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Skript Modul 14 – Physikalische Chemie 2

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<strong>Skript</strong> <strong>Modul</strong> <strong>14</strong> <strong>–</strong> <strong>Physikalische</strong> <strong>Chemie</strong> 2<br />

Übersicht der Themengebiete:<br />

1. Statistische Thermodynamik<br />

1.1. Boltzmannstatistik<br />

1.2. Zustandssumme und thermodynamische Größen<br />

1.3. Statistische Interpretation des Chemischen Gleichgewichtes<br />

2. Spektroskopie<br />

2.1. Störungsrechnung und Dipolübergangsmoment<br />

2.2. Übersicht über die optischen spektroskopischen Methoden<br />

2.2.1.1. Elektronische Absorptions- und Emissionsspektren<br />

2.2.1.2. Rotations-Schwingungspektren<br />

2.2.1.3. Ramanspektroskopie als Ergänzung zur IR-Spektroskopie - Gruppentheorie<br />

3. Lichtstreuung<br />

3.1. Statische Lichtstreuung<br />

3.2. Dynamische Lichtstreuung


1. Statistische Thermodynamik


1.1. Boltzmann-Statistik:<br />

z.B.: Statistisches Gewicht Wk einer Verteilung, Gesamtzahl unterscheidbarer Teilchen n = 4, Gesamtenergie E = 3


Verteilung als Funktion von n<br />

Statistisches Gewicht von insgesamt n unterscheidbaren Teilchen verteilt auf r Zustände, wobei die jeweilige Besetzung n1, n2 usw. beträgt:


Herleitung der Boltzmann-Verteilung:<br />

Randbedingungen: konstante Gesamtenergie E, konst. Gesamtteilchenzahl N<br />

Maximum der Verteilung, d.h. Ableitungen = 0 !


Stirlingsche Näherung für große x:<br />

Berücksichtigung der Randbedingungen -> Methode der Lagrange’schen Multiplikatoren:<br />

Lösungen ohne, bzw. mit Entartung der Energienieveaus:<br />

, bzw.


Besetzungsverhältnis vom i‘ten Zustand relativ zur Besetzung des Grundzustandes:<br />

1.2. Zustandssumme und thermodynamische Größen<br />

, bzw.<br />

Anschauliche Bedeutung der Zustandssumme


Berechnung der Gesamtenergie aus der Zustandssumme - allgemein:<br />

Spezielle mikroskopische Modelle aus der Quantenchemie:<br />

Zustandssumme für Molekülschwingungen:


Zustandssumme für Translation:<br />

Zustandssumme der Rotation:<br />

Zustandssumme der elektronischen Anregung:


Zustandssumme für mehrere mikroskopische Anregungen:<br />

Für N nicht-unterscheidbare Moleküle gilt:<br />

Zusammenhang zwischen Zustandssumme q und thermodynamischen Größen:<br />

Zustandssumme und Entropie:<br />

, bzw.<br />

z.B. 1 Mol Wasser + 0.01 Mol Ammoniak:


Berechnung der Gesamtenergie E:<br />

1. Schwingungen:<br />

(geometrische Reihe!)


2. Rotation:<br />

(Symmetriezahl, z.B. � = 2 für H2, Cl2, etc.)


Berechnung der Wärmekapazität:<br />

Allgemein:<br />

1. Translation:<br />

2. Rotation:<br />

(Charakteristische Temperatur, ab der die Rotation thermisch angeregt wird!)


3. Schwingung:<br />

(Charakteristische Temperatur, ab der die Vibration thermisch angeregt wird!)


Zusammenfassung Wärmekapazität 2-atomiger Moleküle:


Charakteristische Temperaturen einiger 2-atomiger Moleküle:<br />

Berechnung der Entropie:<br />

1. Schwingung:<br />

2. Translation:<br />

(Sackur-Tetrode-Gl.)


Entropieänderung bei Expansion eines idealen Gases:<br />

Formeln für die Berechnung weiterer Zustandsgrößen aus der Zustandssumme:<br />

1. freie Energie:<br />

2. Druck:<br />

3. freie Enthalpie:


1.3. Statistische Interpretation des Chemischen Gleichgewichts:<br />

� 1. Bestreben nach tiefer Energie<br />

� 2. Bestreben nach hoher Entropie (= max. Zustandssumme)<br />

endotherme Reaktion, d.h. �H > 0, aber auch �S > 0


Gleichgewichtskonstante: Ergibt sich, indem man sämtliche Zustände A, B zusammen fasst, und diese nach der Boltzmann-Verteilung<br />

von unten nach oben abnehmend besetzt (s.Abb.). Somit erhält man jeweils für die Gesamtzahl der Teilchen, die als Edukte (A) bzw. Produkte<br />

(B) vorliegen:<br />

Die Gleichgewichtskonstante enthält somit einen enthalpischen Term exp(-��E) = exp(-��H), sowie, entsprechend dem Verhältnis der jeweiligen<br />

Zustandssummen qB/qA, einen entropischen Term: �S = k (ln(qB) <strong>–</strong> ln(qA)).


Zum Abschluss ein Zahlenbeispiel für KN:


2. Spektroskopie<br />

Besonderheiten der Spektren:<br />

- Diskrete Übergänge zwischen quantenchemischen Zuständen<br />

- Nicht alle Übergänge sind erlaubt (Auswahlregeln !)<br />

- Die Übergänge besitzen im Spektrum eine endliche Linienbreite (Bandenbreite)<br />

=> Formalismus: Zeitabhängige Schrödingergleichung plus Störungsoperator<br />

2.1. Störungsrechnung und Dipolübergangsmoment<br />

Hamilton-Operator inklusive Störterm W(t):<br />

Schrödingergleichung ungestört, stationär:<br />

Zeitabhängige Schrödingergleichung, und neue Wellenfunktion unter Störung als Linearkombination der ungestörten Wellenfunktionen:


Einsetzen dieses Lösungsansatzes in die zeitabhängige Schrödingergl.<br />

liefert für die zeitliche Entwicklung der Koeffizienten der ungestörten Wellenfunktionen:<br />

Hierbei sind die folgenden Parameter entscheidend für den Effekt der Störung auf die Wellenfunktionen, d.h. bewirken das Ausmaß der<br />

Veränderung von cn:<br />

Matrixelement der Störung<br />

(z.B. Übergangsdipolmoment bei optischer Spektroskopie)<br />

Übergangsfrequenz des Systems entsprechend der Energiedifferenz der beiden Zustände n, k


Unter der Annahme dass vor Beginn der Störung lediglich der bestimmte Zustand i besetzt sei, sowie dass die Störung klein ist, d.h. die<br />

Besetzung der angeregten Zustände nur geringfügig von 0 abweicht, erhält man:<br />

Hieraus lässt sich schließlich die zeitliche Entwicklung der Anregung eines bestimmten Zustandes f berechnen:<br />

Die Wahrscheinlichkeit der Anregung entspricht dem Betragsquadrat des Koeffizienten dieses angeregten Zustandes, also:


Hochfrequente Störungen:<br />

Betrachten wir eine harmonische hochfrequente Störung, wie beispielsweise die Anregung mit sichtbarem oder IR-Licht:<br />

Einsetzen und Integrieren liefert dann für den zeitabhängigen Koeffizienten:<br />

bzw. für die Wahrscheinlichkeit der Anregung entsprechend:<br />

, mit der Eulerschen Gleichung: e ix = cos(x) + i sin(x) !


Liegt die Frequenz der Störung sehr dicht bei der Resonanzfrequenz , so ergibt sich hieraus eine deutlich erhöhte<br />

Übergangswahrscheinlichkeit (s.Abbildung):<br />

Bitte beachten Sie die endliche Linienbreite: je länger die Störung dauert, desto definierter ist die Frequenz des Überganges. Dies entspricht<br />

einer weiteren Variante der Heissenbergschen Unschärferelation: ∆퐸 ∙ 푡 ≥ 2ℎ


2.2. Übersicht über die optischen spektroskopischen Methoden<br />

2.2.1.1. Elektronische Absorptions- und Emissionsspektren<br />

(s. <strong>Skript</strong> zur PC1-Vorlesung, <strong>Modul</strong> 6!)<br />

IC = Internal Conversion, ISC = Intersystem Crossing. Der Spinverbotene Übergang ISC, der zur zeitlich verzögerten Phosphoreszenz führt, wird<br />

durch Spin-Bahn-Kopplung ermöglicht, und tritt somit bei Molekülen auf, die schwerere Elemente (d-Elektronen!) enthalten.<br />

Die Fluoreszenz (F) ist gegenüber der Absorption (A) rot-verschoben, da die Absorption in einen höheren Schwingungszustand erfolgt, der dann<br />

zunächst strahlungslos über Wärmeabgabe relaxiert.


2.2.1.2. Rotations-Schwingungspektren<br />

(s. <strong>Skript</strong> zur PC1-Vorlesung, <strong>Modul</strong> 6!)


2.2.1.3. Ramanspektroskopie als Ergänzung zur IR-Spektroskopie <strong>–</strong> Gruppentheorie<br />

Bei der Ramanspektroskopie wird monochromatisches Licht auf eine Probe eingestrahlt und entweder elastisch oder inelastisch gestreut. Bei<br />

einer elastischen Streuung („Rayleigh-Streuung“) wird das Licht mit derselben Wellenlänge gestreut, mit der es auch ausgesandt wurde. Die<br />

Intensität der Rayleigh-Streuung hängt von der mittleren Polarisierbarkeit der Moleküle ab und ist stark frequenzabhängig (s. Kapitel 3.). Bei<br />

einer inelastischen Streuung hingegen wird ein Teil der Energie des Lichts vom Molekül genutzt, um in einen virtuellen Zustand zu gelangen,<br />

dem eine Relaxation in einen angeregten Zustand folgt („Stokeslinie“), oder die Relaxation erfolgt in einen energetisch tiefer liegenden Zustand,<br />

das heißt es wird Energie vom Molekül an das Photon abgegeben („Antistokeslinien“), wodurch das Licht mit einer Verschiebung bezüglich der<br />

Wellenlänge reflektiert wird. Dieses gestreute Licht wird in Abhängigkeit der Wellenlänge detektiert.<br />

Schema der Übergänge bei Raman-Streuprozessen, sowie resultierendes Emissionsspektrum.


Das elektrische Feld E �� der eingestrahlten elektromagnetischen Welle induziert im Molekül ein Dipolmoment � �� , welches proportional zur<br />

Polarisierbarkeit α des Moleküls ist:<br />

�� �� �� ��<br />

� � � � E mit E � E �cos<br />

�2�� t �<br />

0 0<br />

wobei � 0 die Frequenz des eingestrahlten Lichts ist und t für die Zeit steht. Es resultiert ein oszillierender Dipol.<br />

Die Polarisierbarkeit α spannt einen sogenannten Tensor zweiter Stufe auf:<br />

�� xx � xy � xz �<br />

� �<br />

� � �� yx � yy � yz �<br />

� �<br />

�� zx � zy � zz �<br />

Bei einer Schwingung oder Rotation des Moleküls wird dieser Oszillation des Dipols eine weitere überlagert, die Polarisierbarkeit lässt sich in<br />

erster Näherung in einer Taylorreihe um die Gleichgewichtslage q = 0 der Normalkoordinate der entsprechenden Oszillation entwickeln:<br />

� ��<br />

�<br />

� � � q�0<br />

� � � �q ��<br />

� �q<br />

�<br />

q�0<br />

wobei q für die Koordinate der Oszillation steht und folgende Gleichung eines harmonischen Oszillators erfüllt mit νM als Eigenfrequenz des<br />

Moleküls:<br />

� �� �<br />

q � q0 �cos 2 Mt<br />

somit ergibt sich für das Dipolmoment:


�� �� � � ��<br />

�<br />

� ��<br />

� � � � E � �� � � � q cos� 2�� t �� E 0 cos� 2��<br />

t�<br />

�<br />

� �<br />

0 0 M<br />

0<br />

� � �q<br />

�q�0<br />

�<br />

�� 1 �� � ��<br />

�<br />

� �0 � E0 cos� 2�� 0t � � E 0q0<br />

� � cos 2 � 0 � � � cos 2 � 0 � �<br />

2 �<br />

� � � � t� � � � � t�<br />

� q �<br />

q�0<br />

� � M � � M ��<br />

Hier stehen der erste Teil der Gleichung für die Rayleighstreuung, der zweite für die Anti-Stokes-Linie und der dritte für die Stokes-Linie. Die<br />

allgemeine Auswahlregel lautet also dass sich die Polarisierbarkeit bei der entsprechenden Normalschwingung ändern muss, d.h.<br />

� ��<br />

�<br />

� �<br />

�q<br />

� �q�<br />

0<br />

� 0<br />

Die spezielle Auswahlregel für die Schwingungsübergänge eines harmonischen Oszillators lautet Δv = ±1. Die Intensität der einzelnen<br />

Anregungen ist bestimmt durch das Quadrat des Übergangsdipolmoments sowie durch das Besetzungsschema der einzelnen Zustände<br />

(Boltzmannverteilung). Über die Boltzmannverteilung lässt sich erklären, dass die Intensität der Antistokeslinie schwächer ist als die der<br />

Stokeslinie, da bei Raumtemperatur die angeregten Zustände nur sehr schwach besetzt sind.


Symmetrieanalyse von Schwingungen/Gruppentheorie<br />

Im Folgenden soll erläutert werden, wie mit Hilfe der Gruppentheorie Art und Zahl der Molekülschwingungen bestimmt und deren IR- bzw.<br />

Raman-Aktivität ermittelt werden kann. Zunächst muss die Symmetrie (d.h. die Punktgruppe) des Moleküls ermittelt werden. Dazu bestimmt man<br />

das Verhalten des Moleküls unter verschiedenen Symmetrieoperationen bzw. prüft, welche Symmetrieelemente (Drehachsen, Spiegelebenen,<br />

Drehspiegelebenen) das Molekül aufweist. Im Falle des Wassermoleküls findet man die Punktgruppe C2v. Kennt man die Punktgruppe eines<br />

Moleküls kann man mit Hilfe der sogenannten Charaktertafel für diese Punktgruppe die IR- und/oder Raman-aktiven Schwingungen ermitteln.<br />

Eine Charaktertafel ist wie folgt aufgebaut:<br />

In der Kopfzeile der Charaktertafel steht in der Regel ganz links die entsprechende Punktgruppe, gefolgt von den zugehörigen Klassen der<br />

Symmetrieelemente (E, C2, σv(xz), σv(yz)). Die Punktgruppe C2v weist in jeder Klasse genau ein Symmetrieelement auf <strong>–</strong> solche Gruppen<br />

werden als abelsch bezeichnet. Die Gesamtzahl aller Symmetrieelemente ergibt die Gruppenordnung h und ist im Falle der Punktgruppe C2v<br />

gleich 4.. In den weiteren Zeilen sind die so genannten irreduziblen Darstellungen (A1, A2, B1, B2 im Falle der Punktgruppe C2v) mit ihren<br />

Charakteren bezüglich der Symmetrieelemente aufgeführt. Am Ende der jeweiligen Zeile finden sich noch einige Funktionen und Operationen,<br />

die sich gleich verhalten („transformieren“), wie die jeweilige irreduzible Darstellung <strong>–</strong> wobei Ri für die Rotation um die entsprechende<br />

Raumachse steht. Insgesamt hat das Wassermolekül 3N = 9 Freiheitsgrade, wenn N die Anzahl der Atome ist, da jedes der drei Atome in die<br />

drei Raumrichtungen ausgelenkt werden kann. Diese Freiheitsgrade lassen sich nun separieren in die jeweiligen Translationen des gesamten<br />

Moleküls in die drei Raumrichtungen, die Rotationen des Moleküls um die drei Hauptachsen des Moleküls (bei linearen Molekülen zwei<br />

Hauptachsen mit endlichem Trägheitsmoment) und die Normalmoden, welche in der harmonischen Näherung orthogonal zueinander und daher<br />

alle unabhängig voneinander sind. Will man sich der Gruppentheorie bedienen, um diese Normalmoden zu finden und zu beschreiben, so wird<br />

zunächst eine geeignete Basis benötigt, anhand welcher die Freiheitsgrade untersucht werden können. Eine solche geeignete Basis ist zum<br />

Beispiel die Gesamtheit der Einheitsvektoren, die die möglichen Verschiebungen der Atome im Molekül beschreiben. Im Folgenden untersucht<br />

man, wie die Symmetrieoperationen der entsprechenden Punktgruppe auf die Einheitsvektoren wirken:


Die Basis aus den Einheitsvektoren an den jeweiligen Atompositionen „transformiert“ also z.B. unter dem Einfluss der Symmetrieoperation C2<br />

wie folgt:<br />

C2<br />

�q , q , q , q , q , q , q , q , q � ��� ��q , �q , q , �q , �q , q , �q , �q<br />

, q �<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 7 8 9 4 5 6 1 2 3<br />

q6 bleibt unverändert (q6 → q6), q4 und q5 ändern ihre Richtung (q4 → -q4), q3 und q9 vertauschen (q3 → q9) usw.. Allgemein kann man schreiben:<br />

� �<br />

q' � �� q<br />

mit der Matrizen-Darstellung Γ für die Symmetrieoperation C2:


Zu dieser Darstellung Γ gibt es unendlich viele äquivalente Darstellungen Γ´, die über die Ähnlichkeitstransformation mit einer regulären Matrix S<br />

ineinander überführbar sind (Basistransformation):<br />

�1<br />

�' � �<br />

S S<br />

Unverändert bleibt bei der Ähnlichkeitstransformation die Summe der Diagonalelemente der Matrix Γ (grau unterlegt), welche auch als Charakter<br />

χ bezeichnet wird:<br />

�<br />

� kk<br />

�R � � ��<br />

R�<br />

k


Im obigen Beispiel der Darstellung für die Drehung um 180° in der Basis der Einheitsvektoren ergibt sich der Charakter zu χ(�(C2)) = 0 + 0 + 0 +<br />

(-1) + (-1) + 1 + 0 + 0 + 0 = -1. In ähnlicher Weise erhält man auch die Charaktere für die Identität E und die Spiegelungen an den vertikalen<br />

Spiegelebenen σxz und σyz:<br />

χ(E) = 1 +1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1 = 9<br />

χ(σxz) = 0 +0 + 0 + 1 + (-1) + 1 + 0 + 0 + 0 = 1<br />

χ(σyz) = (-1) +1 + 1 + (-1) + 1 + 1 + (-1) + 1 + 1 = 3<br />

Zusammengefasst findet man für die Charaktere der reduziblen Darstellung der Freiheitsgrade des Wassermoleküls:<br />

Betrachtet man obige Darstellung der Drehung um die Hauptdrehachse (Gl. 11), so erkennt man, dass für die Ermittlung des Charakters nur die<br />

Atome betrachtet werden müssen, die bei der Symmetrieoperation ihre Positionen beibehalten (sonst „landet“ man nach der Symmetrieoperation<br />

nicht auf der Diagonalen).


Kennt man die Charaktere der irreduziblen Darstellungen (aus der Charaktertafel), so lässt sich umgekehrt die Anzahl der irreduziblen<br />

Darstellungen, die als Summe der entsprechenden reduziblen Darstellung äquivalent sind, nach folgendem Schema einfach bestimmen<br />

(entspricht formal der Aufspaltung eines 3d-Vektors in die entsprechenden Einheitsvektoren):<br />

Es folgt also, dass sich die Freiheitsgrade des Moleküls (= reduzible Darstellung: Matrix der Dimension 3N x 3N) als direkte Summe voneinander<br />

unabhängiger Freiheitsgrade mit dem jeweiligen Transformationsverhalten (= irreduzible Darstellungen: kleiner Matrizen, im Beispiel alle mit der<br />

Dimension 1 !) zusammensetzen:<br />

� � 3A � A � 2B � 3B<br />

1 2 1 2


Da in diesen Freiheitsgraden noch die Translation und die Rotation des Moleküls enthalten sind<br />

� � � � � � �<br />

trans rot vib<br />

müssen letztere noch abgezogen werden, um auf (sämtliche) Schwingungsfreiheitsgrade zu kommen.<br />

Ein Blick auf die komplette Charaktertafel der Punktgruppe C2v (s.Abb. unten) verrät, dass die translatorischen Freiheitsgrade (x, y, z)<br />

transformieren wie A1, B1 und B2:<br />

�trans � A1 � B1 � B 2<br />

und die rotatorischen Freiheitsgrade (Rx, Ry, Rz) wie A2, B1 und B2:<br />

�rot � A2 � B1 � B 2<br />

Zieht man diese ab, erhält man für die Schwingungsfreiheitsgrade:


Für die Anwendung dieser Gruppentheorie in der Schwingungs-Spektroskopie ist wichtig, dass IR-aktive Moden entsprechend der Koordinaten<br />

x, y und z transformieren (analog zum Dipolübergangsmoment!), Raman-aktive Moden hingegen entsprechend dem symmetrischen<br />

Polarisierbarkeitstensor wie x 2 , y 2 , z 2 sowie xy, xz und yz transformieren. Somit lässt sich in der Charaktertafel eindeutig zuordnen, welche<br />

Normalmoden prinzipiell IR- bzw. Raman-aktiv sein könnten. D.h. also für H2O: alle 3 Schwingungsmoden (2A1 + B2) sind sowohl IR- als auch<br />

Raman-aktiv.


Für andere mehratomige Moleküle funktioniert die Analyse der relevanten Schwingungen nach der Gruppentheorie/Symmetriebetrachtung<br />

ganz analog nach diesem einfachen Muster:<br />

1. Schritt: Feststellen der Punktgruppe (Identifizierung sämtlicher verschiedener Symmetrieelemente des Moleküls).<br />

2. Schritt: Heraussuchen der entsprechenden Charaktertafel der irreduziblen Darstellungen aus der Literatur<br />

3. Schritt: Aufstellen der reduziblen Darstellung, Hilfs-Überlegung hierbei: welche Atome behalten bei der jeweiligen Symmetrieoperation ihre<br />

Positionen bei.<br />

4. Schritt: Formulieren der reduziblen Darstellung als Summe der irreduziblen Darstellungen mit Hilfe des gezeigten Schemas.<br />

5. Schritt: Abziehen der Moden für Translation (x, y, z) sowie Rotation (Rx, Ry, Rz), um so sämtliche Schwingungsmoden in irreduzibler<br />

Darstellung zu erhalten.<br />

6. Schritt: Identifizieren der Raman-aktiven Moden anhand der Charaktertafel. Diese transformieren wie x 2 , y 2 , z 2 sowie xy, xz und yz. Man erhält<br />

somit eine Aussage über die Gesamtzahl der aktiven Moden, sowie deren Entartungsgrad, was eine Vorhersage der Anzahl an im Raman-<br />

Spektrum sichtbaren Banden erlaubt.


3. Lichtstreuung<br />

3.3. Statische Lichtstreuung<br />

Streuung von Gasmolekülen<br />

Elektromagnetische Wellen wie das Licht induzieren in den Gasmolekülen einen oszillierenden Herz‘schen Dipol, der seinerseits als Quelle für<br />

die gestreute Sekundärwelle dient. Die Amplitude dieses Dipols m(t), und damit die Intensität des gestreuten Lichtes, hängt hierbei von der<br />

Polarisierbarkeit � des Moleküls ab. Für die Amplitude des einfallenden Lichts gilt.<br />

� 2� x 2�<br />

t �<br />

E � x, t � � E0<br />

�cos � � �<br />

� � � c �<br />

Hierbei ist 2 2 c<br />

�<br />

� � �� � � die Frequenz des mit der Wellenlänge ��einfallenden Lichtes, und 2<br />

�<br />

k � � der Wellenvektor, wobei der Einfachheit<br />

�<br />

halber linear polarisiertes Licht, welches sich in x-Richtung ausbreitet, angenommen wurde. Die Abb. zeigt die entsprechende isotrope, d.h.<br />

senkrecht zur Schwingungsachse des Herz‘schen Dipols kreisförmig in alle Richtungen, Ausbreitung des gestreuten Lichtes.<br />

Abb.: Isotrope Ausbreitung des an einzelnen Gasmolekülen gestreuten Lichtes


Für die Amplitude des gestreuten Lichtes erhält man entsprechend:<br />

2<br />

2 2<br />

� � m � 1 �4�<br />

� � E0<br />

� 2 � 2 2<br />

�t<br />

rDc rDc ��<br />

� � �� ��<br />

Es � � exp i 2 t � kr D<br />

� �<br />

Beachten Sie hierbei, dass entsprechend der komplexen e-Funktion diese Amplitude sowohl mit der Zeit als auch mit dem Ort oszilliert.<br />

Bei einem statischen Lichtstreuexperiment wird nicht die Amplitude, sondern deren Betragsquadrat, d.h. die Streuintensität, detektiert:<br />

�� �� �� 2<br />

�<br />

I � E s E s � E s . Die von Gasmolekülen emittierte Rayleighstreuung ist wie folgt gegeben:<br />

s<br />

4<br />

Is<br />

1 16�<br />

2<br />

I � � � N<br />

2 4<br />

I r �<br />

0<br />

mit I0 der Intensität des einfallenden Lichtstrahles, und r der Entfernung zwischen Streuereignis und Detektor.<br />

Streuung von kleinen Teilchen in Lösung:<br />

Reine Flüssigkeiten streuen Licht in geringem Maße aufgrund von zufälligen Dichtefluktuationen, die durch die thermische Bewegung der<br />

Moleküle verursacht werden. Für Lösungen sind hingegen im Wesentlichen die Konzentrationsfluktuationen der gelösten Partikel für die<br />

Streuung verantwortlich. Somit ist die Streuintensität näherungsweise nur vom Streukontrast der gelösten Partikel b, sowie den erwähnten<br />

Konzentrationsfluktuationen, die über die Konzentrationsabhängigkeit des osmotischen Drucks gegeben sind, abhängig:<br />

2<br />

Is : b kT<br />

c<br />

��<br />

�c<br />

( )<br />

T<br />

Nach van’t Hoff gilt für ideale bzw. reale Lösungen (Vgl. PC1-Vorlesung: Osmotischer Druck !):<br />

�� kT<br />

�<br />

�c<br />

M<br />

�� 1<br />

� kT( � 2 A2c � ... )<br />

ideal �c<br />

M<br />

real.


(M = Molmasse der gelösten Partikel, A2 = 2ter Virialkoeffizient des osmot. Drucks)<br />

Man erhält für ideale, d.h. hochverdünnte Lösungen sehr kleiner streuender Partikel folgende einfache Gleichung für die Intensität des<br />

gestreuten Lichtes:<br />

2<br />

I s : b cM<br />

Hierbei hängt der Streukontrast b 2 nun nicht mehr, wie bei Gasmolekülen, von der absoluten Polarisierbarkeit, sondern von der Differenz der<br />

Polarisierbarkeiten gelöstes Molekül und Lösemittel �� ab, wobei diese über die entsprechenden Brechungsindizes gegeben ist:<br />

0<br />

�� � � �� 0 � �<br />

2 2<br />

D � D,0<br />

� ��<br />

n n<br />

4� N<br />

V<br />

4�<br />

N<br />

V<br />

mit nD dem Brechungsindex des gelösten Substrates, nD,0 dem des Lösemittels, und N V<br />

der Anzahl an gelösten Teilchen pro Volumen.<br />

Um eine absolute Streuintensität zu erhalten, die nicht von den experimentellen Bedingungen wie Größe des Streuvolumens =<br />

Querschnitt von beleuchteter und beobachteter Probenregion (ist minimal bei Beobachtungswinkel = 90°, s.Abb.2), Empfindlichkeit des<br />

Detektors oder Distanz Probe-Detektor abhängt, definiert man die absolute Streuintensität (= Rayleigh-Verhältnis) wie folgt:<br />

2<br />

r<br />

2<br />

4�<br />

2 �nD<br />

2 cM<br />

S LM<br />

V<br />

4<br />

�0<br />

D,0<br />

�c<br />

N L<br />

R � I � I � n<br />

( ) ( )<br />

[m -1 ]<br />

mit dem sogenannten Brechungsindexinkrement<br />

�nD<br />

n � n<br />

�c<br />

c<br />

( ) :<br />

D D,0


Experimentell bestimmt man das Rayleigh-Verhältnis durch Kalibrierung der Apparatur, d.h. indem man den Streubeitrag des Lösemittels als<br />

Untergrund von der gemessenen Intensität abzieht, und anschließend über die für einen absoluten Streustandard, typischerweise reines Toluol,<br />

gemessene Intensität normiert:<br />

I<br />

R � �I solution � I solvent ��<br />

I<br />

std , abs<br />

somit erhält man für den Streukontrast:<br />

2<br />

2 2 D 2<br />

4 D,0<br />

( )<br />

� �c<br />

0 N L<br />

std<br />

4�<br />

�n<br />

b � n � K<br />

Ist die Lösung nicht ideal verdünnt, so müssen zusätzlich noch interpartikuläre WW zwischen gelöstem Substrat und Lösemittel in Form des 2ten<br />

Virialkoeffizient berücksichtigt werden, und man erhält für Lösungen sehr kleiner Teilchen (< 10 nm):<br />

Kc 1<br />

� � 2 A2c �<br />

...<br />

R M


Streuung von verdünnten Lösungen von Nanopartikeln:<br />

Für sehr kleine Teilchen < 10 nm überlagern sich die von verschiedenen Herz’schen Dipolen = Streuzentren innerhalb eines Teilchens<br />

emittierten Streuwellen perfekt konstruktiv, die gemessene absolute Streuintensität R ist somit isotrop, d.h. unabhängig vom<br />

Beobachtungswinkel, und zudem abhängig von der Anzahl der streuenden Partikel pro Volumen N, sowie der Anzahl der Streuzentren pro<br />

Partikel zum Quadrat. Letztere ist ihrerseits proportional zur Molmasse M, somit ist R proportional NM 2 . Für größere gelöste Partikel kommt es<br />

hingegen aufgrund des größeren Gangunterschiedes auch zu teilweiser Auslöschung der gestreuten Wellen (= Interferenzen), und die<br />

gemessene Intensität wird dadurch abhängig vom Beobachtungswinkel. Dieser wichtige Unterschied zwischen der Streuung an sogenannten<br />

Punktstreuern (< 10 nm) sowie an größeren Partikeln ist nochmals nachfolgend skizziert:<br />

Abb.: Intrapartikuläre Interferenzen von Sekundärwellen bei Punktstreuern (links) sowie Partikeln > 10 nm (rechts)<br />

Die von Partikeln > 10 nm herrührende Streuintensität wird somit abhängig vom Beobachtungswinkel, und man führt entsprechend den<br />

Streuvektor q = k <strong>–</strong> k0 als wichtige inverse Längenskala des Lichtstreuexperimentes ein:


Abb.: Streuvektor<br />

Der Betrag von q ergibt sich für die Streuung in Lösung (Brechungsindex des Lösemittels: nD) somit als:<br />

4�n sin( �<br />

D )<br />

q � 2<br />

�<br />

Anschaulich nimmt man umso mehr Details von den streuenden Partikel wahr, je größer q, d.h. je kleiner die beobachteten intrapartikulären<br />

Distanzen:<br />

Abb.: Streuvektor q als Vergrößerungsstufe (inverse Längenskala)


Tab.: q-Skala und im Streuexperiment sichtbare Probendetails<br />

Durch paarweises Aufsummieren über sämtliche Interferenzen erhält man für die q-abhängige Streuintensität von N Teilchen mit jeweils Z<br />

Streuzentren:<br />

Z Z � � � Z Z ��<br />

2 2<br />

I ( q) � Nb �� exp ��iq �r i � r j ��<br />

� Nb exp �� �<br />

� � ��<br />

ij<br />

�<br />

iqr<br />

�<br />

i�1 j�1 i�1 j�1<br />

Mittelung über alle Raumrichtungen führt dazu, dass die Vektoren durch die Beträge rij ersetzt werden können, und man erhält für die normierte<br />

Streuintensität (= Partikel-Formfaktor P(q)):<br />

Z Z � sin �qr � �<br />

Z Z<br />

ij<br />

�� � � ��<br />

2 2 � ij �<br />

1<br />

P( q) � I 2 2 �q � � 1 1 1<br />

2 � 2 1 �<br />

6<br />

q r �...<br />

NZ b Z � � Z<br />

i�1 j�1 i�1 j�1<br />

�<br />

qrij<br />

�<br />

Ersetzt man die kartesischen Koordinaten durch Schwerpunktkoordinaten si, so entfallen die Summenzeichen, und man erhält:<br />

P q 1<br />

3<br />

s q<br />

2 2<br />

( ) �1 � � ...<br />

,mit dem Trägheitsradius s:<br />

Z Z<br />

2<br />

�� rij 2 2<br />

� 2Z<br />

s<br />

i�1 j�1


Für streuende Teilchen > 50 <strong>–</strong> 100 nm darf die Reihenentwicklung des Partikelformfaktors nicht abgebrochen werden!<br />

1<br />

P( q) � I q � 1<br />

�qrij �<br />

� sin �<br />

� �<br />

� �<br />

� �<br />

Z Z<br />

2 2 � � 2 ��<br />

NZ b Z i�1 j�1 qrij<br />

So gilt für homogene Kugeln mit Radius R:<br />

9<br />

P( q) � sin qR � qR cos qR<br />

�qR �<br />

6<br />

� � � � ��<br />

2<br />

Abb.: Partikelformfaktor P(q) für Kugeln versus normierte Längenskala qR in logarithmischer Auftragung.


3.4. Dynamische Lichtstreuung<br />

In einer Lösung streuender Partikel führt deren Brownsche Bewegung zu zeitlichen Fluktuationen der inter(!)-partikulären Interferenzen und<br />

somit zu zeitlichen Fluktuationen der Streuintensität (I(q,t)).<br />

Abb.: Zeitliche Veränderung der Interpartikulären Interferenzen bei gegebenem Streuwinkel.<br />

Im realen Raum beschreibt die van-Hove-Autokorrelationsfunktion die zeitliche Veränderung der Teilchenorte (n = 0 (kein Teilchen) oder 1), das<br />

zugehörige DLS-Signal erhält man durch Fourier-Transformation:<br />

� � � � � �� �<br />

Gs ( r, � ) �� n(0, t) n( r, t �� ) �V , T � Fs ( q, � ) � �Gs<br />

( r, � )exp( iqr) dr<br />

Für frei diffundierende Teilchen ist die van-Hove-Autokorrelation eine Gauss-fktn.:<br />

3 r(<br />

� )<br />

Gs( r, � ) � � �R( � ) � exp �<br />

3 2 � �R( �<br />

) �<br />

2<br />

3<br />

2 2<br />

[ 2�<br />

] ( ) 2


Die Bewegung des Einzelteilchens (“Random Walk”) wird hierbei über das mittlere Verschiebungsquadrat und den<br />

Selbstdiffusionskoeffizienten Ds, der über die Stokes-Einstein-Gleichung gegeben ist, beschrieben:<br />

� � 2<br />

�R � � 6Ds�<br />

D<br />

s<br />

kT kT<br />

� �<br />

f 6��<br />

R<br />

H<br />

Ds beschreibt physikalisch die Balance aus thermischer Energie kT, die die streuenden Partikel zur Brownschen Bewegung antreibt, und<br />

Reibungsterm f, welcher die Teilchen in ihrer Bewegung bremst. F hängt hierbei vom hydrodynamischen Radius der Teilchen RH, sowie von der<br />

Viskosität des umgebenden Lösemittels �, ab.<br />

Bei der dynamischen Lichtstreuung wird experimentell die Amplituden-Korrelationsfunktion Fs(q,t) aus der zeitabhängigen Streuintensität I(t)<br />

sowie der Intensitätskorrelation wie folgt bestimmt: (beachte: bei der statischen Lichtstreuung betrachtet man die zeitlich gemittelte<br />

Streuintensität (s.gestrichelte Linie im linken Plot) !):<br />

Abb.: Prinzip der DLS <strong>–</strong> Bestimmung der Intensitätsautokorrelationsfunktion aus den zeitlichen Fluktuationen der Streuintensität I(t) durch<br />

korrelieren (= “paarweises Multiplizieren“)


Über die Siegert-Relation wird die gemessene Intensitätskorrelationsfunktion in die normierte Amplitudenkorrelationsfunktion überführt:<br />

F q D q E q t E q t<br />

� I( q, t) I ( q, t �� ) �<br />

2<br />

s ( , � ) � exp( � s � ) �� s ( , ) s *( , �� ) �� � 1<br />

2<br />

� , �<br />

I q t<br />

Für monodisperse hochverdünnte Proben entspricht diese Amplitudenkorrelation bei logarithmischer Auftragung somit einer Geraden, aus deren<br />

Steigung sich der Selbstdiffusionskoeffizient Ds, und aus diesem über die Stokes-Einstein-Gl. (22b) der hydrodynamische Radius der streuenden<br />

Partikel, ergibt.<br />

DLS-Datenanalyse für polydisperse (monomodale) Proben:<br />

Für polydisperse Proben ist Fs(q,�) eine Überlagerung verschiedener e-Funktionen:<br />

2 2<br />

� , � � � � � �� exp�<br />

� � �<br />

F q n M P q D q<br />

s i i i i<br />

i<br />

Beachten Sie den Wichtungs-Faktor “ni Mi 2 Pi(q)“, der dem Beitrag der Partikelfraktion i zur statischen, d.h. mittleren, Streuintensität, und damit<br />

dem relativen Anteil an der Amplitudenkorrelationsfunktion, entspricht! Entwickelt man diese Funktion in eine Taylor-Reihe (Kumulanten-<br />

Verfahren), so erhält man:<br />

1 2 1 3<br />

ln Fs �q, � � � ��1� � �2� � �3� � ...<br />

2! 3!<br />

Der 1. Kumulant �1 liefert hier den mittleren Diffusionskoeffizienten und somit auch einen mittleren Radius über die Stokes-Einstein-Gleichung,<br />

wobei diese Mittelwerte jedoch nur für Teilchen < 10 nm sauber definiert und unabhängig vom Detektionswinkel sind (s.u.). Der 2. Kumulant �2<br />

ist ein Maß für die Polydispersität<br />

Wichtig:<br />

Für Teilchen, die im Mittel größer als 10 nm sind, ist wegen des q-abhängigen Wichtungs-Faktors Pi(q) nur ein apparenter q-abhängiger<br />

Diffusionskoeffizient!


�<br />

�<br />

� �<br />

2<br />

ni � M i � Pi q � Di<br />

app � �<br />

2<br />

s g<br />

ni � M i � Pi q<br />

2 2<br />

�1 �<br />

z �<br />

z<br />

� �<br />

D q � � D � K R q �<br />

Für q→0 wird aus Dapp das z-Mittel, da hier sämtliche Formfaktoren Pi(q) = 1!<br />

Abb.: Log-lin-Darstellung der normierten Amplitudenkorrelationsfunktion für monodisperse (links) und polydisperse (rechts) Proben.<br />

Für polydispersen Proben ergibt sich der mittlere (apparente) Diffusionskoeffizient nach dem Kumulanten-Verfahren somit formal aus der<br />

Anfangs-Steigung der in Abb.9 gezeigten Kurve. Dieser Wert stellt wie bereits erwähnt wegen der Wichtung mit den Formfaktoren Pi(q) im<br />

Allgemeinen nur einen q-abhängigen apparenten Mittelwert Dapp dar! (Anm.: Die Kurve ist eine Superposition vieler Geraden (s. ---------)).<br />

Die Bestimmung des z-gemittelten Diffusionskoeffizienten erfolgt durch Auftragung von Dapp(q) vs. q 2 , da in diesem Falle sämtliche<br />

Formfaktoren den Wert 1 annehmen:


Abb.: Bestimmung des z-gemittelten Diffusionskoeffizienten durch Interpolation von Dapp(q) für q -> 0<br />

Die nachfolgende graphische Darstellung der Partikelformfaktoren für Teilchen mit 3 verschiedenen Größen dient zur Erläuterung der q-<br />

Abhängigkeit von Dapp aufgrund der Pi(q)-Wichtung: für größere Teilchen i fällt Pi(q) mit steigendem q stärker ab, was somit zu einer<br />

Verringerung des mittleren Teilchenradius und damit zu einem Anstieg des apparenten Diffusionskoeffizienten mit steigendem q führt!


Abb.: Partikelformfaktoren für Kugeln mit 3 verschiedenen Radien R.<br />

Abschließende Bemerkung: Für bimodale Proben entspricht die Korrelationsfunktion, falls die beiden Teilchenfraktionen jede für sich<br />

monodispers sind, der Überlagerung 2er Exponentialfunktionen, die von der DLS allerdings nur dann getrennt aufgelöst werden können, falls<br />

sich die Abklingkonstanten und somit die Radien der jeweiligen Partikel mindestens um den Faktor 2 unterscheiden.

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