenschaftlers, Weingarten<br />

Puchner, Wunibald, Architekt<br />

(1915–2009)<br />

Gesamter schriftlicher Nachlass: Persona-


lia, Unterlagen zur Ausbildung und beruflichen<br />

Laufbahn, Unterlagen zu Auftragsarbeiten<br />

und Wettbewerben, Arbeitsunterlagen,<br />

Werkstudien und Grafiken,<br />

Werkfotografien und -reproduktionen,<br />

Geschäftsunterlagen und Kontakte, geschäftliche<br />

und private Korrespondenz,<br />

1934–2005.<br />

Geschenk des Sohnes Nicol Puchner,<br />

München<br />

Rasmussen, Jörg, Kunsthistoriker<br />

(1944–1986)<br />

Gesamter schriftlicher Nachlass: Personalia,<br />

Ausstellungsunterlagen, Typoskripte,<br />

Eigene Veröffentlichungen, Bibliographie,<br />

Korrespondenz, 1968–2009.<br />

Geschenk des Lebensgefährten Tönnies<br />

Maack, Hamburg<br />

Schmidt, Doris, Kunstkritikerin<br />

(1918–2008)<br />

Lebensaufzeichnungen, Korrespondenz,<br />

Drucksachen, Fotografien, 1938–2008<br />

Geschenk der Schwester Gabriele<br />

Maischner, Köln<br />

Schreiner,Wolfgang, Kunstsammler<br />

(geb. 1930)<br />

Umfangreicher Vorlass: Persönliche Fotografien,<br />

Unterlagen zur Zusammenarbeit<br />

mit Peter Ludwig und zur Sammlung Ludwig,<br />

Unterlagen zu Stiftungen, geschäftliche<br />

Korrespondenz, Unterlagen zu Kunstinstitutionen,<br />

Ausstellungsunterlagen,<br />

Unterlagen zu Ankäufen in Osteuropa,<br />

Cuba und China, Manuskripte und Typoskripte,<br />

Presseausschnitte, Geschäftsunterlagen,<br />

1976–2001.<br />

Geschenk des Kunstsammlers, Bad<br />

Steben<br />

Schultz, Lili, Emailkünstlerin, Goldschmiedin,<br />

Kunstgewerblerin (1895–1970)<br />

Fotografien von Schultz und dem<br />

George-Kreis, 1918–1928.<br />

Geschenk des Wissenschaftlers Heinrich<br />

Ragaller, Seeshaupt<br />

Söhn, Gerhart, Kaufmann, Autor, Herausgeber,<br />

Galerist (geb. 1921)<br />

Unterlagen zu Ehrungen, Gutachten, Ausstellungsunterlagen,<br />

Verhandlungen mit<br />

Publikationsinstitutionen, Unterlagen zum<br />

Kunsthandel, Unterlagen zu An- und Verkäufen,<br />

Geschäftsunterlagen, Materialsammlungen,<br />

Veröffentlichungen, Korrespondenz,<br />

1958–2010.<br />

Geschenk des Galeristen, Düsseldorf<br />

Söllner, Max, Maler, Bildhauer, Objektkünstler<br />

(1929–2003)<br />

Personalia, Lebensaufzeichnungen, Ausbildungsunterlagen,Ausstellungsunterlagen,<br />

Auftragsarbeiten, Manuskripte,<br />

Werkreproduktionen, Unterlagen zum<br />

Kunsthandel, Veröffentlichungen, 1952–<br />

2010.<br />

Geschenk der Witwe Ilse Söllner, Nürnberg<br />

Strieder, Peter, Kunsthistoriker (geb.<br />

1913)<br />

Fotografien, Materialsammlungen, Vorbereitungsmaterial<br />

zu Veröffentlichungen,<br />

1938–2005.<br />

Geschenk des Wissenschaftlers, Nürnberg<br />

Wolf,Gustav, Maler, Graphiker (1887–<br />

1947)<br />

Gesamter schriftlicher Nachlass: Tagebücher,<br />

Korrespondenz, Publikationen,<br />

Sonderdrucke, Presseausschnitte, Notizen,<br />

Skizzen, 1908–1995.<br />

Geschenk der Stadt Östringen<br />

Ziegert von Debschitz, Wanda, Webmeisterin,<br />

Volkskunstspezialistin (1899–<br />

1986)<br />

Persönliche Unterlagen, Werkfotografien,<br />

Unterlagen zum Deutschen Heimatwerk,<br />

Materialsammlungen, Drucksachen,<br />

1925–1980.<br />

Geschenk der Kinder Beate Ziegert,<br />

Toronto/Kanada, sowie Wendula<br />

Lasserre-Ziegert und Christophe Ziegert,<br />

beide Lausanne/Schweiz<br />

296<br />

Gustav Wolf<br />

Helden und dergleichen<br />

DKA, NL Wolf, Gustav, I, B-111 (Abb.<br />

111). Titelseite des Manuskripts »Helden<br />

u. dergl.« 1915. Tusche, Buntstift und Bleistift<br />

auf Papier. H. 22,6 cm, B. 18,5 cm.<br />

Gustav Wolf (1887–1947) zählt zu den<br />

Exilkünstlern Deutschlands, die aufgrund<br />

der gravierenden historischen Ereignisse<br />

durch die beiden Weltkriege nie richtig<br />

Fuß fassen konnten, schließlich ins Exil gehen<br />

mussten und weitgehend in Vergessenheit<br />

gerieten.<br />

Er wurde am 26. Juni 1887 in Östringen<br />

geboren. Nach dem Besuch des<br />

Gymnasiums in Bruchsal studierte er ab<br />

1904 an der Großherzoglichen Kunstgewerbeschule<br />

in Karlsruhe Architektur und<br />

nahm bei Hans Thoma (1839–1924) Privatunterricht<br />

in Malerei. Zu jener Zeit entstanden<br />

die ersten druckgraphischen Arbeiten.<br />

1906 brach Wolf sein Studium ab<br />

und begann zu reisen. Erste Ausstellungen<br />

in München und Paris führten gleichzeitig<br />

zu Ablehnung und ersten Erfolgen.<br />

In den folgenden Jahren entstanden zahlreiche<br />

Mappenwerke und Illustrationen.<br />

1916 nahm er eine Stellung als Kunstlehrer<br />

in Schwerin an. 1918 wurde er Mitglied<br />

des Kunst- und Kulturrates für Baden<br />

und befreundete sich mit dem Heidelberger<br />

Schriftsteller und Lyriker Alfred Mombert<br />

(1872–1942). Sie gründeten 1919<br />

gemeinsam mit dem Germanisten und<br />

Kunsthistoriker Richard Benz (1884–<br />

1966) die »Gemeinschaft der Pforte«.<br />

Kurzzeitig unterrichtete er als Professor<br />

an der Badischen Landeskunstschule Karlsruhe,<br />

die er aber bald wieder enttäuscht<br />

verließ. Es folgten Reisen und weitere<br />

druckgraphische Mappenwerke. 1933<br />

kündigte er als Jude seine Mitgliedschaft<br />

in allen Künstlervereinigungen, um –wie<br />

er sagte -keine Belastung zu sein. 1938<br />

übersiedelte er in die USA und ließ sich in<br />

New York nieder, wo er ein Jahr später<br />

seine ehemalige Schülerin, die Ungarin<br />

Leona Steiner, heiratete. Nie in New York<br />

heimisch geworden zogen sie 1942 in<br />

das »Refugee Hostel«, eine Einrichtung<br />

für emigrierte Künstler und Intellektuelle,<br />

nach Cummington/Massachusetts. In der<br />

Northfield School of Girls unterrichtete<br />

Wolf als Zeichenlehrer. Das Angebot aus<br />

dem Jahr 1946, nach Deutschland


Abb. 111 Gustav Wolf,<br />

Helden und dergl., 1915<br />

zurückzukehren, um erneut eine Professur<br />

in Karlsruhe anzutreten, kam zu spät. Eine<br />

schwere Diabetes führte ein Jahr darauf<br />

zum Tod der Künstlers.<br />

Im Nachlass von Gustav Wolf hat sich<br />

das Manuskript der Druckgraphikfolge<br />

»Helden und dergleichen« erhalten. Der<br />

Künstler hatte sich kurz nach dem Ausbruch<br />

des Ersten Weltkrieges mit seinem<br />

älteren Bruder Willy freiwillig zum Kriegsdienst<br />

gemeldet. Sie kamen im August<br />

1914 zur sogenannten fliegenden Truppe<br />

(XI. Compagnie des Reserve-Infanterieregiments<br />

201, 2. Reservekorps).<br />

Schon zu Beginn legte Wolf ein Kriegstagebuch<br />

an, das auf seine geradezu enthusiastische<br />

Gesinnung schließen lässt.<br />

Nicht unähnlich anderen Künstlern der<br />

Moderne erhoffte er sich durch das »apokalyptische<br />

Geschehen« des Krieges die<br />

Möglichkeit, die Menschheit wieder zu<br />

ihrem göttlichen Ursprung führen zu können.<br />

Der Krieg bedeute seiner Meinung<br />

nach den »Sieg des Geistes über die Materie«.<br />

In diesem gottgewollten Geschehen<br />

sprach er den Deutschen die Rolle<br />

des auserwählten Volkes zu. Doch die anfängliche<br />

Euphorie kippte spätestens zum<br />

Zeitpunkt seiner eigenen starken Verwundung<br />

und des Todes seines Bruders im<br />

Mai 1915. Seine Zeichnungen und Tagebuchaufzeichnungen<br />

vermitteln nun ein<br />

anderes Bild vom Krieg, eines von Unmenschlichkeit,<br />

Schrecken, Irrsinn und Anklage.<br />

Er fertigte drei graphische Folgen:<br />

»Helden und dergleichen« (1915/16),<br />

»Meine glorreiche Kriegslaufbahn«<br />

(1916) und »Dies ist ein sehr lehrreiches<br />

A=B=C aus dem Kriege« (1916). In Knittelversen,<br />

die durch Lithographien illustriert<br />

wurden, beschrieb er unverhohlen<br />

den Unsinn des Krieges. Er beschwerte<br />

sich in den Texten über die Pressezensur,<br />

über Drückeberger und Kriegsgewinnler<br />

wie auch über jene Clubs, die sich in<br />

dieser Zeit zur Diskussion theoretischer<br />

Kriegsführung gegründet hatten. Auch<br />

Selbstanklage und Trauer über den Tod<br />

seines Bruders bestimmten die Texte.<br />

Die Verse für »Helden und dergleichen«<br />

schrieb er während seiner Genesungszeit<br />

in Schwerin, als er eine schwere<br />

Oberschenkelverletzung auskurieren musste.<br />

Im Vorwort seiner Publikation heißt<br />

es: »Langsam wurde der Mensch wieder<br />

geboren, den man in der Welt gebrauchen<br />

kann, den die Welt verlangt: den<br />

Lumpenhund. Diese Blätter sind Zeugen<br />

seiner Geburt.« Er fertigte 18 Lithographien<br />

im Format 26 x17,5 cm in einer Auflage<br />

von sieben Stück. Für die Publikation<br />

wählte er das Blatt »Dem Kriegsgotte<br />

Mars« als Titel und Umschlag, während<br />

bei vorliegendem Manuskript noch der Titel<br />

»Helden u. dergl.« –wenn auch in der<br />

Abkürzung –dominiert. Vor allem der Untertitel<br />

»Ein Bilderbuch für ganz naive Kinder«<br />

und die Datierung »Aus dem Jahre<br />

des Heils 1915« lassen an der gewandelten<br />

Gesinnung Wolfs keinen Zweifel.<br />

Nun zählte er sich selbst zu den »ganz<br />

naiven Kindern«, die begeistert in den<br />

Krieg gezogen waren, um geläutert und<br />

mit großem Schaden aus ihm hervorzugehen.<br />

Gustav Wolf kämpfte zeitlebens mit<br />

großen Widersprüchen, wovon dieses<br />

Manuskript ein Zeugnis unter vielen ist.<br />

Als begeisterter, national gesinnter Kriegsteilnehmer<br />

musste er später seinen Irrtum<br />

erkennen. Dennoch blieb er bei seiner Begeisterung<br />

für Deutschland, das er dann<br />

tragischerweise als Jude 1938 verlassen<br />

musste.<br />

Der Stadt Östringen war es gelungen,<br />

mit der hochbetagten Witwe von Gustav<br />

Wolf in den USA Kontakt aufzunehmen<br />

und den gesamten Nachlass zu erwer-<br />

297<br />

ben, um ihn 1990 wieder nach Deutschland<br />

zurückzubringen. Dem bedeutenden<br />

Sohn der Stadt wurde ein eigenes Museum<br />

gewidmet, in dem Gemälde und Graphiken<br />

ausgestellt werden. Der schriftliche<br />

Nachlass blieb zunächst unversorgt. Im<br />

Februar 2008 machte eine Wissenschaftlerin<br />

das Deutsche Kunstarchiv auf diesen<br />

aufmerksam. Das Archiv nahm daraufhin<br />

Kontakt mit der Stadt Östringen auf und<br />

sichtete den Bestand im Januar 2009. Im<br />

April 2009 erfolgte ein Gegenbesuch<br />

der Abgeordneten aus Östringen, im<br />

Februar 2010 die Übergabe der schriftlichen<br />

Unterlagen an das Archiv. Sie<br />

enthalten sehr persönliche Dokumente<br />

wie dieses Manuskript, aber auch Tagebücher,<br />

Korrespondenzen, Notizen und<br />

Skizzen. Sonderdrucke, Publikationen,<br />

Druckgraphiken, Presseausschnitte ergänzen<br />

den Bestand.<br />

Lit.: Gustav Wolf. Das druckgraphische Werk.<br />

Bearb. von Johann Eckart von Borries. Karlsruhe<br />

1982. –Gustav Wolf. Schöpfer visionärer<br />

Kunst. Bearb. von Barbara Brähler/Wolfgang<br />

Braunecker. Östringen o.J. [ca. 1995]. –Barbara<br />

Brähler: Gustav Wolf (1887–1947) –eine<br />

Weltanschauung in Bildern. Werkverzeichnis<br />

des künstlerischen Nachlasses in Östringen.<br />

Ketsch bei Mannheim. Diss. Heidelberg 2000,<br />

Microfiche.<br />

Geschenk der Stadt Östringen<br />

Birgit Jooss<br />

Reisepass von Oskar Koller<br />

DKA, NL Koller, Oskar, I, B(Abb. 112). Seite<br />

10/11 des Reisepasses, Nürnberg, 1966–76,<br />

Stempel, Kugelschreiber und aufgeklebte Marken<br />

auf Papier. H. 15,2, B. 20,7 cm (aufgeschlagen).<br />

Oskar Koller (1925–2004) war für seine<br />

Aquarellmalerei berühmt und gilt als einer<br />

der großen Meister dieser Technik<br />

des 20. Jahrhunderts. Virtuos setzte er seinen<br />

Pinsel ein, abstrahierend war seine<br />

Bildsprache. Ihn interessierte nicht das<br />

bloße Abbild, als vielmehr das Essenzielle,<br />

das zeitlos hinter den Dingen steht.<br />

So entstanden schwerelos wirkende,<br />

zarte Bilder von Landschaften, Bäumen,<br />

Blumen, Menschen –darunter viele<br />

Motive aus fernen Ländern.<br />

Der Maler wurde am 16. Oktober<br />

1925 in Erlangen geboren. Nach einer<br />

kaufmännischen Lehre besuchte er zwi-


schen 1947 und 1950 die Berufsoberschule<br />

Nürnberg und erhielt Unterricht in<br />

Farbenlehre und Zeichnen. Von 1954 bis<br />

1959 studierte er an der Akademie der<br />

Bildenden Künste, Nürnberg, an der er<br />

später –1985/1986 –selbst kurzzeitig<br />

als Gastprofessor lehrte. 1957 ging er<br />

mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen<br />

Austauschdienstes nach Paris.<br />

Dort kam es zur ersten Konfrontation mit<br />

abstrakten Tendenzen, woraufhin seine<br />

ersten abstrahierten Bilder entstanden.<br />

Nach seinem Studium arbeitete Koller als<br />

freischaffender Künstler und hatte zahlreiche<br />

Einzelausstellungen im In- und<br />

Ausland. Sein Werk wurde häufig mit<br />

Auszeichnungen und Preisen gewürdigt.<br />

Im Jahr 2002 gründete er eine Stiftung<br />

für den Erhalt und den öffentlichen Zugang<br />

seines Lebenswerkes. Er starb am<br />

17. Mai 2004 in Fürth.<br />

Zeitlebens hatte sich Oskar Koller leidenschaftlich<br />

für die Kunst aus Nürnberg<br />

eingesetzt und war einer der treibenden<br />

Motoren für die Einrichtung der »Fränkischen<br />

Galerie« in Nürnberg, ein Projekt,<br />

das schließlich im Jahr 2000 realisiert<br />

wurde. Doch war Koller keineswegs ein<br />

lokaler, auf Franken fixierter Künstler.<br />

Ganz im Gegenteil, er war Kosmopolit<br />

und Weltreisender. Schon in den 1950er<br />

Jahren zog es ihn nach Griechenland,<br />

Mazedonien oder Jugoslawien, in Länder,<br />

die damals noch selten bereist wurden.<br />

Es folgten Reisen in die ganze Welt,<br />

darunter europäische Länder wie Däne-<br />

mark, die DDR, Frankreich, Griechenland,<br />

Großbritannien, Italien, Jugoslawien, Niederlande,<br />

Spanien oder die Kanarischen<br />

Inseln, nordafrikanische Länder wie<br />

Ägypten, Algerien, Marokko oder Tunesien,<br />

Länder des Nahen Ostens wie Israel,<br />

Jemen, Libanon, Syrien oder die Türkei,<br />

asiatische Länder wie Bali, Burma, China,<br />

Hongkong, Indien, Japan, Kathmandu,<br />

Nepal, Sri Lanka, Taiwan oder Thailand<br />

und amerikanische Länder wie Guatemala,<br />

Mexiko oder die USA.<br />

Diese rege Reisetätigkeit spiegelt sich<br />

in seinen Reisepässen wider, die das<br />

Deutsche Kunstarchiv jüngst mit vielen<br />

weiteren Dokumenten erhielt. Insgesamt<br />

fünf Reisepässe aus dem Zeitraum von<br />

1956 bis 1986 und von 1993 bis zu seinem<br />

Tod befanden sich darunter, die alle<br />

mit einer Fülle an Stempeln und Klebemarken<br />

versehen sind. Jeder Stempel,<br />

jedes Visum belegt eine Grenze, die er<br />

überschritten hatte. Jeder Eintrag steht für<br />

eine Geschichte, ein Kapitel seines Lebens.<br />

Darunter finden sich viele Stempel,<br />

die von einem anderen Europa sprechen,<br />

als man für Grenzübertritte von Deutschland<br />

nach Frankreich oder Großbritannien<br />

noch intensiv kontrolliert wurde und<br />

nur mit amtlicher Genehmigung die Grenze<br />

passieren durfte. Sie zeigen aber<br />

auch, wie Oskar Koller schon früh ferne<br />

Länder bereiste, die damals noch nicht zu<br />

den heute beliebten Fernzielen eines ungebremsten<br />

Tourismus zählten und deren<br />

Besuch sicherlich mit Ungewissheit und<br />

298<br />

Abb. 112<br />

Reisepass von<br />

Oskar Koller,<br />

gültig 1966–1976<br />

Abenteuer verbunden war. Ihn interessierten<br />

die fremden Landschaften, die exotischen<br />

Motive, die Menschen und Häuser,<br />

die er entweder direkt vor Ort oder auch<br />

im Anschluss an die Reisen in seinen Bildern<br />

festhielt.<br />

Der hier vorgestellte Pass wurde am<br />

24. März 1966 von der Stadt Nürnberg<br />

ausgestellt und galt bis zum 24. März<br />

1976. Als Berufsangabe wurde »Graphiker<br />

u. Maler« vermerkt, während der vorherige<br />

Pass vom 14. März 1956 noch<br />

»Stud. Kunstmaler« notierte. Die aufgeschlagene<br />

Seite belegt Oskar Kollers<br />

intensive Reisetätigkeit nach Nordafrika<br />

und in den Orient. Man findet zahlreiche<br />

Stempel, Marken und handschriftliche<br />

Eintragungen für Beirut, Libanon, am<br />

22. Mai 1968, für Antalya, Türkei, am<br />

9. und 23. September 1969, für Libyen<br />

und für Kairo, Ägypten, am 10. April<br />

1971. Interessanterweise trägt die<br />

UNESCO-Marke zur Rettung der nubischen<br />

Monumente das Kürzel UAR, das<br />

für die Vereinte Arabische Republik stand,<br />

ein Zusammenschluss zwischen Ägypten<br />

und Syrien zwischen 1958 und 1961.<br />

Ägypten behielt diesen Namen noch<br />

bis 1972 bei. Ein Polizeistempel vom<br />

14. Januar 1975 zeugt von der Fähre<br />

zwischen Tanger und Algeciras.<br />

Oskar Koller hatte viele seiner künstlerischen<br />

Motive von jeher auf seinen Reisen<br />

gesucht. Er selbst sprach von der »Sehnsucht<br />

nach fernen Ländern«. Er wollte<br />

»fremdartige Landschaften und Strukturen<br />

festhalten« und »den Zauber des Lichts<br />

spürbar« machen. So fällt auf, dass seine<br />

Reisen ihn stets in den lichtdurchfluteten<br />

Süden führten, Länder des Nordens übten<br />

auf den Aquarellisten keinen großen Reiz<br />

aus. Er liebte es, den Zauber des Orients<br />

in reduzierte Zeichen und Flächen zu<br />

übersetzen, seien es das Leben und die<br />

Landschaft am Mittelmeer, am Nil, in Indien<br />

oder in Japan. Stets ist –trotz der vielen<br />

verschiedenen Länder –die Handschrift<br />

des Künstlers unverkennbar. Und<br />

man darf die Vermutung anstellen, dass<br />

viele Menschen in Deutschland diese fernen<br />

Länder erst durch die einfühlsame,<br />

aufs Wesentliche zielende »Übersetzung«<br />

des Aquarellisten Oskar Koller kennengelernt<br />

oder gar begriffen haben.<br />

Bereits 1989 nahm das Deutsche<br />

Kunstarchiv ersten Kontakt zum Künstler


auf. 2001 erfolgte die Schenkung zahlreicher<br />

schriftlicher Unterlagen, darunter<br />

Plakate, Publikationen, Broschüren und<br />

Korrespondenz. Nach seinem Tod bestand<br />

weiterhin Kontakt zum Sohn der<br />

Künstlers, der Ende 2009 dem Archiv eine<br />

große Nachlieferung übergab, darunter<br />

Personenstandsdokumente, Ehrungen,<br />

Bühnenentwürfe, Werkreproduktionen,<br />

Veröffentlichungen und Korrespondenz.<br />

So ist der Bestand auf rund 20 laufende<br />

Meter angewachsen und enthält Dokumente<br />

aus den Jahren 1933 bis 2004.<br />

Lit.: Günther Wirth: Die Marokko-Reise des Malers<br />

Oskar Koller. Würzburg 1983. –Oskar<br />

Koller. Aquarelle und Zeichnungen 1975–1985.<br />

Ausst.Kat. Bayerische Staatsgemäldesammlungen,<br />

Neue Pinakothek München/Kunstverein für<br />

die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf,<br />

Kunsthalle. München u.a. 1985. –Oskar Koller.<br />

Die frühen und die späten Jahre. Ausst.Kat.<br />

Stadtmuseum Fembohaus, Nürnberg/Städtische<br />

Galerie Erlangen. Nürnberg 2000.<br />

Geschenk des Sohns Herbert Koller,<br />

Nürnberg<br />

Birgit Jooss<br />

Brief mit beigelegter Weihnachtskarte<br />

von Hannah Höch<br />

DKA, NL Schmidt, Doris, 3912-S 10, U3<br />

(Abb. 113 und 113a). Berlin, Mitte Januar 1978.<br />

a. Brief an Doris Schmidt<br />

Schreibmaschine, Filzstift auf Papier.<br />

H. 29,6 cm, B. 21 cm<br />

b. Karte<br />

Collage, Kugelschreiber, Bleistift auf Karton.<br />

H. 13,9 cm, B. 10,7 cm.<br />

Doris Schmidt (1918–2008) zählte zu<br />

den großen deutschen Kunstkritikerinnen<br />

des 20. Jahrhunderts. Über Jahrzehnte<br />

hinweg bestimmten ihre Artikel das Feuilleton<br />

der Süddeutschen Zeitung. Zuvor<br />

hatte sie knapp zehn Jahre für die Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung gearbeitet und<br />

trug so maßgeblich zum Meinungsbild<br />

des Kunstbetriebs in Deutschland bei.<br />

Sie wurde am 5. September 1918 in<br />

Malitzschendorf, Kreis Schweinitz, geboren.<br />

Nach der Schule ging sie nach Heidelberg<br />

und studierte dort Englisch, Französisch<br />

und Spanisch. Sie schloss als<br />

akademisch geprüfte Übersetzerin erfolgreich<br />

ab und arbeitete 1940 kurzzeitig<br />

als Übersetzerin in Berlin. Im Anschluss<br />

fing sie eine journalistische Tätigkeit beim<br />

Frankfurter Generalanzeiger an, doch<br />

bald darauf –imJahre 1950 –begann<br />

sie ihr zweites Studium der Kunstgeschichte<br />

und Archäologie in Frankfurt a.M. Zeitgleich<br />

erhielt sie eine Anstellung als Kunstkritikerin<br />

für die Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung. 1958 promovierte sie mit einer<br />

Dissertation zum Thema »Portraitstudien<br />

zur Reimser Kathedrale«. Anfang der<br />

1960er Jahre zog sie nach München und<br />

schrieb ab 1961 als Kritikerin für die Süddeutsche<br />

Zeitung, eine Tätigkeit, die sie<br />

nach ihrer Pensionierung 1992 als freie<br />

Mitarbeiterin fortsetzte.<br />

Doris Schmidt war keineswegs nur<br />

Kritikerin und Journalistin, sie erarbeitete<br />

sich ein beeindruckendes Repertoire der<br />

Kunstgeschichte und publizierte zahlrei-<br />

Abb. 113<br />

Brief von<br />

Hannah Höch,<br />

1978<br />

299<br />

che Bücher und Aufsätze über diverse<br />

kunsthistorische Themen. Zudem betätigte<br />

sie sich als Editorin: So gab sie 1970 die<br />

Briefe an Günther Franke heraus, 1985<br />

die frühen Tagebücher von Max Beckmann<br />

aus den Jahren 1903/04 und<br />

1912/13. Sie übernahm Übersetzungen<br />

sowie redaktionelle Arbeiten, zuletzt für<br />

die Kataloge zu Jochen Flintzer 1996<br />

und Hanne Darboven 1999. Vor allem<br />

aber setzte sie sich für das Werk zeitgenössischer<br />

Künstler ein. Es erschienen<br />

wichtige Publikationen zu Toni Stadler<br />

1972 und 1988 oder Thomas Grochowiak<br />

im Jahr 1994. Schmidt schrieb für<br />

unzählige Künstler in Galeriekatalogen,<br />

etwa für Gerhard Marcks 1955, Charles<br />

Crodel 1956 und 1974, Arthur Fauser<br />

und Gabriele Münter 1961, Julius Bissier


Abb. 113a Weihnachtskarte<br />

von Hannah Höch, undatiert.<br />

©VGBild-Kunst, Bonn 2011<br />

1964, Michael Croissant 1966, Paul<br />

Eliasberg 1967, Heinz Kreutz 1969,<br />

Ernst Wilhelm Nay 1970, Fritz Winter<br />

1977, Dieter Stöver 1990, Werner Gilch<br />

1991, Hans Staudacher 1991, Emö<br />

Simonyi, 1993, Heino Naujoks 1994<br />

oder Hartmut Pfeuffer 2000, um nur einige<br />

zu nennen. Häufig handelte es sich um<br />

kleine Kataloge, die der sogenannten<br />

grauen Literatur zugerechnet werden,<br />

die heute aufgrund ihres frühen Erscheinens<br />

und ihrer niedrigen Auflage in der<br />

Kunstgeschichtsforschung sehr gesucht<br />

sind und in den Bibliotheken häufig in<br />

den Rara-Beständen geführt werden.<br />

Die Autorin war mit allen noch lebenden<br />

Künstlern, über die sie schrieb, bekannt,<br />

mit vielen befreundet. Davon zeugt<br />

ihr schriftlicher Nachlass, der dem Deutschen<br />

Kunstarchiv nach ihrem Tod anver-<br />

traut wurde. In diesem befinden sich neben<br />

den zahllosen Manuskripten, Typoskripten<br />

und dem vorbereitenden Material<br />

für ihre Texte auch zahlreiche<br />

Künstlerbriefe. Sie geben Auskunft über<br />

den intensiven Austausch der Kunsthistorikerin<br />

mit den Künstlerinnen und Künstlern.<br />

Doch nicht immer stand der Briefwechsel<br />

im Zusammenhang mit einer Publikation.<br />

Bisweilen blieb es bei einem freundschaftlichen<br />

Austausch, eine Situation vieler<br />

Kunsthistoriker, bei denen sich Privatleben<br />

und Beruf unentwirrbar vermischen.<br />

Exemplarisch soll hier eine Postsendung<br />

von Hannah Höch (1889–1978)<br />

vorgestellt werden. Es handelt sich um einen<br />

Brief mit einer beigelegten Briefkarte<br />

der inzwischen 88-jährigen Künstlerin.<br />

Offenbar hatte ihr Doris Schmidt zuvor<br />

einen Neujahrsgruß geschickt, für den sie<br />

sich bedankte mit der gleichzeitigen Entschuldigung,<br />

dass ihre Antwort so spät<br />

komme und auch nur mit Maschine getippt<br />

sei, da sie Schwierigkeiten habe, in<br />

der Nähe gut zu sehen. Doch versicherte<br />

sie ihr, dass sie viel an sie denke, vor allem<br />

jeden Sonntagmorgen. Hier las die<br />

Künstlerin –wie sie berichtet –über den<br />

»erlesenen Weg durch die Zivilisation der<br />

Menschheit« des Kunsthistorikers Kenneth<br />

Clark (1903–1983) in einer Übersetzung<br />

von Doris Schmidt. Clark zählte zu<br />

den großen Kunsthistorikern Großbritanniens,<br />

der aufgrund seiner BBC-Fernsehserie<br />

»Civilisation« in weiten Kreisen<br />

berühmt geworden war. Er verstand es,<br />

komplexe historische und kulturelle Zusammenhänge<br />

einem breiten Publikum zugänglich<br />

und verständlich zu machen. Die<br />

13-teilige Farb-Serie, die durch die Kunstund<br />

Kulturgeschichte vom Mittelalter bis<br />

in die Gegenwart führte, wurde 1969<br />

erstmals ausgestrahlt. Im gleichen Jahr<br />

erschien sie als Buch, das 1970 von<br />

Thomas Monrad ins Deutsche übertragen<br />

300<br />

und bei Rowohlt verlegt wurde. Doris<br />

Schmidt übersetzte für die WDR-Sendung,<br />

und diese Übersetzung muss offenbar<br />

Hannah Höch vorgelegen haben. Jedenfalls<br />

lobte Höch die »einfühlende« Weise<br />

von Schmidts Version in ihrem Brief. Besonders<br />

schön ist die Weihnachtskarte,<br />

die Hannah Höch für Doris Schmidt beilegte.<br />

Es handelt sich um eine Papiercollage,<br />

die einen abstrahierten Weihnachtsbaum<br />

darstellt. Rückseitig befindet sich<br />

ein handschriftlicher Gruß in Bleistift: »Es<br />

grüsst auch noch ein Weihnachtsbaum<br />

von Hannah Höch. 1977–78«.<br />

Nur vier Monate nach diesem Gruß<br />

verstarb eine der großen deutschen<br />

Künstlerinnen der Klassischen Moderne,<br />

die in den 1920er Jahren der Gruppe um<br />

Raoul Hausmann (1886–1971), George<br />

Grosz (1893–1959) und John Heartfield<br />

(1891–1968) angehörte. Sie war noch<br />

bis ins hohe Alter –wovon die Sendung<br />

an Doris Schmidt zeugt –sowohl künstlerisch<br />

tätig als auch im regen Gedankenaustausch<br />

mit befreundeten Kunstkritikern.<br />

Nach dem Tod von Doris Schmidt im<br />

September 2008 nahm die Schwester<br />

der Verstorbenen Kontakt mit dem Deutschen<br />

Kunstarchiv auf. Der äußerst umfangreiche<br />

schriftliche Nachlass wurde in<br />

den Jahren 2009 und 2010 übergeben,<br />

eine summarische Verzeichnung wird<br />

2011 abgeschlossen.<br />

Lit.: Hannah Höch 1889–1978. Ihr Werk, ihr<br />

Leben, ihre Freunde. Hrsg. von Elisabeth<br />

Moortgat/Cornelia Thater-Schulz. Berlin 1989.<br />

–Hannah Höch. Mit Pinsel, Feder und<br />

Schere. Mit einem Text der Künstlerin. Ausst.Kat.<br />

Galerie Remmert und Barth. Düsseldorf 1998.<br />

–Hannah Höch. Aller Anfang ist Dada! Hrsg.<br />

von Ralf Burmeister. Ostfildern 2007.<br />

Geschenk von Gabriele Maischner,<br />

Schwester der Kunstkritikerin, Köln<br />

Birgit Jooss

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