Sicher im Ausland - Sicherheitsakademie Berlin
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WirtSchAFtSSchutz<br />
Ausbildung<br />
<strong>Sicher</strong> <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong><br />
Vorbereitung für die<br />
Tätigkeit in Gefährdungsgebieten<br />
<strong>im</strong>mer mehr unternehmer werden in Ländern tätig, deren <strong>Sicher</strong>heitslage<br />
ein erhebliches risiko für entsendetes Personal darstellen<br />
könnte. Sind solche risiken nicht in Gänze auszuschließen, so ist es<br />
hilfreich, zunächst um deren Existenz zu wissen und vorbeugende<br />
Maßnahmen zu treffen. Der auslandsvorbereitenden Ausbildung widmet<br />
sich die <strong>Sicher</strong>heitsbranche mit zunehmendem Engagement.<br />
z<br />
ielgruppe sind vor allem Führungskräfte<br />
und Mitarbeiter<br />
europäischer Unternehmen, die<br />
in Krisengebieten tätig sind. Aber auch<br />
Hilfs- und sonstige Nichtregierungsorganisationen,<br />
die sich bei ihrer Ausbildung<br />
nicht auf staatliche Unterstützung abstützen<br />
können oder wollen, sind potenzielle<br />
Kunden. Schließlich sind auch Behörden<br />
Einkäufer privater Ausbildungsdienstleistungen.<br />
Hier profitieren die privaten<br />
Dienstleister europaweit von der zunehmenden<br />
Ressourcenknappheit bei den<br />
Polizeien und Armeen.<br />
Vor allem sind Menschen gefährdet,<br />
die, der eigentlichen Unternehmung voraus,<br />
initiativ in einer Region tätig werden.<br />
Dies ist etwa dann der Fall, wenn beispielsweise<br />
geeignete Produktionsstätten<br />
eruiert werden müssen. Diese Vorauskräfte<br />
können sich noch nicht auf die Strukturen<br />
des Unternehmens vor Ort abstützen und<br />
unterliegen einer vergleichsweise hohen<br />
24<br />
Fahrtraining für Diplomaten in Afrika<br />
gehört zu den Ausbildungsinhalten.<br />
Gefährdung. Trotz der Möglichkeit der<br />
Informationsgewinnung per Internet vor<br />
der Abreise in das Zielland stellt sich die<br />
Realität vor Ort häufig anders dar. So sind<br />
etwa Krankenhäuser nicht mehr existent<br />
oder Tankstellen befinden sich plötzlich<br />
an einem anderen Ort.<br />
Frühzeitige Planung<br />
Die Sensibilisierung der künftig Reisenden<br />
soll <strong>im</strong>mer mit einer Vorsorgeberatung beginnen.<br />
Diese umfasst wertvolle Hinweise<br />
zu Versicherungsfragen und zur Vermögensvorsorge<br />
des zu Entsendenden und<br />
orientiert sich am schl<strong>im</strong>msten anzunehmenden<br />
Fall: Was geschieht, wenn ich bei<br />
meiner Tätigkeit <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> verunglücke?<br />
Was leistet meine Unfallversicherung,<br />
wenn ich mich selbst wissentlich einem erkennbar<br />
hohen Risiko aussetze? Wie sieht<br />
es mit einer Patientenverfügung aus?<br />
Eine große Bedeutung kommt auch<br />
dem Thema informationelle <strong>Sicher</strong>heit<br />
zu. Wer noch nie etwas vom Melderechtsrahmengesetz<br />
gehört hat, weiß vermutlich<br />
auch nicht, dass jeder Deutsche bei<br />
seinem Einwohnermeldeamt die Adresse<br />
eines beliebigen Bürgers erfragen kann.<br />
Mit Wissen um die geplante Abwesenheit<br />
eines Ingenieurs aus seiner Wohnung,<br />
während dieser <strong>im</strong> Kaukasus für seinen<br />
Arbeitgeber Ölfelder absteckt, sind<br />
Verbrechern alle Türen für Einbrüche geöffnet.<br />
Zu Hause verbliebene Ehefrauen<br />
werden etwa durch berufliche Konkurrenten<br />
des Ehemannes mit erfundenen<br />
Todesnachrichten konfrontiert, die nur<br />
zum Zweck haben, die familiäre Basis<br />
des Betroffenen zu zerrütten und den Ehemann<br />
so zur Rückkehr zu bewegen.<br />
Eine gesundheitliche Beratung soll<br />
außerdem sicherstellen, dass man etwa in<br />
Afrika nicht der weit verbreiteten Malaria<br />
anhe<strong>im</strong> fällt. Welche Impfungen sind notwendig<br />
und empfohlen? Ist eine bestehende<br />
Vorerkrankung des Herzens mit der Arbeit<br />
<strong>im</strong> Regenwald als Umweltaktivist vereinbar?<br />
In Zusammenarbeit mit erfahrenen<br />
Rettungsmedizinern gilt es, lebensrettende<br />
↓ AuTorEN<br />
Ronny Gehrmann & Wolf-Martin Körk<br />
sind Mitarbeiter der Lehrgangsentwicklung/<br />
Firmenkundenbetreuung der <strong>Sicher</strong>heitsakademie<br />
<strong>Berlin</strong>, <strong>Berlin</strong>.<br />
Tel: 030-3229521-220<br />
info@sicherheitsakademie-berlin.de<br />
www.sicherheitsakademie-berlin.de<br />
W&S • 5/2011
Sofortmaßnahmen<br />
sich und seinem<br />
Kollegen selbst<br />
zukommen lassen<br />
zu können. Da<br />
kann es in der<br />
Sahara durchaus<br />
notwendig werden,<br />
dem dehydrierten<br />
Kollegen nach einer<br />
tagesfüllenden<br />
Autopanne einen<br />
intravenösen Zugang legen und eine Infusion<br />
verabreichen zu müssen. Der Mitarbeiter<br />
sollte außerdem darüber informiert<br />
werden, wie und mit wessen Hilfe man für<br />
den medizinischen Ernstfall eine Evakuierung<br />
in das He<strong>im</strong>atland organisiert.<br />
Einsatz vor Ort<br />
Im Kern zielen alle Ausbildungen unverändert<br />
darauf ab, die physische <strong>Sicher</strong>heit<br />
der <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> Tätigen zu erhöhen. Dazu<br />
zählen klassische Überlebenstechniken<br />
etwa die Trinkwassergewinnung in Notlagen<br />
oder das Entfachen eines Wärmefeuers.<br />
Der Umgang mit unterschiedlichen<br />
Kommunikationsmitteln will geübt sein,<br />
kann doch nicht jeder Geschäftsführer<br />
eines Maschinenbaubetriebes mit einem<br />
Satellitentelefon umgehen.<br />
Mit Blick auf den in weiten Teilen Afrikas<br />
und Südamerikas blühenden Geschäftszweig<br />
der Geiselnahme zur Durchsetzung<br />
finanzieller Interessen gilt Ausbildungen in<br />
diesem Themenkreis besondere Aufmerksamkeit.<br />
Wer weiß, womit er <strong>im</strong> Fall einer<br />
Geiselnahme zu rechnen hat, Methoden<br />
und Abläufe kennengelernt hat, reagiert <strong>im</strong><br />
Ernstfall beherrschter und steigert damit<br />
seine Chancen, unversehrt freizukommen.<br />
Navigation <strong>im</strong> Gelände ist, mangels<br />
Straßeninfrastruktur und der in Europa<br />
bereits alltäglichen Straßennavigationsgeräte,<br />
in weiten Teil der Welt unverzichtbarer<br />
Bestandteil der Vorbereitung. Hier<br />
gilt es, mit häufig völlig veralteten geografischen<br />
Karten in Verbindung mit einem<br />
Navigationsgerät arbeiten zu können, das<br />
eben nur Koordinaten ausgibt und keine<br />
Anweisung zum Abbiegen nach rechts<br />
in fünfhundert Metern. Und wer in Ermangelung<br />
von Autobahnen in Pakistans<br />
W&S • 5/2011<br />
Befreiung eines<br />
PKW in unwegsamem<br />
Gelände.<br />
Bilder: <strong>Sicher</strong>heitsakademie<br />
<strong>Berlin</strong><br />
schwerstem alpinem Geläuf einen<br />
gepanzerten Geländewagen bewegen<br />
muss, wird eine Fahrsicherheitsunterweisung<br />
nicht missen wollen. Noch<br />
<strong>im</strong>mer ist die häufigste unnatürliche<br />
Todesursache bei <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> Tätigen<br />
der banale Autounfall.<br />
Mit Blick auf Hilfsorganisationen<br />
und Dienstleistungsunternehmen, die<br />
mit der UN oder anderen überstaatlichen<br />
Akteuren agieren, wird verstärkt<br />
dem Komplex der Kooperationsmöglichkeiten<br />
mit militärischen Kräften<br />
Aufmerksamkeit zuteil. So kann der<br />
deutsche Nothelfer in Afghanistan unter<br />
Umständen Schutzbefohlener deutscher<br />
NATO-Kräfte werden. Das kann ihm<br />
gleichsam zum Vor- und Nachteil gereichen,<br />
verliert doch der Helfer, der als<br />
parteinehmend erachtet wird, schnell<br />
die Akzeptanz der Hilfsbedürftigen. Das<br />
Beispiel des Kl<strong>im</strong>aanlagentechnikers<br />
eines deutschen Mittelständlers, der in<br />
einem Aussenposten eines NATO-Feldlagers<br />
für die Wartung der kücheneigenen<br />
Kühlzellen zuständig ist, stellt sich<br />
anders dar. Er wird dankbar sein, wenn<br />
sein Arbeitgeber ihn vorab unterrichten<br />
lässt, wie man sich als Gast in einem<br />
militärischen Konvoi verhalten sollte,<br />
der vom Feldlager in den betreffenden<br />
Außenposten unterwegs ist. Hier profitiert<br />
die <strong>Sicher</strong>heitsbranche stark von<br />
einsatzerfahrenen ehemaligen Soldaten.<br />
Modernes Konzept<br />
Ausbildung<br />
Unternehmer scheuen heute die Freistellung<br />
eines Mitarbeiters zur auslandsvorbereitenden<br />
Ausbildung <strong>im</strong>mer seltener.<br />
Hier nutzt man gern modular aufgebaute<br />
Ausbildungen, deren Teilabschnitte bei<br />
Bedarf auch abschnittsweise vermittelt<br />
werden, um längerdauernde Abwesenheiten<br />
der Arbeitskräfte zu vermeiden.<br />
Das kann <strong>im</strong> he<strong>im</strong>atlichen Firmensitz<br />
genauso erfolgen wie <strong>im</strong> Zielland. Die<br />
Einsicht, dass gute Ausbildung Geld<br />
kostet, Zeit braucht und lohnend ist, hat<br />
sich indes bei den meisten durchgesetzt.<br />
Niemand will seinen Spitzeningenieur<br />
nur deshalb verlieren, weil der nicht<br />
wusste, dass eine rote Coladose, von<br />
Einhe<strong>im</strong>ischen am Wegesrand auf einen<br />
Stock gesteckt, ein behelfsmäßiger Hinweis<br />
auf ein Minenfeld gewesen ist. c<br />
Artikel als PDF<br />
www.sicherheit.info<br />
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