Barock Renaissance - Germanisches Nationalmuseum
Barock Renaissance - Germanisches Nationalmuseum
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Abb. vorhergehende Seite:<br />
Blick in die neue Dauerausstellung »<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung«<br />
Abbildungsnachweis<br />
Sämtliche Abbildungen im Jahresbericht stammen, soweit nicht<br />
anders vermerkt, aus dem GNM und dem KPZ, Nürnberg.
194 Vorwort des Generaldirektors<br />
196 Chronik der Ereignisse und Veranstaltungen<br />
197 Förderer, Mitglieder, Stiftung<br />
198 Ausstellungen im GNM<br />
203 GNM-Leihgaben an andere Institutionen<br />
205 Forschungsprojekte und Kooperationen<br />
211 Forschungsservice<br />
<strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong><br />
Jahresbericht 2010<br />
213 Institut für Kunsttechnik und Konservierung (IKK)<br />
214 Bau- und Sanierungsmaßnahmen<br />
214 Wissenschaftsmanagement und Marketing<br />
Zusammengestellt von Christine Dippold<br />
215 Veranstaltungen<br />
217 Tagungen<br />
219 Publikationen des GNM-Verlags<br />
223 Veröffentlichungen, Vorträge, Führungen und<br />
Universitätsarbeit der GNM-Wissenschaftler<br />
233 Organisation und Personal<br />
237 GNM-Besucherstatistik 2010<br />
239 Kunst- und Kulturpädagogisches Zentrum<br />
(KPZ) im GNM<br />
248 Erwerbungen
Vorwort des Generaldirektors<br />
Das Jahr 2010 war für das<br />
gelben oder grauen Räu-<br />
Germanische Nationalmusemen,<br />
die die Kunstwerke<br />
um besonders erfolgreich.<br />
entweder überblenden oder<br />
Mit der Eröffnung des Gale-<br />
ihnen einen bräunlichen<br />
riebaus im März und der<br />
Charakter verleihen. Wer<br />
großen Sonderausstellung<br />
sich an die gelbe Wand-<br />
»Mythos Burg« bot es seifarbe<br />
erinnert, vor der bis<br />
nen Besuchern zwei heraus-<br />
vor wenigen Jahren die<br />
ragende Ereignisse.<br />
Entwurfsbilder barocker<br />
Die Neuaufstellung der<br />
Deckengemälde geradezu<br />
Sammlung »<strong>Renaissance</strong>.<br />
dahindämmerten, wird sich<br />
<strong>Barock</strong>. Aufklärung« ist der<br />
des Unterschieds rasch be-<br />
bisherige Höhepunktder<br />
wusst. Obwohl lange Zeit<br />
seit 1994 konsequent be-<br />
Grau als besonders edel,<br />
triebenen Generalsanierung<br />
Weiß als zurückhaltend und<br />
des Germanischen National-<br />
Gelb als Kompromiss galmuseums,<br />
welche die Neuten,<br />
dürfen der Gestaltungskonzipierung<br />
von Dauerauswille<br />
des Architekten, die Erstellungsbereichen<br />
unter<br />
scheinungsweise des leeren<br />
kulturhistorischer Prämisse<br />
Ausstellungsraums oder<br />
vorsieht. War eine solche<br />
ähnliche Aspekte nicht für<br />
Präsentation schon zur<br />
eine museale Präsentation<br />
Gründungsepoche des Mu-<br />
bestimmend sein.<br />
seums beabsichtigt, so ging<br />
dieses Vorhaben doch im<br />
G. Ulrich Großmann<br />
Auch die Ausstellung<br />
»Mythos Burg« konnte mit<br />
späten 19. und erst recht im 20. Jahrhundert verloren, da Besonderheiten aufwarten. Es gehört zur satzungsmäßigen<br />
umfangreiche, wichtige und erfreuliche Erwerbungen nie Verpflichtung und zur selbstverständlichen Arbeitsweise des<br />
umgehend in dieses Konzept integriert werden konnten. Die Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, dass umfangreiche For-<br />
jüngst notwendige Sanierung des Galeriebaus legte gleichschungen einer Ausstellung vorausgehen. Bei der genannzeitig<br />
eine Neuaufstellung der dortigen Sammlung nahe. ten Schau wurden sie teilweise im Haus anhand der diver-<br />
Sie basiert auf der Gründungsüberlegung, das Germanisen Objekte, teilweise außerhalb des Hauses in Koopesche<br />
<strong>Nationalmuseum</strong> nicht als eine verkleinerte Kopie der ration mit dem Deutschen Historischen Museum, Berlin, und<br />
Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses in Wien oder der Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und<br />
aber der Museen des preußischen Kulturbesitzes zu sehen, Schlössern geleistet. Letzteres vor allem im Rahmen einer<br />
sondern als ein kulturhistorisches Museum, das die dingliche großen Tagung im März 2009, die zur Grundlage des Be-<br />
Hinterlassenschaft der vergangenen Kulturen kontextualigleitbandes der Ausstellung wurde. Wissenschaftlich wurde<br />
siert. Es sollte also nicht darum gehen, neben einer Gemäl- mit dieser Ausstellung das Bild der Burg nachhaltig verändegalerie<br />
eine Skulpturensammlung, eine nach Materialdert; das Ergebnis wird die Burgenforschung in den nächgruppen<br />
sortierte kunsthandwerkliche Sammlung und viele sten Jahren stark beeinflussen. Das Phänomen dieser Aus-<br />
weitere Spezialsammlungen parallel zu präsentieren, sonstellung war aber nicht nur der Umfang, in dem neue<br />
dern man wollte die einzelnen Epochen durch die Objekte wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden konnten,<br />
der jeweiligen Gattungen visualisieren, soweit es konserva- sondern auch die Art, in der sich vor allem jüngere und<br />
torisch vertretbar war. Genau dies hat die Arbeitsgruppe jüngste Besucher dem Ausstellungsthema näherten. Zweifel-<br />
bei der Einrichtung des Galeriebaus zur Grundlage ihrer los ist es dem Thema selbst geschuldet, dass Kinder mit<br />
Arbeit gemacht und in hervorragender Weise umgesetzt. Spaß in die Ausstellung gegangen sind, doch es ist auch ei-<br />
Dabei konnten auch einige wichtige Werke, die bislang – ne Frage der Präsentation und der Haltung des Museums,<br />
mitunter seit Jahrzehnten –imDepot lagen, in die Dauer- die dieses Vergnügen beeinflusst haben. Für Kinder im leseausstellung<br />
übernommen werden.<br />
fähigen Alter gab es einen speziellen Führer, der über die<br />
Besonders auffälligist die zumeist blaue Raumfarbe, die Laufzeit der Ausstellung hinaus noch weiterhin erhältlich ist.<br />
den Wandhintergrund der Ausstellung gestaltet. Die Ent- Kinder sollten damit als Ausstellungsbesucher ernst genomscheidung<br />
für das Blau ist der Optimierung der Bildwirkung men werden. Bewusst hat das Museum auf einen Spielplatz<br />
gezollt, das heißt, hier haben die farbigen Werke die ge- parallel zur Erwachsenen-Schau verzichtet. Stattdessen<br />
ringste Überstrahlung. Anders verhält es sich bei weißen, konnten die jungen Besucher an einem Zeichentisch vor der<br />
194
Ausstellungshalle ihre Kreativität unter Beweis stellen –interessanterweiseversuchten<br />
sich ebenso viel Erwachsene im<br />
Burgen-Zeichnen.<br />
Drei wichtige wissenschaftliche Treffen im Jahr 2010<br />
möchte ich nicht unerwähnt lassen: Da ist zunächst die<br />
80. Jahrestagung des West- und Süddeutschen Verbands<br />
für Altertumsforschung (WSVA), die vom 25. bis 29. Mai<br />
im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>stattfand –ein überaus<br />
passender Rahmen,legte das Museum doch bereits seit der<br />
Gründung 1852 sein Augenmerk unter anderem auf das<br />
Sammeln und Bewahren archäologischer Funde. Bei der<br />
Tagung waren alle Richtungen der vor- und frühgeschichtlichen<br />
Disziplinen von der Erforschung des Paläolithikums bis<br />
zur Karolingerzeit vertreten. Den etwa 600 Teilnehmern aus<br />
Universitäten, Denkmalpflegeeinrichtungen und Museen<br />
wurde ein breites Spektrum zum Informationsaustausch geboten.<br />
Weitere wichtige, am Gelingen der Tagung beteiligte<br />
Forschungseinrichtungen waren die Vorgeschichtsabteilung<br />
der Naturhistorischen Gesellschaft, Nürnberg, das<br />
Institut für Ur- und Frühgeschichteder Universität Erlangen-<br />
Nürnberg und die Nürnberger Außenstelle für Bodendenkmalpflege<br />
des Landesamts für Denkmalpflege.<br />
Eine weitere Tagung hatte unmittelbar mit der Geschichte<br />
des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s zu tun: Am 8. und 9.<br />
Oktober ging es um die Rolle des Museums zwischen Kul-<br />
195<br />
turgeschichteund Politik in der Weimarer Republik und der<br />
Zeit des Nationalsozialismus. Als interdisziplinäre Tagung<br />
sollte die mit 138 Teilnehmern stattfindende Veranstaltung<br />
einen ersten Beitrag zum Schließen der Forschungslücken<br />
in diesem Bereich beitragen.<br />
Drittens ist noch über ein Arbeitstreffen zu unserer großen<br />
Dürer-Ausstellung 2012 zu berichten. Angereist waren vom<br />
14. bis 16. Oktober alle Projektpartner aus Deutschland,<br />
der Schweiz, Großbritannien und den USA. Die Teilnehmer<br />
diskutierten ihre neuen Forschungsansätze zum frühen<br />
Schaffen Dürers. Als besonders interessant stellte sich auch<br />
das Herausarbeiten von gegensätzlichen Forschungspositionen<br />
dar. Diese sollen in einer eigenen Ausstellungssektion<br />
unter dem Arbeitstitel »Dürer-Labor« behandelt werden, um<br />
den Besuchern vertieften Einblick in die Forschung, ihre Erkenntnismöglichkeiten<br />
und Erkenntnisgrenzen zu geben.<br />
Das Germanische <strong>Nationalmuseum</strong> knüpft mit dieser innovativen,<br />
durch neueste Besucherforschungen unterstützten<br />
Vermittlungssequenz an das legendäre Dürer-Studio der<br />
Ausstellung von 1971 an. Denn der Tradition einer fortschrittlichen<br />
Präsentation neuester Forschungsergebnisse<br />
fühlen wir uns im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong> auch in<br />
Zukunft verpflichtet.<br />
G. Ulrich Großmann
Chronik der Ereignisse und Veranstaltungen im Jahr 2010<br />
27.01.–30.01. Symposion »Historische Saitenklaviere«<br />
2010 in Kooperation mit der Hochschule für<br />
Musik, Nürnberg, im GNM<br />
18.03.2010 Neueröffnung der Schausammlung »<strong>Renaissance</strong>.<br />
<strong>Barock</strong>. Aufklärung. Kunst und<br />
Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert«<br />
21.03.2010 Themensonntag »Die Galerie im neuen<br />
Glanz«<br />
17.04.2010 Begutachtungstag<br />
22.04.2010 Sitzung des Wissenschaftlichen Beirats<br />
28.04.2010 Erste Veranstaltung der neuen Reihe<br />
»Literatur im GNM«<br />
02.05.2010 Themensonntag »Zeit der <strong>Renaissance</strong>«<br />
15.05.2010 Blaue Nacht, Thema »Unterwegs«<br />
20.05.–21.05. MAI-Tagung. Museums and the Internet<br />
2010<br />
24.05.–29.05. 80. Verbandstagung des West- und<br />
2010 Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung<br />
e.V. (WSVA)<br />
22.06.2010 Sitzung des Arbeitsausschusses des<br />
Verwaltungsrats<br />
08.07.2010 Eröffnung der Ausstellung »Mythos Burg«<br />
11.07.2010 Themensonntag »Mythos Burg«<br />
22.07.2010 Sitzung des Verwaltungsrats<br />
22.07.2010 Fördererfest<br />
23.07.2010 Generaldirektor G. Ulrich Großmann<br />
und der Präsident der Hochschule für<br />
Musik Nürnberg, Martin Ullrich,<br />
unterzeichnen den Vertrag für eine<br />
Forschungskooperation.<br />
29.07.2010 Freischaltung der Internet-Datenbank<br />
»Galerie Heinemann online« auf der<br />
Seite: http://heinemann.gnm.de, ein<br />
Projekt des Deutschen Kunstarchivs in<br />
Kooperation mit dem Zentralinstitut für<br />
Kunstgeschichte, München.<br />
196<br />
11.09.–12.09. Mittelalterliches Museumsfest, Thema<br />
2010 »Burg und Burgenbau im Mittelalter«<br />
08.10.2010 Besuch des Stiftungsrats der<br />
Paul-Eisenbeiss-Stiftung, Basel, im GNM<br />
08.10.–09.10. Symposion »Zwischen Kulturgeschichte<br />
2010 und Politik. Das GNM in der Weimarer<br />
Republik und der Zeit des Nationalsozialismus«<br />
10.10.2010 Themensonntag »<strong>Barock</strong>e Pracht«<br />
15.10.2010 »Obiettivo italiano su…« Start der<br />
Gespräche vor einem Kunstwerk in<br />
italienischer Sprache<br />
14.10.–16.10. Arbeitstreffen der Projektpartner<br />
2010 »Der frühe Dürer«<br />
16.10.2010 Start der einjährigen Führungsreihe<br />
»Leben jetzt. Und ewig« in Kooperation<br />
mit dem Evangelisch-Lutherischen<br />
Dekanat Nürnberg<br />
28.10.2010 Sitzung des Wissenschaftlichen Beirats<br />
28.10.2010 Beginn der Führungsreihe zum Fokusthema<br />
»Menschenwürde« in Kooperation mit<br />
der akademie caritas-pirckheimer-haus<br />
07.11.2010 Finissage der Ausstellung »Mythos Burg«<br />
mit Themenführungen<br />
08.12.2010 Eröffnung der Ausstellung »Reisebegleiter.<br />
Koffer-Geschichten 1750 bis heute«<br />
16.11.2010 Sitzung des Arbeitsausschusses des<br />
Verwaltungsrats<br />
20.11.2010 Begutachtungstag<br />
16.12.2010 Sitzung des Verwaltungsrats<br />
20.12.–22.12. CIDOC-SIG Meeting. ICOM-Tagung der<br />
2010 Special Interest Group
Förderer<br />
Die Idee des Fördererkreises stammt von<br />
Bundespräsident Theodor Heuss (1884—<br />
1963). Aus dem 1954 durch den<br />
Verwaltungsrat des GNM ins Leben<br />
gerufenen Gremium zur Förderung des<br />
Museums ging der heutige Fördererkreis<br />
hervor. Mit einem Zuwachs von 24 neuen<br />
Mitgliedern im Jahr 2010 engagieren<br />
sich nun 370 Personen und Unternehmen<br />
aus ganz Deutschland und unterstützen<br />
das Museum als großzügige Gönner –<br />
insbesondere bei Ankäufen, aber auch<br />
bei Ausstellungen. Damit stärken sie eine<br />
der bedeutendsten europäischen Kultureinrichtungen.<br />
Zugleich genießen Förderer<br />
des GNM viele Vorteile, wie zum Beispiel<br />
die Exklusivführungen, die 2010<br />
wieder großen Anklang und steigende<br />
Teilnehmerzahlen verzeichnen konnten.<br />
Die Förderer hatten am 7. Februar Gelegenheit,<br />
zusammen mit ihren Kindern<br />
und Enkeln, in einer Matinee die Ausstellung<br />
»Plakativ!« zu besuchen. Für den<br />
Nachwuchs erstellte das Kunst- und Kulturpädagogische<br />
Zentrum (KPZ) hierzu<br />
ein spezielles Programm. Die Preview zur<br />
neu errichteten Dauerausstellung »<strong>Renaissance</strong>.<br />
<strong>Barock</strong>. Aufklärung« am 8. März<br />
stand unter dem Motto »Förderer werben<br />
Förderer«. Mehr als 130 Gäste erlebten<br />
einen interessanten Abend mit Führungen<br />
in der Sammlung und genossen im An-<br />
Förderer, Mitglieder, Stiftung<br />
schluss die Köstlichkeiten des Maritim-<br />
Hotels, das dankenswerterweise diesen<br />
Abend unterstützte. Einige von Förderern<br />
zu der Veranstaltung mitgebrachte Freunde<br />
und Bekannte konnten als neue Förderer<br />
gewonnen werden. Zurück in die Zeit<br />
der Burgen und Ritter hieß es am Nachmittag<br />
des 31. Oktobers, an dem 40 Förderer<br />
mit ihren Kindern die Ausstellung<br />
»Mythos Burg« besuchten. Auch hier bot<br />
das KPZ ein besonderes Programm, das<br />
auf die verschiedenen Altersstufen abgestimmt<br />
war.<br />
Zum jährlichen Fördererfest am 22. Juli<br />
hatten sich mit 360 Gästen besonders<br />
viele Teilnehmer angemeldet. Im Mittelpunkt<br />
des Abends stand die Ausstellung<br />
»Mythos Burg«.<br />
Wie in jedem Jahr fand am Tag des<br />
Fördererfestes ebenfalls die Vorstandsund<br />
Beiratssitzung des Fördererkreises<br />
statt. Bedingt durch das Ausscheiden von<br />
Erhardt Göstl und Hans-Werner Jacob<br />
war der Beirat zu ergänzen; neu gewählt<br />
wurde Norbert Bieber.<br />
Mitglieder<br />
Bereits kurz nach der Gründung des<br />
GNM 1852 konnte man eine Mitgliedschaft<br />
erwerben. Heute unterstützen rund<br />
3.782 Mitglieder, davon 91 Firmen und<br />
Institutionen, das Museum mit einem ver-<br />
197<br />
Abb. 1<br />
Fördererfest 2010<br />
im Kreuzgang<br />
des GNM<br />
gleichsweise geringen finanziellen Beitrag<br />
und können dafür das vielfältige Angebot<br />
des Museums besonders günstig<br />
nutzen. So können die Dauerausstellungen<br />
im GNM sowie in den Außenstellen<br />
Kaiserburg-Museum und Schloss Neunhof<br />
bei freiem Eintritt beliebig oft besucht werden.<br />
Für Sonderausstellungen, Konzerte<br />
und Vorträge fällt ein reduzierter Kostenbeitrag<br />
an. Im Museumsshop gibt es zehn<br />
Prozent Rabatt auf alle Artikel –ausgenommen<br />
Bücher, die der Preisbindung<br />
unterliegen. Die Jahresgabe, in der Regel<br />
eine Publikation aus der Reihe der<br />
»Kulturgeschichtlichen Spaziergänge im<br />
GNM«, ergänzt die genannten Vorteile<br />
in besonderem Maße. Mit der Zusendung<br />
des Vierteljahresprogramms schließlich<br />
werden die Mitglieder aktuell informiert<br />
über Ausstellungen und Veranstaltungen,<br />
zu denen sie auch persönliche<br />
Einladungen erhalten. Zahlreiche Mitglieder<br />
nutzen die Gelegenheit und nehmen<br />
an den Ausstellungseröffnungen teil, so<br />
dass das GNM im Jahr 2010 mit ihnen<br />
den Förderern und weiteren geladenen<br />
Gästen jeweils zwischen 700 und 1.200<br />
Besucher begrüßen konnte.<br />
Stiftung zur Förderung des GNM<br />
Die im Jahr 2006 ins Leben gerufene<br />
Stiftung zur Förderung des GNM eröffnet<br />
sowohl Privatpersonen wie auch<br />
institutionellen Mitgliedern die Möglichkeit,<br />
sich als Stifter gemeinnützig zu<br />
engagieren. Sie profitiert durch eine<br />
äußerst einfache Stiftungseinrichtung,<br />
von höheren Stiftungsträgern durch eine<br />
gemeinschaftliche Anlage des Stiftungsvermögens<br />
und durch eine professionelle<br />
Stiftungsverwaltung. Die Stiftung zur Förderung<br />
des GNM ist besonders exklusiv<br />
gehalten, wobei das Kapital einen<br />
Grundstock für Erträge bilden soll, die es<br />
auch in schwierigen Zeiten erlauben,<br />
wichtige Erwerbungen für das Museum<br />
zu tätigen. Inzwischen haben 15 Privatpersonen<br />
und Institutionen eine Zustiftung<br />
getätigt.<br />
Die Stifter werden zu allen Fördererveranstaltungen<br />
inklusive des jährlich stattfindenden<br />
Fördererfestes eingeladen.
Dauerausstellungen<br />
Eröffnung der Dauerausstellung<br />
»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />
Kunst und Kultur vom 16. bis zum<br />
18. Jahrhundert«<br />
Die Sanierung des Galeriebaus und die<br />
Neukonzeption der Sammlung »<strong>Renaissance</strong>.<br />
<strong>Barock</strong>. Aufklärung« fanden mit<br />
der Eröffnung der Dauerausstellung einen<br />
krönenden Abschluss. An der neuen<br />
kulturgeschichtlichen Konzeption waren<br />
neben dem Projektteam mit Dagmar<br />
Hirschfelder, Frank Matthias Kammel,<br />
Ralf Schürer, Jutta Zander-Seidel und<br />
dem Projektleiter Daniel Hess alle Sammlungsleiter<br />
des Museums mit Beständen<br />
bis 1800 sowie die dafür jeweils zuständigen<br />
Restauratoren unter der Leitung<br />
von Arnulf von Ulmann beteiligt. Die<br />
Planung und Durchführung der Galeriebausanierung<br />
und der neuen Ausstellungsarchitektur<br />
lag in den Händen des<br />
Staatlichen Bauamts Erlangen-Nürnberg<br />
und wurde von Ralf Schürer koordiniert.<br />
Oberste Ziele waren die Wahrung<br />
und Optimierung des historisch gewachsenen<br />
Baubestands und eine der Präsentation<br />
der Exponate untergeordnete Ausstellungsarchitektur.<br />
Die Sanierung und<br />
Ausstellungen imGNM<br />
Neueinrichtung erfolgte nach ökologischökonomischen<br />
Prinzipien, wobei Methoden<br />
und Technologien angewendet und<br />
neu entwickelt wurden, die eine präventive<br />
Konservierung der unterschiedlichen<br />
Materialgruppen garantieren. Zu den<br />
besonderen Anforderungen gehörte ein<br />
auf die Exponate und Räume abgestimmtes<br />
Lichtkonzept, das einen homogenen<br />
Gesamteindruck bei größtmöglicher<br />
Unauffälligkeit der Technik realisiert. Um<br />
eine den jeweiligen Exponaten angemessene,<br />
konstante Beleuchtungsstärke zu<br />
gewährleisten, wurde eine komplexe<br />
Lichtsteuerung installiert. Erstmals wurde<br />
aber auch ein Farbkonzept konsequent<br />
umgesetzt, dem nicht die Vorstellungen<br />
eines modernistischen Designs, sondern<br />
die optimale Wirkung der Kunstwerke<br />
zugrunde lag. Daher fiel die Wahl auf<br />
eine kräftige blaue Wandfarbe, durch<br />
die die Kunstwerke wesentlich besser<br />
zur Geltung kommen als auf vermeintlich<br />
dezenten Farben oder gar auf weißen,<br />
gelben oder gräulichen Wandanstrichen.<br />
Mit der Sanierung und Neukonzeption<br />
des Galeriebaus konzentrierte sich das<br />
GNM auf einen Kernbereich seiner<br />
Sammel- und Forschungstätigkeit. Im<br />
Mittelpunkt stehen immer die originalen<br />
Artefakte, die in der Dauerausstellung<br />
nicht bloß der Illustration historischer und<br />
198<br />
Abb. 2<br />
Rundgang durch<br />
die neue Dauerausstellung<br />
(Wolfgang Heubisch,<br />
G. Ulrich Großmann,<br />
Daniel Hess)<br />
gesellschaftlicher Entwicklungen oder<br />
Phänomene dienen, sondern kulturhistorisch<br />
erschlossen werden. Ziel ist<br />
dabei nicht eine auf Vollständigkeit angelegte,<br />
handbuchartige Darstellung<br />
der Zeit von 1500 bis 1800, sondern<br />
vielmehr die Vermittlung von Erkenntnissen,<br />
die vom Objekt und seinem zeitgeschichtlichen<br />
Kontext ausgehen.<br />
Eine Aufstellung nach kulturgeschichtlichen<br />
Grundlagen war wohl bereits im<br />
19. Jahrhundert angestrebt worden, sie<br />
wurde jedoch spätestens 1920 durch<br />
eine nach Gattungen geschiedene<br />
»kunsthistorische« Aufstellung abgelöst<br />
und steht erst seit 1995 wieder im Blickpunkt<br />
des GNM.<br />
Unter dieser Prämisse lädt die Dauerausstellung<br />
zu einem kulturhistorischen<br />
Gang durch drei Jahrhunderte ein. Sie<br />
führt von der Entdeckung der neuen<br />
Welt um 1500 bis zur Entwicklung eines<br />
neuen Menschenbildes im 18. Jahrhundert.<br />
Rund 1.000 Originale in 33 thematisch<br />
ausgerichteten Räumen erschließen<br />
zentrale Aspekte und Facetten der Kunstund<br />
Kulturgeschichte des 16. bis 18.<br />
Jahrhunderts im deutschen Sprachraum.<br />
Zu sehen sind neben Gemälden und<br />
Skulpturen auch Glasgemälde, Textilien,<br />
Kunsthandwerk, Schmuck, Medaillen,<br />
Möbel und Musikinstrumente sowie zwei<br />
historische Zimmer aus Nürnberger<br />
Bürgerhäusern der <strong>Renaissance</strong>. Meisterwerke<br />
von Albrecht Dürer, Peter Vischer,<br />
Rembrandt oder Franz Xaver Messerschmidt<br />
erscheinen in ihrem kulturgeschichtlichen<br />
Kontext. Im Dialog der<br />
Künste werden Themen wie Sammeln<br />
und Repräsentieren, Antikenrezeption<br />
und Naturstudium lebendig, aber auch<br />
die Wechselwirkung von Kunst und<br />
Glauben sowie das sich wandelnde Bild<br />
vom Menschen. Konzept und Präsentation<br />
der Dauerausstellung verfolgen das<br />
Ziel, bisher getrennt ausgestellte Objektgruppen<br />
zusammenzuführen, um ein integrales<br />
Verständnis der Sachkultur vergangener<br />
Jahrhunderte zu fördern. Mit<br />
dem Blick auf Kontinuität und Wandel<br />
und die Gleichzeitigkeit vermeintlich<br />
gegensätzlicher oder zeitlich nur schein-
ar aufeinander folgender Phänomene<br />
werden herkömmliche Periodisierungen<br />
und Epochengrenzen durchlässiger.<br />
Zur Ausstellungseröffnung am 18. März<br />
2010 erschien die 560-seitige Begleitpublikation<br />
in der Reihe der Schausammlungsführer,<br />
von denen bis Jahresende<br />
bereits mehr als 725 Exemplare verkauft<br />
waren. Außerdem wurde ein neuer<br />
Multimedia-Guide in Betrieb genommen.<br />
Alle ausgestellten und in der Begleitpublikation<br />
veröffentlichten Objekte stehen<br />
auch zur Online-Recherche unter http://<br />
schausammlung.gnm.de/renaissancebarock-aufklaerung/index.php<br />
zur Verfügung.<br />
Dank der großzügigen Unterstützung<br />
des Fördererkreises des GNM waren<br />
umfangreiche Marketingmaßnahmen<br />
möglich. Bereits im Vorfeld der Eröffnung<br />
organisierte das Referat für Marketing<br />
Exklusivtermine mit ausgewählten Vertretern<br />
der überregionalen und internationalen<br />
Presse. Der Projektleiter Daniel<br />
Hess bot dabei den Journalisten einen<br />
vertieften Einblick in die Präsentation der<br />
neuen Dauerausstellung. Mit der Eröffnung<br />
luden drei der Projektbeteiligten in<br />
ansprechenden Videos auch auf der<br />
Homepage des GNM zum Besuch der<br />
neuen »Schatzkammer« ein.<br />
Vor der Ausstellungseröffnung mit ca.<br />
1.300 Gästen hatte der Fördererkreis mit<br />
mehr als 130 Gästen das »Recht des ersten<br />
Blicks«; zahlreiche exklusive Abendveranstaltungen<br />
wurden für Unternehmen<br />
aus der Metropolregion Nürnberg anlässlich<br />
der Neueröffnung organisiert.<br />
Die Öffentlichkeit konnte an drei Themensonntagen<br />
–»Die Galerie im neuen<br />
Glanz« (21. März), »Zeit der <strong>Renaissance</strong>«<br />
(2. Mai) und »<strong>Barock</strong>e Pracht«<br />
(10. Oktober) –die Spitzenwerke des<br />
GNM und ihre Geschichten entdecken.<br />
Die Veranstaltungen wurden gemeinsam<br />
mit dem KPZ und der Hochschule für<br />
Musik in Nürnberg ausgerichtet.<br />
Ein Team des Bayerischen Fernsehens<br />
begleitete die Aufbauarbeiten der Ausstellung<br />
und befeuerte gleich zu Beginn<br />
des Jahres die Vorfreude auf die einzigartige<br />
Präsentation. Zur Eröffnung brachten<br />
sowohl die ARD Tagesthemen als<br />
auch das ZDF heute-journal Berichte über<br />
die neuen Sammlungsräume. Zur Pressekonferenz<br />
kamen Medienvertreter aus<br />
Abb. 3<br />
Blick in die Ausstellung<br />
»Plakativ!«<br />
der ganzen Republik, auch der englischsprachige<br />
Nachrichtendienst Bloomberg<br />
sandte eine Berichterstatterin. Das Echo<br />
war entsprechend überwältigend, insgesamt<br />
erschienen in der Presse und den<br />
elektronischen Medien im März über<br />
700 Beiträge zur neuen Dauerausstellung<br />
im GNM. Die FAZ schrieb am 13. März<br />
2010: »Heute ist das Germanische<br />
<strong>Nationalmuseum</strong> ein Schaufenster der<br />
deutschen Museumskultur. Bedeutende<br />
Kunstschätze gibt es in vielen Städten. In<br />
Nürnberg kann man nun sehen, wie man<br />
sie ausstellen muss.«<br />
Schausammlung 20. Jahrhundert<br />
2010 stellte die Graphische Sammlung in<br />
einem der Kabinette der Schausammlung<br />
20. Jahrhundert eine Gruppe von Plakaten<br />
mit erläuternden Texten von Stephanie<br />
Gropp aus. Das Thema war »Neue Medien<br />
und Unterhaltungsformen der 1920er<br />
und 1930er Jahre«, wozu vorrangig das<br />
Radio und das Kino zählten. Welchen<br />
Zuspruch der Rundfunk erfuhr –Anfang<br />
der 1920er Jahre verbreitete sich in<br />
199<br />
Europa eine regelrechte Radioeuphorie<br />
–demonstrierten Produktplakate für<br />
Markengeräte wie »Telefunken« und<br />
»Minerva«. Die Faszination von Lichtspieltheatern<br />
auf ein breites Publikum<br />
spiegelten zahlreiche Filmplakate. Als<br />
Beispiel für die Stummfilm-Ära war das<br />
Plakat »Verdun« des Ateliers Waldner<br />
von 1929 zu sehen. Der französische<br />
Regisseur Léon Poirier (1884–1968)<br />
drehte den Streifen über eine der blutigsten<br />
Schlachten des Ersten Weltkriegs an<br />
Originalschauplätzen. Im selben Jahr wie<br />
»Verdun« kam »Broadway« als Tonfilm<br />
auf den Markt. Er erzählt die Geschichte<br />
der Tänzer eines Nachtclubs und basiert<br />
auf einem Musical von George Abbott<br />
(1887–1995) und Philipp Dunning<br />
(1890–1968). 1930 bewarb ein Plakat<br />
des bekannten Wiener Ateliers Hans<br />
Neumann (1888–1960) ebenfalls einen<br />
Tonfilm. Grundlage des Drehbuchs für<br />
»Nur Du« war eine Operette von Walter<br />
Kollo (1878–1940). Alle genannten<br />
Streifen markieren eine Übergangsphase<br />
des Mediums: Weltweit setzte sich der<br />
Tonfilm erst 1936 durch.
Abb. 4 Blick in die Ausstellung<br />
»Wunderbare Bücherwelten«<br />
Sonderausstellungen<br />
Plakativ! Produktwerbung im Plakat<br />
19.11.2009–11.04.2010<br />
Ausstellungshalle I<br />
Ausstellungsleitung: Yasmin Doosry<br />
Die im November 2009 eröffnete Ausstellung<br />
gab mit 350 Plakaten erstmalig<br />
einen Einblick in die ca. 10.000 Blätter<br />
umfassende »Nürnberger Plakatsammlung«,<br />
eine Dauerleihgabe der Gesellschaft<br />
für Konsumforschung e.V. (GfK)<br />
und der Nürnberger Akademie für Absatzwirtschaft<br />
(NAA). Zu sehen war ein<br />
kulturhistorischer Querschnitt durch die<br />
internationale Produktwerbung von 1880<br />
bis 1960. Im Rahmen des Forschungsprojekts<br />
»Wege in die Moderne. Die<br />
Neukonzeption der Dauerausstellung<br />
von der Französischen Revolution bis zum<br />
Ersten Weltkrieg« (vgl. Anzeiger 2011,<br />
S. 208) erfolgte 2010 in Zusammenarbeit<br />
mit dem KPZ eine von Michael Kraus<br />
durchgeführte und ausgewertete Besucherbefragung.<br />
Sie hatte zum Ziel, ein<br />
Bild sowohl von der aktuellen Wahrnehmung<br />
und Akzeptanz historischer Produktplakate<br />
als auch von deren musealen<br />
Präsentation in der Schau »Plakativ!« zu<br />
gewinnen. Damit verfolgte sie unter anderem<br />
die Absicht, die Verwendbarkeit von<br />
Werbeplakaten als »Zeitmarken« in der<br />
neu einzurichtenden Dauerausstellung zu<br />
untersuchen: Das Resultat war positiv. Ein<br />
weiteres Ergebnis der Befragung war die<br />
Feststellung, dass das GNM mit der Ausstellung<br />
»Plakativ!« neue Besucherschichten<br />
anzog, nämlich ein vergleichsweise<br />
junges Publikum mit einem erhöhten Anteil<br />
an Frauen.<br />
Mit 32.418 Besuchern war die Resonanz<br />
auf die Ausstellung insgesamt erfreulich.<br />
Dies gilt ebenso für das Interesse<br />
der Medien.<br />
Der ausstellungsbegleitende Katalog<br />
»Plakativ!« wurde vom Rat für Formgebung<br />
für den Designpreis Deutschland<br />
nominiert.<br />
Wunderbare Bücherwelten:<br />
Moderne Buchkunst aus Hamburg<br />
10.12.2009–11.04.2010<br />
Ausstellungshalle II<br />
Ausstellungsleitung: Johannes Pommeranz<br />
Die Schenkung des in Hamburg tätigen<br />
Buchkünstlers Otto Rohse, der dem GNM<br />
seine Druckwerkstatt überlassen hatte, bot<br />
den Anlass für eine regional ausgerichtete<br />
Ausstellung zur Buchkunst der Hansestadt.<br />
Es wurden Hamburger Buchkünstler<br />
vorgestellt, die ihre Arbeiten als Experimentierfeld<br />
künstlerischer Ausdrucksformen<br />
und verschiedenster Techniken nutzten.<br />
In der Ausstellung waren rund 100<br />
Exponate zu sehen, größtenteils aus den<br />
Beständen der Bibliothek des GNM<br />
stammend. Gezeigt wurden buchkünstlerische<br />
Arbeiten, Einzelblätter aus Mappenwerken<br />
sowie Zustandsdrucke überwiegend<br />
aus dem 20. Jahrhundert mit Bezug<br />
zur Hansestadt Hamburg. Die Geschichte<br />
der Hamburger Buchkunst der Moderne<br />
ist bislang ungeschrieben. Der Ausstellungskatalog<br />
ist daher grundlegend und will<br />
zur weiteren Auseinandersetzung mit dem<br />
Thema anregen.<br />
200<br />
Mythos Burg<br />
08.07.2010 –07.11.2010<br />
Ausstellungshalle Iund II<br />
Ausstellungsleitung: G. Ulrich Großmann<br />
Erstmals war »die Burg« Hauptgegenstand<br />
einer Ausstellung. Diese behandelte<br />
ein kulturgeschichtliches Phänomen, das<br />
sowohl das Mittelalter selbst geprägt hat<br />
als auch unser heutiges Bild vom Mittelalter<br />
wesentlich beeinflusst. Die Ausstellung<br />
stellte in Grundzügen die Entwicklung,<br />
Funktion und Bedeutung der Burgen in<br />
Mitteleuropa dar. Das GNM hat den Begriff<br />
des Mythos zum Titel erhoben und<br />
versteht damit die Burg als »sinnstiftende<br />
Erzählung«, die sich vom Mittelalter bis in<br />
die Gegenwart spannt. Auf 1.200 m 2<br />
und in acht Abteilungen gegliedert wurden<br />
dem Besucher der »Mythos Burg« im<br />
engeren Sinn, die Burg als Bauwerk, der<br />
Mythos Ritter, ausgewählte Ritterbiographien,<br />
das Leben auf der Burg, das Leben<br />
im Kampf, das Fortleben der Burgen in<br />
<strong>Renaissance</strong> und <strong>Barock</strong> sowie die Mystifizierung<br />
und Wiederentdeckung der<br />
Burg seit dem 18. Jahrhundert anhand<br />
bedeutender Kunstwerke und kulturgeschichtlicher<br />
Realien aus dem GNM sowie<br />
zahlreichen europäischen Sammlungen<br />
präsentiert.<br />
Nach knapp fünfjähriger Vorbereitungszeit<br />
–Mitarbeiterwaren Martin Baumeister,<br />
Christine Dippold, BirgitFriedel und<br />
ClaudiaHagenguth, wissenschaftliche<br />
Beratung und Begleitung erfolgte durch<br />
die Mediävistin Anja Grebe –wurde am<br />
8. Juli 2010 dieSonderausstellung alsTeil<br />
dergemeinsam mitdem Deutschen Historischen<br />
Museumgeplanten Doppelausstellung»DieBurg«<br />
eröffnet. Derwissenschaftliche<br />
Erfolg zeichnete sich zu diesem<br />
Zeitpunkt bereits ab,dadie derDoppelausstellungvorausgehendeTagungim<br />
Frühjahr2009umfangreicheneue Forschungsergebnisse<br />
erbrachthatte(vgl.<br />
Anzeiger2010, S. 326–327). Nichtzuletzt<br />
aufgrundder Interdisziplinarität mit<br />
einemumfangreichen Austausch von<br />
einemhalbenDutzend an derForschung<br />
beteiligter Fächer warder Erkenntnisgewinn<br />
enorm, vorallem im Hinblickdarauf,<br />
dass biszudiesemZeitpunkt unter»Interdisziplinarität«<br />
allenfallsdas Zusammenwirkenvon<br />
Archäologen undHistorikern<br />
oder Kunsthistorikern undHistorikern ver-
standen worden war.Während der Ausstellungsvorbereitungen,<br />
insbesondere bei<br />
der Erarbeitung und gegenseitigenRedaktion<br />
der Texte für den Katalog durch das<br />
Team, konnten die Ergebnisse aus Tagung<br />
und Ausstellungsrecherche noch gemehrt<br />
werden, da zahlreiche Beobachtungenan<br />
den Objektenselbst diskutiert und berücksichtigt<br />
wurden.<br />
Der Begriff »Burg« wurde als »befestigter<br />
Wohnplatz« –statt als wehrhafter Wohnbau<br />
des Adels –neu und allgemeingültiger<br />
definiert, das Auftreten einer Vielzahl<br />
von Burgen konnte in das 8. bis 10. Jahrhundert<br />
zurückdatiert werden, die Bedeutung<br />
nichtadeliger Burgen ließ sich besser<br />
erkennen. Insbesondere die Kontinuität<br />
der Burg als wehrhafter Wohnbau über<br />
das Spätmittelalter hinaus bis um 1700<br />
gehörte zu den grundlegenden Erkenntnissen<br />
der Ausstellung. Gerade dieser<br />
Aspekt war es, der sich durch die Bearbeitung<br />
der Objekte für den Katalog<br />
nochmals besonders deutlich zeigte.<br />
Die Ausstellung fand in der Fachwelt<br />
großen Anklang. Deutlich klarer konzipiert<br />
und weitaus stimmiger aufgebaut als<br />
Abb. 5und 6 Kleine und große Besucher der Ausstellung »Mythos Burg«<br />
zeitgleiche Ausstellungen mit ähnlichen<br />
Themen, haben sich sowohl die Forschung<br />
als auch die Medien außerordentlich<br />
positiv über die große GNM-Sonderausstellung<br />
geäußert.<br />
Trotz dieser Bedeutung für die Forschung<br />
hätte das Interesse beim Publikum<br />
keineswegsvergleichbar ausfallen müssen.<br />
Viele neue Erkenntnisse, die den Forscher<br />
begeistern –oder manchmal auch zur<br />
Verzweiflung bringen –, sind für den interessierten<br />
Laien noch lange kein Grund,<br />
in die Ausstellung zu gehen. Zudem hat<br />
das GNM, veranlasst durch die hohen<br />
Ausstellungskosten –die Präsentation bedeutender<br />
Leihgaben bedingte zwangsläufig<br />
für Transport und Versicherung<br />
hohe Kosten ebenso wie die detailgetreue<br />
Herstellung der gezeigten Burgenmodelle<br />
–den freien Eintritt am Mittwochabend<br />
für die Ausstellung abgeschafft.<br />
Mit über 56.000 Besuchern war schließlich<br />
die höchste Anzahl zahlender Besucher<br />
erreicht, die das Museum seit der<br />
Eröffnung des Ausstellungsbaus 1993<br />
zu verzeichnen hat. Schon am ersten Tag<br />
stürmten Schulklassen die Schau, und<br />
201<br />
man konnte beobachten, wie sich die<br />
Kinder die Exponate gegenseitig erklärten.<br />
»Mythos Burg« erwies sich erstmalig<br />
als Vier-Generationen-Ausstellung. Kaum<br />
je zuvor konnten ein hoher Forschungsanspruch<br />
und das Interesse bei Besuchern<br />
jeden Alters eine solche Verbindung eingehen<br />
wie bei dieser Präsentation, auch<br />
wenn dies zweifellos größerenteils durch<br />
das Thema bedingt war. Als Einrichtung,<br />
die Kompetenzen in der Burgenforschung<br />
besitzt (nicht zuletzt durch die Bibliothek<br />
und die ungemein bedeutenden Bestände<br />
der Graphischen Sammlung), hat sich das<br />
GNM mit dieser Schau einen nennenswerten<br />
Rang im Bereich der Ausstellungspraxis<br />
erworben.<br />
Die umfangreichenForschungsergebnisse<br />
des Ausstellungsprojektes »Die Burg«<br />
sind in einem Tagungsband sowie in einem<br />
456 Seiten umfassenden Ausstellungskatalog<br />
publiziert. Für Kinder im Lesealter wurde<br />
ein attraktiver Kinderführer erarbeitet.<br />
Mit der Publikation »Blicke aufdie Burg«<br />
wird ein Teil der GNM-Burgensammlung,<br />
nämlich Burgenzeichnungenaus der<br />
Graphischen Sammlung, vorgestellt.
Das Medienecho auf die Sonderausstellung<br />
»Mythos Burg« war ein sehr großer<br />
Erfolg. Die Hauptnachrichtensendungen<br />
von ARD und ZDF berichteten zur Eröffnung,<br />
das ZDF, 3sat und das Bayerische<br />
Fernsehen brachten Beiträge über Aspekte<br />
der Ausstellung in verschiedenen Magazinformaten.<br />
Fast 1.350 Medienbeiträge in Print<br />
und Online über das GNM waren für Juli<br />
2010 zu verzeichnen. Die Pressestelle<br />
vermittelte eine ungewöhnlich große Zahl<br />
an Radio-Interviews für zahlreiche deutsche<br />
Sendeanstalten, und selbst italienische,<br />
französische und russische Medien<br />
ließen sich Informationsmaterial schicken.<br />
In Zusammenhang mit der Ausstellung<br />
fanden ferner Dreharbeiten für einen Beitrag<br />
im Wissensmagazins »Galileo« des<br />
Senders Pro 7statt, der sich mit der Waffentechnik<br />
des 13. bis 17. Jahrhunderts<br />
beschäftigte.<br />
Umfassende Cross-Marketing-Maßnahmen<br />
wurden im Rahmen der Ausstellung<br />
in die Wege geleitet: beispielsweise mit<br />
den wichtigsten Burgen in Deutschland<br />
und Südtirol. Diese präsentierten sich auf<br />
der Microsite zur Ausstellung und verlinkten<br />
ihrerseits die eigene Homepage mit<br />
www.mythos-burg.de. Überdies fand mit<br />
diesen Partnern ein wechselseitiger Austausch<br />
der gedruckten Werbemittel während<br />
der Laufzeit der Ausstellung statt.<br />
Mit der Bayerischen Schlösserverwaltung<br />
wurde für den Eintritt in die Kaiserburg<br />
und das GNM eine Kombikarte<br />
angeboten; die Firma Playmobil produzierte<br />
eine Sonderedition der Figur<br />
»Götz von Berlichingen«, und es gab<br />
ein Gewinnspiel für Kinder; mit dem<br />
»KulturTicketSpezial« der Deutschen<br />
Bahn konnte man zur Ausstellung reisen;<br />
das Filmhaus Nürnberg zeigte eine Filmreihe<br />
zum Thema Burgen. Ein ansprechendes<br />
Begleitprogramm bereicherte die<br />
Ausstellung. Dazu zählten unter anderem<br />
ein zweitägiges Museumsfest, Konzerte<br />
und eine Vortrags- und eine Filmreihe.<br />
Reisebegleiter. Koffer-Geschichten<br />
1750 bis heute<br />
09.12.2010–01.05.2011<br />
Ausstellungshalle II<br />
Ausstellungsleitung: Claudia Selheim<br />
Aus Anlass des 175-jährigen Jubiläums<br />
der Bahnstrecke Nürnberg-Fürth veranstaltete<br />
das GNM die kulturgeschichtlich<br />
ausgerichtete Ausstellung »Reisebegleiter.<br />
Abb. 7 Blick in die Ausstellung<br />
»Reisebegleiter«<br />
202<br />
Koffergeschichten von 1750 bis heute«,<br />
in deren Zentrum Koffer und diverse andere<br />
Gepäckstücke der letzten 250 Jahre<br />
standen. Die Schau zeigte rund 200<br />
Objekte in ihrem zeithistorischen Kontext.<br />
Unter anderem visualisierte sie die Abhängigkeit<br />
zwischen den Verkehrsmitteln und<br />
der Form der Gepäckstücke. Letztere passten<br />
sich der schnelllebigen Zeit an und<br />
sind als ein Ausdruck von Mobilität und<br />
Tempo inzwischen typische Objekte der<br />
Moderne. Die Ausstellung griff zudem unerwartete<br />
Themen auf wie den Umgang<br />
mit dem Gepäck bei der Bahn, die Reisegepäckversicherung<br />
oder auch die Kofferwerbung.<br />
Koffer waren sowohl in der volkskundlich-historischen<br />
als auch in der musealen<br />
Forschung bislang ein stark vernachlässigter<br />
Gegenstand. Nicht zuletzt hebt ihre<br />
allgemeine Verfügbarkeit die museale<br />
Ausstrahlungskraft auf. Jedoch verbargen<br />
sich hinter vielen der ausgestellten Stücke<br />
sowohl persönliche Geschichten als auch<br />
Facetten ihrer Verwendung.<br />
In den Medien fand die Ausstellung<br />
ein breites Echo. Es waren vor allem die<br />
Meldungen der Nachrichtenagenturen,<br />
die für eine große Verbreitung der Berichte<br />
von der Allgäuer Zeitung bis zum Flensburger<br />
Tageblatt sorgten. Auch überregionale<br />
Medien wie die ZEIT wiesen auf<br />
die Ausstellung hin –Blickfang war immer<br />
Marlene Dietrich inmitten von Koffern.<br />
In der Nürnberger Zeitung startete mit<br />
Oberbürgermeister Ulrich Maly eine Reihe<br />
»NZ blickt Prominenten in die Koffer«.<br />
Im BayerischenFernsehen war die Ausstellung<br />
in der Abendschau zu sehen. Das<br />
schon genannte Magazin »Galileo« wurde<br />
von Claudia Selheim für einen Beitrag<br />
über alte und neue Koffer beraten.
Im Verlauf des Jahres 2010 wurden 101 Leihanfragen<br />
an das GNM gestellt. Für 63 gab es<br />
einen positiven Entscheid, davon für 11 aus dem<br />
Ausland. Insgesamt wurden 242 Objekte ausgeliehen.<br />
Inland<br />
Ahlen, Kunstmuseum<br />
Intimacy –Baden in der Kunst<br />
31.01.–25.04.2010<br />
Arnstadt, Schlossmuseum<br />
Flämische Tapisserien aus dem Bestand des<br />
Schlossmuseums<br />
Veranstalter: Kulturbetrieb der Stadt Arnstadt<br />
26.03.–30.06.2010<br />
Aschaffenburg, Schlossmuseum<br />
KeltenLand am Fluss –Die Kelten im<br />
Rhein-Main-Gebiet<br />
15.05.–12.09.2010<br />
Augsburg, Maximilianmuseum<br />
»Künstlich auf Welsch und Deutsch« –<br />
Kunstaustausch zwischen Bayern und Italien<br />
im 15./16. Jahrhundert (Bayerische Landesausstellung)<br />
Veranstalter: Haus der Bayerischen Geschichte,<br />
Augsburg, und Stadt Augsburg<br />
21.05.–10.10.2010<br />
Augsburg, Schaetzlerpalais<br />
Johann Evangelist Holzer (1709–1740).<br />
Maler des Lichts<br />
27.03.–20.06.2010<br />
Berlin, Brücke Museum<br />
Erich Heckel –Aufbruch und Tradition.<br />
Eine Retrospektive<br />
19.09.2010–16.01.2011<br />
Berlin, Deutsches Historisches Museum<br />
Burg und Herrschaft<br />
25.06.–24.10.2010<br />
Berlin, Deutsches Historisches Museum<br />
Hitler und die Deutschen. Volksgemeinschaft<br />
und Verbrechen<br />
15.10.2010–06.02.2011<br />
Berlin, Georg-Kolbe-Museum<br />
Wilde Welten –Aneignung des Fremden<br />
in der Moderne<br />
24.01.–05.04.2010<br />
Bielefeld, Kunsthalle<br />
Westfälischer Expressionismus<br />
31.10.2010–20.02.2011<br />
Bochum, Deutsches Bergbau-Museum<br />
Auf breiten Schultern –750 Jahre Knappschaft<br />
01.07.2010–20.03.2011<br />
GNM-Leihgaben an andere Institutionen<br />
Bonn, Kunst- und Ausstellungshalle<br />
der Bundesrepublik Deutschland<br />
Byzanz. Pracht und Alltag<br />
26.02.–13.06.2010<br />
Bonn, LVR-Landes-Museum für Archäologie,<br />
Kunst und Kulturgeschichte<br />
<strong>Renaissance</strong> am Rhein<br />
16.09.2010–06.02.2011<br />
Bramsche-Kalkriese, Museum und<br />
Park Kalkriese<br />
Marcus Caelius. Tod in der Varusschlacht<br />
07.03.–11.07.2010<br />
Coburg, Kunstsammlungen der Veste Coburg<br />
Apelles am Fürstenhof. Facetten der Hofkunst<br />
um 1500 im Alten Reich<br />
22.08.–07.11.2010<br />
Darmstadt, Mathildenhöhe<br />
Gesamtkunstwerk Expressionismus<br />
24.10.2010–13.02.2011<br />
Dortmund, LWL-Industriemuseum<br />
Helden. Von der Sehnsucht nach dem<br />
Besonderen<br />
12.03.–12.10.2010<br />
Dresden, Deutsches Hygiene-Museum<br />
Kraftwerk Religion. Über Gott und die Menschen<br />
01.10.2010–05.06.2011<br />
Eisenach, Wartburg<br />
»Beyssig sein ist nutz und not« –<br />
Flugschriften zur Lutherzeit<br />
06.08.–31.10.2010<br />
Frankfurt a.M., Goethe-Haus<br />
300. Geburtstag Johann Caspar Goethe<br />
04.12.2010–27.03.2011<br />
Frankfurt a.M., Institut für Stadtgeschichte<br />
»Es führt über den Main…«. Frankfurts Alte<br />
Brücke<br />
22.03.–20.06.2010<br />
Frankfurt a.M., Museum Giersch<br />
Die Bildhauer August Gaul und Fritz Klimsch<br />
03.10.2010–30.01.2011<br />
Freiburg i.Br., Augustinermuseum<br />
Freiburg baroque. Johann Christian Wentzinger<br />
und seine Zeit<br />
27.11.2010–06.03.2011<br />
Fürstenberg a.d. Weser, Porzellanmuseum<br />
Maroni –heiß und lecker<br />
22.08.–14.11.2010<br />
Füssen, ehem. Kloster St. Mang<br />
»Kaiser, Kult und Casanova« –Bayern-Italien<br />
von der Antike bis zum ausgehenden<br />
18. Jahrhundert.<br />
203<br />
Veranstalter: Haus der Bayerischen Geschichte,<br />
Augsburg, und Stadt Füssen<br />
21.05.–10.10.2010<br />
Greifswald, Pommersches Landesmuseum<br />
Die Geburt der Romantik in Pommern<br />
27.08.–21.11.2010<br />
Halberstadt, Das Gleimhaus<br />
Von Mensch zu Mensch. Das Portrait der<br />
Aufklärung<br />
28.08.–20.11.2010<br />
Herne, LWL-Museum für Archäologie<br />
AufRuhr 1225!<br />
26.02.–28.11.2010<br />
Hildesheim, Dom-Museum<br />
Bernwards Schätze<br />
27.02.–09.05.2010<br />
Karlsruhe, Badisches Landesmuseum<br />
Vom Minnesang zur Popakademie. Musikkultur<br />
in Baden-Württemberg<br />
16.04.–12.09.2010<br />
Köln, Käthe Kollwitz Museum<br />
»Paris bezauberte mich…«. Käthe Kollwitz und<br />
die französische Moderne.<br />
Veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Kreissparkasse<br />
Köln<br />
28.10.2010–30.01.2011<br />
Köln, Wallraf-Richartz-Museum &<br />
Fondation Carboud<br />
Max Liebermann –Lovis Corinth –Max Slevogt.<br />
Positionen der impressionistischen Malerei in<br />
Deutschland 1890–1930<br />
30.04.–01.08.2010<br />
Leipzig, Kunsthalle der Sparkasse<br />
Arno Rink. Arbeiten auf Papier<br />
23.09.–27.12.2010<br />
Leipzig, Neues Messegelände<br />
Mutec –Internationale Fachmesse für<br />
Museums- und Ausstellungstechnik<br />
Leihnehmer: ArcTron 3D Vermessungstechnik &<br />
Softwareentwicklung GmbH, Regensburg<br />
18.11.–20.11.2010<br />
Mettmann, Stiftung Neanderthal Museum<br />
Galgen, Rad und Scheiterhaufen<br />
19.02.–26.06.2010<br />
München, Archäologische Staatssammlung –<br />
Museum für Vor- und Frühgeschichte<br />
Karfunkelstein und Seide. Neue Schätze<br />
aus Bayerns Frühzeit<br />
29.01.–04.07.2010<br />
München, Bayerische Staatsbibliothek<br />
Die Fugger im Bild<br />
10.03.–22.05.2010
München, Städtische Galerie<br />
im Lenbachhaus und Kunstbau<br />
Gabriel von Max. Malerstar –Darwinist –<br />
Spiritist (1840–1915)<br />
23.10.2010–13.02.2011<br />
München, Stiftung Haus der Kunst GmbH<br />
Zukunft der Tradition –Tradition der Zukunft.<br />
100 Jahre nach der Ausstellung. »Meisterwerke<br />
muhammedanischer Kunst«<br />
17.09.2010–09.01.2011<br />
Murnau am Staffelsee, Schlossmuseum<br />
Max Beckmann. Apokalypse. Visionen der<br />
Endzeit in Überlieferung und Moderne<br />
23.07.–07.11.2010<br />
Nürnberg, Albrecht-Dürer-Haus<br />
Vortrag »Konfession àlamode? Dürer und<br />
sein Werk zwischen altem Glauben und neuem<br />
Bekenntnis«<br />
24.06.–25.06.2010<br />
Nürnberg, Albrecht-Dürer-Haus<br />
Dürer Vernetzt. Kunst und Kommunikation im<br />
Zeitalter der Medienrevolution<br />
31.10.2010–31.01.2011<br />
Nürnberg, Neues Museum<br />
Claus Bury. Maßstabsprünge<br />
07.03.–06.06.2010<br />
Pottenstein, Fränkische Schweiz-Museum<br />
Handwerker, Krieger, Stammesfürsten. Die germanische<br />
Befestigung der Völkerwanderung auf<br />
dem Reisberg<br />
21.05.–07.11.2010<br />
Radolfzell, Stadtmuseum<br />
Triumphzug, Prunkgefäß und Plauderstündchen.<br />
Raritäten aus Biedermeier und Historismus<br />
08.05.–26.09.2010<br />
Regensburg, Historisches Museum<br />
Berthold Furtmeyr. Meisterwerke der Buchmalerei<br />
29.11.2010–13.02.2011<br />
Rosenheim, Ausstellungszentrum Lokschuppen<br />
Gewürze –Sinnlicher Genuss.<br />
Lebendige Geschichte<br />
Veranstalter: Veranstaltungs- +Kongress GmbH<br />
25.03.–10.10.2010<br />
Schleswig, Landesmuseum für<br />
Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf<br />
Erich Heckel –Aufbruch und Tradition<br />
24.04.–29.08.2010<br />
Selb, Porzellanikon<br />
Königstraum und Massenware. 300 Jahre<br />
europäisches Porzellan<br />
24.04.–02.11.2010<br />
Suhl, Waffenmuseum<br />
Zum 175. Todestag von Johann Veit Döll<br />
15.10.2010–09.01.2011<br />
Wetzlar, Städtische Sammlungen<br />
Spott und Respekt –die Justiz in der Karikatur<br />
23.09.2010–31.01.2011<br />
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek<br />
Für himmlischen Lohn und irdische Weisheit.<br />
Mittelalterliche Bücherschätze in Hildesheim<br />
05.09.2010–27.02.2011<br />
Ausland<br />
Belgien<br />
Brügge, Groeningemuseum<br />
Van Eyck bis Dürer<br />
28.10.2010–30.01.2011<br />
Brüssel, Palais des Beaux-Arts (BOZAR)<br />
The World of Lucas Cranach. An Artist in the<br />
Age of Dürer, Titian and Metsys<br />
20.10.2010–23.01.2011<br />
Italien<br />
Bozen, Schloss Runkelstein<br />
Homo Sedens. Sitzkultur in Tirol<br />
Veranstalter: Stiftung Bozener Schlösser<br />
19.04.2010–23.01.2011<br />
204<br />
Österreich<br />
Grieskirchen, Schloss Parz<br />
<strong>Renaissance</strong> und Reformation (Oberösterreichische<br />
Landesausstellung)<br />
Veranstalter: Land Oberösterreich<br />
27.04.–07.11.2010<br />
Innsbruck, Tiroler Landesmuseum<br />
Ferdinandeum<br />
Johann Evangelist Holzer. Maler des Lichts<br />
03.12.2010–13.03.2011<br />
Krems, Kunsthalle<br />
Pionierin der Moderne. Paula Modersohn-<br />
Becker<br />
14.03.–04.07.2010<br />
Wien, Belvedere<br />
Prinz Eugen Feldherr Philosoph. Der edle Ritter<br />
als Kulturheros<br />
12.02.–06.06.2010<br />
Wien, Belvedere<br />
Meisterwerke im Fokus: Max Oppenheimer –<br />
Mahler und die Musik<br />
23.09.2010–16.01.2011<br />
Schweiz<br />
Münchenstein, Schaulager<br />
Matthew Barney. Drawing Restraint<br />
12.06.–03.10.2010<br />
USA<br />
Houston, The Museum of Fine Arts<br />
German Impressionist Landscape Painting:<br />
Liebermann –Corinth –Slevogt<br />
12.09.–05.12.2010<br />
New York, Neue Galerie Museum<br />
for German and Austrian Art<br />
Franz Xaver Messerschmidt (1736–1783)<br />
16.09.2010–10.01.2011
Der frühe Dürer<br />
(interdisziplinär/Sammlung Gemälde<br />
bis 1800)<br />
Im Jahr 2010 liefen in großem Rahmen<br />
die Vor-Ort-Untersuchungen zum zeichnerischen<br />
und malerischen Frühwerk von<br />
Albrecht Dürer (1471–1528) in den<br />
internationalen Sammlungen an, wozu<br />
etwa 200 Handzeichnungen und 50<br />
Gemälde zählen. Der gebotenen Terminentzerrung<br />
wegen wurde zunächst ein<br />
Schwerpunkt auf die Zeichnungen, dann<br />
auf die Gemälde gelegt. Im Vorfeld der<br />
technologischen Gemäldeanalysen (IRR,<br />
Röntgen, VIS usw.) durch das Institut für<br />
Kunsttechnologie und Konservierung<br />
(IKK) war ein Resümee sämtlicher verfügbaren<br />
älteren technologischen Untersuchungen<br />
geboten. Dazu wurden nach<br />
Möglichkeit alle Verwalter von frühen<br />
Dürer-Gemälden (Museen, öffentliche<br />
und private Sammlungen) um Mitteilung<br />
über die Untersuchungsstände und die<br />
Bereitstellung von Kopien gebeten. Die<br />
Befunde erwiesen sich als höchst unterschiedlich.<br />
In Alter, Qualität und Auswertungsstand<br />
sowie in der Dokumentation –<br />
und auch im Kooperationsverhalten –ergab<br />
sich ein merkliches Nord-Süd-Gefälle<br />
unter den europäischen Institutionen.<br />
Bei den Untersuchungen der beiden<br />
umfangreichsten Zeichnungskonvolutein<br />
der Wiener Albertina und dem Kupferstichkabinett<br />
der Staatlichen Museen zu Berlin<br />
wurde nach dem Vier-Augen-Prinzip vorgegangen.<br />
Dies gewährteden spontanen<br />
Beobachtungsaustausch und die sofortige<br />
Hypothesenkontrolle, etwa zu Dürers Vorgehen<br />
beim Anlegenund Ausführen einer<br />
Zeichnung und zu seinenhäufigen Intentionswechseln<br />
während des Zeichnens.<br />
Datierung, Signatur und sonstigeBeschriftungen<br />
wurden geprüftund hinterfragt, etwa<br />
um mehr Klarheithinsichtlich des immer<br />
wieder vermuteten frühenund »strategischen«Markierens<br />
seiner Autorschaft zu<br />
erhalten. Im Sommer wurde ein ergänzender<br />
Antrag auf Fördermittel der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft (DFG) zur Untersuchung<br />
der Tinten-Differenzen auf Dürers<br />
Handzeichnungen gemeinsam mit der<br />
Bundesanstalt für Materialforschung und –<br />
Forschungsprojekte und Kooperationen<br />
prüfung in Berlin(BAM) formuliert und eingereicht.<br />
Der Forschungsaufenthalt in London<br />
konnte mit einer Einladung zum internationalen<br />
Treffen der »Drawings Week<br />
Conversations« des Courtauld Institute of<br />
Art verbunden werden. Gegen Jahresende<br />
fanden dann die ersten Reisekampagnen<br />
zu den Verwaltern früher Dürer-Gemälde<br />
statt, darunter zu den Museen in Kassel,<br />
Weimar,Basel, Karlsruhe und Madrid.<br />
Am Anfangstand ein Austausch über die<br />
Dürer zugeschriebenen, neu restaurierten<br />
»SiebenSchmerzen Mariens-Tafeln« zusammen<br />
mit sächsischen und Münchner<br />
Kollegen in der Dresdner Gemäldegalerie.<br />
Zum besseren Verständnis der lokalen<br />
Epochenumstände, die das nachbarschaftliche<br />
Umfeld Dürers personell und ereignisgeschichtlich<br />
prägten, wurde mit der<br />
Materialsammlung historischer Daten der<br />
Bewohner des Nürnberger Milchmarktviertels<br />
zwischen 1470 und 1500 begonnen.<br />
Mit Rückgriff auf die reichen, inzwischen<br />
vorbildlich erschlossenen Quellen,<br />
vor allem im Nürnberger Stadtarchiv<br />
(»Häuserbuch«), entsteht auf Basis der<br />
Wikipedia-Technologieeine Datenbank<br />
mit Querverbindungen zu Personen, Wohnorten<br />
und Ereignissen zu Dürers Jugendzeit<br />
in seiner unmittelbaren Nachbar-<br />
Abb. 8 Beim Studieren der IRR-Aufnahmen<br />
von Dürers »Sieben-Schmerzens-<br />
Altar« in Dresden, November 2010<br />
(v.l. Bernhard Maaz, Axel Börner,<br />
Thomas Eser, Karin Kolb)<br />
205<br />
schaft. In Zusammenarbeit mit den Projektpartnern<br />
der Universität Würzburg konnten<br />
etwa 50 bislang unbekannte Epigramme<br />
des ersten Dürer-Panegyrikers Konrad<br />
Celtis (1459–1508) aus den Jahren um<br />
1500 erstmals transkribiert und aus dem<br />
Lateinischen ins Deutsche übersetzt werden.<br />
Im Oktober präzisierte und korrigierte<br />
ein Arbeitstreffen der acht institutionellen<br />
Kooperationspartner die Thesenfelder<br />
und Beschäftigungsbereiche der externen<br />
Mitstreiter (vgl. Anzeiger 2011, S. 218).<br />
Im Vorblick auf die leihpolitisch besonders<br />
ambitionierte Dürer-Ausstellung 2012, die<br />
das Projekt abschließen wird, wurden bereits<br />
im Berichtsjahr erste Leihgesuche zu<br />
besonders wertvollen Frühwerken Dürers<br />
gestellt.<br />
Auch die täglich eintreffenden Hinweise<br />
und Fragen zu Dürer von Seiten diverser<br />
Dürer-Sammler, Dürer-Verehrer und Dürer-Forscher,<br />
im besonderen junger Kolleginnen<br />
und Kollegen im Rahmen akademischer<br />
Qualifikationsarbeiten, wurden<br />
gerne angenommen und bearbeitet, womit<br />
das GNM seine Expertise in Sachen<br />
Dürer als Wissenszentrum für die Dürer-<br />
Forschung nachhaltig zu etablieren vermag.<br />
So wurden zum Beispiel erneut die<br />
Veranstalter des Nürnberger Opernballs<br />
»Albrecht Dürer«, diesmal zum Thema<br />
»Dürer –Amor &Eros«, inhaltlich beraten<br />
und mit Bild- und Textmaterial unterstützt.<br />
Das Forschungsprojekt »Der frühe Dürer.<br />
Historiografische Modelle für ein erweitertes<br />
Verständnis von Albrecht Dürers Frühwerk«<br />
firmiert als so genanntes Leibniz-<br />
Vorhaben.Die Finanzierung erfolgt im<br />
Rahmen des »Senatsausschuss Wettbewerbs-Verfahren«<br />
(SAW-Verfahren)der<br />
WissenschaftsgemeinschaftGottfried<br />
Wilhelm Leibniz e.V., welcher das GNM<br />
als Forschungsmuseum angehört. Die aktuellen<br />
Projektpartner im SAW-Projekt sind<br />
– die Bundesanstalt für Materialforschung<br />
und -prüfung, Berlin,<br />
– das Courtauld Institute, London,<br />
– die Bayerische Akademie der Wissenschaften,<br />
Kommission für Deutsche<br />
Literatur des Mittelalters, München,<br />
– das Deutsche Studienzentrum, Venedig,<br />
und
– der Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur-<br />
und Ideengeschichte, Universität<br />
Würzburg.<br />
Im GNM arbeiteten in fester Besetzung<br />
Daniel Hess, Thomas Eser, Dagmar<br />
Hirschfelder, Oliver Mack, Sebastian<br />
Gulden und Peggy Große.<br />
Fürdie in PlanungbefindlichAusstellung<br />
»Der frühe Dürer« wurde ein Medienplan<br />
erstellt. Startpunkt ist ein Save-the-date-<br />
Flyer, der seit Juni 2010 vorliegt.<br />
Mittelalterbilder. Neukonzeption der<br />
Dauerausstellung<br />
Im sogenannten Lapidarium, unmittelbar<br />
zugänglich von der Eingangshalle, wird<br />
ein weiterer Abschnitt der Mittelaltersammlungen<br />
eingerichtet. Als Auftakt zur<br />
Dauerausstellung »Mittelalter« stehen die<br />
Themen »Kaiser und Reich«, »Kirche«,<br />
»Ritter« und »Stadt«. Den vier Raumpfeilern<br />
zugeordnet, bezeichnen sie schlagwortartig<br />
die Grundlagen der mittelalterlichen<br />
Gesellschaft. Die ausgestellten<br />
Werke vermitteln Geschichtsbilder, die<br />
zweifellos ebenso lückenhaft sind wie die<br />
Überlieferung selbst und genau diesen<br />
Umstand auch verdeutlichen sollen.<br />
Ihnen gegenüber stehen Zeugnisse der<br />
historisierenden Mittelalterauffassung des<br />
19. Jahrhunderts, deren »Bilder« des<br />
Mittelalters weit über die durch Quellen<br />
gesicherten Erkenntnisse hinausgehen.<br />
Die Gegenüberstellung macht ablesbar,<br />
wie zeitgebundene, wechselnde Geschichtskonzepte<br />
die Bilder prägen, die<br />
im Museum vermittelt werden. Zugleich<br />
wird der heutige kritische Umgang mit<br />
den Denkmälern der Vergangenheit reflektiert,<br />
der der Konzeption der aktuellen<br />
Mittelalterausstellungen zugrunde liegt.<br />
2010 schloss diePlanungsgruppe die<br />
konkreteObjektauswahl unddie Definition<br />
dernotwendigen konservatorischen<br />
Anforderungen weitgehendab. AufdieserGrundlage<br />
wurdeder Entwurf der<br />
Vitrinenausstattung, derBeleuchtung und<br />
derAusstellungsbeschriftung so weit erarbeitet,<br />
dass 2011 diekonkreten Einrichtungsarbeitenbeginnenkönnen.<br />
Parallel<br />
dazu wurdenRestaurierungsmaßnahmen<br />
an denaus verschiedenenAbteilungen<br />
desMuseums stammenden Objekten<br />
durchgeführt.Die Eröffnung dieses Sammlungsbereichsist<br />
fürMitte 2012 vorgesehen.<br />
Die Tätigkeit der aus mehreren Wissenschaftlern<br />
des GNM bestehenden Projektgruppe<br />
wurde –unterstützt von Anja<br />
Kregeloh –durch Jutta Zander-Seidel und<br />
Ralf Schürer koordiniert. Die Einrichtungsplanung<br />
lag in den Händen von Jürgen<br />
Wolff vom Staatlichen Bauamt Erlangen-<br />
Nürnberg, die Lichtplanung führte das<br />
Büro lichttransfer, Berlin, durch.<br />
Gründung des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s. Neukonzeption der<br />
Dauerausstellung<br />
Die Gründung des GNM erfolgte vor<br />
mehr als 150 Jahren, ein Datum, welches<br />
das Museum selbst schon zum Gegenstand<br />
musealer Präsentation macht. Dem<br />
wird eine konzentrierte Dauerausstellung<br />
in der Ehrenhalle Rechnung tragen.<br />
Die Ausstellung veranschaulicht anhand<br />
von Dokumenten, Bildern, früh erworbenen<br />
Realien und Installationendie Ideen,<br />
die hinter dem Konzeptdes Museumsgründers<br />
Hans Freiherr von und zu Aufseß<br />
wirkten. Das Aufseß’sche »Generalrepertorium«<br />
suchte mit sämtlichen dieser Zeit<br />
verfügbaren Medien, d.h. in Originalen,<br />
Abschriften, Kopien, Fotografien und<br />
zeichnerischen Wiedergaben aller Artefakte,<br />
ein umfassendes Bild der Kulturgeschichte<br />
des deutschen Sprachraums zu<br />
dokumentieren. Das Unterfangen, das mit<br />
diesem Anspruch sowohl an den personellen<br />
Kapazitäten wie an den technischen<br />
Möglichkeiten seiner Zeit scheitern musste,<br />
fand gleichwohl entschiedenen Widerhall<br />
und Unterstützung in allen Teilen der Bevölkerung<br />
und den deutschen Staaten.<br />
Beispielhaft werden die Anfänge der<br />
Sammeltätigkeit präsentiert, die den<br />
Grundstock des heutigen Museumsbestands<br />
bildet. Stiftungen und Schenkungen,<br />
vielfach im Sinn der nationalen<br />
Selbstfindung erfolgt, machten das<br />
Museum im Verständnis der Zeit zum<br />
»Eigenthum der deutschen Nation«.<br />
Die Konzeption, einschließlich der Objektauswahl<br />
und der ersten Einrichtungsund<br />
Ausstattungsentwürfe, wurde 2010<br />
weitgehend abgeschlossen. Auch die erforderlichen<br />
Restaurierungen wurden bereits<br />
in Angriff genommen. Die konkrete<br />
Umsetzung wird im Anschluss an die<br />
Arbeiten an der Ausstellung »Mittelalterbilder«<br />
erfolgen. Die Eröffnung ist für<br />
das Jahr 2013 vorgesehen.<br />
206<br />
Kulturgeschichte des Handwerks<br />
(Sammlung Kunsthandwerk bis 1800/<br />
Institut für Kunsttechnik und Konservierung)<br />
Im Berichtsjahr wurden die Arbeiten zur<br />
Bestandserfassung der handwerksgeschichtlichen<br />
Sammlung durch Thomas<br />
Schindler weiter fortgesetzt. Einen Schwerpunkt<br />
in der ersten Jahreshälfte bildeten<br />
die komplette Dokumentation der so genannten<br />
Harscher‘schen Kupferschmiede<br />
mit 152 Einzelobjekten sowie die Bearbeitung<br />
von ca. 150 weiteren, bislang<br />
nicht inventarisierten Werkzeugen, so<br />
dass die Erfassung der Werkzeuge aus<br />
der Handwerksaltertümer-Sammlung mit<br />
Ende des Jahres als nahezu abgeschlossen<br />
gelten kann. Die zweite Jahreshälfte<br />
dominierten drei Arbeitsschwerpunkte,<br />
die Erstellung des Rohmanuskripts für den<br />
Bestandskatalog (vgl. Anzeiger 2011,<br />
S. 210), die konzeptionellen Vorarbeiten<br />
für die große handwerksgeschichtliche<br />
Sonderausstellung im Frühjahr 2013<br />
sowie die vorbereitenden Planungen zur<br />
Einrichtung des künftigen Zunftdepots.<br />
63 Objekte wurden vom IKK in einen<br />
ausstellungswürdigen Zustand gebracht.<br />
Digitaler Porträtindex: Druckgraphische<br />
Bildnisse der Frühen Neuzeit<br />
(Graphische Sammlung)<br />
Für den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) geförderten Aufbau<br />
einer Online-Datenbank mit druckgraphischen<br />
Porträts vom 15. bis zum 18. Jahrhundert<br />
haben unter der Leitung des<br />
»Deutschen Dokumentationszentrums<br />
für Kunstgeschichte –Bildarchiv Foto<br />
Marburg« 2010 sieben Museen und<br />
Bibliotheken aus Deutschland und Österreich<br />
Blätter aus ihren Sammlungen eingebracht.<br />
Die Datenbank soll sowohl der<br />
Forschung als auch einer breiten Öffentlichkeit<br />
Zugang zu etwa 260.000 hochauflösend<br />
digitalisierten und nach wissenschaftlichen<br />
Gesichtspunkten katalogisierten<br />
Bildnissen ermöglichen. Sie wird<br />
so zum einen Auskunft über die Namen,<br />
die Lebensdaten und über die Berufe der<br />
Porträtierten geben und zum anderen<br />
Informationen zu den Künstlern, den<br />
Datierungen, den Verlagen und den<br />
Druckorten der Blätter enthalten. Darüber<br />
hinaus sollen alle Bildnisse mit dem Normvokabular<br />
der Deutschen Nationalbibliothek<br />
in Frankfurt a.M., d.h. mit der Perso-
nennamendatei verknüpft werden. Von<br />
den 2010 insgesamt 200.000 aufgenommen<br />
und wissenschaftlich bearbeiteten<br />
Porträts entfielen 10.000 Blätter auf<br />
die Graphische Sammlung des GNM,<br />
vornehmlich aus der Merkel‘schen Porträtsammlung.<br />
Für 2011 ist die Digitalisierung<br />
weiterer 10.000 druckgraphischer<br />
Bildnisse aus dem Nürnberger Bestand<br />
geplant, die in einem zweiten Projektabschnitt<br />
erfolgen soll. Die Freischaltung der<br />
Online-Datenbank, die kontinuierlich<br />
ausgebaut wird, ist 2011 vorgesehen<br />
(www.portaitindex.de). Im GNM wird<br />
das Projekt von Yasmin Doosry geleitet.<br />
MIMO –Musical Instrument Museums<br />
Online/MusikInstrumentenMuseen Online<br />
(Sammlung Historische Musikinstrumente)<br />
Im 2009 begonnenen und von der<br />
Europäischen Union geförderten Projekt<br />
MIMO (www.mimo-project.eu) sollen<br />
45.000 Musikinstrumente aus neun der<br />
wichtigsten europäischen Sammlungen<br />
bis August 2011 digitalisiert und –zum<br />
Teil von Audio- und Videoaufnahmen begleitet<br />
–über die Website der Europäischen<br />
Digitalen Bibliothek EUROPEANA<br />
(www.europeana.eu) zugänglich gemacht<br />
werden. Das Projektvolumen beträgt<br />
3,2 Mio. €, die Projektkoordination<br />
liegt bei der University ofEdinburgh.<br />
Am 21. April begann die erste von insgesamt<br />
21 Fotokampagnen, in denen das<br />
Nürnberger Atelier für Fotodesign Kühnel<br />
alle noch nicht in digitalen Abbildungen<br />
vorliegenden Objekte der Musikinstrumentensammlung<br />
fotografierte. Die Aufgabe,<br />
Musikinstrumentenkonvolute nach<br />
fotografischen Kriterien zu Gruppen zusammenzustellen,<br />
um aufwendige Lichtumbauten<br />
zu minimieren, die Objekte<br />
konservatorisch zu betreuen und sie termingerecht<br />
bereitzustellen, bedeutete<br />
eine große logistische Herausforderung.<br />
Während die wissenschaftliche Volontärin<br />
Franziska Pfefferkorn die Abläufe<br />
minutiös plante und koordinierte, betreute<br />
der aus EU-Mitteln bezahlte Restaurator<br />
Stefan Oed gemeinsam mit den Restauratoren<br />
des GNM die Instrumente und<br />
organisierte den Transport der Objekte.<br />
Petra Schneider als studentische Hilfskraft<br />
assistierte im mobilen Fotostudio und kümmerte<br />
sich um die Vereinheitlichung der<br />
Objektdaten im Dokumentationssystem<br />
Abb. 9<br />
Das MIMO-Team<br />
fotografiert in der<br />
Musikinstrumentenausstellung<br />
(Foto: Günther<br />
Kühnel<br />
des GNM. Bis zum Jahresende wurden<br />
so 1.215 Musikinstrumente in hoch aufgelösten<br />
Digitalfotos dokumentiert.<br />
Die Arbeiten fanden während der Öffnungszeiten<br />
des Museums statt, so dass<br />
interessierte Besucher an den im Internet<br />
bekannt gegebenen Tagen die Arbeit der<br />
Fotografen zusätzlich an einem Großbildschirm<br />
verfolgen konnten. Ein Transparent<br />
erläuterte die Abläufe und den technischen<br />
Aufbau.<br />
Der ebenfalls aus EU-Mitteln finanzierte<br />
IT-Spezialist Thomas Bauereiß<br />
programmierte die für den Datentransfer<br />
zum MIMO-Server in Paris benötigte<br />
OAI-PMH-Schnittstelle für das hauseigene<br />
Dokumentationssystem GNM-DMS und<br />
führte das Mapping für die Objektdaten<br />
durch, bei dem die Struktur der GNM-<br />
Datensätze in das für den Transport von<br />
Informationen zu Kulturobjekten verwendete<br />
Datenmodell LIDO überführt<br />
wurde. Dank dieser Arbeiten waren rund<br />
1.000 Datensätze des GNM innerhalb<br />
des MIMO-Konsortiums die ersten, die<br />
durch ein Harvesting-Verfahren auf den<br />
MIMO-Server in Paris kopiert werden<br />
konnten.<br />
Parallel zu den Fotokampagnen wurden<br />
die im GNM verfassten Richtlinien<br />
für die Digitalisierung von Musikinstrumenten<br />
weiterentwickelt und im Oktober<br />
bei der EU-Kommission als Version 2<br />
eingereicht und angenommen. In seiner<br />
Eigenschaft als Leiter des Arbeitspakets<br />
»Digitalisierung« nahm Frank P. Bär an<br />
einer Projektevaluierung durch die EU-<br />
Kommission in Luxemburg am 22. September<br />
teil. Die Kommission, verstärkt<br />
207<br />
durch externe Experten, würdigte die sehr<br />
guten Fortschritte des Projekts und betonte<br />
das Potenzial der Digitalisierungsrichtlinien<br />
als Beispiel für andere Objektgruppen.<br />
Galerie Heinemann online<br />
(Deutsches Kunstarchiv)<br />
Das Projekt in Kooperation mit dem Zentralinstitut<br />
für Kunstgeschichte, München,<br />
wurde vonder Arbeitsstelle fürProvenienzrecherche/-forschung,<br />
Berlin, gefördert<br />
und konnte erfolgreich unter der Leitung<br />
von Birgit Jooss abgeschlossen werden.<br />
Am 29. Juli 2010 wurde die für die Provenienzforschung<br />
bedeutende Datenbank<br />
»Galerie Heinemann online« unter der<br />
Adresse http://heinemann.gnm.de freigeschaltet.<br />
Im Dezember wurde zusätzlich<br />
eine Kommentarfunktion für externe Nutzer<br />
implementiert.. Die Datenbank erlaubt<br />
Recherchen zu 43.500 Gemälden aller<br />
Epochen, die in der Galerie Heinemann<br />
vor allem in der Zeit zwischen 1890 und<br />
1939 gehandelt wurden.<br />
Schon kurze Zeit nach Freischaltung<br />
der Datenbank fand diese großes Interesse<br />
bei Hörfunk, Print- und TV-Medien sowie<br />
Internetblogs. Das Ausland reagierte<br />
ebenfalls schnell auf die Meldung. So<br />
wurde etwa in der ungarischen Presse<br />
bereits am 30. Juli 2010 berichtet.<br />
Die Teilnahme der Archivleiterin Birgit<br />
Jooss an der Tagung des Arbeitskreises<br />
für Provenienzforschung in der Hamburger<br />
Kunsthalle am 4. November 2010<br />
trug zur weiteren Verbreitung des Projekts<br />
innerhalb der Fachkreise bei.
Wege in die Moderne.<br />
Neukonzeption der Dauerausstellung<br />
von der Französischen Revolution bis<br />
zum Ersten Weltkrieg<br />
2010 startete unter der Leitung von Jutta<br />
Zander-Seidel das für drei Jahre von der<br />
Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des<br />
»Paktes für Forschung und Innovation«<br />
(SAW-Verfahren) geförderte Vorhaben<br />
zur Vorbereitung einer künftigen Dauerausstellung<br />
zur Kulturgeschichte des<br />
19. Jahrhunderts. Wissenschaftlicher Koordinator<br />
des sammlungsübergreifenden<br />
Projekts, an dem alle mit dem Zeitraum<br />
befassten Sammlungsleiter mitwirken, ist<br />
Roland Prügel; als wissenschaftliche Hilfskraft<br />
ist Evelyn Smoler tätig.<br />
Indem das Projekt nicht nur Sammlungsbestände<br />
in neuen Kontextenerschließt,<br />
sondern auch Anteile in der Konservierungsforschung<br />
sowie in der musealen<br />
Vermittlung besitzt, verfolgt es seine Ziele<br />
in drei zentralen Segmenten der Museumsforschung.<br />
In den Sammlungen werden<br />
zu den exemplarisch ausgewählten ForschungskomplexenWeltausstellungen,<br />
Medienexplosion und Musikkultur projektrelevante<br />
Objekte recherchiert und dokumentiert.<br />
Die Anteile »Museale Prävention«<br />
und »Museale Kommunikation«<br />
stehen für die Entwicklung eines museumstauglichen,<br />
ökonomisch-ökologischen<br />
Beleuchtungssystems und die Erprobung<br />
innovativer Kommunikationsstrukturen zur<br />
Vermittlung der Forschungsergebnisse.<br />
Im Segment »Museale Kommunikation«<br />
führte das KPZ in der Ausstellung »Plakativ!«<br />
eine Besucherbefragung durch. Im<br />
Mittelpunkt stand die Frage, wie historische<br />
Werbeplakate heute wirken. Die<br />
Untersuchung wurde mittels detaillierter<br />
Fragebögen mit über 500 Besucherinnen<br />
und Besuchern durchgeführt. Als Ergebnisse<br />
können festgehalten werden, dass<br />
historische Werbeplakate Besucher emotional<br />
ansprechen, auch ohne textliche<br />
Ergänzung, Zeitgeist transportieren und<br />
einen signifikanten Erinnerungswert besitzen.<br />
Im Hinblick auf die Neuaufstellung<br />
der Sammlungen zum 19. Jahrhundert<br />
zeigte die Umfrage, dass sich Werbeplakate<br />
gut als »Zeitmarker« eignen.<br />
Für 2014 ist eine Sonderausstellung<br />
geplant, die Ergebnisse aus allen drei<br />
Projektbereichen präsentiert und Museumsforschung<br />
als zentralen Bereich geisteswissenschaftlicher<br />
Forschung sichtbar<br />
macht.<br />
Behaim-Globus<br />
(interdisziplinär/Wissenschaftliche<br />
Instrumente)<br />
Der 1492 bis 1494 entstandene Erdglobus<br />
des Martin Behaim ist eines der spektakulärsten<br />
deutschen Wissensmedien des<br />
Spätmittelalters und heute die weltweit<br />
älteste erhaltene Darstellung der Erde in<br />
Kugelgestalt. Im Sommer 2010 war der<br />
Globus einige Wochen lang Gegenstand<br />
eines museologischen Experiments: Im<br />
208<br />
Abb. 10<br />
Der Industriepalast<br />
der Wiener Weltausstellung<br />
als<br />
Baustelle, 1872<br />
(Repro aus der<br />
Mappe: Wien Weltausstellung<br />
1873.<br />
Bauten auf dem<br />
Ausstellungsplatz.<br />
o.O. o.J.)<br />
Zuge des pädagogischen Forschungsvorhabens<br />
»Adressantenspezifische Aufbereitung<br />
von Wissen mit konfligierender<br />
Evidenz in Museen« (TU München,<br />
Universität Koblenz-Landau, Deutsches<br />
Museum München) wurde eine Testbeschriftung<br />
entwickelt, die dem Besucher<br />
alternative und bewusst widersprüchliche<br />
Wissensinhalte zum Globus vermittelte.<br />
Die Besucherinterviews zu Wirkung und<br />
Akzeptanz dieser Beschriftungen werden<br />
von den externen Projektträgern derzeit<br />
ausgewertet.<br />
Die jüngste Edition von Bilddarstellung<br />
und Text des Behaim-Globus ist inzwischen<br />
über ein Jahrhundert alt und editorisch<br />
überholt. In Zusammenarbeit mit der<br />
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />
Nürnberg wurde der Rohling eines Drittmittelantrags<br />
für eine Neuedition der<br />
bildlichen und textlichen Globustextur<br />
verfasst, der zunächst zur Finanzierung<br />
einer 2011 zu erfolgenden digitalen<br />
3D-Modellierung dienen wird.<br />
Erschließung der Exlibris-Sammlung<br />
(Graphische Sammlung)<br />
Die Graphische Sammlung bewahrt mit<br />
ca. 40.000 Exemplaren eine sehr umfangreiche<br />
Exlibris-Sammlung, die für die<br />
Forschung noch nicht erschlossen ist. Das<br />
Kernstück stellt die 1916 vom GNM<br />
erworbene Sammlung des Grafen Karl<br />
Emich zu Leiningen-Westerburg (1856–<br />
1906) dar. Das von Claudia Valter betreute<br />
Projekt konzentriert sich auf die<br />
Exemplare aus dem deutschsprachigen<br />
Raum vom 15. Jahrhundert bis 1870<br />
(ca. 5.000 Exlibris). Als Grundlage für<br />
eine weitere wissenschaftliche Bearbeitung<br />
werden diese zunächst sukzessive<br />
mit dem Datenbanksystem HIDA-MIDAS<br />
einzeln inventarisiert.<br />
Langfristiges Ziel ist es, diesen Teil der<br />
Exlibris-Sammlung zu digitalisieren und in<br />
einer Online-Datenbank zugänglich zu<br />
machen. 2010 wurden rund 220 Exlibris<br />
von Eignern aus dem Großraum Nürnberg,<br />
einem Zentrum dieser Kunst im<br />
16. und 17. Jahrhundert, erfasst –unter<br />
den Auftraggebern finden sich sowohl die<br />
bedeutenden Patrizierfamilien wie heute<br />
völlig unbekannte Namen. Eine wissenschaftliche<br />
Buchpublikation zu diesem<br />
Teilbestand ist gleichfalls für die nächsten<br />
Jahre geplant.
Archäologische Forschungen in<br />
Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz von der Auflösung des<br />
Alten Reichs bis 1852<br />
(Bibliothek)<br />
Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) bewilligte Projekt zur<br />
Digitalisierung und Erschließung von Literatur<br />
zur archäologischen Forschungspraxis<br />
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
startete zu Jahresbeginn 2010. Nach<br />
Schaffung der EDV-technischen Voraussetzungen<br />
in der Umgebung des GNM<br />
begann der wissenschaftliche Mitarbeiter,<br />
Ingo Wiwjorra, projektrelevante Literatur<br />
in der von der Herzog August Bibliothek<br />
in Wolfenbüttel gehosteten Datenbank zu<br />
erfassen. Von dem Informatikstudenten<br />
Adrian Stäcker wurde die Software für<br />
die Eingabe in die Datenbank weiterentwickelt,<br />
sowie die www-Präsentation der<br />
Daten angepasst und funktional erweitert.<br />
Bis Jahresende konnten insgesamt<br />
1.600 projektrelevante Monographien,<br />
Zeitschriften und Aufsätze bibliographiert<br />
werden. Ferner wurden für diese Titel inhalterschließende<br />
Fachbegriffe zugeordnet<br />
sowie Links für die Abbildung von inhaltlichen<br />
Bezügen zwischen den Titeln gesetzt.<br />
Von den Neuerfassungen sind bislang<br />
etwa 800 Titel für den externen Nutzer<br />
unter der Adresse http://dbs.hab.de/<br />
archfunde/?gnm=1 recherchierbar.<br />
Ausden Beständen derGNM-Bibliothek<br />
wurden bislang 105 bibliographische<br />
Einheiten mit Unterstützung der Firma<br />
FischerinErlangen digitalisiert. Vondiesen<br />
Digitalisaten wurden zunächst 10 Ausgaben<br />
sowohl über einen von Georg<br />
Hohmann (IT-Referat) entwickelten Viewer,<br />
wie auch über den DFG-Viewer im Internet<br />
veröffentlicht. Diese Digitalisate sind<br />
über die Projektdatenbank, den OPAC<br />
des GNM sowie über den gemeldeten<br />
Eintrag im SWB-Verbundkatalog online<br />
recherchier- und aufrufbar. Die bislang<br />
prototypische Präsentation der Digitalisate<br />
bildet einen wichtigen Schritt für den<br />
weiteren Aufbau der Digitalen Bibliothek<br />
des GNM im Jahr 2011.<br />
Verzeichnung der Nachlässe von<br />
Lovis Corinth, Gabriel von Max und<br />
Richard Riemerschmid<br />
(Deutsches Kunstarchiv)<br />
Am 1. November 2010 begann ein neu-<br />
Abb. 11 Sandra Sichermann bei der Verzeichnung<br />
des Nachlasses von Lovis Corinth<br />
es Erschließungsprojekt des Deutschen<br />
Kunstarchivs unter der Leitung von Birgit<br />
Jooss. Um die Nutzung der stark gefragten<br />
Nachlässe von Lovis Corinth (1858–<br />
1925, Maler, Graphiker), Gabriel von<br />
Max (1840–1915, Maler, Graphiker,<br />
Anthropologe) und Richard Riemerschmid<br />
(1868–1957, Architekt, Maler, Kunstgewerbler)<br />
zu erleichtern, werden diese bislang<br />
ungenügend erschlossenen Bestände<br />
neu erfasst. Sie werden nach den »Regeln<br />
zur Erschließung von Nachlässen und<br />
Autographen« (RNA) geordnet, und ihre<br />
Metadaten in die archiveigene Datenbank<br />
eingegeben. Ziel des Projekts ist es,<br />
die Unterlagen für die Nutzer wissenschaftlich<br />
zugänglich zu machen, sie in<br />
den jeweiligen Verzeichnissen (später im<br />
Internet) zu publizieren sowie die Archivalien<br />
durch archivgerechte Lagerung auch<br />
in konservatorischer Hinsicht für die Zukunft<br />
zu sichern. Begonnen wurde mit der<br />
Verzeichnung des zwölf laufende Meter<br />
umfassenden Bestandes von Lovis Corinth.<br />
Das Projekt wird großzügig durch die<br />
Ernst von Siemens Kunststiftung gefördert.<br />
Kooperation mit der Universität<br />
Erlangen-Nürnberg<br />
Im Jahr 2010 wurde an der Universität<br />
Erlangen-Nürnberg ein neuer Masterstudiengang<br />
im Fachbereich Kunstgeschichte<br />
mit Schwerpunkt Museumskunde<br />
eingerichtet.<br />
Dieses viersemestrige, wissenschaftlich<br />
ausgerichtete Studium beinhaltet neben<br />
einem verpflichtenden Kernbereich zur<br />
Vertiefung fachlicher Kenntnisse die zwei<br />
Schwerpunkte »Bild- und Medienwissen-<br />
209<br />
schaft« und »Museumsarbeit«. Für letzteren<br />
ist eine vertragliche Kooperation mit<br />
dem GNM festgelegt worden, um den<br />
Studierenden einen Einblick in das wissenschaftliche<br />
Arbeiten eines großen<br />
kunst- und kulturgeschichtlichen Museums<br />
zu geben. Ziel ist es, in Blockseminaren<br />
den Nachwuchswissenschaftlern berufsorientierte<br />
Kenntnisse auf dem Gebiet des<br />
Sammlungs- und Ausstellungswesens sowie<br />
der Kunstvermittlung nahe zu bringen.<br />
Die Koordinationsarbeit obliegt auf<br />
Seiten des Museums Petra Krutisch.<br />
Forschungskooperation mit der<br />
Hochschule für Musik Nürnberg<br />
Am 23. Juli unterzeichneten Generaldirektor<br />
G. Ulrich Großmann und Martin<br />
Ullrich, Präsident der Hochschule für Musik<br />
Nürnberg, während einer Pressekonferenz<br />
den Vertrag über eine Forschungskooperation<br />
der beiden Institutionen. Ziel der<br />
Vereinbarung ist es, die sehr gute, bisher<br />
informelle Zusammenarbeit auf eine vertragliche<br />
Grundlage zu stellen und so gemeinsamen<br />
Vorhaben eine solidere Basis<br />
zu geben. Dank der großzügigen Finanzierung<br />
durch die Gesellschaftder Förderer<br />
der Hochschule für Musik in Nürnberg e.V.<br />
konnte am 1. Oktober die Musikwissenschaftlerin<br />
Katharine Leiska als gemeinsame<br />
wissenschaftliche Volontärin eingestellt<br />
werden. In den nächsten zwei Jahren soll<br />
sie ein Drittmittelprojekt, das wissenschaftliche<br />
mit künstlerischer Forschung vereinen<br />
soll, entwerfen und beantragen. Weitere<br />
Aufgaben sind die Pflege der Kontakte<br />
zwischen den Institutionen und die Profilierung<br />
des zusammen veranstalteten jährlichen<br />
Symposions zu Musikinstrumenten.<br />
Textilfunde aus Mainz<br />
(Textilien und Schmuck/Institut für Kunsttechnik<br />
und Konservierung)<br />
Im Rahmen des EU-Projekts DressID am<br />
Reiss-Engelhorn-Museum wurden 52 römische<br />
Textilfunde aus Mainz, die 1870<br />
als Schenkung von Ludwig Lindenschmit<br />
in das GNM gelangten, zu technologischen<br />
und materialkundlichen Analysen<br />
nach Mannheim ausgeliehen. Der Blickpunkt<br />
der Forschungen liegt auf der Identifizierung<br />
von Merkmalen, die auf eine<br />
zu vermutende Standardisierung der<br />
Textilherstellungsprozesse im Umfeld des<br />
römischen Militärs hinweisen.
Bestandskataloge<br />
Nürnberger Fayencen des<br />
18. Jahrhunderts<br />
Die wissenschaftlicheUntersuchung der<br />
Nürnberger Fayencen schritt im Jahr<br />
2010 voran. Für den in absehbarer Zeit<br />
vorzulegenden Bestandskatalog erfasste<br />
Silvia Glaser weiterhin die Objekte. Zudem<br />
wurden 90 Fayencen umfassend restauriert.<br />
Die Auswertung von Beständen<br />
in mehreren böhmischen Schlössern ergab<br />
einen weiteren wichtigen Aspekt der Verbreitung<br />
derartiger Geschirre im späten<br />
18. und im Verlauf des 19. Jahrhunderts.<br />
Behältnismöbel von 1650 bis 1800<br />
Die Erstellung des Bestandskatalogs zu<br />
Kommoden und Schränken von 1650 bis<br />
1800 schritt im Jahr 2010 voran. Auf<br />
kunsthistorischer Seite lag die Arbeit in<br />
den Händen von Almuth Klein als wissenschaftlicher<br />
Volontärin und Petra Krutisch<br />
als Sammlungsleiterin, auf Seiten des IKK<br />
bei den Möbelrestauratoren, namentlich<br />
Martin Meyer und der wissenschaftlichen<br />
Volontärin Frauke Schott. Das mit Beginn<br />
der Katalogarbeit entwickelte Dokumentationssystem<br />
bewährte sich weiterhin.<br />
Neben der Beschreibung und Einordnung<br />
der Objekte durch die Kunsthistoriker lieferten<br />
die Restauratoren textliche –und<br />
im Einzelfall auch zeichnerische –Darstellungen<br />
von Konstruktionen, zu Werkzeugspuren<br />
auf Oberflächen usw. In der<br />
bildlichen Dokumentation kamen IR- und<br />
UV-Fotografie, aber auch Röntgenaufnahmen<br />
zum Einsatz. Parallel fanden in Zu-<br />
Abb. 12 Fotoaktion im Aufseß-Saal<br />
sammenarbeit mit der Fotostelle mehrere<br />
Fotoaktionen statt, in denen vor allem die<br />
großen Schränke des <strong>Barock</strong> und Rokoko<br />
für die geplante Veröffentlichung digital<br />
aufgenommen wurden.<br />
Medaillen und Gedenkmünzen der<br />
Reichsstadt Nürnberg<br />
Die Medaillenproduktion in Nürnberg,<br />
neben Augsburg die bedeutendste Stadt<br />
für die Medaillenherstellung in Deutschland,<br />
begann 1521. Der wissenschaftliche<br />
Bearbeiter, Hermann Maué, strebte<br />
an, alle Medaillen und Gedenkmünzen<br />
mit Bezug auf Nürnberger Ereignisse, entstanden<br />
bis zum Ende der Reichsunmittelbarkeit<br />
im Jahre 1806, zu katalogisieren,<br />
zu beschreiben und das jeweilige historische<br />
und kulturgeschichtliche Umfeld darzustellen.<br />
In den Katalog sind offizielle,<br />
vom städtischen Rat herausgegebene Medaillen<br />
wie auch private, von Nürnberger<br />
Personen, von Vereinen und Institutionen,<br />
etwa dem Pegnesischen Blumenorden<br />
oder der Handlungsdienerkasse, in Auftrag<br />
gegebene Medaillen aufgenommen.<br />
Nicht berücksichtigt sind Medaillen auf<br />
Nürnberger Personen. Im Sinne des Projekts<br />
umfasst »Nürnberg« nicht nur das<br />
Stadt-, sondern auch das Landgebiet. Da<br />
das GNM über die beste und umfangreichste<br />
Sammlung Nürnberger Medaillen<br />
verfügt, ist die geplante Publikation<br />
zugleich ein Katalog eines wichtigen Bestands<br />
des Münzkabinetts.<br />
Mittelalterliche Bronzen<br />
Der reiche und vielfältige Bestand des<br />
Museums umfasst neben wenigen großformatigen<br />
Figuren vor allem Kleinplastik<br />
und Gerät, entstanden vorwiegend im<br />
deutschen Sprachraum, in der Zeit vom<br />
9. Jahrhundert bis um 1500. Die überwiegende<br />
Zahl gehört zur Sammlungsabteilung<br />
Kunsthandwerk bis 1800. Mit<br />
kleineren Beständen sind die Abteilungen<br />
Skulptur bis 1800, Textilien und Schmuck,<br />
Vor- und Frühgeschichte, Wissenschaftliche<br />
Instrumente, Pharmazie und auch<br />
das Gewerbemuseum beteiligt. Die 211<br />
Katalognummern verteilen sich auf die<br />
Sachgruppen: Großformatige Bildwerke<br />
–Kreuz, Kreuzfuß, Kruzifixe –Weitere<br />
kleinplastische Bildwerke –Sakrale Behältnisse<br />
–Rauchfässer –Aquamanilien –<br />
Leuchter –Gefäße –Glocken, Taufe –<br />
210<br />
Schmuck, Beschläge, Schlüsselhaken und<br />
Verwandtes –Varia –Nachguss, Fälschung<br />
–Verlust (vermisst, abgegeben).<br />
Vorangestellt ist eine kurze Einführung zu<br />
Sammlungsbestand und Sammlungsgeschichte,<br />
zum zeitlichen und regionalen<br />
Umfang, zur Gliederung des Katalogs<br />
(auch Hinweise auf nicht aufgenommene<br />
Bestände) und zu Material und Technik.<br />
Analysen der Gusslegierungen, die von<br />
etwa der Hälfte des Bestands vorliegen,<br />
sind in einer Tabelle angefügt. Der von<br />
Ursula Mende bearbeitete Katalog ist im<br />
Manuskript abgeschlossen.<br />
Werkzeug der Frühneuzeit<br />
Mitte 2010 begann Thomas Schindler<br />
mit den konzeptionellen Vorarbeiten am<br />
Katalog zum handwerklichen Arbeitsgerät<br />
der Frühneuzeit (vgl. Anzeiger<br />
2011, S. 206). Die Sammlungen des<br />
GNM beinhalten über 600 seltene und<br />
teilweise einzigartige Arbeitsgeräte aus<br />
dieser Zeit, welche der wissenschaftlichen<br />
Öffentlichkeit wie dem interessierten<br />
Breitenpublikum bislang großenteils unbekannt<br />
sind. Ab August konnte die inhaltliche<br />
Arbeit daran aufgenommen werden,<br />
sodass voraussichtlich im Herbst 2011<br />
ein vollständiges Manuskript vorliegen<br />
wird. Bislang wurden rund 300 analytisch<br />
nutzbare Fotografien neu angefertigt,<br />
angestrebt sind etwa 400. Der Band<br />
ist als Handbuch konzipiert, in dem die<br />
einzelnen Stücke mit enzyklopädischlexikalischem<br />
Anspruch auch kontextuell<br />
erläutert werden. Darüber hinaus widmet<br />
er sich in zwei einleitenden Kapiteln der<br />
Forschungs- sowie der Sammlungsgeschichte.
Historisches Archiv<br />
Die Verzeichnungsarbeiten konzentrierten<br />
sich vor allem auf folgende Bestände, die<br />
zusammen gut ein Drittel des Historischen<br />
Archivs umfassen: Fam. von Andrian-<br />
Werburg, Fam. Biermann, Fam. Wolkenstein-Rodenegg,<br />
Pergamenturkunden,<br />
Bismarck-Karikaturen, Forschungsstelle<br />
Deutscher Bauernhof und GNM-Akten<br />
(Verwaltungsarchiv). In fast allen Fällen<br />
erfolgte die Verzeichnung direkt mittels<br />
der Archivdatenbank »Faust«. Darüber<br />
hinaus wurden konzeptionelle Überlegungen<br />
angestellt, um die Erschließung<br />
der Pergament- und Papierurkunden, des<br />
Familienarchivs Wolkenstein-Rodenegg<br />
sowie des im Jahre 2009 bereits teildigitalisierten<br />
Deutschen Glockenarchivs im<br />
Rahmen von Drittmittelprojekten voranzutreiben.<br />
Seit Februar 2010 ist eine Liste der im<br />
Historischen Archiv verwahrten Bestände<br />
im Internet unter http://forschung.gnm.de/<br />
htm/htm3/p03.html abrufbar. Im Rahmen<br />
der personellen Möglichkeiten wird an der<br />
sukzessiven Übertragung der vorhandenen<br />
Verzeichnungsdaten in die Datenbank<br />
»Faust« gearbeitet. Die Bereitstellung<br />
eines Zugriffs auf diese Daten über die<br />
Internetseite des GNM ist beabsichtigt.<br />
In 530 Fällen wurden schriftliche Auskünfte<br />
versandt, außerdem wurden 1.643<br />
Reproduktionen von Archivgut zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Deutsches Kunstarchiv<br />
Neben der Erwerbsarbeit wurden die<br />
Verzeichnisarbeiten intensiv fortgesetzt.<br />
Kleinere Bestände wurden tief erschlossen,<br />
umfangreichere Bestände summarisch erfaßt.<br />
Komplettneu verzeichnet wurden die<br />
Bestände von Willi Drost (1892–1964,<br />
Kunsthistoriker), Wilhelm Gerstel (1879–<br />
1963, Bildhauer), Otto Herbig (1889–<br />
1971, Maler, Grafiker), Anton Kerschbaumer<br />
(1885–1931, Maler, Grafiker),<br />
Bernhard Pankok (1872–1943, Kunsthandwerker,<br />
Maler, Grafiker, Architekt,<br />
Bildhauer), Eduard Plietsch (1886–1961,<br />
Kunsthistoriker, Kunsthändler), Hermann<br />
Bachmann (1922–1995, Maler, Grafiker)<br />
und Wanda Ziegert von Debschitz<br />
Forschungsservice<br />
(1899–1986, Webmeisterin, Volkskunstspezialistin).<br />
Dabei handelte es sich um<br />
insgesamt 2,90 laufende Meter. Eine<br />
summarische Verzeichnung erfolgte für<br />
die Bestände von Sabine Fehlemann<br />
(1941–2008, Kunstwissenschaftlerin),<br />
Leo Grewenig (1898–1991, Maler),<br />
Heinrich Kirchner (1902–1984, Bildhauer)<br />
und Jörg Rasmussen (1944–1986,<br />
Kunsthistoriker). Sie umfassen 9,55 laufende<br />
Meter.<br />
Aufgrund von Nachlieferungen wurden<br />
bereits existierende Bestandsverzeichnisse<br />
ergänzt. Es handelte sich um die Bestände<br />
von Gerhard Keller (1905–1984,<br />
Maler, Grafiker), Gisela Schmidt-Reuther<br />
(1915–2009, Keramikerin) und Peter<br />
Strieder (geb. 1913, Kunsthistoriker).<br />
Vollständig neu überarbeitet und retrokonvertiert<br />
wurden die Verzeichnisse von<br />
Gerhard Baumgärtel (1924–1984, Maler),<br />
George Grosz (1893–1959, Maler,<br />
Grafiker, Karikaturist, Schriftsteller), Karl<br />
Haberstock (1878–1996, Kunsthändler),<br />
Hans Mackowsky (1871–1938, Kunsthistoriker)<br />
und Franz Marc (1880–1916,<br />
Maler, Grafiker).<br />
Die alphabetische Bestandsliste wurde<br />
fortwährend aktualisiert und ist im Internet<br />
auf der Seite des Deutschen Kunstarchivs<br />
http://forschung.gnm.de/htm/htm3/p03.<br />
html abrufbar. Den persönlichen Nutzern<br />
im Lesesaal stehen die Bestandsliste, die<br />
laufend aktualisierten Bestandsübersichten<br />
sowie alle erarbeiteten Bestandsverzeichnisse<br />
zur Verfügung. Vorgesehen<br />
sind die Übergabe der Daten für die Beständeübersichten<br />
an die Zentrale Datenbank<br />
Nachlässe (ZDN) des Bundesarchivs<br />
sowie die online-Stellung derselben<br />
auf der Homepage des GNM. Die erfolgreich<br />
erarbeiteten Datenbankmasken des<br />
Deutschen Kunstarchivs wurden im Juli<br />
2010 dem Rheinischen Archiv für Künstlernachlässe<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Das Deutsche Kunstarchiv beantwortete<br />
im laufenden Jahr 605 schriftliche Anfragen<br />
postalisch. 176 Personen besuchten<br />
an 436 Besuchstagen den Lesesaal.<br />
731 Dokumente wurden –unter Einhaltung<br />
der Urheberrechte –für externe Nutzer<br />
kopiert beziehungsweise gescannt.<br />
211<br />
Abb. 13 Der GNM-Lesesaal<br />
Bibliothek<br />
Gegenüber dem Vorjahr sind die Zugangszahlen<br />
2010 leicht angestiegen.<br />
Im Berichtsjahr wurden insgesamt 7.173<br />
Bücher und 735 Zeitschriftenbände erworben<br />
und magaziniert. Die Bibliothek verfügt<br />
nunmehr über einen Gesamtbestand<br />
von 645.781 Bänden. Von den 7.173<br />
Büchern entfielen 3.181 auf die Kauf- und<br />
1.754 auf die Tauschakzession. 1.977<br />
Bücher kamen als Geschenk in die Bibliothek,<br />
261 waren Belegexemplare.<br />
Zum 31. Dezember 2010 wurden im<br />
elektronischen Kardex 1.689 Zeitschriften<br />
geführt, für die die eingehenden Hefte inventarisiert<br />
und für den Buchbinder vorbereitet<br />
werden mussten. Die Einbandstelle<br />
hat insgesamt 926 Bände, davon 523<br />
Zeitschriftenbände zu externen Buchbindern<br />
zur Bearbeitung herausgegeben.<br />
Darüber hinaus wurden im Zuge der Einarbeitung<br />
der bereits vorhandenen Bestände<br />
des Altbestands weitere 185 Zeitschriftentitel<br />
mit 3.298 gebundenen<br />
Bänden und 1.747 Einzelheften in das<br />
EDV-System vollständig aufgenommen.<br />
Gisela Westphal schloss die anspruchsvolle<br />
Katalogisierung der Bibliothek von
Praun ab und katalogisierte dabei 327<br />
Titel. Erna White-Mißbach revidiert und<br />
erfasst weiterhin die Bestände der LGA-<br />
Bibliothek.<br />
Die Anbindung der Bibliothek an den<br />
Südwestdeutschen Bibliotheksverbund<br />
(SWB) und damit an den Karlsruher Virtuellen<br />
Katalog (KVK) ist weiter vorangeschritten.<br />
Realisiert wurden im Jahr 2010<br />
der Komplettabzug sowie die Einspielung<br />
der Daten in die Verbunddatenbank in<br />
Konstanz. Es wurden insgesamt 189.179<br />
Titelsätze eingespielt.<br />
Die Bibliographie »Schrifttum zur Deutschen<br />
Kunst« erfasst jahrgangsweise die<br />
wissenschaftliche Literatur zur Kunst der<br />
deutschsprachigen Länder von der Karolingerzeit<br />
bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts.<br />
Das Titelmaterial wird überwiegend<br />
aus den Neuerwerbungen der<br />
Bibliothek (Monographien, Kataloge,<br />
Zeitschriften, Jahrbücher) gewonnen. Seit<br />
2003 erscheint das »Schrifttum zur Deutschen<br />
Kunst« ausschließlich in elektronischer<br />
Form und ist über den Web-OPAC<br />
der Bibliothek des GNM zugänglich.<br />
Im Berichtsjahr 2010 wurden 5.094 Titel<br />
erschlossen. An den SWB konnten insgesamt<br />
5.077 Aufsätze gemeldet werden,<br />
neben »Schrifttums-« vor allem retrospektiv<br />
erfasste »Dürer-Titel«.<br />
Fotostelle<br />
Neben laufenden Fotoarbeiten für die<br />
diversen hauseigenen Buch- und Katalogvorhaben<br />
fertigten die Fotografenmeister<br />
Monika Runge und Georg Janßen unter<br />
anderem Aufnahmen für das an der<br />
Bayerischen Staatsbibliothek in München<br />
angesiedelte DFG-Projekt zur »Erschließung<br />
und Digitalisierung der Blockbücher<br />
in bayerischen Sammlungen«. Ferner stellten<br />
sie rund 80 Bilder von Zeichnungen<br />
aus den Beständen des GNM für das<br />
DFG-Projekt »Architektur- und Ingenieurzeichnungen<br />
der deutschen <strong>Renaissance</strong>.<br />
Digitalisierung und wissenschaftliche Erschließung<br />
des Zeichnungsbestandes von<br />
1500 bis 1650« der Sächsischen Landesbibliothek<br />
–Staats- und Universitätsbibliothek,<br />
Dresden, her.<br />
Inventarisierung<br />
Die Anzahl der im zentralen Dokumentationssystem<br />
DMS erfassten Museumsobjekte<br />
wurde sammlungsübergreifend<br />
um 4.000 auf eine Gesamtzahl von ca.<br />
62.500 erhöht.<br />
Innerhalb der Retroinventarisierung des<br />
Referats für Museums- und Kulturinformatik<br />
stand bis März 2010 vor allem die<br />
Erfassung der Exponate zur neuen Schausammlung<br />
»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />
Kunst und Kultur vom 16. bis<br />
zum 18. Jahrhundert« im Vordergrund.<br />
Das Referat entwickelte dazu eine Webpräsentation<br />
für einen Online-Bestandskatalog<br />
mit ergänzenden Informationen<br />
und Abbildungen zur gedruckten Ausga-<br />
212<br />
be. Die Liveschaltung erfolgte mit der<br />
Eröffnung der Dauerausstellung am<br />
18. März 2010. Weitere Schwerpunkte<br />
lagen in der Bearbeitung von Dokumenten<br />
zur Dauerausstellung Mittelalter und<br />
die Retroinventarisierung von Objekten<br />
der Sammlung 19. Jahrhundert.<br />
Bislang nicht registrierte Restbestände<br />
des ehemaligen Handelsmuseums, wozu<br />
auch ein stattliches Konvolut von historischen<br />
Schiffsmodellen zählt, wurden<br />
durch die Abteilung Kunsthandwerk bis<br />
1800 systematisch erfasst und teilweise in<br />
das DMS eingepflegt.<br />
In der Sammlung Volkskunde konnten<br />
die drei, etwa 15.000 Objekte zählenden,<br />
handschriftlichen Inventarbände der<br />
Sammlung Oskar Kling aus den Jahren<br />
um 1900 in einer Excel-Tabelle erfasst<br />
werden. Durch die Vergabe von Schlagworten<br />
ist es möglich, einen schnellen<br />
Überblick über die sehr unterschiedlich<br />
gearteten Bestände zu erhalten. Darüber<br />
hinaus wurde der umfangreiche Bestand<br />
an niederländischen Fliesen in der Dauerausstellung<br />
der Sammlung Volkskunde<br />
aufgenommen. Die Objekte wurden einzelnen<br />
Manufakturen zugeordnet und die<br />
Motive untersucht.<br />
Das Münzkabinett setzte 2010 die Erschließung<br />
der Siegelstempel-Sammlung<br />
fort, zudem die der Weltausstellungsmedaillen<br />
und des Kriegsgefangenenlager-<br />
Notgelds. Durch das IT-Referat wurde die<br />
Retro-Digitalisierung des Zettelkatalogs –<br />
zunächst der Abteilung »Medailleure« –<br />
weiter vorangetrieben.
In den Werkstätten des Institutes für Kunsttechnik<br />
und Konservierung wurden für externe<br />
Ausstellungen 395 Objekte konservatorisch<br />
und restauratorisch betreut. Damit ist<br />
der Arbeitsaufwandgegenüber dem Vorjahr<br />
unverändert. Mit 724 Objekten blieb<br />
auch die Einbindung des Institutes in interne<br />
Ausstellungen nahezu gleich.<br />
Die virtuelle Rekonstruktion<br />
mittelalterlicher Fassung am Beispiel<br />
des heiligen Georg<br />
Die Darstellung des originalen Erscheinungsbildes<br />
der überaus kostbar gefassten<br />
Skulptur(GNM, Inv.Nr. Pl.O. 32) aus dem<br />
Jahr 1365 konnte abgeschlossenwerden.<br />
Das Ergebnis wurde auf einer internationalen<br />
Tagung zur »Polychromie der Antike<br />
und des Mittelalters« im Frankfurter Liebieghaus<br />
vorgetragen. Die Publikation eines<br />
Tagungsbandes ist geplant. In Kooperation<br />
mit dem Studiengang für Multimediaund<br />
Kommunikation der HochschuleAnsbach,<br />
vertreten durch Christian Barta, wurde aufgrund<br />
weiterer kunsttechnischer Untersuchungen<br />
durch Alexander Dumproff die<br />
Darstellung der Farbigkeitmit der Grundie-<br />
Abb. 14<br />
Der heilige<br />
Georg im<br />
originalen Erscheinungsbild,<br />
virtuelle Rekonstruktion<br />
2010<br />
Institut für Kunsttechnik und Konservierung (IKK)<br />
rung über die Vergoldungen bis hin zu den<br />
zuletzt aufgetragenen Fassungsschichten<br />
digital erarbeitet. Die Darstellungwurde in<br />
verschiedene multimediale Anwendungen<br />
umgesetzt, in denen man z.B. die Entstehung<br />
der Polychromie interaktiv nachvollziehen<br />
kann. Diese neuen Darstellungsformen<br />
können als Projektbericht in Buchform<br />
nicht geeignet wiedergegeben werden. Ein<br />
Abschlussbericht soll auf der Homepage<br />
des GNM online gestellt werden.<br />
Einführung neuer Untersuchungs- und<br />
Dokumentationstechniken<br />
Dank des Konjunktur-Förderprogrammes<br />
des Bundes konnten alle Werkstätten<br />
von analoger auf hochwertige digitale<br />
Fototechnik umgerüstet werden. Diese allfällige<br />
Umstellung auf moderne Dokumentationstechnik<br />
beinhaltete nicht nur die<br />
Anschaffung neuer Kameras und Objektive,<br />
sondern auch die Einbindung verschiedener<br />
digitaler Bildbearbeitungsprogramme.<br />
Als wesentliche Modernisierung<br />
wurde die Möglichkeit genutzt, die aufzuzeichnenden<br />
Bilder durch eine direkte<br />
Verbindung zwischen Kamera und Computer<br />
(›life shot‹-Modus) über einen Monitor<br />
nicht nur zu kontrollieren, sondern die<br />
Kamera über diese Verbindung auch zu<br />
steuern. Dankenswerter Weise hat die<br />
Fotoabteilung die notwendigen Einführungskurse<br />
in diese umfangreiche neue<br />
Fotografiertechnik mit ihren unterschiedlichen<br />
Modulen übernommen.<br />
Das Konjunktur-Förderprogramm des<br />
Bundes wird im Jahr 2011 fortgeführt.<br />
Damit besteht die Möglichkeit, die<br />
Modernisierung der Ausstattung zur<br />
kunsttechnischen und restauratorischen<br />
Dokumentation fortzuführen. Eine Arbeitsgruppe<br />
bereitet die Investitionen für 2011<br />
vor, die sich auf die Bereiche der Makrofotografie<br />
und der Röntgenfluoreszenz-<br />
Analyse konzentrieren werden.<br />
Neues Licht im Museum<br />
Im Rahmen des SAW-Projekts »Wege in<br />
die Moderne« (vgl. Anzeiger 2011,<br />
S. 208) entstand ein Forschungsbereich,<br />
in dem das Problem Licht im Museum einer<br />
kritischen Bewertung unterzogen wird.<br />
213<br />
Diskussionsgegenstand ist ökologischökonomische<br />
Nachhaltigkeit bei gleichzeitiger<br />
konservatorischer Sicherheit.<br />
Hierbei ist die neue Technik des LED-<br />
Leuchtmittels gerade wegen ihrer anerkannt<br />
günstigen Energieeffizienz mit traditionellen<br />
Lichtquellen zu vergleichen.<br />
Dieser Forschungsbereich mit dem Titel<br />
»Neues Licht im Museum« wird in Kooperation<br />
mit dem Fraunhofer Institut für<br />
Silikatforschung Würzburg/Bronnbach<br />
durchgeführt. Die lichttechnischen Messungen<br />
übernimmt das Rathgen Forschungslabor<br />
in Berlin. Die bisherigen Ergebnisse<br />
wurden auf einer Veranstaltungsreihe der<br />
Deutsche Kongress GmbH in mehreren<br />
Referaten der Fachöffentlichkeit vorgetragen.<br />
Bisher ist festzuhalten: Die LED-Technik<br />
ist im Unterhalt, nicht jedoch in der<br />
Anschaffung billiger als herkömmliche<br />
Leuchtmittel. Aus konservatorischer Sicht<br />
ist LED der traditionellen Lichtquelle noch<br />
unterlegen. Da die Industrie diesen Nachteil<br />
erkannt hat, ist sie an einer Qualitätsverbesserung<br />
der LED interessiert. Unabhängig<br />
von der Wahl der Lichtquelle<br />
muss zur Erhöhung der konservatorischen<br />
Sicherheit ein Lichtprofil erarbeitet werden,<br />
in dem nicht nur Helligkeiten sondern<br />
auch Lichtschranken berücksichtigt<br />
werden.<br />
Kooperation »Cranach Digital Archive«<br />
Die Stiftung Museum Kunstpalast Düsseldorf<br />
sowie die Fachhochschule Köln<br />
führen das durch die Andrew W. Mellon<br />
Foundation geförderte Projekt »Cranach<br />
Digital Archive« aus. Mit diesem Projekt<br />
wird der Aufbau einer öffentlichen digitalen<br />
Datenbank gefördert, die dem Werk<br />
der Cranach-Werkstatt gewidmet ist. Als<br />
»AssociatePartner« nimmt dasIKK am Projekt<br />
teil, indem es Material der 33 Cranach-<br />
Gemälde des GNM zur Verfügung stellt.<br />
Hierzu gehören Informationen zu kunsttechnischen<br />
Untersuchungen, Fotografien<br />
in sichtbarem Licht und IR, aber auch<br />
Röntgenaufnahmen. Darüber hinaus ermöglicht<br />
das Museum den Wissenschaftlern<br />
des Projekts, Gunnar Heydenreich<br />
und Ingo Sandner, beide Fachhochschule<br />
Köln, die Erstellung neuer Fotografien.
Bau- und<br />
Sanierungsmaßnahmen<br />
Mit der Neueinrichtung des Sammlungsbereiches<br />
»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung«<br />
konnte die jahrelange Sanierung<br />
des Galeriebaus baulich und ausstattungstechnisch<br />
endlich fertig gestellt werden.<br />
Daneben wurden 2010 weitere Vorhaben<br />
begonnen, wovon die Ausstattung<br />
des so genannten Westkopfes, eines temporär<br />
als Depot genutzten Bauteils, mit<br />
einer Vollklimaanlage abgeschlossen<br />
wurde. Dieser Raum steht damit einer<br />
zukünftigen Einrichtung auch als Sammlungsraum<br />
zur Verfügung. Die Sanierung<br />
der in weiten Teilen maroden Sandsteinfassade<br />
des Südwestbaus wurde gleichfalls<br />
vollendet. Die dringend notwendigen<br />
Arbeiten an Dachstuhl und Mauerkrone<br />
der Kartäuserkirche erzwangen die Einrüstung<br />
und damit leider die weitgehende<br />
Sperrung des Kircheninnern. Diese Baumaßnahme,<br />
die darüber hinaus die komplette<br />
Neueindeckung des Daches umfasst,<br />
wird im Laufe des Jahres 2011<br />
beendet werden.<br />
Im Dachgeschoss der Mönchshäuser<br />
wurde mit den Dämmungsmaßnahmen<br />
begonnen. Um unter konservatorischen<br />
Gesichtspunktenbessere klimatische Raumbedingungen<br />
zu erzielen, ist als Fortsetzung<br />
für 2011 das Einsetzen neuer<br />
Fensterfronten in den eigentlichen Sammlungsräumen<br />
im Erdgeschoss geplant. Die<br />
durchgreifende Renovierung des Sammlungsbereichs<br />
20. Jahrhundert (Ostbau,<br />
2. Obergeschoss) wurde planerisch vorbereitet,<br />
der Beginn wie auch der Abschluss<br />
der Arbeiten ist ebenfalls für<br />
2011 vorgesehen.<br />
Nach monatelangen Vorarbeiten wurde<br />
im Jahr 2010 das Depot der Wissenschaftlichen<br />
Instrumente zunächst geräumt<br />
und die Objekte zwischengelagert. Nach<br />
dem Einbau einer Anlage mit fahrbaren<br />
Regalen, lichttechnischen Verbesserungen<br />
und einer neuen Belüftung konnte bereits<br />
ein Teil der Sammlung wieder zurückgebracht<br />
werden. Die endgültige Rückführung<br />
wird jedoch noch geraume Zeit in<br />
Anspruch nehmen und wohl erst im Verlauf<br />
des Jahres 2011 abgeschlossen sein.<br />
Wissenschaftsmanagementund Marketing<br />
Die Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität<br />
des GNM für die Besucher wurden<br />
2010 weitergeführt. Nachdem 2009<br />
die Neugestaltung der Eingangshalle und<br />
die Neueröffnung des Museumsshops erfolgt<br />
war, widmete sich die Arbeitsgruppe<br />
des GNM gemeinsam mit dem Nürnberger<br />
Architekturbüro Jürgen Bisch 2010<br />
der Umgestaltung des Museumscafés und<br />
der Neueinrichtung eines Multimedia-<br />
Bereichs, um insbesondere auch jüngere<br />
Museumsbesucher anzusprechen. Ziel<br />
war es, diese Räume im Frühjahr 2011<br />
zu eröffnen.<br />
Im Juni 2010 konnten nach langer Planungszeit<br />
auch drei touristische Hinweisschilder<br />
auf das GNM an den Autobahnen<br />
A3und A9nahe den Nürnberger<br />
Ausfahrten angebracht werden. Ein Schild<br />
wurde von Bayerns Innenminister Joachim<br />
Herrmann im Beisein des Präsidenten der<br />
Autobahndirektion, Helmut Schütz, sowie<br />
des Generaldirektors des GNM, G. Ulrich<br />
Großmann, enthüllt.<br />
Im Rahmen einer neuen Sendefolge<br />
»Das bayerische Jahrtausend«, die 2011<br />
ausgestrahlt werden soll, drehte das<br />
Bayerische Fernsehen mit dem Schauspieler<br />
Udo Wachtveitl (»Tatort«)als Präsentator<br />
im GNM. Im Mittelpunkt standen der<br />
Heiltumsschrein und Objekte der Sammlung<br />
»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung«.<br />
Das Japanische Fernsehen filmte einen<br />
längerenBeitrag über Dürers Kupferstiche<br />
in der Graphischen Sammlung. Weitere<br />
Dreharbeiten fanden unter anderem für<br />
ein Museumsporträt auf der Website des<br />
Bayerischen Forschungsministeriums, für<br />
Imagefilme des Nürnberger Flughafens<br />
und der Fraunhofer Gesellschaft, für einen<br />
Beitrag der Deutschen Welle TV über<br />
Nürnberg als Stadt der Erfinder, für eine<br />
Dokumentation über den Irrhain des Pegnesischen<br />
Blumenordens unter Mitwirkung<br />
von Ordenspräses Werner Kügel<br />
und für einen Film zur Städtepartnerschaft<br />
Nürnberg-Gera statt.<br />
Nachdem im Jahr 2009 die Entwicklung<br />
einer Marketingstrategie für das<br />
GNM angestoßen worden war, widmete<br />
sich der Steuerungskreis des Projekts<br />
2010 der Entwicklung von Umsetzungs-<br />
214<br />
programmen und der Implementierung<br />
des Prozesses im Hause. Umgesetzt wurden<br />
in einem ersten Schritt ein neues Corporate<br />
Design. Das erste Projekt in neuem<br />
Gewand ist die im Jahr 2011 laufende<br />
Sonderaustellung »Die Frucht der Verheißung«.<br />
Ferner sind die Neugestaltung des<br />
Internet-Auftritts, der im Herbst 2011 online<br />
gehen soll, und die Gestaltung eines<br />
neuen Multimedia-Bereichs angestrebt.<br />
Im Rahmen des Umsetzungsprogramms<br />
»Wissenschaft lebt« werden federführend<br />
von Jessica Mack-Andrick (KPZ) neue<br />
Führungsangebote entwickelt, die die Forschung<br />
am GNM für die Besucher transparenter<br />
machen.<br />
Für alle Mitarbeiter des Museums wurde<br />
ein »Markentag« organisiert, an dem<br />
das Thema stärkere Profilierung der Marke<br />
GNM vorgestellt und an unterschiedlichen<br />
»Markenkontaktpunkten« analysiert worden<br />
sind. Alle Maßnahmen und Projektentwicklungen<br />
gilt es zukünftig, an den<br />
Markenkernwerten zu überprüfen, um damit<br />
deutlicher und schärfer profiliert nach<br />
außen zu treten.
Im Jahr 2010 fanden 78 Fremdveranstaltungen<br />
mit 16.127 Gästen in den<br />
Räumen des GNM statt. Oftmals nutzen<br />
die Mieter die Ereignisse, um ihren Teilnehmern<br />
das GNM auchals Ort derKunst<br />
und Kultur zu präsentieren. Neben 57<br />
Hausveranstaltungen, die vom bewährten<br />
Team um Liselotte Mirle betreut wurden,<br />
gab es darüber hinaus vier Musica<br />
Antiqua-Konzerte, zwölf Mal »Jazz im<br />
GNM« und 14 Konzerte der Reihe<br />
»AnKlang«.<br />
Musica Antiqua<br />
Das in Kooperation mit dem Bayerischen<br />
Rundfunk-Studio Franken veranstaltete<br />
Musica Antiqua-Jahr begann und endete<br />
mit jeweils einem Konzert auf Instrumenten<br />
aus der Sammlung desGNM. Am<br />
27. Januar brachten Dian Baker und Eckart<br />
Selheim dem Geburtstagskind Robert<br />
Schumann eine vierhändige Hommage<br />
auf dem Hammerflügel von Carl Andreas<br />
Stein (Wien, um 1840. GNM, Inv.Nr.<br />
MIR 1120). Im Rahmen der Tage Alter<br />
Musik und eines Symposions zu Tasteninstrumenten<br />
zeichnete für dieses Konzert<br />
die Hochschule für Musik Nürnberg als<br />
weiterer Kooperationspartner verantwortlich.<br />
Das Jahr beendete die aus Montréal<br />
angereiste Cembalistin Geneviève Soly<br />
am 15. Dezember mit Musik von Christoph<br />
Graupner anlässlich seines 250. Todesjahres.<br />
Hier erklangen gleich zwei Instrumente<br />
der Sammlung, das einmanualige<br />
Cembalo von Christian Vater (Hannover,<br />
1738. GNM, Inv.Nr. MI 449) und das<br />
zweimanualige Cembalo von Carl August<br />
Gräbner (Dresden, 1782. GNM, Inv.Nr.<br />
MIR 1079).<br />
Dazwischen lagen drei Konzerte, die<br />
ein weiteres Mal dieweite stilistische und<br />
zeitliche Spannbreite der Konzertreihe<br />
aufzeigte. Am 21. April kontrastierte das<br />
Berliner ensemble nu:n in der Kartäuserkirche<br />
Elektrogitarre und Saxofon mit<br />
zweistimmigem mittelalterlichen Gesang.<br />
Puristischer ging es an der gleichen Stelle<br />
am 26. Maizu, als die italienische Gruppe<br />
Tasto solo die äußerst selten zu hörende<br />
Musik für Tasteninstrumente der Dürerzeit<br />
auf originalgetreuen Nachbauten<br />
Veranstaltungen<br />
und überzeugend erstellten Rekonstruktionen<br />
zeitgenössischer Musikinstrumente<br />
präsentierte. Einen furiosen Einstieg in die<br />
jeweils im Herbst beginnende neue Saison<br />
lieferte das Main-<strong>Barock</strong>orchester Frankfurt<br />
am 27. Oktober mit frischer, groß<br />
besetzter Orchestermusik.<br />
CD-Produktionenmit historischen<br />
Musikinstrumenten<br />
Im Jahr 2010 wurden Aufnahmen für drei<br />
CD-Produktionen durchgeführt: Im Januar<br />
spielten Dian Baker und Eckart Selheim<br />
vierhändige Werke von Robert Schumann<br />
auf dem Hammerflügel von Carl<br />
Andreas Stein (Wien, um 1840. GNM,<br />
Inv.Nr. MIR 1120) ein, im Mai Peter<br />
Kofler Johann Sebastian Bachs Kunst der<br />
Fuge auf dem Cembalo von Carl August<br />
Graebner (Dresden, 1782. GNM,<br />
Inv.Nr. MIR 1079) und im November Anne<br />
Marie Dragosits Werke des 16. und<br />
17. Jahrhunderts auf dem Spinett von<br />
Brunetus Veronensis (Verona, 1564.<br />
GNM, Inv.Nr. MIR 1082) und dem<br />
einmanualigen Cembalo von Giovanni<br />
Battista Giusti (Lucca 1681. GNM,<br />
Inv.Nr. MINe 78). Verschiedene dieser<br />
Aufnahmen wie auch Musica Antiqua-<br />
Konzerte begleitete der Bayerische Rundfunk–Studio<br />
Franken durch Radio- und Internetberichte,<br />
wofür mehrere Interviews<br />
gegeben wurden.<br />
Aus dem Deutschen Kunstarchiv<br />
Die Vortrags- und Ausstellungsreihe »Aus<br />
dem Deutschen Kunstarchiv«setzte sich<br />
im Jahr 2010 erfolgreich fort. Gut 350<br />
Zuhörer verfolgten an vier Abenden die<br />
angebotenen Vorträge. Am 13. Januar<br />
referierte Sabine Fastert zum Thema »Die<br />
Sprache des Mythos bei Ernst Wilhelm<br />
Nay und Werner Heldt«, am 14. April<br />
berichtete Gerda Breuer über das Thema<br />
»Der Architekt Hans Schwippert. Moderation<br />
des Wiederaufbaus«, am14. Juli<br />
folgte der Vortrag »Der Briefwechsel zwischen<br />
Franz Marc und Paul Klee« von<br />
Katja Förster und am 13. Oktober informierte<br />
Thomas Völlmar zu »Fritz Schumacher.<br />
Theaterentwürfe und Architekturphantasien«.<br />
Kleine Vitrinenausstellungen<br />
215<br />
Abb. 17 Eine der neuen CD-Produktionen<br />
mit Originaldokumenten aus dem Deutschen<br />
Kunstarchiv ergänzten thematisch<br />
die Vorträge.<br />
Literatur im GNM<br />
Gemeinsam mit Zsazsa von Ammon, der<br />
Geschäftsführerin des CEDON Museumsshops<br />
im GNM, wurde eine neue Reihe<br />
entwickelt, die im Frühjahr 2010 startete.<br />
Mit »Literatur im GNM« werden in<br />
Zukunft auch Literaturliebhaber auf ihre<br />
Kosten kommen. Geplant sind zukünftig<br />
vier Veranstaltungen im Jahr, bei welcher<br />
die Autoren aus ihren Werken zu Kunst<br />
und Kultur vorlesen, und sich jeweils im<br />
Anschluss die Möglichkeit eines gemeinsamen<br />
Gesprächs ergibt. Als erste las<br />
am 28. April Asta Scheib aus ihrem<br />
Roman über Ottilie Faber-Castell »Das<br />
Schönste, was ich sah«. Ihr folgte am<br />
13. Juli Barbara Beuys mit einer Lesung<br />
aus »Paula Modersohn-Becker oder<br />
Wenn die Kunst das Leben ist.« Im Herbst<br />
2010 trug Andreas Gößling schließlich<br />
aus seinem Werk »Opus –Das verbotene<br />
Buch« im Café Arte vor. »Literatur im<br />
GNM« richtet sich an verschiedene Zielgruppen,<br />
darunter Kinder und Jugendliche.<br />
Angestrebt ist mit dieser neuen<br />
Lese-Reihe, das GNM noch stärker als<br />
kulturellen Treffpunkt für Literatur und<br />
Musik in Nürnberg zu verankern.
Mittelalterliches Museumsfest<br />
Anlässlich der Ausstellung »Mythos Burg«<br />
fand am 11. und 12. September ein mittelalterliches<br />
Museumsfest statt. Rund<br />
4.000 Gäste besuchten das GNM, um<br />
den vielfältigen Darbietungen beizuwohnen.<br />
Zu sehen gab es unter anderem<br />
Holz- und Beinschnitzer, Drechsler, Steinbildhauer,<br />
Schmiede, Buchmacher und<br />
Schuhmacher, die die Besucher bei der<br />
Ausübung Ihrer Fertigkeiten erleben konnten.<br />
Einen besonderen Höhepunkt stellten<br />
die Vorführungen zum mittelalterlichen<br />
Zimmermannshandwerk dar. Mit einer<br />
Burgenbauwerkstatt bot das KPZ für die<br />
jungen Besucher eine außergewöhnliche<br />
Attraktion. Eifrig wurden auf dem Kunstbalkon<br />
phantasievolle Burgen gebastelt<br />
und ausgestellt. Ihr Wissen über Burgen<br />
konnten die Besucher auch bei Führungen<br />
durch die Burgen-Ausstellung vertiefen.<br />
Mittelalterliche Musik und kulinarische<br />
Köstlichkeiten, Tänze und Gaukler rundeten<br />
das Fest ab.<br />
Begutachtungstage<br />
Am 17. April und am 20. November<br />
2010 begutachteten die Wissenschaftler<br />
und Restauratoren des GNM kostenlos<br />
Antiquitäten und Sammlerstücke aus Privatbesitz<br />
und gaben Auskunft über deren<br />
Erhaltungszustand, Herstellungsweise und<br />
kulturgeschichtliche Bedeutung. Begutachtet<br />
wurden diesmal insgesamt über<br />
1.200 Objekte aus dem deutschsprachigen<br />
Raum, darunter Graphiken, Zeichnungen,<br />
Siegel, Archivalien, Rechtsaltertümer,<br />
Münzen, Medaillen, Bücher,<br />
Gemälde, Skulpturen, Bauteile, wissenschaftliche<br />
Instrumente, vor- und frühge-<br />
Abb. 16 und 17<br />
Mitmach-Aktionen auf<br />
dem Museumsfest<br />
schichtliche Objekte, Waffen (vor 1870),<br />
Musikinstrumente, volkskundliche Objekte,<br />
Spielzeug, Möbel, Textilien, Schmuck,<br />
Goldschmiedekunst, Objekte aus unedlen<br />
Metallen, Kunstgewerbe und Keramik.<br />
Organisiert wurden die beiden Begutachtungstage<br />
von Anna Scherbaum, Mitarbeiterin<br />
im Kunst- und Kulturpädagogischen<br />
Zentrum der Museen in Nürnberg.<br />
Die Blaue Nacht<br />
Mit über 5.500 Besuchern war die Blaue<br />
Nacht am 15. Mai 2010 zum Thema<br />
»Unterwegs« gut besucht. Das KPZ visualisierte<br />
die ferne Herkunft der GNM-<br />
Objekte von Antwerpen bis Prag mit<br />
einem Schilderwald auf dem Boden der<br />
Kartäuserkirche. Kuriose Reisenotizen von<br />
Künstlern waren bei Wanderungen zwischen<br />
verschiedenen Hörstationen im<br />
Klosterhof zu erkunden. Die Jazzband<br />
»Der vierte Mann« erwartete die Besucher<br />
in der Eingangshalle. Hier begannen<br />
die Kurzführungen, die überraschende<br />
Abb. 18<br />
Begutachtung<br />
von Schmuckstücken<br />
durch Anja Kregeloh,<br />
Jutta Zander-Seidel<br />
und Ada Hinkel<br />
216<br />
Ausflüge zu Werken der Kunst und Kultur<br />
boten. Ein Video mit Bildsequenzen der<br />
im GNM wandernden Kamera des Künstlers<br />
Christian Oberlander lud dazu ein,<br />
sich mit auf den Weg zu machen, daneben<br />
filmte eine weitere Kamera die unablässige<br />
Bewegung der Füße in der nächtlichen<br />
Kartäusergasse. In der Spielzeugsammlung<br />
ging es »Treppauf, treppab« durch<br />
die Puppenhäuser. Hier konnten Kinder<br />
die kleinen Figuren in ihrer Phantasie<br />
lebendig werden lassen. Eine Kindermalwerkstatt<br />
ergänzte das Angebot.
Historische Saitenklaviere<br />
27.–30.01.2010<br />
Nach dem Musica Antiqua-Konzert am<br />
27. Januar fand am Folgetag in der<br />
Dauerausstellung Musikinstrumente das<br />
gemeinsam mit der Hochschule für Musik<br />
Nürnberg ausgerichtete, jährliche Symposion<br />
zu Musikinstrumenten statt, zu dem<br />
der Präsident der Hochschule, Martin<br />
Ullrich, und Stefan Rosenberger in Vertretung<br />
des GNM-Generaldirektors die Teilnehmer<br />
begrüßten. Obwohl das Thema<br />
»Historische Saitenklaviere« bewusst<br />
offen formuliert war, ergab sich doch<br />
schnell ein Schwerpunkt beim bislang<br />
von der Forschung nur wenig beachteten<br />
Tafelklavier, das oft nur als kleiner, preisgünstiger<br />
Ersatz für den Hammerflügel angesehen<br />
wurde, sich aber in Wort und<br />
Klang als ungemein ausdrucksstarkes und<br />
variantenreiches Instrument erwies.<br />
Georg Ott (GNM) und Sylvia Ackermann<br />
(Miltenberg) stellten einige der<br />
GNM-Instrumente aus Ausstellung und<br />
Depot vor, Sabine Klaus (Vermillion/<br />
USA) widmete sich »den vielen Veränderungen«,<br />
den Registern, wobei sie diese<br />
auch klingend demonstrierte, und Koen<br />
Vermeij (Aerdenhout/Niederlande) ging<br />
den seltenen Stücken des Ansbacher<br />
Klavierbauers Christian Gottlob Hubert<br />
anhand von Sammlungsobjekten nach.<br />
Nicht dem Tafelklavier, aber einem der<br />
ganz großen Namen im Klavierbau<br />
widmete sich Christoph Öhm-Kühnle<br />
(Tübingen), der sich mit der Rolle Johann<br />
Andreas Streichers, des Gatten der<br />
berühmten Klavierbauerin Nannette<br />
Streicher, geb. Stein, beschäftigte. Joseph<br />
Focht (München) berichtete über das in<br />
der Planung befindliche Forschungsprojekt<br />
CLAVES, das Ressourcen zu Tasteninstrumenten<br />
im Internet strukturiert vernetzen<br />
soll. Bei der abschließenden, von<br />
Hartwig Groth moderierten Podiumsdiskussion<br />
mit Referenten und Dozenten wurden<br />
Fragen um Aufführungspraxis, Ausbildung<br />
und Nachbauten diskutiert.<br />
Ein Novum waren die drei anschließenden<br />
Tage von Meisterklassen mit Andreas<br />
Staier (Köln) und Michael Latcham (Den<br />
Haag/Niederlande), für die Originalin-<br />
Tagungen<br />
strumente aus der Sammlung verwendet<br />
wurden. Das Echo hierauf war so positiv,<br />
dass die Kurse für die nächsten Symposien<br />
ebenfalls im Museum stattfinden sollen,<br />
wobei die Verwendung von Originalinstrumenten<br />
aus konservatorischen<br />
Gründen eine Ausnahme darstellen wird.<br />
80. Jahrestagung des West- und<br />
Süddeutschen Verbands für Altertumsforschung<br />
e.V.<br />
24.–29.05.2010<br />
Auf Einladung des Generaldirektors<br />
G. Ulrich Großmann und unter der Leitung<br />
des Verbands-Vorsitzenden Alfried<br />
Wieczorek fand die 80. Jahrestagung<br />
des West- und Süddeutschen Verbands<br />
für Altertumsforschung e.V. (WSVA) im<br />
GNM, im Museum für Kommunikation<br />
und in Räumen des CVJM in Nürnberg<br />
statt. Die Veranstalter waren neben dem<br />
WSVA und dem GNM die Abteilung<br />
Bodendenkmalpflege des Bayerischen<br />
Landesamts für Denkmalpflege, die Gesellschaft<br />
für Archäologie in Bayern e.V.<br />
sowie die Abteilung Vor- und Frühgeschichte<br />
der Naturhistorischen Gesellschaft<br />
e.V. (NHG), Nürnberg.<br />
Dem im Jahr 1900 gegründeten Verband<br />
gehören zurzeit über 160 wissenschaftliche<br />
Einrichtungen und mehr als<br />
4.000 Forscher aus dem In- und dem<br />
benachbarten Ausland an, vor allem aus<br />
Österreich und der Schweiz. 125 Referenten<br />
aus 15 Nationen gestalteten mit<br />
ihren Vorträgen das Tagungsprogramm.<br />
Etwa 600 Teilnehmern aus Universitäten,<br />
Denkmalpflegeeinrichtungen und Museen<br />
wurde ein breites Spektrum zum Informationsaustausch<br />
geboten. In sechs Sektionen<br />
trafen sich Vertreter aller Richtungen<br />
der vor- und frühgeschichtlichen Forschung.<br />
Sie befassten sich mit ca. 600.000 Jahren<br />
Kulturgeschichte vom Paläolithikum bis<br />
zur Karolingerzeit.<br />
Das Vortragsprogramm wurde von<br />
einem Plenum mit einem öffentlichen Festvortrag<br />
und Posterpräsentationen begleitet.<br />
Bücherstände der einschlägigen<br />
Fachverlage und Infostände verschiedener<br />
Firmen, deren Dienstleistungen von<br />
Prospektionen über Grabungen und<br />
217<br />
Dokumentationen bis hin zu Vermessungstechnik<br />
und Softwareentwicklung reichen,<br />
ergänzten das Angebot. Dem Veranstaltungsort<br />
trugen Vorträge zur Archäologie<br />
des Nürnberger Landes Rechnung sowie<br />
der rechtzeitig zur Tagung herausgegebene<br />
Band »Nürnberg und Nürnberger<br />
Land« in der Reihe »Ausflüge zu Archäologie,<br />
Geschichte und Kultur« (Theiss-<br />
Verlag, Stuttgart).<br />
Abgerundet wurde die Tagung durch<br />
Stadt- und Burgführungen, einen Besuch<br />
des Naturhistorischen Museums und der<br />
mittelalterlichen Handwerkerhäuser in der<br />
Kühnertsgasse. Während einer Ganztagsexkursion<br />
ins Nürnberger Land, in die<br />
Hersbrucker und die Fränkische Schweiz<br />
konnten unter anderem ein nachgebautes<br />
Steinkistengrab, eine Höhensiedlung, ein<br />
Felsopferplatz und die Burg Veldenstein<br />
besichtigt werden.<br />
Zwischen Kulturgeschichte und Politik.<br />
Das Germanische <strong>Nationalmuseum</strong> in<br />
der Weimarer Republik und der Zeit des<br />
Nationalsozialismus<br />
08.–09.10.2010<br />
Die von Matthias Nuding zusammen mit<br />
Luitgard Löw (Nordkap-Museum,<br />
Honningsvåg/Norwegen) organisierte<br />
Tagung beleuchtete Rolle, Aufgabe und<br />
Stellenwert des Museums, hauptsächlich<br />
in der Gesellschaft des NS-Staats, daneben<br />
aber auch in früherer und späterer<br />
Zeit. Vorausgegangen war in den Jahren<br />
2008/09 die Sichtung einschlägiger<br />
Akten der Altregistratur durch Luitgard<br />
Löw im Rahmen einer Projektstelle. Die<br />
GNM-Geschichte der 1920er bis 1940er<br />
Jahren hatte zuvor nur begrenztes wissenschaftliches<br />
Interesse gefunden, so dass<br />
eine fächerübergreifend ausgerichtete<br />
Tagung einen ersten Beitrag dazu leisten<br />
sollte, diese Forschungslücke zu schließen.<br />
Besonders beleuchtet wurden dabei die<br />
Amtszeiten der GNM-Direktoren Ernst<br />
Heinrich Zimmermann (1920–1936) und<br />
Heinrich Kohlhaußen (1937–1945).<br />
Die Tagung, an der etwa 140 Personen<br />
teilnahmen, zielte auf eine möglichst<br />
differenzierte Darstellung dieser Epoche<br />
ab. Diskutiert wurden Themen wie die
musealen Rahmenbedingungen, die Arbeitsweisen<br />
und Zielsetzungen der Beteiligten,<br />
exemplarische Beispielfälle sowie<br />
die personellen Verflechtungen mit anderen<br />
Institutionen. Es nahmen großenteils<br />
jüngere Wissenschaftler teil, die für ihre<br />
Forschungen die Archive des GNM und<br />
mit ihm verbundener Personen oder Einrichtungen<br />
herangezogen hatten.<br />
Die Veranstaltung verfolgte insbesondere<br />
den Zweck, zu einer verstärkten Vernetzung<br />
musealer und universitärer Forschungen<br />
anzuregen und einen Impuls<br />
zum fächerübergreifenden Informationsaustausch<br />
zu geben. Die Publikation der<br />
Beiträge ist in Vorbereitung.<br />
Arbeitstreffen der Projektpartner<br />
»Der frühe Dürer«<br />
14.–16.10.2010<br />
Das Treffen sollte vor allem die personell<br />
und institutionell heterogene Gruppe von<br />
offiziellen Projektpartnervertretern aus<br />
Universitäten, von jungen Dürer-Stipendiaten<br />
aus den USA und von lokalen Nürnberger<br />
Dürer-Forschern zusammenbringen<br />
(vgl. Anzeiger 2011, S. 205).<br />
Zwölf referierende Teilnehmer, unter<br />
anderem von der Universität Würzburg,<br />
der Yale University New Haven, der<br />
Courtauld Gallery in London und dem<br />
GNM als Projektträger, schilderten die<br />
zwischenzeitliche Weiterentwicklung jener<br />
Forschungsansätze, die sie erstmals<br />
während der Projektvorbereitungsphase<br />
2008 formuliert hatten.<br />
13 weitere Diskussionsteilnehmer mit<br />
Projektbezug unterzogen diese Ideen einer<br />
kritischen Kommentierung. Besonders<br />
engagiert und kontrovers diskutiert wurde<br />
die Anwendbarkeit des Begriffs der<br />
»Autonomen Kunst« als Kategorie für die<br />
Beschreibung bedeutender zeichnerischer<br />
Frühwerke Dürers. Auch um die –kennerschaftliche<br />
–Ordnung dessen, was überhaupt<br />
»sicher« als frühes Dürer-Werk bewertet<br />
werden dürfe, kreiste eine heftige<br />
methodenkritische Debatte. Über die generelle<br />
Skepsis gegenüber allzu biografisch<br />
fixierter Dürer-Interpretation bestand<br />
Konsens. Als Alternative zur humanistischen<br />
Überhöhung sollten tendenziell<br />
pragmatischere Wege der Werkdeutungen<br />
beschritten werden, wobei die banale,<br />
bei Dürer aber oft tabuisierte Frage<br />
nach der »Funktion« neue Sichtweisen<br />
möglich macht.<br />
CIDOC-SIG Meeting/FRBR-CIDOC<br />
CRM Harmonization Meeting<br />
20.–22.12.2010<br />
Die Special Interest Group (SIG) ist eine<br />
Arbeitsgruppe des »International Committee<br />
for Documentation« (CIDOC) des International<br />
Council of Museums (ICOM),<br />
die mit der Pflege und Weiterentwicklung<br />
von ISO 21127 betraut sind. Dabei handelt<br />
es sich um einen Dokumentationsstandard<br />
für das Kulturerbe, eine sogenannte<br />
Ontologie, an dessen Entwicklung das<br />
Referat für Museums- und Kulturinformatik<br />
seit über zehn Jahren beteiligt ist. Der<br />
Schwerpunkt des Treffens war die Harmonisierung<br />
mit einem vergleichbaren Stan-<br />
218<br />
Abb. 19<br />
Teilnehmer beim<br />
Arbeitstreffen<br />
»Der frühe Dürer«,<br />
Oktober 2010<br />
dard aus dem Bibliothekswesen, der<br />
FRBR Ontologie. Mit fast 20 aktiven Teilnehmern<br />
war diese spezialisierte Veranstaltung<br />
sehr gut besucht.<br />
33. Internationaler Kunsthistoriker-<br />
Kongress CIHA2012<br />
Nachdem das GNM von der Generalversammlung<br />
des »Congrès International<br />
d’Histoire de l’Art« (CIHA) mit der Durchführung<br />
des 33. internationalen Kunsthistoriker-Kongresses<br />
im Jahr 2012 beauftragtworden<br />
ist, standen im Berichtsjahr<br />
intensive Vorplanungen und die Bekanntmachung<br />
des Vorhabens im Vordergrund.<br />
Dazu fanden in Nürnberg zum einen<br />
mehrere Sitzungen des deutschen Organisationskomitees<br />
statt, das sich aus dem<br />
Generaldirektor (federführend) und Mitarbeitern<br />
des GNM, dem Vorstand des<br />
deutschen Kunsthistorikerverbandes, den<br />
Mitgliedern des deutschen CIHA-Nationalkomitees,<br />
sowie Vertretern bayerischer<br />
Museen, Hochschulenund Denkmalpflege<br />
zusammensetzt. Zum anderen wurden die<br />
Kontakte zu den ausgewählten Sektionsleitern<br />
intensiviert sowie in- und ausländische<br />
Fachverbände, Universitäten und<br />
Museen angeschrieben. Im Herbst ging<br />
die Homepage des Kongresses online<br />
(www.ciha2012.de). Über sie konnten<br />
neben Informationen zum Kongressthema<br />
»Die Herausforderung des Objekts/The<br />
Challenge of the Object« selbst unter anderem<br />
die inhaltliche Präzisierung der 21<br />
geplanten Sektionen und die Bewerbungsunterlagen<br />
für die Referenten abgerufen<br />
werden. Als Ende der Ausschreibungsfrist<br />
für die Bewerbung zu einem<br />
Vortrag wurde der 30. April 2011 festgelegt.<br />
Die Koordination des Projekts liegt in<br />
den Händen von Petra Krutisch.
Anzeiger des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s 2010.<br />
Redaktion Petra Krutisch, unter Mitarbeit<br />
von Almuth Klein. Nürnberg 2010.<br />
359 S., 58 sw, 243 farb. Abb., Hardcover,<br />
27,5 x22,5 cm, ISSN 1430-5496.<br />
Preis: 33,– €<br />
Der Band stellt neue Forschungsergebnisse<br />
zu Miniaturen in einem 1423 von Paul<br />
Mülich geschriebenen Gebetbuch, zu<br />
einer dem Meister des Augustiner-Altars<br />
zugeschriebenen Tafel mit der Geburt<br />
Christi und seinem einzigartigen »Engelsdiskurs«,<br />
zur ursprünglichen Bestimmung<br />
von Dürers »Selbstbildnis im Pelzrock«,<br />
zum Indianer-Motiv in der Nürnberger<br />
Goldschmiedekunst sowie zur neu erworbenen<br />
Ton-Porträtbüste von Laurentius<br />
Russinger aus dem Jahr 1785 vor. Zu<br />
Künstlern und Werken des 19. und<br />
20. Jahrhunderts berichten Beiträge über<br />
die Geschichte der Münchner Bildhauerschule,<br />
über künstlerisch gestaltetes »Notgeld«<br />
der Jahre 1921 bis 1923 von<br />
Egon Tschirch sowie über graphische<br />
Bildsequenzen und deren »symbolische<br />
Repräsentation«. In der Rubrik »Neues<br />
zu Objekten im GNM« werden die Lade<br />
der Nürnberger Flitterschläger, Messingschaber<br />
und Rechenpfennigmacher von<br />
1699, Weidenkörbe des 19. Jahrhun-<br />
Publikationen des GNM-Verlags<br />
derts sowie Archivfunde zur Geschichte<br />
des GNM in der ersten Hälfte des 20.<br />
Jahrhunderts vorgestellt. Der Jahresbericht<br />
2009 mit einem diesmal besonders<br />
umfangreichen Erwerbsbericht beschließt<br />
den Band.<br />
KulturGut. Aus der Forschung des<br />
Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s.<br />
Nürnberg 2010, H. 24–27.<br />
Das vierteljährlich erscheinende Heft stellt<br />
aktuelle Forschungen zu den Beständen<br />
des GNM vor. Zudem wird ein monatlich<br />
in den »Blickpunkt« gerücktes Objekt besprochen.<br />
<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />
Kunst und Kultur vom 16. bis zum<br />
18. Jahrhundert.<br />
Hrsg. von Daniel Hess/DagmarHirschfelder<br />
(= Die Schausammlungen des<br />
Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 3).<br />
Nürnberg 2010.<br />
564 S., 643 farb. Abb., Hardcover, 27,5<br />
x22,5 cm, ISBN 978-3-936688-47-4.<br />
Preis im Museumsshop: 49,– €<br />
Der Band begleitet die im GNM 2010<br />
neu eröffnete Dauerausstellung zur Kunst<br />
und Kulturgeschichte vom 16. bis zum<br />
18. Jahrhundert im deutschen Sprachraum.<br />
Die Schausammlung erschließt<br />
mit rund 1.000 Exponaten in 33 Räumen<br />
zentrale Themen der Frühen Neuzeit, so<br />
beispielsweise Sammeln und Repräsentieren,<br />
Antikenrezeptionund Naturstudium,<br />
die Wechselwirkung von Kunst und Religion<br />
sowie das sich wandelnde Bild vom<br />
Menschen. Zu diesen Leitthemen bietet<br />
die Publikation vertiefende Beiträge und<br />
einen wissenschaftlichen Katalog aller<br />
ausgestellten Objekte. Dem Potenzial des<br />
GNM und der Vielfalt der Sammlungen<br />
entsprechend öffnet die Gegenüberstellung<br />
von Objekten aller Kunstgattungen<br />
neue Blicke auf kulturgeschichtliche<br />
Zusammenhänge wie auch auf das<br />
Einzelwerk. Auf der Basis aktueller Forschung<br />
werden Gemälde und Skulpturen,<br />
darunter Meisterwerke von Albrecht<br />
Dürer, Peter Vischer, Lucas Cranach oder<br />
Franz Xaver Messerschmidt, wie auch<br />
219<br />
<strong>Renaissance</strong><br />
<strong>Barock</strong><br />
Kunst und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert<br />
Aufklärung<br />
Glasgemälde, graphische Blätter und illustrierte<br />
Bücher, Kunsthandwerk, Textilien,<br />
Schmuck, Medaillen, Möbel und Musikinstrumente<br />
in ihrem künstlerischen und historischen<br />
Kontext verortet. Von den rund<br />
1.000 Exponaten sind in dem attraktiv<br />
gestalteten Band rund zwei Drittel in herausragender<br />
Qualität farbig abgebildet.<br />
Führer durch die Schausammlung<br />
Vor- und Frühgeschichte des<br />
Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s.<br />
Bearb. von Tobias Springer, unter Mitarbeit<br />
von Martin Baumeister und Kathrin<br />
Vogelsang. Nürnberg 2010.<br />
72 S., 98 farb. Abb., Broschur,<br />
21 x20cm, ISBN 978-3-936688-50-4.<br />
Preis im Museumsshop: 7,50 €<br />
Der Führer bietet einen chronologischen<br />
Rundgang durch die Sammlung zur Vorund<br />
Frühgeschichtlichen im GNM. Sie<br />
umfasst Funde von 600.000 v.Chr. bis<br />
800 n.Chr. Eines der ältesten Exponate<br />
ist ein Faustkeil aus der Mittleren Altsteinzeit;<br />
seine formale Ausgewogenheit und<br />
der bläuliche Schimmer des Feuersteins<br />
verleihen diesem Universalwerkzeug besonderen<br />
ästhetischen Reiz. Vom Ende der<br />
Altsteinzeit stammen in Schiefer gravierte<br />
Pferdeköpfe, während sich die frühesten –
noch stilisierten –Menschendarstellungen<br />
in der Sammlung in Form von Anhängern<br />
eines Pferdegeschirrs der Urnenfelderzeit<br />
und von Zeichnungen auf einer hallstattzeitlichen<br />
Tonschale erhalten haben. Über<br />
die Jahrtausende wechselnde Bestattungssitten<br />
lassen auf sich entwickelnde Sozialstrukturen<br />
sowie Veränderungen der Jenseitsvorstellungen<br />
und damit der Religion<br />
unserer Vorfahren schließen. Die Grabbeigaben<br />
reichen von Waffen, Werkzeugen,<br />
Gefäßen, Schmuck und Amuletten bis zu<br />
christlichen Kreuzen. Die verwendeten<br />
Materialien wie auch die Verzierungsformen<br />
weisen auf den weiträumigen Warenund<br />
Ideenaustausch der damaligen Menschen<br />
hin. Modelle von Grab- und Hausformen<br />
veranschaulichen die anhand von<br />
Ausgrabungen gewonnenen Erkenntnisse.<br />
Der Spieleteppich<br />
im Kontext profanerWanddekoration um 1400<br />
Der Spieleteppich im Kontext profaner<br />
Wanddekoration um 1400. Beiträge<br />
des internationalen Symposions am<br />
30. und 31. Oktober 2008 im Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von Jutta<br />
Zander-Seidel (Wissenschaftliche Beibände<br />
zum Anzeiger des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s, 29). Nürnberg 2010.<br />
252 S., 18 Farbtaf. mit Gesamtansicht<br />
und Details des Spieleteppichs, 30 sw,<br />
119 farb. Abb., Hardcover, 27,5 x<br />
22,5 cm, ISBN 978-3-936688-53-5.<br />
Preis: 55,80 €<br />
Der im Dezember 2010 erschienene<br />
Tagungsband des gleichnamigen internationalen<br />
Symposions, das am 30. und<br />
31. Oktober 2008 im GNM stattfand,<br />
stellt den um 1400 am Mittelrhein entstandenen<br />
Wandteppich mit Minnespielen<br />
in einen aktuellen, fächerübergreifenden<br />
Forschungsdiskurs. 14 Autoren aus<br />
Kunst- und Kulturgeschichte, Germanistik,<br />
Kleidungs-, Bau-, Textil- und Restaurierungsforschung<br />
widmen sich dem 1857<br />
erworbenen Teppich. Thematisiert werden<br />
Bildwelt, künstlerische und soziale<br />
Kontexte sowie materiale und technologische<br />
Besonderheiten. Eine umfangreiche<br />
Bilddokumentation präsentiert den<br />
Teppich in neuen Gesamt- und Detailaufnahmen;<br />
Zusammenfassungen in deutscher<br />
und englischer Sprache sowie eine<br />
umfangreiche Bibliographierunden den<br />
Tagungsband ab.<br />
Wolfgang Brückner: Die Sprache<br />
christlicherBilder (= Kulturgeschichtliche<br />
Spaziergänge im Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>, 12). Nürnberg 2010.<br />
224 S., 59 sw, 142 farb. Abb., Hardcover,<br />
24,5 x17cm, ISBN 978-3-936688-44-3.<br />
Preis: 12,50 €<br />
Welche Funktionen besaßen christliche Bilder<br />
in der Lebenswirklichkeit in Mittelalter<br />
und Neuzeit? Wie ist die Sprache dieser<br />
Werke heute zu verstehen? Welche<br />
Wechselwirkungen bestehen zwischen<br />
Religion und Kunst?<br />
Derartigen Fragestellungen geht Wolfgang<br />
Brückner anhand der vielfältigen<br />
Zeugnisse christlicher Religiosität im GNM<br />
nach: bedeutendenKunstwerken, graphischen<br />
Blättern und illustrierten Büchern,<br />
volkskundlichen Exponaten und »trivialen«<br />
220<br />
Objekten aus dem Lebensalltag vergangener<br />
Epochen. Er weist fachübergreifend<br />
auf historische, kirchen- und motivgeschichtliche<br />
Zusammenhänge hin, die heute<br />
im allgemeinen Bewusstsein kaum noch<br />
bekannt sind. Als eine Besonderheit des<br />
GNM stellt er eingangs die hier verwahrten<br />
»Reichsreliquien« vor und behandelt<br />
generell die Musealisierung religiöser<br />
Werke. Breiten Raum nehmen Exponate<br />
ein, die der »konfessionellen Vergewisserung<br />
des Protestantismus« dienten, wie<br />
frühe Luther-Bildnisse, Lehr- und Bekenntnisbilder,<br />
aber beispielsweise auch<br />
Abendmahlstrachten. »Evangelische Bilderwelten«<br />
sind im GNM in Ausstellungsstücken<br />
zu Handwerken und Zünften<br />
oder zum bürgerlichen und bäuerlichen<br />
Wohnen ebenso wie etwa in der Emblemliteratur<br />
anzutreffen. Ein weiterer der zahlreichen<br />
Aspekte dieses Buches ist die Bedeutung<br />
christlicher Darstellungen für den<br />
gläubigen Betrachter in früherer Zeit und<br />
die Aussagekraft sowie die Kommunikationsmöglichkeit<br />
für den Betrachter heute.<br />
Die Sprache christlicher Bilder<br />
Kulturgeschichtliche Spaziergänge<br />
im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong><br />
Wunderbare Bücherwelten. Moderne<br />
Druckkunst aus Hamburg.<br />
Ausst.Kat.<strong>Germanisches</strong><strong>Nationalmuseum</strong>.<br />
Bearb. von Johannes Pommeranz.<br />
Nürnberg 2010.<br />
207S., 108farb.Abb.meist aufTaf.,<br />
Hardcover,27,5 x22,5 cm, ISBN 987-3-<br />
936688-42-9.<br />
Preis im Museumsshop: 27,60 €
Der Buchkunstbewegung in Deutschland,<br />
die eine Sondersammlung der Bibliothek<br />
des GNM dokumentiert, widmete das<br />
Museum in den vergangenen Jahren bereits<br />
mehrfach Ausstellungen und Publikationen.<br />
Die häufig textbegleitenden Bilder<br />
der originalen Graphiken verschmelzen<br />
mit dem literarischen Inhalt, mit der gewählten<br />
Schrift, dem bisweilen handgeschöpften<br />
Papier und dem künstlerisch gestalteten<br />
Einband zu einer Einheit.<br />
Der Katalog behandelt 80 Exponate<br />
der Ausstellung, die Bücher mit Originalgraphik,<br />
rein typographisch gestaltete<br />
Werke, Einzelblätter sowie Zustandsdrucke<br />
umfasst. Ausgehend von typographisch<br />
gestalteten Büchern vom Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts, spannt sich der<br />
Bogen bis zu vielfarbigen, eigenwilligen<br />
Text-Bild-Kombinationen der Gegenwart.<br />
Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Redaktion Christine Dippold.<br />
Nürnberg/Dresden 2010.<br />
456 S., 600 farb. Abb., Museumsausgabe<br />
Broschur, 27 x22cm, ISBN 978-<br />
3-936688-51-1.<br />
Preis im Museumsshop: 25,– €<br />
Wie kein anderes Bauwerk prägt die<br />
Burg unsere Vorstellung vom Mittelalter.<br />
In illuminierten Handschriften, frühen<br />
Drucken, Gemälden, kunsthandwerklichen<br />
Prunkstücken und Gegenständen<br />
des Alltags ist eine kontinuierliche sinn-<br />
bildliche Verwendung der Burg zu erkennen.<br />
Der »Mythos Burg« manifestiert sich<br />
somit bereits im Mittelalter und wurde bis<br />
in die Gegenwart weiter getragen, auch<br />
wenn sich die Funktion der Burg als wehrhafter<br />
Wohnbau im Lauf der Zeit gewandelt<br />
hat. Die Ausstellung widmet sich den<br />
verschiedenen Ausprägungen des »Mythos<br />
Burg« über die Jahrhunderte und<br />
präsentiert rund 650 vielfach noch nie<br />
gezeigte Exponate, zusammengetragen<br />
aus Burgen in Mitteleuropa und den bedeutendsten<br />
Museen der Welt.<br />
Die Burg. Wissenschaftlicher Begleitband<br />
zu den Ausstellungen »Burg und Herrschaft«<br />
und »Mythos Burg«. Publikation<br />
der Beiträge des Symposions auf der<br />
Wartburg, 19.–22. März 2009 in<br />
Zusammenarbeit mit der Wartburg-<br />
Gesellschaft zur Erforschung von Burgen<br />
und Schlössern. Schriftleitung Anja<br />
Grebe. Hrsg. von G. Ulrich Großmann/<br />
Hans Ottomeyer. Berlin/Nürnberg/<br />
Dresden 2010.<br />
340 S., 280 meist farb. Abb., Museumsausgabe<br />
Broschur, 27 x22cm, ISBN<br />
978-3-936688-48-1.<br />
Preis: 25,– €<br />
Mit der Doppelausstellung »Burg und<br />
Herrschaft« (Berlin) und »Mythos Burg«<br />
(Nürnberg) wenden sich das Deutsche<br />
Historische Museum und das GNM, unterstützt<br />
durch die Wartburg-Gesellschaft<br />
burg<br />
DIE<br />
221<br />
burg<br />
Mythos<br />
zur Erforschung von Burgen und Schlössern<br />
e.V., einem historischen, kulturgeschichtlichen<br />
und architektonischen Phänomen<br />
zu, das nicht nur das Mittelalter,<br />
sondern auch unser Bild vom Mittelalter<br />
prägt. Der wissenschaftliche Begleitband<br />
beleuchtet das Thema »Burg« in seiner<br />
ganzen Bandbreite. Erstmals gemeinsam<br />
in einer Publikation stellen mehr als 30 international<br />
renommierte Fachautoren aus<br />
allen Bereichen der Burgenforschung ihre<br />
aktuellen Erkenntnisse vor. Sie reichen<br />
von den Anfängen des Burgenbaus im<br />
Frühmittelalter über die Entwicklung der<br />
Adelsburg im Hochmittelalter bis zum Umgang<br />
mit der Burg in der Gegenwart. Der<br />
bisherige Stand der Wissenschaft wird kritisch<br />
hinterfragt. Eszeigt sich, dass trotz<br />
der Intensivierung der Burgenforschung in<br />
den letzten Jahrzehnten breite Forschungslücken<br />
bestehen. Die reich bebilderte Publikation<br />
zeigt ein Panorama des heutigen<br />
Wissens zur Burg aus historischer, bauund<br />
kunstgeschichtlicher Perspektive auf<br />
und legt eine deutlich verbesserte Basis<br />
für die künftige Erforschung der »Burg«.<br />
Die Burgen-Ratten sind los! Kinderkat.<br />
Text Alexandra Tasler, Illustrationen Felix<br />
Kerscher, Idee und Gesamtleitung Anja<br />
Grebe. Nürnberg 2010.<br />
48 S., 56 farb. Abb., 9swAbb. zum Ausmalen<br />
und/oder Ausschneiden. Broschur,<br />
27 x22cm, ISBN 978-3-936688-52-8.<br />
Preis: 5,– €
Anlässlich der Ausstellung »Mythos Burg«<br />
wurde für Kinder ein Begleitheft konzipiert,<br />
das auch über die Ausstellung hinaus<br />
Aktualität behalten sollte. Die leicht<br />
verständlichen Texte greifen Themen der<br />
Ausstellung auf. So erfahren die kleinen<br />
Leser etwas über Burgenbauten, über das<br />
Leben auf der Burg und über Ritter. Die<br />
farbigen Illustrationen gestalten die Publikation<br />
kindgerecht lebendig, während<br />
Abbildungen von Ausstellungsexponaten<br />
die Textinhalte didaktisch ansprechend<br />
ergänzen. Im Anhang befindet sich ein<br />
Glossar, das Fachbegriffe in einfachen<br />
Worten erklärt. Zudem laden kleine Rätselaufgaben<br />
sowie Seiten zum Ausmalen,<br />
Ausschneiden und Basteln zum Rekapitulieren<br />
des Gelesenen ein.<br />
Nina Günster: Blicke auf die Burg.<br />
Zeichnungen und Aquarelle des 19.<br />
Jahrhunderts aus den Beständen Karl<br />
August von Cohausen und Botho Graf<br />
zu Stolberg-Wernigerode im<br />
Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />
Hrsg. von G. Ulrich Großmann. Nürnberg<br />
2010.<br />
224 S., 161 farb. Abb., Hardcover, 27,5<br />
x22,5 cm, ISBN 978-3-936688-49-8.<br />
Preis: 38,– €<br />
Zeichnungen und Aquarelle des 19.Jahrhunderts im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong><br />
Nina Günster Blicke auf die Burg<br />
Die Publikation erschien anlässlich der<br />
Ausstellung »Mythos Burg« im GNM. Sie<br />
stellt eine Auswahl von 150 Blättern der<br />
im GNM befindlichen Sammlungen von<br />
Karl August von Cohausen (1812–1894)<br />
und Botho Graf zu Stolberg-Wernigerode<br />
(1805–1881) vor, zusammen etwa<br />
2.200 Aquarelle und Zeichnungen mit<br />
Gesamt- und Detailansichten, Grund- und<br />
Aufrissen von Burgen in Deutschland,<br />
Tirol, der Schweiz, Böhmen und angrenzenden<br />
Gebieten. Cohausen ist durch<br />
zahlreiche Publikationen bekannt. In seinem<br />
Hauptwerk »Die Befestigungsweisen<br />
der Vorzeit und des Mittelalters« ist ein<br />
großer Teil seiner technischangelegten<br />
Zeichnungen veröffentlicht, allerdingsoffenbaren<br />
erst die Originale die Qualität<br />
seiner Arbeit. Die SammlungStolbergs<br />
hingegen, dessen Beschäftigung mit Burgen<br />
reines Privatinteresse war, ist eine<br />
außerordentliche Entdeckung. Die meist<br />
sehr exakt und dabei durchaus romantisch<br />
angelegten Bilder wurden teils von ihm<br />
selbst, teils von anderen Personen angefertigt.<br />
Beide bislang weitgehend unausgewerteten<br />
Zeichnungsbestände sind von<br />
großem wissenschaftlichen Wert, da fast<br />
alle Burgen in einem Zustand zu sehen<br />
sind, der sich vom heutigen Bild stark unterscheidet.<br />
222<br />
Reisebegleiter –mehr als nur Gepäck.<br />
Begleitband zur Ausst. im GNM. Bearb.<br />
von Claudia Selheim. Nürnberg 2010.<br />
228 S., 24 sw, 160 farb. Abb., Hardcover,<br />
27,5 x22,5 cm, ISBN 978-3-<br />
936688-54-2.<br />
Preis im Museumsshop: 24,– €<br />
Aussehen und Material von Reisegepäck<br />
passten sich in den letzten 250 Jahren<br />
den veränderten Verkehrsmitteln und<br />
Bedürfnissen einer zunehmend mobilen<br />
Gesellschaft an. Die 23 Beiträge des Ausstellungsbegleitbandes<br />
präsentieren die<br />
breite Palette an Gepäckstücken von der<br />
Gesindetruhe über den Schrankkoffer bis<br />
zu Bord-Case und Plastiktüte und bilden<br />
nahezu alle Exponate der Ausstellung zumeist<br />
in Farbe ab.<br />
Erstmals sind Materialität, Funktionalität<br />
und zeitliche Einordnung gemeinsam erfasst.<br />
Unterschiedlichste Facetten von<br />
»Reisebegleitern« wie Kofferwerbung,<br />
der Gepäckverkehr bei der Bahn, Militärgepäck,<br />
der Koffer im Museum, Gepäckversicherung,<br />
das Schreiben auf Reisen<br />
oder umfangreiche Reiseservice erscheinen<br />
in ihrem jeweiligen kulturgeschichtlichen<br />
Kontext. Im Anhang sind nach dem<br />
Ausstellungsplan die technischen Daten<br />
der Exponate erfasst.
Veröffentlichungen, Vorträge, Führungen und Universitätsarbeit<br />
der GNM-Wissenschaftler<br />
Veröffentlichungen<br />
der GNM-Wissenschaftler<br />
Bär, Frank P.: Vom Wert der Veränderung. Das<br />
»Nicht Originale« als historisches Zeugnis. In:<br />
Mozart im Zentrum. Festschrift für Manfred Hermann<br />
Schmid zum 60. Geburtstag. Hrsg. von<br />
Klaus Aringer/Ann-Katrin Zimmermann. Tutzing<br />
2010, S. 439–458.<br />
–(mit Frank Matthias Kammel, Petra Krutisch,<br />
Jana Stolzenberger): <strong>Barock</strong>e Pracht: Hofkultur<br />
im 18. Jahrhundert. In: <strong>Barock</strong>. Aufklärung. Kunst<br />
und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert.<br />
Hrsg. von Daniel Hess/Dagmar Hirschfelder<br />
(= Die Schausammlungen des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s, 3). Nürnberg 2010,<br />
S. 322–335.<br />
Baumeister,Martin: Führer durch die Schausammlung<br />
Vor- und Frühgeschichte des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s. Bearb. von Tobias<br />
Springer/Martin Baumeister/Kathrin Vogelsang.<br />
Nürnberg 2010.<br />
–Ritterlicher Kampf und Turnier. Erscheinungsformen<br />
von Gewalt im Mittelalter. In: Die Burg.<br />
Wissenschaftlicher Begleitband zu den Ausstellungen<br />
»Burg und Herrschaft« und »Mythos<br />
Burg«. Publikation der Beiträge des Symposions<br />
»Die Burg« auf der Wartburg. Hrsg. von<br />
G. Ulrich Großmann/Hans Ottomeyer, Schriftleitung<br />
Anja Grebe. Berlin/Nürnberg/Dresden<br />
2010, S. 264–273.<br />
–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Nürnberg/Dresden 2010, bes.<br />
S. 234–237 (Einführung Leben im Kampf) sowie<br />
zahlreiche Katalogbeiträge.<br />
–Beitrag in Burg und Herrschaft. Ausst.Kat.<br />
Deutsches Historisches Museum, Berlin. Hrsg.<br />
von Rainer Atzbach/Sven Lüken/Hans Ottomeyer.<br />
Dresden 2010, S. 16 (Ulfberht-Schwert).<br />
–Große und kleine Bagage. Militärisches Reisegepäck<br />
im 19. und 20. Jahrhundert. In: Reisebegleiter<br />
–mehr als nur Gepäck. Bearb. von<br />
Claudia Selheim, Begleitband zur Ausstellung im<br />
Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>. Nürnberg<br />
2010, S. 143–151.<br />
Brisman, Shira (mit Sally Promey): Sensory Cultures:<br />
Material and Visual Religion Reconsidered.<br />
In: The Blackwell Companion to Religion in America.<br />
Hrsg. von Philip Goff. Chichester 2010,<br />
S. 177–205.<br />
Dippold, Christine: Beiträge in: Mythos Burg.<br />
Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg.<br />
von G. Ulrich Großmann. Nürnberg/Dresden<br />
2010.<br />
–Tagungsbericht zum 37. DGV-Kongress in<br />
Freiburg. In: Das Amt. Alltag, Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Hrsg. von Thomas Schindler/<br />
Carsten Sobik (= Hessische Blätter für Volks- und<br />
Kulturforschung, N.F. 46). Marburg 2010,<br />
S. 136–140.<br />
Doosry, Yasmin: Kofferwerbung. Fernweh als<br />
Geschäft. In: Reisebegleiter –mehr als nur<br />
Gepäck. Begleitband zur Ausstellung im Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Bearb. von Claudia<br />
Selheim. Nürnberg 2010, S.190–198.<br />
–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />
Eser, Thomas: Weltbild in Bewegung: Zwei<br />
Globen und ein Silberschiff. In: <strong>Renaissance</strong>.<br />
<strong>Barock</strong>. Aufklärung. Kunst und Kultur vom 16.<br />
bis zum 18. Jahrhundert. Hrsg. von Daniel<br />
Hess/Dagmar Hirschfelder (= Die Schausammlungen<br />
des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 3).<br />
Nürnberg 2010, S. 32–45.<br />
–Gewürze auf dem Behaim-Globus. Venture-<br />
Capital-Akquise um1500. In: Gewürze –Sinnlicher<br />
Genuss. Lebendige Geschichte. Begleitbuch<br />
zur Ausstellung im Ausstellungszentrum<br />
Lokschuppen Rosenheim. Hrsg. von Frank Holl.<br />
Rosenheim 2010, S. 134–145.<br />
–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />
–Beiträge in: Apelles am Fürstenhof. Facetten<br />
der Hofkunst um 1500 im Alten Reich. Ausst.Kat.<br />
Kunstsammlung Veste Coburg. Hrsg. von<br />
Matthias Müller/Klaus Weschenfelder u.a.<br />
Coburg 2010.<br />
Friedel, Birgit: Beiträge in: Mythos Burg.<br />
Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg.<br />
von G. Ulrich Großmann. Nürnberg/Dresden<br />
2010, bes. S. 168–171 (Einführung Leben auf<br />
der Burg) sowie zahlreiche Katalogbeiträge.<br />
Glaser, Silvia: Alles in die Tüte. Reisehilfen<br />
aus Kunststoff. In: Reisebegleiter –mehr als<br />
nur Gepäck. Begleitband zur Ausstellung im<br />
Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>. Bearb. von<br />
Claudia Selheim. Nürnberg 2010,<br />
S.135–142.<br />
223<br />
–Dekor in »Blau und Weiß ordinair gemahlet«.<br />
Das Meissener Zwiebelmuster und seine Rezeption<br />
im 19. und 20. Jahrhundert. In: Königstraum<br />
und Massenware. 300 Jahre europäisches<br />
Porzellan. Das Symposium. Hrsg. von Wilhelm<br />
Siemen (= Schriften und Kataloge des Deutschen<br />
Porzellanmuseums, 102). Selb 2010,<br />
S. 88–102.<br />
–Keramiken von Clara von Ruckteschell-Truëb.<br />
In: KulturGut. Aus der Forschung des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s, H. 25, 2010,<br />
S. 14–17.<br />
–Asymmetrie in Schwarz und Weiß. Ein ungewöhnliches<br />
Porzellanensemble aus den 1950er<br />
Jahren. In: KulturGut. Aus der Forschung des<br />
Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, H. 26, 2010,<br />
S. 5–7.<br />
–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />
–Besprechung von Karl Klaus Walther/Klaus<br />
Dieter Hein-Mooren: Die Chronik. C. C. Buchner<br />
175 Jahre Verlagsgeschichte. Bamberg 2007.<br />
In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte,<br />
73, 2010, H. 1, S. 266–267. URL:<br />
http://www.kbl.badw-muenchen/zblg-online/<br />
rezension_919.html [10.06.2010].<br />
–Besprechung von Die Wittelsbacher und das<br />
Reich der Mitte. Ausst.Kat. Bayerisches <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />
Hrsg. von Renate Eikelmann. München<br />
2009. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte,<br />
73, 2010, H. 2, S. 625–-628. URL:<br />
http://www.kbl.badw-muenchen/zblg-online/<br />
rezension_1646.html [10.06.2010].<br />
Grebe, Anja: Die Burgen-Ratten sind los! Kinderkatalog<br />
zur Ausstellung »Mythos Burg«. Text<br />
Alexandra Tasler, Illustrationen Felix Kerscher,<br />
Idee und Gesamtleitung Anja Grebe. Nürnberg<br />
2010.<br />
–Mythos Burg –Zuden Ursprüngen des<br />
modernen Burgenbildes in Mittelalter und<br />
Früher Neuzeit. In: Die Burg. Wissenschaftlicher<br />
Begleitband zu den Ausstellungen »Burg und<br />
Herrschaft« und »Mythos Burg«. Publikation der<br />
Beiträge des Symposions »Die Burg« auf der<br />
Wartburg. Hrsg. von G. Ulrich Großmann/<br />
Hans Ottomeyer, Schriftleitung Anja Grebe.<br />
Berlin/Nürnberg/Dresden 2010, S. 236–253.<br />
–Albrecht Dürer e»l’Arte segreta della prospettiva«.<br />
La sintesi di arte escienza aBologna nel
1506. In: Crocevia ecapitale della migrazione<br />
artistica: forestieri aBologna ebolognesi nel<br />
mondo (secoli XV-XVI). Hrsg. von Sabine<br />
Frommel. Bologna 2010, S. 105–118.<br />
–Museum and Mnemosyne. Aby Warburg,<br />
André Malraux and the re-/construction of art<br />
history as social history. In: »Le Musée Imaginaire«<br />
and Temptations of the Orient and Japan.<br />
Hrsg. von Hidemichi Tanaka. Akita 2010,<br />
S. 55–61.<br />
–Mythos Burg –Von der Gralsburg bis Hogwarts,<br />
in: Damals. Das Magazin für Geschichte,<br />
H. 7, 2010, S. 25–27.<br />
–(mit G. U. Großmann): Allen Veränderungen<br />
getrotzt. »Burgendämmerung« oder Kontinuität<br />
in der frühen Neuzeit. In: Damals. Das Magazin<br />
für Geschichte und Kultur, 42, 2010, H. 7,<br />
S. 66–71.<br />
–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Nürnberg/Dresden 2010, bes.<br />
S. 22–25 (Einführung Mythos Burg –Sinnbild<br />
und Symbol), S. 80–83 (Einführung Mythos<br />
Ritter), S. 278–281 (Einführung Besucherglanz<br />
und Burgendämmerung) sowie zahlreiche<br />
Katalogbeiträge.<br />
Gropp, Stephanie: Beiträge in: Mythos Burg.<br />
Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg.<br />
von G. Ulrich Großmann. Nürnberg/Dresden<br />
2010.<br />
Großmann, G.Ulrich: Mythos Burg. Ausst.Kat.<br />
<strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von<br />
G. Ulrich Großmann. Nürnberg/Dresden 2010,<br />
bes. S. 58–61 (Einführung Burgenbauten in Mittelalter<br />
und Neuzeit), S. 132–135 (Einführung<br />
Ritterbiographien), S. 318–321 (Einführung<br />
Mythos und Mystifizierung) sowie zahlreiche<br />
Katalogbeiträge.<br />
–(mit Hans Ottomeyer): Die Burg. Wissenschaftlicher<br />
Begleitband zu den Ausstellungen »Burg<br />
und Herrschaft« und »Mythos Burg«. Publikation<br />
der Beiträge des Symposions »Die Burg« auf der<br />
Wartburg. Hrsg. von G. Ulrich Großmann/<br />
Hans Ottomeyer, Schriftleitung Anja Grebe.<br />
Berlin/Nürnberg/ Dresden 2010, hier mit Hans<br />
Ottomeyer S. 8–15 (Einführung).<br />
–Einführung in die historische und kunsthistorische<br />
Bauforschung. Darmstadt 2010.<br />
–Ostwestfalen und Soester Börde. Kunstreiseführer.<br />
Petersberg 2010.<br />
–Frankfurt am Main und Südhessen. Kunstreiseführer.<br />
Fotos Michael Imhof. Petersberg 2010<br />
(Neuauflage des Kunstreiseführers Südhessen.<br />
Petersberg 2004)<br />
–<strong>Renaissance</strong>schlösser in Hessen. Architektur<br />
zwischen Reformation und Dreißigjährigem<br />
Krieg. Regensburg 2010.<br />
–Wohnräume im Burgenbau des 12. und 13.<br />
Jahrhunderts. In: Die Burg. Wissenschaftlicher<br />
Begleitband zu den Ausstellungen »Burg und<br />
Herrschaft« und »Mythos Burg«. Publikation der<br />
Beiträge des Symposions »Die Burg« auf der<br />
Wartburg. Hrsg. von G. Ulrich Großmann/<br />
Hans Ottomeyer, Schriftleitung Anja Grebe.<br />
Berlin/Nürnberg/Dresden 2010, S. 176–187.<br />
–Die »Burgensammlung« des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s. Zur Burgenforschung im<br />
19. Jahrhundert. In: Nina Günster: Blick auf die<br />
Burg. Zeichnungen und Aquarelle des 19. Jahrhunderts<br />
aus den Beständen Karl August von<br />
Cohausen und Botho Graf zu Stolberg-<br />
Wernigerode. Nürnberg 2010, S. 7–18.<br />
–Die Architekturdarstellungen auf dem Spieleteppich.<br />
In: Der Spieleteppich im Kontext profaner<br />
Wanddekoration um 1400. Beiträge des<br />
internationalen Symposions am 30. und 31. Oktober<br />
2008 im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />
Hrsg. von Jutta Zander-Seidel (= Wissenschaftliche<br />
Beibände zum Anzeiger des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s, 29). Nürnberg<br />
2010, S. 123–133.<br />
–Die Burg um 1225. In: AufRuhr 1225! Ritter<br />
Burgen und Intrigen. Das Mittelalter an Rhein<br />
und Ruhr. Ausst.Kat. LWL-Museum für Archäologie,<br />
Herne. Mainz 2010, S. 195–209.<br />
–Die Burg zur Zeit der <strong>Renaissance</strong>. In: Die<br />
Burg zur Zeit der <strong>Renaissance</strong> (= Forschungen<br />
zu Burgen und Schlössern, 13). Berlin/München<br />
2010, S. 25–35.<br />
–Fachwerkhäuser als Runenhäuser. Zur Geschichte<br />
eines ideologischen Missbrauchs. In:<br />
Bilder –Sachen –Mentalitäten. Arbeitsfelder<br />
historischer Kulturwissenschaften. Wolfgang<br />
Brückner zum 80. Geburtstag. Hrsg. von Heidrun<br />
Alzheimer u.a. Regensburg 2010. S. 717–726.<br />
–Forschung aus Sicht der Museen. In: Was<br />
heißt und zu welchem Ende betreibt man<br />
Forschung in Museen? Hrsg. von Wilhelm<br />
Krull/Bernhard Graf (= Mitteilungen und Berichte<br />
aus dem Institut für Museumsforschung, 48).<br />
Berlin 2009 (erschienen 2010), S. 37–46.<br />
–Begegnungen mit Heinrich Klotz in Marburg.<br />
In: Re-Visionen der Moderne. Begegnungen mit<br />
Heinrich Klotz. Hrsg. von Judith Rottenburg/<br />
Henning Arnecke. München 2010, S. 39–43.<br />
–Burgenbau im Wandel der Zeit. Eine Erfolgsgeschichte.<br />
In: Damals. Das Magazin für Geschichte<br />
und Kultur, 42, 2010, H. 7, S. 36–42<br />
(mit Glossar).<br />
224<br />
–(mit Anja Grebe): Allen Veränderungen getrotzt.<br />
»Burgendämmerung« oder Kontinuität in der<br />
frühen Neuzeit. In: Damals. Das Magazin für Geschichte<br />
und Kultur, 42, 2010, H. 7, S. 66–71.<br />
–Frühe Darstellungen der Burg Trient. In: Arx:<br />
Burgen und Schlösser in Bayern, Österreich und<br />
Südtirol, 32, 2010, H. 1, S. 17–20; verkürzte<br />
Version in: KulturGut. Aus der Forschung des<br />
Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 2010, H. 26,<br />
S. 1–4.<br />
–»Mythos Burg« im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong><br />
Nürnberg. In: Arx: Burgen und Schlösser<br />
in Bayern, Österreich und Südtirol, 32, 2010,<br />
H. 1, S. 49–51.<br />
–(mit Georg Brütting und Daniel Burger): Bemerkungen<br />
zu Burgen 2: Burglengenfeld (Oberpfalz)<br />
und Neideck (Franken). In: Rundbrief<br />
der Wartburg-Gesellschaft, 48, März 2010,<br />
S. 10–12.<br />
–Bemerkungen zu Burgen 3: Das Loch im Turm<br />
–Boymont, Payrsberg, Neuhaus. In: Rundbrief<br />
der Wartburg-Gesellschaft, 49, Juli 2010,<br />
S. 5–9.<br />
–Bemerkungen zu Burgen 4: Burg Neuhaus in<br />
Veldenstein. In: Rundbrief der Wartburg-<br />
Gesellschaft, 50, Dezember 2010, S. 8–11.<br />
–Beiträge in: Nürnberg und Nürnberger Land.<br />
Ausflugsziele zwischen Pegnitz und Fränkischer<br />
Alb (= Ausflüge zu Archäologie, Geschichte und<br />
Kultur in Deutschland, 52). Stuttgart 2010.<br />
–Besprechung von Der Idsteiner Hexenturm.<br />
Die Geschichte des Idsteiner Wahrzeichens und<br />
seine Sanierung 2005–2008. Hrsg. vom Magistrat<br />
der Stadt. Idstein 2008. In: Die Burg zur<br />
Zeit der <strong>Renaissance</strong> (= Forschungen zu Burgen<br />
und Schlössern, 13). Berlin/München 2010,<br />
S. 253–254.<br />
–Besprechung von Das Obere Schloss in Greiz.<br />
Ein romanischer Backsteinbau in Ostthüringen.<br />
Arbeitsheft des Thüringischen Landesamtes für<br />
Denkmalpflege und Archäologie, N.F. 30,<br />
2008. In: Die Burg zur Zeit der <strong>Renaissance</strong><br />
(= Forschungen zu Burgen und Schlössern, 13).<br />
Berlin/München 2010, S. 256–257.<br />
–Besprechung von August Wörler: Veste und<br />
Festung Rothenberg. Neunkirchen am Sand<br />
2008. In: Die Burg zur Zeit der <strong>Renaissance</strong><br />
(= Forschungen zu Burgen und Schlössern, 13).<br />
Berlin/München 2010, S. 262.<br />
Hagenguth,Claudia: Die Veste Heldburg in der<br />
Regierungszeit Herzog Johann Casimirs von<br />
Sachsen-Coburg: In: Die Burg zur Zeit der<br />
<strong>Renaissance</strong> (= Forschungen zu Burgen und<br />
Schlössern, 13). Berlin/München 2010,<br />
S. 51–60.
–Zahlreiche Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat.<br />
<strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von<br />
G. Ulrich Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />
Hess, Daniel: <strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />
Kunst und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert.<br />
Hrsg. von Daniel Hess/Dagmar Hirschfelder<br />
(= Die Schausammlungen des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s, 3). Nürnberg 2010, bes.<br />
S. 8–22 (mit Dagmar Hirschfelder/Jana Stolzenberger:<br />
Die neue Schausammlung: Geschichte<br />
und Neukonzeption), S. 46–59 (Zwischen<br />
Hochkonjunktur und Krise: Malerei und Glasmalerei<br />
von 1500 bis 1550), S. 74–87 (Albrecht<br />
Dürer und die Kunst der <strong>Renaissance</strong> in Nürnberg),<br />
S. 220–230 (Bauern, Hirten, Ziegenböcke:<br />
Der Traum vom Leben im Einklang mit<br />
der Natur), S. 296–308 (mit Frank Matthias<br />
Kammel: Zwischen <strong>Renaissance</strong> und <strong>Barock</strong>:<br />
Die Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen),<br />
S. 336–349 (mit Frank Matthias Kammel: Die<br />
Ästhetik des Unfertigen: Bozzetti und Ölskizzen).<br />
–Kulturgeschichte im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />
In: Die Magie der Geschichte. Geschichtskultur<br />
und Museum. Hrsg. von Martina<br />
Padberg/Martin Schmidt (= Schriften des<br />
Bundesverbands freiberuflicher Kulturwissenschaftler,<br />
3). Bielefeld 2010, S. 137–149.<br />
–(mit Oliver Mack): Luther am Scheideweg<br />
oder der Fehler eines Kopisten? Ein Cranach-<br />
Gemälde auf dem Prüfstand. In: Original –<br />
Kopie –Zitat. Kunstwerkedes Mittelalters und der<br />
Frühen Neuzeit: Wege der Aneignung –Formen<br />
der Überlieferung. Hrsg. von Wolfgang Augustyn/<br />
Ulrich Söding (= Veröffentlichungen des Zentralinstituts<br />
für Kunstgeschichte in München, 26).<br />
Passau 2010, S. 279–295.<br />
–Die »Schweizerscheibe« und die Konstruktion<br />
einer helvetischen Nationalkultur. In: Helvetische<br />
Merkwürdigkeiten. Wahrnehmung und Darstellung<br />
der Schweiz in der Kunst- und Kulturgeschichte<br />
seit dem 18. Jahrhundert. Hrsg. von<br />
Edgar Bierende/Sibylle Hoiman/Anna Minta/<br />
Matthias Noell (= Neue Berner Schriften zur<br />
Kunst, 11). Bern 2010, S. 173–189. In überarbeiteter<br />
und leicht veränderter Form publiziert in:<br />
Les panneaux de vitrail isolés. Actes du XXIV<br />
Colloque International du Corpus Vitrearum<br />
Zurich 2008. Bern 2010, S. 205–220.<br />
–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />
–Besprechung von Rolf Hasler: Die Schaffhauser<br />
Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts<br />
(= Corpus Vitrearum, Schweiz, Reihe Neuzeit,<br />
5). In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie<br />
und Kunstgeschichte, 2010, S. 318–320.<br />
Hinkel, Ada: Zur Restaurierung des Spieleteppichs<br />
–Befunduntersuchung und Restaurierung.<br />
In: Der Spieleteppich im Kontext profaner<br />
Wanddekoration um 1400. Beiträge des internationalen<br />
Symposions am 30. und 31. Oktober<br />
2008 im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg.<br />
von Jutta Zander-Seidel (= Wissenschaftliche Beibände<br />
zum Anzeiger des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
29). Nürnberg 2010, S. 63–71.<br />
Hirschfelder,Dagmar: <strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>.<br />
Aufklärung. Kunst und Kultur vom 16. bis zum<br />
18. Jahrhundert. Hrsg. von Daniel Hess/Dagmar<br />
Hirschfelder (= Die Schausammlungen des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s, 3). Nürnberg<br />
2010, bes. S. 8–22 (mit Daniel Hess/Jana Stolzenberger:<br />
Die neue Schausammlung: Geschichte<br />
und Neukonzeption), S. 204–219 (Repräsentation<br />
und Memoria: Bildnisse des 16. und 17.<br />
Jahrhunderts), S. 244–255 (Handwerk und Wissenschaft:<br />
Zum Künstlerverständnis in der Frühen<br />
Neuzeit), S. 284–295 (Kunst für den Markt:<br />
Innovation und Spezialisierung im 17. Jahrhundert),<br />
S. 362–384 (Bildnis und Individuum im<br />
Zeitalter der Aufklärung).<br />
–Beiträge in: Niederländische Malerei des<br />
17. Jahrhunderts der SØR Rusche-Sammlung.<br />
Bd. 4: Historien und Allegorien. Hrsg. von Hans-<br />
Joachim Raupp. Münster 2010, bes. Kat.Nr. 3,<br />
S. 58–62 (Pieter de Bloot), Kat.Nr. 66,<br />
S. 388–392 (David Teniers d. J.), Kat.Nr. 83,<br />
S. 482–485 (Jacob Willemsz. de Wet).<br />
Hohmann, Georg: Die Anwendung des CIDOC<br />
CRM für die semantische Wissensrepräsentation<br />
in den Kulturwissenschaften. In: Wissensspeicher<br />
in digitalen Räumen. Nachhaltigkeit, Verfügbarkeit,<br />
semantische Interoperabilität. Proceedings<br />
der 11. Tagung der Deutschen Sektion der Internationalen<br />
Gesellschaft für Wissensorganisation<br />
in Konstanz 2008. Hrsg. von Peter Ohly/Jörn<br />
Sieglerschmidt. Würzburg 2010, S. 210–222.<br />
–Die Anwendung von Ontologien zur Wissensrepräsentation<br />
und -kommunikation im Bereich<br />
des Kulturellen Erbes. In: Digitale Wissenschaft<br />
2010. Hrsg. von Silke Schomburg/Claus<br />
Leggewie/Henning Lobin/Cornelius Puschmann.<br />
Köln 2010.<br />
–Aspects of amuseum object identifier for automatic<br />
data processing/Aspects d’un identifiant<br />
d’objet de musée pour le traitement automatique<br />
des données. CIDOC Newsletter, 1, 2010,<br />
S. 17–21.<br />
Jooss, Birgit: Die digitale Edition der Matrikelbücher<br />
der Akademie der Bildenden Künste<br />
(= Schriften des Instituts für Dokumentologie und<br />
Editorik, 4). Norderstedt 2010.<br />
–Die Münchner Bildhauerschule. Figürliche<br />
Arbeiten im Zeichen der Tradition. In: Anzeiger<br />
225<br />
des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 2010.<br />
Nürnberg 2010, S.135–169.<br />
–»nur der reinen Kunst zu dienen« –Die<br />
Hochschule der bildenden Künste in München<br />
nach 1945. In: Kunstgeschichte inMünchen<br />
1947. Institutionen und Personen im Wiederaufbau.<br />
Hrsg. von Iris Lauterbach. München<br />
2010, S.41–58.<br />
–Potentiale der Einbindung externen Wissens –<br />
Die digitale Edition der Matrikelbücher der<br />
Akademie der Bildenden Künste München. In:<br />
Archive im digitalen Zeitalter. Überlieferung –<br />
Erschließung –Präsentation. 79. Deutscher<br />
Archivtag 2009 in Regensburg (= Tagungsdokumentationen<br />
zum Deutschen Archivtag, 14).<br />
Fulda 2010, S. 91–105.<br />
–Ein Künstlerleben zwischen Popularität und<br />
Rückzug. In: Gabriel von Max. Malerstar –<br />
Darwinist –Spiritist. Hrsg. von Karin Althaus/<br />
Helmut Friedel. München 2010, S. 49–55.<br />
–München als Anziehungspunkt für tschechische<br />
Künstler in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />
Eine Betrachtung aus Münchner Sicht. In:<br />
Kultur als Vehikel und als Opponent politischer<br />
Absichten. Kulturkontakte zwischen Deutschen,<br />
Tschechen und Slowaken von der Mitte des<br />
19. Jahrhunderts bis in die 1980er Jahre. Hrsg.<br />
von Michaela Marek/Dušan Kováč/Jiří Pešek/<br />
Roman Prahl. Essen 2010, S. 445–462.<br />
–»Sinnreiche und reizende Festspiele«. Lebende<br />
Bilder in der Fotografie. In: La Bohème. Die<br />
Inszenierung des Künstlers in Fotografien des<br />
19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Bodo von<br />
Dewitz. Göttingen 2010, S. 85–89 (englisch:<br />
S. 344–345).<br />
–Das Deutsche Kunstarchiv im Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>, Nürnberg. In: kulturpolitik.<br />
Bundesmitteilungsblatt des Bundesverbands<br />
Bildender Künstlerinnen und Künstler, 40, 2010,<br />
H. 2, S.15–16.<br />
–Das Deutsche Kunstarchiv im Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>, Nürnberg. Vom Umgang mit<br />
schriftlichen Nachlässen von Künstlern und<br />
Kunstwissenschaftlern. In: AKMB-News: Informationen<br />
zu Kunst, Museum und Bibliothek, 16,<br />
2010, S. 16–21.<br />
Kammel, Frank Matthias: Die Bildnisbüste Laurentius<br />
Russingers. Persönlichkeit und plastisches<br />
Porträt am Ausgang des 18. Jahrhunderts. In:<br />
Anzeiger des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
2010, S. 105–134.<br />
–Beiträge in: <strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />
Kunst und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert.<br />
Hrsg. von Daniel Hess/Dagmar Hirschfelder<br />
(= Die Schausammlungen des Germa-
nischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 3). Nürnberg 2010,<br />
bes. S. 60–73 (Skulptur der Dürerzeit: Traditionelle<br />
Motive und neue Formen), S. 124–136<br />
(Sinnlichkeit und Reglement: Kunst nach den Reformen<br />
der katholischen Kirche), S. 232–243<br />
(Natur und Antike: Pole einer erneuerten Kunst),<br />
S. 296–308 (mit Daniel Hess: Zwischen<br />
<strong>Renaissance</strong> und <strong>Barock</strong>: Die Ungleichzeitigkeit<br />
des Gleichzeitigen), S. 322–335 (mit Frank P.<br />
Bär, Petra Krutisch, Jana Stolzenberger: <strong>Barock</strong>e<br />
Pracht: Hofkultur im 18. Jahrhundert), S. 336–<br />
349 (mit Daniel Hess: Die Ästhetik des Unfertigen:<br />
Bozzetti und Ölskizzen), S. 374–384<br />
(Charakterköpfe: Das neue Interesse an der<br />
Physiognomie).<br />
–Angelus modernus. Der Engel in der Erlebnisgesellschaft.<br />
In: Engel. Mittler zwischen Himmel<br />
und Erde. Ausst.Kat. Diözesanmuseum Freising.<br />
München 2010, S. 182–213.<br />
–Taufstein und Taufgehäuse der Erfurter<br />
St. Severikirche. Formen und Symbolik. In: Spätgotischer<br />
Taufstein mit Baldachin in der Erfurter<br />
Severikirche. Forschung, Untersuchung und<br />
Restaurierung (= Arbeitshefte des Thüringischen<br />
Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie,<br />
N.F. 35). Erfurt 2010, S. 52–69.<br />
–Das Zimmerkenotaph für Johannes Bepler. Ein<br />
Beitrag zur Erinnerungskultur in Nürnberg um<br />
1800. In: Bilder –Sachen –Mentalitäten.<br />
Arbeitsfelder historischer Kulturwissenschaften.<br />
Wolfgang Brückner zum 80. Geburtstag. Hrsg.<br />
von Heidrun Alzheimer u.a. Regensburg 2010,<br />
S. 377–390.<br />
–Eine Reliefplatte mit singendem Vogel von Karl<br />
Kerzinger. Zur Architekturkeramik der Mosbacher<br />
Firma Nerbel &Hausleiter. In: KulturGut.<br />
Aus der Forschung des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
2010, H. 24, S. 5–9.<br />
–Ein Porträtrelief der Diotima Hölderlins. Kleinbildwerke<br />
aus der Frankfurter Zeit Landolin<br />
Ohnmachts. In: KulturGut. Aus der Forschung<br />
des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 2010,<br />
H. 27, S. 1–5.<br />
–zahlreiche Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat.<br />
<strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von<br />
G. Ulrich Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />
Klein, Almuth: Neues in altem Gewand: die Gräber<br />
der Heiligen Franziskus und Klara in Assisi.<br />
In: 1259. Altenberg und die Baukultur im<br />
13. Jahrhundert (= Veröffentlichungen des Altenberger<br />
Dom-Vereins, 10). Hrsg. vom Altenberger<br />
Dom-Verein e.V. in Zusammenarbeit mit Norbert<br />
Nußbaum. Kolloquium Altenberg, 13.–15. Mai<br />
2009. Regensburg 2010, S. 85–102.<br />
–Ein Paravent aus dem 18. Jahrhundert mit der<br />
Darstellung der Niagarafälle. In: KulturGut. Aus<br />
der Forschung des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
2010, H. 25, S. 1–5.<br />
–Beitrag in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />
–Besprechung von: Chronik des Klosters zum<br />
Heiligengrabe: von der Reformation bis zur Mitte<br />
des 20. Jahrhunderts (= Studien zur Geschichte,<br />
Kunst und Kultur der Zisterzienser, 28). Hrsg.<br />
von Werner von Kieckebusch/Brigitte Müller-<br />
Bülow zu Dohna/Gabriele Simmermacher. Berlin<br />
2008. -- Friederike Rupprecht: Von blutenden<br />
Hostien, frommen Pilgern und widerspenstigen<br />
Nonnen: Heiligengrabe zwischen Spätmittelalter<br />
und Reformation. Berlin 2005. –Sarah Romeyke:<br />
Vom Nonnenchor zum Damenplatz: 700 Jahre<br />
Kloster Stift zum Heiligengrabe. Berlin 2009.<br />
In: Analecta Cisterciensia, 59, 2009 (2010),<br />
H. 1/2, S. 466–469.<br />
–Besprechung von: Nuove ricerche su Sant'<br />
Antimo (= Architetture di città, 85). Hrsg. von<br />
Adriano Peroni/Grazia Tucci. Florenz 2008.<br />
In: Kunstchronik, 63, 2010, H. 2, S. 72–77<br />
Krause, Siegfried: Definition des CIDOC<br />
Conceptual Reference Model: Version 5.0.1<br />
(= Beiträge zur Museologie, 1). Hrsg. und übers.<br />
aus dem Englischen von Karl-Heinz Lampe/<br />
Siegfried Krause/Martin Doerr. Berlin 2010.<br />
Kregeloh,Anja: Zerbrochene Transparenz. Das<br />
Zerschlagen von Glas als künstlerischer Akt bei<br />
Adolf Luther, Jesse Magee und Pipilotti Rist.<br />
In: Der Sturm der Bilder. Zerstörte und zerstörende<br />
Kunst von der Antike bis in die Gegenwart<br />
(= Mnemosyne. Schriften des internationalen<br />
Warburg-Kollegs, 1). Hrsg. von Uwe Fleckner/<br />
Maike Steinkamp/Hendrik Ziegler. Berlin 2010,<br />
S. 237–252.<br />
–Beiträge in: Reisebegleiter –mehr als nur<br />
Gepäck. Bearb. von Claudia Selheim. Begleitband<br />
zur Ausstellung im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />
Nürnberg 2010, bes. S. 61–65<br />
(Vom Felleisen zum Trekkingrucksack –Gepäck<br />
für Fußreisen), S. 69–77 (Reisetaschen im Handgepäck).<br />
Kress, Petra: Zur Restaurierung des Spieleteppichs<br />
–Die Präsentation. In: Der Spieleteppich<br />
im Kontext profaner Wanddekoration um 1400.<br />
Beiträge des internationalen Symposions am<br />
30. und 31. Oktober 2008 im Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong> (= Wissenschaftliche Beibände<br />
zum Anzeiger des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
29). Hrsg. von Jutta Zander-Seidel.<br />
Nürnberg 2010, S. 45–52.<br />
Krutisch, Petra: Tischtheater. Nürnberger Silberschmiede.<br />
In: Art Aurea, 2010, H. 3, S. 80–93.<br />
226<br />
–(mit Frank P. Bär, Frank Matthias Kammel,<br />
Jana Stolzenberger): <strong>Barock</strong>e Pracht: Hofkultur<br />
im 18. Jahrhundert. In: <strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>.<br />
Aufklärung. Kunst und Kultur vom 16. bis zum<br />
18. Jahrhundert (= Die Schausammlungen des<br />
Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 3). Hrsg. von<br />
Daniel Hess/Dagmar Hirschfelder. Nürnberg<br />
2010, S. 322–335.<br />
–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />
Mack-Andrick, Jessica: Der Bote von Giuseppe<br />
Maria Crespi –Genrebildnis, Ausdrucksstudie,<br />
Freundschaftsbild. In: Jahrbuch der Staatlichen<br />
Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, 46,<br />
2009 (erschienen 2010), S. 91–104.<br />
Martius, Sabine: Zur Restaurierung des Spieleteppichs<br />
–Technologische Untersuchungen. In:<br />
Der Spieleteppich im Kontext profaner Wanddekoration<br />
um 1400. Beiträge des internationalen<br />
Symposions am 30. und 31. Oktober 2008<br />
im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong> (= Wissenschaftliche<br />
Beibände zum Anzeiger des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s, 29). Hrsg. von Jutta<br />
Zander-Seidel. Nürnberg 2010, S. 53–62.<br />
Negendanck, Ruth: Ahrenshoop und Schwaan.<br />
Künstlerkolonien als Höhepunkte der Landschaftsmalerei<br />
in Mecklenburg? In: Bildende<br />
Kunst in Mecklenburg 1900–1945. Zwischen<br />
Regionalität und Internationalität. Rostock 2010,<br />
S. 91–106.<br />
Nuding, Matthias: Die Interalliierte Rheinlandkommission:<br />
ihre Entstehung und die Quellen zu<br />
ihrer Geschichte. In: Quand les canons se taisent.<br />
Actes du colloque international organisé<br />
par les Archives de l’État et le Musée royal de<br />
l’Armée et d’Histoire militaire. Bruxelles, 3.–6.<br />
November 2008 (= Archives générales du<br />
Royaume, Études sur la Première Guerre<br />
mondiale, 18). Hrsg. von Pierre-Alain Tallier/<br />
Patrick Nefors. Brüssel 2010, S. 91–105.<br />
–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />
–Beitrag in: Burg und Herrschaft. Ausst.Kat.<br />
Deutsches Historisches Museum, Berlin. Hrsg.<br />
von Rainer Atzbach/Sven Lüken/Hans Ottomeyer.<br />
Dresden 2010.<br />
Peters, Ursula: Ritter-Mohn: Pokal der »Wildensteiner<br />
Ritterschaft zur blauen Erde«. Erinnerung<br />
an Ritterbünde des langen 19. und frühen<br />
20. Jahrhunderts. In: KulturGut. Aus der Forschung<br />
des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
2010, H. 26, S. 10–16.<br />
–Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne.<br />
Hayno Focken und Karl Raichle, Kunsthand-
werker und Designer. In: KulturGut. Aus der Forschung<br />
des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
2010, H. 27, S. 8–12.<br />
–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />
Pommeranz,Johannes: Wunderbare Bücherwelten.<br />
Moderne Druckkunst aus Hamburg. Bearb.<br />
von Johannes Pommeranz, Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Nürnberg 2010.<br />
–Beitrag in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />
Rentél, A.Jessica (mit G. Ulrich Großmann):<br />
Verzeichnis der Burgen-, Turnier- und Kostümbücher<br />
aus dem Besitz von Botho Graf zu<br />
Stolberg-Wernigerode. In: Nina Günster: Blick<br />
auf die Burg. Zeichnungen und Aquarelle des<br />
19. Jahrhunderts aus den Beständen Karl August<br />
von Cohausen und Botho Graf zu Stolberg-<br />
Wernigerode. Nürnberg 2010, S. 213–224.<br />
Scherbaum,Anna: Beiträge in: Mythos Burg.<br />
Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg.<br />
von G. Ulrich Großmann. Nürnberg/Dresden<br />
2010.<br />
Schewe, Roland: Beiträge in: Mythos Burg.<br />
Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />
Hrsg. von G. Ulrich Großmann. Nürnberg/<br />
Dresden 2010.<br />
Schindler, Thomas: Das Amt. Verwaltung, Öffentlichkeit,<br />
Alltag (= Hessische Blätter für Volks- und<br />
Kulturforschung, N. F. 46). Hrsg. von Thomas<br />
Schindler/Carsten Sobik. Marburg 2010.<br />
–Mehr als ein Kerngehäuse. Die Lade der Nürnberger<br />
Flitterschläger, Messingschaber und<br />
Rechenpfennigmacher. In: Anzeiger des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s, 2010. Nürnberg<br />
2010. S. 199–208.<br />
–Die älteste Brille Marburgs. Kulturgeschichtliches<br />
zur Lederbrille auf dem Marburger<br />
Marienaltar in der Elisabethkirche. In: Jahrbuch<br />
für den Landkreis Marburg-Biedenkopf, 2011,<br />
S. 209–215.<br />
–»Nach Niederland« und für »Bulgarische<br />
Weiber«? Die Mustertafeln der Nürnberger<br />
Flitterschläger. In: KulturGut. Aus der Forschung<br />
des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 2010,<br />
H. 25, S. 6–8.<br />
–Hartschier-Kuse als Hackmesser. Eine Paradewaffe<br />
aus dem Umfeld des habsburgischen Kaiserhofs<br />
in Zweitverwendung als Fleischerbeil. In:<br />
KulturGut. Aus der Forschung des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s, 2010, H. 26, S. 7–10.<br />
–Tempus fugit. Sanduhren als Relikte des Handwerks.<br />
In: KulturGut. Aus der Forschung des<br />
Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 2010, H. 27,<br />
S. 5–7.<br />
–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />
Schürer, Ralf: Das Reisenecessaire eines Domherrn.<br />
In: Reisebegleiter –mehr als nur Gepäck.<br />
Begleitband zur Ausstellung im Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Bearb. von Claudia Selheim.<br />
Nürnberg 2010, S. 21–39.<br />
–Silberschmied. In: Enzyklopädie der Neuzeit,<br />
Bd. 12: Silber –Subsidien. Hrsg. von Friedrich<br />
Jaeger. Stuttgart 2010, Sp. 11–16.<br />
–Beiträge in: <strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />
Kunst und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert<br />
(= Die Schausammlungen des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s, 3). Hrsg. von Daniel<br />
Hess/Dagmar Hirschfelder. Nürnberg 2010,<br />
bes. S. 178–189 (Bilder und Zeichen ständischer<br />
Repräsentation), S. 256–267 (Die Kunstund<br />
Wunderkammer).<br />
–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />
–Beiträge in: Burg und Herrschaft. Ausst.Kat.<br />
Deutsches Historisches Museum, Berlin. Hrsg.<br />
von Rainer Atzbach/Sven Lüken/Hans Ottomeyer.<br />
Dresden 2010.<br />
–Beiträge in: Bayern –Italien. Katalog zur<br />
Bayerischen Landesausstellung 2010. Haus der<br />
Bayerischen Geschichte, Augsburg. Hrsg. von<br />
Rainhard Riepertinger. Augsburg 2010.<br />
Selheim, Claudia: Reisebegleiter –mehr als nur<br />
Gepäck. Begleitband zur Ausstellung im Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Bearb. von Claudia<br />
Selheim. Nürnberg 2010.<br />
–Bilder –Sachen –Mentalitäten. Arbeitsfelder<br />
historischer Kulturwissenschaften. Wolfgang<br />
Brückner zum 80. Geburtstag. Hrsg. von<br />
Heidrun Alzheimer/Claudia Selheim u.a. Regensburg<br />
2010.<br />
–Ein Kirchtag in Tirol. Das Innsbrucker Trachtenfest<br />
von 1894 und seine Fotografien. In: Bilder –<br />
Sachen –Mentalitäten. Arbeitsfelder historischer<br />
Kulturwissenschaften. Wolfgang Brückner zum<br />
80. Geburtstag. Hrsg. von Heidrun Alzheimer<br />
u.a. Regensburg 2010, S. 481–490.<br />
–Bildzitate und die Musealisierung der Tracht –<br />
Ein Beispiel aus der Sammlung Kling des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s. In: Die süddeutsche<br />
Textillandschaft (= Franconia, 3). Hrsg. von Karl<br />
Borromäus Murr/Wolfgang Wüst/Werner K.<br />
Blessing/Peter Fassl. Augsburg 2010,<br />
S. 395–411.<br />
227<br />
–Exportschlager Schweizer Volkskultur im<br />
Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong> Nürnberg. In:<br />
Helvetische Merkwürdigkeiten. Wahrnehmung<br />
und Darstellung der Schweiz in der Kunst- und<br />
Kulturgeschichte seit dem 18. Jahrhundert<br />
(= Neue Berner Schriften zur Kunst, 10). Hrsg. von<br />
Edgar Bierende/Sibylle Hoiman/Anna Minta/<br />
Matthias Noell. Bern/Berlin/Brüssel u.a. 2010,<br />
S. 155–171.<br />
–Die mobile Plakatwand. Ein Handkoffer und<br />
seine Aufkleber. In: KulturGut. Aus der Forschung<br />
des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
2010, H. 24, S. 1–5.<br />
–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />
Springer, Tobias: Führer durch die Schausammlung<br />
Vor- und Frühgeschichte des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s. Bearb. von Tobias Springer/<br />
Martin Baumeister/Kathrin Vogelsang. Nürnberg<br />
2010.<br />
–Beiträge in: Nürnberg und Nürnberger Land.<br />
Ausflugsziele zwischen Pegnitz und Fränkischer<br />
Alb (= Ausflüge zu Archäologie, Geschichte und<br />
Kultur in Deutschland, 52). Stuttgart 2010, bes.<br />
S. 36–44 (Zur Geschichte archäologischer<br />
Forschung), S. 153–156 (Die Houbirg bei<br />
Happurg), S. 242–248 (Die Sammlung zur Vorund<br />
Frühgeschichte des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s).<br />
Tiedtke, Sabine: Beiträge in: Mythos Burg.<br />
Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />
Hrsg. von G. Ulrich Großmann. Nürnberg/<br />
Dresden 2010.<br />
Uher, Daniela: Kunst und Technik. Installation<br />
am Airport Nürnberg. Vorwort. In: Andrea<br />
Thema –Transformationen. Nürnberg 2010,<br />
S. 4–5.<br />
Von Ulmann, Arnulf: The Virtual Reconstruction<br />
of Mediaeval Polychromy. In: Circumlitio. The<br />
Polychromy of Ancient and Mediaeval Sculpture<br />
(= Schriftenreihe der Liebieghaus Skulpturensammlung).<br />
Hrsg. von Vincenz Brinkmann/<br />
Oliver Primavesi/Max Hollein. Frankfurt a.M.<br />
2010, S. 328–392.<br />
Welker, Manfred: Glaube –Brauchtum –<br />
Heimat. Kirchenpatrozinien und Heiligenfeste<br />
zwischen Aurach, Aisch, Reicher Ebrach und<br />
Regnitz. Herzogenaurach 2010.<br />
–Die heimatpflegerische Arbeit im Regierungsbezirk<br />
Mittelfranken des Freistaates Bayern –<br />
dargestellt am Beispiel des Partnerkreises<br />
Erlangen-Höchstadt. In: 8. Heimattag der<br />
Region Saale-Holzland. Jena 2010, S. 26–30.
Wiwjorra, Ingo: Vorwelten und Vorzeiten.<br />
Archäologie als Spiegel historischen Bewusstseins<br />
in der Frühen Neuzeit (= Wolfenbütteler<br />
Forschungen, 124). Hrsg. von Dietrich Hakelberg/Ingo<br />
Wiwjorra. Wiesbaden 2010.<br />
–(mit Dietrich Hakelberg): Vorwelten, Vorzeiten<br />
und die »Archäologie« in der Frühen Neuzeit.<br />
In: Vorwelten und Vorzeiten. Archäologie als<br />
Spiegel historischen Bewusstseins in der Frühen<br />
Neuzeit (= Wolfenbütteler Forschungen, 124).<br />
Hrsg. von Dietrich Hakelberg/Ingo Wiwjorra.<br />
Wiesbaden 2010, S. 15–40.<br />
Zander-Seidel, Jutta: Der Spieleteppich im Kontext<br />
profaner Wanddekoration um 1400. Beiträge<br />
des internationalen Symposions am 30. und<br />
31. Oktober 2008 im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong><br />
(= Wissenschaftliche Beibände zum<br />
Anzeiger des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
29). Hrsg. von Jutta Zander-Seidel. Nürnberg<br />
2010, bes. S. 31–43 (»… der Teppich ist doch<br />
recht betrachtet unschätzbar«. Sammlungsgeschichte<br />
und Einführung in das Tagungsthema).<br />
–»Haubendämmerung«. Frauenkopfbedeckungen<br />
zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit.<br />
In: Fashion and Clothing in Late Medieval<br />
Europe/Mode und Kleidung im Europa des<br />
späten Mittelalters. Hrsg. von Rainer C.<br />
Schwinges/Regula Schorta. Riggisberg/Basel<br />
2010, S. 37–43.<br />
–Beiträge in: <strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />
Kunst und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert<br />
(= Die Schausammlungen des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s, 3). Hrsg. von<br />
Daniel Hess/Dagmar Hirschfelder. Nürnberg<br />
2010, bes. S. 100–111 (Lutherbilder: Vom<br />
Augustinermönch zum Reformator), S. 150–165<br />
(Zeichen der Distinktion: Kleidung und Schmuck),<br />
S. 166–177 (Pilgerfahrt und Prestige: Reisen<br />
nach Jerusalem und Santiago de Compostela).<br />
–Beiträge in: Mythos Burg. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Nürnberg/Dresden 2010.<br />
Vorträge der GNM-Wissenschaftler<br />
Bär, Frank P.: Wie die französischen Katholiken<br />
den deutschen Protestanten das Tanzen beibrachten.<br />
Gehalten am Deutsch-französischen<br />
Tag. Nürnberg, GNM, 22.01.2010, und als<br />
erweiterte Fassung auf dem Rittertag der bayerischen<br />
Genossenschaft des Johanniterordens.<br />
Rothenburg o.d.T., 16.4.2010.<br />
–Touching History –Chance and Challenge.<br />
Making Historic Pianofortes Sound. Ottawa,<br />
Residenz des Botschafters der Bundesrepublik<br />
Deutschland, 15.03.2010.<br />
–MIMO –Musical Instrument Museums Online.<br />
Quantität und Qualität für die Welt der Musikinstrumente.<br />
MAI-Tagung. Museums and the<br />
Internet. Nürnberg, GNM, 21.05.2010.<br />
Eser, Thomas: Vorsicht vor dem Etsch-Hochwasser.<br />
Überlegungen zu einer postmodernen<br />
Dürer- Biographik. Arbeitstagung »Der frühe<br />
Dürer«. Nürnberg, GNM, 15.10.2010.<br />
–Vom Lehrmittel zum Lehrbuch. Frühwerke<br />
Albrecht Dürers in mediendidaktischer Deutung.<br />
Tagung »Mathematik und Naturwissenschaften<br />
in der Zeit von Philipp Melanchthon«, Willibald-<br />
Pirckheimer-Gesellschaft zur Erforschung von<br />
<strong>Renaissance</strong> und Humanismus e.V., Cauchy-<br />
Forum-Nürnberg e.V. Nürnberg, Nürnberger<br />
Akademie, 13.11.2010.<br />
Friedel, Birgit: Von den Schweinfurter Markgrafen<br />
bis zu Kaiser Friedrich III. Die frühe Geschichte<br />
der Nürnberger Burg. Ansbach, Historischer<br />
Verein für Mittelfranken, 23.03.2010.<br />
Fücker, Beate: Metal Devices in Sculpture Production<br />
in Nuremberg. ICOM-CC Symposium<br />
»Tool marks and construction techniques«.<br />
Maastricht, Bonnefanten Museum, 24.11.2010.<br />
Grebe, Anja: Wahr-Scheinliche Räume. Überlegungen<br />
zur Semiotik des Interieurs in der spätmittelalterlichen<br />
Buch- und Tafelmalerei. Internationaler<br />
Kongress »Raumstrukturen und Raumausstattung<br />
auf Burgen im Mittelalter und früher<br />
Neuzeit«. Krems a.d. Donau, Institut für Realienkunde<br />
des Mittelalters und der frühen Neuzeit,<br />
22.03.2010.<br />
–Productive retrospective: The impact of Dürer<br />
on the art scene in Munich around 1600. Internationale<br />
Konferenz Historians of Netherlandish<br />
Art (HNA )»Crossing Boundaries«. Amsterdam,<br />
Universität, 27.05.2010.<br />
Gropp, Stephanie: Das Kolosseum in der Druckgraphik<br />
des 15. Jahrhunderts. Centre for the<br />
Classical Tradition –Forschungskolloquium zur<br />
Wirkung der Antike. Bonn, Rheinische Friedrich-<br />
Wilhelms-Universität, 18.01.2010.<br />
228<br />
Großmann, G.Ulrich: Burgenforschung. Einführung<br />
zur 18. Jahrestagung der Wartburg-<br />
Gesellschaft »Burgen im Alpenraum«. Hallein,<br />
06.05.2010.<br />
–Mythos Burg. Zur Ausstellung des GNM<br />
2010. 80. Jahrestagung des west- und süddeutschen<br />
Verbands für Altertumsforschung.<br />
Nürnberg, GNM, 28.05.2010.<br />
–Neue Forschungen zur Nürnberger Kaiserburg.<br />
80. Jahrestagung des west- und süddeutschen<br />
Verbands für Altertumsforschung.<br />
Nürnberg, GNM, 28.05.2010.<br />
–Neue Forschungen zu Burgen in Franken.<br />
Bamberg, Zentrum für Mittelalterstudien der<br />
Universität, 28.06.2010.<br />
–Das Deutsche Burgenmuseum und die Thüringische<br />
Burgenstraße. Kühndorf, Johanniterburg,<br />
08.09.2010.<br />
–Mythos Burg –Neue Forschungen und ihre<br />
Präsentation im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />
Vortragsreihe zur Ausstellung »Mythos Burg«.<br />
Nürnberg, GNM, 08.09.2010, erweitert in der<br />
Vortragsreihe zur Ausstellung »Burg und Herrschaft«<br />
in Berlin, Deutsches Historisches Museum,<br />
06.10.2010.<br />
–Curating CIHA 2012: The challenge of the object<br />
in global art history. Peking, Kunstakademie,<br />
23.09.2010.<br />
–<strong>Renaissance</strong> und Mittelalter –Die Kontinuität<br />
der Burg im <strong>Renaissance</strong>-Schloss. Einführungsvortrag<br />
auf der Tagung »Das Ruhrgebiet und die<br />
europäische <strong>Renaissance</strong>«. Gelsenkirchen,<br />
Schloss Horst, 11.11.2010.<br />
–Zur Geschichte der Nürnberger Kaiserburg.<br />
Vortrag Rotary Club. Nürnberg, Kaiserburg,<br />
15.11.2010.<br />
Gulden, Sebastian: Dürers Nachbarschaft in<br />
der Burgstraße. Erfassung und Dokumentation<br />
im Rahmen des »Dürer-Wiki«. Arbeitstagung<br />
»Der frühe Dürer«. Nürnberg, GNM,<br />
15.10.2010<br />
Hess, Daniel: Evaluierung. Fluch oder Chance?<br />
Die Evaluierung im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />
Jahresversammlung der Arbeitsgemeinschaft<br />
Museen in Bayern. Nürnberg, Hirsvogelsaal,<br />
28.06.2010.<br />
–Glasmalerei im Dialog der Künste: Das<br />
Germanische <strong>Nationalmuseum</strong> und seine Glasgemäldesammlung.<br />
XXV. Internationales Kolloquium<br />
des Corpus Vitrearum. St. Petersburg,<br />
Eremitage, 07.07.2010.<br />
–Der Dialog der Artefakte: Das Konzept der<br />
neuen Dauerausstellung »<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>.<br />
Aufklärung« des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s<br />
in Nürnberg. Geschichte im Museum –
Objekte und Konstrukte. Symposium der<br />
Hanns-Seidel-Stiftung. Bad Staffelstein, Bildungszentrum<br />
Kloster Banz, 27.07.2010.<br />
–Vom Musterblatt zur Naturstudie? Dürers<br />
Ambitionen in der Darstellung von Natur und<br />
Landschaft. Arbeitstagung »Der frühe Dürer«.<br />
Nürnberg, GNM, 15.10.2010.<br />
Hirschfelder,Dagmar: Dürers frühe Privat- und<br />
Auftragsbildnisse: Motivation, Tradition und Interdependenz.<br />
Arbeitstagung »Der frühe Dürer«.<br />
Nürnberg, GNM, 15.10.2010.<br />
–Bildniszeichnungen als Tauschobjekte und<br />
Freundschaftsgaben. ZuDürers Netzwerkbildung<br />
auf der niederländischen Reise. Dürer-<br />
Vorträge 2010 anlässlich der Ausstellung<br />
»Netzwerk Dürer. Kunst und Kommunikation im<br />
Zeitalter der Medienrevolution«. Nürnberg,<br />
Albrecht-Dürer-Haus, 04.12.2010.<br />
Hohmann, Georg: WissKI –Wissenschaftliche<br />
KommunikationsInfrastruktur. Informatik Kolloquium.<br />
Nürnberg, Georg-Simon-Ohm-Hochschule für<br />
angewandte Wissenschaften, 29.04.2010.<br />
–Neue Wege der wissenschaftlichen Kommunikation<br />
und Dokumentation im Netz –Das WissKI<br />
Projekt. MAI-Tagung. Museums and the Internet.<br />
Nürnberg, GNM, 20.05.2010.<br />
–Von Feldnamen zu Ereignissen. Eine praktische<br />
Einführung in das WissKI System. MAI-Tagung.<br />
Museums and the Internet. Nürnberg, GNM,<br />
21.05.2010.<br />
–Die Anwendung von Ontologien zur Wissensrepräsentation<br />
und -kommunikation im Bereich<br />
des Kulturellen Erbes. Tagung »Digitale Wissenschaft<br />
2010«. Köln, Köln Turm, 21.09.2010.<br />
–Applikation und Weiterentwicklung der in<br />
WissKI entwickelten Konzepte und Software.<br />
WissKI-Zukunftsworkshop. Berlin, 23.09.2010.<br />
–Transdisciplinary Approaches in Documentation.<br />
Jahreskonferenz ICOM-CIDOC. Shanghai,<br />
07.12.2010.<br />
Jooss, Birgit: Galerie Heinemann online. Zum<br />
Projekt. Beitrag zur Veranstaltung »Projektvorstellung<br />
und Freischaltung der Datenbank ›Galerie<br />
Heinemann online‹«. Nürnberg, GNM,<br />
29.07.2010.<br />
–Galerie Heinemann online. Ein Instrument für<br />
die Provenienzforschung. Tagung des Arbeitskreises<br />
für Provenienzforschung. Hamburg,<br />
Kunsthalle, 04.11.2010.<br />
Kammel, Frank Matthias: Die Bildhauerfamilie<br />
Zürn. Bekanntes und Neues zu einer Künstlerdynastie<br />
des 17. Jahrhunderts. Bad Waldsee,<br />
Museum im Kornhaus, 18.03.2010.<br />
–Edle Einfalt, stille Größe? Deutsche Bildhauerei<br />
um 1800. Nürnberg, Goethe-Gesellschaft,<br />
19.05.2010.<br />
–Die St. Georgskirche von Kraftshof und ihr<br />
Inventar. Nürnberg-Kraftshof, Evang.-luth. Pfarramt<br />
St. Georg, 15.06.2010.<br />
–Engel allerorten: Der Engel-Boom der Gegenwart.<br />
Erfurt, Diözesanbildungshaus St. Ursula,<br />
22.10.2010.<br />
–Selige Geister und Botschafter Gottes. Engel in<br />
der christlichen Kunst. Erfurt, Diözesanbildungshaus<br />
St. Ursula, 23.10.2010.<br />
–Warum Engel heute »in« sind. Gesprächsforum<br />
Engel. Freising, Diözesanmuseum, 25.11.2010.<br />
Klein, Almuth: Überlegungen zur Herkunft der<br />
Kapitellmotive in Giornico/Tessin. 25. Treffen<br />
des Forschungskreises Kunst des Mittelalters e.V.<br />
im GNM, 23.10.2010.<br />
Krause, Siegfried: WissKI Project, 22nd CIDOC<br />
SIG meeting and the 16 th FRBR-CIDOC CRM<br />
Harmonization meeting. Nürnberg, GNM,<br />
20.12.2010.<br />
Langer, Andrea: »Unser Weg zur Attraktivität« –<br />
Marketing für das Germanische <strong>Nationalmuseum</strong>,<br />
Nürnberg. Nürnberg, DATEV-<br />
Marketing Club, 15.09.2010.<br />
Libnow, Gudrun: Digitales Bildmanagement bei<br />
der Katalogproduktion zur neueröffneten Schausammlung<br />
»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />
Kunst und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert«.<br />
Arbeitskreis Digitale Bildarchive. Erlangen,<br />
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />
Nürnberg, 15.07.2010.<br />
Mack, Oliver: Kunsttechnische Untersuchung der<br />
frühen Dürergemälde. Stand und Planung.<br />
Arbeitstagung »Der frühe Dürer«. Nürnberg,<br />
GNM, 15.10.2010.<br />
Martius, Klaus (mit Markus Raquet): The Journey<br />
through the Windchannel. Tagung »Diagnostics<br />
and Preservation of Musical Instruments«,<br />
Universität Bologna. Ravenna, 20.05.2010.<br />
Maué, Claudia: Georg Schweigger, der Bildhauer<br />
des Neptunbrunnens in Nürnberg.<br />
Nürnberg, GNM, 06.10.2010.<br />
Negendanck,Ruth: Der Drang zum Natürlichen<br />
und das Scheitern an der Wirklichkeit. Güstrow,<br />
Ernst Barlach Stiftung, 24.06.2010.<br />
–Von Machos und Malweibern. Kunstakademien<br />
und Malschulen. Weimar, Stadtmuseum,<br />
18.08.2010.<br />
Peters, Ursula: Gundula Schulze Eldowy »Das<br />
unfassbare Gesicht/El rostro inconcebibile«.<br />
Eröffnungsvortrag der Ausstellung im Rahmen<br />
des 4. Europäischen Monats der Fotografie.<br />
Berlin, Galerie Pankow,12.10.2010.<br />
–»Kunst ist nicht an Deutschland gebunden«<br />
(Herwarth Walden). Tagung »Der Sturm. Avantgarde<br />
der Kunst in Berlin«. Erstes internationales<br />
229<br />
Symposium zur Geschichte und Wirkung der<br />
von Herwarth Walden gegründeten und geleiteten<br />
Zeitschrift und Galerie »Der Sturm« (1910–<br />
1932). Berlin, Max Liebermann Haus, Stiftung<br />
Brandenburger Tor,15.10.2010.<br />
Raquet, Markus (mit Klaus Martius): The Journey<br />
through the Windchannel. Tagung »Diagnostics<br />
and Preservation of Musical Instruments«,<br />
Universität Bologna. Ravenna, 20.05.2010.<br />
–Computertomographie zur Dokumentation und<br />
Restaurierung von Musikinstrumenten. Fortbildungsveranstaltung<br />
der Restauratoren Preußischer<br />
Kulturbesitz. Berlin, Staatliches Institut für<br />
Musikinstrumentenforschung, 23.03.2010.<br />
Scheld, Alexandra: Plakate –Präsentieren ohne<br />
Rahmen. Treffen der Grafikrestauratoren. Mainz,<br />
Landesmuseum, 16.10.2010.<br />
Scherbaum,Anna: Den roten Faden nicht verlieren…<br />
Anregungen für Führerinnen und Führer<br />
durch die Ausstellung »Gott weiblich«. Bamberg,<br />
Diözesanmuseum, 04.03.2010.<br />
–(mit Thomas Schauerte) Konfession àlamode.<br />
Dürer und sein Werk zwischen altem Glauben<br />
und neuem Bekenntnis. Nürnberg, Albrecht-<br />
Dürer-Haus, 24.06.2010.<br />
–Ein stimmiges Führungskonzept erstellen.<br />
Anregungen für angehende Kirchenführer<br />
des Erzbistums Bamberg. Nürnberg, KPZ,<br />
10.07.2010.<br />
–Wolfgang G. Bühler. Bildlandschaften. Roßtal,<br />
Spitzweed-Scheune, 03.09.2010.<br />
–Über Nacht berühmt? Zur Frage der Rezeption<br />
des jungen Dürer. Arbeitstagung »Der frühe<br />
Dürer«. Nürnberg, GNM, 16.10.2010.<br />
Selheim, Claudia: Die Konstruktion von »Tracht«<br />
im Museum unter besonderer Berücksichtigung<br />
der Trachten aus dem Wendland, der Lüneburger<br />
Heide und der Umgebung von Braunschweig.<br />
2. Arbeitstreffen des Forschungsprojekts<br />
»Trachten in der Lüneburger Heide und im<br />
Wendland. Kleidungsverhalten bäuerlicher<br />
Schichten und Formen seiner Repräsentation seit<br />
Ende des 18. Jahrhunderts«. Seminar für Materielle<br />
Kultur, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.<br />
Celle, Bomann-Museum,15.01.2010<br />
Springer, Tobias: Hallstattzeitliches in der Sammlung<br />
des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s.<br />
80. Jahrestagung des West- und Süddeutschen<br />
Verbands für Altertumsforschung. Nürnberg,<br />
GNM, 28.05.2010.<br />
Uher, Daniela: Kunst und Technik. Eine Installation<br />
von Andrea Thema und Giselher Scheicher.<br />
Nürnberg, Flughafen, 08.02.2010.<br />
–Jörg Schemmann. Malerei. Neumarkt, Residenz,<br />
12.09.2010.
Welker, Manfred: 1100 Jahre Lonnerstadt. Zum<br />
Tag des offenen Denkmals. Lonnerstadt,<br />
12.09.2010.<br />
–Mittelalterliche Bildwelt auf Tafelgemälden.<br />
Herzogenaurach, Volkshochschule, 14.12. und<br />
16.12.2010.<br />
Wiwjorra, Ingo: Materialien zur Geschichte der<br />
Archäologie in Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz 1807–1852. 80. Jahrestagung des<br />
West- und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung.<br />
Nürnberg, GNM, 28.05.2010.<br />
–Neuheidnische Motivationen bei deutschen<br />
Altertumsforschern. Workshop der Stadtarchäologie<br />
Uelzen »3. Uelzener Gespräch: Rassenwahn,<br />
Ersatzverzauberung und Pagan Metal.<br />
Archäologie zwischen Metaphysik und Wissenschaft«.<br />
Uelzen, Neues Rathaus, 20.10.2010.<br />
Führungen der GNM-Wissenschaftler<br />
Bär, Frank P.: Musikinstrumente für adlige<br />
Kenner und Liebhaber. Themensonntag<br />
»<strong>Barock</strong>e Pracht«, 10.10.2010.<br />
Baumeister,Martin: Mythos Ritterrüstung.<br />
Themenführung in der Ausstellung »Mythos<br />
Burg«, 11.07., 27.10., 31.10.2010.<br />
–Kuratorenführung in der Ausstellung »Mythos<br />
Burg«, 11.09., 12.09., 05.10., 07.11.2010.<br />
Dippold, Christine: Faszination Burg –Burgenromantik<br />
und Tourismus. Themenführung in der<br />
Ausstellung »Mythos Burg«, 11.07., 01.09.,<br />
05.09.2010.<br />
Friedel, Birgit: Die Bewohner der Burg. Themenführung<br />
in der Ausstellung »Mythos Burg«,<br />
28.07., 01.08.2010.<br />
–Kuratorenführung in der Ausstellung »Mythos<br />
Burg«, 20.07., 22.07., 27.07., 09.09., 11.09.,<br />
12.09.2010.<br />
Glaser, Silvia: Meisterwerke des Kunsthandwerks<br />
in der neu aufgestellten Sammlung<br />
»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung. Kunst und<br />
Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert«,<br />
21.04., 25.04.2010.<br />
–Europäisches Porzellan des 19. Jahrhunderts<br />
im Gewerbemuseum des GNM, 03.11.2010.<br />
Grebe, Anja: »Dürer und Melanchthon –Humanismus<br />
und Reformation in der Kunst«. Führung<br />
im Rahmen des Jubiläumsprogramms zum<br />
Melanchthon-Jahr 2010, 12.05., 16.05.2010.<br />
–Mythos Burg –Die Burg als Sinnbild vom<br />
Mittelalter bis zur Gegenwart. Themenführung<br />
in der Ausstellung »Mythos Burg«, 14.07.,<br />
18.07.2010.<br />
Großmann, G.Ulrich: Führung Burg Veldenstein/Bayern<br />
im Rahmen der 80. Verbandstagung<br />
des west- und süddeutschen Verbandes<br />
für Altertumsforschung, 29.05.2010.<br />
–Kuratorenführung in der Ausstellung »Mythos<br />
Burg«, 11.07., 21.07., 25.07., 07.11.2010<br />
(Finissage).<br />
Hagenguth,Claudia: Die Burg zwischen<br />
befestigtem Wohnsitz und sinnbildlicher Verwendung.<br />
Themenführung in der Ausstellung<br />
»Mythos Burg«, 11.07., 07.11.2010 (Finissage).<br />
–Burgenglanz und Burgendämmerung. Themenführung<br />
in der Ausstellung »Mythos Burg« im<br />
Rahmen des Mittelalterlichen Museumsfestes,<br />
11.09., 12.09.2010.<br />
–Führung Veste Heldburg/Thüringen auf der<br />
Exkursion des 12. Symposiums der Residenzen-<br />
Kommission der Akademie der Wissenschaften<br />
zu Göttingen in Coburg, 26.09.2010.<br />
230<br />
–Führung durch die Ausstellung »Mythos Burg«<br />
für die Teilnehmer beim 25. Treffen des Forschungskreises<br />
Kunst des Mittelalters im GNM,<br />
24.10.2010.<br />
Hess, Daniel: 30 Führungen durch die neue<br />
Dauerausstellung »<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>.<br />
Aufklärung. Kunst und Kultur vom 16. bis zum<br />
18. Jahrhundert«.<br />
–Schule und Bildung in der Reformationszeit,<br />
05.05., 09.05.2010.<br />
Hirschfelder,Dagmar: Führungen durch die<br />
neue Dauerausstellung »<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>.<br />
Aufklärung. Kunst und Kultur vom 16. bis zum<br />
18. Jahrhundert«, 25.02., 04.03., 08.03.,<br />
28.04., 21.05., 10.06., 24.06., 01.07.2010.<br />
–Ansehen, Macht und Wohlstand: Selbstdarstellung<br />
im Bildnis der <strong>Renaissance</strong>. Themensonntag<br />
»Zeit der <strong>Renaissance</strong>«, 02.05.2010.<br />
–Höfische Pracht: Die <strong>Barock</strong>galerie im 18.<br />
Jahrhundert. Themensonntag »<strong>Barock</strong>e Pracht«,<br />
10.10.2010.<br />
Jooss, Birgit: Das Deutsche Kunstarchiv. Führung<br />
im Lesesaal und im Depot für den Wissenschaftlichen<br />
Beirat des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
22.04.2010.<br />
–Das Deutsche Kunstarchiv. Führung im Lesesaal<br />
und im Depot für die Kollegen aus dem<br />
Universitätsarchiv der Ludwig-Maximilians-<br />
Universität, München, 30.04.2010.<br />
–Das Deutsche Kunstarchiv. Führung im Lesesaal<br />
und im Depot für die Kollegen aus der<br />
Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München,<br />
02.12.2010.<br />
Kammel, Frank Matthias: Das Zeichen des Heils.<br />
Kreuz und Kruzifix im Mittelalter, 03.03.,<br />
07.03.2010.<br />
–Führungen durch die neue Dauerausstellung<br />
»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung. Kunst und<br />
Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert«,<br />
04.03., 08.03., 03.05., 10.06., 05.10.2010.<br />
–Bildwerke aus der Zeit des <strong>Barock</strong>, Rokoko<br />
und der Aufklärung in der neuen Schausammlung,<br />
16.03.2010.<br />
–Konfrontationen. Stilistische Vielfalt um 1600.<br />
21.03.2010.<br />
–Die Nürnberger Madonna. Geschichte und<br />
Geschichten. Themensonntag »Zeit der <strong>Renaissance</strong>«,<br />
02.05.2010.<br />
–<strong>Barock</strong>e Gartenplastik und die Bildwerke von<br />
Ferdinand Tietz, 08.10.2010.<br />
–Meisterwerke deutscher Kunst von der Spätgotik<br />
bis zur Aufklärung, 29.10.2010.<br />
Klein, Almuth: Die Architektur der Möbel,<br />
23.06., 27.06.2010.
Kregeloh,Anja: Niederländische Bildwirkerei in<br />
Norddeutschland. Ein Teppich aus Wismar.<br />
Themensonntag »Zeit der <strong>Renaissance</strong>«,<br />
02.05.2010.<br />
–Kuratorenführung in der Ausstellung »Reisebegleiter.<br />
Koffer-Geschichten 1750 bis heute«,<br />
15.12.2010.<br />
Kühn, Sabrina: Das Deutsche Kunstarchiv.<br />
Führung im Lesesaal und im Depot für den<br />
Arbeitskreis zeitgenössische Kunst vom Bildungszentrum<br />
Nürnberg, 30.01.2010.<br />
Mack-Andrick, Jessica: Gregorsmesse und<br />
Hostienfrevel. Der Leib Christi in der Bildwelt des<br />
Mittelalters, 02.06., 06.06.2010.<br />
Peters, Ursula: Burgen- und Burschenherrlichkeit.<br />
Nationalromantische Betrachtungen des »Altdeutschen«.<br />
Themenführung in der Ausstellung<br />
»Mythos Burg«, 29.09., 03.10.2010.<br />
Pommeranz,Johannes: Die Rixdorfer. Beispiele<br />
alternativer Buchgestaltung. Themenführung in<br />
der Ausstellung »Wunderbare Bücherwelten«,<br />
17.02., 21.02.2010.<br />
–Bibliothek und Sammlungen des GNM.<br />
Führung für die niederländische Bibliophilengesellschaft,<br />
27.08.2010.<br />
Schindler, Thomas: Schmieden –Prägen –<br />
Sägen. Meisterstücke des Handwerks aus dem<br />
17. bis 19. Jahrhundert, 09.06., 13.06.2010.<br />
–Filzen, formen, schmücken. Die Hutmachergewerke,<br />
17.11., 21.11.2010.<br />
Schürer, Ralf: Führung durch die neue Dauerausstellung<br />
»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung.<br />
Kunst und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert«<br />
für den Fördererkreis des GNM,<br />
08.03.2010.<br />
–Die Kunst- und Wunderkammer, 21.03.2010.<br />
–Nicht nur Porzellan: Böttgersteinzeug aus<br />
Meißen, 22.09., 26.09.2010.<br />
Selheim, Claudia: Die Bauernstuben des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s. Führung für die<br />
Gesellschaft für fränkische Familienforschung,<br />
19.05.2010.<br />
–Kuratorenführung in der Ausstellung »Reisebegleiter.<br />
Koffer-Geschichten 1750 bis heute«,<br />
12.12.2010.<br />
Valter, Claudia: Konsumträume der 1920er und<br />
30er Jahre. Themenführung in der Ausstellung<br />
»Plakativ! Produktwerbung im Plakat«, 03.02.,<br />
07.02.2010.<br />
Zander-Seidel, Jutta: Spitzen, Schmuck und<br />
goldene Hauben: Lifestyle um 1600. Themensonntag<br />
»Die Galerie im neuen Glanz«,<br />
21.03.2010.<br />
–(mit Sabine Martius): Ein deutscher Knüpfteppich<br />
der <strong>Renaissance</strong>. Themensonntag »Die<br />
Galerie im neuen Glanz«, 21.03.2010.<br />
–Nicht nur frommer Reisen: Pilgerfahrten in<br />
der Frühen Neuzeit. Themensonntag »Zeit der<br />
<strong>Renaissance</strong>«, 02.05.2010.<br />
–Chapeau –Hutgeschichten aus 3Jahrhunderten,<br />
01.12., 05.12.2010.<br />
231<br />
Universitätstätigkeit<br />
der GNM-Wissenschaftler<br />
Semesterveranstaltungen<br />
Grebe, Anja: Albrecht Dürer –Die künstlerischen<br />
Anfänge. Seminar Otto-Friedrich-<br />
Universität Bamberg, WS 2009/10.<br />
–Bilderstreit: Quellen zur Kunsttheorie im Mittelalter.<br />
Seminar Otto-Friedrich-Universität<br />
Bamberg, WS 2009/10.<br />
–Interieur: Innenräume in der mittelalterlichen<br />
Kunst. Seminar Otto-Friedrich-Universität<br />
Bamberg, SS 2010.<br />
–Albrecht Dürer –Die Hauptwerke der Jahre<br />
1500–1520. Seminar Otto-Friedrich-Universität<br />
Bamberg, SS 2010.<br />
–Wissenschaftliches Schreiben für Kunsthistoriker.<br />
Kompaktseminar Otto-Friedrich-Universität<br />
Bamberg, SS 2010.<br />
Großmann, G.Ulrich: Burgen in Franken. Aufbauseminar<br />
Otto-Friedrich-Universität Bamberg,<br />
WS 2009/10.<br />
–(mit Claudia Hagenguth): Mythos Burg –<br />
Forschung im Museum und ihre Präsentation<br />
als Sonderausstellung. Seminar Otto-Friedrich-<br />
Universität Bamberg, SS 2010.<br />
–Burgen im Bamberger Raum. Tagesexkursionen.<br />
Otto-Friedrich-Universität Bamberg,<br />
SS 2010.<br />
Hagenguth,Claudia (mit G. Ulrich Großmann):<br />
Mythos Burg –Forschung im Museum und ihre<br />
Präsentation als Sonderausstellung. Seminar<br />
Otto-Friedrich-Universität Bamberg, SS 2010.<br />
Krutisch, Petra (zusammen mit Kollegen aus dem<br />
GNM): Das Germanische <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
Teil A. Geschichte, Verwaltung, Bibliothek,<br />
Archiv. Blockseminar für Studierende der Kunstgeschichte,<br />
Schwerpunkt Museumskunde,<br />
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />
Nürnberg, WS 2010/11.<br />
Scherbaum,Anna: <strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>.<br />
Aufklärung. Kunst und Kultur vom 16. bis zum<br />
18. Jahrhundert. Einblicke in Konzept und Vermittlungsarbeit<br />
der Neupräsentation der Schausammlung<br />
im GNM. Einführung und Exkursionen<br />
nach Nürnberg. Otto-Friedrich-Universität<br />
Bamberg, WS 2010.<br />
Einzelveranstaltungen<br />
Bär, Frank P.: Die Musikinstrumentensammlung<br />
des GNM. Führung für Studierende der Musikwissenschaft,<br />
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg<br />
(Matthew Gardner), 14.01.2010.
–Die Musikinstrumentensammlung des GNM.<br />
Führung für Studierende der Musikwissenschaft,<br />
Hochschule für Musik und darstellende Kunst,<br />
Frankfurt a.M. (Carola Finkel), und der Staatlichen<br />
Hochschule für Musik, Trossingen (Ernst<br />
Schlader), 05.02., 10.12.2010.<br />
Hohmann, Georg: Digitale Museumsdokumentation.<br />
Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität<br />
Erlangen-Nürnberg, Institut für Kunstgeschichte,<br />
08.07.2010.<br />
Jooss, Birgit: Das Deutsche Kunstarchiv (DKA)<br />
im GNM als Grundlage und Quelle kunsthistorischer<br />
Forschung. Einführung für Studierende der<br />
Kunstgeschichte, Schwerpunkt Museumskunde,<br />
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />
Nürnberg, 12.11.2010.<br />
Langer, Andrea: (Kunst-)Geschichte studiert –<br />
und dann? Öffentliche Ringvorlesung<br />
»Geschichte studiert –und dann? Berufsfelder<br />
für Historikerinnen und Historiker sowie für<br />
Studierende anderer Geisteswissenschaften«.<br />
Würzburg, Julius-Maximilians-Universität,<br />
09.11.2010.<br />
Nuding, Matthias: Grundlagen des Archivwesens<br />
sowie die Arbeit des Historischen Archivs<br />
im GNM. Einführung für Studierende der Kunstgeschichte,<br />
Schwerpunkt Museumskunde,<br />
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />
Nürnberg, 12.11.2010.<br />
Glaser, Silvia: Ausgewählte Objekte in der neu<br />
aufgestellten Sammlung »<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>.<br />
Aufklärung« Führung für die Stipendiaten der<br />
Konrad-Adenauer-Stiftung der Friedrich-<br />
Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,<br />
18.06.2010.<br />
Selheim, Claudia: Museale Präsentationen am<br />
Beispiel der Sammlung Volkskunde. Führung<br />
für Studierende der Europäischen Ethnologie/<br />
Volkskunde, Julius-Maximilians-Universität<br />
Würzburg (Matthias Wagner), 23.01.2010.<br />
–Der Umgang mit einer traditionellen volkskundlichen<br />
Sammlung. Führung für Studierende<br />
der Volkskunde/Europäischen Ethnologie,<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
(Ruth-E. Mohrmann), 27.05.2010.<br />
–Die volkskundliche Sammlung des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s. Führung für Studierende<br />
der Empirischen Kulturwissenschaft,<br />
Ludwig-Uhland-Institut Universität Tübingen<br />
(Bernhard Tschofen), 03.12.2010.<br />
Zander-Seidel, Jutta: Führung und Übung in der<br />
Schausammlung »Kleiderwechsel« für Studierende<br />
der Volkskunde/Europäischen Ethnologie,<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
(Ruth-E. Mohrmann), 26.5.2010.<br />
Stipendien<br />
Pommeranz,Johannes: Forschungsstipendium.<br />
Rom, Bibliotheca Hertziana –Max-Planck-Institut<br />
für Kunstgeschichte, 01.05.–30.05.2010.<br />
Gremienarbeit<br />
Großmann, G.Ulrich: Präsident des<br />
33. Internationalen Kunsthistoriker-Kongresses<br />
(CIHA) 2012 in Nürnberg<br />
–Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats<br />
des Bildarchivs Foto Marburg<br />
–Beratender Experte für das Museumsdorf<br />
Niedersulz/Niederösterreich<br />
–Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der<br />
deutsch-russischen Kooperationsausstellung<br />
»Russen und Deutsche. 1000 Jahre Geschichte,<br />
Kunst und Kultur« Moskau und Berlin<br />
–Beiratsmitglied des Hauses der Bayerischen<br />
Geschichte, Augsburg<br />
–Vorsitzender Beirat der Wartburg-Stiftung<br />
–Mitglied des Ausstellungskomitees »Die Staufer<br />
und Italien«, Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim<br />
–Beiratsmitglied der Freiherr von Hallerschen<br />
Forschungsstiftung<br />
–Zweiter Vorstandsvorsitzender des Trägervereins<br />
Deutsches Burgenmuseum Veste Heldburg e.V.<br />
–Mitglied des Sachverständigen Beirats der<br />
Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten<br />
–Beiratsmitglied des Museums Kirche in Franken,<br />
Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim<br />
–Wissenschaftliches Mitglied der Historischen<br />
Kommission Hessen<br />
–Beiratsmitglied des Instituts für moderne Kunst,<br />
Nürnberg<br />
Hess, Daniel: Mitglied des Nationalkomitees des<br />
Corpus Vitrearum Deutschland<br />
–Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des<br />
Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft e.V.<br />
–Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats zur<br />
Einrichtung des Herzog Anton Ulrich-Museums<br />
Braunschweig<br />
Jooss, Birgit: Mitglied des Wissenschaftlichen<br />
Beirats der Archive der Stiftung Preußischer<br />
Kulturbesitz, Berlin<br />
–Mitwirkung an der Plattform »KOOP Litera –<br />
Das Kompetenz-Netzwerk für Nachlässe«<br />
Kammel, Frank Matthias: Mitglied des Wissenschaftlichen<br />
Beirats des Deutschen Vereins für<br />
Kunstwissenschaft e.V.<br />
232<br />
–Vorstandsmitglied des Vereins zur Erhaltung<br />
der Lorenzkirche e.V., Nürnberg<br />
Krutisch, Petra: Vorstandsmitglied/Schatzmeisterin<br />
im International Councils of Museums –<br />
International Committee of Decorative Arts<br />
(ICOM-ICDAD)<br />
Nuding, Matthias: Zweiter Vertreter Bayerns in<br />
der Numismatischen Kommission der Länder in<br />
der Bundesrepublik Deutschland e.V.<br />
Selheim, Claudia: Vorstand der Arbeitsgruppe<br />
»Sachkultur und Museum« der Deutschen Gesellschaft<br />
für Volkskunde.<br />
Deutsches Kunstarchiv Mitglied des Arbeitskreises<br />
Archive der Leibniz-Gemeinschaft<br />
Historisches Archiv Mitglied des Arbeitskreises<br />
Archive der Leibniz-Gemeinschaft
Verwaltungsrat<br />
Präsident Prof. Dr. h.c. Klaus-Dieter Lehmann,<br />
Vorsitzender<br />
Vorsitzender der Aufsichtsräte Hans-Peter<br />
Schmidt, stellv. Vorsitzender<br />
Generaldirektor a.D. Prof. Dr. Hermann<br />
Rumschöttel, Schriftführer<br />
Christof Freiherr von und zu Aufsess, stellv.<br />
Schriftführer<br />
Regierungspräsident von Mittelfranken<br />
Dr. Thomas Bauer<br />
Seine Königliche Hoheit Herzog Franz von<br />
Bayern<br />
Ministerpräsident a.D. Dr. Günther Beckstein<br />
Prof. Dr. Adriaan de Jong<br />
Generaldirektorin Dr. Renate Eikelmann<br />
Landesbischof Dr. Johannes Friedrich<br />
Generaldirektorin Dr. Sabine Haag<br />
Ministerialdirigent Hans Georg Koch<br />
Regierungsdirektorin Dr. Karin Korn-Riedlinger<br />
Ministerialdirigent Dr. Gerold Letko<br />
Dr. Hans-Dietrich von Loeffelholz-Colberg<br />
Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly<br />
Staatsminister a.D. Prof. Dr. Dr. h. c. Hans<br />
Joachim Meyer<br />
Museumsdirektor a.D. Dr. Joachim M. Plotzek<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung Dr. Ingo<br />
Riedel<br />
Generaldirektor Prof. Dr. Martin Roth<br />
Maria-Elisabeth Schaeffler<br />
Ministerialdirigent Anton Schmid<br />
Bundesminister a.D. Dr. Oscar Schneider<br />
Burghauptmann Günter Schuchardt<br />
Leitender Ministerialrat Dr. Peter Wanscher<br />
Wissenschaftlicher Beirat<br />
Prof. Dr. Ruth-E. Mohrmann, Vorsitzende<br />
Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer, stellv. Vorsitzender<br />
Dr. Armand Baeriswyl<br />
Dr. Monique Fuchs<br />
Prof. Dr. Roland Kanz<br />
Prof. Dr. Małgorzata Omilanowska<br />
Prof. Dr. Conny Sibylla Restle<br />
Prof. Dr. Bernd Roeck<br />
Prof. Dr. phil. Dr. med. habil. Renate Wittern-<br />
Sterzel<br />
Organisation und Personal<br />
Mitarbeiter<br />
Auflistung aller unbefristet und befristet beschäftigten<br />
Mitarbeiter (Beamte mit Amtsbezeichnung)<br />
am 31.12.2010<br />
Generaldirektion<br />
Prof. Dr. G. Ulrich Großmann, Generaldirektor<br />
Dr. Daniel Hess, Ltd. Museumsdirektor und<br />
1. Stellvertreter<br />
Dr. Jutta Zander-Seidel, Museumsdirektorin und<br />
2. Stellvertreterin<br />
Dr. Stefan Rosenberger, Verwaltungsdirektor<br />
Sekretariat:<br />
Jocelyne Sauer<br />
Domenica Bär<br />
Sabine Dotterweich<br />
Referat für Wissenschaftsmanagement<br />
und Marketing<br />
Dr. Andrea Langer<br />
Dr. Christian Vogel<br />
Ingrid Kalenda M.A.<br />
Maria-Liselotte Mirle<br />
Dagmar Sachse<br />
Außenstellen<br />
Kaiserburg-Museum<br />
Prof. Dr. G. Ulrich Großmann<br />
Schloss Neunhof<br />
Dr. Silvia Glaser-Schnabel<br />
Sammlungen<br />
Gemälde bis 1800<br />
Dr. Daniel Hess, Ltd. Museumsdirektor, Leiter des<br />
Programmbereichs Ungebundene Forschung<br />
Dr. Thomas Eser<br />
Dr. Dagmar Hirschfelder<br />
Skulptur bis 1800<br />
Dr. Frank Matthias Kammel, Museumsdirektor,<br />
Leiter des Programmbereichs Sonderausstellungen<br />
Kunsthandwerk bis 1800<br />
Dr. Ralf Schürer<br />
Dr. Thomas Schindler<br />
Kunst des 19./20. Jahrhunderts (bis 1945)<br />
Dr. Ursula Peters, Oberkonservatorin<br />
233<br />
Kunst des 20. Jahrhunderts (ab 1945)<br />
Dr. Birgit Jooss<br />
Graphische Sammlung<br />
Dr. Yasmin Doosry<br />
Dr. Claudia Valter<br />
Klaus Hochholdinger<br />
Karl Pöhlmann, Betriebssekretär<br />
Klaus Schmidt, Betriebssekretär<br />
Münzkabinett<br />
Dr. Matthias Nuding<br />
Hans Janocha<br />
Rechtsaltertümer<br />
Dr. Matthias Nuding<br />
Volkskunde, Spielzeug, Judaica<br />
Dr. Claudia Selheim<br />
Möbel<br />
Dr. Petra Krutisch, Oberkonservatorin<br />
Vor- und Frühgeschichte<br />
Dr. Tobias Springer, Oberkonservator<br />
Historische Musikinstrumente<br />
Dr. Frank P. Bär, Oberkonservator, Leiter des<br />
Programmbereichs Forschungsservice<br />
Wissenschaftliche Instrumente, Waffen,<br />
Pharmazie<br />
Dr. Martin Baumeister<br />
Dr. Tobias Springer, Oberkonservator<br />
Gewerbemuseum und Design<br />
Dr. Silvia Glaser-Schnabel<br />
Textilien und Schmuck<br />
Dr. Jutta Zander-Seidel, Museumsdirektorin,<br />
Leiterin des Programmbereichs Sammlungen<br />
Forschungsservice<br />
Historisches Archiv<br />
Dr. Matthias Nuding<br />
Deutsches Kunstarchiv<br />
Dr. Birgit Jooss<br />
Petra Oaikhinan M.A.<br />
Sandra Sichermann, Dipl. Kulturwissenschaftlerin<br />
Daniela Uher M.A.
Mitarbeiter Historisches Archiv/<br />
Deutsches Kunstarchiv<br />
Paul Jaxy<br />
Betti Roth<br />
Ursula Sawitzki<br />
Barbara Schapoks (bis November 2010)<br />
Bibliothek<br />
Dr. Johannes Pommeranz, Bibliotheksoberrat<br />
Wissenschaftlicher Dienst<br />
Dr. Christiane Lauterbach<br />
Mitarbeiter in Projekten<br />
Dr. Barbara Rök<br />
Dr. Ingo Wiwjorra<br />
Erwerbung<br />
Irene Brunner, Dipl.-Bibliothekarin (FH)<br />
Ingrid von der Emden-Riedel<br />
Sigrid Klein<br />
Martina Pfahler, Dipl.-Bibliothekarin (FH)<br />
Katalogisierung<br />
Ulrike Anthes, Dipl.-Bibliothekarin (FH)<br />
Andrea Kollinger, Bibliotheksamtsfrau<br />
Daniela Meidlinger, Dipl.-Bibliothekarin (FH)<br />
Sabine Windisch, Dipl.-Bibliothekarin (FH)<br />
Schrifttum<br />
Dr. Otto Gast<br />
Lesesaal und Magazin<br />
Ulrike Albert<br />
Monika Eisenkolb<br />
Herbert Gradl<br />
Max Löwe (Altersteilzeit)<br />
Anna Zinz<br />
Sekretariat, Fernleihe<br />
Monika Eisenkolb<br />
Reinhilde Uttinger<br />
Katalogkarten, Altbestandskonvertierung,<br />
Digitalisierung<br />
Emma Harwart<br />
Buchbinderei<br />
Simone Lorenz<br />
Michael Pörzgen<br />
Fotostelle<br />
Dr. Claudia Selheim<br />
Ute Bock<br />
Bianca Hendl-Slowik<br />
Georg Janßen<br />
Monika Runge<br />
Sebastian Tolle<br />
Museums- und Kulturinformatik<br />
Dr. Siegfried Krause<br />
Robert Frauenschläger, Verwaltungsinspektor<br />
Said Habib M.A.<br />
Georg Hohmann M.A.<br />
Gudrun Libnow, Dipl.-Kulturwissenschaftlerin<br />
Institut für Kunsttechnik und Konservierung<br />
Dr. Arnulf von Ulmann, Institutsleiter<br />
Oliver Mack M.A., stellv. Institutsleiter<br />
Gemälde und Skulpturen<br />
Lisa Eckstein, Dipl.-Restauratorin<br />
Beate Fücker, Dipl.-Restauratorin<br />
Elisabeth Taube, Dipl.-Restauratorin<br />
Martin Tischler M.A.<br />
Glas, Keramik, Edelmetall<br />
Annika Dix, Dipl.-Restauratorin (FH)<br />
Bettina Guggenmos<br />
Simone Hänisch<br />
Möbel<br />
Martin Meyer, Dipl.-Ing. (FH)<br />
Volkskunde, Spielzeug<br />
Ilona Stein, Dipl.-Restauratorin (FH)<br />
Vor- und frühgeschichtliche Sammlungen<br />
Ute Meyer-Buhr<br />
Susanne Rohm, Dipl.-Restauratorin (FH)<br />
Wissenschaftliche Instrumente und Waffen<br />
Roland Schewe M.A.<br />
Textilien<br />
Ada Hinkel<br />
Petra Kress, Dipl.-Restauratorin (FH)<br />
Sabine Martius<br />
Musikinstrumente<br />
Klaus Martius<br />
Oed, Stefan<br />
Georg Ott, Dipl.-Restaurator (FH)<br />
Markus Raquet, Dipl.-Restaurator (FH)<br />
Bücher<br />
Frank Heydecke<br />
Graphik<br />
Roland Damm, Dipl.-Restaurator<br />
Christine Erhard<br />
Alexandra Scheld<br />
Archivalien<br />
Christiane Meinert, Dipl.-Restauratorin (FH)<br />
Museumstechnik<br />
Lothar Muschiol<br />
Verlag<br />
Christine Kupper M.A.<br />
Eva Tatjana Niebel M.A. (bis Oktober 2010)<br />
Registrar und Ausstellungsorganisation<br />
Dr. Anne-Cathrin Schreck<br />
Martin Erhardt<br />
Christian Katzsch<br />
Anja Löchner, Dipl.-Museologin (FH)<br />
Christian Miano<br />
234<br />
Verwaltung/Technik<br />
Dr. Stefan Rosenberger, Verwaltungsdirektor,<br />
Gesamtleitung und Leiter Verwaltung<br />
Verwaltung<br />
Johannes Brunner<br />
Gisela Dücker<br />
Klaus Grillenberger, Museumsobersekretär<br />
Jürgen Hofmann, Verwaltungsinspektor<br />
Lothar Krauser, Verwaltungsamtsrat<br />
Ursula Liebich, Verwaltungshauptsekretärin<br />
Sigrid Lorenz, Verwaltungsrätin<br />
Cornelia Miedaner<br />
Andrea Schneider<br />
Gerlinde Schweikl<br />
Renate Stock<br />
Eric Welch<br />
Rita Wolkersdorfer, Dipl.-Betriebswirtin (FH)<br />
Sekretariats- und Schreibdienst<br />
Angelika Diehm<br />
Claudia Tomandl<br />
Karin Weiskopf<br />
Sicherheitsdienste<br />
Oberaufsicht<br />
Josef Böhm<br />
Werner Stritesky<br />
Aufsicht<br />
Herbert Brinek, Betriebssekretär<br />
Gerhard Förtsch<br />
Bruno Frühauf<br />
Michael Hofmann<br />
Klaus Lamprecht<br />
Ursula Langhammer<br />
Ralph Machwürth<br />
Johannes Müller<br />
Alfredo Miano<br />
Swetlana Neuwirt<br />
Roland Paul<br />
Wolfgang Schmidt<br />
Stefan Schneider<br />
Gerhard Schornbaum<br />
Peter Winkowski, Betriebssekretär<br />
Siegfried Zettner<br />
Pforte<br />
Simone Darlau<br />
Eintrittskasse<br />
Evelin Bujnoch-Zink<br />
Wachdienst<br />
Alfred Bujnoch<br />
Gerhard Joksch<br />
Peter Ruzicka, Betriebssekretär<br />
Hans-Jürgen Schanz
Technisches Büro<br />
Horst Gollwitzer, Technischer Amtsrat<br />
Frank Stolpmann, Dipl.-Ing.<br />
Gabriele Christodoulides<br />
Ursula Sawitzki<br />
Werkstätten, Hausmeister<br />
Christine Bauer<br />
Michael Biedermann<br />
Jürgen Bogendörfer<br />
Willi Bogner, Hauptwerkmeister<br />
Anita Hammer<br />
Konrad Held<br />
Roland Helldörfer<br />
Rainer Hopf<br />
Kurt Jakob<br />
Erwin Kocher, Technischer Hauptsekretär<br />
Michael Kraft, Hauptwerkmeister<br />
Manfred Lobenstein, Technischer Hauptsekretär<br />
Thomas Reichel<br />
Hans-Werner Roth<br />
Wolfgang Schanderl, Oberwerkmeister<br />
Lars Sonntag<br />
Günter Steiner, Betriebssekretär<br />
Reinhold Teichmann, Betriebssekretär<br />
Wissenschaftliche Volontäre<br />
Dr. des. Stephanie Gropp (Graphische<br />
Sammlung)<br />
Andrea Kappes M.A. (Gemälderestaurierung)<br />
Dr. des. Almuth Klein (Möbel)<br />
Anja Kregeloh M.A. (Textilien und Schmuck)<br />
Dr. des. Sabrina Kühn (Deutsches Kunstarchiv)<br />
Katharine Leiska M.A. (Historische Musikinstrumente,<br />
in Kooperation mit der Hochschule<br />
für Musik Nürnberg)<br />
Franziska Pfefferkorn M.A. (Historische<br />
Musikinstrumente/MIMO-Projekt)<br />
Frauke Schott, Dipl.-Rest. Univ.<br />
(Möbelrestaurierung)<br />
Wissenschaftliche Hilfskräfte<br />
Peggy Große M.A.<br />
Sebastian Gulden M.A.<br />
Evelyn Smoler M.A.<br />
Sabine Tiedtke M.A.<br />
Kathrin Vogelsang M.A.<br />
Studentische Hilfskräfte<br />
Konstantin Batury<br />
Lisa Einzmann<br />
Anna Fech<br />
Juliane Hamisch<br />
Helen Kohler<br />
Nicole Limbacher<br />
Marianne Makarenko<br />
Stephanie Mayer<br />
Jessica Rentél<br />
Petra Schneider<br />
Oriana Theisen<br />
Julia Woltermann<br />
Praktikanten im Studium, Praxissemester,<br />
Diplomanden, Studienaufenthalte<br />
Elke Ackermann<br />
Katja Ackermann<br />
Anna-Maria Artinger<br />
Julia Badaljan<br />
Isabelle Berger<br />
Hendrik Bise<br />
Chen-Po Chen<br />
Raphael Doths<br />
Thomas Ellinger<br />
Magdalena Engel<br />
Andrea Gachstetter<br />
Michael Herrmann<br />
Lisa Heubeck<br />
Peter Bernhard Hinkelmanns<br />
Theresa Hobelsberger<br />
Cornelia Jünger<br />
Xenia Kanzler<br />
Neila-Felicitas Kemmer<br />
Susanne Kummer<br />
Saskia Mattern<br />
Ilka Mestermacher<br />
Susanne Michels<br />
Melissa Möller<br />
Annmarie Carola Neher<br />
Bernd Paulus<br />
Derya Pektas<br />
Katharina Polster<br />
Konstantin Preisigke<br />
Manfred Rachwal<br />
Tanja Reindl<br />
Anna-Maria Rössler<br />
Ramona Roth<br />
Daniela Sandner<br />
Veronika Schreck<br />
Stefanie Schrödel<br />
Franziska Sonnwald<br />
Anja Straub<br />
Sabine Volckmar<br />
Tanja Walow<br />
Nora Weinelt<br />
Johanna Ziegler<br />
235<br />
Assoziierte Wissenschaftler<br />
Dr. Anja Grebe<br />
Claudia Hagenguth M.A.<br />
Dr. Eduard Isphording<br />
Dr. Claudia Maué<br />
Dr. Hermann Maué<br />
Dr. Adelheid Müller<br />
Dr. Ruth Negendanck<br />
Dr. Eberhard Slenczka<br />
Jana Stolzenberger M.A.<br />
Dr. Ursula Timann<br />
Dr. Manfred Welker<br />
Fördermaßnahmen (Agentur für Arbeit/NOA)<br />
Werner Ascherl<br />
Johann-Günther Brendel<br />
Markus Brock<br />
Markus Ginzinger<br />
Franz Klarwein<br />
Petra Krämer<br />
Vojtech Lukasiewycz<br />
Elena Milchenko<br />
Alexander Schmidt<br />
Manfred Schmidt<br />
Peter Stehlik<br />
Christian Wapp<br />
Günter-Michael Wirl<br />
Olena Yasynova<br />
Ehrenamtliche Mitarbeiter<br />
Dr. Irmtraud von Andrian-Werburg<br />
Daniela Elgner M.A.<br />
Monika Fedrau<br />
Johann Hofmann<br />
Günter Körner<br />
Roland Kudernatsch M.A.<br />
Werner Mader<br />
Dr. Claudia Merthen<br />
Peter Müller<br />
Dr. Dominik Radlmaier<br />
Helga Schäfer<br />
Willi Schillinger<br />
Gisela Westphal<br />
Erna White-Mißbach
Geburtstage feierten<br />
65. Geburtstag<br />
Jürgen Musolf (31.03.1945)<br />
Herbert Horneber (05.04.1945)<br />
Reinhold Schwartz M.A. (12.07.1945)<br />
Dr. Johannes Willers (02.09.1945)<br />
George Christodoulides (15.09.1945)<br />
70. Geburtstag<br />
Jürgen Bahlack (15.01.1940)<br />
Richard Reith (18.02.1940)<br />
Ingrid Balg (10.05.1940)<br />
Roland Kudernatsch (12.05.1940)<br />
Hubert Weidl (27.07.1940)<br />
Gerda Hagen (07.08.1940)<br />
Heidi Hofmann (17.10.1940)<br />
Georg Barthelmeß (03.11.1940)<br />
75. Geburtstag<br />
Dr. Eduard Isphording (31.01.1935)<br />
Johann Schuldes (05.04.1935)<br />
Otto Schuldes (05.04.1935)<br />
Erika Weiland (05.04.1935)<br />
Helga Cagnea (07.06.1935)<br />
80. Geburtstag<br />
Johann Kanzler (26.03.1930)<br />
Bernhard Scheidel (08.05.1930)<br />
Maria Dünnebacke (22.05.1930)<br />
Ursula Frenzel (27.09.1930)<br />
85. Geburtstag<br />
Willibald Langer (20.03.1925)<br />
Dr. Günther Bräutigam (06.07.1925)<br />
Rudolf Höhenberger (09.12.1925)<br />
25. Dienstjubiläum feierten<br />
Peter Ruzicka (01.07.2010)<br />
Frank Heydecke (13.08.2010)<br />
Robert Frauenschläger (01.09.2010)<br />
Klaus Martius (01.09.2010)<br />
Martin Meyer (29.11.2010)<br />
Mitarbeiter, die ausgeschieden sind<br />
wegen Ruhestand bzw. Rentenbeginn<br />
George Christodoulides<br />
Herbert Horneber<br />
Werner Menzel<br />
Jürgen Musolf<br />
Reinhold Schwartz M.A.<br />
Helga Szabo<br />
Dr. Johannes Willers<br />
Michael Würtenberger<br />
nach Befristung oder Auflösung des<br />
Arbeitsverhältnisses<br />
Thomas Bauereiß<br />
Kathrin Bißmann M.A.<br />
Norma Dallhammer-Schadwinkel<br />
Michael Otto Diehl<br />
Christine Dippold M.A.<br />
Anna Theresa Drake<br />
Sandra Engelhardt<br />
Julia Fersch<br />
Dr. Birgit Friedel<br />
Richard von Hesler<br />
Hendrikje Loof M.A.<br />
Ulla Willis<br />
in Fördermaßnahmen<br />
Helga Cinelli<br />
Rüdiger Graf<br />
Petra Haas<br />
Hild von Hausen-Cazaux<br />
Martin Karl<br />
Elena Maximova<br />
Es verstarben<br />
(soweit dem Museum bekannt wurde)<br />
im Ruhestand<br />
Martha Höfler (07.01.2010)<br />
Heinz-Friedrich Dieroff (11.05.2010)<br />
Richard Reith (13.11.2010)<br />
Günter Raum (Dez. 2010)<br />
Henny Leitsmann (13.12.2010)<br />
Dr. Wolfgang Pülhorn (24.12.2010)<br />
im aktiven Dienst<br />
Eva Tatjana Niebel M.A. (14.10.2010)<br />
Barbara Schapoks (04.11.2010)<br />
236<br />
Gremien<br />
Forschungskommission<br />
Dr. Daniel Hess, Vorsitzender<br />
Dr. Frank P. Bär<br />
Dr. Silvia Glaser-Schnabel<br />
Prof. Dr. G. Ulrich Großmann<br />
Dr. Frank Matthias Kammel<br />
Dr. Andrea Langer<br />
Dr. Stefan Rosenberger<br />
Dr. Claudia Selheim<br />
Dr. Arnulf von Ulmann<br />
Dr. Jutta Zander-Seidel<br />
Verlagskommission<br />
Dr. Thomas Brehm<br />
Prof. Dr. G. Ulrich Großmann<br />
Dr. Petra Krutisch<br />
Christine Kupper M.A., Vorsitzende<br />
Dr. Andrea Langer<br />
Gudrun Libnow<br />
Dr. Anne-Catrin Schreck<br />
Dr. Claudia Selheim<br />
Dr. Tobias Springer<br />
Dr. Christian Vogel<br />
Dr. Jutta Zander-Seidel<br />
Personalrat<br />
Ursula Liebich, 1. Vorsitzende<br />
Ingrid von der Emden-Riedel, 2. Vorsitzende<br />
Johannes Brunner<br />
Evelin Bujnoch-Zink<br />
Kurt Jakob<br />
Schwerbehindertenvertreterin<br />
Simone Darlau (bis 30.11.2010)<br />
Angelika Diehm (ab 01.12.2010)<br />
Gleichstellungsbeauftragte<br />
Cornelia Miedaner
I. Sammlungen und Außenstellen<br />
Monat Sammlungen darunter Kaiserburg- Schloss alle<br />
Schüler Museum Neunhof*<br />
Januar 10.341 1.237 3.426 13.767<br />
Februar 9.494 1.902 4.253 13.747<br />
März 16.547 2.419 5.541 22.088<br />
April 15.603 1.777 8.361 763 24.727<br />
Mai 18.004 1.300 15.810 832 34.646<br />
Juni 9.070 1.473 9.445 510 19.025<br />
Juli 15.477 3.810 16.334 394 32.205<br />
August 19.613 478 15.179 566 35.358<br />
September 15.577 1.350 9.522 396 25.495<br />
Oktober 19.587 3.050 9.430 29.017<br />
November 14.382 1.206 5.954 20336<br />
Dezember 10.793 2.114 8.321 19.114<br />
Summe 174.488 22.116 111.576 3.461 289.525<br />
*geöffnet von April bis September<br />
II. Sonderausstellungen(mit gesonderten Eintrittskarten bzw. Besucherzählung)<br />
GNM-Besucherstatistik 2010<br />
»Plakativ! Produktwerbung im Plakat«<br />
18.11.2009–11.04.2010<br />
Januar 5.926<br />
Februar 5.269<br />
März 6.580<br />
April 4.900<br />
Besuche während der gesamten Laufzeit: 32.418 22.675<br />
»Wunderbare Bücherwelten. Moderne Druckkunst aus Hamburg»<br />
09.12.2009–11.04.2010<br />
Januar 3.126<br />
Februar 2.256<br />
März 2.518<br />
April 2.171<br />
Besuche während der gesamten Laufzeit: 12.640 10.081<br />
»Mythos Burg«<br />
08.07.2010–07.11.2010<br />
Juli 9.829<br />
August 12.999<br />
September 10.299<br />
Oktober 14.453<br />
November 8.758<br />
237<br />
56.338<br />
»Reisebegleiter. Koffer-Geschichten 1750 bis heute«<br />
08.12.2010--01.05.2011<br />
Dezember 2.815<br />
2.815<br />
Summe Sonderausstellungen 91.909
III. Wissenschaftliche Einrichtungen<br />
Monat Bibliothek Graphische Hist. Archiv und Deutsches alle<br />
Sammlung Münzkabinett Kunstarchiv<br />
Januar 235 178 23 18 454<br />
Februar 303 203 34 28 568<br />
März 326 187 40 47 600<br />
April 246 191 47 48 532<br />
Mai 226 65 46 20 357<br />
Juni 283 54 48 34 419<br />
Juli 298 52 18 52 420<br />
August 310 41 30 48 429<br />
September 288 63 26 32 409<br />
Oktober 217 67 21 39 344<br />
November 269 54 28 42 393<br />
Dezember 164 48 17 28 257<br />
Summe 3.165 1.203 378 436 5.182<br />
IV. Veranstaltungen<br />
5Konzerte »Musica Antiqua« 1.426<br />
Vortragsreihe »Aus dem Deutschen Kunstarchiv« 371<br />
Sonstige 17.386<br />
Summe Veranstaltungen 19.183<br />
V. Gesamtzahl der Besuche 2010<br />
Sammlungen und Außenstellen 289.525<br />
Sonderausstellungen 91.909<br />
Wissenschaftliche Einrichtungen 5.182<br />
Veranstaltungen 19.183<br />
Summe der Besuche 405.799<br />
238
Kunst- und KulturpädagogischesZentrum (KPZ) im GNM<br />
Erlebnisorientierte Angebote in anregender<br />
Atmosphäre werden nicht nur von<br />
Gruppen, sondern auch bei einem Familienausflug<br />
ins Museum besonders geschätzt.<br />
Daher hat das Kunst- und Kulturpädagogische<br />
Zentrum der Museen in<br />
Nürnberg (KPZ) sein diesbezügliches<br />
Angebot auch im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong><br />
deutlich erweitert. Besonders<br />
inspirierend war dafür die Sonderausstellung<br />
»Mythos Burg«, die viele Familien<br />
mit Kindern anzog. Ein Quiz, das unter<br />
verschiedenen Fragestellungen durch die<br />
Ausstellung führte, die dem Thema »Burg«<br />
angepasste sonntägliche Malstunde,<br />
spezielle Kinder-Eltern-Aktionen und<br />
Kinderführungen sowie eine gut besuchte<br />
Burgenbauwerkstatt beim mittelalterlichen<br />
Museumsfest zählten zu dem ausdifferenzierten<br />
Angebot für Familien während der<br />
Laufzeit dieser Ausstellung. Im schulischen<br />
Bereich wurden vier unterschiedliche Angebote<br />
für verschiedene Klassenstufen<br />
entwickelt, die ebenfalls sehr gut nachgefragt<br />
wurden.<br />
Da Ausstellungen an sich bereits ein<br />
hohes kommunikatives Potenzial besitzen,<br />
ist es folgerichtig, auch in der Vermittlung<br />
interaktive, kommunikative Elemente stärker<br />
zu berücksichtigen. Für die beiden<br />
Sonderausstellungen »Mythos Burg« und<br />
»Reisebegleiter« hat das KPZ im Jahr<br />
2010 diverse interaktive Ausstellungseinheiten<br />
konzipiert.<br />
Eine qualitätvolle Vermittlung, die sich<br />
an den Erwartungen und Bedürfnissen<br />
der Besucher orientiert, ist Grundlage der<br />
museumspädagogischen Arbeit. Zur kontinuierlichen<br />
Qualitätssicherung setzt das<br />
KPZ seit Jahren Feedbackbogen bei allen<br />
schulischen Veranstaltungen ein. Zudem<br />
Abb. 31<br />
Kinder-Eltern-Aktion<br />
in der Ausstellung<br />
»Mythos Burg«<br />
Abb. 32<br />
Kindergeburtstag<br />
im GNM<br />
239<br />
wurde nun auch in einem Leitfaden fixiert,<br />
welche Elemente für eine gute personale<br />
Vermittlungsarbeit relevant sind. Dieser<br />
Leitfaden dient den freien Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern zur Vor- und Nachbereitung<br />
ihrer Veranstaltungen und ist<br />
Grundlage für die Hospitationen und das<br />
Coaching durch die festangestellten Museumspädagogen.
KPZ-Jahresstatistik 2010<br />
KPZ Abteilung I<br />
(Schulen und Jugendliche)<br />
Für das GNM war ein geringer Zuwachs<br />
um 16 auf insgesamt 926 KPZ-Veranstaltungen<br />
für Schulen und Jugendliche<br />
festzustellen. Besonders gut angenommen<br />
wurde trotz der für Schulen ungünstigen<br />
Laufzeit über die Sommermonate<br />
hinweg die große Sonderausstellung<br />
»Mythos Burg« mit 99 Veranstaltungen.<br />
»Plakativ!« erfüllte mit 49 Buchungen<br />
ebenfalls die Erwartungen. Allgemeine<br />
Museumsführungen in den Daueraus-<br />
stellungen erfreuten sich zunehmender<br />
Beliebtheit, nicht nur bei Gruppen von<br />
außerhalb.<br />
Aus schulischer Sicht müssen die Inhalte<br />
von Ausstellungen lehrplanrelevant<br />
sein, sich zur Eigenaktivität eignen und<br />
möglichst auch Bezüge zur Lebenswelt<br />
der Kinder und Jugendlichen aufweisen.<br />
Die im Jahr 2010 zu verzeichnenden<br />
Rückgänge der Buchungen von Grundund<br />
Hauptschulen zeigen diesbezügliche<br />
Defizute in den den diversen Wechselausstellungen.<br />
Eine weitere Rolle spielen die<br />
Schwierigkeiten der Gymnasien im Zuge<br />
<strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong> Gruppen Teilnehmer<br />
Dauerausstellung 715 15.051<br />
Veranstaltungen für Multiplikatoren<br />
(Studierende, Lehrer etc.) 13 305<br />
Angebote für Besucher mit Behinderung 6 72<br />
Dürer-Weg 2 38<br />
Ferienangebote/Sonderaktionen 16 206<br />
752 15.672<br />
Sonderausstellung »Plakativ!« 49 1.056<br />
Sonderausstellung »Mythos Burg« 99 2.260<br />
Sonderausstellung »Reisebegleiter« 1 26<br />
149 3.342<br />
Summe <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong> 901 19.014<br />
Kaiserburg-Museum 20 444<br />
Dauerausstellung 23 516<br />
Ferienangebote/Sonderaktionen 1 19<br />
Summe <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong> 24 535<br />
Schloss Neunhof<br />
Dauerausstellung 1 12<br />
Gesamtsumme <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>,<br />
Kaiserburg-Museum und Schloss Neunhof 926 19.561<br />
240<br />
der G8-Umstellung. Die Verkürzung der<br />
Gymnasialzeit steht ebenso außerschulischen<br />
Aktivitäten entgegen wie die statistische<br />
Erhebung von Unterrichtsgängen<br />
als Fehlzeiten. Attraktive Präsentationen<br />
und museumspädagogische Angebote<br />
werden daher eher im Rahmen von<br />
Nürnberg-Aufenthalten auswärtiger<br />
Gymnasialklassen gebucht als von Gymnasien<br />
vor Ort. Sollte sich die Gewichtung<br />
außerschulischer Aktivitäten in den<br />
Gymnasien nicht generell verbessern, ist<br />
in den nächsten Jahren mit weiteren Rückgängen<br />
zu rechnen.
KPZ Abteilung II<br />
(Erwachsene und Familien)<br />
Im GNM stieg die Zahl der vom KPZ<br />
organisierten Veranstaltungen für Erwachsene<br />
und Familien deutlich an. Besonders<br />
stark nachgefragt waren mit insgesamt<br />
600 Terminen gebuchte Führungen für<br />
Erwachsene –eine Steigerung von beachtlichen<br />
37% im Vergleich zum Vorjahr.<br />
Insbesondere die Eröffnung der<br />
neuen Dauerausstellung »<strong>Renaissance</strong>.<br />
<strong>Barock</strong>. Aufklärung« zog mit 167 gebuchten<br />
Gruppenführungen das Interesse<br />
zahlreicher Besucher auf sich. Insgesamt<br />
192 Gruppen wurden durch die Sonderausstellungen<br />
»Plakativ!«, »Wunderbare<br />
Bücherwelten«, »Mythos Burg« und »Reisebegleiter«<br />
geführt, wobei »Mythos<br />
Burg« mit 118 Führungen die Liste zahlenmäßig<br />
anführt.<br />
Nach wie vor sehr umfangreich ist das<br />
Angebot an öffentlichen Führungen im<br />
GNM, also solchen für Einzelbesucher.<br />
Themenführungen und Gesprächsreihen<br />
in der Dauerausstellung werden dabei<br />
ebenso wie die Rundgänge durch Sonderausstellungen<br />
mit durchschnittlich<br />
20 Teilnehmern pro Veranstaltung sehr<br />
gut nachgefragt. Die sonntäglichen Ange-<br />
241<br />
bote für Familien und Kinder (Kinderführungen,<br />
Kinder-Eltern-Aktionen, Kindermalstunde)<br />
sind mit über 100 Terminen<br />
weiterhin gut besetzt. Die Zahl der Kindergeburtstage,<br />
die im GNM, in Schloss<br />
Neunhof oder im Kaiserburg-Museum gefeiert<br />
wurden, stieg um 25 auf 142 Veranstaltungen<br />
an.<br />
Mit den 517 Führungen zum Kennenlernen<br />
des Museums, die im Jahr 2010<br />
auf gewohnt engagierte Weise vom<br />
Team der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter des KPZ durchgeführt<br />
wurden, konnten insgesamt 5.254<br />
GNM-Besucher erreicht werden.<br />
Gesamt gebucht öffentlich<br />
<strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong> Gruppen Teilnehmer Gruppen Teilnehmer Gruppen Teilnehmer<br />
Ehrenamtliche Führungen<br />
zum Kennenlernen des Museum 517 5.254 517 5.254<br />
Glanzpunkte des GNM 230 4.152 230 4.152<br />
Führungen in den Dauerausstellungen 11 199 11 199<br />
Themenführungen 83 1.407 83 1.407<br />
Gesprächsreihen 61 1.698 61 1.698<br />
Fremdsprachige Führungen 40 417 40 417<br />
Kooperationsführungen 8 185 8 185<br />
Blaue Nacht 22 722 22 722<br />
Kunstkurse für Erwachsene und Jugendliche 37 319 37 319<br />
Kindermalstunden 44 493 44 493<br />
Kindergeburtstage 113 1.174 113 1.174<br />
Familienangebote 70 1.891 70 1.891<br />
Neue Dauerausstellung<br />
»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung« 201 3.628 167 2.957 34 671<br />
1.437 21.539 521 8.482 916 13.057<br />
Sonderausstellung<br />
»Wunderbare Bücherwelten« 20 100 2 20 18 80<br />
Sonderausstellung »Plakativ!« 113 2.314 66 1.216 47 1.098<br />
Sonderausstellung »Mythos Burg« 221 4.451 118 1.955 103 2.496<br />
Sonderausstellung »Reisebegleiter« 8 148 6 132 2 16<br />
362 7.013 192 3.323 170 3.690<br />
Summe <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong> 1.799 28.552 713 11.805 1.086 16.747<br />
Kaiserburg-Museum<br />
Führungen 3 45 3 45<br />
Blaue Nacht 7 156 7 156<br />
Kindergeburtstage 23 237 23 237<br />
Familienangebote 2 40 2 40<br />
Summe Kaiserburg-Museum 35 478 26 282 9 196<br />
Schloss Neunhof<br />
Führungen 46 625 15 315 31 310<br />
Familienangebote 2 27 2 27<br />
Kindergeburtstage 6 71 6 71<br />
Summe Schloss Neunhof 54 723 21 386 33 337<br />
Gesamtsumme <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>,<br />
Kaiserburg-Museum und Schloss Neunhof 1.888 29.753 760 12.473 1.128 17.280
Drittmittelprojekte des KPZ<br />
10 x10ins Museum gehen<br />
Für das Schuljahr 2009/2010 erhielten<br />
10 Klassen der Jahrgangsstufen 1und 2<br />
von Förderschulen die Gelegenheit, aus<br />
dem Gesamtprogramm des KPZ 10 Veranstaltungen<br />
zu wählen. Jede Klasse wurde<br />
in den verschiedenen Nürnberger Museen<br />
und bei allen Veranstaltungen von<br />
jeweils einer Museumspädagogin betreut.<br />
Dadurch konnte sich ein persönlicher Bezug<br />
entwickeln, der die Arbeit mit den<br />
Kindern erleichterte. Das Projekt beabsichtigte<br />
eine nachhaltige kulturpädagogische<br />
Förderung durch Impulsveranstaltungen<br />
und nutzte dabei die vielfältigen<br />
Möglichkeiten des Museums als Lernort.<br />
Nachhaltige kulturelle Bildung ist gerade<br />
für Kinder aus sozial benachteiligten, bildungsfernen<br />
Schichten von großer Bedeutung.<br />
Sie unterstützt jene in ihrer individuellen<br />
Entwicklung und wirkt sozialer<br />
Ausgrenzung entgegen. Museen als Orte<br />
der Bildung und Auseinandersetzung mit<br />
dem kulturellen Erbe bieten vielfältige Ansatzpunkte,<br />
eigenständiges Lernen zu fördern,<br />
kreative Fähigkeiten zu entwickeln<br />
und den kulturellen Horizont zu erweitern.<br />
Kinder in Förderschulen stammen zu<br />
einem Großteil aus sozial benachteiligten<br />
Familien und sind mit Entwicklungsund/oder<br />
Lernhemmnissen belastet.<br />
Auswertungsgespräche mit Lehrkräften<br />
und Museumspädagoginnen ergaben,<br />
dass das Museum für die Kinder zur vertrauten<br />
Umgebung wurde, in der sie vielfältige<br />
Anregungen erfuhren und ihre persönlichen<br />
Fähigkeiten entwickeln konnten.<br />
Auch für die Arbeit in der Schule wirkten<br />
sich die Museumsbesuche positiv aus.<br />
Die Sparkasse Nürnberg unterstützte<br />
das Projekt »10 x10ins Museum gehen«<br />
als Sponsor und übernahm die Eintrittsund<br />
Materialkosten sowie die Kostenbeiträge<br />
für die Museumspädagogik.<br />
Sommerakademie<br />
Am 21. Juli fand im Rahmen der Berufsorientierung<br />
für Schüler der 8. Jahrgangsstufe<br />
und der Klassen 9M aus vier Nürnberger<br />
Hauptschulen eine Sommerakademie<br />
im GNM statt, die von der<br />
Industrie- und Handelskammer Nürnberg<br />
finanziell unterstützt wurde. Sie bestand<br />
aus den Modulen Gestalten in der Fläche<br />
Iund II, Körpersprache, Gestalten im<br />
Raum und mediale Präsentation. Die<br />
Schülerinnen und Schüler waren unabhängig<br />
vom jeweiligen Klassenverband in<br />
fünf Gruppen eingeteilt und durchliefen<br />
alle Module. In ihnen konnten sie intensiv<br />
ihre Fähigkeiten erproben, Stärken entdecken,<br />
Hinweise auf vorhandene Defizite<br />
bekommen und erfahren, wie diese<br />
vielleicht ausgeglichen werden könnten.<br />
Selbst- und Fremdwahrnehmung spielten<br />
ebenso eine Rolle wie der gestalterische<br />
Umgang mit Farben und Formen. Hinweise<br />
auf persönliche Stärken sollten die<br />
Schülerinnen und Schüler in ihrer Berufsorientierung<br />
unterstützen.<br />
Führungen für Gehörlose<br />
Der Rotary Club Nürnberg unterstützt bereits<br />
seit vielen Jahren die museumspädagogische<br />
Vermittlung für Menschen<br />
mit Behinderung. Dabei finanziert der<br />
Club die Honorare für die Gehörlosendolmetscherin,<br />
die die Führungen begleitet<br />
und die Erklärungen der KPZ-Museumspädagogen<br />
in die Gebärdensprache<br />
übersetzt. Es entstehen rege Diskussionen<br />
innerhalb der Gruppe und mit den Vermittlern<br />
über das Gesehene. Die Führungen<br />
finden vor allem im GNM und in der<br />
Kunsthalle Nürnberg statt. Es hat sich eine<br />
treue Anhängerschaft hörbehinderter<br />
Kunstinteressierter gefunden, die regelmäßig<br />
an den Führungen teilnimmt und<br />
dieses Angebot sehr schätzt.<br />
242<br />
Kooperationsprojekte des KPZ<br />
Kooperation mit der Akademie<br />
Caritas-Pirckheimer-Haus<br />
Das KPZ arbeitet im Bereich der Erwachsenenbildung<br />
seit vielen Jahren mit der<br />
Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus (cph)<br />
zusammen. Ein Beispiel hierfür ist die<br />
Führungsreihe »Bild und Bibel« im GNM.<br />
Eine Museumspädagogin und ein Jesuitenpater<br />
präsentieren dabei im Gespräch<br />
Kunstwerke des Museums und beleuchten<br />
sie jeweils aus kunsthistorischer und theologischer<br />
Perspektive. Darüber hinaus ist<br />
das KPZ auch in die Trimester-Programme<br />
der Akademie eingebunden und bereichert<br />
diese um Museumsführungen, die inhaltlich<br />
auf die jeweiligen Schwerpunkt-<br />
Themen abgestimmt sind. Durch die Bewerbung<br />
der Kooperationsvorträge sowohl<br />
im Vierteljahresprogramm des GNM<br />
als auch in den Programmen des cph<br />
wird ein großes Zielpublikum, vor allem<br />
religiös interessierte ältere Erwachsene,<br />
erreicht.<br />
Zum Schwerpunktthema »Ökumene«<br />
konzipierte das KPZ unter anderem die<br />
Führung »Die feindlichen Brüder. Propaganda<br />
als Mittel der Abgrenzung«. Zum<br />
Schwerpunktthema »Menschenwürde«<br />
wurden die Führungen »Menschenrechte<br />
–Menschenwürde. Die Straße der Menschenrechte«<br />
und »Respekt vor dem Alter.<br />
Porträtierte jenseits der Lebensmitte« erarbeitet,<br />
die jeweils im GNM stattfanden.<br />
Abb. 33<br />
Führung mit<br />
Gebärdendolmetscherin<br />
in der neuen<br />
Dauerausstellung<br />
»<strong>Renaissance</strong>.<br />
<strong>Barock</strong>. Aufklärung«
Kooperation mit dem<br />
Evang.-Luth. Dekanat Nürnberg<br />
Das Dekanat Nürnberg erarbeitete gemeinsam<br />
mit zahlreichen Einrichtungen<br />
und Verbänden ein umfangreiches Programm<br />
anlässlich des 450. Todestages<br />
des Reformators Philipp Melanchthon<br />
(1497–1560). Das KPZ war als einer<br />
der Projektpartner an der Gestaltung des<br />
Gesamtprogramms beteiligt und brachte<br />
sich unter anderem mit einer Führungsreihe<br />
im GNM ein.<br />
Melanchthons Wirken als Reformator,<br />
Theologe und Pädagoge, aber auch seine<br />
Darstellung in der Kunst wurden in<br />
der Führungsreihe im GNM thematisiert.<br />
Kunstwerke und wissenschaftliche Geräte<br />
des GNM regten dazu an, sowohl das<br />
reformatorische Wirken Melanchthons<br />
als auch weitere Aspekte seines geistigen<br />
Umfelds zu diskutieren, wie zum Beispiel<br />
die von ihm beförderte Bildungsreform<br />
oder die astronomischen Diskussionen seiner<br />
Zeit, an denen er sich ebenfalls beteiligte.<br />
Im Mai gab es vier Führungen zu<br />
den Themen »Albrecht Dürer: Philipp<br />
Melanchthon, Kupferstich«, »Schule und<br />
Bildung in der Reformationszeit«, »Melanchthon<br />
und Dürer –Humanismus und<br />
Reformation in der Kunst«, »Das Weltbild<br />
zur Zeit Melanchthons«.<br />
Kooperation mit dem Internationalen<br />
Kammermusikfestival Nürnberg<br />
Das 9. Internationale Kammermusikfestival,<br />
das vom 10. bis 17. September<br />
2010 stattfand, legte einen Programmschwerpunkt<br />
auf russische Komponisten.<br />
Zum Festivalfinale am 17. September erklang<br />
im Aufseß-Saal des GNM eine<br />
neue Kammermusikversion von Modest<br />
Mussorgskys »Bilder einer Ausstellung«.<br />
Am Tag des Konzerts führte das KPZ<br />
Kunstworkshops für über 200 Schüler aus<br />
Nürnberg und Umgebung durch (Grundschule<br />
Großgründlach, Grundschule<br />
Stein, Dr.-Theo-Schöller-Realschule und<br />
Veit-Stoß-Realschule). Die Schüler nahmen<br />
zunächst an der Generalprobe des<br />
Kammermusikorchesters teil und nutzten<br />
die Gelegenheit, den Musikern Fragen zu<br />
stellen. Anschließend setzten sie sich einerseits<br />
mit den Bildern auseinander, die<br />
Mussorgsky zu seiner Komposition angeregt<br />
hatten, andererseits ließen sie sich<br />
durch dessen Musik inspirieren. Ein Teil<br />
Abb. 34<br />
Gemeinsames<br />
kreatives Arbeiten<br />
der Schüler betrachtete das Bild »Das<br />
große Tor von Kiew«, das in Mussorgskys<br />
»Bilder einer Ausstellung« klanglich umgesetzt<br />
wurde. Auf Metallfolien malten<br />
sie eigene phantastische Tor-Architekturen,<br />
die im Aufseß-Saal zu neuen, großformatigen<br />
Toren zusammengesetzt wurden<br />
und so den Konzertsaal schmückten.<br />
Andere Schülergruppen hörten die Kompositionen<br />
Mussorgskys und malten von<br />
der Musik inspirierte abstrakte Gemälde,<br />
die ebenfalls im Aufseß-Saal gezeigt<br />
wurden.<br />
Besondere Vermittlungsangebote<br />
des KPZ<br />
Konfirmandentag<br />
Am 30. Januar 2010 fand der erste Konfirmandentag<br />
des KPZ im GNM statt. Das<br />
Motto lautete »Grenzen erfahren/Grenzen<br />
überschreiten«, wobei es um große<br />
menschliche Themen wie »Abschiede und<br />
Neuanfänge«, »Gewalt und Krieg«,<br />
»Himmel und Hölle« und »Spielarten der<br />
Liebe« ging. Insgesamt kamen ca. 150<br />
Konfirmandinnen und Konfirmanden aus<br />
den fünf Gemeinden Schwaig, Laufamholz,<br />
Reichelsdorf, St. Jobst und Seeleinsbühl-Leyh<br />
ins Museum und wurden in acht<br />
Gruppen von insgesamt 12 Museumspädagoginnen<br />
betreut. Die Jugendlichen<br />
besprachen mit den KPZ-Mitarbeiterinnen<br />
243<br />
verschiedene Kunstwerke und Objekte<br />
und verarbeiteten ihre Eindrücke dann in<br />
einer der vier Kreativ-Werkstätten. Es wurden<br />
ganz unterschiedliche Objekte betrachtet:<br />
von bronzezeitlichen Gräbern<br />
über mittelalterliche Tafelgemälde mit<br />
Darstellungen aus der christlichen Bildwelt<br />
bis hin zu modernen Gemälden, in<br />
denen Künstler ihre persönlichen Visionen<br />
von Himmel und Hölle festgehalten haben.<br />
Unterschiedliche Techniken und Materialien<br />
wurden anschließend in den<br />
Werkstätten genutzt, um dieses vielfältige<br />
inhaltliche Programm künstlerisch zu verarbeiten.<br />
Die Jugendlichen hielten Gesten<br />
der Zuneigung und Liebe in Scherenschnitten<br />
fest, schufen Collagen zum Thema<br />
Gewalt, malten Himmelsgemälde<br />
oder erstellten eine kleine Installation zum<br />
Thema »Abschied und Neuanfang«. Die<br />
Rückmeldungen der Pfarrerinnen und<br />
Pfarrer wie auch das Feedback der<br />
Jugendlichen auf die Veranstaltung war<br />
sehr positiv.<br />
Taschenspiele<br />
Für die neue Dauerausstellung »<strong>Renaissance</strong>.<br />
<strong>Barock</strong>. Aufklärung«, die das<br />
GNM im März 2010 eröffnete, konzipierte<br />
das KPZ ein besonderes Vermittlungsangebot<br />
für Familien mit Kindern ab<br />
6Jahren, die »Taschenspiele«. Sie liegen<br />
in deutscher und englischer Sprache vor.<br />
Dabei handelt es sich um eine Tasche mit
Spielen und Materialien, die kostenlos an<br />
der Museumskasse entliehen werden<br />
kann und mit der Familien eigenständig<br />
die Dauerausstellung erkunden können.<br />
Die Tasche beinhaltet auch ein Faltblatt<br />
mit einem Grundriss der Ausstellung, auf<br />
dem die insgesamt neun Stationen der<br />
Taschenspiele-Tour eingezeichnet und<br />
mit Sachinformationen versehen sind.<br />
Bei der Auswahl der neun Ausstellungsstücke,<br />
die in die Taschenspiele-Tour aufgenommen<br />
wurden, waren die Aspekte<br />
Vielfalt und Abwechslung von zentraler<br />
Bedeutung. Der didaktische Ansatz besteht<br />
darin, einen spielerischen, sinnlichen<br />
Umgang mit Museumsobjekten und mit<br />
dem Ort Museum zu ermöglichen, und<br />
die Vermittlung von Wissen und Fakten<br />
zunächst an zweite Stelle zu setzen. Ein<br />
wesentliches Anliegen ist es, Familien<br />
oder Kleingruppen von Kindern verschiedenen<br />
Alters anzuregen, miteinander in<br />
Interaktion zu treten. Die Erwachsenen<br />
und älteren Kinder lesen vor und helfen<br />
bei der Bewältigung der verschiedenen<br />
Spielansätze. Dabei werden ganz unterschiedliche<br />
Fähigkeiten angesprochen.<br />
Die jeweiligen Spielteams müssen bei den<br />
Taschenspielen genau Hinschauen, Vergleichen,<br />
Rätseln, Zuhören, Schauspielern,<br />
Anfassen und Ausprobieren.<br />
Die Taschenspiele des KPZ fügen sich<br />
ein in den museumspädagogischen<br />
Trend, Mitnahme-Materialien für Familien<br />
zu bereitzustellen, die sich deutlich von<br />
Fragebögen und reinen Wissens-Spielen<br />
in Form eines Quiz‘ unterscheiden.<br />
Von vergleichbaren Angeboten heben<br />
sich die Taschenspiele des KPZ ab durch<br />
den konsequent spielerischen Ansatz, die<br />
Vielfalt der Spielansätze und vor allem<br />
durch die sehr qualitätvolle Ausstattung.<br />
Multimedia-Audioguide des GNM<br />
Für das GNM konzipierte und realisierte<br />
das KPZ einen neuen Multimedia-Audioguide<br />
zusammen mit der Firma Linon<br />
Medien, basierend auf dem von ihnen<br />
entwickelten Programm Sophia.<br />
Auf dem Display des Geräts werden<br />
Vergleichsabbildungen zu den Museumsobjekten<br />
gezeigt, außerdem sind Grundrisse<br />
der Sammlungsräume abzurufen, anhand<br />
derer sich der Besucher orientieren<br />
kann und auf denen die Standorte der im<br />
Audioguide besprochenen Ausstellungsobjekte<br />
verzeichnet sind.<br />
Zunächst wurde im März 2010 ein<br />
Rundgang in der neuen Dauerausstellung<br />
»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung« mit<br />
ca. 30 Hörstationen realisiert, im Herbst<br />
2010 kam eine Highlight-Tour zu den<br />
Hauptwerken des Museums mit 17 Stationen<br />
dazu, und 70 weitere bedeutende<br />
Objekte wurden mit neuen Hörtexten<br />
versehen.<br />
Geplant ist, bis 2012 sämtliche ca.<br />
200 Hörtexte vom alten Audio-Informationssystem<br />
des Museums auf den neuen<br />
Multimedia-Audioguide umzustellen.<br />
244<br />
Abb. 35<br />
Blick in die<br />
»Taschenspiele«<br />
Interaktive Einheiten in der Ausstellung<br />
»Mythos Burg«<br />
Zur Ausstellung »Mythos Burg« im GNM<br />
trug das KPZ drei interaktive Einheiten<br />
bei. Sie boten den Besuchern Gelegenheit,<br />
sich mit ausgesuchten Aspekten der<br />
Ausstellung auf spielerisch-assoziative<br />
Weise intensiver auseinanderzusetzen.<br />
So konnte bei einer Station dem Werdegang<br />
eines Ritters nachgegangen werden,<br />
eine weitere widmete sich den Biografien<br />
bekannter Persönlichkeiten wie<br />
beispielsweise Oswald von Wolkenstein.<br />
Auf besonderes Interesse der Besucher<br />
stieß die dritte Station, bei der es darum<br />
ging, gängige Klischees und weit verbreitetes<br />
Halbwissen zum Thema »Leben auf<br />
der Burg« auf den Prüfstand zu stellen. Die<br />
wie auf einem Wühltisch ausgelegten Bild-<br />
Text-Karten riefen eine positive Irritation<br />
hervor. Auf der Bildseite waren unter anderem<br />
ein Schweizer Taschenmesser, eine<br />
Wasserwaage oder Büroklammern zu sehen.<br />
Drehte man die Karte um, räumte der<br />
Text mit gängigen Klischees zu Rittern,<br />
Burgen und dem Leben auf der Burg auf.<br />
Diese Informationen sollten dem Besucher<br />
helfen, sein Bild vom Mittelalter zu hinterfragen<br />
und gegebenenfalls zu korrigieren.<br />
Sporadische Beobachtungen in der Ausstellung<br />
zeigten, dass die interaktiven Einheiten<br />
als willkommene Abwechslungen<br />
angenommen und von Jung und Alt –<br />
auch gemeinsam –genutzt wurden.<br />
Abb. 36 Interaktive Station in der<br />
Ausstellung »Mythos Burg« zum<br />
»Werdegang eines Ritters«
Interkulturelle Angebote des KPZ<br />
Das interreligiöse Gespräch<br />
Ein ambitioniertes Projekt des KPZ sind<br />
die interreligiösen Gespräche im GNM.<br />
Gemeinsam mit Ko-Referenten vornehmlich<br />
der islamischen Glaubensrichtung<br />
werden Führungen im Museum durchgeführt,<br />
bei denen Kunstwerke aus christlicher<br />
und muslimischer Perspektive betrachtet<br />
werden. Beide Referenten berichten<br />
jeweils aus ihrem eigenen kulturellen und<br />
religiösen Hintergrund und beleuchten<br />
somit die Museumsobjekte in einer multiperspektivischen<br />
Sicht. Obwohl das interreligiöse<br />
Gespräch durch intensive Bewerbung<br />
auch bei muslimischen Vereinen<br />
und Interessensverbänden bekannt gemacht<br />
wurde, wird es leider fast ausschließlich<br />
von interessierten Zuhörern<br />
christlicher Glaubenszugehörigkeit besucht.<br />
Führungen in russischer Sprache<br />
Seit Herbst 2010 bietet das KPZ im<br />
GNM Führungen in russischer Sprache<br />
an, die drei- oder viermal im Monat<br />
stattfinden. Sie richten sich an kulturell<br />
interessierte russisch-stämmige Einwohner<br />
Nürnbergs, die an Museumsführungen in<br />
ihrer Muttersprache teilnehmen möchten.<br />
Die Termine, die auch in der Zeitschrift<br />
»Kultura« des Amts für Kultur und Freizeit<br />
beworben werden, stoßen auf großes<br />
Interesse und sind regelmäßig sehr gut<br />
besucht. Von allgemeinen Rundgängen<br />
durch das Museum wurde das Programm<br />
rasch auf spezielle Themenführungen umgestellt,<br />
da die regelmäßig ins Museum<br />
kommende Stammhörerschaft ein vertieftes<br />
Interesse an den Sammlungen hat.<br />
Besucher-Service<br />
Im April 2010 bot das KPZ erstmals eine<br />
Online-Buchungsmöglichkeit an. Dieser<br />
Service für die Besucher sollte die Buchung<br />
von Führungen und Schulveranstaltungen<br />
in der Sonderausstellung »Mythos<br />
Burg« erleichtern. Dabei handelt es sich<br />
um eine geleitete Anfrage per Formular<br />
mit Pflichtfeldern, die vom Kunden vorab<br />
ausgefüllt werden müssen. Grunddaten<br />
wie die Dauer der Veranstaltung, die<br />
Sprache sowie die Gruppenstärke und<br />
zwei alternative Wunschtermine werden<br />
dabei abgefragt. Dies erleichtert die weitere<br />
Bearbeitung in den Sekretariaten des<br />
KPZ, die dann den Buchungsvorgang und<br />
den weiteren Schriftverkehr wie gewohnt<br />
übernehmen. Esist geplant, die Möglichkeit<br />
der Online-Buchung speziell für<br />
große Sonderausstellungen anzubieten<br />
und sukzessive auch die Standard-Angebote<br />
des KPZ mit Online-Buchungsformularen<br />
zu versehen.<br />
245<br />
Öffentlichkeitsarbeit des KPZ<br />
Schon seit mehreren Jahren gibt es einen<br />
elektronischen Infobrief in Form eines<br />
Newsletters für die Abteilung I(Schulen<br />
und Jugendliche), der sich vorrangig an<br />
Lehrer, Erzieher und Betreuer von Jugendgruppen<br />
richtet. Seit Anfang 2010 bietet<br />
auch die Abteilung II (Erwachsene und<br />
Familien), einen Infobrief für interessierte<br />
Einzelbesucher. Er wird im zweimonatigen<br />
Rhythmus verschickt und beinhaltet die<br />
Rubriken Sehenswertes (neue Ausstellungen<br />
in den vom KPZ betreuten Museen),<br />
Wissenswertes (Führungen und Gespräche<br />
für Erwachsene) und Buntgemischtes (Angebote<br />
für Kinder und Familien).<br />
Für die Zielgruppe der Erwachsenen<br />
wurde im Frühjahr 2010 die neue Broschüre<br />
»Museen gemeinsam erleben«<br />
aufgelegt, ein Standardprogramm mit<br />
buchbaren Führungsangeboten in allen<br />
vom KPZ betreuten Museen. Neben den<br />
klassischen Museumsrundgängen zum<br />
Kennenlernen der verschiedenen Nürnberger<br />
Häuser werden dabei auch zahlreiche<br />
Spezial- und Themenführungen<br />
angeboten, die für unterschiedlichste<br />
Buchungsanlässe –von der Familienfeier<br />
bis zum Vereinsausflug –passend sind.
Überblick zur<br />
museumspädagogischen Arbeit<br />
Sonderausstellungen<br />
Plakativ! Produktwerbung im Plakat<br />
(19.11.2009 bis 11.04.2010)<br />
Öffentliche Führungen für Erwachsene:<br />
–Regelmäßige Ausstellungsführungen<br />
–Themenführungen<br />
–Gespräche vor einem Kunstwerk<br />
–Was ist Kunst?<br />
–Führung Für Gehörlose<br />
–Expertenführungen mit einem Designer, einer<br />
Werbefachfrau und einer Kommunikationswissenschaftlerin<br />
Öffentliche Angebote für Familien:<br />
–Familienführung »Oma-Opa-Enkel-Tour«<br />
Buchbare Angebote für Schulklassen:<br />
–»Kauf mich!« (ab der 7. Klasse)<br />
–Gesprächsführung (ab der 9. Klasse)<br />
–Lehrerinformationsveranstaltung am<br />
25. November 2009<br />
Wunderbare Bücherwelten.<br />
Moderne Druckkunst aus Hamburg<br />
(10.12.2009 bis 11.04.2010)<br />
Öffentliche Führungen für Erwachsene:<br />
–Regelmäßige Ausstellungsführungen<br />
–Themenführungen<br />
–Gespräche vor einem Kunstwerk<br />
Besondere Vermittlungsangebote:<br />
–Kunstkurs »Exlibris«<br />
Mythos Burg<br />
(08.07. bis 07.11.2010)<br />
Öffentliche Führungen für Erwachsene:<br />
–Regelmäßige Ausstellungsführungen<br />
–Themenführungen<br />
–Gespräche vor einem Kunstwerk<br />
Öffentliche Angebote für Familien:<br />
–Kinder-Eltern-Aktionen »Ritter aus Leidenschaft«<br />
–Kinderführungen »Greifenorden und<br />
Feuerstahl«<br />
–offene »Kinder-Burgen-Malstunde«<br />
Buchbare Angebote für Schulklassen:<br />
–»Burggeschichten« (1.–3. Klasse)<br />
–»Wir bauen eine Burg« (4.–6. Klasse)<br />
–»Artusrunde, Gral und Minnedienst«<br />
(7.–8. Klasse)<br />
–Gesprächsführung (ab der 9. Klasse)<br />
–Lehrerinformationsveranstaltung<br />
Beiträge für das Begleitprogramm:<br />
–offene Burgenbauwerkstatt und Führungen<br />
während des mittelalterlichen Museumsfestes am<br />
11. und 12.09.2010<br />
Besondere Vermittlungsangebote:<br />
–Kindertour mit Preisausschreiben (als Quiz)<br />
–drei interaktive Stationen: »Werdegang eines<br />
Ritters«, »Ritterbiografien«, »Klischees«<br />
Reisebegleiter.<br />
Koffer-Geschichten von 1750 bis heute<br />
(09.12.2010 bis 01.05.2011)<br />
Öffentliche Führungen für Erwachsene:<br />
–Regelmäßige Ausstellungsführungen<br />
–Führung für Gehörlose<br />
Öffentliche Angebote für Familien:<br />
–Kinder-Eltern-Aktionen »Ich packe meinen<br />
Koffer«<br />
–Kinderführungen »Koffergeschichten«<br />
Buchbare Angebote für Schulklassen:<br />
–Gesprächsführung (ab der 9. Klasse)<br />
Besondere Vermittlungsangebote:<br />
–drei interaktive Stationen<br />
Dauerausstellung<br />
Neue Dauerausstellung<br />
»<strong>Renaissance</strong>. <strong>Barock</strong>. Aufklärung«<br />
(seit März 2010)<br />
Öffentliche Führungen für Erwachsene:<br />
–Regelmäßige Führungen<br />
–Themenführungen<br />
–Gespräche vor einem Kunstwerk<br />
–Was ist Kunst?<br />
–Bild und Bibel<br />
–Führungen für Gehörlose<br />
Buchbare Angebote für Schulklassen:<br />
–»Großer Namen Meisterwerke«<br />
(ab der 7. Klasse)<br />
–»Was Bilder erzählen« (Grundschule)<br />
–»Herr Luther und seine neue Idee«<br />
(ab der 4. Klasse)<br />
246<br />
Beiträge für das Begleitprogramm:<br />
–Führungen und Kinder-Eltern-Aktionen bei<br />
den drei Schausammlungs-Sonntagen am<br />
21.03., 02.05. und 10.10.2010<br />
Besondere Vermittlungsangebote:<br />
–Taschenspiele<br />
Sonstige ständige Sammlungen<br />
Neue buchbare Führungen für Erwachsene<br />
(Neukonzeption):<br />
–»Liebe, Lust und Leidenschaft«<br />
–»Edle Helden, schöne Frauen«<br />
–»Ungewöhnliche Frauen aus fünf Jahrhunderten«<br />
–»Mythos Gold«<br />
–»Wenn jemand eine Reise tut …«<br />
–»Religiöse Kunst«<br />
–»Kleine Geschichte von Raum und Zeit«<br />
–»Das Erbe der Römer«<br />
Themenschwerpunkt »Jubiläumsjahr Meißner<br />
Porzellan«:<br />
–Themenführungen<br />
–Gespräche vor einem Kunstwerk<br />
Buchbare Angebote für Schulklassen (Neukonzeption):<br />
–Das Imperium Romanum (6.–7. Klasse)<br />
–Antike Kultur und ihr Fortleben (9.–10. Klasse)<br />
Besondere Vermittlungsangebote:<br />
–Kunstkurse für Kinder, Jugendliche und<br />
Erwachsene<br />
–Blaue Nacht: »155 Schritte nach Amsterdam«<br />
(Bodeninstallation in der Kartäuserkirche),<br />
»Künstler auf Reisen« (Hörstationen im großen<br />
Klosterhof), »Treppauf, treppab, unterwegs im<br />
Puppenhaus« (Angebot für Familien in der<br />
Spielzeugsammlung)<br />
Sonstiges:<br />
–Organisation und Konzeption von zwei<br />
Begutachtungstagen mit den Wissenschaftlern<br />
des GNM<br />
Schloss Neunhof<br />
Öffentliche Führungen in den Sommermonaten<br />
Öffentliche Kinder-Eltern-Aktionen<br />
Kaiserburg-Museum<br />
Führungen bei der Blauen Nacht<br />
Öffentliche Kinder-Eltern-Aktionen
Dr. Thomas Brehm*, Leiter, zugleich Leitung der<br />
Abteilung I (Schulen und Jugendliche)<br />
Dr. Jessica Mack-Andrick, stellvertretende<br />
Leiterin, zugleich Leitung der Abteilung II<br />
(Erwachsene und Familien)<br />
Buchungsdienst und Sekretariat<br />
Irene Fischer-Kauschke *<br />
Kerstin Günther-Duffek *<br />
Maud Mahlich*<br />
Helga Szabó<br />
Marizza Szilvássy<br />
Werkstatt<br />
Leonhard Kehr<br />
Hauptamtliche Museumspädagogen<br />
Gesa Büchert M.A.*<br />
Christina Löbbert*<br />
Lioba Pilgram*<br />
Dr. Ingmar Reither*<br />
Wolfgang Sachße*<br />
Dr. Anna Scherbaum*<br />
Pirko Schröder*<br />
Pamela Straube*<br />
Mitarbeiter/innen in beiden Abteilungen<br />
Michaela Baetz M.A.<br />
Alexander Berdich<br />
Teresa Bischoff M.A.<br />
Gisela Blome<br />
Marion Bongartz<br />
Christine Caradec-Drexler<br />
Andreas Clemens<br />
Johannes Dornisch<br />
Sandra Engelhardt<br />
Lea Grabbe, Dipl. Sozpäd.<br />
Dr. Anja Grebe<br />
Latifa Habib<br />
Christiane Haller<br />
Anna Handick<br />
Gabriele Harrassowitz<br />
Dr. Matthias Hausmann<br />
Brunhild Holst, S+R<br />
Irene Keil, Dipl. Relpäd.<br />
Johanna Kläver, Dipl. Designerin<br />
Larissa Kopp<br />
Doris Lautenbacher<br />
Stefanie Leisenheimer<br />
Danièle List<br />
Sylvie Ludwig<br />
Thomas May<br />
Margit Mayer<br />
Sandra Mayer<br />
Mitarbeiter des Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrums<br />
(Stand 31.12.2010)<br />
Dieter Merkel<br />
Gabriele Murko M.A.<br />
Oliver Nagler M.A.<br />
Antje Neumann M.A.<br />
Steffi Nikol<br />
Ingrid Petermann<br />
Sabine Peters M.A.<br />
Andreas Puchta M.A.<br />
Ulrike Rathjen M.A.<br />
Dr. Anke Reiß<br />
Doris Ritter<br />
Ursula Rössner<br />
Margit Schmidt-Pickulicki<br />
Dr. Ingeborg Seltmann<br />
Sarah C.D. Slenczka M.A.<br />
Dorothea Sturm M.A.<br />
Dr. Alexandra Stein-Tasler<br />
René Volbert M.A.<br />
Regina Weckström-Besser<br />
André Widmann<br />
Erika Wirth, Dipl. Sozpäd.<br />
Stefan Wolf M.A.<br />
Sigrid Zilm M.A.<br />
Angelica Zingerle<br />
Mitarbeiter/innen in der Abteilung I<br />
(Schulen und Jugendliche)<br />
Rafiq Aldoais<br />
Nadja Bleistein<br />
Gudrun Dietzfelbinger<br />
Tanja Elm<br />
Carla Gengaroli-Bauer<br />
Sylvia Günther M.A. **<br />
Said Habib<br />
Elke Kollar<br />
Hans Kusber<br />
Dr. Elke Mahler<br />
Ruth Novak, Dipl. Sozpäd.<br />
Julia Pumpf<br />
Eva-Maria Raschpichler<br />
Alexandra Rauh<br />
Christiane Reuter M.A.<br />
Angelika Schaumann **<br />
Astrid Seichter, Dipl. Relpäd. ***<br />
Dr. Claudia Siegel-Weiß<br />
Stephanie Sollner<br />
Eva Storbeck<br />
Heilwig Svandrlik<br />
Mitarbeiter/Innen in der Abteilung II<br />
(Erwachsene und Familien)<br />
Susanne Bodendorf<br />
Cornelia Boerdlein<br />
Günter Braunsberg M.A.<br />
Bettina Büttner<br />
247<br />
Karen Christenson M.S.B.A.<br />
Thony Christie<br />
Annika Dix<br />
Karin Ecker<br />
Waltraud Eisenbacher<br />
Frank Gillard M.A.<br />
Dr. Monica Giorgetti Stierstorfer<br />
Ursula Gölzen<br />
Jutta Gschwendtner<br />
Marion Heinzl<br />
Ute Heise<br />
Gudrun Heucke<br />
Ingrid Hingler M.A.<br />
Erika Luise Hoegl M.A.<br />
Alexandra Hojenski<br />
Annette Horneber<br />
Erika Kasten<br />
Irmgard Kloss<br />
Agata Kokotowski<br />
Anette König<br />
Roswitha Kotzurek<br />
Michael Kraus M.A.<br />
Hildegard Kretzschmar<br />
Bettina Kummert<br />
Sofie Linnenbaum<br />
Yinghui Liu<br />
Ursula Meyer-Eisfeld<br />
Ingeborg Neuhold<br />
Barbara Ohm<br />
Michaela Puchinger<br />
Christine Schneider<br />
Traute Schwarz<br />
Zoe Seiferlein<br />
Zehra Sen<br />
Wolfgang Stadter<br />
Jana Stolzenberger<br />
Martin Turner<br />
Claudia Valverde<br />
Elena Vassilieva<br />
Ingrid Wambsganz M.A.<br />
Kerstin Wegner M.A.<br />
Elisabeth Weiskopf<br />
Christian Weiß<br />
Hilde Wießner<br />
* Beschäftigte der Stadt Nürnberg<br />
** Delegierte des Freistaats Bayern<br />
*** Delegierte der Evang.-Luth. Landeskirche
Wie in jedem Jahr erhielt das Germanische <strong>Nationalmuseum</strong><br />
von Privatpersonen und Institutionen Geschenke<br />
und Stiftungen. Das Museum bedankt sich besonders bei:<br />
Konrad Adenauer, Köln; Sibylle Appuhn-Radtke, München;<br />
Gisela Bachmann, Karlsruhe; Gabriele Bachner,<br />
Eggenfelden; Dr. Frank Bär, Nürnberg; Nortraud Bart,<br />
Falkenthal; Hertha Bauer, Nürnberg; Dr. Werner Binner,<br />
Schmiedmühlen; Margarete Bolza-Greis, Ockersheim;<br />
Claus Bößenecker, Nürnberg; Frau Brüggen, Nürnberg;<br />
Johannes Brunner, Nürnberg; Bundesarchiv Berlin;<br />
Dr. Dorothea Caspary, Nürnberg; Elisabeth Clasen, Bad<br />
Neuenahr; Gerhard Götze, Wachtberg; Brigitte Felixmüller,<br />
Hamburg; Karl-Heinz Flöhr, Nürnberg; Hellmuth Florack,<br />
Hamburg; Dr. Klaus Freckmann, Berlin; Dagmar Marga<br />
Emily Gemes, Stephanskirchen; Dr. Walter Grasser,<br />
München; Prof. Dr. G. Ulrich Großmann, Fürth; Gertruda<br />
Gruber-Goepfertova, Rosenheim; Johannes Grützke, Berlin;<br />
Therese Guggenmos, Irsee; Katja Hajek, Stuttgart; Bernhard<br />
Heisig, Havelaue; Helge Holdmann, Kolbenmoor; Wolfgang<br />
Honsig-Erlenburg, St. Georgen a. Längsee/Österreich; Emelie<br />
Itschert, Garmisch-Partenkirchen; Friderike Jabs, Niestertal;<br />
Kurt Jakob, Nürnberg; Erich Kammel, Lichtenau/Baden;<br />
Helene Kammel, Werdau; Ruth Keller, Bonn; Reinhold Klose,<br />
Kaufering; Elisabeth und Herbert Knoll, Roßtal; Herbert<br />
Koller, Nürnberg; Hans Kraus, Erlangen; Helmut Kregeloh,<br />
Fulda; Elke Küpfer, Nürnberg; Wendula Lasserre-Ziegert,<br />
Lausanne/Schweiz; Dr. Dankwart Leistikow, Dormagen;<br />
Lise Loos, Nürnberg; Hans-Günter Löwe, Hamburg; Tönnies<br />
Maack, Hamburg; Gabriele Maischner, Köln; Barbara<br />
Erwerbungen<br />
248<br />
Mammel, Nürnberg; Gerhard Martin, München; Dr. Erwin<br />
Neupert, Nürnberg; Dr. Lisa Öhler, Kassel; Dr. UrsulaPeters,<br />
Nürnberg; Dr. Gerd Presler, Weingarten; Eckhard<br />
Prochaska, Maintal; Nicol Puchner, München; Gertraud<br />
Quehl, Nürnberg; Dr. Heinrich Ragaller, Seeshaupt; Alfons<br />
Reger, Waldthurn; Else Schäfer-Jäckle, Nürnberg; Annette<br />
Scherer, Nürnberg; Helga Scherer, Ludwigshafen; Alfred<br />
Schmidt, Nürnberg; Angela Barbara Renata Schnegg-<br />
Steinhauser, München; Wolfgang Schreiner, Bad Steben;<br />
Dr. Stephan Graf von der Schulenburg, Frankfurt a.M.;<br />
Schweizer Heimatschutz, Zürich/Schweiz; Dr. Claudia<br />
Selheim, Nürnberg; Gerhart Söhn, Düsseldorf; Ilse Söllner,<br />
Nürnberg; Stadt Östringen; Dr. Peter Strieder, Nürnberg;<br />
Eike Uebe, Bamberg; Susanne Wetzel-Kerschbaumer,<br />
München; Dr. Johannes Willers, Nürnberg; Werner Wittig,<br />
Nürnberg; Beate Ziegert, Toronto/Kanada; Christophe<br />
Ziegert, Lausanne/Schweiz.<br />
Bei rund einem Viertel der dauerhaft ausgestellten Exponate<br />
im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong> handelt es sich um<br />
langfristige Leihgabenaus öffentlicher Hand, verschiedenen<br />
Stiftungen oder Privatbesitz. Ein Teil dieser Objekte befindet<br />
sich schon seit dem 19. Jahrhundert im Museum. Im Jahr<br />
2010 stellten folgende Leihgeber bedeutende Werke und<br />
Archivalien neu zur Verfügung: DekaBank Deutsche Girozentrale,<br />
Frankfurt a.M.; Ludwig-Forum, Aachen; Nikolaus<br />
Münch, Münsingen; Pegnesischer Blumenorden, Nürnberg;<br />
Vereinigung für Verfassungsgeschichte, Hofgeismar. Ihnen<br />
und allen übrigen Leihgebern sei herzlich gedankt.
Zwei Substratorien<br />
a. Christus am Kreuz zwischen Maria und<br />
Johannes, links die Heiligen Jakobus d.Ä.<br />
und Barbara, rechts Dorothea und Apollonia<br />
Inv.Nr. Gew 5125 (Abb. 37). Danzig (?),<br />
2. Hälfte 15. Jahrhundert. Stickgrund Leinen,<br />
ungefärbt, Leinwandbindung, Stickerei Seide,<br />
mehrere Farben, Stiel-, Spaltstich, Applikationen<br />
Seidenstickerei auf ungefärbtem Leinengrund,<br />
mehrere Farben, Stiel-, Spalt-, Platt-, Knötchen-,<br />
Spannstich, Anlegetechnik; Besatz: Seide, gelb,<br />
braun, Lampas, lanciert mit zusätzlicher Florkette,<br />
Schlaufenbildung durch Lancierschuss aus Metallfaden,<br />
Lahn goldfarben, Seele Seide, gelb, rechts<br />
Webkante, Flechtborte Seide, grün, Metallfaden,<br />
Häutchen versilbert, Seele Leinen, Futter<br />
Leinen, Leinwandbindung, rosafarben; Fransenborte:<br />
Seide, rot, grün, weiß. H. 129,0 cm (mit<br />
Fransenborte), B. 78,0 cm.<br />
b. Christus am Kreuz zwischen Maria und<br />
Johannes, am Kreuzesfuß kniend Maria<br />
Magdalena<br />
Inv.Nr. Gew 5126 (Abb. 38). Danzig (?), 2.<br />
Hälfte 15. Jahrhundert. Stickgrund Leinen, ungefärbt,<br />
Leinwandbindung, Stickerei Seide, mehrere<br />
Farben, Stiel-, Spalt-, Spannstich, Schlingenbildung<br />
durch überdrehten Faden, Applikationen<br />
Seiden- und Metallstickerei auf ungefärbtem<br />
Leinengrund, mehrere Farben, Metallfaden Lahn,<br />
goldfarben, Seele Seide, ungefärbt, Spalt-, Knötchen-,<br />
Spannstich, plastische Stickerei; Besatz:<br />
Seidensamt, braun, Kettatlas, Flor geschnitten,<br />
links Webkante, Stickerei Metallfaden, Lahn<br />
goldfarben,Seele Seide, ungefärbt, Anlegetechnik,<br />
Schlingstich, Futter Leinen, Leinwandbindung,<br />
rosafarben; Fransenborte: Seide, rot, grünbraun,<br />
weiß. H. 113,0 cm (mit Fransenborte), B. 78,0 cm.<br />
Das Mittelstück, lat. substratorium (Unterlage),<br />
war Teil der Bekleidung des christlichen<br />
Altars. Bei der Eucharistiefeier lag<br />
es unter dem unverzierten, an das Leichentuch<br />
Christi erinnernde Korporale,<br />
auf dem der Priester Brot und Wein zur<br />
Wandlung in den Leib und das Blut Christi<br />
bereitete. Besatz und Fransenborte hingen<br />
frontal über Altartuch und Mensa<br />
herab.<br />
Die teilweise direkt auf dem Leinengrund,<br />
überwiegend jedoch auf einem<br />
auf das Grundtuch applizierten Leinengewebe<br />
ausgeführten Stickereien nehmen<br />
auf den eucharistischen Gebrauch Bezug.<br />
Bei beiden Mittelstücken verweist die zentrale<br />
Kreuzigung mit der Gottesmutter<br />
Kunst- und kulturgeschichtliche Sammlungen<br />
Abb. 37<br />
Substratorium mit<br />
Christus am Kreuz,<br />
2. Hälfte 15. Jh.<br />
Maria und dem Evangelisten Johannes<br />
auf den Opfertod Christi, der im Messopfer<br />
unblutigerneuertwird. Vier stehende<br />
Heilige bzw. die am Kreuzesfuß trauernde<br />
Maria Magdalena erweitern jeweils<br />
die Hauptgruppe, die die Evangelistensymbole<br />
in Vierpässen und florale Motive<br />
einmal als Bordüre, das andere Mal in<br />
flächiger Verteilung umgeben. Den unteren<br />
Abschluss bilden 12 bzw.15 cm hohe<br />
Seidenbesätze mit rosafarbenem Leinenfutter<br />
und Borten aus abwechselnd roten,<br />
grünen und weißen Seidenfransen. So-<br />
249<br />
wohl der braun-gelbe Samtbrokat von<br />
Inv.Nr. Gew 5125 als auch der dunkelbraune,<br />
in Anlegetechnik mit goldfarbenem<br />
Metallfaden bestickte Seidensamt<br />
von Inv.Nr. Gew 5126 weisen deutliche<br />
Gebrauchs- und Alterungsspuren auf;<br />
Fehlstellen geben den Blick auf das rosafarbene<br />
Leinenfutter frei, das bei beiden<br />
Besätzen an den vier Seiten nach vorne<br />
umgeschlagen ist. Die Materialkombination<br />
aus Leinen, Seidensamt und Fransenborte<br />
entspricht spätmittelalterlichen Inventarbelegen<br />
für leinene Altartücher mit
Abb. 38a Detail aus Abb. 38<br />
»sammat leisten« und »gefrenns«.<br />
Im 15. Jahrhundert war die Danziger<br />
Marienkirche eines der größten europäischen<br />
Gotteshäuser, in dem an rund 50<br />
Altären zeitweise mehr als 120 Priester<br />
die Messe lasen. Entsprechend zahlreich<br />
waren die dafür benötigten Paramente,<br />
die, nachdem sie in nachreformatorischer<br />
Zeit in Vergessenheit geraten waren, erst<br />
im 19. Jahrhundert wiederentdeckt wurden.<br />
Als Besonderheit dürfen die aus<br />
Danzig überlieferten Mittelstücke gelten,<br />
die sich anders als liturgische Gewänder<br />
aus kostbaren Seidenstoffen nur selten erhalten<br />
haben. Das 1931 bis 1938 von<br />
Walter Mannowsky vorgelegte Corpuswerk<br />
des Paramentenschatzes enthält 35<br />
Mittelstücke, die in Gestaltung und Ausführung<br />
ein hohes Maß an Übereinstimmung<br />
kennzeichnet. Als Hauptgruppe<br />
250<br />
Abb. 38<br />
Substratotium mit<br />
Christus am Kreuz,<br />
2. Hälfte 15. Jh.<br />
überwiegt die Kreuzigung zwischen Maria<br />
und Johannes; daneben finden sich<br />
Agnus Dei, Kreuztragung, Ecce Homo<br />
und mariologische Themen. Den unteren<br />
Abschluss bilden durchweg Samtbesatz<br />
und Fransenborte.<br />
Mit dem jüngsten Ankauf besitzt das<br />
Germanische <strong>Nationalmuseum</strong> fünf Substratorien<br />
aus der Danziger Marienkirche,<br />
von denen drei (Inv.Nr. Gew 4088 bis<br />
Inv.Nr. Gew 4090) bereits 1960 aus<br />
dem Nachlass Otto Bernheimer (1877–<br />
1960) erworben wurden. Da sie sämtlich<br />
bei Mannowsky verzeichnet sind, müssen<br />
sie aus den kriegsbedingt nach Thüringen<br />
und Bayern ausgelagerten Teilen des<br />
Paramentenschatzes in den Kunsthandel<br />
gelangt sein. Bildschmuck und Komposition<br />
derTücher verweisenauf serielle Praktiken<br />
bei der Herstellung, wie sie mittlerweile<br />
für zahlreiche mittelalterliche<br />
Textilwerkstätten nachgewiesen sind. Die<br />
Kreuzigungsgruppe mit Maria Magdalena<br />
und die Evangelistensymbole von<br />
Inv.Nr. Gew 5126 (Abb. 38) sind aufs<br />
engste mit den entsprechenden Motiven<br />
von Inv.Nr. Gew 4088 aus der Sammlung<br />
Bernheimer verwandt; Vierpässe<br />
und Evangelistensymbole von Inv.Nr.<br />
Gew 5125 (Abb. 37) kehren auf dem<br />
Mittelstück Inv.Nr. Gew 4090 wieder,<br />
während die weiblichen Heiligen nach<br />
derselben Vorlage mit geringfügigen Modifikationen<br />
seitenrichtig und gespiegelt<br />
sowie in wechselnden Farbgebungen<br />
ausgeführt wurden. Für die Übertragung<br />
der Vorlagen auf den textilen Bildträger<br />
konnten sowohl Lochpausverfahren als<br />
auch der Modeldruck nachgewiesen werden.<br />
Nach ihnen führten Sticker innerhalb<br />
einer gewissen Variationsbreite Figuren<br />
und Figurengruppen auf Vorrat aus,<br />
wofür sich die Applikationstechnik anbot.<br />
1875 erwarb das Berliner Kunstgewerbemuseum<br />
gestickte Evangelistensymbole<br />
mit und ohne Vierpässe sowie Engelsfiguren<br />
aus dem Danziger Paramentenschatz,<br />
bei denen an vorgefertigte Appliken für<br />
Substratorien zu denken wäre, sofern die<br />
Motive nicht zum Verkauf von zerschlissenen<br />
Tüchern abgetrennt worden sind.<br />
Stil und Ausführung der Stickereien<br />
sprechen für eine örtliche Produktion, die<br />
offenbar dem Anspruch an die Mittelstücke<br />
genügte, während für kostbare Ornate<br />
vorgefertigte Stickereien in hoher
Qualität etwa aus Böhmen nach Danzig<br />
importiert wurden. Die mit finanzieller Unterstützung<br />
der Abegg-Stiftung erworbenen<br />
Altartücher ergänzen den Bestand<br />
Danziger Paramente im Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>, dessen Grundstock<br />
1875 der Ankauf von 64 Gewebefragmenten<br />
legte. Mit liturgischen Seiden, einem<br />
Mittelstück und drei als Depositum<br />
der Union Evangelischer Kirchen in der<br />
Evangelischen Kirche Deutschland (EKD)<br />
überlassenen Kaseln ist er seit 2006 wieder<br />
in der Schausammlung präsent.<br />
Lit.: Walter Mannowsky: Der Danziger Paramentenschatz.<br />
Kirchliche Gewänder und Stickereien<br />
aus der Marienkirche, Bd. 4. Berlin 1933,<br />
Kat.Nr. 297–323, bes. 308 (Inv.Nr. Gew<br />
5125) und 312 (Inv.Nr. Gew 5126) sowie<br />
Ergänzungsband Neue Funde 1937. Leipzig<br />
1938, N.F. 16–N.F. 23. –Zuden Berliner Objekten<br />
vgl. Europäische Stickereien vom Mittelalter<br />
bis zum Jugendstil aus der Textilsammlung<br />
des Berliner Kunstgewerbemuseums. Bearb. von<br />
Eva Mühlbächer (= Bestandskatalog des Kunstgewerbemuseums,<br />
20). Berlin 1995, S. 29,<br />
Kat.Nr. 16–18. –Weiterführend vgl. Joseph<br />
Braun: Handbuch der Paramentik. Freiburg i.Br.<br />
1912, S. 238. –Evelin Wetter: Böhmische Bildstickerei<br />
um 1400. Die Stiftungen in Trient, Brandenburg<br />
und Danzig. Berlin 2001. –Evelin Wetter:<br />
Die Makulaturfunde unter Brandenburger<br />
Paramentenstickereien. In: Liturgische Gewänder<br />
und andere Paramente im Dom zu Brandenburg.<br />
Hrsg. von Helmuth Reihlen. Regensburg/Riggisberg<br />
2005, S. 79–88. –Jutta Zander-Seidel:<br />
Liturgische Gewänder und Insignien. In: Mittelalter.<br />
Kunst und Kultur von der Spätantike bis<br />
zum 15. Jahrhundert (= Die Schausammlungen<br />
des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 2). Nürnberg<br />
2007, S. 309–323, bes. S. 321–323. –<br />
Juliane von Fircks: Serienproduktion im Medium<br />
mittelalterlicher Stickerei. Holzschnitte als Vorlagenmaterial<br />
für eine Gruppe mittelrheinischer<br />
Kaselkreuze des 15. Jahrhunderts. In: Reiche<br />
Bilder. Aspekte zur Produktion und Funktion von<br />
Stickereien im Spätmittelalter. Hrsg. von Uta-<br />
Christiane Bergemann/Annemarie Stauffer.<br />
Regensburg 2010, S. 65–82.<br />
Erworben aus dem Kunsthandel<br />
Jutta Zander-Seidel/<br />
Ada Hinkel (technologische Angaben)<br />
Viola da gamba<br />
Inv.Nr. MI 959 (Abb. 39). Matthias Hummel,<br />
Nürnberg, 1714. Gestochener Zettel: »Matthias<br />
Hum[m]el//Lauten und Geigen=macher in Nürnberg/ANNO<br />
[hs.] 1714«. Decke Nadelholz,<br />
dreiteilig, Zargen geflammter Ahorn, Boden<br />
Ahorn, zweiteilig; dunkler, rotbrauner Lack;<br />
Innenkonstruktion größtenteils erneuert, Stimmbrett<br />
wahrscheinlich original, Zubehör modern.<br />
L. 113,0 cm, L. Korpus 67,8 cm, B. Korpus<br />
29,7/22,8/39,8 cm (Decke); H. Zarge<br />
12,3 cm, Deckenmensur 37,2 cm.<br />
Matthias Hummel (1640/50– ca. 1715)<br />
war ein zu seiner Zeit hoch geschätzter<br />
Lauten- und Geigenmacher. Orientiert an<br />
Modellen Jacob Stainers (1617–1683)<br />
baute er vor allem Geigen, Bratschen und<br />
Violoncelli, fertigte aber auch Violen da<br />
gamba. Mit seiner Tätigkeit legte Hummel<br />
den Grundstein für eine lange Werkstatttradition,<br />
in der sich bis ins frühe<br />
19. Jahrhundert hinein die namhaftesten<br />
Saiteninstrumentenmacher Nürnbergs<br />
aneinanderreihen.<br />
Die erworbene Viola da gamba von<br />
Hummel hat nicht zuletzt durch ihren Umbau<br />
zum Violoncello einige bauliche Eingriffe<br />
erlebt. Unter anderem wurden Hals<br />
und Schnecke ausgetauscht, und auch<br />
die Innenkonstruktion ist größtenteils jüngeren<br />
Datums. Durch seine originalen Bestandteile<br />
zieht das Instrument allerdings<br />
einige Aufmerksamkeit auf sich: Der originale<br />
Zettel –auf der Innenseite des Bodens<br />
angebrachter Herstellernachweis –<br />
mit der Jahresangabe 1714 weist das<br />
Instrument als sehr spätes Zeugnis<br />
Hummel’scher Arbeit aus. Die Schalllöcher<br />
in C-Form unterscheiden es von den<br />
meisten anderen bekannten Violen da<br />
gamba Hummels. Diese lehnten sich an<br />
dem Stainer’schen Modell an und sind<br />
dementsprechend meist mit F-Löchern<br />
versehen. Während die Instrumente mit<br />
F-Löchern die Frage aufwerfen, ob und<br />
inwieweit sich die Familien der Viola da<br />
gamba und der Viola da braccio im Bereich<br />
der größeren Instrumente eindeutig<br />
voneinander scheiden lassen, scheint es<br />
sich bei dem vorliegenden Instrument mit<br />
C-Löchern tatsächlich um eine Viola da<br />
gamba gehandelt zu haben.<br />
Das Germanische <strong>Nationalmuseum</strong><br />
besaß bisher drei Streichinstrumente von<br />
Hummel: eine Violine von 1681 (Inv.Nr.<br />
MI 419), eine Violine von 1690 (Inv.Nr.<br />
251<br />
Abb. 39 Matthias Hummel,<br />
Viola da gamba, Nürnberg, 1714<br />
MI 473) und eine Tanzmeistergeige von<br />
1698 (Inv.Nr. MIR 765). Das erworbene<br />
Instrument ist eine wichtige Ergänzungder<br />
bisherigen Bestände, da es das erste tiefe<br />
Instrument Hummels in der Sammlung des<br />
Museums ist. Die Anschaffung gewinnt zusätzlich<br />
dadurch an Bedeutung, dass nur<br />
eine kleine Zahl erhaltener Hummel’scher<br />
Violen da gamba bekannt ist.<br />
Lit.: Klaus Martius: Matthias Hummel und die<br />
Viola da gamba in Nürnberg. In: Leopold<br />
Widhalm und der Nürnberger Lauten- und<br />
Geigenbau im 18. Jahrhundert. Hrsg. von<br />
Klaus Martius. Frankfurt a.M. 1996, S. 48–57.<br />
–Klaus Martius: Abermals vermehrte Nachrichten<br />
von Nürnberger Geigenmachern. In: Leopold<br />
Widhalm 1996, S. 16–42, bes. S. 16–17. –<br />
Willibald Leo Freiherr von Lütgendorff: Die<br />
Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis<br />
zur Gegenwart, Bd. 2. Frankfurt a.M. 1922,<br />
S. 233–234 sowie Bd. 3: Ergänzungsband.<br />
Hrsg. von Thomas Drescher. Tutzing 1990, S. 281.<br />
Erworben aus Privatbesitz<br />
Katharine Leiska
Medaillen auf die<br />
Französischen Revolution<br />
a. Rückkehr König Friedrich Wilhelms II.<br />
von Preußen vom Feldzug gegen Frankreich<br />
Inv.Nr. Med 15000 (Abb. 40) .Daniel und<br />
Friedrich Loos, Berlin, 1793. Bronze, geprägt.<br />
Dm. 37,0 mm, 25,2 g.<br />
Vs. Brustbild des Königs, nach rechts<br />
gerichtet. An der Schärpe trägt er den<br />
Schwarzen Adlerorden. Umschrift<br />
FRIEDR[ICH] WILH[ELM] II HELD UND<br />
VATER SEINES VOLKES. Neben dem<br />
Orden die Signatur LOOS.<br />
Rs. In einem Lorbeerkranz die Inschrift<br />
WEIH IHM/SEIN VOLK/VERDIENTE<br />
KRAENZE/BEFREIET HAT ER/<br />
DEUTSCHLANDS GRAENZE/NUN<br />
KEHRET ER/DEIN STOLZ/DEIN GLÜCK/<br />
MIT HULD UND LIEBE/DIR ZURÜCK.<br />
Unterhalb ANKUNFT IN BERLIN/DEN<br />
8NOVEMBER 1793.<br />
Die Medaille nimmt Bezug auf die siegreiche<br />
Kampagne der verbündeten Preußen<br />
und Österreicher gegen das revolutionäre<br />
Frankreich im ersten Koalitionskrieg.<br />
Einer der dabei erzielten Erfolge war die<br />
Einnahme der 1792 von den Franzosen<br />
besetzten Stadt Mainz im Juli 1793, auf<br />
die dieselben Künstler, Daniel Loos<br />
(1735–1819) und sein Sohn Friedrich<br />
(um 1767– vor 1819), ebenfalls eine<br />
Medaille schufen. Die Herrschaft Friedrich<br />
Wilhelms II., des Neffen Friedrichs<br />
des Großen, der nie aus dessen Schatten<br />
herauszutreten vermochte, wird heute insgesamt<br />
eher kritisch bilanziert.<br />
Lit.: Zu den Medailleuren vgl. Klaus Sommer: Die<br />
Medaillen des Königlich-Preußischen Hof-<br />
Medailleurs Daniel Friedrich Loos und seines<br />
Ateliers. Osnabrück 1981, Kat.Nr. A38,<br />
S. 55. –Weiterführend vgl. David E. Barclay:<br />
Friedrich Wilhelm II. (1786–1797). In: Preußens<br />
Herrscher. Von den ersten Hohenzollern bis<br />
Wilhelm II. Hrsg. von Frank-Lothar Kroll.<br />
München 2006, S. 179–196. –Franz Dumont/<br />
Ferdinand Scherf/Friedrich Schütz: Mainz.<br />
Die Geschichte der Stadt. Mainz 1998.<br />
b. Tod Ludwigs XVI.<br />
Inv.Nr. Med 15001 (Abb. 41). Friedrich Loos, Berlin,<br />
1793. Bronze, geprägt. Dm. 30,2 mm, 12,1 g.<br />
Vs. Bekränztes Haupt des Königs, nach<br />
rechts gerichtet. Umschrift LOUIS XVI<br />
ROI DE FR[ANCE] IMMOLÉ PAR LES<br />
FACTIEUX (Ludwig XVI., König von<br />
Frankreich, hingeschlachtet von den<br />
Aufrührern). Unten die Signatur F. [L.]<br />
Rs. Trauernde Frauengestalt in einem mit<br />
Lilien, dem Emblem der französischen<br />
Monarchie, bestickten Gewand, gestützt<br />
auf eine Urne, die nach der Aufschrift<br />
LOUIS XVI die sterblichen Überreste des<br />
Königs birgt. Zu Füßen der Urne liegen<br />
Waffen und königliche Insignien, darunter<br />
die Krone; auf der Urne brennt eine Flamme,<br />
die ein aus den Wolken fahrender<br />
Blitz entzündet hat. Umschrift PLEURÉS ET<br />
VENGÉS LE! (Beweint und rächt ihn!),<br />
unten das Todesdatum LE XXI IANVIER/<br />
MDCCXCIII.<br />
König Ludwig XVI. wurde in einem<br />
kurzen Prozess wegen staatsfeindlicher<br />
Umtriebe zum Tode verurteilt und am<br />
21. Januar 1793 öffentlich enthauptet.<br />
Das Echo dieses Vorgangs, der für viele<br />
einem Sakrileg gleichkam, war auch im<br />
Ausland gewaltig.<br />
Lit.: Michel Hennin: Histoire numismatique de la<br />
Révolution française. Paris 1826, Kat.Nr. 469,<br />
S. 318–319. –Klaus Sommer: Die Medaillen<br />
des Königlich-Preußischen Hof-Medailleurs Daniel<br />
Friedrich Loos und seines Ateliers. Osnabrück<br />
1981, Kat.Nr. A32, S. 51. –Hermann Maué:<br />
Medaillen zur Französischen Revolution. In: Anzeiger<br />
des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
2010, S. 251–254.<br />
252<br />
Abb. 40<br />
Daniel und Friedrich<br />
Loos, Rückkehr König<br />
Friedrich Wilhelms II.<br />
von Preußen vom Feldzug<br />
gegen Frankreich,<br />
Berlin, 1793<br />
c. Tod Ludwigs XVI.<br />
Inv.Nr. Med 15002 (Abb. 42) Anonym, wohl<br />
Dresden, 1793. Zinn, geprägt. Dm. 46,5 mm,<br />
43,6 g.<br />
Vs. Nach links gerichtete Büste des Königs,<br />
die Brust geschmückt mit dem Michaelsorden<br />
und anderen Ehrenzeichen. Umschrift<br />
LUD[OVICUS] XVI REX GALLIAE NATUS<br />
23 AUGUST[I] 1754 (Ludwig XVI., König<br />
von Frankreich, geboren am 23. August<br />
1754).<br />
Rs. Ein Krieger in antikisierender Rüstung<br />
bedroht mit seiner Lanze ein Untier mit<br />
einem doppelten Kopf (Panther und Ziegenbock)<br />
und einer Schlange als Schwanz,<br />
das die französische Republik symbolisiert.<br />
Das Tier liegt auf einer Karte Frankreichs<br />
(GALLIA) und hält in der rechten<br />
Klaue einen Kommandostab, in der linken<br />
das abgeschlagene Haupt des Königs. Zu<br />
beiden Seiten des Kriegers stehen Trophäen,<br />
geschmückt mit Fahnen und Waffen;<br />
die Wappen stellen wohl den kaiserlichen<br />
und den preußischen Adler dar. Umschrift<br />
VINDICTA NEFANDI CRIMINIS (Rache<br />
für ein gottloses Verbrechen). Unten<br />
DENATUS 21. IAN. 1793 (Getötet am<br />
21. Januar 1793).<br />
Auch diese in Deutschland geprägte<br />
Medaille drückt Entsetzen über den Tod<br />
Abb. 41<br />
Friedrich Loos, Tod<br />
Ludwigs XVI., Berlin,<br />
1793
Abb. 42 Tod Ludwigs XVI., wohl Dresden, 1793<br />
des Königs aus und inszeniert die gegen<br />
Frankreich ins Feld ziehenden Monarchien<br />
als Kämpfer gegen ein widernatürliches<br />
Übel.<br />
Lit.: Michel Hennin: Histoire numismatique de la<br />
Révolution française. Paris 1826, Kat.Nr. 468,<br />
S. 317–318.<br />
d. Monarchistisches Lob der englischen<br />
Verhältnisse und Spott auf die Revolution<br />
in Frankreich<br />
Inv.Nr. Med 14999 (Abb. 43). W. Whitley,<br />
London, 1795. Zinn, geprägt (Ränder noch nicht<br />
entgratet). Dm. 48,6 mm, 46,91 g.<br />
Vs. Häusliche Szene einer Familie. Der<br />
Vater, der seine Schaufel beiseite gestellt<br />
hat und einen Bierkrug hält, hütet zwei<br />
kleine Kinder, die Mutter sitzt am Spinnrad,<br />
ein drittes Kind steht an einem gedeckten<br />
Tisch. Darüber eine Krone und<br />
das Motto GOD SAVE THE KING (Gott<br />
schütze den König). Die von einem Kranz<br />
aus Zweigen gesäumte Umschrift lautet<br />
THE LAND WE LIVE IN AND MAY<br />
THOSE WHO DON’T LIKE IT LEAVE IT<br />
(Das Land, in dem wir leben, und mögen<br />
diejenigen, die es nicht schätzen, es verlassen).<br />
Auf der Bodenkante der Name<br />
des Medailleurs WHITLEY 1795.<br />
Rs. Ein enthaupteter französischer Aristokrat,<br />
den Dreispitz unter den Arm geklemmt,<br />
zeigt auf seinen am Boden liegenden<br />
Kopf. Die Szene ist umgeben von<br />
einem Kranz aus abgeschlagenen Häuptern,<br />
die an einem zusammengebundenen<br />
Seil aufgereiht sind. Umschrift am<br />
Rand APHILOSOPHICAL CURE FOR<br />
ALL EVILS. LICENTIOUS LIBERTY IS<br />
DESTRUCTION (Ein philosophisches Heilmittel<br />
für alle Übel. Übermütige Freiheit ist<br />
Zerstörung). Umschrift innen ABHOR<br />
EVIL, CLEAVE TO THAT WHICH IS<br />
GOOD (Scheue das Übel und halte dich<br />
an das Gute).<br />
Wenige Monate zuvor war in Frankreich<br />
mit der Hinrichtung Robespierres<br />
(1758–1794) die berüchtigte Phase der<br />
Grande Terreur zu Ende gegangen, der<br />
Zehntausende von Menschen zum Opfer<br />
fielen. Viele von ihnen endeten unter der<br />
Anklage konterrevolutionärer Aktivitäten<br />
auf der Guillotine, wie zuvor das französische<br />
Königspaar selbst. Der Künstler,<br />
ein Londoner Medailleur und Gemmenschneider,<br />
der im späten 18. und im beginnenden<br />
19. Jahrhundert wirkte, setzt<br />
den Republikanismus mit einem Übel<br />
gleich und illustriert sarkastisch dessen<br />
blutige Folgen. Dem werden die geordneten<br />
Verhältnisse im monarchisch regierten<br />
England als heile Welt gegenübergestellt.<br />
253<br />
Lit.: Laurence Brown: ACatalogue of British<br />
Historical Medals 1760–1970, Bd.1. London<br />
1980, Kat.Nr. 407, S. 96. –Zum Medailleur<br />
vgl. Leonard Forrer: Biographical Dictionary of<br />
Medallists, Bd. 6. London 1916, S. 464–465.<br />
e. 100-Jahr-Feier der Rückeroberung<br />
Frankfurts durch Hessen und Preußen<br />
Inv.Nr. Med 15004 (Abb. 44). Oscar Bergmann,<br />
Hamburg, 1892. Versilberte Bronze,<br />
geprägt. Dm. 42,5 mm, 25,1 g.<br />
Vs. Das vom preußischen König Friedrich<br />
Wilhelm II. (1744–1797) gestiftete und<br />
von Johann Christian Ruhl (1764–1842)<br />
gestaltete Denkmal, das 1793 vor dem<br />
Friedberger Tor im Norden Frankfurts errichtet<br />
wurde. Es erinnert an die hessischen<br />
Soldaten, die am 2. Dezember<br />
1792 bei der Rückeroberung der französisch<br />
besetzen Stadt gefallen waren.<br />
Umschrift DAS HESSENDENKMAL IN<br />
FRANKFURT A/MAIN /HESSENBLUT<br />
LEBT IMMERDAR. Unten OSCAR BERG-<br />
MANN HAMBURG/1792–1892.<br />
Rs. Umschrift ZUR 100-JAEHRIGEN<br />
GEDENKFEIER DER BEFREIUNG<br />
FRANKFURT’S VON DEN FRANZOSEN<br />
DURCH HESSEN UND PREUSSEN A[M]<br />
2. DEZEMBER 1892.<br />
Die Erinnerungsmedaille greift wiederum<br />
ein Ereignis des ersten Koalitionskrieges<br />
zwischen den deutschen Monarchien und<br />
dem republikanischen Frankreich auf. Im<br />
Selbstverständnis des noch jungen wilhelminischen<br />
Kaiserreichs, das erst zwei<br />
Jahrzehnte zuvor nach einer siegreichen<br />
Konfrontation mit Frankreich proklamiert<br />
Abb. 43 W. Whitley, Monarchistisches Lob der englischen Verhältnisse und<br />
Spott auf die Revolution in Frankreich, London, 1795
Abb. 44 Oscar Bergmann, 100-Jahr-Feier der Rückeroberung Frankfurts,<br />
Hamburg, 1892<br />
worden war, spielte die »Erbfeindschaft«<br />
mit dem westlichen Nachbarn eine bedeutende<br />
Rolle. Andachtsvoll beging man<br />
die Jubiläen der Kämpfe im Gefolge der<br />
Französischen Revolution. Wenige Jahre<br />
später sollte in Leipzig das monumentalste<br />
Zeugnis dieser patriotischen Erinnerungskultur,<br />
das Völkerschlachtdenkmal,<br />
entstehen.<br />
Lit.: Zum Medailleur vgl. Saur Allgemeines Künstlerlexikon,<br />
Bd. 9. München/Leipzig 1994,<br />
S. 140 (Dankmar Trier). –Weiterführend vgl.<br />
Michael Jeismann: Das Vaterland der Feinde.<br />
Studien zum nationalen Feindbegriff und Selbstverständnis<br />
in Deutschland und Frankreich<br />
1792–1918. Stuttgart 1992.<br />
Geschenk von Eckhard Prochaska, Maintal<br />
Matthias Nuding<br />
Medaillen auf Ausstellungen<br />
a. Großherzoglich Hessischer<br />
Gewerbeverein<br />
Inv.Nr. Med 14997 (Abb. 45). Anonym, 1837.<br />
Silber, geprägt. Dm. 51,5 mm, 66,3 g.<br />
Vs. Dampfmaschine. Umschrift<br />
GROSHERZOGLICH HESSISCHER<br />
GEWERBVEREIN/MDCCCXXXVI.<br />
Rs. Lorbeerkranz, darin die Attribution<br />
DEN HERREN MAYER, MICHEL UND<br />
DENNINGER IN MAINZ. 1837.<br />
Der 1836 gegründete Gewerbeverein<br />
für das Großherzogtum Hessen sollte die<br />
Wirtschaft des Landes stärken. Dazu wurden<br />
unter anderem Bildungseinrichtungen<br />
aufgebaut und Ausstellungen organisiert.<br />
Die vorliegende Medaille, die drei Mainzer<br />
Lederfabrikanten prämiert, dürfte auf<br />
die Darmstädter Gewerbeausstellung von<br />
1837 –mithin auf eine der ersten Veranstaltungen<br />
des Vereins –zurückgehen.<br />
Das Motiv der Medaille, die Dampfmaschine,<br />
war die bahnbrechende technische<br />
Errungenschaft, mit deren Hilfe die<br />
Industrielle Revolution des 18./19. Jahrhunderts<br />
erst möglich wurde.<br />
Lit.: Weiterführend vgl. Karl Karmarsch: Die<br />
deutschen Gewerbevereine. In: Deutsche<br />
Vierteljahrs-Schrift, 12, 1840, H. 4, S. 285–<br />
326, bes. S. 314–315. –Uwe Beckmann:<br />
Gewerbeausstellungen in Westeuropa vor<br />
1851. Ausstellungswesen in Frankreich, Belgien<br />
und Deutschland. Gemeinsamkeiten und Rezeption<br />
der Veranstaltungen, Frankfurt a.M. u.a.<br />
1991. –Franz Dumont/Ferdinand Scherf/<br />
254<br />
Friedrich Schütz: Mainz. Die Geschichte der<br />
Stadt. Mainz 1998.<br />
b. Werbemarke der Leipziger Stickerei-,<br />
Tapisserie- und Modewarenmanufaktur<br />
J. A. Hietel in Leipzig<br />
Inv.Nr. ZJ3806 (Abb. 46). Anonym, nach<br />
1855. Messing, geprägt. Dm. 36,0 mm, 14,2 g.<br />
Vs. Kranz aus vier beidseitig wiedergegebenen<br />
Preismedaillen, die der Firma<br />
auf den drei Weltausstellungen in London<br />
1851, New York 1853 und Paris 1855<br />
sowie auf der Ersten Allgemeinen Industrieausstellung<br />
in München 1854 verliehen<br />
worden waren. Die Umschrift gibt<br />
Orte und Jahre der Ausstellungen an,<br />
das mittlere Feld die Bezeichnung des<br />
Unternehmens STICKEREI/TAPISSERIE/<br />
MANUFACTUR/J. A. HIETEL/LEIPZIG.<br />
Zwischen den beiden Seiten der Münchener<br />
Preismedaille weist die Initiale »D.«<br />
auf den Gestalter und/oder Hersteller<br />
des Jetons hin.<br />
Rs. Deutscher, französischer und englischer<br />
Werbetext in 13 Zeilen.<br />
Das Mitte des 19. Jahrhunderts renommierte<br />
sächsische Textilunternehmen<br />
wusste mit seinen Produkten eine internationale<br />
Kundschaft anzusprechen. Für<br />
seine Werbung ließ es Jetons prägen,<br />
die –sowohl in ihrer Gestaltung als auch<br />
im Medium selbst –die zuvor errungenen<br />
Preismedaillen zitierten. Der Reklameartikel<br />
eröffnet zugleich einen exemplarischen<br />
Einblick in die Phase der industriellen<br />
Expansion, in der die Markenwerbung<br />
noch in den Kinderschuhen<br />
steckte.<br />
Abb. 45 Großherzoglich Hessischer Gewerbeverein, 1837
Abb. 46<br />
Werbemarke der<br />
Manufaktur J.A. Hietel<br />
in Leipzig, nach 1855<br />
Ein ähnliches Stück in Weißmetall liegt<br />
unter der Inv.Nr. ZJ3604 vor.<br />
Lit.: Weiterführend vgl. Adolph William Lemme:<br />
Die Allgemeine Industrie-Ausstellung zu Paris.<br />
Leipzig1855, bes. S. 115.<br />
c. Kunst- und Kunstgewerbeausstellung<br />
Barcelona 1896<br />
Inv.Nr. Med 14985 (Abb. 47). Medailleur(e?)<br />
Solá yCamats, Ausführung Castells, Barcelona,<br />
1896. Verkupfertes Messing, geprägt; Eisen,<br />
graviert; Silber. Dm. 63,0 mm, 109,8 g.<br />
Vs. In einem Achtpass, dessen Bogensegmente<br />
in Bienen als Symbole des Fleißes<br />
münden, steht zentral das Stadtwappen<br />
Barcelonas als bekrönter Rautenschild,<br />
auf dem eine Fledermaus –das Wappentier<br />
der Stadt –thront. Um den Schild<br />
herum sind verschiedene Symbole der<br />
Technik, Landwirtschaft, Wissenschaft,<br />
Kunst,Seefahrt etc. nebstPflanzenschmuck<br />
angeordnet. In je einem der Achtpass-<br />
Segmente stehen die Namen des (oder<br />
der?) wenig bekannten Künstler(s)<br />
SOLÁ YCAMATS G. und des Verlegers<br />
CASTELLS. Umschrift AYUNTAMIENTO<br />
CONSTITUCIONAL/BARCELONA<br />
(Magistrat von Barcelona).<br />
Rs. Das Feld besteht aus einem in Koftgari-Technik<br />
mit Silberfolie belegten, in<br />
Abb. 47<br />
Solá yCamats, Kunst- und Kunstgewerbeausstellung<br />
Barcelona<br />
1896 (M 1:2)<br />
die Medaille eingepressten Eisenblech; es<br />
trägt die gravierte Attribution REINHOLD<br />
KIRSCH, umgeben von einem Lorbeerkranz.<br />
Umschrift TERCERA EXPOSICIÓN<br />
DE BELLAS ARTES ÉINDUSTRIAS<br />
ARTÍSTICAS. 1896 (Dritte Ausstellung<br />
der Schönen Künste und des Kunstgewerbes.<br />
1896).<br />
In Barcelona, dem Schauplatz der<br />
Weltausstellung von 1888, fanden später<br />
noch weitere kleinere Messen statt. Im<br />
Jahr 1896 errang der erfolgreiche Münchener<br />
Kunstschlosser Reinhold Kirsch<br />
(1850–1915) –wie schon drei Jahre zuvor<br />
auf der Weltausstellung von Chicago<br />
(vgl. Inv.Nr. Med 14661) –eine Preismedaille.<br />
Lit.: Zu den Herstellern: Miquel Crusafont iSabater:<br />
Medalles commemoratives dels Països Catalans<br />
idelaCorona catalano-aragonesa (s. XV–<br />
XX). Barcelona 2006, bes. S. 64–65 und S. 88.<br />
–ZuReinold Kirsch vgl. Allgemeines Lexikon der<br />
Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart.<br />
Begr. von Ulrich Thieme/Felix Becker,<br />
Bd. 20. Hrsg. von Hans Vollmer. Leipzig 1927,<br />
S. 378.<br />
Geschenk von Eckhard Prochaska,<br />
Maintal<br />
Matthias Nuding<br />
255<br />
Mechanisches Kistchen<br />
Inv.Nr. SZ 559 (Abb. 48). Marke Kreis mit<br />
Sonne, darunter »J.D.«, Nürnberg (?), um 1850.<br />
Holz, Glas, Papier, Lithographie, handkoloriert,<br />
Prägedruck, Mechanik. H. 16,5 cm, B. 14,0 cm,<br />
T. 7,0 cm.<br />
Die zum Aufstellen gedachte hochrechteckige<br />
Holzkiste ist an der Vorderseite<br />
verglast. Ein geprägtes Papierband ziert<br />
die Glasscheibe. In etwa halber Tiefe des<br />
Kästchens ist ganzflächig eine Lithographie<br />
angebracht, hinter der sich ein Mechanismus<br />
verbirgt.<br />
Die Graphik gibt eine Züchtigungsszene<br />
in einem Klassenzimmer wieder, in<br />
dem sich rechts eine Wandtafel sowie ein<br />
roter Ohrensessel befinden. An der<br />
Wand im Hintergrund hängt ein von<br />
Buchsbaum umgebenes Kreuz und darunter<br />
das Schild mit der Aufschrift »O.B.I.C./<br />
LE/Perfesseur«. Die Abkürzung steht für<br />
»Obéissez«, folglich heißt es »Gehorcht<br />
dem Lehrer«.<br />
Im Vordergrund verprügelt der nachlässig<br />
mit Schlafmütze, Brille, grünem Hausrock,<br />
weißem Hemd, rotem Halstuch, langer<br />
grauer, mit Flicken besetzter Hose<br />
und mit Pantoffeln bekleidete Lehrer einen<br />
Schüler mit dem schon über Jahrhunderte<br />
im Unterricht gängigen Züchtigungsinstrument,<br />
der Rute. Dazu hat er ihn zwischen<br />
seine Beine geklemmt und schlägt<br />
ihm auf das entblößte Hinterteil. Damit<br />
der Knabe seiner Strafe nicht entgehen<br />
kann, hält er ihn zusätzlich am Hemd fest.<br />
Beide Figuren sind auf die Graphik<br />
geklebt und der Arm des Erziehers ist zudem<br />
beweglich.<br />
Ein weiterer Schüler in einem knielangen,<br />
gestreiften Kittel kam den Erwartungen<br />
des Lehrers ebenfalls nicht entgegen,<br />
weswegen ihm eine weiße Kappe mit<br />
Eselsohren aufgesetzt wurde, die dessen<br />
Faulheit symbolisiert. Auf dem Boden im<br />
Vordergrund liegen die Ursachen für den<br />
Zorn des grimmig drein schauenden<br />
Pädagogen: eine Mappe –möglicherweise<br />
ohne Hausaufgaben –und ein Heft<br />
beziehungsweise ein Papierbogen mit<br />
großen Tintenklecksen.<br />
Im Hintergrund sitzen zwei Knaben artig<br />
mit Feder und Papier an einer langen<br />
Schulbank. Der mit langem blauen Kittel<br />
und grünen Pantalons angezogene Junge<br />
betrachtet den schlagenden Lehrer, der
andere mit brauner Jacke, gelb karierter<br />
Weste und langer grauer Hose schaut<br />
auf den Knaben mit der Eselskappe. Die<br />
öffentliche Züchtigung sollte eine abschreckende<br />
Wirkung auf die Schüler<br />
haben; sie deutet aber auch auf die<br />
pädagogischen Missstände in der Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts hin. Noch immer<br />
galten physische und psychische Strafen<br />
als wirksame Erziehungsmittel.<br />
Auf der Rückseite des Kästchens ist ein<br />
bedruckter Zettel mit einer Anweisung<br />
für das »Mechanische Kistchen« in<br />
Deutsch, Französisch und Englisch aufkaschiert.<br />
Mithin handelt es sich bei dem<br />
Erzeugnis um ein Produkt für den internationalen<br />
Markt. Über die Handhabung<br />
ist zu lesen: »Um diese Kistchen in Bewegung<br />
zu setzen, dreht man sie zweimal<br />
links herum, indem man sie möglichst<br />
perpendicularisch hält, und stellt sie alsdann<br />
gerade aus. Während des Gehens<br />
darf man sie nicht in der Hand behalten.«<br />
Die Bewegung wird dadurch hervorgerufen,<br />
dass sich in dem Kästchen ein mit<br />
Sand gefüllter Trichter befindet, der ein<br />
Schwungrad antreibt. Im Falle des vor-<br />
gestellten Kistchens schlägt der Lehrer<br />
den Schüler immer wieder mit seinem<br />
rechten Arm.<br />
Der umschlossene Raum mit der szenischen<br />
Darstellung rückt das Stück einerseits<br />
in die Nähe der Papiertheater, obwohl<br />
hier nicht die Position der Figuren<br />
verändert werden kann, andererseits in<br />
die der Automaten. Möglicherweise<br />
dienten solche Mechanische Kistchen als<br />
pädagogische Hilfsmittel für Lehrer und<br />
Eltern, die so ihren Zöglingen drastisch<br />
die Folgen von Faulheit und Nachlässigkeit<br />
demonstrieren konnten. Es gab sie<br />
auch mit anderen Motiven, wie zum<br />
Beispiel mit einer aus einem Tunnel kommenden<br />
Eisenbahn oder mit musizierenden<br />
Tirolern. Da bei diesen der Unterhaltungsaspekt<br />
stärker im Vordergrund steht,<br />
sind sie dem Nippes und den Galanteriewaren<br />
zuzurechnen. Das Bürgertum<br />
verwendete sie als Wand- oder Zimmerschmuck,<br />
wie vermutlich auch die Familie<br />
eines Nürnberger Kammfabrikanten, aus<br />
der das vorgestellte Stück ursprünglich<br />
stammt. Nürnberg ist möglicherweise zudem<br />
der Ort, über den entsprechende<br />
256<br />
Abb. 48<br />
Mechanisches<br />
Kistchen,<br />
Nürnberg (?),<br />
um 1850<br />
Kistchen vertrieben worden sind. Die in<br />
der Literatur gelegentlich zu findende<br />
Zuschreibung an die Firma Julius Dorst<br />
aus Sonneberg kann derzeit aufgrund<br />
der im Deutschen Spielzeugmuseum<br />
Sonneberg vorhandenen Quellen und<br />
Materialien über den Betrieb nicht verifiziert<br />
werden.<br />
Lit.: Margret Ribbert: Der Lehrer prügelt regelmässig.<br />
In: Kinderleben in Basel. Eine Kulturgeschichte<br />
der frühen Jahre. Begleitpublikation<br />
zur Ausstellung im Historischen Museum Basel,<br />
Barfüsserkirche. Basel 2005, S. 292–293,<br />
Kat.Nr. 104. –Weiterführend vgl. Heiner Vogel:<br />
Bilderbogen, Papiersoldat, Würfelspiel und<br />
Lebensrad. Leipzig 1981, S. 249, Abb. 216.<br />
Geschenk von Hertha Bauer, Nürnberg<br />
Claudia Selheim<br />
Trauercollier<br />
Inv.Nr. T8118 (Abb. 49). Deutschland (?),<br />
um 1870/80. Ebonit, gepresst. L. 62,0 cm,<br />
Anhänger H. 3,4–6,5 cm.<br />
Das leichtgewichtige Collier ist vollständig<br />
aus dem Hartgummimaterial Ebonit<br />
gearbeitet. In eine verschlusslose Kette<br />
aus 3bis 4mmstarken, rechtwinklig<br />
ineinander greifenden Sechseck- und<br />
Ovalgliedern sind im vorderen Bereich<br />
an Zwischenringen fünf tropfenförmige<br />
Schmuckanhänger eingehängt, die antikisierende<br />
Kameen mit Perlrandfassung<br />
nachbilden. Die Verbindung der Glieder<br />
erfolgt über Lochpaare, die zugleich<br />
dekorative Funktion übernehmen. Der<br />
größte mittlere Anhänger, den seinerseits<br />
sechs größere Sechseckglieder flankieren,<br />
zeigt die Büste einer trauernden Frau<br />
mit offenem Haar und gesenktem, nach<br />
rechts gewandten Haupt. Die vier weiteren,<br />
beidseitig in abnehmender Größe<br />
gegenständig montierten Anhänger zieren<br />
weibliche Profilköpfe mit Weinlaubdekor.<br />
Die Halskette empfindet ein vergröbertes<br />
Eisenguss-Collier aus dem ersten Drittel<br />
des 19. Jahrhunderts nach. Auch beim<br />
Eisenschmuck wurden –feinere –Gliederketten<br />
mit Nachgüssen antiker Kameen<br />
kombiniert. Ein grobgliedriges Collier mit<br />
Nachbildungen von Kameo-Anhängern,<br />
das um 1880 in dem bei Trauerschmuck<br />
verbreiteten Braunkohlematerial Jet ausgeführt<br />
wurde, besitzt das Münchner
Stadtmuseum. Für die in der zweiten<br />
Jahrhunderthälfte stark ansteigende Produktion<br />
modischen Trauerschmucks war<br />
die Orientierung an historischen Stilvorbildern<br />
und Materialwirkungen von zentraler<br />
Bedeutung. Ein breit gefächertes<br />
Angebot unterschied zwischen ganz<br />
in Schwarz gehaltenen Schmuckstücken<br />
für die Zeit der Volltrauer und durch<br />
Perlen, Schildpatt, Elfenbein oder andere<br />
Materialakzente aufgehellten Modellen<br />
zur Halbtrauer. Neben Edelmetallen,<br />
Halbedelsteinen oder dem relativ teuren<br />
Jet spielten billige Ersatzstoffe eine immer<br />
größere Rolle. Geläufige Surrogate<br />
waren schwarzes Glas (»French Jet«),<br />
Email, Schildpatt, Sumpfhölzer und Ebonit,<br />
dessen vom englischen Wort »ebony«<br />
(Ebenholz) abgeleiteter Name auf die<br />
tiefschwarze Farbe anspielt. Unter Lichteinwirkung<br />
verblasst diese jedoch zu<br />
einem Braunton, wie ihn auch das Trauercollier<br />
aufweist.<br />
Die Geschichte des Ebonit begann um<br />
1840 mit der Erfindung der Heißvulkanisation<br />
von Kautschuk mit Schwefel durch<br />
den Engländer Thomas Hancock (1786–<br />
1865) und den Amerikaner Charles<br />
Goodyear (1800–1860). Seit 1856<br />
Abb. 49<br />
Trauercollier,<br />
Deutschland (?),<br />
um 1870/1880<br />
wurde es in Hamburg in der neu gegründeten<br />
»Harburger Gummi-Kamm-Compagnie«<br />
auch in Deutschland hergestellt und<br />
verarbeitet. Dank seiner universellen Einsetzbarkeit<br />
feierte das neue Material auf<br />
den Weltausstellungen in London (1851)<br />
und Paris (1855) erste Triumphe. 1860<br />
setzte sich Gottfried Semper (1803–<br />
1879) in seinem Werk »Der Stil in den<br />
technischen und tektonischen Künsten«<br />
in dem Kapitel »Der Kautschuk das Faktotum<br />
der Industrie« kritisch mit dem<br />
»Gummi elasticum« auseinander, »dessen<br />
stilistisches Gebiet das weiteste ist, was<br />
gedacht werden kann, da seine fast unbegrenzte<br />
Wirkungssphäre die Imitation ist.«<br />
Überzeugt von der stilbildenden Rolle der<br />
Materialien konnte ihm der neue Werkstoff<br />
wegen der »merkwürdigen Gefügigkeit,<br />
mit welcher er sich zu allen Zwecken<br />
hergibt und leiht« außerhalb technischer<br />
Anwendungen nur missfallen.<br />
1873 beteiligte sich die »Harburger<br />
Gummi-Kamm-Compagnie« mit zahlreichen<br />
Schmuckstücken aus »Hart-Gummi«<br />
an der Wiener Weltausstellung. Neben<br />
Broschen, Ohrringen, Armbändern, Manschettenknöpfen<br />
u.a. verzeichnet der<br />
Firmenkatalog »Colliers mit Kreuz oder<br />
257<br />
Medaillon« in über 200 Modellen zum<br />
Dutzendpreis von 10 bis 60 Reichsmark;<br />
in »Secunda Qualität« wurde das Gros<br />
(12 Dutzend) zwischen 50 und 150<br />
Reichsmark angeboten. Das Ebonit-<br />
Collier repräsentiert eine im 19. Jahrhundert<br />
zunehmend serielle Schmuckherstellung<br />
für breite Bevölkerungsschichten<br />
und erweitert den Bestand des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s an Freundschafts-<br />
und Trauerschmuck durch ein<br />
weiteres material- wie kulturgeschichtlich<br />
bedeutsames Werk.<br />
Lit.: Dekorative Polymere. Schmuck aus Kunststoff<br />
1860–1960. Sammlung Kölsch. Ausst.Kat.<br />
Stadtmuseum Düsseldorf. Düsseldorf 1986,<br />
Kat.Nr. 6.2682. –Zum Collier München vgl.<br />
Brigitte Marquardt: Schmuck. Realismus und<br />
Historismus (1850–1895). Deutschland, Österreich,<br />
Schweiz. München/Berlin 1998, S. 212,<br />
Kat.Nr. 160. –Weiterführend vgl. Gottfried<br />
Semper: Der Stil in den technischen und tektonischen<br />
Künsten oder praktische Ästhetik. Bd. 1:<br />
Die textile Kunst. Frankfurt a.M. 1860. Nachdruck<br />
hrsg. von Friedrich Piel (= Kunstwissenschaftliche<br />
Studientexte, III/1). Mittenwald<br />
1977, S. 112–119. –Gummi. Die elastische<br />
Faszination. Ausst.Kat. Deutsches Hygienemuseum,<br />
Dresden. Berlin 1995, S. 58–71. –<br />
Jutta Zander-Seidel: Freundschafts- und Trauerschmuck.<br />
In: Anzeiger des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
2005, S. 200–201. –Gib Gummmi!<br />
Kautschukindustrie und Hamburg. Bearb.<br />
von Jürgen Ellermeyer, Ausst.Kat. Museum der<br />
Arbeit, Hamburg. Bremen 2006.<br />
Erworben aus Privatbesitz<br />
Jutta Zander-Seidel<br />
Holznagel<br />
Inv.Nr. A4033 (Abb. 50). Lichtenau/Baden, um<br />
1890. Salweidenholz. L. 9,8 cm, B. ca. 2,7 cm,<br />
T. ca. 2,5 cm.<br />
Das vierkantige, an einem Ende zugespitzte<br />
Objekt war Teil einer Holzverbindung.<br />
Es stammt aus dem originalen Gebälk<br />
des Wohnhauses Härrerstraße 11<br />
in Lichtenau im Landkreis Rastatt, dem<br />
Hauptgebäude eines Tabakbauerngehöfts,<br />
das um 1890 auf dem damals<br />
Neudörfel genannten Areal einer westlichen<br />
Stadterweiterung errichtet wurde.<br />
Holznägel gehören im traditionellen<br />
Zimmermannshandwerk seit alters her<br />
zur einfachen, aber wirkungsvollen Verbindung<br />
zweier Holzelemente. Sie halten
die Bauteile zusammen und gewährleisten<br />
die Sicherung von Zapfen gegen<br />
das Herausrutschen aus dem Verband,<br />
indem sie in vorgebohrte Löcher getrieben<br />
werden. Da das Lichtenauer Anwesen<br />
sicherlich von einem am Ort oder in<br />
der Region ansässigen Zimmermann,<br />
möglicherweise sogar vom ersten Eigentümer<br />
selbst errichtet wurde, ist der Holznagel<br />
wahrscheinlich ein lokales Produkt<br />
aus Material, das aus den nahen Rheinauen<br />
beschafft wurde.<br />
Lit.: Unpubliziert.<br />
Geschenk Erich Kammel, Lichtenau/Baden<br />
Frank Matthias Kammel<br />
Abb. 50 Holznagel, Lichtenau/Baden,<br />
um 1890<br />
Tür eines Ofenrohrs<br />
Inv.Nr. A4030 (Abb. 51). Westsachsen, um<br />
1900. Gusseisen, sekundär schwarz lackiert.<br />
Korrosionsspuren. H. 21,2 cm, B. 21,2 cm.<br />
Das durchbrochen gearbeitete Türchen<br />
verschloss einst das Ofenrohr, den zum<br />
Warmhalten von Speisen und der Erwärmung<br />
von Wasser dienenden Blecheinsatz<br />
eines Kachelofens. Bis zu seinem<br />
Abbruch 1976 stand dieser Heizkörper<br />
im ersten Stock des Wohnhauses Hospitalstraße<br />
6inCrimmitschau, einer kleinen<br />
Industriestadt im äußersten Westen<br />
Sachsens.<br />
Das nahezu quadratische Blatt wird<br />
von einem mit Perlstab gerahmten<br />
Medaillon dominiert, dem das Brustbild<br />
einer Dame mit offenem schulterlangen<br />
Haar, im altdeutschen Kostüm mit enger<br />
Taille und Puffärmeln sowie mit einem ausladenden<br />
Federbarett eingeschrieben ist.<br />
Über einen schmalen rechteckigen, um<br />
das Kreisrund gelegten Rahmen, dessen<br />
Zwickel von Weinlaub gefüllt sind, vermittelt<br />
eine ornamental durchbrochene Leiste<br />
zu der äußeren, mit stilisierten Blättern ge-<br />
Abb. 51 Tür eines Ofenrohrs,<br />
Westsachsen, um 1900<br />
zierten Rahmung. Zwei Scharnierösen am<br />
linken Rand ermöglichten das Öffnen der<br />
Tür, ein kleiner mittels Wirbelknauf zu<br />
bedienender Riegel rechts deren Arretierung.<br />
Kachelöfen mit auf diese Weise verschlossenen<br />
Ofenrohren waren um 1900<br />
typische Bestandteile kleinbürgerlicher<br />
Wohnkultur. Ebenso verbreitet war in jener<br />
Zeit der Schmuck solcher Verschlüsse<br />
wie auch von Ofenkacheln selbst mit Figuren<br />
in historisch anmutender Phantasietracht.<br />
Das aus Gusseisen bestehende<br />
Element ist sicherlich ein Serienprodukt.<br />
Obgleich sein Hersteller derzeit nicht bestimmt<br />
werden kann, dürfte er mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit in einer der damals<br />
zahlreichen Gießereien des westsächsischen<br />
Raumes zu suchen sein.<br />
Lit.: Unpubliziert.<br />
Geschenk von Helene Kammel, Werdau<br />
Frank Matthias Kammel<br />
Formen und Gipsmuster für<br />
Ofenkacheln<br />
Eine Reihe von Gipsformen und Ofenkacheln<br />
stammen aus der Konkursmasse<br />
der »Mosbach Keramik GmbH«. Von dort<br />
stammende Musterkacheln wurden bereits<br />
im letzten Erwerbsbericht vorgestellt. Das<br />
Unternehmen ging auf eine Gründung des<br />
ortsansässigen Hafners Friedrich Nerbel<br />
(1847–1922) im Jahr 1872 zurück.<br />
258<br />
Schon fünf Jahre nach Eröffnung war dessen<br />
»Thonofen und Ornamentengeschäft«<br />
auf der Karlsruher Gewerbeausstellung<br />
vertreten. 1883 präsentierte der aufstrebende<br />
Fabrikant seine Produkte auf der<br />
Weltausstellung in Chicago und wurde mit<br />
einer Preisurkunde ausgezeichnet. 1909<br />
übernahm er die Frankfurter Firma »Hausleiter<br />
&Eisenbeis«, die 1874/75 aus der<br />
Übernahme der Kunsttöpferei Eisenbeis<br />
durch die Nürnberger Ofenmanufaktur<br />
J.F.P. Hausleiter hervorgegangen war. Der<br />
Nürnberger Betrieb galt damals als größter<br />
Produzent von Kachelöfen in Bayern<br />
und besaß Ende des 19. Jahrhunderts vor<br />
allem aufgrund der neuartigen »Füllöfen<br />
mit gusseisernem Einsatz und Kachelbau«<br />
einen guten Ruf, der seinerzeit sogar im<br />
Brockhaus’schen Konversationslexikon<br />
Niederschlag fand. Nun avancierte der<br />
fortan als »Vereinigte Ofenfabriken Nerbel<br />
&Hausleiter GmbH« firmierende Mosbacher<br />
Produzent zu einem der bedeutendsten<br />
Hersteller von Kachelöfen im<br />
Deutschen Reich. Aufgrund der Übernahme<br />
Hausleiter’scher Kachelmodel oder<br />
der Anfertigung von Kopien gingen entsprechende<br />
Öfen in die Mosbacher Produktpalette<br />
ein. Neben Wärmespendern<br />
in historistischer Gestalt zählten solche in<br />
zeitgenössischen Formen des Jugendstils<br />
und des Art Deco zum Sortiment. Bekannt<br />
war die Fabrik zudem für die Herstellung<br />
von Kopien historischer Öfen und Kamine.<br />
Dazu gehören unter anderem der Ochsenfurter<br />
Apostelofen (Inv.Nr. A503) und<br />
der Winterthurer Pfau-Ofen (Inv.Nr.<br />
A1246) des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s.<br />
Zahlreiche historische Gebäude<br />
stattete Nerbel damals mit dieserart Nachbildungen<br />
bzw. historistischen Öfen und<br />
Kaminen aus, etwa die Würzburger Residenz,<br />
Schloss Altenstein bei Meiningen<br />
und mehrere Burgen im Neckartal. Besonders<br />
einträglich war schließlich das Geschäft<br />
mit Kopien frühneuzeitlicher Fayencekrüge,<br />
die zu den unabdingbaren<br />
Utensilien jedes bürgerlichen Haushalts<br />
der Gründerzeit gehörten. In der Zwischenkriegszeit<br />
bereicherten Bau-, Gebrauchs-<br />
und Dekorationskeramik die Produktion.<br />
In diesem Zusammenhang kam<br />
es 1935 zur Übernahme des künstlerisch<br />
ausgerichteten Darmstädter Ateliers »Kallmann<br />
Keramik«. Ab 1937 firmierte der bis<br />
1985 bestehende Betrieb dann als »Mos-
acher Majolika Nerbel &Co. KG«. Bis<br />
2000 wurde er von einem Südtiroler Unternehmer<br />
als »Mosbach Keramik GmbH«<br />
zur Herstellung moderner Kachelöfen und<br />
Kamine weitergeführt. Neben den ins Germanische<br />
<strong>Nationalmuseum</strong> geholten Beständen<br />
des alten Formenlagers gelangten<br />
zahlreiche Objekte ins Stadtmuseum<br />
von Mosbach sowie in Privatbesitz.<br />
Lit.: Claus Pese: Das Nürnberger Kunsthandwerk<br />
des Jugendstils. Nürnberg 1980, S. 151–157.<br />
–René Simmermacher: Ofenfabrik Nerbel –<br />
Mosbacher Majolika 1872–1985. In: Bedeutende<br />
Porzellane und Keramiken. Auktionskat.<br />
Antiquitäten Metz Heidelberg, 24. März 2001.<br />
Heidelberg 2001, S. 209–210. –Volker<br />
Rößner: Der Prunkkachelofen der Firma Hausleiter<br />
im Rathaussaal von Bad Königshofen. In:<br />
Heimat-Jahrbuch des Landkreises Rhön-Grabfeld,<br />
2007, S. 392–411. –Frank Matthias<br />
Kammel: 16 keramische Produkte der Vereinigten<br />
Ofenfabriken Nerbel &Hausleiter GmbH,<br />
Mosbach. In: Anzeiger des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s, 2010, S. 262–267.<br />
a. Ofenkachelform mit der Himmelfahrt<br />
Christi<br />
Inv.Nr. A3953 (Abb. 52). Ofenfabrik Friedrich<br />
Nerbel, Mosbach, letztes Drittel 19. Jahrhundert.<br />
Auf oberer Schmalseite Einritzung »1«. Gips, gegossen.<br />
Zahlreiche Ausbrüche an den Oberkanten,<br />
obere rechte Ecke abgebrochen und wieder<br />
angesetzt. H. 73,5 cm, B. 56,5 cm, T. 10,0 cm.<br />
Abb. 52 Ofenkachelform mit der Himmelfahrt<br />
Christi, Mosbach, letztes Drittel 19. Jh.<br />
Die Form diente zur Herstellung einer<br />
Bildkachel, die die biblische Szene in<br />
einer mit Karyatiden, Maskarons und<br />
Engeln plastisch geschmückten Rundbogenrahmung<br />
abbildet. Es handelt sich um<br />
eine Kopie eines Anfang des 17. Jahrhunderts<br />
von Georg Vest (1586–1638) für<br />
die Nürnberger Ofenwerkstatt Leupold<br />
bossierten Elements, das zu einer Reihe<br />
von Passionskacheln gehörte. Ein Ofen<br />
mit solchen Bildkacheln ist zwar aus der<br />
Spätrenaissance nicht überliefert, doch<br />
werden Einzelkacheln in mehreren Museen<br />
und Sammlungen aufbewahrt. Im<br />
vorletzten Jahrhundert dürften jedoch<br />
noch intakte Heizkörper existiert haben,<br />
die als Vorbilder dienen konnten. Neben<br />
Nerbel fertigten nämlich auch andere<br />
Firmen entsprechende Nachbildungen<br />
an. Das Museum für Angewandte Kunst in<br />
Wien zum Beispiel besitzt die Kopie eines<br />
Ofens, der im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts<br />
in der 1861 gegründeten Nürnberger<br />
Firma C. W. Fleischmann entstand<br />
und im Musterbuch des Unternehmens<br />
abgebildet ist.<br />
b. Form mit der Personifikation Asiens<br />
Inv.Nr. A3943 (Abb. 53). Ofenfabrik Friedrich<br />
Nerbel, Mosbach, letztes Drittel 19. Jahrhundert.<br />
Gips, gegossen. Sichtbare Gussnaht in<br />
Höhe des Halses der Figur, geringfügige Beschädigungen<br />
an den Kanten. H. 66,0 cm,<br />
B. 32,0 cm, T. 8,8 cm.<br />
Das Model für den figürlich gestalteten<br />
Spiegel einer großformatigen Bildkachel<br />
zeigt die mit einem Turban gekrönte und<br />
dem Schriftzug »ASIA.« ausgewiesene<br />
Personifikation des Kontinents Asien. Vermutlich<br />
wurde sie nach einer von Georg<br />
Vest (1586–1638) entworfenen Kachel<br />
aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts<br />
hergestellt. Unglasierte Exemplare<br />
der Kacheln mit Erdteilallegorien des<br />
Nürnberger Bossierers waren bis zum<br />
Zweiten Weltkrieg im Berliner Kunstgewerbemuseum<br />
erhalten, glasierte Stücke<br />
in einem ebenfalls verlorenen Ofen auf<br />
der Nürnberger Kaiserburg verbaut. Weitere<br />
zu unserem Model gehörige Gipsformen<br />
der »AMERICA« und der »AFRICA«<br />
befinden sich im Stadtmuseum Mosbach.<br />
Die Beziehung zu Nürnberger Kacheln<br />
der frühenNeuzeit legt nahe, dass die Formen<br />
erst 1909 aus dem Hausleiter’schen<br />
Bestand in die Mosbacher Fabrik gelang-<br />
259<br />
Abb. 53<br />
Form mit der<br />
Personifikation<br />
Asiens,<br />
Mosbach,<br />
letztes Drittel<br />
19. Jh.<br />
ten oder aber entsprechende Kopien<br />
sind.<br />
c. Ofenkachelform mit dem Bildnis Kaiser<br />
Ferdinands III.<br />
Inv.Nr. A3951 (Abb. 54). Ofenfabrik Friedrich<br />
Nerbel, Mosbach, letztes Drittel 19. Jahrhundert.<br />
Gips, gegossen. Beschädigung an der rechten<br />
Rahmenkante, auf der linken Schmalseite<br />
plastische und auf der oberen Schmalseite<br />
schwarze Stempelung »22«. H. 69,0 cm,<br />
B. 50,0 cm, T. 13,0 cm.<br />
Die mit vier Stückformen ausgestattete<br />
Mantelform diente der Herstellung einer<br />
großformatigen Bildkachel mit dem inschriftlich<br />
bezeichneten Bildnis Kaiser Ferdinands<br />
III. (1608–1657) im strengen Profil,<br />
das einem ovalen, von Ornamentwerk<br />
umgebenen Spiegel eingefügt ist. Das von<br />
einem Lorbeerkranz gekrönte Haupt orientiert<br />
sich wohl an einem Münzbildnis des<br />
Potentaten. Möglicherweise wurde das<br />
von den Ausformungen des Mosbacher<br />
Models kopierte Original vom Nürnberger<br />
Bossierer Georg Vest (1586–1638) geschaffen.<br />
Anzunehmen ist, dass es zu einer<br />
Reihe von Darstellungen frühneuzeitlicher<br />
Kaiser gehörte. Auf jeden Fall entspricht<br />
die mittels des Models zu produzierende<br />
Bildkachel in Form und Größe jenen 1626<br />
entstandenen Porträts Leopold I. und Maximilian<br />
II. am sogenannten Kaiserofen auf<br />
der Nürnberger Burg. Reflektierte die Mosbacher<br />
Form tatsächlich ein historisches
Abb. 54 Ofenkachelform mit dem Bildnis<br />
Kaiser Ferdinands III., Mosbach, letztes<br />
Drittel 19. Jh.<br />
Objekt, könnte dieses allerdings nicht vor<br />
1637, dem Krönungsjahr Ferdinands, entstanden<br />
sein. Insofern besäße der Model<br />
nicht nur die Kultur des 19. Jahrhunderts<br />
betreffenden dokumentarischen Wert.<br />
Spiegelte er nämlich ein frühneuzeitliches<br />
Original, wäre er auch bezüglich der Ikonografie<br />
des frühbarocken Kachelofens<br />
von besonderer Bedeutung. Eine zu unserem<br />
Model gehörende Form mit dem Konterfei<br />
des ab 1612 regierenden Kaisers<br />
Matthias (1557–1619) befindet sich im<br />
Stadtmuseum Mosbach.<br />
d. Ofenkachelform mit Holofernes<br />
Inv.Nr. A3948 (Abb. 55). Ofenfabrik Friedrich<br />
Nerbel, Mosbach, letztes Drittel 19. Jahrhundert.<br />
Gips, gegossen. Geringfügige Beschädigungen<br />
an den Kanten. H. 36,0 cm, B. 24,5 cm,<br />
T. 8,0 cm.<br />
e. Ofenkachelform mit Adonibesek<br />
Inv.Nr. A3949 (Abb. 56). OfenfabrikFriedrich<br />
Nerbel, Mosbach, letztes Drittel 19. Jahrhundert.<br />
Gips, gegossen. Geringfügige Beschädigungen an<br />
den Kanten. H. 36,0 cm, B. 24,5 cm, T. 8,0 cm.<br />
Beide Bildträger zeigen unter einer Bogenstellung,<br />
deren Gewölbegurt mit einem<br />
aus vier Kreisen bestehendenOrnament<br />
geziert ist, Halbfiguren alttestamentlicher<br />
Herrscher. Die Gestalten erscheinen hinter<br />
Balustraden mit Inschriftenmedaillons, die<br />
die Namen der Dargestellten tragen, und<br />
zeigen den aus dem Buch Judith geläufigen<br />
Feldherrn Holofernes als Bärtigen in<br />
der Tracht des mittleren 16. Jahrhunderts<br />
samt Federbarett und Lanze beziehungsweise<br />
den im Buch der Richter erwähnten<br />
König Adonibesek als gerüsteten und gekrönten<br />
Herrscher mit Zepter.<br />
Mittels dieser Formen entstanden Kacheln<br />
für Öfen, die von der Mosbacher<br />
Firma unter der Modellnummer 57 angeboten<br />
wurden und eine Reihe biblischer<br />
Potentaten vorstellten. Sie kopieren ein historisches<br />
Vorbild, das Mitte des 16. Jahrhunderts<br />
in Nürnberg entstanden, aber inzwischen<br />
nicht mehr erhalten ist. Dessen<br />
zeitliche Einordnung wird von einer 1531<br />
datierten Kachel mit dem Bilde Josuas sowie<br />
einem Model mit dem aus dem Buch<br />
Judith bekannten Jephte von 1540 im<br />
Museum für Angewandte Kunst in Wien<br />
fixiert. Die Vorlagen für die <strong>Renaissance</strong>-<br />
Kacheln bildete ein anonymer Nürnberger<br />
Holzschnittzyklus, der mit Versen von Hans<br />
Sachs (1494–1576) unter dem Titel »Die<br />
Ehrenport der zwelff Sieghafften Helden<br />
des alten Testaments« im zweiten Viertel<br />
des 16. Jahrhunderts erschienen war. Ent-<br />
Abb. 55 Ofenkachelform mit Holofernes,<br />
Mosbach, letztes Drittel 19. Jh.<br />
260<br />
sprechende Kacheln wurden damals mit<br />
verschiedenfarbigen Glasuren hergestellt.<br />
Ein Ofen, dessen polygonaler Turm mit<br />
solch bunt glasierten Elementen verkleidet<br />
war, befand sich bis zum Zweiten Weltkrieg<br />
auf der Nürnberger Kaiserburg. Im<br />
Gegensatz zu den Mosbacher Formen<br />
bestanden die Bogenstellungen seiner<br />
Kacheln allerdings, wie übrigens auch die<br />
des Wiener Josua, aus kassettierten Gurtbögen.<br />
Auch eine seit 1874 im Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong> aufbewahrte<br />
Einzelkachel mit dem Bild des Antiochus<br />
(Inv.Nr. A1265) istbuntglasiert. DerFeuerkasten<br />
einesfrüher im MuseumaufgestelltenOfens<br />
(Inv.Nr.A540), derinden<br />
1920erJahrenveräußert wurdeund bisherletztmalig1971imNewYorkerKunsthandel<br />
auftauchte, wardagegen mit<br />
monochrom grün glasiertenBildkacheln<br />
verkleidet,die allesamtdas Brustbild des<br />
Josuatrugen. DieArkaden seiner Kacheln<br />
schmückte dasvon denMosbacher Modeln<br />
bekannteKreisornament.<br />
Da sich diese Kachelmotive großer Beliebtheit<br />
erfreuten, wurden sie vielfach kopiert,<br />
und entsprechende Öfen waren im<br />
16. Jahrhundert über Nürnberg hinaus<br />
weit verbreitet. Welches Ofenexemplar<br />
Abb. 56 Ofenkachelform mit<br />
Adonibesek, Mosbach, letztes Drittel 19. Jh.
für die Herstellung der Mosbacher Replik<br />
benutzt wurde, kann derzeit nicht geklärt<br />
werden. Vermutlich existiert es nicht mehr.<br />
Auf jeden Fall ist die Reproduktion solcher<br />
»altdeutscher« Öfen sprechender<br />
Ausdruck der intensiven Rezeption frühneuzeitlicher<br />
Wohnkultur am Ende des<br />
19. Jahrhunderts. Die aus Gips bestehenden<br />
Probeanfertigungen unserer Kacheln<br />
aus Nerbel’scher Produktion befinden<br />
sich im Stadtmuseum Mosbach.<br />
f. Ofenkachelform mit dem Evangelisten<br />
Markus<br />
Inv.Nr. A3946 (Abb. 57). Ofenfabrik Friedrich<br />
Nerbel, Mosbach, letztes Drittel 19. Jahrhundert.<br />
Gips, gegossen. Bleistiftbez. auf der oberen<br />
Schmalseite »Markus«, am oberen Profil und<br />
auf der unteren Schmalseite in roter Farbe<br />
»MARKUS«, rechte Schmalseite gestempelt<br />
»779«. Geringfügige Beschädigungen an den<br />
Kanten. H. 31,0 cm, B. 22,0 cm, T. 10,0 cm.<br />
g. Ofenkachelform mit dem Evangelisten<br />
Johannes<br />
Inv.Nr. A3947 (Abb. 58). Ofenfabrik Friedrich<br />
Nerbel, Mosbach, letztes Drittel 19. Jahrhundert.<br />
Gips, gegossen. Bez. an unterer Schmalseite<br />
und Front oben mit roter Farbe »Johannes«,<br />
Geringfügige Beschädigungen an den Kanten.<br />
H. 33,0 cm, B. 24,0 cm, T. 7,0 cm.<br />
Abb. 57 Ofenkachelform mit dem<br />
Evangelisten Markus, Mosbach,<br />
letztes Drittel 19. Jh.<br />
Abb. 59 Zehn Ofenkachelmuster mit Apostelfiguren, Mosbach, letztes Drittel 19. Jh.<br />
Die Bildfelder in profilierten Rahmen<br />
zeigen die beiden nimbierten, frontal in<br />
einer aus schlanken Säulen gebildeten<br />
Bogenstellung stehenden Figuren mit<br />
Büchern und ihren üblichen Tierattributen,<br />
Abb. 58 Ofenkachelform mit dem<br />
Evangelisten Johannes, Mosbach,<br />
letztes Drittel 19. Jh.<br />
261<br />
Löwe und Adler. Unterhalb des Arkadenbogens<br />
laufen gefaltete Spruchbänder<br />
mit der Bezeichnung der Dargestellten in<br />
Majuskeln. Die Zwickel oberhalb der<br />
Wölbung werden von stilisierten Blättern<br />
ausgefüllt. Der entsprechende Ofen zeigte<br />
vermutlich einen Rapport aus Kacheln<br />
mit Relieffiguren der vier Evangelisten. Ein<br />
Gipsmuster der Johannes-Kachel wird im<br />
Stadtmuseum Mosbach aufbewahrt.<br />
h. Zehn Ofenkachelmuster mit Apostelfiguren<br />
Inv.Nr. A3954a–k (Abb. 59). Ofenfabrik Friedrich<br />
Nerbel, Mosbach, letztes Drittel 19. Jahrhundert.<br />
Gips, gegossen, rückseitig jeweils<br />
lochartige Eintiefung. H. je 27,5 cm, B. je<br />
19,0 cm, T. zwischen 7,0 und 8,0 cm.<br />
Die zehn Musterkacheln bilden unter<br />
Bogenstellungen, die denen der beiden<br />
zuvor vorgestelltenModel mit den<br />
Evangelisten Markus und Johannes<br />
(Inv.Nr. A3946und 3947) formal entsprechen,<br />
dieanden geläufigenAttributen<br />
identifizierbaren Jünger Petrus, Paulus,<br />
Andreas,Bartholomäus,Jacobus major,<br />
Philippus,Simon Zelotes undThomasab.<br />
AlsTeile eineraus mindestenszwölf Elementen<br />
bestehendenReihe repräsentieren<br />
sieeinen historistischen»Apostelofen«, dessenKacheln<br />
an Vorbildernaus derMitte<br />
des16. Jahrhunderts orientiertsind.
i. Ofenkachelform mit der Personifikation<br />
der Caritas<br />
Inv.Nr. A3952 (Abb. 60). Ofenfabrik Friedrich<br />
Nerbel, Mosbach, um 1900. Gips, gegossen,<br />
rückseitig oval vertieft. Ecken sowie obere<br />
Kanten geringfügig beschädigt. H. 84,0 cm,<br />
B. 46,5 cm, T. 18,0 cm.<br />
Die mit acht Stückformen ausgelegte<br />
Mantelform gibt die in einer Bogenstellung<br />
mit Muschelkalotte stehende Personifikation<br />
der Caritas wieder. Sie erscheint<br />
als in antikische Gewänder gekleidete<br />
Frauenfigur mit zwei Kleinkindern.<br />
Während sie einen Säugling auf dem<br />
rechten Arm trägt, schmiegt sich ein<br />
größerer Knabe an ihren linken Oberschenkel.<br />
In vereinfachter Form kopiert<br />
die mit diesem Model herzustellende Bildkachel<br />
eine von Carl Hammer (1845–<br />
1897) um 1895 entworfene Nischenkachel<br />
mit vollplastischer Figur, die zur keramischen<br />
Haut eines prunkvollen, in der<br />
Nürnberger Ofenfabrik J.F.P. Hausleiter<br />
hergestellten Ofens im Stil der Neore-<br />
Abb. 60 Ofenkachelform mit der Personifikation<br />
der Caritas, Mosbach, um 1900<br />
naissance gehörte. Der damalige Direktor<br />
der Nürnberger Kunstgewerbeschule hatte<br />
seinem Entwurf die Personifikation der<br />
Caritas zugrunde gelegt, die den 1589<br />
von Benedikt Wurzelbauer (1548–<br />
1620) gegossenen Tugendbrunnen an<br />
der Nürnberger Lorenzkirche ziert. Der<br />
Prototyp des aus blau-weiß glasierten und<br />
mit Goldhöhungen versehenen Kacheln<br />
bestehenden Ofens der Nürnberger Firma<br />
Hausleiter war 1896 auf der 2. Bayerischen<br />
Landes-Industrie-, Gewerbe- und<br />
Kunstausstellung in Nürnberg gezeigt<br />
worden. Ein zweites Exemplar wurde<br />
1897/98 im Auftrag von Reichsrat Oskar<br />
von Deuster (1835–1904) für Schloss<br />
Ditterswind (Lkr. Haßberge), heute im Rathaussaal<br />
von Bad Königshofen, angefertigt.<br />
Für die Produktion der Mosbacher<br />
Ofenfabrik schuf man vermutlich in jener<br />
Zeit eine weniger aufwendige und weniger<br />
kostspielige Variante, zu der unsere<br />
Form gehört. Es ist anzunehmen, dass die<br />
entsprechende Nischenkachel gemeinsam<br />
mit fünf weiteren Tugendallegorien –<br />
Gerechtigkeit, Tapferkeit, Glaube, Hoffnung<br />
und Geduld –den Unterbau des<br />
turmartigen Heizkörpers schmückte.<br />
k. Innenbild einer Ofenkachelform mit Ceres<br />
Inv.Nr. A3950 (Abb. 61). Ofenfabrik Friedrich<br />
Nerbel, Mosbach, Ende 19. Jahrhundert. Gips,<br />
gegossen. Vordere Unterkante geringfügig beschädigt.<br />
H. 44,5 cm, B. 24,5 cm, T. 5,0 cm.<br />
Das hochrechteckige, von einem Rundbogen<br />
überfangene Bildfeld, das den Spiegel<br />
einer großformatigen Ofenkachel bildet,<br />
wird fast vollkommen von der frontal<br />
positionierten Gestalt der römischen Göttin<br />
des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit<br />
ausgefüllt. Zu ihren Füßen sprießen krautiges<br />
Pflanzenwerk und Getreide. Ein<br />
Ährenkranz schmückt ihr Haupt, dessen<br />
Haar zu langen Zöpfen geflochten ist. Ihr<br />
Gewand umschlingt den Leib und reicht<br />
bis in Knöchelhöhe, bedeckt jedoch Brust<br />
und Schultern nicht. In der Rechten trägt<br />
sie ein mit Früchten, Blüten und Ähren üppig<br />
bestücktes Füllhorn, in der Linken eine<br />
Sichel.<br />
l. Drei Formen für Innenbilder von Kacheln<br />
mit antiken Göttinnen<br />
Inv.Nr. A3955a–c (Abb. 62). Ofenfabrik Friedrich<br />
Nerbel, Mosbach, Ende 19. Jahrhundert.<br />
Gips, gegossen. H. 20,0/20,3/21,0 cm,<br />
B. 9,5/12,0/9,8 cm, T. 4,4/4,4/4,0 cm.<br />
262<br />
Abb. 61<br />
Innenbild<br />
einer Ofenkachelform<br />
mit Ceres,<br />
Mosbach,<br />
Ende<br />
19. Jh.<br />
Die drei Formen bestehen aus hochformatigen,<br />
oben mit rundbogigen Abschlüssen<br />
versehenen Feldern, die stehende<br />
weibliche Gewandfiguren zeigen.<br />
Aufgrund der Attribute sind sie als die<br />
antiken Göttinnen Minerva, Juno und<br />
Venus zu identifizieren. Daher ist anzunehmen,<br />
dass sie Teile eines Parisurteils<br />
waren. Die Figuren scheinen an Gestalten<br />
der Nürnberger Ofenhafnerei des<br />
zweiten Viertels des 16. Jahrhunderts<br />
orientiert zu sein. Direkte Vorbilder ließen<br />
sich bisher aber nicht nachweisen. Vermutlich<br />
bildeten die mittels dieser Formen<br />
hergestellten und mit architektonischen<br />
Rahmungen versehenen Kacheln Teile<br />
»altdeutscher« Öfen mit einem auf die<br />
antike Mythologie rekurrierenden Bildprogramm.<br />
Abb. 62 Drei Formen für Innenbilder<br />
von Kacheln mit antiken Göttinnen,<br />
Mosbach, Ende 19. Jh.
m. Ofenkachelform mit Abrahams Opfer<br />
Inv.Nr. A3944 (Abb. 63). Ofenfabrik Friedrich<br />
Nerbel, Mosbach, Ende 19. Jahrhundert. Gips,<br />
gegossen, Schellacküberzug. Geringfügige<br />
Beschädigungen an den Kanten. H. 42,0 cm,<br />
B. 35,0 cm, T. 10,0 cm.<br />
In einen profilierten Kasten ist eine Rundbogenrahmung<br />
eingestellt, die aus Pilastern<br />
mit vorgeblendeten Säulen besteht,<br />
jedoch von Ornamentwerk und Figuren<br />
fast vollkommenverdeckt wird. Während<br />
vor den Basen Putti sitzen und vor den vertikalen<br />
Elementen Engel mit Leidenswerkzeugen<br />
positioniert sind, erheben sich auf<br />
den Kapitellen Kinderengel mit Füllhörnern.<br />
Vor dem Bogenscheitel schwebt eine<br />
nimbierte, den Heiligen Geist symbolisierende<br />
Taube. In dem so begrenzten Bildfeld<br />
ist auf ungewöhnliche, allerdings seit<br />
der frühen Neuzeit mehrfach bezeugte<br />
Weise das retardierende Moment der im<br />
alttestamentlichen Buch Genesis (22,1–19)<br />
erzählten Opferung des Isaak geschildert.<br />
Während der Knabe mit gebundenen<br />
Händen auf dem Altar liegt und Abraham<br />
mit einer Pistole auf den Sohn zielt, kommt<br />
Rettung in Gestalt eines Engels. Das geflügelte,<br />
fast horizontal in der Luft schwebende<br />
Wesen uriniert auf das Zündschloss<br />
der Feuerwaffe. Eine Inschrift auf der<br />
Altarstufekommentiert das Geschehen<br />
mit einem Abraham in den Mund gelegten<br />
Anruf Gottes: »Den Sohn den ich Dir<br />
Abb. 63 Ofenkachelform mit Abrahams<br />
Opfer, Mosbach, Ende 19. Jh.<br />
nicht opfern kontst/ der engel mir aufs<br />
Zündloch Brunst.« Die architektonische<br />
Rahmung entspricht süddeutschen Kacheln<br />
der Zeit um 1600 und kopiert vermutlich<br />
ein bisher nicht nachgewiesenes Vorbild.<br />
In Mosbach wurde sie zudem für eine<br />
Serie der vier Evangelisten verwendet.<br />
Eine entsprechende Folge bunt glasierter<br />
Kacheln besitzt das Mosbacher Stadtmuseum<br />
(Inv.Nr. K1085–1088).<br />
n. Innenbild einer Ofenkachelform<br />
mit tanzender Mänade<br />
Inv.Nr. A3957 (Abb. 64). Ofenfabrik Friedrich<br />
Nerbel, Mosbach, um 1900. Gips, gegossen.<br />
H. 42,0 cm, B. 23,5 cm, T. 5,0 cm.<br />
Im hochrechteckigen Bildfeld bewegt<br />
sich die Mänade, eine mythische Gestalt<br />
sprudelnder Lebenskraft aus dem Gefolge<br />
des griechischen Gottes Dionysos,<br />
tänzelnden Schrittes nach rechts. Effektvoll<br />
ist der ums Gesäß eng anliegende,<br />
den Körper ansonsten schwungvoll umwehende<br />
Chiton über der Hüfte gegürtet<br />
und wirft einen malerischen Kolpos. Zurückgelehnte<br />
rechte Schulter und rechte<br />
Brust bedeckt das Kleidungsstück nicht.<br />
In der Rechten trägt die Figur den Körper<br />
einer in Ekstase getöteten und zerstückelten<br />
Ziege. In der Hand des linken Arms,<br />
den sie über den von einer Haube bedeckten<br />
Kopf hebt, hält sie einen Stab.<br />
Die Gipsform kopiert ein im Britischen<br />
Museum in London aufbewahrtes attisches<br />
Marmorrelief des späten 5. Jahrhunderts<br />
v.Chr. und wurde sicherlich mittels eines<br />
entsprechenden Gipsabgusses angefertigt.<br />
Gekonnte Schilderung des attraktiven<br />
Körpers und äußerst dekorative<br />
Gewandkomposition des antiken Bildwerks<br />
kamen zeitgenössischen künstlerischen<br />
Vorstellungen um 1900 ebenso<br />
entgegen wie damals vielfach reflektierte<br />
erotische Männerphantasien von der<br />
»femme fatale«. Die entsprechende<br />
Kachel war möglicherweise bildhafter<br />
Solitär im Korpus eines Wärmespenders,<br />
der sich folglich besonders zur Ausstattung<br />
von Salons und Herrenzimmern<br />
eignete.<br />
o. Ofenkachelform mit der Figur Eberhards<br />
von Gemmingen<br />
Inv.Nr. A3956 (Abb. 65). Ofenfabrik Friedrich<br />
Nerbel, Mosbach, wohl 1901. Gips, gegossen.<br />
Ausbruch an der linken Kante. H. 56,6 cm,<br />
B. 35,5 cm, T. 4,0 cm.<br />
263<br />
Abb. 64<br />
Innenbild<br />
einer<br />
Ofenkachelform<br />
mit tanzender<br />
Mänade,<br />
Mosbach,<br />
um 1900<br />
Unter einem von zwei Schraubensäulen<br />
getragenen Bogen zeigt die großformatige<br />
Bildkachel einen auf dem Fußbalken<br />
als Eberhard von Gemmingen bezeichneten<br />
Ritter, der einen brusthohen, auf dem<br />
Abb. 65 Ofenkachelform mit Eberhard<br />
von Gemmingen, Mosbach, 1901 (?)
Boden abgestellten Schild und die Stange<br />
eines Banners hält. Der Model war<br />
nach der über der Fahne prangenden<br />
Jahreszahl vermutlich für die Kachel eines<br />
1901 geschaffenen Ofens bestimmt.<br />
Die Blasonierung des Wappens der von<br />
Gemmingen, zwei goldene Balken auf<br />
Blau, ist in der Form linierter und punzierter<br />
Streifen angegeben. Mit dem Dargestellten<br />
ist wohl jener Eberhard gemeint,<br />
der 1427 bis 1501 lebte und die dritte<br />
Linie des einst reichsunmittelbaren Rittergeschlechts<br />
begründete, die später Burg<br />
Hornberg bei Neckarzimmern als ihren<br />
Sitz wählte. Die Ritterfigur zeigt eine<br />
typische Gestalt des Historismus, die sich<br />
wie die architektonische Rahmung, ein<br />
Arkadenbogen mit geflügelten Puttenköpfen<br />
in den Zwickeln und einem Granatapfel<br />
über dem Scheitel, an Motiven<br />
der <strong>Renaissance</strong> orientiert. Diesbezüglich<br />
beispielhaft ist eine im Rheinland entstandene,<br />
seit 1873 im Besitz des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s befindliche<br />
Kachel aus der Zeit um 1570 (Inv.Nr.<br />
A1179), die einen Geharnischten mit<br />
Wappenschild und Fahne unter einer<br />
Bogenstellung abbildet.<br />
p. Ofenkachelform mit Schütze<br />
Inv.Nr. A3961 (Abb. 66). Vereinigte Ofenfabriken<br />
Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />
1910/20. Gips, gegossen. Stempelung auf der<br />
unteren Schmalseite »121«, Einritzungen »12«<br />
und »Schütze«. Größere Ausbrüche an der<br />
oberen und der linken Vorderkante. H. 27,0 cm,<br />
B. 27,0 cm, T. 5,5 cm.<br />
q. Musterkachel mit Zwilling<br />
Inv.Nr. A3962 (Abb. 67). Vereinigte Ofenfabriken<br />
Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />
1910/20. Gips, gegossen. H. 23,5 cm,<br />
B. 23,5 cm, T. 7,6 cm.<br />
Die beiden Stücke, Form und Musterkachel,<br />
vertreten einen Ofen, dessen äußere<br />
Verkleidung den Tierkreis visualisierte.<br />
Den quadratischen Kacheln war ein kreisrundes,<br />
konkav vertieftes und von einem<br />
Taustab gerahmtes Bildfeld eingeschrieben,<br />
das jeweils ein Sternzeichen zeigte.<br />
Während unsere Form den »Schützen« in<br />
Gestalt eines auf einer langgezogenen<br />
Fußplatte knienden Bogenschützen mit einem<br />
gamsbartgeschmückten Hut wiedergibt,<br />
wird der »Zwilling« von einem Paar<br />
nackter Knaben repräsentiert. Diese, auf<br />
in der Höhe versetzte und somit Tiefen-<br />
räumlichkeit suggerierende Plinthen positioniert,<br />
sind als einander an den Händen<br />
haltende und ihre Gesichter zuwendende<br />
Frontal- bzw. Rückenfigur dargestellt, wobei<br />
die letztere einen Blütenstängel hält.<br />
Die Bezeichnung der Kachelform des<br />
Schützen legt nahe, dass der entsprechende<br />
Wärmespender unter der Modellnummer<br />
121 geführt wurde. Öfen aus<br />
derartigen Kacheln waren typische Produkte<br />
der Zwischenkriegszeit. Nach dem<br />
Ende des Ersten Weltkriegs bevorzugte<br />
man im Gegensatz zu den nun geschmähten<br />
historistischen »Ofenungeheuern«<br />
Heizkörper, die sich in Dimension<br />
wie Schmuck durch einfache Gediegenheit<br />
auszeichneten. Im Gegensatz zum<br />
vorher beliebten geometrischen Ornament,<br />
aufwendigen Gesimsen und Aufsätzen<br />
bildeten jetzt oft nur einzelne Bildkacheln<br />
den belebenden Akzent der<br />
streng und schlicht konturierten Korpora.<br />
r. Ofenkachelform mit Musikanten<br />
Inv.Nr. A3963 (Abb. 68). Vereinigte Ofenfabriken<br />
Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />
1925/1930. Gips, gegossen. H. 27,0 cm,<br />
B. 27,0 cm, T. 6,0 cm.<br />
s. Ofenkachelform mit Bäuerin<br />
Inv.Nr. A3966 (Abb. 69). Vereinigte Ofenfabriken<br />
Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />
1925/1930. Gips, gegossen. Oberfläche<br />
vom Tonschlicker teilweise rötlich verfärbt.<br />
H. 27,5 cm, B. 15,0 cm, T. 5,0 cm.<br />
t. Musterkachel mit Holzfäller<br />
Inv.Nr. A3972 (Abb. 70). Vereinigte Ofenfabriken<br />
Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />
1925/1930. Gips, gegossen. Untere Schmalseite<br />
schwarz gestempelt »5407A«. H. 27,5 cm,<br />
B. 26,0 cm, T. 5,2 cm.<br />
u. Ofenkachelform mit Kellner<br />
Inv.Nr. A3965 (Abb. 71). Vereinigte Ofenfabriken<br />
Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />
1925/1930. Gips, gegossen. Ritzung auf der<br />
unteren Schmalseite »158k«. H. 27,0 cm,<br />
B. 27,0 cm, T. 5,0 cm.<br />
v. Ofenkachelform mit Sämann<br />
Inv.Nr. A3967 (Abb. 72). Vereinigte Ofenfabriken<br />
Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />
1925/1930. Gips, gegossen. Ritzung auf der<br />
unteren Schmalseite »158e«. H. 27,0 cm,<br />
B. 27,0 cm, T. 5,0 cm.<br />
Die zwei Formen mit Musikanten und<br />
Bäuerin sowie die Musterkachel mit<br />
Holzfäller repräsentieren einen von der<br />
Mosbacher Firma wohl in der Zwischen-<br />
264<br />
kriegszeit kreierten und unter der Modellnummer<br />
»5407« produzierten Ofen mit<br />
profiliert gerahmten Kacheln, dessen Dekor<br />
aus volkstümlich aufgefassten Figuren<br />
beziehungsweise Szenen bestand. Unsere<br />
Exemplare geben zwei auf einer rustikalen<br />
Holzbank sitzende, mit Kontrabass<br />
und Akkordeon offenbar hingebungsvoll<br />
musizierende Musikanten wieder, eine<br />
Bäuerin mit aufgestelltem Rechen und<br />
Wasserkrug sowie einen Holzfäller, der<br />
in einer aus einzelnen Nadelbäumen angedeuteten<br />
Waldlandschaft im Begriff ist,<br />
mit seinem Werkzeug einen bereits entästeten<br />
Stamm zu Fall zu bringen.<br />
Die beiden Model mit Kellner und Sämann<br />
gehörten zum Formenbestand für<br />
den Ofen mit der Modellnummer »158«,<br />
dessen keramische Verkleidungselemente<br />
vor weitgehend leere Fonds gesetzte Figuren<br />
trugen. Solitär stehen die Gestalten<br />
mit aussagekräftigen Attributen respektive<br />
in sprechender Haltung in den ungerahmten<br />
quadratischen Bildfeldern. So eilt ein<br />
Kellner im Frack mit beflissen vorgebeugtem<br />
Oberkörper und fliegenden Schößen<br />
souverän eine Platte mit einer dampfenden<br />
Schweinshaxe balancierend seinen<br />
Gästen entgegen. Und kräftig schreitet<br />
ein Landmann über einen mittels dreier<br />
Schollen stilisierten Acker und wirft das in<br />
seinem Brustsack geborgene Saatgut mit<br />
ausholender Geste über das Feld. Offenbar<br />
zeigte die Außenhaut des Ofens also<br />
verschiedene Berufe und repräsentiert<br />
hinsichtlich Ikonografie und formaler Ausprägung<br />
der Bildgestalten den Heimatstil.<br />
Zwar gehörte der Sämann bereits seit<br />
dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts<br />
zu beliebten den tätigen, bodenständigen<br />
Menschen schildernden Motiven in der<br />
bildenden Kunst, doch erlangte er vor<br />
allem nach dem Ersten Weltkrieg als Metapher<br />
des seiner Heimat verpflichteten<br />
Schaffenden besondere metaphorische<br />
Bedeutung. Man denke etwa an die Ein-<br />
Schilling-Münze der 1918 gegründeten<br />
Republik Österreich mit dem entsprechenden<br />
Bild.<br />
w. Musterkachel mit Rebhühnern<br />
Inv.Nr. A3970 (Abb. 73). Vereinigte Ofenfabriken<br />
Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />
1930. Gips, gegossen, Vorderseite ocker lasiert.<br />
Rechte Schmalseite schwarz gestempelt »180«,<br />
Bleistiftbez. untere Schmalseite »180d«.<br />
H. 27,0 cm, B. 27,0 cm, T. 3,5 cm.
x. Musterkachel mit Fisch<br />
Inv.Nr. A3971 (Abb. 74). Vereinigte Ofenfabriken<br />
Nerbel &Hausleiter, Mosbach, um<br />
1930. Gips, gegossen, Vorderseite ocker lasiert,<br />
obere und rechte Schmalseite schwarz gestempelt<br />
»180«, Bleistiftbez. auf linker Schmalseite<br />
»k«. H. 27,0 cm, B. 27,0 cm, T. 3,5 cm.<br />
Die beiden Musterkacheln, die einen stilisierten,<br />
vor einer Wasserpflanze diago-<br />
Abb. 66 Ofenkachelform mit Schütze,<br />
Mosbach, um 1910/1920<br />
Abb. 69 Ofenkachelform mit Bäuerin,<br />
Mosbach, um 1925/1930<br />
Abb. 72 Ofenkachelform mit Sämann,<br />
Mosbach, um 1925/1930<br />
nal nach links unten schwimmenden Fisch<br />
mit Luftblasen beziehungsweise drei in einem<br />
von Halmen und Grasbüscheln angedeuteten<br />
Feld Futter suchende Rebhühner<br />
abbilden, vertreten einen Ofen mit<br />
Tierdarstellungen. Die neben der Modellnummer<br />
aufgetragenen Bezeichnungen<br />
mit Kleinbuchstaben legen nahe, dass<br />
dafür Kacheln mit mindestens elf unter-<br />
Abb. 67 Musterkachel mit Zwilling,<br />
Mosbach, um 1910/1920<br />
Abb. 70 Musterkachel mit Holzfäller,<br />
Mosbach, um 1925/1930<br />
Abb. 73 Musterkachel mit Rebhühnern,<br />
Mosbach, um 1930<br />
265<br />
schiedlichen Motiven gefertigt wurden.<br />
Lit.: Unpubliziert.<br />
Erworben aus der Konkursmasse der<br />
Firma »Mosbach Keramik GmbH«, Mosbach,<br />
mittels einer Spende von Florian<br />
Eitle-Böhler, Starnberg<br />
Frank Matthias Kammel<br />
Abb. 68 Ofenkachelform mit Musikanten,<br />
Mosbach, um 1925/1930<br />
Abb. 71 Ofenkachelform mit Kellner,<br />
Mosbach, um 1925/1930<br />
Abb. 74 Musterkachel mit Fisch,<br />
Mosbach, um 1930
Xylophon<br />
Inv.Nr. MI 960 (Abb. 75). Otto Seele, Leipzig,<br />
um 1900. Schlagstempel auf einem der Klangstäbe<br />
»O. Seele/Leipzig«. Tonumfang zwei Oktaven<br />
und eine Sexte e–c. Tropenholz (Palisander?),<br />
Holz, Schnur, Metall, Stroh, mit Koffer.<br />
L. 62,0 cm, B. 97,0 cm, Stab L. 35,6–13,3 cm,<br />
Stab B. 2,9 cm, größte Stabstärke 2,0 cm.<br />
Das Xylophon, dessen Ursprung in Asien<br />
und Afrika liegt, ist in Europa bereits seit<br />
dem 16. Jahrhundert unter den Namen<br />
»hölzernes Gelächter« und »Strohfiedel«<br />
nachgewiesen. Im Lauf des 19. Jahrhunderts<br />
fand es Eingang in europäische Orchesterwerke.<br />
Es wurde teilweise als<br />
klangliche Kuriosität eingesetzt, wie in<br />
Camille Saint-Saëns’ »Le carnaval des<br />
animaux«, in dem der prominente Einsatz<br />
des Xylophons im Auftritt der »Fossiles«<br />
begründet liegt. Die Einbindung des Xylophons<br />
in Werke europäischer Orchestermusik<br />
ist aber auch im Zusammenhang<br />
mit einer allmählichen Erweiterung und<br />
Aufwertung des Schlagwerks zu Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts zu sehen.<br />
Heutige Orchester-Xylophone sind in der<br />
Regel einer Klaviatur entsprechend angeordnet:<br />
Sie sind zweireihig aufgebaut, wobei<br />
die vordere Reihe den weißen und die<br />
hintere Reihe den schwarzen Tasten der<br />
Klaviatur entspricht. Die Klangstäbe zeigen<br />
mit der kurzen Seite zum Spieler. Bis weit<br />
ins 20. Jahrhundert hinein war jedoch die<br />
Form des hier vorliegenden Instruments in<br />
Gebrauch, bei dem die Stäbe in vier miteinander<br />
verzahnten Reihen gruppiert und<br />
auf umwickelte Strohrollen gelegt werden.<br />
Hier sind die Klangstäbe mit der breiten<br />
Seite zum Spieler ausgerichtet. Die beiden<br />
mittleren Reihen der mit Tonbuchstaben bezeichneten<br />
Stäbe bilden im Wesentlichen<br />
eine G-Dur-Tonleiter, die anderen Stäbe er-<br />
gänzen die G-Dur-Skala chromatisch. Einige<br />
Töne sind doppelt vertreten, um ein einfacheres<br />
Spiel zu ermöglichen.<br />
Ein ähnliches Instrument (Inv.Nr. MIR<br />
514) befindet sich bereits in der Sammlung<br />
Rück im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />
Jenes ist allerdings aus Fichte gefertigt<br />
und stammt aus dem Zillertal. Das neu<br />
erworbene Instrument aus Leipzig zeugt<br />
vom geografisch weit verbreiteten Gebrauch<br />
des Instrumententyps. Überdies<br />
stammt es mit Otto Seele (tätig um 1900)<br />
von einem Instrumentenbauer, der sich mit<br />
einer »Schule für Xylophon« und einem<br />
»Album für Xylophon« um und nach<br />
1900 für dieses Instrument einsetzte.<br />
Lit.: David P. Eyler: Early Development of the Xylophone<br />
in Western Music. In: Percussive Notes,<br />
41, 2003, H. 6, S. 42–44. –Avgerinos Gerassimos:<br />
Handbuch der Schlag- und Effektinstrumente.<br />
Ein Wegweiser für Komponisten, Dirigenten,<br />
Musiker und Instrumentenbauer. Frankfurt a.M.<br />
1967, S. 205. –Lois Ann Andersson u.a.: Xylophone.<br />
In: New Grove Dictionary of music and<br />
musicians, Bd. 27. Hrsg. von Stanley Sadie.<br />
2. Aufl. London/New York 2001, S. 618–629.<br />
–Gerhard Kubik/Gretel Schwörer-Kohl: Xylophon.<br />
In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart,<br />
Sachteil, Bd. 9. Hrsg. von Ludwig Finscher.<br />
2. Aufl. Kassel/Weimar u.a. 1998, Sp. 2099–<br />
2122, bes. Sp. 2099–2100.<br />
Erworben aus Privatbesitz<br />
Katharine Leiska<br />
Lebkuchendose<br />
Inv.Nr. VK 4263 (Abb. 76). Fa. Felix Lasse,<br />
Leipzig, um 1900. Weißblech, Lithographie,<br />
geprägt. H. 12,5 cm, Dm. 12,0 cm.<br />
In der Sammlung Volkskunde des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s befinden sich<br />
zahlreiche Dosen Nürnberger Lebkuchen-<br />
266<br />
Abb. 75<br />
Xylophon, Leipzig,<br />
um 1900<br />
Abb. 76 Lebkuchendose, Fa. Felix Lasse,<br />
Leipzig, um 1900<br />
fabrikanten. Darauf sind in erster Linie<br />
Motive mit Nürnberg-Bezug zu sehen, so<br />
etwa historische Persönlichkeiten oder<br />
Stadtansichten. Die hier vorgestellte Lebkuchendose<br />
der Firma F.G. Metzger zeigt<br />
jedoch Motive aus Oberbayern. Die runde<br />
Schmuckdose ist mit Prägungen und<br />
Lithographien verziert. Auf dem Deckel<br />
sind Goldmedaillen der Bayerischen<br />
Landes-Gewerbe-Ausstellungen in Nürnberg<br />
von 1882 und 1896 wiedergegeben.<br />
Im Jahr 1906 fand eine weitere Schau<br />
statt, bei der die Metzger’schen Lebkuchen<br />
erneut prämiert wurden. Folglich kann die<br />
Dose auf die Zeit um 1900 datiert werden.<br />
Sie weist ein florales Dekor auf, bestehend<br />
aus Edelweiß und Alpenröschen<br />
sowie einem dunklen Gehölz auf beigefarbenem<br />
Grund. Die Pflanzen fassen<br />
jeweils vier Illustrationen ein, von denen<br />
jede eine Bildunterschrift in Form eines<br />
geschwungenen Banners besitzt.<br />
Die Dose zeigt vier Darstellungen: den<br />
Blick über Berchtesgaden mit dem Watzmann,<br />
den Königssee, eine Sennerin und<br />
einen Lederhosen tragenden Mann mit<br />
der Aufschrift »Juchhe! wieder auf der<br />
Alm«. Der Stülpdeckel trägt den Schriftzug<br />
der Firma F.G. Metzger und die<br />
Fabrikmarken, die als Gütezeichen die<br />
Echtheit des Inhaltes zertifizieren.<br />
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts nahm<br />
die Industrialisierung in der Nürnberger<br />
Lebkuchenherstellung einen Aufschwung.
Etwa 1840 wurde bei Heinrich Häberlein<br />
die erste Dampfmaschine eingesetzt, es<br />
folgten F.G. Metzger und F. Ad. Richter.<br />
Damit begann die Massenproduktion der<br />
Nürnberger Lebkuchen. Zugehörige Dosen<br />
aus Weißblech kamen um 1870 auf. Hersteller<br />
des vorgestellten Stücks ist die Blechemballagenfabrik<br />
Felix Lasse Leipzig.<br />
Verpackungen zeigen exemplarisch die<br />
Übernahme zeitgenössischer Gestaltungsmöglichkeiten<br />
im Kontext der Massenproduktion.<br />
Zudem sind sie ein wichtiges Mittel<br />
zur Etablierung von Markenprodukten,<br />
da sie als Werbeträger dienen. Die Verpackung<br />
wird genutzt, um dem Verbraucher<br />
zu signalisieren, welche Qualitäten<br />
das von ihm erworbene Produkt auszeichnen.<br />
Durch die hochwertige und verzierte<br />
Blechverpackung, die Bezeichnung »Feine<br />
Elisenlebkuchen« und die abgebildeten<br />
Medaillen der Gewerbeausstellungen<br />
1882 und 1896 sowie die Information<br />
über die Firma Metzger als »Königl.<br />
Bayerischer Hof-Lebkuchen- u. Chocolade-<br />
Fabrikant« soll das Produkt aus der Menge<br />
ähnlicher Waren hervorgehoben werden.<br />
Weiterhin findet sich mit den Alpen ein<br />
im 19. Jahrhundert beliebtes Motiv auf der<br />
Dose. Ausgelöst durch das Interesse Münchner<br />
Landschaftsmalerund Reiseschriftsteller<br />
entwickelte sich Oberbayern zu einem<br />
beliebten Urlaubsziel. Auch der Blick<br />
auf Land und Leute wurde so gelenkt; hier<br />
waren es unter anderem die Musik, vor<br />
allem das Zitherspiel und das Jodeln, die<br />
Tracht und die Einsamkeitder Alm, die die<br />
städtische Bevölkerung faszinierten. Dabei<br />
handelte es sich jedoch nur um vermeintlich<br />
authentische Eindrücke vom Alpenland.<br />
In dieser Zeit liegt auch die Geburtsstunde<br />
des stereotypen, bis heute im Inund<br />
Ausland dargestellten Bayernbildes –<br />
und die Bildsprache der hier vorgestellten<br />
Lebkuchendose. So lässt sich an der Dose<br />
durchaus eine Umsetzung eines aktuellen<br />
Zeitgeschmacks ablesen.<br />
Lit.: Unpubliziert. –Weiterführend vgl. Bernward<br />
Deneke: Alte Verpackungen als Sammlungsgegenstand.<br />
Zu einer Blechdose der Firma Haeberlein,<br />
Nürnberg. In: MonatsAnzeiger, 91, 1988,<br />
H. 10, S. 72–727. –Das Nürnberger<br />
Lebkuchenbuch. Hrsg. von Jürgen Franzke.<br />
Nürnberg 2008.<br />
Geschenk von Erwin Neupert, Nürnberg<br />
Svenja Gierse<br />
Medaillen auf das<br />
Deutsche Kaiserreich<br />
a. Schießübung in Qingdao<br />
Inv.Nr. Med 14990 (Abb. 77). Anonym, Qingdao,<br />
1906. Messing, gegossen mit Gravur.<br />
H. 29,5 mm, max. Dm. 64,0 mm, 336,0 g.<br />
Qingdao (Tsingtau) war die Hauptstadt<br />
des 552 Quadratkilometer großen Pachtgebiets<br />
Jiaozhou (Kiautschou) an der chinesischen<br />
Ostküste, das zwischen 1898<br />
und 1914 von der deutschen Marine als<br />
Flottenstützpunkt genutzt wurde. International<br />
bekannt ist die Stadt nicht zuletzt<br />
durch den Markennamen Tsingtao geworden:<br />
Dieser Bierhersteller, der heute<br />
zu den größten der Welt zählt, geht auf<br />
die seinerzeit von deutschen Siedlern gegründete<br />
Germania-Brauerei zurück. Die<br />
offensichtlich von einem Militärangehörigen<br />
aus einem Schrapnellkopf gefertigte<br />
Medaille trägt auf ihrer flachen Seite die<br />
schmucklose Inschrift »Zur/Erinnerung/<br />
an/unsere letzte/Schiessübung/Tsingtau/<br />
[19]06«. Obwohl sicherlich kein Kunstwerk,<br />
handelt es sich doch um ein anschauliches<br />
und wohl unikales Zeugnis<br />
einer Episode der deutschen Kolonialgeschichte.<br />
Lit.: Mechthild Leutner: Kiautschou. Deutsche<br />
»Musterkolonie« in China? In: »… Macht und<br />
Anteil an der Weltherrschaft« Berlin und der<br />
Abb. 77<br />
Schießübung in<br />
Qingdao,<br />
Qingdao, 1906<br />
(M 1:2)<br />
Abb. 78<br />
Wilhelm Haverkamp,<br />
Vollendung der<br />
Hohkönigsburg,<br />
Berlin, 1908<br />
(M 1:2)<br />
267<br />
deutsche Kolonialismus. Hrsg. von Ulrich van<br />
der Heyden/Joachim Zeller. Münster 2005,<br />
S. 203–212. –Heiko Herold: Deutsche Kolonial-<br />
und Wirtschaftspolitik in China. 1840 bis<br />
1914. Unter besonderer Berücksichtigung der<br />
Marinekolonie Kiautschou. 2. Aufl. Köln 2006.<br />
b. Vollendung der Hohkönigsburg<br />
Inv.Nr. Med 14981 (Abb. 78). Medailleur<br />
Wilhelm Haverkamp, Ausführung Berliner<br />
Medaillenmünze L. Ostermann, vorm. G. Loos,<br />
Berlin, 1908. Bronze, gegossen. Dm. 70,0 mm,<br />
208,4 g.<br />
Vs. Brustbild Kaiser Wilhelms II. von<br />
links mit der lateinischen Umschrift<br />
GUILELMUS II REX BOR[USSIAE]<br />
IMPERATOR GERM[ANIAE]<br />
(Wilhelm II., König von Preußen, deutscher<br />
Kaiser). Unter dem Armabschnitt<br />
die Initialen des Künstlers W. H.<br />
Rs. Ansicht der Burg von Osten. Umschrift<br />
HOHKOENIGSBURG/BEGONNEN<br />
1899 VOLLENDET 1908. Unten der Name<br />
des Künstlers Wilh[elm] Haverkamp<br />
und des Herstellers G. LOOS.<br />
Die bei Orschwiller im Elsass gelegene<br />
Hohkönigsburg (frz. Château du Haut-<br />
Kœnigsbourg) geht auf eine staufische Befestigung<br />
des 12. Jahrhunderts zurück. Im<br />
Jahr 1899 wurde die teils zerstörte Anlage<br />
Kaiser Wilhelm II. zum Geschenk gemacht,<br />
der sie daraufhin durch den Berliner<br />
Architekten Bodo Ebhardt (1865–
1945) restaurieren ließ. Anlässlich der feierlichen<br />
Einweihung im Jahr 1908 wurde<br />
die von dem historistischen Bildhauer Wilhelm<br />
Haverkamp (1864–1929) geschaffene<br />
Medaille herausgegeben, um an den<br />
symbolträchtigen Wiederaufbau der nahe<br />
der Westgrenze des Reiches gelegenen<br />
kaiserlichen Festung zu erinnern.<br />
Lit.: Martin Heidemann: Medaillenkunst in<br />
Deutschland von 1895 bis 1914. Berlin 1998,<br />
Kat.Nr. 1077, S. 326 und 472. –Claudia Hagenguth,<br />
in: Mythos Burg. Hrsg. von G. Ulrich<br />
Großmann. Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong> <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />
Nürnberg/Dresden 2010, S. 332. –<br />
Zum Künstler vgl. Rüdiger Bausch: Wilhelm<br />
Haverkamp. Lebenslauf und künstlerisches<br />
Schaffen. In: Geschichtsblätter des Kreises Coesfeld,<br />
32, 2007, S. 113–146. –Weiterführend<br />
vgl. Monique Fuchs/Bernhard Metz: Haut-<br />
Kœnigsbourg. Paris 2001.<br />
Geschenk von Eckhard Prochaska, Maintal<br />
Matthias Nuding<br />
Kindergedeck<br />
Inv.Nr. VK 4207,1–5 (Abb. 79). Ungemarkt, um<br />
1915. Porzellan, weiß, Umdruckdekor, mehrfarbig.<br />
Untertasse Dm. 12,0 cm; Tasse H. 6,5 cm,<br />
Dm. 6,0 cm; Suppenteller Dm. 18,5 cm; Essteller<br />
Dm. 18,2 cm; Dessertteller Dm. 15,0 cm.<br />
Das vollständig erhaltene Kindergedeck,<br />
ein sogenannter Kindersatz, besteht aus<br />
Suppen-, Speise- und Dessertteller sowie<br />
aus Tasse und Untertasse. Alle Teller besitzen<br />
einen ausgeprägten, eingezogenen<br />
Standring und einen geschweiften<br />
Rand mit Goldlinie. Bei der Tasse öffnet<br />
sich über dem eingezogenen Standring<br />
ein hoher zylindrischer Körper mit geschweifter,<br />
goldgeränderter Mündung.<br />
Der ohrenförmige Henkel ist ebenfalls mit<br />
Gold verziert. Mit Ausnahme der Untertasse<br />
ist bei sämtlichen Gefäßteilen das<br />
zentrale Motiv identisch: In einem links<br />
mit der Reichskriegsflagge und rechts mit<br />
der Nationalflagge Österreich-Ungarns<br />
gezierten Medaillon sind ein großes<br />
Schlachtschiff, ein U-Boot und ein weiteres<br />
Schiff sowie ein Zeppelin zu sehen.<br />
Bekrönt wird die Darstellung durch ein<br />
schwarz-weiß-rot gewelltes Band, also<br />
von den Farben des Deutschen Reichs.<br />
Das Band trägt zwischen den Jahreszahlen<br />
»1914« und »1915« die Aufschrift<br />
»Deutschlands Flotte«. Den unteren Ab-<br />
schluss des Medaillons bildet ein von Eichenlaub<br />
begleitetes Eisernes Kreuz. Die<br />
Fahnen der Teller sind mit Soldaten, Matrosen,<br />
Sanitätern und mit weiteren typischen,<br />
den Krieg symbolisierenden Bildern<br />
bedruckt sowie –mit Ausnahme der<br />
Untertasse –mit einem Spruch in dunkelroter<br />
Farbe. Dieser lautet beim Suppenteller:<br />
»Die Suppe ist ein gut Gericht,/Nur<br />
Suppenkaspar ißt sie nicht«, beim Essteller:<br />
»Gemüs’ und Fleisch bekommt nur<br />
der/Der seine Suppe aß vorher« und<br />
beim Dessertteller: »Iß hübsch deinen Teller<br />
leer,/Das Compot kommt hinterher.«<br />
Diese Sprüche finden sich sowohl auf<br />
älteren als auch auf jüngeren Kindergedecken,<br />
die mit Abbildungen verschiedener<br />
Spielzeuge und Kinder versehen sind.<br />
Mit der Erwähnungdes Suppenkaspars<br />
wurde auf die weit verbreitete Geschichte<br />
aus dem von dem Mediziner Heinrich<br />
Hoffmann (1809–1894) verfassten Kinderbuch<br />
»Struwwelpeter«zurückgegriffen.<br />
Die Texte bezeugen die Schwierigkeiten,<br />
die bei vielen Kindern mit der Nahrungsaufnahme<br />
verbunden waren. Das Lesen<br />
oder Vorlesen und das Schauen sowie<br />
möglicherweise das Erzählen von Geschichten<br />
durch die Eltern oder andere Erwachsene<br />
sollten einen Anreiz zum Essen<br />
in manierlicher Form bieten. Dass derartige<br />
Gedecke für bürgerliche Käufergruppen<br />
bestimmt waren, belegen nicht zuletzt<br />
die aufgedruckten Reime, denn Fleisch<br />
und Kompott waren nur wenigen Kreisen<br />
vorbehalten; insbesondere im Ersten Weltkrieg,<br />
als die Mehrzahl der Menschen in<br />
268<br />
Abb. 79 Kindergedeck, um 1915<br />
Deutschland mit einem Minimum an Lebensmitteln<br />
auskommen musste.<br />
Kindergedecke sind seit dem Ende des<br />
18. Jahrhunderts bekannt. Ihre Proportionen<br />
berücksichtigten die kindlichen Nutzer,<br />
wobei es sich oft um Miniaturausgaben<br />
von Servicen für Erwachsene<br />
handelte. Seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts<br />
zierten vermehrt militärische Motive<br />
das Porzellan/Steingut für Kinder. Sie<br />
sollten insbesondere Jungen auf die Notwendigkeit<br />
der körperlichen Stärkung für<br />
militärische Zwecke hinweisen. Einen<br />
Höhepunkt erlebten entsprechende Bilder<br />
zur Zeit des Ersten Weltkriegs. So wurde<br />
schon 1914 die Porzellanindustrie angehalten,<br />
gemäß der allgemeinen Kriegspropaganda<br />
patriotisch-aktuelle Artikel<br />
herzustellen, wozu auch derartige Kinderservice<br />
zählten. Gleichzeitig konnten die<br />
Erwachsenen, die das Geschirr kauften,<br />
ihre eigene Kriegs- und Flottenbegeisterung<br />
als Teil ihrer patriotischen Gesinnung<br />
zum Ausdruck bringen. Entsprechend<br />
wollten sie die mit den Gedecken<br />
beschenkten Kinder erziehen und sozialisieren.<br />
Die militärische Bilderwelt auf dem<br />
Geschirr richtete sich in der Regel an Jungen,<br />
da sie zu tapferen Soldaten für das<br />
Vaterland erzogen werden sollten.<br />
Das vorgestellte Gedeck hatte um<br />
1915/16 jedoch ein fünfjähriges Mädchen<br />
von seinem Vater bekommen, der<br />
kurz danach im Weltkrieg fiel. Politik und<br />
Kriegspropaganda hatten ihren Platz auf<br />
dem Esstisch gefunden und die Schrecken<br />
des Krieges wurden verharmlost.
Lit.: Unpubliziert. –Weiterführend vgl. Schmatz<br />
nicht. Von Katzentischen und Kindertafeln im<br />
Wandel der Zeit. Hrsg. von Frauke von der<br />
Haar/Heidrun Oberländer. Ausst.Kat. Deutsches<br />
Klingenmuseum Solingen und Landschaftsverbande<br />
Rheinland –Rheinisches Archiv- und Museumsamt.<br />
Solingen 2001. –Spielzeug oder<br />
Kostbarkeiten? Zauberhaftes aus behüteten<br />
Kindertagen. Bearb. von Alois Prediger/Ester<br />
Schneider, Ausst.Kat. Keramik-Museum Mettlach<br />
e.V. (= Schriften des Keramik-Museums Mettlach,<br />
4). Mettlach 1999.<br />
Erworben aus Privatbesitz<br />
Claudia Selheim<br />
Arion-Zither<br />
Inv.Nr. MI 948. (Abb. 80) Deutschland (?), um<br />
1920. Auf dem Boden Papieretikett mit Händlersignatur<br />
»Ludwig Fehlner/Musik-Institut/Musik-<br />
Instrumente/Musikalien-Verlag/Friedrichstraße/<br />
[Nür]nberg/[Teleph]on 21065«. 5Spielsaiten,<br />
31 Begleitsaiten, 29 chromatische Bünde. Decke<br />
und Boden Nadelholz mit Mahagoni(?)-Furnier,<br />
Zargen gebeizter Ahorn mit Einlagen aus<br />
Tropenholz; Griffbrett Ebenholz, Randeinlagen<br />
weißer Kunststoff. L. 30,5 cm, B. 23,8–37,5 cm,<br />
Zarge H. 3,05 cm, Mensur Melodiesaiten<br />
41,1 cm, Mensur Begleitsaiten 40,9–46,4 cm.<br />
1879 forderte der Londoner Zither-Virtuose<br />
Curt Schulz (1863–1901) in seinem<br />
Essay »Die Zither der Zukunft«, in No. 12<br />
des Centralblattes deutscher Zithervereine<br />
erschienen, von den Instrumentenbauern<br />
unter anderem eine klangliche Verbesserung<br />
der Instrumente. Franz Xaver<br />
Kerschensteiner (1839–1915) war einer<br />
derjenigen, die die von Schulz gestellten<br />
Anforderungen praktisch umzusetzen versuchten.<br />
Seine baulichen Modifikationen<br />
mündeten schließlich in die Entwicklung<br />
der nach dem griechischen Dichter und<br />
Musiker Arion von Lesbos (7. Jh. v.Chr.)<br />
benannten gleichnamigen Zither.<br />
Kerschensteiner hatte beispielsweise für<br />
den Zitherbauer und Hofinstrumentenmacher<br />
Georg Tiefenbrunner (1812–1880)<br />
gearbeitet und wurde 1865 Teilhaber in<br />
der Werkstatt seines einstigen Lehrers Peter<br />
Schulz (1808–1871) in Regensburg.<br />
Als Geigen- und Zithermacher weithin bekannt<br />
und vielfach ausgezeichnet, trieb<br />
Kerschensteiner sein Leben lang die Suche<br />
nach Vervollkommnung der von ihm<br />
geschaffenen Instrumente an. Für die Konstruktion<br />
der Arion-Zither griff er auf den<br />
für die Mittenwalder Zither üblichen sym-<br />
metrischen, gitarrenförmigen Korpus<br />
zurück und entwickelte ihn weiter. Das<br />
Besondere an der Arion-Zither ist die Befestigung<br />
des Resonanzbodens allein an<br />
den Umfassungswänden der Zither. Dadurch<br />
konnte der Resonanzboden weitgehend<br />
frei schwingen. Zudem wurde der<br />
Saitensteg, der bisher über eine Brücke<br />
mit der Decke verbunden war, einzig auf<br />
dem Boden fixiert und durch einen Ausschnitt<br />
der Decke geführt, sodass der er<br />
freisteht. Die beim Anschlagen der Saiten<br />
entstehenden Vibrationen wurden dementsprechend<br />
direkt auf den Resonanzboden<br />
übertragen. Für die beiden Neuerungen<br />
beantragte Kerschensteiner ein<br />
Patent, das ihm am 28. März 1883 erteilt<br />
wurde.<br />
Gegen die Konkurrenz bereits etablierter<br />
Zithertypen konnte sich die Arion-<br />
Zither nicht durchsetzen. Dennoch wird<br />
sie, zum Teil als Harfenzither mit Baronstange<br />
versehen, auch heute noch von einigen<br />
Zitherbauern gefertigt. Über den Erbauer<br />
des hier vorliegenden Instruments ist<br />
nichts bekannt. Jedoch stellt es eine gute<br />
Ergänzung zum bisherigen Bestand von<br />
Zithern am Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong><br />
dar, der sich vorrangig aus Instrumenten<br />
der Mittenwalder und Salzburger<br />
Form zusammensetzt.<br />
Lit.: Zeitschrift für Instrumentenbau, 1, 1880/81,<br />
S. 132 und 4, 1883/84, S. 22. –Ulrich Wegner/Andreas<br />
Michel: Zithern. In: Die Musik in<br />
Geschichte und Gegenwart, Sachteil, Bd. 9.<br />
Hrsg. von Ludwig Finscher. 2. Aufl. Kassel/Weimar<br />
u.a. 1998, Sp. 2412–2466. –Willibald<br />
269<br />
Leo Freiherr von Lütgendorff: Die Geigen- und<br />
Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart,<br />
Bd. 2. 5. und 6. Aufl. Frankfurt a.M. 1922,<br />
S. 250 und S. 518.<br />
Geschenk Werner Wittig, Nürnberg<br />
Franziska Pfefferkorn<br />
Damenschuhe und<br />
Modellschuhe<br />
a. Damenschuhe<br />
Inv.Nr. T8145,1–2 (Abb. 81). Schuhwerkstätte<br />
Hans Vogel, Rothenburg o.d.Tauber, 1920er<br />
Jahre. Leder, violett metallisiert, Decksohle Ziegenleder,<br />
Laufsohle und Innenabsatz Leder, Paspeln<br />
Ziegenleder, Lackstreifen, Zwirn, Knopf<br />
Metall, Perlmutt, Kunststoffband. L. 24,0 cm,<br />
B. 8,0 cm, H. 12,5 cm, Absatz H. 6,0 cm.<br />
b. Modellschuhe<br />
Inv.Nr. T8145,3–4 (Abb. 81). Schuhwerkstätte<br />
Hans Vogel, Rothenburg o.d.Tauber, 1920er<br />
Jahre. Leder, violett metallisiert, Decksohle Leder,<br />
Laufsohle Rindsleder, Zwirn, Absatz Leder,<br />
Metallnagel, Paspeln Ziegenleder. L. 9,5 cm,<br />
B. 3,5 cm, H. 3,8 cm, Absatz H. 1,5 cm.<br />
Die Schäfte und die Außenabsätze der<br />
Spangenpumps bestehen aus drei Schichten<br />
Leder. Das Außenlederist schwarz<br />
grundiert und violett metallisiert. Weiße<br />
Paspeln und ein gestanztes Lochmuster,<br />
durch das weiße und grüne Lackstreifen<br />
schimmern, zieren die Ränder. Zum<br />
Schließen der Spangen dient je ein Metallknopf<br />
mit Perlmuttauflage. Die rotbraunen<br />
Laufsohlen sind mit Kreuzstichen in<br />
grünem Zwirn an die weiß lackierten<br />
Abb. 80 Arion-Zither, Deutschland (?), um 1920
Rahmen genäht. Innen sind die Schuhe mit<br />
vegetabil gegerbtem, braunem Ziegenleder<br />
beziehungsweise grünem Baumwollköper<br />
in den Kappen gefüttert. Die Decksohlen<br />
bestehen aus grauem Ziegenleder.<br />
Die Laufsohlen und die Innenabsätze sind<br />
aus braun beschichtetem Leder gefertigt.<br />
Die Modellpumps bestehen nur aus<br />
einer Lederschicht, die aber die gleiche<br />
metallisierte Oberfläche aufweist. Einer<br />
der Schuhe hat einen bronzenen Farbton,<br />
möglicherweise durch einen Lichtschaden.<br />
Die Ränder sind ebenfalls weiß paspeliert.<br />
In die Decksohlen aus weißem Leder<br />
sind kleine Löcher gestanzt, unter<br />
denen eine rote Lackschicht liegt. Die Absätze<br />
sind aus mehreren Schichten Leder<br />
aufgebaut, mit je einem Nagel befestigt<br />
und schwarz gefirnisst. Kreuzstichnähte<br />
aus rotem Zwirn fixieren die rotbraunen<br />
Laufsohlen aus Rindsleder an den Rahmen<br />
aus weißem Leder.<br />
Beide Spangenpumps sind auf der<br />
Kappe mit einem transparenten Kunststoffband<br />
mit der Aufschrift »Handarbeit« als<br />
Qualitätshinweis versehen, zumal ähnliche<br />
Schuhe bereits meistens industriell<br />
hergestellt wurden. In einen der Schuhe<br />
ist ein bedruckter Pappstreifen eingelegt:<br />
»Hans Vogel, Rothenburg o.d.T., Alter<br />
Keller 11/Orthopädische Schuhwerkstätte/Prämiiert<br />
1906, Bayr. Industrie-, Gewerbe-,<br />
Kunstausstellung Nürnberg«. Vermutlich<br />
dienten die beiden Paare, die<br />
verschiedene handwerkliche Techniken<br />
vorführen, dem Schuhmachermeisterbetrieb<br />
zu Werbezwecken. Die Schuhe waren<br />
trotz der Betonung der handwerklichen<br />
Tradition durchaus modisch aktuell.<br />
Geknöpfte Spangenschuhe dominierten<br />
in den 1920ern bis in die frühen 1930er<br />
Jahre die Damenschuhmode. Kürzere<br />
Röcke gaben den Blick auf die Füße frei,<br />
die man dann durch auffallendes Schuhwerk<br />
schmückte. Gold- und silberfarbene<br />
sowie metallisch schimmernde Schuhe<br />
waren besonders in der Abendmode beliebt.<br />
Lit.: Unpubliziert. –Weiterführend vgl. Mary<br />
Trasko: Heavenly Soles. Extraordinary Twentieth-<br />
Century Shoes. New York 1989, Abb. 24. –<br />
Auf Schritt und Tritt ... Schuhe. Ausst.Kat. Galerie<br />
Kornwestheim/Schloss Neu-Augustusburg,<br />
Weißenfels. Kornwestheim 1999, Kat.Nr. 62<br />
und 63.<br />
Geschenk von Lise Loos, Nürnberg<br />
Anja Kregeloh/<br />
Petra Kress (Materialangaben)<br />
Zwei Ziegel<br />
a. Langlochziegel<br />
Inv.Nr. A4018 (Abb. 82). Werdau, 1921/22.<br />
Rote Ziegelmasse, stranggepresst und gebrannt,<br />
Reste des Mörtelbetts. H. 7,0 cm, B. 12,0 cm,<br />
T. 11,2 cm.<br />
Abb. 82<br />
Langloch- und Hohlziegel,<br />
Werdau,<br />
1921/22<br />
270<br />
Abb. 81<br />
Damenschuhe und<br />
Modellschuhe,<br />
Rothenburg o.d.<br />
Tauber, 1920er<br />
Jahre<br />
b. Hochlochziegel mit Hohlkehle<br />
Inv.Nr. A4019 (Abb. 82). Werdau, 1921/22.<br />
Rote Ziegelmasse, stranggepresst und gebrannt,<br />
Reste des Mörtelbetts. H. 7,0 cm, B. 12,0 cm,<br />
T. 18,5 cm.<br />
Sowohl der kleinere als Binder versetzte<br />
Stein als auch der etwas größere gekehlte<br />
Formstein sind im Strangpressverfahren<br />
maschinell hergestellte Ziegel. Aufgrund<br />
der beiden ausgesparten Kanäle in den<br />
Korpora vertreten sie den Typ des Hohlbzw.<br />
Lochziegels, der zwar seit der Frühneuzeit<br />
bekannt, aufgrund der gebotenen<br />
Ersparnis an Material und Kohle beim<br />
Brandprozess aber erst in den Jahren der<br />
Kohlenot nach dem Ersten Weltkrieg fortentwickelt<br />
und seitdem in großem Umfang<br />
produziert wurde. Aufgrund eingeschlossener<br />
Luftzellen liegen seine<br />
Vorteile gegenüber dem Vollziegel, über<br />
den geringeren Einsatz von Ressourcen<br />
hinaus, im reduzierten Gewicht und der<br />
effektiveren Wärmedämmung.<br />
Bezüglich ihrer Qualität sind die beiden<br />
Stücke Klinker, also unter hoher<br />
Brenntemperatur entstandene wartungsfreie,<br />
form- und farbbeständige grobkeramische<br />
Bauteile. Sie stammen vom Hauptgebäude<br />
der Maschinenfabrik Carl Eli<br />
Schwalbe in Werdau, einer Kleinstadt im<br />
Westen Sachsens. An der Ostfassade dieses<br />
Bauwerks fungierten sie als Verblender,<br />
in die Außenschale eines zweischaligen<br />
Mauerwerks versetzte Steine. Der<br />
Binder saß in der ungewöhnlicherweise<br />
allein aus diesem Ziegeltyp bestehenden<br />
Vormauerschale, der Hochlochziegel<br />
stammt aus einem Fenstergewände. Als<br />
stranggepresste, mit einer glatten Oberfläche<br />
versehene Bauelemente erfüllten<br />
sie die besonders hohen Anforderungen<br />
an die optische Gestaltung, als Klinker an<br />
die Witterungs- bzw. Frostbeständigkeit<br />
unverputzten Sichtmauerwerks.<br />
Das Gebäude am Rand des histori-
schen Stadtkerns von Werdau, Gedächtnisplatz/Ecke<br />
Uhlandstraße, wurde<br />
1921/22 errichtet. Die Firma, Produktionsstätte<br />
von Spinnereimaschinen, später<br />
auch Nähmaschinen, war der größte Maschinenbauer<br />
am Ort. Unter dem Konkurrenzdruck<br />
im wiedervereinten Deutschland<br />
musste die 1849 gegründete, nach<br />
Demontage der Produktionsmittel durch<br />
die sowjetische Besatzungsmacht<br />
1945/46 revitalisierte sowie nach Enteignung<br />
der Inhaber 1952 in die volkseigene<br />
WERMAFA (Werdauer Maschinenfabrik)<br />
überführte Firma im Jahr 1993 die<br />
Produktion einstellen –der Gebäudekomplex<br />
verfiel. Für die Errichtung eines Fachmarktzentrums<br />
wurden im Frühjahr 2009<br />
große Teile der Bausubstanz auf dem verwaisten<br />
Fabrikareal, darunter auch Teile<br />
des denkmalgeschützten roten, von Gesimsen<br />
und Wasserschlägen aus grün glasierten<br />
Sichtbacksteinen sowie grauen<br />
Putzblenden kontrastreich strukturierten<br />
Klinkergebäudes, abgerissen. In der Bauteilesammlung<br />
des Museums repräsentieren<br />
die beiden aus dem Abbruchmaterial<br />
geborgenen Elemente, die mit Sicherheit<br />
in einer der im 19. und frühen 20. Jahrhundert<br />
zahlreichen Werdauer Ziegeleien<br />
entstanden sind, den frühen maschinell<br />
produzierten Hohlziegel. Darüber hinaus<br />
sind sie Zeugen der sächsischen Industriearchitektur<br />
der Zwischenkriegszeit.<br />
Lit.: Frank Matthias Kammel: Bausteine der Geschichte.<br />
Historische Ziegel aus Westpreußen.<br />
Berlin, Wien und Werdau. In: KulturGut. Aus der<br />
Forschung des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
2011, H. 31, S. 6–12.<br />
Geschenk von Helene Kammel, Werdau<br />
Frank Matthias Kammel<br />
Grabmal mit auferstandenem<br />
Christus<br />
Inv.Nr. Gd 369 (Abb. 83). Eduard Bechteler,<br />
Immenstadt, 1927. Unten rechts signiert und datiert.<br />
Weißer Marmor, zwei Blöcke. Basis mit Inschriftenplatte<br />
verloren. H. 137,0 cm, B. 105,0<br />
cm, T. 20,0 cm.<br />
Das in Form eines Taukreuzes gestaltete<br />
Grabmal trägt eine stilisierte, von scharfer<br />
Kontur umrissene Relieffigur des auferstandenen<br />
Christus. Der Körper der frontal<br />
gezeigten, schwebenden Gestalt ist<br />
von einer eng anliegenden Toga umhüllt.<br />
Herbe Züge des schmalen und knochigen<br />
Gesichts mit hoher Stirn und dem streng<br />
gescheitelten, seitlich gerade auf die<br />
Schultern herabfallenden Haar kennzeichnen<br />
das von einem kreisrunden Nimbus<br />
hinterfangene Haupt. Die Hand des<br />
angewinkelten rechten Arms ist zu einem<br />
himmelwärts weisenden Zeigegestus geformt,<br />
die Linke nach unten gestreckt. Die<br />
Gestik symbolisiert den christlichen Glauben,<br />
dass der vergängliche, der Erde<br />
anvertraute Leib des Verstorbenen zur<br />
Auferstehung bestimmt ist. Eine stilisierte<br />
Sonne in der oberen rechten Ecke des<br />
Querblocks steht gleichzeitig für den<br />
Glanz des Ostertags wie das himmlische<br />
Licht, das dem Toten im ewigen Leben<br />
leuchten wird. Schließlich symbolisiert<br />
die Kombination von Kreuzform und Auferstandenem<br />
die christliche Verheißung,<br />
durch den Tod zum himmlischen Leben zu<br />
gelangen.<br />
Das Denkmal entstand 1927 im Atelier<br />
des damals in Immenstadt im Allgäu täti-<br />
Abb. 83<br />
Eduard Bechteler,<br />
Grabmal mit der<br />
Figur des auferstandenen<br />
Christus,<br />
Immenstadt, 1927<br />
271<br />
gen Malers und Bildhauers Eduard Bechteler<br />
(1890–1980), der seine Ausbildung<br />
1920 bis 1924 an der Münchner Kunstakademie<br />
bei dem Graphiker Peter Halm<br />
(1854–1923), den Malern Max Doerner<br />
(1870–1939) und Angelo Jank (1868–<br />
1940) sowie dem Tierbildhauer Wilhelm<br />
von Zügel (1876–1950) erhalten hatte.<br />
Neben expressionistischen Landschaften<br />
schuf er in den 1920er Jahren, bevor er<br />
1932 die schwedische Künstlerin Ruth<br />
Zachrisson (1890–1949) heiratete und<br />
im Folgejahr in deren Heimat auswanderte,<br />
nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen<br />
auch eine Reihe von plastischen<br />
Auftragsarbeiten für die Gemeinde<br />
Immenstadt, lokale Vereine sowie Privatleute.<br />
Zunächst entstanden mehrere Gedenktafeln<br />
und der Gedenkstein für die<br />
Gefallenen der dortigen Hanfwerke,<br />
dann ein Brunnen für Sonthofen, außerdem<br />
Porträtbüsten und dekorative Tierskulptur<br />
aus Holz.Während letztere Arbeiten<br />
eher naturalistische Züge und damit
volkstümlichen Charakter besitzen, sind<br />
seine Steinbildwerke, wie unser Grabmal,<br />
von strenger, summarischer Stilisierung<br />
und expressiven, der Linie verpflichteten<br />
Formen geprägt. Das gleiche Repertoire<br />
kennzeichnet beispielsweise das »Der<br />
Drechsler« betitelte Steinrelief in der<br />
Kemptener Straße von Immenstadt. Im<br />
skulpturalen Werk orientierte sich Bechteler<br />
an Arbeiten damals in Süddeutschland<br />
bekannter und vielfach in kirchlichem<br />
Auftrag tätiger Künstler wie Karl Baur<br />
(1881–1968) oder Karl Rieger (1888–<br />
1957), die ebenfalls an der Münchner<br />
Akademie ausgebildet worden waren<br />
und eine expressive Auffassung der Formen<br />
bei sparsamer Oberflächendurchbildung<br />
vertraten. Bis 2009 befand sich das<br />
Mal über dem ursprünglich für den Bruder<br />
des Künstlers, Andreas Bechteler<br />
(1900–1927), angelegten Familienbegräbnis<br />
auf dem Städtischen Hauptfriedhof<br />
von Immenstadt. Jetzt ergänzt es die<br />
Sammlung der Sepulkralskulptur des Museums<br />
um ein expressionistisches Werk<br />
und repräsentiert somit die bislang nicht<br />
vertretene erste Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
auf diesem Gebiet.<br />
Lit.: Auktionshaus Michael Zeller. 103. Internationale<br />
Bodensee-Kunstauktion 2009. Aukt.Kat.<br />
Lindau 2009, S. 101, Lot 1186.<br />
Erworben aus dem Kunsthandel<br />
Frank Mattias Kammel<br />
Handtasche<br />
Inv.Nr. T8135 (Abb. 84 und 84a). Um 1930.<br />
Vorderseite Ochsenfroschleder, schwarz, Rückseite,<br />
Spiegelbezug, Geldbörse Ziegenleder,<br />
schwarz, gepresst, Futter Spaltleder, braun,<br />
Ziernähte Vorderseite und Griff Kalbsleder,<br />
schwarz, Glasaugen, Buntmetall, silberfarben,<br />
z.T. schwarz lackiert. H. 21,5 cm (ohne Griff),<br />
B. 29,0 cm, T. 4,0 cm.<br />
Die Vorderseite der Handtasche in einer<br />
leichten Trapezform ist aus mehreren<br />
Stücken Ochsenfroschleder gearbeitet.<br />
Das mittlere Stück umfasst nahezu ein<br />
ganzes Tier, neben dem mit Warzen überzogenen<br />
Rücken sind auch Teile des Bauches<br />
und der Beine auf die Oberfläche gelegt.<br />
Der mit Glasaugen versehene Kopf<br />
und die Schultern sind erhaben und zeigen<br />
nach unten. Die Silhouette des Frosches ist<br />
mit einem dünnen Kalbslederbändchen<br />
Abb. 84 und 84a Handtasche aus Ochsenfroschleder, Gesamtansicht und Detail,<br />
um 1930<br />
umstochen. Die Taschenrückseite mit einer<br />
aufgesetzten Griffschlaufe besteht aus<br />
schwarzem, gepresstem Ziegenleder,<br />
ebenso wie die zugehörige kleine Geldbörse<br />
und der Bezug des Spiegels. Diese<br />
haben ihren Platz in zweien der drei Seitenfächer<br />
im Inneren, die aus dem gleichen<br />
hellbraunen Spaltleder genäht sind wie<br />
das Taschenfutter. Der einfache Henkel ist<br />
offensichtlich später erneuert worden.<br />
Der Herstellungsort der Tasche ist unbekannt.<br />
Exotenleder als Material für modische<br />
Accessoires kam in Europa und<br />
Nordamerika gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />
auf. Am häufigsten wurde es in<br />
den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts<br />
für luxuriöse Tagestaschen verwendet.<br />
Um der fertigen Tasche ein besonders<br />
exotisches Aussehen zu verleihen,<br />
verarbeiteten Täschner in den 1930er<br />
Jahren die Tierhäute auch am Stück, also<br />
mit Kopf und Füßen. Beliebt war das Leder<br />
von Reptilien, hier vor allem Schlangen<br />
und Eidechsen, von Straußen und<br />
von Krokodilen. Kröten- und Ochsenfroschleder<br />
hingegen wurde recht selten<br />
genommen, wobei die Bezeichnung<br />
»Ochsenfrosch« nicht immer eindeutig ist,<br />
da auch Frosch- und Krötenleder zum Einsatz<br />
kam.<br />
Die eigentlich aus Nordamerikastammende<br />
Froschart verdankt ihren Namen<br />
demtiefen Balzruf, derandas heisere Brüllenvon<br />
Ochsenerinnert. In Europa wurde<br />
derOchsenfrosch seit den1930erJahren<br />
fürgastronomische Angebote angesiedelt.<br />
Dasgefräßige Tier, dasbis zu 20 Zentimeterlangund<br />
einKilogramm schwerwerdenkann,<br />
stelltmangelsnatürlicherFeinde<br />
undaufgrund seiner schnellen Vermehrung<br />
272<br />
mittlerweile eine Bedrohung fürzahlreiche<br />
heimische Tierartendar.<br />
Lit.: Unpubliziert. –Zum Original vgl. Ingrid<br />
Buresch: Liebling der Frauen. Die Tasche im<br />
Wandel der Zeit. Petersberg 2008, Abb. S. 51.<br />
–URL: http://www.leder-info.de/index.php/<br />
Froschleder [14.03.2011] und Auskunft von<br />
Ursula Kayser, Göttingen, vom 31.03.2011.<br />
Geschenk von Gertraud Quehl, Nürnberg<br />
Anja Kregeloh/<br />
Petra Kress (Materialangaben)<br />
Fünf Blockflöten<br />
a. Altblockflöte<br />
Inv.Nr. MI 962 (Abb. 85). Bärenreiter-Verlag,<br />
Kassel (?), um 1936. Dreiteilig, Siebenfingergriff<br />
Ton f 1 .Zapatero-Holz (?), Klappe aus Messing,<br />
mit karierter. Stoffhülle. L. 49,0 cm, klingende<br />
Länge 43,2 cm.<br />
b. Tenorblockflöte<br />
Inv.Nr. MI 963 (Abb. 86). Bärenreiter-Verlag,<br />
Kassel, um 1936. Schlagstempel auf dem Mittelstück<br />
»Bärenreiter/Kassel«. Dreiteilig, Siebenfingergriff<br />
Ton c 1 .Zapatero-Holz (?), Klappe aus<br />
Messing, in Doppel-Stoffhülle mit (e). L. 65,7 cm,<br />
klingende Länge 59,5 cm.<br />
c. Tenorblockflöte<br />
Inv.Nr. MI 964 (Abb. 87). Markneukirchen (?),<br />
um 1930. Dreiteilig, Siebenfingergriff Ton c 1 .<br />
Dunkles Tropenholz (Grenadill ?), Zwingen aus<br />
Neusilber (?), mit hellbrauner Stoffhülle.<br />
L. 57,5 cm, klingende Länge 52,0 cm.<br />
d. Tenorblockflöte<br />
Inv.Nr. MI 965 (Abb. 88). JohannesAdler, Markneukirchen,<br />
um 1940. Stempel auf dem Kopfstück»Johannes<br />
ADLER«. Dreiteilig, Siebenfingergriff<br />
Ton c 1 .Zapatero-Holz (?), Klappe aus<br />
Neusilber, mit Pappetui. L. 61,5 cm, klingende<br />
Länge 56,0 cm.
e. Bassblockflöte<br />
Inv.Nr. MI 966 (Abb. 89). Firma Goldon, Markneukirchen,<br />
nach 1936. Stempel auf dem Kopfstück<br />
»Goldon/Solist«. Fünfteilig, Siebenfingergriff<br />
Ton f 0 .Ahorn (?), Klappen und S-Bogen aus<br />
Neusilber (?), in Doppel-Stoffhülle mit (b).<br />
L. 95,4 cm, klingende Länge 86,2 cm.<br />
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde<br />
die Blockflöte in Deutschland für breitere<br />
Kreise wiederentdeckt. Zunächst erstarkte<br />
das Interesse daran, Musik aus der Zeit<br />
vor 1750 mit den entsprechenden Instrumenten<br />
zu spielen. Peter Harlan (1898–<br />
1966) erkannte in der Distanz der Blockflöte<br />
zur Musikkultur des 19. Jahrhunderts<br />
zudem das Potenzial des Instruments für<br />
das Umfeld der Jugendmusikbewegung<br />
und des Wandervogels –für eine Musikpraxis<br />
also, die im Kreis der Reformbewegungen<br />
des frühen 20. Jahrhundert anzusiedeln<br />
ist. In Markneukirchen begann<br />
Harlan in den 1920er Jahren Blockflöten<br />
zu vertreiben, wobei er die »deutsche«<br />
Griffweise entwickelte. Durch eine Verkleinerung<br />
des fünften Grifflochs, das<br />
Abb. 85<br />
Altblockflöte, Bärenreiter-<br />
Verlag, Kassel (?), um 1936<br />
Abb. 86<br />
Tenorblockflöte, Bärenreiter-<br />
Verlag, Kassel (?), um 1936<br />
Abb. 87<br />
Tenorblockflöte, Markneukirchen<br />
(?), um 1930<br />
Abb. 88<br />
Johannes Adler, Tenorblockflöte,<br />
Markneukirchen, um 1940<br />
Abb. 89<br />
Bassblockflöte, Firma Goldon,<br />
Markneukirchen, nach 1936<br />
gleichzeitig tiefer gesetzt wurde, kann die<br />
Grundskala des Instruments ohne Gabelgriff<br />
gespielt werden. Ziel war es, den ersten<br />
Zugang zum Instrument zu vereinfachen,<br />
wenngleich daraus Schwierigkeiten<br />
für andere Tonarten resultieren.<br />
Zahlreiche andere Firmen griffen Harlans<br />
Ideen auf und begannen ebenfalls,<br />
Blockflöten mit »deutscher« Griffweise<br />
herzustellen und zu vertreiben. Der<br />
Kasseler Verlag Bärenreiter lieferte bereits<br />
ab1929 eine eigene, in Erfurt produzierte<br />
Blockflötenserie aus. Die Blockflöte<br />
in Tenorlage (b) und möglicherweise<br />
auch die Altblockflöte (a) stammen aus der<br />
neuen Modellserie nach Manfred Ruëtz<br />
(tätig um 1935), die ab 1936 verkauft<br />
wurde. Peter Harlans Heimatort Markneukirchen<br />
im Vogtland bildete ein Zentrum<br />
der Blockflötenherstellung. Dafür stehen<br />
das von Johannes Adler (1899–1963)<br />
gefertigte Instrument (d) und die Blockflöte<br />
in Basslage der Firma Goldon (e). Dem<br />
Blockflötenmodell Harlans am nächsten<br />
steht die zweite unsignierte Blockflöte (c).<br />
273<br />
Für die Sammlung des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s konnten in den letzten<br />
Jahren bereits einige Blockflöten aus<br />
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
erworben werden, darunter auch Instrumente<br />
aus Harlans Vertrieb. Die fünf<br />
neu hinzugekommenen Flöten unterschiedlicher<br />
Hersteller ergänzen die<br />
Sammlung: Sie zeugen vom wachsenden<br />
Markt für neue Blockflöten, von der Rezeption<br />
Harlan’scher Modelle und vom<br />
Bemühen, das Instrument weiterzuentwickeln.<br />
Lit.: Peter Thalheimer: Die Blockflöte in Deutschland<br />
1920–1945. Instrumentenbau und Aspekte<br />
zur Spielpraxis (= Tübinger Beiträge zur Musikwissenschaft,<br />
32). Diss. Tübingen 2010. Tutzing<br />
2010. –Manfred H. Harras: Blockflöte. In: Die<br />
Musik in Geschichte und Gegenwart, Sachteil,<br />
Bd. 1. Hrsg. von Ludwig Finscher. 2. Aufl.<br />
Kassel/Weimar u.a. 1998, Sp. 1576–1600.<br />
Geschenk von Dorothea Caspary,<br />
Nürnberg<br />
Katharine Leiska
Abb. 90 Georg Günther, Erntepause, um 1938<br />
Erntepause<br />
Inv.Nr. Gm 2167 (Abb. 90). Georg Günther,<br />
um 1938. Signatur unten rechts »G. Günther«.<br />
Auf Keilrahmen Rest von Aufkleber mit Aufdruck<br />
und Aufschrift »V.B.K./H 719/ 250«, mit blauem<br />
Stift »DK 599«, »PR«, »12646«, mit rotem<br />
Stift »Georg Günther«, auf Schmuckrahmenrückseite<br />
Aufkleber »Große Deutsche Kunstausstellung<br />
1938 im Haus der Deutschen Kunst zu<br />
München/Einlieferungsbuch 1994/Kiste [Eintrag<br />
unleserlich]/ Stoß 80«. Öl auf Leinwand.<br />
H. 100,0 cm, B.121,0 cm; profilierter Holzrahmen,<br />
maschinelle Versilberung, maschinelle<br />
Patina, H. 116,0 cm, B. 136,0 cm, T. 5,0 cm.<br />
Das 1938 von Adolf Hitler für die von<br />
ihm aufgebaute Sammlung »Haus der<br />
Deutschen Kunst« erworbene Gemälde<br />
Georg Günthers (1891–1969) wird im<br />
vorliegenden Anzeiger S. 167 bis 174<br />
ausführlich vorgestellt.<br />
Leihgabe des Deutschen Historischen<br />
Museums, Berlin<br />
Ursula Peters<br />
Heimkehr vom Feld<br />
Inv.Nr. Gm 2395 (Abb. 91). Nach Lena Körschner,<br />
um 1939. Rückseitig Aufkleber mit Aufdruck<br />
»Willy Breitschwerdt/Kunstgewerbe-Kunsthandlung/Würzburg,<br />
Kaiserstraße 5/Telefon 2007«<br />
und handschriftlich »›Heimkehr‹/v. Körschner<br />
67,60«. Kunstdruck (Farben verblasst) auf<br />
Kartonfaserplatte, Profilierter Holzleistenrahmen,<br />
innere Leiste versilbert.Mit Rahmen H. 105,5 cm,<br />
B. 59,5 cm; ohne Rahmen H. 97,0 cm, B. 51,0 cm.<br />
Der aufwändig gerahmte Kunstdruck<br />
gehörte einst zur Ausstattung einer Wohnung<br />
in einem der Unterkunftsgebäude<br />
des Fliegerhorstes Giebelstadt bei Würzburg.<br />
Das Museum erhielt ihn von den<br />
Nachkommen eines Offiziers der Luftwaffe,<br />
der dort im Zweiten Weltkrieg stationiert<br />
war. Der Zimmerschmuck mit seiner<br />
Vergegenwärtigung des Ideals des »deutschen<br />
Menschen« wird im vorliegenden<br />
AnzeigerS.175 bis 182 behandelt.<br />
Geschenk aus Privatbesitz<br />
Ursula Peters<br />
274<br />
Abb. 91 Lena Körschner,<br />
Heimkehr vom Feld, 1939<br />
Märzfeld, Nürnberg<br />
Inv.Nr. Gm 2170 (Abb. 92). Erich Mercker,<br />
um 1940/41. Signatur unten rechts »E. Merker<br />
Mchn.«. Auf Rahmenrückseite Aufkleber »Große<br />
Deutsche Kunstausstellung 1941 im Haus der<br />
Deutschen Kunst zu München/Einlieferungsbuch<br />
1036 Kiste 823 Stoß 414«, Aufkleberfragment<br />
mit Angabe: »Versicherungswertangabe in<br />
Reichsmark 5000.–«, mit blauem Stift »DK 562«,<br />
»12024«. Öl auf Leinwand. Rahmen aus Entstehungszeit<br />
mit patinierter Schlagmetallauflage.<br />
H. mit Rahmen 117,0 cm, B. 137,0 cm.<br />
a. Ansichtskarte zur Reichsautobahn: 1933<br />
Erster Spatenstich, 1936 1000 km fertig,<br />
1936<br />
Dok. 1zuGm2170 (Abb. 92a).<br />
Aufdruck auf Vorderseite »23.9.1936 Erster<br />
Spatenstich/23.9.1936 1000 km Autobahn<br />
fertig«, »Postkarte«, Freizeichen der Deutschen<br />
Reichspost. Schwarzweißdruck. H. 10,5 cm,<br />
B. 14,7 cm.<br />
b. Ansichtskarte: Erich Mercker, Im Reich<br />
der Hochöfen, 1942<br />
Dok. 2Gm2170 (Abb. 92b). Verlag<br />
Heinrich Hoffmann, München. Aufdruck auf
Rückseite »München. Haus der Deutschen<br />
Kunst/Erich Mercker Im Reich der Hochöfen«,<br />
»HDK 394«, »Photo-Hoffmann München,<br />
Friedrichstraße 34«, »Nachdruck verboten«,<br />
»Echte Fotografie«. Schwarzweißdruck.<br />
H. 10,5 cm, B. 14,6 cm.<br />
Der Künstler kam im elsässischen Zabern<br />
zur Welt, wo sein Vater als preußischer<br />
Offizier stationiert war. 1906 zog die Familie<br />
nach München. 1911 begann Erich<br />
Mercker (1891–1973) hier eine Ausbildung<br />
zum Bauingenieur, die der Dienst<br />
im Ersten Weltkrieg unterbrach. Statt das<br />
Studium danach wieder aufzunehmen,<br />
machte er die als Liebhaberei betriebene<br />
Malerei zum Beruf, schulte sich auf Reisen<br />
durch Europa in impressionistischen<br />
Studien und stellte 1920 erstmals im<br />
Münchener Glaspalast aus. 1921 trat er<br />
der »Münchener Künstlergenossenschaft«<br />
bei und 1926 zudem den Künstlerbünden<br />
»Ring« und »Isar«. Nach wie vor von<br />
moderner Technik fasziniert, hatte er bald<br />
als Spezialist für Industrielandschaften<br />
einen Namen. Auf dem Gebiet wirkte er<br />
auch in der Zeit des Nationalsozialismus<br />
höchst erfolgreich. 1936 schuf er Arbeiten<br />
für die Ausstellung »Die Straßen Adolf<br />
Hitlers in der Kunst«; sie feierte die Fertigstellung<br />
des 1.000. »Reichsautobahn«-<br />
Kilometers, ein Ereignis, das bis hin zu<br />
Bildpostkarten in Szene gesetzt wurde<br />
(Abb. 92a). 1937 lieferte er für den deutschen<br />
Pavillon auf der Pariser Weltausstellung<br />
vier Wandgemälde, die eine<br />
»Große Goldmedaille« erzielten. Der<br />
Künstler war auf allen »Großen Deutschen<br />
Kunstausstellungen« in München<br />
vertreten, meist mit einer ganzen Reihe<br />
von Gemälden.<br />
Mit seinem expressiven Realismus verlieh<br />
er der Welt der Industrie nicht selten<br />
eine Aura von Urgewalt, die sie in eine<br />
mythische Dimension entrückte, so in dem<br />
1942 in München gezeigten Gemälde<br />
»Im Reich der Hochöfen« (Abb. 92b).<br />
Der Titel stellt die Assoziation zum Ruhrgebiet<br />
her, der traditionsreichen »Waffenschmiede<br />
des Reichs«, von Mercker mit<br />
dräuenden Dampfwolken als eine Art<br />
hoch technisierte Hephaistos’sche Riesenschmiede<br />
in Szene gesetzt. 1941 hatte er<br />
in München bereits »Linz, Hermann-<br />
Göring-Werke im Bau«, »Ostmark, Almtalbrücke<br />
der Reichsautobahn«, »Granitbrüche,<br />
Flossenbürg« sowie »Märzfeld,<br />
Nürnberg« präsentiert. Das Märzfeld des<br />
Reichsparteitagsgeländes war für Aufmärsche<br />
und Vorführungen der Wehrmacht<br />
geplant. Sein Name diente der Erinnerung<br />
an die Wiedereinführung der allgemeinen<br />
Wehrpflicht in Deutschland im<br />
März 1935, mit der Hitler den Versailler<br />
Vertrag sprengte, und spielte zudem auf<br />
den »Champ de Mars« in Paris an, der<br />
den römischen Kriegsgott Mars zitiert.<br />
Der Entwurf des Märzfeldes, dessen<br />
Bau 1938 begann, sah eine gigantische<br />
Festungsarchitektur vor, bei Bespielung<br />
wie von einem Menschenwall umklammert:<br />
Rund um den Platz sollten 14 mhohe<br />
Zuschauertribünen für über 200.000<br />
Personen entstehen, untergliedert von<br />
26, jeweils 40 mhohen Türmen. Die bis<br />
Kriegsbeginn nur zu einem Drittel abgeschlossenen<br />
Bauarbeiten waren, wie generell<br />
die Bauabwicklungen auf dem<br />
Reichsparteitagsgelände, von zahllosen<br />
Schwierigkeiten begleitet. Die Gründe<br />
dafür reichten vom überstürzten Bautem-<br />
Abb. 92 Erich Mercker, Märzfeld, Nürnberg, um 1940/1941.<br />
©VGBild-Kunst, Bonn 2011<br />
275<br />
po bis hin zu Problemen, die sich etwa<br />
durch die Verbindung rationeller industrieller<br />
Baumethoden mit dem Anspruch auf<br />
ein traditionell »handwerkliches« Erscheinungsbild<br />
der Architekturen ergaben. Indes<br />
vermittelte die offizielle Informationspolitik<br />
mit Reportagen, Filmen, Gemälden,<br />
Postkarten etc. der Öffentlichkeit<br />
»das Bild einer reibungslos funktionierenden<br />
Baustelle auf dem größten Bauplatz<br />
der Welt. Sie suchte den Eindruck<br />
eines Arbeitsprozesses zu erzeugen, der<br />
dank der vollkommenen Eintracht aller<br />
Mitwirkenden und beflügelt durch den<br />
›Tatwillen von Führer und Volk‹ stürmisch<br />
und unaufhaltsam voranschritt«, so<br />
Yasmin Doosry 2002 in ihrer Dissertation<br />
zum Reichsparteitagsgelände.<br />
Einer der von ihr zitierten Jubelberichte,<br />
erschienen 1939 in der »Nürnberger<br />
Schau«, ergibt zusammen mit dem<br />
Gemälde von Mercker ein erhellendes<br />
Beispiel für deren »harmonisierende« Einheitsperspektive.<br />
Obwohl sich der Artikel
Abb. 92a Ansichtskarte zur Reichsautobahn:<br />
»1933 Erster Spatenstich«, 1936<br />
Abb. 92b Ansichtskarte »Im Reich<br />
der Hochöfen«, 1942<br />
auf den Bau der Kongresshalle des Reichsparteitagsgeländes<br />
bezieht, liest er sich<br />
beinah wie eine Beschreibung des Märzfeld-Gemäldes,<br />
das umgekehrt durchaus<br />
als Illustration zu dem Artikel geeignet<br />
wäre. Die Botschaft lautete in beiden Fällen<br />
gleich, nämlich dass die Besichtigung<br />
des Bauplatzes ein großartiges Erlebnis<br />
sei. »Hohe Kräne heben mit spielender<br />
Leichtigkeit die schweren Steinblöcke an<br />
die bestimmten Stellen. Das eindrucksvolle<br />
Bild wird belebt durch das Zischen und<br />
Rattern der Züge und Lastwagen, durch<br />
die weitgreifenden Bewegungen der Kräne<br />
und den Lärm der Baumaschinen. Die<br />
vielen hundert Arbeiter verschwinden fast<br />
vor der Größe des Werks. Überwältigender<br />
Schaffenswille und gewaltige Kraft<br />
lassen dieses Denkmal der nationalsozialistischen<br />
Bewegung in unerhörtem Tempo<br />
emporwachsen.«<br />
Ein anderer Wortbeitrag hob bei der<br />
Kongresshalle die solide handwerkliche<br />
Verarbeitung hochwertiger Materialien<br />
hervor. Er schilderte »die edlen, ausgesuchten,<br />
wunderschönen deutschen Werk-<br />
steine, die aus allen Gauen des Vaterlandes<br />
herbeigebracht werden« und rühmte<br />
die »mächtige Vormauerung«, gefügt aus<br />
»Jahrtausende überdauerndem Granit«.<br />
Auch Merckers »Märzfeld«, das 1941<br />
für die Sammlung »Haus der Deutschen<br />
Kunst« erworben wurde, feiert »deutsches<br />
Gestein«. Das ganze Baugelände ist damit<br />
übersät. Große Aufmerksamkeit widmet<br />
der Maler dem Steinquadergefüge<br />
der Türme. Im Vordergrund lässt er einen<br />
wuchtigen, behauenen Granitblock den<br />
Auftakt zu der nationalistisch erhebenden<br />
Steinschau geben, die in München durch<br />
seine Ansicht der »Granitbrüche, Flossenbürg«<br />
ergänzt wurde.<br />
Zum Material Granit –das Johann<br />
Wolfgang von Goethe (1749–1832) in<br />
seinen universellen naturwissenschaftlichen<br />
Reflektionen einst als »unerschütterlichsten<br />
Sohn der Natur« interpretiert hatte<br />
–konstatierte Thomas Ruff 1995, es<br />
habe seit der Gründung des deutschen<br />
Kaiserreichs 1871 zunehmend »deutschnationale<br />
Weihen« erhalten. Ruff verwies<br />
in dem Zusammenhang auf Julius Langbehns<br />
(1851–1907) einflussreiches Traktakt<br />
»Rembrandt als Erzieher«, in dessen<br />
Ausgabe von 1889 es hieß, dass die<br />
Griechen eine Kultur von Marmor und<br />
dass die Deutschen eine von Granit haben.<br />
Granit geriet bei Langbehn zur martialisch-sozialen<br />
Metapher. So vergleicht<br />
er die ungezählten Massen der deutschen<br />
Heersoldaten mit dem granitnen<br />
Pflaster der deutschen Großstädte, jeder<br />
sei fest zum anderen gefügt und alle<br />
insgesamt undurchdringlich. Ruff stellte<br />
dar, wie diese nationalistische Gesteins-<br />
Semantik weiter wirkte.<br />
Das Baumaterial für das Reichsparteitagsgelände<br />
lieferte ab April 1938 das<br />
damals von der SS gegründete Unternehmen<br />
»Deutsche Erd- und Steinwerke<br />
GmbH«. Es bediente Regierungsprojekte<br />
und ließ das Material von KZ-Häftlingen<br />
herstellen. Die Firma pachtete Steinbrüche,<br />
errichtete Granit-, Ziegel-, Kiesund<br />
Baustoffwerke, in deren unmittelbarer<br />
Nähe Konzentrationslager entstanden,<br />
so etwa die Lager Mauthausen, Gusen,<br />
Groß-Rosen, Natzweiler oder Flossenbürg.<br />
Diese befanden sich neben Steinbrüchen<br />
mit hochwertigem Granit, den<br />
Albert Speer (1905–1981) sehr schätzte.<br />
Aus all den genannten Lagern wurden<br />
276<br />
Steine nach Nürnberg geliefert, auch<br />
noch, nachdem die Bauarbeiten auf dem<br />
Reichsparteitagsgelände kriegsbedingt<br />
weitestgehend eingestellt waren. Eugen<br />
Kogon (1903–1987) hielt 1946 fest:<br />
«Die Steinbrüche waren in allen Lagern<br />
die wahren Himmelfahrtkommandos.«<br />
Die Arbeitsbedingungen folgten dem<br />
Konzept »Vernichtung durch Arbeit«, das<br />
Persönlichkeitsbrechung beinhaltete,<br />
Abertausende, teils sehr gezielt, umbrachte<br />
und Unzählige in den Selbstmord trieb.<br />
Mercker setzte nach dem Krieg seine<br />
Karriere als Industriemaler fort und begleitete<br />
mit seinen Bildern die Zeit des<br />
»Wirtschaftswunders« in der jungen<br />
Bundesrepublik.<br />
Lit.: Große Deutsche Kunstausstellung 1941.<br />
Ausst.Kat. Haus der Deutschen Kunst. München<br />
1941, S. 56, Kat.Nr. 718. –Zum Künstler vgl.<br />
Kunst im 3. Reich. Dokumente der Unterwerfung.<br />
Bearb. von Georg Bussmann, Ausst.Kat. Frankfurter<br />
Kunstverein. Frankfurt a.M. 1974, S. 167.<br />
–Volkmar von Pechstaedt: Erich Mercker. Göttingen<br />
2003. –Hitler und die Deutschen. Volksgemeinschaft<br />
und Verbrechen. Hrsg. von Hans-<br />
Ulrich Thamer/Simone Erpel. Ausst.Kat.<br />
Deutsches Historisches Museum, Berlin. Dresden<br />
2010, S. 256, Abb. S. 257. –Weiterführend<br />
vgl. Thomas Ruff: Materialikonologie –Materialideologie:<br />
Granit. In: Anzeiger des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s, 1995. S.160–168. –<br />
Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der<br />
deutschen Konzentrationslager. (München<br />
1946) München 1997. –Norbert Frei: Vergangenheitspolitik.<br />
Die Anfänge der Bundesrepublik<br />
und die NS-Vergangenheit. München 1999,<br />
S. 8–17 (Hermann Lübbes These des »Beschweigens«).<br />
–Erhard Schütz/Eckhard Gruber:<br />
Mythos Reichsautobahn. Bau und Inszenierung<br />
der »Straßen des Führers« 1933–1941. Berlin<br />
2000, S. 115. –Die zweite Schöpfung. Bilder<br />
der industriellen Welt vom Ende des 18. Jahrhunderts<br />
bis in die Gegenwart. Hrsg. von Sabine<br />
Beneke/Hans Ottomeyer. Ausst.Kat. Martin-<br />
Gropius-Bau, Berlin. Berlin 2002. –Yasmin<br />
Doosry: »Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen<br />
Turm bauen...«. Studien zum Reichsparteitagsgelände<br />
in Nürnberg. Diss. Hamburg 1991.<br />
Tübingen/Berlin 2002, S. 387. –Dirk Rupnow:<br />
Vernichten und Erinnern. Spuren nationalsozialistischer<br />
Gedächtnispolitik. Göttingen 2005,<br />
S. 326–327.<br />
Leihgabe des Deutschen Historischen Museums,<br />
Berlin (Gemälde)<br />
Erworben aus dem Antiquariat (Postkarten)<br />
Ursula Peters
Wintersachensammlung<br />
für die Ostfront<br />
Inv.Nr. Gm 2165 (Abb. 93). Josef Vietze,<br />
1942. Signatur unten links »Vietze 1942«. Auf<br />
Keilrahmen Aufkleber »Große Deutsche Kunstausstellung<br />
1942 im Haus der Deutschen Kunst<br />
zu München/Einlieferungsbuch 3294/Kiste<br />
1762«, »Katalog Nr. 1125/Saal Nr. 16/<br />
Anschrift für die Rücksendung/Vor- und Zuname:<br />
Reichskanzlei/Wohnort: Berlin/Versicherungswertangabe:<br />
8000 RM«, mit blauem Stift<br />
»1762«, »132«, »44141«, mit rotem Stift<br />
»156«. Öl auf Leinwand. H. 180,0 cm,<br />
B. 136,5 cm; profilierter Holzrahmen, Kreidegrund,<br />
vergoldet, versilbert, patiniert,<br />
H. 216,0 cm, B. 170,0 cm, T. 8,0 cm.<br />
a. Ansichtskarte: Adolf Reich, Wollsammlung<br />
in einer Münchener Ortsgruppe, 1942<br />
Dok. 1zuGm2165 (Abb. 93a).<br />
Verlag Heinrich Hoffmann, München. Aufdruck<br />
auf Rückseite »München. Haus der Deutschen<br />
Kunst/Adolf Reich Wollsammlung in einer<br />
Münchener Ortsgruppe«, »HDK 393«, »Photo-<br />
Hoffmann München, Friedrichstraße 34«,<br />
»Nachdruck verboten«, »Echte Fotografie«.<br />
Schwarzweißdruck. H. 10,5 cm, B. 14,9 cm.<br />
b. Ansichtskarte: Hans Schmitz-Wiedenbrück,<br />
Kämpfendes Volk, 1942<br />
Dok. 2zuGm2165 (Abb. 93b).<br />
Verlag Heinrich Hoffmann, München. Handschriftlich<br />
auf Rückseite »20.8.43 Mein liebes<br />
Schwesterlein! Mit großer Freude erhielt ich<br />
heute 5Briefe von Horst. Ich bin glücklich! Die<br />
Post hat schlecht befördert. Er ist noch wohlauf<br />
u. denke nur, er hat das EK II [Eiserne Kreuz 2.<br />
Klasse] erhalten. Jetzt bin ich erst richtig in ihn<br />
verliebt –was die Feldpost alles fertig bringt –.<br />
Was schreibt Hermann? Tausend liebe Grüße<br />
Deine [unleserlich]«, Adresse in »Unterbergen im<br />
Rosental/Kärnten, (unleserlich) -Lagerschule<br />
Karawankenhof«. Aufdruck auf Rückseite »München.<br />
Haus der Deutschen Kunst/Hans Schmitz-<br />
Wiedenbrück Kämpfendes Volk«, »HDK 390«,<br />
»Photo-Hoffmann München, Friedrichstraße 34«,<br />
»Nachdruck verboten«, »Echte Fotografie«,<br />
Stempel »Mütter! Verwahrt die Zündhölzer!«,<br />
mit Kinderkopf und Zündhölzern, Briefmarke mit<br />
Hitler im Profil. Schwarzweißdruck. H. 10,5 cm,<br />
B. 14,8 cm.<br />
Josef Vietze (1902–1988), dessen schriftlichen<br />
Nachlass das Deutsche Kunstarchiv<br />
aufbewahrt, wuchs in der k.u.k.<br />
Monarchie im nordböhmischen Obergrund<br />
als Kind einer sudetendeutschen<br />
Familie auf. Im benachbarten Warnsdorf<br />
absolvierte er in der Druckerei Strache<br />
eine Lithographenlehre und arbeitete<br />
anschließend, nunmehr in der jungen<br />
Tschechoslowakei und zeitweilig in Polen<br />
als Gebrauchsgraphiker. Künstlerisch ambitioniert,<br />
besuchte er nebenher Kurse<br />
für Zeichnen und sparte für ein Studium<br />
an der Kunstakademie in Prag, an der er<br />
1929 die Aufnahmeprüfung bestand. Seine<br />
Lehrer wurden der vom Münchener<br />
Leibl-Kreis inspirierte Heinrich Hönich<br />
(1873–1957) sowie Vratislav Nechleba<br />
(1885–1965), bei dem er figurale Male-<br />
277<br />
rei studierte. Zu Vorbildern des begabten<br />
Kunsteleven zählten alte Meister, etwa<br />
Tizian (um 1488–1576) und Rembrandt<br />
(1606–1669), jüngere wie Edouard<br />
Manet (1832–1883) und Wilhelm Leibl<br />
(1844–1900), den er in der Liebig’schen<br />
Sammlung in Reichenberg studieren konnte,<br />
oder Egon Schiele (1890–1918) dessen<br />
zeichnerische Verve er bewunderte.<br />
Abb. 93 Josef Vietze, Wintersachensammlung für die Ostfront, 1942
Nach dem Studium etablierte er sich in<br />
seiner böhmischen Heimat als freischaffender<br />
Maler.<br />
Warnsdorf entwickelte sich vor dem<br />
Zweiten Weltkrieg zu einer Hochburg der<br />
sudetendeutschen Bewegung Konrad<br />
Henleins (1898–1945), von der Vietze<br />
wohl nicht unberührt blieb. Schon seit<br />
1937 stellte er auf der »Großen Deutschen<br />
Kunstausstellung« in München aus.<br />
Sein Sohn Werner bemerkte, sein Vater<br />
sei eigentlich unpolitisch gewesen, aber<br />
schließlich aus Opportunismus NSDAP-<br />
Mitglied geworden. 1940, zwei Jahre<br />
nach dem Einmarsch der Deutschen in die<br />
Tschechoslowakei, erhielt er eine Professur<br />
an der Prager Kunstakademie und<br />
wurde Vertreter der Reichskammer der<br />
Bildenden Künste in Böhmen und Mähren.<br />
Der Sohn hielt fest, dass Vietze sich<br />
in seiner Position dafür einsetzte, dass<br />
sein ehemaliger Lehrer Nechleba und<br />
andere tschechische Professoren ihre<br />
Ateliers weiterführen durften.<br />
Im Sommer 1941 war Vietze im »Haus<br />
der Deutschen Kunst« unter anderem mit ei-<br />
Abb. 93a Ansichtskarte »Wollsammlung<br />
in einer Münchener Ortsgruppe«, 1942<br />
Abb. 93b Ansichtskarte<br />
»Kämpfendes Volk«, 1942<br />
nem Porträt Reinhard Heydrichs vertreten,<br />
der im Septemberdes Jahres die Nachfolge<br />
Konstantin von Neuraths als Reichsprotektor<br />
für Böhmen und Mähren antreten<br />
sollte. Vietzes Heydrich-Porträtwurde<br />
ebensowie ein Jahr später sein Gemälde<br />
»Wintersachensammlung für die Ostfront<br />
in Prag«, das 1942 für die Sammlung<br />
»Haus der Deutschen Kunst« erworben<br />
wurde,imKatalog der »GroßenDeutschen<br />
Kunstausstellung« abgebildet.<br />
Kleidersammlungen für die Soldaten im<br />
Winter fanden damals überall statt. Der<br />
Abbildungsteil des Münchner Katalogs<br />
von 1942 enthält ein weiteres Gemälde<br />
zu dem Thema, Adolf Reich (1887–1963)<br />
»Die Wollsammlung in einer Münchener<br />
Ortsgruppe« (Abb. 93a). Es zitiert deren<br />
verheißungsvoll klingenden Standort-<br />
Namen »Siegestor«, der links im Hintergrund<br />
auf der offen stehenden Eingangstür<br />
zur Sammelstelle prangt. Vor dem Abgabetresen<br />
stehen Volksgenossen Schlange,<br />
auf Tischen stapeln sich Berge von Wolldecken<br />
und Gestricktem beinah bis zur<br />
Decke und über einem Stuhl hängen Pelzmäntel<br />
sowie ein dickes Schafsfell.<br />
In Vietzes Bild wird gesammeltes Pelzwerk<br />
für die Soldaten weiterverarbeitet.<br />
Es schildert eine Szene in einer Nähstube,<br />
durch deren Fenster man auf den verschneiten<br />
Prager Altstädter Ring blickt. Ein<br />
Mitglied des »Deutschen Jungvolkes« mit<br />
HJ-Dolch am Koppel bringt gerade einen<br />
Pelzmantelindie Stube, währenddie beiden<br />
Frauen, die durch ihre volkstümelnde<br />
Kleidung als »Volksdeutsche« charakterisiert<br />
sind, weißen Stoff verarbeiten; bei<br />
der Frau an der Nähmaschine hat Vietzes<br />
Ehefrau Konstanze Modell gesessen, teilte<br />
der Sohn mit. Die Näherinnen produzieren<br />
für die OstfrontSchneeanzüge, für deren<br />
Ausfütterung die Pelze bestimmt sind.<br />
In der Familie Vietzes ist überliefert, er<br />
habe 1941 gegenüber Heydrich zu dessen<br />
Verärgerung sein Erschrecken über<br />
den Einmarsch in Russland geäußert. In<br />
seiner »Wintersachensammlung« lässt der<br />
Staatskünstler freilich keine ambivalenten<br />
Gefühle aufscheinen. Die Figuren sind als<br />
Vertreter der für die Soldaten sorgenden<br />
»Heimatfront« mit durch nichts zu erschütternder<br />
Ruhe am Werk. Kunst sollte der<br />
»Produktion von Optimismus« dienen, wie<br />
es Joseph Goebbels (1897–1945)formulierte.<br />
Statt der oftmals »Fremdarbeitern«<br />
278<br />
abgezwungenen fabrikmäßigen Massenproduktion<br />
von Soldatenausrüstung schildert<br />
Vietze einen familiären Betrieb und<br />
entwirft damit ähnlich wie Reich mit seiner<br />
frequentierten Sammelstelle für patriotische<br />
Gaben ein ideales Bild der NS-<br />
»Volksgemeinschaft«, das den von ihr geführten<br />
Krieg auf anheimelnde Weise<br />
vermittelt. Der nach Paris geflohene Kunstpublizist<br />
Paul Westheim (1886–1963)<br />
analysierte1938 die verlogene Butterkuchenstimmung<br />
der Propagandakunst. Das<br />
Motiv »Heimatfront« war 1942 in München<br />
in einer Reihe von Bildern vertreten,<br />
etwa in dem Gemälde »Kämpfendes<br />
Volk« des Bauernmalers Hans Schmitz-<br />
Wiedenbrück (eig. Schmitz; 1907–1944;<br />
Abb. 93b), hier vorgetragen mit heroischem<br />
Pathos und Schollendampfflair in<br />
effektvollem Rembrandt’schen Helldunkel.<br />
Mit der Verquickung von Volk und Soldaten<br />
im Hintergrund gab Schmitz-Wiedenbrück<br />
eine Vision dessen, was Goebbels<br />
1943 in seiner Sportpalastrede als »totalen<br />
Krieg« bezeichnen sollte.<br />
Vietze hat das Stilmittel der groß gesehenen<br />
Einzelfigur von Wilhelm Leibl übernommen,<br />
wobei der subtile Kolorismus<br />
des Vorbildes einer kompakten Gegenstandsauffassung<br />
gewichen ist. Der Ausdruck<br />
der Figuren wirkt sehr innerlich. Die<br />
linke Näherin ist ganz in ihre Arbeit versunken,<br />
während ihre Kollegin mit stillem<br />
Ernst zu dem noch kindlich wirkenden<br />
Jungen in Uniform aufblickt, der ihr pflichterfüllt<br />
den üppigen Pelzmantel reicht.<br />
Alle wirken ausgesprochen redlich und<br />
schlicht, ein häufiges Figurenmerkmal in<br />
Bildern der Sammlung »Haus der Deutschen<br />
Kunst«. Die Maler ziehen hier das<br />
Register »deutscher Biederkeit«, ein Begriff,<br />
der sich seit dem 18. Jahrhundert zu<br />
einem Gemeinplatz entwickelt hatte.<br />
Ursprünglich trat er in einem emanzipatorischen<br />
Kontext auf. Mittlere und kleinbürgerliche<br />
Kreise hatten damit ihr »bodenständiges«<br />
Selbstbewusstsein gegenüber<br />
der französisch geprägten Adelskultur zur<br />
Sprachegebracht. Als Identifikationsmodell<br />
mit Abgrenzung gegen »Undeutsches«<br />
erhielt ihr »Deutschtum« seit der Erhebung<br />
gegen Napoleondie Funktion, in den vielen<br />
deutschen Staaten zu einem Gefühl<br />
»volkhafter« Zusammengehörigkeit und so<br />
quasi zu einer »Innenbefestigung«Deutschlands<br />
beizutragen. Gleichzeitig begegnet
man seit dem frühen 19. Jahrhundert<br />
Schriftstellern und Künstlern, die solch nationale<br />
Selbstbespiegelungironisch aufs<br />
Korn nahmen, wofür man von August von<br />
Kotzebue (1761–1819), Carl Spitzweg<br />
(1808–1885) bis ins 20. Jahrhundert,<br />
etwa bei Heinrich Mann (1871–1950)<br />
oder George Grosz (1893–1959) viele<br />
Beispiele findet.<br />
In Vietzes Propagandabild wird »deutsches<br />
Biedertum« andächtig zelebriert.<br />
Zur braven Erscheinung der Volksdeutschen<br />
bilden die luxuriösen Pelze einen<br />
auffälligen Kontrast, die links zu einem<br />
Haufen übereinander geworfen sind, wobei<br />
die obenauf liegende Fuchsboa gegenüber<br />
Vietzes Figuren eine Erinnerung<br />
an die urbane Nonchalance der 20er<br />
Jahre weckt. Die Nationalsozialisten<br />
schmähten sie als Zeit sittlichen Verderbens<br />
durch eine »goldene Internationale«,<br />
womit die Juden gemeint waren.<br />
Saul Friedländer bemerkte 1982 zur<br />
NS-Ästhetik, dass durch sie einerseits die<br />
ruhige Kraft moralischer Werte beschworen<br />
werde, andererseits aber das<br />
flackernde Licht der Vernichtungsfeuer<br />
aufleuchte. Juden wurde das Tragen von<br />
Pelzwerk damals verboten und zwecks<br />
Ostfront-Versorgung mussten sie es ebenso<br />
wie Wollsachen zwangsweise abliefern.<br />
Pelze aus sogenanntem »Judengut«<br />
wärmten durch Aneignung der Habe vertriebener<br />
oder deportierter jüdischer Bürger<br />
aber auch die »Heimatfront«, worauf<br />
Götz Aly, Frank Bajohr oder Niklas Frank<br />
hingewiesen haben und dabei Mentalitäten<br />
des NS-»Volksstaats« beleuchteten.<br />
Vietze wurde 1945 in der Tschechoslowakei<br />
verhaftet und interniert. Nach Entlassung<br />
aus der Haft, für deren Verkürzung<br />
sich Nechleba eingesetzt hatte, ließ er<br />
sich in Berchtesgaden-Engedey nieder. Er<br />
nahm seine künstlerische Tätigkeit wieder<br />
auf, malte Landschaften, Porträts und<br />
Trachtenstücke, wurde Mitglied des<br />
»Berchtesgadener Künstlerbundes« sowie<br />
der 1947/48 neu gegründeten »Münchener<br />
Künstlergenossenschaft, kgl. privilegiert<br />
von 1868«. Ihren Präsidenten Constantin<br />
Gerhardinger (1888–1970) kannte Vietze<br />
noch von seiner Prager Zeit her. Mit der<br />
Vereinigung, die sich gegenüber der abstrakten<br />
Nachkriegsmoderne auf altmeisterliche<br />
Technik berief, schufen sie ein neues<br />
Forum für idealischen Realismus. 1951<br />
zeigte die Künstlergenossenschaft ihre erste<br />
Jahresausstellung im ehemaligen »Haus<br />
der Deutschen Kunst«, das nun »Haus der<br />
Kunst« hieß. Da die Ausstellungen von nun<br />
an zum fester Bestandteil der Münchener<br />
Kunstszene wurden, fanden sie bei traditionsbewussten<br />
Sammlern bald großen<br />
Anklang, stellte Artur Eitler 1981 in seiner<br />
Würdigung Vietzes fest. Seine Figurenauffassung<br />
wird hier mit »Leistungen der alten,<br />
großen Holländer« aus der Zeit Rembrandts<br />
verglichen und sein Talent als<br />
»göttliche Gnade« gepriesen.<br />
Lit.: Große Deutsche Kunstausstellung 1942.<br />
Ausst.Kat. Haus der Deutschen Kunst, München<br />
1942, S. 76 (Kat.Nr. 1125, im Abbildungsteil<br />
S. 34) und S. 10, Reichs »Wollsammlung in einer<br />
Münchener Ortsgruppe«. –Zum Künstler vgl.<br />
Artur Eitler: Professor Josef Vietze und die Münchener<br />
Künstlergenossenschaft (1981). In: Der<br />
Maler und Graphiker Josef Vietze. Berchtesgaden<br />
1982, S. 27–29. –Mortimer G. Davidson:<br />
Kunst in Deutschland 1933–1945, Bd. 2.<br />
Tübingen 1992, S. 443–444. –100 Jahre Prof.<br />
Josef Vietze. Von der Akademie in Prag ins<br />
Berchtesgadener Land. Hrsg. von Werner Vietze.<br />
Ausst.Kat. der Gedächtnisausstellung im Nationalparkhaus<br />
Berchtesgaden. Berchtesgaden<br />
2002. –ZuWiedenbrücks »Kämpfendes Volk«<br />
vgl. Helena Ketter: Zum Bild der Frau in der Malerei<br />
des Nationalsozialismus. Eine Analyse von<br />
Kunstzeitschriften in der Zeit des Nationalsozialismus.<br />
Diss. Passau 1999. Münster 2002, S. 111–<br />
112. –Zur Enteignung der Pelze jüdischer Bürger<br />
vgl. Hans Buchheim/Martin Broszat/Hans-Adolf<br />
Jacobsen/Helmut Krausnick: Anatomie des SS-<br />
Staates. Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte,<br />
München 1964. München 2005, S. 629. –Saul<br />
Friedländer: Das Dritte Reich und die Juden, Bd.<br />
2: Die Jahre der Vernichtung 1939-1945. München<br />
2006, S. 349. –Weiterführend vgl. August<br />
von Kotzebue: Hans Max Giesbrecht von der<br />
Humpenburg oder: Die neue Ritterzeit. Eine komische<br />
Oper. In: Theater von August von Kotzebue<br />
(1761–1819), Bd. 30. Wien/Leipzig 1841,<br />
S. 224–250. –Paul Westheim: Verlogener Realismus.<br />
In: Das Wort, 3, 1938, H. 2. –Helmut<br />
Möller: Altdeutsch. Ideologie, Stereotyp, Verhalten.<br />
In: Hessische Blätter für Volkskunde,57,<br />
1966, S. 9–29. –Saul Friedländer: Kitsch und<br />
Tod. Der Widerschein des Nazismus (= Reflets<br />
du nazisme, Paris 1982). München/Wien 1984,<br />
S. 114. –Hans-Martin Blitz: Aus Liebe zum Vaterland.<br />
Die deutsche Nation im 18. Jahrhundert.<br />
Hamburg 2000, S. 361–392. –Joseph Goebbels<br />
zit. von Katharina Szlezak: »Religiöse« Malerei.<br />
Über die Vereinnahmung der Christlichen Malerei<br />
zur Erschaffung einer »Nationalsozialistischen<br />
Malerei«. Unveröffentl. Diplomarbeit Wien<br />
2009, S. 20. –Herfried Münkler: Die Sittlichkeit<br />
279<br />
der Hinterwäldler. Tacitus und der frühe Germanenmythos.<br />
In: Herfried Münkler: Die Deutschen<br />
und ihre Mythen. Berlin 2009, S. 148–163.<br />
Leihgabe Deutsches Historisches<br />
Museum, Berlin (Gemälde)<br />
Erworben aus dem Antiquariat (Postkarten)<br />
Ursula Peters<br />
Korbsessel»E10«<br />
Inv.Nr. Des 1484 (Abb. 94). Entwurf Egon Eiermann,<br />
1949, Ausführung Korbflechterei Heinrich<br />
Murmann, Johannisthal-Kronach, 1951.<br />
Boondotrohr, natur (ungeschältes Rattanrohr),<br />
Rattanstangen und Rattanringe zur Stabilisierung<br />
im Fußinneren. H. 81,0 cm, Dm. Fuß 47,0 cm.<br />
Ausgehend von einem kleinen kreisrunden<br />
Loch weitet sich diese Flechtarbeit zu einer<br />
großen runden Schale. Der umgeschlagene<br />
breite Rand stabilisiert nicht nur das<br />
Geflecht, er erleichtert auch das Bewegen<br />
dieses aus naturbelassenem Boondotrohr<br />
gefertigten Sitzmöbels. Der Fuß ist rund,<br />
verjüngt sich leicht nach oben und ist in<br />
Sitzhöhe mit dem Oberteil verbunden.<br />
Der Entwurf dieses Möbels stammt von<br />
Egon Eiermann (1904–1970), einem der<br />
berühmtesten deutschen Nachkriegsarchitekten.<br />
Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehört<br />
die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche<br />
in Berlin (1957–1963) und das Abgeordnetenhaus<br />
in Bonn (1965–1969). Für<br />
Eiermann war es stets besonders wichtig,<br />
dass er nicht nur die architektonische Hülle,<br />
sondern auch die Möblierung seiner<br />
Bauten mitgestaltete. »Außen und Innen unterlagen<br />
für ihn denselben Gesetzen; der<br />
gesonderte Begriff ›Innenarchitektur‹ war<br />
ihm unbekannt«, so seine Witwe Brigitte<br />
Eiermann. Auch die Gestaltung von Serienmöbeln<br />
beschäftigte den Architekten<br />
während seiner gesamten Laufbahn.<br />
Schon in den 1930er Jahren hatte Eiermann<br />
sich mit Flechtwerk auseinandergesetzt.<br />
1948 schließlich erfolgte der Entwurf<br />
für ein ganz in Korbgeflecht gearbeitetes<br />
Sitzmöbel. Ein Jahr später, 1949, wurden<br />
zwei Korbsessel der Serie »E 10« erstmals<br />
bei der Ausstellung »Wie Wohnen« in<br />
Stuttgart,1950inKarlsruhe,gezeigt.Bedauerlicherweise<br />
istbis heuteunbekannt,<br />
werEiermanns erste Korbmöbel flocht. Vermutlich<br />
stammtensie vonFriedrich Herr<br />
(tätigum1950) ausKarlsruhe,der auch
die anderen für die Ausstellung 1949 bestimmten<br />
Möbel gefertigt hatte. Auf die<br />
Dauer konnte Herr jedoch Eiermanns Qualitätsansprüchen<br />
nicht genügen. Als die Firma<br />
Heinrich Murmann1951 einen Gestalter<br />
für neue Möbelentwürfe suchte, wandte<br />
sich Eiermann an das im oberfränkischen<br />
Johannisthal bei Kronach ansässige Unternehmen.<br />
Mit Murmannentwickelte sich eine<br />
gedeihliche Zusammenarbeit, die bis<br />
zum Tod des Architekten 1970 anhielt.<br />
Lit.: Egon Eiermann.Die Möbel. Hrsg. von Harald<br />
Siebenmorgen. Karlsruhe1999. –Egon Eiermann<br />
(1904–1970). Die Kontinuität der Moderne.<br />
Hrsg. von Annemarie Jaeggi. Ostfildern-Ruit 2004.<br />
Erworben von Wolf Pecher, München.<br />
Silvia Glaser<br />
Männliche Figur<br />
Inv.Nr. Ke 5592 (Abb. 95). Christian Kruck,<br />
1974. Bezeichnung auf Rückseite »Kruck 74«.<br />
Rosafarbener Ton, geschnitten, gerupft, modelliert,<br />
cemefarbene Glasur, im Nachgang mit<br />
schwarzen Pinselstrichen bearbeitet. H. 30,5 cm,<br />
B. 14,3 cm, T. 13,0 cm.<br />
Das Museum erhielt in den vergangenen<br />
Jahren eine umfangreiche Kollektion von<br />
Multiples, Studio-Glas und -Keramik als<br />
Abb. 94<br />
Egon Eiermann,<br />
Korbsessel »E 10«,<br />
1951<br />
Vermächtnis von Gerhard Mammel<br />
(1919–1989). Silvia Glaser stellte aus<br />
dieser Sammlung im Anzeiger des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s, 2009,<br />
S. 225 bis 226, die keramische Plastik<br />
»Überformte Kugel« (1975) des Wiener<br />
Künstlerpaares Kurt und Gerda Spurey vor.<br />
Gerhard Mammel ist in Nürnberg eine<br />
bekannte Persönlichkeit. 1966 bis 1982<br />
wirkte er als stellvertretender Direktor des<br />
Bildungszentrums Nürnberg und Leiter der<br />
Volkshochschule. Der promovierte Kunsthistoriker<br />
setzte sich mit größtem Engagement<br />
für die Vermittlung zeitgenössischer<br />
Kunst ein. 1964 bis 1986 war er ehrenamtlicher<br />
künstlerischerLeiter der Albrecht<br />
Dürer GesellschaftinNürnberg, Deutschlands<br />
ältestem Kunstverein, der übrigens<br />
ab 1969 mehr als zehn Jahre lang mit<br />
dem Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong> kooperierte.<br />
Hatte sich das Museum nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg der Moderne und<br />
ihren internationalen Perspektiven geöffnet,<br />
so richtete die Albrecht Dürer Gesellschaft<br />
bis 1983 in seinen Räumen zahlreiche<br />
Ausstellungen zu zeitgenössischer und<br />
auch außereuropäischerKunst aus. Mammel,<br />
ein naher Freund Arno Schönbergers<br />
(1915–1993), der das Museum von<br />
1969 bis 1980 leitete, lieferte eine ganze<br />
280<br />
Reihe Beiträge für die begleitenden Kataloge,<br />
etwa für die sehr fein konzipierte<br />
Max Ernst-Ausstellung, die den altehrwürdigen<br />
Museumshallen 1974 ein surrealistisch<br />
funkelndes Glanzlicht aufsetzte.<br />
Auch befasste sich Mammel intensiv mit<br />
dem Filmschaffen. Vielen Nürnberger<br />
Cineasten ist er bis heute in der Erinnerung<br />
präsent. Er hatte 1973 die Betreiber<br />
des drei Jahre zuvor eröffneten Kinos<br />
»Meisengeige« mit Dozenten vom Bildungszentrum<br />
zusammengebracht und auf diesem<br />
Weg in Nürnberg kommunal finanzierte<br />
Filmarbeit eingeführt. Jeden Montag fanden<br />
so in dem legendären Programmkino<br />
Filmseminare statt, »etwa zu Ingmar Bergman,<br />
zum Heimatfilm, zum Nazi-Kino,<br />
zum Krimi«, wie Herbert Heinzelmann<br />
2010 in einem Rückblick festhielt.<br />
Alsbewusster Zeitgenosse warMammel<br />
nicht nurpassionierter Mentor,sondern<br />
auch Sammler zeitgenössischer Kunst. Seine<br />
Frau Barbara, dieander Veit-Stoß-Realschule<br />
in Nürnberg unterrichtethatte,übereignetedem<br />
Museum dengrößten Teil<br />
seiner Sammlung, dieeinenlebendigen<br />
Einblickindie bewegteKunst-und Kulturszeneder<br />
jungenBundesrepublikgibt.<br />
Christian Kruck (1925–1985), ein<br />
langjähriger Freund Gerhard Mammels,<br />
war als Elfjähriger mit seinen Eltern nach<br />
Nürnberg gekommen, wo er 1939 bis<br />
1942 eine Lehre in der Lithographischen<br />
Kunstanstalt von Leonhard Ammersdörfer<br />
absolvierte. In einem Rückblick merkte er<br />
an, dass er als Lehrling die Steine für den<br />
Druck nur schleifen und zu den Meistern<br />
und Gesellen schleppen durfte. Allein ihnen<br />
sei der künstlerische Teil, d.h. die<br />
Übersetzung der Bildaufträge vorbehalten<br />
gewesen, wodurch er allerdings ein<br />
besonderes Gefühl für den elementaren<br />
Umgang mit den Drucksteinen, für simples<br />
»Machen mit den Händen« entwickelt habe.<br />
Künstlerisch schulte er sich in Abendkursen<br />
und begann kurze Zeit, bevor er<br />
1943 zum Militär eingezogen wurde, ein<br />
Studium an der Nürnberger Kunstakademie.<br />
Nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft<br />
setzte er es 1946 bis 1949 in<br />
Nürnberg und in Freiburg im Breisgau<br />
fort. Einer seiner dortigen Lehrer war der<br />
Maler Emil Bizer (1881–1957), 1927<br />
Mitbegründer der Badischen Secession.<br />
Nach ihrem Verbot in der NS-Zeit war sie
1946 neu ins Leben gerufen worden.<br />
Kruck begegnete in seiner Freiburger<br />
Zeit 1948 dem expressionistischen Maler<br />
Erich Heckel (1883–1970), den die Nationalsozialisten<br />
als »entartet« diffamierten<br />
und der sich nach Hemmenhofen am<br />
Bodensee zurückgezogen hatte. Heckel<br />
schilderte ihm, wie er und seine ehemaligen<br />
Brücke-Kollegen sich vor dem Ersten<br />
Weltkrieg eine kleine Werkstatt für Druckgraphik<br />
eingerichtet hatten, in der man<br />
Bürstenabzüge machte, experimentierte,<br />
diskutierte und auch kleine Auflagen<br />
selbst druckte. Das Technische sei für sie<br />
weniger interessant gewesen, »das Wichtigste<br />
war die Aussage«. Die Brücke-Künstler<br />
lösten druckgraphische Techniken<br />
dezidiert aus dem angewandten Bereich<br />
der Illustration. Ebenso anregend wie die<br />
Begegnung mit Heckel wirkte auf Kruck<br />
1950 eine Hamburger Ausstellung mit<br />
Lithographien Pablo Picassos (1881–<br />
1973). Aus seinen Erinnerungen spricht<br />
die befreiende Wirkung, die solche Arbeiten<br />
nach dem Dritten Reich, das individuelle<br />
Perspektiven und Darstellungsweisen<br />
hatte auslöschen wollen, auf ihn ausübten.<br />
Abb. 95 Christian Kruck,<br />
Männliche Figur, 1974<br />
Im ungebundenen künstlerischen Umgang<br />
mit der Steinlithographie entfaltete<br />
Kruck einen abstrakten Expressionismus.<br />
1949 bis 1952 lebte er freischaffend in<br />
Hamburg und holte sich Inspirationen auf<br />
Studienreisen im Mittelmeerraum und in<br />
den USA. Auf Empfehlung Heckels berief<br />
ihn 1953 die Städelschule in Frankfurt<br />
a.M. zum technischen Leiter ihrer Druckwerkstätten.<br />
1961 erhielt er einen Lehrauftrag<br />
am Pratt-Graphik-Art-Center in<br />
New York. 1970 wurde er an der Städelschule<br />
Dozent für Druckgraphik. Im westlichen<br />
Kunstbetrieb war er seit den 1950er<br />
Jahren international präsent. 1975 erhielt<br />
er den 1. Preis der Internationalen Senefelder<br />
Stiftung und 1983 den von der<br />
Stadt Rockenhausen ausgeschriebenen<br />
Daniel-Henry-Kahnweiler-Preis.<br />
Seit Mitte der 1960er befasste er sich<br />
neben der Lithographie mit plastischen Arbeiten.<br />
Seine Auffassung von den Drucksteinen<br />
als elementarem künstlerischem<br />
Material hatte ihn dazu geführt, mit<br />
Wachs und Ton zu modellieren. Ton war<br />
in der Hierarchie der künstlerischen Materialien<br />
»im Verhältnis zu Stein und Bronze<br />
weit unten angesiedelt«, hält Monika<br />
Wagners Betrachtung seiner Ikonologie<br />
fest. Im Bereich der Bildhauerei wurde er<br />
als »armer Bruder« von Bronze und Marmor<br />
noch bis ins 20. Jahrhundert meist<br />
lediglich für vorbereitende Ideenskizzen<br />
zu repräsentativen Plastiken verwendet.<br />
Honoré Daumier (1808–1879) wechselte<br />
in seinen in den 1830er Jahren entstandenen<br />
»Parlamentarierbüsten« vom spitzen<br />
Zeichenstift seiner Karikaturen bezeichnenderweise<br />
auf Ton über, um die über<br />
»nobles Material« und »klassische Form«<br />
verkündete fraglose Erhabenheit offizieller<br />
Portraits lustvoll aufzuweichen und als<br />
banalen Bühnenzauber zu beleuchten.<br />
Ebenso bezeichnend ist es, dass im Nationalsozialismus<br />
Ton gar als »charakterlos«<br />
abgelehnt wurde, worauf Wagner<br />
hinweist; der von der NS-Propaganda<br />
verkündete »deutsche Mensch« sollte<br />
sich, quasi wie ein Jahrtausende altes<br />
Fossil, in plastischen Bildwerken in »steinerner<br />
Härte« manifestieren. Hingegen<br />
nutzte die von den Nationalsozialisten<br />
geschmähte Moderne das Material gerade<br />
wegen seines weichen und spontan<br />
formbaren Charakters. Künstler wie Picasso<br />
oder Joan Miró (1893–1983) koste-<br />
281<br />
ten ihn als eine dem Ton materialimmanente<br />
ästhetische Ausdrucksqualität des<br />
Lebendigen und Wandelbaren aus.<br />
Kruck hat in der Skulptur der Sammlung<br />
Mammel den informellen Duktus<br />
seiner lithographischen Arbeiten in das<br />
Tonmaterial übertragen, indem er es in<br />
schuppenförmige Stückchen zerrupfte, um<br />
aus ihnen die Figur skizzenhaft-expressiv<br />
aufzubauen. Hierdurch wird die in ihr anklingende<br />
Statik klassischer Figurenauffassung<br />
aufgehoben, welche die Nationalsozialisten<br />
für ihre Inszenierungen der<br />
Macht instrumentalisiert hatten, die Kruck<br />
als HeranwachsenderinNürnberg, der<br />
»Stadt der Reichsparteitage« ebenso wie<br />
in München, der »Hauptstadt der Bewegung«<br />
in massierter Form erleben konnte.<br />
Das über einer Plinthe aufgebaute in sich<br />
ruhende Standmotiv der Figur weckt im<br />
Verbund mit dem weiß schimmernden<br />
Schmelz der Glasur die Vorstellung an<br />
Marmorfiguren der mediterranen Antike.<br />
Durch die nach dem Glasurbrand mit<br />
schwarzer Farbe bemalten Tonschuppen<br />
stellt sich eine Assoziation zu aus Meerestiefen<br />
geborgenen Götterfiguren ein, die<br />
von Seepocken, Muscheln und Tang<br />
überwuchert, die Hinfälligkeit allen von<br />
Menschen inszenierten Scheins gegenüber<br />
dem unaufhaltsamen Wirken des<br />
Lebendigen vor Augen führen.<br />
Lit.: Unpubliziert. –ZuGerhard Mammel vgl.<br />
Nürnberger Künstlerlexikon. Bildende Künstler,<br />
Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende<br />
und Mäzene vom 12. bis zur Mitte<br />
des 20. Jahrhunderts, Bd. 2. Hrsg. von Manfred<br />
H. Grieb. München 2007, S. 968. –URL:<br />
http://www.franken-wiki.de/index.php/Gerhard_Mammel<br />
[25.05.2011]. –Herbert Heinzelmann:<br />
Die Meisengeige wird 40. 9. September<br />
2010, URL: http://www.nordbayern.de/<br />
nuernberger-zeitung/nz-kultur/die-meisengeigewird-40-1.157215[20.05.2011].–Zur<br />
Keramik<br />
als Medium zeitgenössischer Form vgl. Keramik<br />
in der Weimarer Republik. 1919–1933. Bearb.<br />
von Tilmann Buddensieg, Ausst.Kat. <strong>Germanisches</strong><br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Nürnberg 1985. –Axel<br />
Janeck: Die Sonderausstellungen. In: Das Germanische<br />
<strong>Nationalmuseum</strong> Nürnberg 1852–<br />
1977. Hrsg. von Bernward Deneke/Rainer Kahsnitz.<br />
München/Berlin 1978, S. 1154–1159. –<br />
Presse-Information/28. Juni 1966. Plastik des<br />
20. Jahrhunderts im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />
Archivalie zur Erwerbung von Pl. 3110<br />
(Marino Marini, Il Guerriero, 1959/60). –<br />
Zum Künstler vgl. Felix H. Man: Christian Kruck.<br />
Ausst.Kat. Frankfurter Kunstverein. Frankfurt a.M.
1960. –Jung nach ’45. Kunst in Nürnberg –<br />
Ein Jahrzehnt und seine Generation. Bearb. von<br />
Lucius Grisebach in Zusammenarbeit mit Susanne<br />
Aschka/Günter Braunsberg/Joachim Haller.<br />
Ausst.Kat. Kunsthalle Nürnberg. Nürnberg<br />
1995, S. 160–161 (Kruck: Über meine Liebe<br />
zur Lithographie), S. 163–175 und S. 259–<br />
260. –Weiterführend vgl. Monika Wagner:<br />
Ton. In: Lexikon des künstlerischen Materials.<br />
Werkstoffe der modernen Kunst von Abfall bis<br />
Zinn. Hrsg. von Monika Wagner/Dietmar Rübel/<br />
Sebastian Hackenschmidt. München 2002,<br />
S. 224–231.<br />
Geschenk von Barbara Mammel, Nürnberg,<br />
aus der Sammlung Gerhard Mammel<br />
Ursula Peters<br />
Drei Keramik-Objekte<br />
a. Kugelobjekt<br />
Inv.Nr. Ke 5622 (Abb. 96). Max Söllner,<br />
1967/68. Signatur auf Unterseite frei eingeschnitten<br />
»M. Söllner«. Roter Ton, frei geformt,<br />
glasiert, auf weißem Fond Dekor in Blau,<br />
Grün, Violett, Schwarz und Silber. H. 14,0 cm,<br />
Dm. 14,0 cm.<br />
b. Tonquader mit Nägeln<br />
Inv.Nr. Ke 5621 (Abb. 97). Max Söllner, 1969.<br />
Signatur »Max Söllner 69«. Roter schamottierter<br />
Ton, grüne Glasur, in den weichen Ton eingedrückte<br />
Eisennägel, zum Teil überglasiert, Zinn<br />
nach dem Brand aufgeschmolzen, gefeilt.<br />
H. 13,3 cm, B. 8,2 cm, T. max. 7,8 cm.<br />
c. Schwarz-weißer Kegel<br />
Inv.Nr. Ke 5620 (Abb. 98). Max Söllner, nach<br />
1972. Weißes Feinsteinzeug, dunkelblau bemalt,<br />
Mattglasur, auf Standfläche dünne Eisenplatte.<br />
H. 8,5 cm, B. 7,2 cm, T. 7,2 cm.<br />
Max Söllner (1929–2003), vier Jahre jünger<br />
als der zuvor genannte Christian Kruck,<br />
vergegenwärtigt den Übergangder »art informel«<br />
zur Konzeptkunst. Er hatte 1943<br />
als 14-Jähriger in seiner Heimatstadt eine<br />
Lehre als Dekorationsmaler begonnen.<br />
Nach der Gesellenprüfung 1947 strebte er<br />
eine künstlerische Laufbahn an. Bis 1949<br />
studierte er an der Nürnberger Fachschule<br />
für angewandte Grafik, dann bis 1956 an<br />
der Münchner Kunstakademie Malerei, Radierung,<br />
plastische Anatomie sowie Keramik,<br />
in diesem Fach in der Klasse von Franz<br />
Eska (1910–1986). Zuletzt war er Meisterschüler<br />
des architekturverbundene Malerei<br />
lehrenden Hermann Kaspar (1904–1986);<br />
Söllner entwarf später zahlreiche keramische<br />
Arbeiten für öffentliche Bauten.<br />
Abb. 96 Max Söllner, Kugelobjekt,<br />
1967/1968<br />
Hatte Kaspar in der NS-Zeit als Protegé<br />
German Bestelmeyers (1874–1942)<br />
und Albert Speers (1905–1981) bekanntlich<br />
eine auf Einordnung gerichtete<br />
Kunstanschauung verkündet, so ließ er<br />
nunmehr seinen Schülern freien Lauf. Söllners<br />
Inspirationsquelle während des Studiums<br />
war die Auffassung von Künstlern<br />
wie James Ensor (1860–1949) oder Paul<br />
Klee (1879–1940). Er entwickelte über<br />
Informel und freie Assoziation individualistische<br />
Perspektiven und fand bald Beachtung.<br />
1956 erhielt er eine Auszeichnung<br />
beim Kunstpreis »Junger Westen« in<br />
Abb. 97 Max Söllner,<br />
Tonquader mit Nägeln, 1969<br />
282<br />
Recklinghausen, 1956/57 ein Italien-<br />
Stipendium des DAAD, 1958 den Förderpreis<br />
der Stadt Nürnberg und seit den<br />
1960er Jahren zahlreiche Einladungen<br />
zu internationalen Keramikwettbewerben.<br />
Die Biennale de Céramique d’Art in Vallauris<br />
zeichnete ihn 1972 und 1978 mit<br />
dem Diplôme d’Honneur aus. 1963 gründete<br />
er in Nürnberg mit Toni Burghart<br />
(1928–2008), Egon Eppich (1927–<br />
1982), Arnold Leissler (geb. 1939),<br />
Franz Vornberger (1919–2008) und<br />
Gerhard Wendland (1910–1986) die<br />
Künstlergruppe »N«.<br />
Söllner schuf mit seinem breiten Spektrum<br />
künstlerischer Techniken ein nuanciertes<br />
Werk als Collage- und Objektkünstler.<br />
1974 widmete ihm die Albrecht Dürer<br />
Gesellschaft eine Ausstellung, in deren Katalog<br />
ihn Heinz Neidel als »Poet mit Pinsel,<br />
Leimtopf und Radiernadel, mit Bleistift<br />
und Ton« charakterisierte. Gerhard Mammel<br />
bemerkte zu Söllners keramischen<br />
Objekten, ihr Grundwert sei die Tastbarkeit;<br />
sie entwickelten sich parallel zu den<br />
frühen Collagen und besäßen neben<br />
ihrem taktilen Volumen meist auch eine<br />
kostbare, auf Schönheit bedachte Haut<br />
(Glasur). Dies trifft auf die in den 1960er<br />
Jahren entstandenenKeramikkugeln zu. In<br />
dem Exemplar der Sammlung Mammel<br />
verbindet sich deren glattes handschmeichlerisches<br />
Rund im Dekor mit dem<br />
Grenzenlosen informeller Formauffassung,<br />
Abb. 98 Max Söllner,<br />
Schwarz-weißer Kegel, 1972
zu dem Söllner in Tuschzeichnungen der<br />
1950er Jahre mit dem intuitiven Duktus<br />
fernöstlicher Kalligraphiegelangt war. Auf<br />
der weißen Oberfläche der Kugel heben<br />
sich in alle Richtungen verlaufende blaue<br />
Farblinien und -spritzer graphisch markant<br />
ab. Ihre Anordnung wirkt expressiv und erinnert<br />
hier an unbewusst getätigte Gestaltungsmethoden<br />
des Automatismus, an Drip<br />
Painting oder Kugelschreibergekritzel. In<br />
dem Liniengespinst tauchen geometrisch<br />
gestaltete Elemente auf. In Verbindung mit<br />
dem Informel der Linien lassen sie auf der<br />
Kugel die Vision eines pulsierenden Weltenraums<br />
entstehen, dessen Gestirne in<br />
ständig wandelbaren Konstellationen kreisen.<br />
Söllner scheue das allzu Fertige, das<br />
keine Veränderung mehr erträgt und meide<br />
die Form, die nicht mehr wachsen<br />
kann, so Mammel zur Auffassung des<br />
Künstlers, mit dem ihn eine enge Freundschaft<br />
verband.<br />
Bei dem 1969 entstandenen »Tonquader<br />
mit Nägeln« experimentiert Söllner<br />
mit Materialqualitäten. Er hat in den<br />
feuchten Tonklotz einen Zinnklumpen und<br />
Eisennägel eingedrückt, die beim Brennen<br />
geschmolzen oder verbrannt sind.<br />
Ton und Metall vergegenwärtigen eine<br />
Polarität, daTon gebrannt werden muss,<br />
um in einen festen Zustand überzugehen,<br />
während sich Metall unter Zuführung von<br />
Hitze verflüssigt. In Söllners Objekt ist diese<br />
Polarität in dem gemeinsamen festen<br />
Zustand aufgehoben, den die Materialien<br />
nach dem Brennen mit dem Auskühlen erreicht<br />
haben. Die reliefartige Reihung der<br />
Nägel lässt an die Nagelbilder von Günther<br />
Uecker (geb. 1930) denken. Ähnlich<br />
wie bei ihm wird bei Söllner ein Gegenstand<br />
von Nägeln angegriffen und traditionelles<br />
künstlerisches Material, in<br />
diesem Fall Ton, mit einem industriell<br />
gefertigten Alltagsgegenstand zusammen<br />
geführt. Einerseits wird der urtümlich anmutende<br />
Tonklotz durch die Nägel attackiert,<br />
andererseits erwächst aus dem<br />
beim Brennen entstandenen Gebilde optisch<br />
eine neue Einheit.<br />
Der gestreifteKegel weckt mit seinem<br />
quadratischen Sockel die Vorstellung an<br />
einen Leitkegel. Allerdings steht seine Achse<br />
schräg zur Basisebene, wodurch er dynamisch<br />
wirkt. Mit seiner gut aufzusetzenden<br />
Standfläche könnte das kleine Objekt<br />
als Schachfigur konzipiert worden sein.<br />
Söllner, der leidenschaftlich gerne Schach<br />
spielte, beschäftigtesich seit der Schachweltmeisterschaft<br />
1972 in Reykjavik<br />
(Bobby Fischer gegen Boris Spasski) mit<br />
dem Entwurf von Schachfigurensätzen. Ihn<br />
faszinierte »die raumgreifende Bewegung<br />
der einzelnen Figuren beim Spiel, ihr ständiger<br />
Positionswechsel«,schrieb er 1992<br />
zu seiner Passion. Aus dem Text geht hervor,<br />
dass er beim Entwurf von Figurensätzen<br />
immer mit einer Einzelfigur begann,<br />
was die Vermutung stützt, dass der mit<br />
asymmetrisch in den Raum ragender Spitze<br />
Wendigkeit suggerierende Kegel mit<br />
»Schachfiguren-Blick« kreiert wurde.<br />
Das Germanische <strong>Nationalmuseum</strong> besitzt<br />
Schachspiele Max Söllners. Kurz<br />
nach seinem Tod übergab seine Witwe<br />
dem Haus zusammen mit dem schriftlichen<br />
Nachlass ihres Mannes 15 Figurensätze<br />
und zwei Spielbretter. Das Museum<br />
stellte sie 2003 in der Studioausstellung<br />
»Schach dem König! Schachspiele von<br />
Max Söllner« vor.<br />
Lit.: Unpubliziert. –Zum Künstler vgl. Max Söllner.<br />
Collagen und Keramiken. Ausst.Kat Galerie<br />
Defet. Nürnberg 1968. –Max Söllner. Objekte<br />
und Grafik. Bearb. von Gerhard Mammel/<br />
Heinz Neidel, Ausst.Kat. Albrecht Dürer Gesellschaft,<br />
Nürnberg 1974. –Max Söllner: Schachfiguren,<br />
warum? (1992). In: Max Söllner. Arbeiten<br />
zum Thema Schach. Ausst.Kat. Stadtmuseum<br />
Nürnberg, Fembohaus. Nürnberg 1993, o.S. –<br />
Jung nach ’45. Kunst in Nürnberg. Ein Jahrzehnt<br />
und seine Generation. Bearb. von Lucius Grisebach<br />
in Zusammenarbeit mit Susanne Aschka/<br />
Günter Braunsberg/Joachim Haller, Ausst.Kat.<br />
Kunsthalle Nürnberg. Nürnberg 1995, S. 208–<br />
223, 264. –Max Söllner. Zeichnungen, Collagen,<br />
Objekte 1951–2002. Bearb. von Barbara<br />
Legal, Ausst.Kat. Museen der Stadt. Nürnberg<br />
2003, S. 32–43. –Nürnberger Künstlerlexikon.<br />
Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte,<br />
Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom<br />
12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, Bd. 3.<br />
Hrsg. von Manfred H. Grieb. München 2007,<br />
S. 1445.<br />
Geschenk von Barbara Mammel, Nürnberg,<br />
aus der Sammlung Gerhard Mammel<br />
Patrick Steib<br />
Tassenobjekt<br />
Inv.Nr. Ke 5623 (Abb. 99). Bodo Boden, 1971.<br />
Bezeichnung mit braunem Filzstift auf Boden »Bodo<br />
Boden 21. 5. 1971 als DANK für alle und an<br />
Nübg –für D. G. M. in N.«, Porzellantasse der<br />
283<br />
Marke »Seltmann Weiden«, auf Untertasse mit<br />
Kunstharz fixiert Zigarettenkippe, Streichholz,<br />
Asche; in der Tasse Kunstharzfüllung, zwei rot bemalte<br />
Plastikpuppenbeine. H. mit Puppenbeinen<br />
9,5 cm, Dm. Untertasse 12,0 cm.<br />
Das Tassenobjekt, eine Assemblage gefundener<br />
Gegenstände, ist von Nouveau<br />
Réalisme und Neodada inspiriert. Es erinnert<br />
an die »Fallenbilder« Daniel Spoerris<br />
(geb. 1930), die gezielt ambivalente Gefühle<br />
wecken. Die Kombination von alltäglichen<br />
mit surrealen Elementen in Form<br />
einer Kaffeetasse, in der kopfüber eine<br />
Puppe planscht, vielleicht aber auch gerade<br />
ertrinkt oder gar ersäuft wurde, löst<br />
beim Betrachter Denkbilder aus, die in ihrer<br />
Kombination aberwitzig erscheinen.<br />
Die positive Assoziationskette, hervorgerufen<br />
durch die Kaffeetasse, die auf Genuss<br />
und Gemütlichkeit hinausläuft, steht<br />
im Widerspruch zu den Schmutzspuren<br />
und den Gedanken an Tod. Das narrative<br />
Element versucht den Betrachter, durch<br />
die Gedankenverbindung mit Mord einen<br />
Tathergang zu rekonstruieren.<br />
Gerhard Mammel erhielt die Tasse<br />
von Bodo Boden als Geschenk. Der<br />
Künstler unterrichtete seit 1971 am Nürnberger<br />
Bildungszentrum, dem Mammel<br />
als zweiter Direktor vorstand. Die beiden<br />
waren freundschaftlich miteinander verbunden<br />
und führten bisweilen gemeinsam<br />
Kunstexkursionen durch. Die Stadt Nürnberg<br />
zeichnete Boden 1971 mit ihrem<br />
Förderpreis für Bildende Kunst aus, zu dessen<br />
Jury-Mitgliedern Mammel zählte. Boden<br />
war 1960 nach Nürnberg gekommen,<br />
Abb. 99 Bodo Boden, Tassenobjekt,<br />
1971
um sein 1956 an der Dortmunder<br />
Werkkunstschule begonnenes Studium an<br />
der Kunstakademie bei Fritz Griebel<br />
(1899–1976) fortzusetzen, dem ersten Direktor<br />
der Akademie nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg; deren hoch moderner Neubau<br />
war 1954 nach Plänen des am Bauhausstil<br />
orientierten Architekten Sep Ruf (1908–<br />
1982) fertig gestellt worden. Boden profilierte<br />
sich in Nürnberg als Maler, Grafiker<br />
und Illustrator. Künstlerisch trat er mit kritischem<br />
Realismus und collageartigen Projektionen<br />
hervor. Als Zeitgenosse von<br />
Vietnamkrieg, Mondlandung, Auschwitzprozessen,<br />
Wirtschaftswunder, atomarer<br />
Bedrohung und Flower Power entwarf er<br />
mit Elementen von Neodada und Popart<br />
Bildszenarien von widerspruchsvoller Komplexität.<br />
1976 ging er nach Bochum. Er<br />
hatte dort an der Fachhochschule einen<br />
Lehrauftrag angenommen und erhielt drei<br />
Jahre später eine Professur.<br />
Das Tassenobjekt fällt in Mammels Kollektion<br />
künstlerischerKeramik aus dem<br />
Rahmen. Keines seiner Details ist handwerklich<br />
gearbeitet, selbst die Tasse ist ein<br />
beliebiges Massenprodukt. Es lenkt den<br />
Blick auf Positionen in der damaligen<br />
Kunst- und Keramikszene der Bundesrepublik,<br />
bei denen ein gesellschaftlicher Konservatismus<br />
mit einem polemischen ästhetischen<br />
Konservatismus einherging. Deren<br />
Wortführer echauffierten sich, der Subjektivismus<br />
in der zeitgenössischen Bildenden<br />
Kunst habe technisches Können durch vor<br />
nichts zurückschreckende Schlamperei ersetzt,<br />
durch Bluff, auf den der Kunstmarkt<br />
und selbst Kunstwissenschaftler hereinfielen.<br />
Der vermeintlichen Verderbtheit der<br />
jungen Avantgarde hielten sie »das künstlerisch<br />
gestaltende Handwerk als Widerbild<br />
und Heilmittel entgegen«, konstatierte<br />
Walter Helmut Lokau 2008 in seiner Darstellung<br />
der konservativen Argumentation.<br />
Lit.: Unpubliziert. –Zum Künstler vgl. Förderpreis<br />
1956/1986. 28 Förderpreisträger für Bildende<br />
Kunst. Bearb. von Joachim Bleistein/Hans-Peter<br />
Miksch, Ausst.Kat. der Stadt Nürnberg und der<br />
Aktionsgemeinschaft Nürnberger Künstlerhaus<br />
e.V. Nürnberg 1986, o.S. Abbildung von Bodo<br />
Bodens Siebdruck-Entwurf »Bedrohung der Idylle«,<br />
1971. –G.Bodo Boden, mit Textbeitrag<br />
von Reiner Kallhardt. o.O. o.J. [1972]. –Weiterführend<br />
vgl. Walter Helmut Lokau: Die gescheiterte<br />
Institutionalisierung. Eine kritische Bilanz der<br />
Rezeption zeitgenössischer Keramik in Deutschland<br />
nach 1945. Diss. Freiburg i.Br. 2008,<br />
S. 287–321 und Anm. 753; URL:<br />
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/<br />
6998/, URN: urn:nbn:de:bsz:25-opus-69987<br />
[19.07.2011].<br />
Geschenk von Barbara Mammel, Nürnberg,<br />
aus der Sammlung Gerhard Mammel<br />
Ursula Peters<br />
Der Kritiker auf dem<br />
Pegasus reitend<br />
Inv.Nr. Gm 2369 (Abb. 100). Bodo Boden, um<br />
1971. Signatur unten rechts in blauer Farbe »g.<br />
bodo boden«; Bezeichnung rückseitig, schwarzer<br />
Kugelschreiber »Der Kritiker«, roter Kugelschreiber<br />
»auf dem Pegasus reitend/ Malerei<br />
und Musik/ stehen auf dem/ Kopf«; schwarzer<br />
Stempel »G. Bodo Boden/Maler und Grafiker/<br />
85 Nürnberg/ Rothenburgerstr. 46«. Hinterglasmalerei,<br />
mit Rahmen H. 48,0 cm, B. 45,0 cm,<br />
T. 4,5 cm, ohne Rahmen H. 46,5 cm, B. 33,5 cm.<br />
Gerhard Mammel, der für liberale Offenheit<br />
der Kunstbetrachtung eintrat, distanzierte<br />
sich mit Bodo Bodens unorthodoxer<br />
Gefäßkunst in seiner Sammlung von<br />
Standpunkten, die gegenüberzeitgenössischen<br />
Kunstkonzepten den Aspekt hand-<br />
284<br />
werklicher Tradition als »edlere« Identität<br />
der Kunst ins Feld führten und als Garanten<br />
für den Erhalt »ewiger« Werte beschworen.<br />
Bodens Hinterglasbild aus der<br />
Sammlung Mammel wirkt in dem Zusammenhang<br />
wie eine ironische Antwort auf<br />
brennendes Verlangen, Kunst auf etwas<br />
festzulegen. Das, was der mit goldener<br />
Feder, Notizbuch und ebensolcher Brille<br />
ausgestattete Kritiker an der Kunst wahrnimmt,<br />
spiegelt dessen eigenen Horizont.<br />
In einem »Bild im Bild« wird der Kritiker<br />
mit einer Palette in der Hand selbst als<br />
Hersteller von Kunst präsentiert, obwohl<br />
er seine Bilder allein in seinem Kopf produziert.<br />
Seinerzeit sahen manche handwerkliche<br />
Disziplin schon durch die ungebundene<br />
Werkstoffauffassung inKeramiken<br />
etwa von Pablo Picasso (1881–1973)<br />
oder Joan Miró (1893–1983) gefährdet<br />
und es kam sogar der Gedanke auf,<br />
künstlerische Keramik als eigenständigen<br />
Bereich der Bildenden Kunst zu institutionalisieren,<br />
sie zu einem behüteten Reservat<br />
des angeblich von Kunst bedrohten<br />
künstlerischen Handwerks zu machen.<br />
Freilich war das ein Anachronismus.<br />
Abb. 100<br />
Bodo Boden,<br />
Der Kritiker auf dem<br />
Pegasus reitend,<br />
1971
Längst hatten auf internationaler Ebene<br />
die um 1900 einsetzenden gesamtkünstlerischen<br />
Ideen gegriffen, herkömmliche<br />
Gattungsgrenzen und -hierarchien zugunsten<br />
der umfassenden Reflektion kreativen<br />
Potentials aufzuheben. Entsprechend<br />
löste die eifernde Verklärung künstlerischen<br />
Handwerks Befremden aus. Lokau<br />
zitierte in dem Zusammenhang den Gefäßkeramiker<br />
Volker Ellwanger (geb.<br />
1933), der –selbst klassisch-handwerklich<br />
ausgebildet –gegenüber der konservativen<br />
Legitimierung des Kunsthandwerks<br />
ironisch formulierte: »Es gibt keine<br />
keramische Kunst, denn unsere Mittel sind<br />
genauso wenig künstlerisch wie Ölfarben<br />
und Leinwand, Stein, Meißel und Schlegel,<br />
Faden und Webrahmen, Kamera<br />
und Filmmaterial.«<br />
Zu allen Zeiten hat sich die Kunst mit<br />
allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln<br />
immer wieder neu kreiert, wobei sie<br />
scheinbar gesicherte künstlerische Paradigmen<br />
unentwegt auf den Kopf stellte.<br />
»Was die Schönheit sei, das weiß ich nicht«,<br />
so ein bekanntes Zitat Albrecht Dürers<br />
(1471–1528). 1971, als Dürers 500. Geburtstag<br />
gefeiert wurde, wählte es die<br />
Nürnberger Kunsthalle als Titel für eine<br />
Ausstellung, die Künstler im internationalen<br />
Kontext bis hin in die eigene Gegenwart<br />
als Theoretiker beleuchtete. Eine Abteilung<br />
befasste sich mit Farbtheorien des<br />
19. Jahrhunderts, unter anderem mit Farbkugel-Modellen<br />
Philipp Otto Runges<br />
(1777–1810). Im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong><br />
wurde damals eine große<br />
Dürerausstellung gezeigt, begleitet von einem<br />
»Dürer-Studio«, das sich mit dem Untertitel<br />
»Sehen, Verstehen, Erleben« ebenfalls<br />
mit Theorien von Künstlern befasste. In<br />
einem Raum war ein Nachbau der Farbkugel<br />
von Johannes Itten (1888–1967) ausgestellt,<br />
der sich übrigens bis heute im<br />
Kunstpädagogischen Zentrum im Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong> befindet und in<br />
Kursen als Demonstrationsobjekt genutzt<br />
wird. Die im Dürerjahr in Nürnberg präsentierten<br />
Farbkugeln erscheinen in Bodens<br />
Hinterglasgemälde wie der »Kritiker«<br />
als »Bild im Bild«-Zitat. Die Dürer-Ausstellung<br />
und die sie begleitenden Präsentationen<br />
hatten sich zum Ziel gemacht, den Geehrten<br />
von seit dem 19. Jahrhundert an ihn<br />
herangetragenen nationalromantischen<br />
und nationalistischen Perspektiven zu be-<br />
freien, ihn aus seiner Zeit heraus zu verstehen<br />
und dabei das Vielgesichtige und Vielschichtige<br />
künstlerischer Auffassungen vor<br />
Augen zu führen. Boden verehrte seinem<br />
Freund Mammel das Hinterglasbild, mit<br />
dem er ihn als Mentor des Blicks für das<br />
jeweils Zeitgenössische in der Kunst und<br />
als Verfechter eines offenen und pluralistischen<br />
Kulturbegriffs würdigte.<br />
Lit.: Unpubliziert. –Zum Künstler vgl. Förderpreis<br />
1956/1986. 28 Förderpreisträgerfür Bildende<br />
Kunst. Bearb. von Joachim Bleistein/Hans-Peter<br />
Miksch, Ausst.Kat. der Stadt Nürnberg und der<br />
Aktionsgemeinschaft Nürnberger Künstlerhaus<br />
e.V. Nürnberg 1986, o.S. Abbildung von Bodo<br />
Bodens Siebdruck-Entwurf »Bedrohung der Idylle«,<br />
1971. –G.Bodo Boden, mit Textbeitrag von<br />
Reiner Kallhardt. o.O. o.J. [1972]. –Weiterführend<br />
vgl. »Was die Schönheit sei, das weiß ich<br />
nicht«. Künstler, Theorie, Werk. Katalog zur Zweiten<br />
Biennale Nürnberg. Berarb. von Janni Müller-<br />
Hauck/Heinz Neidel/Eberhard Roters und mit einem<br />
Vorwort von Dietrich Mahlow. Hrsg. von der<br />
Kunsthalle Nürnberg. Köln 1971, S. 100–102<br />
und 118. –Zum Beispiel Dürer-Studio. Dokumentation<br />
und Kritik eines ausstellungsdidaktischen Experiments<br />
von Jürgen Rohmeder, Lothar Hennig,<br />
Peter Müller-Egloff, Ewald Rumpf, Michael Popp,<br />
Horst Henschel, Wulf Schadendorf. Hrsg. vom<br />
Kunstpädagogischen Zentrum im Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>. Ravensburg 1972. –Walter<br />
Helmut Lokau: Die gescheiterte Institutionalisierung.<br />
Eine kritische Bilanz der Rezeption zeitgenössischer<br />
Keramik in Deutschland nach 1945.<br />
Diss. Freiburg i.Br. 2008, S. 287–321 und Anm.<br />
753, URL: http://www.freidok.uni-freiburg.de/<br />
volltexte/6998/, URN: urn:nbn:de:bsz:25-opus-<br />
69987 [19.07.2011]. –Zum sich im 19. Jahrhundert<br />
entwickelnden Dürer-Kult vgl. Peter Gay:<br />
Teutonische Spiegel. In: Peter Gay: Die Macht<br />
des Herzens. Das 19. Jahrhundert und die Erforschung<br />
des Ich (The Naked Heart. New York/<br />
London 1995). München 1999, S. 379–383. –<br />
Zu den Ausstellungen zum Dürer-Jubiläum 1971<br />
vgl. Kunst/Dürer. Anliegen der Nation. In: Der<br />
Spiegel, 1971, H. 11.<br />
Geschenk von Barbara Mammel, Nürnberg,<br />
aus der Sammlung Gerhard Mammel<br />
Ursula Peters<br />
Schwanenreiterin<br />
Inv.Nr. Ke 5593 (Abb. 101). Toni Heinrich, um<br />
1973. Heller, sandfarbener Ton, frei geformt, unregelmäßig<br />
mit rotbrauner und weißlicher Glasur<br />
überzogen. H. 9,0 cm, B. 4,6 cm, L. 7,0 cm.<br />
Im Gegensatz zu den zuvor genannten<br />
Künstlern Kruck und Söllner war Toni<br />
285<br />
Heinrich (1941–2008) ausschließlich als<br />
Keramiker tätig. Der Künstler wuchs in<br />
dem oberfränkischen Städtchen Naila<br />
auf. Er hatte seine Ausbildung 1956 an<br />
der AugsburgerKunstschule begonnen,<br />
1961 in einer Kulmbacher Töpferei gearbeitet<br />
und seit 1962 an der Stuttgarter<br />
Kunstakademie studiert. 1968 eröffnete<br />
er in Bad Cannstatt und im Jahr darauf in<br />
Nürnberg-Erlenstegen eine eigene Werkstatt.<br />
Letztere betrieb er in Ateliergemeinschaft<br />
mit seiner Frau, der Keramikerin<br />
Märit Heinrich. 1984 richte er ein Atelier<br />
in Fürth ein. Hier kooperierte er eng mit<br />
dem Keramiker Ewald Bialek aus dem nahe<br />
gelegenen Langenzenn. 1985 übersiedelte<br />
er dann nach Selb, wo er im benachbarten<br />
Thierstein im Gewölbestall<br />
eines alten Bauernanwesens arbeitete.<br />
Wenige Jahre vor seinem Tod zog er mit<br />
der Werkstatt in das Gebäude der ehemaligen<br />
Gärtnerei seiner Eltern in Naila<br />
um. Nicht weit entfernt davon besaß er<br />
ein Grundstück mit zwei von Fröschen,<br />
Molchen, Schildkröten und Libellen besiedelten<br />
Weihern, das er sich zu einem paradiesischen<br />
Refugium gestaltete.<br />
Heinrichs Naturverbundenheit zeigte<br />
sich Zeit seines Lebens in Tierskulpturen,<br />
die indes aus sentimentaler Natur- oder<br />
Heimatschwärmerei ausbrechen. Reisen<br />
und Arbeitsaufenthalte hatten ihn seit den<br />
1970er Jahren nach Griechenland (Santorin),<br />
Indien und Südostasien (Bali und<br />
Malaysia) geführt. 1980 bis 1981 lebte<br />
er in Kalifornien, zuerst in San Francisco,<br />
bis er sich im Waldgebiet der Red Wood<br />
Area eine Werkstatt einrichtete. Seine<br />
kosmopolitische »Wanderlust« schuf immer<br />
wieder neue Anreize für seine durch<br />
universelle Mythen und Märchen inspirierten<br />
Keramiken, in denen er schillernde<br />
Figuren wie etwa »Sindbad den Seefahrer«<br />
aufleben ließ, mit spielerischer Freude<br />
am Fabulieren eigene Märchengestalten<br />
kreierte und in Gruppen mit Mensch<br />
und Tier animistische Traumzeiten zitierte.<br />
Wie bei der »Schwanenreiterin« knetete<br />
Heinrich seine Figuren meist ganz ohne<br />
Vorstudien intuitiv aus dem Ton. Frühe Arbeiten<br />
sind als Irdenware schwach gebrannt<br />
und mit einfachen Engoben und<br />
Erdglasuren bemalt. Bis etwa 1976 sind<br />
seine Keramiken unsigniert; danach verwendete<br />
er Press-Stempel.<br />
Die Figurengruppe der Sammlung
Abb. 101 Toni Heinrich,<br />
Schwanenreiterin, um 1973<br />
Mammel lässt an das Leda-Motiv der<br />
griechischen Mythologie denken, wie es<br />
etwa Michelangelo Buonarroti (1475–<br />
1564) aufgegriffen hat. Dem Schwan<br />
begegnet man in der Antike auch als<br />
Attribut Aphrodites, Göttin der Liebe,<br />
Schönheit und des sinnlichen Begehrens.<br />
In antiker Malerei dient er ihr bisweilen<br />
als Reittier. Beim Pistoxenos-Maler (5. Jh.<br />
v.Chr) trägt er sie in seinem rauschenden<br />
Flug durch die Lüfte. Die griechische Post<br />
verwendete dieses Motiv in den 1980er<br />
Jahren für eine Briefmarke. »Aphrodite, so<br />
anmutig und unverfänglich sie auf einer<br />
Schale des Pistoxenos-Malers auf einem<br />
Schwan auch dahergleiten mag, ist alles<br />
andere als ein ›braves Mädchen‹, keine<br />
›blauäugige Pallas Athene‹, sondern ein<br />
unberechenbares, sich seiner unwiderstehlichen<br />
Reize und Energien durchaus<br />
bewusstes Wesen«, so der Theaterwissenschaftler<br />
und Kulturphilosoph Hans-Dieter<br />
Jünger. Dieser Aspekt klingt unübersehbar<br />
bei Toni Heinrich an. Hier wird die<br />
Göttin zur attraktiven jungen Frau. Betörend<br />
greift sie in ihr üppiges Haar, während<br />
ihre Beine den Hals des Schwans<br />
umspielen. In einer im Format ähnlichen<br />
Arbeit Heinrichs mit dem Titel »Leda mit<br />
dem Schwan« räkelt sie sich wohlig über<br />
seinem Federkleid, das im Schmelz der<br />
Glasur so polsterweich wirkt wie ihre gerundeten<br />
Formen. Jenseits klassischer<br />
Überformung geht Heinrich der Erotik<br />
klassischer Motive mit informell schwelgender<br />
Modellage nach. Er nimmt<br />
»Bildungsgut« vom Sockel des Erhabenen,<br />
um es nonchalant im Hier und Jetzt<br />
des Alltäglichen zu bespiegeln.<br />
Gisela Reineking von Bock bemerkte<br />
1979 in ihrem Überblick zur Keramik in<br />
der Bundesrepublik, dass bisher keine<br />
Jury eine Keramik ausgezeichnet hat,<br />
die beim Betrachter ein Lächeln auslösen<br />
könnte. Humor scheine bei ernsthafter<br />
Kunstbetrachtung unerwünscht zu sein.<br />
Somit sei die Scheu der Keramiker davor,<br />
Humorvolles zu schaffen, nur verständlich.<br />
Den lustvollen Mythentransformer<br />
Toni Heinrich zählte sie zu den wenigen<br />
Ausnahmen. Diese hatten aber nicht nur<br />
gleichgesinnte Kollegen in der internationalen<br />
Keramikszene, sondern auch Vorläufer<br />
im deutschsprachigen Raum, man<br />
denke etwa an Kunsthandwerker der<br />
Wiener Werkstätte wie Michael Powolny<br />
(1871–1954). Gemeinsam mit dem Maler<br />
und Graphiker Bertold Löffler (1874–<br />
1960) hatte er 1907 für das Wiener<br />
»Theater und Kabarett Fledermaus« eine<br />
Keramikwand ausgeführt, deren witzige<br />
Figurenerfindungen der Wiener Kritiker<br />
Ludwig Hevesi (eig. Hirsch,1843–1910)<br />
seinerzeit als »Orbis pictus« kabarettistischer<br />
Einfälle rühmte –so»bunt wie die<br />
Buntheit und phantastisch wie die Phantasie«.<br />
Ähnlich begeistert äußerte sich Berta<br />
Zuckerkandl (1864–1945) über die Ausstrahlung<br />
Powolny’scher Keramiken: »Sie<br />
schmettert in all den Interieurs ihre lachende,<br />
blühende Note.« Die Powolny-Schülerin<br />
Vally Wieselthier (1895–1945) bereicherte<br />
diese Note mit expressionistischen<br />
und kubistischen Elementen sowie Spontaneität<br />
der Formgebung und profilierte<br />
sich als Kunsthandwerkerin der »Roaring<br />
Twenties«. Ihr Markenzeichen »bunt,<br />
frech, kokett« hatte 1928 auch in New<br />
York Erfolg, wo sie sich schließlich niederließ<br />
und die künstlerische Keramik der<br />
Neuen Welt mit beeinflusste, die wiederum<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg junge<br />
deutsche Keramiker inspirierte.<br />
Folgt man Reineking von Bock, so wurden<br />
spielerisch ungebundene Formfindungen<br />
dieser Generation in der Bundesrepublik<br />
erst einmal nicht als ein möglicher<br />
286<br />
Maßstab für Preisvergaben bei Wettbewerben<br />
innerhalb der Keramikszene goutiert.<br />
Hier orientierte man sich lange an<br />
dem im Kunsthandwerk der 1920er Jahre<br />
im Zuge der »Neuen Sachlichkeit« entwickelten<br />
Kanon materialgerechter Formgebung.<br />
Er hatte über das »Dritte Reich« hinweg<br />
Kontinuität bewahrt. Einerseits war er<br />
von der NS-Propaganda für die Verklärung<br />
»deutschen Handwerks« instrumentalisiert<br />
worden, andererseits hatten dadurch<br />
nicht regimekonforme Kunsthandwerker<br />
die Möglichkeit gehabt, ihren in der Weimarer<br />
Moderne begonnenen Weg fortzusetzen,<br />
wofür etwa der Gefäßkeramiker<br />
Jan Bontjes van Beek (1899–1969) ein<br />
prägnantes Beispiel gibt. Dagegen war<br />
die bis 1933 aufs Engste mit dem Kunsthandwerk<br />
verquickte künstlerische Avantgarde<br />
als »entartet« aus dem öffentlichen<br />
Gesichtskreis verbannt worden.<br />
Wurde die sich »ohne Ornament« in<br />
handwerklicherBrillanz erfüllende Gefäßkeramik<br />
nach dem Krieg in deutschen Keramikkreisen<br />
quasi als ein über die Zeit<br />
der Diktatur hinweg geretteter Topos der<br />
keramischen Avantgarde hoch gehalten,<br />
so erwachte bei jüngeren Keramikern seit<br />
den 1960/70er Jahren parallel zu Entwicklungen<br />
in der Bildenden Kunst die Lust<br />
am neu ansetzenden, ungebundenen Experiment<br />
mit den gestalterischen Mitteln.<br />
Sie trug mit bei zur Wiederbelebung des<br />
im Nationalsozialismus unterdrückten Pluralismus<br />
von Perspektiven. Die auf kulturellem<br />
Gebiet lange übliche Unterscheidung<br />
zwischen »high« und »low«, d.h. zwischen<br />
mit dem Anspruch des Offiziösen versehener<br />
»ernster« und »unterhaltender« Kunst,<br />
wich demokratischer Ausübung von Kreativität<br />
und urban-vielfältigem Kulturgenuss,<br />
dessen Konturen sich mit den Entwicklungen<br />
zur modernen Massengesellschaft<br />
längst vor dem Ersten Weltkrieg in großen<br />
Metropolen abgezeichnet hatten.<br />
Toni Heinrich wurde seit den 1970er<br />
und 80er Jahren durch Ausstellungen in<br />
Deutschland, England und Italien bekannt;<br />
in Nürnberg vertrat ihn Dizzy und Renate<br />
Nürnbergers »Galerie in Zabo« und deren<br />
Dependance im Handwerkerhof; die<br />
Mammels gehörten zum Freundeskreis der<br />
Galerie. Heinrich führte neben seinen als<br />
Sammlerstücke konzipierten, meist kleinformatigen<br />
Skulpturen auch Aufträge für den<br />
öffentlichen Raum aus.
Lit.: Unpubliziert. –Zum Keramiker vgl. Gisela<br />
Reineking von Bock/Carl-Wolfgang Schümann:<br />
Keramik vom Historismus bis zur Gegenwart.<br />
Sammlung Gertrud und Dr. Karl Funke-Kaiser<br />
(= Kataloge des Kunstgewerbemuseums Köln, 7).<br />
Köln 1975, S. 290. –Gisela Reinekingvon<br />
Bock: Keramik des 20. Jahrhunderts in Deutschland.<br />
München 1979, S. 25. –Toni Heinrich.<br />
Natur-Erde. Ausst.Kat.Rosenthal-Theater Selb.<br />
Selb 1985. –Für weitere Informationen zu Toni<br />
Heinrich danke ich Renate Nürnberger, Galerie<br />
in Zabo, Nürnberg. –Weiterführend vgl.<br />
Anzeiger des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
1993, S. 369–371 (Neuerworbene Powolny-<br />
Keramiken). –Marianne Hörmann: Vally Wieselthier,<br />
1995–1945. Wien 1999. –Konrad Schauenburg:<br />
Studien zur unteritalischen Vasenmalerei,<br />
Bd. 3. Kiel 2001, S. 21. –Seline Schellenberg:<br />
Das Motiv der Entführung durch geflügelte Wesen<br />
in der attischen Vasenmalerei. Lizentiatsarbeit<br />
Zürich 2001, S. 39, URL: http://clair-obscur.ch/<br />
fileadmin/arachne/pubs/lizsel.pdf [20.05.2011].<br />
–Hans-Dieter Jünger: Aphrodites Childs. 2003.<br />
In: kairos &kaos, URL: http://kairosundkaos.de<br />
[20.05.2011] –Zur konservativen Legitimierung<br />
der Keramik in der Bundesrepublik vgl. Walter<br />
Helmut Lokau: Die gescheiterte Institutionalisierung.<br />
Eine kritische Bilanz der Rezeption zeitgenössischer<br />
Keramik in Deutschland nach 1945. Diss.<br />
Freiburg i.Br. 2008, S. 287–294, 299–300. –<br />
Sabine Zentek: Designer im Dritten Reich. Gute<br />
Formen sind eine Frage der Haltung. Dortmund<br />
2010. –Zur Unterscheidung von ernster Kunst<br />
und Unterhaltungskunst vgl. Hans-Dieter Gelfert:<br />
Was ist deutsch? Wie die Deutschen wurden, was<br />
sie sind. München 2005, S. 44–46, 125–132.<br />
Geschenk von Barbara Mammel, Nürnberg,<br />
aus der Sammlung Gerhard Mammel<br />
Ursula Peters<br />
Tasse mit Henkelfigur<br />
Inv.Nr. Ke 5596 (Abb. 102). Ursi Luginbühl,<br />
1978. Pressmarke »UL« (ligiert). Roter Ton, gedreht,<br />
Henkel frei geformt und angarniert, dunkelbraune<br />
Engobe, Glasur in Blau, Schwarz und<br />
Grün. H. 7,2 cm, Dm. 9,5 cm.<br />
Ursi Koelner (geb. 1936) heiratete 1957<br />
Bernhard Luginbühl (1929–2011), der<br />
damals als Eisenplastiker bekannt wurde.<br />
Als ein Vertreter des Nouveau Réalisme<br />
führte er in seine Skulpturen auf Schrottplätzen<br />
oder stillgelegten Industrieanlagen<br />
gefundene Materialien ein. Ließ sich<br />
Ursi Luginbühl in ihrer bekannten Werkgruppe<br />
bronzener Riesenvasen von den<br />
großformatigen Eisenarbeiten ihres Mannes<br />
inspirieren, so vergegenwärtigt die<br />
Tasse aus der Sammlung Mammel ihren<br />
Ursprung als Keramikerin.<br />
Sie lernte 1954 bis 1957 in der Werkstatt<br />
Margrit Lincks (1897–1983) in Reichenbach<br />
bei Zollikofen. Ihr Einfluss klingt<br />
in dem Tassenobjekt in der Verquickung<br />
von puristischen und phantastischen Elementen<br />
an. Die Keramikerin, geb. Daepp,<br />
war seit 1927 mit dem Bildhauer Walter<br />
Linck (1903–1975) verheiratet, ihrem<br />
langjährigen Freund, mit dem sie 1924<br />
nach Berlin gegangen war. Nach der<br />
Hochzeit pendelte das Künstlerpaar bis<br />
1939 zwischen Bern und Paris und kehrte<br />
mit Heranrücken des Krieges ganz in<br />
die Schweiz zurück. 1943 stellte Margrit<br />
Linck die Philosophie gebrauchsorientierter<br />
Gestaltung in Frage, indem sie funktionelle<br />
Gefäßelemente in surreale Formen<br />
verwandelte. Die Berner Kunsthalle zeigte<br />
ihre »Metamorphosen« 1949 in einer<br />
Ausstellung neben Werken von Joan<br />
Miró (1893–1983) und Oskar Dalvit<br />
(1911–1975). Neben surrealistischen<br />
keramischen Skulpturen schuf Linck weiterhin<br />
sachlich-nüchternes Alltagsgeschirr.<br />
Ursi Luginbühls Tasse vergegenwärtigt<br />
Vorstellungskraft und Sachlichkeit als sich<br />
gegenseitig bedingende Vermögen.<br />
Gegenüber dem funktionell gestalteten<br />
Gefäßkörper übernimmt der Henkel den<br />
dekorativen Part, wobei er zu einem<br />
blaugrün schillernden Mischwesen mutiert,<br />
das sich mit kugelrunden Stilaugen zum<br />
Tassenrand hinschlängelt. Gerhard Mammel<br />
erwarb das Stück 1978 als Jahresgabe<br />
der Kestner-Gesellschaft in Hannover.<br />
Dem Jahresgabenkatalog des renommierten<br />
Kunstvereins ist zu entnehmen, dass<br />
Abb. 102 Ursi Luginbühl,<br />
Tasse mit Henkelfigur, 1978<br />
287<br />
die Tasse in 60 Einzelstücken ediert wurde.<br />
Während der Gefäßkörper einem<br />
Modell folgt, nimmt der Henkel von Stück<br />
zu Stück eine andere Gestalt an. 1984<br />
gab die Kestner-Gesellschaft ein weiteres<br />
Keramik-Objekt Luginbühls heraus, das,<br />
wie sein Titel besagt, wieder als Tischgerät<br />
konzipiert war: die Deckeldose »Zucker<br />
oder sonst Dose mit Zungenlöffel«.<br />
Hier ist das ganze Gefäß als froschähnliches<br />
Wesen gestaltet, die Öffnung zum<br />
Einstecken des Löffels als aufgerissenes<br />
Froschmaul, aus dem er wie eine genussfreudige<br />
oder gar gierige Zunge herauszuschnellen<br />
scheint. Die Dose wurde in<br />
einer 30er-Auflage ediert, auch hier mit<br />
Variationen bei jedem einzelnen Stück.<br />
In solchen Objekten spiegelt sich ungebremste<br />
Lust an spielerischen Erfindungen<br />
und witzig-skurrilen Einfällen rund um die<br />
Kunst, ein kreativerMotor im Freundeskreis<br />
der Luginbühls, zu dem Künstler wie<br />
Jean Tinguely (1925–1991), Niki de<br />
Saint Phalle (1930–2002) und Daniel<br />
Spoerri (geb. 1930) zählten. Spoerri<br />
nahm kulinarische Aspekte der Kunst<br />
wörtlich, indem er im Hinblick auf das<br />
Motto, »Wenn alle Künste untergehen,<br />
die edle Kochkunst bleibt bestehen«,<br />
1968 in Düsseldorf das Restaurant<br />
Spoerri einrichtete und über ihm 1970<br />
eine Eat Art Galerie. 1997 eröffnete er<br />
bei Seggiano in der Toscana den Skulpturenpark<br />
»Il Giardino di Daniel Spoerri«.<br />
In ihm befindet sich ein Exemplar aus<br />
Ursi Luginbühls Werkgruppe »Vasen«. Es<br />
hat den Titel »Der Hüter der Schwelle«.<br />
Die ersten »Vasen« hatte die Künstlerin<br />
in Ton geschaffen und von diesen später<br />
Bronzeabgüsse anfertigen lassen. Wie<br />
bei den Keramik-Editionen für die Kestner-<br />
Gesellschaft gab sie hierbei ihren Unikatsanspruch<br />
nicht auf. Die Tonmodelle veränderte<br />
sie vor jedem Guss, sodass jedes<br />
Stück individuell bleibt. Mit ihren sich kontinuierlich<br />
wandelnden Formen haben<br />
Luginbühls Gefäße etwas von Zaubertöpfen<br />
und halten die Inspiration für Betrachtungen<br />
der Alchimie des Alltäglichen und<br />
dessen persönliche Anverwandlungen im<br />
Blick.<br />
Lit.: Kestner-Gesellschaft Hannover. Jahresgaben<br />
1978. Hannover 1978, Kat.Nr. 11 (Tasse mit<br />
Henkelfigur). –Kestner-Gesellschaft Hannover.<br />
Jahresgaben 1984. Hannover 1984, Kat.Nr.<br />
23 (Zucker oder sonst Dose mit Zungenlöffel,
1983). –ZuUrsi Luginbühls Jahresgaben für<br />
Hannover und den »Vasen« vgl. Ursi Luginbühl:<br />
Keramik &Bronze, URL: http://www.luginbuehlstiftung.ch/museum/presse2010.htm<br />
[20.05.2011] –Zu»Der Hüter der Schwelle«<br />
vgl. URL: http://www.danielspoerri.org/<br />
deutsch/kuenstlerseiten/luginbuehl_u.htm [20.<br />
5. 2011]. –Bernhard Luginbühl. Figuren 1947–<br />
1989. Ausst.Kat. Kunstmuseum Bern. Bern<br />
1989. –Weiterführend vgl. Daniel Spoerri:<br />
Anekdoten zu einer Topographie des Zufalls.<br />
(New York 1968) Neuwied/Berlin 1968. –Fuhrwerk<br />
der Gefühle. In: Der Spiegel, 1972, H. 21.<br />
–Margrit Linck. Keramische Skulpturen. Weiße<br />
Vasen. Hrsg. von Max Altorfer mit Beiträgen von<br />
Willy Rotzler und Walter Vogt. Bern 1981. –<br />
Georg F. Schwarzbauer: Kunst und Küche. Fragmentarische<br />
Hinweise zum Thema. Exemplarische<br />
Beispiele unseres Jahrhunderts. In: Vom Essen<br />
und Trinken. Darstellungen in der Kunst der<br />
Gegenwart. Hrsg. von Ursula Peters/Georg F.<br />
Schwarzbauer. Ausst.Kat. Kunst- und Museumsverein<br />
Wuppertal. Wuppertal 1987, S. 8–24,<br />
216–220 und 270 (Daniel Spoerri).<br />
Geschenk von Barbara Mammel, Nürnberg,<br />
aus der Sammlung Gerhard Mammel<br />
Ursula Peters<br />
Analog-Quarzwecker<br />
Inv.Nr. Des 1509 (Abb. 103). Entwurf Dietrich<br />
Lubs, 1971 bzw. 1987, Ausführung Fa. Braun<br />
GmbH, Kronberg/Ts., um 2000. Modell AB 4,<br />
Type 3830 Silber, Acrylnitril-Butadien-Styrol,<br />
Polypropylen, Silizium, versch. Metalle. Betrieb:<br />
eine 1,5V-AA-Batterie. Gerät H. 6,0 cm, B. 5,7<br />
cm, T. 2,9 cm, Uhrglas Dm. 5,1 cm, T. 0,7 cm.<br />
Der silbergraue Quarz-Reisewecker der<br />
Firma Braun ist ein Nachfolger des 1971<br />
entworfenen ReiseweckersTyp AB1, den<br />
der Designer Dietrich Lubs (geb. 1938)<br />
entwickelt hat. Der eigentlich als Schiffsbauingenieur<br />
ausgebildete Lubs arbeitete<br />
seit 1962 für Braun und beschäftigte sich<br />
hauptsächlichmit der Gestaltung von Zeitmessgeräten.Mit<br />
dem Quarzwecker AB 4<br />
schuf er in Form und Funktionein minimalistisches,zeichenhaftes<br />
und intuitives Gebrauchsobjekt,<br />
das sich damit ganz der<br />
Philosophie des »Braun«-Designs verpflichtete.<br />
Das hochrechteckige silbergraue<br />
Gehäuse mit dem runden, leicht vorspringenden<br />
Uhrglas kombiniert zwei archetypische<br />
Grundformen: die des Quadrats für<br />
die Technik und Elektronik des Geräts, und<br />
die des Kreises für den wichtigsten Blickpunkt<br />
des Geräts, das Ziffernblatt. Vier Zei-<br />
ger geben Uhr- und Weckzeit an: ganz<br />
oben ein schlanker gelber Sekundenzeiger,<br />
der als schnellster Zeiger einen deutlichen<br />
Kontrast zum Ziffernblatt herstellt.<br />
Darunter ist ein dunkelblauer Minutenzeiger<br />
aufgesteckt, dann folgt ein kürzerer<br />
dunkelblauer Stundenzeiger; zuunterst liegt<br />
ein silbergrauer Weckerzeiger mit blauer<br />
Spitze. Auf das silbergraue Ziffernblatt sind<br />
in dunkelblauer Farbe in »Braun«-Typografie<br />
die Stundenziffern in arabischen Zahlen<br />
und die Fünftelstrichskala aufgedruckt. Um<br />
das Gerät handlicher zu machen, sind die<br />
Seitenkanten abgerundet. Die Vorderseite<br />
des Gehäuses wölbt sich horizontal leicht<br />
nach vorne, wodurch das Uhrglas am<br />
Auflager leicht einsinkt. Dieser leichte<br />
Schwung setzt sich in zwei Elementen auf<br />
der Rückseite fort: Zum einen in einem flachen<br />
bogenförmigen Sporn, der aus der<br />
oberen hinteren Kante herauskragt. Durch<br />
das Herunterdrücken dieses Sporns kann<br />
ein ovaler Kippschalter auf der Weckeroberseite<br />
nach oben geklappt werden.<br />
Die sichtbar werdende vordere Fläche des<br />
Schalters ist blau wie schon die Spitze des<br />
Weckerzeigers. Sie zeigt an, dass der<br />
Wecker aktiviert ist. Zum anderen ist auch<br />
die rückseitige Unterkante horizontal nach<br />
hinten ausgezogen. Das hat zwei Vorteile,<br />
einerseits steht der Wecker stabiler, andererseits<br />
kann das Batteriefach leichter<br />
geöffnet werden. Die Kanten auf der Rückseite<br />
sind stark abgerundet, wodurch der<br />
Wecker besser in der Hand liegt. Hier finden<br />
sich zwei Stellräder. Zu Orientierung<br />
ist rechts das Weckzeitstellrad in der glei-<br />
Abb. 103 Dietrich Lubs,<br />
Analog-Quarzwecker, um 2000<br />
288<br />
chen blauen Farbe gehalten wie die<br />
Weckzeigerspitze und die Aktivierungsklappe.<br />
Zusätzlich kennzeichnet ein Lautsprecher<br />
diesen Drehknopf. Das linke Stellrad<br />
für die Uhrzeit ist durch ein Ziffernblattsymbol<br />
markiert.<br />
Durch die sinnvolle und sparsame Verwendung<br />
von wenigen Farben (gelb,<br />
blau, grau) und der Rezeption einfacher<br />
Formelemente (Quader, Kreis, Linie) wird<br />
eine klare Bedienbarkeit und eine direkte<br />
Vermittlung der gewünschten Information<br />
–Uhrzeit und Weckzeit –erreicht.<br />
Lit.: Richard Mühe/Helmut Kahlert/Beatrice<br />
Techen: Wecker. München 1991.<br />
Geschenk von Ursula Peters, Nürnberg<br />
Marian Wild<br />
Vier Stapeltische<br />
Inv.Nr. Des 1501/1–4 (Abb. 104). Entwurf Gianfranco<br />
Frattini, 1966, Ausführung Fa. Cassina,<br />
Meda bei Mailand, ab 1972. Modell Tischset<br />
780. Bez. »Linea Young PLAY Modello Marema<br />
architetto Gianfranco Frattini«; »Figli di A. Cassina,<br />
Meda (Milano). Italy«; »Deposito modello ornamentale<br />
n. 8260 B/67«; »Deposito invenzione<br />
n. 15378/67«. Dunkelblauer Kunststoff. H. (gestapelt)<br />
39,0 cm, H. (einzeln) 38,0 cm, 33,3 cm,<br />
28,3 cm, H. 23,0 cm, Dm. max. 44,2 cm.<br />
Seitdem Beginn der industriellen Revolution<br />
orientierten sich Möbelhersteller nicht<br />
nur an Fragen der Gestaltung und Funktionalität<br />
einzelner Möbelstücke, sondern<br />
auch an deren Transportfähigkeit und Stapelbarkeit.<br />
In dieser Hinsicht schöpften<br />
Handwerk und Industrie in der Folge die<br />
Möglichkeiten von Massiv- und Leimholz<br />
in großem Maße aus. Mit dem Einsatz von<br />
Kunststoffen bot sich der Möbelbranche<br />
seit Mitte des 20. Jahrhunderts zusätzlich<br />
ein Material, das für Außen- und Innenräume<br />
geeignet, pflegeleicht und kostengünstig<br />
war. Insbesondereitalienische Möbeldesigner<br />
gehörten zu den Vorreitern des<br />
neuentdeckten Materials, aus dem auch<br />
das in die Sammlung gekommene Set aus<br />
vier stapelbaren Rundtischchen besteht. An<br />
jeder der vier runden Platten sind jeweils<br />
drei breite, gerippte Stützen befestigt, die<br />
etwas über die Tischplatte hinausragen.<br />
Die Tischchen haben unterschiedliche<br />
Höhen. In einer Reihe nebeneinander gestellt<br />
bieten sie Abstellflächen vor langen<br />
Sofas und Stuhlreihen. In Viereckform plat-
Abb. 104<br />
Gianfranco Frattini,<br />
Vier Stapeltische,<br />
ab 1972 produziert<br />
ziert bilden sie eine reizvolle Form von<br />
Tischgestaltung. Stapelt man sie ineinander,<br />
ergibt sich ein runder zylindrischer Kubus,<br />
der durch die gerippten Stützen einen<br />
treppenartigen Reliefdekor an der Außenseite<br />
erhält und auch in dieser komprimierten<br />
Form noch Tischfunktion übernehmen<br />
kann. Diese Variabilität kennzeichnet<br />
das Tischset 780, das Gianfranco Frattini<br />
(1926–2004) 1966 entworfen hat. Frattini<br />
hatte 1953 am Polytechnikum in Mailand<br />
sein Architekturstudium beendet. Im<br />
Anschluss daran war er als Mitarbeiter im<br />
Architekturstudio seines Lehrers Giovanni<br />
Ponti (1891–1979) tätig. Frattinis Aufgaben<br />
lagen in der Innenraumgestaltung, bei<br />
der der traditionell ausgebildete Architekt<br />
zunächst Holz als Material bevorzugte.<br />
Mit der Eröffnung eines eigenen Studios<br />
Mitte der 1950er Jahre ergaben sich<br />
auch Kontakte zu Cesare Cassina (1909–<br />
1979) in Meda. In Zusammenarbeit mit<br />
diesem Unternehmen entstand 1966 der<br />
Entwurf für das Tischset »780«, das zunächst<br />
aus einem Materialmix, lackiertem<br />
Buchenholz und Kunststoff (Tischplatte),<br />
bestand. Wenig später wurde auch eine<br />
»Ganzkunststoffversion« entwickelt und in<br />
unterschiedlichen Farben angeboten.<br />
Lit.: Design im 20. Jahrhundert. Bearb. von<br />
Gabriele Lueg (= Kataloge des Museums für<br />
Angewandte Kunst Köln, 11). Köln 1989,<br />
S. 128, Kat.Nr. 61. –Andrea Branzi: Il Design<br />
italiano. Mailand 1996, S. 60.<br />
Geschenk von Barbara Mammel, Nürnberg,<br />
aus der Sammlung Gerhard Mammel<br />
Silvia Glaser<br />
Gladiatorenkampf –ein Traum<br />
Inv.Nr. Gm 2393 (Abb. 105). Hartwig Ebersbach,<br />
1982. Signiert und datiert unten rechts. Öl<br />
auf Fahnentuch. H. 272,0 cm, B. 129,0 cm.<br />
Hartwig Ebersbach (geb. 1940) zählt in<br />
Deutschland zu den wichtigsten Vertretern<br />
der gestisch-informellen Malerei der Gegenwart.<br />
Zu Zeiten der DDR war er einer<br />
der wenigen Künstler, die sich konsequent<br />
der vorherrschenden Realismus-Doktrin<br />
widersetzten. Er wurde 1940 in Zwickau<br />
geboren und studierte zwischen 1959<br />
und 1964 an der Hochschule für Grafik<br />
und Buchkunst in Leipzig bei Hans Mayer-<br />
Foreyt(1916–1981) undBernhard Heisig<br />
(geb. 1925). Anschließend war er als<br />
Maler, Zeichner und Grafiker freischaffend<br />
tätig, arbeitete aber auch als Bühnengestalter<br />
und ab 1992 als Plastiker.<br />
Von 1979 bis 1983 unterrichtete er –als<br />
erster und einziger in der DDR –experimentelle<br />
Kunst an der Leipziger Kunsthochschule.<br />
Zwischen 1981 und 1983<br />
gehörte er der experimentellen Künstlergruppe<br />
»37,2« an. 1983 erlitt er einen<br />
Herzinfarkt aufgrund seiner exzessiven Lebensführung,<br />
aber auch wegen der stärker<br />
werdenden politischen Repressionen,<br />
zu denen Reisebeschränkungen, Ausstellungsverbote<br />
und -schließungen zählten.<br />
Es war für ihn ein Anlass, seine künstlerische<br />
Existenz neu zu überdenken. Fünf<br />
Jahre später begann er viel zu reisen, unter<br />
anderem in die USA, nach Südafrika<br />
und ab 1997 vor allem nach China.<br />
Ebersbachs Werke wurden vor allem seit<br />
den 1980er Jahren auf vielen Ausstellungen<br />
im In- und Ausland gezeigt, er erhielt<br />
289<br />
zahlreiche Preise und Auszeichnungen; es<br />
folgten Ankäufe durch bedeutende Sammlungen<br />
wie die Nationalgalerie Berlin, das<br />
Hessische Landesmuseum Darmstadt, die<br />
Staatlichen Kunstsammlungen Dresden<br />
oder das Museum der bildenden Künste<br />
Leipzig, um nur einige zu nennen.<br />
Das Gemälde »Gladiatorenkampf –ein<br />
Traum« aus dem Jahre 1982 malte Ebersbach<br />
auf ein loses Tuch, das er nicht auf<br />
einen Keilrahmen spannte, sondernabsichtlich<br />
wie eine Fahne von oben herabhängen<br />
ließ. Es ist vollständig in Ölfarben<br />
ausgeführt, die keinen Abschluss durch einen<br />
Firnis erhielten. Auffallend ist zunächst<br />
die expressive Bildsprache: bewegte Farbhiebe<br />
verteilen sich über die Fläche, explosionsartig<br />
und eruptiv ist der Einsatz der<br />
Pinsels, was eine fast haptisch erfahrbare<br />
Reliefierung der Oberfläche zur Folge hat.<br />
Die rot-orange Farbgebung der Figuren<br />
auf dunklem Grund lassen an loderndes<br />
Feuer denken. Doch bei aller Bewegtheit<br />
der Farben und Formen gibt es durch die<br />
fast spiegelsymmetrisch angelegte Komposition<br />
wieder Beruhigung im Bild. Es fällt<br />
schwer, ein Motiv zu erkennen. Der Titel<br />
hilft weiter. Über die ganze Breite des<br />
Bildes steht in riesigen Lettern am unteren<br />
Rand »GladiatorenKAMPF –ein Traum«.<br />
Sind es zwei Kämpfer? Dreht man das Bild<br />
um 180 Grad, so erkenntman die wilden,<br />
sich gegenüber stehenden Gestalten.<br />
Doch sie baumeln kopfüber, auf der flatterhaften<br />
Fahne und erhalten damit –neben<br />
ihrer martialischen Komponente –eine<br />
Leichtigkeit. Es ist ein Traum.<br />
Das Bild entstand nach Hartwig Ebersbachs<br />
Italienreise im Jahre 1981, seinem<br />
ersten Auslandsaufenthalt im Westen. Seine<br />
Arbeiten aus jener Zeit verkörperneine<br />
eigenwillige und gerade für die Kunst der<br />
DDR außergewöhnliche, künstlerische Position.<br />
Die gestisch-expressive Malerei –<br />
pastos in kräftigen Primärfarben auf die<br />
Leinwandaufgetragen –steht oftander<br />
Grenzezur Ungegenständlichkeit.1973<br />
hatte Ebersbachmit seinerpsychologisch<br />
motivierten,vom Informel, derGruppe<br />
COBRA,WillemdeKooning undJames<br />
Ensor angeregten Malerei begonnen. Häufig<br />
übertrug er antike und christliche Motivik<br />
zur Auslotung individueller Seelenzustände<br />
und Standortbestimmungen auf zeitgenössische<br />
Aussagen. Dabei setzte er vielfach<br />
auch Traumsequenzen bildnerisch um. Das
Abb. 105 Hartwig Ebersbach, Gladiatorenkampf –<br />
ein Traum, 1982. ©VGBild-Kunst, Bonn 2011<br />
290<br />
Gemälde »Gladiatorenkampf –ein<br />
Traum« stammt somit aus der bedeutenden<br />
mittlerenSchaffensperiode des Künstlers,<br />
kurz vor dem einschneidenden Umbruchsjahr<br />
1983. Es war die Zeit der experimentell<br />
agierendenKünstlervereinigung<br />
»37,2«, die auf Druck der staatlichen<br />
Behörden 1983 wiederaufgelöst wurde.<br />
Auch Ebersbachs Experimentalklasse an<br />
der Leipziger Kunsthochschule wurde<br />
1983 wiedergeschlossen, in dem Jahr, als<br />
er seinen Herzinfarkt erlitt.Die in diesem,<br />
fast rauschhaft zu benennendenKontext<br />
entstandenenWerke zählen –neben den<br />
Kaspar- und Abendmahl-Zyklen –zuden<br />
hervorragenden Arbeiten seines Œuvres.<br />
Hartwig Ebersbach, der das kreative,<br />
handelnde Individuum ins Zentrum seines<br />
Schaffens stellte, gehörte zu den ganz<br />
wenigen Malern, die sich in der DDR konsequent<br />
vom herrschenden Sozialistischen<br />
Realismus lossagten und dadurch keine<br />
bleibende Verankerung imoffiziellen Kunstbetrieb<br />
erfuhren. Gerade diese Außenseiterposition<br />
machte den Künstler zu einer<br />
der wichtigsten Leitfiguren für die junge<br />
Generation. Ebersbach stand für eine andere<br />
Malerei, für eine Lebens- und Kunstalternative.<br />
Die internationale Kunstszene<br />
erkannte relativ schnell diese<br />
Ausnahmestellung. Spätestens seit 1982<br />
–mit der Ausstellung »Zeitvergleich«, die<br />
durch Westdeutschland tourte –wurde<br />
dem Künstler zunehmend Anerkennung<br />
zuteil. 1985 erhielt er den Preis der Künstler<br />
der Stadt Düsseldorf, ab 1986 wurden<br />
Einzelausstellungen mit seinen Arbeiten<br />
in Westdeutschland ausgerichtet.<br />
Das Gemälde »Gladiatorenkampf –<br />
ein Traum« wurde dem Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong> im April 2009 über die<br />
Galerie Weise, Chemnitz, angeboten und<br />
im April 2010 aus Privatbesitz angekauft.<br />
Zuvor hing es ab 1994 als Dauerleihgabe<br />
in den Kunstsammlungen Chemnitz.<br />
Der Vorbesitzer hatte das Gemälde direkt<br />
beim Künstler erworben.<br />
Lit.: Hartwig Ebersbach. Gemälde, Installationen,<br />
Plastiken. Hrsg. von Herwig Guratzsch. Ostfildern-Ruit<br />
1996, Werkverzeichnisnr. 76. –Zum<br />
Künstler vgl. Hartwig Ebersbach. Malerei.<br />
Ausst.Kat. Stadtmuseum Weimar, Kabinett am<br />
Goetheplatz/Zentrum für Kunstausstellungen der<br />
DDR, Neue Berliner Galerie im Alten Museum/<br />
Städtische Museen Karl-Marx-Stadt Museum am<br />
Theaterplatz. Bearb. von Peter Guth. Berlin [u.a.]<br />
1990. –Hartwig Ebersbach. Malerei. Objekte.
Mappenwerke. Hrsg. von Timm Gierig. Frankfurt<br />
a.M. 1995. –Norbert Wartig: Ateliergespräche<br />
mit Hartwig Ebersbach 2005–2009. Leipzig<br />
2009.<br />
Erworben aus Privatbesitz<br />
Birgit Jooss<br />
Zitronenpresse »Juicy Salif«<br />
Inv.Nr. Des 1508 (Abb. 106). Entwurf Philippe-<br />
Patrick Starck, 1990, Ausführung Fa. Alessi,<br />
Omegna (Piemont), 1990. Pressmarke »ALESSI«<br />
am Bein. Aluminium, gegossen, Gumminoppen<br />
an den Standpunkten. H. 29,2 cm.<br />
Die Zitronenpresse »Juicy Salif«, die der<br />
Designer Philippe-Patrick Starck (geb.<br />
1949) zusammen mit der Firma Alessi im<br />
Jahr 1990 realisierte, gilt heute als Designklassiker,<br />
obwohl das Gerät funktional nicht<br />
überzeugt. Drei spitze, lange, an Spinnenbeine<br />
erinnernde Standfüße bohren unbarmherzig<br />
in die Tischplatte, wenn man<br />
Druck auf den längsgerillten, tropfenförmigen<br />
Pressenkopfinder Mitte ausübt. Auch<br />
braucht es ein entsprechend hohes Glas<br />
unter dem Pressenkopf, um den Saft aufzufangen.<br />
Ein Zitronenkernsieb fehlt gänzlich.<br />
Dennoch avancierte das Gerät schnell<br />
zum Kultobjekt und erreicht bis heute hohe<br />
Verkaufszahlen. Es ist mehr Ausdruck einer<br />
bestimmten Gesinnung als brauchbares<br />
Küchengerat. Ihre skulpturalen Werte<br />
überzeugten offenbar auch Alessi. Im Jahre<br />
2000 warb das Unternehmen mit einer<br />
Anzeige, auf der die Zitronenpresse erscheint,<br />
als würde sie wie eine Bildhauerarbeit<br />
gerade aus einem Marmorblock<br />
herausgeschlagen werden. Im selben Jahr<br />
edierte die Firma eine vergoldeteSonderauflage.<br />
Designgeschichtlich entstand die<br />
Presse in einer Zeit, in der das alte Prinzip<br />
»form follows function« nicht mehr zu<br />
gelten schien. Diesen Umbruch erkannte<br />
Starck und schuf mit dem Verzicht auf Funktionalität<br />
ein in jeder Hinsicht die Phantasie<br />
anregendes Designobjekt. Starck äußerte<br />
im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit für<br />
die Firma Alessi: »[…] die Alltagsobjekte,<br />
die den Menschen umgeben, haben nicht<br />
nur die Aufgabe, nützlich zu sein, sondern<br />
sie müssen auch die verschiedenen Sinne<br />
ansprechen, damit der Mensch nicht zur<br />
abgestumpften Maschine verkommt.«<br />
Dass der französische Designer dennoch<br />
in jeder Hinsicht dem Bild eines klas-<br />
Abb. 106 Philippe-Patrick Starck,<br />
»Juicy Salif«, 1990<br />
sischen Gestalters entspricht, der von der<br />
Zahnbürste bis zum Wohnhaus alles entwerfen<br />
kann, hat er inzwischen mehrfach<br />
bewiesen. Nach einer Ausbildung an der<br />
renommierten Privatschule Ecole Nissim<br />
de Camondo in Paris wurde er bereits<br />
1969 bei Pierre Cardin Art-Director. Sein<br />
Renommée veranlasste 1982 den damaligen<br />
Staatspräsidenten François Mitterand<br />
(1916–1996) dazu, sich von ihm<br />
seine Privaträume im Elysée-Palast neu<br />
ausstatten zu lassen.<br />
Lit.: Olivier Boissière: Philippe Starck. Köln<br />
1991. –Das Jahrhundert des Design. Geschichte<br />
und Zukunft der Dinge. Hrsg. von Wolfgang<br />
Schepers/Peter Schmitt. Frankfurt a.M. 2000,<br />
S. 185, 292–293. –Simone Philippi: Starck.<br />
Köln 2003.<br />
Erworben aus dem Kunsthandel<br />
Marian Wild/Silvia Glaser<br />
Medaillen auf Medailleure<br />
a. 2000 Jahre Speyer<br />
Inv.Nr. Med. 14988 (Abb. 107). Victor Huster,<br />
Baden-Baden 1990. Bronze, gegossen. Dm.<br />
78,0 mm, 434,0 g. Nr. 303 aus einer Auflage<br />
von 527 Stück.<br />
291<br />
Vs. Zentrales Element ist eine Ansicht des<br />
Hauptportals im Speyerer Kaiserdom. Es<br />
ruht auf den Säulen der Krypta, vor der sich<br />
die Kaisergräber befinden. Rechts im Feld<br />
stehen die römische Zahl MM, die arabische<br />
Zahl 1990 und der Ortsname SPEYER<br />
–die letzterenbeiden in Form eines Kreuzes.<br />
Die links angedeuteten Sedimente,<br />
Mauerelemente und der Graben stehen für<br />
die archäologischen Schichten, die einander<br />
im Laufe der Jahrtausende überlagert<br />
haben. Blickt man nicht frontal, sondern<br />
flach vom unteren Rand in die Vorderseite,<br />
so ergibt sich der Eindruck eines teilweise<br />
eingestürzten Amphitheaters mit am Boden<br />
liegenden Säulen –eine Zusatzperspektive,<br />
die das Hochreliefmöglich macht.<br />
Rs. Thematisiert wird die historische Entwicklung<br />
der Stadt: Aus dem rechteckigen<br />
Römerkastell wächst traubenartig eine Figur<br />
heraus, in der verschiedene exemplarische<br />
Gegenstände sichtbar werden: Ähre,<br />
Fisch, Schwert, Kanonenrohr, Blätter, darüber<br />
–gleichsam getragen von den versinnbildlichten<br />
Aktivitäten der Bürger –der Giebel<br />
des Rathauses. Am Rand eigepunzt:<br />
V. HUSTER /BADEN-BADEN /303.<br />
Die in markantemHochrelief gestaltete<br />
Medailleging aus einem Wettbewerb der<br />
Speyerer Volksbank im Vorfeld der Zweitausendjahrfeier<br />
der Stadt hervor.Die spätere<br />
Kaisergrablege Speyer entstandaus<br />
einem im Jahr 10 v.Chr. gegründeten römischen<br />
Militärlager und war zwischen<br />
dem 9. und dem 16. Jahrhundert immer<br />
wieder Schauplatz von Reichstagen.<br />
Der Baden-Badener Künstler Victor<br />
Huster (geb. 1955) hat bisher über 600<br />
Medaillen und Entwürfe für Münzen geschaffen;<br />
er zählt damit zu den derzeit<br />
profiliertesten Schöpfern numismatischer<br />
Kunst in Deutschland. Ein weiteres Exemplar<br />
(Nr. 484) dieser Medaille liegt unter<br />
der Inv.Nr. Med 12476 vor.<br />
Lit.: Die Kunstmedaille der Gegenwart in<br />
Deutschland 1991–1993, mit Nachträgen seit<br />
1988. Hrsg. von der Deutschen Gesellschaft<br />
für Medaillenkunst. Berlin 1994, S. 89–90. –<br />
Von der Idee zum Gepräge. Aus der Kunstprägeanstalt<br />
und dem Medaillen-Cabinet<br />
Victor Huster Baden-Baden. Hrsg. von Rainer<br />
Albert. Speyer 1990, S. 54–57. –URL:<br />
http://www.victor-huster.de [29.03.2011].<br />
Geschenk von Hans Kraus, Erlangen<br />
Matthias Nuding
. 17. Mitteldeutsches<br />
Münzsammlertreffen 2009<br />
Inv.Nr. Med 14933 (Abb. 108). Peter Götz<br />
Güttler, Dresden, 2009. Weißmetall-Legierung,<br />
gegossen. Dm. 84,0 mm, 169,4 g. Nr. 3aus einer<br />
Auflage von 60 Stück.<br />
Vs. Die anlässlich des 17. Mitteldeutschen<br />
Münzsammlertreffens in Meißen<br />
(19.–21. Juni 2009) von der Sächsischen<br />
Numismatischen Gesellschaft herausgegebene<br />
Medaille zeigt vor dem Umriss<br />
des heutigen Freistaates Sachsen die<br />
Meißner Albrechtsburg, die in dieser<br />
Form ab 1471 als Residenzschloss der<br />
sächsischen Kurfürsten errichtet wurde. Im<br />
Vordergrund die Wiedergabe eines spätmittelalterlichen<br />
Meißner Silbergroschens<br />
mit dem Wappenlöwen und der Umschrift<br />
+GROSSUS MARCH[IONIS]<br />
MYSNENSIS. Links unten am Rand die<br />
Signets der Deutschen Numismatischen<br />
Gesellschaft und der Sächsischen Numismatischen<br />
Gesellschaft. Zwischen beiden<br />
wurde nachträglich ein kleines Eeingepunzt,<br />
das an die Verleihung des Eligius-<br />
Preises 2009 der Deutschen Numismatischen<br />
Gesellschaft an Peter Götz Güttler<br />
während des Meißner Münzsammlertref-<br />
fens erinnert. Die Umschrift nennt u. a.<br />
den Titel der gleichzeitigen Jubiläumsausstellung<br />
SAXONIA NUMISMATICA<br />
1989–2009.<br />
Rs. Vor dem Westportal der Leipziger<br />
Nikolaikirche geben die beiden aus gekreuzten<br />
Stangen formierten Xinrömischen<br />
Ziffern die seit dem Umbruch von<br />
1989 verflossenen Jahre wieder. Das eine<br />
Xträgt nochmals die Zahl 20, dargestellt<br />
in arabischen Ziffern aus stilisierten<br />
Menschenketten, das andere einen von<br />
Luftballons gehaltenen und von einer<br />
brennenden Kerze bekrönten, sich öffnenden<br />
Kasten, der die Devise WIR SIND<br />
DAS VOLK enthält. Umschrift: 20 JAHRE<br />
SIEG DER FRIEDLICHEN REVOLUTION …<br />
Die Rückseite stellt sowohl in zeitlicher<br />
als auch in stilistischer Hinsicht ein Gegenstück<br />
zur Vorderseite dar.<br />
Der in Dresden lebende Peter Götz<br />
Güttler (geb. 1939) zählt zu den bekanntesten<br />
deutschen Medailleuren der Gegenwart.<br />
Er hat seit 1971 über 500 Medaillen,<br />
darunter auch eine Verdienstmedaille<br />
des Germanischen<strong>Nationalmuseum</strong>s, entworfen<br />
oder geschaffen. Das Münzkabinett<br />
besitzt etlicheseiner Arbeiten, insbe-<br />
292<br />
Abb. 107<br />
Victor Huster,<br />
2000 Jahre<br />
Speyer,<br />
Baden-Baden,<br />
1990<br />
(M 1:2)<br />
Abb. 108<br />
Peter Götz Güttler,<br />
17. MitteldeutschesMünzsammlertreffen,<br />
Dresden, 2009<br />
(M 1:2)<br />
sondere auch Medaillen auf frühereMitteldeutsche<br />
Münzsammlertreffen.<br />
Lit.: Dirks Krauss: Der Weg des Mitteldeutschen<br />
Münzsammlertreffens nach Meißen. Die Güttlermedaille<br />
auf das 17. MMT. In: Numismatisches<br />
Nachrichtenblatt, 58, 2009, H. 6, S. 225–226.<br />
–Zum Medailleur vgl. Helmut Schubert: Peter<br />
Götz Güttler –Eligius-Preisträger 2009. In:<br />
Numismatisches Nachrichtenblatt, 58, 2009,<br />
H. 5, S. 201. –Ulf Dräger/Andrea Stock: Die<br />
Welt »en miniature«. Deutsche Medaillenkunst<br />
heute, 2000–2006. Halle 2007, S. 180–185.<br />
Erworben vom Verleger<br />
Matthias Nuding<br />
Zwei »Vuvuzela«<br />
Inv.Nr. MI 968 (Abb. 109) und MI 969<br />
(Abb. 110) in Originalverpackung. Fa. Urbas<br />
Kehrberg GmbH, Düsseldorf, 2010. Inschrift<br />
»vuvuzela-europe.com // URBAS /<br />
KEHRBERG GMBH POSTFACH 170218<br />
40083 DÜSSELDORF; made in germany«;<br />
Piktogramm mit stilisierter Vuvuzela, mit Halteverbotszeichen<br />
durchgestrichen, stilisierte<br />
Schallwellen, menschlicher Kopf im Profil mit<br />
übergroßem Ohr; Vuvuzela®. Polypropylen.<br />
L. 62,0 cm, Mundstück Dm. 3,7 cm.<br />
Die Vuvuzela war eines der zentralen<br />
Themen in der Berichterstattung zu den<br />
Spielen der Fußball-Weltmeisterschaft in<br />
Südafrika im Sommer 2010. Das Spielen<br />
auf den Kunststoff-Hörnern sollte Unterstützung<br />
und Verbundenheit mit den antretenden<br />
Mannschaften ausdrücken. In<br />
großen Teilen der Welt bisher meist unbekannt,<br />
resultierte die länderübergreifende<br />
Begeisterung für die Instrumente in einer<br />
temporären Verdrängung der sonst bei<br />
Fußballspielen üblichen traditionellen<br />
Fangesänge in den Stadien.<br />
Organologisch betrachtet zählt die Vuvuzela<br />
zu den Naturhörnern, dasie weder<br />
Klappen noch Ventile aufweist. Der<br />
erzeugte Ton ist dabei abhängig von der<br />
Länge des Instruments, dem Spannungsgrad<br />
der Lippen und der Form des Mundstücks.<br />
Das Mundstück der hier vorliegenden<br />
Vuvuzelas ist vergleichsweise weit.<br />
Dies bewirkt, dass der Spieler sehr viel<br />
Kraft beim Pressen der Luft durch die gespannten<br />
Lippen benötigt und der entstehende<br />
Ton sehr kräftig und voll erklingt.<br />
Woher der Name »Vuvuzela« kommt,<br />
ist ebenso wenig bekannt wie seine<br />
Bedeutung. Möglicherweise stammt der
Begriff aus dem isiZulu und bedeutet soviel<br />
wie »Krach machen«. Unklar ist auch<br />
die Entstehungsgeschichte dieses Horns.<br />
Die gängigste und am meisten verbreitete<br />
Theorie besagt, dass das afrikanische<br />
Kudo-Horn für die Entwicklung der Vuvuzela<br />
Pate gestanden haben könnte. Traditionell<br />
ist das konische Antilopenhorn<br />
dafür gebraucht worden, Dorfbewohner<br />
afrikanischer Stämme zu Versammlungen<br />
zusammenzurufen.<br />
Unter den südafrikanischen Fußball-<br />
Begeisterten ist die Vuvuzela bereits seit<br />
den späten 1990er Jahren bekannt und<br />
aus keinem Spiel regionaler Mannschaften<br />
oder gar der »Bafana bafana«, der<br />
Nationalmannschaft, wegzudenken.<br />
Als im Mai 2004 die Vergabe der<br />
WM 2010 an Südafrika bekannt gegeben<br />
wurde, erlebte das Instrument dort einen<br />
ungeahnten Aufschwung. Kurzzeitig<br />
wurden bis zu 20.000 Exemplare täglich<br />
verkauft. Bereits ein Jahr vor der Eröffnung<br />
des Turniers wurde die Vuvuzela<br />
auf der Internetseite des Landes zum Symbol<br />
der Spiele erklärt.<br />
Der laute und durchdringende Klang<br />
der Instrumente führte darüber hinaus<br />
auch zu viel Kritik von Seiten der internationalen<br />
Zuschauer und der teilnehmenden<br />
Mannschaften. Zudem warnten<br />
Mediziner eindringlich vor möglichen<br />
Hörschäden. Die Firma Masincedane<br />
Sport, die 2001 als erste mit der Massenproduktion<br />
der Vuvuzela in Südafrika begonnen<br />
hatte, versah jedes seiner Produkte<br />
mit einer kleinen Zeichnung, die davor<br />
warnt, es einem anderen Menschen direkt<br />
ans Ohr zu halten. In einigen Städten<br />
Deutschlands wurden die Hörner auf öffentlichen<br />
Plätzen ganz verboten.<br />
Der Hersteller der hier vorliegenden<br />
Objekte, die Firma Urbas Kehrberg<br />
GmbH, warb deshalb eigens mit einem<br />
neuartigen Mundstück, das den Schall zumindest<br />
etwas dämpfen sollte. Immerhin<br />
erreichen die Objekte des Düsseldorfer<br />
Unternehmens einen 13 Dezibel leiseren<br />
Schallpegel als die Instrumente aus Südafrika.<br />
Zudem wurden alle von Urbas<br />
Kehrberg produzierten Vuvuzelas dreiteilig<br />
und mit einem Stecksystem gebaut –<br />
dies, um zu verhindern, dass die Objekte<br />
beispielsweise als Schlagwaffe eingesetzt<br />
werden können. Bei unsachgemäßer<br />
Handhabung fallen die einzelnen Teile<br />
einfach auseinander. Die seitlich an<br />
Unterrohr und Schallbecher angebrachten<br />
Haken dienen der Befestigung von<br />
Fahnen.<br />
Vuvuzelas wurden in verschiedenen<br />
Farbkombinationen angeboten. Über die<br />
Verkaufszahlen hielt sich die Herstellerfirma<br />
bedeckt, jedoch hat allein die Tankstellenkette,<br />
bei der die hier besprochenen<br />
Instrumente erworben wurden, eine<br />
Bestellung von mehr als einer Million<br />
Vuvuzelas in Auftrag gegeben.<br />
Der musikalische Wert des Vuvuzelaspiels<br />
während des Turniers stand klar hinter<br />
der wirtschaftlichen Bedeutung zurück.<br />
In erster Linie stellte es einen Fanartikel<br />
Abb. 109 und 110<br />
Zwei »Vuvuzela«<br />
293<br />
dar, der, als Massenprodukt zu Preisen<br />
zwischen drei und sieben Euro angeboten,<br />
zum Symbol eines internationalen<br />
Sportwettbewerbs avancierte.<br />
Lit.: Curt Sachs: Real-Lexikon der Musikinstrumente<br />
zugleich ein Polyglossar für das gesamte<br />
Instrumentengebiet. Berlin 1913, S. 189–190.<br />
–Georg Widholm: Hörner. In: Die Musik in<br />
Geschichte und Gegenwart, Sachteil, Bd. 4.<br />
Hrsg. von Ludwig Finscher. 2. Aufl. Kassel/<br />
Weimar u.a. 1996, Sp. 361–367. –URL:<br />
http://www.vuvuzela-europe.com [17.03.2011].<br />
–Niko Steeb: Vuvuzelas: Die Gefahr der<br />
Fantrompete, URL: http://www.augsburgerallgemeine.de/panorama/Vuvuzelas-Die-Gefahrder-Fantrompete-id7928581.html<br />
[17.03.2011].<br />
–URL: http://www.southafrica.info/2010/<br />
vuvuzela.htm [17.03.2011].<br />
Geschenk aus Privatbesitz<br />
Franziska Pfefferkorn
Historisches Archiv<br />
Das Historische Archiv übernahm im Jahr<br />
2010 Unterlagen im Umfang von etwa<br />
13 laufenden Metern. Den größten Teil<br />
machten Akten aus dem Dienstbetrieb<br />
des Museums aus. Erwähnenswert sind<br />
außerdem:<br />
Nachlass des Nationalökonomen<br />
Hermann Schumacher (1868–1952)<br />
Lebensläufe; Manuskripte, Veröffentlichungen,<br />
Unterlagen zu Lehrtätigkeit und<br />
internationalem wissenschaftlichem Austausch;<br />
Verlags- und andere Korrespondenz;<br />
Unterlagen zu seinem Vater, dem<br />
Juristen Hermann Albert Schumacher<br />
(1839–1890). Laufzeit ca. 1894–1949.<br />
Abgabe des Deutschen Kunstarchivs im<br />
Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>,<br />
Nürnberg<br />
Arbeitsbrief für den Wundarzt-Gesellen<br />
Franz Xaveri Morsach aus der<br />
»Ortschaft Pfarr Kirchdorf«,<br />
ausgestellt in Steyr (Oberösterreich)<br />
am 4. Mai 1789<br />
Geschenk<br />
Ein Faszikel Unterlagen der Basler<br />
Pflegschaft des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
1896–1900<br />
Geschenk des Schweizer Heimatschutzes<br />
Zwei touristische Faltblätter des<br />
Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s<br />
(um 1938) aus dem Nachlass des im<br />
Widerstand aktiven Diplomaten<br />
Friedrich-Werner Graf von der<br />
Schulenburg (1875–1944)<br />
Geschenk von Stephan Graf von der<br />
Schulenburg, Museum für Angewandte<br />
Kunst, Frankfurt a.M.<br />
Pegnesischer Blumenorden<br />
(Nürnberger Sprach- und Literaturgesellschaft,<br />
gegründet 1644). Verwaltungsakten<br />
1995–2003.<br />
Depositum des Pegnesischen Blumenordens,<br />
dessen Archivgut seit langem im<br />
Historischen Archiv des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s verwahrt wird.<br />
Vereinigung für Verfassungsgeschichte<br />
(Zusammenschluss von Professoren der<br />
Rechts- oder Geschichtswissenschaft,<br />
Archivaren etc., gegründet 1977): Verwaltungsunterlagen<br />
bis 2006. Depositum<br />
der Vereinigung für Verfassungsgeschichte,<br />
deren Archivgut nach einem<br />
2010 geschlossenen Vertrag künftig im<br />
Historischen Archiv des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s verwahrt wird.<br />
Matthias Nuding<br />
Archive<br />
294<br />
Deutsches Kunstarchiv<br />
Im Berichtsjahr kam es zu 52 Erwerbungen<br />
von ganzen Nachlässen beziehungsweise<br />
Nachlassteilen zahlreicher Künstler,<br />
Kunstwissenschaftler und Galeristen,<br />
die einen Umfang von rund 75 laufenden<br />
Metern hatten. 779 Anschreiben unterstützten<br />
deren Erwerb und Erschließung.<br />
Ganz neu eröffnet wurden die Bestände<br />
von Hermann Bachmann, Bernhard<br />
Heisig, Anton Kerschbaumer, Annelore<br />
Leistikow, Dankwart Leistikow, Lisa<br />
Öhler, Gerd Presler, Jörg Rasmussen,<br />
Gustav Wolf und Wanda Ziegert von<br />
Debschitz. Damit stieg die Anzahl aller<br />
Bestände auf 1367. Unter den Erwerbungen<br />
sind besonders zu erwähnen:<br />
Appuhn, Horst, Kunsthistoriker (1924–<br />
1990)<br />
Dias, Manuskripte, Unterlagen zu Veröffentlichungen,<br />
Fotografien, Korrespondenz,<br />
1882–1973.<br />
Geschenk der Tochter Sibylle Appuhn-<br />
Radtke, München<br />
Bachmann, Hermann, Maler, Graphiker<br />
(1922–1995)<br />
Gesamter schriftlicher Nachlass: Persönliche<br />
Unterlagen, Ausstellungsunterlagen,<br />
Korrespondenz, Skizzen, 1948–2009.<br />
Geschenk der Witwe Gisela Bachmann,<br />
Karlsruhe<br />
Bracht, Eugen, Maler (1842–1921)<br />
Presseausschnitte, geschäftliche und<br />
private Korrespondenz, 1885–1891.<br />
Geschenk der Urenkelin Emelie Itschert,<br />
Garmisch-Partenkirchen<br />
Breker, Arno, Bildhauer, Graphiker<br />
(1900–1991)<br />
Bericht über den Untergang der Steinbildhauerwerkstätten<br />
Arno Breker GmbH in<br />
Wriezen/Oder, ohne Datum.<br />
Übernahme vom Bundesarchiv Berlin<br />
Clasen, Carl-Wilhelm, Kunsthistoriker,<br />
Denkmalpfleger, Landeskonservator<br />
(1923–2008)<br />
Dissertation, Arbeitsunterlagen und<br />
Materialsammlungen, hauptsächlich zu<br />
Peter Boy, Typoskripte, 1951–1998.
Geschenk der Witwe Elisabeth Clasen,<br />
Bad Neuenahr<br />
Felixmüller,Conrad, Maler, Graphiker,<br />
Bühnenbildner, Schriftsteller, Holzschneider<br />
(1897–1977)<br />
Ausstellungsunterlagen, Kataloge zu Auktionen<br />
und Verkäufen, Presseausschnitte,<br />
Werkreproduktionen, 1997–2009.<br />
Geschenk der Schwiegertochter Brigitte<br />
Felixmüller, Hamburg<br />
Götze, Gerhard, Galerist, Verleger, Publizist<br />
(geb. 1948)<br />
Künstlerkorrespondenz, Unterlagen zur<br />
Zeitschrift NIKE, Unterlagen zu verschiedenen<br />
Künstlern, 1983–2010.<br />
Geschenk des Galeristen, Wachtberg<br />
Greis, Otto, Maler (1913–2001)<br />
Umfangreiche Nachlieferung: Persönliche<br />
Unterlagen, darunter Fotografien, Familienkorrespondenz,<br />
Unterlagen zum Kunsthandel,<br />
Ausstellungsunterlagen, Unterlagen<br />
zur Zusammenarbeit mit französischen<br />
Künstlern, Manuskripte und Typoskripte,<br />
Unterlagen zu Veröffentlichungen und<br />
Werkverzeichnissen, Werkstudien, Werkreproduktionen,<br />
private und geschäftliche<br />
Korrespondenz, 1884–2005.<br />
Geschenk der Witwe Margarete Bolza-<br />
Greis, Ockersheim<br />
Gruber-Goepfertova, Gertruda, Malerin,<br />
Schriftstellerin (geb. 1924)<br />
Unterlagen zu Mitgliedschaften, Ausstellungsunterlagen,<br />
Drucksachen, Presseausschnitte,<br />
Veröffentlichungen, private und<br />
geschäftliche Korrespondenz, 1979–<br />
2010.<br />
Geschenk der Künstlerin, Rosenheim<br />
Grützke, Johannes, Maler, Graphiker<br />
(geb. 1937)<br />
Unterlagen zum Theater, Plakate, 1979–<br />
1996.<br />
Geschenk des Künstlers, Berlin<br />
Hajek, Otto Herbert, Maler, Bildhauer<br />
(1927–2005)<br />
Persönliche Fotografien, Familienkorrespondenz,<br />
1950–1992.<br />
Geschenk der Witwe Katja Hajek,<br />
Stuttgart<br />
Heisig, Bernhard, Maler, Graphiker<br />
(geb. 1925)<br />
Umfangreicher Vorlass: persönliche Unterlagen,<br />
darunter Fotografien, Familienkor-<br />
respondenz, Unterlagen zuAuszeichnungen<br />
und Ehrungen, Ausstellungsunterlagen,<br />
Arbeitsunterlagen, Veröffentlichungen,<br />
Drucksachen, Werkreproduktionen,<br />
geschäftliche und private Korrespondenz,<br />
1940–2000.<br />
Geschenk des Künstlers, Havelaue<br />
Kerschbaumer, Anton, Maler, Graphiker<br />
(1885–1931)<br />
Gesamter schriftlicher Nachlass: Personenstandsdokumente,Lebensaufzeichnungen,<br />
Ehrungen, Ausstellungsunterlagen,<br />
Manuskripte, Notizen, Korrespondenz,<br />
Fotografien, 1885–1994.<br />
Geschenk der Tochter Konstanze<br />
Wetzel-Kerschbaumer, München<br />
Keller, Gerhard, Maler, Graphiker<br />
(1905–1984)<br />
Personenstandsdokumente, persönliche<br />
Unterlagen, Unterlagen zur Familie,<br />
Ausstellungsunterlagen, Unterlagen zu<br />
Spenden und Geschenken, Manuskripte<br />
und Typoskripte, eigene Veröffentlichungen,<br />
Grafiken, Werkreproduktionen, geschäftliche<br />
und private Korrespondenz,<br />
1943–2009.<br />
Geschenk der Witwe Ruth Keller, Bonn<br />
Koller, Oskar, Maler, Graphiker<br />
(1925–2004)<br />
Umfangreiche Nachlieferung: Personenstandsdokumente,Lebensaufzeichnungen,<br />
Unterlagen zur Ausbildung und zur<br />
beruflichen Laufbahn, Unterlagen zur<br />
Lehrtätigkeit, Ehrungen und Auszeichnungen,<br />
Mitgliedschaften, Unterlagen zu<br />
Rundfunk und Fernsehen, Ausstellungsunterlagen,<br />
Auftragsarbeiten, Manuskripte<br />
und Typoskripte, Veröffentlichungen,<br />
Geschäftsunterlagen, Arbeitsunterlagen,<br />
Werkreproduktionen, geschäftliche und<br />
private Korrespondenz, 1933–2003.<br />
Geschenk des Sohnes Herbert Koller,<br />
Nürnberg<br />
Leistikow,Annelore, Kunsthistorikerin<br />
(1926–2009)<br />
Unterlagen zu kunsthistorischen Themen,<br />
hauptsächlich zu baltischem Silber:<br />
Typoskripte und Manuskripte, Arbeitsunterlagen<br />
und Materialsammlungen (Veröffentlichungen,<br />
Werkreproduktionen,<br />
Karteikästen), Korrespondenz, 1956–<br />
2008.<br />
Geschenk des Witwers Dankwart Leistikow,<br />
Dormagen<br />
295<br />
Leistikow,Dankwart, Kunsthistoriker<br />
(1926–2010)<br />
Lebensläufe, Unterlagen zu Mitgliedschaften,<br />
Unterlagen zu Vorträgen und<br />
Tagungen, Manuskripte und Typoskripte,<br />
Arbeitsunterlagen und Materialsammlungen,<br />
Unterlagen zu Veröffentlichungen,<br />
eigene Veröffentlichungen, geschäftliche<br />
und private Korrespondenz, 1953–2008.<br />
Geschenk des Wissenschaftlers, Dormagen<br />
Martin, Kurt, Kunsthistoriker, Museumsdirektor<br />
(1899–1975)<br />
Personenstandsdokumente, Unterlagen zu<br />
Mitgliedschaften, Unterlagen zu Vorträgen<br />
und Tagungen, Arbeitsunterlagen, eigene<br />
Veröffentlichungen, Geschäftsunterlagen<br />
und Kontakte, geschäftliche und<br />
private Korrespondenz, 1946–2009.<br />
Geschenk des Sohnes Gerhard Martin,<br />
München<br />
Max,Gabriel von, Maler, Grafiker,<br />
Anthropologe (1840–1915)<br />
Private Fotografien und Diapositive, Familienunterlagen,<br />
auch posthum, Familienkorrespondenz,<br />
Notizen, Arbeitsunterlagen,<br />
Werkstudien und Grafiken,<br />
geschäftliche und private Korrespondenz,<br />
1865–1944.<br />
Geschenk von Wolfgang Honsig-Erlenburg,<br />
St. Georgen/Längsee, Österreich<br />
Öhler, Lisa, Kunsthistorikerin<br />
(1912–2009)<br />
Unterlagen zu kunsthistorischen Themen,<br />
vor allem zu Albrecht Dürer: Manuskripte<br />
und Typoskripte, eigene Veröffentlichungen,<br />
Arbeitsunterlagen und Materialsammlungen,Korrespondenz,<br />
1943–1998.<br />
Vermächtnis der Wissenschaftlerin, Kassel<br />
Presler, Gerd, Kunsthistoriker, Religionspädagoge<br />
(geb. 1937)<br />
Umfangreicher Vorlass: Fotografien,<br />
Unterlagen zur beruflichen Laufbahn,<br />
Unterlagen zu Vorträgen und Tagungen,<br />
Manuskripte und Typoskripte, Materialsammlungen<br />
und Arbeitsunterlagen,<br />
Unterlagen zu Veröffentlichungen und<br />
Werkverzeichnissen, geschäftliche und<br />
private Korrespondenz, 1936–2009.<br />
Geschenk des Wissenschaftlers, Weingarten<br />
Puchner, Wunibald, Architekt<br />
(1915–2009)<br />
Gesamter schriftlicher Nachlass: Persona-
lia, Unterlagen zur Ausbildung und beruflichen<br />
Laufbahn, Unterlagen zu Auftragsarbeiten<br />
und Wettbewerben, Arbeitsunterlagen,<br />
Werkstudien und Grafiken,<br />
Werkfotografien und -reproduktionen,<br />
Geschäftsunterlagen und Kontakte, geschäftliche<br />
und private Korrespondenz,<br />
1934–2005.<br />
Geschenk des Sohnes Nicol Puchner,<br />
München<br />
Rasmussen, Jörg, Kunsthistoriker<br />
(1944–1986)<br />
Gesamter schriftlicher Nachlass: Personalia,<br />
Ausstellungsunterlagen, Typoskripte,<br />
Eigene Veröffentlichungen, Bibliographie,<br />
Korrespondenz, 1968–2009.<br />
Geschenk des Lebensgefährten Tönnies<br />
Maack, Hamburg<br />
Schmidt, Doris, Kunstkritikerin<br />
(1918–2008)<br />
Lebensaufzeichnungen, Korrespondenz,<br />
Drucksachen, Fotografien, 1938–2008<br />
Geschenk der Schwester Gabriele<br />
Maischner, Köln<br />
Schreiner,Wolfgang, Kunstsammler<br />
(geb. 1930)<br />
Umfangreicher Vorlass: Persönliche Fotografien,<br />
Unterlagen zur Zusammenarbeit<br />
mit Peter Ludwig und zur Sammlung Ludwig,<br />
Unterlagen zu Stiftungen, geschäftliche<br />
Korrespondenz, Unterlagen zu Kunstinstitutionen,<br />
Ausstellungsunterlagen,<br />
Unterlagen zu Ankäufen in Osteuropa,<br />
Cuba und China, Manuskripte und Typoskripte,<br />
Presseausschnitte, Geschäftsunterlagen,<br />
1976–2001.<br />
Geschenk des Kunstsammlers, Bad<br />
Steben<br />
Schultz, Lili, Emailkünstlerin, Goldschmiedin,<br />
Kunstgewerblerin (1895–1970)<br />
Fotografien von Schultz und dem<br />
George-Kreis, 1918–1928.<br />
Geschenk des Wissenschaftlers Heinrich<br />
Ragaller, Seeshaupt<br />
Söhn, Gerhart, Kaufmann, Autor, Herausgeber,<br />
Galerist (geb. 1921)<br />
Unterlagen zu Ehrungen, Gutachten, Ausstellungsunterlagen,<br />
Verhandlungen mit<br />
Publikationsinstitutionen, Unterlagen zum<br />
Kunsthandel, Unterlagen zu An- und Verkäufen,<br />
Geschäftsunterlagen, Materialsammlungen,<br />
Veröffentlichungen, Korrespondenz,<br />
1958–2010.<br />
Geschenk des Galeristen, Düsseldorf<br />
Söllner, Max, Maler, Bildhauer, Objektkünstler<br />
(1929–2003)<br />
Personalia, Lebensaufzeichnungen, Ausbildungsunterlagen,Ausstellungsunterlagen,<br />
Auftragsarbeiten, Manuskripte,<br />
Werkreproduktionen, Unterlagen zum<br />
Kunsthandel, Veröffentlichungen, 1952–<br />
2010.<br />
Geschenk der Witwe Ilse Söllner, Nürnberg<br />
Strieder, Peter, Kunsthistoriker (geb.<br />
1913)<br />
Fotografien, Materialsammlungen, Vorbereitungsmaterial<br />
zu Veröffentlichungen,<br />
1938–2005.<br />
Geschenk des Wissenschaftlers, Nürnberg<br />
Wolf,Gustav, Maler, Graphiker (1887–<br />
1947)<br />
Gesamter schriftlicher Nachlass: Tagebücher,<br />
Korrespondenz, Publikationen,<br />
Sonderdrucke, Presseausschnitte, Notizen,<br />
Skizzen, 1908–1995.<br />
Geschenk der Stadt Östringen<br />
Ziegert von Debschitz, Wanda, Webmeisterin,<br />
Volkskunstspezialistin (1899–<br />
1986)<br />
Persönliche Unterlagen, Werkfotografien,<br />
Unterlagen zum Deutschen Heimatwerk,<br />
Materialsammlungen, Drucksachen,<br />
1925–1980.<br />
Geschenk der Kinder Beate Ziegert,<br />
Toronto/Kanada, sowie Wendula<br />
Lasserre-Ziegert und Christophe Ziegert,<br />
beide Lausanne/Schweiz<br />
296<br />
Gustav Wolf<br />
Helden und dergleichen<br />
DKA, NL Wolf, Gustav, I, B-111 (Abb.<br />
111). Titelseite des Manuskripts »Helden<br />
u. dergl.« 1915. Tusche, Buntstift und Bleistift<br />
auf Papier. H. 22,6 cm, B. 18,5 cm.<br />
Gustav Wolf (1887–1947) zählt zu den<br />
Exilkünstlern Deutschlands, die aufgrund<br />
der gravierenden historischen Ereignisse<br />
durch die beiden Weltkriege nie richtig<br />
Fuß fassen konnten, schließlich ins Exil gehen<br />
mussten und weitgehend in Vergessenheit<br />
gerieten.<br />
Er wurde am 26. Juni 1887 in Östringen<br />
geboren. Nach dem Besuch des<br />
Gymnasiums in Bruchsal studierte er ab<br />
1904 an der Großherzoglichen Kunstgewerbeschule<br />
in Karlsruhe Architektur und<br />
nahm bei Hans Thoma (1839–1924) Privatunterricht<br />
in Malerei. Zu jener Zeit entstanden<br />
die ersten druckgraphischen Arbeiten.<br />
1906 brach Wolf sein Studium ab<br />
und begann zu reisen. Erste Ausstellungen<br />
in München und Paris führten gleichzeitig<br />
zu Ablehnung und ersten Erfolgen.<br />
In den folgenden Jahren entstanden zahlreiche<br />
Mappenwerke und Illustrationen.<br />
1916 nahm er eine Stellung als Kunstlehrer<br />
in Schwerin an. 1918 wurde er Mitglied<br />
des Kunst- und Kulturrates für Baden<br />
und befreundete sich mit dem Heidelberger<br />
Schriftsteller und Lyriker Alfred Mombert<br />
(1872–1942). Sie gründeten 1919<br />
gemeinsam mit dem Germanisten und<br />
Kunsthistoriker Richard Benz (1884–<br />
1966) die »Gemeinschaft der Pforte«.<br />
Kurzzeitig unterrichtete er als Professor<br />
an der Badischen Landeskunstschule Karlsruhe,<br />
die er aber bald wieder enttäuscht<br />
verließ. Es folgten Reisen und weitere<br />
druckgraphische Mappenwerke. 1933<br />
kündigte er als Jude seine Mitgliedschaft<br />
in allen Künstlervereinigungen, um –wie<br />
er sagte -keine Belastung zu sein. 1938<br />
übersiedelte er in die USA und ließ sich in<br />
New York nieder, wo er ein Jahr später<br />
seine ehemalige Schülerin, die Ungarin<br />
Leona Steiner, heiratete. Nie in New York<br />
heimisch geworden zogen sie 1942 in<br />
das »Refugee Hostel«, eine Einrichtung<br />
für emigrierte Künstler und Intellektuelle,<br />
nach Cummington/Massachusetts. In der<br />
Northfield School of Girls unterrichtete<br />
Wolf als Zeichenlehrer. Das Angebot aus<br />
dem Jahr 1946, nach Deutschland
Abb. 111 Gustav Wolf,<br />
Helden und dergl., 1915<br />
zurückzukehren, um erneut eine Professur<br />
in Karlsruhe anzutreten, kam zu spät. Eine<br />
schwere Diabetes führte ein Jahr darauf<br />
zum Tod der Künstlers.<br />
Im Nachlass von Gustav Wolf hat sich<br />
das Manuskript der Druckgraphikfolge<br />
»Helden und dergleichen« erhalten. Der<br />
Künstler hatte sich kurz nach dem Ausbruch<br />
des Ersten Weltkrieges mit seinem<br />
älteren Bruder Willy freiwillig zum Kriegsdienst<br />
gemeldet. Sie kamen im August<br />
1914 zur sogenannten fliegenden Truppe<br />
(XI. Compagnie des Reserve-Infanterieregiments<br />
201, 2. Reservekorps).<br />
Schon zu Beginn legte Wolf ein Kriegstagebuch<br />
an, das auf seine geradezu enthusiastische<br />
Gesinnung schließen lässt.<br />
Nicht unähnlich anderen Künstlern der<br />
Moderne erhoffte er sich durch das »apokalyptische<br />
Geschehen« des Krieges die<br />
Möglichkeit, die Menschheit wieder zu<br />
ihrem göttlichen Ursprung führen zu können.<br />
Der Krieg bedeute seiner Meinung<br />
nach den »Sieg des Geistes über die Materie«.<br />
In diesem gottgewollten Geschehen<br />
sprach er den Deutschen die Rolle<br />
des auserwählten Volkes zu. Doch die anfängliche<br />
Euphorie kippte spätestens zum<br />
Zeitpunkt seiner eigenen starken Verwundung<br />
und des Todes seines Bruders im<br />
Mai 1915. Seine Zeichnungen und Tagebuchaufzeichnungen<br />
vermitteln nun ein<br />
anderes Bild vom Krieg, eines von Unmenschlichkeit,<br />
Schrecken, Irrsinn und Anklage.<br />
Er fertigte drei graphische Folgen:<br />
»Helden und dergleichen« (1915/16),<br />
»Meine glorreiche Kriegslaufbahn«<br />
(1916) und »Dies ist ein sehr lehrreiches<br />
A=B=C aus dem Kriege« (1916). In Knittelversen,<br />
die durch Lithographien illustriert<br />
wurden, beschrieb er unverhohlen<br />
den Unsinn des Krieges. Er beschwerte<br />
sich in den Texten über die Pressezensur,<br />
über Drückeberger und Kriegsgewinnler<br />
wie auch über jene Clubs, die sich in<br />
dieser Zeit zur Diskussion theoretischer<br />
Kriegsführung gegründet hatten. Auch<br />
Selbstanklage und Trauer über den Tod<br />
seines Bruders bestimmten die Texte.<br />
Die Verse für »Helden und dergleichen«<br />
schrieb er während seiner Genesungszeit<br />
in Schwerin, als er eine schwere<br />
Oberschenkelverletzung auskurieren musste.<br />
Im Vorwort seiner Publikation heißt<br />
es: »Langsam wurde der Mensch wieder<br />
geboren, den man in der Welt gebrauchen<br />
kann, den die Welt verlangt: den<br />
Lumpenhund. Diese Blätter sind Zeugen<br />
seiner Geburt.« Er fertigte 18 Lithographien<br />
im Format 26 x17,5 cm in einer Auflage<br />
von sieben Stück. Für die Publikation<br />
wählte er das Blatt »Dem Kriegsgotte<br />
Mars« als Titel und Umschlag, während<br />
bei vorliegendem Manuskript noch der Titel<br />
»Helden u. dergl.« –wenn auch in der<br />
Abkürzung –dominiert. Vor allem der Untertitel<br />
»Ein Bilderbuch für ganz naive Kinder«<br />
und die Datierung »Aus dem Jahre<br />
des Heils 1915« lassen an der gewandelten<br />
Gesinnung Wolfs keinen Zweifel.<br />
Nun zählte er sich selbst zu den »ganz<br />
naiven Kindern«, die begeistert in den<br />
Krieg gezogen waren, um geläutert und<br />
mit großem Schaden aus ihm hervorzugehen.<br />
Gustav Wolf kämpfte zeitlebens mit<br />
großen Widersprüchen, wovon dieses<br />
Manuskript ein Zeugnis unter vielen ist.<br />
Als begeisterter, national gesinnter Kriegsteilnehmer<br />
musste er später seinen Irrtum<br />
erkennen. Dennoch blieb er bei seiner Begeisterung<br />
für Deutschland, das er dann<br />
tragischerweise als Jude 1938 verlassen<br />
musste.<br />
Der Stadt Östringen war es gelungen,<br />
mit der hochbetagten Witwe von Gustav<br />
Wolf in den USA Kontakt aufzunehmen<br />
und den gesamten Nachlass zu erwer-<br />
297<br />
ben, um ihn 1990 wieder nach Deutschland<br />
zurückzubringen. Dem bedeutenden<br />
Sohn der Stadt wurde ein eigenes Museum<br />
gewidmet, in dem Gemälde und Graphiken<br />
ausgestellt werden. Der schriftliche<br />
Nachlass blieb zunächst unversorgt. Im<br />
Februar 2008 machte eine Wissenschaftlerin<br />
das Deutsche Kunstarchiv auf diesen<br />
aufmerksam. Das Archiv nahm daraufhin<br />
Kontakt mit der Stadt Östringen auf und<br />
sichtete den Bestand im Januar 2009. Im<br />
April 2009 erfolgte ein Gegenbesuch<br />
der Abgeordneten aus Östringen, im<br />
Februar 2010 die Übergabe der schriftlichen<br />
Unterlagen an das Archiv. Sie<br />
enthalten sehr persönliche Dokumente<br />
wie dieses Manuskript, aber auch Tagebücher,<br />
Korrespondenzen, Notizen und<br />
Skizzen. Sonderdrucke, Publikationen,<br />
Druckgraphiken, Presseausschnitte ergänzen<br />
den Bestand.<br />
Lit.: Gustav Wolf. Das druckgraphische Werk.<br />
Bearb. von Johann Eckart von Borries. Karlsruhe<br />
1982. –Gustav Wolf. Schöpfer visionärer<br />
Kunst. Bearb. von Barbara Brähler/Wolfgang<br />
Braunecker. Östringen o.J. [ca. 1995]. –Barbara<br />
Brähler: Gustav Wolf (1887–1947) –eine<br />
Weltanschauung in Bildern. Werkverzeichnis<br />
des künstlerischen Nachlasses in Östringen.<br />
Ketsch bei Mannheim. Diss. Heidelberg 2000,<br />
Microfiche.<br />
Geschenk der Stadt Östringen<br />
Birgit Jooss<br />
Reisepass von Oskar Koller<br />
DKA, NL Koller, Oskar, I, B(Abb. 112). Seite<br />
10/11 des Reisepasses, Nürnberg, 1966–76,<br />
Stempel, Kugelschreiber und aufgeklebte Marken<br />
auf Papier. H. 15,2, B. 20,7 cm (aufgeschlagen).<br />
Oskar Koller (1925–2004) war für seine<br />
Aquarellmalerei berühmt und gilt als einer<br />
der großen Meister dieser Technik<br />
des 20. Jahrhunderts. Virtuos setzte er seinen<br />
Pinsel ein, abstrahierend war seine<br />
Bildsprache. Ihn interessierte nicht das<br />
bloße Abbild, als vielmehr das Essenzielle,<br />
das zeitlos hinter den Dingen steht.<br />
So entstanden schwerelos wirkende,<br />
zarte Bilder von Landschaften, Bäumen,<br />
Blumen, Menschen –darunter viele<br />
Motive aus fernen Ländern.<br />
Der Maler wurde am 16. Oktober<br />
1925 in Erlangen geboren. Nach einer<br />
kaufmännischen Lehre besuchte er zwi-
schen 1947 und 1950 die Berufsoberschule<br />
Nürnberg und erhielt Unterricht in<br />
Farbenlehre und Zeichnen. Von 1954 bis<br />
1959 studierte er an der Akademie der<br />
Bildenden Künste, Nürnberg, an der er<br />
später –1985/1986 –selbst kurzzeitig<br />
als Gastprofessor lehrte. 1957 ging er<br />
mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen<br />
Austauschdienstes nach Paris.<br />
Dort kam es zur ersten Konfrontation mit<br />
abstrakten Tendenzen, woraufhin seine<br />
ersten abstrahierten Bilder entstanden.<br />
Nach seinem Studium arbeitete Koller als<br />
freischaffender Künstler und hatte zahlreiche<br />
Einzelausstellungen im In- und<br />
Ausland. Sein Werk wurde häufig mit<br />
Auszeichnungen und Preisen gewürdigt.<br />
Im Jahr 2002 gründete er eine Stiftung<br />
für den Erhalt und den öffentlichen Zugang<br />
seines Lebenswerkes. Er starb am<br />
17. Mai 2004 in Fürth.<br />
Zeitlebens hatte sich Oskar Koller leidenschaftlich<br />
für die Kunst aus Nürnberg<br />
eingesetzt und war einer der treibenden<br />
Motoren für die Einrichtung der »Fränkischen<br />
Galerie« in Nürnberg, ein Projekt,<br />
das schließlich im Jahr 2000 realisiert<br />
wurde. Doch war Koller keineswegs ein<br />
lokaler, auf Franken fixierter Künstler.<br />
Ganz im Gegenteil, er war Kosmopolit<br />
und Weltreisender. Schon in den 1950er<br />
Jahren zog es ihn nach Griechenland,<br />
Mazedonien oder Jugoslawien, in Länder,<br />
die damals noch selten bereist wurden.<br />
Es folgten Reisen in die ganze Welt,<br />
darunter europäische Länder wie Däne-<br />
mark, die DDR, Frankreich, Griechenland,<br />
Großbritannien, Italien, Jugoslawien, Niederlande,<br />
Spanien oder die Kanarischen<br />
Inseln, nordafrikanische Länder wie<br />
Ägypten, Algerien, Marokko oder Tunesien,<br />
Länder des Nahen Ostens wie Israel,<br />
Jemen, Libanon, Syrien oder die Türkei,<br />
asiatische Länder wie Bali, Burma, China,<br />
Hongkong, Indien, Japan, Kathmandu,<br />
Nepal, Sri Lanka, Taiwan oder Thailand<br />
und amerikanische Länder wie Guatemala,<br />
Mexiko oder die USA.<br />
Diese rege Reisetätigkeit spiegelt sich<br />
in seinen Reisepässen wider, die das<br />
Deutsche Kunstarchiv jüngst mit vielen<br />
weiteren Dokumenten erhielt. Insgesamt<br />
fünf Reisepässe aus dem Zeitraum von<br />
1956 bis 1986 und von 1993 bis zu seinem<br />
Tod befanden sich darunter, die alle<br />
mit einer Fülle an Stempeln und Klebemarken<br />
versehen sind. Jeder Stempel,<br />
jedes Visum belegt eine Grenze, die er<br />
überschritten hatte. Jeder Eintrag steht für<br />
eine Geschichte, ein Kapitel seines Lebens.<br />
Darunter finden sich viele Stempel,<br />
die von einem anderen Europa sprechen,<br />
als man für Grenzübertritte von Deutschland<br />
nach Frankreich oder Großbritannien<br />
noch intensiv kontrolliert wurde und<br />
nur mit amtlicher Genehmigung die Grenze<br />
passieren durfte. Sie zeigen aber<br />
auch, wie Oskar Koller schon früh ferne<br />
Länder bereiste, die damals noch nicht zu<br />
den heute beliebten Fernzielen eines ungebremsten<br />
Tourismus zählten und deren<br />
Besuch sicherlich mit Ungewissheit und<br />
298<br />
Abb. 112<br />
Reisepass von<br />
Oskar Koller,<br />
gültig 1966–1976<br />
Abenteuer verbunden war. Ihn interessierten<br />
die fremden Landschaften, die exotischen<br />
Motive, die Menschen und Häuser,<br />
die er entweder direkt vor Ort oder auch<br />
im Anschluss an die Reisen in seinen Bildern<br />
festhielt.<br />
Der hier vorgestellte Pass wurde am<br />
24. März 1966 von der Stadt Nürnberg<br />
ausgestellt und galt bis zum 24. März<br />
1976. Als Berufsangabe wurde »Graphiker<br />
u. Maler« vermerkt, während der vorherige<br />
Pass vom 14. März 1956 noch<br />
»Stud. Kunstmaler« notierte. Die aufgeschlagene<br />
Seite belegt Oskar Kollers<br />
intensive Reisetätigkeit nach Nordafrika<br />
und in den Orient. Man findet zahlreiche<br />
Stempel, Marken und handschriftliche<br />
Eintragungen für Beirut, Libanon, am<br />
22. Mai 1968, für Antalya, Türkei, am<br />
9. und 23. September 1969, für Libyen<br />
und für Kairo, Ägypten, am 10. April<br />
1971. Interessanterweise trägt die<br />
UNESCO-Marke zur Rettung der nubischen<br />
Monumente das Kürzel UAR, das<br />
für die Vereinte Arabische Republik stand,<br />
ein Zusammenschluss zwischen Ägypten<br />
und Syrien zwischen 1958 und 1961.<br />
Ägypten behielt diesen Namen noch<br />
bis 1972 bei. Ein Polizeistempel vom<br />
14. Januar 1975 zeugt von der Fähre<br />
zwischen Tanger und Algeciras.<br />
Oskar Koller hatte viele seiner künstlerischen<br />
Motive von jeher auf seinen Reisen<br />
gesucht. Er selbst sprach von der »Sehnsucht<br />
nach fernen Ländern«. Er wollte<br />
»fremdartige Landschaften und Strukturen<br />
festhalten« und »den Zauber des Lichts<br />
spürbar« machen. So fällt auf, dass seine<br />
Reisen ihn stets in den lichtdurchfluteten<br />
Süden führten, Länder des Nordens übten<br />
auf den Aquarellisten keinen großen Reiz<br />
aus. Er liebte es, den Zauber des Orients<br />
in reduzierte Zeichen und Flächen zu<br />
übersetzen, seien es das Leben und die<br />
Landschaft am Mittelmeer, am Nil, in Indien<br />
oder in Japan. Stets ist –trotz der vielen<br />
verschiedenen Länder –die Handschrift<br />
des Künstlers unverkennbar. Und<br />
man darf die Vermutung anstellen, dass<br />
viele Menschen in Deutschland diese fernen<br />
Länder erst durch die einfühlsame,<br />
aufs Wesentliche zielende »Übersetzung«<br />
des Aquarellisten Oskar Koller kennengelernt<br />
oder gar begriffen haben.<br />
Bereits 1989 nahm das Deutsche<br />
Kunstarchiv ersten Kontakt zum Künstler
auf. 2001 erfolgte die Schenkung zahlreicher<br />
schriftlicher Unterlagen, darunter<br />
Plakate, Publikationen, Broschüren und<br />
Korrespondenz. Nach seinem Tod bestand<br />
weiterhin Kontakt zum Sohn der<br />
Künstlers, der Ende 2009 dem Archiv eine<br />
große Nachlieferung übergab, darunter<br />
Personenstandsdokumente, Ehrungen,<br />
Bühnenentwürfe, Werkreproduktionen,<br />
Veröffentlichungen und Korrespondenz.<br />
So ist der Bestand auf rund 20 laufende<br />
Meter angewachsen und enthält Dokumente<br />
aus den Jahren 1933 bis 2004.<br />
Lit.: Günther Wirth: Die Marokko-Reise des Malers<br />
Oskar Koller. Würzburg 1983. –Oskar<br />
Koller. Aquarelle und Zeichnungen 1975–1985.<br />
Ausst.Kat. Bayerische Staatsgemäldesammlungen,<br />
Neue Pinakothek München/Kunstverein für<br />
die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf,<br />
Kunsthalle. München u.a. 1985. –Oskar Koller.<br />
Die frühen und die späten Jahre. Ausst.Kat.<br />
Stadtmuseum Fembohaus, Nürnberg/Städtische<br />
Galerie Erlangen. Nürnberg 2000.<br />
Geschenk des Sohns Herbert Koller,<br />
Nürnberg<br />
Birgit Jooss<br />
Brief mit beigelegter Weihnachtskarte<br />
von Hannah Höch<br />
DKA, NL Schmidt, Doris, 3912-S 10, U3<br />
(Abb. 113 und 113a). Berlin, Mitte Januar 1978.<br />
a. Brief an Doris Schmidt<br />
Schreibmaschine, Filzstift auf Papier.<br />
H. 29,6 cm, B. 21 cm<br />
b. Karte<br />
Collage, Kugelschreiber, Bleistift auf Karton.<br />
H. 13,9 cm, B. 10,7 cm.<br />
Doris Schmidt (1918–2008) zählte zu<br />
den großen deutschen Kunstkritikerinnen<br />
des 20. Jahrhunderts. Über Jahrzehnte<br />
hinweg bestimmten ihre Artikel das Feuilleton<br />
der Süddeutschen Zeitung. Zuvor<br />
hatte sie knapp zehn Jahre für die Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung gearbeitet und<br />
trug so maßgeblich zum Meinungsbild<br />
des Kunstbetriebs in Deutschland bei.<br />
Sie wurde am 5. September 1918 in<br />
Malitzschendorf, Kreis Schweinitz, geboren.<br />
Nach der Schule ging sie nach Heidelberg<br />
und studierte dort Englisch, Französisch<br />
und Spanisch. Sie schloss als<br />
akademisch geprüfte Übersetzerin erfolgreich<br />
ab und arbeitete 1940 kurzzeitig<br />
als Übersetzerin in Berlin. Im Anschluss<br />
fing sie eine journalistische Tätigkeit beim<br />
Frankfurter Generalanzeiger an, doch<br />
bald darauf –imJahre 1950 –begann<br />
sie ihr zweites Studium der Kunstgeschichte<br />
und Archäologie in Frankfurt a.M. Zeitgleich<br />
erhielt sie eine Anstellung als Kunstkritikerin<br />
für die Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung. 1958 promovierte sie mit einer<br />
Dissertation zum Thema »Portraitstudien<br />
zur Reimser Kathedrale«. Anfang der<br />
1960er Jahre zog sie nach München und<br />
schrieb ab 1961 als Kritikerin für die Süddeutsche<br />
Zeitung, eine Tätigkeit, die sie<br />
nach ihrer Pensionierung 1992 als freie<br />
Mitarbeiterin fortsetzte.<br />
Doris Schmidt war keineswegs nur<br />
Kritikerin und Journalistin, sie erarbeitete<br />
sich ein beeindruckendes Repertoire der<br />
Kunstgeschichte und publizierte zahlrei-<br />
Abb. 113<br />
Brief von<br />
Hannah Höch,<br />
1978<br />
299<br />
che Bücher und Aufsätze über diverse<br />
kunsthistorische Themen. Zudem betätigte<br />
sie sich als Editorin: So gab sie 1970 die<br />
Briefe an Günther Franke heraus, 1985<br />
die frühen Tagebücher von Max Beckmann<br />
aus den Jahren 1903/04 und<br />
1912/13. Sie übernahm Übersetzungen<br />
sowie redaktionelle Arbeiten, zuletzt für<br />
die Kataloge zu Jochen Flintzer 1996<br />
und Hanne Darboven 1999. Vor allem<br />
aber setzte sie sich für das Werk zeitgenössischer<br />
Künstler ein. Es erschienen<br />
wichtige Publikationen zu Toni Stadler<br />
1972 und 1988 oder Thomas Grochowiak<br />
im Jahr 1994. Schmidt schrieb für<br />
unzählige Künstler in Galeriekatalogen,<br />
etwa für Gerhard Marcks 1955, Charles<br />
Crodel 1956 und 1974, Arthur Fauser<br />
und Gabriele Münter 1961, Julius Bissier
Abb. 113a Weihnachtskarte<br />
von Hannah Höch, undatiert.<br />
©VGBild-Kunst, Bonn 2011<br />
1964, Michael Croissant 1966, Paul<br />
Eliasberg 1967, Heinz Kreutz 1969,<br />
Ernst Wilhelm Nay 1970, Fritz Winter<br />
1977, Dieter Stöver 1990, Werner Gilch<br />
1991, Hans Staudacher 1991, Emö<br />
Simonyi, 1993, Heino Naujoks 1994<br />
oder Hartmut Pfeuffer 2000, um nur einige<br />
zu nennen. Häufig handelte es sich um<br />
kleine Kataloge, die der sogenannten<br />
grauen Literatur zugerechnet werden,<br />
die heute aufgrund ihres frühen Erscheinens<br />
und ihrer niedrigen Auflage in der<br />
Kunstgeschichtsforschung sehr gesucht<br />
sind und in den Bibliotheken häufig in<br />
den Rara-Beständen geführt werden.<br />
Die Autorin war mit allen noch lebenden<br />
Künstlern, über die sie schrieb, bekannt,<br />
mit vielen befreundet. Davon zeugt<br />
ihr schriftlicher Nachlass, der dem Deutschen<br />
Kunstarchiv nach ihrem Tod anver-<br />
traut wurde. In diesem befinden sich neben<br />
den zahllosen Manuskripten, Typoskripten<br />
und dem vorbereitenden Material<br />
für ihre Texte auch zahlreiche<br />
Künstlerbriefe. Sie geben Auskunft über<br />
den intensiven Austausch der Kunsthistorikerin<br />
mit den Künstlerinnen und Künstlern.<br />
Doch nicht immer stand der Briefwechsel<br />
im Zusammenhang mit einer Publikation.<br />
Bisweilen blieb es bei einem freundschaftlichen<br />
Austausch, eine Situation vieler<br />
Kunsthistoriker, bei denen sich Privatleben<br />
und Beruf unentwirrbar vermischen.<br />
Exemplarisch soll hier eine Postsendung<br />
von Hannah Höch (1889–1978)<br />
vorgestellt werden. Es handelt sich um einen<br />
Brief mit einer beigelegten Briefkarte<br />
der inzwischen 88-jährigen Künstlerin.<br />
Offenbar hatte ihr Doris Schmidt zuvor<br />
einen Neujahrsgruß geschickt, für den sie<br />
sich bedankte mit der gleichzeitigen Entschuldigung,<br />
dass ihre Antwort so spät<br />
komme und auch nur mit Maschine getippt<br />
sei, da sie Schwierigkeiten habe, in<br />
der Nähe gut zu sehen. Doch versicherte<br />
sie ihr, dass sie viel an sie denke, vor allem<br />
jeden Sonntagmorgen. Hier las die<br />
Künstlerin –wie sie berichtet –über den<br />
»erlesenen Weg durch die Zivilisation der<br />
Menschheit« des Kunsthistorikers Kenneth<br />
Clark (1903–1983) in einer Übersetzung<br />
von Doris Schmidt. Clark zählte zu<br />
den großen Kunsthistorikern Großbritanniens,<br />
der aufgrund seiner BBC-Fernsehserie<br />
»Civilisation« in weiten Kreisen<br />
berühmt geworden war. Er verstand es,<br />
komplexe historische und kulturelle Zusammenhänge<br />
einem breiten Publikum zugänglich<br />
und verständlich zu machen. Die<br />
13-teilige Farb-Serie, die durch die Kunstund<br />
Kulturgeschichte vom Mittelalter bis<br />
in die Gegenwart führte, wurde 1969<br />
erstmals ausgestrahlt. Im gleichen Jahr<br />
erschien sie als Buch, das 1970 von<br />
Thomas Monrad ins Deutsche übertragen<br />
300<br />
und bei Rowohlt verlegt wurde. Doris<br />
Schmidt übersetzte für die WDR-Sendung,<br />
und diese Übersetzung muss offenbar<br />
Hannah Höch vorgelegen haben. Jedenfalls<br />
lobte Höch die »einfühlende« Weise<br />
von Schmidts Version in ihrem Brief. Besonders<br />
schön ist die Weihnachtskarte,<br />
die Hannah Höch für Doris Schmidt beilegte.<br />
Es handelt sich um eine Papiercollage,<br />
die einen abstrahierten Weihnachtsbaum<br />
darstellt. Rückseitig befindet sich<br />
ein handschriftlicher Gruß in Bleistift: »Es<br />
grüsst auch noch ein Weihnachtsbaum<br />
von Hannah Höch. 1977–78«.<br />
Nur vier Monate nach diesem Gruß<br />
verstarb eine der großen deutschen<br />
Künstlerinnen der Klassischen Moderne,<br />
die in den 1920er Jahren der Gruppe um<br />
Raoul Hausmann (1886–1971), George<br />
Grosz (1893–1959) und John Heartfield<br />
(1891–1968) angehörte. Sie war noch<br />
bis ins hohe Alter –wovon die Sendung<br />
an Doris Schmidt zeugt –sowohl künstlerisch<br />
tätig als auch im regen Gedankenaustausch<br />
mit befreundeten Kunstkritikern.<br />
Nach dem Tod von Doris Schmidt im<br />
September 2008 nahm die Schwester<br />
der Verstorbenen Kontakt mit dem Deutschen<br />
Kunstarchiv auf. Der äußerst umfangreiche<br />
schriftliche Nachlass wurde in<br />
den Jahren 2009 und 2010 übergeben,<br />
eine summarische Verzeichnung wird<br />
2011 abgeschlossen.<br />
Lit.: Hannah Höch 1889–1978. Ihr Werk, ihr<br />
Leben, ihre Freunde. Hrsg. von Elisabeth<br />
Moortgat/Cornelia Thater-Schulz. Berlin 1989.<br />
–Hannah Höch. Mit Pinsel, Feder und<br />
Schere. Mit einem Text der Künstlerin. Ausst.Kat.<br />
Galerie Remmert und Barth. Düsseldorf 1998.<br />
–Hannah Höch. Aller Anfang ist Dada! Hrsg.<br />
von Ralf Burmeister. Ostfildern 2007.<br />
Geschenk von Gabriele Maischner,<br />
Schwester der Kunstkritikerin, Köln<br />
Birgit Jooss