Zwischenfruchtbau und Mulchsaat als Erosionsschutz: 3 ...
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<strong>Zwischenfruchtbau</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Mulchsaat</strong> <strong>als</strong> <strong>Erosionsschutz</strong><br />
3. Kulturlandschaftstag am 1.04.2004<br />
in Landshut-Schönbrunn<br />
des Institutes für Agrarökologie,<br />
Ökologischen Landbau <strong>und</strong> Bodenschutz<br />
Tagungsband<br />
2004<br />
Schriftenreihe ISSN 1611-4159<br />
2
Impressum<br />
Herausgeber: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)<br />
Vöttinger Straße 38, 85354 Freising,<br />
Internet: http://www.LfL.bayern.de<br />
Redaktion: Abteilung Information, Wissensmanagement, SG Offentlichkeitsarbeit<br />
<strong>und</strong> Institut für Agrarökologie, Ökologischen Landbau <strong>und</strong> Bodenschutz<br />
e-Mail: IAB@LfL.bayern.de<br />
Text: Josef Kreitmayr, Institut für Agrarökologie, Ökologischen Landbau <strong>und</strong> Bodenschutz<br />
Satz: Renate Steigerwald, Institut für Agrarökologie, Ökologischen Landbau <strong>und</strong> Bodenschutz<br />
Druck: Druckhaus Kastner<br />
© LfL<br />
Die Beiträge in dieser Schriftenreihe geben die Meinung des Autors wieder.
<strong>Zwischenfruchtbau</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Mulchsaat</strong> <strong>als</strong> <strong>Erosionsschutz</strong><br />
3. Kulturlandschaftstag am 1.04.2004<br />
in Landshut-Schönbrunn<br />
des Institutes für Agrarökologie,<br />
Ökologischen Landbau <strong>und</strong> Bodenschutz<br />
Tagungsband<br />
Schriftenreihe der<br />
Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft
Inhaltsverzeichnis Seite<br />
Begrüßung<br />
Dr. Joachim Frey, Agrarzentrum Schönbrunn............................................................................7<br />
Einführung <strong>und</strong> Verleihung des VDLUFA-Zertifikats „Betrieb der umwelt-<br />
gerechten Landbewirtschaftung“<br />
Rudolf Rippel, Institut für Agrarökologie, Ökologischen Landbau <strong>und</strong> Bodenschutz...............8<br />
Aktuelle acker- <strong>und</strong> pflanzenbauliche Aspekte des <strong>Zwischenfruchtbau</strong>es<br />
<strong>und</strong> der <strong>Mulchsaat</strong><br />
Josef Kreitmayr, Institut für Agrarökologie, Ökologischen Landbau <strong>und</strong> Bodenschutz..........12<br />
Förderung von Maschinen <strong>und</strong> Geräten für die <strong>Mulchsaat</strong><br />
Manfred Pusch, Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten ...................29<br />
Konservierende Bodenbearbeitung <strong>und</strong> <strong>Mulchsaat</strong> im Marktfruchtbau –<br />
Erfahrungen aus der Praxis<br />
Wolfgang Schönleben, Landwirtschaftsverwaltung bei Graf zu Toerring-Jettenbach............30<br />
Maschinen zur Zwischenfrucht- <strong>und</strong> <strong>Mulchsaat</strong><br />
Josef Kreitmayr, Christian Beckmann....................................................................................................39<br />
Anhang 1: Wie stark ist die Bodenerosion auf meinen Feldern?...................................49<br />
Anhang 2: Bestimmung der erosionswirksamen Hangneigung <strong>und</strong> Hanglänge.........57<br />
Anhang 3: Hangneigungsmesser.........................................................................................59<br />
Rudolf Rippel, Institut für Agrarökologie, Ökologischen Landbau <strong>und</strong> Bodenschut
Begrüßung<br />
Dr. Hans-Joachim Frey<br />
Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />
das Agrarbildungszentrum, eine Einrichtung des Bezirks Niederbayern ist stolz darauf, dass die<br />
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, das Institut für Agrarökologie, ökologischen Landbau<br />
<strong>und</strong> Bodenschutz, ihre Fachtagung zum Thema „<strong>Erosionsschutz</strong> durch <strong>Zwischenfruchtbau</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Mulchsaat</strong>“ heute in Schönbrunn abhält.<br />
Gerne haben wir dafür Versuchsfeldflächen bereit gestellt sowie unsere Landmaschinenschule mit<br />
ihren Lehrkräften, damit in diesem Seminar für die Landwirte viel praktisches Wissen dargelegt<br />
werden kann.<br />
Das Problem von Wind- <strong>und</strong> Wassererosion wird immer wichtiger, gilt es doch den wichtigsten<br />
Produktionsfaktor für die Landwirte, den Boden vor Erosionen zu schützen. Es dürfte unstrittig sein,<br />
dass die <strong>Mulchsaat</strong> <strong>und</strong> der <strong>Zwischenfruchtbau</strong> eine höhere biologische Aktivität des Bodens mit sich<br />
bringt, die Bodenstruktur <strong>und</strong> die Nährstoffnachlieferung verbessert sowie der Gr<strong>und</strong>wasserschutz<br />
durch Nitratbindung positiv beeinflusst wird, um nur einige wichtige Punkte zu nennen.<br />
Ich wünsche mir, dass diese Veranstaltung den praktizierenden Landwirten viele wichtige Hinweise<br />
gibt, hinsichtlich der Anwendung der <strong>Mulchsaat</strong> bei Direktsaat oder den <strong>Zwischenfruchtbau</strong> bei<br />
ganzflächiger Bodenbearbeitung. Ziel muss es sein, den Boden vor Erosion zu schützen, um möglichst<br />
viel guten Boden für die nächste Generation zu erhalten.<br />
Adresse:<br />
Dr. Hans-Joachim Frey<br />
Direktor Agrarbildungszentrums Landshut-Schönbrunn<br />
Am Lurzenhof 3<br />
84036 Landshut<br />
E-Mail: frey@.fh-Landshut.de<br />
7
Einführung <strong>und</strong> Verleihung des VDLUFA-Zertifikats „Betrieb<br />
der umweltgerechten Landbewirtschaftung“<br />
Rudolf Rippel<br />
Etwa die Hälfte der bayerischen Bodenoberfläche wird landwirtschaftlich genutzt. Diese Flächen<br />
stellen einen wesentlichen Teil der Kulturlandschaft dar. Neben der Funktion <strong>als</strong> Standort für die<br />
landwirtschaftliche Produktion erfüllen diese Flächen viele weitere Funktionen. Eine intakte<br />
Kulturlandschaft dient u. a.<br />
• <strong>als</strong> Filter, Puffer <strong>und</strong> Reaktor für Stoffabbau-, -ausgleichs- <strong>und</strong> -aufbauvorgänge <strong>und</strong> damit<br />
z. B. für die Neubildung von Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> Oberflächengewässer, für die Produktion von<br />
Sauerstoff <strong>und</strong> <strong>als</strong> CO2-Senke,<br />
• <strong>als</strong> Lebensraum für Pflanzen <strong>und</strong> Tiere, sie ist damit u. a. von Bedeutung für die Erhaltung<br />
<strong>und</strong> für ein ausgeglichenes Miteinander der Arten,<br />
• <strong>als</strong> Produktionsstätte für Rohstoffe, Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermittel für den Landwirt, den Förster<br />
<strong>und</strong> den Jäger<br />
• <strong>als</strong> Raum für Sport, Entspannung <strong>und</strong> Erholung<br />
• <strong>und</strong> damit letztlich <strong>als</strong> Lebensraum für den Menschen.<br />
All diese Funktionen sind wichtig <strong>und</strong> stehen in einem Konkurrenzverhältnis zu einander. Das Institut<br />
für Agrarökologie, Ökologischen Landbau <strong>und</strong> Bodenschutz sieht es <strong>als</strong> seine Aufgabe an, das<br />
notwendige Wissen für eine erfolgreiche Landwirtschaft zu erarbeiten, bei der die übrigen Funktionen<br />
der Kulturlandschaft beachtet <strong>und</strong> in ausreichendem Maße ermöglicht werden.<br />
Der jährlich stattfindende Kulturlandschaftstag bietet ein Diskussionsforum für diese Themen. Der<br />
Kulturlandschaftstag 2004 ist dem Thema „<strong>Erosionsschutz</strong> durch <strong>Zwischenfruchtbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Mulchsaat</strong>“<br />
gewidmet. Hierzu begrüße ich Sie alle sehr herzlich.<br />
Aus verschiedenen Gründen ist es heute für die Stellung des Landwirts in der Gesellschaft wichtig,<br />
seine Leistungen für die Kulturlandschaft, man kann auch sagen für die Umwelt, darzustellen <strong>und</strong> zu<br />
dokumentieren.<br />
Der Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- <strong>und</strong> Forschungsanstalten (VDLUFA),<br />
dem auch die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft angehört, bietet deshalb seit kurzem ein<br />
von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft entwickeltes Verfahren zur ökologischen<br />
Bewertung von Landwirtschaftsbetrieben unter dem Namen Umweltsicherungssystem Landwirtschaft<br />
(USL) b<strong>und</strong>esweit an.<br />
In Bayern haben sich im vergangenen Jahr Landwirte im Rahmen eines Forschungsvorhabens diesem<br />
Verfahren unterzogen. Für die Überreichung der Zertifikate ist ein passenderer Rahmen <strong>als</strong> der<br />
Kulturlandschaftstag nicht denkbar.<br />
Damit Sie den Wert des Zertifikats annähernd beurteilen können, soll das Umweltsicherungssystem<br />
Landwirtschaft hier kurz beschrieben werden.<br />
8
Mit derzeit 17 Kriterien werden alle wesentlichen von der Landwirtschaft ausgehenden<br />
Umwelteinflüsse erfasst <strong>und</strong> bewertet:<br />
• Stickstoff-, Phosphat-, Kali- <strong>und</strong> Humus-Saldo,<br />
• Ammoniak-Emission,<br />
• Boden-pH-Klasse,<br />
• Bodenerosions- <strong>und</strong> -verdichtungsgefährdung,<br />
• Pflanzenschutzintensität <strong>und</strong> Integrierter Pflanzenschutz,Anteil an ökologisch <strong>und</strong><br />
landeskulturell bedeutsamen Flächen,<br />
• Kulturartendiversität,<br />
• Feldgröße,<br />
• Energie-Input Pflanzenbau,<br />
• Energiesalden für Betrieb, Pflanzenbau <strong>und</strong> Tierhaltung.<br />
Die Bewertung erfolgt anhand festgelegter Toleranzbereiche <strong>und</strong> ist darauf gerichtet, unvermeidliche<br />
Einwirkungen auf die Umwelt von vermeidbaren Umweltbelastungen zu trennen.<br />
Die Vorteile für den Landwirt lassen sich in sechs Punkten zusammenfassen:<br />
• Erkennen vermeidbarer Schwachstellen <strong>und</strong> deren Ursachen,<br />
• Umweltentlastung durch Optimierung von Verfahren <strong>und</strong> Maßnahmen,<br />
• Kostensenkung durch Effizienzverbesserung,<br />
• Vorteile am Markt durch Erlangung des USL-Zertifikates,<br />
• Verbesserte Position gegenüber pauschalen Vorwürfen,<br />
• Vermeidung weiterer staatlicher Reglementierung durch effiziente Eigenkontrolle.<br />
Die Landwirte, die sich dieser Überprüfung stellen, müssen hierfür zunächst finanzielle Vorleistungen<br />
erbringen. Sie können nach erfolgreichem Verlauf nachweisen, dass sie nachhaltig wirtschaften <strong>und</strong><br />
damit alle Funktionen der Kulturlandschaft im Sinne der Gesellschaft bewahren.<br />
Ich freue mich, heute den ersten vier Landwirten aus Bayern dieses Zertifikat überreichen zu dürfen.<br />
Ich gratuliere zu diesem Erfolg (in alphabetischer Reihe) den Betriebsleitern<br />
Herrn Hans Georg Andreae, Gut Sulz, Münster (Schwaben),<br />
Herrn Konrad Offenberger, Paunzhausen (Oberbayern),<br />
Herrn Gerhard Sack, Ködnitz (Oberfranken) <strong>und</strong><br />
Herrn Ludwig Spanner, Essenbach (Niederbayern).<br />
Alle vier haben darüber hinaus dazu beigetragen, dass letzte Verbesserungen an dem<br />
Zertifizierungssystem durchgeführt werden konnten. Dafür bedanke ich mich im Namen der<br />
Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft <strong>und</strong> wünsche Ihnen auf Ihrem Weg einer nachhaltigen<br />
Landwirtschaft weiterhin viel Erfolg.<br />
Mit der Überreichung des Zertifikats möchte die LfL auch auf diese Möglichkeit der Betriebsauditierung<br />
hinweisen. Näheres kann im Internet unter „www.tll.de/kul/kul_idx.htm“ abgerufen<br />
werden. Auskünfte erhalten Sie auch von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
(Ansprechpartner: Herr Ulrich Hege, Tel. 08161/71-4104).<br />
Ein wesentliches Kriterium bei der Betriebszertifizierung sind die Maßnahmen des Betriebs, mit denen<br />
er die Ackerflächen vor Erosion schützt. Die größte Bedrohung bayerischer ackerbaulich genutzter<br />
Böden geht nämlich von der Erosion durch Wasser aus. Sie kann eine Reihe von Bodenfunktionen<br />
beeinträchtigen, insbesondere durch<br />
9
• Verlust an durchwurzelbarer Bodensubstanz <strong>und</strong> damit vermindertes Wasserspeicher-, Filter<strong>und</strong><br />
Puffervermögen,<br />
• Verarmung des Bodens an Humus <strong>und</strong> Pflanzennährstoffen,<br />
• Wegspülen von Saatgut, Düngemitteln <strong>und</strong> Pflanzenschutzmitteln vom Ausbringungsort <strong>und</strong><br />
Ablagerung an unerwünschter Stelle,<br />
• erschwertes Befahren der Äcker durch tiefe Erosionsrinnen oder Auflandungen,<br />
• Minderung der Ertragsfähigkeit <strong>und</strong> Erträge.<br />
Andere Bestandteile des Naturhaushaltes oder der Siedlungs- <strong>und</strong> Verkehrsflächen werden zum Teil<br />
erheblich beeinträchtigt durch Einträge von Boden <strong>und</strong> darin enthaltene Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong><br />
Pflanzennährstoffe.<br />
In den seit 1998 entstandenen Rechtsvorschriften zum Bodenschutz werden konkrete Vorgaben zum<br />
Schutz des Bodens vor Erosion gemacht.<br />
In Bayern ist die hierfür zuständige Behörde die Kreisverwaltungsbehörde, <strong>als</strong>o das Landratsamt bzw.<br />
die Kreisfreie Stadt. Bei Fragen, welche die landwirtschaftliche Bodennutzung betreffen, entscheidet<br />
die Kreisverwaltungsbehörde im Einvernehmen mit dem Landwirtschaftsamt.<br />
Nach dem B<strong>und</strong>es-Bodenschutzgesetz ist es Aufgabe des Landwirtschaftsamtes, die Gr<strong>und</strong>sätze der<br />
guten fachlichen Praxis zu vermitteln, der Landwirt ist gehalten, diese Gr<strong>und</strong>sätze anzuwenden. Zu<br />
diesen Gr<strong>und</strong>sätzen gehören die anzulegenden Maßstäbe <strong>und</strong> die hierfür notwendigen <strong>und</strong> geeigneten<br />
Maßnahmen.<br />
Den Maßstab für die gute fachliche Praxis im <strong>Erosionsschutz</strong> gibt in Bayern die Allgemeine Bodenabtragsgleichung<br />
(ABAG) vor. Der Bodenabtrag soll möglichst klein sein, er soll in Abhängigkeit von<br />
der Gründigkeit des Standortes nicht über einem Wert von 〈Ackerzahl / 8〉 t * ha -1 * a -1 liegen.<br />
Zur Ermittlung des konkreten Bodenabtrags auf einem Feldstück gibt es heute verschiedene Instrumente.<br />
Eines davon finden Sie im Anhang des Tagungsbands.<br />
Zu den geeigneten Maßnahmen gehören z. B. Querbewirtschaftung, ausreichende Kalk- <strong>und</strong> Humusversorgung,<br />
Vermeiden von Schadverdichtungen, die fruchtartenspezifisch richtige Standortwahl,<br />
reduzierte Bodenbearbeitung, raues Saatbett, verbleibende Ernterückstände auf der Bodenoberfläche,<br />
<strong>Zwischenfruchtbau</strong>, <strong>Mulchsaat</strong>, Hangunterteilung durch Querstreifen (Wintergerste, Grünland, Hecke,...).<br />
Das wirksamste Mittel gegen Bodenerosion auf Ackerflächen ist die möglichst dauerhafte Bedeckung<br />
des Boden. Sie lässt sich in der Praxis am besten durch Zwischenfrucht <strong>und</strong> <strong>Mulchsaat</strong> erreichen. Ein<br />
Beispiel mag dies verdeutlichen (Abbildung 1).<br />
10
Bodenabtrag, t / ha * Jahr<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
vor Mais:<br />
Abbildung 1: <strong>Erosionsschutz</strong> durch Zwischenfrucht <strong>und</strong> <strong>Mulchsaat</strong> auf einem Schlag (Jahresniederschlag 649<br />
mm; Bodenbeschrieb: L 4 Lö 72/71; 10 % Gefälle; 200 m Hanglänge; Fruchtfolge: Mais - Getreide - Getreide)<br />
Mit einer überwinternden Zwischenfrucht vor Mais lässt sich auf einem so erosionsanfälligen Löss-<br />
Standort wie in Abbildung 1 beschrieben der über die Fruchtfolge zu erwartende Bodenabtrag mehr<br />
<strong>als</strong> halbieren, mit einer Mais-<strong>Mulchsaat</strong> sogar nahezu vierteln. Mais-Fruchtfolgen liegen mit diesen<br />
Maßnahmen im Bereich von konventionell bestellten Raps-Getreide-Fruchtfolgen.<br />
Weil diese Maßnahmen aus dem oft zu unrecht geschmähten Mais eine auch aus Sicht des<br />
Bodenschutzes sehr verträgliche Frucht machen können, verdienen sie es, bei einem<br />
Kulturlandschaftstag des Instituts für Agrarökologie, Ökologischen Landbau <strong>und</strong> Bodenschutz in den<br />
Mittelpunkt gestellt zu werden.<br />
Zum Thema „<strong>Zwischenfruchtbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Mulchsaat</strong> <strong>als</strong> <strong>Erosionsschutz</strong>“ werden wir Sie heute<br />
informieren <strong>und</strong> mit Ihnen diskutieren über<br />
• aktuelle pflanzenbauliche Aspekte des <strong>Zwischenfruchtbau</strong>s <strong>und</strong> der <strong>Mulchsaat</strong> aus Sicht der<br />
Wissenschaft,<br />
• Möglichkeiten der Förderung von Maschinen <strong>und</strong> Geräten,<br />
• erfolgreiche Produktionstechnik aus der Sicht eines Praktikers,<br />
• geeignete Zwischenfrüchte,<br />
• Stand der Technik bei den Maschinen für die Saat der Zwischenfrüchte <strong>und</strong> für die <strong>Mulchsaat</strong>.<br />
Adresse:<br />
reiner Tisch raues Feld Zwischenfrucht<br />
tolerierbarer Abtrag<br />
<strong>Mulchsaat</strong> ohne<br />
Saatbettbereitung<br />
Rudolf Rippel, Leiter des Institutes für Agrarökologie, Ökologischer Landbau <strong>und</strong> Bodenschutz<br />
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Vöttinger Str. 38, 85354 Freising<br />
E-Mail: Rudolf.Rippel@LfL.bayern.de<br />
11
Aktuelle acker- <strong>und</strong> pflanzenbauliche Aspekte des<br />
<strong>Zwischenfruchtbau</strong>es <strong>und</strong> der <strong>Mulchsaat</strong><br />
Josef Kreitmayr<br />
Zusammenfassung:<br />
Hauptziel der guten fachlichen Praxis ist es, im Jahresablauf den <strong>Erosionsschutz</strong> möglichst effektiv<br />
<strong>und</strong> lückenlos zu gestalten. Pflanzenreste <strong>als</strong> Mulch auf der Bodenoberfläche <strong>und</strong> Bewuchs mindern in<br />
entscheidender Weise die Bodenerosion.<br />
Zu Sommerungen wie Zuckerrübe, Mais, Kartoffel <strong>und</strong> Sommergetreide setzt die <strong>Mulchsaat</strong> den gezielten<br />
Anbau von Zwischenfrüchten voraus. Da die Zwischenfruchtsaat in einem engen „Zeitfenster“<br />
zu bewältigen ist, sind diese Arbeitsschritte technisch wie organisatorisch besonders zu optimieren.<br />
Moderne Technikkombinationen steigern enorm die Schlagkraft, außerdem schafft ein erweitertes<br />
Zwischenfruchtspektrum Ausweichmöglichkeiten z. B. bei ungünstiger Witterung. In Fruchtfolgen mit<br />
Körnerraps muss wegen Kohlhernie (Plasmodiophora brassicae) auf Kreuzblütler <strong>als</strong> Zwischenfrüchte<br />
verzichtet werden. Alternativen sind Phacelia, Wicken, S.Hafer ,u.a.<br />
Die <strong>Mulchsaat</strong> zu Winterungen wie Winterraps <strong>und</strong> Wintergetreide basiert auf der pfluglosen Bodenbearbeitung,<br />
um Vorfruchtreste oberflächennah einzumischen <strong>und</strong> die Bearbeitungsintensität zu vermindern.<br />
Die Schlüsseltechnik dazu bilden mulchsaattaugliche Universaldrillmaschinen mit exakt<br />
einbettender Schartechnik. Ein gleichmäßiger Feldaufgang <strong>und</strong> kontinuierliche Jugendentwicklung bis<br />
Beginn der Winterruhe sorgen für eine ausreichende Bodenbedeckung.<br />
Damit durch Fremdwasser, das von versiegelten Flächen abfließt, keine zusätzlichen Erosionsschäden<br />
auf Ackerflächen entstehen, sind Gräben regelmäßig zu pflegen.<br />
1. Einführung<br />
Ackernutzung ist die bevorzugte Art der Landbewirtschaftung. Ackerflächen garantieren gegenwärtig<br />
Prämienrechte (Flächen mit AB-Status).<br />
Diese hohe Präferenz für Ackerflächen führt neben Konzentrationsprozessen insbesondere zur „grenzgenauen“<br />
Nutzung. „Fließende Übergänge“, d.h. gebührende Abstände entlang sensibler Bereiche wie<br />
Gewässer, Biotope <strong>und</strong> Siedlungen schwinden. Ranken <strong>als</strong> natürliche Barrieren erleiden massiven<br />
Zuschnitt. An die Stelle von Feldrainen <strong>als</strong> sichtbare Grenze treten zunehmend „virtuelle Grenzen“ -<br />
ohne Schutzfunktionen. Abflussereignisse werden nur unwesentlich abgepuffert.<br />
Der Trend zu größeren Bewirtschaftungseinheiten <strong>und</strong> überbetrieblich organisiertem Großtechnikeinsatz<br />
bietet ökonomische <strong>und</strong> arbeitswirtschaftliche Vorteile. Mit dieser Entwicklung sind jedoch in<br />
nicht zu unterschätzendem Maße erhöhte Erosions- bzw. Verdichtungsrisiken (z. B. Roden bei hoher<br />
Bodenfeuchte) verb<strong>und</strong>en.<br />
Deutlich erkennbar sind auch positive Entwicklungen im Ackerbau. Bodenschonende Bewirtschaftungskonzepte<br />
nehmen zu, insbesondere in flächenstarken Betrieben. Im Mittelpunkt<br />
bodenschonender Verfahren stehen die <strong>Mulchsaat</strong> nach gezieltem <strong>Zwischenfruchtbau</strong> sowie pfluglose<br />
Bestellverfahren, die Vorfruchtreste <strong>als</strong> Mulch oberflächennah belassen.<br />
12
<strong>Zwischenfruchtbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Mulchsaat</strong> (im engeren <strong>und</strong> weiteren Sinn) haben sich zu wichtigen<br />
Verfahrensschritten im modernen Ackerbau entwickelt <strong>und</strong> leisten je nach Ausrichtung (ob zur<br />
Erosionsminderung oder N-Konservierung) einen bedeutenden Beitrag zum Boden- <strong>und</strong><br />
Umweltschutz.<br />
Eine Analyse gegenwärtiger Bemühungen zur Umsetzung bodenschonender, d.h. in erster Linie<br />
erosionsmindernder Strategien führt zu folgenden Szenarien:<br />
• Praxiseinführung der <strong>Mulchsaat</strong> – weist erhebliche regionale, standortbezogene<br />
Schwankungen auf<br />
Ziel: <strong>Mulchsaat</strong>strategien für möglichst alle Standorte<br />
• <strong>Mulchsaat</strong>anwendung - zeigt eine starke fruchtspezifische Bindung an Mais<br />
Ziel: Integration von <strong>Mulchsaat</strong>verfahren in verschiedene Fruchtfolgesysteme <strong>und</strong><br />
Bereitstellung von Auswahlkriterien geeigneter Univers<strong>als</strong>ätechnik<br />
• Beratungsangebote zur <strong>Mulchsaat</strong> - zu oft „Insellösungen“<br />
Ziel: systematische Verknüpfung von Beratungsangeboten zur Produktions- <strong>und</strong><br />
Gerätetechnik einschließlich Fördermaßnahmen.<br />
2. Bedeutung <strong>und</strong> Definition von Mulch<br />
Nachhaltige Bodenbewirtschaftung erhält die Bodenfunktionen mit dazugehörigen Gleichgewichtsprozessen.<br />
Die Bodenbedeckung durch Mulch <strong>und</strong> Pflanzen sichert die Niederschlagsinfiltration<br />
<strong>und</strong> –speicherung sowie die Stabilität der Bodenaggregate einschließlich der Bioporen. In die<br />
Oberkrume eingemischte bzw. obenauf lagernde Pflanzenreste nehmen wesentlichen Einfluss auf<br />
biologische Prozesse, so sind z. B. Regenwürmer auf Nahrung von der Bodenoberfläche angewiesen.<br />
Mulch <strong>als</strong> isolierende Schicht sorgt letztendlich für geringere Temperaturschwankungen im Boden.<br />
Auf diese Weise steuert es Aktivitäten des gesamten Bodenlebens.<br />
2.1 Verschiedene Bearbeitungsverfahren – verschiedene Mulchmaterialien<br />
In nahezu allen Kulturen siehe Übersicht 1 einschließlich Sonderkulturen wie Hopfen kann Mulch<br />
angewandt werden. Das Mulchmaterial wird dabei aus Vorfrucht- oder Zwischenfruchtresten bzw. aus<br />
einer Mischung von beiden bereitet.<br />
13
Übersicht 1: <strong>Mulchsaat</strong>verfahren in wichtigen Hauptfrüchten<br />
14<br />
Haupt-<br />
Früchte<br />
Kriterien<br />
Mulchmaterial Zwischen<br />
fruchtreste<br />
Boden-<br />
bearbeitung<br />
Zwischenfrüchte<br />
<strong>Mulchsaat</strong>verfahren<br />
Sommerungen<br />
Zuckerrrübe, Mais, Kartoffel<br />
So.Getreide, Ackerbohnen, Erbsen,<br />
Sonnenblumen u.a.<br />
Pflug<br />
„Sommerfurche“<br />
Vorfrucht- <strong>und</strong>/oder<br />
Zwischenfruchtreste<br />
abfrierende/überwinternde/u.a.<br />
<strong>Mulchsaat</strong><br />
(mit oder ohne Saatbettbereitung)<br />
Winterungen<br />
Wi.Raps, Wi.Gerste,<br />
Triticale, Wi.Weizen<br />
Vorfruchtreste<br />
Grubber u.a. Grubber u.a.<br />
i.d.R. keine<br />
<strong>Mulchsaat</strong><br />
In welchem Umfang Zwischenfrüchte für die <strong>Mulchsaat</strong> bestellt werden können, ist in hohem Maße<br />
vom Fruchtfolgesystem im Betrieb abhängig. Bei einem ausgewogenen Verhältnis von Winter- <strong>und</strong><br />
Sommerfrüchten in der Fruchtfolge bieten sich ausreichend Chancen geeignete Zwischenfrüchte<br />
auszuwählen <strong>und</strong> zu bestellen.<br />
2.2 Wie viel Mulchauflage ist nötig?<br />
Vor diese Frage sieht sich der Landwirt immer gestellt, insbesondere wenn nach der Zwischenfruchtsaat<br />
z. B. der Regen ausbleibt <strong>und</strong> günstige Vegetationstage verstreichen. Die<br />
Mulchbereitung durch gezielte Begrünung unterliegt von Anfang an witterungsbedingten Risiken, so<br />
dass konkrete Bestellschritte oder Entwicklungsabschnitte unterschiedlich gelingen. Im Weiteren<br />
unterliegt die Mulchdecke ständigen Abbauprozessen, die sich bei günstiger Temperatur <strong>und</strong> Feuchte<br />
verstärken.<br />
Weite Bereiche für Deckungsgrade (zur Hauptfruchtsaat) mit Mulch<br />
Maximalbedeckung: > 50 % DG (ca. 2 t/ha TM aus pflanzlichen Resten)<br />
Optimalbedeckung: ca. 30 % DG<br />
Minimalbedeckung: > 5 % DG<br />
Eine zu dichte Mulchdecke erhöht Schäden durch Pflanzendeformationen in der Keimphase <strong>und</strong> sollte<br />
prinzipiell vermieden werden. Die Optimierung der Mulchauflage beginnt primär bei der Festlegung<br />
der Aussaatstärke für die Zwischenfrucht. Eine reduzierte Saatgutmenge bedingt kräftige<br />
Einzelpflanzen mit höherem Anteil an beständiger Sprossmasse. Die bestehende geringere Zahl von<br />
Pflanzen / m 2 gewährleistet wiederum eine zügigere Bodenabtrocknung im Frühjahr.<br />
In der Kontrollpraxis sind auch Grenzsituationen hinsichtlich Bedeckung zu bewerten.<br />
Ab einem Bedeckungsgrad von > 5 % Mulch kann angenommen werden, dass acker- <strong>und</strong><br />
pflanzenbauliche Maßnahmen dazu dienten einen Zwischenfruchtbestand zu etablieren bzw.<br />
durch pfluglose Bodenbearbeitung Vorfruchtreste oberflächennah einzumischen.
Um letztendlich festzustellen ob eine Zwischenfruchtbestellung bzw. pfluglose Bearbeitung erfolgte,<br />
gilt es mittels Spatendiagnose den aktuellen Krumenzustand zu analysieren.<br />
2.3 Mulch gibt „Sicherheit“ – Basis für Ausgleichszahlungen <strong>und</strong> Förderung<br />
Ausgleichsleistungen werden an Gegenleistungen insbesondere Umweltleistungen gekoppelt. Dies<br />
erfordert entsprechende Kontrollen zur<br />
• Überprüfung der guten landwirtschaftlichen Praxis (Förderrechts- <strong>und</strong> Fachrechtskontrollen),<br />
von „Run-off Auflagen“ für Flächen > 2 % Gefälle (entlang natürlicher Wasserläufe) <strong>und</strong><br />
zukünftig der Cross Compliance Regelungen,<br />
• Feststellung der guten fachlichen Praxis im Rahmen der Einzelfallregelung nach<br />
§ 8 BBodSchG,<br />
• Dokumentationspflicht ab 2005.<br />
Auflagen <strong>und</strong> Kontrollen bewirken Druck. Auf Dauer sind jedoch Strafandrohung <strong>und</strong> Sanktionierung<br />
ungeeignete Mittel. Ziel muss es sein, Landwirte zu überzeugen damit sie „überzeugte Mulchsäer“<br />
werden. Die Vermittlung von praxiserprobten, flexiblen Konzepten ist dabei unerlässlich.<br />
3. Zwischenfruchtarten <strong>und</strong> Fruchtfolgeaspekte<br />
3.1 Zwischenfruchtarten – von abfrierend, überwinternd bis stickstoffbindend<br />
Für unterschiedliche Standortansprüche <strong>und</strong> Aussaatzeiten von Ende Juli bis Ende September stehen<br />
geeignete Arten zur Auswahl. Eine immer wiederkehrende Frage lautet: für welche Bedingungen<br />
„abfrierende bzw. überwinternde“ Arten?<br />
Vorweg ist festzustellen, dass derzeit verwendbare Arten einen nahezu gleichwertigen <strong>Erosionsschutz</strong><br />
erbringen.<br />
„Abfrierende“ Arten, die im Spätsommer <strong>und</strong> Herbst ihr Hauptwachstum erreichen, beenden mit<br />
Winterbeginn auf natürliche Weise den Vegetationszyklus <strong>und</strong> fügen sich in ackerbauliche Konzepte<br />
weitgehend ein. Bearbeitungsschritte zur Frühjahrsbearbeitung wie Saatbettbereitung <strong>und</strong> Saat können<br />
weitgehend in gewohnter Weise erfolgen.<br />
Im Vergleich dazu sind „überwinternde“ Arten anders einzuordnen. Ihr Vegetationszyklus beginnt im<br />
Frühjahr wieder. Um die erforderliche Pflanzenmasse für den <strong>Erosionsschutz</strong> <strong>und</strong> die N-Konservierung<br />
zu produzieren benötigen sie eine Wachstumszeit bis Anfang April. Gleichzeitig ist mit dem<br />
Herannahen dieses Termins ein abruptes Wachstumsende einzuleiten, d.h. durch Applikation von<br />
Glyphosate. Die erforderliche Zeitspanne zum Absterben der Pflanzenmasse wird vor Kulturen wie<br />
Mais <strong>und</strong> Kartoffeln erreicht, die im Frühjahr nach Mitte April bestellt werden.<br />
3.2 Artenwechsel entschärft Fruchtfolgeprobleme<br />
In Fruchtfolgen mit Getreide, Raps <strong>und</strong> Mais steigt durch den Anbau von Zwischenfrüchten wie Senf,<br />
Ölrettich <strong>und</strong> W.Rübsen der Anteil an Kreuzblütlern. Damit erhöht sich das Kohlhernierisiko (Plamodiophora<br />
brassicae). Bei günstiger Herbstwitterung kann der Erreger an allen Kreuzblütlern, die <strong>als</strong><br />
Zwischenfrüchte dienen, infektionsfähige Dauersporen entwickeln. Die Bildung von Dauersporen<br />
erfolgt um so rascher, je frohwüchsiger die Art bzw. die Sorte ist. Senf <strong>als</strong> frohwüchsigste Zwischen-<br />
15
fruchtart ist im Vergleich zu anderen Kreuzblütlern deshalb am stärksten befallsfördernd (Boniturergebnisse<br />
von IPZ 3c).<br />
In Fruchtfolgen mit Körnerraps lautet die Alternative: Zwischenfruchtwechsel! Zur Wahl stehen:<br />
Phacelia (Dunkelkeimer), S.Wicken, Hafer (preiswertes Saatgut) u.a. Für die Saat dieser Arten ist zu<br />
beachten, dass dazu eine Drilltechnik zur exakten Einbettung in den Boden notwendig ist.<br />
Übersicht 2: Zwischenfruchtarten <strong>und</strong> Eignungsschwerpunkte<br />
Frosthärte<br />
Überwinternde<br />
Arten<br />
Abfrierende<br />
Arten<br />
Abfrierende<br />
Leguminosen<br />
16<br />
Arten Saatstärke<br />
kg/ha<br />
Bestelltermin<br />
<strong>und</strong> mögliche<br />
(Saatverfahren)<br />
Winterrübsen* 5 – 15 bis Mitte Sept.<br />
(Streuen)<br />
Winterroggen* ca. 120 bis Ende Sept.<br />
(Drillen)<br />
Weidelgras 30 – 40 bis Ende Juli<br />
(Drillen)<br />
Phacelia 12 – 15 bis Mitte Aug.<br />
(Drillen)<br />
Senf ** 8 – 15 bis Ende Aug.<br />
(Streuen)<br />
Ölrettich** 15 - 30 bis Mitte Sept.<br />
(Streuen)<br />
Buchweizen 50 - 70 bis Mitte Aug.<br />
(Drillen)<br />
S. Hafer*<br />
ca. 100 bis Ende Aug.<br />
(Drillen)<br />
S.Wicken 80 – 90 bis Mitte Aug.<br />
(Drillen)<br />
Alexandrinerklee 25 - 30 bis Mitte Aug.<br />
(Drillen)<br />
Anwendung<br />
<strong>und</strong><br />
Besonderheiten<br />
Schwerpunkt:<br />
<strong>Mulchsaat</strong> von Mais<br />
<strong>und</strong> Kartoffeln<br />
Streifensaat von Mais<br />
„Maiswiese“<br />
Geeignet für alle<br />
<strong>Mulchsaat</strong>verfahren<br />
„Standardzwischenfrucht“<br />
Problem: Fruchtfolgen mit<br />
Raps<br />
Mindert das Auftreten von<br />
Eisenfleckigkeit bei<br />
Kartoffel<br />
Alternativzwischenfrucht<br />
Alternativzwischenfrucht<br />
zu Kreuzblütlern<br />
Geeignet in allen<br />
Fruchtfolgen, auf Böden<br />
mit intakter Struktur<br />
* Ausgleichsberechtigte Kulturpflanzen (W. Roggen, Hafer, <strong>als</strong> Ölfrucht zugelassene Rübsen) können in<br />
Reinsaat nicht gefördert werden. Eine Mischung mit nichtausgleichsberechtigten Arten (Senf, Gras, Klee, zur<br />
Grünnutzung bestimmte Sorten u.a.) ist notwendig.<br />
** Auf Schlägen mit Nematodenbefall sind nematodenresistente Sorten zu empfehlen (zu beachten ist dabei eine<br />
frühere Saat <strong>und</strong> sorgfältige Bodenbearbeitung).<br />
Im Kartoffelbau ist nach Praxiserfahrungen der Ölrettich vorteilhaft, da er das Auftreten von<br />
Eisenfleckigkeit in Knollen mindert.<br />
Die Auflistung der Zwischenfrüchte in Übersicht 2 will neben optimalen Bestellterminen auch auf<br />
Saatverfahren mit hoher Schlagkraft verweisen.
3.3 Neues Förderprogramm – weniger Beschränkungen für die Praxis<br />
Das neue Programm „Winterbegrünung“ beschränkt sich lediglich auf die Vorgabe einer Frist<br />
(15. Januar), bis zu der eine Bodenbedeckung bestehen muss. Danach kann unterschiedlich verfahren<br />
werden, erlaubt sind eine Futternutzung des Frühjahrsaufwuchses bzw. das Einpflügen der<br />
Pflanzenmassen.<br />
3.4 Mischung von Arten<br />
Arten, die sich in ihren Ansprüchen bzw. Eigenschaften ergänzen, können <strong>als</strong> Mischung bestellt werden.<br />
Beobachtungen auf Praxisschlägen zeigen, dass Mischsaaten von Senf <strong>und</strong> Winterrübsen sich<br />
ergänzen, da nach dem Abfrieren von Senf ein „Durchstarten“ von zunächst schwach entwickelten<br />
Rübsenpflanzen festzustellen ist. Beim Abfrieren der Sprossmasse werden im Zellsaft enthaltene<br />
Nährstoffe freigesetzt (in der Fachliteratur <strong>als</strong> „Leaching-Effekt“ bezeichnet), die erheblichen Verlagerungsrisiken<br />
unterliegen. Eine Wiederaufnahme dieser freigesetzten Nährstoffe durch Rübsen ist<br />
anzunehmen.<br />
4. Bodenbearbeitung zur Zwischenfruchtbestellung<br />
Die (Gr<strong>und</strong>-)Bodenbearbeitung zur Zwischenfruchtbestellung ist primär an den Bearbeitungsansprüchen<br />
der nachfolgenden Hauptfrucht zu messen. Zu Sommerfrüchten wie Zuckerrüben oder Kartoffeln<br />
lautet somit die zentrale Fragestellung: „wendende“ oder „nichtwendende“ Bearbeitung.<br />
Trotz unterschiedlicher Bearbeitungsprinzipien sind hinsichtlich der <strong>Erosionsschutz</strong>wirkung beide<br />
Verfahren gleichzustellen siehe Übersicht 3. Die belassene Pflugfurche kann unmittelbar nach der<br />
Zwischenfruchtsaat z. B. Ende August hohe Niederschlagsmengen aufnehmen.<br />
Übersicht 3: Wirkungsmechanismen zur Erosionsminderung<br />
Verfahren <strong>Erosionsschutz</strong> durch:<br />
Pflug (Sommerfurche) „Rauhigkeit + Bewuchs“ (besonders auf lehmigen Böden)<br />
Grubber u.a. „Bedeckung (Stroh) + Bewuchs“<br />
Die termingerechte Zwischenfruchtsaat bedeutet, dass die Bodenbearbeitung um 2 bis 2 1/2 Monate in<br />
die wärmere Jahreszeit vorverlegt wird. Dieser Zeitgewinn bewirkt auf Gr<strong>und</strong> einer „verlängerten<br />
Bodenruhe“ vor allem eine<br />
• Aktivierung des Bodenlebens mit verbesserter Strohrotte<br />
• Stabilisierung <strong>und</strong> Regeneration der Bodenstruktur.<br />
4.1 Sommerfurche – intensive Bearbeitung nach Bedarf<br />
Das Pflügen zur Zwischenfruchtbestellung ist weit verbreitet, da es in der Praxis gelungen ist, den<br />
Pflug <strong>als</strong> Gr<strong>und</strong>gerät durch kostengünstige Zusatztechniken wie z. B. Schollencracker <strong>und</strong> Kleingutstreuer<br />
zu einer Bestellkombination umzurüsten.<br />
In größeren Betriebseinheiten besteht der Trend zu einem situationsbezogenen Pflugeinsatz. Situationen<br />
die für das Pflügen sprechen, liegen vor bei<br />
17
18<br />
• <strong>Mulchsaat</strong> zu Hackfrüchten auf Intensivstandorten (Insbesondere sandig, schluffige Böden<br />
sind auf tiefere Krumenbearbeitung angewiesen),<br />
• erheblicher Spurbelastung nach Ernte, Strohbergung oder Gülleausbringung,<br />
• schlagspezifischen Besonderheiten (nordseitige Exposition, Abtrocknungsrisiken, erhöhte<br />
Schädlings-, Unkraut- <strong>und</strong> Ungrasproblematik),<br />
• betriebsspezifischer Technik- <strong>und</strong> Zugkraftausstattung (bei mittlerer Zugkraftausstattung hohe<br />
Arbeitsqualität beim Pflügen vor allem bei langsamer Bergauffahrt - im Vergleich zu<br />
Grubber).<br />
4.2 Pfluglos – intensive Lockerung mit Gerätekombinationen<br />
Nach aktuellem Wissensstand sorgen variierende Bearbeitungsintensitäten bzw. Lockerungstiefen für<br />
optimale Struktur- <strong>und</strong> Gefügeverhältnisse im Krumenraum <strong>und</strong> damit für höhere Ertragssicherheit.<br />
Eine Bearbeitungsstrategie, die ausschließlich an „flacher Krumenbearbeitung“ z. B. < 8 cm festhält,<br />
bedingt Störzonen <strong>und</strong> ungleiche Humusverteilung innerhalb der Gesamtkrume.<br />
Zweistufiges Verfahren<br />
Gängige Praxis ist das zweimalige Grubbern mit zuerst ca. 10 cm <strong>und</strong> dann 12 –15 cm Arbeitstiefe. Zu<br />
beiden Arbeitsgängen wird dieselbe Technik z. B. Kurzgrubber (2-balkig <strong>und</strong> Werkzeugabstand<br />
> 40 cm) verwendet siehe Übersicht 4, 1. Spalte. Der Zeit- <strong>und</strong> Energiebedarf dafür ist vergleichsweise<br />
hoch, die Mischqualität wegen breiter Werkzeugabstände suboptimal.<br />
In Verfahren mit neuartiger Technik lautet das Konzept:<br />
• erster (Vor-)Arbeitsgang: sehr flach 5 – 8 cm, intensiv mischend, unmittelbar nach der<br />
Vorfruchternte mit z. B. Kurzscheibenegge <strong>und</strong> Packer, bei sehr hoher Arbeitsgeschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> mittlerem Energiebedarf,<br />
• zweiter (Haupt-)Arbeitsgang: nahezu krumentiefe Lockerung (bis 18 cm) <strong>und</strong> Stroheinmischung,<br />
optimale Krümelung <strong>und</strong> Rückverfestigung mit z. B. Grubberkombination oder<br />
selbstfahrenden Güllegrubber (im allgemeinen kombiniert mit Zwischenfruchtbestellung).<br />
Nach flacher Stroheinmischung (= erster Arbeitsgang) mit z. B. Kurzscheibenegge können für den<br />
„zweiten Arbeitsgang“ auch Sägrubber bzw. der Kreiselgrubber mit Drilltechnik in dieses Konzept<br />
integriert werden, um somit die Auslastung dieser Technik zu steigern.<br />
In der Summe dieser beiden Arbeitsschritte ergibt sich eine sehr effektive Stroheinmischung <strong>und</strong><br />
Krumenlockerung bei gleichzeitig hoher Schlagkraft.<br />
Einstufiges Verfahren<br />
„Grubber-Scheibeneggen-Kombinationen“ sind in der Lage, Stroheinmischung <strong>und</strong> krumentiefe<br />
Lockerung in einem Arbeitsgang zu erledigen (unterster Block in Übersicht 4). Der dafür notwendige<br />
Zugkraftbedarf ist sehr hoch.
Übersicht 4: Verfahren <strong>und</strong> Geräte zur Stoppelbearbeitung im Vergleich<br />
Verfahren<br />
2-stufiges<br />
Verfahren<br />
1-stufiges<br />
Verfahren<br />
Technikeinsatz<br />
1. Arbeitsgang 2. Arbeitsgang Bewertung<br />
ca.10 cm<br />
Kurzgrubber<br />
(2-balkig, Flügelschar)<br />
5 - 8 cm<br />
Spatenrollegge,<br />
Flachgrubber,<br />
Dyna-Drive<br />
5 - 8 cm<br />
Kurzscheibenegge,<br />
Flachgrubber<br />
12 - 15 cm<br />
Kurzgrubber<br />
(2-balkig, Flügelschar)<br />
12 - 15cm<br />
Kurzgrubber<br />
(2-balkig,Flügelschar)<br />
Schwere Scheibenegge<br />
„Güllegrubber“<br />
bis Krumentiefe (20 cm)<br />
Kombigrubber<br />
(3-4 balkige Grubber<br />
+Mischscheiben+Packer)<br />
„Güllegrubber“<br />
„ Sägrubber<br />
z. B. mit Gänsefuß- bzw.<br />
„Duettschar“ u.a.<br />
„ bis krumentiefe (20 cm)<br />
Kreiselgrubber<br />
mit Flügelschargrubber +<br />
Drille<br />
Grubber – Scheibeneggen – Kombination<br />
(3-4 balkig + Kurzscheibenegge + Packer)<br />
Tiefgrubber (8-balkig)<br />
Spezialgrubber<br />
(für Lockerung bis 40 cm)<br />
Weit verbreitet,<br />
rel. arbeitsintensiv<br />
Günstiges Keimbett<br />
für Ausfallsamen, gute<br />
Strohverteilung<br />
Intensive<br />
Krumenbearbeitung<br />
<strong>und</strong> Stroheinmischung,<br />
effektive<br />
Unkrautbekämpfung<br />
Hohe Flächenleistung<br />
Intensive<br />
Stroheinmischung<br />
Kombinierte Saat<br />
„Universaldrilltechnik“<br />
Intensive<br />
Krumenbearbeitung<br />
<strong>und</strong> Stroheinmischung<br />
(Kombinierte Saat)<br />
Hoher Energiebedarf<br />
Krumentiefe<br />
Stroheinmischung,<br />
intensive Strohrotte<br />
eventuell chemische<br />
Bekämpfung von<br />
Ausfallsamen<br />
Hoher Zugkraftbedarf<br />
5. Güllemanagement <strong>und</strong> <strong>Zwischenfruchtbau</strong><br />
Nach Aberntung der Hauptfrucht darf Gülle nur zur Zwischenfrucht, Strohrotte oder Herbstaussaat (z.<br />
B. Winterraps, Wintergerste u.ä.) ausgebracht werden.<br />
19
Nmin kg/ha<br />
Abb.: 1: Nmin-Verlauf bei verschiedenen Zwischenfrüchten im Herbst 1998 bis 2001 sowie Frühjahr 1999 ohne<br />
<strong>und</strong> nach Güllegabe (Ergebnisse von IAB2b, LfL)<br />
Zwischenfrüchte, die dem <strong>Erosionsschutz</strong> dienen, müssen ausreichend Sprossmasse bilden. Der dazu<br />
notwendige Nährstoffbedarf kann auch aus Wirtschaftsdüngern umweltschonend gedeckt werden. Die<br />
Gülleausbringung im Rahmen der Stoppelbearbeitung unterliegt zwei wichtigen Anforderungen:<br />
• Minderung von Ammoniak- <strong>und</strong> Geruchsemissionen (lt. Düngeverordnung durch unverzügliche<br />
Einarbeitung) <strong>und</strong><br />
• Begrenzung der Ausbringmenge (lt. Düngeverordnung sind Güllegaben im Herbst zur<br />
Zwischenfrucht auf 40 kg/ha NH4-N bzw. 80 kg/ha Ges.-N zu begrenzen).<br />
Leistungsfähige selbstfahrende Güllegrubber erzielen eine sofortige Einarbeitung bei entsprechender<br />
Krumenlockerung <strong>und</strong> gleichzeitiger Zwischenfruchtsaat.<br />
Nach der „Gülle–Sperrfrist“ (vom 15. Nov. bis 15. Jan.) sollte Gülle möglichst nah an den Zeitpunkt<br />
des Stickstoffbedarfs einer Kultur (z. B. Mais) ausgebracht werden. Auf Mulchflächen mit<br />
überwinternden Zwischenfrüchten kann auch zu einem früheren Zeitpunkt Gülle (ohne Einarbeitung)<br />
verwertet werden, denn mit beginnender Vegetation wird Stickstoff aufgenommen (siehe Abb.1 Nmin-<br />
Verlauf bei Winterrübsen nach Güllegaben im Zeitraum Februar - März).<br />
6. <strong>Mulchsaat</strong> von Hauptfrüchten – Sommerungen<br />
6.1 <strong>Mulchsaat</strong> von Zuckerrüben bzw. Mais (mit oder ohne Saatbettbereitung)<br />
Vor der <strong>Mulchsaat</strong> dieser Hauptfrüchte wird dem Landwirt nochm<strong>als</strong> eine gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Entscheidung abverlangt, nämlich ob eine Saatbettbearbeitung notwendig ist, um den Feldaufgang zu<br />
sichern oder zu Gunsten eines besseren <strong>Erosionsschutz</strong>es darauf verzichtet werden kann.<br />
Aspekte wie starke Verkrustung nach ergiebigen Winterniederschlägen oder unzureichende<br />
Krumeneinebnung sowie Schneckenprobleme sprechen für eine Saatbettbereitung mit Kreiselegge. Im<br />
Rübenanbau ist jedoch zu beachten, dass die mit der Saatbettbereitung verb<strong>und</strong>ene mechanische<br />
Unkrautbe<br />
20<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
121<br />
Herbst-Nmin: Mitte November; Frühjahrs-Nmin: Anfang April<br />
81<br />
142<br />
Herbst Frühj. Frühj. n.<br />
Gülle<br />
Ohne<br />
f<br />
51<br />
79<br />
115<br />
Herbst Frühj. Frühj. n.<br />
Gülle<br />
Senf Winterrübsen<br />
49<br />
38<br />
0-30<br />
30-60<br />
60-90<br />
57<br />
Herbst Frühj. Frühj. n.<br />
Gülle
kämpfung nur Teilwirkungen erzielt <strong>und</strong> deshalb eine Vorsaatbehandlung gegen Altunkräuter<br />
unerlässlich ist (siehe Übersicht 5).<br />
Übersicht 5: Bewertungshinweise zur <strong>Mulchsaat</strong> mit oder ohne Saatbettbereitung<br />
<strong>Mulchsaat</strong><br />
von:<br />
Zucker-<br />
rüben<br />
Bodenart<br />
uS<br />
slU<br />
Mais uS<br />
slU<br />
lT<br />
Sommer-<br />
getreide<br />
u.a.<br />
uS<br />
slU<br />
lT<br />
<strong>Mulchsaat</strong><br />
mit ohne<br />
Saatbettbereitung<br />
+++<br />
+(+)<br />
+++<br />
+++<br />
++(+)<br />
0<br />
+++<br />
(+)<br />
+++<br />
+(+)<br />
Saatbettbereitung<br />
durch<br />
Drilltechnik<br />
Bemerkungen<br />
bei Verschlämmung - Saatbettbereitung mit<br />
Kreiselegge (flache Einstellung)<br />
allgemeine Vorsaatbehandlung gegen Unkräuter<br />
Sehr üppige Mulchdecke (DG >50 %) flach<br />
bearbeiten; Unterfußdüngung!<br />
Fahrspuren ev. separat bearbeiten<br />
Einsatz von Universaldrillmaschinen<br />
mit hoher <strong>Mulchsaat</strong>tauglichkeit<br />
Steht der <strong>Erosionsschutz</strong> eines Schlages im Vordergr<strong>und</strong>, dann sollte <strong>Mulchsaat</strong> ohne Saatbettbereitung<br />
durchgeführt werden. Diese Einsatzbedingungen begründen die Anforderungen an die <strong>Mulchsaat</strong>technik;<br />
im Einzelnen sind dies:<br />
• Druckübertragung auf die Einzelaggregate, um bei leichter Krustenausbildung die Sätiefe zu<br />
halten,<br />
• großvolumige Tasträder in Kombination mit Scheibenscharen <strong>und</strong> Zustreicherrollen für exakte<br />
Saatguteinbettung,<br />
• Strohräumsterne bei dichter Mulchauflage <strong>und</strong> Scheibensech <strong>als</strong> Düngereinleger.<br />
Moderne pneumatische Sägeräte sind in der Lage das Saatgut sowohl von Zuckerrüben, wie auch<br />
Mais, Ackerbohnen, Erbsen, Sonnenblumen u.a. zu säen. Durch die vielseitige Verwendung können<br />
höhere Auslastungen erreicht werden.<br />
Verengung der Reihenabstände bei Mais – Mehrerträge nur in Einzeljahren<br />
Die erneut aufkeimende Diskussion über Reihenweiten <strong>und</strong> Standraumoptimierung bei Mais basiert<br />
auf folgenden Entwicklungen:<br />
• zunehmender Einsatz von Häckslern <strong>und</strong> Mähdreschern mit reihenunabhängig arbeitenden<br />
Aufnahmewerkzeugen,<br />
• erweiterter Einsatz von mulchsaattauglichen Universaldrillmaschinen über die Getreidebestellung<br />
hinaus zur Maissaat (zum Zweck höherer Auslastung). Durch das Schließen von<br />
„Särohren“ können für Mais Reihenweiten zwischen 30 - 60 cm angelegt werden.<br />
Eine Minderung der Erosion durch Reihenverengung ist nicht zu erwarten, da die Anzahl von<br />
Maispflanzen / m 2 nicht erhöht wird. Bisher gewonnene Ergebnisse weisen nur in Einzeljahren auf<br />
Mehrerträge bei engeren Reihenabständen hin. In der Gegenüberstellung von wendender <strong>und</strong> nicht<br />
wendender Bodenbearbeitung zeigen sich keine gesicherten Ertragsunterschiede (siehe Abbildung 2).<br />
Voraussetzung ist jedoch eine sorgfältige Grubberbearbeitung mit moderner Technik.<br />
21
dt/ha<br />
Abb. 2: Körnermaiserträge bei wendender <strong>und</strong> nichtwendender Bodenbearbeitung (eigene Ergebnsisse)<br />
6.2 Mulchpflanzung von Kartoffeln<br />
Mulch in Kartoffeln mindert neben der Flächen- vor allem die Dammflankenerosion. Aus dieser Sicht<br />
dient Mulch dem Aufbau stabiler Dämme. Für die Mulchpflanzung stehen zwei Wege offen:<br />
Mulcheinarbeitung im Frühjahr:<br />
Die Mulchbereitung verläuft hier ebenso wie in Mais oder Zuckerrüben. Als Zwischenfrüchte eignen<br />
sich abfrierende (Senf) wie auch überwinternde (Wi.Rübsen) Arten. Beim Kartoffellegen wird durch<br />
die Legetechnik (Hohlscheiben) das Mulchmaterial in den Damm eingemischt. Weitere Maßnahmen<br />
zur Dammpflege, z. B. mittels Dammfräse führen zur wiederholten Einarbeitung des Mulchmateri<strong>als</strong>.<br />
Anlage von „begrünten“ Winterdämmen:<br />
Im Spätsommer erfolgt gleichzeitig mit der Anlage der (Winter-)Dämme eine Zwischenfruchtsaat auf<br />
die vorgeformten Dämme.<br />
Die Pflanz- <strong>und</strong> Pflegemaßnahmen können mit üblicher Technik erfolgen.<br />
Bei sehr üppiger Zwischenfruchtentwicklung (z. B. Winterrübsen), können im Frühjahr beim<br />
Kartoffellegen Risiken durch erheblich verzögerte Bodenabtrocknung in den Dämmen entstehen.<br />
7. <strong>Mulchsaat</strong> von Hauptfrüchten – Winterungen<br />
<strong>Mulchsaat</strong> von Winterungen z. B. Winterraps, Triticale <strong>und</strong> Winterweizen bedeutet ein Saatbett mit<br />
Vorfruchtresten vorzubereiten. Neben einer sorgfältigen Strohverteilung <strong>und</strong> –einmischung in die<br />
Krume kommt es insbesondere auf eine ausreichende Bodenkrümelung <strong>und</strong> Rückverfestigung an. In<br />
22<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Puch Neuhof<br />
Bodenart: Lu Bodenart: Tu<br />
2002 2000 - 2002 2002 2000 - 2002<br />
1 2 1 2 1 2 1 2<br />
1 = Pflug; Sommerfurche + Senf<br />
2 = Grubber + Senf<br />
( Maissaat mit Einzelkornsägerät )
kritischen Situationen wie starke Spurbelastung, infektionsfördernde Vorfrüchte (Fusarien, u.a.) sind<br />
traditionelle Verfahren wie wendende Bodenbearbeitung suboptimalen Alternativen vorzuziehen.<br />
7.1 <strong>Mulchsaat</strong> von Winterraps – Intensive Stroheinmischung <strong>und</strong> exakte Saat<br />
Zur <strong>Mulchsaat</strong> von Winterraps ist ein hohes Bearbeitungsniveau erforderlich, da sich so sicherstellen<br />
lässt, dass 30 – 70 gesäte Körner / m 2 optimal eingebettet werden <strong>und</strong> gleichmäßig keimen können.<br />
Die in Abschnitt 4.2 <strong>und</strong> Übersicht 4 dargelegten Gr<strong>und</strong>sätze zur Stroheinarbeitung <strong>und</strong> Krumenlockerung<br />
können hier ebenso angewandt werden.<br />
Im Winterraps können <strong>Mulchsaat</strong>verfahren das Ertragsniveau von (optimierten) betriebsüblichen<br />
Verfahren erreichen bzw. übertreffen, wenn<br />
• die Stroheinarbeitung in zwei Arbeitsgängen erfolgt (siehe Abbildung 3), wobei im<br />
2. Bearbeitungsgang die Krumenlockerung tiefer greift <strong>und</strong> Nachläufer eine gute Krümelung<br />
<strong>und</strong> Rückverfestigung hinterlassen,<br />
• die Saat mit mulchsaattauglichen modernen Schartechniken z. B. Universaldrillmaschinen erfolgt.<br />
Neben den Ertragswerten bestätigen pflanzenbauliche Parameter wie Feldaufgang <strong>und</strong> Jugendentwicklung<br />
eine weitgehende Gleichwertigkeit von konventionellen <strong>und</strong> konservierenden<br />
Bestellverfahren.<br />
Bei stark reduzierter Bodenbearbeitung (1 x Grubber) führen vor allen eine unzureichende<br />
Strohverteilung sowie ein Mangel an Feinerde zu Pflanzenverlusten <strong>und</strong> Entwicklungsstörungen.<br />
Erhebliche Mindererträge sind die Folge (siehe Abbildung 3).<br />
Bei pflugloser Rapssaat sind neben der „<strong>Mulchsaat</strong>bettbereitung“ auch die Stickstoffversorgung<br />
(Stickstoffausgleich für Strohrotte) mit zu berücksichtigen.<br />
7.2 <strong>Mulchsaat</strong> von Winterweizen – gute Chancen nach Vorfrucht Winterraps!<br />
Pfluglose Winterweizensaat nach Vorfrucht Winterraps gilt <strong>als</strong> „Einstiegsmodell“ in die mulchende<br />
Bodenbewirtschaftung (siehe Übersicht 6). Das stark zerkleinerte Rapsstroh kann auch mit<br />
traditioneller Grubbertechnik eingemischt werden. Bis zur Aussaat von Winterweizen verrottet das<br />
brüchige Rapsstroh weitgehend, während gröbere Stängelteile auf der Bodenoberfläche verbleiben.<br />
Von diesen Resten sind bei Sämaschinen mit Scheiben- bzw. Grubberscharen keine Störungen zu<br />
erwarten.<br />
Eine Analyse ertragsbildender Faktoren wie Keimpflanzen bzw. ährentragende Halme lässt erkennen,<br />
dass die Bestandesetablierung ohne Mängel erfolgt.<br />
Drillmaschinen mit „starren“ Säscharen erreichen Ertragsergebnisse, die betriebsüblich optimierten<br />
Bestellsystemen gleichkommen. Wegen geringerer Energie- <strong>und</strong> Verschleißkosten sowie hoher<br />
Schlagkraft gewinnen sie erheblich an Aktualität.<br />
23
Abb.:3: Vergleich von Drill- <strong>und</strong> Grubbersaat am Standort Puch. Bei der Grubbersaat werden Erträge von Raps<br />
<strong>und</strong> Weizen nach ein- <strong>und</strong> zweistufiger Stoppelbearbeitung dargestellt.<br />
7.3 Winterweizen nach Vorfrucht Mais – Mykotoxinbelastung im Erntegut<br />
Nach Vorfrucht Mais <strong>und</strong> pflugloser Bestellung von Winterweizen können Fusarieninfektionen verstärkt<br />
auftreten <strong>und</strong> zu höheren Toxingehalten (DON = Deoxynivalenol) im Ernte gut führen.<br />
Beratungsaussagen zur Eindämmung von Fusarien zielen auf Vorbeugung durch intensive Stängelzerkleinerung<br />
<strong>und</strong> Bodenhygiene.<br />
Unter diesen Bedingungen entzieht eine gesteigerte Rotte des Maisstrohes der Inokulumbildung den<br />
„Nährboden“. Somit ist im Folgejahr bis zur Weizenblüte die Infektionsfefahr erheblich eingedämmt.<br />
Auf diesem Weg wird ebenso die Maiszünslerpopulation dezimiert, da ein Überwinter <strong>und</strong> Schlüpfen<br />
des Zünslers erschwert wird.<br />
7.4 <strong>Mulchsaat</strong> von Triticale – Winterweizendurchwuchs spielt keine Rolle<br />
Bei pfluglos bestellter Wintergerste bereitet Winterweizendurchwuchs erhebliche Ernteprobleme. Aus<br />
diesem Gr<strong>und</strong> wird im Rahmen konsequent pflugloser Bestellung Wintergerste von Triticale <strong>als</strong> Futtergetreide<br />
abgelöst. In Triticale bedeutet aufwachsender Ausfallweizen ein geringeres Problem, da er<br />
nahezu zeitgleich mit Triticale abreift <strong>und</strong> mitgeerntet werden kann. Ebenso zeigt das ansonsten bei<br />
<strong>Mulchsaat</strong> vorherrschende Strohproblem bei Triticale kaum Auswirkungen. Primär verantwortlich ist<br />
dafür das größere Zeitfenster für Strohrotte sowie natürliche Krümelbildung im Oberboden. Angerottetes<br />
<strong>und</strong> deshalb brüchiges Stroh kann besser mit Boden vermischt werden, sodass günstige Saatbettverhältnisse<br />
vorherrschen. Neben diesen Effekten sorgen i.d.R. auch häufiger fallende Herbstniederschläge<br />
für eine gleichmäßige Keimung.<br />
24<br />
dt / ha<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
2002<br />
1 2 3<br />
Winterraps<br />
2000 - 2002<br />
2002<br />
Winterweizen<br />
2000 - 2002<br />
1 2 3 1 2 3 1 2 3<br />
1 = Pflug + Drillsaat<br />
2 = Grubber 2x + Grubbersaat<br />
3 = Grubber 1x + Grubbersaat
Übersicht 6: Bewertungshinweise zur <strong>Mulchsaat</strong> von Winterungen<br />
<strong>Mulchsaat</strong> von Winterungen<br />
nach verschiedenen Vorfrüchten<br />
W.Raps nach Vorfrucht:<br />
• W.Gerste /So.Gerste<br />
• W.Weizen/Triticale<br />
W.Gerste nach Vorfrucht:<br />
• W.Weizen/Triticale<br />
Triticale nach Vorfrucht:<br />
• W.Weizen/Triticale<br />
W.Weizen nach Vorfrucht:<br />
• W.Raps<br />
• Leguminosen<br />
• So.Blumen<br />
• W.Weizen<br />
• Kartoffeln, Zuckerrüben<br />
• Zuckerrüben (nass gerodet)<br />
• Silomais<br />
• Körnermais<br />
Wertung Bemerkungen<br />
+++<br />
(++)<br />
0<br />
++(+)<br />
+++<br />
+++<br />
+++<br />
0<br />
+++<br />
---<br />
0<br />
0<br />
8. Bilanz - <strong>Mulchsaat</strong> ein Erfolgsmodell<br />
Strohprobleme nach später Weizenernte<br />
Fremdgetreidedurchwuchs<br />
Wiederholte Stoppelbearbeitung<br />
fördert die Strohrotte <strong>und</strong> Krümelung<br />
Ungrasprobleme, Pilzkrankheiten<br />
zu Winterweizensaat - Pflugbearbeitung<br />
Probleme: Fusarien, Maiszünsler<br />
=> Bodenhygiene, Strohzerkleinerung<br />
8.1 Mulch leistet umfassenden Widerstand gegen Erosion<br />
Beobachtungen an verschiedenen „Erosionsorten“ belegen, dass bei ausreichender (ca. 30% DG)<br />
Mulchauflage Niederschlagsmengen bis ca. 50 mm infiltriert werden, ohne dass dabei schädliche<br />
Bodenveränderungen einhergehen<br />
Mulchauflagen ohne Eingriffe zur Saat (siehe Übersicht 7) können Niederschlagsereignissen über 50<br />
mm widerstehen (eine gelungene <strong>Mulchsaat</strong> ohne Saatbettbereitung hielt 120 mm Niederschlag stand;<br />
Rottal 2001). Zum <strong>Erosionsschutz</strong> tragen wesentlich Pflanzenreste bei, die <strong>als</strong> Geflecht die Oberfläche<br />
abschirmen sowie funktionsfähige Bioporen welche die Wasserinfiltration aufrecht erhalten.<br />
Oberflächenabfluss mit geringer Sedimentfracht<br />
Bei starkem Dauerregen (an Erosionsmessstellen wurden Abflussquoten von 50 % <strong>und</strong> darüber<br />
registriert) kann eine sehr dichte Bedeckung aus Mulch <strong>und</strong> Pflanzenbewuchs das Abfließen von<br />
Niederschlag nicht verhindern, jedoch ist unter solchen Bedingungen der Sedimentaustrag minimal,<br />
d.h. es fließt nahezu klares Wasser ab.<br />
25
Übersicht 7: Niederschlagsintensität <strong>und</strong> Erosionsanfälligkeit bei Normal- <strong>und</strong> <strong>Mulchsaat</strong> mit bzw.<br />
ohne Saatbettbereitung<br />
NiederschlagsintensitätBestellverfahren<br />
Norm<strong>als</strong>aat<br />
<strong>Mulchsaat</strong> mit<br />
Saatbettbereitung<br />
(ca. 30 % DG,<br />
zur Saatzeit)<br />
<strong>Mulchsaat</strong> ohne<br />
Saatbettbereitung<br />
(direktsaatähnlich)<br />
*ohne Fremdwasserzufluss<br />
26<br />
bis 15<br />
mm<br />
Keine<br />
Probleme<br />
Keine<br />
Probleme<br />
bis 30<br />
mm<br />
Verschlämmung mit<br />
Flächen-, Spur- <strong>und</strong><br />
Rinnenerosion<br />
Beginnende<br />
Verschlämmung mit<br />
einsetzender<br />
Erosion in Spuren<br />
bis 50<br />
mm<br />
> 50<br />
mm<br />
Starke Flächen-, Rinnen- <strong>und</strong><br />
Grabenerosion<br />
(Verlagerung > 100 t/ha)<br />
Verschlämmung<br />
mit Flächenerosion<br />
Keine Probleme<br />
Weitgehende Infiltration<br />
Bei starker Strohauflage: Niederschlagsbindung<br />
am Stroh bis 5 mm<br />
Starke<br />
Flächen- <strong>und</strong><br />
Rinnenerosion<br />
Mittlere Erosion in<br />
Fahrspuren <strong>und</strong><br />
Mulden*,<br />
starker<br />
Oberflächenabfluss<br />
8.2 <strong>Mulchsaat</strong> sichert Kostenvorteile <strong>und</strong> Bodenfruchtbarkeit<br />
Betriebs- wie auch Versuchsergebnisse belegen unter Berücksichtigung optimierter Bedingungen<br />
weitgehend Ertragsgleichheit zwischen Normal- <strong>und</strong> <strong>Mulchsaat</strong>. Aus dieser Sicht führen vor allem<br />
Einspareffekte (Energie, Arbeitszeit <strong>und</strong> Düngung) <strong>und</strong> nachhaltige Sicherung der Bodenfruchtbarkeit<br />
zu Kostenvorteilen der <strong>Mulchsaat</strong>.<br />
Folgende Effekte sind besonders herauszustellen:<br />
• Stabilisierung der Bodenstruktur durch verlängerte Bearbeitungspausen <strong>und</strong> allgemein<br />
reduzierter Bearbeitungsintensität,<br />
• Optimierung des Wasserhaushaltes durch organische Bodensubstanz (OSB)<br />
• Konservierung von Nährstoffen (ca. 3O kg N/ha),<br />
• Schonung des Bodenlebens (durch Bodenruhe) <strong>und</strong> Aufwertung der Humusbilanz,<br />
• Verbesserung der Bodenbefahrbarkeit <strong>und</strong> der Bodenabsiebung z. B. bei Rüben.<br />
Energiesparende Effekte lassen sich dadurch erzielen, dass bei in der Regel trockeneren Bodenverhältnissen<br />
Bearbeitungsschritte effizienter z. B. mit vermindertem Radschlupf ausgeführt werden.
8.3 Erosionsminderung durch Graben- <strong>und</strong> Straßenpflege<br />
Gräben entlang von Straßen <strong>und</strong> Wegen besitzen ein begrenztes Fassungsvermögen. Zufließendes<br />
Wasser potenziert das Erosionsgeschehen. Befindet sich im Weiteren im T<strong>als</strong>ohlenbereich ein Feldweg<br />
mit im Vergleich zur Ackeroberfläche abgesenktem Niveau, so fungiert ein solcher Weg <strong>als</strong> beschleunigende<br />
Abflussrinne ohne geringste Sedimentationsmöglichkeiten für Bodenmaterial.<br />
Um Erosion auf Ackerflächen durch Fremdwasserzufluss zu unterbinden, ist sowohl eine optimale<br />
Dimensionierung von Gräben (Abflussmulden) wie auch eine regelmäßige Räumung erforderlich.<br />
9. Schlussfolgerung<br />
Pflanzenreste auf der Bodenoberfläche <strong>und</strong> Bewuchs mindern in entscheidender Weise die Bodenerosion.<br />
Auf Ackerflächen unterliegt die Bodenbedeckung ständig Veränderungen <strong>und</strong> kann insbesondere<br />
nach einer Neuansaat gänzlich fehlen. Die Bedeckung der Bodenoberfläche wird damit zu einem<br />
wichtigen Kriterium der guten fachlichen Praxis.<br />
Zu Sommerungen wie Mais, Zuckerrübe, Kartoffel setzt die <strong>Mulchsaat</strong> den gezielten Anbau von Zwischenfrüchten<br />
voraus. In Fruchtfolgen mit Körnerraps sollte vorbeugend gegen Kohlternie (Plasmodiophora<br />
brassicae) auf Kreuzblütler <strong>als</strong> Zwischenfrüchte verzichtet werden. Ein angepasstes <strong>und</strong> erweitertes<br />
Zwischenfruchtspektrum trägt dazu bei, fruchtfolgebedingte Krankheiten bzw. Anbaurisiken<br />
bei ungünstigen Witterungsverhältnissen zu mindern. Für die Bestellung von Alternativzwischenfrüchten<br />
wie Phacelia, Wicken u.a. sind Universaldrillmaschinen vorteilhaft.<br />
Die <strong>Mulchsaat</strong> zu Winterungen wie Winterraps, Wintergerste einschließlich Winterweizen basiert auf<br />
der pfluglosen Bodenbearbeitung, um Vorfruchtreste oberflächennah einzumischen <strong>und</strong> die Bearbeitungsintensität<br />
zu vermindern. Die Schlüsseltechnik dazu bilden mulchsaattaugliche Universaldrillmaschinen<br />
mit exakt einbettender Schartechnik.<br />
Da Schlaggrenzen, insbesondere Ranken <strong>und</strong> Pufferzonen häufig <strong>als</strong> Relikte bestehen, erstrecken sich<br />
große Erosionsereignisse über Gewanne hinweg. Damit Abflussereignisse eingedämmt werden können,<br />
sind vielfältige Strukturelemente in der Landschaft zu erhalten bzw. zu erneuern.<br />
Damit Fremdwasserabfluss von versiegelten Flächen, keine zusätzlichen Erosionsschäden auf Ackerflächen<br />
verursachen, sind Gräben regelmäßig zu pflegen.<br />
Erst das stetige Aktivieren aller „Schutzmechanismen“ gegen die Erosion wird dem hohen Anspruch<br />
nachhaltiger Bodennutzung gerecht.<br />
10. Literatur<br />
Sommer, C. (1998): Konservierende Bodenbearbeitung – ein Konzept zur Lösung agrarrelevanter<br />
Bodenschutzprobleme. Landbauforschung Völkenrode SH 191, 128 S.<br />
Kreitmayr, J. Gute fachliche Praxis der Bodenbearbeitung, Bodenkultur <strong>und</strong> Pflanzenbau. Sonderheft<br />
2/00.<br />
KTBL-Arbeitsblatt 0236 Definition <strong>und</strong> Einordnung von Verfahren der Bodenbearbeitung <strong>und</strong> Bestellung<br />
(1993).<br />
27
KTBL-Arbeitspapier 266 Bodenbearbeitung <strong>und</strong> Bodenschutz (1998)<br />
Interne Ergebnisse:<br />
Versuchsergebnisse aus Bayern (2002): Heft Bodenbearbeitung, <strong>Erosionsschutz</strong>, Humuswirtschaft.<br />
Aigner, A. (2003): Anfälligkeit von Zwischenfrüchten gegenüber Kohlternie, Intranet.<br />
Neue Landwirtschaft (NL): Sonderheft 2003, Konservierende Bodenbearbeitung.<br />
Bayerisches Kulturlandschaftsprogramm – Teil A – Umsetzung der Verordnung EG, Nr. 1257/99.<br />
Adresse:<br />
Josef Kreitmayr<br />
Institut für Agrarökologie, Ökologischen Landbau <strong>und</strong> Bodenschutz<br />
Vöttinger Str. 38<br />
85354 Freising<br />
E-Mail: Josef.Kreitmayr@LfL.Bayern.de<br />
28
Förderung von Maschinen <strong>und</strong> Geräten für die <strong>Mulchsaat</strong><br />
Manfred Pusch<br />
Zur Wahrung der Aktualität wird der Beitrag dem Tagungsband beigelegt.<br />
Adresse:<br />
MR Manfred Pusch<br />
Bayerisches Staatsministerium<br />
für Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten<br />
Referat Landtechnik , Bauen <strong>und</strong><br />
Energieversorgung<br />
Ludwigstraße 2<br />
80539 München<br />
E-Mail: manfred.pusch@stmlf.bayern.de<br />
29
Konservierende Bodenbearbeitung <strong>und</strong> <strong>Mulchsaat</strong> im Marktfruchtbau<br />
– Erfahrungen aus der Praxis –<br />
Wolfgang Schönleben<br />
Konservierende Bodenbearbeitung <strong>und</strong> <strong>Mulchsaat</strong> sind Begriffe in der Landwirtschaft, die das Verfahren<br />
pauschal bezeichnen, nicht jedoch das Werkzeug mit dem gearbeitet wird noch das Arbeitsergebnis<br />
definieren.<br />
Pflügen - beispielsweise - ist ein klar definierter <strong>und</strong> exakt abgegrenzter Arbeitsgang, bei dem das<br />
Werkzeug <strong>und</strong> das zu erwartende Arbeitsergebnis jedem unzweifelhaft <strong>als</strong> „standardisiertes Arbeitsverfahren“<br />
bekannt sind. Ergänzend sind die „saubere Pflugfurche „ oder das „ordentliche Saatbett“<br />
gebräuchliche Beschreibungen (Sortenversuchsberichtsheft) um den Zustand des Arbeitsergebnisses in<br />
der konventionellen Bodenbearbeitung zu definieren.<br />
Je exakter ein Arbeitsgang oder dessen Ergebnis definiert ist, umso genauer weiß man was man will<br />
aber auch was man nicht möchte - oder wie es nicht sein darf.<br />
Die Definition für <strong>Mulchsaat</strong> ist in der Fachliteratur sehr unterschiedlich. <strong>Mulchsaat</strong> wird <strong>als</strong> „Bestellung<br />
in ein Saatbett mit Pflanzenresten“ (Gute fachliche Praxis LBP 2/00) beschrieben, oder<br />
„...<strong>Mulchsaat</strong> belässt Pflanzenstoffe nahe an, oder auf der Bodenoberfläche <strong>als</strong> vorbeugender Schutz<br />
gegen Verschlämmung <strong>und</strong> Erosion…“ (Beratungsprojekt flächendeckende Gewässer schonende<br />
Landbewirtschaftung). So verw<strong>und</strong>ert es nicht, wenn in der Praxis die individuelle Auffassung <strong>und</strong><br />
Ausführung von <strong>Mulchsaat</strong> eine breite Palette unterschiedlicher Qualität widerspiegelt. Es grenzt geradezu<br />
an eine Interessenkollision, denn Attribute wie „sauber“ oder gar „ordentlich“ treffen augenscheinlich<br />
auf die <strong>Mulchsaat</strong> nicht zu. Aus der Sicht mancher Betrachter standardisierter Verfahren ist<br />
<strong>Mulchsaat</strong> nichts vernünftiges, schlampig <strong>und</strong> hinterlässt einen unordentlichen Acker aus dem nichts<br />
„Gescheites“ kommen kann.<br />
Wir wurden seinerzeit mit der Aussage eines vorbeifahrenden Berufskollegen konfrontiert, der lapidar<br />
meinte: Zitat „wollt ihr jetzt gar nichts mehr ernten“ <strong>als</strong> wir 1991 begannen uns mit der konservierenden<br />
Bodenbearbeitung in Form groß angelegter Versuche zu befassen. Dam<strong>als</strong> war die Fragestellung<br />
„Warum braucht man Bodenbearbeitung?“ bzw. „wie viel Bodenbearbeitung benötige ich um den<br />
Ertrag nicht zu gefährden“. Ursache der Fragestellung war die Bearbeitungsintensität <strong>und</strong> deren Kosten.<br />
Rückblickend kann ich sagen, wir gingen diese Fragestellung in der Praxis sehr motiviert an. Die Zielsetzung<br />
im betriebswirtschaftlichen Bereich war in der Kosten-Nutzen-Relation angesiedelt <strong>und</strong> die<br />
fachliche Sicherheit gab die Veröffentlichung der Justus-Liebig-Universität Göttingen. Das war auch<br />
die Zeit in der eine reduzierte Bodenbearbeitung mit der möglichen Folge geringerer Erträge damit<br />
gerechtfertigt wurde, weniger Aufwand verträgt auch weniger Ertrag, unter dem Strich ist nichts verloren<br />
gegenüber der konventionellen Bewirtschaftung.<br />
Abhängig von den Kulturen in der Fruchtfolge <strong>und</strong> je nach Standort wird bei uns die Bodenbearbeitung<br />
konservierend <strong>und</strong> die Saat in einen Mulch durchgeführt. Die Einschränkung gilt für die Folge<br />
30
Körnermais - Kartoffeln, die den Pflugeinsatz erfordert um beim Roden der Kartoffeln keine Maisstrünke<br />
auf dem Siebband mit zu ernten. Alle anderen Kulturen - das sind Winterraps, Körnermais <strong>und</strong><br />
Winterweizen werden pfluglos bestellt.<br />
Im Laufe der Jahre, mit wachsendem Erfahrungsschatz hat sich die ursprüngliche Zielsetzung präzisiert.<br />
Kosten zu sparen ist nach wie vor das Ziel, jedoch bei standortspezifischem Höchstertrag. Das<br />
funktioniert nur bei höchster Präzision <strong>und</strong> Exaktheit der Arbeitsausführung.<br />
Primär ist die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten <strong>und</strong> zu verbessern, um mit vertretbarem technischem<br />
Aufwand den Höchstertrag zu ernten. Das F<strong>und</strong>ament hierzu ist die Bodenstruktur.<br />
Durch die nicht zu intensive Bodenbearbeitung soll die Wasseraufnahme des Bodens, das Wasserspeichervermögen<br />
erhöht werden. Auf die Fläche auftreffendes Regenwasser soll im Boden möglichst für<br />
regenarme Zeiten gespeichert werden <strong>und</strong> nicht über die Oberfläche abfliesen. Abfliesendes Wasser<br />
ist verlorenes Wasser für die Kultur. Die Oberflächenstruktur soll ein Abtrocknen der Oberfläche <strong>und</strong><br />
die Erwärmung des Saathorizontes fördern. Für den homogenen Feldaufgang - <strong>als</strong> Gr<strong>und</strong>lage für die<br />
Ertragsanlage - sorgen die gute Wasserführung <strong>und</strong> der Gasaustausch. Die Basis für den Nährstoffaufschluss<br />
bildet die biologische Aktivität der Mikroorganismen. Um diese Zielsetzung zu erreichen wird<br />
der Boden gr<strong>und</strong>sätzlich weder zu nass noch zu trocken noch zu oft bearbeitet. Auf jede Bodenbearbeitung<br />
reagiert der Boden mit der Stabilisierung des Gefüges, dazu muss man ihm auch die Zeit geben.<br />
Die optimale Versorgung mit Bodennährstoffen <strong>und</strong> vor allem Kalk sorgt für das Quell- <strong>und</strong><br />
Schrumpfvermögen <strong>und</strong> damit für die Gefügebildung im Boden. Zusätzlich wirkt die Lebendverbauung<br />
(z.B. Wurzelgeflecht, Pilzmycel, Regenwürmer) stabilisierend für die Bodenstruktur. Die Bodenbearbeitung<br />
<strong>und</strong> Saat erfolgt in ein abgesetztes <strong>und</strong> ebenes Saatbett.<br />
Präzision erfordert ein ebenes Feld!<br />
<strong>Mulchsaat</strong> beginnt mit dem Mähdrusch. Bis zur Ernte haben wir alles unternommen um zum Beispiel<br />
bei Getreide mit Hilfe von Fungiziden die Kultur ges<strong>und</strong> zu erhalten <strong>und</strong> Höchsterträge zu unterstützen.<br />
Ab dem Drusch erwarten wir von den Mikroorganismen im Boden diese Ernterückstände möglichst<br />
schnell <strong>und</strong> umfassend zu zersetzen <strong>und</strong> die Nährstoffe pflanzenverfügbar aufzuschließen.<br />
Schaderregern an den Ernterückständen sollen damit der Nährboden entzogen werden. Das alles bei<br />
jährlich wechselnden Kulturen <strong>und</strong> enormen Mengen an Ernterückständen mit deren unterschiedlichem<br />
C/N-Verhältnis. Wenn wir uns nicht auf unsere „Helfer“ zu bewegen funktioniert das nicht.<br />
Deshalb legen wir in unserem Strohmanagement höchsten Wert auf die sehr kurze Stoppel (maximal<br />
10 cm), die gleichmäßige Stroh- <strong>und</strong> Spreuverteilung über die Arbeitsbreite des Schneidwerkes <strong>und</strong><br />
eine homogene Häckselqualität mit gleich bleibender Schnittlänge (maximal 5 cm) des Häckselgutes.<br />
Die Landtechnikhersteller haben auf diese Anforderungen aus der Praxis bereits reagiert. Eine kurze<br />
Stoppel ist nur möglich, wenn die Bodenbearbeitung zur Saat der Kultur bereits in einem ebenen Feld<br />
erfolgte. Die homogene Längs- <strong>und</strong> Querverteilung ist die Basis für die homogene Bestandesentwicklung<br />
der Folgekultur.<br />
31
32<br />
Bild1: ungleichmäßige Stroh- <strong>und</strong> Spreuverteilung durch den Mähdrescher<br />
Die ungleichmäßige Verteilung von Stroh oder Spreu mit dem Mähdrescher kann mit keinem technischen<br />
Gerät mehr korrigiert werden! Das sind auch die Stellen an denen Feldmäuse oder Schnecken<br />
ideale Lebensräume finden, nicht jedoch das auf diese Stellen auftreffende Saatkorn der Folgekultur.<br />
Die Folgen ungleicher Stroh- <strong>und</strong> Spreuverteilung sind mindestens ein Jahr oder gar länger zu sehen<br />
<strong>und</strong> wirken sich im Ertrag der Folgekultur(en) negativ wegen der unterschiedlichen Nährstoffnachlieferung<br />
<strong>und</strong> der ungleichen Bestandesentwicklung aus.<br />
Bild 2: Raps in <strong>Mulchsaat</strong> mit Streifen aufgelaufenen Ausfallgetreides<br />
Unsere „Helfer“ im Boden, Regenwürmer, kleine <strong>und</strong> Kleinstlebewesen, Bakterien <strong>und</strong> Pilze können<br />
die kurzen Ernterückstände besser aufschließen <strong>als</strong> große. Der Regenwurm zieht die organische Masse<br />
nur bis zu einer bestimmten Größe in seine Röhre. Was größer ist <strong>und</strong> nicht mit dem Erdreich ver
mischt wurde bleibt auf der Oberfläche liegen <strong>und</strong> bildet Infektionspotential für die Folgekultur. Wer<br />
soll dieses für die Bodenlebewesen sperrige Material noch aufschließen?<br />
Die Bodenlebewesen können nur existieren, wenn sie eine Nahrungsgr<strong>und</strong>lage haben. Die Größe der<br />
Population richtet sich nach dem Angebot an organischer Masse auf der Bodenoberfläche. Ist das Angebot<br />
groß, erhöht sich z.B. die Regenwurmpopulation bzw. bei geringem Angebot ist kein Anreiz<br />
vorhanden die Population zu vergrößern.<br />
Unmittelbar nach der Ernte (innerhalb von 24 h nach dem Drusch) erfolgt die erste Stoppelbearbeitung<br />
(6 - 10 cm) mit dem Ziel die Ernterückstände unter Ausnützung der vorhandenen Restfeuchte mit dem<br />
noch feuchtem Erdreich homogen über die Bearbeitungstiefe verteilt zu vermischen. Ausfallgetreide<br />
<strong>und</strong> Unkrautsamen werden zum Keimen angeregt <strong>und</strong> der Boden rückzuverfestigen. Um diese Mischqualität<br />
zu erreichen wird ein Flachgrubber mit Mulch-Mix-Scharen eingesetzt. Je nach Folgekultur<br />
<strong>und</strong> Witterung erfolgt ein zweiter tiefer angesetzter Arbeitsgang sobald das Ausfallgetreide aufgelaufen<br />
ist. Damit wird das Erd-Stroh-Gemisch intensiv durchmischt, gelockert <strong>und</strong> zerkleinert. Der Boden<br />
wird eingeebnet <strong>und</strong> rückverfestigt <strong>als</strong> ideale Voraussetzung für die folgende Saat. Ziel ist die Vermeidung<br />
„grüne Brücken“ zu schaffen, um möglichen Infektionen die Gr<strong>und</strong>lage zu entziehen <strong>und</strong><br />
Wasser sparend zu arbeiten. Mit der intensiven Durchmischung wird die Rotte des Strohs verbessert.<br />
Abhängig von der Kultur <strong>und</strong> dem Bodenzustand wird die N-Ausgleichsdüngung ausgebracht. Diese<br />
Arbeitsgänge werden gr<strong>und</strong>sätzlich schräg zum vorhergegangenen Arbeitsgang angesetzt.<br />
In der Fruchtfolge Winterraps nach Winterweizen erfolgt die zweite „Stoppelbearbeitung“ mit der<br />
Dutzi <strong>und</strong> gleichzeitiger Rapssaat in das Erde-Stroh-Gemisch. Bei diesem Arbeitsgang erfolgt die<br />
Tiefenlockerung auf ca. 20 cm <strong>und</strong> eine Oberflächenbearbeitung auf Höhe des Saathorizontes. Die<br />
Saatgutablage mit dem säenden Nachläufer (Firma HEKO) in eine rückverfestigte Saatgutrille auf dem<br />
Wasser führenden Horizont gewährleistet dem Saatgut eine optimale Wasserversorgung. Die Bedeckung<br />
mit zuerst feinem <strong>und</strong> dann gröber werdendem Material ist die beste Voraussetzung für das<br />
Saatgut zügig zu keimen <strong>und</strong> für den Keimling zügig zu wachsen. Der gleichmäßige Saatgutaufgang<br />
auch auf Schlägen mit wechselnden Böden bestätigt die Richtigkeit der Vorgehensweise. Als Startgabe<br />
im Herbst fallen bereits 20 - 30 kg N/ha. Das Säsystem verdichtet den Boden streifenförmig unter<br />
der Saatrille, in der das Saatgut auf dem Wasser führenden Horizont abgelegt ist. Die Bedeckung<br />
des Saatgutes zuerst mit feinem, dann immer gröber werdendem Erdmaterial ist die Idealvoraussetzung<br />
für den beschriebenen gleichmäßigen <strong>und</strong> zügigen Saataufgang. Neben den streifenförmig verdichteten<br />
Saatbändern sind Streifen nicht verdichteten Erdreiches. Hier kann auftreffendes Oberflächenwasser<br />
schnell in den Boden eindringen <strong>und</strong> steht der Rapswurzel zur Verfügung.<br />
Bei Winterweizen nach Körnermais folgt sofort nach dem Mähdrescher der Schlegelhäcksler. In der<br />
Regel kommen Mähdrescher mit Raupenlaufwerk zum Einsatz, die neben der besseren Druckverteilung<br />
über die Gummiraupe Deshalb folgt dem Mähdrescher umgehend (= zeitgleich) der Schlegelhäcksler<br />
um die Maisstoppeln knapp oberhalb der Kronenwurzeln abzuschlagen oder zu spalten.<br />
Deshalb folgt dem Mähdrescher umgehend (= zeitgleich) der Schlegelhäcksler um die Maisstoppeln<br />
knapp oberhalb der Kronenwurzeln abzuschlagen oder zu spalten. Der nachfolgende Flachgrubber<br />
vermischt das Stroh mit dem Erdreich in einer Bearbeitungstiefe von ca. 15 cm.<br />
33
Bild 3: Saatgutablage säender Nachläufer (HEKO) an der Dutzi<br />
Zielsetzung ist, wie bereits beim Getreidestroh, durch die bestmögliche Strohzerkleinerung <strong>und</strong> Einmischung<br />
in das Erdreich (Mulch) die Rotte zu beschleunigen <strong>und</strong> Krankheitserregern oder den Larven<br />
des Maiszünslers damit die Lebensgr<strong>und</strong>lage zu entziehen.<br />
Bild 4: geschlägelte Maisstoppel<br />
Anschließend wird in dieses Erd-Stroh-Gemenge Weizen mit der Dutzi oder dem Airseeder gesät. Bei<br />
der Sortenwahl lege ich Wert auf die Eigenschaft der Sorte in Bezug auf Fusariumresistenz.<br />
34
Bild 5: <strong>Mulchsaat</strong> in abgeschlägeltes <strong>und</strong> gegrubbertes Maisfeld (Väderstadt)<br />
In der Fruchtfolge Körnermais nach Winterweizen oder Winterraps wird nach der ersten Stoppelbearbeitung<br />
dieser Kulturen abgewartet bis der Ausfallraps oder der Ausfallweizen im Zwei- bis Dreiblattstadium<br />
ist. Mit der zweiten tiefer durchgeführten Stoppelbearbeitung erfolgt die Aussaat der Gründüngung.<br />
In der Rapsfruchtfolge wird Sommerhafer gesät, ohne Raps in der Fruchtfolge erfolgt die<br />
Saat von Senf.<br />
Die Gründüngung verringert den Humusabbau, schützt vor Verschlämmungen, stabilisiert <strong>und</strong><br />
durchlüftet den Boden <strong>und</strong> ist <strong>Erosionsschutz</strong>. Die gute Wasseraufnahme des Bodens kommt der<br />
Gründüngung zu Gute, da diese das Wasser benötigt. Über die Wintermonate gleichen die Niederschläge<br />
den Wasserverbrauch der Gründüngung weitgehend aus. Nachteilig ist die kürzere Zeitspanne<br />
für das Stroh, Unkraut- <strong>und</strong> Ungrasmanagement.<br />
Ziel der Gründüngung ist die Nährstoffe aufzunehmen <strong>und</strong> später wieder über die abgestorbene Pflanzenmasse<br />
an die folgende Kultur abzugeben. Die gefrorene Gründüngung wird abgeschlägelt. Vor der<br />
Saat der Folgekultur erfolgt ein flacher Grubbergang, um die Oberfläche aufzureißen, damit die Wasserführung<br />
zu unterbrechen <strong>und</strong> die bessere Erwärmung <strong>und</strong> Abtrocknung des Bodens für die Maissaat<br />
zu erreichen.<br />
Für die im April folgende Direktsaat ist der flach gelockerte Boden von Vorteil. Damit werden eine<br />
bessere Tiefenführung <strong>und</strong> eine gleichmäßige Bedeckung für das auf dem Wasser führenden Horizont<br />
abgelegte Saatgut erreicht. Die Folge ist ein gleichmäßiger zügiger Saataufgang <strong>und</strong> eine<br />
gleichmäßige Bestandesentwicklung.<br />
<strong>Mulchsaat</strong> ist ein Verfahren, bei dem wir nichts dem Zufall überlassen. In die Planung werden alle<br />
beteiligten Personen, Mitarbeiter <strong>und</strong> Lohnunternehmer, eingeb<strong>und</strong>en. Nur wenn alle die Zusammenhänge<br />
verinnerlicht haben stehen sie hinter dem Verfahren. Das ist die Voraussetzung für eine hervorragende<br />
Arbeitsqualität mit einem sehr guten Ergebnis.<br />
Zusammenhänge die eine Planung in die Zukunft erfordern sind zu berücksichtigen, um die einzelnen<br />
Komponenten in die Systematik einzugliedern.<br />
35
Bild 6: Maisbestand in Direktsaat (Gründüngung Senf)<br />
So wird zum Beispiel bei der Sortenwahl bei Getreide auf den Saatzeitpunkt, die Standfestigkeit, die<br />
Strohreife <strong>und</strong> Strohmenge geachtet.<br />
In der Düngung ist die Abstimmung von Saatstärke <strong>und</strong> N-Gabe zur Bestockung wesentlich, um ein<br />
Überwachsen der Bestände zu vermeiden. Die Bestandesführung ist ausgerichtet auf produktive<br />
Haupttriebe <strong>und</strong> die Vermeidung unproduktiver Nebentriebe. Die N-Gabe berücksichtigt die bereits im<br />
Herbst gefallene Ausgleichsgabe für das Stroh.<br />
Der Herbizideinsatz erfolgt zeitig, um die Konkurrenz auszuschalten. Bei der Fungizidstrategie<br />
(z.B. bei Winterweizen in Anlehnung an das Weizenmodell Bayern) ist die Zielsetzung frühzeitig<br />
Krankheiten zu erkennen <strong>und</strong> gezielt zu bekämpfen.<br />
Im Vergleich zu früher hat sich bei den Kosten für Pflanzenschutz <strong>und</strong> Düngung einiges verändert. Im<br />
Pflanzenschutzmittelaufwand ist eine Verschiebung bei den Herbiziden erfolgt. Der Einsatz von<br />
Glyphosat-Präparaten ist gestiegen, im Gegenzug ist der Aufwand für Herbizide gesunken, da z.B. ein<br />
Glyphosphat vor Mais den Aufwand eines Maisherbizides nicht mehr im vollen Umfang erforderlich<br />
macht. Die Kosten insgesamt sind vergleichbar mit dem Aufwand konventionell wirtschaftender Betriebe.<br />
Bei der Düngung ist aus den Ergebnissen der Bodenuntersuchungen festzustellen, der Versorgungsgrad<br />
an P <strong>und</strong> K im Boden hat sich trotz reduzierter Düngerzufuhr verbessert. Ich führe das auf die<br />
Bindung der Nährstoffe in den oberen Schichten des Bodens zurück.<br />
Die Verteilung der N-Gaben (Strohausgleichsgabe) im Laufe des Jahres hat sich geändert, nicht jedoch<br />
die Summe der N-Menge. Durch die exakte Sätechnik haben wir die Ausbringmenge von Saatgut um<br />
10 % reduzieren können, da der exakte Saataufgang das rechtfertigt.<br />
Verändert hat sich der Arbeitszeitbedarf für die einzelnen Kulturen. Die Bodenbearbeitung erfolgt in<br />
einem für den Boden <strong>und</strong> die Kultur optimalen Zeitpunkt. Durch die geringere Anzahl von Arbeits<br />
36
gängen <strong>und</strong> die schnellere Arbeitserledigung wird Arbeitszeit eingespart. Damit können Arbeits-<br />
spitzen gekappt werden <strong>und</strong> die freigesetzte Zeit anderweitig Einnahmen steigernd eingesetzt werden.<br />
Wir sparen zum Beispiel auf einem Betrieb mit 190 ha 290 Schlepper- <strong>und</strong> Arbeitsst<strong>und</strong>en, daraus ca.<br />
3.800 € an Arbeitslohn <strong>und</strong> ca. 6.650 € Schlepperkosten.<br />
Es ist uns gelungen diese Arbeitszeit auf anderen Betrieben einzusetzen <strong>und</strong> damit Einnahmen zusätzlich<br />
zu eröffnen.<br />
Alleine mit der Zeitersparnis sind die Verfahrenskosten bereits gesunken. Die Erträge der Kulturen<br />
bewegen sich über dem Ertragsniveau zu Beginn der Umstellung auf die konservierende Bodenbearbeitung<br />
mit <strong>Mulchsaat</strong>.<br />
Zusammenfassung<br />
Konventionell <strong>und</strong> konservierend bewirtschaftete Flächen unterscheiden sich sachlich betrachtet in der<br />
Form der Primärbodenbearbeitung. Alle anderen Arbeitsgänge wie Düngen, Spritzen <strong>und</strong> Ernten sind<br />
identisch. Wesentlich bei der konservierenden Bodenbearbeitung sind die Exaktheit <strong>und</strong> das<br />
Strohmanagement, das im Stellenwert oberste Priorität bekommen muss. Ist beides nicht auch äußerst<br />
wichtig für den konventionell wirtschaftenden Betrieb?<br />
<strong>Mulchsaat</strong> ist ein meines Erachtens der Weg in der Landwirtschaft, Ökonomie <strong>und</strong> Ökologie zu verknüpfen,<br />
ohne sich gegenseitig in den jeweiligen Zielsetzungen zu behindern. Die reduzierte Bodenbearbeitung<br />
<strong>und</strong> Saat in einen Mulch fördert die Bodenlebewesen <strong>und</strong> verhindert Erosionen bei<br />
Regenereignissen. Die Bodenfruchtbarkeit wird verbessert <strong>und</strong> der Boden ist stabiler <strong>und</strong> aufnahmefähiger<br />
für Regenwasser. Abfliesendes Wasser mit Erdfracht ist verlorenes Wasser <strong>und</strong> erodiertes Erdmaterial<br />
ist verlorene Substanz. Beides sind existentielle Bestandteile der Landwirtschaft auf die wir<br />
keinesfalls verzichten können. Landwirtschaft lebt von der Landbewirtschaftung <strong>und</strong> ist auf die Nachhaltigkeit<br />
angewiesen. Basis ist der Boden <strong>und</strong> die Bodenfruchtbarkeit auch in Zukunft. Es liegt an uns<br />
Landwirten was wir daraus machen <strong>und</strong> wie wir es gestalten. Als Betriebsleiter unterliegen wir<br />
37
wirtschaftlichen Zwängen, denen wir uns stellen <strong>und</strong> für die wir ein Betriebskonzept entwickeln.<br />
<strong>Mulchsaat</strong> ist für mich ein zukunftsfähiges Betriebskonzept.<br />
Adresse:<br />
Wolfgang Schönleben<br />
Landwirtschaftsverwaltung bei Graf zu Toerring – Jettenbach<br />
Bofzheim 1<br />
85123 Karlskron<br />
38
Maschinen zur Zwischenfrucht- <strong>und</strong> <strong>Mulchsaat</strong><br />
Josef Kreitmayr, Christian Beckmann<br />
Einführung<br />
Die Zwischenfruchtbestellung bzw. die <strong>Mulchsaat</strong> erfolgt überwiegend mit traditionellen Gerätesystemen.<br />
Pflug, Kreiselegge <strong>und</strong> Drillmaschine gelten <strong>als</strong> robuste <strong>und</strong> langlebige Maschinen, die<br />
10 Jahre <strong>und</strong> länger eingesetzt werden können. Um gut gewartete Technik weiter zu nutzen, sind<br />
Detailverbesserungen empfehlenswert.<br />
Im Einzelnen ist zu entscheiden, mit welchen zusätzlichen, kostengünstigen Anschaffungen, der Pflug-<br />
oder Grubbereinsatz optimiert werden kann. Von besonderem Interesse ist dabei die Zwischenfruchtsaat<br />
bei verschiedenen Arbeitsverfahren.<br />
Weitere Fragen nach technischen Konzepten stellen sich, wenn Ersatzbeschaffungen mit größerem<br />
Investitionsvolumen zu tätigen sind, z. B. die Anschaffung einer neuen Bestelltechnik mit hoher<br />
<strong>Mulchsaat</strong>tauglichkeit (Universaldrilltechnik).<br />
Die Vorführung kann aus dem breiten Angebotsspektrum nur eine Auswahl treffen.<br />
1. Geräte zur Zwischenfruchtsaat<br />
Die Geräteauswahl zeigt Lösungen für verschiedene Einsatzbereiche <strong>und</strong> beginnt bei vielseitig montierbaren<br />
<strong>und</strong> für verschiedene Streugüter verwendbare Streuer.<br />
Das Streuprinzip ist auch bei Kasten- <strong>und</strong> Pneumatikstreuen anzutreffen.<br />
Abb. 1 Kleingutstreuer Abb. 2 Kastenstreuer<br />
39
Die Drilltechnik mit Scheibenscharen ist dann erforderlich, wenn höhere Anforderungen an die Saatguteinbettung<br />
gestellt werden, z. B. Saat von Phacelia (Dunkelkeimer). Spezielle <strong>Mulchsaat</strong>kombinationen<br />
wie Sägrubber können ebenfalls für die Zwischenfruchtbestellung (z. B. großkörnige Leguminosen)<br />
gut eingesetzt werden.<br />
Übersicht 1: Geräte für die Zwischenfruchtsaat<br />
40<br />
System Anmerkungen<br />
Kleingutstreuer mit<br />
rotierende Streuscheibe<br />
Antrieb: elektrisch,<br />
hydraulisch<br />
Kleingutstreuer mit<br />
pneumatischer<br />
Verteilung über<br />
Säschläuche<br />
Kastenstreuer<br />
i.d.R. Bodenantrieb<br />
Drilltechnik mit:<br />
Scheibenschar<br />
Grubberschar<br />
(Sägrubber)<br />
Sonderform<br />
Saatgutinjektion in<br />
Gülleverteiler<br />
Flexibler Einsatz am Schlepper, oder Grubber u.a.<br />
Streubild ist windabhängig,<br />
auch für andere Streugüter (Schneckenkorn) geeignet<br />
Antrieb: elektrisch, hydraulisch<br />
Saatgut fällt passiv auf bearbeiteten Boden<br />
Nach Umrüstung für Grünlandnachsaat geeignet<br />
i.d.R. auf Grubber aufgebaut, Saatgut fällt über Rohre<br />
auf den Boden bzw. in den Erdstrom<br />
Saatgut wird exakt eingebettet<br />
Saat <strong>und</strong> ganzflächige Bodenbearbeitung<br />
(Effekte mechanischer Unkraut- <strong>und</strong> Ungrasbekämpfung)<br />
Saatgutablage entspricht Einarbeitungstiefe von Gülle<br />
2. Einzelkornsägeräte zur <strong>Mulchsaat</strong> von Zuckerrüben <strong>und</strong> Mais<br />
Dosierung: Mechanisch oder pneumatisch?<br />
Während bei Sämaschinen für Zuckerrüben heute meist mechanische innenbefüllte Systeme dominieren,<br />
haben sich bei Mais <strong>und</strong> Sonnenblumen die universell einsetzbaren pneumatischen Saugluftsysteme<br />
durchgesetzt.<br />
Eine gute Saatgutverteilung lässt sich jedoch mit allen derzeit auf dem Markt befindlichen Systemen<br />
erreichen.
Gr<strong>und</strong>sätzliche Anforderungen bei <strong>Mulchsaat</strong><br />
Erfolgt <strong>Mulchsaat</strong> mit Saatbettbereitung <strong>und</strong> sind größere Rückstandsmengen vorhanden, sollten<br />
<strong>Mulchsaat</strong>geräte mit Schneidscheiben ausgerüstet sein.<br />
Ideal für die <strong>Mulchsaat</strong> mit Saatbettbereitung sind Schneidscheibengeräte mit seitlichen Stützrollen;<br />
diese ermöglichen eine präzisere Einhaltung der Ablagetiefe im Vergleich zu Sägeraten mit<br />
Tandemführung oder Tiefenführung über die hintere oder vordere Druckrolle. Ein weiterer Vorteil des<br />
Systems besteht darin, dass die Saatrille bis zur Ablage des Saatgutes offen bleibt <strong>und</strong> nicht<br />
zusammenfällt.<br />
<strong>Mulchsaat</strong> ohne Saatbettbereitung – Spezielle <strong>Mulchsaat</strong>ausrüstung<br />
Für <strong>Mulchsaat</strong> ohne Saatbettbereitung ist eine spezielle <strong>Mulchsaat</strong>ausrüstung unverzichtbar; die<br />
Scharbelastung jeder Säeinheit sollte über 80 kg liegen. Zwischenfruchtreste <strong>und</strong> gut<br />
eingearbeitetes Stroh stellen für Schneidscheibensysteme in der Regel kein Problem dar <strong>und</strong> werden<br />
gut bewältigt.<br />
Zusatzausrüstungen für die <strong>Mulchsaat</strong><br />
Diese Bauteile werden vor die Säeinheit montiert. Sie führen innerhalb der Saatreihe eine mehr oder<br />
weniger intensive Reihenbearbeitung durch. Die Zusatzausrüstungen lassen sich wie folgt unterteilen:<br />
Schneidseche (Wellscheiben) schneiden das Stroh <strong>und</strong> lockern den Boden. Für einen optimalen Bearbeitungseffekt<br />
sollten die Scheiben einige Zentimeter tiefer <strong>als</strong> die Saatgutablagtiefe eingestellt werden.<br />
Der Misch- <strong>und</strong> Lockerungseffekt eines Scheibensechs ist um so intensiver, je stärker die Scheibe<br />
gewellt ist.<br />
Räumscheiben (Hohlscheiben) räumen Stroh <strong>und</strong> Zwischenfruchtreste zur Seite. Räumscheiben werden<br />
bereits seit vielen Jahren angeboten <strong>und</strong> haben sich bei Zuckerrüben gut bewährt.<br />
Räumsterne (Trashwheel) bestehen aus zwei ineinander greifenden Zinkenrädern; gegenüber Räumscheiben<br />
krümeln diese den Boden sehr intensiv. Sie lassen sich auch bei sehr hohen Rückstandmengen<br />
(z.B. Körnermaisstroh) gut einsetzen. Räumsterne wie auch Räumscheiben müssen in jedem Fall<br />
richtig eingestellt werden; sie dürfen auf keinen Fall zu tief greifen - die Furchen könnten sonst Ausgangspunkt<br />
für die Bodenerosion sein. Ein präzise Tiefenführung z.B. über Stützräder ist erforderlich.<br />
Übersicht 2 Einzelkornsägeräte für Zuckerrüben<br />
System<br />
(Dosiersystem)<br />
Einzelkornsägeräte<br />
mit Innenbefüllung<br />
Einzelkonrnsägeräte<br />
mit pneumatischer<br />
Kornvereinzelung<br />
Anmerkungen<br />
vorlaufende Räumscheibe mit Kufenschar<br />
V-förmig angestelltes Scheibenschar mit Kufenschar<br />
Scharspitze mit Doppelscheiben<br />
41
Abb. 3: Räumscheiben <strong>als</strong> Vorsatz Abb. 4: Räumsterne vor Wellscheibe<br />
Übersicht 3 Einzelkornsägeräte für Maissaat<br />
System<br />
(Scharsysteme)<br />
(Tiefenführung)<br />
Scheiben-Zinken-Kombination Zwei mittelgroße Rollen für Tiefenführung<br />
42<br />
Anmerkungen<br />
Schneidscheiben mit Kufenschar Ein Tastrad für Tiefenführung<br />
Zwei-Scheibenschar Zwei große Tasträder für Tiefenführung<br />
(insgesamt Trend zu zwei Tasträder)<br />
Abb.5: Kufenschar kombiniert mit Abb.6: Zweischeibenschar mit<br />
Schneidscheiben <strong>und</strong> Tastrad großen Tasträdern
Unterfußdüngung<br />
Weil sich der Boden bei <strong>Mulchsaat</strong> langsamer erwärmt, ist bei Mais eine Unterfußdüngung mit<br />
Stickstoff <strong>und</strong> Phosphat bei <strong>Mulchsaat</strong> zu empfehlen. Für die <strong>Mulchsaat</strong> gibt es spezielle<br />
Scheibenschare.<br />
Maismulchsaat mit Universaldrillmaschinen<br />
Die Praxis versucht in zunehmendem Maße Universaldrillmaschinen mit exakt ablegenden<br />
Scheibenscharen auch für die Maissaat einzusetzen. Erste Praxisergebnisse zeigen, dass vergleichbare<br />
Ergebnisse sich dann erzielen lassen, wenn:<br />
• das Einzelschar mit > 80 kg belastbar <strong>und</strong><br />
• die Saatgutdosierung auf < 10 Körner / m 2 einstellbar ist sowie<br />
• die gewünschte Reihenentfernung durch Schließen von Särohren eingestellt <strong>und</strong><br />
• eine mineralische Düngergabe zur Saat ausgebracht werden kann.<br />
3. Bearbeitungs- <strong>und</strong> Bestelltechnik<br />
Die Gruppierung nachfolgender Geräte basiert auf dem AFP Programm: “Förderung von Maschinen<br />
zur ökologischen Ausrichtung der Produktion“<br />
Danach bestehen folgende drei Gruppen:<br />
• Gerätekombinationen für Bodenlockerung (nichtwendend), Saatbettbereitung<br />
<strong>und</strong> Saat<br />
• Gerätekombinationen für Saatbettbereitung <strong>und</strong> Saat<br />
• Spezielle Mulch- <strong>und</strong> Direktsaatkombinationen<br />
Alle drei Gerätegruppen müssen in der Lage sein, bei einem Bedeckungsgrad mit organischem<br />
Material > 30 % das Saatgut ordnungsgemäß abzulegen.<br />
3.1 Gerätekombinationen für Bodenlockerung (nichtwendend), Saatbettbereitung <strong>und</strong> Saat<br />
Diese Gerätekombination besteht aus ein-balkigem Flügelschargrubber, Kreiselgrubber oder<br />
Zinkenrotor <strong>und</strong> aufgebauter Sämaschine.<br />
Damit handelt es sich um ein Universalgerät, mit dem alle Arbeitsgänge der Bodenbearbeitung <strong>und</strong><br />
Bestellung erledigt werden können. Durch die Kombination mit Lockerungsscharen (Stilabstand ca.<br />
80 cm) ist auch eine krumentiefe Bearbeitung möglich. Allerdings erfordern die angetriebenen<br />
Werkzeuge einen hohen Kraftaufwand.<br />
3.2. Gerätekombinationen für Saatbettbereitung <strong>und</strong> Saat<br />
Für die Funktion der Saatbettbereitung können<br />
• aktiv arbeitende Geräteelemente wie Kreiselegge oder Zinkenrotor bzw.<br />
• passiv arbeitende Geräteelemente wie Kultivator, Spatenrollegge, Kurzscheibenegge<br />
kombiniert mit verschiedenen Packerwalzen eingesetzt werden.<br />
Für die Saat werden in der Regel Scheibenschare unterschiedlichster Form verwendet.<br />
43
Kreiseleggen mit aufgebauter Sämaschine<br />
Die Kombination aus Kreiselegge mit aufgebauter Sämaschine (siehe Abb. 7) ist in Deutschland sehr<br />
weit verbreitet <strong>und</strong> eignet sich für die <strong>Mulchsaat</strong> (mit Einschränkungen). Bei schwierigen Bedingungen<br />
(viel Stroh) sind die meisten Kombinationen überfordert, so dass eine intensive Vorarbeit erforderlich<br />
ist.<br />
Für den Einsteiger in die konservierende Bodenbearbeitung ist es jedoch oft sinnvoller, in eine verbesserte<br />
Bodenbearbeitung zu investieren <strong>und</strong> die vorhandene Kreiselegge/Sämaschine weiter zu nutzen.<br />
Verbesserungen, die diese Geräteform zu einer Alternative in der konservierenden Bodenbearbeitung<br />
werden lassen, sind z.B. auf Griff stehende Kreiselzinken (Kreiselgrubber), die eine intensivere Stroheinmischung<br />
ermöglichen. Auf Griff stehende Zinken werden inzwischen von den meisten Herstellern<br />
angeboten. Eine Verbesserung der <strong>Mulchsaat</strong>tauglichkeit von Kreiseleggenkombinationen lässt sich<br />
erreichen, wenn neuartige Nachläufer eingesetzt werden. Besonders bewährt haben sich bei <strong>Mulchsaat</strong><br />
streifenförmig arbeitende Walzen, die den Bereich der Saatrille verfestigen; dazu gehören die Segmentwalzen<br />
der neuen Bauform z. B. Keilring- Trapezring-, Federstempel- <strong>und</strong> Cräckerwalzen.<br />
Universaldrillmaschinen<br />
Universaldrillmaschinen dieser Art werden wegen hohen Eigengewichtes <strong>und</strong> großvolumiger Saatgutbehälter<br />
(> 2000 l) <strong>als</strong> Anhängegerät eingesetzt (siehe Abb. 8).<br />
Die Vorwerkzeuge dienen allgemein der Saatbettoptimierung, d.h. eine sorgfältige Vorbearbeitung ist<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich erforderlich.<br />
Besonders aktuell sind Vorwerkzeuge mit Scheibenelementen (Wellscheiben) oder , sog. Kurzscheibeneggen<br />
(fest eingestellter Arbeitswinkel).<br />
Abb. 7: Kreiselegge mit aufgebauter Abb.8: Universaldrillmaschine mit<br />
Scheibenschardrille passiv arbeitenden Vorwerkzeugen<br />
Anordnung von Packerwalzen <strong>und</strong> Säscharen<br />
Bei einigen Gerätetypen läuft die Packerwalze vor den Scheibenscharen <strong>und</strong> besteht aus Reifen mit<br />
Ackerstollenprofil oder Packerwalzen mit Keilringen (Durchmesser > 70 cm). Packerwalzen dienen<br />
der Rückverfestigung im Oberkrumenbereich. Darauf kann die Tiefenführung der Säschare eingestellt<br />
werden. Durch Druck- <strong>und</strong> Stützrollen erfolgt bei den meisten Geräten die Tiefenführung.<br />
44
Bei der Anordnung des Packers nach dem Säschar dient der Packer vorwiegend <strong>als</strong> Druckrolle.<br />
Das ganzflächige Anpressen der Oberkrume kann bei ungünstigen Bedingungen die Infiltration von<br />
Regen beinträchtigen <strong>und</strong> in Hanglagen die Erosion begünstigen.<br />
Vielfach dient der Reifenpacker dem Transport des Gerätes<br />
Einordnung der Scheibenschare<br />
Es werden zahlreiche Varianten angeboten, wozu Einscheiben- wie auch Zweischeibenschare gehören.<br />
Im Hinblick auf den Scheibendurchmesser ist anzumerken, dass ein Trend zu größeren Durchmesser<br />
(30 – 40 cm <strong>und</strong> größer) zu verzeichnen ist.<br />
Nach der Scheibengröße <strong>und</strong> Druckbeaufschlagung je Schar werden derzeit folgende Gruppen gebildet:<br />
• Rollschare (Scharbelastung bis 40 kg) werden inzwischen von den meisten Herstellern<br />
angeboten. Diese Schare können Schleppschare ersetzen womit Sämaschinen mulchsaatfähig<br />
werden. Allerdings erfordern Rollschare eine intensive Vorarbeit. Deshalb findet man<br />
Rollschare oft in Kombination mit Geräten zur Saatbettbereitung, wie Kreiselegge oder<br />
Zinkenrotor.<br />
Rollschare untergliedern sich in drei Untergruppen:<br />
Rollschare bestehend aus Metall- <strong>und</strong> Plastikscheibe. Die Plastikscheibe dient der Reinigung<br />
<strong>und</strong> Tiefenbegrenzung (siehe Abb.9).<br />
Rollschare bestehend aus zwei Metallscheiben mit gleichem Funktionsprinzip<br />
Einscheibenrollschar mit Abstreifer.<br />
• Scheibensämaschinen bis 100 kg Scharbelastung<br />
Scheibensämaschinen mit einer Scharbelastung bis 100 kg werden derzeit bei konservierender<br />
Bodenbearbeitung um häufigsten eingesetzt. Bei dieser Kategorie handelt es sich um Einoder<br />
Zweischeibenschare mit größerem Durchmesser (40 cm <strong>und</strong> größer). Um bei<br />
entsprechender Druckbeaufschlagung die Sätiefe halten zu können sind Druckrollen von<br />
Vorteil. Damit kann sowohl nach pflugloser Bodenbearbeitung wie auch nach Pflugfurche<br />
bestellt werden.<br />
Abb 9. Rollschar aus Metall- <strong>und</strong> Abb. 10: Zweischeibenschar mit<br />
Plastikscheibe Druckrolle<br />
45
Dreischeibensämaschinen<br />
Dreischeibensämaschinen sind dadurch gekennzeichnet, dass die Saatreihe durch ein Sech vorbearbeitet<br />
wird. Dieses Sech mischt <strong>und</strong> lockert den Boden. In dieser vorbearbeiteten Saatreihe läuft dann<br />
ein Zweischeibenschar, mit dem die Aussaat erfolgt (daher Dreischeibensysteme!). Dabei muss das<br />
Wellsech höher <strong>als</strong> das Säschar belastet werden, meist mit mehr <strong>als</strong> 200 kg. Es sollte einige Zentimeter<br />
tiefer <strong>als</strong> das folgende Säschar in den Boden eindringen.<br />
3.3 Spezielle Mulch- <strong>und</strong> Direktsaatkombinationen<br />
Scheibensämaschinen mit einer Scharbelastung über 100 kg eignen sich für:<br />
<strong>Mulchsaat</strong> ohne Saatbettbereitung (Voraussetzung: weitgehend ebene Oberfläche) oder<br />
Direktsaat unter günstigen Bedingungen z. B. nach Vorfrucht Winterraps u.a.<br />
Bei feuchten Böden kann es bei hohem Schardruck zu Verdichtungen <strong>und</strong> Verschmierungen in der<br />
Saatrille kommen, welche die Wurzelentwicklung der Jungpflanze empfindlich stören können. Mit<br />
geeigneten Scharkonstruktionen (Einscheibenschare mit seitlichem Scharkörpern, Zackenscheiben,<br />
seitliche Stützrollen) lassen sich diese Nachteile verringern.<br />
Bei höherem Strohbesatz kann es jedoch dazu kommen, dass dieses Stroh nicht geschnitten wird, sondern<br />
in die Saatrille eingeklemmt wird ("Haarnadeleffekt"); auch mit einer höheren Scharbelastung<br />
lässt sich dies nicht verhindern. Bei größeren Strohmengen ist wegen dieser Problematik eine flache<br />
Stoppelbearbeitung sinnvoll, z.B. mit Spatenrollegge, Flachgrubber oder Kurzscheibenegge.<br />
Grubbersämaschinen (Airseeder)<br />
Airseeder, auch Grubbersämaschinen, haben Scharformen mit einer bandförmigen Saatgutablage. Da<br />
die Saatgutzuführung pneumatisch erfolgt, haben diese Geräte den Namen Airseeder erhalten. Airseeder<br />
können auf der unbearbeiteten Stoppel eingesetzt werden (z. B. zur Zwischenfruchtbestellung),<br />
kommen aber meist nach flacher Stoppelbearbeitung zum Einsatz. Ihr Einsatzbereich liegt vor allem<br />
auf Standorten mit mittleren Ertragspotentialen.<br />
Infolge der bandförmigen Saatgutablage kann der Abstand zwischen den Scharen 25 - 45 cm betragen,<br />
so dass Verstopfungen selten auftreten.<br />
Durch eine vorlaufende Schneid-Stützrolle ist es möglich, auch große Strohmengen zu bewältigen.<br />
Das neu entwickelte Winglet-Schar (siehe Abb. 12) zeichnet sich durch eine geringe Bodendisturbation<br />
<strong>und</strong> einem deutlich verringertem Zugkraftbedarf aus.<br />
Bei einigen Airseedern ist eine Kombination von Saat <strong>und</strong> Düngung möglich. Spezielle Scharformen<br />
(siehe Abb. 11) ermöglichen die gemeinsame Ausbringung der Saat mit festen oder flüssigen Düngemitteln<br />
(PPF-System).<br />
Zinkenschar-Sämaschinen<br />
Im Gegensatz zu den Scheibenscharmaschinen benötigen Zinkenschare weniger Scharbelastung, da<br />
die schmalen Meißelschare auf Griff stehen. Zinkenschar-Sämaschinen sind besonders für die Direkt-<br />
oder <strong>Mulchsaat</strong> ohne Saatbettbereitung geeignet, jedoch weniger für den Einsatz auf gepflügtem Land.<br />
46
Abb.: 11 Sägrubber (Airseeder) mit Abb.: 12 Aufbau des Winglet-Schares<br />
Saatgutablage hinter Grubberstil<br />
Sonderbauformen<br />
Der Dyna Drive ist ein bodenangetriebener Zinkenrotor, der eine flache <strong>und</strong> intensive Bodenbearbeitung<br />
ermöglicht. Der Dyna Drive eignet sich sowohl zur flachen Stoppelbearbeitung wie auch zur<br />
Saatbettbereitung. Mit einer aufgebauten Sämaschine erfolgt die Saatgutablage durch Drillrohre in den<br />
Erdstrom.<br />
Der "Federpackernachläufer mit Säeinrichtung" (siehe Abbildung 13) eignet sich sowohl zum Aufbau<br />
auf zapfwellengetriebenen Bodenbearbeitungsgeräten wie auch an Grubbern <strong>und</strong> Scheibengeräten.<br />
Abb. 13: Sonderform: Stempelpackerwalze mit druckbeaufschlagten Särohren<br />
Literatur:<br />
Landwirtschaft ohne Pflug; (http://www.pfluglos.de)<br />
47
Adressen:<br />
Josef Kreitmayr<br />
Institut für Agrarökologie, Ökologischen Landbau <strong>und</strong> Bodenschutz<br />
Vöttinger Str. 38<br />
85354 Freising<br />
E-Mail: Josef.Kreitmayr@LfL.Bayern.de<br />
Christian Beckmann<br />
Agrarbildungszentrums Landshut-Schönbrunn<br />
Am Lurzenhof 3<br />
84036 Landshut<br />
E-Mail: Christian.Beckmann@abz.fh-landshut.de<br />
48
Anhang 1:<br />
Wie stark ist die Bodenerosion auf meinen Feldern?<br />
Eine Anleitung zur Bestimmung des langjährigen mittleren Bodenabtrags<br />
Rudolf Rippel<br />
Warum muss ich den Boden vor Erosion schützen?<br />
Bodenerosion ist die Verlagerung von Bodenmaterial an der Bodenoberfläche durch Wasser oder<br />
Wind <strong>als</strong> Transportmittel. Sie gilt nicht nur weltweit, sondern auch in Bayern <strong>als</strong> die derzeit größte<br />
Gefährdung der Böden <strong>und</strong> ihrer Funktionen. In Bayern spielt insbesondere die Erosion durch Wasser<br />
eine große Rolle. Hierdurch entstehen u. a. Schäden auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche durch<br />
• Verletzen, Entwurzeln <strong>und</strong> Überdecken von Kulturpflanzen,<br />
• Verlust an durchwurzelbarer Bodensubstanz <strong>und</strong> damit vermindertes Wasserspeicher-, Filter<strong>und</strong><br />
Puffervermögen,<br />
• Verarmung des Bodens an Humus <strong>und</strong> Pflanzennährstoffen,<br />
• Wegspülen von Saatgut, Düngemitteln <strong>und</strong> Pflanzenschutzmitteln vom Ausbringungsort <strong>und</strong><br />
Ablagerung an unerwünschter Stelle,<br />
• Anreicherung von Schadstoffen durch Konzentration von Düngemitteln <strong>und</strong> Pflanzenschutzmitteln<br />
im Ablagerungsbereich<br />
• erschwertes Befahren der Äcker durch tiefe Erosionsrinnen oder Auflandungen,<br />
• Beeinträchtigung der ökologischen Funktionsfähigkeit geschädigter Böden,<br />
• Minderung der Ertragsfähigkeit.<br />
Andere Bestandteile des Naturhaushaltes werden zum Teil erheblich beeinträchtigt durch<br />
• Einträge von Boden, Pflanzenschutzmitteln <strong>und</strong> Pflanzennährstoffen in benachbarte Biotope,<br />
Vorfluter oder andere Nachbarsysteme,<br />
• Verschmutzung von angrenzenden Straßen, Wegen <strong>und</strong> Gräben.<br />
Nach dem Bodenschutzrecht hat der Landwirt die Pflicht zur Gefahrenabwehr <strong>und</strong> zur Vorsorge.<br />
Diese Pflichten erfüllt der Landwirt i. d. R. durch die Anwendung der guten fachlichen Praxis. Zu<br />
deren Gr<strong>und</strong>sätzen gehört, dass Bodenabträge durch standortangepasste Nutzung möglichst vermieden<br />
werden.<br />
Wovon hängt das Ausmaß der Bodenerosion ab?<br />
Bodenabtrag findet im wesentlichen auf Ackerflächen statt. Das Ausmaß der Bodenerosion hängt<br />
insbesondere von Art <strong>und</strong> Ausmaß der Niederschläge, von der Bodenart, von Hanglänge <strong>und</strong> -neigung<br />
<strong>und</strong> von den Bewirtschaftungsmaßnahmen des Landwirts ab. Der langfristige Bodenabtrag einer<br />
bestimmten Ackerfläche lässt sich unter Berücksichtigung dieser Faktoren mit Hilfe der Allgemeinen<br />
Bodenabtragsgleichung (ABAG) bestimmen.<br />
49
Wieviel Erosion verträgt der Boden?<br />
Bodenabtrag lässt sich auf Ackerflächen nicht völlig vermeiden. Ideal wäre es, den Bodenabtrag so<br />
weit zu senken, dass er die natürliche Bodenbildung nicht übertrifft. Dann wäre allerdings auf vielen<br />
Flächen Ackerbau nicht möglich. Aus landwirtschaftlicher Sicht muss aber zumindest die langfristige<br />
Minderung der Bodenfruchtbarkeit erträglich bleiben. Flachgründige Böden mit niedriger Ackerzahl<br />
sind empfindlicher <strong>als</strong> tiefgründige mit einer hohen Ackerzahl. Dem entsprechend soll aus heutiger<br />
Sicht der mit Hilfe der ABAG ermittelte Abtrag 1 t bzw. 10 t pro Hektar <strong>und</strong> Jahr nicht übersteigen.<br />
Der gerade noch tolerierbare Abtrag (A t) mitteltiefer Böden liegt dazwischen. 10 t Boden/ha entsprechen<br />
1 kg Boden/m 2 oder etwa 0,6 mm Krumentiefe.<br />
Unabhängig davon soll der Landwirt in erosionsgefährdeten Lagen alle zumutbaren Vorkehrungen in<br />
seiner Bewirtschaftung treffen, um den Bodenabtrag so gering wie möglich zu halten. Hierzu gehören<br />
Maßnahmen wie z. B. reduzierte Bodenbearbeitung, <strong>Mulchsaat</strong>, verbleibende Ernterückstände auf der<br />
Bodenoberfläche, Querbewirtschaftung, die richtige Standortwahl für den Anbau der Früchte, Zwischenfrucht,<br />
ein raues Saatbett, ausreichende Humus- <strong>und</strong> Kalkversorgung.<br />
Wie ermittle ich den Bodenabtrag auf meinen Flächen?<br />
Der mittlere langjährige Bodenabtrag kann mit Hilfe von PC-Programmen errechnet werden, die von<br />
den Landwirtschaftsämtern in der Beratung eingesetzt werden.<br />
Ohne Computer kann der mittlere Bodenabtrag in einem vereinfachten Verfahren mit Hilfe der Tabellen<br />
1 bis 6 abgeschätzt werden.<br />
Zur Bestimmung des Bodenabtrags benötigt man einen Hangneigungsmesser. Verfügt man über eine<br />
Flurkarte im Maßstab 1 : 5.000 mit Höhenlinien, so kann mit etwas Übung das erosionswirksame Gefälle<br />
auch aus dem Abstand der Höhenlinien abzulesen werden (siehe Anhang 2). Am Ende des Heftes<br />
befindet sich außerdem eine Vorlage zum Herstellen eines einfachen, aber ausreichend genauen<br />
Hangneigungsmessers (Anhang 3). Anhand einer Flurkarte lässt sich auch die erosionswirksame<br />
Hanglänge recht genau bestimmen.<br />
Daneben sind genaue Kenntnisse über die Bewirtschaftungsmaßnahmen auf der fraglichen Fläche,<br />
über die Mittlere Jahresniederschlagsmenge sowie über die Beschreibung der Fläche nach der Bodenschätzung<br />
notwendig. Diese Beschreibung ist der Schätzungskarte zu entnehmen, die z. B. am Landwirtschaftsamt<br />
vorliegt.<br />
Eine Flächenbeschreibung lautet z. B. „L 3 Lö 78/74“. Für die Bestimmung des Bodenabtrags sind<br />
die Bodenart (erste Buchstabenkombination, hier: L), die Zustandsstufe (hier 3; bei der<br />
Grünlandschätzung steht hier die römische Zahl I, II, oder III), die Entstehung (hier Lö) <strong>und</strong> die letzte<br />
Zahl (Ackerzahl, hier: 74) von Bedeutung.<br />
Nach der ABAG errechnet sich der langjährige mittlere Abtrag A [t / (ha * Jahr)] durch Multiplikation<br />
der Faktoren<br />
50
o R = Regenfaktor<br />
o K = Bodenfaktor<br />
o S = Hangneigungsfaktor<br />
o L = Hanglängenfaktor<br />
o C = Bewirtschaftungsfaktor<br />
o P = Querbewirtschaftungsfaktor<br />
Die Landwirtschaftsämter können Hilfestellung bei der Ermittlung des Bodenabtrags geben.<br />
Vorgehen zur Ermittlung des Bodenabtrags mit Hilfstabellen:<br />
1. Schritt: Ermittlung der Toleranzgrenze A t<br />
Der tolerierbare Abtrag beträgt 1/8 der Acker- bzw. Grünlandzahl.<br />
A t = Ackerzahl<br />
8<br />
Für eine Fläche mit der Ackerzahl 74 ergibt sich somit ein gerade noch tolerierbarer mittlerer Abtrag<br />
von 9,3 t Boden pro Hektar in einem Jahr.<br />
2. Schritt: Ermittlung des Regenfaktors R<br />
Anhand der Mittleren Jahresniederschlagsmenge in mm lässt sich in Tabelle 1 der entsprechende<br />
Faktor R ablesen. Zwischenwerte werden interpoliert, z. B. ergeben 780 mm Mittlerer<br />
Jahresniederschlag einen R-Faktor von 63.<br />
Tabelle 1: Regenfaktor R<br />
∅ Niederschlag,<br />
mm/Jahr<br />
500<br />
550<br />
600<br />
650<br />
700<br />
750<br />
800<br />
R 40 44 48 52 56 60 65 69 73 77 81 85 90 94 98<br />
3. Schritt: Ermittlung des Bodenfaktors K<br />
Anhand der Bodenschätzung (s. o.) ermittelt man unter Berücksichtigung der Bodenart, der<br />
Entstehung <strong>und</strong> der Zustandsstufe den K-Faktor. Die Beschreibung L 3 Lö ergibt z. B. den Faktor<br />
0,55.<br />
850<br />
900<br />
950<br />
1000<br />
1050<br />
1100<br />
1150<br />
1200<br />
51
Tabelle 2a: Bodenfaktor (K) aus der Ackerschätzung (E = Entstehung; Z = Zustandsstufe)<br />
52<br />
Bodenart S Sl lS SL sL L LT T<br />
E Z 1-7 1-7 1-7 1-7 1-7 1-4 5-7 1-4 5-7 1-7<br />
D 0,10 0,15 0,20 0,30 0,40 0,50 0,40 0,30<br />
Dg, Vg, Ag 0,10 0,10 0,15 0,15 0,20 0,25 0,20 0,20 0,15<br />
Al 0,10 0,15 0,20 0,30 0,40 0,50 0,40 0,35 0,30<br />
Lö - - 0,25 0,35 0,50 0,55 - -<br />
V 0,10 0,15 0,20 0,30 0,30 0,40 0,35 0,30 0,25 0,25<br />
Tabelle 2b: Bodenfaktor aus der Grünlandschätzung (Z = I bis III)<br />
Bodenart S lS L T<br />
0,20 0,30 0,35 0,30<br />
Wegen der groben Einteilung dieser K-Werte sollen<br />
nach Möglichkeit benachbarte Ackerschätzungen mit<br />
ähnlicher Bodenart verwendet werden.<br />
4. Schritt: Ermittlung des Hanglängenfaktors L<br />
Oft ist ein zu untersuchender Schlag wegen unterschiedlicher Hangneigung nicht überall in gleicher<br />
Weise von Erosion gefährdet. Deshalb ist zunächst der zu untersuchende erosionswirksame Hang in<br />
seiner Ausdehnung festzulegen. Dies ist die Fläche mit der stärksten Hangneigung einschließlich eines<br />
oben einsetzenden <strong>und</strong> unten ausklingenden Hangbereiches, für den Bodenerosion zu erwarten ist.<br />
Tabelle 3: Hanglängenfaktor L<br />
Hanglänge, m 30 40 60 80 100 120 140 160 180 200 240 270 300 350 400<br />
L (bis 5 %<br />
Hangneigung)<br />
L (über 5 %<br />
Hangneigung)<br />
1,1 1,3 1,5 1,7 1,8 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,6 2,7 2,8 3,0 3,2<br />
1,1 1,3 1,7 1,9 2,1 2,3 2,5 2,7 2,9 3,0 3,3 3,5 3,7 4,0 4,3<br />
Die Festlegung erfolgt unabhängig von Gr<strong>und</strong>stücksgrenzen. Strukturen wie z. B. Gräben, Wege,<br />
Feldraine oder dauerhafte Grenzfurchen, die abfließendes Oberflächenwasser seitlich abführen, wirken<br />
dagegen begrenzend. Für diese Fläche wird in Gefällrichtung die Hanglänge <strong>und</strong> anhand von Tabelle 3<br />
der dazu gehörende L-Faktor bestimmt. Dabei wird unterschieden, ob die Hangneigung kleiner oder<br />
größer 5 % ist. Bei 120 m Länge ergibt das für den letzten Fall einen L-Faktor von 2,3.
5. Schritt: Ermittlung des Hangneigungsfaktors S<br />
Für den nach 4. bestimmten Hangabschnitt wird die mittlere Hangneigung <strong>und</strong> der entsprechende<br />
S-Faktor ermittelt. (s. o.: Wie ermittle ich den Bodenabtrag auf meinen Flächen?)<br />
Ein erosionswirksamer Hang mit durchschnittlich 9 % Gefälle ergibt nach Tabelle 4 einen S-Faktor<br />
von 1,0.<br />
Ist man sich bei der unter 4. beschriebenen Festlegung der Fläche nicht sicher, so versucht man durch<br />
Änderung der Hanglänge <strong>und</strong> damit auch der mittleren Neigung die Kombination aus Hanglänge <strong>und</strong> -<br />
neigung zu finden, bei der nach Multiplikation der ermittelten L- <strong>und</strong> S-Faktoren der größte Wert<br />
erzielt wird.<br />
Tabelle 4: Hangneigungsfaktor S<br />
Hangneigung, % 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />
S 0,2 0,3 0,5 0,6 0,7 0,8 1,0 1,2 1,3 1,5 1,7 2,0 2,2<br />
Hangneigung, % 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 28 30<br />
S 2,4 2,6 2,9 3,2 3,5 3,8 4,1 4,4 4,7 5,0 5,4 6,1 6,8<br />
Die Werte gelten für einen (nahezu) geraden Hang. Ist der Hang dagegen konkav, d. h. wird er nach<br />
unten immer flacher, so ist der S-Faktor zusätzlich mit 0,8 zu multiplizieren. Ist der Hang dagegen<br />
konvex, d. h. wird er nach unten immer steiler, so beträgt der zusätzliche Faktor 1,2.<br />
Auch wenn das Wasser zusammenfließt, z. B. in einer Hangmulde, oder wenn es auseinander fließt,<br />
z. B. an einer Hangschulter, so hat dies Einfluss auf den Abtrag. Fließt das Wasser zusammen, so dass<br />
die Fließbreite im unteren Bereich des Feldes nur etwa halb so breit ist, wie im oberen Bereich, so ist<br />
der S-Faktor zusätzlich mit 1,4 zu multiplizieren.<br />
6. Schritt: Ermittlung des Bewirtschaftungsfaktors C<br />
Unter Berücksichtigung der angebauten Früchte, des Verbleibs von Ernterückständen, der<br />
Bodenbearbeitung <strong>und</strong> spezieller Bestellverfahren wird der C-Faktor ermittelt (Tabellen 5a - 5d).<br />
Dabei ist den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechend zu interpolieren. Eine Fruchtfolge<br />
Zuckerrüben-Getreide-Getreide mit <strong>Mulchsaat</strong> <strong>und</strong> Saatbettbereitung vor der Blattfrucht ergibt z. B.<br />
den C-Faktor 0,08.<br />
53
Tabelle 5a: Bewirtschaftungsfaktor C für reine Mähdrusch-Fruchtfolgen (ohne Körnermais)<br />
54<br />
mit regelmäßiger Verwendung des Pflugs ohne Pflug<br />
Anteil Gerste + Raps „reiner Tisch“ * mittel „raues Feld“ *<br />
bis 33 % 0,1 0,07 0,04 0,03<br />
über 33 bis 50 % 0,1 0,08 0,05 0,04<br />
über 50 % 0,1 0,08 0,06 0,04<br />
Tabelle 5b: Bewirtschaftungsfaktor C für Kartoffel-Getreide-Fruchtfolgen<br />
Kartoffelanteil<br />
keine Bodenbedeckung über Winter<br />
vor Kartoffeln<br />
„reiner<br />
Tisch“*<br />
mittel „raues<br />
Feld“*<br />
mit Bodenbedeckung über Winter<br />
vor Kartoffeln<br />
mit<br />
Frühjahrsdam<br />
m<br />
mit<br />
Winterdamm<br />
zusätzl.<br />
pfluglos vor<br />
Getreide<br />
25 % 0,14 0,12 0,10 0,10 0,05 0,04<br />
33 % 0,16 0,14 0,12 0,10 0,06 0,05<br />
Tabelle 5c: Bewirtschaftungsfaktor C für Zuckerrüben-Getreide-Fruchtfolgen<br />
Zuckerrübena<br />
nteil<br />
keine Bodenbedeckung über Winter<br />
vor Zuckerrüben<br />
„reiner<br />
Tisch“*<br />
mittel „raues<br />
Feld“*<br />
mit Bodenbedeckung über Winter vor<br />
Zuckerrüben<br />
ZR mit<br />
Saatbettberei<br />
tung<br />
ZR ohne<br />
Saatbettbereitung<br />
zusätzl.<br />
pfluglos vor<br />
Getreide<br />
25 % 0,12 0,10 0,08 0,08 0,04 0,04<br />
33 % 0,14 0,12 0,10 0,08 0,05 0,05<br />
Tabelle 5d: Bewirtschaftungsfaktor C für Mais-Getreide-Fruchtfolgen <strong>und</strong> Fruchtfolgen mit verschiedenen<br />
Hackfrüchten<br />
Hackfruchtant<br />
eil<br />
keine Bodenbedeckung über Winter<br />
vor Hackfrucht<br />
„reiner<br />
Tisch“*<br />
mittel<br />
„raues<br />
Feld“*<br />
mit Bodenbedeckung über Winter vor<br />
Hackfrucht<br />
Hackfr. mit<br />
Saatbettbereitung<br />
Hackfr. ohne<br />
Saatbettbereitung<br />
zusätzl.<br />
pfluglos vor<br />
Getreide<br />
25 % 0,15 0,13 0,11 0,08 0,04 0,04<br />
33 % 0,18 0,16 0,14 0,08 0,05 0,05<br />
50 % 0,28 0,27 0,26 0,10 0,08 0,05<br />
66 % 0,40 0,38 0,36 0,12 0,09 0,06
* Erläuterung:<br />
• reiner Tisch: nach der Ernte wenig Ernterückstände auf der Bodenoberfläche (z. B. Strohnutzung);<br />
Saatbett wenig strohbedeckt <strong>und</strong> glatt; keine Zwischenfrucht; langer Zeitraum zwischen<br />
Pflugfurche <strong>und</strong> Aussaat der Folgefrucht (z. B. frühe Sommerfurche oder Schälen ohne<br />
Zwischenfruchtanbau)<br />
• raues Feld: nach der Ernte viele Ernterückstände auf der Bodenoberfläche; kurze Zeit zwischen<br />
wendender Bodenbearbeitung <strong>und</strong> Aussaat der Folgefrucht oder raue, mit Rückständen bedeckte<br />
Bodenoberfläche, eventuelle mit Zwischenfruchteinsaat oder aufgelaufenen Ausfallsamen<br />
• mit Bodenbedeckung über Winter vor der Hackfrucht<br />
o mit Saatbettbereitung (Frühjahrsdamm) vor der Hackfrucht:<br />
Bodenbedeckung durch abgestorbene Pflanzenreste nach der Aussaat der Hackfrucht unter 30<br />
%<br />
o ohne Saatbettbereitung (Winterdamm) vor der Hackfrucht:<br />
Bodenbedeckung durch abgestorbene Pflanzenreste nach der Aussaat der Hackfrucht über 30<br />
%<br />
o zusätzlich pfluglos vor Getreide:<br />
Bodenbedeckung durch abgestorbene Pflanzenreste nach der Aussaat aller Kulturen über 30 %<br />
7. Schritt: Ermittlung des Querbearbeitungsfaktors P<br />
Die Bewirtschaftung quer zum Gefälle bremst bei nicht zu großer Hanglänge den Oberflächenabfluss<br />
des Wassers. Wird die vom Gefälle abhängige maximale Hanglänge für diesen positiven Effekt nicht<br />
überschritten, so ist der entsprechenden P-Faktoren einzusetzen. Andernfalls ist P = 1. In unserem<br />
Beispiel wird die für eine Hangneigung von 9 % geltende maximale Hanglänge von 40 m deutlich<br />
überschritten, P ist demzufolge 1 (Tabelle 6).<br />
Tabelle 6: Querbewirtschaftungsfaktor P<br />
Hangneigung, % 1-2 3-5 6-8 9-12 13-16 17-20 21-25<br />
Hanglänge bis 130 m 100 m 70 m 40 m 30 m 20 m 17 m<br />
P 0,6 0,5 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9<br />
8. Schritt: Ermittlung des mittleren Abtrags<br />
Für die genannten Beispiele errechnet sich ein Abtrag von<br />
A = 63 * 0,55 * 2,3 * 1,0 * 0,08 * 1,0 = 6,4 [t / ha <strong>und</strong> Jahr].<br />
9. Schritt: Prüfung, ob der tolerierbare Abtrag überschritten wird<br />
In unserem Beispiel liegt der ermittelte Abtrag von 6,4 t pro ha <strong>und</strong> Jahr unterhalb des errechneten<br />
tolerierbaren Abtrags. Nachdem der Landwirt mit der <strong>Mulchsaat</strong> geeignete <strong>und</strong> zumutbare Schritte um<br />
<strong>Erosionsschutz</strong> ergriffen hat, kann er davon ausgehen, dass er nach guter fachlicher Praxis handelt.<br />
55
Wäre der errechnete Abtrag deutlich höher, müsste er sich überlegen, welche weiteren Maßnahmen<br />
des <strong>Erosionsschutz</strong>es von ihm anzuwenden wären. Mit einem Verzicht auf die Saatbettbereitung zu<br />
den Zuckerrüben könnte im genannten Beispiel der Abtrag um 38 % auf 4,0 t /ha <strong>und</strong> Jahr gesenkt<br />
werden.<br />
Literatur:<br />
Auerswald, K; v. Perger P. (1998): Bodenerosion durch Wasser - Ursachen, Schutzmaßnahmen <strong>und</strong><br />
Prognose mit PC-ABAG. AID-Heft Nr. 1378, AID (Hrsg.), Bonn, 38 S.<br />
Schwertmann, U; Vogl, W.; Kainz M. unter Mitarbeit von Auerswald K.; Martin, W. (1987):<br />
Bodenerosion durch Wasser - Vorhersage des Bodenabtrags <strong>und</strong> Bewertung von Gegenmaßnahmen.<br />
Ulmer, 64 S.<br />
56
Anhang 2:<br />
Bestimmung der erosionswirksamen Hangneigung <strong>und</strong> Hanglänge<br />
mit Hilfe der 5 m - Höhenlinien einer Flurkarte mit dem Maßstab<br />
1 : 5.000<br />
Abbildung 1: Bestimmung der erosionswirksamen Hangneigung <strong>und</strong><br />
Hanglänge<br />
• Wesentlich für das Ausmaß des Bodenabtrags ist die Hangneigung des Schlages, die über den<br />
größeren Teil des Hanges vorliegt.<br />
• Aus einer Flurkarte mit Höhenlinien ergibt sich die Hangneigung aus dem senkrechten Abstand<br />
der Höhenlinien zueinander. Aus der Beschriftung der Höhenlinien ist der Höhenunterschied zwischen<br />
den Höhenlinien abzulesen, im gekennzeichneten Flurstück (Abbildung 1) ist die Beschriftung<br />
z. B. „10“ <strong>und</strong> „20“ (Höhenmeter). Damit ergibt sich, dass zwischen zwei dieser Höhenlinien<br />
das Gelände um 5 m nach Nordosten ansteigt (in der Regel bezeichnen die durchgezogenen Höhenlinien<br />
5 m - Stufen).<br />
• Der Abstand dieser Höhenlinien ist im oberen Hauptbereich dieses Hanges etwa 3,5 mm.<br />
• Auf einer Karte mit dem Maßstab 1 : 5.000 entspricht 1 mm einer waagrechten Strecke von 5 m;<br />
3,5 mm entsprechen 17,5 m.<br />
57
• Demnach steigt das Gelände hier auf einer Strecke von 17,5 m um 5 m an. 5 m sind r<strong>und</strong> 29% von<br />
17,5 m, es handelt sich hier <strong>als</strong>o um einen Hang mit 29 % Hangneigung. Weitere Werte sind der<br />
Tabelle 1 zu entnehmen.<br />
• Bei unterschiedlich ausgeprägter Hangneigung bestimmt man die durchschnittliche Hangneigung,<br />
indem man den Abstand über mehrere 5 m - Höhenlinien hinweg misst <strong>und</strong> diesen Abstand<br />
durch die Zahl der 5 m - Stufen teilt. In unserem Beispiel ergibt sich entlang der gestrichelten Linie<br />
zwischen den äußeren Höhenlinien ein Abstand von ca. 24,5 mm. Er umfasst sieben 5 m - Höhenstufen.<br />
Der durchschnittliche Abstand wäre demnach 3,5 mm, was wie oben einer durchschnittlichen<br />
Hangneigung von 29 % entspricht. Bei weniger steilen Hängen, wie sie bei Ackernutzung<br />
meist vorliegen, nimmt die Genauigkeit dieser Bestimmung der Hangneigung zu.<br />
• Mit Hilfe der Skala am den seitlichen Rändern des Hangneigungsmessers (Anhang 3) lässt sich<br />
das Gefälle direkt aus dem gemessenen Abstand der 5 m - Höhenlinien ablesen.<br />
• Die erosionswirksame Hanglänge wird so gemessen, wie das Wasser abfließt, <strong>als</strong>o senkrecht zu<br />
den Höhenlinien. Im Beispiel des in der Abbildung dargestellten Schlages stellt die gestrichelte<br />
Linie die erosionswirksame Hanglänge dar, <strong>als</strong>o etwa 28 mm in der Karte oder 140 m in der Natur.<br />
• Die erosionswirksame Hanglänge wird im Allgemeinen oben begrenzt von einer Verebnung des<br />
Hanges (hier die Bergkuppe), unten von einem Auslaufen des Gefälles. Im Hang kann sie unterbrochen<br />
werden von Landschaftsstrukturen, die das Oberflächenwasser ableiten oder deutlich<br />
bremsen, <strong>als</strong>o z. B. von einem Graben, von einem wasserableitenden Weg, von einer Hecke mit<br />
Randfurche, von Grünland oder Wald. Eine Schlag- oder Flurstücksgrenze alleine (ohne deutlichen<br />
Rain o. ä.) stellt keine Begrenzung dar.<br />
Tabelle 1: Abstand der 5 m - Höhenlinien <strong>und</strong> Hangneigung (Maßstab 1 : 5.000)<br />
Abstand der 5 m -<br />
Höhenlinien<br />
mm<br />
58<br />
Hangneigung<br />
%<br />
Abstand der 5 m -<br />
Höhenlinien<br />
mm<br />
Hangneigung<br />
%<br />
Abstand der 5 m -<br />
Höhenlinien<br />
mm<br />
Hangneigung<br />
%<br />
3,0 33 6,5 15 12 - 13 8<br />
3,5 29 7,0 14 14 - 15 7<br />
4,0 25 8,0 13 16 - 18 6<br />
4,5 22 8,5 12 19 - 22 5<br />
5,0 20 9,0 11 23 - 28 4<br />
5,5 18 10 10 29 - 40 3<br />
6,0 17 11 9 über 40 ≤ 2
Anhang 3: Hangneigungsmesser<br />
Visierkante Loch bohren für 30 cm langen Faden<br />
mit Gewicht (z.B. Taschenmesser)<br />
25 23 21 19 17 15 13 11<br />
Abstand Abstand der der 5m-Höhenlinien 5m-Höhenlinien (M: (M: 1:5.000) 1:5.000) = = Hangneigung Hangneigung in in %<br />
%<br />
Hangneigungsmesser<br />
zur Bestimmung des Bodenabtrages<br />
Die Hangneigung wird für den Bereich des Hauptgefälles bestimmt, der für das<br />
Erosionsgeschehen der Fläche ausschlaggebend ist.<br />
Die Hangneigung wird von unten oder von oben senkrecht zum Hang (zu den<br />
Höhenlinien) gemessen.<br />
Am besten visiert man von oben entlang der Bodenoberfläche oder entlang eines<br />
gleichmäßig gewachsenen Pflanzenbestandes (Abb.1). Ist dies nicht möglich,<br />
muss die eigene Körpergröße beim Visieren so berücksichtigt werden, dass die<br />
Visierlinie parallel zu dem zu messenden Hangabschnitt verläuft.<br />
Zum Visieren hält man den Neigungsmesser etwa 30 – 40 cm vom Auge entfernt<br />
<strong>und</strong> peilt entlang der Visierkante (Abb.2).<br />
Nach dem Auspendeln des Gewichtes hält man den Faden mit dem Daumen<br />
fest <strong>und</strong> liest die Hangneigung auf der Skala ab (Abb.3).<br />
Abb.1<br />
Abb.3<br />
Abb.2<br />
25 20 15 10 5 0 5 10 15 20 25<br />
Hangneigung %<br />
30 30 30 30 30 – – – – – 40 40 40 40 40 cm cm cm cm cm<br />
Zur genauen Bestimmung wird die<br />
Messung drei Mal durchgeführt <strong>und</strong><br />
der Mittelwert bestimmt.<br />
Vorlage oberhalb der Visierkante, entlang der seitlichen Skalen <strong>und</strong><br />
unten ausschneiden <strong>und</strong> auf einen starken Karton oder eine dünne<br />
Sperrholzplatte kleben oder heften. Wichtig ist, dass die Visierkante gut<br />
mit einer Seite der Platte übereinstimmt.<br />
Nach Mosimann 1999, Terragon Ecoexperts AG, verändert<br />
Visierkante<br />
Abstand...<br />
...der 5m - Höhenlinien (M: 1:5.000) = Hangneigung in %<br />
2 2 % % 3 % 4 4 % % 5 % % % % 6 % 7 % 8 % 9 % 10 %<br />
59